Stargate - Der Film - 15 Jahre später
stefan1138 | Stargate | vom 17.01.2010
Im Oktober 1994 öffnete sich in den amerikanischen Kinos zum ersten Mal
das Stargate. Fünf Monate später konnten sich auch die deutschen
Kinozuschauer auf die Reise durch das Sternentor begeben. Der Film mit
dem simplen Titel "Stargate" war erfolgreich, aber kein Kassenknüller im
eigentlichen Sinn. Das Einspielergebnis in den USA betrug ca. 71
Millionen US-Dollar, bei Produktionskosten von rund 55 Millionen.
Weltweit nahm "Stargate" insgesamt 196 Millionen ein. Das ist schon
recht beeindruckend, aber Welten von Blockbustern wie beispielsweise
"Star Wars" (ca. 775 Millionen US-Dollar weltweit) oder "Jurassic Park"
(ca. 914 Millionen US-Dollar weltweit) entfernt. Insgesamt aber spielte
"Stargate" weit mehr ein, als Insider aus der Filmindustrie gemeinhin
erwarteten.
Zur
Erinnerung, der junge aufstrebende deutsche Regisseur Roland Emmerich
hatte 1992 seinen ersten Hollywood Film "Universal Soldier" mit
Jean-Claude van Damme und Dolph Lundgren in den Hauptrollen
herausgebracht. Der recht einfach gestrickte Actionfilm um zwei
verfeindete Supersoldaten war ein Achtungserfolg an den Kinokassen und
öffnete Emmerich einige Türen in Hollywood, denn er hatte vor weit
ambitioniertere Science-Fiction-Filme zu drehen - wie er es zuvor in den
80er Jahren bereits in Deutschland tat (so beispielsweise "Moon 44" aus
dem Jahre 1989). Seit einigen Jahren schon befasste sich Emmerich mit
ägyptischer Geschichte und Mythologie und auch mit den Theorien, dass
die großen Pyramiden von Gizeh nicht von Menschenhand erschaffen sein
könnten. Daraus leitete er die Idee für einen Film namens "Necropol:
City of the Dead" ab, bei dem es um ein Raumschiff, das unter den
Pyramiden begraben ist, gehen sollte. Zeitgleich hatte Dean Devlin, der
als Schauspieler eine der Hauptrollen in "Moon 44" spielte und am
Drehbuch von "Universal Soldier" mitgewirkt hatte, die Idee für einen
groß angelegten Science-Fiction-Film auf einem Wüstenplaneten im Stil
eines "Lawrence von Arabien". Beide Ideen wurden in ein Projekt
gesteckt, heraus kam das Drehbuch zu "Stargate". Mit dem Script wurden
die beiden dann bei zahlreichen amerikanischen Produktionsfirmen
vorstellig, bis sich schließlich mit Carolco, das bereits "Universal
Soldier" produziert hatte und unter anderem für die "Rambo"- und
"Terminator"-Filme verantwortlich war, das passende Studio fand. Als
weitere Partner holte man noch den französischen Pay-TV-Sender und
Filmproduzent Le Studio Canal+ und MGM hinzu, das heute die Rechte am
ganzen Stargate Franchise besitzt. Als Außendrehort entschied man sich
für die große Sandwüste bei Yuma in Arizona, die zuvor schon in "Die
Rückkehr der Jedi Ritter" den Wüstenplaneten Tatooine gedoubelt hat. Die
Innendreharbeiten fanden in Long Beach nahe Los Angeles statt.
Der
Kinofilm "Stargate" zeigt die Entdeckung des Stargate im Jahre 1928 in
Ägypten und erzählt die Geschichte der ersten Reise durch das Sternentor
auf einen Wüstenplaneten, dessen Bewohner von einem mächtigen
außerirdischen Parasit namens Ra, im Körper eines menschlichen
Jünglings, versklavt wurden. Mit Hilfe der Besucher von der Erde erheben
sich die Einheimischen dieses Planeten (der in der späteren
Fernsehserie den Namen Abydos erhielt) zu einer Rebellion gegen Ra, den
sie schließlich besiegen können. Somit legt der Film den direkten
Grundstein zur späteren Fernsehserie "Stargate SG-1".
Für
die Besetzung holten sich Emmerich und Devlin Kurt Russell als
wortkargen Colonel Jack O'Neil und James Spader als leicht schrulligen,
aber liebenswerten Dr. Daniel Jackson, sowie Jaye Davidson als den
fiesen außerirdischen Ra ins Boot. Ergänzt wurde die Besetzung durch
Leon Rippy, als emotionsloser General West, der im Film das
Stargate-Programm leitet, sowie John Diehl (bekannt aus "Miami Vice")
als sympathischer Lieutenant Colonel Charles Kawalsky, dem
Stellvertreter von Colonel O'Neil. Auch drei Einheimische des fremden
Planeten haben ihren ersten Auftritt im Kinofilm: Kasuf, dargestellt von
Erick Avari, der Anführer der Menschen von Abydos, sein Sohn Skaara,
gespielt von Alexis Cruz und seine Tochter Sha'uri, dargestellt von der
israelischen Schauspielerin Mili Avital. Erick Avari und Alexis Cruz
nahmen später für die Fernsehserie ihre Rollen aus dem Film wieder auf.
In der Serie wird aus Sha'uri die Abwandlung Sha're und die Rolle wurde
von Vaitiare Bandera übernommen. Abgerundet wird diese illustre
Schauspielerriege durch die großartige schwedische Schauspielerin Viveca
Lindfors, die in der Rolle der Dr. Catherine Langford brillierte, die
1928 bei der Entdeckung des Stargates dabei war. Stargate war der letzte
Film, in dem Lindfors mitspielte, sie verstarb im Oktober 1995 im Alter
von 74 Jahren.
Der Film "Stargate" entwickelte im Laufe der
Jahre eine immer größere Gefolgschaft an Fans, nicht zuletzt auch
aufgrund der anschließenden Fernsehserie "Stargate SG-1". Der Film
"Stargate" hat den Vorteil, dass er nicht auf eine bereits etablierte
Mythologie zurückgreifen muss und ist daher auch wirklich jedem
Neueinsteiger in das Stargate Universum uneingeschränkt zu empfehlen.
Mit diesem Film begann alles und er fungiert quasi als halboffizieller
Pilotfilm zur anschließenden Fernsehserie, bei der es allerdings einige
inhaltliche und charakterliche Änderungen gab. Nie sah Stargate optisch
so gut aus wie in dieser Kinoproduktion. Die Szenen auf dem
Wüstenplaneten sind auf einem Level mit den vergleichbaren Aufnahmen aus
der ersten "Star Wars"-Trilogie und "Dune - Der Wüstenplanet". Auch
Anleihen beim großen Vorbild von Roland Emmerich, dem britischen
Regisseur David Lean und dessen unsterblichen "Lawrence von Arabien"
sind deutlich erkennbar. Als Stargate in die Kinos kam, wurde er als
Mischung aus "Star Wars" und "Indiana Jones" bezeichnet, da der Film
Elemente der Archäologie mit einer außerirdischen Welt vereint. Kurt
Russell und James Spader brillieren in ihren Rollen, da sie deutlich
entgegen ihrer sonst typischen Rollenwahl besetzt wurden. James Spader
ist normalerweise eher für aalglatte Anwälte und Fieslinge bekannt,
überzeugt aber vollständig als schüchterner und von der etablierten
Wissenschaft verachteter Exzentriker. Spader legte die Messlatte somit
sehr hoch, aber Michael Shanks, der den Charakter in der Serie
verkörpert, konnte später ebenso überzeugen.
Kurt
Russell ist bekannt für knallharte Action-Helden mit markigen Sprüchen,
unter der harten Schale seines wortkargen Jack O'Neil sieht man aber
immer wieder auch weiche Nuancen durchscheinen, da sich der Colonel mit
dem Verlust seines Sohnes belastet, der sich versehentlich mit seiner
Waffe erschossen hat. Hier zeigt sich, dass Russell ein hervorragender
Schauspieler ist, denn er zeigt eine Verletzlichkeit, die man so von ihm
vorher nicht kannte - und die er vier Jahre später in dem Science
Fiction Film "Soldier" wieder unter Beweis stellte. Die Regie von Roland
Emmerich ist routiniert und er holt aus seinen Schauspielern das
Bestmögliche für ihre jeweiligen Rollen heraus. Besonders hervor sticht
auch die Musik von David Arnold. Der sehr stimmungsvolle und mystische
Soundtrack ist erst die zweite Kinoarbeit des britischen
Filmkomponisten. Ursprünglich wollten Emmerich und Devlin den legendären
John Williams, der vor allem für die Musik zu "Star Wars", "E.T.",
"Indiana Jones" und "Jurassic Park" bekannt ist, verpflichten. Dieser
stand aber nicht zur Verfügung und so entschied man sich kurzerhand für
den fast unbekannten David Arnold. Eine Entscheidung, die sie nicht
bereuten, denn der "Stargate"-Soundtrack mit seinen großen heroischen
und geheimnisvollen Themen steht Kompositionen von John Williams in
nichts nach und bildete die Grundlage für die Musik zu 10 Jahren
"Stargate SG-1". David Arnold vertonte später noch "Independence Day"
und seit 1997 alle folgenden James Bond-Filme.
Vieles im
Stargate Unversum wurde für die darauffolgenden Serien verändert, so
wurde beispielsweise die Schreibweise des Hauptcharakters Colonel O'Neil
verändert, denn der Colonel O'Neill der Fernsehserie schreibt sich nun
mit zwei L. Und auch der ehemalige McGyver Darsteller Richard Dean
Anderson, der die Rolle von Kurt Russell übernahm, verlieh der Figur
deutlich mehr Humor. Auch der Planet Abydos wurde beispielsweise von
einer fernen Galaxie kurzerhand in unsere Milchstraße verlegt und ist
nun der Planet mit einem Stargate, der der Erde am nächsten ist. Auch
das humanoide Alien Ra im menschlichen Körper passt so gar nicht zu den
Goa'uld, wie wir sie aus der Serie kennen. Es gibt noch jede Menge
anderer Veränderungen, die die Produzenten von SG-1 vornahmen, aber das
Grundthema des Kinofilms ist das gleiche wie das der Serie, nämlich die
Erforschung fremder Welten.
In den USA ist dieser Tage eine
Blu-Ray zum fünfzehnjährigen Jubiläum von "Stargate" erschienen. Laut
einer Review von unseren Kollegen von SCI FI WIRE ist die Disc zwar im
Großen und Ganzen gut gelungen, aber die Bildqualität des Kinofilms soll
bereits einige Alterserscheinungen aufweisen. Auch soll der Film über
ein Flimmern verfügen, das darauf schließen lässt, dass das Master eher
als Ausgangsmaterial für eine DVD anstatt einer
High-Definition-Veröffentlichung vorgesehen war. Ansonsten verfügt diese
Edition über jede Menge Extras, wie Kommentare, Making-Ofs und
Gag-reels, und enthält sowohl die ursprüngliche Kinofassung als auch
den, einige Jahre später erschienenen, acht Minuten längeren Directors
Cut. Eine englischsprachige Review auf SCI FI WIRE kann man hier nachlesen.
Abschließend
lässt sich sagen, dass "Stargate" als Film selbst wenig gealtert ist
und er im Nachhinein einen hervorragenden Einstieg in das
Stargate-Fernsehuniversum darstellt. Rückwirkend wäre es interessant
gewesen, mögliche weitere Stargate-Kinofilme unter der Führung von
Roland Emmerich und Dean Devlin zu sehen. Beide betonten immer wieder,
dass Stargate ursprünglich als Trilogie von Kinofilmen geplant war,
dessen Handlungsverlauf sich vollständig von dem der späteren
Fernsehserie unterschieden hätte.
Dean Devlin hat zwar mehrfach
auf weitere mögliche Stargate Kinofilme hingewiesen, aber die Chancen
stehen hierfür momentan eher schlecht und sind wohl auch nicht im
Interesse der Fans, denn der Handlungsverlauf von "SG-1", "Atlantis" und
"Universe" ist bestens etabliert und die Darsteller der Fernsehserien
sind zurecht Lieblinge der Fans. Und deshalb ist es zweifelhaft, ob eine
Rückkehr von James Spader und Kurt Russell von den Fans und dem
breiteren Publikum so einfach akzeptiert würde.
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