Wir alle kennen das. Da bin ich mir sicher. Es erscheint surreal, wieviel Zeit vergangenen ist. Seit dem Ende von Stargate. 10 Jahre sind es. Vor 10 Jahren strahlte der US-Sender Syfy die finale Episode von Stargate: Universe aus. Am 9. Mai 2011. Ist es nicht ironisch? Gemeinsam mit der Crew der Destiny begab sich das Stargate-Universum in einen tiefen Schlaf.
Hierzulande gingen die Lichter auf der Destiny ein wenig später aus. Das ändert leider nichts an der Tatsache: Zu diesem Zeitpunkt war längst klar, dass Stargate: Universe Staffel 3 nicht aufklären würde, ob die Crew der Destiny überleben und jemals die Stasiskapseln wieder verlassen würde. Inmitten der Turbulenzen, die sich aus den finanziellen Schwierigkeiten bei MGM ergaben, ging Stargate: Universe Staffel 3 schlichtweg unter. Versuchte Syfy zunächst noch, der Serie ein rundes Ende zu schenken, schien das Stargate-Universum beim Studio längst in Vergessenheit geraten zu sein. Beim Studio schon. Nicht bei den Fans.
Die lange Zeit der Vergessenheit
Moment. Das stimmt nicht ganz. Mit Petitionen versuchten Fans einst, das Franchise zu retten und zumindest einen würdigen Abschluss für Stargate: Universe heraus zu handeln. Damals war noch nicht ganz so offensichtlich, weshalb Stargate: Universe dran glauben musste. Die meisten gaben dem US-Sender Syfy die Schuld. Jahre später stellte sich heraus, dass dieser tatsächlich darum bemüht war, die Serie fortzusetzen. Bei MGM hingegen sah die Sache anders aus.
So sehr einige Fans noch hofften und kämpften, so stellte sich eher früher als später heraus, dass dies vergebens wäre. MGM wollte von Stargate nichts mehr wissen und das Franchise – eines der größten Serienuniversen, die einst über die TV-Bildschirme flimmerten – geriet in Vergessenheit. Selbst bei den Fans.
Am besten konnte man dies am Sterben der Stargate-Conventions verfolgen. Immer mehr Events verzichteten darauf, eine weitere Ausgabe anzukündigen. Nur auf allgemeinen Cons – Comic-Cons und Conventions mit bunt gemischtem Line-up – konnte man die Stargate-Stars das eine oder andere Mal noch antreffen. Doch wenn es um reine Stargate-Events ging, dann sah es sehr, sehr schlecht aus. Die offizielle Stargate-Convention von Creation Entertainment endete. Die letzte Chevron-Convention aus dem Hause Massive Events brachte es 2016 noch auf rund 150 Besucher und auch bei der Gatecon machte man sich rar.
Stargate = tot?
Auch anderweitig wurde es recht still im Stargate-Universum. Immer weniger Fans diskutierten über die Serien. Es gab ja nicht viel Neues zu berichten und zu bequatschen. Selbst die großen internationalen Fansites lagen lange Zeit brach, brachten keine weiteren Infos. Wir selbst entschieden uns dazu, den Betrieb weitestgehend aufrecht zu erhalten. Die Aufrufzahlen sagten uns: Ja, Interesse ist trotz sinkender aktiver Beteiligung im Fandom durchaus da. Vermehrt berichteten wir über Conventions, Merchandise und in den News über die neuen Projekte der Stargate-Stars.
Das war gerade zu dieser Zeit nicht immer leicht. Während jeder von uns mehrere Stunden pro Woche in das Projekt steckte, kloppten viele auf uns ein: „Stargate ist tot.“ --- „Interessiert doch niemanden, was die Schauspieler machen.“ --- „Das ist alles Geschichte.“ So sehr solche Kommentare schmerzten, mit denen manche unsere Bemühungen mit Füßen traten, so sehr zeigte sich: Nein, Stargate ist NICHT tot.
Ist Stargate Origins die Rettung?
Bedenkt man, dass wir Stargate Origins für diesen Artikel nicht mal als richtige Serie werten, scheint es geradewegs ironisch, dass dieses ungeliebte Werk, das bei Stargate-Fans größtenteils auf Verachtung stößt, die Rettung des Stargate-Franchis sein könnte. Auch wenn Stargate Origins nicht die Serie war, die Fans gerne gesehen hätten, so war es gerade Stargate Origins, was das Stargate-Universum überhaupt wieder für ein breites Publikum sichtbar machte. Viele, die das Treiben um Stargate in den Jahren zuvor nicht mehr verfolgt hatten, wurden nun wieder hellhörig.
Leider verärgerte man mit dem Konzept von Stargate Command (zu wenige Länder, nur in englischer Sprache) und dem geringen Budget hinter Stargate Origins erneut viele Fans. Mehr als eine Staffel Stargate Origins wurde es dann auch nicht. Darauf war die Serie nicht ausgelegt, aber die angeteasten weiteren Staffeln mit neuen Ideen blieben ebenfalls aus. Und das Schicksal von Stargate Command kennen wir ja auch. Dennoch schien sich etwas verändert zu haben. Vielleicht waren es die beiden Tweet Storms, die Joseph Mallozzi ins Leben gerufen hatte, um MGM zu zeigen, dass das Stargate-Fandom unbedingt eine neue Stargate-Serie – eine RICHTIGE neue Stargate-Serie sehen möchte. Vielleicht – so gewinnt man jedenfalls den Eindruck – hat man bei MGM auch endlich begriffen, dass man Fans nicht einfach mit irgendetwas (in dem Fall Stargate Origins) abspeisen kann. Es bedarf eines Qualitätsprodukts mit den richtigen Leuten dahinter.
Vielleicht interpretiere ich hier zu viel. Aber als sich Brad Wright damals auf der Gatecon und gegenüber dem Nerks of the Hub-Podcast äußerte, schien er darauf anzuspielen, dass man plötzlich doch angekrochen kam, um seinen Rat zu ersuchen und sich seine Ideen anzuhören. Ein Bekenntnis, dass man den falschen Weg eingeschlagen hatte? Ein Kompliment an das Universum, das drei Serien und 17 Staffeln mit über 300 Episoden hervorgebracht hatte?
Ein Fandom zwischen Hoffen und Bangen
Die Jahre seit der Absetzung von Stargate: Universe verstrichen ohne nennenswerte Stargate-Ereignisse. Stargate Origins ließ die (negativen) Emotionen vieler Fans hochkochen, die Stargate-Comics zogen an vielen eher unbemerkt vorbei. Und deutsche Leser haben auch mit den bislang nur in englischer Sprache erschienen Büchern aus dem Hause Fandemonium weiter ihre Probleme.
Dennoch lebte Stargate über all die Jahre weiter. In manchen Jahren war es etwas ruhiger, in den vergangenen Jahren wurde es wieder etwas lauter. Wie einst die Star Wars-Fans und Trekkies ihre Universen am Leben erhielten, taten es in den vergangenen zehn Jahren die Stargate-Fans. Wäre die Corona-Pandemie nicht dazwischengekommen, hätten wir vielleicht sogar schon Neuigkeiten zu der neuen Stargate-Serie, die Brad Wright und Joseph Mallozzi seit langem anteasen. Vielleicht auch nicht. Aber irgendwie ist es doch beruhigend zu wissen, dass daran gearbeitet wird. Dass nun die richtigen Leute daran arbeiten, diejenigen, die das Serienuniversum zu dem gemacht haben, das es ist. Die Flamme, die die Fans all die Jahre am Leben gehalten haben, brennt weiter – und nun auch wieder dort, wo es von Bedeutung ist. Aber wie ist es den Fans in den vergangenen Jahren gelungen, Stargate am Leben zu halten, obwohl so manch ein Pessimist das Stargate längst begraben hat?
10 Jahre mit unglaublich viel Stargate
Ich möchte zu dieser Frage gerne ein paar Gater aus dem SG-P-Team zu Wort kommen lassen, die schildern, wie sie die vergangenen 10 Jahre erlebt haben – und diese Geschichten zeigen auf wunderbare Weise, dass es nie zu spät ist, ins Stargate-Fandom einzusteigen und die Serien für das zu lieben, was sie sind: Großartige Unterhaltung, die sich über die Vergessenheit hinweggesetzt haben.
Sam_Carter | 10 Jahre ohne Stargate – von wegen! Mit dem TV-Ende von Stargate ging mein Leben als Stargate-Fan erst richtig los. Ich hatte das Franchise spät für mich entdeckt: Ende 2009 stieß ich durch meinen damals 18-jährigen Sohn darauf, schaute wochenlang nur noch DVDs von SG-1, dann Atlantis und konnte schließlich im Fernsehen direkt mit Universe weitermachen. Inzwischen hatte ich dank Internet herausgefunden, dass es ganz viele Leute gibt, die so verrückt nach Stargate sind wie ich es inzwischen geworden war.
Ich las mich durch Fanfictions und Foren (am 07.03.2011 meldete ich mich bei SG-P an), knüpfte erste Kontakte zu anderen Fans … und erfuhr, dass es sogar Möglichkeiten gibt, nicht nur diese anderen Fans, sondern auch seine TV-Stars live zu treffen. So fuhr ich dann Ende April 2011, also kurz vor dem Ende der zweiten SGU-Staffel, zu meiner allerersten Convention. Denn Richard Dean Anderson kam zur FedCon nach Düsseldorf. Den musste ich treffen! Es war ein unfassbares Erlebnis … und der Beginn vieler schöner Con-Jahre.
Seitdem bin ich zu 33 Conventions in 6 Ländern gereist (4 davon reine Stargate-Cons) – und zwar nicht mehr nur, um die Stars zu treffen, sondern vor allem auch um die Fans wiederzusehen, von denen viele inzwischen Freunde und teilweise sogar eine zweite Familie geworden sind. Ich kann es nicht erwarten, dass das Con-Leben weitergeht und wir uns alle wieder treffen können. Gatecon The Celebration 2022 in Vancouver – das wäre schon was.
Redlum49 | Auch 10 Jahre nach dem TV-Ende lebt das Sternentor nach wie vor weiter. Vielleicht nur auf Sparflamme, aber dafür umso beständiger. Dies ist nicht nur auf Conventions zu erkennen, wo Stargate immer noch ein großes Thema ist, sondern auch Abseits davon, wo man im ersten Moment nicht unbedingt mit Stargate rechnen würde.
Sei es beim Geocaching, wo nach wie vor neue Caches auftauchen, welche unserer aller Lieblingsserie gewidmet sind oder selbst in anderen Medien, in denen man überraschend über Stargate-Easterggs stolpert. Exemplarisch seien hier die Marvel-Comics erwähnt. So kommt in einem Spider-Woman/Spider-Gwen/Silk-Crossover von 2016 ein Dimensionsportal vor, welches eine extrem auffällige Ähnlichkeit mit einem Stargate hat, inklusive dem blauen Ereignishorizont und in einem Panel eines Spider-Man/Deadpool-Crossovers von 2019 erwähnt Deadpool sogar explizit Stargate.
Die Hoffnung stirbt jedenfalls immer noch nicht, dass die eingangs erwähnte Flamme vielleicht eines Tages wieder zu einem richtigen Flächenbrannt entflammt und der Spruch "Wenn du erkennst, dass das Kerzenlicht Feuer ist, wurde das Mahl schon vor langer Zeit bereitet" sich in seiner ganzen Weisheit entfaltet.
Sci_Fi-Dave | 10 Jahre ohne Stargate – ein trauriges Jubiläum, und doch kommt mir persönlich die Zeit gar nicht so lang vor. Zum einen boten Stargate Origins und Stargate Command zwischenzeitlich einen Lichtblick (auch wenn dieser dann doch recht schnell wieder verdunkelt wurde), und zum anderen war Stargate für mich immer irgendwie „da“. Discs aus der Stargate-DVD-Sammlung landeten immer mal wieder im Player, auf Conventions waren SG-Stars nach wie vor gern gesehene Gäste, im TV sind alle (!) Stargate-Serien ohnehin Dauerbrenner, und durch meine Mitarbeit bei Stargate-Project.de blieb ich in Sachen Stargate-Content, Schauspieler etc. gewissermaßen eh „am Ball“. Die Stimmung in der Fan-Basis erlebte während der letzten Dekade zwar schon ziemliche Tiefen, wie ich finde; aber gleichzeitig sind wir ein ungemein treuer Haufen geblieben, und die Aussicht auf eine neue mögliche Serie sowie die zunehmende Aktivität in den Bereichen Events (Stichwort GateCon) und Merchandise (Raumschiffmodelle von Eaglemoss, das Stargate-Tabletop von Wyvern, der aktuelle SG-1-Crossover mit AstroKings, ...) stimmen mich aktuell wieder (wenn auch, mit Blick auf das Schicksal von SGO und Stargate Command, erst einmal vorsichtig) optimistisch.
RodneysGirl | Wahnsinn, wie schnell die Zeit vergeht! Zwar fehlen mir neue Abenteuer im Stargate-Universum, doch kommt es mir dank Conventions und der Arbeit an Stargate-Project.de nicht wie 10 Jahre vor! Stargate hat noch so viel zu bieten und es freut mich, dass das Fandom noch da ist - sicherlich ruhiger, als es schon war, aber noch lange nicht tot.