Review: Wonder Woman

Sci_Fi-Dave   |   Ferne Welten   |   vom 19.06.2017

Review: Wonder Woman Bildnachweis: Photo by Gage Skidmore

Photo by Gage Skidmore --- Used under CC BY-SA 2.0 --- resized / cropped

DCs Versuch, mit einem eigenen Kinouniversum dem großen Konkurrenten Marvel nachzueifern, polarisierte Comic- und Film-Fans bisher eher, die Kritiken waren zumeist mies, der gewünschte Erfolg blieb aus - zumindest bis jetzt.
Mit Wonder Woman scheint der Fluch endlich gebrochen, und tatsächlich ist der erste Kinofilm der Heldin überhaupt der bisher beste Eintrag im DC Extended Universe - und trotz kleiner Mängel ein sehr guter, sehenswerter Film!

Inhalt

Das Mädchen Diana, aus Lehm geformt und vom Göttervater Zeus zum Leben erweckt, wächst als Prinzessin der Amazonen auf der verborgenen Paradiesinsel Themyscira auf. Als der Spion Steve Trevor vor der Insel notlandet und von einem schrecklichen Krieg in der Welt der Menschen berichtet, folgt ihm die inzwischen erwachsene Diana in die Außenwelt - entschlossen, den Kriegsgott Ares, den sie hinter dem Konflikt vermutet, zu vernichten. Während sie mit Trevor gegen den deutschen General Ludendorff und die Chemikerin Maru alias Dr. Poison kämpft, findet Wonder Woman schließlich ihre Bestimmung.

Kritik

Bei all der Häme, die Batman v Superman: Dawn of Justice (zum Teil natürlich zu Recht) einstecken musste, waren sich Fans in einem Punkt schnell einig: Wonder Womans Auftritt war durchweg gelungen. Gal Gadot, Supermodel und Schauspielerin aus Israel, füllte die Amazonenrolle von Anfang an nahezu perfekt aus, und ihr Solofilm profitiert ebenfalls sehr von der Besetzung der Titelrolle.

Auch wenn man in ein paar wenigen Szenen merkt, dass sie nicht die gleiche umfangreiche Schauspielerfahrung wie einige ihrer Co-Stars mitbringt, gelingt es Gal Gadot auch in ihrem eigenen DC-Abenteuer, die vielen Charakterfacetten von Wonder Woman wie Schönheit, Anmut, Klugheit und Mitgefühl, aber auch Heldentum und Kampfkunst in ihrer Darstellung überzeugend zu verbinden.

Der Cast des Films ist vielfältig und bis in die Nebenrollen gut besetzt. Vor allem Connie Nielsen und Robin Wright liefern als Königin Hippolyta und deren Schwester Antiope eine starke Vorstellung ab, und Chris Pine geht in seiner Rolle als Steve Trevor voll auf.
Er behauptet sich als Sidekick und Love Interest, und gerade hier punktet Wonder Woman: Denn typische Geschlechterrollen werden nicht einfach vertauscht, sondern die Figuren sind gleichberechtigte Teile der Story. Auch Wonder Womans Gefährten Chief, Charlie und Sameer (die auf dem Kriegsfoto aus Batman v Superman neben ihr und Trevor zu sehen sind) fügen sich gut ein und haben ihre Charaktermomente.

Die unmittelbaren Antagonisten, General Ludendorff (Danny Huston) und Dr. Poison (Elena Anaya) bleiben trotz ihres weitgehend überzeugenden Spiels allerdings etwas flach - den Grund hierfür zu nennen würde jedoch einen wichtigen Umkehrpunkt der Handlung vorwegnehmen!

Neben dem Cast ein weiterer Pluspunkt: Wonder Woman stellt die Charakterentwicklung der Titelheldin in den Fokus, statt auf Fan-Service zu setzen. Referenzen zu den Comic-Vorlagen wurden sparsam eingesetzt, und auch die Kampfchoreografie wirkt trotz Tempo und Intensität nicht übertrieben oder gar von einem gewissen anderen schildschwingenden Superhelden abgekupfert.

Patty Jenkins, die zwar für ihre Arbeit an Monster und The Killing bekannt ist, mit Hollywood-Blockbustern bislang aber kaum Erfahrung hat, erweist sich als hervorragende Wahl für den Platz auf dem Regiestuhl, indem sie eine klassische und vollständige "Origin Story" entwickelt.

Dabei bindet sie den Schrecken des Krieges geschickt in Wonder Womans Charakterbogen ein und schafft eine düstere Stimmung, die aber nicht erzwungen wirkt, sodass DCs "grimmigerer" Ansatz in den Comicverfilmungen hier tatsächlich funktioniert.

Gleichzeitig lässt Jenkins ihre Heldin - die im Verlauf der Story erkennen muss, dass Menschen sowohl zu Bösem als auch zu Gutem fähig sind -, dem Krieg und Hass nicht nur ihre übermenschlichen Kräfte, sondern vor allem die Macht der Liebe entgegensetzen. Gerade hierin liegt die eigentliche Stärke der Superheldin, und es gelingt der Regisseurin das zu zeigen, ohne in Klischees abzurutschen.

Bei allem wohlverdienten Lob ist Wonder Woman allerdings auch nicht ganz ohne Fehler.

So erscheint die finale Schlacht etwas zu gewollt und erinnert manchmal doch etwas zu stark an die teilweise übertrieben wirkenden Zerstörungsorgien in Man of Steel und Batman v Superman, die sich als ein Stilmittel im DCEU abzuzeichnen scheinen.

Auch die Verlegung der Handlung in die Zeit des Ersten Weltkriegs ist letztlich etwas zwiespältig, denn obwohl man damit vordergründig zu deutliche Parallelen mit Marvels Captain America: The First Avenger vermeiden wollte, wirft es gleichzeitig die Frage auf, wo Wonder Woman im Zweiten Weltkrieg war - der Epoche, mit der ihre Geschichte in den Comics noch dazu am engsten verknüpft ist.

Der Plot kann auch nicht alle Nebenhandlungen auflösen, und die Motivation der Charaktere in manchen Situationen, insbesondere zum Ende hin, ist nicht immer klar.

Diese Kritikpunkte fallen allerdings im Vergleich zur überzeugenden Gesamtqualität des Films kaum ins Gewicht und könnten sogar durchaus noch in der Fortsetzung oder im breiteren DCEU geklärt werden - so soll schon Justice League auch die Storyline um die Amazonen weiter ausbauen und ergänzen.

Fazit

Auch wenn einige wenige Details nicht ganz aufgehen und Wonder Woman vor allem zum Ende hin nicht alle Fallstricke vorangegangener DCEU-Filme komplett umgehen kann, überzeugt das erste Kinoabenteuer der Amazonenprinzessin als eine gelungene, klassische Comicverfilmung.

Die Charaktere, Handlung und Schauplätze sowie die treffsicher platzierten humorvollen Szenen funktionieren insgesamt gut und arbeiten in Patty Jenkins' Origin Story der Amazonenprinzessin hervorragend zusammen.

Wonder Woman ist ein sehr guter Film, ein deutlicher Qualitätsschub für das DC-Kinouniversum - und dürfte vor allem auch den Maßstab setzen für zukünftige Filme mit starken weiblichen Charakteren (und nicht nur Superheldinnen!) in der Titelrolle.
Absolut sehenswert!


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