Review - Independence Day: Wiederkehr

Sci_Fi-Dave   |   Ferne Welten   |   vom 14.07.2016

Independence Day: Wiederkehr Review-Teaser 02 Bildnachweis: © 2016 Twentieth Century Fox

Mit damals revolutionären visuellen Effekten hatte Regisseur Roland Emmerich im Jahre 1996 Kinogänger beeindruckt und das Sci Fi-Subgenre der Alien-Invasionen auf ein bisher unerreichtes Level an Ausmaß und Bildgewalt gehoben. Natürlich hat Independence Day ebenso seine Schwächen, allerdings war ein Kunstfilm voller Tiefgang hier auch nie das Ziel gewesen. Emmerichs Alienspektakel funktioniert nach wie vor perfekt als Event-Kino; und obwohl die Idee, dass sich die Menschheit gegen die außerirdische Bedrohung tatsächlich zusammenschließt, zunächst kitschig anmuten mag, so ist sie im Grunde doch ein wichtiger Gedanke mit Tragweite, und Genre-Fans nicht neu.

Gleichzeitig jedoch schien die Story auch in sich abgeschlossen, ein Sequel unnötig. Als bekannt wurde, dass ID4 eine Fortsetzung erhält, die 20 Jahre später in Echtzeit spielt, stellten daher viele die Frage nach dem Warum. Dennoch gelingt es Independence Day: Wiederkehr, auf dem ersten Teil aufzubauen, eine spannende Geschichte zu erzählen und das Franchise zu erweitern, ohne dabei die Charaktere ganz aus dem Blick zu verlieren.

Denn die Fortsetzung ist definitiv keine bloße Neuauflage à la "größer, lauter, mehr Explosionen". Selbstverständlich war die rasante Entwicklung der Tricktechnik in den letzten 20 Jahren einer der ausschlaggebenden Gründe für das Sequel, und die Skala wurde gerade in diesem Bereich mächtig nach oben geschraubt. Die Inszenierung weltumspannender Katastrophen ist und bleibt nun einmal die Spezialität des "Spielbergle", und Emmerich schöpft die Möglichkeiten heutiger Spezialeffektekünstler für Independence Day: Wiederkehr voll aus.

Entsprechend und erwartungsgemäß bilden die Visuals eine besondere Stärke des Films, doch bleibt es nicht einfach bei einer seelenlosen Materialschlacht und Effekteorgie:
Die Bilder hinterlassen zum einen wirklich bleibenden Eindruck und erreichen teilweise sogar Star Wars-Niveau, etwa wenn sich das beinah planetengroße Raumschiff bedrohlich auf die Erde zu bewegt. Außerdem sind die Aliens und ihre Schiffe nicht bloß größer und gefährlicher, weil es die Fortsetzungsregel so erfordert, sondern dies hat seinen Grund auch in der Story und dem erweiterten Universum für das ID4-Franchise, das die Autoren entworfen haben.
Zum anderen bemüht sich der Film neben der Darstellung globaler Zerstörung bisher ungekannten Ausmaßes zugleich sichtlich, die Katastrophe und ihre Folgen ebenso aus der Sicht der Charaktere und damit aus einem persönlicheren Blickwinkel heraus zu betrachten.
Auch wenn die Charakterentwicklung zum Teil unter dem Plot und dem vielleicht etwas zu umfangreichen Ensemble-Cast leidet und nicht immer die Tiefe erreicht, die man sich als Zuschauer wünschen würde, überrascht dieser Ansatz in der Inszenierung durchaus positiv.

Ein weiteres Plus ist die Besetzung. Ähnlich wie Star Wars: Das Erwachen der Macht punktet auch Independence Day: Wiederkehr mit einem vielfältigen Cast und einer gelungenen Mischung bekannter und neuer, junger Charaktere, zwischen denen die Chemie stimmt und Teamgeist aufkommt. Nicht alle Darsteller glänzen gleichermaßen, doch die schauspielerischen Darbietungen, einschließlich denen der Newcomer, können dennoch weitgehend überzeugen. Neben einem gewohnt routinierten Jeff Goldblum brilliert jedoch vor allem ein sichtlich gut aufgelegter Brent Spiner in seiner Rolle des zerstreuten, aber genialen Wissenschaftlers Dr. Brackish Okun.

Damit soll allerdings nicht gesagt sein, dass Independence Day: Wiederkehr völlig frei von Fehlern ist.
Nicht jede Szene und jeder Plotaspekt funktionieren wirklich; und obwohl sich die Autoren bemühen, den umfangreichen Cast so gut wie möglich einzubinden und zu entwickeln, so gelingt dies nicht immer.
Des Weiteren mangelt es zuweilen an Hintergrundinformationen, was mitunter zum Nachteil für die Story und Charakterentwicklung wird: Der Zuschauer wünscht sich bei manchem Handlungspunkt oder Charakter mehr Details und Vorgeschichte. Die zahlreichen veröffentlichten ESD-Promovideos und Movie-Clips sowie die mit Aufwand gestaltete Webseite warof1996.com geben zwar durchaus einen guten Überblick über die wichtigsten Ereignisse, doch derartiges Promo-Material sollte eher ergänzen und weniger einen Teil des Erzählvorgangs ausmachen.

Schließlich bleiben auch einige Fragen unbeantwortet, und nicht alle Aspekte aus dem ersten Teil, darunter die Entführung von Menschen durch Aliens, werden wirklich geklärt oder näher beleuchtet. Dieser Umstand kann jedoch natürlich auch dem Blick der Autoren auf einen möglichen dritten Teil der Independence Day-Reihe geschuldet sein, der spätestens am Ende des Films klar vorhanden ist.

Bei diesen negativen Punkten handelt es sich jedoch meist eher um Details, die den positiven Gesamteindruck von Independence Day: Wiederkehr kaum wesentlich beeinflussen. Regisseur Roland Emmerich und seinem noch recht frischen Autorenteam ist es gelungen, auf den Stärken des ersten Teils aufzubauen, diesem Hommage zu zollen, das Franchise wiederzubeleben und weiterzuentwickeln.
Dabei lebt der Film vor allem von der Idee und Botschaft einer geeinten Menschheit, die zwar noch immer Fehler begeht und viel zu lernen hat, aber trotzdem Potenzial für die Zukunft zeigt und schließlich sogar den Schritt in den Weltraum wagen kann - ein Gedanke, der in der modernen, globalisierten Welt durchaus Gewicht hat und auch andere Sci Fi-Franchises wie Star Trek durchzieht.
Beeindruckende, gut inszenierte Visuals und die illustre Darstellerriege runden das Kinoerlebnis schließlich ab.

Independence Day: Wiederkehr mag zwar kein absolut perfekter Film sein, zugegeben. Aber er ist ein gelungenes, zuweilen positiv überraschendes Sequel, gute Sci Fi-Unterhaltung und den Kinobesuch definitiv wert.

Aber darüber hinaus hat das kreative Team, bestehend aus Roland Emmerich, Produzent Dean Devlin und den Autoren James A. Woods, Nicolas Wright und James Vanderbilt auch bewiesen, dass sie mit einem bestehenden Franchise umgehen und dieses mit eigenen Ideen und frischen Charakteren neu erfinden können. Emmerich, Devlin und das Autorenduo Woods und Wright werden für das geplante Stargate-Kinoreboot erneut zusammenarbeiten - und für dieses ist nach Independence Day: Wiederkehr sogar durchaus echtes Potenzial vorhanden.

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