Seit dem Ende von Stargate: Universe wünschen sich Stargate-Fans eine Fortführung. Die Wünsche sehen vielfältig aus. Die einen träumen von Stargate: Universe Staffel 3, andere hätten lieber Stargate: Atlantis Staffel 6 (manche auch gerne beides) oder man sieht es etwas realistischer und spricht von einer neuen Serie, die Interessierten den Einstieg ermöglicht, ohne erst 17 Staffeln nachholen zu müssen, während man alteingesessene Fans mit (Gast-) Auftritten alter Bekannter versorgt und die Mythologie aus dem Serienuniversum fortführt.
Im Prinzip klingt das nicht nur realistisch, sondern auch logisch – insbesondere in Anbetracht der vergangenen Entwicklungen. Nachdem Stargate: Origins alles andere als auf großen Anklang stieß, nahm MGM wieder Kontakt mit Brad Wright auf, der daraufhin den Piloten für eine neue Serie schrieb. Er selbst und Joseph Mallozzi teasten dahingehend ja einiges und der generelle Konsens ist: Die beste Option, Stargate zurückzubringen, sei es, einer Serie grünes Licht zu erteilen, die von Brad Wright geschrieben wird, das Serienuniversum beachtet und Neulinge wie alte Gate-Hasen abholt.
Aber was, wenn das genau der falsche Ansatz ist? Spielen wir mal mit dem Gedanken aus dem Titel dieses Artikels …
Eine neue Stargate-Serie … ohne Brad Wright
Gehen wir mal davon aus, dass Amazon eine Serie bestellt, die dem Stargate-Canon treu bleibt, aber sich für einen anderen drastischen Schritt entscheidet: Die Serie wird ohne Brad Wright an den Start gehen. Vielleicht ist das genau der richtige Ansatz.
Zweifellos hat Brad Wright mit dafür gesorgt, dass aus dem Kinofilm von Roland Emmerich ein Serienuniversum wächst, das es einst immerhin geschafft hatte, mit einer der Größen des Sci-Fi-Genres verglichen zu werden: Star Trek.
Das Beispiel Star Trek zeigt, dass sich das Universum unter neuer Leitung neu erfunden hat – und das scheint zu funktionieren. Die einen fluchen darüber, doch irgendetwas scheint man richtig zu machen, bedenkt man, wohin der Neustart unter Star Trek: Discovery führte: zu einem neuen Universum, zu dem inzwischen auch Star Trek: Picard, Star Trek: Strange New Worlds und die beiden Animationsserien Lower Decks und Prodigy zählen. War der erfolgsmäßige Vergleich zu Star Trek einst noch gerechtfertigt, ist Stargate längst in der Versenkung verschwunden – und egal, wie oft das Thema wieder hochbrodelt, ebenso schnell kühlt es auch wieder ab.
Vielleicht, so mag man meinen, liegt es an neuen Ideen – dafür stecke ich nicht tief genug in der Star Trek-Materie. Allerdings kann ich mich noch lebhaft an Diskussionen erinnern, in denen wieder und wieder angeprangert wurde, dass in Stargate irgendwie ja doch immer wieder dasselbe auf den Tisch kommt, bis hin zu Episoden, bei denen der Eindruck entstand, dass diese schlichtweg – ob nun Brad Wright oder jemand anders – von einer früheren Episode kopiert worden seien. An neuen Ideen mangele es, hörte man in den späteren Jahren von Stargaten SG-1 immer wieder aus dem Fandom, bei Stargate: Atlantis dann ebenfalls.
Natürlich kann man nach all den Jahren auch Entschuldigungen suchen: Es ist so viel Zeit vergangen, da konnte Brad Wright (stellvertretend für alle anderen Beteiligten) ja sicherlich neue Ideen entwickeln, sich von alten Themen, die vielleicht zu häufig auf den Tisch kamen, verabschieden, Dinge entwickeln, die frischen Wind in die Sache bringen, ohne das gesamte Serienuniversum umzukrempeln.
Vergessen darf man hingegen nicht, dass man gerade bei Herzensprojekten schnell betriebsblind wird, weil man sich auf nur diesen einen oder jenen anderen Aspekt konzentriert, sich in Kleinigkeiten verliert, statt das große Ganze voranzutreiben. Und das kann auch über Jahre anhalten, denn man darf nicht vergessen, dass es den Schreiberlingen sicherlich ähnlich geht wie den Fans: im Kopf setzt sich eine romantisierte Version dessen fest, was einst war.
Ein romantischer Ausflug in die Vergangenheit
Die erste Staffel von Stargate SG-1 war wirklich schlecht. Natürlich, sie hatte ihre Höhepunkte und zur damaligen Zeit fand das Konzept „Planet der Woche“ auch noch größeren Anklang, aber nüchtern betrachtet war die erste Staffel von Stargate SG-1 alles andere als eine Glanzleistung der Sci-Fi-Serienunterhaltung. Und doch haben wir es viel besser in Erinnerungen – das kennen wir vor allem auch von Serien aus unserer Kindheit. Hier spielt uns unser Gehirn einen Streich.
Gerade deshalb könnte es von Vorteil sein, wenn sich eine Person mit einer neuen Stargate-Serie auseinandersetzen, die das bisherige Serienuniversum neutral betrachtet, nicht in Verbindung mit den vielen schönen Erinnerungen an längst vergangene Tage – denn wenn es uns als Zuschauer schon so geht, wie wird es dann wohl den damaligen Serienverantwortlichen ergehen?
Das, was war, die Welt, die man in einer neuen Serie erschafft, kann dennoch die Magie von einst einfangen, wenn man es richtig anstellt. Filme wie Rogue One – A Star Wars Story oder auch der erste Jurassic World-Film haben das hervorragend bewiesen.
Sollte man also Panik schieben, wenn eine Stargate-Serie angekündigt wird, die nicht von Brad Wright stammt? Eher nicht – und sind wir mal ehrlich: Mal etwas entspannter an neue Serien und Serieneinträge ranzugehen, täte der Serienlandschaft und der Community im Moment ohnehin gut.