Space Opera - die Geschichte der Science Fiction in kosmischen Weiten Teil I
stefan1138 | Allgemein | vom 14.03.2010
Riesige Raumschiffe rasen mit Lichtgeschwindigkeit durch das Weltall,
Menschen landen auf fernen Planeten und treten in Kontakt mit
außerirdischen Intelligenzen. Solche Begegnungen laufen manchmal
friedlich und meistens eher konfliktreich ab. So könnte man kurz und
knapp die gängigen Klischees zur Science Fiction im Allgemeinen und dem
Untergenre der Space Opera im Besonderen zusammenfassen. Als Space Opera
wird die Spielart der Science Fiction bezeichnet, die Abenteuer im
Weltall zum Thema hat. Auch das Stargate Franchise wird zu dieser
Unterart des Phantastischen Films gezählt, denn die Abenteuer unserer
Helden der mittlerweile drei Serien spielen auf fremden Planeten und
sogar in fernen Galaxien. Dieser dreiteilige Artikel soll das ganze
Spektrum des Genres beginnend im Stummfilmzeitalter bis zu den neuesten
Produktionen im Jahre 2010 und darüber hinaus porträtieren.
Für
den ersten filmischen Ausflug in den Kosmos zeichnet der Film "Le
Voyage dans la Lune" des französischen Filmpioniers Georges Méliès aus
dem Jahre 1902 verantwortlich. In dem 14-minütigen Stummfilm beschließen
einige Wissenschaftler sich in einer Raumkapsel durch eine Riesenkanone
auf den Mond schießen zu lassen. Dort angekommen müssen sie sich mit
den grotesken und insektenartigen Mondbewohnern herumschlagen, ehe sie
die Heimreise antreten können. "Le Voyage dans la Lune" war eine nach
heutigen Maßstäben mit primitivsten Mitteln produzierte
Jahrmarkt-Attraktion mit stark parodistischen Zügen, war aber für die
spätere Entwicklung des Genres wegweisend. Georges Méliès drehte noch
mehrere hundert Stummfilme, oftmals mit phantastischen Inhalten, nach
dem Durchbruch des Tonfilms allerdings wollte niemand mehr seine Filme
sehen und er starb fast verarmt und vergessen 1938 in einem Altersheim.
1918
machte dann das sonst filmhistorisch eher unterentwickelte Dänemark mit
dem Film "Himmelskibbet" ("Das Himmelsschiff") von sich reden. In dem
Film von Regisseurs Holger Madsen landet die erste Expedition der
Menschheit auf unserem Nachbarplaneten Mars, um dort auf friedliebende,
pazifistische Marsbewohner zu treffen, deren Gedankengut von den
irdischen Besuchern angenommen wird und nach der Rückkehr aus dem All
nach Kopenhagen unter der Menschheit verbreitet wird. "Himmelskibbet"
spiegelt die Sehnsucht der Menschen nach Frieden im vom Ersten Weltkrieg
zerrütteten Europa wieder.
1929 erschien dann in Deutschland
einer der letzten großen Stummfilme unter der Regie von Fritz Lang mit
beachtlichen 150 Minuten Lauflänge: "Die Frau im Mond". Auch hier geht
es um die erste Reise der Menschheit zu einem anderen Himmelskörper. Die
Mitglieder der deutschen Mondexpedition sollen auf der Rückseite des
Mondes nach Wasser, Gold und Sauerstoff suchen. Fritz Lang bemühte sich
hier um wissenschaftliche Genauigkeit entsprechend den Kenntnissen der
damaligen Zeit. Damals gingen die führenden Wissenschaftler davon aus,
dass auf der erdabgewandten Seite unseres kosmischen Nachbarn eine
atembare Atmosphäre zu finden sei, was die Tatsache erklärt, dass die
Raumfahrer sich ohne Raumanzüge auf der Mondoberfläche bewegen.
Die
Rakete, welche die Astronauten von der Erde zum Mond bringt, ähnelt
bereits den einige Jahre später als Kriegswaffen entwickelten V2
Raketen, welche im Zweiten Weltkrieg von den Nazis zur Bombardierung von
London benutzt wurden und die den Ausgangspunkt sowohl für die
amerikanische als auch die russische Raumfahrt bildeten - denn die
meisten Raketentechniker des Dritten Reiches emigrierten nach dem Krieg
in die USA und die Sowjetunion, um dort an den aufkommenden
Raumfahrtprojekten der 50er und 60er Jahre zu arbeiten. Diese
Ähnlichkeit ist kein Wunder, wenn man weiß, dass einer der Hauptberater
von Fritz Lang der deutsche Raketenpionier Hermann Oberth war, der
gemeinhin als Begründer der Raketentechnik gilt.
1936
erblickte dann mit "Flash Gordon" einer der bekanntesten Comic-strip
Helden der 1930er Jahre das Licht der Leinwand. Hierbei handelte es sich
um ein Serial in 13 Teilen á circa 20 Minuten, an deren Ende sich die
Helden jeweils in einer schier aussichtslosen und tödlichen Situation
befanden, einem sogenannten Cliffhanger, aus dem sie sich zu Beginn der
nächsten Folge wieder irgendwie herauswinden mussten. In den 1930er
Jahren gab es hunderte solcher Serials, die normalerweise Sonntagmorgens
vor den Hauptfilmen liefen.
In "Flash Gordon" bekommt es der
Titelheld, gespielt von Larry "Buster" Crabbe mit dem finsteren Ming dem
Gnadenlosen, dargestellt von Charles B. Middleton, vom Planeten Mongo
zu tun, der dort ein faschistisches Regime anführt und es auf Flash
Gordons Braut Dale Arden, dargestellt von Jean Rogers, abgesehen hat.
Dabei werden allerhand bunte Abenteuer mit vogel- und fischartigen
Außerirdischen erlebt und ein gefährlicher Todesstrahl wird unschädlich
gemacht. Aufgrund des großen Erfolges kehrte Flash Gordon 1938 in "Flash
Gordon - Space Soldier's Trip to Mars" und 1940 in "Flash Gordon
Conquers the Universe" zurück.
1939 übernahm Buster Crabbe noch
die Hauptrolle in "Buck Rogers" und spielt darin einen Flieger, der
durch ein unbekanntes Gas in Tiefschlaf versetzt wird und erst im 25.
Jahrhundert wieder "auftaut". "Buck Rogers" war vom Konzept her sehr
ähnlich wie "Flash Gordon" angelegt und war ähnlich erfolgreich.
Produzent und Regisseur George Lucas gibt in Interviews offen zu, dass
diese beiden Serials mit zu den Hauptinspirationen der bisher
erfolgreichsten Space Opera überhaupt, den beiden "Star Wars" Trilogien,
gehören.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges in der Mitte der
1940er Jahre änderten sich die politischen Konstellationen auf der Erde
maßgeblich und es bildeten sich zwei große Machtblöcke, zum einen die
demokratisch und kapitalistisch ausgerichteten USA und die
sozialistische Sowjetunion. Schon bald spielte der neu entstandene
"Kalte Krieg" zwischen den beiden Supermächten auch im Kino eine Rolle.
In Filmen wie "Destination Moon" ("Endstation Mond") und "Rocketship XM"
("Rakete Mond startet"), die beide 1950 entstanden, wurde die erste
bemannte Mondlandung vorweggenommen. Beide Werke strotzten nur so vor
amerikanischem Patriotismus und sollten dem Publikum die ideologische
Überlegenheit der USA gegenüber der Sowjetunion verdeutlichen. 1955
folgte dann noch "The Conquest of Space" ("Die Eroberung des Weltalls"),
die damals bereits die erste Marslandung zum Thema hatte.
Ein
Jahr später erschien dann mit "Forbidden Planet" ("Alarm im Weltall")
unter der Regie von Fred McLeod Wilcox der erste wirklich ganz große
filmische Klassiker der Space Opera und einer der beliebtesten Science
Fiction Filme überhaupt. Elemente von Shakespeares “The Tempest” wurden
kurzerhand auf den fernen Planeten Altair 4 verlegt. Die Handlung von
"Forbidden Planet" findet im 23. Jahrhundert statt. Der Raumkreuzer
C-57D unter dem Kommando von Commander John J. Adams, dargestellt von
einem noch sehr jungen Leslie Nielsen, hat den Auftrag, das Verschwinden
einer Erdexpedition auf dem Planeten Altair 4 zu untersuchen. Auf
Altair 4 treffen sie auf Dr. Edward Morbius (Walter Pidgeon) und seine
19-jährige Tochter Altaira (Anne Francis), die beiden einzigen
Überlebenden der Mannschaft des Raumschiffes Bellerophon.
Auf
Altair 4 fand man die Hinterlassenschaften - eine riesige nukleare
Anlage - einer technologisch weit überlegenen außerirdischen Rasse, den
Krell, die 200 000 Jahre früher auf mysteriöse Weise verschwanden. Diese
Technologie ermöglicht es Dr. Morbius, sämtliche negativen Gedanken
seines Unterbewusstseins in ein unsichtbares Monster zu transformieren,
welches für den Tod der Besatzung der Bellerophon vor 20 Jahren
verantwortlich ist und es jetzt auf die Mannschaft der C-57D abgesehen
hat. Morbius kann es nicht ertragen, dass sich Altaira, die noch nie
zuvor einen anderen Mann außer ihrem Vater gesehen hat, in Commander
Adams verliebt. Das Monster verschwindet erst, als Dr. Morbius tödlich
verwundet ist. Morbius zerstört am Ende sich und die Technologie der
Krell, vorher gelingt es allerdings der C-57D, mit Altaira an Bord zu
entkommen.
"Forbidden Planet" war in vielen Dingen wegweisend
für das Science Fiction Genre. Erstmals wurde eine (für die damalige
Zeit) glaubhafte Zukunft der Menschheit im Weltraum gezeigt, deren
optische Präsentation (sprich visuelle Effekte) auch nach über 50 Jahren
noch bestehen können. Der Einsatz von gänzlich elektronischer Musik als
Filmsoundtrack war ebenfalls komplett neuartig und auch der aus vielen
Fernsehserien und Filmen bekannte Roboter "Robby" hatte seinen ersten
Auftritt in "Forbidden Planet".
Das Konzept der United Planets,
den Vereinten Planeten, wie es in "Forbidden Planet" präsentiert wurde
und das Design der C-57D waren die größten Inspirationen für Eugene
"Gene" Roddenberry, als er Mitte der 1960er Jahre daran ging, die
langlebigste aller Space Operas zu erschaffen: "Star Trek".
Roddenberry,
ein ehemaliger Bomberpilot und Polizist, hatte die Vision einer für die
Menschheit rosigen Zukunft im 23. Jahrhundert, bei der alle aktuellen
Nöte wie Überbevölkerung, Hunger und Umweltverschmutzung ausgeräumt sind
und die vereinte Menschheit aufgebrochen ist, das Universum zu
erkunden. Darin ist die Erde eine der Gründungswelten der Vereinten
Föderation der Planeten, einem friedlichen Zusammenschluss viele
verschiedener Planeten, deren Sternenflotte den Weltraum erforscht und
das eigene Territorium gegen nicht so friedliche Rassen wie
beispielsweise die Klingonen oder die Romulaner verteidigt. Bahnbrechend
an “Star Trek”, welches bekanntermaßen im deutschen Fernsehen unter dem
Titel “Raumschiff Enterprise” lief, war die internationale Crew
bestehend aus einem amerikanischen Captain (James T. Kirk), einem ersten
Offizier vom Planeten Vulkan (Spock), einem schottischen Chefingenieur
(Scotty), einem japanischen Steuermann (Sulu), einem russischen Fähnrich
(Chekov), einer farbigen Kommunikationsoffizierin (Uhura - eine farbige
Frau in einer Hauptrolle in einer amerikanischen Fernsehproduktion -
das war in den damals sehr konservativen USA zuvor undenkbar) und einem
Landarzt aus dem tiefsten Süden der USA (Pille).
Diese Crew des
Föderationsraumschiffes U.S.S. Enterprise erkundete drei Jahre lang von
1966 bis 1969 in friedlicher Mission die Weiten unserer Galaxis.
Interessanterweise war der Serie im Laufe ihrer Erstausstrahlung -
teilweise bedingt durch schlechte Sendeplätze - nur ein bescheidener
Achtungserfolg vergönnt. Erst durch unzählige Wiederholungen auf der
ganzen Welt und Jahre später entwickelte sich die Serie zu dem bekannten
Medienphänomen, welches sie heute immer noch ist. 44 Jahre nach ihrem
Start erfreut sich “Star Trek” immer noch ungebrochener Popularität und
die Charaktere haben bei Millionen von Fans auf der ganzen Welt
Kultstatus.
"Star Trek" zog bisher eine Zeichentrickserie, elf
Kinofilme und vier weitere Spin-Off Fernsehserien nach sich und nach dem
Start des jüngsten Abenteuers mit dem simplen Titel “Star Trek” im
Jahre 2009 scheint es so, als ob das Star Trek Franchise in eine rosige
Zukunft blicken kann und seinen Fans noch viele Jahre erhalten bleiben
wird. Ironischerweise wurden weitere Staffeln der Ursprungsserie im
Frühjahr 1969 gestrichen und die letzte Folge lief im Juni desselben
Jahres auf den amerikanischen Mattscheiben, nur wenige Wochen vor der
realen Mondlandung der NASA am 20. Juli 1969 und zu einer Zeit, als die
weltweite Raumflugbegeisterung auf ihrem Höhepunkt und ungebrochen war.
Der
nächste Teil dieses Artikels wird sich unter anderem mit einigen der
populärsten Science Fiction Filme der 60er, 70er und 80er Jahre, wie
beispielsweise "2001 - Odyssee im Weltraum", "Star Wars" und "Alien"
beschäftigen.
* Als Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen. Das bedeutet, dass wir beim Kauf über Links aus dem Amazon-Partnerprogramm oder beim Abschluss eines Abos eine Provision erhalten. Das hat keinerlei Auswirkungen auf den Preis.