Vorgestellt: Die Pforte-Trilogie von Patrick Lee

Redlum49   |   Ferne Welten   |   vom 13.04.2013

Vorgestellt: Die Pforte-Trilogie von Patrick Lee

Die Pforte-Trilogie von Patrick Lee umfasst die Bücher "Die Pforte", "Dystopia" und "Das Labyrinth der Zeit". Die Bücher erschienen in Amerika zwischen 2009 und 2012 und in Deutschland zwischen 2010 und 2012. Offiziell sind die Romane als Thriller erschienen, was sie zweifellos auch sind, allerdings dürften sie auch für den Science-Fiction-Fan nicht ganz uninteressant sein, erinnert das Ausgangsszenario doch an eine Mischung aus Stargate und Warehouse 13.


Band 1: Die Pforte (Originaltitel: The Breach)


März 1978:

Tief unter der Erde Wyomings soll ein neuer Teilchenbeschleuniger getestet werden, doch plötzlich läuft etwas gewaltig aus dem Ruder. Völlig unvermittelt öffnet sich ein Portal, die sogenannte Pforte, welche aller Wahrscheinlichkeit nach durch ein Wurmloch mit einer anderen Welt verbunden ist. Von der Seite der Erde aus kann nichts durch dieses Portal dringen, von der anderen Seite dagegen umso mehr. Es kommt zwar nie etwas Lebendiges hindurch, dafür tauchen in regelmäßigen Abständen Gegenstände, sogenannte „Entitäten“ auf, durchschnittlich drei bis vier am Tag und alle scheinbar außerirdischen Ursprungs. Zumindest sind sie der irdischen Technik meilenweit voraus.

Die meisten Entitäten sind harmlos, aber bei Weitem nicht alle. Von einigen erscheinen immer wieder neue Exemplare, andere sind einzigartig. Bei einigen kann sich niemand einen Reim darauf machen für was sie gut sein sollen, während die Funktionsweise bei anderen offensichtlich ist. Und genauso wenig, wie man sagen kann, wohin die Pforte führt, kann man vorhersagen, was wohl als Nächstes durch sie hindurch kommt.


Gegenwart:

Die ehemalige Forschungseinrichtung in Wyoming steht unter der Leitung von Tangent, einer streng geheimen Regierungseinrichtung, deren Wissenschaftler Tag und Nacht damit beschäftigt sind die Pforte zu beobachten sowie die Entitäten zu untersuchen, zu katalogisieren und zu überwachen.

Alles geht gut, bis eines Tages Expolizist Travis Chase ein Flugzeugwrack voller Leichen in Alaska entdeckt. Unter den Opfern befindet sich auch die First Lady der USA. Doch nicht sie war Ziel des Anschlags, sondern das „Flüstern“, eine der gefährlichsten Entitäten die jemals durch die Pforte kamen, kann dieser Gegenstand doch die Zukunft ganz genau vorhersehen und dementsprechend handeln.

Travis gelingt es schließlich Paige Campbell, die einzige Überlebende des Flugzeugabsturzes und Tangentmitarbeiterin, aus den Händen der Attentäter zu befreien. Im Gegenzug weiht sie ihn in die Geheimnisse von Tangent, der Pforte, den Entitäten im Allgemeinen und dem Flüstern im speziellen ein.
Das oberste Ziel ist nun, das Flüstern so schnell wie möglich wieder unter Tangents Kontrolle und vor allem unter Verschluss zu bringen, wobei auch einige der anderen Entitäten zum Einsatz kommen.

Doch wie kann man etwas unter Kontrolle bekommen, das jeden Schritt mit hundertprozentiger Treffsicherheit voraussehen kann?
Und: Ist es überhaupt Zufall, das das Flüstern durch die Pforte gekommen ist, oder hat irgendjemand oder irgendetwas es mit voller Absicht und mit einem ganz bestimmten Ziel von der anderen Seite des Wurmlochs auf die Erde geschickt?


Zum Buch:

Die Pforte ist am besten als Actionthriller mit Science-Fiction-Elementen zu beschreiben. Mit dem Portal, welches sich hartnäckig weigert seine Geheimnisse preiszugeben, aber seit über dreißig Jahren regelmäßig außerirdische Gegenstände auf der Erde ablädt, ist Patrick Lee ein faszinierendes Ausgangsszenario gelungen, wie man es leider nur selten in Romanen findet und sich wohltuend von der breiten Masse abhebt.
Es gibt überdies einige überraschende Wendungen, wobei besonders das Ende zu erwähnen ist, bei dem Travis das ganze Ausmaß über die Intentionen des Flüsterns erfährt, über die hier aber aufgrund der Spannung nicht näher eingegangen wird.

Das Buch ist weitestgehend in sich abgeschlossen. So wird die Geschichte um das Flüstern beendet und die meisten aufgeworfenen Fragen beantwortet. Die große Geschichte im Hintergrund, also die Pforte, von wem sie ursprünglich erschaffen wurde, wohin sie führt und wo die ganzen Entitäten herkommen, bleibt jedoch ungelöst.
Im Grunde kann man sagen, ist die Pforte nur ein „Ding“ das benötigt wird, um das Ausgangsszenario rund um die Story von Tangent erst möglich zu machen. Dahin gehend macht sie einen ganz guten Job, und auch wenn es aus Sicht des Science-Fiction-Fans schade ist, so war es einfach nicht Bestandteil des Buches das Pfortenrätsel zu lösen.

Andererseits ist es vielleicht ganz gut, dass nicht alles auf dem Silbertablett serviert wird. So bleibt einiges, über dass der Leser seine Phantasie entscheiden lassen kann. Und das Szenario rund um die Entitäten bietet so viel Potenzial, dass man sich als Leser wünscht, es würde noch mehr Lesestoff aus diesem Universum existieren.
Was es ja glücklicherweise auch gibt.



Band 2: Dystopia (Originaltitel: Ghost Country)


Einige Zeit ist seit dem Vorfall mit dem Flüstern ins Land gegangen, als eines Tages zwei neue, identische Entitäten durch die Pforte kommen. Nach einigem herum experimentieren gelingt es der Tangentführung schließlich herauszufinden, was es mit ihnen auf sich hat: Mit ihrer Hilfe kann man ein Loch im Raum-Zeit-Gefüge öffnen und für einige Zeit einen Übergang zwischen der Gegenwart und der siebzig Jahre entfernten Zukunft herstellen.

Bei der Erkundung der Zukunft wird schnell klar: Etwas Entsetzliches muss zwischen den beiden Zeitpunkten Gegenwart und Zukunft passiert sein, denn auf der anderen Seite erwartet sie ein Dystopia. Die Menschheit scheint wie vom Erdboden verschluckt zu sein. Sofort begibt sich die Tangentführung mit einem der beiden Geräte nach Washington, um den Präsidenten zu informieren und alles dafür zu tun, damit diese Zukunft nie eintritt.

Doch in Washington werden sie bereits erwartet. Ihre Wagenkolonne wird von Unbekannten angegriffen und der gesamte Führungsstab von Tangent getötet. Einzig Paige überlebt das Massaker, fällt aber zusammen mit der Entität den Unbekannten in die Hände. Zuvor kann sie noch eine kurze Nachricht an Bethany, eine neue junge Tangent-Mitarbeiterin, die in diesem Band zum kleinen Team der Hauptpersonen hinzustößt, absetzen.

Bethany sucht auf Paiges Bitte hin Travis auf, der sich, nach der für ihn schockierenden Offenbarung am Ende von Die Pforte, vollständig von Tangent zurückgezogen hat, und hofft in einem völlig normalen und einfachen Leben dem Schicksal zu entgehen, welches die Zukunft scheinbar für ihn bereithält.

Als er jedoch erfährt, um was es geht, kehrt er in sein altes Leben zurück. Zusammen mit Bethany und der zweiten Entität versuchen sie nicht nur Paige zu retten, sondern auch herauszufinden, was für die Vernichtung der Menschheit innerhalb der nächsten siebzig Jahre verantwortlich ist und dies zu verhindern. Allerdings hängt die ganze Zeit die Frage, ob es sich hierbei vielleicht um genau das Ereignis handelt, vor dem er seit der Offenbarung des Flüsterns zu fliehen versucht, wie ein Damoklesschwert über ihm.


Zum Buch:

Wie schon der Vorgängerroman erzählt auch Dystopia eine in sich abgeschlossene Geschichte innerhalb des Pforte-Universums. Wieder steht eine bestimmte Entität im Fokus der Handlung und wieder ist die Pforte nur dafür da, Entitäten auszuspucken, ohne das näher auf ihre Geheimnisse eingegangen wird.

Den roten Faden stellen hier Paige, Travis und das Universum an sich da, in welches man mit einem guten Gefühl des Wiedererkennens zurückkehrt, so wie es ja auch bei den einzelnen Episoden einer Serie der Fall ist. Darüber hinaus hat das Ende des letzten Bandes Spuren hinterlassen, besonders bei Travis, welche aber mit dem Ende von Dystopi und der Erkenntnis, dass die Zukunft nicht festgeschrieben, sondern veränderlich ist, wieder etwas gerade gerückt werden.

Es handelt sich hierbei um einen typischen Mittelband. Die Erkenntnisse, die man über die Pforte und die Entitäten benötigt, hat man schon in Band eins erhalten, weitere, im Bezug auf das große Ganze wichtige gibt es kaum.

Für die Spannung ist das jedoch nicht weiter wichtig. Auch hier liegt ein Buch für den geneigten Science-Fiction-Fan, dieses Mal vorzugsweise mit den Vorlieben Dystopia und Zeitreise, vor.

Band 3: Das Labyrinth der Zeit (Originaltitel: Deep Sky)

Ein Anschlag auf das Weiße Haus, in dem der Präsident gerade eine Fernsehansprache hält, schockt die Welt.
Bei den anschließenden Ermittlungen stößt man auf einen Hinweis, der den Raketenangriff mit einem jahrzehntelangen zurückliegenden Geheimprojekt namens Skalar in Verbindung bringt.

Doch was verbirgt sich hinter Skalar?

Nach einiger Zeit führt die Spur schließlich zu Tangent. Dort ist man erstmal verwirrt, weiß man doch nichts über ein Projekt diesen Namens. Doch schon bald finden sich die ersten Hinweise, dass es sich hierbei um eines der streng gehüteten Geheimnisse von Tangent handelt, welches bis in die Zeit in der die Pforte entstand, zurückreicht, und das einige der offiziellen Berichte, die aus dieser Zeit stammen, gar nicht so richtig sind, wie man bisher geglaubt hat. Leider sind alle Mitarbeiter, die in das Projekt Skalar eingeweiht waren, darunter Paiges Vater, inzwischen tot und die Unterlagen dazu vernichtet.

Und so befinden sich Paige, Travis und Bethany bald auf einer Schnitzeljagd, die dank einer Entität, auch in die Vergangenheit führt, um herauszufinden, was wirklich hinter dem Skalar-Projekt steckt.

Und die Zeit drängt, denn je mehr Puzzlesteine aufgedeckt werden, umso offensichtlicher wird, dass die Erschaffung der Pforte vor über dreißig Jahren keineswegs ein Zufall war, sondern dabei von deren Erschaffern eine Ereigniskette in Gang gesetzt wurde, welche bis zum heutigen Tag andauert. Und das Ende, auf das diese Ereigniskette zusteuert – The Point of no Return, wie immer dieser auch aussehen wird – steht unmittelbar bevor.


Zum Buch:

Wie schon in den beiden ersten Büchern steht auch in diesem wieder eine Entität im Vordergrund der Geschichte und wieder geht es um eine Zeitreise. Anders als in Band 2 ist diesesmal jedoch nicht die Zukunft, sondern die Vergangenheit Ziel der Handlung.

An dieser Stelle muss man vor Patrick Lee den Hut ziehen. Denn anders als unzählige Autoren, Filme- und Serienmacher, welche vor ihm eine Zeitreise in die Vergangenheit gewagt haben, hat er einen Weg gefunden, diese zu realisieren, ohne das dabei Paradoxien, sich selbst erfüllende Prophezeiungen, oder storytechnische Verrenkungen auftreten, damit durch die Reise die Gegenwart/Zukunft nicht zwangsläufig verändert wird. Es ist ein kleiner, aber deshalb umso genialerer Kniff, der es ihm erlaubt Travis die Vergangenheit erleben und ihn sich dort „austoben“ lassen zu können, ohne Angst vor Sachen wie z. B. dem Schmetterlingseffekt haben zu müssen.

Hinzu kommt in diesem letzten Band der Trilogie, dass nun auch etwas mehr auf die Geschichte rund um die Pforte selbst eingegangen wird. Hier versteht es Lee hervorragend mit den Erwartungen der Leser zu spielen und ihnen im Laufe der Handlung immer wieder neue kleine Bröckchen vorzuwerfen, die, je mehr es werden, immer widersprüchlicher werden, bis es schließlich so scheint, als hätte die Handlung gewaltige Logiklöcher je mehr man über sie nachdenkt.

Die Auflösung am Ende, wenn schließlich alle Teile vorhanden und an ihren richtigen Stellen liegen, zeigen jedoch, dass dem keineswegs so ist. Zwar wird nicht noch einmal explizit auf jedes dieser Teilchen eingegangen, wenn man die Handlung aber vor dem geistigen Auge noch einmal revue passieren lässt, erscheint vieles in einem anderen Licht und ergibt plötzlich Sinn.

Was die Entitäten angeht, so erfährt man auch in diesem Band leider nicht, woher sie genau kommen, wer und wieso sie auf der anderen Seite der Pforte auf die Reise geschickt hat etc.

Trotzdem hat die Trilogie mit diesem Roman einen befriedigenden Abschluss. So erfährt der Leser am Ende doch einige Sachen, wie etwa, warum sich die Pforte vor über dreißig Jahren geöffnet hat. Auch wer das Flüstern in Band 1 auf die Erde geschickt hat und mit welchem Ziel, wird endgültig geklärt. Besonders durch diesen Schwenk zurück an den Anfang bekommt die Trilogie etwas Rundes und der leichte rote Faden, der sich durch die Bücher gezogen hat, wird damit endgültig aufgelöst.

Zwar gibt es am Schluss ein offenes Ende, da Travis vor einer schweren Entscheidung über die Zukunft der Menschheit gestellt wird und das Buch endet, bevor er sich für einen der beiden Wege, welche ihm offenstehen, entschieden hat, aber das kann man leicht verschmerzen. Dadurch dass zwar nicht die Entscheidung selber aufgelöst, aber die Konsequenzen beider Möglichkeiten klar umrissen sind, kann der Leser an dieser Stelle für sich selbst entscheiden, für was sich Travis letzten Endes wohl entscheiden wird.

Gemeinerweise stößt Lee mit den Enthüllungen am Ende eine weitere Tür auf, die ungeheuer großes Potenzial für weitere Geschichten in diesem Universum bieten würden, die aber, aufgrund des Endes der Trilogie, wohl erstmal nicht weiter erforscht werden.

Ob „normale“ Thriller-Liebhaber mit dem unerwarteten Schwenk den die Handlung zum Schluss nimmt zufrieden sind, oder gar etwas anfangen können, kann an dieser Stelle nicht gesagt werden, Science-Fiction-Fans werden aber ihre Freude daran haben.

Fazit:

Die Bücher lassen sich am besten als Thriller mit Science-Fiction-Elementen beschreiben, die nach dem Schema „Entität des Bandes“ (in Anspielung auf „Fall der Woche“) mit einem leichten roten Faden aufgebaut sind.
Die Einfälle des Autors, besonders im Hinblick auf die Entitäten, Zeitreisen und die Lösung des roten Fadens machen Spaß und die Bücher zu etwas mehr als nur ein paar weiteren 08/15-Thrillern.

Als Thriller-/Science-Fiction- und besonders Stargate/W13-Fan (die Parallelen zwischen Pforte/Sternentor und Entitäten/Artefakte sind einfach unübersehbar) wünscht man sich, dass Lee irgendwann noch weitere Abenteuer in seinem Universum schreibt. Potenzial dazu ist mehr als genug vorhanden. Sei es einfach durch weitere „Entität des Bandes“-Bücher, der Erforschung fremder Welten (von irgendwoher müssen die Entitäten schließlich kommen) oder der Story, die er mit dem Ende von „Das Labyrinth der Zeit“ angerissen hat. Man kann gespannt sein, ob irgendwann weitere Bücher folgen werden.


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