Ergebnis 1 bis 7 von 7

Thema: [SGA] Couvade

  1. #1
    Mama, im Dienste Ihrer Majestäten Avatar von Nyada
    Registriert seit
    18.05.2011
    Beiträge
    582

    Standard [SGA] Couvade

    Titel: Couvade
    Autor: Nyada
    Serie: Stargate Atlantis
    Genre: Humor, Friendship und ein Hauch einer Romanze
    Charakter(e)/Pairings: Multi-Chara Staffel 4; John/Teyla (UST), Teyla/Ronon (Friendship)
    Rating/Warnings: PG-13
    Staffel/Zeitliche Einordnung: SGA Staffel 4; auf jeden Fall vor 4.13 „Quarantäne“

    Kurzinhalt: Während einer Erkundungsmission durch Atlantis, stößt eine Gruppe von Wissenschaftlern in einem Labor auf ein geheimnisvolles Artefakt der Antiker, welches vorerst mehr Fragen aufwirft, als sie zu beantworten. Recht schnell entpuppt sich der rätselhafte Fund jedoch als der Beginn eines neuen, bisher noch nicht dagewesenen Abenteuers- insbesondere für Lieutenant Colonel John Sheppard, der die interessanten Auswirkungen eines mehrere Jahrtausende zurückliegenden Experiments der Antiker schon sehr bald am eigenen Leib erfährt.

    Anmerkungen des Autors: Diese FanFiction haben wir einem mehr als unglücklichen Umstand zu verdanken. Die Idee geisterte schon länger in meinem Kopf herum, aber es brauchte erst einen kompletten Festplattenabsturz, um es mir zu ermöglichen, sie in die Tat umzusetzen. Meine aktuelle Story Memento Mori, die eigentlich bereits fertiggestellt war, aber dann bedauerlicherweise besagtem Festplattenabsturz zum Opfer fiel, wird zu Gunsten meiner neuen FF pausiert, was jedoch nicht bedeutet, dass ich sie nicht eines Tages fortsetzen werde- keine Sorge, es auf jeden Fall wird weitergehen*zwinker*!

    Fanart(s): Vielen, vielen Dank an Ailya. Meine Liebe, du hast dich wieder einmal selbst übertroffen. Wo du nur immer diese Ideen herbekommst…. Du versetzt mich immer wieder in Staunen.

    Disclaimer: "Stargate Atlantis" und die Charaktere gehören (leider) nicht mir, sondern den zuständigen Produktionsfirmen. Einzig und allein die Idee zu dieser Story gehört mir.

    ----------






    Prolog
    Der Fund


    Und, wie sieht es bei Ihnen aus, Colonel? Irgendwelche Schwierigkeiten bisher?“, war es aus Lieutenant Colonel John Sheppards Headset zu vernehmen. Der Soldat, der mit gelangweilter Miene als Abschlusslicht hinter einem Pulk Wissenschaftler hertrottete, schüttelte mit dem Kopf und verneinte.

    „Nein, alles in bester Ordnung“, setzte er seine Vorgesetzte in Kenntnis. „Bis jetzt sind wir noch auf nichts Ungewöhnliches gestoßen, und wenn ich ehrlich sein soll, bin ich der Meinung, dass die ganze Aktion hier Zeitverschwendung ist. Ich denke nicht, dass wir hier unten etwas wirklich Spektakuläres finden werden.“

    Rodney scheint gegenteiliger Meinung zu sein.“ Colonel Samantha Carters Stimme klang amüsiert, und auch über Johns Gesicht stahl sich ein kleines Lächeln und er ließ seinen Blick über die Köpfe der vor ihm herlaufenden Wissenschaftler schweifen.

    „Sie wissen schon, dass Rodney und ich prinzipiell einer anderen Meinung sind, oder?“, meinte er.

    Sam lachte.

    Da scheinen wir beide ja etwas gemeinsam zu haben, John“, erwiderte sie, wobei das breite Grinsen, dessen John sich ganz sicher war, dass es ihre Lippen zierte, förmlich aus ihrer Stimme herauszuhören war. „Passen Sie nur auf, dass er nicht auf dumme Ideen kommt und in seinem Eifer etwas anstellt.“

    „Keine Sorge“, beruhigte John sie, „das werde ich zu verhindern wissen.“

    Wie könnte ich daran zweifeln“, sagte Sam. Ein kurzes Schweigen folgte, dann erklang ihre Stimme erneut und John hörte sie sagen: „In Ordnung, John, schauen Sie sich noch etwas um und melden Sie sich, falls Sie doch widererwarten etwas finden sollten. Ich erwarte Sie und Rodney dann in zwei Stunden in meinem Büro.“

    „Ja, Ma’am“, bestätigte John und ließ ein pflichtbewusstes ‚Sheppard Ende’ folgen, ehe er das Gespräch beendete und seine komplette Aufmerksamkeit wieder auf die Wissenschaftler richtete. Die Gruppe bestand inklusive seiner Wenigkeit aus exakt zehn Personen, was die Beaufsichtigung zwar um einiges erleichterte, aber nicht automatisch zu bedeuten hatte, dass es John Freude bereitete, den Babysitter zu spielen, obwohl es ihm die Wissenschaftler heute, zugegeben, leicht machten. Einträchtig marschierten sie nebeneinander vor ihm her, hatten in freudiger Erwartung die Köpfe zusammengesteckt und unterhielten sich angeregt miteinander. Am Kopf der Gruppe marschierte Doktor Rodney McKay entschlossenen Schrittes voran, gefolgt von seinen Schergen, zu denen sich unter anderem auch Doktor Radek Zelenka zählte, der sich im Moment mit einer jungen, wild gestikulierenden Physikerin unterhielt, der vor Aufregung immer wieder das Brillengestell von der Nase rutschte.

    John folgte dem Pulk mit einem resignierten Seufzen. Seine P90 hing locker an dem Riemen, der an seiner kugelsicheren Weste befestigt war, und baumelte vor sich hin. Er ging zwar nicht davon aus, sie benutzen zu müssen, da hier unten mit Sicherheit keine Gefahren, die ein militärisches Eingreifen erforderten, zu erwarten waren, aber Vorschrift war nun einmal Vorschrift- ganz gleich wie sehr John Vorschriften hasste. Andererseits musste zu eingestehen, dass es ihm ein sicheres Gefühl gab, etwas in den Händen zu halten, mit dem er Notfalls sich und sein Leben verteidigen oder die Wissenschaftler auseinandertreiben konnte, die im Eifer des Gefechts und im Kampf um die Konsolen schon einmal gerne aufeinander losgingen. Zwar hoffte John, dass die Damen und Herren sich heute etwas gesitteter als beim letzten Mal aufführten, aber man konnte bekanntlich ja nie wissen.
    Mit einem Mal glaubte John zu wissen, wieso Ronon am Morgen, kurz vor dem Aufbruch des Erkundungsteams seltsamerweise unauffindbar und Major Evan Lorne ‚furchtbar beschäftigt und mit Arbeit zugehäuft’ gewesen war- und er konnte es den beiden nicht einmal verübeln, er selbst hatte ebenfalls nur widerwillig zugestimmt. Samantha Carter mochte zwar nicht immer dem offiziellen Regelblatt entsprechen und drückte auch hier und da mal zwei bis drei Augen zu, aber wenn es darum ging, einen Haufen Wissenschaftler Begleitschutz zu geben, zeigte sie sich unerbittlich.
    Nichtsdestotrotz musste John zugeben, dass ihm Carters Führungsstil sehr zusagte- nicht, dass das bedeutete, dass es nicht auch hier und da einen Kritikpunkt gab, aber alles in allem hatte sich Colonel Samantha Carter als eine würdige Expeditionsleiterin erwiesen, auch wenn sie alle wussten, dass es nie wieder so wie früher sein würde.
    Vieles hatte sich im Laufe des letzten Jahres verändert, und wenn John ehrlich sein sollte, wusste er nicht, ob ihm wirklich alle Veränderungen gefielen. Atlantis und seine Bewohner hatten sich verändert und insbesondere das letzte Jahr war nicht spurlos an ihnen vorübergegangen; viele waren von ihnen gegangen. Elizabeth Weir, Doktor Kate Heightmeyer und so viele weitere, die seit jeher ein fester Bestandteil der Expedition gewesen waren. Die Stadt befand sich in einer Zeit des Wechsels. Neue Gesichter erschienen auf der Bildfläche, neue Bündnisse wurden geschlossen und alte Feinde meldeten sich auf brutalste Weise zurück. Als John die letzten Monate Revue passieren ließ, empfand er gemischte Gefühle. So viel hatte sich verändert; sie hatten mit Larrins Volk, den Reisenden, neue Verbündete gewonnen und mit Michael Kenmore war ein alter Feind zurückgekehrt und hatte ihre heile Welt erschüttert. John musste an die verschwundenen Athosianer denken… und an Teyla….und an ihr ungeborenes Kind, ihren Sohn….
    Ja, sagte er sich, es war in der Tat eine schwierige Zeit, für sie alle. Jeder von ihnen hatte im letzten Jahr viel durchmachen müssen, manche mehr als andere. In Hinblick auf diese Tatsache erschien es John auf einmal geradezu grotesk, dass er sich darüber aufregte, Babysitter für ein paar seiner Kollegen zu spielen.

    Die Lippen zu einem blutleeren Strich zusammenpressend, versuchte John sich wieder auf seine eigentliche Aufgabe zu konzentrieren. Er schob die Gedanken beiseite und zog das Tempo etwas an, denn im Laufe seiner gedanklichen Abschweifungen war er langsamer geworden, und die Gruppe hatte sich ein ganzes Stück von ihm entfernt. Dass niemand den Abstand zu dem Soldaten zu bemerken schien, verwunderte John ehrlich gesagt nicht. Das Team um die Doktoren McKay und Zelenka befand sich hier unten, in einem Sektor der Stadt, der lange Zeit unter Wasser gestanden hatte und aus diesem Grund unzugänglich gewesen war, in seinem Element und die Augen der Wissenschaftler glänzten wie die eines kleinen Kindes im Spielwarenladen.

    „Colonel Sheppard!“, rief einer von ihnen und winkte den Soldaten heran. „Sieht ganz danach aus, als hätten wir etwas gefunden“, verkündete der junge Mann mit einem strahlenden Lächeln, und die restlichen Mitglieder des Erkundungsteams stimmten in ein synchrones Nicken ein, alle außer Rodney McKay, der sich mit geschickten Fingern daran machte, sich und seinen Kollegen Zugang zu dem zu verschaffen, was hinter der verschlossenen Türe lag, die er zu öffnen versuchte.

    John drängelte sich durch die Menschenreihe, und als er es endlich geschafft hatte, zu Rodney vorzudringen, ertönte ein leises, wohl bekanntes Zischen und die beiden Türhälften stoben auseinander. Ein eisigkalter Wind schlug ihnen entgegen, was die Wissenschaftler jedoch nicht daran hinderte sich mit erstaunten ‚Ohs!’ und ‚Ahs!’ links und rechts an John vorbeizudrängeln und ohne zu wissen, was sie erwartete, in den dunklen Raum hineinzuströmen, Rodney wie zu erwarten vorneweg, dicht gefolgt von Zelenka und dem Rest der Truppe. Kopfschüttelnd folgte John dem aufgeregten Pulk und leuchtete in die Dunkelheit hinein…
    …was, im Nachhinein betrachtet, überhaupt nicht von Nöten gewesen wäre, denn das lantianische System reagierte kaum, dass er einen Fuß über die Schwelle gesetzt hatte, auf das ATA-Gen in seinem Blut. Unter den Entzückungsrufen der Wissenschaftler, erwachte der Raum, der Jahrhunderte, wenn nicht sogar Jahrtausende von keiner Menschenseele betreten worden war, mit einem leisen, aber stetigen Surren zum Leben; Lichter sprangen an, über ihren Köpfen sowie zu ihren Füßen, und binnen weniger Sekunden war Licht ins Dunkel gekommen und der Raum war hell erleuchtet.

    Einen Moment lang herrschte Stille, absolute Stille, dann dröhnte von irgendwoher eine überraschte Stimme.

    „Heiliger Strohsack! Was zur Hölle ist das denn?“


    ooOOoo


    „Colonel Carter, warten Sie!“ Die Expeditionsleiterin drehte ihren Kopf in die Richtung, aus der die vertraute Stimme sie gerufen hatte, und sie entdeckte Teyla Emmagan, die schnellen Schrittes den Korridor entlangeilte. Ihres Ziels sicher, kam die schwangere Athosianerin auf sie zumarschiert und lächelte, als sie sie schließlich etwas außer Atem einholte.

    „Teyla-“ Sam, die gerade einen Transporter betreten hatte, empfing die junge Frau mit einem Lächeln-„wie schön, Sie zu sehen.“ Sie trat einen Schritt beiseite, als sich Teyla zu ihr in den Transporter gesellte. „Wo soll’s hingehen?“

    „Ich hatte gehofft, Sie begleiten zu können, Colonel“, erwiderte Teyla nach wenigen Sekunden, in denen sie versucht hatte, wieder zu Atem zu kommen. „Ich gehe doch richtig in der Annahme, dass Sie gerade nach Colonel Sheppard und Doktor McKay sehen wollten?“

    „Sie haben mitgekriegt, dass sie etwas gefunden haben?“, fragte Sam, worauf die Athosianerin nickte.

    „Ja, das habe ich“, antwortete sie, „und ich dachte, dass ich mich vielleicht auf irgendeine Weise behilflich machen kann.“

    Sam, die ihre Hand ausgestreckt hatte, um das Bildschirmtableau zu berühren, zog diese wieder zurück und sah die Athosianerin an. „Teyla“, sagte sie sanft, „ich hoffe, dass ich Sie nicht schon wieder daran erinnern muss, dass Sie…“

    „Nein, nein, das müssen Sie nicht, Colonel“, fiel Teyla ihr ins Wort, seufzte und faltete ihre Hände über ihrem Bauch, der sich unter ihrem weitfallenden Oberteil wölbte. „Ich weiß, was Sie sagen wollen, aber ich hatte gehofft, dass Sie möglicherweise heute eine Ausnahme machen können.“

    „Eine Ausnahme?“, wiederholte Sam und blickte auf den rundlichen Bauch ihrer Gesprächspartnerin hinab. Die Athosianerin war im fünften Monat schwanger und nun schon seit mehr als zwei Monaten nicht mehr im aktiven Dienst, was der jungen Frau in Hinblick auf das spurlose Verschwinden ihres Volkes und des Vaters ihres ungeborenen Babys sehr zu zusetzen schien, aber Vorschrift war nun einmal Vorschrift. So sehr sich Sam auch wünschte, Teyla irgendwie behilflich zu sein, musste sie doch insgeheim Colonel Sheppard zustimmen, was sie schlussendlich dazu veranlasst hatte, Teyla mit sofortiger Wirkung aus dem Team des Colonels zu nehmen und vom aktiven Dienst zu befreien. Sie konnte sich vorstellen, dass es nicht einfach für Teyla war, untätig herumzusitzen, zumal es schon seit Wochen keinen neuen Hinweis auf den Verbleib der Athosianer gab, doch Sam konnte und durfte einfach nicht riskieren, dass der jungen Frau oder ihrem Ungeborenen etwas zustieß, weswegen sie auch jetzt zögerte.

    „Teyla, ich weiß nicht…“

    „Ich würde mich selbstverständlich im Hintergrund aufhalten“, unterbrach die Athosianerin sie erneut. „Es ist nur so, dass ich etwas… Abwechselung vertragen könnte, und als ich Doktor McKay von antikischen Innenschriften sprechen hörte, dachte ich mir, dass ich möglicherweise behilflich sein kann. Ich verspreche auch, Doktor McKay seine Arbeit machen zu lassen und mich nicht einzumischen. Und falls irgendwelche Probleme auftreten sollten, wäre ich sofort bereit zu gehen…“

    Sam schwieg einen Moment lang, nachdem sie sich Teylas Argumente angehört und durch den Kopf hatte gehen lassen, dann nickte sie.

    „In Ordnung“, meinte sie, hob aber, als ein strahlendes Lächeln Teylas Züge verzog, warnend den Zeigefinger. „Unter einer Bedingung“, sagte sie. „Sie wissen, dass Sie rein rechtlich gesehen nicht im Dienst sind, also bitte ich Sie darum, sich im Hintergrund aufzuhalten.“

    Teyla nickte. „Natürlich.“

    „Sehen Sie das bitte nicht als irgendeine Art Einschränkung an, Teyla“, sagte Sam. „Überlegen Sie, was das Beste für Sie und für Ihr Baby ist. Glauben Sie mir, ich und alle anderen möchten nichts weiter als Ihre Sicherheit und die des Babys gewährleisten.“

    „Das verstehe ich“, erwiderte Teyla und neigte den Kopf leicht zur Seite. „Im Moment liegt mir nichts mehr am Herzen, als das Wohlergehen meines Kindes, und daher respektiere ich Ihre Bedingungen, Colonel.“

    Die Transportertüren öffneten sich mit einem leisen Zischen, und als die beiden Frauen den Transporter verließen und nebeneinander den Korridor entlangschlenderten, meinte Sam mit einem milden Lächeln zu ihrer Begleiterin: „Bitte, Teyla, seien Sie nicht so förmlich. Nennen Sie mich Sam.“

    Die Athosianerin erwiderte das Lächeln.

    „Ganz wie Sie möchten, Sam.“


    ooOOoo


    Das soll die großartige Entdeckung sein?!“ Ronon Dex neigte den Kopf und bedachte das Objekt vor seinen Augen mit einem skeptischen Blick, runzelte die Stirn und verschränkte die Arme vor dem Brustkorb. „Wenn Sie mich fragen, sieht das nicht unbedingt spektakulär aus.“

    „Nun ja…“ Insgeheim musste John Sheppard seinem Teamkollegen rechtgeben. Spektakulär oder gar ‚weltverändernd’, wie Rodney es Colonel Carter via Funk versucht hatte, schmackhaft zu machen, war der Fund wirklich nicht. Genaugenommen wusste John nicht, was er davon halten sollte, denn so etwas war ihm bisher noch nie untergekommen.

    „Sehen wir’s einfach positiv“, meinte er nun zu Ronon, der ihm daraufhin einen noch skeptischeren Blick als dem Objekt zuwarf.

    „Positiv?“, echote der Sateder und die Furche zwischen seinen Augenbrauen wurde tiefer.

    „Positiv“, bestätigte John nickend. „Wir müssen es… positiv sehen.“ O Mann, dachte er, als er in Ronons Gesicht nichts als Unverständnis sah. Er war noch nie wirklich gut darin gewesen, die Massen zu begeistern, und bei Ronon Dex biss er ganz offensichtlich auf Granit. Allerdings konnte er es ihm auch nicht verdenken, also richtete John seine Aufmerksamkeit wieder dem Fund zu, den die Wissenschaftler wie ein Schwarm Bienen umkreisten, um ihn von allen Seiten begutachten zu können.

    Die Entdeckung, der Fund, das Artefakt oder das Objekt, wie die Wissenschaftler es nannten, befand sich inmitten eines kleinen, rechteckigen Raumes und glänzte, wie Ronon es bereits treffend bemerkt hatte, weder durch ein besonders spektakuläres Aussehen, noch durch besonders große Ausmaße. John fühlte sich vage an den Altar erinnert, der in der Kirche gestanden hatte, die er und seine Familie immer an Weihnachten aufgesucht hatten, ganz wie es sich für Weiße der sozialen und finanziellen Oberschicht gehörte. Ob es sich bei diesem Objekt wohl um eine Art Schrein der Antiker handelte, fragte er sich und machte nun ebenfalls einen Schritt vorwärts, um eine bessere Sicht zu bekommen. Ronon tat es ihm gleich, und zusammen betrachteten sie das Artefakt, während die Wissenschaftler um sie herumschwirrten, ohne Kenntnis von ihnen zu nehmen, denn ihre ganze Aufmerksamkeit galt der Entdeckung.

    „Colonel Sheppard?“ Vollkommen in der Betrachtung des Objektes versunken, bemerkte John seine Vorgesetzte erst, als diese ihn rief. Sich halb in die Richtung umwendend, aus der ihre Stimme gekommen war, sah er Samantha Carter in Begleitung von Teyla Emmagan auf sich und Ronon zukommen.

    „Colonel.“ Er begrüßte sie mit einem kurzen, salutierenden Nicken und warf dann Teyla einen raschen Seitenblick zu, die davon jedoch nichts mitzubekommen schien, denn sie sah sich fasziniert um und fasste nach wenigen Sekunden das Artefakt ins Auge.

    „Ist es das?“, fragte sie, löste sich von der Gruppe und machte einen Schritt auf das Artefakt zu, neigte den Kopf zur Seite und betrachtete es. „Es ist… wunderschön.“

    John, dem nicht wohl bei der Vorstellung, die schwangere Athosianerin so nahe an das Artefakt herantreten zu lassen, gesellte sich zu ihr. Sie sollte eigentlich gar nicht hier sein, dachte er, aber anscheinend war es ihr irgendwie gelungen, Colonel Carter vom Gegenteil zu überzeugen. Es war ihm nicht wohl dabei, Teyla hier unten zu haben, und sein Blick fiel auf ihren Bauch hinab. Nein, sie sollte wirklich nicht hier sein.

    „Wissen wir schon, welchen Zweck es hat?“, fragte Colonel Carter in diesem Augenblick und John riss seinen Blick von Teyla los und sah stattdessen seine Vorgesetzte an.

    „Nein“, antwortete er. „McKay und Zelenka arbeiten noch daran, aber sie haben bis jetzt noch nichts Brauchbares gefunden. Scheint so, als wäre dieses… Ding, was auch immer es ist, tot.“

    „Nun, ‚tot’ würde ich es nicht gerade bezeichnen“, erklang auf einmal die Stimme von Doktor Rodney McKay, und als John und die anderen sich in Richtung des Artefakts umwandten, sahen sie den Kanadier samt Tablettlaptop, welchen er sich unter den Arm geklemmt hatten, auf sich zukommen. Er gesellte sich zu seinen Kollegen und ließ seinen Blick über die Runde schweifen, ehe er meinte: „Das System ist beschädigt, ja, aber nicht tot. Ich messe schwache Energieströme, die gerade stark genug sind, dass sie angezeigt werden, und sie scheinen aller Wahrscheinlichkeit von dem Artefakt auszugehen.“

    „Es ist aktiviert?“, wunderte sich John.

    „Die ganze Zeit über“, erwiderte Rodney. „Seit wir nach Atlantis gekommen sind. Wir haben es bloß nicht früher entdeckt, da wir bis dato nicht in der Lage waren, so niedrige Ströme zu messen. Und ich betone das ‚niedrig’ in diesem Fall. Eine Glühbirne zehntausend Jahre brennen zulassen, würde mehr Strom fressen. Ich vermute, dass es mit unserer Ankunft aktiviert wurde.“

    Colonel Carter taxierte das Artefakt mit ihrem Blick, verkreuzte die Arme vor der Brust und wandte sich dann fragend an Rodney: „Wissen Sie schon, wozu…“

    „…wozu es nützlich ist?“, beendete der Kanadier ihren Satz. „Das-“ Er hob den Zeigefinger-„ist eine wirklich interessante Frage.“ Er holte seinen Tablettlaptop hervor und begann auf den Touchscreen einzutippen. „Ich habe selbstverständlicherweise die Datenbank der Antiker durchsucht. Falls dieser Raum oder dieses Artefakt darin aufgeführt sind, habe ich es noch nicht gefunden. Weder Aufzeichnungen, noch irgendwelche Randbemerkungen. Es scheint fast so, als sollte es diesen Raum gar nicht geben.“

    „Die Antiker verheimlichten aus guten Grund manche ihrer Experimente“, war es an dieser Stelle von Teyla zu vernehmen.

    „Sie denken, dass dies eines davon ist?“, fragte John, worauf die Athosianerin mit den Schultern zuckte.

    „Ich will keine Vermutungen anstellen, Colonel“, sagte sie, „aber es wäre doch durchaus möglich, oder? Erwähnten Sie nicht vorhin irgendetwas von Inschriften, Doktor McKay? Vielleicht geben sie uns Aufschluss über den Verwendungszweck des Artefakts.“

    „Ja, ja, genau!“ Aufgeregt mit den Fingern schnippend, führte Rodney seine Kollegen und Colonel Carter näher an das Artefakt heran. „Hier, sehen Sie?“ Er stieg zwei kleine Stufen empor und deutete auf die Innenschrift, die sich über die ganze obere Fläche des Artefakts erstreckte.

    Teyla trat einen Schritt näher heran und ließ ihren Blick über die lantianischen Schriftzeichen schweifen. „Es ist ein sehr, sehr alter Dialekt“, meinte sie nach einer Weile.

    „Können Sie es lesen?“, fragte Ronon.

    „Ich weiß es nicht“, antwortete die Athosianerin. „Diese Art von Dialekt ist mir bisher noch nicht untergekommen. Ein paar der Worte kommen mir bekannt vor.“ Sie sah auf. „Vielleicht, wenn ich mehr Zeit hätte, würde es mir gelingen, einige der Wörter zu entziffern“, sagte sie, streckte die Hand aus und strich über die schwarze, glatte Oberfläche des Artefakts- ein Fehler, wie sich Sekunden später herausstellte, denn kaum, dass Teylas Handfläche das Artefakt berührte, erschien dieses zum Leben zu erwachen. Ein lautes Summen ertönte und die Erde unter den Füßen des Teams begann leicht zu erbeben. Die Wissenschaftler, die an dem Artefakt gearbeiteten hatten, wichen erschrocken zurück, als die Innenschrift zu leuchten begann, und John, der das Unheil bereits herannahen sah, machte einen Satz auf Teyla zu.

    „Teyla, weg da!“, rief er, packte sie am Ellenbogen und versuchte sie von dem vibrierenden Artefakt wegzuziehen- zu spät.

    Ein gleißender Lichtstrahl brach aus dem Artefakt hervor und erfasste ihn und die Athosianerin. Eingehüllt in ein grelles, weißes Licht, verschwanden die beiden für einen kurzen Moment vor den Augen ihrer Freunde und Kollegen, nur um wenige Sekunden darauf anscheinend vollkommen unversehrt wieder aufzutauchen, als das Licht sich in das Artefakt zurückzog, welches daraufhin wieder erstarb.

    „Colonel? Teyla?“ Samantha Carter machte einen vorsichtigen Schritt auf den Soldaten und die Athosianerin zu, die sich gegenüberstanden und einander perplex anstarrten. „John? Teyla? Geht es Ihnen…“

    Weiter kam die Expeditionsleiterin nicht, denn genau in diesem Augenblick, rollten die Augen der beiden in ihre Köpfe zurück und ihre Knie versagten unter dem Gewicht der beiden. Ehe sich Sam und die anderen versagten, sackten Colonel Sheppard und Teyla zu Boden, wo sie leblos liegenblieben.

    Fortsetzung folgt
    Angehängte Grafiken Angehängte Grafiken
    Geändert von Nyada (22.06.2013 um 12:17 Uhr)

  2. Danke sagten:


  3. #2
    Die nach den Sternen greift Avatar von Ailya
    Registriert seit
    08.09.2009
    Ort
    in Deutschland
    Beiträge
    228

    Standard

    Gut, ich tue jetzt einfach mal so, als wäre ich nicht neugierig gewesen und hätte bereits gegoogelt, was der Titel bedeutet*grins*.
    Ein toller Anfang, und du brauchst dir keine Sorgen zu machen- du hast es nicht verlernt. Deine Frustration merkt man dir gar nicht an, obwohl es natürlich sehr, sehr ärgerlich ist, das mit deiner Festplatte. Andererseits muss man sagen: Was für ein Glück! Ansonsten hätten wir diese tolle Story nicht!
    Also, wie bereits gesagt, hat mir der Einstieg schon einmal sehr gut gefallen. Ein mysteriöser Fund in einem Labor der Antiker, der nicht in der Datenbank aufgeführt ist- klingt interessant. Ich bin gespannt, was sich dahinter verbirgt. Da ich mich ja bereits (verbotenerweise) etwas schlaugemacht habe, habe ich schon einen klitzekleinen Verdacht, und falls er sich bestätigen sollte, bleibt nur noch eins zu sagen: Unser armer John!

    Nun ja, ein toller Anfang und ich freue mich schon auf die Fortsetzung.
    LG, deine Ally

  4. Danke sagten:


  5. #3
    zigtausend Jahre alt ... ;-) Avatar von John's Chaya
    Registriert seit
    31.05.2010
    Ort
    Hamburg
    Beiträge
    4.449
    Blog-Einträge
    44

    Standard

    Das mit deiner Festplatte tut mir sehr leid, ich drucke mir meine FFs immer aus und hab sie so wenigstens noch. *auf Holz klopf*
    Aber der "Ersatz" ist dir super gelungen. Sie ist sehr spannend und macht so was von neugierig auf mehr.
    Oh man, wie oft soll eigentlich noch etwas passieren, haben die denn immer noch nicht gelernt, dass man unbekannte Artefakte nicht anfässt???
    Hoffentlich geht es Teyla, dem Baby und John gut.

    Ach, wozu Googel alles gut ist ...
    Geändert von John's Chaya (31.05.2012 um 19:47 Uhr)

    Ich bin zu alt, um nur zu spielen, zu jung, um ohne Wunsch zu sein.

  6. Danke sagten:


  7. #4
    Fürstin der Finsternis Avatar von Liljana
    Registriert seit
    21.06.2009
    Ort
    Höllstadt
    Beiträge
    1.968
    Blog-Einträge
    4

    Standard

    Normalerweise ist es ja John, der seine Finger nicht von fremden Knöpfen lassen kann Dass es in deiner Geschichte Teyla ist, ist eine nette Abwechslung - die am Ende allerdings keine Rolle spielt, da sie Sheppard ja gleich mit in das Unheil zieht.

    Ein sehr schöner Anfang - vor allem das ganze Drumherum, bis die Expedition endlich beginnt

    kurz vor dem Aufbruch des Erkundungsteams seltsamerweise unauffindbar und Major Evan Lorne ‚furchtbar beschäftigt und mit Arbeit zugehäuft’ gewesen war-
    Ich musste beim Lesen wirklich häufig schmunzeln. Irgendwie kam mir manches fast ein wenig bekannt vor *amKopfkratz*. Aber im Laufe der Jahre habe ich so viele FFs gelesen, da kommt mit Sicherheit die ein oder andere Szene auch so mit vor. Vor allem so eine mit den Wissenschaftlern so was ist doch immer wieder lustig.

    Bisher gefällt es mir sehr gut. Ich habe ja schon eine Vermutung, was das Licht angestellt hat - bin gespannt, ob sie zutrifft.

    Danke für's Lesen

    LG Lil
    Geändert von Liljana (01.06.2012 um 11:18 Uhr)

  8. Danke sagten:


  9. #5
    Mama, im Dienste Ihrer Majestäten Avatar von Nyada
    Registriert seit
    18.05.2011
    Beiträge
    582

    Standard Die Ruhe vor dem Sturm

    A/N: So, liebe Leute, am heutigen (leider sehr regnerischen) Sonntagnachmittag bekommt ihr wieder einmal etwas Neues zu lesen, und ich hoffe, dass es euch gefällt. Nach dem Schlammassel mit meiner Festplatte habe ich noch nicht vollkommen zu meiner alten Form zurückgefunden, aber ich habe mein Bestes gegeben und bin selbst auch ganz zufrieden mit diesem Kapitel. Schreibt mir einfach, wie ihr es findet; ich würde mich sehr über euer Feedback freuen*grins*.
    Nun wünsche ich euch viel Spaß beim Lesen und wünsche euch ein schönes Restwochenende.
    Liebe Grüße, eure Moni


    Kapitel Eins
    Die Ruhe vor dem Sturm


    „Mir geht es gut, also würden Sie mich jetzt bitte-“ John Sheppard entließ einen frustrierten Seufzer, als die Hände der Krankenschwester ihn unerbittlich in die Kissen zurückdrückten kaum, dass er Anstalten machte, die Beine über die Bettkante zu schwingen.

    „Colonel Sheppard“, ermahnte ihn die junge Frau, die, wie John in der Zwischenzeit herausgefunden hatte, auf den Namen Kate Robbins hörte, „bleiben Sie liegen, bitte. Sie wissen ganz genau, dass ich Sie, bevor Sie nicht untersucht wurden, nicht gehen lassen kann.“

    „Aber ich fühl’ mich gut, wirklich. Ich habe mich noch nie besser gefühlt“, begehrte der Soldat auf, was ihm allerdings nur einen abschätzigen Blick und ein skeptisches Stirnrunzeln von Seiten der jungen, ihn umsorgenden Krankenschwester einbrachte.

    „Versuchen Sie nicht einmal, mich davon zu überzeuge, dass es Ihnen gut geht“, erwiderte sie ihm warnend. „Ich mag zwar noch nicht lange hier sein, aber das bedeutet nicht, dass man mich nicht vorgewarnt hat.“

    John hob die Brauen. „Man hat Sie vorgewarnt?“

    „Ja, man hat mich vorgewarnt und mir wurde gesagt, dass Sie scheinbar alles tun würden, um aus der Krankenstation zu türmen“, bestätigte Kate ihm nickend. „Ihr Ruf eilt Ihnen voraus, Colonel Sheppard, aber denken Sie nicht einmal daran, es zu versuchen. Ich werde Sie hier nicht weglassen, ehe man Sie untersucht hat. Notfalls werde ich Sie ans Bett fesseln lassen“, ergänzte sie mit nun ebenfalls angehobenen Augenbrauen.

    „Unter anderen Umständen hätte ich nichts dagegen einzuwenden“, entgegnete John keck und schenkte der zierlichen Brünetten ein bubenhaftes Grinsen, in der Hoffnung, sie aus dem Konzept zu bringen- ohne Erfolg, wie sich herausstellte, als die junge Frau ihm einen finsteren Blick zuwarf, sich ihr Klemmbrett schnappte und anschickte, zu gehen.

    „Lassen Sie es sich gesagt sein“, erinnerte sie ihn warnend. „Ich werde ein Auge auf Sie haben, Colonel. Denken Sie daran.“

    „Aber ich fühle mich wirklich gut“, versuchte John sie ein allerletztes Mal umzustimmen, erhielt jedoch nur ein amüsiertes Augenrollen zur Antwort, welches er zu sehen bekam, als sie sich, kurz bevor sie um die Ecke bog, umdrehte und gleichzeitig mit dem Kopf schüttelte. Dann verschwand sie und John sank grummelnd in die Kissen zurück und verzog das Gesicht zu einer mürrischen Grimasse, verschränkte die Arme vor der Brust und gab dann erneut einen zutiefst frustrierten Seufzer von sich. Er verstand nicht, warum er hier war. Er fühlte sich gut, sehr gut sogar. Er hatte sich noch nie besser gefühlt. Er war noch der Herr Seinerselbst, seine Sinne schienen noch einwandfrei zu funktionierten und soweit er das beurteilen konnte, schien sein Verstand nicht ebenfalls nicht in Mitleidenschaft gezogen worden zu sein. Kurzum, er fühlte sich gut und sah nicht ein, hier zu liegen und darauf zu warten, dass irgendjemand ihm das bestätigte, was er eh schon wusste.
    Also schlug John, sich nach allen Seiten umsehend, die Bettdecke beiseite, schwang die Beine über die Kante des Lazarrettbettes hinweg und richtete sie auf. Einen Moment lang befürchtete er, wieder zurückzufallen, und er fasste sich an die Stirn, als ein kurzes, aber heftiges Schwindelgefühl ihn überkam. Vielleicht sollte er sich doch wieder hinlegen. John schüttelte mit dem Kopf und schob diesen abwegigen Gedanken beiseite. Sich wieder hinzulegen, erschien ihm sinnlos und stand deswegen nicht zur Debatte, also nahm er ein, zwei tiefe Atemzüge, danach versuchte er sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, was darin bestand, seine Kleidung zu finden, denn er hatte nicht vor, sich in dieser luftigen, gewisse Gegenden seines Körper nicht ausreichend bedeckenden Krankenhauskluft zu präsentieren.
    Er war wackeliger auf den Beinen, als er angenommen hatte und es ihm genehm war, weswegen die Suche nach seiner Kleidung mehr Zeit in Anspruch nahm, als eingeplant. Schließlich fand er sie jedoch- fein säuberlich zusammengefaltet- auf einem Tisch liegend. Um sicherzugehen, dass nicht genau in dem Augenblick, in der er die Kleidung wechselte, jemand unerwartet um die Ecke gebogen kam, blickte John sich um und trat, nachdem er sich vergewissert hatte, dass die Luft rein war, in den Schatten einer, der für die lantianische Architektur typische Säule und zog sich rasch um.

    Das Headset an seinem Ohr befestigend, trat er aus dem Schatten der Säule hervor und sah sich erneut um. Zu dieser Tageszeit war es ruhig auf der Krankenstation, weshalb er mit Vorsicht vorzugehen hatte. Er entdeckte Kate Robbins an einem der hinteren Schreibtische, mit dem Rücken zu ihm und auf einen flimmernden Computerbildschirm starrend. Vorsichtig schlich John weiter, nicht ohne sich dabei wie ein jämmerlicher Sechzehnjähriger zu fühlen, der sich an seinen Eltern vorbei aus dem Haus schlich. Nur mit dem Unterschied, dass es nicht sein Ziel war, die Krankenstation zu verlassen. Sein Ziel war ein anderes, und so steuerte er- Schwester Robbins nicht aus den Augen lassend- auf einen, von dem Rest der Krankenstation abgegrenzten Bereich zu.
    Er vernahm die Stimmen von Teyla und Doktor Jennifer Keller und beschleunigte seinen Schritt. Einerseits war er erleichtert, die liebliche Stimme der Athosianerin zu hören, aber andererseits spürte er, wie er mit jedem Schritt nervöser wurde und sich fragte, ob und vor allem wie er das Geschehene hätte verhindern können.
    Er sich nicht mehr an jede Einzelheit, nur daran, wie er einen erschrockenen Satz auf Teyla zugemacht und versucht hatte, sie von dem Artefakt wegzuziehen. Danach klaffte eine große Lücke in seiner Erinnerung. Er entsann sich an ein helles Licht, das Teyla und ihn vollkommen umschloss, und an den Ausdruck im Gesicht der Athosianerin, kurz bevor seine Welt in Finsternis versank. Das Nächste, an was er sich erinnerte, war Kate Robbins, die sich über ihn beugte, als er aus seiner Ohnmacht erwachte.
    Selbstredend hatte er sich kaum, dass er wieder einigermaßen Herr seiner Sinne gewesen war, nach Teyla umgesehen und war leicht in Panik geraten, als er sie nicht sofort entdeckte. Immer wieder hatte er nach ihr Ausschau gehalten und sich dabei selbst zermartert. Er hätte sie in ihrem Zustand nicht so dicht an das Artefakt heranlassen dürfen. Sie hätte überhaupt nicht dort unten sein sollen! Ihr Wunsch zu helfen in allen Ehren, aber er hätte nicht zulassen dürfen, dass sie sich in Gefahr begab, zumal es in ihrem besonderen Fall nicht nur darum ging, ihre Sicherheit zu gewährleisten, sondern auch die ihres ungeborenen Kindes.

    John verzog das Gesicht, als er an das Baby der Athosianerin dachte und an das, was der kleine Kerl bereits alles hatte mitmachen müssen. Noch nicht einmal auf der Welt, war Teylas Sohn bereits der mentalen Kraft einer Wraithkönigin ausgesetzt gewesen, die ihm und auch seiner Mutter um ein Haar ihr Leben genommen hatte. Ohne zu wissen, dass sie schwanger war, hatte sich Teyla durch die Wälder von Neu Athos geschlagen und sich den Bola Kai im Kampf gegenübergestellt, ganz abgesehen von der psychischen Belastung, die wegen des Verschwinden ihres Volkes auf ihr lastete. Sie und ihr Baby nun auch noch der unbekannten Wirkung eines Antikerexperiments ausgesetzt zu wissen, versetzte John einen Stich ins Herz, und er zog das Tempo abermals an.

    Er fand die Athosianerin schließlich auf einem der Krankenbetten sitzend, mit dem Rücken gegen ein paar aufgeschüttelte Kissen lehnend. Doktor Keller, deren Stimme John ebenfalls vernommen hatte, schien gegangen zu sein, denn Teyla war allein. Als er an ihr Bett herantrat, löste sie ihren Blick von dem Monitor, der neben ihrem Bett aufgebaut war. Ein erleichtertes Seufzen entkam ihrer Kehle, als sie ihn entdeckte, und sie setzte sich auf.

    „John, Sie sind wach!“ Ihre Züge entspannten sich und ein erleichtertes Lächeln stahl sich auf ihre Lippen.

    „Sieht ganz danach aus“, erwiderte er ihr lächelnd und stellte sich an das Fußende ihres Bettes. Sie von Kopf bis Fuß musternd, stellte John erleichtert fest, dass ihr gut zu gehen schien, zumindest auf den ersten Blick, also fragte er vorsichtig: „Wie fühlen Sie sich, Teyla?“

    Die Athosianerin, die ihre schulterlangen, rostbraunen Haare an ihrem Hinterkopf zu einem lockeren Pferdeschwanz zusammengebunden hatte, aus dem sich bereits wieder einige Strähnen gelöst hatten, seufzte leise und neigte den Kopf leicht zur Seite.

    „Ich fühle mich den Umständen entsprechend gut“, antwortete sie. „Doktor Keller hat mich bereits untersucht und konnte nichts Abnormales finden. Egal, was in dem Labor passiert ist, mir scheint nichts zu fehlen.“

    „Und das Baby?“, hakte John vorsichtig nach. „Was ist mit dem Baby?“

    „Ihm geht es gut“, erwiderte sie ihm und richtete, mit einem Lächeln auf den Lippen, den Blick wieder auf den Bildschirm, und erst jetzt, als er sein Augenmerk bewusst auf den flimmernden Computermonitor richtete, erkannte John, was sich Teyla bei seiner Ankunft angesehen hatte.

    „O mein Gott“, entkam es ihm, als er die Konturen eines winzigen Gesichts erkannte. „Ist er das etwa?“, fragte er, wenngleich er die Antwort eigentlich schon wusste.

    „Ja, das ist er“, bestätigte Teyla mit leuchtenden Augen, ohne den Blick von dem Monitor abzuwenden. „Das ist mein Sohn. Ist er nicht wunderschön?“ Ihre Stimme klang weich und war voller Emotionen, und John erinnerte sich nicht, die Athosianerin je zuvor so reden gehört zu haben.

    Die leise, verquäkte Stimme in seinem Hinterkopf, die ihm sagte, dass es besser wäre jetzt zu gehen, ignorierend, beugte sich John leicht vor und betrachtete voll stiller Faszination die Abbildung des winzigen Babys. Er hörte, wie Teyla ihm erklärte, dass Doktor Keller ihr dies als eine neuartige Technik vorgestellt hatte, die es einem ermöglichte, schon Monate vor der Geburt einen ersten Blick auf das Gesicht des Ungeborenen zu werfen, doch wirklich realisieren und verstehen konnte er ihre Worte nicht. Vollkommen in der Betrachtung des Monitors versunken, blendete er seine Umwelt für einen Moment aus und blickte in das Gesicht des Babys, sah seine geschlossenen Augen, seine kleinen Finger, die er sich vor das Gesicht hielt, und seine geradezu winzigen Fingernägel.

    John schluckte, dann grinste er.

    „Er sieht aus wie seine Mom“, meinte er an Teyla gewandt, die daraufhin leise auflachte und über das ganze Gesicht zu strahlen begann.

    „Er ist noch so klein, aber ich liebe ihn trotzdem über alles“, wisperte sie in einem Anflug von mütterlicher Zuneigung, und in ihr freudiges Gesicht blickend, konnte John nicht anders, als ungemeine Erleichterung zu verspüren, dass es ihr und vor allem ihrem Sohn gut ging.

    „Hören Sie, Teyla“, sagte er daher und trat unschlüssig von einem Fuß auf den anderen, „ich wollte mich noch einmal für das entschuldigen, was dort unten in dem Labor passiert ist.“

    Der Blick der Athosianerin wurde weich. „Es ist nicht Ihre Schuld, John, und soweit ich mich erinnere, waren Sie es, der versucht hat, mich vor Schlimmeren zu bewahren. Bitte, zerbrechen Sie sich darüber nicht den Kopf.“

    „Ich hätte Sie nie nicht so nahe an das Artefakt heranlassen dürfen“, erwiderte er, worauf sie mit dem Kopf schüttelte.

    „Wenn hier jemanden die Schuld trifft, dann mich“, sagte sie. „Ich hätte gar nicht dort unten sein dürfen, war es aber dennoch. Sie trifft keine Schuld, John“, wiederholte sie mit Nachdruck.

    „Wenn Ihnen oder dem Baby etwas passiert wäre-“

    „Ihre Sorge rührt mich“, unterbrach Teyla ihn, „aber es ist alles in bester Ordnung. Bitte hören Sie auf, sich unnötig Sorgen zu machen.“

    Mit einem tiefen Seufzer ließ John die Schultern hängen. „Ich weiß nicht genau warum, aber ich habe irgendwie das Gefühl, dass ich es Ihnen schuldig bin, Teyla. Sie machen im Moment viel durch… ein Baby ist auf dem Weg… und Sie sind… nun ja, Sie sind… eine gute Freundin und ich will nicht… also, ich meine damit, dass ich…“

    Teyla lächelte.

    „Ich weiß, was Sie meinen John“, sagte sie, worauf der Soldat sie einen Moment lang schweigend ansah und dann einen erleichterten Seufzer von sich gab. Er war bei aller Liebe nicht besonders gut darin, wenn es darum, Gefühle auszudrücken, und er war froh, dass Teyla ihn auch ohne Worte verstand.

    „Ich… ich bin nur froh, dass es Ihnen und dem Baby gut geht“, gestand er ihr. „Für einen Augenblick dachte ich wirklich…“ Er seufzte, meinte dann: „Wenn Ihnen oder dem Baby irgendetwas zugestoßen wäre, hätte ich mir das nie verzeihen können. Nicht nach allem, was Sie beide durchgemacht haben.“

    Einen Augenblick lang erwiderte ihm die Athosianerin nichts und sah ihn schweigend an, und John fragte sich, ob er womöglich etwas Falsches gesagt hatte. Dann lächelte sie jedoch und als sie ihre Stimme erhob, klang diese gerührt, dankbar und erleichtert zugleich.

    „Danke, John“, sagte sie. „Ich weiß das wirklich sehr zu schätzen.“

    „Nicht der Rede wert“, winkte der Soldat schulterzuckend ab und wollte noch etwas hinzufügen, kam allerdings nicht mehr dazu, denn hinter ihm ertönte auf einmal eine überraschte Stimme.

    „Colonel Sheppard?“ Doktor Jennifer Keller, die charmante und gleichzeitig blutjunge Leiterin der medizinischen Abteilung, näherte sich, mit einem Klemmbrett in der einen und einem Tablettlaptop in der anderen Hand.

    „Doc“, grüßte John sie mit einem kurzen Nicken. Dann, an Teyla gewandt, meinte er: „Ich sollte dann jetzt vielleicht besser gehen. Schön zu sehen, dass es Ihnen und Junior gut geht.“

    „Danke, dass Sie gekommen sind“, erwiderte die Athosianerin ihm lächelnd und neigte ihren Kopf zum Abschied leicht auf die Seite.

    „Keine Ursache, Teyla. Wir sehen uns dann später. Doktor.“ Der jungen Ärztin ein charmantes Lächeln zuwerfend, verabschiedete er sich von den beiden Frauen und machte sich daran, seines Weges zu gehen, der ihn ohne größere Umschweife direkt zurück in das Labor führen würde, denn er brannte darauf zu erfahren, was passiert war. Wenngleich Teyla ihm versichert hatte, dass es ihr und ihrem Baby gut ging, wurde John dieses mulmige Gefühl nicht los, dass der momentane Zustand nur die Ruhe vor dem Sturm war. Im Laufe der Jahre hatte er gelernt, dass Experimente der Antiker stets mit Vorsicht zu genießen waren, und auch bei diesem hier glaubte er sich ganz sicher zu sein, dass das Schlimmste erst noch kommen würde.


    ooOOoo


    Keine zehn Minuten nachdem er sich an Schwester Robbins vorbei aus der Krankenstation geschlichen hatte, betrat John das Labor und musste feststellen, dass es erleuchtet von einem Dutzend transportabler Leuchtstrahler bei Weiten nicht mehr ganz so unheimlich wirkte, wie er es in Erinnerung hatte. Dennoch beschlich in ein merkwürdiges Gefühl kaum, dass er den Raum betreten hatte und das altarähnliche Artefakt entdeckte, welches sich ganz offensichtlich im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit der Wissenschaftler zu befinden schien.
    John entdeckte Rodney und Radek Zelenka, die mit angestrengter Miene über dem mit lantianischer Schrift überzogenen Tableau des Artefakts brüteten. Rodneys Blick sprang zwischen dem Tableau und dem Tablettlaptop in seiner rechten Hand hin und her, während sein tschechischer Kollege sich vollends auf die Entschlüsselung der lantianischen Schriftzeichen konzentrierte.

    „Vielleicht, wenn wir…“, setzte er an, doch Rodney unterbrach ihn mit einem Kopfschütteln. „Und was, wenn wir…“, versuchte er es ein zweites Mal, wurde jedoch erneut von seinem kanadischen Kollegen am Aussprechen seiner Idee gehindert.

    „Das haben wir schon versucht, Radek“, sagte er mit fester Stimme. „Es funktioniert nicht.“

    „Vielleicht, wenn Sie mich einmal einen Blick darauf werfen lassen würden“, war nun eine dritte, weibliche Stimme zu vernehmen, und John, der von den Wissenschaftlern immer noch nicht bemerkt worden war, erblickte Colonel Carter, die plötzlich unterhalb des Artefakts hervortauchte, sich ihre blonden Haarsträhnen aus der Stirn pustete und nach dem Tablettlaptop in Rodneys Händen griff.

    „Als ob Sie etwas entdecken, was mir nicht bereits schon aufgefallen wäre“, höhnte der Kanadier daraufhin. „Ich bitte Sie, Sam, wir haben uns diese Werte jetzt schon mehr als fünfmal angesehen. Ich denke nicht, dass Sie… Oh, Sheppard!“ Aus seinem Redefluss herausgerissen, starrte Rodney seinen Teamkollegen mehrere Sekunden lang verdutzt an. „Hey, was machen Sie hier? Sollten Sie nicht….“

    John verdrehte die Augen. „Oh, vielen Dank für Ihre Anteilnahme, McKay. Ach, mir geht’s übrigens gut- Danke der Nachfrage.“

    „Ich hätte Sie nicht so schnell zurückerwartet, John“, wunderte sich nun auch Sam und reichte Rodney seinen Laptop. Um das Artefakt herumschreitend, unterzog sie John einer kurzen Prüfung, indem sie ihn von Kopf bis Fuß musterte. „Geht es Ihnen gut?“

    „Nun, soweit ich das beurteilen kann, geht’s mir blendend“, antwortete er. „Ich weiß noch wer ich bin, was ich hier mache und wer Sie sind. Und so wie es aussieht-“ Er blickte kurz an sich herab- „ist bei dem ganzen Dilemma nichts verloren gegangen. Ich hab’ zwar noch nicht alles überprüfen können, aber ich fühl’ mich gut. Hab’ mich noch nie zuvor besser gefühlt.“

    „Und Teyla?“, erkundigte sich seine Vorgesetzte. „Wie geht es ihr und dem Baby?“

    „Den beiden geht’s ebenfalls gut“, erwiderte John. „Ich habe mich kurz mit ihr unterhalten, bevor ich herkam, und sie erweckte einen ganz gesunden Eindruck auf mich. Doktor Keller meint, dass es den beiden gut geht.“

    „Das ist erfreulich zu hören“, sagte Sam und seufzte dann. „Ich wünschte, wir hätten ähnlich erfreuliche Nachrichten und könnten sagen, was genau passiert ist, aber wie Sie sehen, tappen wir noch immer im Dunklen.“

    „Sie wissen noch nichts Genaueres?“, wiederholte John.

    Sam schüttelte mit dem Kopf. „Rodney hatte recht; ich bin noch einmal die Datenbank durchgegangen und habe nichts gefunden, was auf die Existenz dieses Labors hinweist. Es scheint, als hätte Teyla richtig in der Annahme gelegen, dass die Antiker nicht wollten, dass etwas über dieses Artefakt bekannt wird.“

    „Aber warum sollten sie eines ihrer Experimente verheimlichen?“, wunderte sich John. „Die Antiker, die ich bisher getroffen habe, waren immer ganz versessen darauf, dass alle anderen erfuhren, was sie geleistet haben. Wenn Sie mich fragen, hatten die damals ein verdammt großes Ego.“

    „Vielleicht“, meldete sich nun Radek Zelenka zu Wort, „ist es ein misslungenes Experiment.“

    „Es wäre die wahrscheinlichste Lösung“, stimmte Sam ihm zu. „Wie Sie bereits sagten, John, die Antiker waren sehr penibel, was ihre Forschungsergebnisse betraf. Es wäre nicht das erste Mal, dass sie versuchen ein misslungenes Experiment zu verheimlichen.“

    „Aber das erklärt nicht, warum das Artefakt mit unserer Ankunft aktiviert wurde.“ Rodney, der sich untypischerweise bis jetzt zurückgehalten hatte, schüttelte mit dem Kopf. „Wenn sie es wirklich verheimlichen wollten- so, wie Sie sagen-, dann hätten sie doch dafür gesorgt, dass es niemals gefunden wird. Durch die selbstständige Aktivierung war doch geradezu garantiert, dass es eines Tages gefunden wird.“

    „Sie glauben nicht, dass die Antiker es verstecken wollten?“, fragte John ihn, worauf der Kanadier erneut mit dem Kopf schüttelte.

    „Egal, was die Antiker mit diesem Artefakt bezwecken wollten“, meinte er, „verstecken wollten sie es auf gar keinen Fall.“

    „Sie wollten, dass es gefunden wird“, sprach John, nachdem sie eine Weile geschwiegen hatten, das aus, was sie alle dachten. „Stellt sich nur die Frage, was die Antiker mit diesem Teil so alles angestellt haben.“

    „Und warum es nirgends in der Datenbank aufgeführt ist“, fügte Rodney hinzu. „Wenn die Antiker wollten, dass es eines Tages gefunden wird, hätten sie es erwähnen müssen.“

    „Wenn Sie mich fragen, Gentlemen-“ Sam ließ ihren Blick durch die Runde schweifen, ehe sie das Artefakt ins Auge fasste-„gilt es das jetzt herauszufinden. Es stehen einfach viel zu viele Fragen offen. Rodney-“ Sie löste den Blick von dem Artefakt und sah den Kanadier an-, „ich möchte, dass Sie mich auf den Laufenden halten. Sobald Sie irgendetwas Neues herausfinden, möchte ich, dass Sie mir Bescheid geben.“

    Rodney nickte. „Und was werden Sie in der Zwischenzeit tun, wenn ich fragen darf? Nicht, dass ich Ihnen nicht glaube, dass Sie Wichtigeres zu tun haben, aber wir haben hier unten wirklich verdammt viel Arbeit, also…“

    „Ich werde mich mit der Übersetzung der Innenschrift beschäftigen“, fiel Sam ihm ins Wort. „Vielleicht werden wir dadurch etwas mehr über die eigentliche Bestimmung des Artefakts erfahren. Und was Sie angeht, Colonel-“ Sie blickte zu John herüber. „Ich würde es wirklich sehr begrüßen, wenn Sie und Teyla sich so lange von dem Artefakt fernhalten, bis wir genaueres wissen. Im Moment mag es Ihnen beiden zwar gut gehen, aber wer weiß, was die Zeit bringt. Mir wäre wohler dabei, wenn Sie beide es in der nächsten Zeit etwas ruhiger angehen lassen.“

    „Bei allem nötigen Respekt, Ma’am, ich wüsste nicht, warum ich es ruhiger angehen lassen sollte“, konterte John. „Mir geht es gut und ich denke nicht, dass ich-“

    „Das war keine Bitte, Colonel“, fiel Sam ihm ins Wort. „Ruhen Sie sich aus, legen sie ein, zwei Tage die Füße hoch, bis wir mehr wissen. Major Lorne wird sich bis auf Weiteres um ihre Aufgaben kümmern, also sein Sie unbesorgt.“

    Die Lippen zusammenpressend, nickte John und erwiderte seiner Vorgesetzten, wenn auch widerwillig: „Ja, Ma’am.“

    „Es ist nicht so, als wollte ich Sie und Teyla aus der ganzen Sache heraushalten“, sagte Sam, als sie seinen skeptischen und zugleich enttäuschten Gesichtsausdruck bemerkte, und bedeutete ihm mit einem kurzen Nicken, ihr zu folgen. Zusammen verließen sie das Labor und schritten nebeneinander den schmalen Gang entlang. „Sie sind in Kontakt mit einer bisher noch unbekannten, außerirdischen Technologie gekommen, und wir wissen nicht, ob nicht doch eventuell Spätfolgen nach sich ziehen wird. Es ist eine Frage der Sicherheit, John- nicht nur für die Expedition, sondern auch für Sie, Teyla und das Baby.“

    „Um mich mache ich mir weniger Sorgen“, gestand John, als sie vor dem Transporter am Ende des Ganges angelangten. „Ich fühle mich durchaus in der Lage meinen täglichen Pflichten nachzukommen.“

    „Meine Entscheidung steht fest, John“, beharrte Sam und betrat den Transporter; John folgte ihr und die Türen schlossen sich hinter ihnen. „Ein, zwei freie Tage haben noch nie jemand geschadet. Sobald wir herausgefunden haben, was es mit dem Artefakt auf sich hat, werde ich Sie selbstverständlich in Kenntnis setzen.“

    Die Transportertüren öffneten sich mit einem leisen Zischen und Sam trat in einen belebten Gang heraus, der auf derselben Ebene wie der Kontrollraum der Stadt lag. John, seinerseits, blieb zurück und ließ sich die Worte seiner Vorgesetzten noch einmal durch den Kopf gehen. Es ist eine Frage der Sicherheit, John. Natürlich hatte sie recht, was das betraf, aber John fühlte sich nicht als eine Gefährdung der allgemeinen Sicherheit. Er fühlte sich gut und bis jetzt war im weder ein zweiter Kopf gewachsen, noch schien sein Körper Anstalten zu machen, sich auf irgendeine Art und Weise in ein Sicherheitsproblem zu verwandeln. Andererseits musste er Colonel Carter recht geben; er kannte die Vorschriften und wusste, dass er sie wohl oder übel einzuhalten hatte- ganz egal, ob er es nun wollte oder nicht.

    Seufzend ergab er sich seinem Schicksal und verabschiedete sich von seiner Vorgesetzten, die daraufhin in Richtung Kontrollraum davonmarschierte, während sich vor ihm die Transportertüren schlossen. Einen Moment lang starrte John unschlüssig auf das Innentableau, nicht wissend, was er als nächstes tun sollte. Sein Magen brachte ihn um die Entscheidung, ob er in sein Quartier zurückkehren sollte oder nicht, und ehe John sich versah, befand er sich auf direktem Wege in die Kantine, in der Hoffnung dort auf jemanden zu stoßen, dem er sein Leid plagen konnte. Außerdem hatte er Hunger, schrecklichen Hunger, wie ihm bewusst wurde, als ihm beim Anblick des reichhaltigen Büfetts das Wasser im Mund zusammenzulaufen begann.
    Vielleicht, dachte er, als er sich ein Tablett schnappte und es mit wahllos mit allerlei der angebotenen Köstlichkeiten belud, hatte Colonel Carter recht, und ein, zwei freie Tage würden ihm in der Tat gut tun. Vielleicht war es in der Tat besser so, sagte John sich, als sich an einen nahe am Fenster gelegenen Tisch setzte, das vollbeladene Tablett abstellte und nach kurzem Zögern zu essen begann.
    Vielleicht war es besser so.

    Fortsetzung folgt

  10. Danke sagten:


  11. #6
    zigtausend Jahre alt ... ;-) Avatar von John's Chaya
    Registriert seit
    31.05.2010
    Ort
    Hamburg
    Beiträge
    4.449
    Blog-Einträge
    44

    Standard

    Tja, so ist unser allseits beliebter Col. halt. Vom still liegen hält er nicht viel, aber er weiß, dass Vorschriften wichtig sind und eingehalten werden müssen. Im Moment scheint es Teyla ja gut zu gehen, hoffentlich bleibt es auch so. Aber ich schätze, die kleine Dramaqueen hat sich noch etwas fieses ausgedacht oder?
    Die Wissenschaftler sind ja auch noch nicht viel weiter gekommen, das macht Rodney bestimmt ganz kirre. Er wird nichts unversucht lassen, er wird alles herauszufinden, ganz sicher!

    Ich bin zu alt, um nur zu spielen, zu jung, um ohne Wunsch zu sein.

  12. Danke sagten:


  13. #7
    Fürstin der Finsternis Avatar von Liljana
    Registriert seit
    21.06.2009
    Ort
    Höllstadt
    Beiträge
    1.968
    Blog-Einträge
    4

    Standard

    War wohl nix mit meine Vermutung. Ich dachte, Sheppard und Teyla würden vielleicht die Körper tauschen - So ein schwangerer Colonel wäre bestimmt lustig.

    Das John nicht lange auf der Krankenstation verweilt, ist doch klar. Aber gerade diese Szene mit Kate Robbins fand ich recht amüsant und auch so klasse geschrieben, dass mein Kopfkino auf vollen Touren lief.

    Du hast schon Recht - Teylas Baby musste im Mutterleib wirklich so einiges mitmachen - zu schade, dass wir nie sehen durften, wie der kleine Torren aufwuchs. :/

    Vielleicht war es besser so.
    Ich würde mal schätzen, die Betonung liegt in diesem Satz auf Vielleicht

    Ach ja - bevor ich es wieder vergesse: Tolles Cover

  14. Danke sagten:


Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •