A/N: So, liebe Leute, am heutigen (leider sehr regnerischen) Sonntagnachmittag bekommt ihr wieder einmal etwas Neues zu lesen, und ich hoffe, dass es euch gefällt. Nach dem Schlammassel mit meiner Festplatte habe ich noch nicht vollkommen zu meiner alten Form zurückgefunden, aber ich habe mein Bestes gegeben und bin selbst auch ganz zufrieden mit diesem Kapitel. Schreibt mir einfach, wie ihr es findet; ich würde mich sehr über euer Feedback freuen*grins*.
Nun wünsche ich euch viel Spaß beim Lesen und wünsche euch ein schönes Restwochenende.
Liebe Grüße, eure Moni
Kapitel Eins
Die Ruhe vor dem Sturm
„Mir geht es gut, also würden Sie mich jetzt bitte-“ John Sheppard entließ einen frustrierten Seufzer, als die Hände der Krankenschwester ihn unerbittlich in die Kissen zurückdrückten kaum, dass er Anstalten machte, die Beine über die Bettkante zu schwingen.
„Colonel Sheppard“, ermahnte ihn die junge Frau, die, wie John in der Zwischenzeit herausgefunden hatte, auf den Namen Kate Robbins hörte, „bleiben Sie liegen, bitte. Sie wissen ganz genau, dass ich Sie, bevor Sie nicht untersucht wurden, nicht gehen lassen kann.“
„Aber ich fühl’ mich gut, wirklich. Ich habe mich noch nie besser gefühlt“, begehrte der Soldat auf, was ihm allerdings nur einen abschätzigen Blick und ein skeptisches Stirnrunzeln von Seiten der jungen, ihn umsorgenden Krankenschwester einbrachte.
„Versuchen Sie nicht einmal, mich davon zu überzeuge, dass es Ihnen gut geht“, erwiderte sie ihm warnend. „Ich mag zwar noch nicht lange hier sein, aber das bedeutet nicht, dass man mich nicht vorgewarnt hat.“
John hob die Brauen. „Man hat Sie vorgewarnt?“
„Ja, man hat mich vorgewarnt und mir wurde gesagt, dass Sie scheinbar alles tun würden, um aus der Krankenstation zu türmen“, bestätigte Kate ihm nickend. „Ihr Ruf eilt Ihnen voraus, Colonel Sheppard, aber denken Sie nicht einmal daran, es zu versuchen. Ich werde Sie hier nicht weglassen, ehe man Sie untersucht hat. Notfalls werde ich Sie ans Bett fesseln lassen“, ergänzte sie mit nun ebenfalls angehobenen Augenbrauen.
„Unter anderen Umständen hätte ich nichts dagegen einzuwenden“, entgegnete John keck und schenkte der zierlichen Brünetten ein bubenhaftes Grinsen, in der Hoffnung, sie aus dem Konzept zu bringen- ohne Erfolg, wie sich herausstellte, als die junge Frau ihm einen finsteren Blick zuwarf, sich ihr Klemmbrett schnappte und anschickte, zu gehen.
„Lassen Sie es sich gesagt sein“, erinnerte sie ihn warnend. „Ich werde ein Auge auf Sie haben, Colonel. Denken Sie daran.“
„Aber ich fühle mich wirklich gut“, versuchte John sie ein allerletztes Mal umzustimmen, erhielt jedoch nur ein amüsiertes Augenrollen zur Antwort, welches er zu sehen bekam, als sie sich, kurz bevor sie um die Ecke bog, umdrehte und gleichzeitig mit dem Kopf schüttelte. Dann verschwand sie und John sank grummelnd in die Kissen zurück und verzog das Gesicht zu einer mürrischen Grimasse, verschränkte die Arme vor der Brust und gab dann erneut einen zutiefst frustrierten Seufzer von sich. Er verstand nicht, warum er hier war. Er fühlte sich gut, sehr gut sogar. Er hatte sich noch nie besser gefühlt. Er war noch der Herr Seinerselbst, seine Sinne schienen noch einwandfrei zu funktionierten und soweit er das beurteilen konnte, schien sein Verstand nicht ebenfalls nicht in Mitleidenschaft gezogen worden zu sein. Kurzum, er fühlte sich gut und sah nicht ein, hier zu liegen und darauf zu warten, dass irgendjemand ihm das bestätigte, was er eh schon wusste.
Also schlug John, sich nach allen Seiten umsehend, die Bettdecke beiseite, schwang die Beine über die Kante des Lazarrettbettes hinweg und richtete sie auf. Einen Moment lang befürchtete er, wieder zurückzufallen, und er fasste sich an die Stirn, als ein kurzes, aber heftiges Schwindelgefühl ihn überkam. Vielleicht sollte er sich doch wieder hinlegen. John schüttelte mit dem Kopf und schob diesen abwegigen Gedanken beiseite. Sich wieder hinzulegen, erschien ihm sinnlos und stand deswegen nicht zur Debatte, also nahm er ein, zwei tiefe Atemzüge, danach versuchte er sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, was darin bestand, seine Kleidung zu finden, denn er hatte nicht vor, sich in dieser luftigen, gewisse Gegenden seines Körper nicht ausreichend bedeckenden Krankenhauskluft zu präsentieren.
Er war wackeliger auf den Beinen, als er angenommen hatte und es ihm genehm war, weswegen die Suche nach seiner Kleidung mehr Zeit in Anspruch nahm, als eingeplant. Schließlich fand er sie jedoch- fein säuberlich zusammengefaltet- auf einem Tisch liegend. Um sicherzugehen, dass nicht genau in dem Augenblick, in der er die Kleidung wechselte, jemand unerwartet um die Ecke gebogen kam, blickte John sich um und trat, nachdem er sich vergewissert hatte, dass die Luft rein war, in den Schatten einer, der für die lantianische Architektur typische Säule und zog sich rasch um.
Das Headset an seinem Ohr befestigend, trat er aus dem Schatten der Säule hervor und sah sich erneut um. Zu dieser Tageszeit war es ruhig auf der Krankenstation, weshalb er mit Vorsicht vorzugehen hatte. Er entdeckte Kate Robbins an einem der hinteren Schreibtische, mit dem Rücken zu ihm und auf einen flimmernden Computerbildschirm starrend. Vorsichtig schlich John weiter, nicht ohne sich dabei wie ein jämmerlicher Sechzehnjähriger zu fühlen, der sich an seinen Eltern vorbei aus dem Haus schlich. Nur mit dem Unterschied, dass es nicht sein Ziel war, die Krankenstation zu verlassen. Sein Ziel war ein anderes, und so steuerte er- Schwester Robbins nicht aus den Augen lassend- auf einen, von dem Rest der Krankenstation abgegrenzten Bereich zu.
Er vernahm die Stimmen von Teyla und Doktor Jennifer Keller und beschleunigte seinen Schritt. Einerseits war er erleichtert, die liebliche Stimme der Athosianerin zu hören, aber andererseits spürte er, wie er mit jedem Schritt nervöser wurde und sich fragte, ob und vor allem wie er das Geschehene hätte verhindern können.
Er sich nicht mehr an jede Einzelheit, nur daran, wie er einen erschrockenen Satz auf Teyla zugemacht und versucht hatte, sie von dem Artefakt wegzuziehen. Danach klaffte eine große Lücke in seiner Erinnerung. Er entsann sich an ein helles Licht, das Teyla und ihn vollkommen umschloss, und an den Ausdruck im Gesicht der Athosianerin, kurz bevor seine Welt in Finsternis versank. Das Nächste, an was er sich erinnerte, war Kate Robbins, die sich über ihn beugte, als er aus seiner Ohnmacht erwachte.
Selbstredend hatte er sich kaum, dass er wieder einigermaßen Herr seiner Sinne gewesen war, nach Teyla umgesehen und war leicht in Panik geraten, als er sie nicht sofort entdeckte. Immer wieder hatte er nach ihr Ausschau gehalten und sich dabei selbst zermartert. Er hätte sie in ihrem Zustand nicht so dicht an das Artefakt heranlassen dürfen. Sie hätte überhaupt nicht dort unten sein sollen! Ihr Wunsch zu helfen in allen Ehren, aber er hätte nicht zulassen dürfen, dass sie sich in Gefahr begab, zumal es in ihrem besonderen Fall nicht nur darum ging, ihre Sicherheit zu gewährleisten, sondern auch die ihres ungeborenen Kindes.
John verzog das Gesicht, als er an das Baby der Athosianerin dachte und an das, was der kleine Kerl bereits alles hatte mitmachen müssen. Noch nicht einmal auf der Welt, war Teylas Sohn bereits der mentalen Kraft einer Wraithkönigin ausgesetzt gewesen, die ihm und auch seiner Mutter um ein Haar ihr Leben genommen hatte. Ohne zu wissen, dass sie schwanger war, hatte sich Teyla durch die Wälder von Neu Athos geschlagen und sich den Bola Kai im Kampf gegenübergestellt, ganz abgesehen von der psychischen Belastung, die wegen des Verschwinden ihres Volkes auf ihr lastete. Sie und ihr Baby nun auch noch der unbekannten Wirkung eines Antikerexperiments ausgesetzt zu wissen, versetzte John einen Stich ins Herz, und er zog das Tempo abermals an.
Er fand die Athosianerin schließlich auf einem der Krankenbetten sitzend, mit dem Rücken gegen ein paar aufgeschüttelte Kissen lehnend. Doktor Keller, deren Stimme John ebenfalls vernommen hatte, schien gegangen zu sein, denn Teyla war allein. Als er an ihr Bett herantrat, löste sie ihren Blick von dem Monitor, der neben ihrem Bett aufgebaut war. Ein erleichtertes Seufzen entkam ihrer Kehle, als sie ihn entdeckte, und sie setzte sich auf.
„John, Sie sind wach!“ Ihre Züge entspannten sich und ein erleichtertes Lächeln stahl sich auf ihre Lippen.
„Sieht ganz danach aus“, erwiderte er ihr lächelnd und stellte sich an das Fußende ihres Bettes. Sie von Kopf bis Fuß musternd, stellte John erleichtert fest, dass ihr gut zu gehen schien, zumindest auf den ersten Blick, also fragte er vorsichtig: „Wie fühlen Sie sich, Teyla?“
Die Athosianerin, die ihre schulterlangen, rostbraunen Haare an ihrem Hinterkopf zu einem lockeren Pferdeschwanz zusammengebunden hatte, aus dem sich bereits wieder einige Strähnen gelöst hatten, seufzte leise und neigte den Kopf leicht zur Seite.
„Ich fühle mich den Umständen entsprechend gut“, antwortete sie. „Doktor Keller hat mich bereits untersucht und konnte nichts Abnormales finden. Egal, was in dem Labor passiert ist, mir scheint nichts zu fehlen.“
„Und das Baby?“, hakte John vorsichtig nach. „Was ist mit dem Baby?“
„Ihm geht es gut“, erwiderte sie ihm und richtete, mit einem Lächeln auf den Lippen, den Blick wieder auf den Bildschirm, und erst jetzt, als er sein Augenmerk bewusst auf den flimmernden Computermonitor richtete, erkannte John, was sich Teyla bei seiner Ankunft angesehen hatte.
„O mein Gott“, entkam es ihm, als er die Konturen eines winzigen Gesichts erkannte. „Ist er das etwa?“, fragte er, wenngleich er die Antwort eigentlich schon wusste.
„Ja, das ist er“, bestätigte Teyla mit leuchtenden Augen, ohne den Blick von dem Monitor abzuwenden. „Das ist mein Sohn. Ist er nicht wunderschön?“ Ihre Stimme klang weich und war voller Emotionen, und John erinnerte sich nicht, die Athosianerin je zuvor so reden gehört zu haben.
Die leise, verquäkte Stimme in seinem Hinterkopf, die ihm sagte, dass es besser wäre jetzt zu gehen, ignorierend, beugte sich John leicht vor und betrachtete voll stiller Faszination die Abbildung des winzigen Babys. Er hörte, wie Teyla ihm erklärte, dass Doktor Keller ihr dies als eine neuartige Technik vorgestellt hatte, die es einem ermöglichte, schon Monate vor der Geburt einen ersten Blick auf das Gesicht des Ungeborenen zu werfen, doch wirklich realisieren und verstehen konnte er ihre Worte nicht. Vollkommen in der Betrachtung des Monitors versunken, blendete er seine Umwelt für einen Moment aus und blickte in das Gesicht des Babys, sah seine geschlossenen Augen, seine kleinen Finger, die er sich vor das Gesicht hielt, und seine geradezu winzigen Fingernägel.
John schluckte, dann grinste er.
„Er sieht aus wie seine Mom“, meinte er an Teyla gewandt, die daraufhin leise auflachte und über das ganze Gesicht zu strahlen begann.
„Er ist noch so klein, aber ich liebe ihn trotzdem über alles“, wisperte sie in einem Anflug von mütterlicher Zuneigung, und in ihr freudiges Gesicht blickend, konnte John nicht anders, als ungemeine Erleichterung zu verspüren, dass es ihr und vor allem ihrem Sohn gut ging.
„Hören Sie, Teyla“, sagte er daher und trat unschlüssig von einem Fuß auf den anderen, „ich wollte mich noch einmal für das entschuldigen, was dort unten in dem Labor passiert ist.“
Der Blick der Athosianerin wurde weich. „Es ist nicht Ihre Schuld, John, und soweit ich mich erinnere, waren Sie es, der versucht hat, mich vor Schlimmeren zu bewahren. Bitte, zerbrechen Sie sich darüber nicht den Kopf.“
„Ich hätte Sie nie nicht so nahe an das Artefakt heranlassen dürfen“, erwiderte er, worauf sie mit dem Kopf schüttelte.
„Wenn hier jemanden die Schuld trifft, dann mich“, sagte sie. „Ich hätte gar nicht dort unten sein dürfen, war es aber dennoch. Sie trifft keine Schuld, John“, wiederholte sie mit Nachdruck.
„Wenn Ihnen oder dem Baby etwas passiert wäre-“
„Ihre Sorge rührt mich“, unterbrach Teyla ihn, „aber es ist alles in bester Ordnung. Bitte hören Sie auf, sich unnötig Sorgen zu machen.“
Mit einem tiefen Seufzer ließ John die Schultern hängen. „Ich weiß nicht genau warum, aber ich habe irgendwie das Gefühl, dass ich es Ihnen schuldig bin, Teyla. Sie machen im Moment viel durch… ein Baby ist auf dem Weg… und Sie sind… nun ja, Sie sind… eine gute Freundin und ich will nicht… also, ich meine damit, dass ich…“
Teyla lächelte.
„Ich weiß, was Sie meinen John“, sagte sie, worauf der Soldat sie einen Moment lang schweigend ansah und dann einen erleichterten Seufzer von sich gab. Er war bei aller Liebe nicht besonders gut darin, wenn es darum, Gefühle auszudrücken, und er war froh, dass Teyla ihn auch ohne Worte verstand.
„Ich… ich bin nur froh, dass es Ihnen und dem Baby gut geht“, gestand er ihr. „Für einen Augenblick dachte ich wirklich…“ Er seufzte, meinte dann: „Wenn Ihnen oder dem Baby irgendetwas zugestoßen wäre, hätte ich mir das nie verzeihen können. Nicht nach allem, was Sie beide durchgemacht haben.“
Einen Augenblick lang erwiderte ihm die Athosianerin nichts und sah ihn schweigend an, und John fragte sich, ob er womöglich etwas Falsches gesagt hatte. Dann lächelte sie jedoch und als sie ihre Stimme erhob, klang diese gerührt, dankbar und erleichtert zugleich.
„Danke, John“, sagte sie. „Ich weiß das wirklich sehr zu schätzen.“
„Nicht der Rede wert“, winkte der Soldat schulterzuckend ab und wollte noch etwas hinzufügen, kam allerdings nicht mehr dazu, denn hinter ihm ertönte auf einmal eine überraschte Stimme.
„Colonel Sheppard?“ Doktor Jennifer Keller, die charmante und gleichzeitig blutjunge Leiterin der medizinischen Abteilung, näherte sich, mit einem Klemmbrett in der einen und einem Tablettlaptop in der anderen Hand.
„Doc“, grüßte John sie mit einem kurzen Nicken. Dann, an Teyla gewandt, meinte er: „Ich sollte dann jetzt vielleicht besser gehen. Schön zu sehen, dass es Ihnen und Junior gut geht.“
„Danke, dass Sie gekommen sind“, erwiderte die Athosianerin ihm lächelnd und neigte ihren Kopf zum Abschied leicht auf die Seite.
„Keine Ursache, Teyla. Wir sehen uns dann später. Doktor.“ Der jungen Ärztin ein charmantes Lächeln zuwerfend, verabschiedete er sich von den beiden Frauen und machte sich daran, seines Weges zu gehen, der ihn ohne größere Umschweife direkt zurück in das Labor führen würde, denn er brannte darauf zu erfahren, was passiert war. Wenngleich Teyla ihm versichert hatte, dass es ihr und ihrem Baby gut ging, wurde John dieses mulmige Gefühl nicht los, dass der momentane Zustand nur die Ruhe vor dem Sturm war. Im Laufe der Jahre hatte er gelernt, dass Experimente der Antiker stets mit Vorsicht zu genießen waren, und auch bei diesem hier glaubte er sich ganz sicher zu sein, dass das Schlimmste erst noch kommen würde.
ooOOoo
Keine zehn Minuten nachdem er sich an Schwester Robbins vorbei aus der Krankenstation geschlichen hatte, betrat John das Labor und musste feststellen, dass es erleuchtet von einem Dutzend transportabler Leuchtstrahler bei Weiten nicht mehr ganz so unheimlich wirkte, wie er es in Erinnerung hatte. Dennoch beschlich in ein merkwürdiges Gefühl kaum, dass er den Raum betreten hatte und das altarähnliche Artefakt entdeckte, welches sich ganz offensichtlich im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit der Wissenschaftler zu befinden schien.
John entdeckte Rodney und Radek Zelenka, die mit angestrengter Miene über dem mit lantianischer Schrift überzogenen Tableau des Artefakts brüteten. Rodneys Blick sprang zwischen dem Tableau und dem Tablettlaptop in seiner rechten Hand hin und her, während sein tschechischer Kollege sich vollends auf die Entschlüsselung der lantianischen Schriftzeichen konzentrierte.
„Vielleicht, wenn wir…“, setzte er an, doch Rodney unterbrach ihn mit einem Kopfschütteln. „Und was, wenn wir…“, versuchte er es ein zweites Mal, wurde jedoch erneut von seinem kanadischen Kollegen am Aussprechen seiner Idee gehindert.
„Das haben wir schon versucht, Radek“, sagte er mit fester Stimme. „Es funktioniert nicht.“
„Vielleicht, wenn Sie mich einmal einen Blick darauf werfen lassen würden“, war nun eine dritte, weibliche Stimme zu vernehmen, und John, der von den Wissenschaftlern immer noch nicht bemerkt worden war, erblickte Colonel Carter, die plötzlich unterhalb des Artefakts hervortauchte, sich ihre blonden Haarsträhnen aus der Stirn pustete und nach dem Tablettlaptop in Rodneys Händen griff.
„Als ob Sie etwas entdecken, was mir nicht bereits schon aufgefallen wäre“, höhnte der Kanadier daraufhin. „Ich bitte Sie, Sam, wir haben uns diese Werte jetzt schon mehr als fünfmal angesehen. Ich denke nicht, dass Sie… Oh, Sheppard!“ Aus seinem Redefluss herausgerissen, starrte Rodney seinen Teamkollegen mehrere Sekunden lang verdutzt an. „Hey, was machen Sie hier? Sollten Sie nicht….“
John verdrehte die Augen. „Oh, vielen Dank für Ihre Anteilnahme, McKay. Ach, mir geht’s übrigens gut- Danke der Nachfrage.“
„Ich hätte Sie nicht so schnell zurückerwartet, John“, wunderte sich nun auch Sam und reichte Rodney seinen Laptop. Um das Artefakt herumschreitend, unterzog sie John einer kurzen Prüfung, indem sie ihn von Kopf bis Fuß musterte. „Geht es Ihnen gut?“
„Nun, soweit ich das beurteilen kann, geht’s mir blendend“, antwortete er. „Ich weiß noch wer ich bin, was ich hier mache und wer Sie sind. Und so wie es aussieht-“ Er blickte kurz an sich herab- „ist bei dem ganzen Dilemma nichts verloren gegangen. Ich hab’ zwar noch nicht alles überprüfen können, aber ich fühl’ mich gut. Hab’ mich noch nie zuvor besser gefühlt.“
„Und Teyla?“, erkundigte sich seine Vorgesetzte. „Wie geht es ihr und dem Baby?“
„Den beiden geht’s ebenfalls gut“, erwiderte John. „Ich habe mich kurz mit ihr unterhalten, bevor ich herkam, und sie erweckte einen ganz gesunden Eindruck auf mich. Doktor Keller meint, dass es den beiden gut geht.“
„Das ist erfreulich zu hören“, sagte Sam und seufzte dann. „Ich wünschte, wir hätten ähnlich erfreuliche Nachrichten und könnten sagen, was genau passiert ist, aber wie Sie sehen, tappen wir noch immer im Dunklen.“
„Sie wissen noch nichts Genaueres?“, wiederholte John.
Sam schüttelte mit dem Kopf. „Rodney hatte recht; ich bin noch einmal die Datenbank durchgegangen und habe nichts gefunden, was auf die Existenz dieses Labors hinweist. Es scheint, als hätte Teyla richtig in der Annahme gelegen, dass die Antiker nicht wollten, dass etwas über dieses Artefakt bekannt wird.“
„Aber warum sollten sie eines ihrer Experimente verheimlichen?“, wunderte sich John. „Die Antiker, die ich bisher getroffen habe, waren immer ganz versessen darauf, dass alle anderen erfuhren, was sie geleistet haben. Wenn Sie mich fragen, hatten die damals ein verdammt großes Ego.“
„Vielleicht“, meldete sich nun Radek Zelenka zu Wort, „ist es ein misslungenes Experiment.“
„Es wäre die wahrscheinlichste Lösung“, stimmte Sam ihm zu. „Wie Sie bereits sagten, John, die Antiker waren sehr penibel, was ihre Forschungsergebnisse betraf. Es wäre nicht das erste Mal, dass sie versuchen ein misslungenes Experiment zu verheimlichen.“
„Aber das erklärt nicht, warum das Artefakt mit unserer Ankunft aktiviert wurde.“ Rodney, der sich untypischerweise bis jetzt zurückgehalten hatte, schüttelte mit dem Kopf. „Wenn sie es wirklich verheimlichen wollten- so, wie Sie sagen-, dann hätten sie doch dafür gesorgt, dass es niemals gefunden wird. Durch die selbstständige Aktivierung war doch geradezu garantiert, dass es eines Tages gefunden wird.“
„Sie glauben nicht, dass die Antiker es verstecken wollten?“, fragte John ihn, worauf der Kanadier erneut mit dem Kopf schüttelte.
„Egal, was die Antiker mit diesem Artefakt bezwecken wollten“, meinte er, „verstecken wollten sie es auf gar keinen Fall.“
„Sie wollten, dass es gefunden wird“, sprach John, nachdem sie eine Weile geschwiegen hatten, das aus, was sie alle dachten. „Stellt sich nur die Frage, was die Antiker mit diesem Teil so alles angestellt haben.“
„Und warum es nirgends in der Datenbank aufgeführt ist“, fügte Rodney hinzu. „Wenn die Antiker wollten, dass es eines Tages gefunden wird, hätten sie es erwähnen müssen.“
„Wenn Sie mich fragen, Gentlemen-“ Sam ließ ihren Blick durch die Runde schweifen, ehe sie das Artefakt ins Auge fasste-„gilt es das jetzt herauszufinden. Es stehen einfach viel zu viele Fragen offen. Rodney-“ Sie löste den Blick von dem Artefakt und sah den Kanadier an-, „ich möchte, dass Sie mich auf den Laufenden halten. Sobald Sie irgendetwas Neues herausfinden, möchte ich, dass Sie mir Bescheid geben.“
Rodney nickte. „Und was werden Sie in der Zwischenzeit tun, wenn ich fragen darf? Nicht, dass ich Ihnen nicht glaube, dass Sie Wichtigeres zu tun haben, aber wir haben hier unten wirklich verdammt viel Arbeit, also…“
„Ich werde mich mit der Übersetzung der Innenschrift beschäftigen“, fiel Sam ihm ins Wort. „Vielleicht werden wir dadurch etwas mehr über die eigentliche Bestimmung des Artefakts erfahren. Und was Sie angeht, Colonel-“ Sie blickte zu John herüber. „Ich würde es wirklich sehr begrüßen, wenn Sie und Teyla sich so lange von dem Artefakt fernhalten, bis wir genaueres wissen. Im Moment mag es Ihnen beiden zwar gut gehen, aber wer weiß, was die Zeit bringt. Mir wäre wohler dabei, wenn Sie beide es in der nächsten Zeit etwas ruhiger angehen lassen.“
„Bei allem nötigen Respekt, Ma’am, ich wüsste nicht, warum ich es ruhiger angehen lassen sollte“, konterte John. „Mir geht es gut und ich denke nicht, dass ich-“
„Das war keine Bitte, Colonel“, fiel Sam ihm ins Wort. „Ruhen Sie sich aus, legen sie ein, zwei Tage die Füße hoch, bis wir mehr wissen. Major Lorne wird sich bis auf Weiteres um ihre Aufgaben kümmern, also sein Sie unbesorgt.“
Die Lippen zusammenpressend, nickte John und erwiderte seiner Vorgesetzten, wenn auch widerwillig: „Ja, Ma’am.“
„Es ist nicht so, als wollte ich Sie und Teyla aus der ganzen Sache heraushalten“, sagte Sam, als sie seinen skeptischen und zugleich enttäuschten Gesichtsausdruck bemerkte, und bedeutete ihm mit einem kurzen Nicken, ihr zu folgen. Zusammen verließen sie das Labor und schritten nebeneinander den schmalen Gang entlang. „Sie sind in Kontakt mit einer bisher noch unbekannten, außerirdischen Technologie gekommen, und wir wissen nicht, ob nicht doch eventuell Spätfolgen nach sich ziehen wird. Es ist eine Frage der Sicherheit, John- nicht nur für die Expedition, sondern auch für Sie, Teyla und das Baby.“
„Um mich mache ich mir weniger Sorgen“, gestand John, als sie vor dem Transporter am Ende des Ganges angelangten. „Ich fühle mich durchaus in der Lage meinen täglichen Pflichten nachzukommen.“
„Meine Entscheidung steht fest, John“, beharrte Sam und betrat den Transporter; John folgte ihr und die Türen schlossen sich hinter ihnen. „Ein, zwei freie Tage haben noch nie jemand geschadet. Sobald wir herausgefunden haben, was es mit dem Artefakt auf sich hat, werde ich Sie selbstverständlich in Kenntnis setzen.“
Die Transportertüren öffneten sich mit einem leisen Zischen und Sam trat in einen belebten Gang heraus, der auf derselben Ebene wie der Kontrollraum der Stadt lag. John, seinerseits, blieb zurück und ließ sich die Worte seiner Vorgesetzten noch einmal durch den Kopf gehen. Es ist eine Frage der Sicherheit, John. Natürlich hatte sie recht, was das betraf, aber John fühlte sich nicht als eine Gefährdung der allgemeinen Sicherheit. Er fühlte sich gut und bis jetzt war im weder ein zweiter Kopf gewachsen, noch schien sein Körper Anstalten zu machen, sich auf irgendeine Art und Weise in ein Sicherheitsproblem zu verwandeln. Andererseits musste er Colonel Carter recht geben; er kannte die Vorschriften und wusste, dass er sie wohl oder übel einzuhalten hatte- ganz egal, ob er es nun wollte oder nicht.
Seufzend ergab er sich seinem Schicksal und verabschiedete sich von seiner Vorgesetzten, die daraufhin in Richtung Kontrollraum davonmarschierte, während sich vor ihm die Transportertüren schlossen. Einen Moment lang starrte John unschlüssig auf das Innentableau, nicht wissend, was er als nächstes tun sollte. Sein Magen brachte ihn um die Entscheidung, ob er in sein Quartier zurückkehren sollte oder nicht, und ehe John sich versah, befand er sich auf direktem Wege in die Kantine, in der Hoffnung dort auf jemanden zu stoßen, dem er sein Leid plagen konnte. Außerdem hatte er Hunger, schrecklichen Hunger, wie ihm bewusst wurde, als ihm beim Anblick des reichhaltigen Büfetts das Wasser im Mund zusammenzulaufen begann.
Vielleicht, dachte er, als er sich ein Tablett schnappte und es mit wahllos mit allerlei der angebotenen Köstlichkeiten belud, hatte Colonel Carter recht, und ein, zwei freie Tage würden ihm in der Tat gut tun. Vielleicht war es in der Tat besser so, sagte John sich, als sich an einen nahe am Fenster gelegenen Tisch setzte, das vollbeladene Tablett abstellte und nach kurzem Zögern zu essen begann.
Vielleicht war es besser so.
Fortsetzung folgt