@John's Chaya: Keine Hektik!
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Es geht dann auch mit dem letzten Teil und den letzten beiden Prompts, die auch die Kapitelüberschriften sind, weiter.
Endlich Frühling! (2/2)
3. Frühlingsgefühle
Ein paar Tage später überwachte Rodney einen Monitor, auf dem eine Simulation ablief. Das war nicht äußerst fordernd und so wanderten seine Gedanken.
Sheppard hatte die Erkältung dann doch noch bekommen. Gott sei Dank! Denn ohne Johns Schnupfen wären sie jetzt alle dumm-dusselige Lämmer, die den schleimigen Lucius Luvin anbeteten. Rodney mochte gar nicht daran denken, dass er diesem ekelhaften Typen tatsächlich erklärt hatte, wie die Puddlejumper funktionierten! Das Kraut, das dieser Widerling verwendete, um sich die Menschen gefügig zu machen, war wirklich ein Teufelszeug.
Immerhin waren sie jetzt alle wieder sie selbst. Mit all ihren eigenen Gefühlen und nicht irgendwelchen durch das Kraut induzierten. Keine Drogen mehr, die sie beeinflussten.
Rodney runzelte die Stirn. Drogen? Alien-Drogen ließen ihn als Science-fiction geprägten Menschen sofort an Wahrheitstränke und, ja, genau, Sexpollen denken. Planeten voller Pflanzen, die arme Weltraumabenteurer mit ihren heimtückischen Pollen zu willenlosen Sklaven ihrer Gefühlte werden ließen.
Was ihn zu seinen unausgegorenen Gefühlen für John brachte. Was wäre wenn irgendwelche pegasus-spezifischen Sexpollen, die jetzt im Frühling von endemischen Pflanzen ausgeschüttet wurden, für seine Gefühle verantwortlich waren? Wer wusste schon, was hier alles in der Luft rumschwirrte?
Denn wenn es keine Sexpollen waren, die ihn zu den unpassendesten Zeiten feststellen ließen, wie angenehm Johns Rasierwasser roch, oder wie sich Lachfältchen, um seine Augen herum bildeten, wenn er glücklich war, dann …
Rodneys Computer blinkte und piepste und er drückte die entsprechenden Tasten, bis das Programm ruhig weiterlief.
Verflixt, er hatte John neulich sogar die Hälfte des letzten Apfelkuchens in der Kantine abgetreten, weil er so sehnsüchtig geschaut hatte. Und Rodney hatte das Strahlen in Johns Gesicht – fast – nein, tatsächlich – für den Verlust des Kuchens entschädigt! Das war so untypisch für ihn, das mussten einfach pheromonhaltige Pflanzenbestandteile in der Luft oder in seinem Blutkreislauf sein, die ihn so handeln ließen.
Ha! Das könnte man doch herausfinden! Er würde das jetzt einfach testen lassen.
„Radek, du musst ein Auge auf meinen Bildschirm werfen, ich bin mal eben in der Krankenstation“, wandte er sich entschlossen an seinen Kollegen.
„In Ordnung. Hast du dir schon wieder etwas eingefangen?“, fragte der andere Wissenschaftler besorgt.
„Genau das soll Carson herausfinden“, meinte Rodney und stapfte davon.
Doktor Beckett war nicht so ohne weiteres bereit, eine umfangreiche Blutanalyse zu machen.
„Rodney, du bist gesund, niemand hat mehr etwas von Lucius Kraut in seinem Blut, ich habe alle durchgetestet.“
„Es geht nicht um Lucius, sondern um Pollen.“
„Welche Pollen?“
„Das weiß ich nicht, das sollst du ja herausfinden.“ Rodney rollte seinen Ärmel hoch und hielt Carson seinen Arm hin.
„Rodney, nach der letzten Mission habe ich dich, wie immer, durchgecheckt. Alles war in Ordnung. Welche Symptome hast du jetzt?“, fragte der Mediziner besorgt.
Welche Symptome hatte er? „Mir wird warm, ich habe manchmal ein flaues Gefühl im Magen, ich habe eine erhöhte Pulsfrequenz“, Rodney überlegte, was er sonst noch spürte. „Ich spüre manchmal Herzrasen.“ Das einzige, das er Carson nicht mitteilte, war, dass das aber nur in Johns Nähe auftrat. Das hatte bestimmt keine Relevanz.
Beckett runzelte die Stirn. „Wann genau tritt das alles auf?“, fragte er natürlich prompt.
„Uhm …“. Nun, genau das konnte er Beckett natürlich nicht sagen, ohne John in Schwierigkeiten zu bringen. „Mach doch einfach den Test.“ Auffordernd streckte er seinen Arm näher.
Doktor Beckett seufzte. „Muss ich John, Teyla und Ronon ebenfalls untersuchen?“
Rodney biss sich unschlüssig auf die Unterlippe. Johns Werte zu kennen, wäre schon schön. Aber die Erklärungen dafür wollte er natürlich nicht liefern.
„Nein.“ Rodney kam ein hervorragender Gedanke. „Nur ich habe die Pollen dieser Pflanze eingeatmet. Die anderen waren nicht in der Nähe davon.“
Carson seufzte. „Schön, machen wir einen Standardtest, dir muss es ja wirklich wichtig sein, wenn du freiwillig etwas von deinem Blut hergeben willst.“
Vier Stunden später wusste Rodney, dass er völlig gesund war. Nichts schwamm in seinem Blut herum, was dort nicht herumschwimmen sollte. Der Hypochonder in seinem Innern fand das natürlich ganz toll. Es schwarz auf weiß von seinem Doktor zu haben, dass man gesund war, war immer eine erstrebenswerte Sache. Aber in diesem Fall bedeutete das, dass er eine andere Erklärung für sein nur in Sheppards Nähe auftretendes Herzklopfen finden musste.
Unschlüssig spielte Rodney mit dem Befundbogen in seine Hand herum. Wenn er es jetzt mal ganz wissenschaftlich anging, dann konnte er wohl nicht länger die Augen vor der Wahrheit verschließen. Er hatte die Fakten vorliegen und musste jetzt eine Arbeits-Hypothese formulieren. Die ganzen ‚Krankheits’-Symptome waren ja nicht eingebildet, sondern sehr real. Daher musste sie auch eine Ursache haben. Falls diese Ursache nicht auf irgendwelche Pollen geschoben werden konnte, dann musste er sich wohl langsam mit einem ziemlich erschreckenden Gedanken anfreunden. Egal wie kitschig und abgedroschen es klang, er war wohl auf dem besten Wege, sich ernsthaft in John … uhm … zu verlieben.
Mist, Mist, Mist. Er hatte in den letzten Tagen, nein Wochen, tatsächlich Frühlingsgefühle – so wollte er sie mal in Ermangelung eines besseren Begriffes vorübergehend nennen – für seinen besten Freund entwickelt. Er, Rodney McKay, wusste tatsächlich nichts Besseres mit seiner Libido anzufangen, als sie auf eine denkbar ungeeignete Person zu konzentrieren – den männlichen, amerikanischen, militärischen Leiter der Basis. Keine gute Kombination. Überhaupt nicht.
Rodney rieb sich mit beiden Händen durchs Gesicht und stützte die Ellenbogen auf seinem Schreibtisch ab. Verdammte Frühlingsgefühle – das war eine mittlere Katastrophe.
4. Spaziergang
Die nächste Mission endete für Rodney sehr frühzeitig mit einem Pfeil in seinem Gluteus Maximus. Er hatte einen Moment eiskalter Panik, als Beckett ihn damit aufzog, dass er unter der Wirkung der Schmerzmittel wohl ziemlich dummes Zeug erzählt hatte. Wie sich dann herausstellte, hatte er glücklicherweise nichts Belastendes über John gesagt,
Dafür hatte er genügend belastendes Material in seinen Gedanken. John war immer gegenwärtig, egal ob er sich zum Einschlafen hinlegte oder morgens aufstand. Sein immenses Gehirn lieferte problemlos Szenarien, wie appetitlich John in diesen Momenten aussehen würde. Diese Tagträumereien gingen natürlich nicht automatisch weg, nur weil Rodney sein Quartier verließ. Und so ertappte er sich dabei, dass er mit seinen Fingern über das weiche Leder von Johns Jacke strich und mit einigem Stottern erklären musste, dass er das nur getan hatte, weil er herausfinden wollte, ob es so weich war, wie es aussah.
Aber John war nicht ganz unschuldig daran, seine Fixierung noch zu verstärken, denn er legte ihm hier und da eine Hand auf den Arm oder die Schulter – und wenn Rodney sich früher nichts dabei gedacht hatte, fragte er sich jetzt jedes Mal, ob das eventuell mehr zu bedeuten hatte und er nur zu blindfischig war, das zu sehen.
Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis er in einem höchst unpassenden Moment etwas wirklich Dämliches sagte, oder bis er bei einer völlig inakzeptablen Gelegenheit, seine Finger nicht bei sich behalten konnte. Rodney kannte sich gut genug, um zu wissen, dass das eine realistische Einschätzung der Lage war, keine Schwarzmalerei. Es musste nur eine Situation sein, in der er so abgelenkt war, dass die Zensur, die er sich seit Wochen auferlegte, nicht mehr funktionierte.
So ging das nicht weiter. Er musste mit John darüber reden, und erläutern, dass das alles nicht so gemeint war, auch wenn es natürlich so gemeint war. Der genaue Wortlaut seiner zukünftigen Erklärungen war in Rodneys Kopf noch etwas verschwommen, aber er war ein Mann, der gut improvisieren konnte, das würde schon werden, wenn er erst einmal einen Anfang hätte.
Das Ganze zwanglos beim Abendessen in der Kantine zu besprechen war sicher nicht gut, denn wenn nicht alles rund lief, bedeutete das zu viele Zuhörer. Sie müssten also irgendwo hingehen, wo sie ungestört waren. Rodney erkundigte sich, ob John schon die Strickjacke zurück gebracht hatte, aber leider war das schon erledigt.
Nun ja, auch auf Atlantis gab es Bereiche, wo so gut wie niemand hinging und so bestellte er John für den folgenden Abend zu einem der nie genutzten Kais, an denen allenfalls mal tagsüber ein paar Schwimmer ins Wasser gingen.
„Hi. Was willst du mir zeigen?“, war Johns erste Frage, der ganz leger in einem karierten Hemd und Jeans gekommen war. Er schaute Rodney mit erwartungsvoller Begeisterung an.
„Zeigen?“
„Warum hast du mich sonst hierher bestellt, wenn du nicht irgendetwas entdeckt hast, von dem du noch nicht willst, dass es die anderen wissen?“ John stupste Rodney übermütig mit der Schulter an. „Komm schon.“
„Uhm … lass uns ein Stück spazieren gehen“, schlug Rodney vor.
„Okay.“ John fiel neben Rodney in den Schritt. „Es ist also gefährlich? Oder ist ein ZPM und du willst keine falschen Hoffnungen wecken?“
„Nichts dergleichen“, seufzte Rodney und kickte mit seinen Fußspitzen ein paar Steinchen ins Wasser.
„Jetzt sag aber nicht, dass wir hier sind, um die Aussicht zu genießen“, neckte John und fügte hinzu: „Obwohl das schon klasse aussieht.“ Er blieb stehen und zeigte auf die Türme von Atlantis zu ihrer Linken, hinter denen gerade die Sonne verschwand. Der Himmel über der gold-weißen Sonne hatte eine intensiv rote Färbung angenommen und auch die blanken Fassenden und die vielen Fenster glänzten in denselben Rot- und Goldtönen.
„‚Abendrot, schön Wetter droht’, pflegte meine Oma immer zu sagen“, bemerkte Rodney, blieb aber auch stehen, um das Farbenspiel zu betrachten.
„Warum ‚droht’ schönes Wetter?“, fragte John stirnrunzelnd.
„Keine Ahnung. Auf mich trifft es zu. Ich hatte als Kind immer lieber schlechtes Wetter. Das hieß, ich durfte wenigstens drin bleiben, und musste nicht auf der Straße ‚Cowboy und Indianer’ oder ähnlich schreckliche Dinge spielen.“
„Warum mochtest du das nicht?“
„Wenn du immer der bist, der an den Marterpfahl gebunden wird, graust es dir davor.“ Rodney zuckte mit den Schultern.
„Ich hatte lieber gutes Wetter, dann musste ich nicht im Haus bleiben“, stellte John fest.
„Kann ich mir bei dir vorstellen“, nickte Rodney und setzte sich wieder in Bewegung, als die Sonne endgültig im Meer versunken war. Nur noch die Wolken wurden von unten mit rosafarbenem Licht angeleuchtet.
„Also, warum machen wir hier diesen romantischen Abendspaziergang?“, wollte John grinsend wissen. „Sag schon!“
Nun, das war dann ja wohl sein Stichwort, dachte Rodney und räusperte sich. Umständlich begann er: „Die Sache ist die: Menschen machen Fehler, auch wenn sie nicht wollen. Manchmal gibt es dafür guten Erklärungen, ein anderes Mal ist die Person vielleicht nur abgelenkt und passt einen Moment nicht richtig auf. In vielen Fällen sind die Fehler so gering, dass das schnell wieder ausgebügelt ist, ein anderes Mal jedoch hat es auf andere Menschen Auswirkungen.“ Er sollte jetzt mal bald zur Sache kommen, denn John hatte seine Brauen schon zusammengezogen und den Mund schief verzogen. Die sarkastische Bemerkung konnte jetzt nicht mehr lange auf sich warten lassen.
„Okay, okay. Also, wenn man vorgewarnt ist, dass der Fehler passieren kann…“
„McKay!“, unterbrach ihn John gar nicht mehr neckend und hielt ihn am Ärmel fest, „Was hast du gemacht?“
„Nichts! Noch nichts … aber …“
„Aber?“, meinte John und unterstrich es mit einer auffordernden Handbewegung weiter zu reden.
„Versprich mir, dass du mich bis zum Ende anhörst, ehe du wütend, oder missmutig oder ausfallend wirst, okay?“
Sheppard seufzte, schloss für eine Sekunde die Augen, öffnete sie wieder und sagte: „Wenn ich erfahren will, worum es hier geht, werde ich das jetzt wohl versprechen müssen. Also, du hast mein Wort – ich schmeiß dich erst ins Wasser, nachdem ich dich angehört habe.“ Er grinste und tätschelte Rodneys Schulter.
Falls das als Friedensangebot oder als Beruhigung für Rodney gedacht war, so ging der Witz gänzlich an Rodney vorbei. „Lass mich vorher aber noch die technischen Geräte zur Seite legen, damit sie nicht beschädigt werden“, meinte er. Er holte tief Luft. „Also …“
„Hey.“ John stand nicht zu seinem Wort, sondern unterbrach ihn, indem er seine Hand in Rodneys Nacken legte und ihn zwang, ihn anzuschauen. „Rodney, ich weiß nicht, welche Kindheitserinnerung ich gerade mit meinem Worten herauf beschworen habe, aber ich würde das nie tun. Das weißt du auch, oder?“
Rodney glaubte, in Johns Augen zu versinken. Er konnte weit besser mit Vorwürfen, Beleidigungen und schnippischen Antworten umgehen, als mit Anteilnahme. „Ja“, rang er sich ab, gerade in dem Moment, als er sich nicht sicher war, ob Johns Daumen seinen Nacken … streichelte?
Das brachte sämtliche Denkprozesse erst einmal zum Erliegen und so sprudelte er ungefiltert hervor: „Erst dachte ich, es seien vielleicht die Pollen von irgendwelchen Pflanzen, die mich in deiner Nähe so fühlen ließen, aber Beckett hat mein Blut extra noch mal untersucht. Keine Spur von Sexpollen. Das bin alles ich. Und also deshalb wollte ich dich warnen. Bei diesem Spaziergang wollte ich dir erklären, dass ich das nicht absichtlich mache. Dass es sich meiner Kontrolle entzieht. Dass du einfach manchmal viel zu gut aussiehst und mein Hirn sich dann abschaltet.“
John schaute Rodney für einen Augenblick nachdenklich an, ehe er fragte: „Zu gut?“
„Für mein … uhm … Seelenheil, ja“, bestätigte Rodney ehrlich.
„Wow.“
„Ein gutes ‚Wow’ oder ein schlechtes ‚Wow’?“, fragte Rodney nach einem Moment bangen Wartens und befürchtete, dass er gerade sehr wie ein junger Hund vor einem Leckerbissen aussah.
„Ein überraschtes ‚Wow’“, erwiderte Sheppard mit einer Miene, aus der Rodney nichts herauslesen konnte.
„Aber du hast doch bestimmt schon mal … Jetzt sag nicht, dass ich ausgerechnet an einen der wenigen Militärs geraten bin, die nicht schon mal ein wenig … Stressbewältigung mit Kameraden gehabt haben“, rief Rodney als so gar nichts mehr hinterher kam.
„Hey, was ist aus ‚Don’t ask, don’t tell’ geworden?“, beschwerte sich John.
„Ich will keinen Namenslisten, ich will nur wissen, ob du schon mal … ob …“ Ein fahrige Handbewegung ersetzte den Rest des Satzes.
Sie waren mit ihrem Spaziergang jetzt am äußersten Rand des Piers angekommen und Sheppard setzte sich auf die Stufen, die dort ins Wasser führten.
„Das war etwas anderes“, sagte er schließlich nach langem Schweigen. „Bloße Befriedigung von Bedürfnissen. Alles war erlaubt – aber bloß keine Gefühle.“ Er blickte aufs Wasser hinaus.
Nun, das erklärte dann wohl einmal mehr, warum John solche Schwierigkeiten hatte, über Gefühle zu reden. Rodney konnte sich diesen Macho-Club sehr gut vorstellen, wie sie alles zensierten, was zu … persönlich wurde. Rodney stützte sich mit einer Hand auf Johns Schulter ab und setzte sich neben ihn. „Verstehe.“
Jetzt wendete sich John ihm doch zu und meinte leise: „Und … das will ich nicht mehr. Ich bin keine achtzehn mehr und muss mir nichts mehr beweisen.“
War das jetzt Sheppards Art ihm zu sagen, dass er interessiert war? Und zwar an mehr als nur belanglosem Sex? Oh, verdammt, manchmal wünschte Rodney John würde wirklich ein wenig mehr die Zähne auseinander bekommen! Er presste seine Schulter etwas näher an Johns und ließ auch seine Beine ein wenig auseinander fallen, so dass sich ihre Knie berührten.
Und dann purzelten all die Begebenheiten, zu denen Sheppard Gefühle gezeigt hatte, in seinem Kopf durcheinander. All die Berührungen, all die gemeinsam verbrachten Abende, all die halb ausgesprochenen lobenden Worte, wenn er mal wieder allen den Hintern gerettet hatte, all die Stunden, die John an seinem Krankenbett und andersherum verbracht hatte. All die Sorgen, die Rodney in Johns Augen gelesen hatte, wenn er verletzt worden war.
Sie hatten die Gefühle doch schon bravourös gemeistert, auch wenn es ihnen gar nicht aufgefallen war!
Sheppards Gedanken schienen wohl in einer anderen Richtung unterwegs gewesen zu sein, denn er stupste sein Knie gegen Rodneys und meinte: „Sehr subtil!“
Rodney legte eine Hand auf Johns Bein. „Wir …“
„Wir wissen beide, dass das eine ganz schlechte Idee ist“, sagte John, aber er klang nicht wirklich überzeugt. Nicht so, als er wenn sicherstellen wollte, dass ein feindlicher Alien sein Team gehen ließ. Da war deutlich noch Spielraum gegeben. Deshalb beschloss Rodney sofort, seinen Vorteil zu nutzen.
„Na klar. Aber es ist ja nicht so, als ob alle anderen Entscheidungen, die du – nein, die wir – bisher so gefällt haben, lupenrein waren.“ Rodney grinste John herausfordernd an.
„Das kann ich in der Tat nicht für mich in Anspruch nehmen.“ John seufzte.
„Gut. Dann lege ich meine Karten jetzt auf den Tisch.“ Jetzt oder nie. Rodney presste seine Fingerspitzen gegeneinander. „Ich will schon Sex, aber nicht nur. Ich will auch unsere Schachabende behalten, unsere Videospielstunden, unsere absolut faulen Stunden mit einem Bier vor einem stinklangweiligen Footballspiel, weil wir einfach zu geschafft sind, etwas anderes zu tun. Ich will das alles. Sex und Gefühle. Und, oh Gott, ich kann nicht glauben, dass ich das jetzt so gesagt habe. Meine Schwester würde einen Freudentanz aufführen.“
John lachte. Dann wurde er wieder ernst, seine Finger rieben über seine Hose, er kratzte einen Moment über einen kaum sichtbaren Flecken, ehe er nach einem tiefen Atemholen sagte: „Ja, das will ich auch.“
„Und?“
„Was ‚und’?“
„Das ist alles?“ Rodney schaute John suchend an.
„Yep.“ In Johns Augen stahl sich der Anflug eines Lachens. „Vielleicht eins noch, wir sollten den Spaziergang beenden und dein oder mein Quartier aufsuchen.“
Rodney schluckte. „Wirklich?“
„Klar. Oder willst du vorher noch hören, dass ich auch schon seit einiger Zeit über deinen Hintern phantasiere? Oder was wir zusammen in der Dusche machen könnten?“, fragte John so selbstsicher, als würde er hier gerade eine Verhandlung mit dem IOA führen.
„Oh.“
Jetzt strahlte Johns ganzes Gesicht, und er war sichtlich erfreut darüber, dass er Rodneys Mund mit einem Finger zuschieben konnte.
Rodney knuffte ihn gegen den Arm. „Das ist nicht nett, ich …“
„Jedes Wort ist wahr“, meinte John ruhig.
Rodney sprang auf und zog an Johns Hemd. „Warum sitzen wir denn dann noch hier? Los, los. Wir haben noch etwas vor!“
John stand auch auf, doch bevor Rodney losstürmen konnte, schlang John einen Arm um seine Taille und hielt ihn fest. „Ich … bin froh, dass du gefragt hast.“
„Oh ja, ich auch. Denn erstens…“
Rodney wurde abrupt in der Aufzählung seiner Gründe unterbrochen, weil John seine Lippen fest auf Rodneys presste und weil er den Mund sowieso gerade offen hatte, auch noch mit seiner Zunge vordrang. Hungrig nahm er Rodneys Mund in Beschlag.
Rodney vergaß prompt was er hatte sagen wollen und erwiderte den Kuss voller Begeisterung, hielt sich an John fest, während ein Kribbeln und ein Sehnen seinen ganzen Körper durchlief. Ja, John Sheppard küsste ihn! Wollte ihn. Wollte Sex und noch so viel mehr mit ihm. Er presste sich enger an John, ließ ihn fühlen, dass sie beide dabei waren, rasant schnell hart zu werden und er konnte John ganz leise und unterdrückt stöhnen hören. Gott, das war so gut!
Sie vergaßen die Zeit über den Kuss und erst als John merklich zitterte wurde Rodney bewusst, dass John nur ein kariertes Hemd über seinem T-Shirt trug. Der kalte Wind vom Wasser und die Temperaturen, die nach Sonnenuntergang doch noch ziemlich niedrig waren, machten deutlich, dass noch Frühling war.
„Lass uns den Freiluftsex für den Sommer aufheben“, raunte er um Atem ringend gegen Johns Lippen.
Rodney interpretierte Johns rasches Einatmen mal als Zustimmung für diesen Plan. Sehr gut. Das waren hervorragende Aussichten!
Jetzt aber wartete erst einmal ein schönes, bequemes Bett auf sie beide, in das er John nicht schnell genug bekommen konnte …
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©Antares, April 2016