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Thema: [SG-A] In Gedanken (Fanfic-Challenge)

  1. #1
    zigtausend Jahre alt ... ;-) Avatar von John's Chaya
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    Standard [SG-A] In Gedanken (Fanfic-Challenge)

    Titel: In Gedanken
    Autor: John´s Chaya
    Serie: SG-A
    Genre: Character Death, Hope
    Rating: PG 13
    Charaktere: John Sheppard, Dave Sheppard, Patrick Sheppard
    Wörter: ca. 4184
    Beta: Tamara, vielen lieben Dank dafür!


    Anmerkung: Das ist keine leichte Kost. Vor allem für diejenigen, die John nicht leiden sehen können. Wobei ich mir gerade die Frage stelle, warum gerade ich das überhaupt geschrieben habe. Wer mich aber kennt, weiß, dass ich eine Person niemals sterben lassen könnte ...

    Mein Beitrag zur FF-Challenge von Kris.
    Spoiler 
    Wie dem auch sei, jetzt erscheint mir das Thema um so interessanter und lesenswerter.

    Vielleicht kennt jemand von euch den Weihnachtsklassiker:

    Ist das Leben nicht schön?

    mit James Stewart aus dem Jahr 1946.

    Es geht darn um folgendes: Ausgerechnet am Weihnachtsabend verliert George Bailey, der beliebteste Bürger der fiktiven Stadt Bedford Falls, seinen Lebensmut. Am Heiligabend passiert das entscheidende Missgeschick, das George an dem Sinn seines Daseins zweifeln lässt und ihn fast dazu bringt, Selbstmord zu begehen. Ein Engel muss her, doch leider hat nur der etwas ungeschickte und noch flügellose Engel Clarence Dienst und dieser kommt auf eine Idee, fällt selbst in das Wasser des Flusses, in das sich George stürzen will. Dieser rettet ihn und bringt ihn in die kleine Behausung des Brückenwartes, wo der Gerettete ihm klarzumachen versucht, dass er in Wirklichkeit Georges Schutzengel sei und ihn gerade davor bewahrt habe, sein Leben wegzuwerfen. George glaubt ihm kein Wort und wünscht sich nur noch, er wäre nie geboren worden, da er allen ihm nahestehenden Menschen nur Unglück zu bringen scheine. Das bringt Clarence auf eine Idee: Er erfüllt ihm diesen Wunsch und verwandelt die Stadt in den Zustand, den sie hätte, wenn es George nie gegeben hätte.
    Ausführlicher könnt ihr den Inhalt des Films im Wikipedia-Link nachlesen, der oben in der Überschrift zu finden ist.

    Mein Wunsch wäre nun, Geschichten zu lesen, in denen euer Held in eine ausweglos scheinende Situation gerät und nicht mehr weiter weiß? Soll er aufgeben, sich ergeben oder sich vielleicht sogar das Leben nehmen?

    Oder gibt es einen Grund, eine Aufgabe, eine Person, weiterzuleben? Was macht für ihn oder sie das Leben weiterhin lebenswert, gibt die Kraft, das alles durchzustehen?

    Dabei geht es nicht darum, den Film in irgendeiner Form zu kopieren, sondern sich von ihm einfach nur inspirieren zu lassen! Ihr könnt euch natürlich auch von der Idee eines Engels/Antikers leiten lassen, der der Figur den richtigen Schubs gibt.

    Weitere Vorgaben habe ich nicht.

    Ihr könnt zu allen Serien schreiben, die Geschichte komisch oder tragisch anlegen, ein Stimmungsbild schreiben oder auch ein kleines Abenteuer Wie ihr wollt und mögt.

    Disclaimer: An dieser FF gehört mir nichts, außer der Idee dazu.




    Inhalt: Zwei Sheppards müssen um ihr Leben kämpfen. Dabei machen sie eine Erfahrung der besonderen Art. Die auch vor dem dritten Sheppard nicht halt macht …



    Lt. Col. John Sheppard wusste nicht mehr weiter. Bei einem Einsatz in Afghanistan hatte er direkte Befehle missachtet und wurde daraufhin unehrenhaft aus der U.S. Air Force entlassen. Somit verlor er nicht nur seinen Rang als Colonel, sondern auch – was noch viel schlimmer war – seine Fluglizenz. Denn bei seiner Befehlsmissachtung hatte er einen ziemlich großen finanziellen Schaden angerichtet. Dabei wollte er doch nur ein paar Kameraden zu Hilfe eilen. Jetzt brauchte er selber welche, wenn auch anderer Art.

    Was sollte er aus seinem Leben machen? Alles was er je wollte, war fliegen – einfach nur fliegen.
    Das war sein einziger Lebensinhalt, alles, was er zum Leben brauchte. Aus diesem Grund hatte er sich auch mit seinem Vater überworfen, der ihn unbedingt in das Familienunternehmen hatte integrieren wollen.

    Aber er war einfach kein Anzugträger. Niemand, der von morgens bis abends im Büro am Schreibtisch saß. Geschweige denn auf irgendwelchen Veranstaltungen Smalltalk hielt. Sein Vater und auch sein Bruder Dave hatten dafür kein Verständnis. Für sie war das ihre Berufung, ihr Lebensinhalt.

    Beide begegneten seinem Wunsch zu fliegen mit Unverständnis. Es gab kaum ein Familienessen, wo dies kein Streitthema wurde. Bald blieb John diesen Essen fern, vor allem, nachdem er seinen Job bei der Air-Force verloren hatte. Etwas, das seinem Vater und Bruder Oberwasser gegeben hatte. Sie fühlten sich in ihrer Meinung bestätigt, dass John den falschen Beruf gewählt hatte.

    Er ertrug es nicht mehr und wünschte sich immer öfter, dass seine Mutter noch leben würde. Er wusste, sie hätte Verständnis für ihn gehabt. Ach Gott, sie fehlte ihm so sehr. Traurig sah er das Gesicht seiner verstorbenen Mutter vor sich, wie sie lächelnd versuchte, zwischen ihren Männern zu vermitteln. Meist gelang es auch, weil ihr keiner einen Wunsch abschlagen konnte. Wie gerne würde er noch einmal ihr Lächeln sehen, ihr Parfüm riechen. Sie duftete immer so schön nach Maiglöckchen - nach Frühling.

    Wieder war einer dieser Abende, an dem die Sheppard Männer zum Familienessen zusammen trafen. John hatte allen Mut zusammengenommen, um ein letztes Mal mit seinem Vater über seine berufliche Laufbahn zu reden. Aber als er vor der Einfahrt zum Haus stand, machte er kehrt. Er sah die hellerleuchteten Fenster seines Elternhauses, eines der Häuser – denn seine Familie war sehr reich – und dachte, „ich gehöre nicht dazu, das ist nicht meine Welt!“

    Er wendete sein Motorrad, eine Suzuki GSX-R1000 in metallic-meerblau – eine Speziallackierung, sein ganzer Stolz. Ein kurzes lautes Aufheulen des Motors, ein Aufbäumen auf das Hinterrad – und schon verließ John Sheppard die Auffahrt zu seinem Elternhaus. Was er nicht mehr sehen konnte, war, dass sein Vater ihm traurig hinterher schaute. So sehr hatte dieser gehofft, sich doch noch mit seinem so dickköpfigen Sohn zu vertragen. Wobei er zugeben musste, dass John da wohl sehr nach ihm kam. Auch wenn er sich das lange nicht hatte eingestehen wollen.

    Sein Herz wollte nicht mehr so recht, es machte ihm schon seit einiger Zeit Kummer. Er würde wohl seinen nächsten Geburtstag nicht mehr erleben. Zu gerne hätte er deswegen heute beim Familienessen mit John das Kriegsbeil begraben. Denn trotz aller Streitigkeiten, er liebte seine Söhne – beide.

    In solchen Momenten vermisste Patrick Sheppard seine über alles geliebte Frau, die ihn und seine Söhne so früh verlassen hatte. John war da gerade erst im Teenager-Alter gewesen. Daraufhin wurde er noch rebellischer und entglitt seinem Vater immer mehr.

    All dies ging Patrick Sheppard durch den Sinn, als er seinem Sohn hinterher blickte.

    John wusste von all dem nichts. Er fühlte sich nicht mehr dazugehörig und gab es jetzt endgültig auf, sich mit seiner Familie zu versöhnen.

    Überlegungen, vielleicht doch noch gegen die unehrenhafte Entlassung bei der Air Force gerichtlich vorzugehen, durchströmten seine Gedanken. Er hatte doch nur versucht, und geschafft, seine Kameraden zu retten. Dass dabei ein Helikopter zu Bruch ging, konnte doch nicht wichtiger sein als gerettete Menschenleben. Einen winzigen Moment lang war er durch seine Gedankengänge unkonzentriert – und dieser Moment sollte sein ganzes zukünftiges Leben verändern.

    Ein LKW kam ihm in einer scharfen Rechtskurve entgegen. John konnte ihm nicht mehr ausweichen. Sie kamen sich näher und näher. John versuchte ein letztes Manöver, riss das Lenkrad herum und kam dabei ins Rutschen. Er sah noch die vor Schreck geweiteten Augen des LKW-Fahrers – dann wurde es dunkel um ihn.

    Sein Vater stand immer noch am Fenster und bekam das Unglück fast hautnah mit. Er hörte, sah und fühlte, dass seinem Sohn etwas Schlimmes zugestoßen sein musste. Der LKW hatte Feuer gefangen – dieses Feuer brannte sich in Patrick Sheppards Herz. „Nicht jetzt, bitte, lass mich nicht jetzt im Stich. Lass mich zu meinem Sohn, er braucht mich jetzt“, war das Letzte, was er von sich gab, bevor sein Herz zu schlagen aufhörte. So fand ihn Dave ...

    Dave schaffte es, das Herz seines Vaters wieder zum Schlagen zu bringen. Nicht wissend, dass er kurz davor war, seinen Bruder zu verlieren.

    ***

    In der Klinik

    „Es war nicht meine Schuld, es war nicht meine Schuld ...!“, stammelte der geschockte LKW-Fahrer. „Er tauchte auf einmal vor mir auf … ich konnte nicht mehr ausweichen. Ich konnte es nicht verhindern – bitte, lieber Gott. Es war nicht meine Schuld ...“, er schlug die Hände vor das Gesicht.

    Ein Polizist, der den Unfallhergang genauestens geprüft hatte, legte dem Fahrer beruhigend eine Hand auf die Schulter. „Es war nicht Ihre Schuld, wir konnten an der Bremsspur des Motorrads erkennen, dass er auf der falschen Seite fuhr. Wie und warum es dazu kam, müssen wir noch herausfinden.“

    „Wird er durchkommen, wird er überleben?“

    „Das können wir momentan noch nicht sagen. Wir führen noch einige Untersuchungen durch“, teilte ihnen ein vorbei eilender Arzt auf die Schnelle mit.

    Der LKW-Fahrer durfte nach seiner Aussage zum Unfallhergang nach Hause fahren. Außer einem Schock hatte er keine Verletzungen davon getragen. Der LKW war von der Polizei sichergestellt worden. Aber dies geschah nur pro forma, denn die Unschuld des Fahrers wurde bereits festgestellt.

    Kaum hatte der Fahrer das Krankenhaus verlassen, brachte ein Krankenwagen Patrick Sheppard in die Klinik. Dave begleitete ihn, kalkweiß im Gesicht. Denn er hatte gerade eben die Nachricht erhalten, dass sein Bruder sich ebenfalls in der Klinik aufhielt – schwer verletzt. Das war zu viel für ihn. Erst musste er seinen Vater wiederbeleben und jetzt auch noch der Schock, dass sein Bruder einen sehr schweren Unfall hatte. Seine Knie gaben nach und er musste sich setzen. „Gott, wäre Mom doch hier, sie fehlt mir so sehr“, stöhnte Dave verzweifelt auf.

    Eine Schwester legte ihm die Hand auf die Schulter. „Kann ich Ihnen helfen, geht es Ihnen gut?“

    „Wie kann es mir gut gehen? Mein Vater und mein Bruder schweben in Lebensgefahr …!“ Tränen liefen Dave übers Gesicht. „Ich werde beide verlieren, nicht wahr?“ Verzweifelt schaute er der Schwester in die Augen, was sagten sie? Selbst ein nach außen hin so harter Mann wie er konnte angesichts dieser Tragödie seine Tränen nicht mehr zurückhalten.

    „Wir alle hier tun unser Bestes. Ich werde mal schauen, ob ich etwas herausfinden kann.“ Die Schwester entfernte sich.

    Die Empfangsschwester fragte ihn nach einigen Angaben zu seinem Vater und seinem Bruder. Die Daten seines Vaters kannte er, wusste, welche Versicherung für den Aufenthalt hier zuständig war. Aber bei den Daten von John musste er leider passen. Außer Namen, Geburtsdatum und Adresse wusste er nichts über seinen Bruder, was ihm erst jetzt mit aller Deutlichkeit bewusst wurde. „Gott, gib mir bitte noch die Chance, meinen Bruder besser kennenzulernen. Ich hab' so viel versäumt, so sollte es unter Brüdern eigentlich nicht sein!“, sein trauriges Seufzen kam aus tiefster Seele.

    Er hielt einen Arzt an, der schnellen Schrittes an ihm vorbei laufen wollte. „Doktor, wie geht es meinem Vater Patrick Sheppard und meinem Bruder John? Kann ich zu ihnen?“

    Der Arzt stoppte und erklärte, dass es beiden den Umständen entsprechend gut gehe. Sein Vater brauchte nicht auf die Intensivstation und John würde wohl nur die ersten zwei, drei Nächte dort verbringen müssen. Sie wollten ihn vorsichtshalber unter Beobachtung behalten, denn der Unfall hatte ein paar lebenswichtige Organe verletzt. Er hatte eine Lungenquetschung und ein paar Rippen waren gebrochen. Dazu kam auch noch eine sehr schwere Gehirnerschütterung. Die Ärzte hatten ihm starke Schmerz- und Beruhigungsspritzen verabreicht, so dass er in einen tiefen, hoffentlich heilenden Schlaf gefallen war.

    „Ihr Vater hatte Gott sei Dank nur einen leichten Herzanfall. Dass er relativ glimpflich davongekommen ist, verdankt er nur Ihrem umsichtigen, schnellen Handeln!“, lobte der Arzt, „Sie können jetzt gleich zu ihm. Er liegt in Zimmer 808, einem Zweibettzimmer. Wir werden Ihren Bruder zu ihm legen, sobald es ihm besser geht. Das sollte eigentlich zu beider Heilung beitragen. Da Ihr Vater Privatpatient ist, konnten wir dies ermöglichen. Es war sein eigener Wunsch. Er hat wohl den Unfall Ihres Bruders ziemlich hautnah mitbekommen, was wohl auch den Herzanfall ausgelöst hat. Gehen Sie ruhig zu ihm! Aber schonen Sie ihn, denn sein Herz ist nicht mehr das Jüngste und auch nicht mehr das Gesündeste!“ Dave schaute dem davon eilenden Arzt nachdenklich hinterher.

    Dann fuhr er in den achten Stock, um nach seinem Vater zu sehen. Der achte Stock war die Privatpatienten-Station und eines Industrie-Magnaten wie Patrick Sheppard würdig. Helle, lichtdurchflutete Räume, farbig gestrichene Wände, nicht so steril weiß wie für die Normalsterblichen. Aquarelle von bedeutenden Künstlern hingen an den Wänden, die höhere Gesellschaft sollte sich wie zu Hause fühlen. Ledersessel standen für die Besucher bereit und es gab sogar ein kleines exquisites Restaurant, in dem auch die Oberärzte und Chefärzte ihre Mahlzeiten einnehmen konnten.

    Die Upper class war dort unter sich, denn Normalsterbliche hatten auf dieser Etage keinen Zutritt. Es gab einen Fahrstuhl, der nur in diesem Stockwerk hielt. Dave trat unruhig von einem Bein auf 's andere, was sollte er seinem Vater über John sagen – die Wahrheit? Das würde ihm wohl nach seinem gerade erst überstandenen Herzinfarkt nicht so gut bekommen. Er würde es erst einmal mit der Halbwahrheit versuchen.


    ***


    „John geht es gut, sie haben ihn nur ruhiggestellt auf Grund einer leichten Gehirnerschütterung. Genau, so werde ich es Dad erzählen“, dachte Dave.

    Aber einem so klugen Mann wie seinem Vater konnte man nichts vormachen. Er durchschaute die guten Absichten seines Sohnes sofort, behielt es aber für sich. Dave meinte es ja nur gut und wollte ihn damit schonen. Er spürte schmerzhaft, wie sein Herz ins Stolpern geriet. Das EKG schlug Alarm, so dass Dave einen wahnsinnigen Schrecken bekam.

    „DAD …! DAD …, was ist mit dir?“, voller Angst drückte er den Alarmknopf, aber da öffnete sich schon die Tür und der Chefarzt eilte herbei. Ein Blick auf das EKG genügte, um seine Schritte zu verlangsamen.

    „Das war nur eine ganz kleine Herzrhythmusstörung, nichts Ernstes. Aber wir müssen das weiter beobachten. Denn aus einer kleinen kann eine große werden. Machen Sie sich keine Sorgen Mr. Sheppard, wir tun alles Menschenmögliche und auch -unmögliche, um Ihrem Vater zu helfen.“

    Dann verabschiedete sich der Arzt und verließ das Zimmer.

    „Dad, alles in Ordnung, geht es dir besser?“, fragte er seinen Vater besorgt.

    „Du hast doch gehört, was der Chefarzt gesagt hat – alles in Ordnung!“, lächelte Patrick Sheppard. Aber innerlich war er sich da nicht so sicher. Doch der besorgte Blick seines Sohnes ließ ihn schweigen. Er wollte ihn nicht noch mehr beunruhigen.

    „Warst du schon bei deinem Bruder?“

    „Es darf noch keiner zu ihm, solange er auf der Intensivstation liegt. Aber in ca. 2-3 Tagen darf er sie wieder verlassen, dann werde ich sofort zu ihm gehen.“ Dave schaute seinem Vater in die Augen. Er erkannte einen Ausdruck in ihnen, den er noch nie zuvor bei ihm gesehen hatte – Angst!

    Patrick Sheppard hatte Angst – Angst zu sterben, ohne noch einmal seinen jüngsten Sohn gesprochen zu haben. Angst, dass vielleicht sogar John es nicht schaffen könnte. Er wollte so gerne noch ein paar Dinge aus der Welt räumen, bevor er dieses Leben für immer verließ. Noch so vieles war unausgesprochen - nicht nur zwischen ihm und John, sondern auch zwischen ihm und Dave.

    Er hatte seinen Söhnen alles Materielle geboten. Kleine Jungs brauchten aber auch Liebe und Verständnis, so wie es ihre geliebte Mutter, seine über alles geliebte Frau, ihnen immer gegeben hatte. Vielleicht wären dann die Fronten zwischen ihm und John nicht so verhärtet und es wäre auch nie zu diesem Unfall gekommen. Warum hatte John es sich anders überlegt, warum war er ohne ein Wort wieder gefahren? Dann fiel er in einen unruhigen Schlaf.

    Dave verließ leise das Zimmer, um noch einmal das Gespräch mit dem Chefarzt zu suchen. Er wollte mit ihm über Johns Zustand sprechen und wissen, wie es wirklich um seinen Vater stand.


    ***


    Auf der Intensivstation lag John in einem tiefen, hoffentlich heilenden Schlaf. In regelmäßigen Abständen kontrollierte eine Krankenschwester seine Werte und notierte sie gewissenhaft in sein Krankenblatt.


    John und Patrick

    „Wo bin ich, was ist passiert …? Wieso kann ich mich nicht bewegen? Mist, ich hatte einen Unfall mit meinem Motorrad. Der Lkw – ich hab' ihn nicht kommen sehen … HILFE! Kann mich jemand hören, ist da jemand? Ich kann nichts sehen, bin ich blind? Hallo …!“, John geriet in Panik.

    Er versuchte, seine Augen zu öffnen, aber es gelang ihm nicht. Auch seine Beine und Hände gehorchten ihm nicht. Angst überkam ihn, bis er auf einmal eine Stimme hörte, die Stimme seines Vaters.


    „John, verzeih mir bitte meine Unnachgiebigkeit dir gegenüber – es tut mir so leid“, flüsterte Patrick seinem Sohn zu. „Ich liebe Dich und Dave von ganzem Herzen, nur zeigen und sagen konnte ich es euch nicht. Es ist so, als wenn alle Gefühle in mir mit eurer Mutter gestorben sind. John, eines wollte ich dir schon immer sagen – ich bin stolz auf dich, auf das, was du getan hast. Auch wenn es dich deine Fluglizenz gekostet hat, aber du hast Menschenleben gerettet. Ich war immer stolz auf dich und Dave, das musst du mir glauben. Ihr seid beide Kämpfer, herausragend auf euren Gebieten.

    Dass du kein Büromensch bist, hab' ich schon früh bemerkt. Du kommst einfach mehr nach deiner Mutter, während Dave mehr nach mir kommt. Und das ist auch gut so, deine Mutter wäre auch sehr stolz auf dich gewesen, mein Junge. Ich weiß gar nicht, wie es möglich ist, dass ich in deinen Gedanken bin. Denn ich schlafe gerade, aber ich spüre, dass du mich hörst.

    Gib nicht auf, Junge, kämpfe. Kämpfe dafür, dass du wieder gesund wirst. Und dann – dann werde ich dir helfen, dass du wieder fliegen kannst. Wie du weißt, hab' ich viele einflussreiche Bekannte. Wir bekommen das mit deiner Fluglizenz schon wieder hin. Ich hoffe, du fliegst dann auch mal eine unserer Maschinen – mit mir an Bord …!“



    „Dad! ... Dad …, bist du es wirklich? Wo bin ich, wo bist du?“


    „Ich liege hier im Privattrakt des Krankenhauses, in dem du auf der Intensivstation liegst. Erschrick nicht, ich hatte einen klitzekleinen Herzinfarkt. Aber es geht mir schon wieder gut. Ich hatte eben, kurz nachdem ich eingeschlafen war, Besuch von einem, wie soll ich es sagen … – Engel. Anders kann ich es nicht beschreiben. Der Engel sagte, er könne es möglich machen, dass wir zwei unsere Gedanken austauschen. Und wie du siehst – er bzw. sie hatte Recht. Es ist übrigens ein sehr schöner Engel, eine Frau. Lach bitte nicht, sie erinnert mich ein wenig an eure Mutter.“


    „Dad, sie ist auch bei mir, jetzt gerade – ich kann Maiglöckchen riechen – es ist Mom! MOM ..., MOM …, warum hast du uns drei verlassen?“
    Tränen liefen ihm über die Wangen ...


    „Damit ich genau jetzt hier sein kann, in diesem Moment. Ich spüre, dass ihr beide mich braucht. Dass vor allem DU, mein geliebter Sohn, mich brauchst. Bitte, gib nicht auf, kämpfe weiter. Es wird nicht einfach, denn du bist sehr schwer verletzt. Die Ärzte haben übersehen, dass du einen Milzriss hast. Aber sie werden es noch rechtzeitig merken. Kämpfe mein geliebter Schatz – kämpfe.
    Dein Vater und Bruder brauchen dich – ihr braucht EUCH! Ich werde immer bei euch sein, solange ihr mich in eurem Herzen haltet. Wir werden uns eines Tages wiedersehen, aber bis dahin ist noch lang … Ich liebe euch … vergesst das nicht!“

    „MOM? …MOM!“
    John wollte nach ihr greifen, aber konnte es nicht.


    „John?“

    „Ja, Dad?“

    „Schlaf jetzt, das müssen wir beide. Es ist der größte Wunsch deiner Mutter, dass wir zwei gesund werden. Den können wir ihr nicht verwehren ...

    „Dad?“

    „Ja?“

    „Ich …, ich …!“

    „Ich weiß John ..., ich liebe dich auch, mein Junge! Schlaf jetzt, damit du gesund wirst. Dave braucht uns beide.“

    „Ok Dad, du musst aber auch wieder gesund werden. Du hast es Mom auch versprochen!“

    „Gute Nacht John!“

    „Gute Nacht Dad!“



    Patrick fiel in einen unruhigen Schlaf, dachte voller Sehnsucht an seine geliebte Frau. Aber es sollte noch einmal ein gesunder Schlaf werden. Vielleicht hielt sein Herz ja noch ein wenig durch.
    Lange genug, um John und Dave noch seine Liebe zu zeigen und um alles wieder ins Lot zu bringen, das hatte er auch seiner Frau versprochen. Er musste es einfach schaffen, dass John seine Fluglizenz wiederbekam.


    Auf der Intensivstation ging der Alarm los. John hatte keinen Herzschlag mehr.

    „Schnell, Defibrillator, Brustkorb freimachen, zurücktreten!“, rief der Chefarzt, der nur Sekunden, nachdem der Alarm los ging, ins Zimmer gestürmt war.

    Johns Oberkörper bäumte sich auf …

    „Er hat immer noch keinen Puls!“, rief eine Schwester.

    „300, zurücktreten“, befahl der Chefarzt. Er setzte den Defibrillator neu an, was ein wiederholtes Aufbäumen von Johns Körper zur Folge hatte.

    „JOHN ...! JOHN ...! KÄMPFE …, KIND KÄMPFE!“, rief Johns Mutter ihm zu. Sie hatte gespürt, dass John der Lebenswille verlassen hatte und war noch einmal zurückgekehrt.

    „Mom, ich weiß, dass ich es dir versprochen habe, aber ohne dass ich je wieder fliegen darf - will ich nicht leben. Versteh mich doch bitte, es ist meine Berufung ...“, flüsterte John seiner Mutter zu.

    „John, Schatz, gib nicht auf! Dein Vater hat es dir doch versprochen, er hilft dir. Du kennst ihn doch – er ist sehr hartnäckig. Er wird es schaffen, bitte glaube mir …! JOHN – KÄMPFE, bitte, mir zuliebe und auch wegen deines Vaters und Dave!“ Der Maiglöckchenduft wurde intensiver.

    „MOM …, ich hab' dich lieb! Ich werde kämpfen - dir zuliebe …!“, versprach er und sog dabei tief den Maiglöckchenduft ein. Wie sehr hatte er ihn vermisst ...


    „Wir haben ihn wieder“, erleichtert sahen alle auf den Herzmonitor.

    „Das ist ja gerade noch einmal gut gegangen“, seufzte der Chefarzt erleichtert und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Sheppard Senior hätte es ihm nie verziehen und die Mittel gekürzt, wenn er seinen Sohn nicht wieder ins Leben zurückgeholt hätte. Denn Sheppards-Industrie hatte das Krankenhaus den kompletten neuen Westflügel zu verdanken.

    Aber es war ja gerade noch einmal gut gegangen …


    Vor der Intensiv-Station lief der Chefarzt Dave über den Weg, der auf der Suche nach ihm war.
    Ein Blick in das Gesicht des Arztes ließ Dave vor Schreck erblassen.

    „Doktor, was ist passiert, ist irgendetwas mit meinem Bruder?“ Die Angst in Daves Stimme war unüberhörbar.

    „Er hatte einen Herzstillstand, aber wir konnten ihn wieder stabilisieren – es war sehr knapp. Aber jetzt sind wir guter Hoffnung, dass er es schaffen wird. Der plötzliche Blutdruckabfall, der zum Herzstillstand geführt hat, macht uns Sorgen. Aus dem Grund werden wir Ihren Bruder im Computertomographen gründlich durchleuchten, damit das nicht noch einmal vorkommt.“

    „Warum haben Sie das nicht gleich veranlasst? Warum erst jetzt?“, fragte Dave wütend.

    „Ihr Bruder war bei seiner Einlieferung nicht stabil genug. Jetzt können wir es aber wagen – müssen es!“, erklärte der Chefarzt. „Jetzt muss ich aber los, ich mache diese Untersuchung höchstpersönlich.“ Schon eilte er davon, im Schlepptau zwei Krankenpfleger, die Johns Krankenbett schoben.

    „Gott, John sieht so blass aus“, erschrak Dave, angesichts seines wie leblos daliegenden Bruders.
    „Bitte lieber Gott, hilf meinem Bruder, gib uns die Chance, zu richtigen Brüdern zusammenzuwachsen!“, flehte er, bevor sich die Türen hinter John schlossen.

    Da die Untersuchung länger dauern würde, beschloss Dave erst einmal, eine Kleinigkeit zu sich zu nehmen. So langsam machte sich sein Magen bemerkbar. Er sagte einer Schwester Bescheid, wo man ihn im Falle eines Notfalls erreichen würde und machte sich auf dem Weg.

    Im Zimmer 808 bannte sich währenddessen ein Drama an. Eine Schwester hatte sich verplappert und Patrick Sheppard hatte so mitbekommen, dass es nicht gut um John stand. Das hatte zur Folge, dass es zu einer sehr schweren Herzrhythmusstörung kam. Der herbeieilende Oberarzt tat sein Allerbestes, um Patrick Sheppards Leben zu retten – vergebens …

    Während ein paar Stockwerke tiefer festgestellt wurde, dass Johns Milz gerissen war und man alles für eine Notoperation vorbereitete – schloss Patrick Sheppard für immer seine Augen.


    Ein Leben wurde genommen – eines zurückgegeben …


    ***


    Während John im OP lag und man ihm die Milz entfernte, erreichte Dave die traurige Nachricht.

    Weinend brach er zusammen, das war einfach heute zu viel für ihn. Während er um seinen toten Vater weinte, betete er gleichzeitig für das Überleben seines Bruders. Er durfte nicht beide verlieren, das würde er nicht verkraften.

    „NEIN …, bitte lieber Gott, du hast mir schon meinen Vater genommen, nimm mir nicht auch noch meinen Bruder …! BITTE …, BITTE …, lass John am Leben!“, schluchzte er voller Verzweiflung.

    Dave sehnte so sehr seine Mutter herbei, suchte ihren Trost – und bekam ihn.

    Aus heiterem Himmel umgab Dave plötzlich Maiglöckchenduft. Er hielt es für eine Sinnestäuschung, da er gerade so intensiv an seine geliebte Mutter gedacht hatte. Ein anderer Duft vermischte sich auf einmal damit – es war das Aftershave seines Vaters – Old Spice. Seit Dave sich erinnern konnte, waren diese beiden Düfte immer ein Zeichen dafür, dass Vater und Mutter in der Nähe waren.

    „Dave …, Junge, wir sind bei dir – beide!“, flüsterten seine Eltern ihm zu.

    „MOM …! … DAD …!“, Dave riss die Augen auf. Dort standen sie, Mutter und Vater, Arm in Arm. Dieser sah so gesund aus, wie schon seit Jahren nicht mehr. Er kniff sich in den Arm, aber seine Eltern blieben sichtbar, sichtbar für ihn alleine.

    „Wie ist das möglich? Dad, du hast John und mich doch gerade erst verlassen – warum bist du gegangen …, WARUM?“, Dave schrie es fast. Eine vorbei eilende Schwester schaute ihn erschrocken an. Aber sie wusste, dass er gerade erst seinen Vater verloren hatte und hielt es für Trauer.

    „Mr. Sheppard, ist alles in Ordnung?“, frage sie.

    „Wie kann alles in Ordnung sein? Mein Bruder wird operiert und mein Vater ist gestorben, was ist daran in Ordnung?“, flüsterte er, währenddessen schaute er immer noch ungläubig seine engelsgleichen Eltern an. Die Schwester drückte ihm einen Kaffee in die Hand, weil sie einfach nicht wusste, was sie sagen sollte. Dann eilte sie davon …


    „Dave, es tut mir leid, dass ich dich und John gerade jetzt verlassen musste. Glaub' mir, ich wollte noch nicht gehen, aber ich wusste, dass meine Zeit gekommen ist. Ich wollte noch so viel mit John und dir bereden, euch sagen, wie sehr ich euch liebe. Ich wollte meine Kontakte spielen lassen, damit John seine Fluglizenz zurückbekommt. Dave – das ist jetzt deine Aufgabe – hilf deinem Bruder, bitte!“, bat Patrick leise.

    „Ja Dad, ich tue mein Bestes!“, versprach er.

    „Mom …, wieso bist du hier? Mom …, ich …, WIR haben dich so sehr vermisst.“ Tränen liefen ihm die Wangen herunter.

    „Dave – mein Schatz, ich wurde hier gebraucht, um deinem Vater bei dem Übergang beizustehen und um John bei seinem Überlebenskampf zu unterstützen. Und – um dich zu trösten! Es wird eine schwere Zeit für dich, aber John wird überleben und zusammen werdet ihr sie überstehen. Dein Vater und ich werden immer in eurer Nähe sein, immer über euch wachen!“, flüsterte sie, nahm ihn in den Arm und ging dann zum OP, in dem John gerade operiert wurde. Sie wollte über ihn wachen – denn die Liebe einer Mutter konnte alles besiegen ...

    „Dave, mein lieber Junge. Ich habe schon vor langer Zeit Vorkehrungen bezüglich Sheppard-Industrie getroffen. Du wirst die Geschäfte leiten und John wird zu gleichen Teilen Teilhaber – stiller Teilhaber. Denn John wird wieder fliegen, ganz sicher, du bekommst das hin. Ich überlasse dir mein Lebenswerk, weil ich weiß, dass es bei dir in guten Händen ist!“

    „DAD?!“

    „Ich muss dich jetzt verlassen, deine Mom braucht Unterstützung bei John, aber sei sicher – er wird überleben. Erzähle ihm von eurer Mutter und mir, sag ihm, wie sehr wir euch beide lieben. Er soll wieder fliegen – sag ihm, dass ich sehr stolz auf ihn bin!“ Dann folgte er seiner Frau in den OP.

    In Daves Herzen zog Hoffnung ein. Auch wenn er sehr traurig über den Verlust seiner Eltern war, so wusste er nun, dass sie immer in seiner und Johns Nähe waren.


    Gedankenverloren trank er seinen inzwischen kalten Kaffee. Aber er bemerkte es nicht, bis eine Schwester ihm einen frischen brachte und die Nachricht, dass sein Bruder ihn sehen wollte.

    Die OP war erfolgreich verlaufen und er konnte nun zu ihm.

    Dave hatte gar nicht bemerkt, dass schon der nächste Tag angebrochen war. Er hatte sich die ganze Nacht an seinem kalten Kaffee festgehalten und an den engelsgleichen Besuch seiner Eltern gedacht.

    Er wusste nicht, wie er John den Verlust des Vaters schonend beibringen sollte, aber eines war sicher – John würde ihm glauben – würde glauben, dass ihre Eltern für immer ihre schützenden Hände über sie beide hielten.

    Er würde alles tun, damit John wieder fliegen konnte und dafür, dass sie endlich richtige Brüder wurden. Das hatte er ihren Eltern versprochen!






    März 2014, John´s Chaya
    Geändert von John's Chaya (10.03.2014 um 21:55 Uhr)

    Ich bin zu alt, um nur zu spielen, zu jung, um ohne Wunsch zu sein.

  2. Danke sagten:


  3. #2
    Lieutenant General Avatar von Antares
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    Dann will ich mein Feedback mal zweiteilen. *g* Also geschrieben ist es sehr schön, man kann sich so eine Situation vorstellen und dass der arme Dave damit überfordert ist, ist absolut klar. Schön auch, die Gedanken von John bezüglich der Frage, warum er nicht in der Firma arbeiten will und warum er seine Familie auf selbstgewählter Distanz hält.
    Und der Vater, der an der Situation etwas ändern möchte, aber einfach keine Worte und keinen Zugang zu seinem Sohn findet, das finde ich alles sehr gut dargestellt.

    Dann das, was mir nicht so gefällt - dass die sich alle auf irgeneiner metaphyischen Ebene unterhalten können, das ist so gar nicht meins. Zumal diese Gespräche (bis auf die tote Mutter) natürlich auch wirklich von Angesicht zu Angesicht hätten geführt werden können. Aber das ist natürlich deine künstlerische-literarische Entscheidung und von daher, will ich daran auch nicht allzu sehr rummäkeln. Es kann ja sein, dass andere Leser es als sehr passend empfinden.

    Alles in allem also eine gute Challenge-Antwort, die die Entscheidung zum Leben sehr gut thematisiert.

  4. Danke sagten:


  5. #3
    Senior Airman Avatar von Mix
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    Die erste Hälfte gefällt mir gut. Du beschreibst die Ausgangslage gut und ausführlich, sodass man als Leser nachvollziehen kann, weshalb der Haussegen bei den Sheppards etwas schief hängt. Wie die Dinge dann ihren Lauf nehmen erscheint mir auch in Ordnung. Der Unfall, der Herzinfarkt, Dave, der sich mit beidem auseinandersetzen muss, das ist alles nachvollziehbar.

    Die zweite Hälfte allerdings, also ab dem Moment, da John beginnt per Telepathie oder was auch immer mit seinem Vater zu kommunizieren, fällt für mich in die Kategorie "Kitsch". Das liegt im Wesentlichen daran, dass der Versuch, auf die Tränendrüse zu drücken, zu gezwungen daher kommt, zu platt. Wenn du deine Charaktere nicht endgültig sterben lassen kannst und ihnen deswegen ein Leben nach dem Tod gewähren musst, ist das wirklich deine Sache, aber diese ganze Metaebene, oder wie immer man das nennen will, wäre deutlich besser rüber gekommen, wärest du die Sache etwas subtiler angegangen, sowohl hinsichtlich der Implementierung dieser Ebene, auf der die Shepards miteinander kommunizieren, als auch der Art und Weise, wie du sie auf dieser Ebene agieren lässt.

    Du lässt z.B. keinen Raum für Zweifel. Wenn nur John solch eine Erfahrung gemacht hätte, hätte man sich noch fragen können, ob er sich das nicht einfach nur eingebildet hat. Aber da ja alle drei Shepards involviert sind, ist diese Frage hinfällig. In dem Zusammenhang fällt auch auf, dass sich deine Charaktere sehr oft an Gott wenden oder ihn zumindest erwähnen. Ich schätze, damit ist einwandfrei geklärt, dass es ihn in deiner Geschichte gibt.

    Du lässt deine Charaktere außerdem sehr - sagen wir mal - überdeutich handeln. Da wird geweint, geschluchzt, sich gegenseitige Liebe gestanden, Reue gezeigt. Das ist zwar prinzipiell alles nachvollziehbar, aber du hättest deutlich subtiler vorgehen können. Das, was du mit dieser Geschichte erreichen wolltest, hättest du subtiler auf den Punkt bringen können. Stattdessen holst du deinen Baseballschläger hervor und erschlägst uns damit. Bedenke: Nur weil einer deiner Charaktere weint, bedeutet das noch lange nicht, dass auch deinen Lesern zum Weinen zumute ist.

    Lange Rede kurzer Sinn: Deine Geschichte verliert in der zweiten Hälfte ihre Wirkungskraft, weil du dem Leser alles aufs Auge bindest. "Weniger ist mehr" wäre hier angebracht gewesen. Das ist zumindest mein Eindruck. Die erste Hälfte gefällt mir wie gesagt gut, danach habe ich aber so meine Schwierigkeiten mit der Geschichte.

    Ich will dir hiermit wirklich nichts Böses. Ich versuche lediglich zu erklären, warum die Geschichte für mich nicht funktioniert bzw. nicht die Wirkung entfaltet, die du dir vermutlich erhofft hast. Von der von dir angekündigten "schweren Kost" habe ich nämlich gar nichts bemerkt. Vielleicht regt dich mein Kommentar ja nochmal zum Nachdenken an. Wenn nicht, auch nicht schlimm
    Meine Stargate Fan Fiction:


    °

    To be or not to be, that is a serious question.

  6. Danke sagten:


  7. #4
    zigtausend Jahre alt ... ;-) Avatar von John's Chaya
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    @Antares Vielen Dank für dein ehrliches Feedback. Das mit der metaphyischen Ebene hat sich während des Schreibens ergeben. Ich dachte, es passt vielleicht zum Thema und wer weiß schon, was so alles möglich ist. Ich kann deine Kritik aber verstehen, ist halt nicht jedermanns Sache. Es freut mich, dass dir die Geschichte alles in allem gefällt und dass sie zum Challenge-Thema passt.

    @Mix Vielen Dank auch für dein ehrliches Feedback. Und nein, es regt mich nicht zum Nachdenken an - wozu auch. Es ist eine Geschichte, die meiner Meinung nach zum Thema passt. Mag sein, dass sie ein wenig übertrieben sentimental ist, aber auch der Film "Ist das Leben nicht schön" ist es ein wenig, aber es passt einfach, wenn man in der richtigen dafür Stimmung ist. Und ich war beim Schreiben in solch einer Stimmung. Sie muss dir ja nicht gefallen, denn ich hab' sie ja nicht für dich geschrieben, sondern für Kris. Ich freue mich, wenn sie noch ein paar anderen Leuten gefällt, wenn nicht - auch ok.

    In dem Zusammenhang fällt auch auf, dass sich deine Charaktere sehr oft an Gott wenden oder ihn zumindest erwähnen. Ich schätze, damit ist einwandfrei geklärt, dass es ihn in deiner Geschichte gibt.
    Ich glaube, jeder, der auch nur entfernt an den lieben Gott glaubt, wird sich in solch einer Situation an ihn wenden. Und das bestimmt nicht nur einmal.

    Stattdessen holst du deinen Baseballschläger hervor und erschlägst uns damit.
    Hey, der war doch nur aus Plastik bzw. aufblasbar, der kann keinen erschlagen.
    Geändert von John's Chaya (13.03.2014 um 10:40 Uhr) Grund: Etwas wichtiges vergessen ...

    Ich bin zu alt, um nur zu spielen, zu jung, um ohne Wunsch zu sein.

  8. Danke sagten:


  9. #5
    Denkende Leseratte mit Kampfkatze Avatar von Tamara
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    Mir gefällt die Geschichte sehr gut! Und sie ist in meinen Augen auch stimmig, sie ist sehr gefühlvoll, meinetwegen auch sentimal, aber von "Kitsch" ist sie in meinen Augen weit entfernt.

    Was sowohl Antares als auch Mix anmerkten, der zweite Teil mit dem Engel und der Kommunikation in der gedanklichen Ebene ist zugegebenermaßen nicht jedermanns Fall, aber mir hat es gefallen. Zumal ich finde, dass es auf dieser Ebene vielleicht wirklich leichter ist, gewisse Dinge anzusprechen, als wenn man sich real gegenübersteht. John war ja, trotz seines guten Vorsatzes, dann doch nicht in der Lage, in sein Elternhaus zurückzukehren, sondern hat auf der Einfahrt gewendet und ist wieder gefahren. Daher gefällt mir die Wendung, dass diese Gespräche quasi "engelgeführt" stattfinden, in den Gedanken der drei, und es ihnen dadurch ermöglicht wird, zu kommunizieren und die Entscheidung zu Leben zu finden.

    Es ist in meinen Augen auch keineswegs negativ, dass die Personen an Gott glauben. Das tun sehr viele Menschen, und das gerade in Krisensituationen, warum also hier nicht.

    Ich finde, dass diese Geschichte sehr gut zu der gestellten Challenge passt, der Film, der den Anstoß dazu gab, ist schließlich auch sehr gefühlvoll und lässt jede Richtung offen.
    Nicht, was die Dinge objektiv und wirklich sind, sondern was sie für uns,
    in unserer Auffassung, sind, macht uns glücklich oder unglücklich.
    (Arthur Schopenhauer)

  10. Danke sagten:


  11. #6
    zigtausend Jahre alt ... ;-) Avatar von John's Chaya
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    @Tamara Vielen lieben Dank für dein ausführliches, ehrliches Feedback. Ich finde es ganz lieb von dir, dass du dir so viele Gedanken gemacht hast. Du hast genau die richtigen Worte gefunden, besser hätte ich es auch nicht erklären können.

    Ich bin zu alt, um nur zu spielen, zu jung, um ohne Wunsch zu sein.

  12. Danke sagten:


  13. #7
    Denkende Leseratte mit Kampfkatze Avatar von Tamara
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    Oh, Dankeschön
    Nicht, was die Dinge objektiv und wirklich sind, sondern was sie für uns,
    in unserer Auffassung, sind, macht uns glücklich oder unglücklich.
    (Arthur Schopenhauer)

  14. #8
    Major General Avatar von Kris
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    So, nun will ich endlich auch etwas dazu schreiben, nachdem ich die Geschichte in Ruhe gelesen habe. Sie ist wieder einmal sehr gefühlvoll geschrieben, was auch sehr gut zum Film passt, der ja auch zum Nachdenken und Mitfühlen verleitet. Das kannst du einfach gut. Gerade der Anfang ist noch sehr eindringlich, und sehr gut emotional nachzuvollziehen.

    Später wird es mir etwas zuviel des Guten. Ich bin auch eher jemand, der die leisen Töne und die Andeutungen liebt, das Unausgesprochene zwischen den Zeilen hervorblitzen lässt. Aber ich verstehe auch, dass du die Entwicklungen so überdeutlich beschreibst, bewusst das ausdrückst, was in dir vor sich geht, was du in diesem Moment sieht. Was dabei ein wenig untergeht sind natürlich die eigentlichen Figuren und ihre Entwicklung. Ich ahne schon sehr früh, auf das was alles herauslaufen wird, und das nimmt mir ein bisschen die Spannung.

    Nichts desto weniger ist die Geschichte mit Kraft und dem Geist des Filmes erfüllt und hat auch im zweiten Teil, als beide Sheppards um ihr Leben ringen, seine starken Momente.
    Kolya, der Trust und ein irrer Serienkiller in:Im Grau der Schatten, Double Trouble & In den Händen des Schicksals. Ungekannte Abenteuerer von John Sheppard & Co in "Stargate Atlantis - Die verborgenen Szenen": Aufbruch in eine neue Welt und Das erste Jahr und Die Specials.

    John Sheppards Schicksal im Vegasverse :"Solitary Man" no more

    *Neu:* Kapitel 22 seit Okt 2016: Wenn der schlafende Tiger erwacht (Star Trek Into Darkness Prequel)
    * NEU* Doktor Who: Die Saat des Zorns * Der Schatten des Doktors * Drabbles

  15. Danke sagten:


  16. #9
    zigtausend Jahre alt ... ;-) Avatar von John's Chaya
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    @Kris Vielen Dank für dein nettes, ehrliches Feedback. Es freut mich, dass die Geschichte passend zum Film ist, auch wenn sie für dich ein wenig zu laute Töne hat.

    @Saffier Dankeschön fürs Danke drücken.
    Geändert von John's Chaya (18.03.2014 um 21:58 Uhr) Grund: Ein Dankeschön für Saffier :-)

    Ich bin zu alt, um nur zu spielen, zu jung, um ohne Wunsch zu sein.

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