Titel: HMAS Hammersley - ein Schiff für besondere Fälle
Autor: Zeson
Serie: Sea Patrol
Genre: Abenteuer / Freundschaft / Romantik (ein wenig)
Charaktere: Lieutenant Commander Mike Flynn (CO), Lieutenant Kate McGregor (XO), Lieutenant Nikki Caetano (Nav), Petty Officer Pete Tomaszewski (Buffer), Petty Officer Chris Blake (Swain), Chief Petty Officer Andy Thorpe (Charge), Leading Seaman Robert Dixon (RO), Leading Seaman Josh Holiday (ET), Able Seaman Rebecca Brown (Bomber), Seaman Billy Webb (Spider), Seaman Elisabeth Jane Kingston (EJ, ein OC), Leading Seaman Leo Kosov-Meyer (2Dads) sowie einige weitere OCs
Rating: FSK 12
Beta: Evaine. Herzlichen Dank!
Staffel: Die Geschichte beginnt zwischen Staffel 2 und 3 und endet kurz nach der 3. Staffel
Anmerkung des Autors: Die australische Serie ist in Deutschland relativ unbekannt und läuft hier Mittwoch abends ab 20:15 Uhr in Doppelfolgen auf „Das Vierte“. Sie beschreibt das Leben und die Arbeit auf einem australischen Patrouillenboot, das unterwegs ist, um die Küsten Nordaustraliens vor Schmugglern, Terroristen und anderen Gefahren zu schützen. Dabei kommen Abenteuer, aber auch zwischenmenschliche Beziehungen nicht zu kurz. Empfehlenswert ...
Kurzinhalt: Die HMAS Hammersley bekommt neue Crewmitglieder. Werden sie sich in die Mannschaft integrieren oder wird es Schwierigkeiten geben? Lieutenant Commander Flynn sieht sich plötzlich mit einem Geheimnis konfrontiert, als er eine alte Bekannte wiedersieht. Was hat es mit Seaman Kingston auf sich? Auch für Petty Officer Tomaszewski stellt sie eine Herausforderung dar. Wird er sich ihr stellen oder wird er zulassen, dass die Vorschriften der Royal Australian Navy und die Rätsel und Verwirrungen, die der Tod eines Besatzungsmitglieds auslöst, seinem persönlichen Glück im Weg stehen?
Disclaimer Alle Rechte an der Serie und den Figuren (außer an den von mir selbst erdachten und hinzugefügten) liegen bei McElroy All Media Pty Ltd. Ich schreibe nur zu meinem Vergnügen und verdiene (leider) kein Geld damit.
Kapitel 1: Die Neue
HMAS Hammersley, 08:30 Uhr Vormittagswache, auf dem Weg in die Arafura-See
„Nun, Buffer, wie machen sich unsere Neuzugänge?“, fragte Lieutenant Commander Mike Flynn und nahm einen Schluck Kaffee. Dabei beobachtete er aufmerksam die See vor dem Schiff. Kurz zuvor hatte er den Kommandosessel von seiner XO Kate McGregor übernommen, die nun der Navigatorin Nikki Caetano über die Schulter sah.
„Ja, also ... sie machen sich ganz gut, denke ich“, antwortete der Bootsmann zögernd.
Erstaunt drehte sich der CO zu Petty Officer Pete Tomaszewski um. Es war völlig untypisch, dass dieser auf eine einfache Frage so ausweichend antwortete.
„Gibt es Probleme?“, hakte er nach.
„Nicht direkt, Sir. Im Allgemeinen fügen sich die neuen Seamen gut ein ...“, antwortete der angesprochene mit unbeweglicher Miene, zögerte jedoch erneut, weiter zu sprechen.
Ein Blick des CO auf die übrigen auf der Brücke anwesenden Seeleute zeigte ihm, dass deren Aufmerksamkeit voll auf das Gespräch zwischen ihrem Commanding Officer und seinem Bootsmann gerichtet war. Es lag so etwas wie Spannung in der Luft, registrierte Flynn.
„Was soll das heißen, nicht direkt? Was stimmt nicht mit den Neuen?“
„Die drei Männer arbeiten zufriedenstellend und integrieren sich gut in die Mannschaft. Es ist nur ...“
Buffers Blick schien Unbehagen auszudrücken, als er schließlich weiter sprach.
„Diese Frau, Kingston, ... sie ist ein wenig merkwürdig.“
„Kingston?“, überlegte Flynn. „Wie war noch mal ihr voller Name?“
„Elizabeth Jane Kingston, Sir.“
Die Vornamen ließen irgendetwas anklingen, aber Mike kam nicht darauf, warum sie so vertraut klangen.
„Was meinen Sie mit ‘merkwürdig’, Buffer?“, hakte er noch einmal nach.
„Sie geht allen aus dem Weg, arbeitet am liebsten allein und gesellt sich niemals zu den Anderen, nicht einmal zum Essen“, teilte Pete seinem Captain mit.
„Sie isst nicht mit den Anderen zusammen? Sie haben recht, das ist wirklich seltsam. Sie teilt die Kabine mit Bomber, nicht wahr?“
„Ja, Sir.“
Mike drehte sich wieder um, sah hinaus aufs Meer und dachte nach. Es gab immer wieder Leute, die nicht wirklich gerne auf einem Schiff arbeiteten. Er kannte die Hintergründe nicht, die diese Frau auf sein Boot geführt hatten, er konnte jedoch nicht zulassen, dass irgendjemand die Routine und das Zusammenleben auf der Hammersley störte und durcheinander brachte.
„Ich werde mit ihr sprechen“, entschied er schließlich. „Buffer, schicken Sie sie bitte in mein Büro.“
***
Eine viertel Stunde später klopfte EJ an die offenstehende Tür des Schiffsbüros. Sie sah, wie Mike sich zu ihr umdrehte und sie musterte.
„Seaman Kingston meldet sich zur Stelle“, salutierte sie vor ihm.
„Nicht so förmlich, Seaman“, lächelte er sie an. „Ich habe Sie hergebeten, um Sie kennenzulernen. Leider hatte ich bisher keine Zeit, die Neuzugänge zu begrüßen.“
Er musterte die junge Frau aufmerksam. Sie trug eine ausdruckslose Miene zur Schau, aus der er nichts entnehmen konnte. Ihre braunen Augen ließen keinerlei Regung erkennen. Er schätzte ihre Größe auf etwa 1,73 m. Sie war nicht gertenschlank, hatte aber eine ansprechende Figur. Ihr Haarschnitt war fast männlich kurz, der Farbton jedoch nicht zu bestimmen, er schwankte zwischen mausbraun und dunkelblond. Irgendwie kam sie ihm bekannt vor, aber er konnte einfach nicht einordnen, woher.
„Entschuldigen Sie, Seaman, sind wir uns schon einmal begegnet?“, fragte er schließlich ein wenig verlegen.
Sie sah ihn mit ernstem Gesichtsausdruck an, bevor sie antwortete.
„Sie haben es sicher vergessen, Sir. Es ist lange her - mehr als zehn Jahre ...“
„Über zehn Jahre ...“, wiederholte er nachdenklich. Dann fiel plötzlich der Groschen.
„E.J. Walker? Natürlich! Es tut mir leid, dass ich Dich nicht gleich erkannt habe. Du hast Dich verändert ...“
„Das habe ich wohl“, meinte sie, noch immer ohne jedes Lächeln.
„Du hattest früher so schönes langes Haar. Was hast Du nur damit gemacht?“
„So ist es praktischer“, bekam er eine knappe Antwort.
„Dein Nachname ist auch anders, darum bin ich wohl nicht gleich darauf gekommen. Du hast geheiratet, nicht wahr? Das muss jetzt ungefähr zehn Jahre her sein. Tut mir leid, dass ich damals nicht zur Hochzeit kommen konnte ...“
Zum ersten Mal zeigte ihr Gesicht eine Spur von Emotion. Für einen kurzen Moment stand Grauen in ihren Augen und sie presste die Lippen fest aufeinander, aber fast sofort hatte sie sich wieder im Griff und er hatte wieder diese regungslose Maske vor sich. Kopfschüttelnd sah Mike sie an.
„Was ist bloß mit Dir geschehen, EJ? Was hat Dich so verändert und wie kommst Du zur Navy?“
„Ich ... das ist eine lange Geschichte und eigentlich völlig uninteressant“, wehrte sie ab.
Das konnte er so nicht im Raum stehen lassen. Er erinnerte sich an sie als einen fröhlichen Teenager, der stets zu Streichen aufgelegt war und seine Schwester nur allzu oft in Dinge verwickelt hatte, die ihren Eltern nicht gefallen hatten. Dennoch war die beste Freundin ihrer Tochter ihnen immer willkommen gewesen. Zu ihrer Hochzeit mit einem jungen Studenten vor etwa zehn Jahren hatte sie ihn eingeladen, aber da war er auf See gewesen und hatte es nicht einrichten können, zu kommen. Nun bedauerte er das, denn die Frau, die jetzt vor ihm stand, hatte nichts mehr mit der gemeinsam, an die er sich erinnerte.
„Ich habe Zeit, EJ. Und als Dein Commanding Officer muss ich sogar wissen, was mit Dir los ist. Ich kann nicht zulassen, dass die Disziplin auf meinem Schiff gefährdet wird.“
„Die ... aber ich hab doch gar nichts gemacht! Ich halte mich sogar von den Anderen fern“, protestierte sie und zeigte damit einen kleinen Anflug der früheren EJ.
„Genau das ist der Punkt, EJ. Du kannst Dich nicht völlig von den Anderen absondern, das geht auf so einem Boot nicht. Wir arbeiten zusammen, wir essen zusammen, wir leben zusammen auf dem Schiff. Hier ist kein Raum für Extrawünsche.“
Die Angesprochene ließ den Kopf hängen. Sie schien nachzudenken. Dann sah sie plötzlich auf.
„Jawohl, Sir, ich habe verstanden. Kann ich jetzt gehen? Es gibt viel Arbeit“, sagte sie forsch.
Hinter dieser Fassade erkannte Mike jedoch eine Unsicherheit und Verletzlichkeit, die ihn erschreckte. Er sah allerdings ein, dass er im Moment nichts ausrichten konnte.
„In Ordnung, Seaman, gehen Sie. Aber wir haben noch nicht das letzte Wort hierüber gesprochen.“
EJ salutierte, bevor sie den Raum verließ. Besorgt sah Flynn ihr nach. Er ahnte, dass in der Zeit, in der er sie so aus den Augen verloren hatte, etwas Schreckliches mit ihr geschehen war, das unübersehbare Spuren hinterlassen hatte. Er würde sie von jetzt an beobachten, wusste aber noch nicht, wie es weitergehen sollte. Er konnte nur hoffen, dass er eines Tages zu ihr durchdringen würde.
***
Kaum hatte der CO die Brücke verlassen, warfen die Wachhabenden einander beredte Blicke zu.
„Und, was hältst Du von der Neuen?“, wandte sich Chris „Swain“ Blake an seinen Kameraden, Chief Petty Officer Andy „Charge“ Thorpe.
„Hab noch nicht viel mit ihr zu tun gehabt“, antwortete dieser.
„Ach komm, Du musst Dir doch eine Meinung gebildet haben.“
„Nein, wie denn? Man sieht sie ja kaum.“
„Also, wenn sie nicht immer so missmutig schauen würde, wär sie bestimmt sogar ganz hübsch“, warf Josh Holiday, genannt „ET“, ein, was ihm einen finsteren Blick der „Nav“ einbrachte.
„Warum könnt Ihr die Frau nicht einfach in Ruhe lassen?“, meinte diese dann. „Nicht jedes weibliche Wesen erliegt dem Charme von Euch Seeleuten.“
„Das hat nichts mit Charme oder Anmache zu tun, Nav“, erklärte Swain. „Sie grenzt sich aus und macht sich damit unbeliebt.“
„Tut sie ihre Arbeit?“, fragte Nikki.
„Ja, allerdings. Und nicht mal schlecht würde ich sagen“, gab ET zu.
„Stimmt“, mischte sich nun Buffer ein, der wieder auf die Brücke gekommen war, nachdem er seinen Auftrag ausgeführt hatte. „Sie scheint eine Art Allroundtalent zu sein. Egal, was man ihr aufträgt, sie erledigt es gut.“
„Na, dann lasst ihr eben einfach mehr Zeit, sich an uns zu gewöhnen.“
Nikkis Tonfall ließ deutlich erkennen, dass sie die Diskussion für beendet hielt. Kate McGregor, die sich eines Kommentars enthalten hatte, schmunzelte darüber, wie sich die Männer dem unausgesprochenen Befehl der ranghöheren Offizierin beugten und sich wieder ihrer Arbeit widmeten.
tbc.