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Thema: [SG1] Ein nächtlicher Spaziergang / Freiheit

  1. #1
    Meister der Ungehudeltheit Avatar von Terraner
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    Standard [SG1] Ein nächtlicher Spaziergang / Freiheit

    Autor: Terraner
    Serie: SG1, obwohl das Team nicht drin vorkommt
    Rating: PG
    Disclaimer: Ein Detail der Story gehört MGM.
    Anmerkung: Eine Story vom Rande des SG1-Universums...




    Ein nächtlicher Spaziergang / Freiheit

    Die Abenddämmerung war schon etliche Stunden vorbei, als sich Gorang Hessek auf seiner Schlafstatt wälzte. Der junge Mann konnte nicht einschlafen, egal wie oft er sich hin und her bewegte. Seine Gedanken rasten, er konnte einfach nicht in den Schlaf finden… egal was er auch anstellte. Er hatte e mit einem Glas warmen Flabberquak versucht, mit Meditation und mit der Zählung der Risse in der Wand neben dem Bett. Doch nichts hatte geholfen, er war immer noch wach. Hellwach.

    Fluchend setzte er sich auf und ließ die Beine aus dem Bett baumeln. Etwas klirrte in der Düsternis seines Zimmers. Gorang hatte das leere Glas Flabberquak umgestoßen… naja, ganz leer konnte es nicht gewesen sein, sonst hätte er jetzt keinen feuchten Fuß.
    Verärgert stand der junge Mann auf und hob das Glas auf, machte ein paar Schritte und stellte es auf seinem Schreibtisch ab. Das Glas hinterließ Flecken auf dem aufgeschlagenen Magazin das zuoberst auf dem unaufgeräumten Schreibtisch lag, aber das kümmerte den jungen Hessek nicht.

    Ein Gähnen entfleuchte ihm als er sich streckte und seinen Rüssel kratzte. Mit der Gewissheit dass er in dieser Nacht nicht mehr einschlafen würde, nahm sich Gorang Hessel seinen Gehrock vom Haken und zog ihn an. Er hoffte dass ein kleiner Spaziergang ihn müde machen würde, darüber hinaus hatte er schon den gesamten Tag in seinem Zimmer verbracht, sodass es ihm nach Ablenkung gelüstete.

    Um seine Eltern nicht zu wecken, war Gorang sehr vorsichtig und vermied jedes Geräusch, bis er das Haus verlassen hatte und mit seinem Rüssel die Tür schloss.
    Es war bereits nach Mitternacht und die Gaslaternen empfingen ihn mit ihrem schwachen Schein als er auf die gepflasterte Straße hinaustrat. Ihm war auf einmal als würden ihn die enge Straße, ja alle dichtgedrängten Häuser die Luft zum Atmen nehmen und so machte sich der junge Hessek auf zum Kaiser-Knulp-Denkmal, einem pompösen Reiterstandbild das auf einem bewaldeten Hügel nahe der kleinen Stadt thronte. Er begegnete auf seinem Weg keiner Menschenseele außer dem Nachtwächter. Dieser nickte Gorang freundlich zu, denn Hessek war schon immer ein Nachtschwärmer gewesen, aber einer der angenehmen Sorte. Dem alten Mann waren die Hesseks dieser Welt lieber als die betrunkenen Kneipengänger die nachts oft groben Schabernack trieben… die Haare auf seinem Rüssel sträubten sich, als er daran dachte wie er letzte Nacht zwei Tunichtgute dabei erwischt hatte wie sie gegen das Amtshaus uriniert hatten.
    Die Jugend von Heute!

    Gorang Hessek ging geschwind den Weg entlang der zum Denkmal führte. Sein Kragen war hochgeklappt, denn es war kühl. Der kleine Platz auf dem das Reiterstandbild stand war leer, der kleine Kiosk in dem Souvenirs an die Touristen verkauft wurden hatte geschlossen und die Bänke waren, außer von einer verschlafenen Taube, unbesetzt.

    Der junge Mann stützte sich auf das Geländer das den Platz umgab und sah auf die nächtliche Stadt hinab. Ein düsterer Anblick, nur hier und da von Gaslaternen erleuchtet. Aus einigen Fenstern drang auch noch Licht, aber die Anzahl der Häuser in denen noch Menschen wach waren, war zu vernachlässigen. Gorang Hesseks Heimatstädtchen war von strebsamen Spießbürgern bewohnt, die früh ins Bett gingen.
    Plötzlich ermattet, ließ sich Hessek auf eine Bank fallen. Dort unten schliefen die braven Bürger von Dorau den Schlaf der Gerechten und hier saß er, schlaflos, getrieben und unfähig zur Entspannung. Er fröstelte als ein kalter Lufthauch sein Gesicht streifte. Mit feingliedrigen Händen korrigierte der junge Mann den Sitz seines Kragens. Eine frische Brise verwuschelte seine langen blonden Haare, der Wind verstärkte sich, Blätter von nahen Bäumen fegten um das Denkmal.

    Irritiert lies Gorang seinen Blick über die schlummernde Stadt schweifen, als ob dort die Quelle des plötzlichen Windes zu finden währe. Aber die Stadt sah aus wie immer, befand Hessek, als er ein Dröhnen vernahm, erst fern, dann immer näher kommend. Etwas gewaltiges bewegte sich auf Dorau zu, Hessek erahnte die Bewegung von etwas großem im Himmel- Plötzlich war etwas da, der Himmel war bewölkt aber trotzdem schwebten Lichter in der Luft… ein Geräusch wie es dieser Planet noch nie vernommen hatte ertönte und ein Lichtblitz blendete Gorang Hessek.
    Mit einem Donnerschlag zerbarst der Turm der Stiftskirche zur heiligen St. Blorka. Schwere Steine flogen in alle Richtungen und zerschlugen Dachziegel.
    Ob der plötzlichen Explosion aufgesprungen, hatte Hessek keine Gelegenheit Luft zuholen als auch schon die große Brauerei im Osten der Stadt von einem himmlischen Lichtblitz getroffen in Flammen aufging.
    Schneller, immer schneller zischten nun die gelbschimmernden Bolzen von diesem Ungetüme herab, das wie der Streitwagen eines zornigen Gottes über Dorau hing. Im Widerschein des Flammeninfernos in das sich das Städtchen zu verwandeln drohte, konnte Hessek die Pyramidenform des apokalyptischen Himmelskörpers ausmachen. Wie die Fäuste eines zornigen Riesens trafen die feurigen Geschosse die Stadt und pflügen sie um. Altehrwürdige Bürgerhäuser wurden ebenso getroffen wie Kirchen und Tavernen, ganze Straßenzüge wurden, selbst wenn sie nicht direkt getroffen wurden, ein Raub der Flammen.
    Menschen! Überall waren nun Menschen auf den Straßen! Schreiend liefen sie auf dem Kopfsteinpflaster umher. Aus der Perspektive Hesseks waren sie so klein wie Ameisen; Ameisen die nun entweder betend zu Boden fielen oder versuchten Teile des Hausrates oder nur ihr nacktes Leben zu retten.

    Eine weitere Explosion ertönte! Dies war das Pulverhaus am östlichen Ende der Stadt gewesen. Die pechschwarzen Rauchwolken über der Stadt verfärbten sich kurz bunt, als Hesseks alte Oberschule und mit ihr der Chemietrakt in Flammen aufging. Das Feuer war nun fast überall, die Feuerwehr in heller Auflösung begriffen und die Leute die in der Innenstadt wohnten rettungslos verloren.
    Geschützdonner drang an Hesseks Ohr, aber ferner, schwächer und irdischeren Ursprungs als der Soundtrack des bisherigen Infernos. Die Festung Kaiser Knarl II die jenseits des Flusses, der sie von der Stadt trennte, auf einem Hügel thronte hatte ihre schweren Artilleriegeschütze auf das Monstrum ausgerichtet, das Gorang Hesseks Geburtsort zerstörte.

    ‚Zu spät, zu schwach‘, dachte der junge Mann verzweifelt, der das himmlische Bombardement bisher in emotionaler Schockstarre miterlebt hatte. Geschützfeuer loderte jenseits des Flusses auf, als sich die Kanoniere auf den unheimlichen Feind einschossen.
    Die Stätten seiner Kindheit verbrannten zu Asche, viele der Menschen mit denen er aufgewachsen war gleich mit, aber Hessek stand immer noch, den heißen Wind im Gesicht und beobachtete gespannt wie die Geschosse der Feste sich immer mehr dem feuerspeienden Monster näherten und nicht mehr in die unrettbare Stadt sondern in die im Feuerschein glänzende Unterseite des zerstörerischen Ungetüms einschlugen.

    Einen Treffer nach dem anderen erzielte die schwere Artillerie, die erst vor kurzem in der Festung aufgestellt worden war. Dorau lag an der Grenze zum Erzfeind Trenechal, dessen Politiker alle paar Jahre mit dem Säbel rasselten und drohten Dorau zu annektieren, das angeblich nach altem Recht zu Trenechal gehören würde. Die guten Bürger von Dorau waren froh über den Schutz der Geschütze gewesen, die zu den modernsten im ganzen Reich zählten. Nun brannten sie und die Artillerie dröhnte, obgleich ihr in friedlichen Zeiten martialischen anmutender Geschützdonner fast im Lärm des verheerenden Bombardements unterging. Ebendieses Bombardement ging scheinbar unbeirrt weiter, bis plötzlich etwas am todbringenden Ungetüm explodierte. Die Artilleristen hatten etwas getroffen, weitere Geschosse explodierten zwar nun hunderte Meter vor dem Ziel in einem gelben Funkenschauer, doch der einen Explosion am Mörder Doraus folgten nun weitere.

    Tränen flossen über die heißen Wangen Hesseks, dessen Rüssel ob der heißen Luft brannte und der unmerklich auf die Knie gesunken war und von dort ohnmächtig das himmlische Schauspiel verfolgte.
    Das Ungetüm sank nun, weitere Explosionen folgten und die stählernen Grüße der Festungsbesatzung schlugen nun wieder ungehindert in die nun verletzbar erscheinende Pyramide ein.
    Sie sank langsam, wurde dabei immer wieder von Explosionen erschüttert, hatte aber das Feuer nicht eingestellt sondern verschoss nun irrlichternde Lichtbalken in alle Himmelsrichtungen. Die Pyramide setzte auf Dorau auf und die Flammen leckten am eisernen Körper hoch, der jetzt wie vor Minuten der Kirchturm der heiligen St. Blorka zerbarst. Feuer! Ein riesiger heißer Flammenball strebte in alle Richtungen, Hessek floh, er versengte sich den Rücken beim haltlosen Taumeln zur Rückseite des kaiserlichen Denkmals. Die Welt schien Dorau in den Untergang folgen wollen. Der Kaiser schmolz mitsamt seinem Ross, während sich Hessek hinter dem Steinsockel versteckte.
    Die Welt schien ihm hinter krampfhaft geschlossenen Augen erst hellweiß, dann schwarz als Hessek das Bewusstsein verlor.

    ~*~

    Es dämmerte als er wieder seine Augen aufschlug. Graue Wolken zogen über den blassblauen Himmel dahin. Hessek setzte sich auf und stöhnte. Sein Rücken fühlte sich an wie ein Steak aussah. Mühsam stand er auf und stütze sich dabei am Steinsockel ab, der als einziges Bauteil des Denkmals die apokalyptischen Ereignisse überstanden hatte. Er traute sich kaum um den Sockel herumzugehen, tat es dann aber schließlich doch weil ihn die traurige Neugier übermannte und er wissen wollte ob die nächtlichen Geschehnisse nicht doch Ausgeburten einer Fieberfantasie gewesen waren.

    Dorau war weg, buchstäblich. Übrig war ein Krater auf dem ehemaligen Stadtgebiet, viele rauchende Ruinen, viele bis aufs Fundament niedergebrannt und eine immense Anzahl an eisernen Trümmern.
    Gorang schätze, das sie die Überreste des Urhebers des nächtlichen Terrors waren. Er stellte ein Bein auf die Überreste der Bank und betrachtete die vielen Uniformierten, die vermutlich aus Festung ausgeschwärmt waren um die Stadt nach Überlebenden zu durchsuchen.

    Es konnte nicht allzu viele geben.

    Hessek bekam ein flaues Gefühl im Magen, als er daran dachte das alle Bekannten tot und sein Besitz verloren war. Seine Vergangenheit war ausgelöscht, er war nun alleine in der Welt. Hatte er Gestern noch um seinen Platz in der Welt gerungen, wusste er nun was er war: Ein Heimatloser, mit verkohlter Vergangenheit und ungewisser Zukunft.
    Er warf noch einen letzten Blick auf die rauchenden Trümmern, rückte dann seinen Gehrock zurecht und drehte sich um. Mit gemessenen Schritten entfernte er sich von der Stätte des Unglücks und ward in diesen Gefilden nicht mehr gesehen.

    „Freedom's just another word for nothing left to loose…“

    Ende

    PS: Zitiert nach Janis Joplins "Me And Bobby McGee"
    Geändert von Terraner (16.07.2011 um 14:38 Uhr)
    ...jetzt neu: [SGA] Grüne Hölle

  2. Danke sagten:


  3. #2
    Fürstin der Finsternis Avatar von Liljana
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    Beim Lesen deiner Geschichte kam mir unwillkürlich der Gedanke, ob du bei dem nächtlichen Spaziergang nicht viele deiner eigenen Gedanken mit einfließen hast lassen. Mir kam es nämlich auch so vor, als ob ICH dabeigewesen wäre.

    Zwei große Fragen hätte ich da: Wer zum Henker ist Gorang Hessel und wieso hat der einen Rüssel?
    Und was hat das alles mit SG1 zu tun? Okay - das wären dann schon drei Fragen. Vielleicht hat das wieder mit einer Folge zu tun, die ich nicht gesehen habe.

    Mich überkam beim Lesen fast eine Gänsehaut. Sie ist zwar etwas ... anders ... ^^ aber gerade das hat mir besonders gefallen. Ich finde, dein Schreibstil hat sich auch die letzter Zeit etwas verändert - deine Geschichten sind immer noch ... schräg/anders ... aber er entwickelt sich definitiv weiter.

  4. #3
    Meister der Ungehudeltheit Avatar von Terraner
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    Hey, Feedback.


    Zitat Zitat von Liljana Beitrag anzeigen
    Beim Lesen deiner Geschichte kam mir unwillkürlich der Gedanke, ob du bei dem nächtlichen Spaziergang nicht viele deiner eigenen Gedanken mit einfließen hast lassen. Mir kam es nämlich auch so vor, als ob ICH dabeigewesen wäre.
    Ja, ein paar eigene Gedanken stecken drin. Wobei ich letztens auch viel Herman Hesse gelesen habe, die Story und der Charakter Gorang Hessek sind auch von ihm inspiriert.


    Zwei große Fragen hätte ich da: Wer zum Henker ist Gorang Hessel und wieso hat der einen Rüssel?
    :
    Gorang Hessek ist ein OC und er hat einen Rüssel weil er ein Alien ist.^^

    Und was hat das alles mit SG1 zu tun? Okay - das wären dann schon drei Fragen. Vielleicht hat das wieder mit einer Folge zu tun, die ich nicht gesehen habe.
    Es hat kaum was mit SG1 zu tun, ich hätte auch fast das [SG1] weggelassen... aber es kommt ein Ha'tak drin vor, d.h. es spielt zumindest im Stargateuniversum.

    Mich überkam beim Lesen fast eine Gänsehaut. Sie ist zwar etwas ... anders ... ^^ aber gerade das hat mir besonders gefallen. Ich finde, dein Schreibstil hat sich auch die letzter Zeit etwas verändert - deine Geschichten sind immer noch ... schräg/anders ... aber er entwickelt sich definitiv weiter. :pro
    Danke schön!
    Ich finde man sollte sich immer weiterentwickeln... sonst wirds langweilig. Außerdem nervt es auf Dauer wenn man im FB das immergleiche "typisch Terry!" etc. hört... im Zusammenspiel mit der Tatsache das ich in der letzten Zeit kaum noch SF/Fantasy lese sondern mehr ernsthafte Literatur, hat mich das dazu gebracht mal eine etwas andere Story zu schreiben.
    ...jetzt neu: [SGA] Grüne Hölle

  5. Danke sagten:


  6. #4
    Zitronenfalter Avatar von Sinaida
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    Das hat mir richtig gut gefallen. Stargate meets Cloverfield oder so ähnlich. *g* Also, eine Geschichte aus der Sicht eines Planetenbewohners, der keine Ahnung hat, was da seine Heimat angreift und zerstört und der einfach nur von den Ereignissen überrannt wird.
    Ich fand's geschickt gemacht, wie du ohne lange Erklärung hast einfließen lassen, dass wir es hier mit einem echten Alien (Rüssel! und nicht nur er - der Nachtwächter auch *g* ) zu tun haben, der uns aber trotzdem, was Sorgen und auch den Alltag angeht, nicht ganz unähnlich ist.
    Und dann hat er nichts mehr zu verlieren ... traurig. Und von dir wirklich gut geschrieben.

  7. Danke sagten:


  8. #5
    Lieutenant General Avatar von Antares
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    Die Story gefällt mir sehr gut! Hätte der Protagonist keinen Rüsssel - könnte es fast ein irdisches Szenario, irgendwann zu Zeiten der Romantik sein. Eine kleine Ortschaft, ein Gehrock, ein hoher Hemdkragen und ein einsamer Wanderer, der Nachts nicht schlafen kann, und auf das verträumte Städchen blickt.

    Doch dann schlagen die Goa'uld zu - und nichts wird mehr sein wie vorher. Irgendwie freut es mich, dass sie es dennoch geschafft haben, mit ihren Waffen die Pyramide zum Absturz zu bringen. *g*

  9. Danke sagten:


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