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Thema: SGU/SG1 - Alliances (Missing Scene)

  1. #1
    Senior Airman
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    Standard SGU/SG1 - Alliances (Missing Scene)

    Titel: "Alliances"
    Serie: SGU/SG1
    Autor: Garfield
    Genre: Allgemein
    Charaktere: Jack O'Neill
    Rating: Allgemein
    Inhalt: Missing Scene
    Anmerkung: ein kurzer Flash der einfach sein musste, weil ich mich gefragt habe, wo war eigentlich General O'Neill während des Angriffs auf Homeworld Command? Zerlegt mich ruhig...

    ************************************************** ***************

    Ohrenbetäubender Lärm und plötzlich einsetzende Dunkelheit war das letzte woran er sich erinnerte. Mühsam kämpfte er sich aus der Bewusstlosigkeit in die nun herrschende Stille zurück. Einen Moment glaubte er schon, nicht mehr sehen zu können. Mit eisernem Willen unterdrückte er die aufkeimende Panik und blinzelte so lange, bis er schemenhaft den Raum – oder das was davon noch übrig war - um sich herum wahrnehmen konnte. Die Welt stand buchstäblich auf dem Kopf. Oder lag das an seiner Perspektive? Immerhin, er konnte denken, er konnte sehen… Und das plötzlich wieder einsetzende Heulen der Alarmsirenen bestätigte ihm auch dass er hören konnte. Zu spät, viel zu spät, dachte er bitter. Das Frühwarnsystem hatte das getarnte Luzianerschiff viel zu spät entdeckt. Viel zu spät waren die Evakuierungsmaßnahmen angelaufen… Der Angriff hatte sie eiskalt erwischt.

    Die Notstromaggregate sprangen endlich an, denn die Kommandozentrale wurde auf einmal erhellt von diffusem Licht. Betonstaub lag in der Luft, dickem Nebel gleich, waberte er in dichten Wolken durch den Raum und reizte seine Atemwege. Jack musste husten, holte zitternd Luft und stellte überrascht fest, dass eine tonnenschwere Last auf seiner Brust zu liegen schien. Zum ersten Mal seit er wieder bei Bewusstsein war versuchte er sich zu bewegen und erkannte den Bruchteil einer Sekunde später, dass dies ein sinnloses Unterfangen war. Also beschränkte er sich darauf, seine Situation analytisch zu beurteilen. Er konnte sich nicht bewegen, lag unter den Trümmern der eingestürzten Decke begraben und das Atmen kostete ihn unendliche Anstrengung. Er fragte sich plötzlich, ob es ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war, dass er keine Schmerzen empfand und entschied, sich darüber zunächst keine Gedanken zu machen. Stattdessen überlegte er krampfhaft was aus den wenigen Menschen geworden war, die mit ihm in der Kommandozentrale ausgeharrt hatten.

    „Walther…“

    Seine Lippen, seine Gedanken formulierten den Namen, doch seine Stimme war nicht mehr als ein heiseres Krächzen, das im Lärmen der Sirenen unterging. Dennoch lauschte er angestrengt. Hie und da vernahm er ein verdächtiges Knacken, das Rieseln von weiterem Betonstaub und von irgendwoher kam elektrostatisches Rauschen, das Zischen von Funken, die vielleicht aus defekten Leitungen und Monitoren stoben, doch kein Lebenszeichen. Er bewertete dies jedoch nicht weiter. Es konnte vieles bedeuten. Viel mehr beschäftigte ihn die Frage, wie groß der Schaden außerhalb dieses Raumes, außerhalb des Pentagons war. Er legte seiner Fantasie sofort Zügel an, als sie ihm apokalyptische Bilder vorgaukelte. Gott, wie hatten sie nur so verwundbar werden können? Was hatte er übersehen, falsch entschieden, welche Sicherheitsmaßnahme war irgendeiner Budgetstreichung zum Opfer gefallen? Stopp! Jack rief sich selbst zur Vernunft. Er sollte versuchen, hier heraus zu kommen, sich einen Überblick über ihre Lage verschaffen, helfen…

    Plötzlich verstummte der Alarm und Grabesstille senkte sich über ihn. Er musste wissen was los war. Er zweifelte nicht daran, dass das Schiff ins Pentagon eingeschlagen war. Dem Schaden hier in der Kommandozentrale nach zu urteilen konnte die Einschlagstelle nicht weit entfernt sein. Aber war das alles? Würde die Allianz ohne Geschenke kommen? Nein, von der ersten Minute an, hatten sie vermutet, dass das Schiff eine besondere Fracht als kleine Überraschung mit sich trug und wenn das wirklich der Fall war, dann stand ihnen das Schlimmste noch bevor. Er brauchte ein funktionierendes Telefon, ein Funkgerät, irgendwas…

    “Hier ist Camille Wray. Kann mich jemand hören?”

    Die Stimme drang leise und verzerrt an sein Ohr: irgendwo musste ein aktivierter Funkkanal intakt geblieben sein.

    “Camille,sind Sie das?”

    Telford? David?

    “David? Ja. Ich bin hier mit Greer und einem weiteren Überlebenden. Uh, Airman Evans.”

    Wray und Telford… Er war nicht der einzige Überlebende. Seine Lage war nicht hoffnungslos.

    “Was ist passiert, David?”

    “Wir sind angegriffen worden. Ein getarntes Allianzfrachtschiff wurde im Anflug entdeckt. Es ist im inneren Nordflügel eingeschlagen.“

    “Aber das ist in der Nähe des Kom.-Labors. Wenn die Steine zerstört wurden, sollten wir nicht hier sein.”

    “Bestätigt. Sie müssen nach wie vor Verbindung haben. - Sergeant, kümmern Sie sich darum…“


    Telfords Worte waren kaum zu verstehen. Er sprach mit einem Sergeant, war also nicht allein. Hatte er es nach draußen geschafft?

    „Hören Sie, Camille, Ich habe mit unseren Fachleuten gesprochen. Alle sind der Meinung, dass ein einzelnes Frachtschiff nicht die Erde angreifen würde ohne eine kleine Überraschung im Gepäck zu haben.“

    “Was genau meinen Sie?”

    “Wir glauben es könnte eine Bombe an Bord sein, die bisher noch nicht hochgegangen ist. Sehen Sie also zu, dass Sie da raus kommen.“


    Eine Bombe! Er musste raus hier! Und wenn das nicht ging, musste er zumindest dieses verdammte Funkgerät erreichen. Wenn Wray und Greer noch im Gebäude waren, könnten Sie ihm vielleicht zu Hilfe kommen. Jack versuchte wieder sich zu bewegen. Doch er fühlte seine Beine nicht. Da war lediglich dieser massive Druck auf seinem Brustkorb, der ihm schier den Atem raubte. Er konzentrierte sich auf seine Arme, seine Hände. Ein starkes Kribbeln auf beiden Seiten sagte ihm, dass diese nicht nur vorhanden waren, sondern mit der Bewegung allmählich auch wieder zum Leben erwachten. Mit einiger Mühe gelang es ihm schließlich, seinen rechten Arm frei zu bekommen und unter ein paar Betonbrocken hervorzuziehen. Der Ärmel seiner BDU war zerrissen, Unterarm und Handrücken trugen blutige Kratzer aber ansonsten war alles heil geblieben. Er bewegte die Finger und betastete dann sein Gesicht. Da war eine klebrige Stelle an der Stirn, der Blutmenge an seinen Fingerspitzen nach zu urteilen nur eine kleine Platzwunde. Sein Schädel schien okay, was im Rahmen der Zerstörung um ihn herum fast an ein Wunder grenzte. Vorsichtig schob er die Hand in seinen Nacken und wagte dann langsam den Kopf anzuheben. Gut, kein Schmerz, er hatte sich schon mal nicht das Genick gebrochen, stellte er mit altgewohnter Ironie fest. Er konnte sich nicht richtig aufrichten, doch er konnte den Kopf weit genug heben um sich einen Rundumblick zu verschaffen. Überall sah er Trümmer. Eine Wand war eingestürzt, hatte die Hälfte der Decke heruntergerissen und ein paar Männer erschlagen. Er versuchte sich an ihre Namen zu erinnern, schaffte es jedoch lediglich festzustellen, dass Walter nicht unter ihnen war. Monitore, Computer und Möbel waren umgekippt, alles war übersät von Betonstaub, geborstenem Holz und gesplittertem Glas. Er selbst lag unter dem Gestell einer Monitorwand, einem umgekippten Schreibtisch und einem Stück der Betondecke begraben. Kein Wunder, dass er glaubte keine Luft zu bekommen und seine Beine nicht rühren konnte. Er versuchte mit der freien Hand ein paar kleinere Brocken beiseite zu schieben, doch bald verließ ihn die Kraft und er sank erschöpft auf den Boden zurück.

    “David, hier ist Camille.”

    “Sprechen Sie.”

    “Sieht so aus, als sei unser Ausgang blockiert. Wie läuft es mit der Lokalisierung der Bombe?“

    “Bisher nicht so gut. Die vielen Trümmer machen den Zugang schwierig. Es gibt derzeit kein Durchkommen. Wir haben stärkeres Gerät angefordert, aber bis das zur Verfügung steht… Ich hab keine Ahnung.“


    Telford hatte gesagt, das Schiff sei an der inneren Nordseite eingeschlagen. Dem Schaden hier in der Kommandozentrale nach zu urteilen konnte die Einschlagstelle nicht weit entfernt sein. Schließlich lag die Zentrale nur ein Stock unter dem Kom.-Labor. Es würde Stunden dauern, bis ein Bergungskommando zu ihnen durchdrang. Und wenn in dem abgestürzten Schiff noch eine ungezündete Bombe wartete, dann stand ihnen das Schlimmste noch bevor. Er musste an das Funkgerät kommen… Er musste Wray und Greer wissen lassen, dass er noch hier unten war. Er musste hier raus!

    „Walther“, krächzte Jack wieder in einem sinnlosen Versuch sich bemerkbar zu machen. Niemand würde ihn hören. Die Menschen, die mit ihm in der Kommandozentrale geblieben waren, waren entweder tot oder zu schwer verletzt um ihm zu antworten. Gott, wie hatte es nur soweit kommen können? All die Jahre war es ihnen immer in letzter Sekunde gelungen, jegliche Bedrohung von der Erde abzuwenden. Konnte es wirklich sein, dass die Luzianer-Allianz letztlich das schaffte, was Goa’uld und Ori nicht vollbringen konnten?

    “Mit welcher Art Bombe haben wir es zu tun?”

    “Unsere Fachleute sind der Ansicht, dass es ich um eine Naqahdria Einheit handelt mit einer möglichen Sprengkraft von fünfzig bis sechzig Megatonnen. Wir haben bereits Evakuierungsmaßnahmen eingeleitet.“


    Wütend schleuderte Jack ein paar kleinere Betonbrocken, die er mit der freien Hand greifen konnte, von sich und bemühte sich dann weiter, seinen zweiten Arm freizubekommen. Er versuchte sich den Evakuierungsradius auszurechnen, der bei der angenommenen Sprengkraft der Bombe von Nöten wäre. Und kam zu dem Schluss dass sie niemals schnell genug sein würden. So wie Telford die Situation darstellte, konnte die Bombe jede Sekunde hochgehen und dann war alle Mühe umsonst. Die einzige Chance, die ihnen blieb, war von Innen an die Bombe heranzukommen und sie zu entschärfen. Und da im Augenblick wohl nur Wray und Greer dafür in Frage kamen, musste er mit ihnen Verbindung aufnehmen. Also fuhr er verbissen damit fort, sich von den Trümmern zu befreien.

    “Uh, okay. Nun, ehm, wenn Sie nicht reinkommen und wir können nicht raus, dann, ehm, wäre doch der beste Plan, wir würden uns um die Bombe kümmern… Sie sagten die Einschlagstelle liegt in der Nähe des Kom.-Labors. Wir sollten nicht sehr weit davon entfernt sein.“

    Jack stockte mitten in der Bewegung und lauschte. Ja, es war als hätte Wray seine Gedanken gelesen. Die Frau war wirklich gut. Und wenn Sie sich mit Greer in der Nähe des Com.-Labors befand, dann waren sie auch nicht weit von ihm entfernt.

    “Sie wissen nichts über das Entschärfen von Bomben, Camille!”

    „Sie können uns anleiten!”

    “Nein. Ich, ich kann Ihnen nicht erlauben, sich für so etwas freiwillig zu melden. Sie sind nicht einmal in Ihrem eigenen Körper!“

    “David, wenn diese Bombe hochgeht, werden diese Körper mit allen anderen hier sterben. Und wenn wir immer noch verbunden sind, wird es uns auch töten. Wir haben keine große Wahl.”


    Nein, das hatten sie nicht. Jack lauschte angestrengt, wartete auf Telfords Antwort doch da war nur noch statisches Rauschen. Er konnte nicht mehr warten. Und er brauchte auch nicht auf Rettung zu hoffen. Der Versuch sich zu befreien kostete ihn die letzten Kräfte. Er atmete ob der Last auf seiner Brust flach und stoßweise, kalter Schweiß rann ihm in die Augen und kroch seinen Nacken hinunter und seine Finger waren inzwischen blutig und wund. Er verfluchte einmal mehr seinen Schreibtischjob, der ihn über die letzten Jahre hatte weich werden lassen und viel zu nachlässig mit sich selbst und seiner körperlichen Fitness. Doch wenn Wray es nicht schaffte, die Bombe zu entschärfen, spielte auch das keine Rolle mehr. Dennoch mobilisierte er letzte Kraftreserven und mit zusammengebissenen Zähnen zog er endlich seinen anderen Arm unter den Trümmern hervor. Der plötzlich einschießende Schmerz äußerte sich in einem lauten Stöhnen das ihm die Luft aus den Lungen trieb. Atemlos ließ er den Arm zur Seite fallen. Er brauchte nicht hinsehen um zu wissen, dass er gebrochen war. Sein Ärmel fühlte sich nass und klebrig an… und warm… – wahrscheinlich ein offener Bruch. Blieb ihm zu hoffen, dass keine Arterie verletzt war und nun offen lag. Denn ansonsten würde er langsam ausbluten wie ein abgestochenes Schwein.

    Er gönnte sich eine Verschnaufpause, schloss die Augen und stellte sich vor, wie Wray und Greer ihre Suche fort setzten. Ob sie das Wrack des Frachters inzwischen gefunden hatten? War es überhaupt zugänglich? Und wenn ja, würden sie die Bombe lokalisieren können? Was, wenn sie beim Versuch die Bombe zu entschärfen einen Fehler machten? Es gab nur eine Antwort darauf und die Tatsache dass nichts passierte, alles ruhig blieb sagte ihm, dass er noch Zeit hatte, dass er noch nicht aufgeben sollte. Er wollte hier nicht abtreten. Nein, das Ende von Jack O’Neill hatte er sich wahrhaftig anders vorgestellt. Sie würden es schaffen diese Bombe zu entschärfen, er würde hier lebend rauskommen und dann würde er nicht eher ruhen bis die Luzianer Allianz den Angriff auf die Erde bitter bereute. Daniels mahnende Stimme hob in seinem Hinterkopf den warnenden Zeigefinger und sagte ihm, dass Rache kein guter Ratgeber war und ein Gegenschlag selten eine gute Wahl. Doch sie befanden sich seit diesem Tag definitiv im Krieg und in seinem momentanen Zustand scherte er sich nicht um Ethik und Moral. Verschwinde aus meinem Kopf Daniel, dachte er mürrisch und war im nächsten Moment dankbar und froh, dass keiner seiner Freunde zur Zeit des Angriffs in D.C. gewesen war.

    Plötzlich knarzten und ächzten die Wände um ihn herum, von der eingestürzten Decke fielen ein paar kleinere Betonbrocken und nicht weit entfernt rumste es bedrohlich. Alles in ihm erstarrte und er lauschte angestrengt, war auf alles gefasst und erkannte im nächsten Moment, dass er es lediglich mit den Auswirkungen instabil gewordener Statik zu tun hatte. Er ließ den angehaltenen Atem entweichen, nahm dann alle Entschlossenheit zusammen und stemmte sich so kräftig er konnte gegen die Last unter der er eingeklemmt war. Da er nur einen Arm wirklich benutzen konnte, war sein Unterfangen aussichtslos. Es gelang ihm zwar ein paar leichtere geborstene Möbelteile zu bewegen doch die Betonbrocken blieben unverrückt liegen. Jede Bewegung trieb neuen Schmerz durch seinen Arm und ein kurzer Seitenblick bestätigte seine Vermutung. Ein Stück Knochen ragte in Höhe des Ellbogens aus seinem Ärmel und er blutete…

    “David. Hier ist Camille. Ich glaube wir haben unsere Bombe gefunden… David? Bitte kommen.“

    Telford antwortete nicht. Alles was Jack hören konnte war jede Menge statisches Rauschen.

    “David, hören Sie mich?”

    Wieder nichts als Statik.

    “Hier ist Camille Wray. Kann mich irgendjemand hören?”

    Ja, Jack O’Neill hörte sie, doch er konnte nicht antworten. Es kam ebenfalls keine Reaktion von Telford. Die Verbindung nach Draußen war scheinbar abgebrochen. Das Kom.-Labor war gut abgeschirmt und die Tarnvorrichtung des Frachters sendete sicher zusätzliche Störsignale. Jack lauschte, doch da war nichts mehr als Statik. Was immer auch geschah, Wray und Greer waren auf sich allein gestellt. Niemand würde ihnen helfen können. Sie konnten es versuchen, vielleicht Glück haben, vielleicht einen Fehler machen, doch war nicht alles besser als einfach zu warten und nichts zu tun? Verdammt wo war Sam Carter wenn man sie dringend brauchte. Selbst mit Rodney McKay hätte er jetzt vorliebgenommen…

    Schwitzend und schnaufend sank er auf den Boden zurück und blieb schwer atmend liegen. Es war aussichtslos, dass er alleine hier etwas bewegen konnte. Er war erschöpft, verletzt, konnte seinen restlichen Körper nicht bewegen, geschweige denn überhaupt richtig fühlen und allmählich ertappte er sich bei dem Gedanken, dass hier sein Weg wirklich zu Ende gehen könnte. Seltsamerweise blieb er völlig ruhig dabei. Er empfand keine Panik, keine Reue, nicht einmal Angst. Er fürchtete sich nicht vor dem Sterben, fügte sich vielmehr in sein Schicksal. Ganz kurz flackerte Überraschung in ihm auf. Er hatte immer gedacht, er würde sich gegen den Tod auflehnen, wenn er denn an seine Tür klopfte, wütend nach einem Ausweg suchen. Stattdessen schloss er die Augen und wartete. Was blieb ihm sonst? Und auch wenn noch lange nicht alles getan, alles gesagt worden war, so half doch weder Hadern noch Jammern, das unweigerliche Ende hinauszuziehen. Er war müde und er fror erbärmlich. Es fiel ihm immer schwerer einen klaren Gedanken zu fassen. Er wusste, dass der Blutverlust ihm das Bewusstsein raubte, ihn benebelte und ihn schließlich in einen Strudel aus verwaschenen Traumbildern und Vergessen zog. Mit Bedauern dachte er daran, dass er sich gerne von seinen Freunden verabschiedet hätte. Teal’c, Daniel, Sam… ein letztes Wort, eine letzte Umarmung, ein letztes Lächeln. Doch er gab sich zufrieden mit dem Wissen, dass sie weit weg waren von diesem Ort – in Sicherheit, wie trügerisch diese auch sein mochte.

    “Sir? General…”

    Er kämpfte gegen die Müdigkeit, versuchte sich zu konzentrieren, die Augen zu öffnen.

    „Können Sie mich hören, General? Jack?“

    Telford? Die Funkverbindung war doch abgerissen, wie konnte es da sein, dass er die Stimme des Colonels so deutlich hörte?

    „Wir brauchen ein Bergungsteam hier drüben… Befreit ihn von den Trümmern… langsam, vorsichtig…“

    Weitere Stimmen, nah, so nah bei ihm und dann fühlte er plötzlich die Berührung einer Hand an seiner Schulter. Mit bloßem Willen schaffte er es die Augen zu öffnen und blickte in besorgte Gesichter, Scheinwerfer blendeten ihn und er drehte den Kopf. Er erkannte den Mann, der neben ihm kniete.

    „David“, brachte er leise hervor.

    „Keine Sorge, Sir. Wir holen Sie gleich raus.“, erwiderte Telford sofort und nickte ihm aufmunternd zu.

    „Walther?“

    „Er ist am Leben“, bestätigte Telford knapp und gab mit der Hand ein paar Anweisungen außerhalb seines Blickfelds.

    Ein Team näherte sich ihm mit schwerem Gerät und langsam begann man, ihn von den größten Trümmern zu befreien. Gleichzeitig versorgte ein Sanitäter notdürftig seinen gebrochenen Arm. Er biss die Zähne aufeinander und um sich abzulenken fokussierte er Telford, der noch immer neben ihm kniete.

    „Die Bombe?“, fragte er in gewohnter Befehlsmanier.

    „Ist entschärft. Wir sind sicher.“

    Seine eigene Erleichterung spiegelte sich in Telfords Blick. Doch da war noch mehr das er wissen musste.

    „Wie ist unser Status, David?“, fragte er heiser und unterdrückte ein Stöhnen, als der Sanitäter seinen Arm verlagerte.

    „Schwere Schäden am inneren Nordflügel, Sir. Wir haben Tote und Verletzte, genaue Zahlen liegen noch nicht vor.“

    Telfords Gesicht war wie versteinert, doch der Colonel hielt seinem Blick stand, gab ihm den nötigen Fokus, den er brauchte. Es war knapp gewesen, doch sie waren nochmal davongekommen. Ein zweites Mal durften sie sich nicht mit heruntergelassenen Hosen erwischen lassen.

    „Wir könnten dann“, rief jemand und Telford nickte, hob jedoch Einhalt gebietend die Hand.

    „Wir sind jetzt soweit, Sir. Haben Sie Schmerzen? Können Sie sich bewegen?“

    „Bis auf meinen Arm, zweimal negativ“, brachte er mühsam hervor. Der Sanitäter musste Telford einen bedeutungsschwangeren Blick zuwerfen, denn in Davids Mundwinkel zuckte es kurz und seine Lippen wurden zu schmalen Strichen.

    „Okay, dann los…“, meinte Telford, kam hinter ihn und hob ihn leicht an.

    Er fühlte Telfords Hände, die sich unter seinen Armen hindurch schoben und in einem festen Griff auf seiner Brust verschränkten. Der Sanitäter stützte seinen verletzten Arm und die Bewegung jagte neuen Schmerz bis in die Fingerspitzen. Er musste sich beherrschen um nicht laut aufzustöhnen.

    „Bereit, Jack?“

    Zur Hölle mit Telfords Vorsicht und Rücksichtnahme. Er wollte endlich raus hier.

    „Tun, Sie’s, David“, knurrte er deshalb nur und auf Telfords Kommando hob sich das letzte große Stück Betondecke Millimeter um Millimeter in die Luft und der Colonel zog ihn gleichzeitig unter den Trümmern hervor. Sobald er frei war, krachte die Last auf den Boden zurück und Telford blieb mit ihm einen Moment schweratmend sitzen. Niemand sagte ein Wort, während sich ein medizinisches Team um ihn kümmerte, seine Körperfunktionen und Reflexe testete. Er selbst beobachtete jede Bewegung, lauschte in sich hinein und war zufrieden mit jedem Pieken, jedem Stich und jedem Ziehen. Seine Beine waren taub, doch als ein Arzt auf einen bestimmten Punkt an seiner Lendenwirbelsäule drückte, jagte ein Nerv neues schmerzhaftes Leben durch seine Muskeln.

    „Das war knapp, Jack“, meinte Telford vertraulich.

    Er wusste was der Colonel meinte. Nicht nur die Welt oder D.C. hatten Glück gehabt, sondern er persönlich auch. Die Trümmer waren so auf ihn gestürzt, dass sich ein kleiner Hohlraum gebildet hatte, der dafür sorgte, dass seine Beine und sein Rückgrat nicht zerquetscht worden waren. Wenn er das Kauderwelsch des medizinischen Teams richtig verstand, war er mit Prellungen, gebrochenen Rippen, geklemmten Nerven und Verdacht auf einen gebrochenen Wirbel davongekommen. Seinem laienhaften Verständnis nach nichts, was die Zeit und die moderne Medizin nicht wieder hinkriegte. Sein Arm würde gerichtet, er fühlte seine Beine, konnte sie unter Schmerzen bewegen und in diesem Fall war das wohl ein sehr positives Zeichen. Die Wunden würden heilen, die Schäden würden behoben, die Toten betrauert werden. Man würde den Ablauf analysieren, neue Sicherheitsvorkehrungen treffen und Pläne für ihre Verteidigung schmieden.

    „Wir leben noch, David“, sagte er deshalb mit einem matten Lächeln, während sie ihn auf eine Trage hoben. „Wir leben noch…“

    ENDE

  2. Danke sagten:


  3. #2
    Lieutenant General Avatar von Antares
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    Standard

    Du beutelst den armen Jack ganz schön! Aber gut, dass Rettung naht und es *nur* um Prellungen, gebrochenen Rippen, geklemmten Nerven und Verdacht auf einen gebrochenen Wirbel geht. Ein schönes, typisches Jack-Understatement. *g*

    Du hast Jacks Beklemmung und Hilflosigkeit sehr gut rüber gebracht und mit der drohenden Gefahr einer Bombenexplosion noch ein zusätzliches Spannungselement.

    Sehr schön!!

  4. #3
    Ägypten-Fan Avatar von Valdan
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    Ich muss ja zugeben, dass ich jetzt keine Ahnung habe, in welcher Gesamtsituation, das alles angesiedelt ist.

    Das schmälert aber keineswegs das Lesevergnügen. Man kann sehr gut nachvollziehen, wie es Jack dort gehen muss, alleine, im Ungewissen über die gesamte Situation und völlig hilflos eingeklemmt.

    Ein Himmel, dass er noch einmal davon gekommen ist und es auch Walter gut geht.

    Schmunzeln musste ich bei diesem Satz:
    Daniels mahnende Stimme hob in seinem Hinterkopf den warnenden Zeigefinger und sagte ihm, dass Rache kein guter Ratgeber war und ein Gegenschlag selten eine gute Wahl.
    Und wenn Jack schon
    Selbst mit Rodney McKay hätte er jetzt vorliebgenommen…
    denkt, dann ist wirklich was nicht in Ordnung...

    Vielen Dank für die Geschichte,

    LG Val
    "Der Mensch fürchtet die Zeit, doch die Zeit fürchtet die Pyramiden."
    arabisches Sprichwort

    ***


  5. #4
    Senior Airman
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    33

    Standard

    @ Azrael und USS George Hammond: Danke fürs Dankesagen

    @ Antares: Du weisst doch wie gerne ich Jack-Whumping betreibe. Glaube das hört nie auf *zwinker*. Das Einzige was mich an SGU etwas festhalten ließ waren die Hinweise, die mir daraus zog auf eine mögliche Weiterentwicklung unserer SG-1 Charaktere. Danke für das nette Feedback.

    @ Valdan: tja, um genau die Umstände zu erfassen, müsste man SGU "Alliances" gesehen haben. Danke aber dass Du dennoch Deinen Spass daran gefunden hast.

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