Stargate – Hel's Path and Balder's Gate (Fluss der Zeit, Band 2)
Spoiler: The Ark of Truth, Continuum, SG:A Staffeln 4 und 5
Zeitraum: Zu Beginn am Anfang von Staffel 5 Atlantis
Charaktere: alle Charaktere des SG Universums, Eigene
Kategorie: Drama, Fiction, CharaterDeath
Rating: 16+
Disclaimer: Ich schreibe diese Geschichte nur zum Spaß und will damit kein Geld verdienen. Alle bekannten Figuren gehören MGM, meine Eigenen dienen nur dieser Story.
Vorwort: Dies ist der zweite Teil meines Bandes Fluss der Zeit. Zum ersten Teil geht’s hier lang. Man muss die erste Geschichte aber nicht lesen, damit man diese hier versteht. Eigentlich wollte ich noch etwas mit der Veröffentlichung warten. Aber ich möchte denen, die Stargate A.E. gelesen haben und auf die Fortsetzung warten, keine so lange Wartezeit zumuten.
Feedback sind natürlich gern gesehen und auch erwünscht.
Die Geschichte wird sich in zwei große Teile gliedern, los geht's mit:
Hel's Path
Kapitel 1: Am Ende des Speichers
Es war ein Tag wie jeder andere im Cheyenne Mountain. Dr. Lee experimentierte in seinem Labor an einigen außerirdischen Artefakten, die SG 12 kürzlich von einer Mission mitgebracht hatte, Sergeant Siler führte Wartungsarbeiten am hausinternen Computernetzwerk durch und General Hank Landry war zu seinem persönlichen Leidwesen seit Stunden mit dem üblichen Papierkram beschäftigt. Der Leiter des SGC saß gerade in seinem Büro und zeichnete eine von mehreren Dutzend Listen für Warenbestellungen ab. Jedes Mal, wenn ihm so ein Papier auf den Tisch gelegt wurde fragte er sich, ob nicht jemand anderes für so etwas einzuteilen wäre. Doch jedes Mal kam er traurigerweise zu dem Schluss, dass diese Arbeit wahrscheinlich für immer an ihm hängen bleiben würde. Der einzige Ausweg aus dieser Situation wäre, General of the AirForce zu werden, was aber auch nicht sehr wahrscheinlich war. Die trüben Gedanken von Hank Landry wurden – zum Glück – aber bald von einem Klopfen an der Tür unterbrochen.
„Herein“, raunte der General ohne aufzublicken.
Ein äußerst gut gelaunter Sergeant Harriman betrat das Arbeitszimmer Landrys und stellte sich mit hinter dem Rücken verschränkten Armen vor den Schreibtisch.
„Walter, was gibt es?“, fragte Landry.
„Sir, der Check-In von Atlantis steht in zwei Minuten auf dem Plan. Ich wollte Sie nur daran erinnern“, antwortete Harriman.
„Danke, Sergeant. Ich komme sofort“, stöhnte Landry und wuchtete sich mühevoll aus seinem Sessel.
Beide verließen das Büro und machten sich auf in den Kontrollraum des SGC.
Dort war es halbdunkel wie immer. Sämtliche Monitore liefen und zeigten, was die zugehörigen Computer gerade taten. Hier und da waren aber auch nur Bildschirmschoner zu sehen. Walter Harriman setzte sich an seinen angestammten Platz und gab einige Befehle in die Tastatur ein.
„Ähm, Sir“, meldete er sich dann zu Wort. „Sie wissen doch noch, dass in vier Stunden die Botschafter von P4X-994 kommen? Ich frage nur, weil Sie noch keine Vorbereitungen getroffen haben.“
„Vorbereitungen?“, fragte der General überrascht. „Was gibt es denn da groß vorzubereiten?“
„Sir, die Botschafter können auf der Erde nicht ohne weiteres überleben“, sagte Harriman entsetzt. „Sie brauchen ein ganz spezielles Gasgemisch, das sie über einen Inhalator zu sich nehmen. Unsere Luft ist für die viel zu verdreckt.“
„Ach das. Hab ich Ihnen nicht angeordnet, alles nötige in die Wege zu leiten?“, fragte Landry ruhig und blickte Harriman mit einer hochgezogenen Augenbraue erwartungsvoll an.
„Tut mir leid, Sir, das haben Sie nicht.“
„Na, dann haben Sie ja jetzt eine Aufgabe“, sagte Hank Landry und klopfte dem Sergeant auf die Schulter.
„Ja, Sir“, sagte der designierte Empfangsleiter resignierend. „Eingehendes Wurmloch!“, rief er dann hinterher.
Einen Augenblick später schoss das Vortex in gewohnter Manier gegen die Rückseite der stählernen Iris und hüllte den Torraum in ein Meer aus blauen Wellen.
„Erhalten Atlantis ID-Code“, sagte Harriman gewohnt monoton.
„Iris öffnen“, sagte der General wie immer.
„Chrr....Stargate Command, hier spricht Richard Woolsey“, drang es aus den Lautsprechern des Torraumes.
„Mister Woolsey, was haben Sie diese Woche für mich?“, fragte der General gespielt erwartungsvoll.
„Nur das Übliche, General. Dr. McKay wird Ihnen jeden Moment den Datenimpuls senden. Sollten Sie noch Fragen haben, dann können Sie sich auch an Colonel Sheppard wenden, er kommt heute zur nächsten Stufe des Tests durch“, gab Woolsey nüchtern zurück.
„Sir, die Daten sind da“, sagte Harriman nach einem kurzen Blick auf den Monitor.
„Sheppard?“, fragte der General. Doch noch bevor der Sergeant antworten konnte trat Colonel John Sheppard aus dem blauen Ereignishorizont, stellte sich breitbeinig hin, winkte mit der rechten Hand wie ein kleines Kind und sagte: „Hey Leute, habt ihr mich vermisst?“
Hank Landrys Büro, zehn Minuten später:
„Setzen Sie sich, Colonel“, sagte Hank Landry und wies mit einer Hand auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch. Der General selbst nahm John gegenüber Platz.
„Danke, Sir“, sagte John und setzte sich.
„Also, Colonel. Wie geht’s Ihnen? Haben die Sitzungen etwas gebracht?“, fragte der General interessiert.
„Nein, Sir, leider nicht“, sagte John wahrheitsgemäß.
„Das darf doch nicht wahr sein. Zwei Jahre, Sheppard, zwei Jahre und immer noch kein Fortschritt. Das kann doch nicht sein. Die meisten Gedächtnisverluste gehen irgendwann vorüber.“
John sah kurz zu seinen Händen hinab und überlegte, was er darauf antworten sollte, schließlich stellte er sich diese Fragen selbst andauernd.
„Ich wünschte, das wüsste ich selbst, Sir. Ich kann mich nur noch daran erinnern, dass ich allein zu dieser Handelsmission aufgebrochen bin und hier wieder herausgekommen bin“, sagte John missgelaunt. „Dann wache ich hier wieder auf und man sagt mir, dass ich erstens aus dem Tor geschleudert worden und gegen die Wand gekracht bin und zweitens keine siebenunddreißig Jahre sondern nur noch dreißig Jahre alt bin. Seit zwei Jahren kein Fortschritt...“
„Ich gebe ehrlich zu, dass ich den neuesten Bericht nicht gelesen habe – Sie sehen ja, dass sich hier die Akten türmen – also, warum kommen Sie zur Behandlung hier her?“, fragte Landry neugierig.
„Der Grund ist einfach. Jennifer hat bei mir in den vergangenen zwei Jahren jede Therapie angewand, die ihr eingefallen ist und nichts hat etwas genutzt“, plauderte John nun munter drauf los. „Sie hat gedacht, dass sie trotz des Datenverkehrs mit der Erde vielleicht nicht mehr auf dem Laufenden ist und auch schon ewig auf keiner Fortbildung mehr war und so weiter. Und laut Doktor Keller ist Caro.....Doktor Lam sowieso qualifizierter als sie selbst in solchen Angelegenheiten.“
„Und das fällt Ihnen nach zwei Jahren ein?“, fragte Landry nun ungläubig.
John musste grinsen. Samantha Carter hatte ihn vor einem Jahr schon unter Druck gesetzt, und zuvor auch schon Elizabeth. Es musste erst ein Richard Woolsey kommen, der John dermaßen auf die Nerven gegangen ist, dass er sich eine zweiwöchige Behandlung auf der Erde eingehen ließ.
„Ich hatte bis jetzt einfach....keine Zeit, Sir“, sagte John schließlich und grinste.
General Landry lehnte sich nun in seinem Sessel zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und nahm John streng ins Visier.
„Wo wir schon bei meiner Tochter sind...“, begann er langsam und bedrohlich.
„Sir, ich weiß nicht...“, stammelte John.
„Sheppard, versuchen Sie nicht, mich für dumm zu verkaufen“, bellte Hank Landry.
„Nein, Sir“, sagte John und ließ den Kopf hängen. Hatte es der alte Fuchs also doch herausgefunden. Nun wusste John, warum General Landrys Funkname als Pilot „Eagle“ gewesen war, ihm entging einfach nichts, was ihm wirklich wichtig war.
„Ich sage Ihnen nur eins, mein Sohn“, meinte der General mehr zu seinem Schreibtisch als zu dem Colonel, der gerade wie ein kleiner Junge, den man beim Süßigkeiten klauen erwischt hatte, vor ihm saß. „Wenn Sie Carolyn weh tun, dann werde ich mich danach wegen Mordes an einem Untergebenen vor einem Militärgericht verantworten müssen.“ John riss die Augen auf und starrte den General entsetzt an.
Das war wieder eine der Situationen, vor denen Sam ihn schon vor Urzeiten bei seinem ersten Besuch hier gewarnt hatte. Beim General waren die Übergänge von Spaß zu Ernst fließend und meist kaum zu erkennen. Doch John hatte das dumpfe Gefühl, dass es sich hier keines Wegs um einen Scherz handelte.
„Und wissen Sie was, Sheppard?“, fragte der General nun.
Oh nein, DIE rhetorische Frage, antworte auf keinen Fall, dachte sich John. Sei einfach ruhig und warte ab.
„Ich will nicht ins Gefängnis gehen“, sagte der General und lehnte sich nun über den Schreibtisch um näher an Johns Gesicht zu sein. „Haben wir uns verstanden?“
Zur gleichen Zeit, fünf Etagen tiefer:
„DANIEL!“, schrie Vala Mal Doran und hämmerte gegen die einzige Stahltür auf dieser Ebene. „KOMM ENDLICH DA RAUS!“ Die beiden Wachen am nahe gelegenen Fahrstuhl sahen sich dieses Schauspiel schon seit einer halben Stunde an und konnten kaum noch an sich halten vor Lachen. Einer der beiden Soldaten machte auch noch den Fehler und redete Vala in diesem Zustand an.
„Miss Mal Doran, vielleicht sollten Sie es später noch einmal versuchen“, gluckste er.
Böser Fehler, dachte Vala, drehte sich auf dem Absatz um und stürmte auf den Soldaten zu. Wenige Zentimeter vor ihm machte sie abrupt halt, legte eine Hand auf die Brust des Soldaten, der sich nun sichtlich unwohl fühlte, stellte sich auf ihre Zehenspitzen und flüsterte in sein Ohr: „Schätzchen, wie wäre es, wenn ich dir deine P90 dahin stecke, wo nie die Sonne scheint?“
„Vala!“, sagte Cameron Mitchell mit gespielten Entsetzen, während er aus dem Aufzug stiegt. Sofort nahmen die beiden Soldaten Haltung an, wodurch Vala von ihrem Opfer ablassen musste.
„Sir!“, grüßten beide Wachen gleichzeitig. Mitchell kommentierte das mit „Rühren, Jungs.“ Dann fragte er: „Gibt es hier ein Problem?“
„Nicht mehr“, sagte Vala und lächelte den Soldaten an. Dieser schluckte heftig.
„Gut. Also, hast du ihn schon da raus?“, fragte Cameron und deutete auf die Tür, die Vala kurz zuvor noch mit ihrer Faust bearbeitet hatte.
„Keine Chance“, sagte sie resigniert. „Seit dieses verdammte Ding hier ist, kommt er nur noch zum Essen heraus. Ein Mal hat er sogar da drin übernachtet“, fügte Vala noch hinzu und verdrehte die Augen.
„Hmm....das haben wir gleich“, sagte Cameron und ging zu einem Telefon gegenüber der Stahltür. „Colonel Mitchell hier, verbinden Sie mich mit Carter“, befahl er dann.
„Sam, hi, Cameron hier. Wir brauchen bitte einen Türöffner für den Asgard-Raum. Ja. Ja. Nein, er will einfach nicht rauskommen. Gut, danke“, sagte Cameron schließlich zufrieden und hängte den Hörer wieder in die Gabel. „Eine Minute, dann sind wir drin“, grinste er Vala zu.
Und tatsächlich. Cameron und Vala konnten beobachten, wie das kleine Zahlenfeld neben der Tür, auf der normalerweise der Zugangscode manuell eingegeben werden musste, anfing zu blinken. Einzelne Zahlen leuchteten nacheinander kurz auf, dann erklang ein kurzer Signalton und die elektrische Verriegelung der Tür war deaktiviert.
„Ladies first“, sagte der Colonel und bedeutete Vala vorauszugehen.
Diese ließ sich auch nicht lange bitten und nahm den runden Knauf in die Hand und riss die Tür mit einem Ruck auf.
Der Raum war sehr weitläufig und groß, in früheren Tagen wurden hier Sprengköpfe für Raketen gelagert, seit drei Wochen nun beherbergte er den Asagard-Kern der Odyssey. Überall an den Wänden rotierten langsam, fast hypnotisierend, Runen, erzählten die Geschichte der Asgard und zeigten die Gründe für ihren Untergang auf.
Die AirForce hatte sich nach der Mission in der Ori-Galaxie entschieden, den Supercomputer aus dem Erdschiff zu entfernen, da dieser aktiviert ein zu großes Risiko für die Schwester der Daedalus darstellte. Hier im Cheyenne Mountain sahen die Verantwortlichen ein größeres Nutzungspotential, da eine spezielle Abschirmung erlaubte, den Kern dauerhaft in Betrieb zu halten, ohne dass sein Standort für Feinde jeglicher Art Preis gegeben würde.
Seit dem Tag des Einbaus war Dr. Daniel Jackson nicht mehr aus diesem Raum zu bekommen. Er war sogar hier unten gewesen, als Dr. Lee und Samantha Carter noch die Baupläne aus dem Kern für eine Kopie extrahiert hatten, obwohl er gleichzeitig nicht an dem Computer hatte arbeiten können.
Daniel war so fasziniert von der Fülle des Wissen und der schier grenzenlosen Themenvielfallt, die die Asgard in ihrer langen Geschichte angesammelt und den Menschen der Erde schließlich zum Geschenk gemacht hatten, dass er beinahe alles außerhalb dieses Raumes für unwichtig empfand.
Gerade wühlte er sich wieder einmal durch das Geschichtsverzeichnis. Vor kurzem hatte er erst eine erstaunliche Entdeckung gemacht, nach der er sich selbst wieder wie ein Steinzeitmensch im Vergleich zu den kleinen grauen Wesen fühlte. Die Asgard waren schon in die Tiefen des Alls vorgedrungen, da hatten die frühen Menschen noch nicht das Feuer für sich nutzen können.
Ein großes Problem für Daniel war, dass die Asgard eine Vorliebe für Originaltexte hatten. Er beherrschte modernes Asgard mittlerweile recht gut, doch Texte aus deren Mittelalter - und daher gründeten die meisten Götterlegenden der nordischen Mythologien der Erde - waren wirklich harter Tobak.
„Als könnte heute noch der Großteil der Menschen einen Original-von Eschenbach lesen“, murmelte Daniel zu sich selbst. Er war so an einem Wort hängen geblieben - Hölle, im Zusammenhang mit dem Text ergab es aber einfach keinen Sinn - dass er nicht einmal bemerkte, wie sich von hinten zwei Personen näherten.
„Jackson!“, rief Cameron Mitchell, wodurch Daniel kurz zusammen zuckte und schnell herumfuhr.
Vor ihm stand der Colonel in Begleitung einer ziemlich schlecht gelaunten Vala.
„Hey, Leute“, sagte Daniel verlegen. Er wusste genau, was jetzt auf ihn zukommen würde, weshalb er ein „Wie geht's denn so?“ hinterher schob und sich nervös die Hände rieb.
„Du wagst es auch noch, so scheinheilig zu fragen“, keifte Vala und wieder stürmte sie wie eine Furie auf einen Mann los. Diesmal machte sie allerdings nicht so schnell halt, sodass Daniel zum Rückzug gezwungen war. Nach zwei Schritten rückwärts versperrte ihm der Asgard-Kern allerdings den Weg, weshalb er sich mit zurückgelehntem Oberkörper auf der Konsole aufstützen musste.
Vala im Gegenzug beugte den Oberkörper nach vorne, ihr Gesicht war nun gleichauf mit dem von Daniel. Einem flüchtigen Blick in ihr Dekoltee konnte Daniel trotz der prekären Lage nicht widerstehen, was Vala allerdings bemerkte.
„Ich bin hier oben“, sagte Vala und dabei deutete sie auf ihr Gesicht. „Auch wenn ich es schätze, dass du immer noch bemerkst, dass ich eine Frau bin“, kommentierte sie dies halb genervt, halb geschmeichelt. Dann allerdings setzte Vala wieder eine beleidigte Miene auf. „Sieh dich nur an! Hast du in den letzten paar Tagen mal in den Spiegel gesehen?“
„Ähm, naja, ich, äh“, stammelte Daniel: „hier unten gibt es keinen.“ Er musste sich allerdings eingestehen, dass Vala durchaus recht hatte. Seine Haare fühlten sich sehr fettig an und rasiert hatte er sich werweißwielange schon nicht mehr.
„Siehst du! Du kommst jetzt augenblicklich mit mir mit!“, befahl Vala und schleifte Daniel zum Ausgang.
Cameron Mitchell beobachtete die Szene mit höchstem Genuss. Er liebte es einfach, wenn sich Daniel und Vala stritten.
„Vala, bitte, ich bin gerade auf etwas gestoßen, das ich mir unbedingt ansehen....“, wimmerte Daniel.
„Das kannst du später auch“, sagte Vala entschlossen und zog weiter an dem Archäologen: „Wenn ich gewusst hätte, wie besessen du von diesem Ding bist, wäre ich noch nicht bei dir eingez....hups“.
Sie hielt inne und schlug sich verlegen mit der freien Hand auf den Mund.
„Ihr seid zusammen gezogen?“, fragte Cameron belustigt. „Ist ja nicht wahr!“
Das Blatt hatte sich gewendet. Urplötzlich hatte Daniel wieder die Oberhand in diesem kleinen Streit und stemmte deshalb seine Füße in den Boden.
„Valaaaaa......“
„Ich weiß, das wollten wir ihnen noch nicht sagen. Es tut mir leid, Daniel“, sagte sie und schien dabei wirklich verlegen.
Daniel atmete tief durch, dann sah er sie an. Er nahm seinen linken Zeigefinger und hob damit Valas hängenden Kopf, sodass sich die beiden in die Augen sehen konnten.
„Das macht doch nichts. Sie hätten es sowieso herausgefunden“, sagte Daniel und küsste Vala auf die Stirn. Sie blickte ihn verliebt an und ohne Vorwarnung wieherten beide los vor Lachen. Grund dafür war Camerons Blick.
Wie versteinert stand der Colonel mit verschränkten Armen vor dem frisch geouteten Paar und brachte den Mund einfach nicht mehr zu. Er sah aus, als wäre der General persönlich vor Cameron auf die Knie gefallen und hätte gefragt, ob er ihn heiraten wolle.
„Ihr seid.....ich meine...ihr“, stotterte er und deutete mit der linken Hand immer wieder von Daniel zu Vala und wieder zurück: „Das...das...ich....ihr.....ich brauch 'nen Kaffee!“
Und damit stürmte er davon.
„Kommst du?“, fragte Vala nun sanft. „Wenigstens Mittagessen?“
„Einverstanden. Ich habe aber etwas wirklich wichtiges gefunden und muss später wieder kommen“, sagte Daniel.
„Okay, ich komm dann mit. Vielleicht kann ich dir ja helfen!“, sagte Vala nun glücklich.
„Okay“, sagte Daniel. Weil er aber die wiedergewonnene gute Stimmung seiner Freundin nicht zerstören wollte, beließ er es dabei und zusammen verließen sie den Raum und lachten noch einige Male über Cams Gesichtsausdruck.
Eine Stunde später saß Vala allein in der Kantine und wartete auf Daniel. Vala hatte zwei Tabletts mit Essen vor sich stehen, eines für sich selbst, das andere für Daniel. Es dauerte gar nicht lange, da ging auch schon die Tür zur Kantine auf, es trat allerdings nicht Daniel sondern Colonel Samantha Carter ein. Sie ging direkt auf Valas Tisch und setzte sich ihr gegenüber.
„Hallo Sam, wie geht's?“, fragte Vala.
Sam Carter grinste bis über beide Ohren, sagte aber nichts. Stattdessen strahlte sie ihr Gegenüber nur an.
„Alles klar?“, fragte Vala.
„Oh, ich freu' mich ja so für euch beide!“, sagte Sam nun endlich und umarmte Vala über den Tisch hinweg, sodass Sam selbst einen großen Schokofleck von einem Pudding auf Daniels Tablett abbekam.
„Huups...jetzt hab ich mich bekleckert“, sagte Sam. „Egal. Wie lange geht das zwischen euch beiden schon?“
„Eigentlich, seit wir aus der Ori-Galaxie wieder gekommen sind“, sagte Vala beiläufig und nahm ihren Schokopudding.
„Wow, das habt ihr ja echt gut geheim gehalten. Und wann bist du zu ihm gezogen?“
„Vor acht Wochen. Er hat mich gefragt und ich dachte, dass es an der Zeit wäre.“
Zehn Minuten später kam schließlich Daniel, nun wieder ansehnlich und gewaschen, und setzte sich zu den beiden Frauen. Auch er musste eine Umarmung von Sam über sich ergehen lassen -dabei ging ein Wasserglas zu Bruch- bevor er mit dem Essen beginnen konnte. Dann redeten die drei über die verschiedensten Angelegenheiten, bis Vala die Frage stellte, auf die Daniel gewartet hatte.
„Was hast du denn jetzt genau in der Datenbank gefunden?“
„Oh das. Nun das ist ziemlich interessant“, begann Daniel hastig. „Ich bin auf eine medizinische Forschungsakte gestoßen in der steht, dass es einen Asgard gegeben haben soll, der eine Lösung für die Degeneration beim Klonen gefunden haben soll. Sein Name war Balder.“ Als er diesen Namen sagte, schaute Daniel erwartungsvoll in die Runde und wartete darauf, dass Vala oder Sam eine Reaktion zeigte, doch diese blieb aus.
„Balder war nach der nordischen Mythologie der Bruder von Hermodr. Und der ist uns besser bekannt als.....“
„...Hermiod“, sagte Vala nun auftrumpfend.
„Richtig!“, sagte Daniel.
„Das ist ja gut und schön, aber was ist denn mit Balder passiert?“, fragte Sam dann.
„Gute Frage, Ich weiß es noch nicht. In den folgenden Passagen des Textes ist ein Wort, das einfach keinen Sinn ergibt. Immer wieder ist dort von der Hölle die Rede“, sagte Daniel und stocherte in seinen Nudeln herum.
„Hölle.....Hölle.....Ich habe noch nie einen Asgard von der Hölle reden hören“, sagte Sam schließlich.
„Das ist auch so. Es gibt bei den Asgard keine Hölle. In ihrer frühen Geschichte, als sie noch an Götter glaubten, kamen auch Sünder in ihre Version des Himmels. Deswegen kapier' ich das auch nicht.“
„Hast du deine Aufzeichnungen gerade da?“, fragte Vala mit einem Gefühl, dass sie die Antwort bereits kannte.
„Ja, einen Moment“, sagte Daniel und kramte sein kleines Notizbuch über die Sprache der Asgard aus seinem Hemd hervor. Er blätterte kurz in dem Buch, dann zeigte er auf eines der vielen Symbole und sagte: „Hier. Das dort, das kommt immer wieder vor.“
Vala und Sam beugten sich etwas vor, um das Symbol sehen zu können. Es sah aus wie ein kleiner Baum, dessen Stamm sich in drei dicke Äste gabelte. Daneben war in Daniels Handschrift das Wort „Hell“ zu lesen. Moment mal, dachte sich Sam.
„Bist du dir sicher, dass das Hölle heißt?“, fragte Sam.
„Ja, ich hab es aus einer Referenz vor einigen Jahren übersetzt. Warum fragst du?“
„Naja, hättest du nicht gesagt, dass es Hölle heißt, dann hätte ich jetzt Hel gelesen. Aber bei deinem Geschmiere....“
„DAS IST ES!“, rief Daniel, sprang auf und rannte aus der Kantine.
Vala und Sam sahen ihm hinterher und zuckten beide mit den Schultern. „Und weg ist er wieder“, sagte Vala wertneutral. „Ich hab's irgendwie geahnt.“
Kurze Zeit später machte sich Vala wieder auf den Weg in den Asgard-Raum, diesmal fand sie die Tür allerdings nicht verschlossen vor und Daniel bemerkte sie auch sofort. Als sie an ihn heran getreten war, drehte er sich um und sagte: „Das ist unglaublich. Ich glaube ich hab es gelöst.“ Dabei strahlte er wie ein kleiner Schuljunge.
Vor Daniel schwebte eine holografische Leerzeile, die aussah, als verlangte sie nach einem Passwort.
„Was steht da?“, fragte Vala und deutete auf eine Zeile, die über der Leerzeile rotierte.
„Diese Zeile fragt nach dem Namen der Herrscherin des Totenreiches. Das wäre dann Hel.“
„Warum gibst du es nicht ein?“, fragte Vala.
„Das hab ich bereits, aber es funktioniert nicht“, sagte Daniel genervt.
„Warte mal......wie hast du Hermiod vorhin ausgesprochen?“
„Hermiod? Nun, früher hieß er auch Heermut oder Hermodr. Namen wandeln sich mit der Zeit.“
„Ganos Lal“, antwortete Vala nur und zeigte somit, dass sie verstanden hatte, auf was Daniel hinaus wollte.
„Du bist gut. Der Name muss sich gewandelt haben....Warte mal.....Hel....Hel.....Helan!“
Daniel gab mehrere Lautsymbole ein. Dann nahm er einen der vielen Steine auf dem Pult und steckte ihn in eine andere Halterung.
„Oh nein“, stöhnte Daniel. Einen Moment später bestätigte ein scharrender Ton, dass Helan nicht das korrekte Passwort war. „Das war's also nicht.“
„Warte mal eine Sekunde“, sagte Vala langsam und sah sich das Symbol, das den Namen Hel beschrieb nochmals an. „Da klingelt was bei mir....“
„Du hast den Namen schon mal gehört?“, fragte Daniel irritiert.
„Nein. Nicht ich, Quetesh. Sie hat mal eine Schlacht verloren....“, während sie von ihrem ehemaligen Goa'uld-Parasit sprach, verfinsterte sich ihr Blick. „....Sie hatte das Abkommen über die geschützten Planeten verletzt.....das war ein Planet mit riesigen Naquadah-Vorkommen....noch während der Schlacht gegen die primitiven Einwohner kam ein Asgard-Schiff......das Com-Signal zeigte Hels Zeichen......es war glaube ich eine Asgard-Frau....ihr Name...ja, ihr Name war Halja!“, sagte Vala schließlich. „Probier' Halja!“
Daniel änderte die Position des Steins wieder und drehte ihn in der Halterung einige Male, bis die Lautschrift Halja zeigte. Dann steckte er den Stein zurück in die zweite Vertiefung.
Daniel und Vala hielten den Atem an. Und es klappte! Eine Sekunde später leuchteten die Symbole hellblau auf, dann war es schon wieder vorbei. Nichts weiter passierte.
„Hat sich.....“, sagte Vala.
„....nichts verändert“, beendete Daniel ihren Satz. „Damit hab' ich jetzt nicht gerechnet. Ich dachte viel eher....“ Doch zu Ende sprechen konnte er nicht, da er von einem hellen Lichtblitz so erschrak, dass es ihm die Sprache verschlug.
Der Asgard-Transporter hatte neben dem Hauptpult einen großen, mit einer durchsichtigen Flüssigkeit gefüllten, Glaszylinder materialisiert.
Daniel und Vala traten vorsichtig einen Schritt näher, um das neue Objekt besser betrachten zu können. Mitten in der Flüssigkeit schwebte ein kleiner grauer Klumpen, an dem einige Kabel befestigt waren.
Daniel ging schnell zum nächsten Telefon und sagte „Hier spricht Daniel Jackson, schicken sofort die Colonels Carter und Mitchell und Teal'c in den Asgard-Raum. Wir haben hier etwas interessantes.“