Keine zwölf Stunden später wussten sie, dass Dr. McKay mit seinem Misstrauen Recht gehabt hatte: Chaya war weit mehr, als sie vorgab zu sein, sie war eine Antikerin namens Athar. Wie Dr. Jackson war sie jedoch für ihre Einmischung in menschliche Angelegenheiten bestraft worden. Nur war sie nicht wieder ganz menschlich geworden, sondern musste auf Ewigkeiten auf diesem Planeten ausharren, den sie beschützte.
Rodney fühlte fast so etwas wie Mitleid für sie – aber nur fast. Dann musste er wieder an den Kuss denken und hatte nichts dagegen, als sie sich in reine Energie verwandelte und durch das Stargate verschwand, weil Wraith ihren Planeten angriffen.
Aber McKay hätte vor Wut den Kopf gegen die Wand rammen können, als Major-Ich-bin-der-edle-Ritter-auf-dem-weißen-Pferd-Sheppard, sich daraufhin umgehend in seinen Puddle Jumper schwang und zur Rettung der armen Maid aufbrach.
Rettungs-Mission! Ha! Dass er nicht lachte! In diesem Fall, würde ja wohl eher die Antikerin den Hintern des Majors vor den Bösen retten müssen als umgekehrt! Das war so blöd! Und so machohaft! Und so absolut überflüssig!
McKay wusste, wenn er jetzt auch noch „lebensgefährlich“ denken würde, würde er seine Contenance verlieren. Mitten im Kontrollraum und vor den Augen der versammelten Belegschaft. Deshalb begab er sich lieber in eines der Forschungslabore und stauchte zum Abreagieren ein bisschen die ihm unterstellten Wissenschaftler zusammen.
Nachdem der Major von dieser – hirnlosen, wie Rodney hilfreich einwarf – Aktion zurück war, trafen sie sich im Besprechungszimmer und gingen zusammen noch einmal all ihre Erkenntnisse durch, die sie in den letzten beiden Tagen gewonnen hatten. Für lange Zeit schaffte es McKay sehr geschäftlich zu bleiben und referierte über die Daten, die seine vorhergehenden Scans ergeben hatten. Dr. Beckett steuerte seine Auswertungen von der Krankenstation bei und sie ergingen sich mit Dr. Weir und Teyla in weiteren wissenschaftlichen Spekulationen.
Um seine Ruhe war es allerdings geschehen, als der Major seine Erfahrungen mitteilen sollte. Die meisten Sachen davon waren schon allgemein bekannt, doch als Sheppard das Balkon-Picknick erwähnte, beugte sich nicht nur Rodney interessiert vor. Der Major berichtete sachlich von den Informationen, die er während dieser Unterhaltung erfahren hatte – und … und … das war´s! In seiner Aufzählung erwähnte er mit keinem Wort den Kuss!
Ungläubig starrte McKay ihn an und diesen Blick fing Sheppard auf, als er gerade begann, von seinem letzten Ausflug nach Proculus zu berichten. Für eine Sekunde geriet er ins Stocken, dann schilderte er nüchtern die Attacke der Wraith-Jäger und wie sie von Chaya vernichtet worden waren, während er sich die ganze Zeit fragte, ob Rodney wohl mehr wusste, als er gerade zugegeben hatte? Aber wie könnte das sein?
Er rief sich noch einmal den vergangenen Abend ins Gedächtnis: Nun, Teyla hatte ihn mit dem Korb gesehen und Rodney war genau zu der richtigen Zeit vor genau der richtigen Balkontür erschienen. Sheppard begann zu ahnen, dass McKay wahrscheinlich einen Logenplatz während seines Techtelmechtels mit der Antikerin gehabt hatte. Shit! So wie Rodney guckte, sah das nach Ärger aus!
Aus Selbstschutz beschloss er, niemandem etwas von der letzten „Vereinigung“ mit Chaya zu erzählen. Selbst wenn das nichts Körperliches gewesen war, sondern reine Energie, die ihn eingehüllt und ihn in ihre Gedanken mitgenommen hatte, so hatte Major Sheppard nicht den Eindruck, dass das in der hier versammelten Runde richtig verstanden worden wäre. Er brauchte nur an seine erste Reaktion zurückdenken, als Chaya ihm vorgeschlagen hatte, sich mit ihm zu „vereinigen“, auch er hatte – typisch menschlich – gleich an Sex gedacht. So endete sein Bericht damit, dass er ihr versprochen hatte, irgendwann mal wieder Proculus zu besuchen.
Für Dr. Weir war das Thema damit erledigt. Wenn sie glaubte, dass Major Sheppard ihr irgendetwas verschwieg, so ließ sie es sich nicht anmerken. Sie gab ihm nur noch den abschließenden Ratschlag mit auf den Weg, falls er sich später noch an Details erinnern sollte, die ihm relevant erschienen, sollte er nicht zögern, sie davon in Kenntnis zu setzten. Der Fall Chaya-Athar war somit abgeschlossen.
Sie besprachen noch kurz die anstehenden Dinge für den folgenden Tag, damit war das Briefing beendet und alle verließen den Besprechungsraum.
„Rodney!“, rief Sheppard und versuchte den Wissenschaftler am Arm festzuhalten, als der schnellen Schrittes in Richtung seines Labors lief.
„Major?“, fragte Rodney kalt, ohne seinen Gang zu verlangsamen.
„Ich …“, John passte seinen Schritt dem des Wissenschaftlers an. „Also, ich wollte dich fragen …Ich meine, ich wollte …“ Noch hatte sich Sheppard nichts zurechtgelegt und so hatte er nicht gleich die passenden Worte parat.
Kalt unterbrach ihn McKay: „Major Sheppard, ich habe zu arbeiten. Ich werde an allen Ecken und Enden gebraucht. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen wollen?“
Er riss sich schwungvoll von Sheppard los, brüllte durch die halbe Halle: „Doktor … äh … Doktor…!“
Zu dumm, dass er immer den Namen der jungen Asiatin vergaß, die in seiner Abteilung arbeitete.
„Warten Sie!“ Er stürzte auf die verwirrte Wissenschaftlerin zu, die ihr Glück, dass Dr. McKay sie tatsächlich gesehen und angesprochen hatte, kaum fassen konnte.
Verärgert blieb Major Sheppard zurück.
Erst am späten Abend, beziehungsweise frühen Morgen, gelang es ihm, McKay in seinem Zimmer zu stellen. Als Rodney sein heftiges, ausdauerndes Klopfen ignorierte und ihn partout nicht hereinbat, übernahm Sheppard mit Hilfe seiner Gedanken die Kontrolle über die Verriegelung der Zimmertür und so öffnete sie sich für ihn.
„Verschwinde!“, fauchte ihn Rodney, der gerade im Badezimmer verschwinden wollte, an und drehte sich demonstrativ zur Wand.
John machte ein paar Schritte auf ihn zu, packte ihn sanft am Arm und meinte:„Rodney, es war nicht so wie du denkst.“ Als die Worte seinen Mund verlassen hatten, zuckte er innerlich zusammen. Wenn das nicht nach abgelutschtem Klischee klang, dann wusste er auch nicht.
Genauso fasste Rodney das natürlich auch auf. Ruckartig drehte er sich zu ihm um und mit einem höhnischen Lächeln erkundigte er sich: „Ach, nein? Was bitte ist denn an einem Kuss misszuverstehen? Oder ist das die unter Antikern übliche Begrüßung? Willst du mir das weismachen?“
„Ich will dir gar nichts weismachen. Aber kannst du nicht einsehen, dass es manchmal Situationen gibt …“
„Nein, das verstehe ich nicht! Gut, es hat dir geschmeichelt, dass sie sich von allen ausgerechnet dich rausgesucht hat. Eine legendäre Antikerin und du bist ihr Typ! Klar, dass das deinem Ego einen Schub gibt!“
„Darum geht es hier?“ Fassungslos schaute Major Sheppard den Doktor an. Jeder in Atlantis wusste, dass es Rodney ärgerte, dass er das Antiker-Gen erst hatte eingeimpft bekommen müssen, damit er überhaupt einige der Geräte bedienen konnte. Und selbst wenn McKay, das jetzt wirklich nicht so gemeint hatte, war natürlich die Gelegenheit zu verführerisch, um sie ungenutzt verstreichen zu lassen.
So hakte Sheppard gnadenlos nach: „Du bist beleidigt, weil sie nicht dich genommen hat?“
„Blödsinn!“, wehrte Rodney ab.
„Gib´s ruhig zu!“, triezte John.
„Glaubst du auch nur einen Moment, ich würde es wagen, mich mit dem ach so tollen Major Sheppard vergleichen zu wollen?“
Aufgebracht rannte Rodney jetzt in seinem Zimmer auf und ab. Er war noch nie jemand gewesen, der seine Gefühle, sei es nun Abneigung, Ungeduld oder Begeisterung, gut verbergen konnte. So auch jetzt nicht. Ohne so recht zu bedenken, was er damit alles preisgab, fuhr er anklagend fort: „Du weißt doch genau, dass du verflucht gut aussiehst und du kennst deine Wirkung auf andere! Dein … jungenhaftes Lächeln, die kunstvoll zersausten Haare … das … das ist doch alles gewollt!“
„Mein Gott, Rodney! Soll ich mich jetzt für mein Aussehen entschuldigen?“ Hilflos fuhr sich Sheppard durchs Haar und zerwuselte es unbewusst noch mehr.
Hasserfüllt, weil diese nachlässige Geste in ihm plötzliches, heftiges Verlangen aufwallen ließ, das er in diesem Moment so gar nicht spüren wollte, stieß McKay hervor: „Ich warte nur auf den Tag, an dem dir das Haargel ausgeht!“
Wenn sie nicht gerade mitten in einem ernsthaften Streit gewesen wären, hätte Sheppard über diesen Vorwurf vielleicht lachen können, so aber nahm er ihn ernst. Blitzschnell überlegte John, wie er McKay eins auswischen könnte und konterte mit einem fiesen Grinsen: „Dann mache ich es einfach wie Cameron Diaz in Verrückt nach Mary.“ Er schaute Rodney herausfordernd an.
Aber McKay kannte sich gut genug aus in der Filmgeschichte – allein um mitreden zu können, schaute er sich alles Mögliche an – so dass er sofort wusste, dass Sperma das Super-Gel gewesen war, das Camerons Pony zementiert hatte.
Wütend spuckte er das Erstbeste, das ihm in den Sinn kam, aus: „Dann kannst du gleich anfangen und sehr viel Haar-Gel sparen! Denn deine rechte Hand wird für die nächste Zeit, die einzige Hand sein, die dein Schwanz sieht! Glaub ja nicht, dass ich dich noch mal an meinen Hintern lasse!“
Sheppard, der eigentlich hergekommen war, um den Riss zu kitten, eventuell sogar bereit gewesen wäre, sich andeutungsweise zu entschuldigen, kam sich jetzt sehr ungerecht behandelt vor und brüllte ebenso lautstark zurück: „Ich will dich nur ungern korrigieren, aber bisher hast du meine Hand noch nicht einmal in die Nähe deines Arsches gelassen! Der Einzige, der bisher den Hintern hingehalten hat bin ich! Und auch ich kann dir versichern, dass damit jetzt endgültig Schluss ist!“
Der Major drehte sich um, stürmte aus dem Zimmer, und musste mal wieder denken, dass es ein riesiger Nachteil war, dass man die Türen der Antiker nicht mit einem heftigen Knall ins Schloss fallen lassen konnte. Das hätte ihm jetzt sehr gut getan.
---------------------------------------------
Der folgende Tag war nicht sehr angenehm. Nur das Wissen, dass die Wraith-Schiffe, die sie auf dem Langstrecken-Sensor entdeckt hatten, in zwei, höchstens drei Wochen da sein könnten, ließ sie zusammen arbeiten als wäre – fast – nichts geschehen.
Rodneys Lippen waren noch schmaler zusammengepresst als gewöhnlich, wenn er jetzt mit John sprach, den er sehr betont „Major Sheppard“ nannte – auch in Situationen in denen niemand anderes zugegen war.
Nach dem letzten, lautstarken Streit war auch Sheppard erst einmal nicht mehr bereit, noch einen neuen Anlauf zur Versöhnung zu starten und ignorierte McKays schlechte Laune, die er übertrieben fand, geflissentlich. Aber es machte ihm zu schaffen, dass McKay ihm mit absolut professioneller Kühle begegnete. Seine Vorschläge unterstütze oder ablehnte, ohne jedoch nur einen Moment in Sarkasmus zu verfallen. Sheppard konnte nur ahnen, wie viel Selbstbeherrschung das den ungeduldigen Doktor kosten musste.
Am Abend, als John allein in seinem Zimmer saß und sich vor lauter Langeweile zum x-ten Mal das Video mit dem Football-Spiel anschaute, das er mitgenommen hatte, vermisste er ihn noch mehr. Denn selbst wenn Rodney gnadenlos lästerte und ihm immer wieder vorhielt um wie viel besser kanadisches Hockey war, so war wenigstens jemand da, der ihn zum Lachen brachte, der ihn vor Empörung „Rodney!“ rufen ließ, der ihm mit einem flüchtigen Kuss versicherte, dass es nicht so gemeint gewesen war, wie es geklungen hatte.
Oh Shit! An küssen zu denken war gar kein kluger Schachzug gewesen, denn das war die Vorstufe zu Sex und dem hatten sie ja beide fürs Erste abgeschworen. Jedenfalls allem, was über Selbst-ist-der-Mann hinausging.
Aber das war doch kein Problem für ihn, oder? Er hatte es regelmäßig gemacht, bevor er mit Rodney zur Partnerarbeit übergegangen war. Selbst, seit Rodney ihm ab und zu behilflich war, hatte er an manch einem Abend vor dem Einschlafen, wenn McKay mal wieder nicht den Weg aus dem Labor gefunden hatte, sich allein Erleichterung verschafft.
Entschlossen griff der Major in seine Pyjama-Hose und umfasste seinen schlaffen Penis. Fuhr mit seiner Hand auf und ab und musste sofort an Rodneys Finger denken, die nach so kurzer Zeit schon so verflixt genau seinen Rhythmus fanden, die exakt wussten, was er wann wollte. Dieser Gedanke ließ sein Glied anwachsen und lächelnd fuhr John energischer fort sich zu streicheln.
Rodney … der beim Sex so überraschend spielerisch sein konnte … und mit dem er in Streit lag. Wegen etwas absolut Belanglosem. Jedenfalls von Johns Warte aus. Gut, vielleicht sah der Wissenschaftler das anders. Aber er hatte ihm ja keine Gelegenheit gegeben, es zu erklären. Hey, es war ein Kuss gewesen! Nur ein Kuss! Mehr nicht! Leute küssten sich laufend! In Europa und vor allem in Frankreich sogar zu jeder Begrüßung, hatte er sich sagen lassen, und trotzdem lief nicht halb Frankreich beleidigt rum. Und war McKay als Kanadier nicht schon so etwas wie ein halber Franzose? Eben, da sollte Rodney das doch verstehen. Aber McKay war selbstverständlich wieder mal anders und musste natürlich sofort ein Drama draus machen! Typisch! Dieser blöde Hang zu Übertreibungen bei dem Doktor! Divengehabe!
Sheppard drückte etwas fester zu, fuhr mit seiner Hand etwas schneller auf und ab, aber nichts regte sich mehr. Im Laufe dieser Überlegungen war ihm die Lust wohl gründlich abhanden gekommen. Resigniert zog er seine Hand aus der Pyjamahose, machte das Licht aus und drehte sich seufzend auf die Seite.
Vielleicht würde der morgige Tag ja besser werden.
---------------------------------------------
Natürlich wurde er das nicht.
An diesem Vormittag mussten sie sich noch einmal um die Meerwasser-Entsalzungsanlage kümmern. Denn am nächsten Tag wollten sie Merwan III aufsuchen, einen Planeten, mit dem sie, dank Teyla, erfolgreiche Handelsbeziehungen unterhielten und Getreide gegen Salz, das sie im Überfluss produzierten, tauschen konnten.
Nach dem Mittagessen verluden sie die Salzkisten in den Jumper und Major Sheppard stieß zu ihnen, um die Beladung zu überwachen. McKay, der ebenfalls zugegen war, war ab diesem Moment überfreundlich mit Lieutenant Ford, der gar nicht wusste, wie ihm geschah. Besonders nicht, als er eine Kiste mit Salz fallen ließ und alles, was McKay dazu sagte, war: „Das kann doch jedem mal passieren.“
Dafür nörgelte er an Major Sheppards Arbeitsstil umso mehr herum. Fragte, ob das nicht schneller, gründlicher und sorgfältiger ginge und Ford konnte nur die Geduld bewundern, mit der sich der Major das fast eine halbe Stunde lang gefallen ließ.
Teyla, die ebenfalls Geschenke für die Merwaner im Jumper verstaute, versuchte McKay mit einigen belanglosen Fragen von Sheppard abzulenken, aber der Wissenschaftler war hartnäckig.
„Hier in dieser Kiste sind 20 Gramm zu viel“, bemerkte er gerade selbstgefällig und stellte die Kiste wieder vor Major Sheppard ab.
„Das wird bei fünf Kilo wohl nichts ausmachen“, erwiderte der Major und räumte die Kiste zur Seite. „Die Abweichung beträgt weniger als ein halbes Prozent.“
„Das ist nicht akzeptabel!“ Herausfordernd schaute ihn McKay an.
„Das ist Bullshit, McKay, und das wissen Sie auch!“, erwiderte Sheppard, trotz der Worte um einen ruhigen Tonfall bemüht.
Aiden Ford und Teyla warfen sich einen sprechenden Blick zu, mischten sich aber nicht ein, sondern taten so, als würde das Beladen des Jumpers ihre ganze Aufmerksamkeit erfordern.
McKay gab noch keine Ruhe: „Und was ist mit dem Flugverhalten des Jumpers?“
„Essen Sie eine Portion Nachspeise weniger und es passt wieder“, meinte Sheppard genervt, rückte eine der Kisten zurecht und verzurrte sie.
„Es kann nicht jeder so einen knochigen Hintern haben wie Sie!“, stieß McKay bei diesem Satz, den er sofort als Anspielung auf sein Gewicht verstand, wütend und unüberlegt hervor.
Er war sich seiner körperlichen Unvollkommenheiten im Vergleich mit Mr. Perfect nur allzu bewusst und brauchte sicher nicht daran erinnert zu werden!
Für einen Augenblick glaubte Sheppard, sich verhört zu haben. Dann schaute er auf und sah, dass Rodney bei dem direkten Augenkontakt etwas errötete, dem Blick aber tapfer standhielt.
Okay, sah so aus, als wäre dem Wissenschaftler auch erst eine halbe Sekunde zu spät bewusst geworden, was für ein doppeldeutiger Vorwurf das war. Sheppard weidete sich an Rodneys Unwohlsein und setzte ein anzügliches Grinsen auf.
Vier, fünf Sekunden fixierten sie sich wortlos, dann wandte sich McKay als Erster ab und bückte sich nach einer weiteren Kiste.
Sheppard war sehr zufrieden mit sich selbst und beschloss, Rodney noch ein ganz klein wenig mehr zu ärgern. Er bückte sich also mit ihm und flüsterte so nah an seinem Ohr, dass nur McKay ihn verstehen konnte: „Bisher habe ich noch keine Klagen über meinen Hintern gehört! Selbst …“.
McKay wollte so überhaupt nicht hören, was die Antikerin alles Nettes, Tolles und Einmaliges über Johns Hintern gesagt hatte! Deshalb unterbrach er den Major wütend: „Das ist mir scheißegal! Wegen mir können Sie so viele kleine Antiker-Babys in die Welt setzen wie Sie wollen!“
Abrupt stand er auf. Da er ziemlich laut gesprochen hatte, sah er Fords und Teylas überraschten Gesichtsausdruck auf sich ruhen – das war zuviel für ihn, er stürzte aus dem Hangar und rief noch über seine Schulter zurück: „Ich bin im Labor und will für die nächsten Stunden nicht gestört werden!!“
Man hörte das Zischen der automatischen Türen und Doktor McKay war verschwunden.
Jetzt konzentrierte sich die gesamte Aufmerksamkeit auf Major Sheppard, der völlig perplex drein schaute, denn eigentlich hatte er seinen Satz mit einer kleinen Anspielung auf sich und Rodney beenden wollen. Dass McKay schon wieder Chaya herausgehört hatte, machte ihn sprachlos.
So zuckte Sheppard erst einmal fragend die Schultern und dann, obwohl niemand ihn direkt ansprach, meinte er entschuldigend: „Keine Ahnung, was er hat.“ Er setzte ein entwaffnendes Lächeln auf und stapelte die nächste Kiste. Aber seine beiden Teamkollegen nahmen ihm den Unschuldsblick diesmal nicht ab. Lieutenant Ford hütete sich zwar, seinen Vorgesetzten auszufragen, aber unglücklicherweise kannte Teyla keine solchen Skrupel.
„Doktor McKay scheint der Ansicht zu sein, dass Ihr Picknick mit der Antikerin … intensiver war, als Sie uns bisher wissen ließen?“ Sie schaute ihn mit ihrem patentierten Mir-können-Sie-alles-anvertrauen Blick an. Gütig und mit einem leichten Neigen des Kopfes.
Aber Sheppard hatte keine Lust, sich in die Täter-Rolle drängen zu lassen und erwiderte hitzig: „McKay sollte sich lieber um Dinge kümmern, von denen er etwas versteht und die ihn was angehen!“
Doch Teyla mit ihrer verflixten Intuition hatte wohl mal wieder mehr gesehen, als Rodney und ihm bewusst gewesen war. Sanft, und zu Fords Überraschung, hakte sie nochmals nach: „Aber vielleicht geht es ihn etwas an?“
Der Lieutenant machte große Augen, als Major Sheppard Teyla kurz einen sehr wütenden Blick zuwarf, sich dann zur Ablenkung aber direkt an ihn wandte und barsch befahl: „Packen Sie den Jumper zu Ende!“
„Jawohl, Sir“, bestätigte Ford eilig, dem es peinlich war, dass er so beim Starren erwischt worden war. Doch der Major war schon auf dem Weg zur Tür.
Aiden schaute Teyla auffordernd an, doch die schüttelte nur den Kopf und meinte: „Wir sollten sehen, dass wir dem Auftrag des Majors nachkommen.“
Grübelnd machte sich Ford an die Arbeit.