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Thema: In den Händen des Schicksals (Doppelter Ärger Teil 2)

  1. #21
    Brigadier General Avatar von Cindy
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    Meine Güte der Typ ist ja einfach nur krank, völlig durchgeknallt.
    Der ist doch reif für die Klapsmühle.
    Du wirst doch John wohl nicht in den Händen dieses Irren lassen, oder etwa doch?
    Nee, das wirst du uns nicht antun.

    Das Kolya in den Händen von Ba´al ist, find ich gut.
    Nun kann er mal erleben wie es ist, in den Fängen der Goa’uld zu sein.

    Interessant find ich auch, das Ba´al nach Atlantis will.

  2. #22
    Brigadier General Avatar von Teleia
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    Einen netten psychopathischen Bösewicht hast du dir da ausgedacht, so richtig zum fürchten!

    Irre gut geschrieben!
    Der arme John, da kommen ja wirklich keine angenehmen Dinge auf ihn zu. Und auch Kolya lässt du heftig leiden, obwohl man es dem ja eigentlich gönnt.

    Ba´al will nach Atlantis, interessant, wie Cindy schon gesagt hat. Will mehr!
    Um die Welt in einem Sandkorn zu sehen und den Himmel in einer wilden Blume,
    halte die Unendlichkeit auf deiner flachen Hand und die Stunde rückt in die Ewigkeit.
    -William Blake-

    Meine neue FF:
    Willkommen in Atlantis

    Kleine Geschichten aus dem Stargate Universum:
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    Ich bin nicht verrückt, nur nicht normal. Normalsein ist langweilig!

  3. #23
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    Ja, der Typ ist echt irre! Aber sonst wäre er ja kein Serienkiller
    Wieder super beschrieben, meine Liebe.
    Mit Kolya habe ich aber kein Mitleid. Er hat ja auch keins.
    Atlantis forever

  4. #24
    Major General Avatar von Kris
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    @Cindy: Tja, ein kluger goa'uld baut vor. Ich denke Ba'al weiß schon, daß er sich immer ein paar Wege offen halten sollte, wenn es in der Milchstraße nicht klappt. Und Atlantis ist doch nett...

    @Carson: Ba'al hat auch Untergebene...

    @ Teleia: Genau richtig erkannt...

    @Selana: Genau, das haben die so an sich, die Jungs, die in Serie... ähm.
    Kolya, der Trust und ein irrer Serienkiller in:Im Grau der Schatten, Double Trouble & In den Händen des Schicksals. Ungekannte Abenteuerer von John Sheppard & Co in "Stargate Atlantis - Die verborgenen Szenen": Aufbruch in eine neue Welt und Das erste Jahr und Die Specials.

    John Sheppards Schicksal im Vegasverse :"Solitary Man" no more

    *Neu:* Kapitel 22 seit Okt 2016: Wenn der schlafende Tiger erwacht (Star Trek Into Darkness Prequel)
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  5. #25
    Hyndara
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    Na, dann jetzt auch schriftlich:

    Kris, die Story ist klasse (alle mal spoilern, denn ich kenne sie ganz *harharhar*). Den Serienkiller hast du wirklich klasse hingekriegt, besser konnte es seinerzeit der gute alte Pinternagel auch nicht. Kreativ, kreativ.

    Ich habs in einem Wutsch durchgelesen, und hat mir einen irren Spaß gemacht. Find ich einfach klasse, wie du das hingekriegt hast. Und wehe, hier wird nicht mitgelesen, dann gibt's saures ... äh, keine Fortsetzung zu Vashtu.

    Und, Leute, macht euch auf einiges gefaßt. Ich sage nur Selbstversuch (autsch! Das tut immer noch ein bißchen weh).

    Hyndara

  6. #26
    Major General Avatar von Kris
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    @ Hyndara: Du hast mir bei manchem aber auch gut geholfen, denn gewisse Dinge haben wir auch gemeinsam ausbaldovert. Vor allem was die Genauigkeit gewisser Dinge angeht. Wenn ich da an den Selbstversuch denke... weia.

    So, und wie versprochen geht es weiter. Hier kommt der nächste, etwas längere Teil. Gewisse Dinge sind natürlich frei erfunden, aber ich fand es auch witzig mir mal was zur Vergangenheit unseres Helden auszudenken:




    Teil 4
    Neue Spuren und alte Erinnerungen



    ----------------------------------------------------------------------
    FBI-Hauptquartier und in einen Vorort, Denver
    Freitag, 10.30 – 16.00 Uhr
    ----------------------------------------------------------------------

    „Auch Internet-Recherche braucht seine Zeit!“ Der Techniker ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Er saß mit hinter dem Kopf verschränkten Armen zurückgelehnt auf seinem Stuhl und beobachtete John Grant, der mit einem Becher Kaffee auf und ab lief. „Wo haben Sie eigentlich ihre Kollegen gelassen?“
    „Die kommen noch. Sie haben noch etwas zu erledigen“ John zog schließlich einen Bürostuhl zu sich und setzte sich neben den Mann. Er deutete auf den Bildschirm. „Sagen Sie mal, füllt sie das eigentlich aus? Haben Sie nie danach gestrebt, einmal auf Außeneinsätze zu gehen.“
    „Nein.“ Der Techniker grinste. „Ich bin kein sportlicher Typ, und die regelmäßigen Schießübungen schaffe ich gerade noch. Ich kann kein Blut sehen – echtes Blut.“ Er tippte auf den Schirm. „Da macht es mir nichts aus. Aber in Natura... nein.“ Er schüttelte den Kopf. „Das ist es, was mir liegt und was mir schon immer gelegen hat. Die Arbeit mit dem Computer, dem Internet und...“
    „Er hatte die Wahl. Entweder er fängt bei uns an, oder aber er geht ins Gefängnis“, mischte sich ein älterer Kollege ein. „Robie war ein verflucht guter Hacker.“
    „Ich bin es noch. Aber jetzt arbeite ich für die guten Jungs.“ Der Techniker schüttelte die Hand ab. Dann drehte er sich zum Bildschirm, denn am rechten unteren Rand hatte sich ein kleines Fenster geöffnet.
    „Wir haben einen Treffer“, frohlockte der Techniker. Er verfiel sogleich in hektische Betriebsamkeit. Die Finger flitzten über die Tastatur und nach Eingabe eines Passworts erschien das Logo des verkehrstechnischen Amtes zusammen mit einer Datenmaske der Führerscheinstelle auf dem Bildschirm. „Na, wer sagt es denn. Ein Hoch auf die moderne Technik und die globale Vernetzung.“
    John stellte seinen Becher zur Seite und schob sich neben den Techniker. Er konnte gar nicht glauben, was er da las und sah. Auf der linken oberen Seite befand sich ein Bild, daneben die wichtigsten Daten. „Darren Howard Richardson. Wohnhaft, Lesser Dailing Road…”
    “Das ist auf der Southside von Denver. Keine besonders reiche, aber auch keine schlechte Gegend. Da wohnen vor allem kleinere Angestellte, Freiberufler und ein paar Arbeiter. Ideal, wenn man nicht auffallen will und ein halbwegs geregeltes Leben vortäuschen kann“, meinte der ältere FBI-Beamte. „Mein Sohn und meine beiden Töchter haben sich dort Quartier genommen. Die genaue Adresse bezeichnet einen der Appartementwohnblöcke im Zentrum, in denen man auch voll- oder teilmöblierte Wohnungen mieten kann.“
    Der Techniker speicherte die Daten bereits ab und machte einen Ausdruck, während John noch begierig die Informationen in sich aufsog.
    Nach all den Jahren hatten sie endlich Glück im Unglück. Er riss sich endlich von dem Anblick los und beschloss sofort Bailey und Rachel zu informieren und... Er sah die beiden Männer fragend an. „Ich kümmere mich um ein Einsatzteam.“ Der ältere Beamte wandte sich ab. Der Techniker fügte hinzu: „Und ich um den Rest. Informieren sie ruhig ihre Kollegen.

    - - - - - - - -

    Zwei Einsatzteams von je drei Männern waren bereits am Einsatzort und sicherten unauffällig die Tiefgarage und den Parkplatz des Gebäudekomplexes, als Bailey Malone und Rachel Burke eintrafen.
    John, ging auf sie zu und gab ihnen die notwendigen Informationen. „Die Wohnung des Verdächtigen liegt im vordersten Wohnblock. Dritter Stock links, die zweitletzte Tür. Es gibt dort auch eine Feuertreppe, die außen auf der Rückseite angesetzt ist und. Ein Scharfschütze hat auf dem Dach des hinteren Wohnblock Stellung bezogen und wird uns auf dem laufenden halten, wenn etwas Verdächtiges von außen zu sehen ist. Bisher hat sich allerdings noch nicht viel getan.“
    „Vielleicht ist der Vogel bereits ausgeflogen. Deshalb sollten wir nur mit einem kleinen Team reingehen. Bailey aktivierte das Funkgerät an seinem Ohr. Ebenso wie Rachel hatte er es bereits im Auto angelegt, und nur das Kabel im Nacken verriet, dass sie so etwas trugen. „Beobachten Sie weiter die Lage, bis ich Sie rufe“, wie er die Agenten an. Dann blickte er zu Grant.“ John, du nimmst die Feuertreppe.“ Der Angesprochene nickte und entfernte sich mit schnellen Schritten.
    Die beiden Profiler näherten sich dem Wohnblock von vorne. Der Hausmeister, der offensichtlich über den Einsatz informiert war, da er den Fahrstuhl lahm gelegt hatte, öffnete ihnen die Tür und reichte ihnen wortlos den Generalschlüssel.
    Zügig, aber nicht zu hastig stiegen Rachel und Bailey die Treppe hinauf. Erst als sie den vom Treppenhaus zu den Wohnungen führenden Gang erreichten, wurden sie vorsichtig. Beide entsicherten ihre Waffen. Auch John Grant hatte seine Position erreicht und gab ihnen entsprechende Zeichen.
    Nichts rührte sich. Aus einer der vorderen Wohnungen klang zwar leise Musik, sonst war nichts zu hören.
    „Bailey hier. Irgendetwas Verdächtiges?“
    „Nein. Alles weiterhin sehr ruhig.“
    Malone deaktivierte den Sprechfunk wieder. „Zu ruhig für meinen Geschmack“, murmelte er.
    Auch wenn er es im Gefühl hatte, dass sie niemanden in der Wohnung vorfinden würden, so ließ er doch weiter Obacht walten.
    Grant und er postierten sich zu beiden Seiten der Tür, ehe Bailey den Generalschlüssel benutzte. Mit einem Klacken öffnete sich das Schloss und die Tür sprang einen Spalt auf.
    Die beiden Männer warteten einen Augenblick. Dann stieß Grant die Tür mit einem gezielten Schlag auf und setzte nach, die Waffe im Anschlag. Nach allen Seiten sichernd prüfte er die Ecken des Raumes, ehe er sich einer weiteren Tür näherte.
    Bailey und Rachel folgten ihm, senkten aber die Waffen, als John zu ihnen zurückkehrte zu ihnen zurück. „Niemand da. Bad und Küche sind leer, die Fenster fest verschlossen. Unser Vogel ist wohl doch schon ausgeflogen.“

    - - - - - - - -

    Drei FBI-Agenten hielten die neugierigen Nachbarn von der offenen Wohnungstür fern und versperrten ihnen die Sicht in den Raum, während die Agenten der Violent Crimes Task Force und zwei Spezialisten aus Denver, die Wohnung auf den Kopf stellten. Sie nahmen Fingerabdrücke, untersuchten Dusche und Wachbecken nach Hautresten und Haaren, verpackten die Kleidungsstücke und Habseligkeiten des Bewohners sorgfältig in Plastiktüten. Immer wieder blitze es auf, wenn sie etwas fotografierten. Jeder noch so kleine Hinweis konnte das profil des Täters erweitern.
    John Grant zog zischend die Luft ein.
    „Das ist wirklich gruslig.“ Er hatte die oberste Schublade aus einer Kommode neben dem Sofa gezogen. „Seht euch das mal an.“
    Rachel Burke trat an seine Seite und zog die Augenbrauen hoch. „Das sieht ja aus wie Kinderspielzeug. Warum hat er das aufbewahrt? Will er seiner Aufgabe damit ein größeres Gewicht verleihen?“ Vorsichtig nahm sie eine Plastikfigur hinaus, die wohl einmal, E.T. dargestellt hatte und drehte den deformierten und halb zusammengeschmolzenen Gegenstand zwischen den behandschuhten Fingern.
    Ihre Augen weiteten sich für einen Moment, als sie die widersprüchlichsten Gefühle durchfluteten und der Vermutung Recht gaben.
    John Grant achtete nicht darauf. Er untersuchte weiter die Schublade und ihren Inhalt.
    Bailey legte eine Hand auf die Schulter seiner Kollegin. „Ist etwas nicht in Ordnung?“
    Rachel Burke holte tief Luft und zeigte ihm etwas, das in die Figur eingebrannt zu sein schien. „Er sieht es offensichtlich als religiöse Berufung an, Menschen, die angeblich mit Außerirdischen zu tun haben, von der Erde zu tilgen.“
    Grant drehte sich zu den Profilern hin und hielt etwas hoch. „Und er sammelt auch noch andere Trophäen wie es scheint.“ Die glänzende Scheibe in seiner Hand war unzweifelhaft ein CD oder DVD-Rohling. Allerdings wies sie mehrere tiefe Kratzer auf. „Daran wird euer Techniker wieder seinen Spaß haben.“
    „Das wissen wir, John. Die Eigenart, ihre Morde auf DVD zu bannen, haben offensichtlich viele Serientäter in den letzten Jahren angenommen.“ Etwas ungehalten runzelte Bailey die Stirn. Dann richtete er seine Aufmerksamkeit auf etwas, das aus dem Spalt zwischen Kommode und Sofa aufblitzte. „Jetzt hilf mir bitte, das Sofa ein Stück abzurücken.“
    „Kein Problem.“ Grant übergab die DVD einem der Spezialisten und fasste dann mit an. Er war es auch, der den Gegenstand aus dem Spalt angelte. „Sieht aus wie ein Stück Papier.“
    „Nein, das ist ein Foto.“ Rachel Burke entfernte vorsichtig den klebrigen Schmutz und Staub von dem Bild, dann zuckte sie zusammen und wurde blass. Ohne etwas zu sagen hielt sie es den Männern wortlos entgegen.
    „Oh, ist das schon wieder Tom Arquette?“ fragte John Grant unschuldig und grinste.
    „Nein, der Mann trägt eine Pilotenjacke. Das ist wohl eher Lt. Colonel John Sheppard von der USAF.“ Bailey Malone, nahm das Foto entgegen und betrachtete es genauer.
    „Welches Interesse könnte der Serienkiller an dem haben?“ John blickte ihn neugierig an. „Ist der Typ ein Alien oder hat er vielleicht schon einmal eine Begegnung mit denen gehabt?“ spottete der Ermittler und blickte seine Kollegen an. Überrascht zog er eine Augenbraue hoch. „Was meint ihr dazu?
    Die Profiler blickten sich vielsagend an.
    „Zumindest glaubt unser Verdächtiger daran, und das ist der Punkt.“ Bailey Malone räusperte sich. „Ich werde wohl doch die Telefonnummer benutzen müssen, die man mir für den Fall hinterlassen hat, wenn noch offene Fragen zu klären wären.“
    „Wenn du dem Oberkommando unseren Verdacht mitteilst, werden sie uns diesen Fall auch wieder entziehen“, entgegnete Rachel Burke nüchtern.
    „Ich werde schon dafür sorgen, das sie es nicht tun. Sie werden keine Ahnung haben, was wir von diesem Lt. Colonel Sheppard wollen, bevor wir ihm nicht gegenüber stehen und mit ihm sprechen können.“ Bailey Malone lächelte. “Immerhin ist er unser Hauptzeuge bei einem anderen Fall, den wir noch nicht ganz abgeschlossen haben. Und sie haben uns ja auch nicht verwehrt, ihm noch einige Fragen stellen zu dürften.”



    -----------------------------------------------------------------------------
    Eveins Army Community Hospital, Colorado Springs
    Freitag 14.00 –17.00 Uhr
    -----------------------------------------------------------------------------

    „Ich denke, Sie sind körperlich wieder voll einsatzfähig, wenn Sie in etwa drei Wochen Atlantis erreichen. Vorausgesetzt, Sie halten sich an meine Anweisungen und schonen ihre Lungen und ihre Hände. Ich werde auch noch Colonel Caldwell und seinen Bordarzt entsprechend instruieren.“
    John Sheppard blickte die Militärärztin irritiert an. „Wie kommen Sie darauf, dass ich an Bord der Daedalus etwas anstellen könnte?“, fragte er leicht gereizt. „Geht hier im Moment jeder davon aus, dass ich so ein Unruhestifter bin?“
    Er verzog das Gesicht. Ihm war nicht entgangen, dass die Frau in seinem Alter schon die ganze Zeit recht amüsiert wirkte. Und er wusste nicht, warum? Was hatten Dr. Lam und die Generals O’Neill und Landry dem Krankenhaus mitgeteilt? Das ärgerte ihn jetzt doch ein wenig. Schließlich war es nicht seine Schuld, dass das alles passiert war. Er hatte nur dem Trust entkommen wollen und...
    „Nein, das nicht. Für die meisten Mitglieder des medizinischen Personals hier bist du ein ganz normaler Patient. Nur die, die dich etwas besser kennen, wissen, wozu du eigentlich fähig bist, John.“
    Er zog überrascht die Augenbrauen hoch. Sein wild abstehender Pony bewegte sich. „Kennen wir uns?“ Er starrte die mittelgroße Blondine an und las irritiert das Namensschildchen.
    ‚Dr. S. Carmichael’ stand dort.
    Er durchforstete angestrengt seine Erinnerungen, doch er konnte sich wirklich nicht an jemanden erinnern, der diesen Namen getragen hatte. Das S. konnte für viele Vornamen stehen: Susan, Samantha, Sarah ... oder Sybil.
    Moment mal... Er kniff die Augen zusammen. Da war doch mal etwas gewesen. Aber es lag schon eine ganze Weile zurück. Damals war er noch ..
    Richtig! Mit einem Male machte es in ihm „Klick“.
    „Sybil, du?“
    Ihre letzte Begegnung lag mehr als zwanzig Jahre zurück.
    Damals hatte sie allerdings ganz anders ausgesehen. „Du hast du eine Brille getragen, und warst auch nicht blond.“
    Die Ärztin grinste breit und zeigte dabei ihre makellosen Zähne, während John verdutzt den Kopf schief legte.
    „Nein, dafür hatte ich ärgerlicherweise mit einer Zahnspange und einer ziemlich hässlichen Brille zu kämpfen und meine Haarfarbe war ... straßenköterfarben.“
    „Ich habe das niemals so gesagt ...“
    Sie hob tadelnd einen Finger. „Lüg nicht – du hast mich damit oft genug geärgert. Obwohl es dir selbst nicht viel besser ging! Wie hat dich Kendrick Hicson immer genannt? War das nicht „Braniac“, nach dem Superschurken aus seinen Superman-Comics? Dass Mariah dich ihm überhaupt eine Zeitlang vorgezogen hat, lag nur an deinem Mundwerk und deinen verrückten Streichen. Sonst hätte sie dem Chef des mathematisch-naturwissenschaftlichen Clubs wohl kaum eines Blickes gewürdigt.“
    John verdrehte die Augen. „Du weißt sehr wohl, dass die Chefin der Cheerleader nachher doch lieber mit unserem starken aber dummen Quarterback ausgegangen ist, weil er ihrer Ansicht nach viel pflegeleichter und freigiebiger als ich war.“ Er schüttelte sich. „Und bitte, höre mit den Highschool Geschichten auf. Die liegen ein Leben zurück.“
    „Ja, aber noch nicht so lange, um alles vergessen zu können.“ Sie betrachtete ihn von Kopf bis Fuß. „Tja, damals haben alle angenommen, du würdest eine Wissenschaftlerlaufbahn einschlagen, Mathematik und Physik studieren und die Leute mit verrückten Erfindungen zum Wahnsinn treiben. Stattdessen gehst du zur Army und mutierst zum lebensmüden Einzelkämpfer.“
    Sie nahm eine seiner verletzten Hände und legte ihm einen neuen Verband an. „Ich bin fast vom Stuhl gefallen, als ich mir deine Krankenakte ansah und die persönlichen Angaben las: Inzwischen bist du also Lt. Colonel der Air-Force. Betraut mit einer Mission höchster Sicherheitsstufe. Alle Achtung, du hast es weit gebracht.“
    „Warum sollte das so überraschend sein? Du weißt sehr wohl, dass ich schon damals vom Fliegen und der Geschwindigkeit besessen war. Ich wollte mich eben in kein Schema pressen lassen, und habe genau die Lügen gestraft, die in klugen Köpfen nur weltfremde Spinner und Stubenhocker sehen wollten. So!“
    John entzog ihr die Hand und beschloss von seiner Person abzulenken. Schlimm genug, dass sie ihn aus der High School kannte, ihm war nicht danach, die alten Geschichten wieder aufzuwärmen. „Und was ist mit dir? Wie bist du hier hin gekommen?“
    „Wie wohl? Ich entschied mich nach dem College Medizin zu studieren. Als junge Ärztin auf Stellensuche lernte ich bei einer Party Robert Carmichael kennen, einen Offizier der Streitkräfte und er verschaffte mir einen Posten auf seinem Stützpunkt. Kurz darauf heirateten wir und bekamen einen Sohn.“ Sie holte tief Luft und schloss kurz die Augen. „Robert ist in Afghanistan gefallen. Danach wollte ich nur noch aus dem Stützpunkt fort und bewarb mich hier. Das ist alles und wie du siehst, kein außergewöhnliches Leben – wenn man einmal von den letzten Jahren absieht, in denen ich doch einige sehr überraschende Erfahrungen gemacht habe...“
    Ihr Gesicht umwölkte sich einen Moment, dann fing sie sich wieder.
    John nickte nur, denn er verstand ihre Gefühle. Oft genug hatte er in den letzten Jahren miterlebt, wie Angehörige auf den Verlust ihrer Liebsten reagierten.
    Sybil verband seine andere Hand schweigend und zog dann eine Spritze auf. Erst als sie die Nadel ansetzte, sah sie ihn wieder an. „Ach übrigens, wenn wir hier fertig sind, sollst du dich bei Dr. Mackenzie im Westflügel melden.“
    „Wer ist denn das schon wieder?“ John verzog das Gesicht, denn er hatte unwillkürlich den Arm bewegt und dafür gesorgt, dass die Injektion schmerzhaft für ihn wurde. „Das ist der psychologische Leiter der Klinik.“ Sybil schüttelte den Kopf. „Kannst du nicht einmal deinen Arm ruhig halten?“
    „Ich verstehe nicht was ich bei dem Mann soll. Ich fühle mich ganz in Ordnung.“
    „Das Stargate Kommando ist da anderer Ansicht. Ich habe dir nicht ohne Grund ein Beruhigungsmittel gegeben.“
    „Was?“ John wollte aufbrausen, aber irgendwie wollte sich der Zorn in ihm nicht aufbauen. Er holte tief Luft und seufzte dann schicksalsergeben, denn er wusste ganz genau, worum es ging: Acastus Kolya. In ihm bohrte und nagte immer noch das Verlangen, den Feind zu finden und endlich Rache zu nehmen. Er wollte es nicht so einfach hinnehmen, dass der Trust ihn vor seinen Augen entführt hatte.
    Er spürte, wie sich das Mittel in seinem Blutkreislauf ausbreitete und die innere Unruhe dämpfte. Es machte ihn zwar nicht mehr so müde wie die vorherigen Spritzen, aber es hemmte seine Tatkraft ungemein.
    Sybil berührte ihn am Arm und schreckte ihn so aus seinen Gedanken. „John, du kannst gehen. Und wenn du die Station für die unheilbaren Fälle suchst, sie liegt am anderen Ende dieses Gangs, in dem Flügel, der in den Park hinein reicht!“
    „Vielen Dank für den Hinweis.“ John nickte. Er dachte daran, was er O’Neill versprochen hatte. Colonel Matheson, sein Kommandant von der Mc Murdo Basis lag dort im Sterben.
    So stand er auf und ging zur Tür. Sybil trat an seine Seite und öffnete sie rasch. „Wenn du willst, dann können wir uns morgen Mittag in Ruhe über die alten Zeiten unterhalten. Ich werde mir einfach etwas Zeit für dich nehmen. Wir können dann im Park spazieren gehen. Ich denke, ich komme auf dich zu, wenn ich Zeit habe.“
    „Okay, warum nicht.“ John nickte. „Trotzdem wärmen wir die High-School-Zeit bitte nicht mehr auf. Versprochen?“
    „Dir ist sie wohl ziemlich peinlich, oder? Hast du deinen Freunden nie erzählt, warum du mit vierzehn wegen der Sache mit dem Flugzeug beinahe aus der Schule geflogen bist, obwohl du einer der Jahrgangsbesten warst?“
    „Nein, darauf habe ich verzichtet“, erwiderte er mit einem bissigen Gesichtsausdruck.
    „Oh, ich erinnere mich noch daran, wie stolz du damals trotz allen Ärgers mit der Schulleitung und deiner Familie gewesen bist.“ Sybil lachte und öffnete ihm die Tür.
    „Das war damals. Heute bin ich etwas klüger und vorsichtiger geworden...“
    In diesem Moment klingelte das Telefon.
    „Entschuldige mich jetzt bitte. Ich muss den Anruf annehmen, denn es könnte etwas wichtiges sein.“ unterbrach ihn Sybil und schloss einfach die Tür. John blieb einen Moment davor stehen. Dann zuckte er mit den Schultern und wandte sich ab. Gut, dann würde er jetzt das lästige Gespräch mit dem Psychologen hinter sich bringen.

    - - - - - - - -

    „Ich weiß wirklich nicht, was ich mit Ihnen besprechen sollte, Dr. Mackenzie.“ John versuchte locker und unbekümmert zu wirken. „Ich fühle mich gut, und auch meine körperlichen Verletzungen heilen bereits wieder ab.“
    „Ihr physischer Zustand ist für mich nicht von Belang.“ Der Mittfünfziger beugte sich vor und sah ihn eindringlich an. „Und das wissen Sie sehr wohl. Mir geht es um ihren seelischen Zustand. Nicht mehr und nicht weniger. Von meinem Gutachten wird es abhängen, ob Sie die Rückreise nach Atlantis bereits nächste Woche antreten dürfen oder nicht.“ In der freundlichen und ruhigen Stimme lag unverkennbar eine Drohung. „Also erwarte ich von Ihnen, dass Sie mit mir zusammen arbeiten.“
    John biss sich auf die Oberlippe. „HörenS, ich habe bereits Schlimmeres durchgemacht als das, was letzte Woche geschah. In Afghanistan war es an der Tages...“
    Der Psychologe hob eine Hand und unterbrach ihn. „Mir geht es weniger um den Bombenanschlag und das, was danach geschah, als um etwas anderes. Sie haben sich nicht mit dem Stargate Kommando in Verbindung gesetzt, als Sie die Gelegenheit dazu hatten.“
    „Wann hätte ich das tun sollte? Zuerst konnte ich weder reden noch schreiben, und dann war ich auf der Flucht vor dem Trust“, verteidigte sich John. „Es gab keine Gelegenheit mich zu melden.“
    „Es gab genügend Möglichkeiten. Um das Denver Memorial herum und im Stadtzentrum selbst gibt es genügend öffentliche Telefonzellen. Sie hätten sich auch der Polizei stellen und um einen Anruf bitten können. Stattdessen stehlen Sie einen Personenkraftwagen und jagen einem Hirngespinst nach.“
    „Es ... er war kein Hirngespinst, sondern Wirklichkeit. Das war Acastus Kolya, wie er leibt und lebt. Ich habe ...“ brauste John auf und verkrampfte sich. Er verstummte, als er das triumphierende Aufblitzen in den Augen Dr. Mackenzies sah.
    „Sehen Sie? Genau darüber müssen wir reden“, sagte dieser leise. „Sie haben also das Trauma noch nicht überwunden?“
    „Welches Trauma?“ John verzog das Gesicht, da er ahnte, auf was der Mann anspielte. Und er mochte den Gedanken gar nicht. „Darüber habe ich schon mehrfach mit Dr. Heigthmeyer auf Atlantis gesprochen.“
    „Das mag sein. Ich habe eine Kopie ihres Berichtes erhalten. Meine geschätzte Kollegin ist ebenfalls der Ansicht, dass Sie vieles nur verdrängt, aber nicht verarbeitet haben.“ Der Mittfünfziger sah ihn nachdenklich an. „Ich habe die Männer und Frauen betreut, die es überlebten, dass sich die Wraith während der Verteidigung von Atlantis an ihnen genährt haben. Die wenigen, die sich körperlich wieder vollständig erholten, litten weiterhin unter seelischen Problemen. Zwei von ihnen nahmen sich das Leben, weil sie mit den Erinnerungen und Alpträumen nicht mehr weiter leben konnten, drei andere befinden sich in einem Sanatorium. Nur einen konnte ich bisher als vollständig geheilt entlassen. Und das alles waren Personen, die den Nährungsprozess der Wraith nur einmal miterlebt haben. Sie hingegen haben das dreimal durchlitten.“
    John atmete tief ein und aus. „Viermal“, verbesserte er den Psychologen. Er war blass geworden. Sein Herz schlug bis zum Hals. Wie immer, wenn die Erinnerungen aus dem Unterbewusstsein aufstiegen. Nur mit Mühe unterdrückte er ein Zittern. „Der Wraith nährte sich noch einmal an mir, als wir geflohen waren. Erst danach gab er mir das Leben zurück.“
    Mackenzie nickte. „Verstehen Sie jetzt, was ich meine? So wie ich das sehe, haben Sie ihr Trauma damit verdrängt, dass Sie es durch unbändigen und nicht mehr kontrollierbaren Hass auf den Mann ersetzt haben, der Sie dieser Folter ausgesetzt hat. Wenn Sie diesem Gefühl weiteren Platz einräumen und es noch weiter hegen und pflegen, wird es sich einprägen und irgendwann Ihren Verstand beherrschen. Verbessern sie mich, wenn Sie anderer Ansicht sind.“
    John blickte zur Seite und vermied es, denn Psychologen anzusehen. Er wusste sehr genau, was Mackenzie meinte. Und genau damit wollte er sich nicht beschäftigen. Andererseits würde der Psychologe auch keine Ruhe geben.
    Eine Weile herrschte Schweigen im Raum. Erst Mackenzie brach es. „Sehen Sie, das ist ein guter Ansatz für unsere Arbeit...“
    Kolya, der Trust und ein irrer Serienkiller in:Im Grau der Schatten, Double Trouble & In den Händen des Schicksals. Ungekannte Abenteuerer von John Sheppard & Co in "Stargate Atlantis - Die verborgenen Szenen": Aufbruch in eine neue Welt und Das erste Jahr und Die Specials.

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  7. #27
    There is good in you... Avatar von Chayiana
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    Also erstmal vorweg...
    Ich habe ein wenig das "@Chayiana......." vermisst
    ich sollte aufhoeren immer als Erste nen FB abzugeben, dann lande ich nicht auf der falschen Seite!! (Oh, ich tu's ja schon wieder! )

    Egal, jetzt zu der Story...
    obwohl es ja eigentlich nicht ganz so viel Action gab, war das Kapitel wieder total fesselnd. Ich fand es sehr schoen, wie du Sheps Vergangenheit miteinbezogen hast... da koennte man ja schon selbst ganze Romane drueber schreiben, weil man halt so wenig von ihm weiss, aber deine Variante hat mir sehr gut gefallen.
    Auch gut fand ich, wie du auf das noch nicht verarbeitete Erlebnis eingehst. Sehr schoen nachvollziehbar beschrieben.

    Da ich Profiler so gut wie nie gesehen habe, kann ich darauf nicht so gut eingehen, aber die Situationen waren auch hier wieder sehr anschaulich geschrieben. Man merkt doch immer wieder, dass du nen Profi bist!

    Ich bin echt gespannt, wie es mit Shep nun weitergeht.... Kriegt der Wahnsinnige ihn? Und was wird aus Kolya? Oh, Mann, ich kann's mal wieder nicht erwarten....

  8. #28
    Brigadier General Avatar von Teleia
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    Hi!

    Ein wirklich tolles Kapitel.

    Der Profilerteil war wie im TV, soweit ich mich noch an die Serie erinnern kann. Hat mir sehr gut gefallen.

    John im Krankenhaus war auch toll. So kann man ich sich aber auch sehr gut vorstellen, dass er in der Schule ein kleines Ekel war. Das am Schluss war ziemlich heftig, wie du beschreibst, wie er mit seiner Folter fertig wird. Fand ich super beschrieben.

    Hoffentlich kommt bald der nächste Teil. Ich hätte auch nix dagegen, wenn er wieder ungefähr diese Länge hätte!
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  9. #29
    Major General Avatar von Kris
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    @Chayiana: Na ja, so ein Seitenumbruch ist nicht ganz so toll, aber diesmal geht es ja wieder. Ich habe schon gemerkt, dass die Geschichte zum Aufbau auch einen ruhigen Mittelteil braucht, um die Weichen für den Höhepunkt zu stellen.
    Erstaunlicherweise sind die beiden "Double Troubel" Stories tatsächlich die ersten Geschichten, die ich in Richtung Ermittler/Profiler schreibe. Sonst war es wirklich nur Fantasy-Abenteuer. aber scheinbar kann ich mich gut in die Sachen reinversetzen.
    Was Johns Vergangenheit angeht. Eine Kleinigkeit setze ich noch drauf

    @Teleia: Wie ich schon bei Chayiana schrieb, bin ich froh, daß ich mir genau die wichtigsten Sachen gemerkt habe. Was die Folter angeht ... oh, die Wunden werden hier erst richtig von Mackenzie aufgekratzt. Das hat auch seinen Sinn. Hier habe ich mir ja auch überlegt, wie die Leute, die das Nähren überlebt haben, damit umgegangen sind. Beckett meinte ja in "Common Ground", dass das nicht viele überlebt hätten, weil ihr Körper das nicht mit machte.
    Kolya, der Trust und ein irrer Serienkiller in:Im Grau der Schatten, Double Trouble & In den Händen des Schicksals. Ungekannte Abenteuerer von John Sheppard & Co in "Stargate Atlantis - Die verborgenen Szenen": Aufbruch in eine neue Welt und Das erste Jahr und Die Specials.

    John Sheppards Schicksal im Vegasverse :"Solitary Man" no more

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  10. #30
    Chief Master Sergeant Avatar von Gordon
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    ich rede nicht lange sondern sage einfach: Genial!!!
    Und das alles ohne einen einzigen Tropfen Rum

  11. #31
    Major General Avatar von Kris
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    @ Arcadia: Danke!

    Und nun als Morgenlektüre noch ein etwas ruhingerer Teil:



    Teil 5
    Vorbereitungen und Entscheidungen



    ---------------------------------
    FBI-Hauptquartier, Denver
    Freitag, nach 19.00 Uhr
    ---------------------------------

    „Und, wie sieht es aus? Hat das Militär einen Besuch genehmigt oder abgelehnt?“ Rachel Burke sah zu Bailey Malone hin. Er hatte den sehnsüchtig erwarteten Anruf in einem abgeschirmten Büro angenommen. Anders als erwartet hatte man sich nicht aus dem Hauptquartier der Air-Force gemeldet, sondern von Cheyenne Mountain aus, einer streng geheimen Einrichtung bei Colorado Springs. Also nur etwa fünfundsechzig Meilen südlich von Denver.
    Bailey nickte. „Ich habe mit einem gewissen General Landry gesprochen. Er hat uns die Erlaubnis gegeben, den Lt. Colonel morgen Mittag unter Aufsicht zu besuchen und ihn zu befragen. Ich habe die Adresse des Eveins Army Community Hospitals erhalten, das nur ein oder zwei Meilen von Cheyenne Mountain entfernt liegt.“
    „Immerhin besser als nichts. Ich habe eher damit gerechnet, dass sie unsere Bitte ablehnen“, entgegnete sie. „Hoffentlich kommen wir nicht zu spät.“
    „Diese Einrichtungen sind durch die Militärpolizei und Überwachungsanlagen abgesichert. Besser könnte der Mann nicht untergebracht sein, hoffe ich zumindest...“ Bailey holte tief Luft. „Morgen früh fahren wir gleich in aller Frühe nach, und dann sehen wir weiter. Und wie weit seid ihr inzwischen mit der Auswertung gekommen?“
    „Wir gehen den Angaben, die uns die Nachbarn des Mannes gemacht haben nach. Er hat ziemlich unauffällig unter ihnen gelebt, allerdings keine tiefergehenden sozialen Kontakte geknüpft. Welchem Beruf er nachgegangen ist weiß niemand genau, aber einige vermuten, dass es mit einem Sicherheitsdienst zu tun hat. Er war immer wieder für Tage verschwunden.“ Sie gingen zu dem Tisch, auf dem sie die bisherigen Untersuchungsergebnisse ausgebreitet hatten. „Er hat neben der Kleidung nur wenige persönliche Gegenstände zurückgelassen. Wir haben die Figuren, Kabel und einen defekten Drucker in der Kommode gefunden. Einen Pack DVD-Rohlinge und einen Speicherchip für eine Digitalkamera, der ebenfalls nicht mehr ganz in Ordnung war. Ansonsten nichts. Ich habe das Gefühl, dass er weitestgehend auf Besitz verzichtet hat.“
    „Das dürfte zu seinem Profil passen.“ Bailey nickte. „Wenn er aus religiösen Motiven handelt, dann benötigt er keine besondere weltliche Habe, außer...“
    „... hochtechnischen Geräten, die ihm dabei helfen, seine Mission zu erfüllen.“ Rachel Burke nickte. „Doch ich frage mich immer noch, aus welchen Gründen er Lt. Colonel töten will, denn die Recherchen haben kein auffälliges Verhalten ergeben. Er ist niemals in der Presse aufgetreten oder hat irgend etwas über Aliens verlauten lassen.“
    „Du weißt, was wir gesehen haben! Und denke an das Theater, das das Militär um unsere Zielperson macht“, raunte Malone ihr zu. „Das könnte schon Grund genug für unseren Verdächtigen sein, wenn er die entsprechenden Informationen erhalten hat..“
    „Nein, ganz so einfach ist das nicht, das habe ich im Gefühl. Ich bin mir sicher, das ihn etwas anderes auf die Spur des...“ Rachel verstummte abrupt, denn John Grant kam auf sie zu. Der starrte seine Kollegin einen Moment scharf an, zuckte mit einer Augenbraue und sagte dann: „Leider haben wir den auf den Namen Darren Howard Richardson gemeldeten Wagen bereits gefunden. Ein Gebrauchtwagenhändler in Aurora hat ihm von einem Mann erworben, auf den unsere Beschreibung passt. Allerdings hat der nur Bargeld angenommen und keinen anderen Wagen als Ersatz. Einige Beamte überprüfen gerade die anderen Autohändler, Taxizentralen und Mietwagen-Verleiher in der Stadt und näheren Umgebung, denn weit dürfte er ohne Wagen nicht gekommen sein.“
    Unwillkürlich blickten die Agenten auf die Karte von Colorado, die an der Wand des Büros hing. Das Netz der Highways um die Landeshauptstadt war sehr dicht und die großen Straßen wie ein Spinnennetz miteinander verknüpft.
    Bailey kniff die Augen zusammen. „Er wird ein Taxi genommen haben oder mit einem Mietwagen über den Interstate Highway 25 nach Colorado Springs gefahren sein. Mit seinem kleinen Richtungswechsel gen Osten hat er versucht mögliche Verfolger zu täuschen.“
    „Er konnte ja nicht damit rechnen, dass wir schon herausfinden würden, wer sein nächstes Opfer ist“, lachte John Grant und wurde dann wieder ernst. „Auch wenn ich nur zu gerne wissen würde, was ihr mir eigentlich die ganze Zeit verheimlicht.“
    „Das hängt mit dem Entführungsfall Tom Arquette zusammen. Es ist also streng geheim und nicht für die Ohren Dritter bestimmt.“ Rachel Burke widmete ihm einen scharfen Blick.
    „Ach so. Hm, ich verstehe...“ Grant legte den Kopf schief. „Aber kommt einmal mit, ich muss euch noch etwas zeigen. Dieser Sheppard ist auch nicht ganz ohne. Robie hat ein paar interessante Dinge heraus gefunden.“
    „Robie?“
    „Euer so hoch geschätzter Techniker hat tatsächlich einen Namen: Jason Robie.“
    Der Erwähnte schien sich gerade über etwas zu amüsieren, als die VCTF-Agenten an ihn heran traten. Mit einem verlegenen Räuspern sah er auf und erklärte dann: „Ich habe das mutmaßliche nächstes Opfer ihres Serienmörders einmal genauer unter die Lupe genommen. Über seine militärische Laufbahn war nicht viel herauszufinden, nur die üblichen Stationierungsorte. Er ist ganz schön in der Welt herum gekommen. Zuletzt war er in Afghanistan und wurde dann auf die McMurdo-Basis versetzt, was nur bedeuten kann, das er sich Ärger mit seinen Vorgesetzten eingehandelt hat. Ich habe mir sagen lassen, dass sie die Quertreiber in die Antarktis abschieben. Dort war er etwas mehr als ein halbes Jahr. Danach allerdings unterliegen die Informationen einer zu hohen Sicherheitsstufe, als das ich es wagen würde, mich weiter in die Datenbanken der Streitkräfte zu hacken. Allerdings ...“ Er machte eine dramatische Pause und begann zu grinsen. „... ist John Sheppard früher - vor seiner Militärzeit - bereits beim FBI aktenkundig geworden.“
    „So? Wie kommt das?“ Bailey beugte sich interessiert vor.
    Der Techniker drückte ein paar Tasten. Die Scans einer alten Akte erschienen auf dem Bildschirm. Ein Foto zeigte einen zunächst schuldbewusst wirkenden Jungen von etwa vierzehn Jahren, in dessen Augen aber etwas ganz anderes als Reue stand.
    „Das war am 13. Mai 1982. Der junge Mann auf dem Bild hat zwei von unserer Agenten das Leben gerettet, als bundesweit gesuchte Kidnapper sie gefesselt in einer Scheune einsperrten und das Gebäude wie auch das Feld darum herum in Brand setzten. Der Junge muss irgend etwas davon beobachtet haben und hat ohne darüber nachzudenken was das für Folgen für ihn haben könnte, gehandelt. Ich weiß nicht wie er das geschafft hat, aber er hat das örtliche Löschflugzeug in die Luft gebracht und...“ Er machte eine weitausholende Geste. „... rettete die Männer, das Feld und den Tag. Dabei war er nur mit seiner Schulklasse und einigen seiner Lehrern in der Gegend gewesen, um eine Musterfarm zu besichtigen.“
    „Das klingt interessant, hat aber nicht gerade viel mit dem Fall zu tun“, entgegnete Bailey trocken, aber auch er musste schmunzeln. Zumindest fügte es dem Bild, das er sich bisher von diesem John Sheppard gemacht hatte, eine interessante neue Facette hinzu.



    ----------------------------------------------------------------------------
    Irgendwo im Sonnensystem, Das Goa’uld Mutterschiff Ba’als
    Freitag, zwischen 20.00 und 23.00 Uhr
    ----------------------------------------------------------------------------

    Diesmal erwachte Acastus Kolya ohne Schmerzen und Fesseln. Nur ein sanftes Vibrieren massierte noch seinen Körper, ein sanftes Summen erfüllte seine Ohren. Als ein Zischen erklang, öffnete er die Augen und fand sich in einem Kasten wieder. In den gläsern scheinende Wänden verlosch ein angenehmes Licht.
    Abrupt setzte er sich auf und holte tief Luft. Nicht nur, dass seine Kraft in die Glieder zurück gekehrt war, auch seine Verletzungen und Schmerzen schienen geheilt. Er hob die Hand zur Schulter und fühlte nach der wulstigen Narbe, die ihn bisher immer an sein größtes Versagen erinnert hatte. Selbst die war verschwunden.
    Woher kam das?
    Misstrauisch blickte er sich um, und stützte die Hände auf die Ränder des Kastens.
    „Du kannst den Sarkophag jetzt verlassen.“ Die Frau mit der dunklen Stimme und den leuchtenden Augen trat in sein Blickfeld. „Er hat deine innerlichen und äußerlichen Wunden geheilt.“
    „Warum?“
    „Weil Lord Ba’al dies so wollte. Und nun möchte er mit dir sprechen.“
    Acastus Kolya nickte bedächtig und erhob sich. Nun sah er auch, dass die Frau nicht alleine im Raum war. Zwei der archaisch gekleideten Wächter behielten den Raum wachsam im Auge. Der Genii Kommandant bezweifelte nicht, dass sie von ihren Waffen Gebrauch machen würden, wenn er versuchte die Frau als Geisel zu nehmen.
    Das hatte er auch nicht vor. Ganz offensichtlich hatten diese Wesen die wie Menschen aussahen aber keine waren etwas mit ihm vor. Da er nicht wusste, wie mächtig sie waren, und sich völlig in ihrer Hand befand blieb ihm nichts anderes, als das Spiel mit zu machen.
    „Komm mit!“
    Die Wächter flankierten ihn, als sie den Raum verließen. Wieder durchquerten sie einen Gang in dem Feuer brannte und erreichten schließlich einen Raum, der Acastus Kolya an einen Thronsaal erinnerte. Inmitten der barbarischen Pracht, hatte sich auf einer Empore ein Mann auf einem Sessel nieder gelassen. Er trug eine bodenlange Robe aus glänzendem Stoff. Die archaische Aufmachung wurde durch zwei breite Armbänder und einen Gürtel mit fein gearbeiteten Gliedern nur noch vertieft. Interessiert musterten die leuchtenden Augen den Genii.
    „Hier ist er, Lord Ba’al.“
    „Ich sehe es.“ Der Mann erhob sich und trat auf Kolya zu. „Du kannst mich jetzt alleine lassen, Ashtoreth.“ Und er fügte einen Befehl für die Wächter in einer für den Genii fremden Sprache hinzu. Diese zogen sich mit militärisch zackigen Bewegungen zurück, während die Frau eher unwillig und zögernd davon schlenderte.
    Konnte er es wagen, diesen Lord Ba’al als Geisel zu nehmen?
    Kolya verwarf den Gedanken sofort wieder. Jemand der sich so sicher fühlte, war nicht unbedingt wehrlos.
    „Ich heiße Sie auf meinem Schiff willkommen, Commander Kolya von den Genii aus der Al’Akhar Galaxie, die die Tauri Pegasus nennen“, erklärte der Mann mit ausgesuchter Höflichkeit. „Ob nun als Gast oder als Gefangenen – das kommt allein auf Sie an.“
    „Ich verstehe.“ Acastus Kolya nickte und verfolgte jede seiner Bewegungen. „Und ich kann mir denken, dass sie mich nicht ohne Grund am Leben gelassen haben, Lord Ba’al? Also, was erwarten Sie von mir?“
    Der Andere lächelte. „Sagen wir... zunächst war es ein bedauerlicher Fehler zweier kurzsichtiger Jaffar, dann erwies sich Ihre Rettung aber als eine glückliche Fügung.“ Er ging um Kolya herum. „Ich will nicht lange drum herum reden. Ich habe ein Angebot für Sie: Es wäre mir möglich eine Heimkehr zu einem Planeten Ihrer Wahl zu arrangieren, eventuell mehr“, erklärte er dann gelassen.
    „Und zu welchem Preis?“ Kolya horchte zwar auf, aber er machte sich keine Illusionen darüber, dass er derjenige sein würde, der draufzahlen musste. Denn so weit er sich erinnerte, wussten die Wesen mit den leuchtenden Augen durch das Verhör weitaus mehr über ihn, als er über sie.
    „Wie ich sehe, sind Sie ein sehr verständiger Tauri. Es gefällt mir, mit ihnen so gut zusammen arbeiten zu können.“ Lord Ba’al kehrte auf seinen Sessel zurück und machte es sich dort bequem. „Ich dachte an ein Bündnis zwischen Ihren Leuten und mir. Sie haben die Kenntnis – wir die Mittel, sich frei in ihrer Heimatgalaxie zu bewegen. Zusammen könnten wir die Wraith vernichten und Atlantis erobern.“
    „Das klingt verlockend, aber was erwarten Sie jetzt speziell von mir? Und später von meinen Leuten?“
    Acastus Kolya kannte die Antwort. Vermutlich würden sie einen überlegenen Feind gegen den anderen eintauschen. Nur würden diese Wesen die Menschen vermutlich weniger als Nahrung, denn als Sklaven betrachten.
    „Alles zu seiner Zeit. Das wird sich finden.“ Der Mann trug eine undurchdringliche Maske der Arroganz, die der Genii nicht durchschauen konnte. „Wir stehen jetzt ja noch noch am Anfang unseres Bündnisses.“
    „Dennoch möchte ich den Preis kennen“, beharrte Kolya.
    „Es wird keiner sein, den Sie ungerne zahlen werden. Sagen wir so - auch ich habe in den letzten Jahren einiges dazu gelernt.“ Der Fremde neigte den Kopf. „Nun?“
    Der Genii wandte sich zur Seite und starrte die golden schimmernde Wand an. Wollte der Fremde ihn in Sicherheit wiegen? Oder war der Fremde doch nicht so mächtig, wie er sich gab? Und hatte er, Acastus Kolya, letztendlich eine andere Wahl als dem Angebot zuzustimmen?
    Es gab da nichts abzuwägen. Er musste die Chance nutzen. Wenn er erst einmal zurück in seiner Heimat war, gab es immer noch genug Gelegenheiten, das Bündnis als null und nichtig zu betrachten und geeignete Gegenmaßnahmen zu unternehmen.
    „Also gut.“ Er sah Lord Ba’al an. „Ich bin mit Ihrem Angebot einverstanden.“
    „Ich habe auch nichts anderes erwartet.“ Der Fremde drückte einen Edelstein an seinem rechten Armband. Neben ihm baute sich das Hologramm eines kleinen, zart gebauten Wesens mit grauer Haut und großen schwarzen Augen auf. Es wirkte klein und zerbrechlich, aber auch uralt. „Das ist der Mann von dem ich vor ein paar Tagen gesprochen habe: Acastus Kolya aus dem Volk der Genii.“ Und zu ihm gewandt. „Und dies ist, Narvi von den Asgard. Auch wir haben ein Bündnis geschlossen. Er wird Ihnen helfen, in ihre Heimat zurück zu kehren.“
    Kolya nickte bedächtig. Das Wesen wirkte schwach, aber auch das konnte täuschen. Er blieb weiterhin misstrauisch
    „Ich grüße auch dich, Kolya von den Genii“, sagte der Asgard und nahm ihn genau in Augenschein. „Du musst mir alles über deine Heimat-Galaxie erzählen, damit ich dir auch entsprechend helfen kann.“
    Kolya nickte schicksalsergeben. „Sie werden alles Notwendige erfahren.“
    „Dann ist es entschieden, Ba’al“, wandte sich der Asgard an den Mann mit den leuchtenden Augen. „Ich werde ihn jetzt mitnehmen.“
    Das nächste, was Kolya wahr nahm, war ein Gleißen das ihn erfasste und ohne Zeitverlust in eine andere Umgebung transportierte. Das Licht veränderte sich schlagartig. War es auf dem anderen Schiff noch hell und goldfarben gewesen, so hatte es jetzt einen kalten bläulichen Ton angenommen.
    Er wollte einen Schritt vorwärts machen, doch da hielt ihn eine transparente Scheibe auf. Verflucht! Was hatte das zu bedeuten?
    Kolya stieß einen Wutschrei aus und schlug mit den Händen gegen die Scheibe, die um keinen Millimeter nachgab.
    Sie hatten ihn doch betrogen und getäuscht! Er war wieder ein Gefangener.
    Dann tastete er hastig um sich und versuchte er eine Öffnung zu finden, musste aber feststellen, dass er sich in einem nahtlos verschweißten gläsernen Kasten befand, der langsam in die Waagrechte zu kippen begann und dann in eine Wandhalterung fuhr.
    „Es tut mir leid dich so zu behandeln, Acastus Kolya“, erklang die Stimme des Asgard wieder. „Aber mein Schiff ist nur zum Transport meiner Rasse, nicht aber der eines Menschen, ausgerichtet. Du brauchst jedoch keine Angst zu haben. Ich versichere dir, dass dir nichts geschehen wird. Du wirst die Tage der Reise in Stasis ruhend verbringen, das ist am Besten so für uns alle.“
    Der Genii fluchte verhalten. Als ob er nicht schon lange genug geschlafen hätte! Ihm war schon klar, dass sie verhindern wollten, dass er noch mehr von ihrer überlegenen Technik kennen lernte. Doch wie sollte er sich jetzt noch gegen die Willkür seiner fremden Bündnispartner wehren?
    Er gab den Widerstand auf und fügte sich in sein Schicksal, hoffend, dass er das niemals bereuen würde. Seine Glieder wurden schwer und sein Geist träge.
    „Ich werde dich wecken, wenn es so weit ist. Bis dahin ...“
    Es fiel ihm immer schwerer, sich auf die Stimme des Asgard zu konzentrieren. Sein Geist driftete in einer diffusen Welt, in der sich physische Wahrnehmung und Visionen der Heimat miteinander vermischten. Würde er die vertrauten Stenenbilder wirklich wiedersehen? Den Speer des Helioferalcus oder das Schwert des Acasteion? Oder den pulsierenden Stern von Teir Runon, der die Himmel vieler Welten beherrschte? Und nicht zuletzt die Ringmonde von Alta-Genair?
    Nur einmal regten sich noch Zweifel: Wie wollte dieses Wesen überhaupt erfahren, wohin er wollte? Lag das nicht auf der Hand?
    Ganz offensichtlich konnte sich auch dieses Wesen seiner Gedanken bemächtigen und in ihnen lesen wie in einem offenen Buch.
    Er zwang sich noch einmal, die Augen zu öffnen und sah, wie leuchtende Schriftzeichen über das Glas huschten. Diesen Anblick nahm er mit in die Dunkelheit...



    -------------------------------------------------------------------------
    Im Keller einer ehemaligen Privatklinik in Colorado Springs
    Samstag, 6.30 Uhr
    --------------------------------------------------------------------------

    Er erwachte mit einem guten Gefühl. Die Vorfreude hatte ihm einen angenehmen Traum beschert, in dem er siegreich aus dem Kampf gegen eine ganze Armee von Außerirdischen und ihren menschlichen Dienern hervorgegangen war. Noch immer hallte in ihm die Begeisterung nach, mit der er sich am Anblick seiner toten Feinde geweidet hatte und nicht zuletzt von den Mächten des Guten geehrt worden war.
    Er genoss die Liebkosungen des Lichts und öffnete erst nach einer Weile die Augen.
    Gähnend streckte er sich und schwang sich mit neuer Energie aus dem Bett. Gestern hatte er endlich seine Kontaktperson aus dem Eveins Army Community Hospital erreicht und entsprechend instruiert. Diese würde ebenfalls mitspielen, denn sie hatte gar keine andere Wahl, wenn sie nicht wollte, dass das Liebste, das sie auf dieser Welt besaß, leiden würde. Immerhin wusste er so, dass Lt. Colonel Sheppard bereits an dem Ort war, an dem er ihn hatte haben wollen.
    Während er sich ankleidete, ging er noch einmal seinen Plan durch. Wenn er schnell und gezielt handelte, konnte er die Überwachungsanlagen des Hospitals kurzfristig umgehen. Durch Informationen des Trust wusste er welchen Typ von Kameras aus welcher Serie sie dort benutzten. Es war glücklicherweise schon einige Jahre alt noch nicht erneuert worden. Zwei Bildschirme schalteten in wechselnder Folge auf die Außenkameras. Alle drei Minuten vollendeten sie einen Kreis.
    Inzwischen wußte er durch genaue Recherchen, wie er die beiden Geräte ausschalten musste, die an dem, den Park begrenzenden acht Fuß hohen Metallzaun und die in das Gitter eingesetzte Nebentür überwachten. Schwieriger würde es werden, die Elektronik des Türschlosses auszuschalten ohne den Alarm sofort auszulösen. Aber an der Lösung dieses Problems konnte er in den nächsten Stunden noch arbeiten.
    Alles in allem blieben ihm zwei bis zweieinhalb Minuten, um sein Opfer zu betäuben und zum Wagen zu bringen. Da der der Forstweg, der an die Nebentür heran führte, genug Deckung gab, war die Flucht also mit einem genügend großen Vorsprung zu schaffen, um sich von den möglichen Verfolgern abzusetzen. Spätestens hier in Colorado Springs. Er kannte die Ausweichwege und Abkürzungen in der Stadt aus früheren Einsätzen genau.
    Zufrieden mit dem Fortschritt seiner Arbeit nahm er sich einen Tetrapack mit Milch aus der Tüte seiner gestrige Einkäufen und trank ihn halb leer. Dazu verspeiste er ein paar Butterkekse.
    Erfrischt und gesättigt nahm er sich noch einmal die Akte vor und blätterte in den Aufzeichnungen. Immerhin besaß der Lt. Colonel eine sehr schlanke und sportliche Figur. Er wog also weniger als viele andere Männer seines Alters und würde damit leichter zu transportieren sein.
    Er trank die Milch aus und leckte sich den weißlichen Bart von der Oberlippe. Bevor er aufbrach musste er sich aber noch rasieren und sein Haar in Ordnung bringen. So ungepflegt konnte er doch nicht vor sein Opfer treten und sein heiliges Werk tun.
    Aber das hatte noch ein wenig Zeit.
    Mit dem Finger fuhr er gedankenvoll über das Foto, dass seine Kollegen vom Trust erst kürzlich gemacht hatten. Es zeigte Sheppard mit einem weit offenen Hemd. Er hatte das Gesicht dem Wind entgegengestreckt und schien die frische Brise zu genießen.
    Das würde der nicht mehr lange tun können.
    Gedankenverloren tippte er auf das Bild. Ja, er hatte sich schon die entsprechende Stelle ausgesucht, wo er...
    Das ist eine gute Wahl, mein Enkelsohn. Die Qualen des Fegefeuers werden ihn erfüllen und ihm vielleicht sogar die Erkenntnis schenken, dass es keinen anderen Weg zur Befreiung seiner Seele gibt.
    Oh, seine Großmutter hatte mit ihren Worten so recht. Noch einmal holte er tief Luft und schlug dann die Akte zu.
    Es galt noch das Schloss zu bewältigen. Mit welchem Typus war es vergleichbar? Vielleicht dem. STZA-389-B? Nein nicht ganz. Aber es gab ein Nachfolgemodell. Er zog den Laptop an sich heran und schaltete ihn ein. Mit ein wenig Internet-Recherche auf den richtigen Seiten kam er vielleicht schneller auf die Lösung und sparte so Zeit, die er für etwas Sinnvolleres benutzen konnte. Er wollte den Operationstisch noch einmal polieren, bevor er aufbrach und überprüfen, ob er wirklich alles bereit gelegt hatte. Nicht, dass er noch einen Fehler machte und damit dem Werk schadete. Nichts sollte seine gute Laune an diesem heutigen Tag verderben...
    Geändert von Kris (20.02.2007 um 08:22 Uhr)
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  12. #32
    Immer auf der Jagd nach Mäusen Avatar von Selana
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    Ich kenn die Geschichte ja auch schon ganz, aber trotzdem muss ich auch mal meinen Senf dazu abgegeben, denn sie ist einfach genial. Besonders, wenn man bedenkt, dass du kein Profiler-Fan bist. Ich hätte darauf gewettet, als ich die Story gelesen habe.
    Atlantis forever

  13. #33
    There is good in you... Avatar von Chayiana
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    OOOooohhh... schon wieder ausgelesen... so nen Mist!

    Du machst es wieder so spannend, das ist echt gemein!

    So, so, Kolya und Ba'al schmieden ein Buendnis. Wodrauf das wohl hinaus laeuft? *fg* Ich hab da so ne Idee... bin gespannt, ob ich damit richtig liege... Aber das jetzt auch noch nen abtruenniger Asgard mit ins Spiel kommt, war wirklich ueberraschend! Hochinteresante Konstellation!

    Das kleine Stueck aus Sheps Vergangenheit war klasse! Ich kann mir so richtig gut vorstellen, wie er als 14-jaehriger auf dem Foto geguckt hat, nachdem er die Maenner gerettet hat. Spitzbuebisch mit leichtem Stolz auf sich selbst in den Augen... Also war er schon in jungen Jahren ein kleines Fliegerass... das passt!!!

    Und ueber diesen Irren brauch ich eigentlich gar nicht gross was zu schreiben, die Figur ist einfach der Hammer! Mir laeuft jedes Mal ne Gaensehaut ueber den Ruecken, wenn du ihn und seine Aktionen beschreibst...

    ... wir sehen uns in 2 Tagen!! *ungeduldig die Stunden zaehl*

  14. #34
    Atlantis' Wölfin Avatar von Megana
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    sehr interessant, wirklich.
    der arme sheppard, was da wohl wieder auf ihn zukommt?

    der ausflug in die vergangenheit war wirklich gut geschrieben, genauso wie die szenen mit kolya bei ba'al und dem asgard.

    kennst du das buch "das lied der sirenen"?
    da gehts auch um so einen irren mörder, nur dass der ein anderes motiv hat.
    deiner ist sehr gut beschrieben *grusel*.

    also ich freu mich auf die fortsetzung.
    lg megana
    Geändert von Megana (20.02.2007 um 15:36 Uhr)

  15. #35
    Brigadier General Avatar von Cindy
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    Das war ja mal wieder ein Augenschmaus, einfach klasse.

    Grant und seine Leute sind ja ganz schön weit gekommen, bin gespannt was sie noch alles herausfinden werden.
    Das mit dem Flugzeug fand ich klasse. Also war er schon in jungen Jahren ziemlich verwegen.

    Und das Kolya einfach so davon kommt? Na ich weiß nicht. Also gönnen tue ich es ihm nicht.

    Und diesen Irren? Mich schüttelts bei dem Gedanken. Kein Kommentar.

  16. #36
    Brigadier General Avatar von Teleia
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    Das war klasse! Wie die Teile davor auch.

    Wie die Anderen schon gesagt haben, war das mit Johns Vergangenheit toll.

    Kolya und Ba´al. Das wird sicher noch ungemütlich und fies. Das mit dem Asgard ist genial, warum sollen die immer nur gut sein?

    Zu deiner mysteriösen Figur brauch ich nix mehr viel sagen, Gänsehaut und Horror pur, bin sehr neugierig, was passiert, wenn der Sheppard in die Finger bekommt.

    Auch der Profiler-Abschnitt, hat mir wieder gut gefallen.
    Freue mich auf mehr!
    Um die Welt in einem Sandkorn zu sehen und den Himmel in einer wilden Blume,
    halte die Unendlichkeit auf deiner flachen Hand und die Stunde rückt in die Ewigkeit.
    -William Blake-

    Meine neue FF:
    Willkommen in Atlantis

    Kleine Geschichten aus dem Stargate Universum:
    Atlantis Songbook

    Ich bin nicht verrückt, nur nicht normal. Normalsein ist langweilig!

  17. #37
    Major General Avatar von Kris
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    @ Selana: vielleicht fällt es mir auch leichter über die Profiler-Leute zu schreiben, weil ich nicht so der Fan bin. Aber die Serie hat eine leicht zu merkende Struktur.

    @Chayiana: Ich bin gespannt, ob du mit deiner Vermutung richtig liegst. Und zu seiner Jugend musste ich mir einfach was ausdenken. Hm, das Bild hatte ich auch vor Augen.

    @Megana: "Das Lied der Sirenen" kenne ich nicht. Aber irgendwie habe ich es im Moment jetzt mit diesen Irren.

    @Cindy: Tja, was Kolya angeht... Bei dem Asgard habe ich mich auch ein wenig an Loki orientiert, der war ja auch nicht gut. "Narvi" ist in der Mythologie übrigens ein Sohn von Loki.

    @Teleia: Esw wird ja noch mehr kommen, so langsam werden auch die Zeitabstände kürzer. Aber noch wird die Spannung etwas erhöht, da John noch eine andere Sache hinter sich bringen muss, die ihn auch sehr aufwühlen wird.

    Mehr davon morgen.
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  18. #38
    Major General Avatar von Kris
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    So und nun geht es endlich weiter. Ich will euch nicht länger auf die Folter spannen!



    Teil 6
    Das Antlitz des Todes

    --------------------------------------------------------------------
    Eveins Army Community Hospital, Colorado Springs
    Samstag 7.30-12.00 Uhr
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    John Sheppard trat leise an das einzigen Bett im Zimmer heran und schluckte. Zu aufwühlend war der Anblick seines ehemaligen Vorgesetzten, den er fast nicht wiedererkannte. Die Ähnlichkeit zu den Opfern der Wraith, vor allem der Anblick Colonel Sumners, der ihn seit Jahren in seinen nächtlichen Alpträumen begleitet hatten, war mehr als erschreckend.
    Er biss sich auf die Lippen.
    In seinem Gesicht zuckte es, denn wieder stiegen die Erinnerungen an die Augeblicke seines Lebens auf, in denen er nicht viel anders ausgesehen hatte. Er wußte, wie der Mann auf dem Bett sich fühlen musste.
    Colonel Matheson war vollkommen abgemagert. Überall traten die Knochen unter papierdünner Haut hervor. Der schmächtige Körper wirkte in den Kissen und unter der Decke wie verloren. Die Haut des eingefallenen Gesichtes war blass und wächsern, die Augen starrten teilnahmslos und vom Morphiumrausch getrübt in das Nichts.
    Elektroden verbanden den Mann mit leise summenden und piepsenden Geräten, Kanülen und Schläuche führten ihm Kochsalzlösung und Schmerzmittel zu.
    Als das geschah nur, um ihm den Übergang zu erleichtern. Denn die Lebenszeichen des Mannes wurden immer schwächer. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis sie ganz erloschen.
    Mitfühlend nahm John die Hand von Colonel Matheson in die seinen. Auch mit dem Verband konnte er spüren, wie trocken und kühl sie war.
    Und wie schwach.
    In den Kranken kam Leben. Er bewegte die Finger und drehte langsam den Kopf, um ihn anzusehen. „Jack?“ fragte er mit brüchiger und zitternder Stimme, die gar nicht mehr nach dem humorvollen und freundlichen Mann klang, den er in McMurdo kennen gelernt hatte.
    „Nein, John. John Sheppard.“ Er spürte, wie seine Augen feucht wurden. „Einer ihrer ehemaligen Jungs von McMurdo. Der mit den strubbeligen schwarzen Haaren.“
    „Ah, ja.“ Die trüben Augen gewannen an Klarheit. „John Sheppard. Der Dummkopf ... mit dem großen Herzen, der sich seine Karriere in Afghanistan ... Ja, ich erinnere mich wieder.“ Um den schmalen Mund zuckte ein Lächeln. „Jack sagte mir ...“ Dann rang der Sterbende nach Luft. Jedes Wort mehr schien ihn anzustrengen. Aber er sah John unverwandt an und schien auf etwas zu warten.
    „Sie haben sich nicht in mir getäuscht. Ich habe die Chance, die sie mir ermöglicht haben, genutzt.“ John holte tief Luft und sprach leise weiter. „Die letzten Jahre waren sehr turbulent und abenteuerlich. Ich begleitete Dr. Weir und ihre Wissenschaftler. Deren Expedition führte uns von der Erde fort. An einen legendären Ort, der seine Heimat in einer anderen Galaxis gefunden hatte... Atlantis. Die Stadt ist das Erbe einer uralten Rasse, die man die Antiker nennt, und ich...“
    Mathesons Augen weiteten sich überrascht.
    „... wurde mit ihnen geschickt, da ich ein Gen in meiner DNA besitze, dass den Umgang mit vielen der Geräte dort erleichterte. Zunächst sollte ich nur die Wissenschaftler unterstützen, dann kam jedoch alles anders, als Colonel Sumner starb...“
    Er schilderte kurz die wichtigsten Ereignisse, die ihn geprägt und verändert hatten. Matheson hörte ihm aufmerksam zu, bis irgendwann seine Augen zufielen.
    John blickte ihn unverwandt an und sprach leise weiter. Er spürte, wie sich Mathesons Finger noch einmal um seine Hand schlossen, dann verloren sie jede Kraft. John hielt sie fest. Er spürte den letzten Schlaf über seinen ehemaligen Vorgesetzten kommen und hörte dessen letzten Atemzug, noch bevor die Geräte den Abfall der Körperfunktionen und den Herzstillstand meldeten.
    Er harrte ruhig weiter aus auch wenn er nicht mehr starb. Wenn es so etwas wie eine unsterbliche Seele gab, dann würde sie ihn sicher jetzt noch beobachten. Und er wollte ihr das Gefühl geben, ihn nicht allein zu lassen. Wenigstens das konnte er tun. Anders als bei so vielen anderen Kameraden, die er sterbend auf dem Schlachtfeld hatte zurück lassen müssen.
    Verstohlen wischte er sich die Feuchtigkeit aus den Augen.
    Erst als ein Arzt und die Schwester den Raum betraten legte die Hand des Toten sanft neben den reglosen Körper.
    „Leben sie wohl Sir. Ich habe gerne unter ihnen gedient.“
    Dann überließ er der Schwester seinen Platz. Der Arzt sah zu ihm hin. „Lt. Colonel Sheppard, ist alles in Ordnung? Sie sehen so blass aus. Soll ich ihnen etwas zur Stärkung des Kreislaufs geben?“
    „Nein, nein, lassen sie nur. Es ist schon wieder alles in Ordnung.“ John verließ den Raum und lehnte sich dort erst einmal gegen die Wand. Er brauchte einen Moment, um gegen das Schwindelgefühl anzukommen, das ihn erfasst hatte. Vielleicht hätte er das Angebot des Arztes doch annehmen sollen ...
    Nein, es ging schon wieder.
    Um sich abzulenken blieb keine Zeit, denn als nächstes stand ein Termin an, den er nicht so einfach ausfallen lassen konnte. Er bezweifelte nicht, dass Dr. Mackenzie ihn nötigen lassen würde, bei ihm im Büro zu erscheinen.

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    „Im Gegensatz zu gestern wirken sie umgänglicher Lt. Colonel Sheppard. Sie sind heute so nachdenklich.“ Dr. Mackenzie musterte ihn interessiert von der anderen Seite des Schreibtisches aus.
    John holte tief Luft. Es wollte ihm nicht gelingen, eine unverbindliche Miene aufzusetzen. „Ich habe eben noch einen alten Freund besucht. Meinen Vorgesetzten von der McMurdo Basis. Er ist vor ein paar Minuten in meiner Anwesenheit gestorben.“
    Der Arzt starrte ihn unverwandt an, sagte aber nichts. Es wurde so still im Raum, dass man die Vögel und das Rauschen des Windes durch das geöffnete Fenster hören konnte.
    John drehte unsicher den Kopf weg, als er den abwartenden Blick nicht mehr ertragen konnte. Was jetzt noch? Was erwartete der Psychologe von ihm? Etwa, dass er seine Gefühle vor ihm ausbreitete und über das sprach, was ihn beim Anblick des sterbenden Krebspatienten so bewegt hatte?
    Und wenn er das nicht wollte? Wenn er endlich...
    Der Anblick Colonel Mathesons vermischte sich mit dem Colonel Everetts, der während der Belagerung von Atlantis einer teilweisen Nährung ausgesetzt gewesen war und die aus dem energiegeladenen Marine ein zitterndes Bündel Elend gemacht hatte. John schloss die Augen, aber die Bilder wurden um so deutlicher. Er sah Colonel Sumner in den letzten Augenblicken seines Lebens. Und erinnerte sich an die Entscheidung, die er hatte treffen müssen.
    Andere Gefühle überwältigten ihn. Wieder befand er sich auf dem Stuhl, an den ihn die Genii gekettet hatten. Hilflos dem Wraith ausgeliefert, der ...
    Mit einem Stöhnen barg der Lt. Colonel das Gesicht in Händen. Er rang heftig nach Luft.
    „John, teilen sie den Schmerz mit. Befreien sie sich von ihm. Hier ist nicht der Ort an dem sie stark sein müssen. Ich bin da, um sie zu halten.“
    John ließ die Hände sinken und hob den Kopf. „Das kann ich niemandem zumuten.“
    „Warum nicht? Haben sie schon einmal darüber nachgedacht? Hat es in ihrem Leben nicht auch Situationen gegeben, in denen ihnen andere beigestanden, und die Ängste und das Leid mit ihnen geteilt haben?“
    In dem Lt. Colonel arbeitete es. Letztes Jahr, als Becketts unausgereifter Retrovirus unabsichtlich durch den Angriff des Wraithmädchens Elia in seinen Kreislauf geraten war und ihn verändert hatte, war er auch nicht allein gewesen.
    Teyla, Ronon, Elisabeth, selbst Rodney hatten immer wieder bei ihm gesessen, das hatte er selbst in seinem von dem Virus beherrschten Zustand wahrgenommen, der ihn immer mehr seines Verstandes beraubt hatte. Obwohl er schließlich zu einer Gefahr geworden war, hatten sie sich für ihn eingesetzt. Ihr Leben riskiert, um ihn zu retten. Alles getan, um ihn zurück zu holen ...
    Noch vor Jahren war das nicht so gewesen. Selbst unter den Kameraden in Afghanistan war irgendwann der Punkt gekommen, an dem jeder nur noch an sich selbst gedacht hatte. Aber er hatte nie von anderen erwartet, dass sie sich die gleichen hohen Maßstäbe setzten wie er.
    „Mir war nie zuvor so bewusst geworden, wie ähnlich ein Krebskranker im Endstadium den Opfern der Wraith sieht. Als ich in das Zimmer Colonel Matheson kam, erlebte ich ein Deja Vu...“ Er spürte, wie sich ein Knoten in ihm löste. „Das letzte Mal, als ich einen Menschen in diesem Zustand gesehen habe, kniete er in einem Wraith-Mutterschiff am Boden und eine Wraith nährte sich an ihm. Ich ...“
    Mackenzie ließ ihn sprechen.
    Er nickte nur dann und wann und stellte eine Frage, die es John erleichterte, den Faden erneut aufzugreifen, wenn er ins Stocken geriet. Nun, da er sich mitteilte begannen die inneren Bilder langsam zu Schemen zu verblassen und hörten auf, ihn zu quälen. Er teilte seine Ängste und seine Bedenken mit, sprach offen über seine verzweifelte Wut in den Händen der Genii.
    Mit jedem Wort spürte, er, wie die Beklemmung in seiner Brust ein wenig abnahm und der Druck in seinem Kopf wich. So offen war er gegenüber Dr. Heightmeyer niemals gewesen - bei keinem ihrer Gespräche gewesen. Aber es waren zuvor auch nicht so viele Dinge geschehen, die seine Schutzmauern dermaßen angeschlagen hatten.



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    Cheyenne Mountain, Colorado Springs
    Samstag 11.00 –12.00 Uhr
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    „Colonel Caldwell, entschuldigen Sie, dass ich Sie habe warten lassen, aber die Besprechung mit SG-6 war doch etwas langwieriger als ich gedacht habe“, begrüßte General Landry den Kommandanten der Daedalus. „Gut, dass Sie schon heute aus ihrem Urlaub zurück gekommen sind, denn ich habe eine dringende Bitte an Sie.“
    Die Männer reichten sich die Hand und setzten sich dann auf die bequemen Stühle im Büro des Generals
    „Ist etwas vorgefallen, dass mein Schiff und meine Crew betrifft?“
    „Nicht direkt, ihre Crew. Dr. Novak deutete zwar an, dass sich der Abflug der Daedalus um ein oder zwei Tage verschieben könnte, da Hermiod mit ihr zusammen noch einige kompliziertere Subroutinen überprüfen möchte, aber ansonsten wüsste ich von keinen weiteren Problemen.“
    „Aber worum geht es dann?“ Der kahlköpfige Offizier beugte sich vor und sah den General fragend an. „Es muss sich schon um etwas Schwerwiegenderes handeln, nehme ich an.“
    „Einer ihrer Passagiere für die nächste Reise ist in den letzten Tagen seines Urlaubs mit den Behörden in Konflikt geraten. Wenn auch nicht ganz absichtlich und letztendlich nur als Zeuge.“ Landry schob Caldwell eine Mappe hin.
    „Lassen sie mich einmal raten: Es kann sich nur um Lt. Colonel Sheppard handeln.“
    „Genau so ist es. Informieren sie sich selbst kurz über den Sachverhalt.“
    Der Kommandant der Daedalus schlug die Mappe auf und überflog die Zeilen des Berichtes. Immer wieder gingen seine Augenbrauen hoch und in seinem Gesicht arbeitete es. „Acastus Kolya? Hier, auf der Erde?“ fragte er schließlich erstaunt und fügte eher nachdenklich hinzu: „Er hatte erst vor kurzem den Lt. Colonel als Geisel genommen, um in einem terroristischen Akt die Herausgabe des neuen Führers der Genii zu erzwingen. Dr. Weir hat ihm dies verweigert. Darauf hin ließ er Sheppard foltern. Ich habe mir die entsprechenden Aufnahmen angesehen ... und ich muss zugeben, ich kann den Lt. Colonel auf gewisse Weise sogar verstehen. Das rechtfertigt allerdings nicht sein unvernünftiges Verhalten.“
    „Das was Sheppard getan oder auch nicht getan hat, steht im Moment nicht zur Debatte. Mehr seine kurze Begegnung mit einem notorischen Bombenleger. Deshalb wollen ihn in etwa einer Stunde auch noch einmal die Agenten sprechen, die den Fall bearbeitet haben, in dem er als Zeuge verwickelt ist. Ich möchte, dass sie an dem Treffen teilnehmen und es als vorgesetzter Offizier überwachen.“
    „Hm, ich verstehe.“ Caldwell nickte. „Was ist eigentlich dieserr VCTF?
    „Die Violent Crime Task Force ist soweit ich gehört habe eine Unterabteilung des FBI, die sich auf die Aufspürung von Serientätern spezialisiert hat. Ein Agent Bailey Malone leitet die Einheit zu der Profiler, Ermittler und noch einige andere Spezialkräfte gehören. Er wird ihr Ansprechpartner sein.“ Bei diesem Worten schmunzelte er. „Wundern sie sich jedoch nicht, wenn er ihnen bekannt vorkommen sollte.“
    „Warum sollte er mir bekannt vorkommen?“ Caldwells Augenbrauen zuckten. Landry tippte auf eine verwaschene Aufnahme, die den ehemaligen militärischen Anführer der Genii zeigte. „Weil dieser Agent Malone jemandem sehr ähnlich sieht, was auch schon Colonel Sheppard sehr irritiert haben muss.“ Dann wurde er wieder ernst. „Das Treffen wird im Eveins Army Community Hospital stattfinden, in dem sich der Lt. Colonel gerade aufhält. Ich habe ihnen schon einen Wagen bereit stellen lassen, der sie gleich dort hinüber bringen wird.“
    Caldwell nickte. Er nahm die Akte an sich, um sich auf der kurzen Fahrt noch genauer über den Fall zu informieren, um genau zu wissen, bei welchen Fragen der Agenten er einlenken musste. Alles in allem war die Angelegenheit doch wenig erfreulich und ärgerlich, da sie seinen Zeitplan in Unordnung brachte. Eigentlich hatte er gehofft, noch ein paar private Dinge erledigen zu können, aber das konnte er wohl jetzt vergessen.
    Interessant war nur die Tatsache, dass der Trust - und vermutlich auch die Goa’uld es noch nicht aufgegeben hatten, Atlantis unter ihre Kontrolle zu bekommen. Nur, dass sie diesmal Sheppard ins Visier genommen hatten.
    Kolya, der Trust und ein irrer Serienkiller in:Im Grau der Schatten, Double Trouble & In den Händen des Schicksals. Ungekannte Abenteuerer von John Sheppard & Co in "Stargate Atlantis - Die verborgenen Szenen": Aufbruch in eine neue Welt und Das erste Jahr und Die Specials.

    John Sheppards Schicksal im Vegasverse :"Solitary Man" no more

    *Neu:* Kapitel 22 seit Okt 2016: Wenn der schlafende Tiger erwacht (Star Trek Into Darkness Prequel)
    * NEU* Doktor Who: Die Saat des Zorns * Der Schatten des Doktors * Drabbles

  19. #39
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    Puh... diesmal ist mir beim Lesen ganz anders geworden. Du hast Johns Gefuehle so dermassen gut beschrieben, dass mir echt ein Schauer ueber den Ruecken gelaufen ist. Ich fand es auch sehr beklemmend zu lesen, wie oft er eigentlich schon einen Vorgesetzten, auf diese Art hat sterben sehen... all diese Erinnerungen muessen ihm wirklich zu schaffen machen. Man macht sich da normalerweise ja ueberhaupt keine Gedanken drum. Besonders schlimm ist es ja, dass er das Leiden durch seine Erlebnisse so gut nachvollziehen kann. Ich kann mir gut vorstellen, dass da vllt auch nen Haufen Schuldgefuehle dazukommen, da er es ueberlebt hat (ohne physischen Schaden), waehrend die anderen entweder tot oder dem Tod nahe sind.

    Das war wirklich ein sehr tiefgreifendes und emotionales Kapitel!!

  20. #40
    Brigadier General Avatar von Cindy
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    Standard

    Puh, das war ja mal wieder…ich weiß nicht was ich darauf sagen soll.
    Mir fehlen die Worte.

    Das mit John das war einfach…so was emotionales, also ich hab das auch selbst miterlebt und das geht einen so nah…

    Also es hilft wirklich wenn man sich alles von der Seele redet und nicht alles in sich Reinfrist…
    Ich hoffe nur John geht es dadurch besser.

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