Prometheus Unbending
In einer Galaxis weit, weit entfernt…
"So im Weltraum zu fliegen ist was anderes als über Rübenfeldern. Ohne präzise Kalkulation könnten wir durch einen Stern fliegen. Oder einer Supernova zu nahe kommen. Und das wäre dann ein ziemlich kurzer Ausflug, oder?"
(Han Solo, Star Wars Episode IV)
1. Kapitel
Die endlose Leere des Weltalls war in dieser Region ziemlich voll gestopft. Der linsenförmige Frachter passierte ein binäres Sternensystem mit annähernd zwanzig voluminösen Gasplaneten, die das Doppelgestirn umkreisten. Einen roten Riesen und einen weißen Zwerg, der gewaltige Materieströme aus seinem Partner herausriss, um sie wie ein unersättlicher Parasit zu verschlingen. Das System lag eingebettet in eine Plasmawolke, Überreste eines explodierten Gestirns, Geburtsstätte einer neuen Sternengeneration. Der letzte Überlebende einer kosmischen Katastrophe.
Unbeeindruckt von der Schönheit der Schöpfung pflügte das Raumschiff durch die schillernden Materiewolken, die ein irrlichterndes Gewitter in den Deflektorschilden auslösten, schlingernd den wechselnden Gravitationseinflüssen der eng stehenden jungen Sterne und rotierenden heißen Gaswolken ausweichend. Doch Gefahr drohte nicht von den Gaszusammenballungen, den Sonnen oder dem weißen Zwerg, sondern von dem Monster, das jenseits der wirbelnden Pracht lauerte. Ein gewaltiges Nichts, denn das Binärsystem – und mit ihm der Frachter – balancierte hart am Ereignishorizont eines Schwarzen Loches, die Nebel nur ein Teil der Milliarden Kilometer durchmessenden Akkretionsscheibe.
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Seine Hände fuhren in einem einstudierten Rhythmus über die blinkenden Kontrollen. Es hätte elegant wirken können, wären da nicht die Hektik und der durchdringende Warnton gewesen, der die Ohren peinigte. Der Frachter führte einen abrupten Kurswechsel durch, der der Kakophonie eine weitere kreischende Nuance hinzufügte. Protestierendes Jaulen erklang aus dem Sitz des Kopiloten.
"Ruhe, Chewie", kommandierte der menschliche Pilot seinem Wookiee-Freund, während er seine Anzeigen studierte. "Ich muss mich konzentrieren."
Das erbrachte jedoch nur weiteren Protest.
"Ich weiß, dass ich mich nicht zu konzentrieren bräuchte, wenn wir nicht hier wären! Aber die direkte Route am Kern vorbei und der Katapulteffekt des Schwarzen Loches, werden uns zwei Tage nach Targlund ersparen. Stell dir nur das Gesicht von Frzen vor." Han schloss genießerisch die Augen. Ein heftiger Stoß der pelzigen Hand seines Nachbarn, das von einem Knurren begleitet wurde, holte ihn in die Gegenwart und an die Instrumente zurück. "Ist ja schon gut", brummte er mürrisch und wich beiläufig einem im Weg treibenden Schlackebrocken aus.
Der Wookiee stöhnte gequält angesichts der Sorglosigkeit seines Freundes. Nicht nur nahmen sie unnötige Risiken in Kauf, sie taten es, um einer Wette willen! Wer erreicht zuerst mit seiner Ware Targlund. Das klang einfach genug. Dumm nur, dass sich der Planet nicht im Überlichtflug erreichen ließ, da er in unmittelbarer Nähe einer Hypersturmzone lag. Und des Kerns, des gigantischen Schwarzen Loches im Zentrum der Galaxis. Böswillige Zungen nannten es auch das Maul, eine mehr als akkurate Beschreibung, riskierte man einen Blick auf den wirbelnden, immer hungrigen Schlund.
Die übliche Route von Fernel V, selbst ein Planet im Hinterhof der Galaxis aber reich an roter und gelber Flammenjade, nach Targlund lief an Anaxen vorbei per Hyperflug auf dem Anaxen-Handelskreuz bis Tzantin und von dort durch die schwächeren Sturmausläufer zum Ziel. Das war ein Umweg im Hyperraum über das Ziel hinaus und den langen beschwerlichen Weg durch den Sturm zurück. Han schien das sinnlose Zeitverschwendung zu sein. Er hatte den Hyperraum bereits vor der Passage des Kerns verlassen, um Targlund direkt anzufliegen. Ein kürzerer Weg zweifellos, und ohne die Durchquerung des die Instrumente beeinflussenden Sturms. Aber dieser war kartiert. Was man von der Region, die sie gerade durchquerten nicht behaupten konnte.
Chewie grollte erneut.
"Ich weiß gar nicht, was du willst", brummte Han. "Es läuft doch alles bestens."
Die Dämpfer jaulten, die Maschinen wummerten, die Transtatoren kreischten und im Cockpit knisterte es verräterisch. Chewie ersparte sich eine Antwort.
Er sah sich jedoch genötigt, ein weiteres Jaulen, diesmal einüberraschtes, auszustoßen, als plötzlich etwas auf die Schutzschirme schlug und dem Schiff einen kräftigen Ruck vorwärts verpasste.
"Was war das?"
Chewie röhrte ratlos und begann hektisch die Instrumente zu bearbeiten, als ein weiterer Ruck sie traf. Er grollte wütend, als er die Ursache der Stöße entdeckte.
"Wie, wir werden angegriffen?", fragte Han ungläubig. "Wir sind hier mitten im Nirgendwo, in einer verbotenen Zone. Welcher Verrückte treibt sich hier rum?"
Chewie legte den Kopf schief und sah ihn an.
"Okay, streich den letzten Satz und beweg dich in den Geschützturm. Warum bist du überhaupt noch hier?!"
Der Wookiee seufzte auf Wookiee-Art und eilte nach hinten, um ihnen den Angreifer vom Hals zu halten. Die aufgrund der starken Strahlung in der Umgebung des Schwarzen Loches nur schwach und unregelmäßig arbeitenden Instrumente erleichterten ihnen die Identifizierung ihres Verfolgers nicht gerade. Die automatischen Geschützbatterien feuerten nutzlos ins Leere, bis Han sie deaktivierte. Er schlug einen leichten Zickzack-Kurs ein, der es dem Angreifer schwerer machen sollte, sie zu fixieren. Leider galt dasselbe in umgekehrter Weise auch für seinen als Schützen abkommandierten Kopiloten.
"Und, Chewie, hast du schon was?", brüllte er durch das Schiff. "Die Instrumente zeigen nichts an."
Ein erneuter Ruck erschütterte den
Falken. Seine geheime Hoffnung, dass der Angreifer sie im Gewirr der Strahlenschauer verloren hatte, bestätigte sich nicht.
Der Wookiee bellte eine ärgerliche Antwort. Han musste nicht Shyriiwook sprechen, um den Fluch zu verstehen. Kein Erfolg also bis jetzt. Er navigierte näher an den Ereignishorizont und die damit einhergehenden Raum-Zeit-Verwerfungen heran, die mit ihren hyperdimensionalen Störfeldern selbst den bestgeschützten technischen Systemen zu schaffen machten. Was bedeutete, dass er nach Sicht steuern musste. Bei einer Geschwindigkeit von 10000 Kilometern und steigend.
Pro Sekunde.
Er liebte Herausforderungen.
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Der kleine rote Punkt tanzte wie wild über die Anzeigen.
"Feuer!", brüllte Captain Losser und lehnte sich in seinem Sitz vor. "Feeuuueeerrr!!!"
"Aber die Zielerfassung arbeitet nicht, Capt'n!" Der jaspasianische Schütze jammerte verzweifelt. Sein erster Tag auf der Brücke des Piratenschiffs und dann gleich so ein Desaster.
"Du hast doch Augen im Kopf, du Shraz. Zort ohne Hirn! Alles was du tun musst, ist auf diesen vershrazten Knopf zu drücken!"
"Ja-ha!" Er versuchte sein Bestes, aber außer Glückstreffern, war nichts drin. Zumal der Pilot des Piratenschiffes wie wild auf seine Konsole einhieb, um dem wahnwitzigen Kurs des Frachters zu folgen. Welcher Gundark hatte ihn nur getrieben, sich auf so etwas einzulassen! Er wollte nach Hause. Zu seinem Elter!
Der Pilot zog das Schiff in eine scharfe Wende und der Andruck presste sie in die Sitze, als die Beschleunigungskräfte trotz der Kompensatoren durchschlugen. Fjell kämpfte gegen eine Ohnmacht.
"FEUER, HABE ICH GESAGT!", brüllte es direkt in sein Ohr. Sein Herz blieb beinahe stehen. Er riss sich zusammen und kam dem Befehl seines Captains nach. Und er traf sogar! Der Frachter verlor den hinteren Backbordschild und trug eine hässliche Schramme davon.
"Hah", triumphierte er. Doch der Pilot war gut. Seine weiteren Manöver legte er so, dass er ihnen stets die rechte Flanke zukehrte. Fjell feuerte erneut. Vergeblich. Dennoch hatte der Frachter keine Chance. Denn die Falle, in die sie ihn trieben würde schon sehr bald zuschnappen…
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"Mein Gott, Chewie. Was machst du nur! Der hängt uns ja immer noch auf den Fersen."
Chewbacca grollte genervt zurück.
Han verzichtete auf eine Antwort, als er ausnahmsweise mal wieder eine klare Anzeige hereinbekam. Sein gegenwärtiger Kurs trieb ihn auf eine Ansammlung dreier weiterer Schiffe zu. Eine Falle, keine Frage. Hier draußen auf Unterstützung zu hoffen wäre Dummheit. Und er hatte schon vor langer Zeit gelernt, sich lieber auf sich selbst zu verlassen.
"Mist", fluchte er. "Hier muss ein verdammtes Piratennest sein. Kein Wunder, dass in der Gegend Schiffe dutzendweise spurlos verschwinden. Von wegen Spontantransitionen und Hyperfeldlabyrinthe. Verwünschte Piraten, die ehrlichen Schmugglern das Leben zur Hölle machen!"
Wieder ruckte das Schiff, als ein Schuss auf die Deflektorschirme traf. Ein gut gezielter dieses Mal. Er durchschlug nun auch den hinteren Steuerbordschild und traf mitten in das Unterlichttriebwerk. Der
Falke verlor rapide an Geschwindigkeit.
"Verdammt", fluchte Han. Zum ersten Mal seit langer Zeit bekam er wieder so etwas wie Panik. Chewie bellte eine Frage, doch Han achtete nicht auf ihn. Ihm blieben nur wenige Sekunden für eine Entscheidung: Es riskieren geentert zu werden und sich den Weg mit dem Blaster freikämpfen oder ein ungezielter Hyperraumsprung mit kaum der nötigen Eintrittsgeschwindigkeit und unbekanntem Ausgang?
Und er traf seine Entscheidung.
Der
Millennium Falke erbebte unter dem Einsetzen der Hypertriebwerke und verschwand aus dem Erfassungsbereich der Piraten.
Er tauchte nicht wieder auf.
Kapitel 2
"Willkommen an Bord der
Prometheus." Hammond lächelte Colonel Pendergast entschuldigend an. Nach der Begegnung mit Vala und den beiden Oranianern befand sich das Schiff nicht mehr in allerbester Verfassung. "Kein schöner Anblick, nicht wahr?"
"Kein Problem, General. Wenn wir erst wieder auf der Erde sind, kann das alles repariert werden – davon habe ich mich bereits überzeugt."
Hammond lachte.
"Das Tel'tak wartet, um Sie zur Erde zurück zu bringen, während wir diesen Schrotthaufen heim bugsieren."
"Danke, Colonel. Ich sage nur noch Dr. Jackson Bescheid. Ich denke nicht, dass er unter diesen Umständen an Bord bleiben will."
"Natürlich, Sir."
Pendergast wandte sich ab, um auf seinen Kontrollstuhl zuzutreten. Zufrieden ließ er den Blick über die Brücke schweifen, sichtlich froh, sein Kommando wieder übernehmen zu können. Trotz des desolaten Zustands des Schiffes. Aber die
Prometheus war wund, nicht tot. Sie würde sich erholen.
Hammond beobachtete ihn schmunzelnd, bevor er Harriman zuwinkte und die Brücke verließ, um Daniel zu suchen. Der Flug der
Prometheus zur Erde würde beinahe zwei Wochen dauern, mehr Zeit als er erübrigen konnte, angesichts der Tatsache, dass ihnen der Weg zur Pegasus-Galaxie vorerst versperrt blieb. Trotz aller Differenzen hatten ihnen die Jaffa-Rebellen ein Frachtschiff geliehen, um Ersatzteile und Techniker, die mit Vor Ort-Reparaturen beginnen sollten, auf das beschädigte Schiff zu bringen. General Hammond wollte die Gelegenheit nutzen, um zur Erde zurückzukehren und hatte aus diesem Grund Colonel Pendergast, den eigentlichen Kommandanten des Schiffes, angefordert.
Der General fand Daniel in seinem temporären Quartier an Bord und bot ihm die Möglichkeit zur Heimreise an. Der Archäologe stimmte sofort zu und gemeinsam machten sie sich auf den Weg zum Ringraum, um das Schiff zu verlassen, als sie plötzlich ein Ruck aus dem Gleichgewicht brachte. Gleichzeitig heulte eine Alarmsirene auf. Sie sahen sich nur kurz an, ehe sie umkehrten.
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Auf der Brücke herrschte kontrolliertes Chaos.
"Bericht!" verlangte Hammond.
Pendergast sah kaum von dem großen Frontschirm auf, als er antwortete: "Wir werden angegriffen, Sir! Zwei Goa'uld-Ha'tak und ein Al'kesh sind unmittelbar hinter uns aus dem Hyperraum gefallen." Den Satz, dass sie praktisch keinerlei Verteidigungsmöglichkeiten mehr besaßen, musste er nicht extra anfügen.
"Starten Sie die Gleiterstaffeln!"
"Sind auf dem Weg, Sir! Aber wir haben nicht ausreichend Piloten…"
Weitere Treffer erschütterten das Schiff.
"Schilde bei 30%."
"Was ist mit dem Frachtschiff?" fragte Daniel.
"Derzeit hängt es unter uns, aber wir werden es bald verlieren. Unsere Steuerung ist nicht synchronisiert. Und wenn wir nicht getroffen werden wollen…"
"Wir erreichen das System", meldete Lieutenant Marks.
"Ich habe Befehl gegeben, das nächste System anzusteuern. Ein Pulsar. Hoffen wir, dass uns die Energiestrahlung ein paar Vorteile bringt."
Erneut bockte das Schiff unter Treffern.
"Sir! Wir verlieren die Schilde!" Walter, der seinen Posten immer noch nicht verlassen hatte, klang besorgt.
"Öffnen Sie eine Lücke für das Tel'tak und dann weichen Sie aus. Bringen Sie uns näher an den Stern."
"Jawohl, Sir."
Die
Prometheus scherte in einer scharfen Kurve aus ihrem bisherigen Kurs und zog die Goa'uld-Mutterschiffe hinter sich her, um dem Frachtschiff die Flucht zu ermöglichen. Die Systeme begannen zu heulen, als sie bis zur Belastungsgrenze beansprucht wurden, um das Schiff durch eine Reihe harter Manöver näher an den Stern zu katapultieren. Drei, vier Gleiter schossen aus den Startrampen, ehe ein gut gezielter Schuss den Schutzschirm am rechten Hangarpylon durchdrang und eine Reihe von Folgeexplosionen auslöste, die das Schicksal der noch im Startschacht befindlichen Gleiter besiegelte. Wütend wie aufgestachelte Hornissen umschwirrten ihre Kameraden die Goa'uld-Schiffe. Sie richteten kaum Schaden an, aber die Jaffa waren abgelenkt. Erleichtert registrierten die auf der Brücke Anwesenden das Öffnen eines Hyperraumfensters und die erfolgreiche Flucht des Tel'tak.
Was den frisch eingetroffenen und schon in Probleme geratenen Kommandanten veranlasste in den Interkom zu fragen: "Wie sieht es mit unserem Hyperraumantrieb aus?"
"Minimale Schäden am rechten Antriebsmodul, aber ich würde nicht empfehlen, schon einen Sprung zu wagen", antwortete Dr. Novak.
"Die Kristalle sind für ein Schiff dieser Größe ungeeignet und die Integrität der Hülle ist gefährdet. Ohne ausreichend lange Pausen…"
"Ist es möglich, Doktor, oder nicht?"
"Möglich schon, Sir. Aber ich kann Ihnen nicht garantieren, dass wir heil ankommen."
"Ich glaube nicht, dass unsere Chancen hier viel besser sind", bemerkte Daniel. Pendergast nickte grimmig.
Das Schiff hielt auf den Jetstrahl des Pulsars zu. Hinter ihnen zerplatzte das Al'kesh unter dem koordinierten Raketen-Beschuss der Gleiter, aber die Goa'uld-Schiffe holten auf und feuerten unbarmherzig auf die Menschen. Einer der Gleiter geriet in die Bahn der davon schießenden Wrackteile des explodierten Al'kesh und zerstob, als sein Schild unter der vereinten Wucht von energetischem und physikalischem Beschuss zusammenbrach. Auch der Schild der
Prometheus gab dem unbarmherzigen Bombardement schließlich nach und verlosch mit einem letzten Aufflackern. Der nächste Schuss schlug schwer in den Brückenaufbau und durchdrang mehrere Decks. Sauerstoff trat in gefrierenden Wolken aus. Noch ein paar Treffer und es war alles egal.
"Ergebt euch", erklang in diesem Augenblick die Stimme eines Jaffa aus dem Funkempfänger, während die Darstellung auf dem Frontschirm von der Übertragung abgelöst wurde.
"Übergebt das Schiff, Tau'ri, und vielleicht wird unser großer Gott Baal Gnade walten lassen."
"Wer's glaubt", murmelte der Colonel, ehe er ein Signal zum Öffnen der Verbindung gab und antwortete: "Vergesst es!" Jack hätte noch etwas wie: "Nur über meine Leiche" hinzugefügt, dachte Daniel. Aber die Botschaft war auch so klar. Pendergast bedeutete die Verbindung zu beenden. "Dr. Novak, wir werden springen", gab er entschlossen seine Entscheidung kund. Lindsay seufzte, protestierte aber nicht weiter. Daniel sog scharf die Luft ein.
"Aber die Gleiter!"
"Wir haben keine Zeit mehr, sie an Bord zu nehmen. Sergeant", wandte sich Pendergast an Walter, "geben Sie Ihnen die Sprungkoordinaten durch."
"Wir geben Ihnen Rückendeckung", klang die Stimme des Geschwaderführers durch die geöffnete Funkverbindung.
Pendergast lächelte stolz. "Danke Garrison. Aber keine Akte falscher Tapferkeit bitte. Wir erwarten Sie am Zielpunkt."
"Ja, Sir."
Pendergast verzog grimmig den Mund. "Springen Sie", bedeutete er Harriman.
Das von erneuten Einschüssen gebeutelte Schiff tauchte in den Jetstrahl und Strahlenschauer übergossen die Hülle, verursachten Entladungen und drangen in die unzureichend gesicherten elektrischen Systeme. Elektrizität lud plötzlich die Luft auf und brachte die Schaltungen zum Knistern. Fünkchen tanzten über die Armaturen. Dann hieb Walter auf den Knopf und das Hyperraumfenster baute sich auf.
Stockend, rot glühend.
Es gab einen Knall, eine Kurzschlussentladung, die Walter zurückzucken ließ. Die Maschinen stotterten, doch dann ruckte das Schiff an und wurde von der Anomalie verschlungen.
Sie waren gerettet.
Fürs erste.
Kapitel 3
Die Zeit schien sich zu dehnen, lähmte Gedanken und Wahrnehmung. Nur zögernd wichen die zu Strichen verzogenen Sterne dem graublauen Wabern des Hyperraums. Rote Schlieren durchzogen die surrealen Abbilder, die das menschliche Gehirn erschuf, weil es die wahre Natur des Überraums nicht verarbeiten konnte. Eine Entladung durchfuhr den Warptunnel, deformierte ihn, ließ ihn sich wie unter Schmerzen krümmen. Erschütterungen suchten das Schiff heim, mehr als ungewohnt für den als hypnotisch gleichmäßig geltenden Hyperraumflug. Ein Schatten zuckte plötzlich an dem Schiff vorbei und im gleichen Moment schien sich die Zeit wie ein Gummi zusammenzuziehen. Das Schiff schoss voran, durchschlug das Hyperraumfenster wie ein Düsenjet die Schallmauer und wurde zurück in den Normalraum katapultiert.
Kapitel 4
Der
Falke schoss aus dem Hyperraum und mitten hinein in ein Strahlengewitter, dass die verbliebenen Schutzschilde in einem gefährlichen Lichterspiel aufleuchten ließ. Entladungen zuckten über die Konsolen und ließen System nach System ausfallen.
"Mist auch… Chewie, komm hier runter!" brüllte Han nach hinten, während er die Sublichttriebwerke herunterfuhr, ehe sie völlig durchbrannten.
Kurze Zeit später durchstießen sie den Jetstrahl und gelangten in freien Raum. "Der Macht sei Dank, nur ein Pulsar..." Oder doch nicht. "Das glaube ich einfach nicht!"
Der
Falke raste genau auf zwei große linsenförmige Schiffe mit einer Zentralpyramide zu, die er noch nie im Leben gesehen hatte. Sie feuerten aus allen Rohren und die überlasteten Bugschilde meldeten sich kreischend.
"Ich denke, das hier ist eine tote Region?! Dabei geht es hier zu wie in einem Hutt-Palast! Chewie, wo bleibst du?"
Han zog am Hebel des Hypersprungtriebwerks, um sogleich wieder zu verschwinden. Vergeblich. Ihre Restgeschwindigkeit war noch immer hoch genug, was bedeutete, dass sich nun auch der Überlichtantrieb verabschiedet hatte. Hatte er nicht noch vor wenigen Stunden in der Vorstellung geschwelgt, dass ihm das Glück hold sei? Von wegen! Er war Spieler genug, um zu wissen, dass jede Glückssträhne einmal endet, aber musste es denn ausgerechnet jetzt sein?
Der
Falke schoss an den Schiffen vorbei, die wendeten und die Verfolgung aufnahmen, aber dankbarer Weise vorläufig das Feuer einstellten. Die hinteren Deflektoren waren immer noch schwach und ohne Antrieb besaß das Schiff nicht ausreichend Manövriermöglichkeiten, um dieses Manko auszugleichen.
"CHEWIE!"
Das Antwortjaulen klang gleichermaßen klagend und verärgert.
"Die Kühlsysteme? Was sollen wir mit den Kühlsystemen?! Unser Antrieb ist Schrott; wir haben nichts zu kühlen! Schwing deinen pelzigen Hintern hierher, wir haben Gesellschaft."
Chewbacca betrat die Brücke gerade rechtzeitig, um die fremden Schiffe wieder in den Fokus der Bugerfassung kommen zu sehen, als Han die Geschwindigkeit weiter drosselte und eine enge Kurve flog, um das Heck des
Falken aus der Schussbahn zu ziehen. Eine kurzlebige Taktik, die ihren Hintern zwar vorübergehend vor den aggressiven roten Strahlbahnen retten konnte, aber auf Kosten ihrer ohnehin abnehmenden Beweglichkeit ging. Sie glitten nun wieder langsam wieder auf den Pulsar und die Fremdschiffe zu. Letztere verzögerten ebenfalls und hielten ihren Abstand konstant.
"Kümmere dich um den Hyperantrieb, Kumpel. Eines der Relais muss durchgeschmort sein… und ein paar andere dazu."
Der Wookiee stöhnte theatralisch, ehe er sich schweigend an die Arbeit machte Nur einmal wollte er einen Flug erleben, bei dem nicht das halbe Schiff zerlegt wurde!
Hans Gedanken rasten bereits weiter auf der verzweifelten Suche nach einem Ausweg. Ihre Situation hatte sich seit dem Sprung kein bisschen verbessert und er war sich nicht sicher, ob ihm die Piraten nicht lieber gewesen wären. Da wusste er zumindest, was er zu erwarten hatte. Zu allem Überfluss konnte er noch nicht einmal herausfinden, wo sie gelandet waren. Der Navcomputer arbeitete nur zögernd und bis jetzt hatte er keine Übereinstimmung zwischen den eintreffenden Sensordaten – sofern die Sensoren überhaupt noch funktionierten – und den Eintragungen in den Sternenkatalogen gefunden. Und als wäre das noch nicht genug, trieb ihn der Lärm der plärrenden Alarmsirenen langsam aber sicher in den Wahnsinn. Kurz entschlossen deaktivierte er die akustischen Meldungen. Er brauchte ihre Bestätigung nicht, um zu wissen, dass sein Schiff nur noch von Spucke und gutem Willen zusammengehalten wurde.
In die plötzliche Stille meldete sich ein zaghaftes Fiepsen. Der Funkempfänger. Seine Hoffnung wuchs. Erst Fragen stellen und dann Schießen war eine ganz schlechte Politik. Ihre Chancen waren gerade gewaltig gestiegen.
"Stoppt eure Fahrt und identifiziert euch. Ihr seid ohne Erlaubnis in das Territorium unseres großen Gottes Baal eingedrungen."
Gut, das kam jetzt etwas unerwartet.
'Gott?' Han runzelte die Stirn. Er hatte ja schon viel erlebt, sogar profitgierige Möchtergern-Hutts, die eine ganze Religion erfanden oder Handels-Konsortien, die die galaktische Vorherrschaft anstrebten, aber einen Gott? Wie größenwahnsinnig musste man dafür sein? Oder wie einfältig, daran zu glauben!
"Chewie, das wird einfacher als gedacht." Er rieb sich erfreut die Hände. Vielleicht war ihr Glück doch noch nicht ganz aufgebraucht.
Der Wookiee schnaubte wenig überzeugt.
"Wart's nur ab", grinste Han und straffte sich, auch wenn ihn die anderen nicht sehen konnten. So etwas übertrug sich auf die Stimme. Er schnippte den Funk an.
"So ein Zufall, Leute. Wir haben hier eine Schiffsladung Pilger, die just unterwegs waren, um Baal ihre Reverenz zu erweisen. Gut zahlende Pilger", platzierte Han sein As, ehe er gönnerhaft fortfuhr. "Hört zu, wir haben hier ein paar technische Probleme, aber ich bin sicher, wenn ihr uns ein wenig unter die Arme greift, könnte ich bestimmt ein gutes Wort bei eurem…"
"Schweig, Tau'ri! Deine Unverschämtheiten werden dir noch vergehen. Ergib dich und sag uns sofort, wohin das andere Schiff geflohen ist."
"Das andere Schiff?"
"Versuch nicht uns zu täuschen. Wir haben genau gesehen, wie es in den Energiestrahl eingetaucht ist, aus dem du gekommen bist."
"Äh…", Han war verwirrt. Das lief gar nicht wie geplant. Chewie jaulte fatalistisch, was Han jedoch großzügig überhörte. "Hört zu, wir kennen keine Tau'ri oder ein anderes Schiff. Es ist reiner Zufall…"
Ein Schuss donnerte vor ihren Bug.
"Hey!"
Der Wookiee bellte eine geharnischte Anklage, die nur halb ihren Angreifern galt.
"Woher soll ich denn wissen, dass die nicht auf Geld anspringen?! Wäre ja das erste Mal. Aber die scheinen jemanden zu suchen… Tau'ri. Hast du das schon mal gehört?" Chewie schüttelte den Kopf und ließ sich wieder in den Kopilotensitz fallen. Han betrachtete ihn misstrauisch. "Schon alles repariert?"
Als er ein beleidigtes "Ja" zur Antwort gebellt bekam, hob er beschwichtigend die Arme.
"Ist ja schon gut, Kumpel. Versuch mal herauszufinden, wo wir sind. Wir müssen dringend landen, um den Sublichtantrieb zu flicken."
Murrend beugte sich Chewbacca über die Kontrollen.
"Hey, man wird doch noch nachfragen dürfen!", beschwerte sich Han, ehe er den Funkkanal erneut öffnete. Sein Gehirn arbeitete fieberhaft.
'Bitte eine Eingebung!', flehte er stumm. Vielleicht sollte er es zur Abwechslung mal mit der Wahrheit versuchen?
"Okay. Okay, ihr habt uns erwischt. Wir transportieren keine Pilger. Wir sind Kopfgeldjäger." Naja, die halbe Wahrheit. Aber die Wahrheit wurde ohnehin viel zu überschätzt. Und jemand, der so dringend – und so vergeblich – hinter jemand anderem her war, konnte bestimmt Hilfe brauchen. "Wir suchen auch das Schiff. Wir wollten nur den Profit nicht teilen."
"Ihr und welche Armee?!" Bellendes Lachen klang aus dem Funk.
"Mit diesem mickrigen Kahn könntet ihr nicht einmal…"
"Hey! Vorsicht, was du da sagst, Kumpel. Wir sind gut. Die Besten, nicht wahr, Chewie?" Chewbacca röhrte zustimmend. "Siehst du!"
"Wie heißt du?"
"Iden Delf."
"Nie gehört."
"Kein Wunder!" Denn den Namen hatte er sich soeben ausgedacht. "Denn wie gesagt: Wir sind die Besten! Uns hört man nicht, uns sieht man nicht, ehe es zu spät ist. Und dann ist es zu spät, wenn du verstehst, was ich meine", erklärte Han selbstgefällig.
Das brachte ihren Gesprächspartner zumindest zum Nachdenken.
Hans Grinsen fiel in sich zusammen. "Und Chewie, hast du schon herausgefunden, wo wir sind?"
Der Wookiee zerfurchte sein pelziges Gesicht und grollte eine verwirrte Antwort.
"Das System ist nicht verzeichnet?", wunderte sich Han. Das konnte nur zweierlei bedeuten: Das System war geheim oder lag in den unerforschten Territorien und dann saßen sie tiefer in der Sch… im Dreck als er wahrhaben wollte. Oder der Hypersprung hatte sie weiter fort transportiert als möglich war. Nicht bei der Kürze der Dauer.
Ein Schatten zuckte plötzlich an dem Schiff vorbei und im gleichen Moment schien sich die Zeit wie ein Gummi zusammenzuziehen. Han kaute auf seiner Unterlippe. Oder war es doch möglich? Was, wenn das Schwarze Loch etwas damit zu tun hatte?
"Für wen arbeitet ihr", meldete sich sein Gesprächspartner schließlich wieder.
Oha, schwere Frage. Bei den ganzen Fehden, die es in der Galaxis gab, den richtigen zu erwischen, den, bei dem er das geringste Risiko einging…
"Für den Hutt-Clan", erwiderte er schließlich vage. Bei all den Streitigkeiten untereinander waren die schleimigen Riesenwürmer doch ein Machtfaktor, den man nicht unterschätzen durfte. Niemand legte sich mit den Hutt an außer den Hutt.
"Es gibt keinen Systemlord dieses Namens. Das heißt ihr arbeitet entweder für die Luzianische Allianz, einen Goa'uld, der heimlich an die Macht strebt oder die Tau'ri."
Andererseits kannte er Baal, den 'Gott', nicht.
'Es gibt keinen Systemlord dieses Namens?'
"Hört zu…"
"Dein Schiff sieht sehr wie ein Tau'ri-Schiff aus."
Was hatten die nur mit diesen Tau'ri? Han entglitt das Gespräch. Er fühlte es ganz deutlich. Er hatte keine Ahnung, wovon der andere redete. Es war als hätten sich alle Regeln in einem Spiel plötzlich geändert. Und niemand hatte ihm Bescheid gesagt. Ein rascher Blick zu Chewbacca erbrachte auch nicht mehr als ein ebenso hilfloses Kopfschütteln.
"Leite sämtliche Energie in die Frontaldeflektoren", murmelte er schließlich, den Blick auf die bedrohlichen Kolosse vor ihnen gerichtet. Er glaubte nicht mehr, dass er sie hier wieder herausreden konnte.
Nie, nie wieder würde er eine ungeplante Transition durchführen. Sie saßen so was von in der Tinte.
Kapitel 5
"WAS BIST DU NUR FÜR EIN TROTTEL!!!" wütete Losser und ließ seine Faust auf die Rückenlehne von Fjells Sitz sausen. Ängstlich duckte sich der Jaspasianer, aus Furcht einen mehr oder weniger zufälligen Schlag abzufangen. "Sicher! Wir hatten ihn SICHER! Und du lässt ihn entkommen!"
"Aber…" Fjells froschartiges Gesicht wurde immer länger. Er konnte doch nichts dafür, dass der Frachterpilot ein Wahnsinniger war. Nur ein geistig Gestörter würde in unmittelbarer Nähe eines Schwarzen Lochs in den Hyperraum springen. Doch Losser ließ ihn nicht zu Wort kommen. Während das Schiff langsam durch den Raum auf seine Kameraden zudriftete, erörterte er bild- und gestenreich die Unfähigkeit seines Bordschützen. Der felinoide Pilot grinste ihn an und Fjell schrumpfte noch mehr zusammen. Er wagte erst wieder einzuatmen, als sich der Zorn des Captains auf den Piloten verlagerte. Unsicher blickte er hinüber, doch TRazss rollte nur die Augen und spielte gelangweilt mit seinen Kontrollen. Er nahm Losser überhaupt nicht ernst. Schockiert sah Fjell zum Captain, der in diesem Moment theatralisch verzweifelt die Arme hob und klagte: "Ich bin nur von Zort umgeben!", bevor er – immer noch rot angelaufen – die Brücke verließ.
TRazss grinste Fjell wieder an. "Nimmsss dir nicht zssu Herzssen, Kleiner. Der isst immer ssso. Allesss nur gesspielt… Er wollte mal Theaterkünsstler werden, weissst du." TRazss zuckte ungerührt die Schultern und blinzelte ihm zu, während Fjells Herz immer noch vor Panik rasend schlug. "Du ssolltesst ihn nur niemalss wirklich verärgern." TRazss zahnbewehrtes Grinsen war alles andere als beruhigend. Fjell schluckte.
"Captain!", rief in diesem Moment der Navigator. Prompt öffnete sich die Schleuse wieder, als hätte Losser nur außerhalb der Brücke auf sein Stichwort gewartet. "Ein Schiff ist soeben aus dem Hyperraumfenster gekommen!"
"Ist er zurück?", freute sich Losser und rieb sich schon erwartungsvoll die Hände.
"Nein, Captain, es ist eine anderes Schiff. Ein deutlich größeres Schiff. Ein Kriegsschiff."
"Hier draußen?", erbleichte Losser.
"Abdrehen, abdrehen", murmelte der Pilot flehend.
'Koch! Ich werde Koch!', dachte Fjell.
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Misstönendes, Ohren peinigendes Kreischen riss Daniel aus einem Nebel, der träge sein Bewusstsein umfloss.
'Ich war bewusstlos', stellte er fest und wäre beinahe in die schwarzen Fänge der Ohnmacht zurück geglitten, als er sich bewegte und ihn rasende Kopfschmerzen und eine Welle der Übelkeit überrollten. Er schluckte und wartete bis sich die schlimmsten Nachwirkungen von was-auch-immer-passiert-war legten und er sich vorsichtig aufrichten konnte.
Beim Anblick der Brücke fühlte sich Daniel auf unangenehme Weise an Netu erinnert. Überall wölkte Rauch und schwelten Schmorbrände. Das rote Licht der Notbeleuchtung erhellte die Brücke nur dürftig, aber genug, den miserablen, stöhnenden Haufen auszumachen, der einmal die stolze Crew gewesen war. Das Schiff hing in einer Schieflage und trieb nahezu bewegungslos im All. Einige interne Gravogeneratoren schienen defekt zu sein, was das Brückendeck zu einem steil ansteigenden Hügel machte und die Besatzung an der Kante zwischen Boden und Frontschirm zusammenpresste.
Murmeln und leise Fragen bedeuteten, dass das Häuflein Elend langsam wieder zum Leben erwachte. Daniel drehte sich halb und richtete sich dann an der Wand auf. Stöhnend fuhr seine Hand zum Kopf, wo eine beachtliche Platzwunde noch immer Wellen sengender Pein durch sein Gehirn sandte. "Au…". Neben ihm regte sich etwas und er erkannte General Hammond, der ebenfalls mit voller Wucht gegen die Wand geprallt war. Daniel beugte sich zu ihm hinunter und rüttelte ihn leicht an der Schulter.
"General?"
Hammond stöhnte und drehte sich auf den Rücken. "Dr. Jackson? Was ist passiert?"
"Ich weiß es nicht."
Daniel schaute auf, als sich das Brückenschott öffnete und Colonel Reynolds um die Ecke lugte, ehe er sich langsam auf die schräge Rutschbahn wagte und mehr zu ihnen hinab glitt als ging.
"Sir, alles in Ordnung?", fragte er, als er sich an Hammonds andere Seite kniete.
Hammond nickte beruhigend, auch wenn ihm gar nicht danach zumute war. "Bericht", verlangte er immer noch halb liegend.
Reynolds straffte sich. "Sir, wir scheinen irgendwo dagegen geprallt zu sein. Meine Männer kümmern sich um die bewusstlosen Techniker. Es scheint bis jetzt keine ernsthaften Verletzungen zu geben. Seit unserem Hyperraumeintritt sind 28 Minuten vergangen."
Der General lächelte. Reynolds unbeeindruckte Sachlichkeit besserte sein Befinden erheblich. "Danke, mein Junge."
Der Colonel nickte und wandte sich anderen hilfsbedürftigen Mitgliedern der Brückenbesatzung zu. Hammond und Daniel halfen sich gegenseitig auf die Beine und waren überrascht, Walter bereits wieder an seiner Station sitzend vorzufinden. Eine hässliche lang gezogene Beule, die sich in ein bedrohliches Lila zu verfärben begann, zierte seinen Kopf. Augenscheinlich war er gegen eine Kante gestoßen. Es erschien wie ein Wunder, dass es nicht zu ernsteren Verletzungen gekommen war. Daniel konnte sich wieder erinnern, wie ihn ein plötzlicher Ruck von den Füßen gerissen und halb über Hammond weggetragen hatte, ehe für ihn die Lichter ausgingen.
Walter sah mit einem schiefen Lächeln zu ihnen hinüber.
"Ich habe ein paar Systeme wieder online, Sir. Interne Kommunikation, Funk, Sensoren; Antrieb und die Schilde, wenn wir wieder über ausreichend Energie verfügen."
"Sehr gut", seufzte Hammond und ließ sich in den Sitz des Kommandanten sinken. Ein unangenehmes Gefühl angesichts der Schräglage des Schiffes. Er aktivierte die Verbindung zum Maschinenraum. "Dr. Novak?"
"Bosworth, Sir", kam die Antwort.
"Dr. Novak arbeitet gerade am Naquadah-Reaktor."
"Dann geben Sie mir einen anderen Techniker. Ich muss über den Status des Schiffes Bescheid wissen."
"Ja, Sir!"
"Sir?", unterbrach Harriman. "Die Sensoren haben vier Schiffe in Schussdistanz voraus ausgemacht."
"Goa'uld?"
"Nein, Sir. Unbekannt. Bis jetzt rühren sie sich nicht."
Hammond presste die Lippen zusammen. Sie saßen hier wie auf dem Präsentierteller. "Hoffen wir, dass es so bleibt", meinte er schließlich scharf, ehe er sich wieder seiner Armlehne zuwandte. Als erstes mussten sie die
Prometheus wieder in den Griff bekommen. "Bos…", hob er an, wurde aber unterbrochen.
"General Hammond? Hier ist Hiller, SG-15."
"Was ist passiert?"
"Das wissen wir noch nicht, Sir. Aber aufgrund von Energierückkopplungen scheint es Probleme beim Ein- und Austritt in den Hyperraum gegeben zu haben. Wir arbeiten derzeit an den Trägheitsdämpfern. Ohne die ist ein Weiterflug nicht anzuraten. Nicht, wenn wir nicht als Pizza enden wollen."
"Oh", machte Daniel, der sich an die Rückenlehne von Hammonds Stuhl lehnte und ziemlich blass aussah.
Pendergast, aschgrau im Gesicht und einen Arm um seinen Körper geschlungen, kam herüber gewankt und befahl:
"Schicken Sie ein paar Techniker auf die Brücke! Wir brauchen die Kontrollsysteme."
"Ja, Sir!"
Hammond erhob sich, um Pendergast wieder seinen Stuhl zu überlassen, aber der winkte nur ab und ließ sich erschöpft in den freien Stuhl an den Feuerkontrollen fallen.
"Sind Sie verletzt?", fragte Daniel.
Pendergast zog eine grimmige Grimasse. "Ich glaube, es hat eine Rippe erwischt."
Daniel und Hammond sahen sich beunruhigt an. Sie hatten keinerlei angemessene Behandlungsmöglichkeiten an Bord. Um im Notfall die gesamte Atlantis-Mission evakuieren zu können, war die Besatzungsstärke so minimal wie möglich ausgefallen. Und der einzige Arzt, den sie an Bord gehabt hatten, flog soeben mit einem Tel'tak irgendwo in den unendlichen Weiten des Weltraums herum. Aber Hammond winkte Reynolds herüber und befahl ihm, Binden zu besorgen, damit der Brustkorb des Colonels wenigstens fixiert werden konnte.
Das plötzliche Ausrichten des Schiffes in eine – gefühlte – horizontale Lage, als die Schwerkraftgeneratoren wieder ansprangen, war, obgleich es Pendergast ein gequältes Stöhnen entlockte, ermutigend.
_________
"Wir sollten mit ihnen Kontakt aufnehmen", meinte Daniel.
Pendergast hatte sich mit Händen und Füßen gewehrt, die Brücke zu verlassen. "Es ist mein Kommando, meine Verantwortung", war alles, was er gesagt hatte. Hammond, dem stets am Wohlergehen seiner Untergebenen gelegen war, hatte nur widerwillig zugestimmt. Doch spätestens jetzt wusste er, dass mit dem Colonel der richtige Mann auf dem Kommandostuhl dieses Schiffes saß. Die folgenden Entscheidungen würden nicht einfach werden. Pendergast hätte eine Entschuldigung gehabt beides abzugeben, die vor jeder zuständigen Stelle Gültigkeit gehabt hätte. Nur nicht vor seinem eigenen Gewissen. Der Stolz eines Vaters auf den Sohn überkam den General. Wie jedes Mal, wenn er den Geist des SGC in mehr als bloßen Worten verkörpert sah. Als er einst seine Männer Kinsey gegenüber die Besten genannt hatte, war das nicht nur so dahingesagt gewesen.
Also saß nun wieder Pendergast in seinem Kommandantensessel, während Hammond in den Maschinenraum gegangen war, in der Hoffnung, sich nützlich zu machen. Bis auf Pendergast und den Archäologen waren alle Anwesenden in Reparaturversuche vertieft. Die Aktivierung der internen Sensoren hatte keine guten Nachrichten gebracht. Es gab Hüllenbrüche auf diversen Decks und die automatische Versiegelung arbeitete nur sporadisch. Dafür waren die Trägheitsdämpfer inzwischen notdürftig repariert und die verschmorten Kristalle ersetzt worden. Das Schiff war soweit wieder betriebsklar, wenn da nicht der profunde Energiemangel gewesen wäre. Die Naquadah-Reaktoren liefen noch immer instabil und die Energie verbrauchenden Systeme jagten sich gegenseitig den so wertvollen Strom ab. Die meisten Techniker waren damit beschäftigt, die Energie so umzuleiten, dass wenigstens die wichtigsten Systeme ausreichend versorgt wurden. Die Beleuchtung gehörte offenbar nicht dazu. Es war stockfinster, sogar der Frontschirm deaktiviert. Selbst die Notstromgeneratoren hatten ihren Anteil an der allgemeinen Energieversorgung zu leisten. Nur die Konsolen und die fokussierten Strahlen von Taschenlampen verbreiteten ein unregelmäßiges schwaches Licht.
"Vielleicht können sie uns helfen, sagen, wo wir uns befinden. Bis jetzt haben sie jedenfalls noch keine feindseligen Aktivitäten gezeigt", fuhr Daniel fort.
Sie hatten nicht lange gebraucht, um herauszufinden, dass sie nicht zu den geplanten Koordinaten gesprungen waren. Und sie waren allein gekommen. Sie konnten nur hoffen, dass es bedeutete, dass die Gleiterstaffel mehr Erfolg gehabt hatte und nicht etwa, dass sie zerstört worden war.
Pendergast wischte sich mit einer Hand kalten Schweiß von der Stirn und überlegte. Er würde es vorziehen, keine unnötige Aufmerksamkeit auf das Schiff zu lenken, aber er wusste auch, dass die derzeitige Situation nicht unendlich anhalten würde. Es wunderte ihn ohnehin, dass die fremden Schiffe seit Minuten ohne Regung dort draußen verharrten. Die Sensoren bestätigten, dass sie über Energie verfügten, also war die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um Wracks handelte gering. Er nickte Daniel seine Zustimmung zu. "Übernehmen Sie das. Sergeant, öffnen Sie einen Funkkanal."
Daniel ging zu Harrimans Station und beugte sich über das in die Konsole eingelassene Mikrofon.
"Mein Name ist Daniel Jackson an Bord der
Prometheus. Bitte identifizieren Sie Sich. Brauchen Sie Hilfe?"
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Losser diskutierte erhitzt und in einer Fjell fremden Sprache mit den anderen Schiffskommandanten. Er hoffte sehr, dass er sie von einem Rückzug überzeugen konnte. Es konnte einfach nicht gesund sein, sich mit einem solchen Schiffskoloss anzulegen. Auch wenn er sich bislang ruhig verhalten hatte. Fjell fragte sich warum, aber ihre Sensoren arbeiteten zu unzuverlässig, um diese Frage beantworten zu können.
Als der Captain sich von der Funkstation ab- und dem Bildschirm zuwandte, zeigte sein Gesicht ruhige Entschlossenheit und ihn umgab eine Aura von Autorität, die Fjell gänzlich neu waren, ihn aber plötzlich verstehen ließen, warum Lossers Wort so viel Gewicht in der Gilde besaß. Sein sprunghaftes Gebaren, seine Wutausbrüche waren nicht mehr als eine Maske, ein Umhang, mit dem er sich schmückte, um aus der Reihe der Befehlsempfänger herauszuragen.
Fjell schluckte, als Losser mit eiskalter Stimme befahl:
"Eröffne das Feuer."
"Aber…", wagte er einzuwenden.
Der kühle, berechnende Blick, der jetzt das Gesicht des Captains beherrschte wandte sich ihm zu und die Augen zogen sich eine Spur zusammen. Fjell erschauerte.
"Die Besatzung dieses Schiffes kennt unser Versteck. Niemand darf am Leben bleiben, um uns zu verraten." Lossers Stimme war scharf wie eine Vibroklinge.
Fjell warf einen kurzen Blick zu TRazss, dessen spitze Ohren und Nackenfell steil aufgerichtet standen. Die Augen weit aufgerissen und auf den Frontschirm fixiert, überlief ihn ein Schauer nach dem anderen und ließ die feinen Schnurrhaare erzittern. Die Totenstille, die plötzlich auf der Brücke herrschte, verriet dass dieser heftige Umschwung im Verhalten ihres Kommandanten nicht nur für ihn, für den Neuen, überraschend kam.
"Muss ich mich wiederholen?", fragte Losser sanft und riss damit nicht nur Fjell aus seiner Starre. Beinahe hektisch setzte TRazss das Schiff in Bewegung und Fjell beugte sich über seine Feuerkontrollen, wartete bis er eine klare Zielerfassung bekam und…
"Mein Name ist Daniel Jackson an Bord der Prometheus.
Bitte identifizieren Sie Sich. Brauchen Sie Hilfe?"
Losser gebot Fjell Einhalt, während er den Worten nachlauschte, und ein Lächeln begann seine Lippen zu umspielen. Es gab noch eine wesentlich profitablere Lösung des Problems. Nachdenklich ging er ein paar Schritte, ehe er antwortete.
"
Prometheus, hier ist die
Feuerfaust unter Captain Losser, Leichter der Minengilde. Ich hoffe, Sie sind nicht hier, um in unsere Claims einzudringen."
"Natürlich nicht!", beeilte sich sein Gegenüber zu versichern.
"Wir sind eher durch… äh… einen Zufall hier gelandet."
"Was für einen Zufall?"
"Ähm", Jackson räusperte sich.
"Nicht weiter wichtig. Also?"
Losser runzelte die Stirn, doch als keine weitere Erklärung folgte, kehrte er zu seinem Plan zurück. "Nun, wir könnten tatsächlich Hilfe brauchen. Eines unserer Schiffe hat einen Schaden im Sublichtantrieb und wir haben keine ausreichend qualifizierten Techniker an Bord." Er grinste gefährlich. Wenn er die Besatzung von Bord locken konnte… Er könnte das Schiff intakt in die Hände bekommen. Und eine große Anzahl Sklaven dazu. Das könnte
der Fischzug werden.
"Äh, ich werde mit unserem Kommandanten darüber reden. Vielleicht können Sie uns inzwischen sagen, wo genau wir uns befinden?"
Losser runzelte die Stirn. Wie konnten die nicht wissen, wo sie sich befanden? Hatte das etwas mit diesem "Zufall" zu tun? Vielleicht war an den Gerüchten über die Spontantransitionen doch mehr dran als er immer gedacht hatte. Er beschloss ein wenig Vertrauen aufzubauen.
"Ihr befindet euch am Rand des Mauls, Kernsektor, Zanaris-System, nicht weit von Targlund. Wir sind bereit, Daten im Austausch anzubieten."
Er erntete Schweigen. Wahrscheinlich mussten seine Gegenüber die Information erst verarbeiten. Schließlich meldete sich der Sprecher wieder.
"Danke. Was bauen Sie hier ab?"
"Erze. Wollen Sie uns nun helfen, oder was?" Se waren noch keinen Schritt vorangekommen und Lossers Geduld nahm rapide ab. Derlei Spiele lagen ihm nicht.
"Warum haben Sie Sich nicht früher gemeldet?"
"Das fragen Sie
mich?! Sie sitzen in einem Kriegsschiff, größer als unsere Schiffe zusammengenommen. Hier fliegen so viele unfreundliche Elemente herum", Losser konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, "da muss man vorsichtig sein, wem man auf den Pelz rückt. Warum haben
Sie Sich nicht früher gemeldet?"
"Wir haben auch ein paar… geringfügige Probleme hier. Wie können wir Ihnen helfen?"
Der Captain wurde hellhörig. Vielleicht stellte sich diese Beute als weniger gefährlich heraus als gedacht.
"Was halten Sie von diesem Vorschlag: Sie schicken uns ein paar Techniker und wir schicken Leute rüber, die Ihnen helfen."
"Sie wollen uns Leute schicken, die ihre eigenen Probleme nicht beheben können?"
Losser sah ein, dass er zuviel auf einmal gewollt hatte. Sich da wieder hinaus zu lavieren erforderte Fingerspitzengefühl – und er hatte keine Lust mehr darauf. Möglicherweise waren die guten alten Wege weniger profitabel. Aber dafür viel befriedigender.
"Feuer!"