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Thema: FanFic-Challenge

  1. #541
    Second Lieutenant Avatar von Tinkabell
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    Ich bin ganz ehrlich: Ich glaube nicht, dass ich es schaffe. Zwar habe ich eine Idee, aber es hapert an der Umsetzung; über Verlängerung hätt ich nichts einzu wenden, doch wie gesagt ich bezweifle dass ichs schaffe.

  2. #542
    Second Lieutenant Avatar von Aker
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    Ich habe eine Idee - wenn auch nicht mehr die ursprüngliche, die zieht sich... und wird deshalb nachher doch in den MiniBang verfrachtet - und bin derzeit zuversichtlich, es auch zu schaffen. Ich hoffe nur, das ändert sich nicht wieder. Aber ein bißchen Zeit ist ja noch...

  3. #543
    Alpha Avatar von Avarra
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    Ich bin bei ca 70% der Geschichte, sollte es also schaffen. Verlängerung bringt mir persönlich nichts, ich arbeite eh am Besten unter Zeitdruck *ggg*.

    Doch, sollte zu schaffen sein *stöhn*

    es grüßt
    Avarra
    Man erreicht viel mehr mit einem freundlichen Wort und etwas Gewalt, als nur mit einem freundlichen Wort.
    (Marcus Cole, B5)
    ~~~***~~~

    Your pierce my soul. I'm half agony, half hope.
    (Frederick Wentworth)
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    Bekennende McShepperin

  4. #544
    Troublemaker Avatar von iolanda
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    Ich habe ca 2% meiner Geschichte, aber noch 2 Klausuren und mündliches Abi nächstes Woche. Öhm....

  5. #545
    Ägypten-Fan Avatar von Valdan
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    Wenn ich mich ranhalte könnte ich es schaffen, aber es wird knapp! Vor allem, bin ich am 28.3. überhaupt nicht zu hause (zu jemand bestimmten schiel ). Aber ich gebe die Hoffnung noch nicht auf. Ich halte mich da an Avarra: Wenn der Druck hoch ist, klappt es besser

    LG Val
    "Der Mensch fürchtet die Zeit, doch die Zeit fürchtet die Pyramiden."
    arabisches Sprichwort

    ***


  6. #546

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    Ok, dann frag ich euch in der Woche vorher noch einmal.

    Damit ich euch fair bewerten kann, würde ich mich freuen, wenn ihr mir einen Tip gebt, welches Fandom das Crossover ist. Dann würde ich mich vorher einlesen/eingucken.
    Ich bin nett, höflich, liebenswert
    und zuvorkommend.
    Und garantiert nicht ironisch.
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  7. #547
    Second Lieutenant Avatar von Aker
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    Star Wars. Aber eigentlich nur die guten alten Filme, mehr kenne ich nämlich selber kaum.

  8. #548
    Ägypten-Fan Avatar von Valdan
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    Ich lasse die Abkürzungen aufeinander treffen: NCIS und SG-1!
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    ***


  9. #549
    Lieutenant General Avatar von Antares
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    Von mir kommt keine Story. Mir ist nichts eingefallen und außerdem stecken meine Gedanken schon halbwegs im Minibang.

  10. #550
    Alpha Avatar von Avarra
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    *hust*
    SGA/Jane Austens "Stolz und Vorurteil"
    Geändert von Avarra (13.03.2009 um 16:32 Uhr)
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  11. #551

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    Der 28.3 ist ja nicht mehr weit weg und ich habe mich auf die Crossover vorbereitet... schafft ihr es?
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  12. #552
    Alpha Avatar von Avarra
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    *nick*
    *hoff*
    *manisch tipp*
    *nick*
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  13. #553
    Ägypten-Fan Avatar von Valdan
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    Halloho....

    ich bin in den letzten Zügen, und hab gerade das Ende in den Tiefen meiner Festplatte unauffindbar verschwinden lassen und muss es nochmal schreiben, aber das sollte machbar sein.

    Da ich Donnerstag für ein paar Tage nach Berlin fahre, werde ich es dann vor Abfahrt noch posten!

    LG Val
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  14. #554
    Troublemaker Avatar von iolanda
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    Ich hab leider nichts geschrieben (aber ich könnte ein paar mündliche Mathe-Abiprüfungen anbieten *scherz*).

  15. #555
    Second Lieutenant Avatar von Aker
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    Ich bin auch so gut wie fertig. Trotz ein wenig Bearbeitungsbedarf, sollte die ff bis Samstag abgeschlossen sein .

    @iolanda: Ich hoffe, du warst wenigstens erfolgreich, wenn's dich schon eine ff gekostet hat .

  16. #556
    Ägypten-Fan Avatar von Valdan
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    Hi Aisling,

    da ich in ca. 2 Stunden in einem Zug Richtung Berlin sitze und erst am Sonntag zurück komme, hier meine Antwort auf diese deine Aufgabe:
    Crossover

    Auf welche andere Serie, Film, Comic, Computerspiel, was-auch-immer ihr eure Protagonisten stoßen lässt, ist egal. Nur muss die Handlung hauptsächlich dort spielen.

    Ob Action, Drama, Romance, ist mir egal. Da lasse ich euch alle Freiheiten.
    (Und es ist ein bisschen mehr als ein Drabble geworden!)

    Autor:Valdan
    Titel: "Unter Verdacht - Ein SG-1/NCIS Crossover"
    Serie: SG-1
    Staffel: Am Anfang der 9. Staffel (nach 9.05 „Unsichtbare Fesseln“)
    Rating: PG
    Disclaimer: Stargate SG-1 gehört MGM/UA, Double Secret Productions, Gekko Productions, Sony Pictures und dem SciFi-Channel.
    Kurzinhalt: Ein Treffen mit Cams Freund, hat andere Konsequenzen, als gedacht.
    Anmerkung des Autors: Dank Zeitdruck und mit Hilfe von ein paar Kopfnüssen ist sie fertig geworden. Vielen Dank an Teleia, für das anfängliche Anschubsen, und meiner Freundin, die mich weiter angespornt und verbessert hat.

    Spoiler 

    “Puh, dass wurde auch langsam Zeit.”
    Mit einem Seufzen setzte sich Vala neben Daniel auf die Stufen des Lincoln Memorial, und aß genüsslich ein Eis.
    “Du wolltest etwas von der Stadt sehen”, gab Daniel zurück.
    “Mit Stadt meinte ich aber nicht irgendwelche Museen und alten Gebäude. Und Obelisken”, sie deutet auf das Monument, “hatte ich als Que’tesch zur Genüge. Man hat mir sogar meinen eigenen aufgestellt” Sie grinste Daniel an, woraufhin dieser seine Augen verdrehte und sich wieder dem Ausblick und seinem Eis zuwandte.

    Kurze Zeit später waren sie auf dem Weg ins Hotel. Sie hatten vor, sich dort mit Sam und Cameron zu treffen. Sam war eingeladen worden, in Washington einen Vortrag zu halten. Die anderen hatten die Möglichkeit genutzt, sich mit ihr zu treffen, was schwierig geworden war, seit Sam in Area 51 arbeitete. Sie betraten gerade die Hotelhalle, als ein Mann in einem grauen Anzug auf sie zu kam. Er wurde von einer schlanken Frau begleitet, die etwas weniger formell gekleidet war, und ihr dunkles Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden trug.

    “Dr. Daniel Jackson? Special Agent Dinozzo, das ist Ziva David. Wir sind vom NCIS.” Und als er Valas fragenden Blick sah fuhr er fort: “Naval Criminal Investigative Service, wir beschäftigen uns mit Verbrechen, die mit Angehörigen der Navy und der Marines zusammen hängen!”
    “Schön, und was haben wir damit zu tun?” Vala sah ihn fragend an, deutete dann auf Daniel und sich und fuhr fort, “sehen wir etwa so aus, als wären wir bei der Navy, oder bei den Marines? Wir...!” Sie wurde von Daniel unterbrochen, der sie mit blitzenden Augen ansah.
    “Was gibt es Special Agent, womit können wir Ihnen helfen?” Daniel bemühte sich, Vala zu ignorieren, als er die beiden Special Agents fragend anlächelte.

    “Wir würden Ihnen gerne ein paar Fragen stellen, aber vorab ...” er hielt Ihnen ein Foto hin, “kennen Sie diesen Mann?”
    Vala und Daniel schauten auf das Foto, hoben gleichzeitig den Blick und holten beide Luft, um zu antworten. Bevor Vala aber einen Ton heraus bekommen konnte, hatte Daniel sie leicht mit dem Ellenbogen angestoßen. Er sah die Special-Agents an, und sagte: “Das ist Lt. Col. Mitchell, ein Freund und Arbeitskollege von uns!”
    Als er merkte, wie Vala neben ihm fast platzte, vor lauter Ungesagtem, nahm er sie mit einem “Bitte entschuldigen Sie uns kurz” am Arm, und zog sie zur Seite.

    “Was ist denn, du zappelst hier herum, wie ein nervöses Huhn!” zischte Daniel ihr zu.
    “Das ist ein Foto von gestern Abend, hast du das erkannt? Wo haben die das her, und was wollen die von uns?” gab Vala hektisch zurück. “Und bevor du mich fragst, ich habe nichts damit zu tun!”

    “Es geht hier ausnahmsweise mal nicht um dich, sondern um Mitchell. Also wenn du dich bitte mal etwas beherrschen könntest, bekommen wir vielleicht auch heraus, worum es geht. Auf jeden Fall sag so wenig wie möglich, auch wenn es dir schwer fällt.”
    “Ja, ja, du wiederholst dich. Ich habe es mir gemerkt: Ich bin ahnungslos, weiß überhaupt nichts, ich sag nichts, und schon gar nichts darüber, wo ich herkomme, und was wir machen. Blablabla.......” während der letzten Worte hatte Vala die eine Hand erhoben, und machte einen auf- und zuklappenden Mund nach.
    Daniel verdrehte die Augen, und ging mit einer murrenden Vala im Schlepptau zu den beiden Agents zurück.

    “Wir werden Ihnen gerne weiter helfen, Agent Dinozzo, wenn Sie uns sagen wie?” begann Daniel.
    “Ganz einfach; wir würden gerne wissen, wo wir Col. Mitchell finden können. Wir hätten an ein paar Fragen an ihn.”
    “Da können wir Ihnen leider auch nicht weiter helfen. Wir haben uns gestern Abend zuletzt gesehen und wollten uns spätestens wieder treffen, wenn wir zurück fliegen.”
    “Schade. Aber wir möchten Sie trotzdem bitten, uns zu begleiten, damit wir noch ein paar Einzelheiten klären können.”
    “Mehr werde ich von Ihnen hier nicht erfahren, richtig?” fragte Daniel schließlich mit einem nicht mehr ganz so freundlichen Lächeln.
    “Nein, da haben sie vollkommen Recht. Mein Boss möchte Sie auf jeden Fall sehen, können wir also fahren?” Auch das Lächeln auf dem Gesicht des Special-Agents wurde etwas kühler, während er auf den Ausgang deutete.
    “Lassen Sie mich nur kurz eine Nachricht hinterlassen, wo wir zu erreichen sind, falls uns jemand sucht”, antwortete Daniel, und deutete zur Rezeption.
    Kurze Zeit später waren sie auf dem Weg in die Zentrale des NCIS.


    Zentrale des NCIS


    Laute Musik schallte durch den Raum. Eine junge Frau mit schwarzen Zöpfen, deren Kleidung von einem weißen Laborkittel verdeckt wurde wirbelte zwischen verschiedenen Geräten und Computern hin und her. Eine Schiebetür öffnete sich zischend und ein Mann kam herein. Er war einen guten Kopf größer und einige Jahre älter das die Frau. Er hatte kurz geschnittene, grau-weiß melierte Haare und hielt einen Jumbo-Becher CawPow in der Hand. Er blieb stehen und beobachtete kurz die Szene vor ihm, ging dann in Richtung Musikanlage und drehte kurzerhand die Musik aus. Die junge Frau drehte sich um, fing an zu lächeln, als sie erst den Mann, und dann sein Mitbringsel musterte.
    “Hallo Abbs, hast du ihn gefunden?” fragte er und hielt ihr den Becher hin.
    “Nein, Sir, das wüsstest du schon, aber ich habe was anders. “ Sie drehte sich zu einem Computerterminal um, und fing an zu tippen.

    “Die Faserspuren, die Ducky mir gegeben hat, konnte ich noch nicht zuordnen. Was die Haare angeht, kann ich dir folgendes sagen: Eines ist von einem Mann, braun und leider ohne jegliche DNA-Spur, das andere ist ein langes, schwarzes Frauenhaar, und die DNA-Analyse läuft “
    “War das alles oder gibt es noch mehr?“
    “Nein, die Handynummer die zuletzt angerufen wurde, ist auf Cameron Mitchell registriert. Wenn es aktiviert wird, können wir es orten. Dann schicke ich euch die Daten sofort hoch.”
    “Danke Abby, und wenn.....”
    “Und wenn ich die Faserspuren analysiert habe, oder das Ergebnis der DNA-Analyse da ist, sage ich dir sofort Bescheid, jawohl Sir.” Sie salutierte leicht, und Gibbs drehte sich lächelnd Richtung Ausgang.

    Zur gleichen Zeit stiegen Daniel und Vala, begleitet von den beiden Agents aus dem Aufzug. Sie betraten ein Großraumbüro, das durch eine hohe Fensterfront erhellt wurde. Entlang einer Wand hing eine Reihe von Steckbrief-Fotos von gesuchten Terroristen, an der anderen Seite führte eine Treppe hoch zu einer Galerie, auf der man einzelne Türen erkennen konnte.

    Während Ziva in Richtung ihres Schreibtisches ging, dirigierte Tony die beiden die Treppe hinauf in einen Besprechungsraum. Dort wurden die beiden alleine gelassen.

    Es dauerte nicht lange, bis sich die Tür des Raumes öffnete, und Gibbs eintrat. Er stellte sich kurz vor, legte eine Mappe auf dem Tisch, musterte Daniel und Vala kurz, und begann dann ohne Umschweife.

    “Sie sind also Dr. Daniel Jackson und Vala...”, er schaute kurz in seine Unterlagen, “... MalDoran. Und sie sind Kollegen von Col. Mitchell?“
    “Bevor ich dazu etwas sage”, begann Daniel, “würde ich gerne wissen, worum es hier eigentlich geht. Ich, oder besser wir, haben bestimmt kein Problem damit, Ihnen behilflich zu sein, aber ich würde schon gerne wissen, warum Sie Col. Mitchell unbedingt finden wollen.”

    “Ganz einfach”, antwortete Gibbs, “ich habe einen toten Navy-Offizier auf dem Tisch unseres Pathologen liegen, und möchte gerne wissen, warum er dort liegt, und wer dafür verantwortlich ist. Und weil, laut Zeugenaussagen, Col. Mitchell gestern Abend mit ihm gesehen worden ist, suchen wir ihn, um ihm einige Fragen zu stellen. Dummerweise ist Col. Mitchell anscheinend spurlos verschwunden, und die einzigen Anhaltspunkte waren ein paar Ausschnitte aus einem Überwachungsvideo vom gestrigen Abend. So sind wir auch auf sie gekommen.”

    “Aber wir haben doch einfach nur unseren Spaß gehabt”, brach es aus Vala heraus, die sich damit sofort einen tadelnden Blick von Daniel einfing.
    “Spaß gehabt, womit?” bohrte Gibbs weiter.
    “Spaß gehabt, im Sinne von mit Freunden essen gehen, und dann in einer Bar was trinken”, antwortete Daniel.
    “Und wer waren diese Freunde?”
    “Wir zwei, Col. Carter, Col. Mitchell und sein Freund, den er hier in Washington treffen wollte.”
    “Verraten Sie mir auch den Namen des Freundes?”
    “Tom, Tom Roberts. Ein alter Schulfreund von Col. Mitchell, und er ist jetzt bei der....”mitten im Satz stockte Daniel und sah Gibbs fragend an. “Es ist doch nicht etwa Tom Roberts, den sie tot aufgefunden haben? Er ist Navy-Offizier im Pentagon.”

    “Sie haben eine schnelle Auffassungsgabe Dr. Jackson. Sie liegen genau richtig. Der Tote ist Major Roberts.”
    Verblüfft schauten Daniel und Vala sich erst gegenseitig an, dann wandten sie ihre Blicke Gibbs zu, und Vala begann: “Aber gestern Abend, da....”
    “Ja, was war gestern Abend?” unterbrach Gibbs sie. “Es würde mich brennend interessieren, was gestern Abend geschehen ist.”

    Zur gleichen Zeit standen Ziva und Tony vor dem großen Flatscreen, und sahen sich die Daten an, die Tim aufrief.
    “Okay, was haben wir denn da: Dr. Daniel Jackson”, murmelnd überflog Tony den Text, während er ihn durchlaufen ließ. “Oh, ist das nicht was für dich Elfenkönig?” Er schaute feixend zu McGee hinüber. “Unser Dr. Jackson hat da Theorien über die Pyramiden als Landeplätze für Alien-Raumschiffe. Ich frage mich, was so einer mit der Air Force zu tun hat. Als ob die so was ernst nehmen würden.”

    “Überhaupt, er ist Archäologe, Linguist. Was hat er mit Weltraum-Telemetrie zu tun? Und mehr ist einfach nicht herauszubekommen”, warf Tim ein.
    “Komm schon McGee, du willst mir doch nicht sagen, dass da nicht noch mehr ist?” Tony sah McGee fragend an, doch der schüttelte den Kopf.
    “Tut mir leid Tony, nichts zu machen. Außer einer Adresse in Colorado Springs, und einem Hinweis auf den Arbeitsplatz ist nicht über ihn heraus zu bekommen. Von seinen alten Veröffentlichungen mal abgesehen, aber die sind schon eine Weile her.”

    “Und was ist mit der Frau? Was gibt es da?”
    “Nicht viel. Eine Adresse; ein Geburtsdatum; ein Arbeitsplatz im Cheyenne-Mountain. Mehr ist da nicht, zumindest nicht da, wo ich ohne Probleme dran komme. Genau wie bei den anderen. Da beiße ich auf Granit. Ich weiß ja nicht, was daran so wichtig ist, aber die Daten sind gesperrt”, sagte McGee.

    “Hat Abby eigentlich schon was wegen des Handys?” fragte Ziva gerade, als das Telefon klingelte.
    “McGee”, meldete Tim sich. “Oh, hi Abby, was gibt es? Wow, das nenne ich Timing. Dann schicke die Daten hoch.” Er legte den Hörer auf und sah die anderen an. “Das war Abby. Sie hat ein Signal von dem Handy bekommen und schickt uns die Daten hoch.”

    Er stellte sich zu den anderen, als auch schon die Daten auf dem Bildschirm erschienen. Dort blinkte ein kleiner roter Punkt ein paar Blocks vom NCIS Hauptquartier entfernt.

    “Ziva, du sagst Gibbs Bescheid. Bambino und ich machen uns auf den Weg zu der Stelle, wo das Handy benutzt wird, finden raus, vom wem das Handy benutzt wird, und wenn es Col. Mitchell ist, bringen wir ihn gleich mit.”
    Sie packten ihre Sachen und liefen zum Aufzug.

    Kurz danach klopfte Ziva an die Tür zum Konferenzraum, machte sie auf und trat ein.
    “Gibbs, kann ich dich mal kurz sprechen?”
    Mit einem kleinen Brummen nickte Gibbs in ihre Richtung, entschuldigte sich bei Daniel und Vala und ging mit Ziva hinaus auf den Gang.
    “Ich hoffe, du hast einen guten Grund zu stören”, fing Gibbs an.
    “Den habe ich”, antwortete Ziva. “Abby hat ein Signal von Col. Mitchells Handy aufgefangen. Tony und McGee sind los, um das zu überprüfen.“
    “Gut gemacht. Dann übernehmen wir die beiden. Ich habe da so ein Gefühl, dass da irgendetwas oberfaul ist. Bis wir diesen Col. Mitchell hier haben sollten wir heraus bekommen, was gestern Abend passiert ist. Anscheinend sind sie zusammen weg gewesen, aber ich würde gerne wissen, was genau passiert ist. Vor allem die Frau redet gerne, und ich habe das Gefühl wir sollten sie mal alleine befragen. Vielleicht versuchst du es mal auf die sanfte Tour, bei einem Kaffee oder was zu essen?” Gibbs grinste Ziva an, als diese, bei ‘auf die sanfte Tour’, ihr Gesicht verzog.
    “Ich versuche es weiter bei Dr. Jackson.”

    Ziva lotste Vala mit einer Versprechung auf etwas zu essen, was Valas Augen eindeutig aufleuchten ließ, aus dem Besprechungszimmer. Gibbs hatte inzwischen zwei Becher Kaffee organisiert, und ging damit wieder zu Daniel hinein. Innerlich musste er über Daniels eindeutig sehnsüchtigen Blick lächeln, als diesem der Kaffeeduft in die Nase stieg. Er gab ihm den einen Becher, und während Daniel diesen mit einem dankbaren Lächeln entgegen nahm und genießerisch den Duft einatmete, setzte er sich ihm gegenüber hin.

    “Dr. Jackson”, begann er, “sie müssen die Unterbrechung entschuldigen, aber es war etwas dringendes zu erledigen.” Er deutete auf die beiden Kaffeebecher.
    “Wir waren bei gestern Abend stehen geblieben. Sie wollten mir gerade erzählen, was sie den Abend über gemacht haben.”

    “Wir, also Vala, Col. Mitchell, Col. Carter, Maj. Roberts und ich waren essen, und sind danach noch in einen Pub gegangen, den Maj. Roberts uns empfohlen hat. So gegen 23.00 Uhr sind Sam, eh Col. Carter, Vala und ich in Richtung Hotel aufgebrochen. Sam musste heute früh einen Vortrag halten, und Vala und ich hatten für heute morgen eine Stadttour geplant. Wir wollten alle drei noch ein bisschen Schlaf bekommen. Maj. Roberts und Col. Mitchell wollten noch ein bisschen Wiedersehen feiern.”

    “Und von da an haben Sie nichts mehr von Mitchell gehört? Haben Sie sich keine Sorgen gemacht?” hakte Gibbs nach.

    “Special-Agent Gibbs. Die zwei haben sich lange nicht gesehen und werden sich viel zu erzählen gehabt haben. Sie werden das doch sicher kennen. Man trifft nach Jahren einen Freund wieder; da kann der Abend schon mal lang werden. Abgesehen davon, werden die beiden nicht nur Mineralwasser getrunken haben. Ich bin davon ausgegangen, dass wir uns spätestens heute Nachmittag wiedersehen, wenn unser Flieger nach Colorado Springs geht. Den wir sehr wahrscheinlich nicht mehr bekommen werden, oder? Ach übrigens, wo haben Sie Vala eigentlich hingebracht? Sie ist nicht so gerne lange von mir getrennt, müssen Sie wissen.”

    “Oh, die beiden werden sich etwas zu essen besorgt haben, und irgendwo hier im Hause sein. Ich hoffe das stellt kein Problem dar?” Gibbs hatte bei diesem Gespräch, was eher einem Monolog von Dr. Jackson ähnelte, die ganze Zeit das Gefühl, das ihm irgendetwas entging. In seinem Hinterkopf schrillte eine leise, aber beharrliche Alarmglocke. Nicht nur, dass die Hintergrundinformationen über diese Leute mehr als schwammig waren. Jetzt kam Dr. Jackson auch noch mit einer Sache an, die sich überhaupt nicht mit seinen Beobachtungen deckte. Okay, ein leichtes Knistern war zwischen den beiden zu spüren, aber es sah überhaupt nicht so aus, als ob diese Vala unbedingt darauf angewiesen wäre in der Nähe von Jackson zu sein. Er hatte eher das Gefühl, dass sie absolut selbstständig und tough war und schon gar nicht auf Dr. Jackson brauchte, um im Leben durchzukommen, auch wenn der Archäologe das gerade so hatte klingen lassen.

    Es musste da noch etwas anderes geben, was die Nähe der beiden begründen musste. Gleichzeitig war er sich sicher, dass er mit direkten Fragen bei Dr. Jackson nicht weiter kommen würde. Er musste also abwarten und weiter beobachten.

    Zur gleichen Zeit saßen Ziva und Vala in einem unbenutzten Büro. Vor sich hatten sie Kaffee und Plunderteilchen stehen, an denen sich Vala ungeniert bediente.
    “Also wie war das gestern Abend?” begann Ziva das Gespräch.
    “Es war ganz nett”, antwortete Vala kauend. Sie trank einen Schluck Kaffee und fuhr fort.

    “Es war halt so eine Art Wiedersehensfeier. Camp und Rob haben sich ziemlich lange nicht gesehen, und auch Col. Carter und Daniel sehen sich seit geraumer Zeit nicht mehr so oft. Also haben sie die Gelegenheit genutzt, als Samantha hier einen Vortrag halten sollte, um sich mal wieder zu treffen. Tja und da ich nie weit von Daniel entfernt bin, bin ich auch mitgekommen. Und unter uns: Es hat sich gelohnt. Wir sind gestern Abend nach dem Essen noch in einen Pub, ja ich glaube so nennt ihr das hier, und wir haben viel Spaß gehabt.” Sie zwinkerte Ziva kurz zu.

    “Die Getränke waren gut, und ich denke bis auf Daniel, der irgendwie nicht so viel Alkohol zu vertragen scheint, und Sam, die ja heute morgen fit sein musste, haben wir reichlich zugelangt. Außerdem habe ich lange nicht mehr so viel getanzt. Hauptsächlich mit Rob und Col. Mitchell. Daniel war ja so ein Langweiler. Er hat mit einer stoischen Miene da gesessen, und sich mit Sam unterhalten. Dabei habt ihr hier so tolle Musik und wie man dazu tanzt, einfach klasse. Ich komme halt nicht so oft raus, aber ich rede schon wieder viel zu viel.”

    Vala nahm sich das letzte Plunderteilchen und biss hinein.
    “Oh, es ist interessant. Erzählen Sie ruhig weiter”, ermunterte Ziva sie. “Wie lange sind sie denn in dem Pub geblieben?” Ziva war überrascht, um nicht zu sagen leicht überwältigt, von Valas Mitteilungsbedürfnis und auch sehr froh, nur die richtigen Stichworte geben zu müssen.

    “Lassen sie mich überlegen. Ich glaube es war so ungefähr 23.00 Uhr, als Daniel, der Spaßverderber, demonstrativ auf seine Uhr sah. Er hat mich dann von Major Roberts weg geholt und noch nicht mal gewartet, bis das Lied zu Ende war. Sam wollte ins Hotel, weil sie ja heute früh raus musste. Aber da Daniel mir für heute eine kleine Sightseeing-Tour versprochen hatte, konnte ich mich nicht lange wehren, und bin dann mit den beiden zum Hotel zurück. Ich denke Cam und Rob hatten sich auch noch genug zu erzählen. Männer halt, die sich lange nicht gesehen haben, und dann erst einmal alle Heldentaten der vergangenen Jahre aufzählen müssen. Besonders was Frauen angeht, sie verstehen?” Ziva nickte ihr verstehend zu und Vala redete munter weiter.

    “Tja, viel mehr gibt es nicht zu erzählen. Wir drei haben uns im Hotel voneinander verabschiedet, seit wir uns gestern getrennt haben, habe ich den Col. nicht mehr gesehen. Haben wir die Männer jetzt eigentlich lange genug alleine gelassen? Daniel redet zwar gerne, aber mehr kann er Agent Gibbs auch nicht erzählt haben. Und es gibt leider ein kleines Problem, welches mich dazu zwingt, mich nicht allzu lange von Daniel zu trennen.”

    Bei den letzten Worten hatte Ziva Vala genau beobachtet. Sie konnte sich zwar keinen genauen Reim auf die Worte machen, hatte aber festgestellt, dass Vala alles andere als die anscheinend flatterhafte, leichtfertige Person war, die zu sein sie den Anschein erweckte.


    Kurze Zeit später betraten die beiden Frauen wieder das Besprechungszimmer. Vala setzte sich wieder zu Daniel an den Tisch, während Ziva und Gibbs sich in eine Ecke des Raumes zurückzogen, um sich kurz zu besprechen.

    “Na, hast du mich vermisst?” fragte Vala grinsend. “Wie ich sehe, bist du wohlauf. Ich habe mir schon fast Sorgen gemacht, du könntest wieder umgekippt sein, aber anscheinend wird es wirklich besser.” Daniel verzog nur das Gesicht bei diesem Déjà-vu. Er beobachtete intensiv die beiden NCIS-Agents, die sich leise unterhielten, von deren Unterhaltung er aber kein Wort verstehen konnte. Es dauerte nicht lange, und Gibbs kam auf sie zu.

    “Da sie beide auch nicht wissen, was mit Col. Mitchell nach 23.oo Uhr geschehen ist, würde ich sagen....”
    Ein Türklopfen unterbrach ihn. Die Tür ging auf, und McGee steckte den Kopf herein.
    “Hast du mal einen kleinen Moment, Boss?”
    “Was gibt’s?” fragte Gibbs zurück.
    “Tony bringt gerade den Besuch hoch, auf den du wartest.”
    “Gut, ich komme dann gleich.” Gibbs drehte sich zu Daniel und Vala um.
    “Von unserer Seite sind alle Fragen geklärt. Wenn Sie wollen, können Sie gehen. Ich möchte Sie aber bitten, Washington noch nicht zu verlassen. Agent McGee wird sie hinaus begleiten.” Bei diesen Worten deutete er auf Tim, der ihnen zunickte.

    “Ich hoffe, die Angelegenheit wird sich bald aufklären. Wenn Sie noch Fragen haben, wissen Sie ja, wo sie uns finden.” Mit diesen Worten stand Daniel auf, sah Vala auffordernd an, und die beiden betraten, gefolgt von Tim, die Balustrade, die zur Treppe führte. Sie waren gerade einige Stufen hinunter gegangen, als in der darunter liegenden Etage die Aufzugtüren aufgingen, und DiNozzo in Begleitung von Col. Mitchell das Büro betrat.

    “Hey, Cam!” Vala winkte ihm auf und ab hüpfend zu und wurde von Daniel nur mit Mühe davon abgehalten, sich sofort die Treppe hinunter und auf Col. Mitchell zu stürzen.
    Cameron blickte völlig überrascht zu seinen Teamkollegen, wurde aber sofort von Tony in Richtung Verhör-Raum dirigiert.
    Daniel drehte sich zu Gibbs um.
    “Special-Agent Gibbs, können Sie mir erklären, warum sie uns erst alle möglichen und unmöglichen Fragen zum Aufenthaltsort von Col. Mitchell stellen, und er uns dann putzmunter in ihrem Büro begegnet?”
    Daniel schaute Gibbs mit zusammengezogenen Brauen an, und sein Tonfall hatte nichts mehr von dem freundlichen Archäologen.
    ‘Oho’, dachte Gibbs, ‘kommen wir jetzt der anderen Seite von Dr. Jackson näher?’

    “Ich hab auch erst gerade erfahren, dass Col. Mitchell auf dem Weg hierher ist. Wir werden ihm ein paar Fragen stellen und dann sehen wir weiter. Gehe ich Recht in der Annahme, dass Sie jetzt nicht unbedingt ins Hotel zurück wollen?”
    “Darauf können Sie wetten. Kann ich hier irgendwo in Ruhe telefonieren?” antwortete Daniel. Gibbs wies auf den Besprechungszimmer, das sie gerade verlassen hatten. Mit einem Kopfnicken bedankte sich Daniel, fasste Vala am Arm, zog sie mit sich in den Raum, und schloss die Tür.

    Während dessen ging Gibbs die Treppe hinunter und kam gleichzeitig mit Tony unten an.
    “Okay, Leute, wie sieht es aus? Wie ist es gelaufen?” wandte er sich an Tony.
    “Es lief ganz ruhig ab. Als wir zum Standort des Handysignals kamen, fanden wir dort Col. Mitchell, der mehrfach versuchte jemanden zu erreichen. Er saß bei einem späten Frühstück, schien völlig ahnungslos. Als wir ihn angesprochen haben, ist er ohne Probleme zu machen mitgekommen. Er weiß noch nicht genau, um was es geht. Wir haben daher auch noch keine Blut- oder DNA-Probe von ihm gefordert.”
    “Gut, das können wir noch erledigen, falls Abbs etwas zum Vergleichen findet. McGee?”
    “Ja, Boss?”
    “Dr. Jackson und Ms. MalDoran haben mehr oder weniger die gleichen Informationen zu gestern Abend abgegeben. Außerdem ist da noch irgendetwas, was mich an der ganzen Sache stört. Ich kann es nicht benenne, aber es muss mit deren Arbeit zu tun haben. Überprüf das! Also McGee, versuche mehr über diese Leute heraus zu bekommen. Ich will wissen, wer sie sind, was sie tun. Egal, was du dafür machen musst, ich will es wissen! Tony, Ziva, ihr kommt mit mir!”
    “Boss”, rief McGee, “ wie weit soll ich denn gehen, um.....” Gibbs sah in nur kurz an, und McGee drehte sich umgehend zu seinem PC um, fuhr fort: “...ich mache einfach, und nutze alle Mittel, die ich kenne. Und wenn ich nicht weiter weiß, lass ich mir von Abby helfen. Ist gut, Boss!”

    Zur gleichen Zeit versuchte Daniel zuerst Sam zu erreichen. Allerdings hatte diese ihr Handy anscheinend noch nicht wieder eingeschaltet. Als nächstes stornierte er die Rückflüge, um sich dann mit Gen. Landry in Verbindung zu setzen und ihn über die aktuelle Situation zu informieren. Der General war überhaupt nicht erfreut, bat Daniel aber, zuerst noch nichts zu unternehmen und heraus zu bekommen, was weiter mit Mitchell geschah, und ihn dann wieder zu informieren. Seine Worte waren eindeutig:
    “Dr. Jackson, da ich von der absoluten Unschuld von Col. Mitchell ausgehe, und diese NCIS-Leute werden bestimmt auch bald darauf kommen, bitte ich Sie, ihnen dann unsere Hilfe anzubieten. Natürlich im Rahmen des Möglichen und unter Wahrung der Diskretion. Und halten Sie Ms. MalDoran unter Kontrolle.”
    “Was hat er gesagt?” Vala schaute ihn neugierig an.
    “Wir sollen erst heraus bekommen, was mit Mitchell passiert, und ihm dann Bescheid sagen.”
    “Das war alles?”
    “Den Rest willst du nicht wissen!” entgegnete Daniel.

    Im Verhörraum musste Cam nicht lange warten, bis Gibbs herein kam und eine Mappe auf den Tisch warf.
    “Special Agent Gibbs”, stellte er sich vor. “Und sie sind Lt. Col. Cameron Mitchell, Air Force, momentan stationiert im Cheyenne-Mountain?” Cam nickte.
    “Ich würde gerne wissen, was sie gestern Abend gemacht haben.“

    Cam schüttelte grinsend den Kopf, und sah Gibbs dann an.
    “Wissen Sie das denn noch nicht zur Genüge? Ich habe mich doch gerade nicht getäuscht, und Jackson und Vala da oben auf der Treppe gesehen, oder? Die beiden Plaudertaschen werden ihnen doch bestimmt erzählt haben, wie der Abend gestern gelaufen ist. Und wenn Ihnen das noch nicht reicht, können Sie ja meinen alten Kumpel Tom Roberts fragen. Ich kann ihnen gerne seine Handy-Nummer geben. Es kann aber sein, dass er noch nicht wieder wach ist, da wir gestern ziemlich intensiv unser Wiedersehen gefeiert. Ich fände es übrigens auch ganz fair zu erfahren, warum ich eigentlich hier bin. Habe ich gestern in alkoholisiertem Zustand irgendetwas angestellt, was ich wissen müsste? Geheimnisse ausgeplaudert, oder einen Marine beleidigt?“

    Gibbs beugte sich vor, und stützte die Arme auf den Tisch.
    “Sie wollen also wissen, was das ganze hier soll? Mein Team und ich versuchen herauszufinden, warum Major Thomas Robert bei unsrem Pathologen auf einem Stahltisch liegt. Wir haben uns gedacht, Sie könnten da vielleicht ein bisschen Licht ins Dunkel bringen. Und Sie haben vollkommen Recht, wenn Sie denken, dass wir schon eine Menge über den gestrigen Abend wissen. Aber was uns brennend interessiert, ist folgendes:
    Warum haben wir ein Überwachungsvideo eines Bankautomaten, das Major Roberts zeigt, der mit einer Person, die eine gespenstische Ähnlichkeit mit Ihnen hat, über die Straße in der Nähe des Pubs geht, und in einer Seitengasse verschwindet? Genau die Seitengasse, in der einige Stunden später ein toter Navy-Offizier gefunden worden ist! Und wie kommen Sie in das Hotel, wo meine Leute sie vorhin aufgegabelt haben, gemütlich einen Kaffee trinkend und telefonierend?

    Während Gibbs sprach, war seine Stimme gefährlich ruhig geblieben. Er hatte sich immer weiter zu Cameron hinüber gebeugt, bis er ihm direkt in die Augen sah, als er auf Cams Antwort wartete.

    Col. Mitchell blieb völlig ruhig und sah Gibbs ohne zu blinzeln an. Der Blickkontakt blieb auch bestehen, als Agent Gibbs sich langsam zurückzog, und sich auf den Stuhl gegenüber Mitchell setzte.
    „Sie wollen mir also sagen, Tommy ist tot?“ begann Cam. „Und ich wäre derjenige, der ihn umgebracht hat? Wie, sagten Sie, habe ich das gemacht? Erwürgt, erstochen, erschossen? Und warum soll ich das überhaupt getan haben? Hören Sie, Special-Agent Gibbs, ich kann ihnen überhaupt nicht weiterhelfen. Das letzte was ich vom Tommy gesehen habe, was sein Hinterkopf. Er lieferte sich zu der Zeit gerade ein heftiges Zungenduell mit einer heißen Brünetten. Da er nicht mehr ansprechbar war, bin ich mit der Freundin der Brünetten, einer genauso scharfen Rothaarigen, aus dem Pub raus und weiter gezogen. Und bevor sie mich jetzt fragen: Ich habe keine Telefonnummer; sie hat gesagt sie heißt Candy. Der Nachtportier des Hotels, wo ihre Leute mich aufgegabelt haben, müsste Ihnen bestätigen können, dass wir um ca. 1.00 Uhr morgens eingecheckt haben.“

    „Eine schöne Geschichte“, erwiderte Gibb ungerührt. „Und sehr praktisch. Eine Unbekannte ohne Telefonnummer, die bestimmt heute Morgen spurlos verschwunden ist. Die Sache mit dem Hotel werden wir überprüfen, aber da bleibt immer noch die Zeit zwischen 23.00 und 1.00 Uhr, die sie mir erklären müssen.“

    „Muss ich das? Bin ich jetzt verhaftet? Wenn ja, würde ich gerne einen Anruf machen, oder noch besser, ich würde gerne mit Jackson reden. Der weiß dann schon, wen er anrufen muss!“

    „Erzählen Sie mir was gelaufen ist, und wir reden über den Anruf!“
    „Wenn es Ihnen so wichtig ist…Tommy und ich haben nicht lange alleine einen trinken können, als diese beiden atemberaubenden Frauen an unsren Tisch kamen. Tommy ist sofort darauf angesprungen und aus war es mit der Männerabend-Herrlichkeit.
    Aber wie meine Großmutter schon immer zu sagen pflegte: ‚Geschenke soll man dankend annehmen’. Wir sind also noch eine Zeit zu viert dort geblieben, bis Tommy und, jetzt lachen Sie bitte nicht, Wendy, mit ihrer Zungenakrobatik anfingen. Da sind Candy und ich losgezogen, um uns alleine einen schönen Abend zu machen. Wir waren da eher auf „traute Zweisamkeit“ eingestellt. Wir sind dann erst noch ein Stück gelaufen, es war ja schließlich ein schöner Abend, aber nach einer gewissen Zeit haben wir uns dann ein Taxi gerufen, und sind in das Hotel.
    Mehr kann ich Ihnen nicht bieten. Wenn es Ihnen nicht reicht, Pech für Sie! Was ist jetzt mit meinem Anruf oder mit Jackson?“

    Gibbs nickte, stand auf und ging zur Tür. Er drehte sich dort noch einmal kurz um. „Ich halte meine Abmachungen immer ein, aber sie müssen mir noch die Zeit geben, ein paar Sachen zu überprüfen.“

    Er ließ Cam allein und gesellte sich zu Ziva und Tony in den Überwachungsraum.
    „War er es Boss? Ziva und ich sind und nicht einig, aber wenn er es war, ist er absolut kaltblütig. Er hat kaum mit der Wimper gezuckt, als du ihm gesagt hast, dass sein Kumpel tot ist.“
    „Ich sage, er war es nicht“, warf Ziva ein. „Gerade weil er so ruhig geblieben ist. Keine übertriebene Trauer oder Bestürzung, und abgesehen davon: Wir wissen immer noch nicht, was diese Truppe macht, aber sie sind auf jeden Fall geschult, was Verhöre angeht. Und wie er den Abend geschildert hat, hört sich für mich nach einem typischen Abend an, wenn sich zwei Kumpels treffen.“ Dabei grinste sie Tony wissend an.

    „Tony, du gehst noch mal in den Pub, und versuchst herauszubekommen, ob an seiner Geschichte was dran ist. Und du Ziva suchst den Nachtportier. Abmarsch.“
    „Wow, da gibt es bestimmt eine scharfe Kellnerin, die meinem Charme nicht widerstehen kann“, begann Tony grinsend, woraufhin er eine Kopfnuss vom Gibbs verpasst bekam. „Arbeiten, du sollst arbeiten, Tony, ist das klar? Ich will die Sache so schnell wie möglich geklärt haben. Col. Mitchell ist mir zu ruhig, und wir wissen immer noch nicht, was diese Typen genau machen. Ich will nicht mitten in meinen Ermittlungen gestoppt werden, weil wir wieder irgendjemandem auf die Füße getreten sind.“

    Als die beiden den Raum verlassen hatten, beobachtete Gibbs noch kurz den Colonel, der völlig ruhig am Tisch saß und darauf wartete, dass er zurück kam. Dann verließ er ebenfalls den Raum, um in Richtung Labor zu verschwinden!

    Abby stand vor einem vor ihrem Bildschirm und lächelte, als sie sah, dass die Berechnungen fertig waren und sie endlich ein Ergebnis hatte. Sie drehte sich um, um Gibbs anzurufen und schreckte zurück, als dieser in diesem Moment hinter ihr auftauchte.
    „Hallo Gibbs, ich habe was für dich.“
    „Und was genau?“
    „Ich habe die DNA-Ergebnisse, und lasse sie gerade durch die Datenbank laufen, aber bisher gibt es noch keine Übereinstimmung. Die Fasern die ich hatte, gehören zu einer Stoffart, die für Stuhlbezüge benutzt wird. Stühle mit diesem Bezugstoff gibt es in dem Pub, in dem er war, also hilft dir das leider überhaupt nicht weiter. Wenn ich eine DNA-Proben zum vergleichen hätte wäre das einfacher. Ist nicht die eine Kollegin sogar dunkelhaarig?“
    „Das hilft nicht Abbs, die haben gestern den ganzen Abend zusammen verbracht, und selbst wenn wir eine Probe positiv wäre, könnte das Haar schon vorher hängen geblieben sein.“
    „Tja, dann habe ich leider gar nichts für dich. Aber wenigstens habt ihr Col. Mitchell gefunden.“
    „Was uns leider auch nicht viel weiter hilft. Aber trotzdem gute Arbeit.“

    Etwas später stand Gibbs an seinem Schreibtisch und sah die anderen fragend an. Ziva begann zu berichten:
    „Ich habe im Hotel angerufen. Die Eintragungen bestätigen die Aussage von Col. Mitchell. Den Nachtportier habe ich angerufen, und er bestätigt ebenfalls die Zeiten. Tony hat sich aus dem Pub gemeldet. Die Kellnerin und der Barkeeper haben ausgesagt, dass Mitchell und Candy den Pub um ca. 0.00 Uhr verlassen haben. Was sich wiederum mit den Zeiten deckt.“
    „Wir haben also gar nichts gegen ihn in der Hand. Abby hat auch nicht relevantes und da Ducky den Todeszeitpunkt auf die Zeit zwischen 1.00 Uhr und 1.30 Uhr festgelegt hat, sollten wir Col. Mitchell jetzt wohl mal zu seinen Kollegen schicken. Ziva übernimm das bitte.“
    Ziva machte sich sofort auf den Weg und Gibbs drehte sich zu McGee um.
    „Was hast du herausbekommen?“

    „Nichts, Boss.“
    „Wie, Nichts? Das kann nicht sein. Es muss etwas geben.“
    „Ich habe alles versucht, Boss, aber ich bin nur auf Sackgassen gestoßen, tut mir leid.“
    „Was habe dir über Entschuldigungen gesagt?“ McGee sah Gibbs leicht zerknirscht an.
    „Sie sind ein Zeichen von Schwäche, ich weiß Boss. Aber alles über den Cheyenne-Mountain ist so Top Secret, dass es mich wundert, dass noch niemand darauf reagiert hat, dass ich angefangen habe nachzuforschen.“

    In diesem Moment klingelte Gibbs Telefon. Er ging zu seinem Schreibtisch hinüber, und nahm den Hörer ab. Während er sprach, sah er aus dem Augenwinkel, einen Mann in einer blauen Uniform die Treppe hinaufgehen. Kurz darauf kam Ziva mit Col. Mitchell ins Büro und Gibbs winkte die beiden zu sich.

    Cameron schaute sich interessiert um, als Gibbs ihn ansprach:
    „Col. Mitchell, sie scheinen Glück zu haben. Ihre Aussage wurde bisher in allen Punkten bestätigt. Und gerade hat mich das Police Departement angerufen. Es hat einen Unfall gegeben. Dabei sind beide Insassen des Autos zu Tode gekommen. Bei der Frau handelt es sich um Wendy Bartlett. Der Mann ist ihr Schwager Kurt Bartlett. Im Kofferraum des Autos wurden Aufzeichnungen über Major Roberts gefunden. Tagesabläufe, Wohnort, Arbeitsstätte usw. Die einzelnen Zusammenhänge sind noch nicht klar, aber anscheinend hat es mit Major Roberts Tätigkeit im Pentagon und mit dem verstorbenen Mann von Wendy Bartlett zu tun.“

    „Und was ist mit Candy? Gehörte die auch dazu?“ Die Frage musste Cam einfach stellen.
    „Das kann ich ihnen bis jetzt noch nicht beantworten. Wie gesagt, wir haben gerade erst die Informationen bekommen, und soweit haben wir das Puzzle noch nicht zusammen gesetzt.“ Cam grinste schief, bei dem Gedanken, wo er da reingeraten war.
    „Falls sie da noch irgendwo meine Hilfe benötigen, sagen Sie Bescheid. Ich stehe Ihnen gerne zur Verfügung. Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich jetzt gerne Jackson und Vala einsammeln, und gehen.“ Er lächelte Gibbs bei diesen Worten an, und sah sich um.
    „Ziva, bringst du Col. Mitchell bitte nach oben zu Dr. Jackson und Ms. MalDoran. Ich werde…“Hier wurde er von seinem Telefon unterbrochen. Er meldete sich, nickte kurz und legte wieder auf.
    „Ziva, du kannst hier bleiben, ich nehme Col. Mitchell auf dem Weg zu Direktor Shepard mit nach oben.“

    Er nickte Col. Mitchell zu, und dieser folgte ihm die Treppe nach oben. Dort wies er ihm die Richtung zum Besprechungsraum, in den er kurz danach eintrat. Er schloss die Tür hinter sich, und grinste seine beiden Kollegen an.
    „Hey Leute, genug gelangweilt. Lasst uns aufbrechen, und nach hause fahren!“
    Vala war aufgesprungen und umarmte ihn stürmisch:
    „Oh Mann, Colonel, ich habe mir fast Sorgen gemacht!“ Als sie ihn wieder losließ wandte er sich an Daniel. „Hi, Jackson, alles in Ordnung?“
    „Die Frage kann ich nur zurück geben. Da Sie hier sind, nehme ich aber an, dass sich alles aufgeklärt hat.“
    „Yep. Die haben mich mit jemandem verwechselt, der sich am Ende anscheinend um einen Baum gewickelt hat. Wenn wir wollen, können wir gehen, oder haben wir hier noch irgendetwas zu erledigen?“
    „Eigentlich nicht“, erwiderte Daniel, „aber wir haben keinen Zeitdruck. General Landry weiß Bescheid, und die Flüge sind storniert. Also können wir uns noch einen netten Abend machen.“
    In diesem Moment kam Ziva herein.
    „Wenn Sie wollen, können Sie jetzt gehen. Allerdings bittet Director Shepard sie noch etwas zu warten, da ist noch jemand, der mit Ihnen reden möchte.“
    Die drei sahen sich an, nickten Ziva zu und setzten sich wieder an den Besprechungstisch.

    Kurz nachdem Cameron zu seinen Kollegen gestoßen war, klopfte Gibbs an die Tür von Jenny Shepard, öffnete auf ihre Aufforderung hin die Tür, und betrat dann das Büro. Er drehte sich sofort zum Schreibtisch um, hinter dem seine Chefin sich erhoben hatte.

    „Direktor Shepard? Was kann ich für dich tun?“ begann Gibbs ohne Umschweife.
    „Ich wollte dich fragen, wie es mit dem Fall von Maj. Roberts voran geht.“
    „Wir hatte einen alten Freund von Maj. Roberts in Verdacht, da er einer Person auf einem uns vorliegenden Video sehr ähnlich sieht. Allerdings haben erst die Aussagen seiner Kollegen, und zuletzt auch eine Nachricht des Police Departements dies zerschlagen. Wir haben noch nicht alle Einzelheiten, aber anscheinend waren es der Bruder und die Frau eines toten Soldaten, die auf diese Weise Rache üben wollten. Col. Mitchell und seine Kollegen können gehen. Auch wenn ich da noch ein Ungereimtheiten in den Lebensläufen der Drei neugierig gemacht haben.“ Bei dieser Bemerkung sah er seine Vorgesetzte fragend an. Diese schüttelte aber den Kopf, und deutete mit der Hand hinter Gibbs.

    „Darf ich vorstellen?“ begann sie, „General O’Neill, Special Agent Gibbs. Der General ist hier um…“ Weiter kam sie nicht. Gibbs hatte sich in die Richtung gedreht, in die ihre Hand gedeutet hatte und sagte mit einem Grinsen:
    „Hallo Jack.“
    „Hallo Jethro.“
    „Was macht das Angeln? Immer noch keine Fische in deinem Teich?“
    „So ab und zu lässt sich mal einer sehen!“
    Während sie sprachen, waren die beiden aufeinander zu gegangen und schüttelten sich jetzt freundschaftlich die Hand. Die Direktorin kam um den Schreibtisch herum und stellte sich zu den beiden Männern.
    „Sie kennen sich?“ fragte sie leicht irritiert.
    „Yep“, antwortete der General. „Unsere Frauen waren seit dem College befreundet, und so ab und zu ist Jethro mit zum Fischen gekommen, während die Frauen sich getroffen haben.“
    „Was führt einen Air-Force-General hier zum NCIS? Lass mich raten: Col. Mitchell! Den kannst du wieder mitnehmen. Der hat eine so reine Weste, wie du und ich.“
    Der General nickte zu diesen Worten, während sein Gesichtsausdruck sind von freundschaftlich lächelnd zu ernst wandelte.
    „Es bestanden für mich Zweifel, dass Col. Mitchell unschuldig ist. Ich habe aber eine andere Bitte an dich. Ich weiß, dass du ein sehr wissbegieriger Mensch bist, und dir und deinen Mitarbeitern dürfte aufgefallen sein, dass ihr keine Informationen über meine Leute bekommen habt. Und streite nicht ab, dass ihr gesucht habt. Man hat euch eindeutig identifiziert. Ihr werdet nicht mehr über die drei heraus finden, als ihr bis jetzt habt, und ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass es im Interesse der Sicherheit liegt, wenn es dabei bleibt. Also tu dir, und deinen Leuten den Gefallen, und such nicht länger.“

    Gibbs schaute nun genauso ernst zurück. Überlegt kurz, und sagte:
    „Ich denke nicht, dass du mir irgendetwas darüber verrätst, womit sich diese so unterschiedlichen Typen befassen? Okay, ich sehe es dir an. Du wirst es mir nicht sagen. Gut. Ich werde den Fall, was Col. Mitchell und seine Kollegen angeht, zu den Akten legen. Und falls noch irgendwelche Fragen auftauchen, weiß ich ja jetzt, an wen ich mich wenden muss.“

    Die beiden schauten sich noch einmal an und schüttelten sich bestätigend die Hand. Dann wand sich Jack zu Jenny Shepard um.
    „Danke, Direktor Shepard, für ihre Hilfe. Ich werde mich dann mal zu meinen Leuten aufmachen, und ihnen einen guten Heimweg wünschen.“ Er verabschiedete sich von ihr und verließ den Raum. Kurz danach, öffnete er die Tür zum Besprechungsraum, und trat ein.

    Beim Anblick des Generals stand Cam auf und Daniel hob erfreut den Blick. Nur Vala hielt sich zurück, da sie den eintretenden Mann nicht kannte.

    „Stehen Sei bequem Colonel. Hi Daniel, wie geht’s wie steht‘s. Und Sie müssen Vala sein. Ich bin Jack O‘Neill.“ Mit diesen Worten ging er auf Vala zu und schüttelte ihr die Hand.
    „Wo habt ihr euch den jetzt wieder reingeritten? Ihr kommt heile von den irrwitzigsten und gefährlichsten Missionen zurück, und bei einem kleinen Ausflug nach Washington muss ich euch beim NCIS rausholen. Ich soll euch Grüße von Agent Gibbs ausrichten, und ihr könnt jetzt gehen. Ich würde sagen wir gehen ins Hotel, holen Carter ab, und dann gehen wir Steaks essen.“ Bei diesen Worten war ein breites Grinsen auf Vala Gesicht erschienen. Sie hakte sich bei Jack ein, sah ihn an und sagte: „General, sie wissen, womit man eine Frau glücklich machen kann, ich bin am verhungern.“

    Kurze Zeit später gingen sie die Treppe hinunter und in Richtung des Aufzugs. Als dieser kam, stiegen Cam, Daniel und Vala ein, während Jack sich noch einmal kurz zu Gibbs umdrehte. Die beiden gingen noch einmal aufeinander zu.
    „Wie sieht es aus, Jethro, Lust mal wieder angeln zu gehen?“
    „Ruf mich an, Jack“, antwortete Gibbs. Die beiden schüttelten sich die Hand, Gibbs ging wieder zu seinem Schreibtisch und setzte sich an seinen Schreibtisch, um genüsslich seinen Kaffee zu trinken, beobachtet von seinem verblüfften Team.

    Zwei Wochen später im SGC

    Vor vier Stunden war SG-1 von einer Mission zurückgekommen, und hatte die Nachbesprechung gerade beendet, als Gen. Landry Cameron zurück hielt, und in sein Büro bat. Dort angekommen deutete der General auf einen Stuhl, während er hinter seinem Schreibtisch Platz nahm.

    „Ich habe hier was für Sie, Col. Mitchell. Das ist die endgültige Akte zum Fall Roberts. Dank der Beziehungen von Gen. O‘Neill habe ich davon eine Kopie bekommen. Ich dachte das würde sie interessieren.“
    „Danke, Sir. Natürlich interessiert es mich, warum Maj. Roberts umgebracht worden ist.“
    „Sie können die Akte gerne haben, nur soviel vorweg. Ihr „Alibi“ ist gefunden worden, und hat ihre Angaben bestätigt. Es mag nicht besonders wichtig erscheinen, aber sie hatte nichts mit dem Mordplan zu tun, und ist, genauso wie sie, zufällig mit in die Sache herein gezogen worden. Maj. Roberts hat einen Versetzungsantrag von Mr. Bartletts Mann abgelehnt. Für seine Frau und seinen Bruder der Grund, warum er umgekommen ist. Aber lesen Sie die Einzelheiten am besten selber nach. Und wenn Sie ein paar Tage frei haben möchten um nach Washington zu fahren, würde sich da sicher einrichten lassen.“
    „Sir?“ Cam schaute den General fragend an.
    „Lesen Sie den Bericht, Colonel, besonders Seite 12!“ Nach dieser Bemerkung wandte sich der General demonstrativ zu seinem Telefon um, so dass Cam aufstand und mit dem Bericht in der Hand hinaus ging. Nachdem er die Tür geschlossen hatte, ging er grübelnd in Richtung seines Quartiers. Dort angekommen ließ er sich auf das Bett fallen, schlug den Bericht auf, und suchte Seite 12. Dort fiel sein Blick auf die Daten, die oben auf der Seite standen:

    Candice Soames, 25 G Street, Washington D.C, Telefon: 555.......

    ENDE


    "Der Mensch fürchtet die Zeit, doch die Zeit fürchtet die Pyramiden."
    arabisches Sprichwort

    ***


  17. Danke sagten:


  18. #557
    Lieutenant General Avatar von Antares
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    Das ist ein nettes Crossover zwischen den beiden Serien geworden.

    Der arme Daniel - wenn ich mir eine Person nicht aussuchen würde, mit der ich gemeinsam im Verhör sitze, dann sicher Vala! "Mitteilungsbedürfnis" - deckt ja noch nicht mal ansatzweise ihre Bereitschaft alles auszuplaudern.

    Und der Abschluss ist ja auch nett, ein General als Kuppler!

    Du hast beide Teams, auch das vom NCIS schön getroffen - und nett, dass jede/r einen Kurzauftritt haben durfte!

  19. Danke sagten:


  20. #558
    Alpha Avatar von Avarra
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    Ich poste auch schon mal, weil ich nicht sicher weiß, ob ich am Samstag dazu kommen werde. Und nun kommt es ja auf die 2 Tage auch nicht mehr an, oder?

    ----------------------------------------------------


    Titel: Time to Dance
    Autor: Avarra
    Altersbeschränkung: ab 12
    Zeitliche Einordnung: irgendwann während der 3. Staffel
    Spoiler: SGA Staffeln 1-3
    Kategorie: Crossover
    Warnungen/Pairings: keine
    Klappentext: Antwort auf die Challenge: „Schreibt ein Crossover“. Vorgabe war, dass die Geschichte hauptsächlich in dem „Fremd-Universum“ spielen sollte.
    Disclaimer: Die Figuren und das Universum von „Stargate“ gehören MGM, respektive den © und ™ Inhabern und bleiben deren geistiges Eigentum. Alles, was aus dieser Welt nicht bekannt ist, ist meinem Geist entsprungen. Die Figuren und fiktiven Orte aus „Stolz und Vorurteil“ gehören dem Nachlass von Jane Austen.
    [(c) des nicht zu MGM oder dem Nachlass Jane Austens gehörenden Materials liegt bei mir, jede Verbreitung im Ganzen oder in Auszügen in sämtlichen Medien darf nur mit meiner schriftlichen Genehmigung erfolgen.]
    Kommentare: sind erwünscht und gerne gesehen





    Spoiler 
    Time to Dance


    Herbstliche Stürme ließen das Meer um die kleine Insel tosen und Brandungswellen gegen die Steilküste donnern. So weit das Auge reichte, sah man Gischtkronen auf der aufgewühlten See, aber sehr weit reichte der Blick sowieso nicht, denn die Luft war erfüllt von der Feuchtigkeit des Meeres und der tobende Wind ließ die Augen fast sofort tränen.

    Sie waren auf M3X-447, einem beinahe unbewohnten Planeten, der nur deshalb für Atlantis interessant war, weil in seinen Küstengebieten Pflanzen wuchsen, die hervorragende medizinische Eigenschaften hatten. Insbesondere Krankheiten, die es nur in der Pegasus-Galaxie gab und für die die Menschen der Erde keine Heilmittel kannten, ließen sich mit Arzneien aus diesen Pflanzen kurieren.
    Aus diesem Grund wurden Sheppard, McKay, Ronon und Teyla bei dieser Mission auch von Lilian Bonham, einer Biologen, die sich auf Arzneipflanzen spezialisiert hatte, begleitet. Sie war eine kleine Frau, ein wenig rundlich und eher still. Genau genommen sagte sie kaum jemals etwas und wenn, dann war ihre Stimme leise und ihre Worte waren wohl gewählt.
    Teyla hatte anfangs geglaubt, sie sei besonders schüchtern und sich auf dem Flug und während der ersten Stunde ihres Aufenthalts besonders um sie gekümmert. Lilian hatte diese Aufmerksamkeit dankbar zur Kenntnis genommen und sich, soweit es ihre Natur zuließ, angeregt mit Teyla unterhalten, während sie nach den Pflanzen Ausschau hielt, nach denen sie suchten.
    Dann jedoch bezog sich der bis dahin strahlend blaue Himmel und es begann zu regnen. Dem Regen folgte Wind, mehr Wind und dann der nun tosende Sturm.
    Den Jumper hatten sie etwas abseits stehen gelassen, weil eine der Pflanzen, die sie am dringendsten brauchten nur an einem schroffen Berghang in der Mitte der Insel wuchs. Sie kletterten den Berghang hinauf und während sie nach der Pflanze suchten, schlug das Wetter so drastisch um.
    Inzwischen zuckten Blitze über den Himmel und das Tosen des Sturmes mischte sich mit dem grollenden Donner und dem Getöse der Brandung. Es dauerte nur Minuten, dann waren sie bis auf die Knochen nass und völlig zerzaust.
    „Wir müssen uns irgendwie vor dem Sturm schützen“, brüllte John gegen den Lärm der Elemente an. Er stemmte sich vorn über gebeugt gegen den Wind.
    „Da drüben“, rief Ronon und zeigte auf die Felswand, wo sich eine winzige, hölzerne Hütte schief gegen die Wand drückte. Sie war kaum zu erkennen, durch den Regen, den der Sturm durch die Luft wirbelte. Ein Blitz zuckte am Himmel, erleuchtete die Szenerie und tatsächlich, das kleine Gebäude schien stabil genug zu sein, um ihnen Schutz zu gewähren.
    Sie stemmten sich gegen den Sturm und bewegten sich darauf zu, wobei Teyla den Ärmel von Bonhams Jacke gepackt hielt und die verängstigte Botanikerin hinter sich her zog.
    Sie erreichten die Hütte mühsam und aus der Nähe konnten sie sehen, dass es mehr eine Art geschlossener Unterstand war und wohl gerade ausreichte, um fünf Leuten Schutz vor dem Wetter zu gewähren. John streckte die Hand aus, packte den Türgriff und zog daran und in dem Moment, als sie durch die Tür stolperten erhellte eine Kaskade von Blitzen den Himmel über ihnen und für den Bruchteil eines Augenblicks erkannte John, dass die Blitze genau die Hütte trafen.
    Dann war es vorbei und sie hatten die Tür passiert.
    Kaum waren sie hindurch getreten, erwartete sie ein wirklicher Schock, gegen den das Unwetter nur eine unbedeutende Belästigung zu sein schien. Sie sahen keineswegs das Innere einer kleinen, dunklen Hütte, sondern waren in warmen Sonnenschein hinaus getreten.
    Hinaus, nicht hinein.
    Verblüfft sah Sheppard sich um, nur um hinter sich weder die Hütte, noch den Felshang zu entdecken, sondern eine Scheune, deren Tür langsam hinter ihnen zu schwang.
    Mit der gleichen Verblüffung stellte er fest, dass er und ebenso die anderen nicht mehr durchnässt und windzerzaust waren, sondern absolut trockene Kleidung trugen. Ihre vertraute Kleidung, nur nicht mehr klatschnass, wie noch vor einigen Sekunden.
    Die anderen folgten seinem Blick zurück und auf ihren Gesichtern zeigte sich die gleiche Verblüffung, die er selber fühlte.
    Einzig Lilian sah sich die Umgebung, insbesondere die Pflanzen, genauer an. Als sie nach Luft schnappte und leise murmelte: „Das ist unmöglich …“, wandten sich die anderen ihr zu.
    „Was ist unmöglich?“, forderte McKay in einem ziemlich genervten Tonfall zu wissen. Jenem Tonfall, den Sheppard nur zu gut kannte und der anzeigte, dass McKay zutiefst verunsichert war. Eine Tatsache, die auch ihn nicht unberührt ließ, denn wenn McKay verunsichert war, dann waren die Dinge nicht in Ordnung, um es einmal milde auszudrücken.
    McKay warf Lilian seinen patentierten Hilfswissenschaftler-Eindampfungs-Blick zu und wiederholte: „Was ist unmöglich?“ Ihm ging diese Mission vom ersten Moment an auf die Nerven. Erst sollten sie Pflanzen sammeln, die zwar wichtig waren, aber keineswegs so wichtig, wie seine Arbeit im Labor. Dann überraschte sie das Unwetter, das ihn bis auf die Knochen durchnässte und ihm wahrscheinlich eine Lungenentzündung oder Schlimmeres bescheren würde. Und nun dies hier, das ihn, auch wenn er es niemals öffentlich zugeben würde, zutiefst verunsicherte. Da kamen ihm die kryptischen Bemerkungen einer absolut unbedeutenden Botanikerin gerade Recht, um seine aufgestaute Frustration an ihr abzulassen.
    Lilian, die McKays Art, seine Unsicherheit zu kaschieren, nicht so gut kannte, wie die anderen, zuckte zusammen. Dann fing sie sich und zeigte auf einen blühenden Rosenbusch.
    „Das ist, wenn mich nicht alles täuscht, eine alte Rose, die es seit über hundert Jahren nicht mehr gibt.“
    Alle starrten sie ungläubig an und sie errötete unter der Aufmerksamkeit.
    „Und wie ist eine solche Rose, die es angeblich nicht mehr gibt, in die Pegasus-Galaxie gekommen?“, blaffte McKay.
    Sheppard hob die Hand, um eine Eskalation zu verhindern, als Lilian mit zornig geröteten Wangen den Mund zu einer Erwiderung öffnete.
    Er ging auf das Scheunentor zu, durch das sie gekommen waren. Vorsichtig schob er die in das riesige Tor eingelassene Tür auf und blickte hindurch. Da war weder die Hütte, noch der Planet, von dem sie gekommen waren, sondern seinem Blick bot sich ein Stall dar. In den Boxen rechts und links des Mittelganges konnte er Tiere hören, die unruhig mit den Hufen scharrten und leise schnaubten. Am Ende des Mittelganges sah er zwei Kutschen stehen. Alles sah gut gepflegt und häufig benutzt aus.
    Wieder spiegelte sich sein eigenes Erstaunen in den Gesichtern seiner Begleiter. Sie wandten sich vom Stall ab und sahen sich wieder die Umgebung an. In diesem Moment bog eine Frau um die Ecke. Sie hielt inne, als sie die Fremden bemerkte und starrte sie erschrocken an.
    Ihr Haar war unter einer altmodischen Haube verborgen und sie trug ein bodenlanges, helles Kleid, dessen Taillenbund weit hochgezogen war.
    Nach einigen Momenten gegenseitigen Anstarrens, rührte sie sich und blickte sich wie hilfesuchend um. Als sie niemanden entdeckte, der sie unterstützen konnte, trat sie mutig ein paar Schritte auf die Fremden zu.
    „Darf ich mich Ihnen vorstellen? Charlotte Lucas.“ Sie knickste mit leicht gesenktem Kopf.
    Lilian klappte der Mund auf, dann fasste sie sich schnell und schob sich vor die anderen. Sie erwiderte den Knicks und sagte: „Es ist mir eine Freude, Ihre Bekanntschaft zu machen, Miss Lucas. Ich bin Lilian Bonham und meine Begleiter sind Colonel Sheppard, Dr. McKay, Miss Emmagan und Mr. Dex.“ Sie deutete bei jedem Namen auf die jeweilige Person.
    Die anderen standen wie angewurzelt da, einzig Teyla versuchte ebenfalls einen Knicks, der aber ziemlich unbeholfen aussah.
    „Nun, Willkommen in Meryton“, sagte Miss Lucas und sah sie an, als erwarte sie irgendetwas von ihnen.
    John überlegte kurz, ihr die Hand zur Begrüßung hinzustrecken, unterließ es dann jedoch und beschloss abzuwarten. Bonham schien zumindest eine Ahnung zu haben, was hier vor sich ging und solange keine direkte Gefahr für sein Team drohte, war er gewillt, erst einmal zu beobachten, was sich entwickelte.
    „Aber darf ich fragen, was Sie auf den Grund von Lucas Lodge verschlagen hat?“, fuhr die junge Frau fort.
    Lilian, die fieberhaft überlegt hatte, wie man das hier erklären konnte, lächelte sie offen an und begann zu improvisieren.
    „Wir kommen aus … den Kolonien. Aus Übersee.“
    Miss Lucas sah sie interessiert an und ihr Blick streifte über die Kleidung, die sie trugen. Man konnte ihre Frage deutlich in ihrem Gesicht ablesen, doch anstatt zu fragen, wartete sie weiterhin auf eine Erklärung ihrer Anwesenheit an genau diesem Ort.
    „Wir … wir haben uns verlaufen“, fuhr Lilian fort. Langsam wurde sie sicherer und fabrizierte eine halbwegs glaubhafte Geschichte.
    „Ich bin in England aufgewachsen, doch meine Eltern gingen mit mir in die Kolonien. Mein Vater war Geistlicher und fand dort seine neue Berufung und so zogen wir mit ihm nach Übersee. Nun aber wollte ich meinen Freunden meine alte Heimat zeigen. Wir sind nach einer langen Schiffsreise in Portsmouth angekommen und planten, eine Rundreise zu machen. Aber unsere Kutsche ist irgendwo hier in der Nähe verunfallt und wir haben uns auf den Weg gemacht, um Hilfe zu suchen.“
    Miss Lucas sah sie erschrocken an. „Oh, wie schrecklich. Das muss furchtbar für Sie gewesen sein. Natürlich finden Sie hier Hilfe! Was ist mit Ihrem Kutscher und ihrem Gepäck? Wir können sofort einige Dienstboten ausschicken.“
    Lilian schluckte. „Die Kutsche … ja, die Kutsche. Sie ist in einen Abgrund gestürzt, gerade nachdem wir alle hinaus geklettert sind. Es war schrecklich.“ Sie gab einen kleinen, schluchzenden Laut von sich und Sheppard warf ihr einen interessiert-amüsierten Blick zu. Dann fasste er sich wieder und versuchte, angemessen schockiert auszusehen.
    Lilian tat so, als müsse sie sich erst einmal wieder fassen und fuhr dann fort: „Wir sind ziemlich weit gelaufen, bevor wir Sie gefunden haben, Miss Lucas.“
    „Oh! Sie müssen schrecklich erschöpft sein“, sagte die Angesprochene an Lilian und Teyla gewandt. „Bitte folgen Sie mir ins Haus, damit ich Sie meinem Vater vorstellen und Sie sich erfrischen und ausruhen können. Ich bin sicher, wir finden auch Ersatz für Ihr Gepäck, damit sie diese …“, ihr Blick schweifte noch einmal über ihre Kleidung, „… Reisekleidung ablegen können.“
    Sie drehte sich auf dem Absatz um und ging voran auf das Haus zu, das zu sehen war, sobald man den riesigen Stall umrundet hatte. Sheppard wechselte einen kurzen Blick mit seinem Team und machte dann ein Zeichen, der jungen Frau zu folgen.
    „Was geht hier vor?“, zischte er Lilian zu, als sie sich in Bewegung gesetzt hatten.
    Diese sah ihn geistesabwesend an. „Charlotte Lucas, Meryton … das ist Wahnsinn“, murmelte sie. Dann fing sie sich wieder ein wenig und versuchte Sheppards Frage zu beantworten. „Wenn ich nicht völlig daneben liege, sind wir in ‚Stolz und Vorurteil’, dem Roman von Jane Austen, gelandet“, brachte sie flüsternd hervor. „Aber geben Sie mir noch etwas Zeit, bitte. Ich bin sicher, ich finde das noch genauer raus.“
    John runzelte die Stirn, er kannte den Roman vage. Er hatte ihn in der Highschool im Unterricht lesen müssen und hatte ihn nicht gemocht. Es lag nicht an dem Roman, der ironische Ton Austens hatte ihm sogar ein wenig gefallen, sondern eher daran, dass seine damalige Freundin und ihre Freundinnen ganze Nachmittage damit zugebracht hatten, über Mr. Darcy zu schwärmen. Und hier waren sie nun gelandet? Verdammt, wie war das möglich?

    Über seinen Gedanken hatten sie das Haus erreicht und Miss Lucas bat sie, einen Moment im Salon zu warten, bis sie alles vorbereitet hatte.
    Sobald sie alleine waren, erzählte Lilian den anderen von ihrem Verdacht. Sie erklärte Ronon und Teyla, dass es sich um einen berühmten Roman der Erde handelte, der im England des ausgehenden 18. Jahrhunderts spielte.
    John sah McKay fragend an. „Wie sind wir hierher gekommen?“
    McKay zuckte mit den Schultern. „Ich habe keine Ahnung“, schnappte er.
    „Rodney. Bitte. Keine Ahnung? Irgendeine Idee vielleicht?“
    „Vielleicht war in der Hütte irgendein Antiker-Gerät. Vielleicht hat der Blitzschlag es aktiviert oder überladen und es hat einen Riss im Raum-Zeit-Kontinuum geöffnet, durch den wir geraten sind. Was weiß ich?“ Seine Frustration entlud sich in seinem Tonfall. Rodney McKay konnte es ganz und gar nicht leiden, wenn er ein Phänomen nicht erklären konnte und es auch noch so gravierende Folgen für ihn hatte.
    „Das erklärt nicht, wie wir in einem Roman landen konnten“, insistierte Sheppard.
    „Ich weiß es nicht, verdammt“, fauchte McKay.
    „Und wie kommen wir wieder zurück?“, fragte Teyla leise.
    McKay warf ihr seinen patentierten Jungwissenschaftler-Eindampfungsblick zu, den er sonst nur für unfähige Mitarbeiter reserviert hatte.
    „Wenn ich nicht einmal weiß, wie wir hergekommen sind, wie soll ich dann wissen, wie wir wieder weg kommen. Ich bin zwar genial, aber kein Zauberer.“
    Sie wurden unterbrochen, denn nun betrat ein Mann den Raum, gefolgt von Miss Lucas. Er war klein, rundlich und strahlte eine Aura von Freundlichkeit und Jovialität aus. Sie wurden einander von Miss Lucas vorgestellt und so erfuhren sie, dass es sich bei dem Mann und ihre Vater, Sir William Lucas, handelte. Er hörte sich ihre Geschichte, die von Lilian, nachdem sie jetzt etwas Zeit zum Nachdenken gehabt hatte, angemessen ausgeschmückt wurde, interessiert an.
    Dann musterte er sie der Reihe nach mit neugierigem, aber durchaus freundlichem Blick.
    „Miss Emmagan“, wandte sich Sir William charmant an sie, „Sie haben einen interessanten Namen. Gestatten Sie mir die Frage, ist er französisch?“
    „Athosianisch“, erwiderte sie automatisch, um dann erschrocken zu verstummen.
    Sir William strahlte sie an. „Und dieses … Athosien … das liegt auch in den überseeischen Kolonien?“
    Sie nickte stumm und Sir William schien zufrieden zu sein. „Reizend, überaus reizend“, rief er aus und klatschte in die Hände. „Selbstverständlich erhalten Sie bei uns jede erdenkliche Hilfe.“ Er strahlte Lilian an. „Wir müssen unseren Freunden aus den Kolonien doch zeigen, wie wundervoll es im guten, alten England ist, nicht wahr? Sie sind natürlich unsere Gäste, bis Ihre Angelegenheiten geregelt sind. Es ist wundervoll, Hausgäste zu haben.“ Wieder klatschte er in die Hände. „Ich werde gleich meiner Frau die guten Nachrichten überbringen und die Dienstboten anweisen, Ihnen Gästezimmer vorzubereiten.“
    „Ich habe Misses Adams bereits informiert, Vater“, warf Charlotte ein. „Sie bereitet den Gästeflügel vor.“
    „Wunderbar!“ Er wandte sich an das Team. „Ist es nicht absolut wunderbar, eine so aufmerksame Tochter zu haben?“
    Sie nickten höflich, ein wenig überrollt vom Überschwang Sir Williams.
    „Nun, dann bleibt uns noch etwas Zeit zum Plaudern“, fuhr der Hausherr unbeirrt fort.
    „Miss Bonham, Sie sagten, sie stammen aus England? Aus welcher Gegend, wenn ich so vermessen sein darf, zu fragen.“
    Lilian schluckte. Über dieses Detail hatte sie sich bisher keine Gedanken gemacht. „Aus … Kent“, brachte sie hervor. Himmel, ihre Geschichte hatte mehr Löcher, als ein Nudelsieb und sie musste sich schnellstens passende Details ausdenken, wenn sie hier nicht als Betrüger und Hochstapler enttarnt werden wollten.
    Und schon bahnte sich die nächste Katastrophe an, als Sir William weiter sprach.
    „Dann wird es Sie freuen, zu hören, dass wir Besuch aus Kent in der Nachbarschaft haben. Mister Collins, ein Cousin der Bennets, logiert derzeit in Longbourne, dem Anwesen der Familie Bennet. Ich bin sicher, Sie werden jede Menge Gesprächsstoff haben. Ihr werter Herr Vater ist doch auch ein Geistlicher, wenn ich das richtig verstanden habe?“
    Lilian spürte, dass sie zu schwitzen begann. Verdammt, verdammt, verdammt, wie hatte sie nur in diese Falle tappen können, sie wusste doch, dass Kent in dem Roman eine nicht unbedeutende Rolle spielte. Wie hatte sie nur so dumm sein können, ausgerechnet Kent als Herkunftsgegend zu nennen?
    Dankenswerterweise blieb ihr eine Antwort erspart, da sich die Tür öffnete und eine Frau mittleren Alters in der Tür stehen blieb. Sie knickste und sagte: „Der Gästeflügel ist bereit, Sir.“
    „Vielen Dank, Misses Adams“, sagte Sir William und strahlte. „Führen Sie bitte unsere Gäste in ihre Zimmer und sagen Sie Lady Lucas, dass ich sie sprechen möchte.“
    Mrs Adams knickste wieder. „Sehr wohl, Sir.“
    Sie wandte sich an die Atlanter und sagte mit einem Lächeln: „Wenn Sie mir bitte folgen wollen.“
    Sie wurden in einen Seitenflügel des Hauses geführt, der offensichtlich für Gäste vorgesehen war. Jeder bekam ein eigenes Zimmer und sie hatten noch einen Salon zu ihrer gemeinsamen Verfügung. In ihren Zimmern war Kleidung bereit gelegt worden und auf Lilians Rat hin kleideten sie sich um, auch wenn es besonders den Männern suspekt erschien.
    Als sie halbwegs passabel angezogen waren, Teyla und Lilian hatten sich mit den Kleidern gegenseitig geholfen, trafen sie sich in ihrem Salon.
    „Also, irgendwelche Ideen, was wir hier tun und wie wir hier wieder wegkommen?“, brachte Sheppard die Sache sofort auf den Punkt.
    „Ich weiß zwar immer noch nicht, was uns hierher gebracht hat“, nahm McKay den Faden auf, „aber ich denke inzwischen, dass der Ort nicht zufällig gewählt ist. Irgendetwas ist hier, das das Antikergerät veranlasst hat, und genau hierher zu bringen.“ Er runzelte die Stirn. „Falls da ein Antikergerät war in der Hütte, was ich aber stark annehme, denn ohne die angenommene Intervention eines Antikergerätes wären wir in echten Schwierigkeiten. Und damit meine ich echte Schwierigkeiten.“ Er fuchtelte unheilschwanger mit den Händen.
    „Schwieriger, als die Schwierigkeit, aus unbekannten Gründen in der fiktiven Welt eines Romans von der Erde gelandet zu sein, ohne zu wissen, warum oder wie man hergekommen ist?“, fragte Teyla und hob eine Augenbraue.
    „Viel schwieriger“, nickte McKay. „Es würde bedeuten, dass es ein zufälliges Ereignis ohne Ursache ist, das nicht reversibel und nicht reproduzierbar ist.“
    „Nicht …“, Sheppards Stimme klang erschrocken. „Gehen wir von einem Antikergerät aus“, sagte er dann entschlossen. „Also gibt es hier irgendwo ein Gegenstück?“
    „Im Stall“, brummte Ronon. „Immerhin sind wir da aufgetaucht.“
    „Oh, seit wann ist Mr. Ich-schieße-erst-und-frage-dann unser Experte für Raum-Zeit-Dimensions-Phänomene?“, ätzte McKay und Sheppard konnte die Beunruhigung erahnen, die hinter dieser vordergründigen Emotion hervorschimmerte. McKay redete entweder wie ein Wasserfall, oder er war sarkastisch, wenn er beunruhigt war und eine Situation weder einschätzen konnte, noch unter Kontrolle hatte. Im Moment tat er beides und das beunruhigte wiederum Sheppard mehr, als er sich eingestehen wollte.
    Sie berieten sich eine Weile und kamen schließlich zu dem Schluss, dass McKays Theorie, sowohl in der Hütte, als auch im Stall von Lucas Lodge ein Gerät der Antiker sein müsse, die in irgendeiner Verbindung standen und durch den Blitzschlag aktiviert worden waren.
    „Unsere beste Chance ist also, dieses Gerät zu finden und zu sehen, ob wir es von hier aus aktivieren können, um unseren Rücktransport zu initialisieren“, fasste McKay zusammen. „Ich habe zwar keine Ausrüstung hier und mein Handscanner funktioniert aus unerfindlichen Gründen nicht, aber vielleicht lässt es sich ja durch das Gen aktivieren.“
    Sheppard nickte
    „Und bis dahin sollten wir uns als gute Gäste zeigen, damit wir unauffällig hier bleiben können“, ergänzte Teyla. „Es wäre fatal, wenn wir die Gegend verlassen müssten und nur heimlich zurückkehren könnten, um das Gerät zu suchen. Können Sie uns dabei vielleicht helfen, Lilian?“
    Lilian nickte und begann, die Gruppe über die wesentlichen Verhaltensweisen und Umgangsformen der Zeit und des sozialen Standes aufzuklären. Verbeugungen bei den Herren, Knickse bei den Damen zur Begrüßung und zur Verabschiedung. Keinerlei körperliche Berührungen, wie ein Händedruck oder eine Umarmung. Unter keinen Umständen. Höflichkeit in jeder Situation, ohne jede Ausnahme. Sie warf McKay einen warnenden Blick zu.
    „Was?!?“, schnappte er.
    Sheppard schmunzelte, während Teyla Ronon einen ebensolchen Blick zuwarf, wie Lilian ihn für McKay verwendet hatte.
    Lilian lachte leise, dann erklärte sie noch einige Dinge, die zu dem gesellschaftlichen Umfeld gehörten, in das sie geschliddert waren, bis Mrs Adams erschien, um sie zum Dinner abzuholen.
    Sie lernten dort Lady Lucas, die jüngere Tochter Maria und die Söhne der Familie kennen. Die Unterhaltung bei Tisch war entspannt, was auf die grenzenlos freundliche und umgängliche Art Sir Williams zurückzuführen war, die auf seine ganze Familie abgefärbt hatte.
    Nach dem Dinner verabschiedeten sie sich rasch in ihren Gästeflügel, die Strapazen der unglücklichen Reise vorschiebend, um möglichen Fallen in der Konversation zu entgehen, bevor sie sich noch detaillierter abgesprochen hatten.

    Der nächste Tag war vollständig ereignislos, bis auf einen Besuch der zweitältesten Bennet-Tochter, deren Anwesenheit Lilian in helle Aufregung versetzte. Elisabeth, so erklärte sie ihren Kameraden, war die Heldin des Romans und eine beeindruckende junge Frau. Eine der schillerndsten Frauengestalten der Literatur dieser Zeit, schwärmte Lilian, nachdem die zugegebenermaßen charmante und intelligente junge Frau wieder nach Hause gegangen war.
    Sie nutzten die freie Zeit, den Stall zu untersuchen, indem sie einen Spaziergang vortäuschten, doch so sehr sie sich auch bemühten, es war keine Spur eines antikischen Gerätes zu finden.
    „Was tun wir also?“, fragte Teyla, deren Augen mittlerweile Besorgnis ausdrückten.
    „Unsere beste Chance ist immer noch, hier in der Nähe zu bleiben und auf Anomalien zu achten“, sagte McKay. „Es muss einen Grund geben, warum wir ausgerechnet an diesem Ort gelandet sind und sollte ein weiteres Ereignis stattfinden, so ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es genau hier stattfindet.“
    Als sie zum Haus zurückkehrten, waren sie sich einig, dass es eine merkwürdige Zeit war, in der sie gelandet waren. Alles war so steif, voller geregelter Formalitäten und es war grauenhaft langweilig. Es gab nichts zu tun, man verbrachte seine Tage damit, die Zeit zu vertrödeln und darauf zu warten, dass etwas passierte, über das man sich unterhalten konnte. Wenigstens kam ihnen das so vor, denn sie waren es gewohnt immer etwas zu tun zu haben, immer in Bewegung zu sein. Das Leben hier war geruhsam, zu geruhsam, es floss träge dahin und machte die Atlanter schrecklich kribbelig.

    Am Abend, nach dem Dinner, lauschten sie alle dem Klavierspiel, mit dem Maria Lucas die Familie und die Gäste unterhielt.
    „Morgen Abend findet auf Netherfield Park ein großer Ball statt“, erzählte Miss Lucas mit leuchtenden Augen. „Mein Vater hat eine Nachricht zu Mr. Bingley geschickt, dass wir noch unerwartete Hausgäste mitbringen.“
    „Der Ball in Netherfield Park“, murmelte Lilian mit einem verträumten Gesichtsausdruck.
    Charlotte hob die Augenbrauen. „Sie kennen Netherfield Park?“
    „Nur vom Hören.“
    „In den Kolonien?“, hakte Miss Lucas mit hochgezogenen Augenbrauen nach.
    John sprang in die Bresche. „Was für einen wunderschönen Garten Sie hier haben, Miss Lucas“, sagte er mit einem Blick aus dem Fenster.
    Sie warf Lilian noch einen irritierten Blick zu, dann erhob sie sich und trat neben John. „Ja, nicht wahr? Ich kümmere mich selber um die Rosen.“
    Sie sah John mit einem langen Blick an, den Rodney mit einem Stirnrunzeln zur Kenntnis nahm.
    Ronon, der die ganze Zeit über geschwiegen hatte, sagte plötzlich laut: „Ich werden nicht tanzen. Ich werde nicht zu diesem Ball gehen.“ Er verschränkte die Arme vor der Brust und starrte so grimmig zu Sheppard, wie nur er es konnte.
    Charlotte sah ihn milde schockiert an, fasste sich dann wieder und nachdem sie sein, führ ihre Maßstäbe trotz der angepassten Kleidung, wildes Aussehen gemustert hatte, nickte sie lächelnd.
    „Wie Sie wünschen, Mr Dex. Ich befürchte tatsächlich, dass unsere Gesellschaft etwas zu … gesetzt ist, für jemanden, wie Sie.“
    Dann wanderte ihr Blick über die anderen und gerade, als McKay sich der Absage des Satedaners anschließen wollte, sagte sie höflich, aber bestimmt: „Aber Sie werden uns doch die Ehre geben, nicht wahr? Es würde sehr lebhafte Gerüchte geben, hätten wir Hausgäste und brächten sie nicht zu dem gesellschaftlichen Ereignis der Saison mit.“
    Sie sah die restlichen vier Atlanter an, dann erkannte sie das Zögern in Sheppards und McKays Augen und fügte mit einem Lächeln hinzu: „Ich bestehe darauf.“
    McKay, der trotz ihrer Worte protestieren wollte, wurde von Lilian unterbrochen.
    „Selbstverständlich, Miss Lucas. Wir freuen uns schon sehr darauf.“
    McKay schnappte nach Luft, setzte dann aber eine finstere Miene auf und schwieg. Jeder, der ihn kannte, konnte das Grollen in seinen Gesichtsausdruck lesen.
    Auf einen Wink ihrer Muter hin, erhob sich Charlotte und entschuldigte sich für einen Moment. Kaum waren sie unter sich, zischte McKay an Lilian gewandt: „Wie konnten Sie nur? Ich werde auf keinen Fall zu einem Ball gehen. Das ist doch lächerlich!“
    Lilian schluckte. „Es ist so, man widerspricht in dieser Zeit und in dieser gesellschaftlichen Schicht niemals einer Dame. Besonders nicht, wenn sie auf etwas besteht. Es ist eine Floskel, die keine weitere Diskussion zulässt. Es sei denn, man möchte als unerträglich unhöflich gelten und riskieren, aus der Gesellschaft ausgeschlossen zu werden. Vergessen Sie nicht, der Umgang der Menschen hier ist von vielen Regeln und Konventionen bestimmt. Und da Sie selber gesagt haben, dass unsere beste Chance, nach Hause zu kommen, ist, hier in der Umgebung der Stallungen von Lucas Lodge zu bleiben, sollten wir gute Miene zum bösen Spiel machen.“
    McKay sah sie noch immer wütend an, nickte dann aber mit zusammengepressten Lippen.
    „Außerdem will ich mir den Ball in Netherfield Park um keinen Preis der Welt entgehen lassen“, fügte sie mit einem süffisanten Lächeln hinzu, was Teyla dazu veranlasste, leise zu lachen und sowohl Sheppard, als auch McKay das Gefühl gab, in eine ausgeklügelte Falle getappt zu sein.


    Der nächste Tag kam schneller, als ihnen lieb war und das Haus war erfüllt von den Vorbereitungen für das abendliche Ereignis. Marias aufgeregtes Plappern schallte durch alle Korridore, als sie davon erzählte, dass die Offiziere des Milizregiments ebenfalls eingeladen worden waren und dass sie gedächte, jeden einzelnen Tanz zu tanzen.
    Diener halfen Sheppard und McKay, passende Abendkleidung auszuwählen, während Teyla und Lilian von Zofen mit Abendkleidern versorgt und dem Anlass angemessen aufwändig frisiert wurden.
    Nachdem sie endlich mit zwei Kutschen in Netherfield Park angekommen waren, sahen sie, was für eine riesige Veranstaltung der Ball war. Und trotz ihrer Vorbehalte, waren die beiden Männer beeindruckt von der lebendigen Atmosphäre und dem leichtlebigen Prunk.
    Teyla sah sich interessiert um, all das nährte ihren Wissensdurst, die Kultur und Lebensweise fremder Völker zu verstehen. Und auch, wenn ihr die Menschen von der Erde schon lange nicht mehr fremd erschienen, so waren viele ihrer kulturellen Eigenheiten ihr doch immer noch unverständlich.
    Lilians Wangen glühten und ihre Augen leuchteten, als sie sich suchend umschaute.
    Teyla berührte leicht ihren Unterarm. „Suchen Sie jemanden, Lilian?“
    „Mr Darcy muss hier irgendwo sein. Oh Gott, ich werde in Ohnmacht fallen, wenn ich ihn sehe. Ob ich mit ihm tanzen werde?“
    Teyla schmunzelte. „Wahrscheinlich nicht, wenn Sie bewusstlos sind.“
    Lilian starrte sie mit offenem Mund an, dann lachte sie leise. „Wissen Sie, Teyla, ich liebe diese Geschichte, seit ich zwölf Jahre alt bin. Immer, wenn das Leben hässlich oder gemein wurde, habe ich mich hierher geflüchtet. Ich habe das Buch bestimmt hundert Mal gelesen. Es ist nicht so, dass ich in Mr Darcy verliebt bin, oder so was, dafür bin ich zu sehr Realistin. Ich liebe einfach diese Zeit. Die Kleidung, die Höflichkeit, die Art zu leben, zu sprechen, miteinander umzugehen. Und natürlich die Liebesgeschichte von Darcy und Elisabeth. Es ist so wunderschön, zu sehen, wie sich alle entwickelt, wie Lizzie langsam erkennt, wer Darcy wirklich ist und wie sie trotz aller Widrigkeiten zueinander finden.“ Sie strahlte so sehr, dass Teyla, die zwar nicht verstand, worum es genau ging, sie lächelnd in eine leichte Umarmung schloss. „Dann genießen Sie es aus vollem Herzen, Lilian. Nichts und Niemand soll Ihnen den Abend verderben.“

    Sie wurden den Gastgebern vorgestellt. Mr Bingley war die Zuvorkommendheit in Person, begeistert darüber, dass Sir William seine Hausgäste mitgebracht hatte. Seine Schwestern, Miss Bingley und Mrs Hurt waren höflich, aber reserviert und machten keinen Hehl daraus, dass die ganze Gesellschaft weit unter ihrer Würde und ihrem sonstigen Umgang war. Besonders Teyla musterten sie abschätzig und ihre Begrüßungsfloskeln waren zuckersüß mit einem so ätzenden Unterton, dass Teyla sich ihre Bantos herbeiwünschte, um diesen beiden unmöglichen Frauen eine Lektion zu erteilen.
    Später mischten sie sich unter die Leute und wurden von Sir William unermüdlich einer schier endlosen Kette von Fremden vorgestellt. So begeistert Lilian davon war, all die ihr vertrauten Personen wirklich kennen zu lernen, so gelangweilt ließen die Anderen es über sich ergehen.
    McKays Laune hob sich sichtlich, als er die Tische sah, die sich unter exquisiten Speisen bogen, während Sheppard sich darauf zu konzentrieren versuchte, den Offizieren aus dem Weg zu gehen, um unangenehme Fragen über sein Regiment in den Kolonien zu entgehen und warum er nicht in Uniform erschienen war, wie es sich für Offiziere schickte. Allerdings stellte sich das als ziemlich problemlos heraus, da er von der ersten Minute an von jungen Damen umgeben war, die ihn ganz ungeniert anhimmelten und kaum von seiner Seite weichen wollten. Er hatte keine Probleme mit der Umgebung hier umzugehen, schließlich kannte er höflich-unverbindliche Konversation zur Genüge von den Partys in seinem Elternhaus. Und so verhasst es ihm immer gewesen war, hier half ihm dieses anerzogene Können.
    Wieder lotste Sir William sie zu einer Gruppe von Leuten. Er stellte sie als Mr und Mrs Bennet und ihre Töchter Jane, Elisabeth, Mary, Catherine und Lydia vor.
    Elisabeth kannten sie ja schon und Mrs Bennet nutzte sofort die Gelegenheit, die Neuankömmlinge zu umgarnen und ihre Töchter ins rechte Licht zu rücken.
    „Und sind Sie verheiratet, Colonel Sheppard? Oder Sie, Dr. McKay?“, wollte Mrs Bennet wissen.
    Beide sahen sie verblüfft an und schüttelten dann die Köpfe.
    „Wie reizend“, flötete Mrs Bennet und winkte ihren jüngeren Töchtern zu. „Dann werden Sie sicherlich mit meinen Töchtern tanzen wollen. Es sind ganz reizende Mädchen. Gut erzogen und wunderbar talentiert.“ Sie strahlte John und Rodney an.
    „Es ist eine allgemein anerkannte Wahrheit, dass ein Junggeselle im Besitz eines schönen Vermögens nichts dringender braucht als eine Frau“, murmelte Lilian und musste leise kichern.

    Dann schließlich kam der Moment, auf den Lilian gewartet hatte. Sir William stellte sie Mr Fitzwilliam Darcy von Pemberley vor.
    Sie spürte, wie ihre Knie weich wurden, als sie knickste, aber Darcy verbeugte sich mit so unbewegter Miene, dass sie sich schnell wieder erholte. Es war völlig offensichtlich, dass er keinerlei Interesse an ihrer Bekanntschaft hatte und nur aus vorgeschriebener Höflichkeit mit ihnen abgab.
    „Und was machen Sie beruflich, Mr. Darcy?“, versuchte Rodney Smalltalk zu betreiben, als ihm das konsequente Schweigen ihres Gegenübers unangenehm wurde.
    Darcy sah ihn mit einem derartigen Ausdruck von Abscheu in den Augen an als hätte Rodney ihn nach einer exotischen, übel riechenden Krankheit gefragt. Ohne den Blick von Rodney zu wenden verbeugte sich Darcy, sagte knapp: „Ich hoffe, Sie genießen Ihren Aufenthalt“, und wandte sich von ihnen ab, um sich zu Bingley zu gesellen.
    „Meine Güte, wer glaubt dieser Kerl, wer er ist“, fauchte Rodney.
    „Sie haben ihn zutiefst beleidigt, McKay“, sagte Lilian. „Zu dieser Zeit gilt es für einen Gentleman als unschicklich, einer Profession nachzugehen. Man ist einfach da und achtet darauf, dass das auch jeder mitbekommt.“
    In diesem Moment hörten sie, wie Charles Bingley sagte: „Um Himmels Willen, Darcy. Sie kommen aus den Kolonien, hab’ ein wenig Nachsicht mit ihnen.“
    „Dann sollen sie in ihre Heimat zurückgehen Ich bin in keiner Stimmung, Nachsicht mit unzivilisierten Emporkömmlingen ohne Herkunft oder familiäre Verbindungen zu haben.“
    „Ich bin sicher, wenn sie eine Weile hier sind, werden sie sehr angenehme Nachbarn werden.“
    „Selbst wenn sie ein ganzes Jahrhundert hier wären, würde mich das nicht bewegen können, sie auch nur als gleichgestellt mit meinen Pferden zu betrachten.“
    „Darcy …“
    „Geh tanzen, Charles. Genieße den Ball und versuche nicht, mich von Vorzügen zu überzeugen, die nur durch deinen unbedingten Willen, jeden Menschen zu mögen, erkennbar sind. Du verschwendest deine Zeit mit mir.“
    Rodney schnaubte verächtlich. „Arroganter Mistkerl.“
    John lachte leise. „Wenn wir länger bleiben, könntest du in ihm deinen Meister finden.“
    Lilian wirkte niedergeschlagen. „Er ist wirklich unausstehlich“, beklagte sie sich bei Teyla, die sich langsam daran gewöhnte, als Frau von Lilian offensichtlich als die einzig angemessene Gesprächspartnerin für das Thema „Stolz und Vorurteil“ oder „Mr. Darcy“ angesehen zu werden. Dabei schien es keinerlei Rolle zu spielen, dass sie weder den Roman, noch die Figuren kannte. Teyla hatte dieses Verhalten Lilians für sich unter der Rubrik „Frauenthemen bei Frauen von der Erde“ abgelegt und fügte sich lächelnd in ihre neue Rolle.
    „Man kann überhaupt nicht erkennen, was für ein wunderbarer Mann sich unter der ekelhaften Schale verbirgt“, fuhr Lilian mit ihrer Klage fort. „Und er sieht nicht einmal aus, wie Colin Firth. Gut, Colin Firth sieht auch nicht aus, wie Colin Firth in der Rolle, aber der hier …“
    Rodney starrte sie entgeistert an. „Wunderbarer Mann? Dieser Kerl ist der arroganteste, unhöflichste, missmutigste, abscheulichste Bastard, der mir je begegnet ist.“
    „Das sagt Lizzie anfangs auch, natürlich ohne den Bastard, und am Ende heiratet sie ihn.“
    Rodney verdrehte die Augen. „Frauen …“

    Sie beobachteten das Treiben, plauderten mit einigen Leuten, vermieden es, zu tanzen, mit dem Hinweis auf ihre Heimat, wo, wie sie dreist behaupteten, die hier üblichen Tänze nicht bekannt waren und verlebten einen insgesamt interessanten Abend.
    Lilian beobachtete begeistert, wie Mr Bingley Jane Bennet umschwärmte, wie Mr Collins versuchte, Elisabeth Bennet nicht von der Seite zu weichen und wie diese schließlich mit Mr Darcy tanzte. Sie war so rundum glücklich, darüber, hier all das, was sie in dem Roman so liebte, wirklich zu erleben, dass sie fast platzte und ihre einzige Sorge war es, Mr Collins aus dem Weg zu gehen und nicht in ein Gespräch über ihren erfundenen Vater und dessen Pfarrei in Kent verwickelt zu werden.


    Am übernächsten Tag kam Charlotte Lucas in den Salon, wo das Team zusammen saß und wie immer überlegte, welche Optionen sie für ihre Rückkehr hatten, um ihnen Neuigkeiten zu berichten.
    „Stellen Sie sich vor, Mr. Collins hat Lizzie einen Antrag gemacht und sie hat ihn abgelehnt. Und nun bleibt er ein paar Tage bei uns, bis sich die Dinge bei den Bennets wieder beruhigt haben.“
    Lilian nickte und Teyla lächelte vage.
    Als Charlotte den Raum verließ, um mit ihrer Mutter zu besprechen, wie der nun noch um einen Gast erweiterte Lunch organisiert werden sollte, sagte Lilian zu Teyla: „Sie wird ihn heiraten.“
    „Wer?“
    „Charlotte. Mr. Collins.“
    Teyla sah sie ungläubig an. „Warum sollte sie diesen dummen und albernen Mann heiraten wollen?“
    „Sie hat nicht wirklich eine Wahl, Teyla. Sie ist siebenundzwanzig und noch unverheiratet. Sie hat kein Vermögen und ihr droht das Schicksal, für den Rest ihres Lebens auf das Wohlwollen und die finanzielle Unterstützung ihrer Verwandten angewiesen zu sein.“
    „Warum kann sie nicht selber für ihren Lebensunterhalt sorgen?“
    „Frauen tun das nicht in dieser Zeit. Es ist ihnen nicht erlaubt, eine Arbeit zu haben und selber Geld zu verdienen. Allenfalls als Gouvernanten für die Kinder anderer Leute. Oder natürlich als Dienstmädchen oder Köchin, aber das können nur die Frauen aus der Unterschicht. Die Damen des Landadels können sich nur um die Erziehung der Kinder des Adels kümmern, aber diese Stellen sind rar und man muss dafür auch eine entsprechende Bildung haben. Und die hat Charlotte nicht.“
    Teyla schüttelte den Kopf. „Ich dachte schon, die Langeweile im Leben als Frau in dieser Zeit wäre das Schlimmste, aber diese dummen Regeln übertreffen sie noch bei Weitem.“
    Lilian seufzte.
    „Verdammt“, sagte sie plötzlich und Sheppard sah, dass sie blass geworden war.
    „Was?“, fragte er alarmiert.
    „Collins. Wenn er hier im Haus zu Gast ist, werde ich nicht vermeiden können, mit ihm zu reden. Die einzige Chance ist, ihn immer abzulenken, wenn er über meinen Vater reden will. Wir müssen das Gespräch immer auf seine Gönnerin Lady Catherine de Bourgh und ihr Anwesen Rosings Park bringen, dann redet er wie ein Wasserfall darüber und vergisst alles Andere.“
    Sie lachten über die Vorstellung des albernen Mannes, der ihnen schon auf dem Ball als Belustigung gedient hatte.

    Zur Lunchzeit versammelten sich die Familie Lucas und ihre Gäste im Speisezimmer. Mr Collins wurde den Atlantern vorgestellt und berichtete sofort weitschweifig von seinen Lebensumständen, seiner außerordentlichen Segnung durch seine adelige Gönnerin und seine vielfältigen – von Lady Catherine mit wohlwollenden Augen betrachteten – Aktivitäten in seiner Gemeinde.
    Lilian war erleichtert, so, wie Collins plapperte, bestand kaum die Gefahr, dass sie zu Wort kommen würde, um in eine peinliche Situation über ihre erfundene Familiengeschichte zu geraten.
    Sheppard merkte deutlich, dass McKays kaum vorhandene Geduld arg strapaziert wurde. Offenbar sackte Rodneys Toleranzschwelle gegenüber dem aufgeblasenen und ignoranten Mann mit jedem Satz, den dieser sagte, dramatisch ab. In einer kleinen Geste legte John seinem Freund eine Hand auf den Unterarm. Rodney warf ihm einen Seitenblick zu und auf Johns fast unmerkliches Kopfschütteln hin vertiefte er sich wieder in seine Mahlzeit. John konnte ein kleines Lächeln nicht unterdrücken. Es gab kaum eine bessere Methode, Rodney zum Schweigen zu verdammen, als ihm einen vollen Teller mit köstlichem Braten vor die Nase zu setzen.
    Kurz bevor das Dessert serviert wurde, wandte sich Mr Collins dann doch noch an Lilian und fragte sie nach ihrer Kindheit in Kent. Lilian errötete, senkte dann den Blick und sagte leise: „Es war wunderschön, aber leider war mein Vater niemals mit einer so wunderbaren Gönnerin gesegnet, wie Sie, Mr Collins“, was Collins veranlasste, sofort wieder in eine enthusiastische Lobeshymne über Lady Catherine de Bourgh und ihre Residenz Rosings Park auszubrechen.
    Während des Desserts herrschte zunächst Schweigen und Mr Collins musterte die Atlanter kritisch. Gerade als Lady Lucas dazu anhob, eine leichte Plauderei über den Ball zu beginnen, deutete Mr Collins mit seinem Löffel auf Ronon und sagte: „Ich respektiere natürlich die Großmütigkeit unserer Gastgeber, finde es aber dennoch befremdlich, dass dieser … Mensch mit uns an einem Tisch isst.“
    Sheppard schnappte nach Luft und wollte etwas erwidern, aber Collins fuhr schon fort.
    „Überdies denke ich“, sagte er in salbungsvollem Ton, „dass Lady Catherine de Bourgh eine derartige Vermischung der Stände nicht gutheißen würde.“ Sein selbstgefälliger Gesichtsausdruck machte klar, dass dieses Urteil Lady Catherines die Situation eindeutig klärte und jede abweichende Meinung im Keim ersticken würde. Er wandte sich an Sir William, der ihn mit einem erschrockenen und indignierten Blick ansah.
    „Sicher wäre es besser, wenn er sich beim Gesinde aufhalten würde. Lady Catherine legt den allergrößten Wert auf die Einhaltung der Standesunterschiede und sagte erst neulich zu mir ‚Mr Collins’, sagte sie, ‚Mr Collins, es ist von eminenter Wichtigkeit, dass jeder weiß, wo sein Platz ist.’ Und ich kann ihr nur aus tiefstem Herzen zustimmen.
    Zudem muss ich sagen, dass ich, als Geistlicher, es nicht tolerieren kann, wenn dieser … dieser … Wilde mit rechtschaffenen Christenmenschen an einem Tisch sitzt.“
    Entsetztes Schweigen folgte seinen Worten, dann erhob sich Ronon wortlos und verpasste Collins einen Kinnhaken, der diesen vom Stuhl fegte und zu Boden warf.
    Sheppard konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, während Rodneys Löffel voller Pudding mitten in der Luft zwischen Teller und Mund erstarrte und er mit vollem Mund nuschelte: „Volltreffer!“
    Entsetzt schlug Lilian ihre Hände vor das Gesicht und die gesamte Familie Lucas war vor Schreck völlig erstarrt. Ronon setzte sich wieder, nahm seinen Löffel auf und aß mit unbewegter Miene weiter.
    Langsam rappelte sich Mr Collins vom Boden hoch und versuchte, einen letzten Rest von Würde zu bewahren, als er sich die Kleider glatt strich. „Ich bin in meinem ganzen Leben noch nie … noch nie so …“ Er brach ab und stolzierte aus dem Raum. An der Tür drehte er sich noch einmal um und sah Sir William an. „Es ist wohl besser, wenn ich sofort abreise. Das hier ist … mir fehlen wirklich die Worte. Ich möchte mir nicht ausmalen, was Lady Catherine über dieses Haus sagen wird, denn natürlich werde ich ihr die ganze Angelegenheit in schonungsloser Offenheit darlegen.“ Mit diesen Worten ließ er die Tür geräuschvoll hinter sich zufallen.
    Nach einigen Sekunden erhob sich zuerst Charlotte, dann ihre gesamte Familie und folgte ihm.

    „Ohgottogottogott“, jammerte Lilian verzweifelt. „Jetzt kann Charlotte ihn nicht mehr heiraten.“
    „Sie sollte froh darüber sein“, warf Teyla ein, die ebenso wenig, wie die anderen verstand, warum Lilian darum so einen Aufstand machte.
    „Sie verstehen das nicht“, jammerte Lilian. „Charlotte heiratet Mr. Collins und zieht mit ihm in sein Haus nach Kent. Dieses liegt an der Grenze zu Rosings Park, der Residenz von Lady Catherine de Bourgh, die wiederum die Tante von Mr. Darcy ist. Charlotte bittet Lizzie, sie für einige Wochen zu besuchen und bei diesem Besuch trifft sie Darcy wieder, der ihr den ersten Heiratsantrag macht.“ Lilian sprudelte die Ereignisse nur so heraus.
    „Den ersten Heiratsantrag?“, fragte Rodney mit gerunzelter Stirn. „Wieso den Ersten? Machen die Leute hier mehrere Anträge?“ Er konnte sich nicht vorstellen, einmal abgelehnt zu werden und sich dann noch so weit zu erniedrigen, ein weiteres Mal zu fragen. Und bei einem arroganten Mistkerl, wie Darcy konnte er sich das erst Recht nicht vorstellen.
    „Sie lehnt ihn ab, zu der Zeit kennt sie seinen wahren Charakter noch nicht. Später, als sie herausgefunden hat, was für ein verantwortungsvoller, gütiger, großzügiger, wunderbarer Mann er ist, nimmt sie seinen zweiten Antrag an.“ Lilians Augen funkelten und ihr Blick wurde leicht umflort. Dann plötzlich schien sie sich zu erinnern, was passiert war und sie rief verzweifelt: „Aber das kann jetzt alles nicht mehr stattfinden!“
    „Es ist nur ein Roman“, knurrte Ronon, der den ganzen Aufstand nicht verstand.
    Sie drehte sich zu ihm um und schrie: „Nur ein Roman? Es ist eine der größten Liebesgeschichten, die je geschrieben wurden, die die Herzen von Millionen Menschen über zwei Jahrhunderte berührt hat und Sie haben das alles ruiniert!“
    Schluchzend rannte sie aus dem Raum.
    Teyla, John, Rodney und Ronon sahen ihr irritiert nach und betretenes Schweigen machte sich breit.
    „Das ist völlig idiotisch“, schnappte McKay. „Eine kolossale Zeitverschwendung!“
    „Wir sollten wirklich sehen, dass wir hier wegkommen. Das nimmt langsam bizarre Formen an“, sagte Teyla und die drei Männer nickten zustimmend.

    Am späten Nachmittag kam Charlotte zu Atlantern in den Salon. Sie wirkte blass und mitgenommen, die Ereignisse hatten ihr offensichtlich sehr zugesetzt. Ein wenig betreten setzte sie sich zu ihnen, „Mr Collins wird noch ein paar Tage in Longbourne verbringen, bevor er zurück nach Kent reist. Er hat allerdings angekündigt, mich besuchen zu wollen, da er eine Vorliebe für meine Gesellschaft zu entwickeln scheint und ich habe ihm zugestimmt. Vielleicht wäre es daher gut, wenn Sie Begegnungen vermeiden könnten, sowie er hier her kommt.“
    Sie seufzte. „Es fällt mir schwer, das zu sagen, aber vielleicht wäre es unter den gegebenen Umständen besser, wenn sie Ihre Reise baldmöglichst fortsetzen könnten.“
    Als sie den Raum wieder verlassen hatte, brummte John: „Ein Rauswurf. Ein höflicher Rauswurf, aber ein Rauswurf.“
    „Und was nun?“, fragte Teyla.
    „Er kommt Charlotte besuchen“, murmelte Rose mit leicht umflortem Blick. „Und er entwickelt eine Vorliebe für ihre Gesellschaft. Vielleicht wird ja doch noch alles gut für Darcy und Elisabeth. Wenn sie nur …“
    „Es ist mir völlig egal, was mit diesem Widerling Darcy und weiß Gott wem wird“, platzte Rodney dazwischen. „Wenn wir hier weg müssen, sind wir in echten Schwierigkeiten. Aber das hat Mr Testosteron ja nicht bedacht, als er meinte, seine Männlichkeit beweisen zu müssen.“ Er schoss einen wütenden Blick auf Ronon ab, den dieser nur mit einem Brummen quittierte.
    „Ich habe jedenfalls keinerlei Lust, in diesem blödsinnigen Roman, oder Zeitlinie, oder Paralleluniversum, oder was auch immer, stecken zu bleiben“, fuhr Rodney fort und redete sich in Rage, wobei er mit den Armen fuchtelte und wütend von einem zum Anderen sah.
    „Ich werde dieses verdammte Antiker-Gerät finden, koste es, was es wolle!“
    Aufgebracht stapfte er aus dem Raum.

    Schon der nächste Tag brachte einen Besuch von Mr Collins und die Atlanter verabschiedeten sich für einen ausgedehnten Spaziergang, was Sir William und Lady Lucas mit offensichtlicher Erleichterung zur Kenntnis nahmen.
    Das Wetter war schön und lud dazu ein, die Gegend um Lucas Lodge herum zu erkunden. Zwar waren sie sich einig, dass sie am Ende ihres Ausflugs noch einmal den Stall untersuchen wollten – so sinnlos das auch mittlerweile erschien, sie waren einfach nicht willens, aufzugeben – doch zunächst wollten sie unauffällig erscheinen und marschierten Richtung Meryton.

    Die Zeit verging wie im Fluge und als sie sich auf den Rückweg machten, zogen dunkle Wolken auf. Noch während sie auf das Haus zugingen, begannen schwere Regentropfen auf sie herunter zu fallen und sie liefen das letzte Stück. Umsichtig, um ihren Gastgebern Ärgernisse zu ersparen, betraten sie das Haus durch einen der Dienstboteneingänge und schlichen sich unauffällig in den Gästeflügel.
    Als sie in ihrem Salon angekommen waren, hatte das Wetter bereits apokalyptische Züge angenommen. Schwarze Wolken ließen die Welt draußen in düsterem Zwielicht erscheinen und aufkommender Wind peitschte die Zweige der Bäume hin und her. Grollender Donner kündigte ein schweres Gewitter an und als die ersten Blitze über den Himmel zuckten, sprang John plötzlich auf.
    „Wir müssen hinaus!“, rief er. „Das ist genau das Wetter, das uns hergebracht hat.“
    Rodney sah ihn einen Moment entgeistert an, dann hellte sich sein Gesicht auf. „Blitzschlag!“
    Er hastete in Richtung Tür, die anderen vor sich her scheuchend. „Natürlich! Wenn wir eine Chance haben wollen, dass das Antiker-Gerät aktiviert wird, dann nur während eines Blitzes.“
    Sie fragten nicht lange nach, sondern folgten John und Rodney, die, alle Vorsicht außer Acht lassend, die Haupttreppe hinunter stürmten, die Halle durchquerten und zur Tür liefen.
    Glücklicherweise schien das Wetter die Familie Lucas und Mr Collins an ein wärmendes Feuer getrieben zu haben, denn sie begegneten keiner Seele.
    An der Tür blieb Lilian kurz stehen und sah zu den Türen, die von der Halle abgingen. „Sollten wir uns vielleicht verabschieden?“
    John packte sie am Ärmel. „Keine Zeit. Und überhaupt … wie sollten wir erklären, dass wir unbedingt jetzt, in diesem Wetter weiterreisen wollen?“
    „Sie werden uns sowieso für ziemlich verrückt halten und unsere plötzliche Abreise ohne Abschied auf unsere schlechten Manieren und merkwürdige Verhaltensweisen schieben. Und insgeheim werden sie froh sein, dass wir ohne weitere Komplikationen aus ihrem Leben verschwunden sind“, sagte Teyla leise und legte Lilian den Arm um die Schulter. „Kommen Sie, Lilian. Wir haben genug durcheinander gebracht, es wird Zeit, dass wir die Menschen hier wieder ihrem gewohnten Leben überlassen.“
    Lilian nickte und schluckte die Tränen herunter, die in ihren Augen aufzusteigen begannen. „Ich wollte nur noch so gerne …“ Sie brach ab, dann straffte sie sich. „Sie haben Recht. Wir sollten verschwinden.“
    Gemeinsam verließen sie das Haus und wurden fast von der Treppe fortgeweht. Tapfer stemmten sie sich gegen die eisigen Böen, die ihnen den Regen ins die Gesichter schleuderten. Mühsam kämpften sie sich zu den Stallungen, wo John sich umsah.
    „Wenn wir nur wüssten, wo genau das Antiker-Gerät ist“, brüllte er gegen den tosenden Sturm an.
    „Die Tür!“, rief Rodney plötzlich und zeigte auf die Tür des Stalls, durch die sie diese Welt betreten hatten. „Wir suchen die ganze Zeit ein Gerät, aber was, wenn es die Tür ist. Genauso, wie in der Hütte. Die Tür ist das Portal und wenn der Blitz nahe genug einschlägt …“
    Einen Moment starrten sie ihn, dann liefen sie, wie einem unhörbarem Befehl folgend, auf die Stalltür zu.
    Die Blitze zuckten über den Himmel, zeichneten surreale Muster an den Himmel und tauchten die Welt in erschreckende Schattierungen aus Licht und Dunkel. John und Rodney beobachteten sie genau, John die Hand auf den Griff der Tür gelegt, Rodney mit vor Anstrengung in Falten gelegter Stirn.
    „JETZT!“, rief Rodney plötzlich und ohne den Hauch eines Zögerns riss John die Tür auf. Nichts als tiefe Dunkelheit war hinter der Tür zu sehen, aber als ob sie wüssten, dass sie nur diese eine Chance hatten, liefen sie an John vorbei durch die Tür. Als Letzter überschritt er selber die Türschwelle und trat hinaus in Sturm, Regen, Blitz und Donner. Nur dass sie diesmal die kleine Hütte hinter sich sahen, in der sie vor einer gefühlten Woche Schutz vor dem Unwetter hatten suchen wollen.
    Einen Moment zögerten sie, dann fielen sie sich vor Freude und Erleichterung in die Arme, bevor sie sich an den mühsamen Abstieg zum Jumper machten.


    Als sie durch das Gate nach Atlantis zurückkamen, erwartete Dr. Weir sie bereits im Torraum.
    „Was ist passiert? Sie waren nur eine halbe Stunde weg.“
    Sie musterte die Gruppe stirnrunzelnd und fragte dann: „Was ist mit ihren Kleidern passiert? Und wo sind die Pflanzen, die sie suchen wollten?“
    Nachdem sie erzählten, wo und wann sie gelandet waren riss Elisabeth die Augen auf.
    „Oh! Und haben Sie Mr Darcy getroffen?“ Ihre Augen bekamen einen verträumten Ausdruck.
    „Allerdings“, sagte John und alle fünf brachen in Gelächter aus.


    Ende
    Geändert von Avarra (27.03.2009 um 08:01 Uhr)
    Man erreicht viel mehr mit einem freundlichen Wort und etwas Gewalt, als nur mit einem freundlichen Wort.
    (Marcus Cole, B5)
    ~~~***~~~

    Your pierce my soul. I'm half agony, half hope.
    (Frederick Wentworth)
    ~~~***~~~

    Bekennende McShepperin

  21. Danke sagten:


  22. #559

    Standard

    Natürlich habe ich beide Storys verschlungen und sie gefallen mir. Aber bevor ich mehr sage, warte ich, bis alle Storys abgegeben sind.
    Ich bin nett, höflich, liebenswert
    und zuvorkommend.
    Und garantiert nicht ironisch.
    Meine Storys

  23. #560
    Second Lieutenant Avatar von Aker
    Registriert seit
    02.06.2008
    Beiträge
    249

    Standard

    Da bei mir das Internet Probleme macht (bin froh, dass es gerade funktioniert), verschiebe ich mein FB mal auch auf später (auch wenn ich eure Storys schon genießen konnte ). Hier also mein Beitrag:

    Autor: Aker
    Titel: Prometheus Unbending
    Serie: SG-1, Crossover mit Star Wars
    Staffel: 8, unmittelbar nach 8.11 – Prometheus Unbound/Vala; einige Jahre vor Star Wars Episode IV
    Spoiler: 8.11 – Prometheus Unbound/Vala
    Pairing: -
    Rating: PG-13
    Genre: Action
    Disclaimer: Stargate SG-1 gehört MGM/UA, Double Secret Productions, Gekko Productions, Sony Pictures und dem SciFi-Channel; Star Wars Twentieth Century Fox und Lucas Arts
    Kurzinhalt: Warum man den Hyperantrieb nicht in Raumregionen mit starken energetischen Aktivitäten aktivieren sollte. Challenge-Story
    Anmerkung des Autors: Antwort auf die FF-Challenge von Aisling auf Stargate-Project:
    "Das Thema für die nächste Challenge lautet:
    Crossover
    Auf welche andere Serie, Film, Comic, Computerspiel, was-auch-immer ihr eure Protagonisten stoßen lässt, ist egal. Nur muss die Handlung hauptsächlich dort spielen.
    Ob Action, Drama, Romance, ist mir egal. Da lasse ich auch alle Freiheiten."
    weitere Anmerkung: Ich bin mit dem Star Wars-Kosmos über die originalen drei Filme hinaus nur wenig bekannt. Korrekturen und Hinweise sind willkommen .
    Widmung: Diese FF ist Kevin gewidmet, der mit seiner FF-Challenge vom August 2008 auf Stargate-Project die Idee zu dieser FF inspirierte… leider wurde sie den Vorgaben nicht gerecht und ist daher versiegt. Bis Aisling sie wiederbelebt hat .
    Danksagung: Herzlichen Dank an Kevin, SG 2007 und GdE für die Beseitigung einiger Unklarheiten im Aufbau der Prometheus
    --------------------------------------------------------------------
    Spoiler 

    Prometheus Unbending


    In einer Galaxis weit, weit entfernt…


    "So im Weltraum zu fliegen ist was anderes als über Rübenfeldern. Ohne präzise Kalkulation könnten wir durch einen Stern fliegen. Oder einer Supernova zu nahe kommen. Und das wäre dann ein ziemlich kurzer Ausflug, oder?"
    (Han Solo, Star Wars Episode IV)



    1. Kapitel

    Die endlose Leere des Weltalls war in dieser Region ziemlich voll gestopft. Der linsenförmige Frachter passierte ein binäres Sternensystem mit annähernd zwanzig voluminösen Gasplaneten, die das Doppelgestirn umkreisten. Einen roten Riesen und einen weißen Zwerg, der gewaltige Materieströme aus seinem Partner herausriss, um sie wie ein unersättlicher Parasit zu verschlingen. Das System lag eingebettet in eine Plasmawolke, Überreste eines explodierten Gestirns, Geburtsstätte einer neuen Sternengeneration. Der letzte Überlebende einer kosmischen Katastrophe.
    Unbeeindruckt von der Schönheit der Schöpfung pflügte das Raumschiff durch die schillernden Materiewolken, die ein irrlichterndes Gewitter in den Deflektorschilden auslösten, schlingernd den wechselnden Gravitationseinflüssen der eng stehenden jungen Sterne und rotierenden heißen Gaswolken ausweichend. Doch Gefahr drohte nicht von den Gaszusammenballungen, den Sonnen oder dem weißen Zwerg, sondern von dem Monster, das jenseits der wirbelnden Pracht lauerte. Ein gewaltiges Nichts, denn das Binärsystem – und mit ihm der Frachter – balancierte hart am Ereignishorizont eines Schwarzen Loches, die Nebel nur ein Teil der Milliarden Kilometer durchmessenden Akkretionsscheibe.
    _________

    Seine Hände fuhren in einem einstudierten Rhythmus über die blinkenden Kontrollen. Es hätte elegant wirken können, wären da nicht die Hektik und der durchdringende Warnton gewesen, der die Ohren peinigte. Der Frachter führte einen abrupten Kurswechsel durch, der der Kakophonie eine weitere kreischende Nuance hinzufügte. Protestierendes Jaulen erklang aus dem Sitz des Kopiloten.
    "Ruhe, Chewie", kommandierte der menschliche Pilot seinem Wookiee-Freund, während er seine Anzeigen studierte. "Ich muss mich konzentrieren."
    Das erbrachte jedoch nur weiteren Protest.
    "Ich weiß, dass ich mich nicht zu konzentrieren bräuchte, wenn wir nicht hier wären! Aber die direkte Route am Kern vorbei und der Katapulteffekt des Schwarzen Loches, werden uns zwei Tage nach Targlund ersparen. Stell dir nur das Gesicht von Frzen vor." Han schloss genießerisch die Augen. Ein heftiger Stoß der pelzigen Hand seines Nachbarn, das von einem Knurren begleitet wurde, holte ihn in die Gegenwart und an die Instrumente zurück. "Ist ja schon gut", brummte er mürrisch und wich beiläufig einem im Weg treibenden Schlackebrocken aus.
    Der Wookiee stöhnte gequält angesichts der Sorglosigkeit seines Freundes. Nicht nur nahmen sie unnötige Risiken in Kauf, sie taten es, um einer Wette willen! Wer erreicht zuerst mit seiner Ware Targlund. Das klang einfach genug. Dumm nur, dass sich der Planet nicht im Überlichtflug erreichen ließ, da er in unmittelbarer Nähe einer Hypersturmzone lag. Und des Kerns, des gigantischen Schwarzen Loches im Zentrum der Galaxis. Böswillige Zungen nannten es auch das Maul, eine mehr als akkurate Beschreibung, riskierte man einen Blick auf den wirbelnden, immer hungrigen Schlund.
    Die übliche Route von Fernel V, selbst ein Planet im Hinterhof der Galaxis aber reich an roter und gelber Flammenjade, nach Targlund lief an Anaxen vorbei per Hyperflug auf dem Anaxen-Handelskreuz bis Tzantin und von dort durch die schwächeren Sturmausläufer zum Ziel. Das war ein Umweg im Hyperraum über das Ziel hinaus und den langen beschwerlichen Weg durch den Sturm zurück. Han schien das sinnlose Zeitverschwendung zu sein. Er hatte den Hyperraum bereits vor der Passage des Kerns verlassen, um Targlund direkt anzufliegen. Ein kürzerer Weg zweifellos, und ohne die Durchquerung des die Instrumente beeinflussenden Sturms. Aber dieser war kartiert. Was man von der Region, die sie gerade durchquerten nicht behaupten konnte.
    Chewie grollte erneut.
    "Ich weiß gar nicht, was du willst", brummte Han. "Es läuft doch alles bestens."
    Die Dämpfer jaulten, die Maschinen wummerten, die Transtatoren kreischten und im Cockpit knisterte es verräterisch. Chewie ersparte sich eine Antwort.
    Er sah sich jedoch genötigt, ein weiteres Jaulen, diesmal einüberraschtes, auszustoßen, als plötzlich etwas auf die Schutzschirme schlug und dem Schiff einen kräftigen Ruck vorwärts verpasste.
    "Was war das?"
    Chewie röhrte ratlos und begann hektisch die Instrumente zu bearbeiten, als ein weiterer Ruck sie traf. Er grollte wütend, als er die Ursache der Stöße entdeckte.
    "Wie, wir werden angegriffen?", fragte Han ungläubig. "Wir sind hier mitten im Nirgendwo, in einer verbotenen Zone. Welcher Verrückte treibt sich hier rum?"
    Chewie legte den Kopf schief und sah ihn an.
    "Okay, streich den letzten Satz und beweg dich in den Geschützturm. Warum bist du überhaupt noch hier?!"
    Der Wookiee seufzte auf Wookiee-Art und eilte nach hinten, um ihnen den Angreifer vom Hals zu halten. Die aufgrund der starken Strahlung in der Umgebung des Schwarzen Loches nur schwach und unregelmäßig arbeitenden Instrumente erleichterten ihnen die Identifizierung ihres Verfolgers nicht gerade. Die automatischen Geschützbatterien feuerten nutzlos ins Leere, bis Han sie deaktivierte. Er schlug einen leichten Zickzack-Kurs ein, der es dem Angreifer schwerer machen sollte, sie zu fixieren. Leider galt dasselbe in umgekehrter Weise auch für seinen als Schützen abkommandierten Kopiloten.
    "Und, Chewie, hast du schon was?", brüllte er durch das Schiff. "Die Instrumente zeigen nichts an."
    Ein erneuter Ruck erschütterte den Falken. Seine geheime Hoffnung, dass der Angreifer sie im Gewirr der Strahlenschauer verloren hatte, bestätigte sich nicht.
    Der Wookiee bellte eine ärgerliche Antwort. Han musste nicht Shyriiwook sprechen, um den Fluch zu verstehen. Kein Erfolg also bis jetzt. Er navigierte näher an den Ereignishorizont und die damit einhergehenden Raum-Zeit-Verwerfungen heran, die mit ihren hyperdimensionalen Störfeldern selbst den bestgeschützten technischen Systemen zu schaffen machten. Was bedeutete, dass er nach Sicht steuern musste. Bei einer Geschwindigkeit von 10000 Kilometern und steigend.
    Pro Sekunde.
    Er liebte Herausforderungen.
    _________

    Der kleine rote Punkt tanzte wie wild über die Anzeigen.
    "Feuer!", brüllte Captain Losser und lehnte sich in seinem Sitz vor. "Feeuuueeerrr!!!"
    "Aber die Zielerfassung arbeitet nicht, Capt'n!" Der jaspasianische Schütze jammerte verzweifelt. Sein erster Tag auf der Brücke des Piratenschiffs und dann gleich so ein Desaster.
    "Du hast doch Augen im Kopf, du Shraz. Zort ohne Hirn! Alles was du tun musst, ist auf diesen vershrazten Knopf zu drücken!"
    "Ja-ha!" Er versuchte sein Bestes, aber außer Glückstreffern, war nichts drin. Zumal der Pilot des Piratenschiffes wie wild auf seine Konsole einhieb, um dem wahnwitzigen Kurs des Frachters zu folgen. Welcher Gundark hatte ihn nur getrieben, sich auf so etwas einzulassen! Er wollte nach Hause. Zu seinem Elter!
    Der Pilot zog das Schiff in eine scharfe Wende und der Andruck presste sie in die Sitze, als die Beschleunigungskräfte trotz der Kompensatoren durchschlugen. Fjell kämpfte gegen eine Ohnmacht.
    "FEUER, HABE ICH GESAGT!", brüllte es direkt in sein Ohr. Sein Herz blieb beinahe stehen. Er riss sich zusammen und kam dem Befehl seines Captains nach. Und er traf sogar! Der Frachter verlor den hinteren Backbordschild und trug eine hässliche Schramme davon.
    "Hah", triumphierte er. Doch der Pilot war gut. Seine weiteren Manöver legte er so, dass er ihnen stets die rechte Flanke zukehrte. Fjell feuerte erneut. Vergeblich. Dennoch hatte der Frachter keine Chance. Denn die Falle, in die sie ihn trieben würde schon sehr bald zuschnappen…
    _________

    "Mein Gott, Chewie. Was machst du nur! Der hängt uns ja immer noch auf den Fersen."
    Chewbacca grollte genervt zurück.
    Han verzichtete auf eine Antwort, als er ausnahmsweise mal wieder eine klare Anzeige hereinbekam. Sein gegenwärtiger Kurs trieb ihn auf eine Ansammlung dreier weiterer Schiffe zu. Eine Falle, keine Frage. Hier draußen auf Unterstützung zu hoffen wäre Dummheit. Und er hatte schon vor langer Zeit gelernt, sich lieber auf sich selbst zu verlassen.
    "Mist", fluchte er. "Hier muss ein verdammtes Piratennest sein. Kein Wunder, dass in der Gegend Schiffe dutzendweise spurlos verschwinden. Von wegen Spontantransitionen und Hyperfeldlabyrinthe. Verwünschte Piraten, die ehrlichen Schmugglern das Leben zur Hölle machen!"
    Wieder ruckte das Schiff, als ein Schuss auf die Deflektorschirme traf. Ein gut gezielter dieses Mal. Er durchschlug nun auch den hinteren Steuerbordschild und traf mitten in das Unterlichttriebwerk. Der Falke verlor rapide an Geschwindigkeit.
    "Verdammt", fluchte Han. Zum ersten Mal seit langer Zeit bekam er wieder so etwas wie Panik. Chewie bellte eine Frage, doch Han achtete nicht auf ihn. Ihm blieben nur wenige Sekunden für eine Entscheidung: Es riskieren geentert zu werden und sich den Weg mit dem Blaster freikämpfen oder ein ungezielter Hyperraumsprung mit kaum der nötigen Eintrittsgeschwindigkeit und unbekanntem Ausgang?
    Und er traf seine Entscheidung.
    Der Millennium Falke erbebte unter dem Einsetzen der Hypertriebwerke und verschwand aus dem Erfassungsbereich der Piraten.
    Er tauchte nicht wieder auf.

    Kapitel 2

    "Willkommen an Bord der Prometheus." Hammond lächelte Colonel Pendergast entschuldigend an. Nach der Begegnung mit Vala und den beiden Oranianern befand sich das Schiff nicht mehr in allerbester Verfassung. "Kein schöner Anblick, nicht wahr?"
    "Kein Problem, General. Wenn wir erst wieder auf der Erde sind, kann das alles repariert werden – davon habe ich mich bereits überzeugt."
    Hammond lachte.
    "Das Tel'tak wartet, um Sie zur Erde zurück zu bringen, während wir diesen Schrotthaufen heim bugsieren."
    "Danke, Colonel. Ich sage nur noch Dr. Jackson Bescheid. Ich denke nicht, dass er unter diesen Umständen an Bord bleiben will."
    "Natürlich, Sir."
    Pendergast wandte sich ab, um auf seinen Kontrollstuhl zuzutreten. Zufrieden ließ er den Blick über die Brücke schweifen, sichtlich froh, sein Kommando wieder übernehmen zu können. Trotz des desolaten Zustands des Schiffes. Aber die Prometheus war wund, nicht tot. Sie würde sich erholen.
    Hammond beobachtete ihn schmunzelnd, bevor er Harriman zuwinkte und die Brücke verließ, um Daniel zu suchen. Der Flug der Prometheus zur Erde würde beinahe zwei Wochen dauern, mehr Zeit als er erübrigen konnte, angesichts der Tatsache, dass ihnen der Weg zur Pegasus-Galaxie vorerst versperrt blieb. Trotz aller Differenzen hatten ihnen die Jaffa-Rebellen ein Frachtschiff geliehen, um Ersatzteile und Techniker, die mit Vor Ort-Reparaturen beginnen sollten, auf das beschädigte Schiff zu bringen. General Hammond wollte die Gelegenheit nutzen, um zur Erde zurückzukehren und hatte aus diesem Grund Colonel Pendergast, den eigentlichen Kommandanten des Schiffes, angefordert.
    Der General fand Daniel in seinem temporären Quartier an Bord und bot ihm die Möglichkeit zur Heimreise an. Der Archäologe stimmte sofort zu und gemeinsam machten sie sich auf den Weg zum Ringraum, um das Schiff zu verlassen, als sie plötzlich ein Ruck aus dem Gleichgewicht brachte. Gleichzeitig heulte eine Alarmsirene auf. Sie sahen sich nur kurz an, ehe sie umkehrten.
    _________

    Auf der Brücke herrschte kontrolliertes Chaos.
    "Bericht!" verlangte Hammond.
    Pendergast sah kaum von dem großen Frontschirm auf, als er antwortete: "Wir werden angegriffen, Sir! Zwei Goa'uld-Ha'tak und ein Al'kesh sind unmittelbar hinter uns aus dem Hyperraum gefallen." Den Satz, dass sie praktisch keinerlei Verteidigungsmöglichkeiten mehr besaßen, musste er nicht extra anfügen.
    "Starten Sie die Gleiterstaffeln!"
    "Sind auf dem Weg, Sir! Aber wir haben nicht ausreichend Piloten…"
    Weitere Treffer erschütterten das Schiff.
    "Schilde bei 30%."
    "Was ist mit dem Frachtschiff?" fragte Daniel.
    "Derzeit hängt es unter uns, aber wir werden es bald verlieren. Unsere Steuerung ist nicht synchronisiert. Und wenn wir nicht getroffen werden wollen…"
    "Wir erreichen das System", meldete Lieutenant Marks.
    "Ich habe Befehl gegeben, das nächste System anzusteuern. Ein Pulsar. Hoffen wir, dass uns die Energiestrahlung ein paar Vorteile bringt."
    Erneut bockte das Schiff unter Treffern.
    "Sir! Wir verlieren die Schilde!" Walter, der seinen Posten immer noch nicht verlassen hatte, klang besorgt.
    "Öffnen Sie eine Lücke für das Tel'tak und dann weichen Sie aus. Bringen Sie uns näher an den Stern."
    "Jawohl, Sir."
    Die Prometheus scherte in einer scharfen Kurve aus ihrem bisherigen Kurs und zog die Goa'uld-Mutterschiffe hinter sich her, um dem Frachtschiff die Flucht zu ermöglichen. Die Systeme begannen zu heulen, als sie bis zur Belastungsgrenze beansprucht wurden, um das Schiff durch eine Reihe harter Manöver näher an den Stern zu katapultieren. Drei, vier Gleiter schossen aus den Startrampen, ehe ein gut gezielter Schuss den Schutzschirm am rechten Hangarpylon durchdrang und eine Reihe von Folgeexplosionen auslöste, die das Schicksal der noch im Startschacht befindlichen Gleiter besiegelte. Wütend wie aufgestachelte Hornissen umschwirrten ihre Kameraden die Goa'uld-Schiffe. Sie richteten kaum Schaden an, aber die Jaffa waren abgelenkt. Erleichtert registrierten die auf der Brücke Anwesenden das Öffnen eines Hyperraumfensters und die erfolgreiche Flucht des Tel'tak.
    Was den frisch eingetroffenen und schon in Probleme geratenen Kommandanten veranlasste in den Interkom zu fragen: "Wie sieht es mit unserem Hyperraumantrieb aus?"
    "Minimale Schäden am rechten Antriebsmodul, aber ich würde nicht empfehlen, schon einen Sprung zu wagen", antwortete Dr. Novak. "Die Kristalle sind für ein Schiff dieser Größe ungeeignet und die Integrität der Hülle ist gefährdet. Ohne ausreichend lange Pausen…"
    "Ist es möglich, Doktor, oder nicht?"
    "Möglich schon, Sir. Aber ich kann Ihnen nicht garantieren, dass wir heil ankommen."
    "Ich glaube nicht, dass unsere Chancen hier viel besser sind", bemerkte Daniel. Pendergast nickte grimmig.
    Das Schiff hielt auf den Jetstrahl des Pulsars zu. Hinter ihnen zerplatzte das Al'kesh unter dem koordinierten Raketen-Beschuss der Gleiter, aber die Goa'uld-Schiffe holten auf und feuerten unbarmherzig auf die Menschen. Einer der Gleiter geriet in die Bahn der davon schießenden Wrackteile des explodierten Al'kesh und zerstob, als sein Schild unter der vereinten Wucht von energetischem und physikalischem Beschuss zusammenbrach. Auch der Schild der Prometheus gab dem unbarmherzigen Bombardement schließlich nach und verlosch mit einem letzten Aufflackern. Der nächste Schuss schlug schwer in den Brückenaufbau und durchdrang mehrere Decks. Sauerstoff trat in gefrierenden Wolken aus. Noch ein paar Treffer und es war alles egal.
    "Ergebt euch", erklang in diesem Augenblick die Stimme eines Jaffa aus dem Funkempfänger, während die Darstellung auf dem Frontschirm von der Übertragung abgelöst wurde. "Übergebt das Schiff, Tau'ri, und vielleicht wird unser großer Gott Baal Gnade walten lassen."
    "Wer's glaubt", murmelte der Colonel, ehe er ein Signal zum Öffnen der Verbindung gab und antwortete: "Vergesst es!" Jack hätte noch etwas wie: "Nur über meine Leiche" hinzugefügt, dachte Daniel. Aber die Botschaft war auch so klar. Pendergast bedeutete die Verbindung zu beenden. "Dr. Novak, wir werden springen", gab er entschlossen seine Entscheidung kund. Lindsay seufzte, protestierte aber nicht weiter. Daniel sog scharf die Luft ein.
    "Aber die Gleiter!"
    "Wir haben keine Zeit mehr, sie an Bord zu nehmen. Sergeant", wandte sich Pendergast an Walter, "geben Sie Ihnen die Sprungkoordinaten durch."
    "Wir geben Ihnen Rückendeckung", klang die Stimme des Geschwaderführers durch die geöffnete Funkverbindung.
    Pendergast lächelte stolz. "Danke Garrison. Aber keine Akte falscher Tapferkeit bitte. Wir erwarten Sie am Zielpunkt."
    "Ja, Sir."
    Pendergast verzog grimmig den Mund. "Springen Sie", bedeutete er Harriman.
    Das von erneuten Einschüssen gebeutelte Schiff tauchte in den Jetstrahl und Strahlenschauer übergossen die Hülle, verursachten Entladungen und drangen in die unzureichend gesicherten elektrischen Systeme. Elektrizität lud plötzlich die Luft auf und brachte die Schaltungen zum Knistern. Fünkchen tanzten über die Armaturen. Dann hieb Walter auf den Knopf und das Hyperraumfenster baute sich auf.
    Stockend, rot glühend.
    Es gab einen Knall, eine Kurzschlussentladung, die Walter zurückzucken ließ. Die Maschinen stotterten, doch dann ruckte das Schiff an und wurde von der Anomalie verschlungen.
    Sie waren gerettet.
    Fürs erste.

    Kapitel 3

    Die Zeit schien sich zu dehnen, lähmte Gedanken und Wahrnehmung. Nur zögernd wichen die zu Strichen verzogenen Sterne dem graublauen Wabern des Hyperraums. Rote Schlieren durchzogen die surrealen Abbilder, die das menschliche Gehirn erschuf, weil es die wahre Natur des Überraums nicht verarbeiten konnte. Eine Entladung durchfuhr den Warptunnel, deformierte ihn, ließ ihn sich wie unter Schmerzen krümmen. Erschütterungen suchten das Schiff heim, mehr als ungewohnt für den als hypnotisch gleichmäßig geltenden Hyperraumflug. Ein Schatten zuckte plötzlich an dem Schiff vorbei und im gleichen Moment schien sich die Zeit wie ein Gummi zusammenzuziehen. Das Schiff schoss voran, durchschlug das Hyperraumfenster wie ein Düsenjet die Schallmauer und wurde zurück in den Normalraum katapultiert.

    Kapitel 4

    Der Falke schoss aus dem Hyperraum und mitten hinein in ein Strahlengewitter, dass die verbliebenen Schutzschilde in einem gefährlichen Lichterspiel aufleuchten ließ. Entladungen zuckten über die Konsolen und ließen System nach System ausfallen.
    "Mist auch… Chewie, komm hier runter!" brüllte Han nach hinten, während er die Sublichttriebwerke herunterfuhr, ehe sie völlig durchbrannten.
    Kurze Zeit später durchstießen sie den Jetstrahl und gelangten in freien Raum. "Der Macht sei Dank, nur ein Pulsar..." Oder doch nicht. "Das glaube ich einfach nicht!"
    Der Falke raste genau auf zwei große linsenförmige Schiffe mit einer Zentralpyramide zu, die er noch nie im Leben gesehen hatte. Sie feuerten aus allen Rohren und die überlasteten Bugschilde meldeten sich kreischend.
    "Ich denke, das hier ist eine tote Region?! Dabei geht es hier zu wie in einem Hutt-Palast! Chewie, wo bleibst du?"
    Han zog am Hebel des Hypersprungtriebwerks, um sogleich wieder zu verschwinden. Vergeblich. Ihre Restgeschwindigkeit war noch immer hoch genug, was bedeutete, dass sich nun auch der Überlichtantrieb verabschiedet hatte. Hatte er nicht noch vor wenigen Stunden in der Vorstellung geschwelgt, dass ihm das Glück hold sei? Von wegen! Er war Spieler genug, um zu wissen, dass jede Glückssträhne einmal endet, aber musste es denn ausgerechnet jetzt sein?
    Der Falke schoss an den Schiffen vorbei, die wendeten und die Verfolgung aufnahmen, aber dankbarer Weise vorläufig das Feuer einstellten. Die hinteren Deflektoren waren immer noch schwach und ohne Antrieb besaß das Schiff nicht ausreichend Manövriermöglichkeiten, um dieses Manko auszugleichen.
    "CHEWIE!"
    Das Antwortjaulen klang gleichermaßen klagend und verärgert.
    "Die Kühlsysteme? Was sollen wir mit den Kühlsystemen?! Unser Antrieb ist Schrott; wir haben nichts zu kühlen! Schwing deinen pelzigen Hintern hierher, wir haben Gesellschaft."
    Chewbacca betrat die Brücke gerade rechtzeitig, um die fremden Schiffe wieder in den Fokus der Bugerfassung kommen zu sehen, als Han die Geschwindigkeit weiter drosselte und eine enge Kurve flog, um das Heck des Falken aus der Schussbahn zu ziehen. Eine kurzlebige Taktik, die ihren Hintern zwar vorübergehend vor den aggressiven roten Strahlbahnen retten konnte, aber auf Kosten ihrer ohnehin abnehmenden Beweglichkeit ging. Sie glitten nun wieder langsam wieder auf den Pulsar und die Fremdschiffe zu. Letztere verzögerten ebenfalls und hielten ihren Abstand konstant.
    "Kümmere dich um den Hyperantrieb, Kumpel. Eines der Relais muss durchgeschmort sein… und ein paar andere dazu."
    Der Wookiee stöhnte theatralisch, ehe er sich schweigend an die Arbeit machte Nur einmal wollte er einen Flug erleben, bei dem nicht das halbe Schiff zerlegt wurde!
    Hans Gedanken rasten bereits weiter auf der verzweifelten Suche nach einem Ausweg. Ihre Situation hatte sich seit dem Sprung kein bisschen verbessert und er war sich nicht sicher, ob ihm die Piraten nicht lieber gewesen wären. Da wusste er zumindest, was er zu erwarten hatte. Zu allem Überfluss konnte er noch nicht einmal herausfinden, wo sie gelandet waren. Der Navcomputer arbeitete nur zögernd und bis jetzt hatte er keine Übereinstimmung zwischen den eintreffenden Sensordaten – sofern die Sensoren überhaupt noch funktionierten – und den Eintragungen in den Sternenkatalogen gefunden. Und als wäre das noch nicht genug, trieb ihn der Lärm der plärrenden Alarmsirenen langsam aber sicher in den Wahnsinn. Kurz entschlossen deaktivierte er die akustischen Meldungen. Er brauchte ihre Bestätigung nicht, um zu wissen, dass sein Schiff nur noch von Spucke und gutem Willen zusammengehalten wurde.
    In die plötzliche Stille meldete sich ein zaghaftes Fiepsen. Der Funkempfänger. Seine Hoffnung wuchs. Erst Fragen stellen und dann Schießen war eine ganz schlechte Politik. Ihre Chancen waren gerade gewaltig gestiegen.
    "Stoppt eure Fahrt und identifiziert euch. Ihr seid ohne Erlaubnis in das Territorium unseres großen Gottes Baal eingedrungen."
    Gut, das kam jetzt etwas unerwartet. 'Gott?' Han runzelte die Stirn. Er hatte ja schon viel erlebt, sogar profitgierige Möchtergern-Hutts, die eine ganze Religion erfanden oder Handels-Konsortien, die die galaktische Vorherrschaft anstrebten, aber einen Gott? Wie größenwahnsinnig musste man dafür sein? Oder wie einfältig, daran zu glauben!
    "Chewie, das wird einfacher als gedacht." Er rieb sich erfreut die Hände. Vielleicht war ihr Glück doch noch nicht ganz aufgebraucht.
    Der Wookiee schnaubte wenig überzeugt.
    "Wart's nur ab", grinste Han und straffte sich, auch wenn ihn die anderen nicht sehen konnten. So etwas übertrug sich auf die Stimme. Er schnippte den Funk an.
    "So ein Zufall, Leute. Wir haben hier eine Schiffsladung Pilger, die just unterwegs waren, um Baal ihre Reverenz zu erweisen. Gut zahlende Pilger", platzierte Han sein As, ehe er gönnerhaft fortfuhr. "Hört zu, wir haben hier ein paar technische Probleme, aber ich bin sicher, wenn ihr uns ein wenig unter die Arme greift, könnte ich bestimmt ein gutes Wort bei eurem…"
    "Schweig, Tau'ri! Deine Unverschämtheiten werden dir noch vergehen. Ergib dich und sag uns sofort, wohin das andere Schiff geflohen ist."
    "Das andere Schiff?"
    "Versuch nicht uns zu täuschen. Wir haben genau gesehen, wie es in den Energiestrahl eingetaucht ist, aus dem du gekommen bist."
    "Äh…", Han war verwirrt. Das lief gar nicht wie geplant. Chewie jaulte fatalistisch, was Han jedoch großzügig überhörte. "Hört zu, wir kennen keine Tau'ri oder ein anderes Schiff. Es ist reiner Zufall…"
    Ein Schuss donnerte vor ihren Bug.
    "Hey!"
    Der Wookiee bellte eine geharnischte Anklage, die nur halb ihren Angreifern galt.
    "Woher soll ich denn wissen, dass die nicht auf Geld anspringen?! Wäre ja das erste Mal. Aber die scheinen jemanden zu suchen… Tau'ri. Hast du das schon mal gehört?" Chewie schüttelte den Kopf und ließ sich wieder in den Kopilotensitz fallen. Han betrachtete ihn misstrauisch. "Schon alles repariert?"
    Als er ein beleidigtes "Ja" zur Antwort gebellt bekam, hob er beschwichtigend die Arme.
    "Ist ja schon gut, Kumpel. Versuch mal herauszufinden, wo wir sind. Wir müssen dringend landen, um den Sublichtantrieb zu flicken."
    Murrend beugte sich Chewbacca über die Kontrollen.
    "Hey, man wird doch noch nachfragen dürfen!", beschwerte sich Han, ehe er den Funkkanal erneut öffnete. Sein Gehirn arbeitete fieberhaft. 'Bitte eine Eingebung!', flehte er stumm. Vielleicht sollte er es zur Abwechslung mal mit der Wahrheit versuchen?
    "Okay. Okay, ihr habt uns erwischt. Wir transportieren keine Pilger. Wir sind Kopfgeldjäger." Naja, die halbe Wahrheit. Aber die Wahrheit wurde ohnehin viel zu überschätzt. Und jemand, der so dringend – und so vergeblich – hinter jemand anderem her war, konnte bestimmt Hilfe brauchen. "Wir suchen auch das Schiff. Wir wollten nur den Profit nicht teilen."
    "Ihr und welche Armee?!" Bellendes Lachen klang aus dem Funk. "Mit diesem mickrigen Kahn könntet ihr nicht einmal…"
    "Hey! Vorsicht, was du da sagst, Kumpel. Wir sind gut. Die Besten, nicht wahr, Chewie?" Chewbacca röhrte zustimmend. "Siehst du!"
    "Wie heißt du?"
    "Iden Delf."
    "Nie gehört."
    "Kein Wunder!" Denn den Namen hatte er sich soeben ausgedacht. "Denn wie gesagt: Wir sind die Besten! Uns hört man nicht, uns sieht man nicht, ehe es zu spät ist. Und dann ist es zu spät, wenn du verstehst, was ich meine", erklärte Han selbstgefällig.
    Das brachte ihren Gesprächspartner zumindest zum Nachdenken.
    Hans Grinsen fiel in sich zusammen. "Und Chewie, hast du schon herausgefunden, wo wir sind?"
    Der Wookiee zerfurchte sein pelziges Gesicht und grollte eine verwirrte Antwort.
    "Das System ist nicht verzeichnet?", wunderte sich Han. Das konnte nur zweierlei bedeuten: Das System war geheim oder lag in den unerforschten Territorien und dann saßen sie tiefer in der Sch… im Dreck als er wahrhaben wollte. Oder der Hypersprung hatte sie weiter fort transportiert als möglich war. Nicht bei der Kürze der Dauer. Ein Schatten zuckte plötzlich an dem Schiff vorbei und im gleichen Moment schien sich die Zeit wie ein Gummi zusammenzuziehen. Han kaute auf seiner Unterlippe. Oder war es doch möglich? Was, wenn das Schwarze Loch etwas damit zu tun hatte?
    "Für wen arbeitet ihr", meldete sich sein Gesprächspartner schließlich wieder.
    Oha, schwere Frage. Bei den ganzen Fehden, die es in der Galaxis gab, den richtigen zu erwischen, den, bei dem er das geringste Risiko einging…
    "Für den Hutt-Clan", erwiderte er schließlich vage. Bei all den Streitigkeiten untereinander waren die schleimigen Riesenwürmer doch ein Machtfaktor, den man nicht unterschätzen durfte. Niemand legte sich mit den Hutt an außer den Hutt.
    "Es gibt keinen Systemlord dieses Namens. Das heißt ihr arbeitet entweder für die Luzianische Allianz, einen Goa'uld, der heimlich an die Macht strebt oder die Tau'ri."
    Andererseits kannte er Baal, den 'Gott', nicht. 'Es gibt keinen Systemlord dieses Namens?'
    "Hört zu…"
    "Dein Schiff sieht sehr wie ein Tau'ri-Schiff aus."
    Was hatten die nur mit diesen Tau'ri? Han entglitt das Gespräch. Er fühlte es ganz deutlich. Er hatte keine Ahnung, wovon der andere redete. Es war als hätten sich alle Regeln in einem Spiel plötzlich geändert. Und niemand hatte ihm Bescheid gesagt. Ein rascher Blick zu Chewbacca erbrachte auch nicht mehr als ein ebenso hilfloses Kopfschütteln.
    "Leite sämtliche Energie in die Frontaldeflektoren", murmelte er schließlich, den Blick auf die bedrohlichen Kolosse vor ihnen gerichtet. Er glaubte nicht mehr, dass er sie hier wieder herausreden konnte.
    Nie, nie wieder würde er eine ungeplante Transition durchführen. Sie saßen so was von in der Tinte.

    Kapitel 5

    "WAS BIST DU NUR FÜR EIN TROTTEL!!!" wütete Losser und ließ seine Faust auf die Rückenlehne von Fjells Sitz sausen. Ängstlich duckte sich der Jaspasianer, aus Furcht einen mehr oder weniger zufälligen Schlag abzufangen. "Sicher! Wir hatten ihn SICHER! Und du lässt ihn entkommen!"
    "Aber…" Fjells froschartiges Gesicht wurde immer länger. Er konnte doch nichts dafür, dass der Frachterpilot ein Wahnsinniger war. Nur ein geistig Gestörter würde in unmittelbarer Nähe eines Schwarzen Lochs in den Hyperraum springen. Doch Losser ließ ihn nicht zu Wort kommen. Während das Schiff langsam durch den Raum auf seine Kameraden zudriftete, erörterte er bild- und gestenreich die Unfähigkeit seines Bordschützen. Der felinoide Pilot grinste ihn an und Fjell schrumpfte noch mehr zusammen. Er wagte erst wieder einzuatmen, als sich der Zorn des Captains auf den Piloten verlagerte. Unsicher blickte er hinüber, doch TRazss rollte nur die Augen und spielte gelangweilt mit seinen Kontrollen. Er nahm Losser überhaupt nicht ernst. Schockiert sah Fjell zum Captain, der in diesem Moment theatralisch verzweifelt die Arme hob und klagte: "Ich bin nur von Zort umgeben!", bevor er – immer noch rot angelaufen – die Brücke verließ.
    TRazss grinste Fjell wieder an. "Nimmsss dir nicht zssu Herzssen, Kleiner. Der isst immer ssso. Allesss nur gesspielt… Er wollte mal Theaterkünsstler werden, weissst du." TRazss zuckte ungerührt die Schultern und blinzelte ihm zu, während Fjells Herz immer noch vor Panik rasend schlug. "Du ssolltesst ihn nur niemalss wirklich verärgern." TRazss zahnbewehrtes Grinsen war alles andere als beruhigend. Fjell schluckte.
    "Captain!", rief in diesem Moment der Navigator. Prompt öffnete sich die Schleuse wieder, als hätte Losser nur außerhalb der Brücke auf sein Stichwort gewartet. "Ein Schiff ist soeben aus dem Hyperraumfenster gekommen!"
    "Ist er zurück?", freute sich Losser und rieb sich schon erwartungsvoll die Hände.
    "Nein, Captain, es ist eine anderes Schiff. Ein deutlich größeres Schiff. Ein Kriegsschiff."
    "Hier draußen?", erbleichte Losser.
    "Abdrehen, abdrehen", murmelte der Pilot flehend.
    'Koch! Ich werde Koch!', dachte Fjell.
    _________

    Misstönendes, Ohren peinigendes Kreischen riss Daniel aus einem Nebel, der träge sein Bewusstsein umfloss. 'Ich war bewusstlos', stellte er fest und wäre beinahe in die schwarzen Fänge der Ohnmacht zurück geglitten, als er sich bewegte und ihn rasende Kopfschmerzen und eine Welle der Übelkeit überrollten. Er schluckte und wartete bis sich die schlimmsten Nachwirkungen von was-auch-immer-passiert-war legten und er sich vorsichtig aufrichten konnte.
    Beim Anblick der Brücke fühlte sich Daniel auf unangenehme Weise an Netu erinnert. Überall wölkte Rauch und schwelten Schmorbrände. Das rote Licht der Notbeleuchtung erhellte die Brücke nur dürftig, aber genug, den miserablen, stöhnenden Haufen auszumachen, der einmal die stolze Crew gewesen war. Das Schiff hing in einer Schieflage und trieb nahezu bewegungslos im All. Einige interne Gravogeneratoren schienen defekt zu sein, was das Brückendeck zu einem steil ansteigenden Hügel machte und die Besatzung an der Kante zwischen Boden und Frontschirm zusammenpresste.
    Murmeln und leise Fragen bedeuteten, dass das Häuflein Elend langsam wieder zum Leben erwachte. Daniel drehte sich halb und richtete sich dann an der Wand auf. Stöhnend fuhr seine Hand zum Kopf, wo eine beachtliche Platzwunde noch immer Wellen sengender Pein durch sein Gehirn sandte. "Au…". Neben ihm regte sich etwas und er erkannte General Hammond, der ebenfalls mit voller Wucht gegen die Wand geprallt war. Daniel beugte sich zu ihm hinunter und rüttelte ihn leicht an der Schulter.
    "General?"
    Hammond stöhnte und drehte sich auf den Rücken. "Dr. Jackson? Was ist passiert?"
    "Ich weiß es nicht."
    Daniel schaute auf, als sich das Brückenschott öffnete und Colonel Reynolds um die Ecke lugte, ehe er sich langsam auf die schräge Rutschbahn wagte und mehr zu ihnen hinab glitt als ging.
    "Sir, alles in Ordnung?", fragte er, als er sich an Hammonds andere Seite kniete.
    Hammond nickte beruhigend, auch wenn ihm gar nicht danach zumute war. "Bericht", verlangte er immer noch halb liegend.
    Reynolds straffte sich. "Sir, wir scheinen irgendwo dagegen geprallt zu sein. Meine Männer kümmern sich um die bewusstlosen Techniker. Es scheint bis jetzt keine ernsthaften Verletzungen zu geben. Seit unserem Hyperraumeintritt sind 28 Minuten vergangen."
    Der General lächelte. Reynolds unbeeindruckte Sachlichkeit besserte sein Befinden erheblich. "Danke, mein Junge."
    Der Colonel nickte und wandte sich anderen hilfsbedürftigen Mitgliedern der Brückenbesatzung zu. Hammond und Daniel halfen sich gegenseitig auf die Beine und waren überrascht, Walter bereits wieder an seiner Station sitzend vorzufinden. Eine hässliche lang gezogene Beule, die sich in ein bedrohliches Lila zu verfärben begann, zierte seinen Kopf. Augenscheinlich war er gegen eine Kante gestoßen. Es erschien wie ein Wunder, dass es nicht zu ernsteren Verletzungen gekommen war. Daniel konnte sich wieder erinnern, wie ihn ein plötzlicher Ruck von den Füßen gerissen und halb über Hammond weggetragen hatte, ehe für ihn die Lichter ausgingen.
    Walter sah mit einem schiefen Lächeln zu ihnen hinüber.
    "Ich habe ein paar Systeme wieder online, Sir. Interne Kommunikation, Funk, Sensoren; Antrieb und die Schilde, wenn wir wieder über ausreichend Energie verfügen."
    "Sehr gut", seufzte Hammond und ließ sich in den Sitz des Kommandanten sinken. Ein unangenehmes Gefühl angesichts der Schräglage des Schiffes. Er aktivierte die Verbindung zum Maschinenraum. "Dr. Novak?"
    "Bosworth, Sir", kam die Antwort. "Dr. Novak arbeitet gerade am Naquadah-Reaktor."
    "Dann geben Sie mir einen anderen Techniker. Ich muss über den Status des Schiffes Bescheid wissen."
    "Ja, Sir!"
    "Sir?", unterbrach Harriman. "Die Sensoren haben vier Schiffe in Schussdistanz voraus ausgemacht."
    "Goa'uld?"
    "Nein, Sir. Unbekannt. Bis jetzt rühren sie sich nicht."
    Hammond presste die Lippen zusammen. Sie saßen hier wie auf dem Präsentierteller. "Hoffen wir, dass es so bleibt", meinte er schließlich scharf, ehe er sich wieder seiner Armlehne zuwandte. Als erstes mussten sie die Prometheus wieder in den Griff bekommen. "Bos…", hob er an, wurde aber unterbrochen.
    "General Hammond? Hier ist Hiller, SG-15."
    "Was ist passiert?"
    "Das wissen wir noch nicht, Sir. Aber aufgrund von Energierückkopplungen scheint es Probleme beim Ein- und Austritt in den Hyperraum gegeben zu haben. Wir arbeiten derzeit an den Trägheitsdämpfern. Ohne die ist ein Weiterflug nicht anzuraten. Nicht, wenn wir nicht als Pizza enden wollen."
    "Oh", machte Daniel, der sich an die Rückenlehne von Hammonds Stuhl lehnte und ziemlich blass aussah.
    Pendergast, aschgrau im Gesicht und einen Arm um seinen Körper geschlungen, kam herüber gewankt und befahl:
    "Schicken Sie ein paar Techniker auf die Brücke! Wir brauchen die Kontrollsysteme."
    "Ja, Sir!"
    Hammond erhob sich, um Pendergast wieder seinen Stuhl zu überlassen, aber der winkte nur ab und ließ sich erschöpft in den freien Stuhl an den Feuerkontrollen fallen.
    "Sind Sie verletzt?", fragte Daniel.
    Pendergast zog eine grimmige Grimasse. "Ich glaube, es hat eine Rippe erwischt."
    Daniel und Hammond sahen sich beunruhigt an. Sie hatten keinerlei angemessene Behandlungsmöglichkeiten an Bord. Um im Notfall die gesamte Atlantis-Mission evakuieren zu können, war die Besatzungsstärke so minimal wie möglich ausgefallen. Und der einzige Arzt, den sie an Bord gehabt hatten, flog soeben mit einem Tel'tak irgendwo in den unendlichen Weiten des Weltraums herum. Aber Hammond winkte Reynolds herüber und befahl ihm, Binden zu besorgen, damit der Brustkorb des Colonels wenigstens fixiert werden konnte.
    Das plötzliche Ausrichten des Schiffes in eine – gefühlte – horizontale Lage, als die Schwerkraftgeneratoren wieder ansprangen, war, obgleich es Pendergast ein gequältes Stöhnen entlockte, ermutigend.
    _________

    "Wir sollten mit ihnen Kontakt aufnehmen", meinte Daniel.
    Pendergast hatte sich mit Händen und Füßen gewehrt, die Brücke zu verlassen. "Es ist mein Kommando, meine Verantwortung", war alles, was er gesagt hatte. Hammond, dem stets am Wohlergehen seiner Untergebenen gelegen war, hatte nur widerwillig zugestimmt. Doch spätestens jetzt wusste er, dass mit dem Colonel der richtige Mann auf dem Kommandostuhl dieses Schiffes saß. Die folgenden Entscheidungen würden nicht einfach werden. Pendergast hätte eine Entschuldigung gehabt beides abzugeben, die vor jeder zuständigen Stelle Gültigkeit gehabt hätte. Nur nicht vor seinem eigenen Gewissen. Der Stolz eines Vaters auf den Sohn überkam den General. Wie jedes Mal, wenn er den Geist des SGC in mehr als bloßen Worten verkörpert sah. Als er einst seine Männer Kinsey gegenüber die Besten genannt hatte, war das nicht nur so dahingesagt gewesen.
    Also saß nun wieder Pendergast in seinem Kommandantensessel, während Hammond in den Maschinenraum gegangen war, in der Hoffnung, sich nützlich zu machen. Bis auf Pendergast und den Archäologen waren alle Anwesenden in Reparaturversuche vertieft. Die Aktivierung der internen Sensoren hatte keine guten Nachrichten gebracht. Es gab Hüllenbrüche auf diversen Decks und die automatische Versiegelung arbeitete nur sporadisch. Dafür waren die Trägheitsdämpfer inzwischen notdürftig repariert und die verschmorten Kristalle ersetzt worden. Das Schiff war soweit wieder betriebsklar, wenn da nicht der profunde Energiemangel gewesen wäre. Die Naquadah-Reaktoren liefen noch immer instabil und die Energie verbrauchenden Systeme jagten sich gegenseitig den so wertvollen Strom ab. Die meisten Techniker waren damit beschäftigt, die Energie so umzuleiten, dass wenigstens die wichtigsten Systeme ausreichend versorgt wurden. Die Beleuchtung gehörte offenbar nicht dazu. Es war stockfinster, sogar der Frontschirm deaktiviert. Selbst die Notstromgeneratoren hatten ihren Anteil an der allgemeinen Energieversorgung zu leisten. Nur die Konsolen und die fokussierten Strahlen von Taschenlampen verbreiteten ein unregelmäßiges schwaches Licht.
    "Vielleicht können sie uns helfen, sagen, wo wir uns befinden. Bis jetzt haben sie jedenfalls noch keine feindseligen Aktivitäten gezeigt", fuhr Daniel fort.
    Sie hatten nicht lange gebraucht, um herauszufinden, dass sie nicht zu den geplanten Koordinaten gesprungen waren. Und sie waren allein gekommen. Sie konnten nur hoffen, dass es bedeutete, dass die Gleiterstaffel mehr Erfolg gehabt hatte und nicht etwa, dass sie zerstört worden war.
    Pendergast wischte sich mit einer Hand kalten Schweiß von der Stirn und überlegte. Er würde es vorziehen, keine unnötige Aufmerksamkeit auf das Schiff zu lenken, aber er wusste auch, dass die derzeitige Situation nicht unendlich anhalten würde. Es wunderte ihn ohnehin, dass die fremden Schiffe seit Minuten ohne Regung dort draußen verharrten. Die Sensoren bestätigten, dass sie über Energie verfügten, also war die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um Wracks handelte gering. Er nickte Daniel seine Zustimmung zu. "Übernehmen Sie das. Sergeant, öffnen Sie einen Funkkanal."
    Daniel ging zu Harrimans Station und beugte sich über das in die Konsole eingelassene Mikrofon.
    "Mein Name ist Daniel Jackson an Bord der Prometheus. Bitte identifizieren Sie Sich. Brauchen Sie Hilfe?"
    _________

    Losser diskutierte erhitzt und in einer Fjell fremden Sprache mit den anderen Schiffskommandanten. Er hoffte sehr, dass er sie von einem Rückzug überzeugen konnte. Es konnte einfach nicht gesund sein, sich mit einem solchen Schiffskoloss anzulegen. Auch wenn er sich bislang ruhig verhalten hatte. Fjell fragte sich warum, aber ihre Sensoren arbeiteten zu unzuverlässig, um diese Frage beantworten zu können.
    Als der Captain sich von der Funkstation ab- und dem Bildschirm zuwandte, zeigte sein Gesicht ruhige Entschlossenheit und ihn umgab eine Aura von Autorität, die Fjell gänzlich neu waren, ihn aber plötzlich verstehen ließen, warum Lossers Wort so viel Gewicht in der Gilde besaß. Sein sprunghaftes Gebaren, seine Wutausbrüche waren nicht mehr als eine Maske, ein Umhang, mit dem er sich schmückte, um aus der Reihe der Befehlsempfänger herauszuragen.
    Fjell schluckte, als Losser mit eiskalter Stimme befahl:
    "Eröffne das Feuer."
    "Aber…", wagte er einzuwenden.
    Der kühle, berechnende Blick, der jetzt das Gesicht des Captains beherrschte wandte sich ihm zu und die Augen zogen sich eine Spur zusammen. Fjell erschauerte.
    "Die Besatzung dieses Schiffes kennt unser Versteck. Niemand darf am Leben bleiben, um uns zu verraten." Lossers Stimme war scharf wie eine Vibroklinge.
    Fjell warf einen kurzen Blick zu TRazss, dessen spitze Ohren und Nackenfell steil aufgerichtet standen. Die Augen weit aufgerissen und auf den Frontschirm fixiert, überlief ihn ein Schauer nach dem anderen und ließ die feinen Schnurrhaare erzittern. Die Totenstille, die plötzlich auf der Brücke herrschte, verriet dass dieser heftige Umschwung im Verhalten ihres Kommandanten nicht nur für ihn, für den Neuen, überraschend kam.
    "Muss ich mich wiederholen?", fragte Losser sanft und riss damit nicht nur Fjell aus seiner Starre. Beinahe hektisch setzte TRazss das Schiff in Bewegung und Fjell beugte sich über seine Feuerkontrollen, wartete bis er eine klare Zielerfassung bekam und…
    "Mein Name ist Daniel Jackson an Bord der Prometheus. Bitte identifizieren Sie Sich. Brauchen Sie Hilfe?"
    Losser gebot Fjell Einhalt, während er den Worten nachlauschte, und ein Lächeln begann seine Lippen zu umspielen. Es gab noch eine wesentlich profitablere Lösung des Problems. Nachdenklich ging er ein paar Schritte, ehe er antwortete.
    "Prometheus, hier ist die Feuerfaust unter Captain Losser, Leichter der Minengilde. Ich hoffe, Sie sind nicht hier, um in unsere Claims einzudringen."
    "Natürlich nicht!", beeilte sich sein Gegenüber zu versichern. "Wir sind eher durch… äh… einen Zufall hier gelandet."
    "Was für einen Zufall?"
    "Ähm", Jackson räusperte sich. "Nicht weiter wichtig. Also?"
    Losser runzelte die Stirn, doch als keine weitere Erklärung folgte, kehrte er zu seinem Plan zurück. "Nun, wir könnten tatsächlich Hilfe brauchen. Eines unserer Schiffe hat einen Schaden im Sublichtantrieb und wir haben keine ausreichend qualifizierten Techniker an Bord." Er grinste gefährlich. Wenn er die Besatzung von Bord locken konnte… Er könnte das Schiff intakt in die Hände bekommen. Und eine große Anzahl Sklaven dazu. Das könnte der Fischzug werden.
    "Äh, ich werde mit unserem Kommandanten darüber reden. Vielleicht können Sie uns inzwischen sagen, wo genau wir uns befinden?"
    Losser runzelte die Stirn. Wie konnten die nicht wissen, wo sie sich befanden? Hatte das etwas mit diesem "Zufall" zu tun? Vielleicht war an den Gerüchten über die Spontantransitionen doch mehr dran als er immer gedacht hatte. Er beschloss ein wenig Vertrauen aufzubauen.
    "Ihr befindet euch am Rand des Mauls, Kernsektor, Zanaris-System, nicht weit von Targlund. Wir sind bereit, Daten im Austausch anzubieten."
    Er erntete Schweigen. Wahrscheinlich mussten seine Gegenüber die Information erst verarbeiten. Schließlich meldete sich der Sprecher wieder.
    "Danke. Was bauen Sie hier ab?"
    "Erze. Wollen Sie uns nun helfen, oder was?" Se waren noch keinen Schritt vorangekommen und Lossers Geduld nahm rapide ab. Derlei Spiele lagen ihm nicht.
    "Warum haben Sie Sich nicht früher gemeldet?"
    "Das fragen Sie mich?! Sie sitzen in einem Kriegsschiff, größer als unsere Schiffe zusammengenommen. Hier fliegen so viele unfreundliche Elemente herum", Losser konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, "da muss man vorsichtig sein, wem man auf den Pelz rückt. Warum haben Sie Sich nicht früher gemeldet?"
    "Wir haben auch ein paar… geringfügige Probleme hier. Wie können wir Ihnen helfen?"
    Der Captain wurde hellhörig. Vielleicht stellte sich diese Beute als weniger gefährlich heraus als gedacht.
    "Was halten Sie von diesem Vorschlag: Sie schicken uns ein paar Techniker und wir schicken Leute rüber, die Ihnen helfen."
    "Sie wollen uns Leute schicken, die ihre eigenen Probleme nicht beheben können?"
    Losser sah ein, dass er zuviel auf einmal gewollt hatte. Sich da wieder hinaus zu lavieren erforderte Fingerspitzengefühl – und er hatte keine Lust mehr darauf. Möglicherweise waren die guten alten Wege weniger profitabel. Aber dafür viel befriedigender.
    "Feuer!"


    ...Öhm, wie gesagt: Internetprobleme. Ich entschuldige mich für den Doppelpost, aber mit einem funktioniert es einfach nicht. Da erzählt mir der Rechner - trotz meines ellenlangen Textes -, dass ich mindestens ein Zeichen eingeben muss . Also denn: Teil 2 folgt... (Werbepause )

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