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Thema: [SGA] Starjumper Pegasus

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    Lieutenant General Avatar von Antares
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    Standard [SGA] Starjumper Pegasus

    Titel: Starjumper Pegasus (1/5)
    Autorin: Antares
    Fandom: SGA
    Pairing: John/Rodney (Erwähnung von Ronon/Teyla und Jack/Daniel)
    Genre: Sci-Fi AU
    Rating: R
    Beta : Mein ganz, ganz herzlicher Dank gilt Aker, die nicht nur etliche Fehler und Ungereimtheiten gefunden hat sondern auch noch ganz hervorragende "Reparaturvorschläge" für einige Szenen hatte. Danke sehr!
    Wörter : ca. 25 500
    Inhalt: Rodney freut sich, dass er endlich wieder einen Starjumper fliegen darf. Doch die Probleme lassen nicht auf sich warten.
    Anmerkung: Die Story have ich für den diesjährigen BigBang auf deutsch_fandom geschrieben.

    StarjumperPegasusHeader.jpg


    Rodney fluchte leise vor sich hin. Er war auf dem Heimweg vom Labor, in dem er den ganzen Tag langweilige Proben von den langweiligen Monden von Rayanor untersucht hatte. Die Untergrundbahn, die er genommen hatte, war noch voller als sonst gewesen, weil es den ganzen Nachmittag ununterbrochen geregnet hatte. Er hatte sich so gequetscht wie eine Sardine in der Dose gefühlt. Nicht, dass er in den vergangenen Jahren Sardinen gegessen hätte. Sie waren fast ausgestorben und selbst er, mit seinem recht guten Gehalt, konnte sich keine Dose davon leisten. ‚Liebhaberpreise’ nannte die Wirtschaft das zynisch. Nun, so gerne mochte er sie dann doch nicht.

    Als er endlich die Untergrundbahn verlassen konnte, war es noch ein gutes Stück zu seiner Wohnung. Normalerweise bedauerte er, dass er nicht näher an der nächsten Untergrundstation wohnte, aber heute Abend, nach den erschreckenden Massen in dem Zug, war er glücklich, wieder etwas freier atmen zu können. Er entschied sich gegen eines der vollautomatischen Vier-Personen-Mini-Taxis, denn er wusste ganz genau, dass sich da bestimmt sieben oder acht Personen versuchen würden hineinzuquetschen. Rodney schlug den Kragen seiner Jacke hoch und trat in den Nieselregen hinaus.

    Winzige Tröpfchen trafen auf die Haut seines Gesichts, kühl und sanft, und er wischte sie nicht sofort weg. Immerhin durfte man bei Regen wieder rausgehen. Seine Großeltern hatten ihm von Zeiten erzählt, in denen der Regen so säurehaltig gewesen war, dass er sich durch Kleidung hindurch gefressen und ein striktes Ausgehverbot notwendig gemacht hatte. Aber die rigorose Abschaffung vieler privater Annehmlichkeiten, wie zum Beispiel Privatwagen, hatte in den letzten fünfzig Jahren eine Wende zum Besseren gebracht.

    Eine Viertelstunde später kam er an seinem Apartmenthaus im alten Teil der Stadt, wo die kleinen Häuser standen, an. Er ließ sich selbst hinein. Als er drinnen war, schloss er seinen Briefkasten auf, klemmte sich einen Stapel Papiere unter den Arm und versuchte, den Metallkasten mit einer Hand zu schließen. Es gelang ihm und er schlurfte müde zum Lift, stieg ein und drückte den Knopf für den fünfundzwanzigsten und obersten Stock. Er hoffte, dass der Lift funktionierte – ja, mit einem Knirschen setzte er sich in Bewegung.

    Rodney sortierte durch seine Post. Als wären Bäume nicht inzwischen Mangelware, verschickten immer noch etliche Firmen, die zu viel Geld hatten, ihre Mitteilungen in nicht-digitaler Form, besonders an Leute mit einem Titel. Als ob die die großen Einkommen hätten! Rodney ließ ein abschätziges „Pfft“ hören. Aber klar, die Werbemails beachtete ja auch keiner mehr, da musste man den Leuten schon etwas direkt in die Hand geben.

    Wofür also wurde heute das seltene Papier verwendet? Werbung für einen Champagner, von dem eine Flasche einen Monatslohn kostete, die Stromrechnung und noch mehr Werbung. Mhmm, eine Roboter-Katze, die fast lebensecht wirkte. Für einen Moment war Rodney versucht, doch dann stopfte er die Anzeige resolut weg. Und noch eine Rechnung, dieses Mal vom Space Traveller Magazine. Er sollte sein Abo wirklich kündigen, denn das Niveau der Artikel hatte in den letzten Jahren doch konstant nachgelassen. Alles Idioten, die da arbeiteten.

    Als letztes sah er einen Brief vom SMC, dem Scientific Matching Center. Das SMC, eine Unterabteilung der Welt-Planungsbehörde, war die Verwaltungsbehörde, die auf der Erde alle persönlichen Belange regulierte. Sie stand gleichberechtigt neben der Industriebehörde, der Landwirtschaftsbehörde, etc. Die schlauen Leute des SMC fanden die richtige Ausbildung und den passenden Arbeitsplatz für einen, wiesen einem eine Wohnung und sogar die Mitbewohner zu. Alles wissenschaftlich abgesichert. Jedenfalls in der Theorie.

    Doch seit der Gründung des SMC waren die Leute sehr erfinderisch gewesen, um die Computer-Algorithmen zu manipulieren, weil sie ihre Chancen verbessern wollten. Was Rodney wirklich zur Weißglut brachte. Warum wurde ein Computerprogramm entwickelt, das auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhte – und dann logen und betrogen die Leute und dachten, sie wären klüger als ein Supercomputer? Diese Leute beantworteten die Fragen im zweimal jährlich auszufüllenden Fragebogen nicht wahrheitsgemäß. Schon oft hatte sich das SMC beschwert, dass es scheinbar nur Leute gab, die in ihrer Freizeit ein gehaltvolles Buch lasen, ein Instrument spielten oder etwas Sportliches für ihre Gesundheit taten. Niemand gab zu, gern fernzusehen, Junk Food zu essen und Porno-Videos herunter zu laden. Das verfälschte natürlich jede Statistik.

    Rodney atmete tief durch. Er sollte sich nicht darüber aufregen, es brachte ja doch nichts. Er sollte sich auf den Brief in seiner Hand konzentrieren. Rodneys Herzschlag beschleunigte sich und er fühlte, wie seine Handinnenflächen schwitzig wurden. Dies war seine dritte und letzte Chance. Jedenfalls hoffte er, dass sie ein Schiff und einen neuen Teamkollegen für ihn gefunden hatten und nicht, dass der Brief die Mitteilung enthielt, dass er jetzt offiziell aus dem SEP, dem Star Exploration Program, rausgeflogen war. Rodneys Finger zitterten, als er versuchte, den Schlüssel in das Schlüsselloch seiner Wohnungstür zu stecken. Verdammt, das war kleiner als sonst!

    „Hey, Doktor McFummelfinger.“ Die Tür wurde von innen geöffnet und Ronon grinste ihn an. „Schwierigkeiten, so ein delikates Manöver wie das Öffnen einer Tür durchzuführen?“ fragte der große Mann neckend und trat zur Seite, so dass Rodney eintreten konnte.

    „Ich hoffe, du bist gerade am Gehen?“, meinte Rodney und stürmte an ihm vorbei.

    „Keine Chance. Teyla und ich haben gekocht, und wenn du willst, bist du eingeladen.“

    Rodney musste gestehen, dass es in der Wohnung köstlich roch. Und es war warm und trocken, was nach dem Fußmarsch sehr willkommen war. Rodney hing seine nasse Jacke an die Garderobe und ihm fiel auf, dass genau gegenüber jetzt ein neues, großes Bild mit gelb-roten Blumen hing. Blumen, die es schon längst nicht mehr gab, weil sie keinen Zweck erfüllten, sondern nur schön aussahen. Er fragte sich, wo Teyla immer solche Raritäten auftrieb.

    Er schnupperte noch einmal – mmh. Das Wasser lief ihm im Mund zusammen. Er hatte den ganzen Tag nur diese bunten Nutri-Bissen gegessen, die zwar den Hunger nahmen, aber wie Pappe schmeckten. Mann, er würde großzügig über Ronons kreative Namensgebung hinwegsehen und die Einladung annehmen, vor allem, wenn Ronon beim Kochen geholfen hatte. Er ging in sein Zimmer und ließ seine Aktentasche und seine Post auf sein schönes, breites Bett fallen. Er wusch seine Hände, nahm den Brief wieder auf und ging in die winzige Küche, die direkt in ihr ebenso kleines Wohnzimmer überging. Dort befand sich auch der Essbereich, wo Teyla und Ronon gerade den Tisch deckten.

    Er hatte Teyla während seiner Zeit auf der Universität kennengelernt und es hatte sich eine Art von Freundschaft zwischen ihnen entwickelt. Jetzt teilten sich Teyla und er ein kleines Apartment in der Nähe der Gebäude des Star Exploration Programs, wo sie beide arbeiteten. Rodney war nach der Ausbildung ein Zimmer am Rande der Mega-City zugeteilt worden, aber irgendwie hatte Teyla erreicht, dass ihr vorgesehener Wohnungsgenosse mit ihm getauscht hatte. Rodney hatte sie nie gefragt, wie sie das zustandegebracht hatte, ob sie ihre diplomatischen Fähigkeiten eingesetzt hatte oder weil sie ihre Banto-Stöcke sehr Furcht einflößend schwingen konnte.

    Aber er war sehr froh darüber, denn erstens war es nur eine halbe Stunde von seiner Arbeitsstelle entfernt gelegen und nur sie beide in einem Drei-Zimmer-Apartment war ein Luxus, den sich nicht viele leisten konnten. Außerdem hatte Teyla es mit viel Liebe und mit warmen Farben eingerichtet, was Rodney aber nur an den Tagen zur Kenntnis nahm, wenn er aus grauem, regnerischen Wetter von draußen hereinkam.

    Ronon Dex war ein steter Gast in ihrem Apartment. Nein, das war eine Untertreibung, dachte Rodney. Früher war Ronon ein regelmäßiger Gast gewesen, jetzt verbrachte er fast jede freie Minute des Tages – und der Nacht – mit Teyla, seit sie vor einem Jahr Teamkollegen in einem der Starjumper geworden waren. Es war selbst für Rodney nicht mehr zu übersehen, dass sie inzwischen auch ein Liebespaar waren. Für beide von ihnen war es das zweite Match gewesen, nachdem sowohl Teylas als auch Ronons erster Partner bei einem Unfall getötet worden waren. Es sah so aus, als ob in ihrem Fall das Matching Center seine Matching-Hausaufgaben gemacht hatte, denn in Rodneys Augen sahen sie recht glücklich aus.

    Was Rodney zurück zum Brief brachte. Er setzte sich an den Tisch, riss den Umschlag auf und las den kurzen Brief des SMC, in dem ihm mitgeteilt wurde, dass sie einen kompatiblen Partner für ihn gefunden hatten. Gleichzeitig erinnerten sie ihn daran, dass dies seine dritte und letzte Chance war und er dankbar sein solle, dass … bla, bla, bla. Rodney verzichtete auf den Rest des Textes und atmete tief durch. Ja! Sie hatten jemanden für ihn gefunden. Endlich!
    Wurde auch Zeit. Er war es so leid, langweilige Bodenproben auszuwerten.

    Wenn man die hoffnungslos überbevölkerte Erde verlassen und nicht weiterhin wie eine Henne in einer Legebatterie leben wollte, gab es nur zwei Möglichkeiten. Entweder bewarb man sich beim Star Exploration Program oder für einen Platz auf einem der wenigen Kolonie-Schiffe. Ein Kolonie-Schiff kam für Rodney nicht in Frage, da das bedeutete, dass er nie wieder zurückkehren konnte. Und so hatte er sich, direkt nach dem Erwerb seines zweiten Doktortitels, beim Star Exploration Program beworben. Mit seinen überragenden Noten und vielen wichtigen Publikationen in Astronomie und Astrophysik hätte es ein Leichtes sein sollen, für ihn ein potentielles Match zu finden, aber er hatte mehr als zwei Jahre auf seinen ersten Starjumper warten müssen und das war …

    „Was ist los, Rodney? Ich hoffe, du hast gute Nachrichten erhalten?“, fragte Teyla mit ihrer melodischen Stimme, stellte eine Schüssel mit frischem Salat auf den Tisch und schaute ihn erwartungsvoll an.

    Rodney nickte. „Ja. Sie haben ein Match für mich gefunden. Jemanden für den Starjumper. Und dieses Mal wird es keinen Grund zur Beanstandung geben. Ich schwöre es. Ich werde alles tun, damit es ein Erfolg wird. Ich bin diese langweilige Routine so leid, das fordert meinen Intellekt in keiner Weise. Ich werde endlich wieder in den Weltraum fliegen. Ich kann euch gar nicht sagen, wie mir die grauen Labore zum Hals raushängen.“

    „Musst du uns nicht sagen“, entgegnete Ronon mit einem Zwinkern. „Du hast das in den letzten beiden Jahren, seit du deine private und deine Arbeitsbeziehung zu Katie Brown abgebrochen hast, schon einige Male getan.“ Er stellte eine noch brutzelnde Lasagne auf den Tisch.

    „Hey, es war doch nicht meine Schuld, dass sie so entsetzlich optimistisch war, selbst als wir keinen Treibstoff mehr und kaum noch Sauerstoff hatten in diesem fast toten Starjumper im Orbit um Jota IV“, beschwerte er sich. „Wieso ist das jetzt mein Fehler, dass sie es nicht mochte, als ich ihr all die schrecklichen Möglichkeiten erklärt habe, unter denen wir zu Tode kommen könnten? Irgendjemand muss doch schon mal vorausdenken, über das Worst-Case-Szenario hinaus, damit man sich ordentlich darauf vorbereiten kann.“

    „Natürlich, Rodney.“ Teyla schob die Lasagne in Rodneys Richtung und er schöpfte sich einen kleinen Berg auf seinen Teller. „Weißt du schon, wen dir das SCM zugewiesen hat?“

    „Das war in dem Brief“, murmelte er um den heißen Käse in seinem Mund herum. Er überflog den Brief noch einmal und sagte: „Hier ist es. Joan Sheppard, eine Pilotin mit einem Bachelor-Abschluss in Mathematik, Aeronautik und Geologie. Hmm. Nicht schlecht. Aber ich hoffe, dass sie mehr Pilotin als Wissenschaftlerin ist. Das würde meine Stärken besser komplettieren. Nicht, dass ich kein guter Pilot wäre“, fügte er schnell hinzu.

    Die kleinen Starjumper waren auf Kurzstrecken meist mit zwei Personen bemannt, konnten in Ausnahmefällen aber auch vier Personen unterbringen. Die Weltraumbehörde nahm nur herausragende Leute an, die in vielen Bereichen kompetent waren. Aber am wichtigsten waren selbstverständlich gute Flugkünste und Kenntnisse, um das kleine Raumschiff zu reparieren. Wenn also diese Sheppard-Person gut im Fliegen war, gab das Rodney mehr Zeit für seine wissenschaftlichen Forschungen, die mit zu den Hauptaufgaben der Starjumper gehörten.

    „Sheppard?“ Ronon hörte für einen Moment mit dem Essen auf. „Da war mal irgendwas mit einem Piloten namens Sheppard, aber ich kann mich nicht erinnern was.“

    „Es ist ein weit verbreiteter Name“, sagte Teyla. „Ich bin sicher, dass es mehr als nur einen Sheppard im Star Exploration Program gibt.“ Ihr Ton erlaubte keine weitere Diskussion dieses Themas.

    Ronon zuckte mit den Schultern. „Sicher.“ Er stürzte sich wieder auf seine Lasagne.

    Als Rodney später in seinem Zimmer war, gut gefüttert und träge von dem großartigen Essen, warf er nur noch einen oberflächlichen Blick ins Internet, um zu sehen ob er etwas über Joan Sheppard herausfinden konnte. Doch es gab keinen Eintrag über sie und so gestand er sich resigniert ein, dass sie ihn mit einer absoluten Anfängerin zusammengetan hatten. Aber vielleicht war das ja auch besser so, denn damit hatte er noch alle Möglichkeiten, sie nach seinen Wünschen zu „formen“. Ja, das war perfekt, und so würde er auch die dreimonatige Probezeit, die mit Beginn der ersten gemeinsamen Mission startete, ganz leicht überstehen. Mit diesem netten Gedanken schlief er ein.

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    Während der nächsten vier Monate hatte Rodney einen übervollen Terminkalender. Er musste noch einige Projekte zu Ende bringen, die er neben seinen Routinetätigkeiten erledigte. Zusätzlich musste er Radek Zelenka auf seinen Job als seinen Vertreter vorbereiten, natürlich auch für seine halb-offiziellen Privatprojekte. Des Weiteren musste er alle nötigen medizinischen Checks und Auffrischungs-Impfungen über sich ergehen lassen.

    Rodney wunderte sich etwas, dass er nichts von seinem Match hörte, denn normalerweise trafen sich die zukünftigen Partner vor der eigentlichen Mission, um sich wenigstens ein bisschen kennenzulernen. Als er im SMC anrief, um sich nach Sheppard zu erkundigen, wurde ihm gesagt, dass Sheppard auf einem Trainingsflug sei und erst kurz vor dem Abflug wieder zurück sein würde. Diese Auskunft beunruhigte Rodney ein wenig, denn wenn sie so unerfahren war, dass sie noch Trainingsflüge absolvieren musste, wartete vielleicht mehr Arbeit auf ihn, als er bisher gedacht hatte. Das war nicht in seinem Sinn, denn eigentlich wollte er entlastet und nicht belastet werden.

    Er hatte aber nicht viel Zeit, sich tiefere Gedanken darüber zu machen, denn er musste für den Schieß- und Fitnesstest trainieren, wobei ersteres einfach und das zweite verdammt hart war. Mehr Spaß machte es da schon, seine Flugkünste in einem der Simulatoren des Sternenprogramms auf Vordermann zu bringen.

    Am Ende der vier Monate standen – welche Freude! – zwei Treffen. Das erste mit Dr. Elizabeth Weir, der Leiterin des Scientific Matching Centers und das zweite mit Hank Landry, dem Chef des Star Exploration Programs.

    Die Unterredung mit Dr. Weir war einfacher als gedacht, auch wenn sich Rodney ein bisschen wie ein Schuljunge vor seiner Lehrerin vorkam. Sie wünschte ihm am Ende jedenfalls alles Gute und schien es sogar ehrlich zu meinen, wenn sie sagte, dass sie hoffe, dass dieses Match für ihn das Richtige sei.

    Hank Landry jedoch war ein trockener Bürokrat, dem der Sinn für Humor völlig abging. Er und Rodney waren noch nie besonders gut ausgekommen, da Landry Ironie, besonders wenn sie von McKay kam, oft für bare Münze nahm. Landry erinnerte ihn im Laufe des Gesprächs mehr als einmal daran, dass dies seine letzte Chance sei und dass er sie nicht wegen seiner Arroganz wegwerfen solle. Rodney nickte, die Lippen fest aufeinander gepresst. Er setzte all seine Kraft darein, dieses Unternehmen nicht schon an einer schnippischen Antwort scheitern zu lassen, bevor es recht begonnen hatte.

    Nach den anstrengenden Gesprächen entschied sich Rodney nachzusehen, ob die Bodencrew inzwischen die Wartung an ‚seinem’ Starjumper nach seinen Wünschen abgeschlossen hatte. Der Starjumper war vor einer Woche eingetroffen und Rodney hatte ihn sofort gründlich untersucht. Er war in gutem Zustand. Aber nichts, was Rodney nicht selbst getestet und überprüft hatte, war wirklich perfekt. Er wollte sicher sein, dass alles den höchsten Sicherheitsstandards – seinen Standards – entsprach. Er würde sich sicher nicht in eine Blechkiste setzen, die nicht alle seine Tests bestanden hatte.

    Da ihre Mission in vier Tagen starten sollte, hoffte er sehr, dass das Schiff inzwischen vollständig mit Lebensmitteln und sonstigen Verbrauchsgütern ausgestattet und startklar war. Er hatte mehrere Listen mit Dingen, die er unbedingt brauchte, geschickt und wollte sicherstellen, dass sie alle eingetroffen waren.

    Als er in dem Hangar ankam, in dem die Starjumper gewartet und repariert wurden, herrschte ein reges Treiben. Leute eilten von links nach rechts und über allem lag ein Klang-Teppich aus Schreien, Hämmern, Schleifen, Knirschen von Metall und dem Motorengeräusch vieler Maschinen.

    Erst vor sechzig Jahren hatte die Menschheit diese kleinen, wendigen Fluggeräte in einem unterirdischen Komplex in der Antarktis gefunden, nachdem die Pole wegen der Erderwärmung abgeschmolzen waren. Sie waren in perfektem und einsatzbereitem Zustand gewesen und gierig hatte die Welt-Regierung die ganze Anlage geplündert. Sie hatten sie ausgiebig erforscht, ehe es ihnen gelungen war, sie in Betrieb zu nehmen.

    Die Schiffe gehörten ohne Zweifel zu einer Alienrasse, die vor unendlich langer Zeit mal auf der Erde gewesen sein musste, und passten zu anderen Artefakten, die in den letzten hundert Jahren gefunden worden waren. Irgendein Dummkopf hatte die kleinen Wunderwerke der Technik „Starjumper“ getauft, statt ihnen einen akkuraten und noblen Namen zu geben, was Rodney selbst jetzt, mit sechzig Jahren Abstand, noch bedauerte.

    Dank der Technik, die sie in den kleinen Schiffen vorgefunden hatten, hatte das irdische Raumfahrtprogramm einen Riesenschritt vorwärts gemacht. Mit Teilen dieser neuen Technologie hatte die Erde ihre ersten Kolonie-Schiffe gebaut. Große Schiffe, die langsam und für viele Jahre flogen, ehe sie die bewohnbaren Planeten des Athos-Gürtels erreichten. Die kleinen Starjumper waren hingegen Kundschafter-Schiffe, die viel schneller fliegen konnten, und die die Kolonie-Schiffe in der ersten Zeit noch mit Nahrung hatten versorgen können. Seit einiger Zeit waren die Kolonisten auf sich selbst gestellt. Ansonsten führten die Starjumper Wartungsarbeiten durch und brachten Daten und Proben auf die Erde zurück, während sie nach weiteren bewohnbaren Welten und möglichen Verbündeten suchten.

    Rodney ging an den Starjumpern entlang, bis er an dem Platz ankam, an dem sein Schiff parkte. Ein Mann in einer eng anliegenden schwarzen Jeans stand auf einer Leiter, leicht vorgebeugt, und präsentierte Rodney seinen netten Hintern und die Andeutung einer gestreiften Boxershorts. Nachdem Rodney den Blick von dem einladenden Hintern losreißen konnte, stellte er fest, dass der Typ gerade - einen missgebildeten Hund? Einen Vogel, der auf einem Schaf saß? Eine fliegende Kuh? - auf die Seite seines Fluggeräts malte!

    „Hey, Sie da!“, rief Rodney. „Was glauben Sie eigentlich, was Sie da machen?“

    Der Kerl drehte sich um und Rodney fand heraus, dass nicht nur seine Rückseite ansehnlich war. Er hatte ein nettes Gesicht und, oh Mann, er sah tatsächlich ein bisschen wie seine Lieblings-Pornostars aus, zu denen Rodney sich gerne Befriedigung verschaffte. Hübsch und ein klein wenig schurkisch. Er hatte seltsame, schwarze Haare, einen Schmutzfleck auf der Wange, der ihm etwas Verwegenes gab, und ein betrübtes Lächeln auf seinen vollen, roten Lippen als er jetzt antwortete: „Ähm … Ich versuche, einen Pegasus zu malen.“ Er verzog das Gesicht, als er sein eigenes Meisterwerk musterte.

    „Warum tun Sie das? Sind Sie einer vom technischen Bodenpersonal? Hat Sheppard Ihnen das aufgetragen?“ Vielleicht sollte er dankbar sein, dass sie nur ein geflügeltes Pferd und kein putziges rosa Einhorn auf dem Jumper haben wollte, dachte Rodney säuerlich.

    „Alle Schiffe brauchen einen Namen und ich denke, Pegasus ist ein großartiger Name“, beantwortete der Typ nur den ersten Teil von Rodneys dreiteiliger Frage.

    „Der Name ist okay“, gestand ihm Rodney zu, denn er wusste, dass tatsächlich fast alle Piloten die dumme Angewohnheit hatten, ihren Schiffen Namen zu geben. Auch wenn er nie verstanden hatte, warum das besser sein sollte, als zum Beispiel bei dem sehr präzisen Namen SJ206 zu bleiben. „Aber das hässliche Vieh ist nicht einmal ansatzweise mit einem Pegasus verwandt. Es sei denn, es war eine Spontanmutation, die durch lange Exposition gegenüber exorbitant hoher Strahlung hervorgerufen wurde.“

    „Himmel, Sie haben ja eine tolle Art, jemandem Komplimente zu machen“, lachte der dunkelhaarige Mann. „Übrigens, wer sind Sie eigentlich? Wo arbeiten Sie, wenn Sie sich nicht gerade als Kunstkritiker betätigen?“

    „Ich bin Dr. Dr. Rodney McKay, der nächste Pilot und Wissenschaftler dieses Starjumpers“, sagte Rodney stolz, während er sich zu seiner vollen Größe aufrichtete.

    „So? Das ist ja interessant.“ Der Mann auf der Leiter warf Rodney einen langen Blick zu, ließ seine Augen einmal von Rodneys Haarspitzen bis zu seinen Fußspitzen gleiten.

    Rodney reckte sein Kinn etwas vor. Da schien ja jemand mächtig beeindruckt zu sein von seinen wissenschaftlichen Erfolgen, wenn er den Blick richtig deutete.

    „Dr. Dr. McKay“, sagte der Möchtegern-Maler mit einem unterdrückten Lachen in der Stimme und kletterte die Leiter herunter. „Ich bin …“

    Bevor er den Satz zu Ende unterbringen konnte, wurde er von einem jungen Burschen fast über den Haufen gerannt. „John!“ Der Mann kam abrupt zum Stehen. „Hier, endlich habe ich die letzten Ersatzteile für das Lautsprechersystem auftreiben können.“ Begeistert schwenkte der Neuankömmling ein kleines Päckchen, das nicht sehr amtlich aussah. Toll, noch jemand, der sich offensichtlich auf dem Schwarzmarkt besorgte, was es offiziell nicht gab.

    „Danke, Aiden, das ist fantastisch. Dann bekommen wir es ja doch noch hin.“

    „Soll ich dir beim Einbau helfen?“, fragte der junge Mann eifrig.

    „Kein Problem, das schaffe ich schon.“

    „Gut, dann sehe ich mal was Lorne macht, für den habe ich nämlich auch noch was“, rief Aiden und war schon im Getümmel des Hangars verschwunden.

    „Dr. Dr. McKay, wollen Sie mir beim Einbau helfen?“ Ein spitzbübisches Lächeln begleitete die Frage.

    Rodney seufzte hörbar. „Nennen Sie mich um Gottes Willen Rodney, sonst stolpern Sie noch über die ganzen Titel“, knurrte er.

    „Gerne, Rodney.“

    „Wofür braucht die Pegasus die Lautsprecheranlage?“, wollte Rodney wissen.

    „Offiziell, um besser kommunizieren zu können, inoffiziell, um den Musikgenuss zu erhöhen. Ich habe die neuen Q23 besorgt, der Klang ist einfach nur fantastisch!“

    Das erklärte die suspekte Transaktion. Musik hörte sich aus guten Lautsprechern mit Sicherheit besser an, als aus den Modellen, die serienmäßig eingebaut waren. Dafür war er generös bereit, über die Unkorrektheit der Manipulation an ‚seinem’ Starjumper hinwegzusehen. Rodney hoffte nur, dass Sheppards Musikgeschmack auch seinem eigenem entsprach. Wer wusste schon, welche schmalzigen Liebesschnulzensänger sie bevorzugte?

    Es stellte sich dann glücklicherweise heraus, dass John wesentlich begabter war, die Lautsprecher einzubauen, als geflügelte Pferde zu malen. Ja, Rodney musste zugeben, dass er in technischen Dingen fast so geschickt war, wie er selbst – er musste kaum meckern.

    Kaum eine Stunde brauchten sie, um gemeinsam die neue Klanganlage zum Laufen zu bringen. Dann nutzte Rodney Johns Anwesenheit und Sachkenntnis und sie gingen systematisch alle relevanten Systeme durch und checkten sie auf ihre Leistungsfähigkeit. Hier und da verbesserten sie noch ein wenig die Handhabung, aber alles in allem hatten die Ingenieure und das Bodenpersonal sehr ordentlich und zuverlässig gearbeitet. John hatte wirklich viel Ahnung von den Maschinen und Rodney war beeindruckter als er zugeben wollte. Am Ende war Rodney sehr zufrieden mit sich und ihrer Arbeit und hatte den Eindruck, alles Menschenmögliche für seine Sicherheit getan zu haben.

    „Wollen wir noch zusammen einen Kaffee trinken?“, erkundigte sich John, während er seine Hände an einem alten Lumpen halbwegs sauber rieb.

    „Aber nicht hier in der Kantine!“

    „Auf gar keinen Fall“, stimmte John zu. Er lud ihn in eines der Cafés ein, wo man tatsächlich noch echten Kaffee statt braunen Wassers mit künstlichem Kaffeegeschmack bekommen konnte. Auch wenn er ein halbes Vermögen kostete.

    Sie unterhielten sich stundenlang über Musik, Bücher und Lieblingsfilme und die besten Programme für virtuelle Realitäten, die in den letzten Jahren herausgekommen waren. John bevorzugte aktive Programme, in denen er superwendige Raumschiffe durch halsbrecherisch enge Canyons steuern oder auf fremden Planeten herumrennen und fiese, glibberige Aliens abballern konnte. Rodney machte ihm gnadenlos klar, wie kindisch das war und wie viel besser es war, faszinierende Reisen durch das Innere eines Motors oder in fremde Galaxien anzutreten.

    Den fremden Galaxien stimmte John zu und schon bald hatten sie einige Simulationen gefunden, die ihnen beiden gefielen. Natürlich fand John all die falschen Details cool, und Rodney machte es sich zur Aufgabe, ihn ausgiebig zu belehren, warum andere Aspekte viel cooler waren.

    „Du bist so ein Dummkopf“, sagte Rodney um das köstliche Schokotörtchen herum, welches ihm John zum zweiten Kaffee spendiert hatte. „Nicht die Landschaft ist das Beste an dem Szenario, sondern die Geräte zum Beamen. Stell dir nur einmal vor, wir hätten solche Transportmöglichkeiten hier auf der Erde. Das wäre doch einfach nur klasse! Schluss mit überfüllten Untergrundbahnen, kein Anstehen mehr, keine Menschenmassen. Ich steige daheim in meinen Beam-Kreis – und schon bin ich am Ziel.“

    „Aber außer zur Arbeit könntest du eben auch in Sekundenschnelle zu imposanten Wasserfällen oder einsamen Hochtälern reisen.“

    „Um dann dort wandern zu gehen? Nein, vielen Dank.“ Rodney schüttelte den Kopf.

    „Wie hast du bei so einer Einstellung die Sportprüfung für die Starjumper geschafft?“, erkundigte sich John.

    „Mit Mühe“, gestand ihm Rodney ein. „Und mit Ronons Hilfe, der mich gnadenlos - und ich übertreibe nicht, wenn ich gnadenlos sage! – durch den Stadtpark geschleift hat. Runde um schreckliche Runde.“ Mit hunderten anderen Leuten waren sie immer im Kreis gelaufen. Rodney hatte jede einzelne Sekunde gehasst.

    „Ich glaube, ich sollte Ronon mal kennenlernen“, lachte John.

    „Ihr würdet euch bestimmt verstehen.“ Rodney malte sich aus, wie er John Teyla und Ronon vorstellen würde und die froh wären, dass er endlich mal etwas anderes als seine Arbeit mit nach Hause brächte. Außerdem konnte er sich nicht erinnern, wann er sich das letzte Mal so wohl in der Gesellschaft eines Menschen gefühlt hatte, den er gerade erst kennen gelernt hatte. Meist neigte er bei einem ersten Treffen dazu ins Dozieren zu verfallen, einfach nur, um keine Gesprächspausen aufkommen zu lassen. Außerdem sprach er natürlich gerne über seine wissenschaftliche Arbeit.

    Aber mit John fühlte es sich für ihn so an, als würden sie sich schon seit längerer Zeit kennen. Als seine Schwester Jeannie ihm erzählt hatte, dass sie sich mit Kaleb sofort vertraut gefühlt hatte, hatte er das noch als romantische Verklärung abgetan. Aber mit John ging es ihm ähnlich. John lag in so vielen Punkten auf seiner Wellenlänge, es war erstaunlich.

    „Sobald ich wieder zurück bin, holen wir die Vorstellung nach“, versprach er.

    John starrte in seine Kaffeetasse und Rodney wünschte, er hätte den Satz, der John daran erinnerte, dass er nur zum Bodenpersonal gehörte, aber kein Pilot war, nicht gesagt. Er räusperte sich, um das irgendwie wieder geradezubiegen.

    Doch John blickte auf, räusperte sich ebenfalls und meinte: „Rodney, ich muss dir etwas erklären. Ich … also, das ist so … ich …“

    „Schon gut, schon gut“, ging Rodney eilig dazwischen. Er war nicht in der Stimmung für Johns Lebensgeschichte. „Sag mir lieber, was du von dem neuen Kolonie-Schiff Enterprise hältst. Viele haben O’Neill ja für die Namensgebung kritisiert, nur weil es irgendwann einmal eine TV-Serie gleichen Namens gegeben hat. Ich finde aber, es ist ein guter Name für ein Schiff.“

    „Fast so gut wie Pegasus“, erwiderte John nach einem kurzen Zögern.

    „Wir drucken einen Pegasus aus und dann pausen wir ihn einfach ab“, schlug Rodney vor. „Denn ich bin sicher, die Witze für ein geflügeltes Schwein lassen sonst nicht lange auf sich warten.“

    „Hey, das war kein Schwein! Allenfalls ein … Hund?“, ging John auf den Tonfall ein.

    „Wir werden ein Pferd draus machen“, versicherte Rodney.

    „Abgemacht.“

    Leider wurde aus ihrer gemeinsamen Malaktion nichts. Es mussten noch so viele Dinge in letzter Sekunde erledigt werden, Rodney wusste kaum, wo ihm der Kopf stand. Die letzten beiden Tage vergingen wie im Fluge. Wiederholt bedauerte er, dass er sich nicht hatte Johns Nummer geben lassen oder zumindest seinen vollständigen Namen. Am meisten aber bedauerte er, dass er nicht seinem Impuls gefolgt war und John bei der Verabschiedung wenigstens einen Kuss gegeben hatte. Wann lief einem schon mal jemand über den Weg, der guten Kaffee mochte, einen tollen Körper und Sinn für Humor hatte und dazu noch nicht ganz dumm war? Er hätte die Gelegenheit besser nutzen sollen!




    TBC ....
    Geändert von Antares (08.10.2018 um 21:53 Uhr)

  2. Danke sagten:


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