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Thema: [DW] Der Schatten des Doktors

  1. #21
    zigtausend Jahre alt ... ;-) Avatar von John's Chaya
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    Erst einmal vielen Dank für deinen lieben Kommentar liebe Chaya und entschuldige, dass ich dich so lange habe warten lassen.
    Das ist nicht schlimm, dass RL geht immer vor. Auch wenn ich fürchterlich neugierig war.

    In diesem Moment unterdrückte sie das innige Bedürfnis in das Gummi beißen zu wollen, nur um nicht laut loszuschreien und so ihre Wut los zu werden.
    Oh ja, so ein Gefühl kenne ich.
    saß ein Hund und erledigte in aller Seelenruhe sein Geschäft.
    Also doch keine TARDIS.

    Ich denke aber, mir wird schon was einfallen, wenn es so weit ist.“
    Irgendwie kommt mir dieser Satz mehr als bekannt vor.

    Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn zugebe, dass ich tatsächlich nicht von dieser Welt stamme?“
    Ich denke, es macht Rose nichts aus.

    Er hat seine Spuren für euch Menschen gut genug verwischt, aber genau die Hinweise zurücklassen, die nur jemand wie ich finden und deuten kann.“
    Das klingt irgendwie nicht so gut.

    „Genau so einen Wagen hat mein Freund gefahren, und der ist genau zwei Tage vor der Fund verschwunden.
    Oh je, hoffentlich hat Rose jetzt nicht einen Fehler gemacht. Denn ich schätze mal, es ist Johns Wagen.
    Ich hoffe, diese Info bringt Rose keine Probleme ein.

    Ich bin super neugierig wie es weitergeht! Dankeschön für dieses Kapitel.
    Geändert von John's Chaya (06.06.2015 um 16:56 Uhr)

    Ich bin zu alt, um nur zu spielen, zu jung, um ohne Wunsch zu sein.

  2. #22
    Major General Avatar von Kris
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    Hier folgt dann endlich, endlich auch das nächste Kapitel von "Der Schatten des Doktors". Und dann kann ich mich auch endlich gleich für deinen lieben Kommentar bedanken und das Danke.

    Ich glaube, es zeugt schon davon, dass Rose bereit dazu ist, dem Doktor zu vertrauen, nachdem er ja eigentlich nur Dinge getan hat, die ihnen beiden halfen und so offen zu ihr war. Ich denke, es besteht jetzt auch kein Zweifel mehr, dass es Johns Wagen war, und da kann sie jede Hilfe brauchen - gerade von jemandem, der sich besser mit der Gefahr auskennt.



    o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o
    Zwölftes Kapitel
    Wie ein wildes Tier im Käfig
    o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o

    Etwa zwei Monate nach der Trennung
    *******************************


    „Verdammt und verflucht! Wie lange soll das noch so weiter gehen?“

    In einer Aufwallung von Ungeduld und Zorn sprang John von der Liege auf der er gesessen hatte auf und wanderte wieder einmal durch den Raum, so wie er es schon so viele Male zuvor getan hatte. In diesem Moment fühlte er sich der impulsiven Donna mehr verbunden als dem Doktor.

    So mussten sich wohl Tiere fühlen, die aus der Freiheit gerissen worden waren und den Rest ihres Lebens in dem engen Käfig eines kleinen Tierparks oder Zirkus dahin vegetierten - vielleicht kannten diese Verzweiflung auch Strafgefangene, die zu lebenslänglicher Einzelhaft verurteilt waren oder gar in der Todeszelle auf die Vollstreckung ihres Urteils warteten ...

    Und, war er wirklich so weit davon entfernt? Sein Peiniger mochte zwar ein gewisses Interesse an ihm zeigen … aber der Master hatte schon früher bewiesen, wie unberechenbar er sein konnte, wie schnell sein Interesse schwinden konnte, ihn am Leben zu erhalten. Die Erinnerungen des Doktors sprachen Bände.

    Er wollte schreien, gegen die Wand hämmern und so seinen angestauten Gefühlen endlich Luft machen. Wenn es doch nur etwas gäbe, mit dem er irgendwie doch die Wände seines Gefängnisses einschlagen könnte, wenn er ...

    „Nein, nur das nicht! Ich darf mich nicht gehen lassen“ John schüttelte energisch den Kopf und zwang sich dazu, still zu halten, denn jetzt einfach auszurasten und herumzutoben, das verbot ihm sein Stolz.
    Er war nicht bereit, sich jetzt und hier eine Blöße zu geben, und damit auch sich selbst einzugestehen, dass er langsam aber sicher die Hoffnung verlor und nicht mehr weiter wusste. Auch wenn er vielleicht nicht der Doktor war … er war ebenso wenig bereit, sich einfach aufzugeben und in den Abgrund fallen zu lassen. Vielleicht konnte er im Moment den Dingen nur ihren Lauf lassen und musste sich – so schwer es ihm auch fiel in Geduld üben – es würde aber sicher auch irgendwann der Moment kommen, in dem er eine Chance erkennen und die Gelegenheit, sich zu befreien, ergreifen würde.

    Abrupt blieb er im Raum stehen und holte tief Luft. Dann sah er sich nachdenklich um.

    Die Abmessungen dieses Raumes kannte er inzwischen besser, als ihm lieb war: achtzehn Fußlängen zur Wand gegenüber der Liege, insgesamt dreißig von einer Seite zur anderen. Beim Zählen der runden Wandelemente war ihm durch ihr dunkles Glimmen irgendwann schwindlig vor Augen geworden, deshalb hatte er auch das sehr schnell wieder sein gelassen. All das machte ihm um so deutlicher bewusst, wie ...

    Er unterbrach den den Gedangengang, ehe er sich damit wieder in eine erneute Spirale von Wut und Verzweiflung katapultierte, bevor alles noch einmal hoch kochen konnte und wandte sich anderen Dingen zu, stellte sich die Frage: 'Wie lange sitze ich wohl schon hier fest?'

    Er hatte keine Ahnung, denn anders als ein reinblütiger Timelord besaß leider nicht das instinktive Gespür für das Vergehen der Zeit, nur noch die Erinnerung an das Erwachen und die Schulung des Sinnes, der den Doktor einst dazu befähigt hatte, die Akademie auf Gallifrey und vor allem seine Lieblingsfächer erfolgreich abzuschließen. Selbst durch Konzentration und Meditation hatte er nicht einmal den Hauch einer Ahnung heraufbeschwören können.

    Den Versuch, seinen Herzschlag nebenher zu zählen, hatte er fast ebenso schnell wieder aufgegeben, denn sein viel zu menschlicher menschlicher Körper hatte bereits mehrfach das Recht zur Ruhe gefordert und auch die Bewusstlosigkeit davor konnte bereits mehrere Tage gedauert haben.

    Er fuhr sich über das glatte Kinn. Seine außerirdische Physiologie verlangsamte den Bartwuchs zwar etwas, aber er war vorhanden. Leider hatte der Master während seiner Untersuchungen die Gesichtsbehaarung entfernt, so dass er nicht einmal dadurch einschätzen konnte, wie viele Tage inzwischen vergangen waren.

    Also waren im alle Chancen genommen worden, an sich selbst abzulesen, wie viel Zeit inzwischen vergangen war.

    Und natürlich gab auch das Licht keinen Hinweis, es war gleichbleibend dämmrig, wie aus einer schwachen Energiesparbirne. Die dunkle Täflung verschluckte auch noch einiges von der ohnehin schon niedrigen Helligkeit, was besonders ärgerlich war, denn das schlug sich auf seine Stimmung nieder, so sehr er das auch leugnen wollte.

    Auf der anderen Seite … zählte es wirklich, wie viel Zeit vergangen war, wenn doch ohnehin alles seinen Lauf gehen würde – so oder so?

    Er befand sich hier und jetzt in den Händen eines Timelords, den er nicht wirklich einschätzen konnte, waren die Erinnerungen des Doktors, die an der Oberfläche seines Bewusstsein kratzten viel zu widersprüchlich und verwirrend, als dass er sie klar hätte deuten können.

    Wie passte es denn überhaupt zusammen, dass der Master zwar immer wieder mit Genuss davon gesprochen hatte, seinen ärgsten Feind auf möglichst grausame Art und Weise umbringen zu wollen – und dann, als es in einer abgelegenen Strafanstalt im Herzen Englands durch die Kraft eines außerirdischen Wesens, das sich von starken oder negativen Gefühlen nährte, fast einmal so weit gewesen war - alles dafür getan hatte, um ihn wiederzubeleben, um das stehengebliebene Herz wieder in Gang zu bringen und ihn – besorgt, wie um einen Seelenbruder und engen Freund - wieder ins Leben zurück zu holen?

    Außerdem durfte er nicht vergessen, der Master konnte in diesem Universum durchaus ein ganz anderes Leben führen, als in dem, aus dem er und Rose gekommen waren. Allein die Tatsache, dass es diesen hier noch in einer Gestalt gab, die er durch die Erinnerungen der siebten Inkarnation des Doktors vor Augen hatte, implizierte nicht, dass er ein Wahnsinniger war, der nur Zerstörung und Vernichtung im Sinn hatte.
    Ebenso wenig konnte er sich sicher sein, dass in diesem Universum der Doktor überhaupt existierte – und selbst wenn, dass er den Schritt gewagt hatte, die Tardis zu stehlen und ins All aufzubrechen. Denn immerhin durfte er nicht vergessen: Rose hatte in dieser Welt niemals ein Spiegelbild besessen! Das konnte auch bei ihm so sein ...

    Rose ...


    Er seufzte tief, als er an seine Geliebte– und das, was er hinter sich gelassen hatte. Warum nur hatte er sich aus lauter Verzweiflung auf diese verrückte, ja scheinbar wirklich sinnlose Suche eingelassen? Was hatte er eigentlich gehofft am Ende des Weges zu finden?

    Dass jemand sein Verlangen nach den Sternen stillte, dass er jemanden fand, der ihn nicht länger nur als Ersatz für eine verlorene Liebe ansah, oder dass er endlich heraus fand, was er in dieser Welt sein konnte, außer jemanden darzustellen, der er nicht war?

    Er wusste es nicht. Jetzt nicht mehr.

    Wenn er sich jemals seiner Wünsche wirklich bewusst gewesen war, dann hatten sich diese längst in Luft aufgelöst … Stattdessen saß er jetzt hier fest und sah dazu noch einem völlig ungewissen Schicksal entgegen ...

    Er biss sich auf die Lippen und rang erneut um seine Beherrschung, als ihn eine neue Welle von Wut überrollte. Mit einem Schnauben, ließ er den Blick ein weiteres Mal durch den Raum schweifen und versuchte auf andere Gedanken zu kommen.

    Sicher, das war eine großzügig bemessene Zelle, in der er sich befand, allerdings auch eine ziemlich karg ausgestattete, so als wolle der Master verhindern, dass er durch irgendwelche Gegenstände auf dumme Ideen kam.

    Neben der Liege, die aus der Wand aus- und wieder eingefahren werden konnte, gab es gerade einmal ein Bord, auf dem er in unregelmäßigen Abständen Nahrung und Wasser vorfand.

    Dann einen am Boden festgeschraubten Ständer, auf dem er beim ersten Erwachen seine Kleidung und ein paar Habseligkeiten gefunden hatte. Allerdings nicht alle, wie er festgestellt hatte. Die Geldbörse mit den Ausweisen und anderen Karten fehlte ebenso wie sein Mobiltelefon und die Armbanduhr.

    Aber wenigstens konnte er sich in seinen eigenen Sachen wie ein Mensch fühlen und nicht länger hilflos und nackt wie eine ihrem Schicksal ausgelieferte Laborratte.

    'Obwohl … hat sich wirklich so viel an meiner Lage verändert?' Er schüttelte den Kopf und presste die Lippen fest aufeinander, während er langsam aus der Raummitte schlurfte. 'Nein, nicht wirklich. Aber anders als ein Tier bin ich mir dessen mehr als bewusst … was es vielleicht noch schlimmer macht.'

    Das waren nicht ein einzigen Gründe, die ihn immer wieder in ein Loch stürzen ließen.

    Noch immer konnte er spüren, dass die Betäubungsmittel in in seinen Adern kreisten. Dafür brauchte er kein Timelord zu sein. Er fühlte sich träge und benommen, so dass zu vermuten war, dass auch die Nahrungsmittel oder zumindest das Wasser mit Drogen versetzt worden waren, die seinen Geist gefügig machen sollten. Und selbst wenn dem nicht so war, so bauten sich die Stoffe in seiner Blutbahn offensichtlich nur sehr , sehr langsam ab …

    Genau so viel, wenn nicht noch mehr Sorgen als um sich selbst, machte er sich allerdings um Rose und die Tylers, denn die Besitztümer, die vom Master zurückgehalten worden waren, verrieten viel über seine enge Beziehung zu ihnen.

    Er hatte, damals als er gegangen war, weder seinen Werksausweis abgegeben, noch die Adressliste in seinem Mobiltelefon gelöscht, obwohl er schon daran überlegt hatte, diesen Teil seines Lebens hinter sich zu lassen.

    Dann waren da auch noch die die Fotos aus glücklicheren Tagen und das in Kurznachrichten geführte Liebesgeflüster, dass er und Rose in den ersten beiden Jahren geführt hatten, wenn sie sich nicht sehen konnten.

    Alles Dinge, die er aus reiner Sentimentalität nicht hatte löschen wollen, nicht hatte aufgeben können.

    Jetzt bereute er das zutiefst.

    Ein mulmiges Gefühl machte sich in seinem Magen breit. Nein, er wollte jetzt nicht daran denken, was der Master mit diesen Informationen anrichten konnte, wenn er nur wollte. Dazu brauchte er nicht erst die Erinnerungen des Doktors heraufzubeschwören, denn die entsprechenden Bilder pochten schon schmerzhaft hinter seiner Stirn …

    Es half auch nichts, sich einzureden, dass Rose vielleicht schon ein neues Leben begonnen, einen anderen Mann kennengelernt, dass sie inzwischen ganz mit ihrer Beziehung abgeschlossen hatte, denn das nahm ihm auch den letzten Funken Hoffnung, den Grund, um weiter zu kämpfen und sich nicht einfach in sein Schicksal zu ergeben.

    John stützte die Hände gegen eines der dunklen Rundelemente und wünschte sich er könnte es einfach eindrücken, könnte dahinter den Zugang zu einem Luft oder wenigstens Kabelschacht finden.

    Aber die Überprüfung seiner Zelle hatte bisher nur den Eindruck massiver Wände hinterlassen. Selbst bei dem Bord hatte er keine Schwachstelle ertasten können. Kein Entkommen, keine Sabotage schien möglich zu sein … und das frustrierte ihn zusätzlich.

    Das war aber nicht das einzige Problem, um das er sich kümmern musste. Sein Blick fiel nun auf das eng anliegende Band, das er bei seinem Erwachen am rechten Handgelenk vorgefunden und schon mehrfach inspiziert hatte.

    Es war massiv und wirkte zwar so harmlos wie normaler Silberschmuck, aber er war sich sicher, dass es dazu diente, ihn in irgend einer Form zu kontrollieren oder überwachen.

    Sicherlich hätte er in den Erinnerungen des Doktors nach Ideen und Hinweisen graben können, aber darauf hatte er lieber verzichtet, weil Versuche dieser Art nur selten Antworten gebracht und ansonsten nur unnötige starke Kopfschmerzen verursacht hatten – etwas, was er in seiner Lage nicht auch noch brauchen konnte.

    Denn an der Tatsache, es vermutlich nur mit den üblichen Timelord-Tricks – auf die er ja nicht mehr wirklich zugreifen konnte - loswerden zu können, änderte sich mit dem Wissen um was es sich eigentlich handelte, sowieso erst einmal nichts.

    Das Vorhandensein dieses Bandes war jedoch auch ein deutlicher Hinweis auf etwas anderes: So sehr der Master durch seine Worte und seinen Umgang mit ihm angedeutet hatte, dass er ihn als weit unterlegen ansah, weil er nur ein „jämmerlicher Mensch“ war, so misstraute er ihm trotzdem genug, um zu einer solchen Maßnahme zu greifen, um ihn an der kurzen Leine zu halten.

    'Ach verdammt! Ich wünschte …' Er schlug mit den Fäusten gegen die Wand, als erneut Jähzorn in seinem Inneren hoch kochte.

    Nein, das war vollkommener Blödsinn, das wünschte er sich nun wirklich nicht!


    Außerdem hätte der Doktor auch in dieser Situation nicht mehr tun können als abzuwarten, so wie er jetzt. Es blieb nur ein Weg: Sich zu sammeln, um wieder ruhig zu werden, weiterhin Geduld zu haben und die Augen offen zu halten. Hinweise zu sammeln und im geeigneten Moment die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen …

    John lehnte die Stirn gegen die Wand und schloss die Augen, versuchte genau das zu tun. Er ließ das nur schwach wahrnehmbare Vibrieren der Tardis auf sich wirken, und fragte sich, wie es jetzt eigentlich mit ihm weiter gehen sollte und konnte.

    Aus den Erfahrungen des Doktors wusste er, dass sich der Master normalerweise sich nicht so lange mit Menschen aufhielt, weil sie in seinen Augen reine Spielzeuge und Schachfiguren waren. Bauern, die man nach belieben opfern konnte und deren kurzes Leben ohnehin nichts zählte.

    John war glücklicherweise in einer besseren Position, denn bei ihm handelte es sich ja um keinen reinrassigen Erdling. Die Tatsache, dass er ein Hybrid war hatte ihm das Leben gerettet, das stand fest. Das machte ihn in den Augen des Timelords irgendwie interessant – noch.

    Von was hatte sein Peiniger eigentlich noch einmal gefaselt, bevor er ihn erneut in den Schlaf geschickt hatte?

    Ah ja, von seiner Suche nach einem anderen Timelord namens Ulysses, den Erinnerungen des Doktors nach, einem der großen Forscher und Erfinder aus der ersten Blütezeit der gallifreyschen Zivilisation, einem der mutigen Helden, die als erstes gewagt hatten, mit noch unausgereifter Technik auf den Zeitströmen zu reiten.
    Dann auch noch von einem Dingen – Gegenständen oder Artefakten - die ihm das Erbe Rassilons sichern sollte … und schließlich von einer Überraschung, die er einem gewissen Borusa mitbringen wollte, und für den er John wohl hielt: den möglichen Sohn des für sein Volk spurlos verschwundenen Timelords Ulisses, der in seinen Augen nur ein 'unsagbar jämmerlicher Mensch' war und damit keine Gefahr für seine Pläne werden würde. Was auch immer das für welche sein mochten …

    Das bedeutete also, dass in diesem Universum Gallifrey noch so existierte, wie er es aus glücklicheren Tagen in Erinnerung hatte, dass die Timelords nicht im Großen Zeitkrieg vernichtet worden waren, und damit die Geschichte entweder einen anderen Verlauf genommen zu haben schien oder manche Ereignisse noch gar nicht eingetreten waren. Und dazu kam noch eine weitere Erkenntnis.

    John holte tief Luft, als er sich diese bewusst vor Augen hielt.

    War das die Antwort auf seine vielen Fragen, die sich während der Suche ergeben hatten? Handelte es sich bei dem Geheimnis der Penelope Gate, nicht nur um die Liebe zu Ulysses, dem Mann von einer anderen Welt, sondern vielleicht sogar um ein Kind, das aus der Verbindung zwischen Mensch und Timelord hervorgegangen war?

    Sein Herz machte einen Sprung.

    Wenn dem so war, dann gab es in diesem Universum vielleicht jemanden, der wie er zwischen zwei Völkern stand, ein Schicksalsgefährte, der ihm dem Weg weisen konnte, mit sich ins Reine zu kommen. Dieser Gedanke erfüllte ihn mit neuem Mut und stärkender Hoffnung. Selbst wenn alles andere verloren sein würde, ein Ziel würde bestehen bleiben!

    Und dieser Gedanke kam rechtzeitig genug, denn plötzlich hörte er hinter sich ein durchdringendes Zischen.

    - Fortsetzung folgt -
    Kolya, der Trust und ein irrer Serienkiller in:Im Grau der Schatten, Double Trouble & In den Händen des Schicksals. Ungekannte Abenteuerer von John Sheppard & Co in "Stargate Atlantis - Die verborgenen Szenen": Aufbruch in eine neue Welt und Das erste Jahr und Die Specials.

    John Sheppards Schicksal im Vegasverse :"Solitary Man" no more

    *Neu:* Kapitel 22 seit Okt 2016: Wenn der schlafende Tiger erwacht (Star Trek Into Darkness Prequel)
    * NEU* Doktor Who: Die Saat des Zorns * Der Schatten des Doktors * Drabbles

  3. Danke sagten:


  4. #23
    zigtausend Jahre alt ... ;-) Avatar von John's Chaya
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    Er wollte schreien, gegen die Wand hämmern und so seinen angestauten Gefühlen endlich Luft machen. Wenn es doch nur etwas gäbe, mit dem er irgendwie doch die Wände seines Gefängnisses einschlagen könnte, wenn er ...
    Ich kann John verstehen, eingespert sein ist die Hölle. Da kann man sich wirklich wie ein gefangengehaltenes Tier fühlen. Kein Wunder, dass er jähzornig wird.

    Er seufzte tief, als er an seine Geliebte– und das, was er hinter sich gelassen hatte. Warum nur hatte er sich aus lauter Verzweiflung auf diese verrückte, ja scheinbar wirklich sinnlose Suche eingelassen? Was hatte er eigentlich gehofft am Ende des Weges zu finden?
    Das war der Timelord in ihm. Er wollte etwas finden, was die Leere in ihm ausfüllt, die Leere, die leider zu wenig Timelord Wissen enthält.

    Er hatte, damals als er gegangen war, weder seinen Werksausweis abgegeben, noch die Adressliste in seinem Mobiltelefon gelöscht, obwohl er schon daran überlegt hatte, diesen Teil seines Lebens hinter sich zu lassen.
    Er hängt an sein Leben mit Rose, aber so hat er all das Wissen seinem Feind/Master in die Hände gespielt.
    Hoffentlich geht es gut aus.

    Wenn dem so war, dann gab es in diesem Universum vielleicht jemanden, der wie er zwischen zwei Völkern stand, ein Schicksalsgefährte, der ihm dem Weg weisen konnte, mit sich ins Reine zu kommen. Dieser Gedanke erfüllte ihn mit neuem Mut und stärkender Hoffnung. Selbst wenn alles andere verloren sein würde, ein Ziel würde bestehen bleiben!
    Vielleicht Jack?

    Mir scheint, man braucht für deine FF das Wissen aller Doktoren. Aber leider bin ich kein Timelord.
    Aber vielleicht komme ich auch so dahinter, was Ulysses, Barusa, das Erbe Rassilons, Penelope Gate usw., für eine Bedeutung hat.

    Bin gespannt, wann er endlich wieder mit Rose zusammenkommt. Hoffentlich bleiben sie dann auch zusammen.
    Ich bin neugierig auf das nächste Kapitel.

    Ich bin zu alt, um nur zu spielen, zu jung, um ohne Wunsch zu sein.

  5. #24
    Major General Avatar von Kris
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    Ich denke, ich antworte dir gleich, um dich zu beruhigen!

    Ich kann John verstehen, eingespert sein ist die Hölle. Da kann man sich wirklich wie ein gefangengehaltenes Tier fühlen. Kein Wunder, dass er jähzornig wird.
    Genau - zumal ich den Anteil Donna in ihm nicht vergessen darf! Da ist er dann doch schon etwas anders als der echte Doktor.

    Das war der Timelord in ihm. Er wollte etwas finden, was die Leere in ihm ausfüllt, die Leere, die leider zu wenig Timelord Wissen enthält.
    So ungefähr. Ich gehe ohnehin davon aus, dass sein Gehirn physisch nicht mehr so leistungsfähig ist wie das eines Timelords, was ihn vermutlich mit der Zeit einiges vergessen lassen wird.

    Er hängt an sein Leben mit Rose, aber so hat er all das Wissen seinem Feind/Master in die Hände gespielt.
    Hoffentlich geht es gut aus.



    Vielleicht Jack?
    Düdeldü ...

    Mir scheint, man braucht für deine FF das Wissen aller Doktoren. Aber leider bin ich kein Timelord.
    Aber vielleicht komme ich auch so dahinter, was Ulysses, Barusa, das Erbe Rassilons, Penelope Gate usw., für eine Bedeutung hat.
    Eigentlich ist es gerade von Vorteil, wenn du wenig bis gar nichts weißt, denn ich beziehe mich hier auf eine Idee, die zwar um 1996 mal angedacht war, aber dann doch niemals zum Kanon gemacht wurde.
    Und keine Sorge - ich werfe hier nur Sachen in den Raum, die ich später auch erklären werde. Betrachte das ganze hier einfach als eigenständige Geschichte und Idee mit vielen Fragen, deren Antworten die nächsten Kapitel füllen und vorantreiben werden.
    Die Personen haben schon noch eine Bedeutung, aber was für eine, das wird sich dir irgendwann ganz bestimmt erschließen ...

    Bin gespannt, wann er endlich wieder mit Rose zusammenkommt. Hoffentlich bleiben sie dann auch zusammen.
    Ich bin neugierig auf das nächste Kapitel.
    Na ja, das wird noch dauern - im Moment, weiß ich es selbst nicht mal.
    Kolya, der Trust und ein irrer Serienkiller in:Im Grau der Schatten, Double Trouble & In den Händen des Schicksals. Ungekannte Abenteuerer von John Sheppard & Co in "Stargate Atlantis - Die verborgenen Szenen": Aufbruch in eine neue Welt und Das erste Jahr und Die Specials.

    John Sheppards Schicksal im Vegasverse :"Solitary Man" no more

    *Neu:* Kapitel 22 seit Okt 2016: Wenn der schlafende Tiger erwacht (Star Trek Into Darkness Prequel)
    * NEU* Doktor Who: Die Saat des Zorns * Der Schatten des Doktors * Drabbles

  6. Danke sagten:


  7. #25
    Major General Avatar von Kris
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    So, ich habe schneller als erwartet weiter geschrieben und mich dazu entschieden, diesen Part auch einfach online zu stellen, weil ich genau weiß, dass ich ohnehin nicht mehr viel daran ändern werde. Wie du hier gleich lesen wirst, redet sich jemand gerade um Kopf und Kragen. Und der Master darf das sein, was er am besten kann - gemein!


    o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o
    Dreizehntes Kapitel
    In der Falle
    o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o

    Etwa zwei Monate nach der Trennung
    *******************************


    Das Zischen kannte John aus seiner Erinnerung. So öffnete sich nur eine Tür in der Tardis, die vorher verborgen gewesen war. Also hatte das endlose Warten auf seinen Peiniger endlich ein Ende und er würde endlich erfahren, wie es mit ihm weiter ging.

    Deshalb holte er nun tief Luft und straffte seinen Rücken, versuchte eine möglichst gelassene Miene aufzusetzen, die nicht verriet, wie er wirklich dachte und fühlte, als er sich langsam umdrehte und gegen die Wand lehnte.

    Ihm gegenüber, auf der anderen Seite des Raumes stand der Master in dem schmalen Durchgang, der sich in der Wand aufgetan hatte. Die gegeneinander verschobenen Wandelemente verrieten, warum John ihn vorher nicht hatte entdecken können.

    Der dunkel gekleidete, bärtige Mann musterte seinen Gefangenen prüfend. Ein feines Lächeln spielte um seine Lippen. Dann trat er einen Schritt weiter in den Raum, so dass sich die Tür wieder schließen konnte.

    „Wie ich sehe, hast du dich gut erholt, John Smith“, stellte der Master mit einem amüsierten Klang in der Stimme fest. „Nun, dann können wir uns ja ein in Ruhe miteinander unterhalten.“

    „Ich fühle mich bestens, wenn auch noch ein wenig groggy“, entgegnete John mit einem schiefen Grinsen. „Nun, wissen Sie, ich versuche das Beste aus meiner Situation zu machen.“ Er neigte den Kopf. „Es wäre schön, wenn ich ein paar Antworten erhalten würde, wie zum Beispiel: Warum halten Sie mich hier fest, und was haben Sie jetzt eigentlich mit mir vor?“

    „Das kommt darauf an … und wie sehr du mir von Nutzen sein wirst.“ Der Master zog ein flaches Gerät aus der Tasche seines schwarzen Anzugs. „Es gibt viele Möglichkeiten, wie sich deine Zukunft entwickeln könnte – und es liegt an dir, welchen Weg du einschlagen möchtest. Für den Anfang würde ich erst einmal vorschlagen, mir einfach zu gehorchen … und meine Fragen wahrheitsgemäß zu beantworten.“

    „Okay ...“ John zuckte unbeeindruckt mit den Schultern, auch wenn in seinem Inneren ganz andere Gefühle und Gedanken tobten. Glücklicherweise hatte er die jetzt gerade gut unter Kontrolle. „Ich denke, damit kann ich durchaus leben.“

    „Nun, ich würde dir auch nicht raten, mich anzulügen, wenn du ohne Schmerzen oder schlimmere Folgen weiterleben willst ...“, stellte der Master mit ruhiger Stimme klar „Nun, dann stellen wir deine Bereitschaft zum Gehorsam doch gleich einmal auf die Probe.“

    „Nun, dann lassen Sie hören!“ Der Doktor pflegte in solch brenzligen Situationen zu reden was das Zeug hielt, um seine Gegner entweder abzulenken und zu verwirren oder gar davon zu überzeugen ihre Meinung oder ihre Entscheidungen zu überdenken. Auch Donna war niemand, der sich schweigend in sein Schicksal ergab.

    Allerdings durfte er auch nicht vergessen, wen er hier vor sich hatte. Und er wusste – wenn er den Bogen überspannte, dann verlor der Master die Geduld, und das konnte sehr unangenehme Folgen haben. Also musste er verdammt aufpassen.

    John starrte dann, um sich abzulenken. auf das Gerät, das sein Gegenüber in den Händen hielt. Sein Instinkt sagte ihm, dass es sich hier wohl nicht direkt um eine Waffe handelte. Vielleicht war das der Impulsgeber für sein Armband – die offene Drohung, sich notfalls zufriedenstellende Antworten mit Schmerz zu holen.

    Der Master folgte seinem Blick und lächelte amüsiert in sich hinein. „Dazu kommen wir später“, bemerkte er süffisant. „Zunächst einmal würde ich aber gerne wissen, wie dein richtiger Name ist?“

    „Mein richtiger Name? Den kennen sie doch bereits!“ John sah auf und dem Master genau in die Augen. „Ich bin tatsächlich John Smith“, erklärte er mit aller Offenheit und Ehrlichkeit, die er besaß.
    „Ja, ich weiß, dass ist nicht gerade einfallsreich“, fügte er er dann etwas nachdenklicher hinzu. „Ein Allerweltsname, geradezu danach schreiend, falsch zu sein. Aber dem ist nicht so.“ Und das war nicht einmal gelogen.
    Damals, als es darum ging, sich eine neue Existenz aufzubauen, hätte er sich alles mögliche andere aussuchen können, doch er hatte es nicht getan … weil er angenommen hatte, mit dem Alias des Doktors auch in dessen Fußstapfen treten und Rose so nahe sein zu können. 'Ein Trugschluss, wie sich herausgestellt hatte', dachte er bitter.

    „Seltsam ist nur, dass Mr. John Smith, Ingenieur bei Tyler Industries, erst seit knapp vier Jahren existiert. Die irdischen Datenbanken wollten mir zwar etwas anderes erzählen, aber ich habe durchaus meine Mittel um herauszufinden, wann ein Eintrag gemacht wurde. Auch wenn hier ein überaus intelligenter Hacker am Werk gewesen war, der die Informationen nachträglich eingefügt hat. Also, was steckt dahinter?“

    „Nun ja …“ John hob entschuldigend die Hände und lachte nervös. „Ich war John Smith und bin es immer gewesen. Da kann ich nichts nun wirklich nichts dran ändern. Es kann sein, dass durch die Cybermen-Krise die staatlichen Datenbanken etwas durcheinander geraten sind und korrigiert werden mussten … wenn sie sich die Geschichte unserer Welt in den letzten Jahren genauer angesehen haben, dann wissen sie, was los war, und wie wenig damals echte und falsche Identitäten zählten.“

    Der Master schmunzelte. „Oh ja, ich habe mich auch darüber informiert. Und ich muss zugeben, das ist etwas, was mir an den Menschen der Erde immer gefallen hat“, bemerkte er mit einem zynischen Unterton.
    „Die Begeisterung für Gewalt und Grausamkeit, Zerstörung und Untergang ist vielleicht nicht einzigartig im Universum, aber die Kunstfertigkeit, sich immer neues einfallen zu lassen, wie man sich dem Untergang nähert, schon. Es hat mich jedenfalls niemals viel Mühe und Überredungskunst gekostet, Sterblichen Mittel in die Hand zu drücken, um sich selbst und ihre Umgebung in Leichen zu verwandeln oder gleich in ihre Atome zu zerlegen.“
    Er lachte trocken auf.
    „Die Menschen auf das Universum loszulassen, hieße vermutlich, eine ähnlich destruktive Gesellschaft wie die Daleks zu entfesseln, die nur noch schwer aufzuhalten ist, wenn sie einmal ins All vorgestoßen ist.“
    Dann spielte ein höhnischer Zug um seinen Mund.
    „Ein zugegebenermaßen etwas blauäugiger Renegat behauptet zwar, dass die Menschheit das Potential hätte, über ihren gewalttätigen Schatten zu springen und tatsächlich Großes zu vollbringen, aber auf seine Meinung gebe ich ehrlich gesagt nicht viel, denn er hat selbst oft genug bewiesen, wie wenig er selbst dazu fähig ist, mit gutem Beispiel voran zu gehen und sich an die grundlegenden Regeln und Gebote des Universum zu halten … aufgrund seiner ständigen Einmischungen in das Zeitgefüge.“

    John horchte auf. Irgendwie kam ihm diese Aussage vertraut vor – wenngleich auch nur als schwache Erinnerung in seinem Geist. Für einen Moment blitzte sogar der Gedanke in ihm auf, dass es gut möglich sein konnte …
    Dann aber überspielte er seine erwachende Neugier schnell mit einem Schulterzucken „Nun ja …Dann haben Sie traurigerweise wohl einen ziemlich einseitigen Blick auf die Menschen.“

    „Ach, das wird wohl gerade du beurteilen können, oder?“ Der Master runzelte die Stirn. „Nun, bei deinem Erbe wundert es mich nicht, dass du glaubst es besser zu wissen … Nun aber genug der Ablenkung und zurück zu meiner Frage“, ließ er sich nicht beirren und brachte das Gespräch wieder auf das eigentliche Thema zurück.
    Seine Stimme wurde lauernder. “Du behauptest also immer John Smith gewesen zu sein und nie eine andere Identität besessen zu haben. Ehrlich gesagt, nehme ich dir das nicht ganz ab. Aber ziehen wir das Ganze jetzt doch einmal von einer anderen Seite auf … “
    Die nächsten Worte klangen schon um einiges bedrohlicher und verrieten, dass sein Peiniger langsam die Geduld verlor. „Was hast du getrieben, bevor du angefangen hast, bei Tyler Industries zu arbeiten? Und diesmal solltest du eine gute Antwort parat haben.“

    John überlegte angestrengt. Jetzt musste er sich blitzschnell etwas einfallen lassen, was der Master ihm abnehmen würde. Gut, wenn dieser nur ein wenig tiefer in seiner und der Geschichte der Tylers in den letzten Jahren gegraben hatte – und das war sehr wahrscheinlich - dann wusste er ohnehin schon mehr, als er bisher preisgegeben hatte!

    Also konnte er jetzt nur auf gut Glück improvisieren und den Sprung nach vorne wagen. Er musste seinen Gegenüber jetzt eine vielleicht noch unwahrscheinlichere – aber gerade dadurch in seinem Fall glaubwürdige Geschichte auftischen. „Torchwood … ich habe für Torchwood gearbeitet!“, platzte es aus ihm heraus.

    Der Master zog erstaunt eine Augenbraue hoch. „Torchwood … was soll das sein?“

    John holte tief Luft. Jetzt musste er verdammt hoch pokern: „Bei Torchwood handelt es sich um eine geheime Regierungsorganisation, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Spuren außerirdischer Kräfte aufzuspüren, Artefakte zu sammeln und sie zu untersuchen, damit es möglich wird, die Erde vor Übergriffen aus dem All zu beschützen. Gegründet wurde sie bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts von Königin Victoria persönlich, nachdem Ihre Majestät auf recht unangenehme Art und Weise mit Wesen aus dem All in Berührung gekommen ist.“

    Und tatsächlich – das funktionierte. Der Master wirkte nicht mehr ganz so ungeduldig, sondern wieder mehr interessiert! Deshalb musste er auf dieser Schiene bleiben.

    John hielt für einen Moment in seiner Rede inne, nicht nur um Luft zu holen und die Äußerungen in ihnen sacken zu lassen, sondern auch eine glaubwürdige Brücke zu den Erkenntnissen zu schlagen, die er durch seine eigenen Nachforschungen gewonnen hatte.

    „Natürlich konnte ich mit dem Fortschreiten der irdischen Technik und Überwachungsmethoden nicht für immer unter dem Radar bleiben. Dass ich nicht ganz menschlich war, fiel vor ein paar Jahren dann doch einmal den falschen Personen auf. Sie stellten mich vor die Wahl, entweder mit ihnen zusammen zu arbeiten oder mein Leben unter Schmerzen in einem ihrer unterirdischen Bunker zu beenden.“
    John grinste schief, nicht aus Verlegenheit, sondern über sein dreistes Flunkern. Aber er glaubte zu wissen, dass Captain Jack Harkness ihm wohl nicht übel nehmen würde, wenn er sich so frech an seiner Lebensgeschichte bediente.
    „Ich entschied mich – wie Sie sich denken können - natürlich für Ersteres … und das machte mich von da an zu einen Agenten von Torchwood. Während der Cyberman-Krise habe ich ich angefangen bei Cybus Industries zu arbeiten und John Lumic zu überwachen. Später nahm ich dann Kontakt zu Peter Tyler und dem Widerstand auf. Und danach blieb ich aus verschiedenen Gründen Ingenieur in seiner Firma.“

    „So, so … “, murmelte der Master und rieb sich nachdenklich über den Bart. Dabei starrte er John durchdringend an. Seine Miene blieb starr und ausdruckslos, so dass leider nicht zu erkennen war, ob er ihm überhaupt irgend eine der Aussagen glaubte …

    „Ja ich weiß, das klingt noch verrückter … aber Sie müssen wissen, wir bei Torchwood machen das Unmögliche möglich“, redete John hastig weiter. „Ich arbeite bei Peter Tyler, damit er nicht den gleichen Weg gehen kann wie Mr. Lumic …“ Er setzte kurzerhand noch einen drauf. „Das ist eine Eigenschaft, die Sie uns Menschen wohl nicht zugestehen wollen, aber wir lernen trotzdem aus unseren Fehler dazu und begehen sie nicht noch einmal.“

    „Das wage ich zu bezweifeln, den wäre das so, würde es vermutlich heute keine noch tödlicheren Vernichtungswaffen geben als die Atombomben des Zweiten Weltkriegs“, entgegnete der Master bissig.
    „Aber ich sehe, du windest dich noch immer wie ein zelurischer Zitteraal in meinen Händen. So kommen wir ehrlich gesagt nicht weiter. Gut, gut … ich will dir noch einmal nachsehen, dass du so störrisch bist.“
    Er musterte John mit einem nicht zu deutenden Blick und fügte dann genüsslich hinzu: „Dafür habe ich hier etwas, was du dir in Ruhe ansehen solltest, denn es könnte sehr interessant für dich und aufschlussreich für mich sein.“

    John lief ein kalter Schauder über den Rücken. Warum klangen diese letzten Worte plötzlich so boshaft? Was hatte sein Peiniger noch gegen ihn in der Hinterhand?

    Dennoch ließ er sich nichts anmerken und legte neugierig den Kopf schief.: „Ach wirklich? Dann bin ich mal gespannt!“

    Der Master streckte ohne ein Wort die Hand mit dem Gerät nach vorne aus und und drückte dann ein paar Knöpfe. Plötzlich schossen aus der abgeflachten Spitze des Gegenstands Lichtstrahlen und verdichteten sich zu einer dreidimensionalen Projektionsfläche.

    In dieser erschien wie bei einem Hologramm das Bild einer Personengruppe. Zwei Männer, die wie Soldaten aussahen, standen auf einer schon lange nicht mehr gepflegten Weide, mitten zwischen kniehohem Gestrüpp, Büschen und wild entsorgten Müll. Sie hatten ihre Waffen auf einen Mann und eine Frau in Zivilkleidung gerichtet.

    John zog die Luft hörbar ein. Er würde die schlanke Gestalt mit den ausgeprägten weiblichen Rundungen und den schulterlangen, blonden Haaren jederzeit wiedererkennen, ohne erst ihr Gesicht sehen zu müssen.

    ROSE!

    Um Himmels Willen, was machte sie dort … und wie hatte sie es nur geschafft, sich jetzt schon wieder in eine so prekäre Lage zu bringen?
    Er biss sich auf die Lippen.
    Und wer zum Teufel war dann der Mann mit dem kastanienbraunen Lockenkopf an ihrer Seite, der in seiner grünen Samtjacke noch weniger an den Ort des Geschehens zu passen schien?

    Unwillkürlich stieß er sich von der Wand ab und trat wie gebannt näher an die Projektion heran, um sie besser in Augenschein nehmen zu können.

    „Rose …“, flüsterte er, als sein Herz schneller zu schlagen begann.

    Die Augen des Masters wurden schmal, als er das hörte gleichzeitig zoomte er ein wenig näher an die Szene heran, veränderte den Blickwinkel. Danach ließ er die Sequenz ein paar Sekunden weiterlaufen, ehe er sie erneut stoppte.

    John schüttelte fassungslos den Kopf, wollte nicht wahr haben, was er da gerade mit ansehen musste. Gleichzeitig ballte er die Hände zu Fäusten.

    Rose - seine Rose - lächelte gerade eine Person an, die ihm selbst nicht ganz unbekannt war. Er – nein der Doktor - hatte diese Gestalt nach seiner siebten Regeneration angenommen!

    John wusste in diesem Moment nicht, was er denken und fühlen sollte. Das konnte kein Zufall sein, dazu passte zu viel zusammen. Aber noch schlimmer als dieser Anblick, schnitt ihm etwas anderes ins Herz.

    Rose lächelte den Doktor nicht nur unverbindlich an, wie man es einem Fremden gegenüber tat – oh nein! Sie wirkte hoffnungsvoll und glücklich, ja sogar regelrecht verliebt, so offen und herzlich wie sie in diesem Moment zu dem nur eine Handbreit größeren Mann hinblickte …

    Rasende Eifersucht stieg in John hoch. Er konnte das daraus resultierende Zittern nur schwer unterdrücken. „Du verdammter Mistkerl!“, formten seine Lippen tonlos, während seine Gedanken wild durcheinanderwirbelten, sich Wut und Hass gegenüber dem Doktor, Enttäuschung und Verzweiflung über den augenscheinlichen Verrat von Rose wild miteinander mischten.

    Mit tränenden Augen starrte er auf die eingefrorene Projektion und biss sich wieder und wieder auf die Lippen bis er Blut schmeckte.
    'Was hätte ich eigentlich anderes erwarten sollen!', stieg die Erkenntnis wie bittere Galle aus seinem Magen hoch. Am Liebsten hätte er seine Wut jetzt offen hinaus geschrien, herum gewütet und … aber es blieb glücklicherweise bei einem grimmigen Schnauben.
    'Kaum ist „er“ wieder da, ist alles andere vergessen! Egal wie er auch aussehen mag. Ich hätte es wissen müssen!'

    Dann erinnerte er sich daran, dass er nicht allein im Raum war. Und dass er mit offenen Augen in die Falle getappt war, die ihm der Master gerade eben gestellt hatte.

    Ruckartig fuhr sein Kopf hoch „Das ist doch eine Illusion! Sie spielen mit mir!“ Er funkelte seinen Peiniger zornig an. „Sie mit ihrer überlegenen Technik spielen mir doch nur etwas vor.“

    „Warum sollte ich das tun?“ Der bärtige Mann erwiderte Johns Blick. „Dazu gibt es wirklich keine Veranlassung.“

    „Beweisen Sie es mir!“, giftete John noch immer aufgebracht zurück. „Beweisen Sie mir, dass dies keine Manipulation ist!“

    „Mit Vergnügen …“ Ein zufriedenes Lächeln umspielte die Lippen des Masters.

    - Fortsetzung folgt -
    Kolya, der Trust und ein irrer Serienkiller in:Im Grau der Schatten, Double Trouble & In den Händen des Schicksals. Ungekannte Abenteuerer von John Sheppard & Co in "Stargate Atlantis - Die verborgenen Szenen": Aufbruch in eine neue Welt und Das erste Jahr und Die Specials.

    John Sheppards Schicksal im Vegasverse :"Solitary Man" no more

    *Neu:* Kapitel 22 seit Okt 2016: Wenn der schlafende Tiger erwacht (Star Trek Into Darkness Prequel)
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  8. Danke sagten:


  9. #26
    Major General Avatar von Kris
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    Vielen Dank für dein "Danke" Chaya.

    Da es ansonsten ja doch einige stille Mitleser zu geben scheint, wenn ich mir die Views so anschaue, ich werde jetzt einige Wochen aus den in meinem Profil genannten Gründen pausieren und dann irgendwann weiter machen.
    Geändert von Kris (20.09.2015 um 16:04 Uhr)
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  10. #27
    Major General Avatar von Kris
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    So, für alle die gespannt gewartet haben, nun die Fortsetzung. Dieses Kapitel hat einen Grund, den ich aber hier noch nicht verraten möchte Der Fokus kehrt zu Rose und dem Doktor zurück, die ja immer noch auf der Flucht sind.



    o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o
    Vierzehntes Kapitel
    Vom Regen in die Traufe
    o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o

    Zwei Stunden zuvor
    ********************


    „Genau so einen Wagen, wie er im Polizeibericht beschrieben wurde, hat mein Freund gefahren, und er ist genau zwei Tage vor der Fund verschwunden. Verstehen Sie jetzt, wonach ich in der alten Fabrik suchen wollte?“ Jetzt war es heraus und es gab kein Zurück mehr. Rose sah den Doktor herausfordernd an.

    Der runzelte die Stirn. „Ihr Freund ist also verschwunden. Ja, das könnte sehr gut mit dem zusammenpassen, was ich selbst bereits herausgefunden habe … “, erwiderte er nachdenklich, beließ es dann aber bei der kryptischen Äußerung.

    Stattdessen streckte er plötzlich den ihr zugewandten Arm nach vorne aus. „Da!“

    Rose zuckte heftig zusammen, erinnerte sich, dass sie ja eigentlich auf die Straße achten sollte und wandte ihren Blick wieder aus der Frontscheibe. Etwa hundert Meter vor ihnen versperrte ein mit Gestrüpp bewachsener Eisenbahndamm die Sicht. Der befestigte Weg selbst verschwand in einem dunklen Tunnel ohne sichtbares Ende.

    Ein kalter Schauer lief über ihren Rücken. Was sie dahinter erwarten würde war klar! Torchwood fackelte ihrer Erfahrung nach nicht lange und würde sie mit Sicherheit dort erwarten, wenn ihnen nicht schleunigst etwas einfiel …

    Ihr Beifahrer deutete auf eine Ausbuchtung am Wegesrand, die sich nur wenige Meter vor dem dunklen Loch befand. „Halten sie dort an!“

    „Geht klar!“ Sie gehorchte instinktiv. Er hatte sich mittlerweile ihres Vertrauens mehr als wert erwiesen, denn sonst wären sie Torchwood bisher wohl nicht so gut entkommen. Und schließlich schien auch er interessiert daran zu sein, dass dies so blieb.

    „Und, was tun wir jetzt?“ fragte sie, während sie den Fuß vom Gas nahm und den Wagen in die einfache Parkbucht rollen ließ.

    „Wir gehen zu Fuß weiter.“ Der Doktor öffnete bereits die Tür und stellte die Füße auf den Waldboden. „Lassen Sie uns keine Zeit verlieren“, trieb er zur Eile, während er sich aufmerksam umblickte und die Augen zusammenkniff, als er in die Tunnelöffnung starrte. „Denn ich befürchte, die werden uns schneller auf die Schliche kommen, als uns lieb ist.“

    „Da haben Sie wohl recht!“, bemerkte Rose. Sie stieg ebenso schnell wie er aus, warf die Tür zu und ließ die Zentralverrieglung zuschnappen. In dem Moment, in dem sie den Wagen umrundete, sah sie, wie in der dunklen Öffnung ein Motor aufheulte. Scheinwerfer gingen in der Dunkelheit an, der Lichtkegel näherte sich schneller als ihr lieb war.

    Sie fluchte leise und floh förmlich aus dem tanzenden Lichtkegel um dem Doktor hastig ins Dickicht zu folgen. Der braunhaarige Mann war ihr nur ein paar Schritte voraus und steuerte zielstrebig auf ein paar Büsche zu.

    Dann hielt er ein paar Zweige fest und wartete, bis sie sich ebenfalls durch die schmale Lücke gequetscht hatte. Er verharrte einen Moment angespannt, führte die schmalen Äste dann wieder in die Ausgangsposition zurück und lauschte dabei aufmerksam. In der anderen Hand sah die junge Frau plötzlich etwas metallisches aufblitzen. Sein Schallschraubenzieher?

    Dann hatte sie keine Zeit mehr darüber nachzudenken, denn er setzte sich schon wieder in Bewegung, drängte sie mit einer knappen Geste, tiefer in das Unterholz zu gehen. Erst hinter einem verrottenden Baumstumpf übernahm er wieder die Führung.

    „Hier entlang“, wies er mit einem Flüstern und der ausgestreckten Hand den Weg tiefer in den Wald hinein und legte dabei ein erstaunlich zügiges Tempo vor.

    Rose hatte Mühe, ihm zu folgen und das lag nicht nur daran, dass sie in den letzten Jahren zu wenig Sport getrieben hatte, es wurde auch zunehmend dunkler, so dass die Beschaffenheit des Bodens immer schwerer zu erkennen war.
    'Ich bewege mich im Gegensatz zu ihm wie eine watschelnde Ente auf dem Eis!', musste sie neidvoll zugeben, als sie über das leichtfüßige Tänzeln des Timelords auf dem unebenen Boden staunte.

    Sie war schon versucht, ihre Taschenlampe aus der Jackentasche zu holen, um sich das Laufen zu erleichtern, da trat sie plötzlich ins Leere und verlor den Halt unter den Füßen. Sie kippte mit einem Aufschrei vornüber.

    „Hoppla! Vorsicht!“, rief der Doktor mit warmer Stimme aus. Im nächsten Moment waren starke Arme da, die sie geschickt auffingen und festhielten.
    Instinktiv schmiegte Rose sich an ihren Retter und konnte nicht verhindern, dass warme Schauer über ihren Rücken liefen. Es war eine so vertraute Geste, dass sie unwillkürlich seufzte und für einen Moment wieder das Gefühl hatte, alles wäre so wie früher und sie erwache nur aus einem schon Jahre andauernden Alptraum …

    „Ist alles mit Ihnen in in Ordnung?“, fragte der braunhaarige Mann sanft und schreckte sie damit aus ihren Gedanken. In seinen blauen Augen, erkannte sie Freundlichkeit und Besorgnis … aber nicht mehr, nicht das, was sie sich für einen Augenblick erhofft hatte …

    Die junge Frau schluckte, als sie das wieder zurück auf den Boden der Realität brachte und daran erinnerte, dass dieser Teil des Lebens lange hinter ihr lag, und dieser Mann … „Ja“, murmelte sie ernüchtert und verlegen zugleich. „Ja, das ist es.“

    „Wunderbar, dann können wir …“ Plötzlich drehte der Doktor seinen Kopf zur Seite. Seine Gesichtszüge wirkten mit einem Mal sehr ernst. Obwohl er sie jetzt nur noch mit einer Hand hielt, verstärkte sich sein Griff, als wolle er sie vor irgend etwas oder vielleicht sogar jemandem beschützen.

    Dann hob er den Schallschraubenzieher in Höhe seines Kopfes. Das vertraute Sirren erklang, wenngleich auch die diesmal rötlich schimmernde Spitze nicht aufflackerte – so wie sie es von dem Werkzeug ihres Doktors gewohnt war.

    Rose hielt unwillkürlich die Luft an und starrte in die Dunkelheit.

    Bei diesen Lichtverhältnissen war schwer zu erkennen, was da gerade aus dem Blattwerk tiefhängender Äste eines Baumes trudelte und zwischen das Wurzelwerk zu Boden plumpste, um dann zwischen das Laub des Vorjahres zu kullern und aus ihrer Sicht zu verschwinden. Auf jeden Fall hatte der Gegenstand gerade einmal die Größe einer Kastanie und für einen Moment metallen geschimmert.

    Der Doktor verharrte noch einen Moment in der starren Haltung, sein Werkzeug wie eine Waffe auf die Stelle richtend, an der das Ding verschwunden war, so als ob er noch eine Reaktion oder einen Angriff erwarte. „Das ist nicht gut“, murmelte er mehr zu sich, als zu ihr und presste die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. „Das ist ganz und gar nicht gut …“

    Dann jedoch zuckte er heftig zusammen, denn hinter ihnen wurden schnelle Schritte und Stimmen laut, die unerbittlich näher kamen. „Ich glaube, wir sollten schleunigst hier verschwinden!“, erklärte er hastig und verhalf ihr ohne weitere Umschweife wieder zu festem Stand, ehe er sie los ließ. „Glücklicherweise ist es nicht mehr weit.“

    Rose konnte nur nicken. Ihr Schrei musste Torchwood verraten haben, wo sie steckten. Das Herz schlug ihr nicht nur bis zum Hals, weil sich ihre Verfolger näherten, sondern auch, weil sie kurz in das Gesicht ihres Begleiters gesehen hatte. Es wirkte noch immer düster und angespannt. Der kleine Vorfall eben machte ihm offensichtlich mehr Sorge als ihre Verfolger … doch warum?

    'Ach verflucht, dass ist jetzt nun wirklich nicht wichtig! Wenn er es mir verraten will, dann tut er es irgendwann auch.', ermahnte sich Rose sich selbst und setzte sich endlich in Bewegung. Viel fassbarere Feinde war ihnen dicht auf den Fersen, und wenn sie jetzt nicht ganz schnell sahen, dass sie weg kamen, konnte das für sie beide übel enden.

    Der Doktor blieb diesmal in ihrer Nähe, ihre Hand haltend. Aber auch Rose achtete mehr auf den Weg, blickte fast nur noch zu Boden, damit sie seinen Schritten genau folgen konnten. Die Umgebung musste sie sich ja schließlich nicht mehr merken, denn es war völlig egal, wohin sie jetzt gerade rannten. Den Wald würden sie ja auf einem ganz anderen Weg verlassen. Hauptsache, sie stolperte jetzt nicht wieder.

    Hinter ein paar Büschen weitete sich der schmale Trampelpfad dann endlich zu einer kleinen Lichtung. Rose blieb unwillkürlich stehen und zog ihre Hand aus der des Mannes, denn ihr Herz hüpfte vor Freude, als sie das sah, auf das sie schon die ganze Zeit gehofft hatte: Da war sie tatsächlich, die so vertraute blaue Telefonzelle, gut verborgen vor den Blicken Neugieriger unter den tiefhängenden Ästen eines knorrigen Baumes …

    Ihr Begleiter steuerte ohne Zögern auf die Tardis zu, doch gerade als er seine Hand in die Jackentasche steckte, um den Schlüssel heraus zu fischen, schrie sie auf und machte einen Satz zur Seite. „Achtung!“

    Sie hatte es weniger gesehen als gehört – ein Zischen, nur wenige Handbreit von ihrem Ohr entfernt! Hätte sich der Doktor nicht in diesem Moment überrascht zu ihr hingedreht – der Betäubungspfeil hätte ihn vermutlich genau in den Hals getroffen. So drang die Nadel mit einem dumpfen Geräusch in das Holz des blauen Kastens ein, nur eine Handbreit von seinem Kopf entfernt.

    „Fliehen Sie! Ich … oh verdammt!“

    Rose spürte den Einstich einer Nadel in ihrem Oberarm. Auch wenn sie nun hastig mit der anderen Hand danach tastete und den zweiten Pfeil herauszog, wusste sie doch, dass es für sie bereits zu spät war. Rasend schnell breitete sich ein Taubheitsgefühl in ihrem Arm aus, erreichte die Hand, die Schulter … so als ob es sich um ein schnell wirkendes Nervengift handle.

    Musste sie sich überhaupt wundern? Torchwood machte niemals halbe Sachen, vor allem nicht die Splittergruppen, über die ihr Vater gelegentlich fluchte.

    „Nicht!“ wehrte sie schwach ab und schüttelte den Kopf, als der Doktor auf sie zustürzen wollte, um sie aufzufangen.

    Allerdings brauchte er das schon nicht mehr, denn das übernahmen andere für ihn. Rose bemerkte in den Augenwinkeln, wie zwei Männer aus dem Gebüsch traten, sie von hinten packten und mit festem Griff auf den Beinen hielten. Diesmal war sie sogar regelrecht dankbar dafür, denn ihre Beine fühlten sich mittlerweile fast schon genau so an wie ihre Arme, nicht mehr als Teil ihres Körpers, sondern nur noch wie wabbliges, weiches Gelee.

    Der Blutkreislauf verbreitete die lähmende Substanz unerbittlich weiter in ihrem Körper und begann nun auch ihre Sinne zu vernebeln. Es fiel ihr schwerer und schwerer, den Kopf gehoben und die Augen offen zu halten, aber Rose gab nicht auf. Sie kämpfte so gut sie konnte gegen das lähmende Gift an, wollte aus reinem Trotz so lange bei Bewusstsein bleiben wie möglich.

    So bekam sie noch mit, dass der Doktor stocksteif stehen blieb, die Arme und Hände ausstreckte, um zu zeigen, dass er jeden Widerstand aufgab, sondern auch unbewaffnet war, während der Wald um sie herum lebendig zu werden schien. Immer mehr Männer traten mit erhobenen Waffen aus den Schatten und umringten sie.

    „Ich nehme an, ich soll die Hände hochnehmen …“, sagte der Timelord gelassen. „Wünschen Sie die über oder hinter den Kopf?“

    „Halten Sie gefälligst die Klappe, Mann. Runter auf die Knie und Hände schön nach oben, so dass wir sie gut sehen können!“, knurrte eine bereits bekannte Stimme. „Noch mal entwischt du uns jedenfalls nicht, du Mistkerl!“

    Die Lippen des Doktors zuckten. Auch wenn er ansonsten gehorchte, so vermochte er doch eines nicht zu tun. Während er wie befohlen auf die Knie ging sah er den älteren Soldaten, mit dem sie bereits einmal das Vergnügen gehabt hatten, mit freundlichem Lächeln an.

    „Keine Sorge, ich weiß, wann ich geschlagen bin und habe nicht vor, Widerstand zu leisten. Allerdings habe ich gehofft, dass wir das auf andere Weise klären würden, als einfach nur mit roher Gew-… uuuunnngh!“

    Auf ein knappes Nicken des Grauhaarigen hin, war einer der anderen Soldaten unbemerkt hinter den knienden Doktor getreten und bereitete dem Redeschwall mit dem harten Schlag seines Gewehrkolben nun ein Ende.

    Der Timelord stöhnte überrascht auf und kippte dann, gelähmt durch den Schmerz, vornüber, konnte sich gerade noch mit den Händen abfangen, ehe sein Kopf mit dem Boden in Berührung kam.
    Bevor er sich jedoch noch einmal aufrappeln konnte, schickte ihn ein zweiter Hieb gegen seinen Kopf ganz ins Reich der Träume. Er sackte wieder in sich zusammen und blieb dann mit dem Gesicht im Herbstlaub liegen, rührte sich auch nicht mehr, als der Soldat ihm ein paar Sekunden später grob in die Seite trat. „Der ist ordentlich ausgeknockt, Sir!“

    „Ihr verfluchten …“ Rose bäumte sich wütend gegen den Griff der Männer auf und versuchte sich loszureißen, doch vergeblich – in diesem Moment verlor auch sie den Kampf gegen das Nervengift. Ihr Geist stürzte in die Dunkelheit.

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    John Sheppards Schicksal im Vegasverse :"Solitary Man" no more

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  11. Danke sagten:


  12. #28
    zigtausend Jahre alt ... ;-) Avatar von John's Chaya
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    In seinen blauen Augen, erkannte sie Freundlichkeit und Besorgnis … aber nicht mehr, nicht das, was sie sich für einen Augenblick erhofft hatte …
    Er hat halt nicht Johns braune Augen ..., arme Rose.
    Und zu allem Überfluss hat Torchwood die beiden auch noch überwältigt - oh man. So ein Betäubungsmittel ist aber nicht die feine Art. Hoffentlich geht das gut aus.

    Ich bin zu alt, um nur zu spielen, zu jung, um ohne Wunsch zu sein.

  13. #29
    Major General Avatar von Kris
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    Zitat Zitat von John´s Chaya Beitrag anzeigen
    Er hat halt nicht Johns braune Augen ..., arme Rose.
    Und zu allem Überfluss hat Torchwood die beiden auch noch überwältigt - oh man. So ein Betäubungsmittel ist aber nicht die feine Art. Hoffentlich geht das gut aus.
    Daran liegt es nicht unbedingt ... Nine, der ihr ja auch schon ans Herz wuchs hatte ebenfalls keine braunen Augen. Nun ja, es liegt einfach daran, das dieser Doctor sie gerade einmal eine Stunde kennt, da kann noch nix mit Gefühlen sein. Für Rose ist das natürlich ungleich schwerer ... daran wird sie noch zu knabbern haben.

    Jedenfalls vielen lieben Dank für deinen Kommentar über den ich mich sehr gefreut habe. Und Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag an dich. Na dann poste ich das Kapitel ja gerade richtig .

    Und nun aber gleich auch das nächste Kapitel, in dem John einiges verdauen darf ...




    o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o
    Fünfzehntes Kapitel
    Zweifelhafte Wahrheiten
    o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o


    „Beweisen Sie es mir!“, giftete John noch immer aufgebracht zurück. Seine Augen tränten, so sehr wühlte ihn die Projektion auf. „Beweisen Sie mir, dass dies hier echt ist!“

    „Mit Vergnügen … “ Ein unangenehm zufriedenes Lächeln umspielte die Lippen des Masters, während er einen Code in die Projektion einblendete. „Als Mitarbeiter von Torchwood müsste dir die Kodierung der Aufzeichnung ja durchaus vertraut sein.“

    John zuckte mit den Schultern und heuchelte Skepsis vor. Natürlich konnte er mit den Zahlenkolonnen absolut nichts anfangen. Sie stimmten nicht mit dem Code überein, den er für Peter Tyler erst vor ein paar Monaten entwickelt hatte, aber diese Tatsache musste der Master ja auch nicht wissen.
    Und warum redete der jetzt und hier überhaupt von Torchwood? Denn die Leute die Roses Vater unterstanden traten normalerweise nicht so paramilitärisch auf, es sei denn, er meinte eine der Splittergruppen, über die sein Fast-Schwiegervater gelegentlich geflucht hatte.

    Bewusst mimte er weiter den Zweifler, um, weitere Informationen aus dem Master heraus zu kitzeln. „Auch das kann ein Fake sein!“, konterte er frech. „Wie bitteschön wollen Sie denn überhaupt an diese Aufnahmen gekommen sein?“

    Der Master lachte spöttisch. „Also bitte … John“, erwiderte er tadelnd. „Kannst du dir das wirklich nicht denken? Ich verfüge über Technik, die du dir mit deinem beschränkten halb menschlichen Verstand vermutlich nicht einmal besonders vorstellen kannst und die Erdlinge vermutlich noch weniger. Nun, da sollte es mir doch ein leichtes sein, solche Übertragungen an eure Zentrale abzufangen und zu entschlüsseln, oder?“

    John atmete tief ein und aus. Da sagte der Mann etwas Wahres. Aber dennoch blieb er bei seinem Spiel: „Dann können sie das natürlich auch mit ihrer Technik verändert haben.“

    „Warum sollte ich?“ Der Master zuckte mit den Schultern. „Das ist in diesem Fall auch gar nicht nötig, denn manchmal ist die Wahrheit eine viel stärkere Waffe als jede noch so ausgefeilte Lüge, mein Junge, findest du nicht?“

    John presste die Lippen aufeinander. Seine Gefühle rasten wild durcheinander. Ein Teil von ihm sträubte sich energisch dagegen, zu glauben, dass das, was er da sah wirklich echt war, ein anderer Teil war leider nur all zu bereit dazu, es anzunehmen. Wut und Verzweiflung machten es ihm schwer, klar zu denken und vor allem ruhig zu bleiben.

    „Was wollen Sie eigentlich bezwecken, indem sie mir diese Bilder zeigen?“, presste er zwischen seinen Zähnen hervor.

    „Nun, ich wollte dich nur darauf aufmerksam machen, dass sich jemand wohl ziemliche Sorgen um dich macht und dabei leider auf sehr glattes Eis geraten ist“, antwortete der Master mit einem lauernden Klang in der Stimme.
    „Ich denke, du musst mir nicht erklären, wie du und Miss Tyler zueinander stehen. Dein Mobiltelefon hat mir ausreichend Auskunft über ihre Identität und eure nette kleine Beziehung gegeben, die ja ganz offensichtlich noch nicht so vorbei ist, wie ihr beide dachtet, nicht wahr?“
    Er machte eine bedeutungsschwere Pause.
    „Ich muss sagen, die junge Dame hat einen guten Instinkt für verborgene Gefahren und den Mut, sich ihnen selbst zu stellen. Zunächst hat sie übrigens nur einen Detektiv beauftragt, sich nach dir umzusehen, und nun, da gewisse Dinge publik geworden sind, hat sie sich persönlich auf den Weg gemacht, um vor Ort zu sein …
    Allerdings hatte sie das Pech, dabei in schlechte Gesellschaft zu geraten, wie du hier sehr deutlich sehen kannst … “

    „Ja, und? Wer ist der Kerl?“, fragte John spitz, obwohl er es nur zu genau wusste. Aber das wollte er jetzt aus dem Mund seines Peinigers selbst hören.

    „Dieser 'Kerl', wie du ihn nennst“, erklärte der schwarzhaarige Mann süffisant, „ist auf Gallifrey als Dieb und notorischer Unruhestifter bekannt, der seine Nase immer genau in die Dinge zu stecken pflegt, die ihm an wenigsten angehen sollten.
    Der Hohe Rat hat den Bann über ihn verhängt, nachdem er zum wiederholten Male gegen die Regeln verstoßen hat. Er nennt sich zwar selbst „Der Doktor“ ist aber in Wahrheit ein skrupelloser Renegat, ein überaus gefährlicher Krimineller, der vor Nichts und Niemandem halt macht, wenn er etwas in seine Hände bekommen will!“

    'Das brauchst du mir nicht zu sagen. Ich weiß nur zu gut, wie 'Der Doktor' drauf ist!', dachte John mit einem bitteren Geschmack im Mund. 'Aber das kann in diesem Universum natürlich ganz anders gelaufen sein … auch wenn ich das irgendwie nicht so wirklich glaube. Das Verhalten von Rose ist viel zu positiv. Und wenn sie ihm so sehr zu vertrauen scheint, dass sie …'

    Er hielt inne.

    Ihm schwirrte der Kopf, von dem Chaos an Gedanken und Gefühlen. Jetzt wünschte er sich in Ruhe gelassen zu werden, damit er wieder Ordnung in seinen Geist und seine Seele bringen konnte, aber der Master ließ ihm natürlich nicht die Zeit, die letzten Enthüllungen zu verdauen.

    Stattdessen drückte der Schwarzhaarige wieder ein paar Knöpfe auf seinem Abspielgerät. „Ach ja, das hier sind übrigens Aufzeichnungen, die von einer Sonde stammen, welche ich persönlich losgeschickt habe, um die beiden im Auge zu behalten. Sie sind gerade einmal zwei Stunden alt … und ich versichere dir, genau so echt wie die von Torchwood.“

    Das Bild wechselte zu einem anderen Szenario. Zwei Gestalten hetzten in der hereinbrechenden Dämmerung durch das Dickicht, immer wieder verdeckt von Büschen und Bäumen. Also waren sie immer noch auf der Flucht.

    Diese Aufnahmen waren trotz der deutlich schlechteren Lichtverhältnisse viel heller und vor allem schärfer als die der Torchwood-Aufzeichnungsgeräte. So konnte John alle Details klar sehen, besonders gut die Gesichter der beiden Flüchtlinge.

    Rose rannte hinter dem braunhaarigen Lockenkopf durch den Wald, wenngleich auch sie mehr Mühe hatte, sich über den unebenen Boden zu bewegen. Dann verschwand sie plötzlich hinter einem Busch. Der Mann vor ihr drehte sich blitzschnell um und sprang einen Schritt zurück.

    „Hoppla! Vorsicht!“, erklang seine warme Stimme. Sie war klar und deutlich im Raum zu vernehmen, auch wenn er nicht wusste, wo sich die Lautsprecher befanden. John suchte nicht danach – er starrte weiter auf die sich bewegenden Bilder.

    Die blonde Frau und ihr Begleiter tauchten jetzt wieder im Sichtfeld der Sonde auf, und der Anblick versetzte ihm einen erneuten Stich ins Herz. Rose schmiegte sich eng und vertrauensvoll an den Doktor, den Kopf an seine Schulter gelehnt, und mit einem verträumten, glücklichen Gesichtsausdruck, der John schwer schlucken ließ.

    Der Braunhaarige schien die vertrauensvolle Geste regelrecht zu genießen, denn er stellte sie jetzt nicht einfach auf die Beine und ließ sie los, sondern hielt sie weiterhin liebevoll in seinen Armen. Dann blickte er auch noch besorgt zu ihr hinunter und säuselte mit sanfter Stimme. „Ist alles mit Ihnen in in Ordnung?“

    Das blonde Mädchen seufzte tief und hob den Kopf, um tief in seine Augen zu blicken. „Ja“, murmelte sie kaum verständlich aber in einem fast schon zärtlichen Tonfall. „Ja, das ist es.“

    John unterdrückte einen Fluch. Jetzt fehlte nur noch, dass die beiden einander küssten, dann war es perfekt.

    Anstatt Rose jetzt wenigstens endlich los zu lassen, drückte der Doktor sie plötzlich fester an sich, stellte sich schützend vor sie und blickte mit zusammengekniffenen Augen nun genau in die Kamera, so als sei er des heimlichen Beobachters gewahr geworden.

    Im nächsten Moment hob er den Schallschraubenzieher, der irgendwie in seiner Hand aufgetaucht war, ein Sirren erklang und die Projektion fror erneut ein, so dass John auch weiterhin den Anblick ertragen musste, der sich ihm bot …

    Rose im Arm des Doktors. Zärtlich gehalten und beschützt von ihm. Und offensichtlich war sie selbst ganz eingenommen von dessen Charme. Was sonst … was hätte er sonst anderes erwarten sollen!

    Mit mahlenden Kiefern starrte John auf die eingefrorene Szene und fuhr in einem einem plötzlich aufflammenden Anfall von Wut mit der Hand durch die Projektion des Braunhaarigen, die sich für einen Moment verwischte, dann aber wieder sauber anordnete, damit er das Gesicht seines Rivalen auch weiterhin deutlich vor Augen hatte …

    „Ah … das nenne ich doch eine wirklich sehr aufschlussreiche Reaktion … “

    Ein kalter Schauder durchfuhr John bei diesem Kommentar und holte ihn auf den Boden der Tatsachen zurück. Jetzt wusste er, dass er dem Master viel mehr verraten hatte, als ihm lieb war, auch wenn er nicht einschätzen konnte, was der aus diesem Moment offen gezeigter Eifersucht wirklich lesen konnte.

    'Verdammt! Wie konnte ich nur so blöd sein!'

    Er ballte die Fäuste und biss sich auf die Lippen. Dennoch konnte er seinen Blick nicht von dem eingefrorenen Holo-Bild abwenden, das Rose und den Doktor in einer engen Umarmung zeigte, wenngleich letzterer auch jetzt recht ernst und misstrauisch dreinblickte. Dafür war Rose um so …

    John hatte das Gefühl, als drehe sich die Messerklinge, die ohnehin bereits in seinem Herzen steckte noch einmal um sich selbst. Und auch wenn er die damit verbundenen Emotionen, so gut er eben konnte, unterdrückte, was blieb, waren die brennende Eifersucht und wachsende Unsicherheit. Die nagenden Zweifel darüber, ob Rose ihn wirklich jemals wirklich ihn und nicht nur den Doktor geliebt hatte und noch immer liebte.

    Erbittert kämpfte er mit dem Chaos in seinem Kopf, kam einfach nicht zur Ruhe, weil sich nun auch noch etwas anderes einmischte. Oh ja, er war wütend auf sich selbst, über seine Eifersucht, seine Dummheit, seine … und zornig darauf, dass er jetzt und hier mit offenen Augen ein weiteres Mal in die Falle des Masters gerannt war und nun vermutlich mit den Konsequenzen würde leben musste. Wie auch immer die aussehen würden …

    Dann gab er sich einen Ruck und sah nach einem tiefen Atemzug herausfordernd zum Master. „Und, wollen Sie aus meiner Reaktion jetzt schließen?“

    „Rose Tyler und du, ihr wart ein Paar. Ein recht verliebtes Paar, wie mir scheinen will, auch wenn das von ihrer Seite her abgeflaut zu sein scheint.“
    Der Schwarzgekleidete erwiderte kalt seinen Blick.
    „Und du bist ihr ganz offensichtlich immer noch sehr zugetan, während sie dich offensichtlich schon längst vergessen hat. Aber das ist auch kein Wunder, will ich meinen, hat der Doktor, doch in dieser Inkarnation ein sehr charmantes, einnehmendes Wesen und wickelt gerade die weiblichen Erdl-“

    Das war eine Stichelei zu viel!
    Es reichte!

    „Was zwischen mir und Rose ist, geht Sie nichts an!“, fauchte John. Die Kontrolle über sich erneut verlierend sprang er auf den Master zu, um ihm den Mund zu verbieten, ihn zu maßregeln oder vielleicht zu schlagen. Denn verdammt noch mal - irgendwo musste er mit seiner Wut auf den vermaledeiten jetzt hin!

    In dem Moment, in dem mit dem rechten Arm Schwung nahm und ausholte, fuhr ein brennender Schmerz vom Handgelenk aus nach oben und machte diesen taub.

    „Aaargh!“ John schrie erstickt auf und blieb abrupt stehen, während das Glied bewegungsunfähig an die Seite zurückfiel. Er rieb sich den kaum spürbaren Arm mit der noch funktionstüchtigen Linken und funkelte den Master an. Die Lust, diesen zu schlagen, war ihm aber schlagartig vergangen.

    „Nun gut, dann haben wir ja diese Sache jetzt geklärt und du kennst so ganz nebenbei die Auswirkung meiner kleinen Rückversicherung. Aber ich glaube, ich beende erst einmal die Aufzeichnung, damit sie dich nicht noch weiter aufregt.“

    Der Master schaltete gelassen die Projektion ab, überkreuzte dann die Arme und musterte ihn von Kopf bis Fuß. Sein Gesichtsausdruck schwankte irgendwo zwischen Amüsement und dem Lauern einer Schlange.

    „Ich hoffe, ich kann jetzt in Ruhe weiter reden. Natürlich habe ich nachgeforscht und mir angesehen, was du bisher eigentlich auf dieser Welt getrieben hast,mit wem du enger zu tun hattest und bin dabei auf ein paar interessante Dinge gestoßen … aber dazu kommen wir, denke ich, später.“

    John starrte finster zurück und rieb sich weiter über den Arm. Wenigstens kehrte das Gefühl langsam wieder zurück. „Lassen Sie Rose Tyler und ihre Familie in Ruhe“, knurrte er giftig.

    „Oh, das hätte ich, denn diese Erdlinge waren bisher für mich nicht von Belang. Aber ich befürchte, das könnte sich jetzt geändert haben. Jetzt wo das Mädchen mit dem Doktor ganz offensichtlich gemeinsame Sache macht, weiß ich nicht, ob ich sie verschonen kann. Es sei denn, du gibst mir Grund dazu, ein Auge zuzudrücken und sie nicht als Kollateralschaden anzusehen, wenn ich ihn stellen werde.“

    „Ich helfe ihnen – bei was immer Sie auch wollen, wenn Sie Rose in Ruhe lassen!“, platzte es aus John heraus, bevor er darüber nachdenken konnte, was er sagte.

    Er mochte das vielleicht eines Tages bereuen, aber das war ihm egal. Denn trotz aller Zweifel und Ängste – er fühlte immer noch genug für sie, um sie jetzt und hier zu beschützen und alles für sie zu geben, auch wenn er sich jetzt damit ganz und gar dem Master auslieferte …


    - Fortsetzung folgt -
    Geändert von Kris (31.10.2015 um 19:09 Uhr)
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    *Neu:* Kapitel 22 seit Okt 2016: Wenn der schlafende Tiger erwacht (Star Trek Into Darkness Prequel)
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  14. Danke sagten:


  15. #30
    zigtausend Jahre alt ... ;-) Avatar von John's Chaya
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    Ich verfüge über Technik, die du dir mit deinem beschränkten halb menschlichen Verstand vermutlich nicht einmal besonders vorstellen kannst und die Erdlinge vermutlich noch weniger.
    Also wirklich, wenn er sich da man nicht irrt. John mag zwar halb menschlich sein, aber der Master sollte ihn besser nicht unterschätzen.

    Im nächsten Moment hob er den Schallschraubenzieher, der irgendwie in seiner Hand aufgetaucht war, ein Sirren erklang und die Projektion fror erneut ein, so dass John auch weiterhin den Anblick ertragen musste, der sich ihm bot …
    Armer John, der Master weiß leider nur zu gut, wie er ihn triezen muss.

    Die nagenden Zweifel darüber, ob Rose ihn wirklich jemals wirklich ihn und nicht nur den Doktor geliebt hatte und noch immer liebte.
    Ich dachte, diese Zweifel wären schon längst ausgeräumt.

    „Ich helfe ihnen – bei was immer Sie auch wollen, wenn Sie Rose in Ruhe lassen!“, platzte es aus John heraus, bevor er darüber nachdenken konnte, was er sagte.

    Er mochte das vielleicht eines Tages bereuen, aber das war ihm egal. Denn trotz aller Zweifel und Ängste – er fühlte immer noch genug für sie, um sie jetzt und hier zu beschützen und alles für sie zu geben, auch wenn er sich jetzt damit ganz und gar dem Master auslieferte …
    Oh je, um Rose und ihre Familie zu schützen, liefert er sich jetzt dem Master aus. Hoffentlich geht das gut aus.
    Das war ein spannendes Kapitel, aber ich hoffe, im nächsten Kapitel muss der arme John nicht so leiden.

    Und Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag an dich. Na dann poste ich das Kapitel ja gerade richtig .
    Dankeschön - und ja, genau richtig.
    Geändert von John's Chaya (31.10.2015 um 21:21 Uhr)

    Ich bin zu alt, um nur zu spielen, zu jung, um ohne Wunsch zu sein.

  16. #31
    Major General Avatar von Kris
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    Also wirklich, wenn er sich da man nicht irrt. John mag zwar halb menschlich sein, aber der Master sollte ihn besser nicht unterschätzen.
    Tut er aber , denn er weiß ja nicht, wer und was John eigentlich. Und das ist Johns Vorteil, weil er auf die Erinnerungen des Doktors zugreifen kann.

    Armer John, der Master weiß leider nur zu gut, wie er ihn triezen muss.
    Yep. Menschen sind halt wunderbar emotional.

    Ich dachte, diese Zweifel wären schon längst ausgeräumt.
    Nope, nicht bei John, und auch Rose wird noch ordentlich auf die Probe gestellt werden.

    Oh je, um Rose und ihre Familie zu schützen, liefert er sich jetzt dem Master aus. Hoffentlich geht das gut aus.
    Er hat im Moment keine andere Wahl, wie du noch sehen wirst.

    Das war ein spannendes Kapitel, aber ich hoffe, im nächsten Kapitel muss der arme John nicht so leiden.
    Er nicht ...

    Ich stelle jetzt auch gleich das nächste Kapitel ein, in dem ich wieder zu Rose überblende. Wie du siehst, hat die es auch nicht gerade leicht ... die Arme.



    o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o
    Sechzehntes Kapitel
    Was für ein Schlamassel!
    o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o


    Rose stöhnte, als sie wieder zu sich kam. Diesen ekelhaft bitteren Geschmack, das Gefühl, die Zunge sei ein pelziger Fremdkörper – das fühlte sich so an, als hätte sie ein mehrtägiges Kiff- und Saufgelage hinter sich.

    Mickey und sie das hatten in ihren wilden Zeiten, als sie noch unbeschwerte Teenager gewesen waren, nur ein einziges Mal ausprobiert, weil sie genau so neugierig wie ihre Kumpels gewesen waren. Im Nachhinein, so wusste sie inzwischen, hätte sie auf diese Erfahrungen auch gerne verzichten können und nicht nur, weil ihre Mutter Jackie damals einen Monat lang nicht mit ihr gesprochen hatte.

    Dazu kamen hämmernde Kopfschmerzen, die sich vor allem in ihren Schläfen zu konzentrieren schienen. Dumm nur, dass sie es irgendwie nicht schaffte, ihre Hände so hoch zu heben, dass sie irgendwas dagegen unternehmen, sich wenigstens mit den Fingern über die Stirn reiben und so Linderung verschaffen konnte.

    Unwillig bewegte sie die Hände. Ach verdammt wo hing sie denn jetzt schon wieder mit den Ärmel ihrer Jacke fest … und das gleich mit beiden Armen? Und woher kam eigentlich dieses metallische Klirren?

    Fragen über Fragen und doch keine Antworten, die sie mit ihrem trägen Geist finden konnte, denn das stiftete eher noch mehr Verwirrung in ihrem Kopf. Denn um sie herum stimmte noch eine ganze Menge mehr nicht.

    Ach verdammt, wo war sie überhaupt …
    Was zum Teufel war eigentlich mit ihr los?
    Wieso war sie …


    Mit dem Erwachen ihrer Sinne und ihres Verstandes kehrten auch die Erinnerungen zurück und brachen schon bald wie eine Flut über sie hinein.

    Zuerst die Trennung von John, weil die Gefühle zwischen ihnen erkaltet waren. Weil sie vielleicht immer eine Lüge gewesen waren, die sie sich nur nicht eingestanden hatte.
    Monate später dann ihre Einsicht ihm gegen über unfair gehandelt und einen schweren Fehler begangen zu haben.
    Der klägliche Versuch Kontakt mit John aufzunehmen.
    Die Erkenntnis, dass er verschwunden war. Spurlos.
    Eine Flut schlechter Nachrichten, die sie noch verrückter machten.
    Und zu dem Entschluss trieben, selbst etwas zu unternehmen.
    Das alte Fabrikgebäude mitten zwischen den Wiesen als erste Spur und dann der Mann in seiner seltsam altertümlich anmutenden Kleidung, der ebenfalls etwas zu suchen schien.
    Der sich ihr auf unverkennbare Art und Weise als „Der Doktor“ vorstellte.
    Aber DAS war nicht ihr nicht ihr Doktor!
    Dann die halsbrecherische Flucht über die Wiese. Ihre Tricks, ihr Versuch mit dem Auto genug Distanz zu schaffen.
    Vor dem Tunnel, die Flucht in den Wald. Und die wachsende Vertrautheit zueinander.
    Dann waren sie schließlich doch umstellt. Von Torchwood.

    Torchwood?


    „Verdammter Mist!“, entfuhr ihr ein Fluch.

    O-ha, ihre Stimme hörte sich schon genau so rostig und rau an wie die eines Metal-Rockers und schien die Kopfschmerzen noch zu verstärken, genau so wie die krampfhaften Versuche zu überlegen, wie sie eigentlich gerade auf darauf kam.

    Sie konnte sich nicht daran erinnern, dass die Männer ihres Vaters mit den gleichen Waffen und in Tarnkleidung wie die Leute aus der Armee herumliefen. Und vor allem wäre sie dann auch von Anfang an von den Typen als Tochter eines ihrer Chefs erkannt worden, denn Peter Tyler hatte schon vor einigen Jahren dafür gesorgt, dass die Mitarbeiter von Torchwood London seine Familie und den direkten Personenkreis darum herum durchaus kannten …

    Ihr schwante Übles …

    Oh verflucht, jetzt steckten sie wirklich tief in der Scheiße, um es einmal richtig derbe auszudrücken! Denn wenn sie nicht all zu falsch lag, durften sie sich jetzt mit den Leuten aus Wales oder Schottland herumschlagen.

    Durch ihren Vater hatte sie gehört, dass die vermutlich ganz anders mit Aliens und ihren menschlichen Verbündeten umsprangen als London, vermutlich der Devise folgten, die noch Königin Victoria ausgegeben hatte, obwohl die Monarchie schon lange Geschichte war.

    Rose zwang sich die Augen zu öffnen, als sich die Lider endlich nicht mehr so schwer wie Blei anfühlten. Sie sah in der sich klärenden Sicht erst einmal nur das abgenutzte Leder einer Sitzbank, dann eine Kette, die zu einer Halterung in der aus Metall bestehenden Wand führte … und am anderen Ende bei den den schmalen Eisenbändern endete, die ihre Handgelenke umschlossen.

    Angekettet wie eine Gefangene in einem schlechten Spielfilm. Na toll … das fing ja schon echt gut an!

    Trotz ihrer Benommenheit und des Schwindels, der sie erfasste, versuchte Rose danach in eine sitzende Haltung zu kommen, damit sie sich besser umsehen konnte. Metallwand, Sitzbank, das monotone Stampfen und Surren eines Motors im Hintergrund – daraus ergab sich nur eine einzige Folgerung. Man hatte sie aufgesammelt, als sie sich in ihrer Bewusstlosigkeit nicht mehr wehren konnte und dann in das Luftschiff verfrachtet. Also waren die ganzen Bemühungen diesen Mistkerlen zu entkommen, völlig umsonst gewesen.

    Nein, verbesserte sie sich, nicht ganz umsonst. Sie hatte einiges über ihren Begleiter und jetzigen Schicksalsgenossen erfahren können, Dinge, die sie ihm sonst vermutlich nur mühselig nach und nach aus der Nase gezogen hätte, wenn sie an „ihren“ Doktor dachte. Obwohl … ganz schlau war sie aus dem Lockenkopf auch noch nicht geworden, auch wenn sie ihn mittlerweile zu mögen begann und sich jetzt dabei ertappte, dass sie geneigt war …

    Dann zuckte sie zusammen.

    'Verdammt, wo ist der Doktor?', durchschoss eine Frage ihren Geist. Rose atmete tief ein und dann wieder aus, um die aufkommende Panik zu unterdrücken, Nicht auszudenken, wenn die Soldaten ihn nicht nur niedergeschlagen hatten, sondern …

    „Doktor ...“, rief sie leise in den Raum, noch ehe sie in der Lage war, sich richtig umzusehen, weil alle weiter entfernten Dinge noch recht verschwommen und undeutlich wirkten. „Doktor, ist mit Ihnen alles in Ordnung?“

    „Mädchen, mach' dir nicht die Mühe, nach deinem Freund zu rufen. Der wird dir nicht antworten können! Und lass es ruhig angehen, du wirst noch ne' ganze Weile brauchen, bis du wieder auf den Beinen bist. Die Nebenwirkungen des Gegenmittels sind nämlich nicht ohne!“ antwortete allerdings jemand ganz anderer auf ihre in den Raum geworfene Frage.

    Rose lief es eiskalt den Rücken herunter. Diese Stimme kannte sie doch! Und wie sie diese kannte!

    Dennoch wollte sie sich Gewissheit verschaffen. Sie stützte sich an der Rückenlehne der Bank ab und drehte langsam den Kopf, auch wenn die Welt um sie herum immer noch nicht aufhören wollte, zu kreisen.

    'Ich hätte es wissen müssen!', dachte sie und rümpfte die Nase. Ganz in ihrer Nähe, auf einem viel schmaleren Einzelsitz hockte der grauhaarige Soldat, seine Maschinenpistole locker in den Händen haltend. Er grinste sie breit an und hob dann die Rechte, um in eine ganz bestimmte Richtung zu deuten.

    „Wie du sehen kannst, Kleine … wird' s ihm schwer fallen, was zu sagen!“

    Rose folgte der Geste und schnappte entsetzt nach Luft, als sie das schräg stehende Gestell sah, das fest in Boden und Wand verankert war, aber jederzeit wieder aus den Halterungen ausgeklinkt werden konnte, um es ganz auszuklappen und in eine fahrbare Trage zu verwandeln.

    Die Männer waren gründlich gewesen. Sie hatten den Doktor nicht nur einfach gefilzt, sondern auch die Samtjacke, Weste und Schuhe ausgezogen und alles in eine noch offenstehende Kiste verfrachtet, die sich in einem Netz neben dem Gestell befand, damit sie nicht durch die Gegend rutschen konnte.

    Deshalb war er nur in seinem Hemd und der Hose auf dem Gestell festgeschnallt. Breite Lederriemen umschlossen Hand- und Fußgelenke, andere führten über Brust, Hüfte und Beine, so dass er gerade einmal den Kopf drehen und ein Stück anheben konnte. Das Gewicht lastete damit ziemlich auf den Gelenken, und den Beinen, da er sich gerade einmal an einer schmalen Schiene zu seinen Füßen abstützen konnte.

    Die junge blonde Frau schluckte, als der Doktor den Kopf zu ihr drehte, denn die Fesselung war noch lange nicht alles.

    Wenigstens war er bei Bewusstsein und dem Blick nach zu urteilen auch bei Verstand. Ob er jedoch Schmerzen hatte, konnte Rose aus der Entfernung nicht einschätzen. Aber es war zu vermuten, denn er sah nicht wirklich gut aus.

    Seine linke Gesichtshälfte war um die Schläfe und das Auge bis hinunter zum Kinn dunkel verfärbt, über die Wange zog sich ein blutiger Schnitt. Überbleibsel der Schläge mit denen man ihn niedergestreckt hatte und vielleicht auch die Spuren anderer Misshandlungen, die man ihm hatte angedeihen lassen.

    Nun verstand sie auch, warum so etwas wie Wut in seinen Augen funkelte und er bisher nicht in der Lage gewesen war, ihr zu antworten: Ein Knebel, gehalten durch feste Schnüre steckte in seinem Mund.

    Das war nicht nur würdelos, das war einfach nur grausam!

    „Was soll das?“, fuhr sie den alten Soldaten empört an, auch wenn sie das im nächsten Moment bereute, weil sich das schmerzhafte Hämmern in ihrem Kopf verstärkte. „Sie sind ein Monster, wissen sie das! Nehmen Sie ihm den Knebel sofort wieder aus dem Mund und machen ihn los. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Doktor etwas versucht hätte, was eine so brutale Folter rechtfertigen würde! Und das widerspricht jedem Gesetz.“

    „Ach Mädchen … nun reg dich doch nicht so auf. Ich denke mal, für jemanden wie den da, gelten irdische Gesetze nicht.“ Der Grauhaarige machte eine wegwerfende Handbewegung. „Und glaube mir, ich hatte durchaus meine Gründe, ihm den Mund zu stopfen.“
    Ein wölfisches Grinsen erschien auf seinem Gesicht.
    „Weißt du, Kleines, der Bursche hat einfach nicht aufhören wollen, unsinniges Zeug zu reden und Fragen zu stellen, als er wieder zu sich kam“, erwiderte er mit einem spöttischen Funkeln in seinen Augen.
    „Nun, da habe ich ihm klar gemacht, dass er sich seinen Atem lieber für die richtigen Leute aufsparen sollte, denn sein seltsames Gefasel können sich nun wirklich die Eierköpfe im Center anhören!“
    Er blickte auf die gegenüberliegende Seite des Raums.
    „Stimmt' s, Jungs?“

    Zustimmendes Gemurmel erklang aus dem Hintergrund. Rose hob den Kopf und kniff die Augen zusammen, so unangenehm das jetzt auch war. Nun konnte sie auch die sieben Männer sehen, die an der anderen Wand hockten und in ihren Uniformen fast mit dem Inneren des Luftschiffes verschmolzen.

    „Richtig Chef!“, rief einer. „Obwohl ich doch ganz unterhaltsam fand, was er uns zu erzählen hatte. Vertrieb ein bisschen die Langeweile.“

    „Klappe, Richards! Ich habe dir schon einmal gesagt, wir wissen nicht, was das für ein Typ ist, nur, dass irgendwas mit ihm nicht stimmt. Du hast ja selbst gesagt, als du ihn untersucht hast, dass sein Herzschlag spinnt und er sich anfühlt wie ein toter Fisch“, raunzte der Grauhaarige.
    „Ah ja, auch der Kram, den wir aus seinen Klamotten gefischt haben, spricht Bände, dass er entweder nicht von hier oder völlig gaga ist. Und glaub ja nicht, dass der da so harmlos ist, wie er aussieht. Du warst zwar nicht dabei, als wir ihn das erste Mal gestellt haben, aber du hast Clarke verarztet.“

    „Ja, Chef, klar …“

    „Was folgern wir daraus? Der ist nicht ganz koscher. … deshalb gehen wir hier lieber erst mal auf Nummer sicher … entschuldigen können wir uns immer noch … wenn's nötig sein sollte.“ Dann senkte er die Augenbrauen und fügte mit Nachdruck hinzu: „Sollen sich die Eierköpfe doch genauer mit dem Kerl beschäftigen und herausfinden, wer und was er ist, wir gehen jetzt jedenfalls kein Risiko mehr ein. Außerdem - merk' dir endlich mal eins, es heißt Sir, nicht Chef, ist das klar?“

    „Klar Ch … äh Sir!“, erwiderte der vorlaute Soldat verlegen und stand auf. „Aber ich denke, ich schaue jetzt mal nach der Miss!“

    „Tu das Richards, du bist hier der Sanitäter! Na ja, das Gift war ja eigentlich nicht für die Kleine gedacht, aber sie ist nun mal im Weg rumgestanden! Aber es scheint, als habe sie's gut verkraftet, so laut wie das Kätzchen schon wieder fauchen kann!“

    Der alte Soldat sah wieder zu Rose hin, was diese nutzte, um ihn wütend anzufunkeln und den Mund zu öffnen, um ihm eine gepfefferte Antwort auf seine spöttischen Bemerkungen zu geben.

    Doch ehe sie das tun und noch einmal fordern konnte, dass er dem Doktor die Gefangenschaft erleichterte, verstellte ihr der jüngere Mann mit den flammend roten Haarstoppeln bereits die Sicht und beugte sich zu ihr hinunter. „Hallo! Schauen Sie mich bitte mal an, Miss!“ Er lächelte offen, als sie seiner Bitte instinktiv nachkam. „Wie darf ich sie eigentlich nennen?“

    „Rose ...“ Das gewohnte 'Tyler' lag ihr schon auf der Zunge, aber sie korrigierte sich im letzten Moment, da sie es für besser hielt, nicht gleich alle Karten auf den Tisch zu werfen, vor allem weil sie immer noch nicht genau wusste, mit wem sie es hier zu tun hatte. Vermutlich würde ihre Lüge sowieso bald auffliegen, aber so lange sie die Männer hier im Unklaren lassen konnte, wer sie war. Dann würde sie das auch tun. „… Smith.“

    „Also gut, Miss Smith.“ Wässrige grau-blaue Augen musterten sie intensiv, dann nahm der Sanitäter eines ihrer Handgelenke und fühlte nach dem Puls. „Okay, ihr Blick ist noch etwas trüb, die Reaktionen sind verlangsamt, aber es sieht schon besser aus. Heute müssen sie noch mit den Schwindelanfällen und Kopfschmerzen leben müssen, aber nach ein paar Stunden Schlaf sind die auch weg.“

    Rose zuckte mit den Mundwinkeln. Na toll. Damit kam eine Flucht vom Luftschiff schon einmal abschminken, denn es würde nicht nur absolut würdelos, sondern auch gefährlich sein, damit durch die Gegend torkeln zu wollen. Geschweige denn, dass sie eine Ahnung hatte, wie sie sich und den Doktor aus dieser misslichen Lage befreien sollte.

    „Dann wäre ich für ein paar Tabletten gegen das Hämmern in meinem Kopf wirklich dankbar!“, erwiderte sie leise.

    „Ich bringe ihnen gleich eine Aspirin!“ Richards fühlte über ihre Stirn. „Fieber haben sie auch keines, so weit ich das beurteilen kann, aber ich denke, der Arzt im Center wird sie auch noch mal genau durchchecken, um nachzusehen, ob alles in Ordnung ist.“

    „Im Center?“, fragte Rose unschuldig und sah den Mann mit neugierigem Blick an, darauf hoffend dass er anbiss.

    „Na ja … unsere Basis!“, druckste der Sanitäter und warf einen vorsichtigen Blick zu seinem Vorgesetzten, der sie beide scharf im Blick behielt. „ Okay, die werden Sie bald selbst sehen, denn in einer Stunde oder zwei, sind wir vermutlich da. Dann werden Sie bestimmt auch mehr erfahren, okay?“

    „Ja, klar.“ Sie biss sich auf die Lippen und nickte. Gut, jetzt war sie zwar genau so schlau wie zuvor, aber einen Versuch war es dennoch wert gewesen.
    Und da er umgänglicher war, als sein Chef, entschloss sie sich, ihn auch noch auf etwas anderes anzusprechen. „Dann habe ich noch eine andere Bitte“, wisperte sie flehend. „Ich würde mich sehr darüber freuen, wenn Sie gleich auch nach meinem Freund sehen. Ich mache mir große Sorgen um ihn.“

    „Tut mir leid, Miss. Aber das darf ich nicht“, erwiderte Richards leise. „Das ist ein direkter Befehl vom Chef … der darf nicht mehr angerührt werden. Er sagt, der Mistkerl habe uns schon genug zugesetzt! Er traue ihm nicht mehr über den Weg, nach dem, was er ganz am Anfang abgezogen habe.“

    „Was würden Sie eigentlich tun, wenn ihnen jemand eine Waffe grundlos unter die Nase hält? Und Sie behandelt, als seien Sie ein Schwerverbrecher oder Terrorist, der Gott weiß was getan hat?“, fragte Rose schnippisch zurück. „Wir haben uns auf der Wiese schließlich nur mit unseren Mitteln gewehrt und niemanden verletzt.“ Sie hob anklagend ihre gefesselten Hände. „Und wie sind wir im Gegenzug bisher von Ihnen behandelt worden?“

    „Mag ja sein, dass sie recht haben, aber das Problem i-“

    „Richards, es reicht! Du hast jetzt wirklich genug mit dem Mädel herum geschwätzt!“, unterbrach der Grauhaarige das Gespräch barsch. „Vergiss nicht, die steckt mit dem Mistkerl unter einer Decke und der ist genau so wenig zu trauen wie dem kalten Fisch da!“

    „Sie hören' s! Und dem Befehl muss ich jetzt leider Folge leisten.“ Der Sanitäter blickte Rose noch einmal entschuldigend an. „Ich bringe ihnen eben noch die Aspirin!“
    Dann wandte er sich ab, um einige Schritte entfernt in einem Rucksack herumzukramen und eine kleine Schachtel heraus zu fischen.

    Rose sah in dieser Zeit noch einmal traurig und besorgt zum Doktor hinüber, ärgerte sich innerlich darüber, dass sie einfach nichts für ihn tun konnte, nichts dazu beitragen, dass sie aus diesem Schlamassel entkamen.

    Doch als sich ihr Blick traf und sie in seine tiefen blauen Augen sehen konnte, weil er den Kopf so weit gehoben hatte, wie er konnte, überlief sie ein warmer Schauer. Vielleicht war er nicht „ihr“ Doktor, aber sie fühlte sich trotzdem mehr denn je mit ihm verbunden.

    Denn da war diese schlichte und stille Geste – ein kurzes Zwinkern, das signalisierte, dass er trotz seiner misslichen Lage, weder die Geduld, noch seine Hoffnung verloren hatte. Der Knebel schränkte seine Mimik zwar stark ein, aber sie war sich sicher, dass er versuchte jetzt auch noch zuversichtlich zu lächeln, um ihr – und sich! – Mut zu machen.

    Das war etwas, was sie nur zu genau von dem Mann kannte, der in einem anderen Universum ihr Herz gestohlen hatte.

    Ein Motto kam ihr in den Sinn, dass seit einigen Jahren ihr Leben bestimmte und zu ihm gehörte wie sein Schallschraubenzieher. „Niemals aufgeben!“, murmelte sie deshalb fast lautlos zu sich. „Für jedes Dilemma gibt es eine Lösung, und die werden wir finden!“

    „Wie bitte?“ schreckte Richards sie auf. Der Sanitäter war wieder zu ihr getreten, eine offene Feldflasche und ein Tablettendisplay in den Händen haltend. „Ist etwas nicht in Ordnung?“

    „Doch doch, es ist alles okay!“, erwiderte Rose mit einem Lächeln, das diesmal echt war und streckte die Zunge aus, um die Tablette im Empfang zu nehmen. Die Kopfschmerzen los zu werden, war jedenfalls der erste Schritt auf dem richtigen Weg!

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    John Sheppards Schicksal im Vegasverse :"Solitary Man" no more

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  17. Danke sagten:


  18. #32
    zigtausend Jahre alt ... ;-) Avatar von John's Chaya
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    Weil sie vielleicht immer eine Lüge gewesen waren, die sie sich nur nicht eingestanden hatte.
    Monate später dann ihre Einsicht ihm gegen über unfair gehandelt und einen schweren Fehler begangen zu haben.
    Es war keine Lüge. Tief im Herzen hat sie John geliebt. Besser späte Einsicht, als gar keine, denn sie hat unfair gehandelt.

    Oh je, jetzt sitzen Rose und der andere Doktor in einem Luftschiff fest. Das schaut nicht gut aus.
    Vielleicht war er nicht „ihr“ Doktor, aber sie fühlte sich trotzdem mehr denn je mit ihm verbunden.
    Na, mit der Liebe zu John kann es ja nicht weit her sein, wenn sie jetzt auf diesen Lockenkopf-Doktor abfährt.
    Die Kopfschmerzen los zu werden, war jedenfalls der erste Schritt auf dem richtigen Weg!
    Jep, dann kann sie vielleicht klarer denken und sich und ihn retten.

    Ich bin zu alt, um nur zu spielen, zu jung, um ohne Wunsch zu sein.

  19. #33
    Major General Avatar von Kris
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    Siebzehntes Kapitel
    Der Deal
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    „Ich helfe ihnen!“, bestätigte John sein Angebot nun etwas weniger heftig. „Ich will nicht, dass Rose etwas geschieht. Wie sie selbst sagen, Sie ist wohl eher zufällig an diesen Kerl geraten und hat mit ihrer Auseinandersetzung oder was auch immer, nichts zu tun!“

    Er sah den Master herausfordernd an. Auch wenn sein Widerwille, mit dem Schwarzhaarigen gemeinsame Sache zu machen, stärker denn je war – gab es denn im Moment eine andere Chance, um am Leben zu bleiben und sich irgendwie aus dieser verzwickten Situation heraus zu winden ohne all zu großen Schaden zu nehmen?
    Außerdem erfuhr er so vielleicht mehr über die Timelords dieses Universums und konnte sich so auch ein besseres Bild über sein „anderes Ich“ machen. Denn wie er in den letzten Tagen bereits mehrfach gemerkt hatte: Die Erinnerungen des Doktors waren in diesem Universum nicht hundertprozentig verlässlich.

    John beschloss weiter nachzubohren. „Doch dazu müssen Sie mich wohl auch ein wenig mehr in die ganze Sache einweihen Also, was ist da eigentlich zwischen Ihnen und diesem Doktor?“

    „Aha, da ist jemand neugierig geworden … “ Der Schwarzhaarige schmunzelte. „Für den Anfang musst du erst einmal nur folgendes wissen: Er ist ein Dieb, der unter anderem nicht nur seine Tardis, sein Schiff gestohlen hat, sondern auch noch einige Dinge mehr. Außerdem gilt er als ein notorischer Unruhestifter und Gesetzesbrecher …“

    „Klingt nach einem ziemlich sympathischen Burschen“, bemerkte John zynisch.

    „Du würdest anders darüber denken, wenn du einer der Leidtragenden seiner Manipulationen und Machenschaften wärst, mein lieber Junge. Durch ihn sind ganze Welten zu Asche verbrannt, haben unnötig viele Wesen ihr Leben verloren.“

    Der Master hielt einen Moment inne.

    „Wir Timelords haben eigentlich nur die Aufgabe, das Zeitengefüge zu beobachten und immer dann unparteiisch in gesunde Bahnen zu lenken, wenn es außer Kontrolle gerät nicht aber sich ständig und überall einzumischen und das Schicksal zurecht zu biegen, weil wir Gefühle für jemanden entwickelt haben … “

    „Und, was ist daran so schlimm? Ich würde das eher moralisch und menschlich nennen, wenn er sich für eine Seite entscheidet … aber ja, ich vergaß, Sie beide sind ja keine Menschen ... “, spöttelte John, auch wenn er innerlich fröstelte.
    Es war irgendwie gruslig diese Anschuldigen hier und jetzt – und dann noch ausgerechnet aus dem Mund des Masters - zu hören, des Timelords, der eigentlich die Verbrechen beging, die er hier dem Doktor so eiskalt ankreidete.

    Der Schwarzgekleidete schnaubte „Der Doktor hat niemals Skrupel gehabt, sich auf eine Seite zu stellen und sich zugunsten einer der Konfliktgruppen einzumischen. Durch ihn, seine krankhafte Leidenschaft für die Schwachen und Unterdrückten, sind Probleme wie die Daleks, die wir nur mit viel Mühe wieder eindämmen konnten, erst entstanden.
    Was er als Mitgefühl und Moral deklariert, ist eher mangelndes Verantwortungsgefühl und Gewissenlosigkeit, die Bereitschaft, sich dort einzumischen, wo das Schicksal und die Evolution bereits anders entschieden haben. Deshalb hätte er schon längst aus dem Verkehr gezogen werden sollen.“

    „Ach, und weshalb ist das bisher nicht geschehen?“, stichelte John, mutig geworden, weiter. Jetzt erschienen die ersten Aussagen seines Peinigers in einem ganz anderen Licht, einem, das er positiv hätte bewerten können, wenn da nicht die bohrende Eifersucht gewesen wäre, die ihn davon abhielt, genau das zu tun.
    Denn je ähnlicher der durch die Beschreibungen DEM Doktor wurde, um so weniger konnte er Sympathie für seinen Rivalen empfinden, wuchs doch die Angst, Rose schon längst verloren zu haben mit jedem weiteren Wort, das er hörte, mit jedem Schluss, den er daraus zog, an.

    Der Master kniff die Augen zusammen. „Das ist für dich nicht von Belang“, entgegnete er plötzlich schroff und verbat sich damit jede weitere Diskussion „Tatsache ist nur, dass sich deine Freundin mit dem Falschen eingelassen hat, und das wie man auf den Aufnahmen gesehen hat, offenbar ganz freiwillig.“

    Johns Augen wurden ebenfalls schmal. Er bemühte sich die erneute Provokation einfach zu überhören. Noch einmal würde er sich nicht die Blöße geben, auszurasten und damit wieder alles Mögliche über sich zu verraten, was der Master gegen ihn verwenden konnte. „Und was erwarten Sie jetzt von mir?“, fragte er scharf.

    „Nun, wenn dir an ihrem Leben noch etwas liegt, dann solltest du mir dabei helfen, den Doktor auszuschalten.“ Der Master lächelte böse. „Das ist der Deal.“

    „Ich verstehe … also sein Leben gegen das von Rose“, murmelte John und schluckte so heftig, dass sein Adamsapfel hüpfte. Auch wenn er es eigentlich nicht wollte, und immer noch darum kämpfte, den Schatten des Doktors endlich abzuschütteln, das fühlte sich jetzt gerade so an, als wolle er sich selbst und nicht einem völlig Fremden einen Dolch ins Herz stoßen.

    „So ungefähr, wenngleich ich auch nicht von dir erwarte, dass du ihn gleich umbringst“, erwiderte der Master ruhig. „Auch wenn du - wenn ich dich mir so ansehe – jeden Grund dafür zu haben scheinst.“
    Seine Augen ruhten prüfend auf John.
    „Ich werde den Doktor nur töten, wenn es unbedingt sein muss, denn ich möchte viel lieber zusehen, wie ihm auf Gallifrey der Prozess gemacht, und er dort seinem gerechten Schicksal zugeführt wird“, sagte er gelassen, aber noch mit einem genüsslich klingenden Unterton in der Stimme.
    Dann jedoch tauchte ein hasserfüllter Zug in seinem Gesicht auf. „Und eben das sollte am besten vor den Augen derjenigen geschehen, die glaubten, ihn bis jetzt vor dem Gesetz und seiner Strafe schützen zu können … “

    Als bemerke er erst jetzt, dass John dieser emotionale Ausbruch aufgefallen war, warf er ihm einen warnenden Blick zu, ehe die die übliche Maske der Arroganz wieder über sein Antlitz fiel. „Nun, was dich betrifft, du könntest dir vielleicht ein wenig Anerkennung in den Augen meines Volkes verdienen, auch wenn du selbst ja nur ein jämmerlicher Mischling bist.“

    „Da haben sie recht. Das klingt wirklich nicht nach einem schlechten Deal!“ John bemühte sich möglichst gleichgültig und neutral zu klingen und fügte hinzu„Auf den kann ich mich problemlos einlassen.“

    Die Erinnerungen des Doktors warnten ihn davor, seinen Peiniger gerade in diesem Moment in irgend einer Form zu provozieren, denn wenn der in schlechter Stimmung war, konnte das üble Folgen haben.
    Unwillkürlich bewegte er dabei den malträtierten Arm, in den das Gefühl inzwischen wieder vollständig zurückgekehrt war. Er hatte jedenfalls keine Lust darauf, sich wegen ein paar unglücklich gewählter Worte in Agonie windend auf dem Boden wiederzufinden.

    Der Master nickte zufrieden. „Gut, dann wäre das also geklärt“, meinte er gelassen und steckte das Abspielgerät wieder ein. „Ich denke, ich werde dich jetzt einfach erst einmal wieder alleine lassen, damit du dir überlegen kannst, wie du mich unterstützen möchtest.“

    John nicht aus den Augen lassend, trat er zurück an die Wand und berührte sie an einer ganz bestimmten Stelle, die dieser sich gar nicht erst zu merken versuchte. Er hatte diesen Bereich oft genug nach einem verborgenen Schalter abgetastet.

    Wie durch Geisterhand fuhren einige der runden Wandelemente ein und gaben die verborgene Tür frei. „Bis später also.“ Mit diesen Worten trat der Master, ihm immer noch zugewandt, aus dem Raum.

    Kaum hatten sich die Teile der Wand wieder in ihre richtige Position geschoben, ließ John sich jedoch schwer auf die Pritsche fallen und schlug in einer impulsiven Geste die Hände vors Gesicht, um sich über die tränenden Augen und glühenden Wangen zu reiben. Er wusste nicht, wie er sich jetzt fühlen sollte. Wie jemand, der um seine Liebe kämpfte … oder ein Verräter.

    „Rose, oh Rose … was bin ich nur im Begriff zu tun?“, murmelte er leise. „Dafür wirst du mich nur noch mehr hassen …“

    Tiefe Verzweiflung schälte sich aus dem Gefühlswirrwarr, das immer noch in ihm tobte. Die traurige Gewissheit manifestierte sich, dass er sie damit nicht zurück gewinnen, sondern vermutlich ganz und gar verlieren würde, wenn er den Doktor … den Doktor dieses Universums … ans Messer lieferte.

    Eine ganze Weile blieb er in der starren Haltung sitzen und wusste nicht, was er wirklich denken und fühlen sollte, außer tiefer Leere und schwerer Müdigkeit.

    Oh ja, der Master hatte ihn wirklich übel in die Falle gelockt, hatte sich der nur all zu menschlichen Gefühle zunutze gemacht, die in ihm tobten, vor allem Liebe und Eifersucht. Und war voll in die Falle getappt, hatte sich auf Donna-typische Weise einfach mitreißen lassen … Dem richtigen Doktor wäre das sicherlich nicht passiert. Der hätte über den Dingen gestanden und dem Master ins Gesicht gelacht.

    'Nein …', widersprach da energisch eine Stimme in seinem Kopf. 'Vielleicht hätte er es geschafft, die Kontrolle über die Gefühle länger zu behalten als du … aber er hätte mit der gleichen Leidenschaft um Roses Leben gehandelt! Denke doch nur an die vielen, vielen Augenblicke in seinem Leben, in denen er bereit war, mit den schlimmsten Feinden seiner Existenz – den Daleks, Davros, ja auch dem Master selbst - eine kurzfristige Allianz einzugehen, nur um auf den richtigen Moment zu warten, um sie dann doch noch hereinzulegen und alles zum Guten zu wenden.'

    Er holte tief Luft und lehnte sich zurück gegen die Wand, die Augen geschlossen haltend, weil er nicht schon wieder die trostlos aussehenden Wände seines Gefängnisses anstarren und an seine ernüchternd schlechte Lage erinnert werden wollte.

    'Das ist richtig', dachte er . 'Nur wenn ich jetzt erst mal mitspiele, kann ich an Informationen kommen. So werde ich nicht auf Dauer in diesem Loch festsitzen, um irgendwann vielleicht mal zum reinen Studienobjekt des Masters degradiert werden, nur weil ich auch gallifreysche Gene in mir trage.'

    Dann huschte ein dünnes Lächeln über seine Lippen. 'Und vielleicht kann ich dem Doktor dann auch endlich mal den Tritt in den Hintern geben, den er verdient …', fügte das, was von der hitzköpfigen Donna in ihm steckte, entschlossen hinzu. 'Auch wenn dieser hier natürlich nicht kapieren wird, warum!'


    - Fortsetzung folgt -
    Kolya, der Trust und ein irrer Serienkiller in:Im Grau der Schatten, Double Trouble & In den Händen des Schicksals. Ungekannte Abenteuerer von John Sheppard & Co in "Stargate Atlantis - Die verborgenen Szenen": Aufbruch in eine neue Welt und Das erste Jahr und Die Specials.

    John Sheppards Schicksal im Vegasverse :"Solitary Man" no more

    *Neu:* Kapitel 22 seit Okt 2016: Wenn der schlafende Tiger erwacht (Star Trek Into Darkness Prequel)
    * NEU* Doktor Who: Die Saat des Zorns * Der Schatten des Doktors * Drabbles

  20. Danke sagten:


  21. #34
    zigtausend Jahre alt ... ;-) Avatar von John's Chaya
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    Oh man, was der Master von John verlangt ist wirklich starker Tobak. Einerseits könnte er Rose retten, sie aber gleich auch wieder verlieren. Denn sie würde es ihm nie verzeihen, wenn dem Doktor etwas passieren sollte und er dafür verantwortlich ist. Bin mal gespannt, was John tut.

    Ich bin zu alt, um nur zu spielen, zu jung, um ohne Wunsch zu sein.

  22. #35
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    Danke für deine Kommentare. Na ja, eines solltest du nicht vergessen. Der Doktor bleibt der Doktor, egal in welcher Inkarnation er ist. Und bestimmte Dinge, die Rose an ihm zu schätzen und lieben gelernt hat, die ändern sich nie ... haben eher mit Zuneigung und Freundschaft zu tun ... aber keine Sorge, auf den "Zwiespalt" gehe ich in einem späteren Kapitel auch noch ein. Es macht zugegebenerweise aber auch Spaß, Roses Gefühle immer wieder durcheinander zu bringen.

    Der Master ist auch in dieser Inkarnation fies und grausam, warum sollte er sich ändern? Und es macht natürlich einen unglaubliche Spaß´a) John auf die Palme zu bringen und b) ihn in einen gefährlichen Zwiespalt zu treiben, zumal er ihn wirklich nur für menschliches Spielzeug hält. Ergo, erlaubt er sich böse Spielchen mit ihm, die um so gemeiner sind, weil er das aus kalter Berechnung tut ...
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    John Sheppards Schicksal im Vegasverse :"Solitary Man" no more

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  23. #36
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    o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o
    Achtzehntes Kapitel
    Ankunft mit Überraschungen
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    „Mmmmh … ah … was?“, murmelte Rose und schreckte hoch als sie jemand sanft an der Schulter rüttelte. Einen Moment war sie sichtlich irritiert, dann stellte sie ernüchtert fest, dass sie wohl eingenickt war und den Rest des Fluges mehr oder weniger verschlafen hatte.

    Sie öffnete unwillig die Augen, als jemand in ihr Ohr rief: „Hallo, Miss Smith! Bitte, wachen Sie auf!“ Es war Richards, der sich halb über sie gebeugt hatte und nun besorgt auf sie hinuntersah. Der Sanitäter stützte sie bei ihren Bemühungen, sich wieder richtig aufzusetzen.

    „Ist ja schon gut … “ Rose stöhnte und realisierte im ersten Moment erst einmal nicht, wo sie war, aber die Geräusche im Hintergrund erinnerten sie wieder die Ereignisse der letzten Stunden. Sie lockerte ihre verkrampften Schultern, öffnete und kniff die Augen zusammen, um die Müdigkeit zu vertreiben.
    Dann stellte sie mit Erstaunen fest, dass sie inzwischen nur noch die Handschellen trug, die Verbindungskette zur Wand war abgenommen worden. Außerdem achtete niemand außer dem Sanitäter auf sie.

    Eine ideale Gelegenheit, um …

    'Nein!', ermahnte sie sich. 'Nein, so dumm bin ich nicht – außerdem bringt mir das nur unnötig Schmerzen und Scherereien ein. Und wirklich befreien werde ich damit weder mich, noch den Doktor, der in einer noch viel misslicheren Lage als ich steckt.'

    Ein eisiger Windstoß ließ sie frösteln, so dass sie unwillkürlich in die Richtung blickte, aus der die Böe gekommen war. Das Luftschiff musste gelandet sein, denn zwei Türen im hinteren Bereich standen nun weit offen und erlaubten den Blick nach draußen, auch wenn sie zunächst nicht mehr als nachtschwarzen Himmel und Scheinwerfer sehen konnte, deren grelles Licht alles andere verschluckte.

    Soldaten schoben den Doktor auf der fahrbaren Trage gerade an einem großen, mit schweren Planen bedeckten und sorgsam festgezurrten Gegenstand vorbei, der alles sein konnte – ein Gestell mit Ausrüstung, eine Vorratslieferung auf einer Palette oder … sie schluckte und vergaß den Gedanken gleich wieder, da ihr etwas anderes viel deutlicher ins Auge fiel.

    Der zur Bewegungslosigkeit verdammte Körper des Timelords wurde während der Fahrt durch den Gitterboden des Schiffs und der Gangway ordentlich durchgerüttelt, das konnte sie selbst aus dieser Entfernung und gegen das Licht sehen.

    Hörte das denn niemals auf? Wut kochte hoch. Warum behandelten sie den Doktor immer noch wie einen leblosen Gegenstand, wie ein Ding? 'Verdammt noch mal, weil er in den Augen dieses mies gelaunten Sergeanten wohl eines ist! Du hast den Mistkerl doch reden gehört! Und du weißt genau, dass nicht alle so denken!'

    Sie biss sich auf die Lippen und zwang sich tief durchzuatmen, um ihren Jähzorn jetzt nicht an dem Einzigen auszulassen, der aus der ganzen Bande noch halbwegs menschlich denken und zu fühlen schien.

    „Wir sind gelandet wie Sie sehen können!“ Richards half ihr dabei, auf die Beine zu kommen und hielt sie fest, als sie aufgrund ihrer noch immer vorhandenen Benommenheit strauchelte. Oh, dieser eher klein gewachsene und dünne Mann war ja doch kräftiger, als sie dachte.

    „Machen Sie ruhig langsam“, gab er ihr einen freundlichen, gut gemeinten Rat. „Unterhalb der Gangway wartet bereits ein Rollstuhl auf Sie, wenn das nötig sein sollte.“

    „Ich denke, ich kriege mich schon wieder ein und kann auch weiter auf meinen eigenen Beinen stehen.“ Rose grinste schief und ließ sich von ihm durch das Luftschiff führen. „Und wo ist eigentlich 'hier'?“ fragte sie dabei leise und schauderte, als die Böe nun auch noch von feinem Nieselregen begleitet wurde, wie sie an dem feinen Prickeln auf ihrem Gesicht merkte.

    Gut, dass sie selbst immer noch ihre Jacke trug. Dem, der Hälfte seiner Kleidung beraubten, Doktor erging es da mit Sicherheit wesentlich schlechter.

    Der Sanitäter brachte sie ruhig zum Ausgang, schien erleichtert darüber zu sein, dass sie ihm keine Schwierigkeiten machte, sondern mitspielte. „Wir sind in der Nähe von Basis Torchwood Zwei gelandet“, sagte er ebenso leise wie sie. „Sie hätten das ohnehin bald erfahren, deshalb verrate ich ihnen jetzt sicherlich kein Geheimnis mehr.“

    „Nein, das tun Sie wirklich nicht.“ Rose seufzte. Eigentlich hätte sie sich schon längst denken können, dass es sich nur Schottland handeln konnte!

    Das Schlamassel hätte nicht größer sein können. Jetzt hingen sie also genau bei der Splittergruppe fest, über die am wenigsten bekannt war, und die sich auch während der Cybermen-Krise bedeckt gehalten hatten.

    Die Waliser hatten wenigstens zeitweise versucht, mit ihnen zusammen zu arbeiten, waren nach der Zerstörung ihres Hubs durch die Cybermen in Cardiff aber völlig untergetaucht und operierten nur noch als Einzelpersonen oder kleine Gruppen, jedenfalls nicht mehr mit den Ressourcen, die hier aufgefahren wurden.

    Ihr Vater hatte den schottischen Teil von Torchwood einmal als reaktionäre, paramilitärische Bande bezeichnet, die schon seit dem Untergang der Monarchie und der Ausrufung der präsidialen Republik nach der Abdankung von König Edward VIII. so gut wie immer auf die Befehle von Torchwood London gepfiffen und meistens ihr eigenes Ding durchgezogen hatten.
    Vermutlich wurden sie dabei durch die Angehörigen der königlichen Familie wie Prinzessin Elizabeth und ihrem Sohn Charles unterstützt, die zwar noch immer ihre Titel führen und auf repräsentativen oder karitativen Anlässen auftreten durften, aber ansonsten keine Befugnisse mehr hatten.

    Sie schürzte die Lippen. Na toll …

    Dann spähte sie nach draußen. Viel war ohnehin nicht durch die Dunkelheit und die auf das Luftschiff gerichteten Scheinwerfer zu sehen. Das Luftschiff schien jedenfalls über einem Flugfeld niedergegangen zu sein, wie sie an den fest in den Boden einbetonierten Verankerungen erkennen konnte, die seitlich der Gangway zu erkennen waren.

    Dann ließ sie ihren Blick schweifen.

    Ganz am rechten Rand ihres Sichtfeldes war ein hohes Gebäude zu erkennen, vermutlich der Hangar. Das machte sie aber immer noch nicht schlauer. Aber auf jeden Fall hatte das ganze eher Ähnlichkeit mit einer Armeebasis als mit einem zivilen und eigentlich privaten wissenschaftlichen Institut, als das Torchwood bei seiner Gründung einmal gedacht gewesen war.

    Richards schob sie sanft in Richtung Gangway. Rose machte ein paar Schritte auf die inzwischen freie Treppe zu und blickte nach unten. Den Doktor hatten die Soldaten bereits nach unten gebracht und auf der Wiese abgestellt. Zwei Mann hielten neben der Trage Wache, die Mützen gegen den Wind und den Nieselregen tief ins Gesicht gezogen. Ein dritter stellte gerade die Kiste mit den Habseligkeiten des Gefangenen daneben ab.

    Der Timelord lag reglos da. Seine Augen waren geschlossen und der Kopf leicht zur Seite gesunken. Sie hielt den Atem an, während sie die letzten Stufen hinunter ging und ihn dabei nicht aus den Augen ließ. Wenigstens eines hatten sie inzwischen getan - ihm endlich den Knebel abgenommen.
    Anhand seiner sich langsam hebenden und senkenden Brust konnte sie erkennen, dass er immer noch atmete. Trotzdem hoffte sie, dass er einfach nur schlief und nicht inzwischen gegen viel schlimmere Verletzungen kämpfte, die man äußerlich nicht sehen konnte.

    Als sie zu ihm gehen wollte, hielt der Sanitäter sie jedoch fest. „Nicht … wir sollen Sie getrennt von ihm halten, Befehl vom Chef.“ Sein Griff an ihrem Arm wurde fester. Trotzdem spannte sich Rose an und wollte sich losreißen.
    „Bitte, es ist alles okay. Der Mann, Ihr Begleiter schläft nur …“, fügte Richards hastig hinzu. „Ich habe ihn mir auf Befehl vom Chef eben angesehen, bevor ich sie geweckt habe und auch den Knebel abgenommen, damit er zumindest freier atmen kann. Wenn es zu Komplikationen gekommen wäre, hätte ich sie sicherlich mehr unternommen … “ Der nervöse, leicht panische Unterton in seiner Stimme ließ sie aber stutzen.

    „Das glaube ich Ihnen nicht!“, unterbrach sie ihn giftig.

    Der Sanitäter bewegte nervös den Kopf. „Der Mann ist in einem Zustand, den ich nicht richtig einschätzen kann – so weit geht meine Ausbildung nicht. Ich kann durchaus Verletzungen aller Art versorgen, weiß welche Hilfe bei Schocks sinnvoll ist … aber sein Zustand ist … ist mir in dieser Form noch nicht begegnet.“, gab der Sanitäter besorgt zu.
    „Ich habe versucht ihn zu wecken und mit der Lampe in seine Augen geleuchtet, aber die reagierten kaum noch …als ob er in ein tiefes Koma gefallen sei. Und auch seine Körpertemperatur und sein Herzschlag machen mir Sorgen.“ Er holte tief Luft. „Beide sind viel zu niedrig … ein Mensch müsste schon längst tot sein. Ich unterrichte auf jedenfalls gleich den diensthabenden Arzt der Basis, damit er sich ihn genauer anschaut!“

    „Das will ich hoffen, sonst mache ich Ihnen die Hölle heiß!“, drohte Rose noch einmal und wollte sich mit Richards Geständnis vorerst zufrieden geben und ihm nicht mehr zusetzen, horchte dann aber auf, als Motorengeräusche erklangen. Ein kleiner Lastwagen kam in Sicht, gefolgt von einem Jeep.

    „Ist das unser Begrüßungskomitee?“, hakte sie nach.

    „Ich glaube ja!“ Der Mann an ihrer Seite nickte, enthielt sich aber weiterer Erklärungen und reckte den Hals, während die beiden Fahrzeuge in unmittelbarer Nähe des Luftschiffs anhielten. Rose sah, wie zwei Personen in ziviler Kleidung aus dem Jeep ausstiegen, und eine Gruppe Soldaten aus dem Luftschiff auf den Lastwagen zueilten.

    Da die Neuankömmlinge die Krägen ihrer Mäntel hochgeschlagen und die Hüte tief ins Gesicht geschoben hatten, konnte die junge Frau nicht einmal erkennen, ob es sich um Männer oder Frauen handelte.

    Der grauhaarige Sergeant trat auf die beiden zu und salutierte. Noch wirkte alles sehr militärisch, aber musste immer noch nichts zu sagen haben, denn die größere Gestalt erwiderte das mit knappen Worten und einer schroff wirkenden Kopfbewegung und trat dann auf den Doktor zu. Eine behandschuhte Hand packte das Kinn des bewusstlosen Timelords und drehte das Gesicht ins Licht der Scheinwerfer, als wolle er den Gefangenen genauer in Augenschein nehmen.

    Das nutzte Rose aus, um sich von dem Sanitäter loszureißen, um auf die Männer und die Trage zuzugehen. Der rothaarige Sanitäter folgte ihr hastig und griff nach ihrem Arm, doch Rose schüttelte seine Hand unwillig ab und trat auf die andere Seite der Trage.

    „Sind Sie der Leiter dieser Operationsbasis?“ fragte sie laut, um auf sich aufmerksam zu machen, und musterte den Unbekannten mit hoch erhobenem Kopf. „Dann möchte ich mich über die grobe Behandlung beschweren, die wir Ihren Leuten zu verdanken haben“, fügte sie scharf hinzu. „Wir sind angegriffen und niedergeschossen worden … und das hier-“, sie deutete auf den Doktor. „Das hier geht gar nicht! Der Mann hat ihren Leuten überhaupt nichts getan, dafür wurde er auf diese entwürdigende Art und Weise gefesselt und während des Fluges auch noch geknebelt!“

    Der Angesprochene stutzte und löste den Griff, um seine Hand zu seiner Kopfbedeckung zu heben und diese ein Stück zurück zu schieben,

    Er musterte sie schweigend und zog dabei eine Augenbraue hoch.

    Rose tat es ihm gleich und stellte fest, dass ihr Gegenüber nicht mehr sonderlich jung war, vielleicht sogar schon in seinen Siebzigern, aber ja, er hatte sich verdammt gut gehalten. Wache Augen musterten sie unter auffälligen dunklen Augenbrauen, das ansonsten glattrasierte Gesicht wurde von einem gut gepflegten und mit Grau durchzogenen Schnurrbart geprägt.
    Tiefe Furchen erzählten von einem harten, wenn nicht sogar aufregenden Leben und alles andere an seiner Haltung verriet, dass sie hier einen altgedienten Soldaten vor sich hatte. Und er kam ihr irgendwie vage bekannt vor, wenn sie auch nicht sagen konnte, woher.

    Ein Schmunzeln huschte plötzlich um die Mundwinkel des Mannes. „Es ist wirklich angenehm, Sie kennenzulernen, Miss …“

    In diesem Moment wurde er lauten Motorengeräuschen und dem Quietschen einer Winde unterbrochen. Denn aus dem vorderen Teil des Luftschiffes wurde nun noch etwas anderes ausgeladen, Unter der Plane, deren Befestigung sich gelöst hatte und die nun durch eine Böe hoch flatterte, war für einen Moment eine große blaue Kiste zu erkennen, die sie nur all zu gut kannte.

    Rose schnappte laut nach Luft. Also hatte sie vorhin richtig vermutet: Torchwood hatte auch die Tardis einkassiert. Kein Wunder, wenn sie daran dachte, wo sie geschnappt worden waren. Die Leute aus Schottland waren wirklich gründlich in dem, was sie taten.

    Andererseits – sie ließ die Luft wieder aus ihren Lungen entweichen - ersparte es dem Doktor und ihr auch die Mühe, nach der Tardis zu suchen oder sich durch das halbe Land kämpfen zu müssen, wenn es ihnen irgendwie gelang hier raus zu kommen …

    Eine Räuspern riss sie aus ihren Gedanken. „Miss Tyler …“

    „Ja“, antwortete sie zerstreut und bemerkte erst im nächsten Moment, dass sie mit ihrem richtigen Namen angesprochen worden war. Ihre Augen weiteten sich, als sie den älteren Mann wieder ansah, der nun fast schon verschmitzt lächelte. „Sie wissen wer ich bin?“

    „Auch wenn Ihr Vater vielleicht anderes behaupten wird, ich bin durchaus über die derzeitige Leitfigur von Torchwood London, seine Familie und ihre Rollen in der Cybermen-Krise informiert“, erwiderte er ruhig. „Sie haben es zwar ganz gut geschafft, sich aus den Medien heraus zu halten, aber nun, auch Torchwood Schottland ist nicht unbegabt, was das Sammeln von Informationen angeht.“

    Er senkte plötzlich seine Stimme, so dass nur noch sie ihn noch verstehen konnte. „Und dann sollten Sie noch wissen, dass ich sehr wohl darüber informiert bin, woher Sie und ihre Mutter eigentlich stammen und wem wir bei der Bekämpfung der Cybermen eine Menge zu verdanken haben. Ich wundere mich deshalb ganz und gar nicht über Ihre Anwesenheit und die Gesellschaft, in der sie sich befinden.“

    „Woher …“Rose legte plötzlich den Kopf schief und verstummte. Sie sah den alten Mann genau so misstrauisch wie irritiert an. „Und wer zum Teufel sind dann eigentlich Sie?“


    - Fortsetzung folgt -
    Kolya, der Trust und ein irrer Serienkiller in:Im Grau der Schatten, Double Trouble & In den Händen des Schicksals. Ungekannte Abenteuerer von John Sheppard & Co in "Stargate Atlantis - Die verborgenen Szenen": Aufbruch in eine neue Welt und Das erste Jahr und Die Specials.

    John Sheppards Schicksal im Vegasverse :"Solitary Man" no more

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  24. #37
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    Ich habe mich entschlossen, die Geschichte hier abzubrechen, obwohl bereits vier weitere Kapitel fertig sind, weil sie offensichtlich keinen mehr interessiert und da ich von jetzt an niemanden mehr mit meinem Geschreibsel über "völlig falsche" Doktoren und Master belästigen will.

    Ich weiß, dass hier die Offenheit und Toleranz gegenüber Inkarnationen der beiden, die nicht Ten und Simm!Master sind, nicht besonders groß ist, obwohl ich mich bemühe für alle verständlich genug zu schreiben, die die Classics eben nicht kennen.

    Tut mir leid. Wenn ich doch weiter machen soll, könnt ihr das gerne hier immer noch kund tun.

    Wer noch Interesse hat, kann hier die Geschichte weiterverfolgen und auch anonym kommentieren:

    "Der Schatten des Doktors" auf Fanfiktion.de
    Geändert von Kris (10.10.2016 um 11:41 Uhr)
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