Titel: Eine Ergänzung für das Team
Autorin: Zeson
Fandom: Arrow
Rating: G
Pairing: keines
Genre: Kurzgeschichte
Inhalt: Am Ende eines langen Tages lässt Oliver die Geschehnisse Revue passieren.
Anmerkungen: 1. Diese kleine Story spielt unmittelbar nach Folge 1.14 „Odyssee“, in der (im Gegenwarts-Handlungsstrang) Oliver Queen als „Arrow“ seine Mutter Moira zur Rede stellt und von ihr in Selbstverteidigung angeschossen wird.
2. Mein bescheidener Beitrag zur Allerlei-Challenge von Antares
Erschöpft ließ sich Oliver Queen auf sein Bett sinken. Es war ihm sehr schwer gefallen, sich vor seiner Familie und Detective Lance nichts anmerken zu lassen. Trotz der starken Schmerzmittel wäre er fast zusammengezuckt, als seine Mutter ihn umarmte. So zu tun und sich zu bewegen, als wäre nichts gewesen, verlangte ihm seine ganze Beherrschung ab. Jetzt, wo er allein war, konnte er sich ein wenig gehen lassen. Er unterdrückte das leise Stöhnen nicht, das ihm unwillkürlich über die Lippen kam, als er vorsichtig sein Jackett auszog. Die Wirkung der Medikamente ließ allmählich nach und die Umgebung der Wunde schmerzte höllisch. Er würde in der nächsten Zeit darauf achten müssen, immer hochgeschlossene Shirts oder zugeknöpfte Hemden zu tragen, damit niemand die Verletzung sah.
Es hatte die ganze Nacht gedauert, bis er sich wieder ein wenig erholt hatte. Erst im Morgengrauen war er kräftig genug gewesen, um aufzustehen. Aber auch dann hatte er noch eine Weile gebraucht, bis er sich fit genug fühlte, um nach Hause zu gehen. Es war ihm gelungen, unbemerkt in sein Zimmer zu gelangen und sich umzuziehen, bevor er seiner Familie gegenübertrat. Den Rest des Tages hatte er mit Müh und Not überstanden.
Während er sich nun langsam entkleidete, dachte er dankbar an seine beiden Helfer. Ohne Diggles Kenntnisse und Felicitys schnelle Hilfe hätte er dieses Abenteuer wohl kaum überlebt. John hatte ihm gesagt, dass er trotz der schnellen Behandlung für kurze Zeit einen Herzstillstand gehabt hatte und der Defibrillator defekt gewesen war. Nur die reaktionsschnelle Reparatur eines lockeren Kabels durch Felicity hatte sein Leben gerettet. Von all dem hatte er nichts mitbekommen. Er wusste nur noch, dass er sich im Auto der IT-Expertin versteckt hatte, nachdem seine Mutter ihn angeschossen hatte.
Seine Mutter. Oliver hätte nie gedacht, dass sie so schnell nach einer Waffe greifen und auf ihn - oder besser gesagt, auf den Kapuzenmann - schießen würde, als er sie in seiner Tarnidentität zur Rede gestellt hatte. Sie hatte seine Fragen nicht beantwortet. Vielmehr hatte sie ihn mit ihrer Bitte um Gnade wegen ihrer beiden Kinder abgelenkt und unaufmerksam werden lassen. Das hätte fast zu einer Katastrophe und seiner Enttarnung geführt. Er hatte Blut verloren, sogar ziemlich viel Blut, was ihn ja auch fast das Leben gekostet hätte. Damit hatte er jedoch auch Spuren hinterlassen, die ganz eindeutig zu ihm geführt hätten. Und das, nachdem er sich so erfolgreich darum bemüht hatte, den Verdacht von sich abzulenken. Nicht auszudenken, was geschehen wäre, hätte Felicity nicht dafür gesorgt, dass die Proben im Labor „versehentlich“ vernichtet wurden.
Oliver behielt sein Shirt an, weil er nicht sicher war, ob seine Mutter oder Thea noch einmal nach ihm sehen würden. Moira war sehr besorgt um sein Wohlergehen, seit er wieder zurück in Starling City war. Auch seine Schwester kam manchmal unerwartet herein und fragte ihn um Rat oder bot ihm selbst welchen an. Sie waren seine Familie und es war völlig natürlich, wie sie sich verhielten, aber in den fünf Jahren auf der Insel hatte er sich so sehr daran gewöhnt, immer wachsam zu sein, dass er einmal seine Mutter angegriffen hatte, als sie in sein Zimmer kam, während er geschlafen hatte. Hätte er damals eine Waffe zur Hand gehabt ... aber daran wollte er lieber nicht denken. Seither vermied es seine Familie jedenfalls, ihn zu stören, wenn er schlief. Trotzdem war es sicherer, das Shirt auch nachts zu tragen.
Er legte sich ins Bett und deckte sich mit einer leichten Decke zu. Noch immer empfand er es fast als Luxus, in einem richtigen Bett zu schlafen. In der ersten Zeit auf der Insel hatte er es vermisst, so, wie er auch seine Freunde, saubere Kleidung oder den Geschmack von Schokolade vermisst hatte, aber nach seiner Rückkehr hatte er anfangs so manche Nacht auf dem Boden geschlafen, weil ihm das Bett zu weich erschien. Erst allmählich hatte er sich wieder daran gewöhnt. Er schloss die Augen, aber so erschöpft er auch war, der Schlaf wollte sich nicht einstellen. Zu viele Dinge gingen ihm durch den Kopf und ließen seine Gedanken wirbeln.
Felicity Smoak. Er hatte schon länger überlegt, ob er sie nicht einweihen sollte. Ihm war klar, dass die smarte IT-Expertin seinen Geschichten keinen Glauben geschenkt hatte, wenn er wieder etwas zu ihr brachte, um es analysieren zu lassen. Allerdings war er nie sicher gewesen, wie weit ihre Loyalität reichte. Heute hatte er jedoch keine andere Wahl gehabt. Sie war die Einzige, von der er hoffte, ihr vertrauen zu können. Sie hatte ihn nicht enttäuscht. Obwohl sie ihn eigentlich ins Krankenhaus bringen wollte, hatte sie seiner Bitte entsprochen und ihn zur alten Stahlfabrik gebracht. Sie hatte Diggle assistiert und geholfen, sein Leben zu retten. Und nicht nur das: Sie hatte die stümperhaft zusammengestöpselte Computeranlage in seinem Versteck in kürzester Zeit auf Vordermann gebracht und in eine leistungsfähige Maschine verwandelt, mit der sie sich in jedes Netzwerk einloggen konnte.
Diggle hatte ihm auf dem Heimweg erzählt, dass Felicitys Reaktion auf die Enthüllung ihn amüsiert hatte. Die junge Frau hatte wohl bereits eine Ahnung gehabt. Allerdings schien sie fast ein wenig enttäuscht von der Zuflucht, die Oliver sich geschaffen hatte. "Das hätte ich mir jetzt anders vorgestellt", habe sie gemeint, als sie sein Waffenarsenal begutachtet hatte. Dieser Spruch war so typisch Felicity, dass er auch jetzt noch ein leises Lächeln auf Olivers Lippen zauberte.
Am Ende hatte Felicity zugestimmt, ihn auch in Zukunft zu unterstützen, zumindest so lange, bis Walter Steele, Geschäftsführer von Queen Consolidated und zweiter Ehemann seiner Mutter, gefunden wurde. Nach dessen Entführung waren alle Spuren, denen Oliver gefolgt war, im Sand verlaufen. Mit Felicitys tatkräftiger Unterstützung hatten sie jedoch eine Chance, diesen rätselhaften Fall aufzuklären. Die junge Frau war genau das, was in seinem Team noch gefehlt hatte: eine absolute Spezialistin, was Recherchen, Computer und Internet anging. Früher einmal hatte Oliver sich für durchaus fähig auf diesem Gebiet gehalten, aber durch die rasante Entwicklung im Bereich der Computertechnologie in den fünf Jahren seiner Abwesenheit war sein Wissen hoffnungslos veraltet.
Sein Team. Es fiel ihm noch immer schwer, sich an diesen Gedanken zu gewöhnen. Auf der Insel war er zum größten Teil auf sich selbst gestellt gewesen. In der ersten Zeit hatte er Hilfe gehabt, das stimmte schon, aber das war lange her. Teamwork war etwas, das er nicht gewohnt war. Es setzte Vertrauen voraus, etwas, an dem es ihm gewaltig mangelte. Fast jeder, dem er vertraut hatte, hatte ihn enttäuscht oder betrogen. Er war ja nicht einmal sicher, ob er seiner Mutter wirklich vertrauen konnte. Der erste Mensch, dem er sich nach seiner Rückkehr anvertraut hatte, war John Diggle gewesen, der Bodyguard, den seine Mutter ihm zur Seite gestellt hatte und den er nicht lange hatte täuschen können. Es war eine gute Entscheidung gewesen. Diggle hatte sich als wertvoller Mitarbeiter erwiesen, beinahe als Freund. Er schien wirklich Anteil zu nehmen, scheute sich aber auch nicht, seine Meinung zu äußern, selbst wenn sie von seiner eigenen abwich. Diggle hatte ihm schon mehrmals allein dadurch geholfen, dass er eine andere Sicht auf die Dinge hatte und Oliver dazu brachte, eine Sache noch einmal zu überdenken. Ihm wurde plötzlich bewusst, dass seine Einstellung sich unmerklich zu ändern begann. Es waren nicht mehr ausschließlich die Namen auf der Liste seines Vaters, die ihm wichtig waren. Mehr und mehr konzentrierte er sich nun auch auf die Verbrechen, bei denen die Polizei nicht weiterkam. Er wollte helfen, das hatte er von Anfang an gewollt, aber nun ging es nicht mehr nur um die Erfüllung des Versprechens an seinen Vater, es ging um mehr. Es ging darum, Starling City zu einem sichereren Ort zu machen, zu einer Stadt, in der die Menschen ohne Furcht leben konnten. Eine gigantische Aufgabe, aber mithilfe seines Teams ...
Ja, es war eine gute Entscheidung gewesen, Felicity ins Boot zu holen. Allein war diese Mission nicht zu bewältigen, zu zweit war es schon besser gewesen, aber zu dritt ...
„Aller guten Dinge sind drei“, war Olivers letzter Gedanke, bevor er endlich in den dringend benötigten Schlaf hinüberglitt.