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Thema: [ST XII] Bound in Blood and Shadow

  1. #41
    Chief Master Sergeant Avatar von Jolinar
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    Krise in der Galaxie... wer hat die Container mit den Viren auf den Schiffen verteilt?
    Und Jim muß sich endlich im Klaren werden, was er mit Miss Kazan machen will: den Behörden übergeben oder es sein lassen. Wird nicht einfach, diese Entscheidung zu treffen, zumal sie bestimmt tatkräftig in dieser Krise helfen kann (hat Pille ja auch erkannt... wozu braucht man einen Titel, wenn das Wissen vorhanden ist?)

    Nur noch 3 Kapitel? Wow, da bin ich jetzt echt gespannt, was noch alles passiert...

  2. #42
    Major General Avatar von Kris
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    Zitat Zitat von Jolinar Beitrag anzeigen
    Krise in der Galaxie... wer hat die Container mit den Viren auf den Schiffen verteilt?
    Und Jim muß sich endlich im Klaren werden, was er mit Miss Kazan machen will: den Behörden übergeben oder es sein lassen. Wird nicht einfach, diese Entscheidung zu treffen, zumal sie bestimmt tatkräftig in dieser Krise helfen kann (hat Pille ja auch erkannt... wozu braucht man einen Titel, wenn das Wissen vorhanden ist?)

    Nur noch 3 Kapitel? Wow, da bin ich jetzt echt gespannt, was noch alles passiert...
    Was hinter der ganzen Sache steckt, hängt quasi am Film. Man mag der Organisation zwar den Kopf (Marcus) abgeschlagen haben - aber mag sie dadurch kaputt sein? So grob habe ich da schon einiges im Kopf - eine viel größere Verschwörung als man denken mag.
    Ähnliche Gedanken wie du, machen sich die drei auch, wie du jetzt im nächsten Kapitel lesen kannst. Man muss nur gewisse Regeln genau lesen

    Jedenfalls will ich dich nicht länger warten lassen, hier also das neue Kapitel!



    19. Über Leben und Tod ...
    +o+o+o+o+o+o+


    „Danke für ihre Einschätzung, Miss Kazan. Zum gleichen Schluss bin ich auch gekommen ... und ja, diese Dreckskerle gehören in die nächste Supernova geschossen.“ Leonard McCoy stieß einen Fluch aus und legte das Datenpadd zur Seite, nachdem ihm die Schwarzhaarige es zurückgegeben hatte.
    Die schwarzhaarige Frau sah ihn irritiert und fragend zugleich an. „Ich weiß, das haben Sie eben nicht wirklich gesagt, aber ich denke, Sie können sehr gut verstehen, dass ich kein Verständnis für diejenigen habe, die das Leben so mit Füßen treten und Unschuldige zu einem qualvollen Tod verurteilen“, fügte er rasch als Erklärung hinzu.

    Ein Schatten huschte über das Gesicht von Shirin Kazan. Sie schlug die Augen nieder, als habe er einen Nerv getroffen. „Ich weiß, was Sie damit meinen, und ich verstehe ihre Wut besser als sie denken ...“, murmelte sie tonlos. „Ich habe meine Kameraden auf Enparos VII leiden und sterben sehen und jetzt wo ich weiß, dass dies nur geschah, um herauszufinden, wie wirksam dieser Virus war, das hat mich genauso getroffen wie ...“ Ihre Stimme erstarb, ein deutliches Zeichen, dass sie noch an etwas anderes dachte.

    Der Chefarzt der Enterprise zog eine Augenbraue hoch und studierte sie ganz genau. Er wusste, was sie nicht auszusprechen wagte, hatte sie doch erst gestern darüber gesprochen. Und ihre Gefühle waren eindeutig nicht gespielt, denn ihr Gesicht hatte eine ganz andere Sprache gesprochen als sonst üblich. Vermutlich war sie deshalb auch jetzt seinem Blick ausgewichen. Und wenn vielleicht auch der Schmerz um den Verlust des eigenen Kindes mehr wog ... da waren auch Gefühle für die Toten von Enparos VII ...

    Wieder zeigte sich diese überraschend menschliche Seite der Augment. Andererseits – erinnerte er sich daran, war sie trotz allen genetischen Verbesserungen, die man an ihren Ahnen vorgenommen hatte, immer noch ein Mensch mit der gleichen unberechenbaren Mischung aus Biochemie und eigenem Willen wie alle anderen sterblichen Bewohner ihrer Heimatwelt.
    Nun, dass ihre Vorfahren dieses Ärgernis nicht trotz aller Bemühungen herausgezüchtet bekommen hatten, hatte sie durch ihre Anwesenheit auf der Enterprise bewiesen ...

    Heute war sie in ihrem Gespräch zwar wieder verhaltener gewesen, aber dennoch hatte sie seine Mutmaßungen bestätigt, was den Virus als Biowaffe betraf. Aber seinen Spekulationen bezüglich des Grunds für den Einsatz gerade dieser Krankheit hatte sie noch nicht folgen können ... oder wollen.
    Nun, dazu war es vielleicht auch zu früh. Immerhin durfte er nicht vergessen – sie hatte Jim, Spock und ihm eine ganze Menge enthüllt ... und im Gegenzug von ihnen nur ausweichende Antworten erhalten, was ihr Schicksal betraf. Da war Vorsicht normal und vielleicht auch angebracht. Vermutlich hätte er nicht anders gehandelt.

    Aus diesem Grund ließ er seine grimmige Miene verschwinden, während er nach dem Tricorder griff und ihre Biowerte überprüfte. „Nun, doch noch einmal zu Ihnen, Miss Kazan“, sagte er ruhig und studierte die Anzeigen, die sich langsam wieder ihren normalen Werten annäherten. „Wie geht es Ihnen heute?“

    „Den Umständen entsprechend, Doktor McCoy“, erwiderte sie leise. „Physisch ist wieder alles in Ordnung, denke ich, oder?“

    „Ja, sie vermuten richtig, denn zu dem gleichen Schluss komme ich auch. Ihr Körper schnurrt wieder wie ein gut geöltes Uhrwerk, aber hier drin,“, er deutete auf ihren Kopf, „dürfte alles noch munter drunter und drüber gehen, habe ich recht?“
    „Ich komme damit schon zurecht, Doktor, machen Sie sich keine Sorgen.“ Shirin Kazans Worte und die dazu passenden ausweichende Blicke waren Antwort genug. Das Verhalten kannte er schon von seinem dickköpfigen Captain. Was hinter der Stirn vorging, das hatte andere einfach nicht zu interessieren.

    Dann, weil er die Gelegenheit für günstig hielt, stellte er eine Frage, die ihm seit ihren Geständnis auf den Lippen brannte und sich vielleicht positiv auf sie auswirken konnte, wenn sie die Wahrheit sagte. „Was mich jetzt ebenfalls noch interessiert - und das ist eine Frage, die sie nicht unbedingt beantworten müssen aber vielleicht sollten: Sie deuteten gestern während ihrer Enthüllungen an, dass bei Ihnen selbst keine genetischen Manipulationen vorgenommen wurden, habe ich das richtig verstanden?“

    Die Schwarzhaarige presste die Lippen zu einem dünnen Strich zusammen. Wieder arbeitete es in ihrem Gesicht, denn sie schien mit sich zu ringen. Dann - zwar zögerlich und sehr leise - kam tatsächlich eine Antwort, deren Offenheit ihn erstaunte.
    „Soweit ich ... meine eigenen Akten einsehen konnte, nicht ... Ich bin zwar das Ergebnis einer In-Vitro-Zeugung ... das Ei, aus dem ich heranwuchs, wurde dann in die Gebärmutter meiner leiblichen Mutter eingesetzt ... aber ich weiß – sowohl während des ganzen Vorganges, noch danach wurde irgendetwas an mir verändert, denn ich gehörte zu der ersten Generation, die von den Ältesten als ‚perfekt’ angesehen wurde ...“

    Doktor McCoy nickte bedächtig und notierte sich diesen kleinen Sachverhalt in seinem Kopf und dem Datentablett.

    Das warf ein weiteres und diesmal positives Licht auf die junge Frau und ihren seltsamen Clan, denn es war eine Entwicklung, die sich stark von dem unterschied, was er in den wenigen erhaltenen Unterlagen über das „Chrysalis-Projekt“ gelesen hatte. Nun, wie dem auch war, das konnte vielleicht eine Entscheidungshilfe für Jim werden, wenn er in wenigen Stunden über Yeoman Kazans Schicksal entscheiden musste.

    Shrin Kazan blickte plötzlich auf. Ihre blaugrauen Augen wirkten zwar noch immer matt, hatten aber einen seltsamen Glanz bekommen, der sich noch verstärke, als sie den Mund öffnete.
    „Ich danke Ihnen, dass Sie mich in den letzten Tagen ins Vertrauen gezogen haben, obwohl sie mir eigentlich hätten misstrauen müssen, da ich nun einmal bin, was ich bin“, sagte sie wie aus einem plötzlichen Entschluss heraus und doch seinem Gefühl nach irgendwie nicht ganz ehrlich und offen. Aber es war ein Schritt in die richtige Richtung. „Doktor, ich fühle mich ebenso verantwortlich wie Sie, was diesen Virus betrifft. Wenn ich kann und darf, dann würde ich Sie gerne weiterhin bei den Nachforschungen unterstützen.“

    „Sie wissen, genau das kann ich nicht alleine entscheiden, Miss Kazan“, erwiderte Leonard McCoy, aber ich werde Ihr Angebot nachher in der Besprechung mit Captain Kirk und Commander Spock zur Sprache bringen.“


    * * *


    Stille legte sich über den Bereitschaftsraum und Jim lehnte sich in den Sessel zurück. Er ließ seinen Blick nachdenklich über die beiden Männer auf der anderen Seite des Tisches gleiten und rekapitulierte noch einmal was diese berichtet hatten.
    „Eine weitere Kontrolle unserer Sicherheitscontainer hat ergeben, das nur die kontaminiert waren, die wir zuerst fanden, weil diese aus dem gleichen Lager wie der allererste stammten, richtig? Und die ‚U.S.S. Hope’ hatte leider auch einen aus dieser Fuhre an Bord ... nur leider nicht den lebendigen Detektor, auf den wir uns glücklicherweise berufen konnten.“

    „Genau Jim, Miss Kazan war regelrecht der Magnet, der die Nadel im Heuhaufen gefunden hat. Sonst wäre es uns irgendwann in den nächsten Monaten ähnlich ergangen wie der bedauernswerten Besatzung der Hope.“ Pille knirschte mit den Zähnen. „Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass noch jemand von denen lebt, und wenn, dann liegen die in den letzten Zügen.“

    „Warum bist du dir da so sicher?“

    „Der neue Virus ist weitaus aggressiver als der erste und wir hatten Glück, dass unser Ärgernis so schnell entdeckt wurde. Denn das, was Miss Kazan aufspürte war sich noch am Entwickeln. Auf der ‚Hope’ dagegen hatte der Erreger genug Zeit, um mit einigen Molekülen aus der Luft zu reagieren sich dadurch zu entfalten und ganz auszureifen, darüber sind wir uns beide einig geworden“, sagte er grimmig und trommelte wütend mit den Fingern auf den Tisch.
    „Der Virus setzt sich in dieser neuen fertigen Form innerhalb von Stunden im Metabolismus der Befallenen fest, da kann das Immunsystem noch so versuchen, alle Register zu ziehen und sich dagegen zu wehren. Die Inkubationszeit dürfte bei nicht mehr als einem Tag liegen, zwei Tage nach dem Ausbruch des Fiebers sind die Betroffenen vermutlich schon tot, weil ihr Körper den Kampf nicht mehr mitmacht und massives Organversagen eintritt.
    Es sei denn ... sie haben bereits solche Antikörper im Blut wie die Überlebenden von Enparos VII, aber das ist reine Spekulation. Zumindest erhöht dieser Umstand wahrscheinlich einmal die Überlebenschancen. Sicher bin ich mir eigentlich nur bei Miss Kazan, und wir wissen ja auch warum.“

    Jim nickte. „Das klingt alles einleuchtend. Stellt sich nur die Frage, wer die Container kontaminiert hat und warum gerade diese ...“, knurrte er. „Die Spur führt immer wieder zurück zu Admiral Marcus und seinen Verbündeten. Wir wissen, dass er nicht der einzige ist, der für einen Krieg gegen die Klingonen und die Militarisierung der Sternenflotte plädiert hat ... Sicher einige seiner engsten Mitarbeiter sind bekannt und im Zuge der Ereignisse um Khan zur Rechenschaft gezogen worden oder schon vorher bei seinem Angriff auf das Daystrom-Institut gestorben wie Commander Epps, aber ...“ Er verzog das Gesicht. „... das scheint mir nur die Spitze des Eisbergs gewesen zu sein. Ich frage mich, wer da noch im Hintergrund weiter die Fäden zieht, wer die Macht und das Wissen besitzt ... und welcher Wahnsinn diese Person antreibt ...“

    „Um genauere Schlüsse zu ziehen, wer oder was diese Dinge veranlasst hat, fehlen uns die leider wichtige Informationen. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor, eine Variable mit unbekannten Wert, bleibt die Sektion 31.
    Admiral Marcus hat diese ja nur einmal uns gegenüber erwähnt, als er das Kelvin-Archive in London als geheime Basis identifizierte, wenn ich sie erinnern darf. Im Zuge der Ermittlungen hat man diese Spur allerdings nicht mehr weiter verfolgt, was mich jetzt doch ein wenig erstaunt.“
    „Mich auch. Haben Sie inzwischen mehr erfahren können, Mr. Spock?“
    „Leider gibt es in den Datenbanken keinerlei Informationen über diese Organisation, tatsächlich wird deren Existenz sogar geleugnet, wenn zur Sprache kommt, dass es sie geben könnte. Dieser Fall trat erstmals vor zirka siebzig Jahren ein.
    Allerdings gibt es in der Charta der Sternenflotte einen faszinierenden Vermerk, der uns Aufschluss über sie geben könnte. Es handelt sich dabei um Artikel 14, Sektion 31. Er beschreibt eine Regel, die in Notsituationen die Außenkraftsetzung und Übertretung aller anderen Regeln erlaubt, um die Förderation und ihre Bewohner zu schützen.“

    Den Rest ließ der Vulkanier unausgesprochen. Jim holte tief Luft, während der Arzt an seiner Seite das aussprach, was er ebenfalls dachte. „Das ist so weich wie das von geschmolzer Butter durchweichte Brot unter einem Truthahnsandwich, das zu lange in der Sonne gelegen hat. Wer verflucht noch mal bestimmt eigentlich, was eine Notsituation ist, und wann zu solchen Mitteln gegriffen wird, wie wir sie gerade erlebt haben? Und wer ist dafür bereit ... über die Leichen der eigenen Leute zu gehen?“

    „Nun, diese Umschreibung hätte ich zwar nicht verwendet, aber das frage ich mich auch, Pille ... wer? Und warum ausgerechnet gerade jetzt?“, grübelte Jim laut und dachte an die Informationen, die er immer noch nicht mit seinen engsten Vertrauten teilen durfte.

    „Captain, ich halte es für müßig, jetzt Spekulationen in den Raum zu werfen, die nicht haltbar sind. Stattdessen sollten wir uns an die Fakten halten und die Probleme bedenken, die wir bis zur Ankunft auf Sternenbasis 47 noch klären müssen“, bremste Spock plötzlich ihre Überlegungen aus und brachte sie auf den Boden der Tatsachen zurück.

    Jim schluckte. So sehr seine Gedanken auch rasten und nach Gründen suchten, Mutmaßungen in den Raum warfen und die unterschiedlichsten Gefühle in ihm weckten, sein erster Offizier hatte recht, es war wirklich müßig, weiter zu spekulieren, das schürte nur unnötige Paranoia, die er jetzt nicht brauchen konnte. „Danke ... Mr. Spock. Auf was wollen sie dann heraus?“

    „Doktor, Sie haben wiederholt Miss Kazans Schlüsselrolle in ihren Untersuchungen hervorgehoben. Könnten Sie uns das bitte noch näher erläutern?“

    „Mit Vergnügen, Mr. Spock, aber ich denke ich halte mich kurz, da wir das andere ja schon ausführlicher erörtert haben. Miss Kazan hat dank ihrer körperlichen Besonderheiten den Virus auf Enparos VII überlebt und ein Serum aus ihren Blut hergestellt, das vermutlich im Nachhinein dafür benutzt wurde, um den Erreger weiterzuentwickeln. In ihren Blut kreisen nun die Antikörper, die diesem zweiten Erreger widerstehen ... und natürlich bewirken könnten, dass jemand eine noch aggressivere Version des Virus entwickelt ...“

    „Was passieren könnte, wenn wir streng nach den Regeln vorgehen und sie mit den entsprechenden Berichten an das Oberkommando übergeben“, spann der Captain den Gedanken weiter. „Angenommen, die Personen, die hinter all dem stecken, haben Zugriff auf diese Informationen ...“

    „... was sehr wahrscheinlich ist, dann werden sie dafür sorgen, dass Yeoman Kazan so schnell wie möglich mit fadenscheinigen Gründen aus dem Verkehr gezogen wird und schnell in einem geheimen Versuchslabor landet. Richtig Jim, da brauche ich nicht einmal ein Vulkanier zu sein, um genau einen solchen Verlauf ihres Schicksals zu schlussfolgern.“
    McCoy warf Spock, der scheinbar irritiert weniger empört den Mund öffnete einen frechen Blick zu, und sprach dann gleich weiter. „Außerdem ist sie die einzige Person in unserem Umfeld, die zumindest eine gewisse Ahnung von dem Metagenom hat, das der Schlüssel zu allem zu sein scheint. Ich bin mir sicher sie weiß eine ganze Menge darüber – und einiges hat sie uns noch nicht erzählt.“

    „Haben Sie Miss Kazan dazu bereits näher befragt?“, hakte Spock nach. „Der Yeoman hatte es uns gegenüber, ebenso wie das Wissen über das ‚Chrysalis’-Projekt vor zwei Tagen schon erwähnt, aber sich nicht mehr weiter dazu geäußert.“

    „Richtig, und daran arbeite ich noch. Wir sollten nicht vergessen der Yeoman hat in den letzten Tagen eine Menge durchgemacht, miterleben müssen, dass ihr Lügengebilde zusammengebrochen ist – und das geht an die Psyche. Deshalb ziehe ich es vor lieber mit Fingerspitzengefühl vorzugehen als mit einem Holzhammer, auch wenn ich für andere Methoden bekannt bin ...“ Der Arzt hielt einen Moment inne. „Ich denke aber, ich bin schon auf dem richtigen Weg dahin. Immerhin hat sie mir eben von sich aus signalisiert, dass sie uns gerne helfen möchte, dem Rätsel auf die Spur zu kommen. Nun, ich werde das Gefühl nicht los, dass sie sich auf irgendeine Art und Weise mitverantwortlich dafür fühlt, und da will ich dann auch ansetzen.“

    „Logisch gesehen ist das nicht von der Hand zu weisen, Doktor. Und Gefühle sind mit Vorsicht zu betrachten ...“

    „Sie meinen, genauso wie Ihr Bauchgefühl ... durch das Sie dem Yeoman erst auf die Spur gekommen sind, nicht wahr, Spock?“ schoss McCoy sarkastisch zurück.

    „Dennoch sprechen die Vorschriften der Sternenflotte eine andere Sprache. Miss Kazan ist ein genetisch aufgewerteter Mensch und hat mehrere Regeln ernsthaft verletzt, was auf jeden Fall ein Verfahren, mindestens jedoch eine öffentliche Anhörung nach sich ziehen muss.“

    „Nicht unbedingt. Die Regeln beziehen sich, so weit ich weiß auf genetisch nachbehandelte Menschen, sei es im Kindes- oder Erwachsenenalter. Das trifft auf Shirin Kazan nicht zu.“
    Auf dem Gesicht McCoys erschien plötzlich ein Lächeln, während Jim stutzte. „Wie kommst du darauf?“ fragte er neugierig.
    „Ich habe sie einfach gefragt.“
    „Sie wissen, dass eine einfache Aussage nicht ausreicht. Sie könnte lügen“, gab Spock ernst zu bedenken.
    „Nein, das glaube ich nicht, denn Miss Kazan weiß genau, dass sie im Moment nur mit absoluter Ehrlichkeit weiter kommt, weil sie genau weiß, dass ihre Freiheit, wenn nicht sogar ihr Leben davon abhängen dürften.“
    Der Chefarzt der Enterprise wurde nachdenklich.
    „Dafür spricht auch ihr aufgewühltes Seelenleben. Hätte jemand nachträglich an der Biochemie herumgepfuscht, nun, dann hätte sie vermutlich nicht so menschlich beim dem Verlust ihres Kindes reagiert und quasi mit allem gebrochen, das sie kannte, und auch später mehr ihren Vorteil gesucht als sich so verborgen gehalten.
    Auf meine Frage antwortete sie, dass sie zwar In-Vitro gezeugt wurde, aber man sie und ihre Gene danach in Ruhe gelassen und nichts verändert hat. Und die künstliche Befruchtung von Frauen ist nichts Verwerfliches. Du weißt, dass etwa die Siedler der Apangonea-Kolonie über fünfzig Jahre auf eine externe Samenbank haben zurückgreifen müssen, um den Genpool ihrer kleinen Gemeinschaft zu erweitern und nur lebensfähige Nachkommen auf die Welt zu bringen. Was auch die Generationen vor Miss Kazan getrieben haben – sie ist laut ihrer Aussage, natürlich geboren und ohne weitere Veränderungen aufgewachsen, als Ergebnis einer gezielt gezüchteten Abstammungslinie.“

    „Das bedeutet also...“, murmelte Jim. „Die Vorschriften greifen bei ihr nicht. Ich erinnere mich dunkel an eine andere Regel ...“

    Wieder blickte er zu Spock, der nachdenklich geworden war, als fühle er sich an seine eigene Vergangenheit erinnert. Denn so sehr sich seine Eltern geliebt haben mochten, die Zeugung eines Mischlings war nur möglich geworden, weil die Medizin etwas nachgeholfen hatten, damit menschliche und vulkanische DNA kompatibel wurden ...

    „Niemand darf aufgrund seiner ethnischen und rassischen Abstammung, seiner religiösen und moralischen Einstellung ... und den Taten seiner Vorfahren zurückgewiesen werden, wenn er aufgrund seiner Fähigkeiten und eigenen Wunsches Teil der Sternenflotte werden möchte und sich verpflichten getreu der Regeln zu dienen“, antwortete er emotionslos aber ohne Zögern. „Ihre Loyalität hat Yeoman Kazan in den letzten zehn Jahren zweifelsfrei bewiesen. Es bestünde also kein logischer Grund, Anklage gegen sie zu erheben, da ein Verstoß gegen den vorher zitierten Artikel ja nicht vorliegt.“

    Jim fiel ein Stein vom Herzen. Das machte die Entscheidung um so leichter. „Danke Mr. Spock. Dann sollten wir unsere Berichte alle entsprechend formulieren. Denn wie sie schon sagten, Crewmitglied Kazan hat sich vorbildlich verhalten. Das sollten wir ihr vergelten, indem wir sie nicht unnötig in Gefahr bringen, denn vielleicht brauchen wir sie und ihre Unterstützung noch. Ich könnte mir vorstellen, das einige noch rein spekulative Gedanken und persönliche Enthüllungen besser erst einmal privat bleiben sollten“ ,deutete er ruhig aber bestimmt an.
    Wieder ruhten seine Augen dabei auf dem Vulkanier, dessen Augen sich kurz weiteten, als fühle er sich an Nibiru und die Folgen erinnert. Aber er schien jetzt zu verstehen, was Jim ihm sagen wollte.

    „Stellt sich nur die Frage, wie verfahren wir jetzt mit Yeoman Kazan selbst. Schicken wir sie einfach so in ein paar Tagen in den Dienst zurück, oder setzen wir sie nun anderweitig ein ...“ Er ließ diesen Gedankengang nun für seine Freunde offen im Raum stehen.

    „Wenn ich einen Vorschlag machen dürfte Captain...“, meldete sich sein erster Offizier kurz darauf zu Wort, so als hätte er eine Idee.

    „Natürlich. Ich bin für jede Idee dankbar. Lassen Sie bitte hören, Spock...“

    - tbc -
    Kolya, der Trust und ein irrer Serienkiller in:Im Grau der Schatten, Double Trouble & In den Händen des Schicksals. Ungekannte Abenteuerer von John Sheppard & Co in "Stargate Atlantis - Die verborgenen Szenen": Aufbruch in eine neue Welt und Das erste Jahr und Die Specials.

    John Sheppards Schicksal im Vegasverse :"Solitary Man" no more

    *Neu:* Kapitel 22 seit Okt 2016: Wenn der schlafende Tiger erwacht (Star Trek Into Darkness Prequel)
    * NEU* Doktor Who: Die Saat des Zorns * Der Schatten des Doktors * Drabbles

  3. Danke sagten:


  4. #43
    Chief Master Sergeant Avatar von Jolinar
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    Ich stimme dir zu: man muß die Regeln nur richtig lesen, um sie anzuwenden. Oder sich so zurecht biegen, daß es paßt. Doch in diesem Fall hätte Spock bestimmt Einwände geäußert

    Und jetzt bin ich auf die Idee von Mr. Spock gespannt...

  5. #44
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    Zitat Zitat von Jolinar Beitrag anzeigen
    Ich stimme dir zu: man muß die Regeln nur richtig lesen, um sie anzuwenden. Oder sich so zurecht biegen, daß es paßt. Doch in diesem Fall hätte Spock bestimmt Einwände geäußert

    Und jetzt bin ich auf die Idee von Mr. Spock gespannt...
    Die Idee, die Spock hatte, ist in diesem letzten Kapitel eingebettet. Zwar mag die eigentliche Geschichte jetzt zu Ende sein, aber es kommt auch noch ein Epilog. Auf jeden Fall sind die Weichen für Shirins weitere Arbeit auf der Enterprise gestellt und ich lasse mich mal überraschen, was du davon hältst. Die letzte Szene ist einfach ein netter Gag.

    Aber nun will ich nicht länger schwätzen, sondern wünsche dir viel Spaß beim Lesen!




    20. Die Entscheidung
    +o+o+o+o+o+o+

    Shirin strich nachdenklich über den langen Hals der Sitar und spürte die Saiten unter ihren Händen. Gespielt hatte auf den Instrument nicht, sondern einfach nur in den Armen geborgen, als suche sie an ihm Halt.
    Es war eine Erinnerung an eine kurze, fast schon glücklich zu nennende Zeit ihres Lebens, an die erste Freundschaft zu einem normalen Menschen – einem alten Musiker von den Straßen Kalkuttas, dem sie oft gelauscht hatte, wenn sie müde von der Arbeit gekommen war ... damals als sie gerade auf die Aufnahmebestätigung in das Förderprogramm gewartet hatte ...

    „Sikrim ...“

    Der Greis hatte als einziger die Traurigkeit in ihren Augen gesehen, das Zucken ihrer Hände bemerkt, weil sie sein Spiel so gerne selbst begleitet hätte, ihre Versuche mitzusingen, und die Liebe zu den traditionellen Liedern, die kaum einer der anderen Zuhörer mehr hatte nachvollziehen können. Sie hatten zwar nie viel miteinander gesprochen – sondern sich ohne Worte verstanden.
    Eines Tages hatte er ihr dann sein altes abgenutztes Instrument in die Hände gelegt und war einfach gegangen, ehe sie ihn hatte aufhalten können. Er war einfach in den dunklen Gassen der Altstadt verschwunden und nicht mehr aufgetaucht, obwohl sie ihn überall gesucht, jeden nach ihm gefragt hatte, der ihn kannte. Etwa eine Woche später hatte man ihn tot in einem Keller gefunden, in dem er wohl seine letzten Tage verbracht hatte.

    Bis heute wusste sie daher nicht, was er in ihr gesehen hatte und konnte nur mutmaßen, dass er in seiner stillen Weisheit hinter ihre Masken geblickt und entweder nur eine tief verletzte junge Frau gesehen, die in der Musik Vergessen und Trost von ihrem Leid suchte, oder gar Prinzessin aus dem diamantenen Käfig, die verzweifelt ihre Seele suchte und nicht wusste, wo sie finden konnte. Vielleicht auch beides und mehr ...

    Sie schmiegte ihre Wange fester an das Holz und spürte dessen Wärme, versuchte in diesem Teil ihrer Vergangenheit die Ruhe und Stärke zu suchen, die sie brauchte, um die kommende Zeit zu meistern, die Konsequenzen ihrer Taten und Worte zu ertragen.

    Doktor McCoy hatte sie aus der Krankenstation entlassen, sie aber angewiesen, bis zur Entscheidung des Captains in ihrem Quartier zu bleiben. Diesem Befehl war Shirin gerne nachgekommen. Der Raum, den sie mit niemandem teilen musste, war zwar sehr klein, gerade einmal acht Quadratmeter in der Bodenfläche, aber er war ihre ganz persönliche Zuflucht, in der sie endlich wieder klare Gedanken fassen konnte.

    Dennoch spürte sie Anspannung und Nervosität. Ob die Selbstbeherrschung und –kontrolle über sich, ihren Geist und ihren Körper jemals in voller Stärke zurückkehren würde, konnte sie jetzt noch nicht sagen ... solange die Entscheidung des Captains im Raum stand und ihre Zukunft ungewiss sein würde.

    Als der Summer der Tür ging, schreckte sie hoch. Leider waren die Mannschaftsquartiere nicht so gut ausgestattet, dass sie schon vorher herausfinden konnte, wer dort wartete und auch den Öffner per Hand betätigen musste, da sie die Automatik auf Privatsphäre gestellt hatte.
    So legte sie die Sitar vorsichtig auf das Bett und ging zur Tür. Als diese zischend beiseite fuhr, wurde sie erneut stürmisch von Oa umarmt. „Ich war in der Krankenstation, um dich zu besuchen, aber Schwester Reynolds sagte mit, du wärst zum Ausruhen in deinem Quartier. Also habe ich die Gelegenheit ergriffen ...“

    Sie ließ Shirin wieder los und musterte sie aufmerksam. „Was ist los? Du siehst so traurig aus ... Liebes. Freust du dich nicht, mich zu sehen.“
    „Doch, schon ...“
    „... aber was? Was ist denn passiert. Glaubst du mir ist nicht entgangen, dass zwischen dir und dem Doktor irgendwas abgeht, so wie er dich angeschaut hat. Und auch Schwester Reynolds war so komisch, als ich sie nach ein paar Sachen fragte. Weißt du, ich bin vielleicht vorlaut und frech ... aber nicht dumm.“
    Oa grinste.
    „Nun schau nicht pikiert ... ich glaube nicht, dass da irgendwas Intimes zwischen euch läuft ... dazu ist er nicht dein Typ ... wobei ich nicht mal weiß, auf was für Männer du stehst ... aber es ist nicht zu übersehen, dass ihn irgendwas an dir interessiert.
    Hast du vielleicht irgend einen Medizinkurs belegt, von dem du mir noch nichts erzählt hast? Denn ich war auch schon mal zwischendurch in der Krankenstation und habe einen Blick auf die Monitore der Schwester riskiert, ehe die wegschalten konnte und das sah ganz nach einer fachlichen Diskussion aus ...“ Sie kniff Shirin ein Auge. „Also was läuft da zwischen euch? Sieht ja fast so aus, als wolltest du umsatteln.“

    Das Sirren des Interkoms ersparte Shirin die Verlegenheit, sich die entsprechenden Ausflüchte suchen zu müssen. „Yeoman Kazan!“ meldete sich ruhig die Stimme von Lieutnant Uhura zu Wort. „Der Captain erwartet Sie in voller Uniform in einer Stunde im Besprechungsraum auf Deck 2.“

    „Ich habe verstanden! Danke Lieutnant Uhura!“

    „Volle Uniform?“ Wow ... das heißt du musst dein gutes Paradestück ausgraben, in dem ich dich ja seit der erneuten Taufe der Enterprise nicht mehr gesehen habe ...“ Oas Augen wurden groß. „So wie ich das sehe, heißt das bestimmt Beförderung“, nahm sie gleich die beste aller Möglichkeiten an. „Komm schon ... wir machen dich richtig schick.“
    „Danke Oa, aber ich kann mich auch alleine anziehen“, wehrte Shirin schwach ab, wusste aber, dass das nichts nutzen würde.
    Die Freundin ließ den Einspruch nämlich nicht gelten und marschierte kurzerhand zum Spind. „Ich weiß, das du das kannst, aber wirfst du dich dabei wirklich in Schale? Nein – das schaffst du gerade mal bei deinem Tanzkostüm, aber nicht, wenn es um offizielle Anlässe geht!“

    Shirin nickte schicksalsergeben und packte die Sitar wieder vorsichtig weg, während sich Oa bereits an ihrer Kleidung zu schaffen machte. Sie konnte die positive Einstellung ihrer Freundin nicht wirklich teilen, denn auch das Gegenteil konnte der Fall sein, eine öffentliche Anhörung mit anschließender Inhaftierung.

    Vielleicht, war es besser von der schlechtesten aller Möglichkeiten auszugehen als sich an eine vergebliche Hoffnung zu klammern. Und bis dahin würde Oa sie ablenken. Deshalb scheuchte sie die Orionierin auch nicht aus ihrem Raum, sondern ließ diese gewähren.


    * * *


    „Manchmal frage ich mich, warum Spock immer noch standhaft leugnet, dass Vulkanier nicht fähig seien zu lügen.“ McCoy zupfte an seiner Paradeuniform und warf einen Blick auf den Captain der neben ihm im Turbolift stand. „Schon gegenüber Khan, hat er gewusst, die Tatsachen zu verdrehen.“

    „Aber er hat nicht gelogen, wie du weißt. Nur gewisse Details verschwiegen, die er nicht für relevant hielt. So läuft es hoffentlich auch diesmal. Die Meldung an das Flottenhauptquartier wird erfolgen, wir leiten unsere Ergebnisse so ausführlich weiter, wie wir es für angebracht halten. Vermutungen bleiben weiter reine Spekulationen und werden deshalb erst einmal nur bordintern weiter verfolgt.“

    „Und Yeoman Kazan ernennst du zum Chief, belohnst sie für ihren Einsatz für das Schiff.“

    „Wiederholten Einsatz für das Schiff. Chief O’Hara zeigte sich auch darüber erfreut, dass seine „beste Frau“ jetzt den Posten bekommt, den sie verdient und ihn ein wenig entlasten kann, als ich mit ihm gesprochen haben. Er begrüßt die Teilung der Aufgaben sogar, weil er so mehr Zeit habe, seine Jungs und Mädels auf Trab zu bringen“, grinste der Captain.
    „Na ja, Spocks Vorschlag, sie zu befördern und ihr ein ganz bestimmtes neu geschaffenes Arbeitsgebiet zuzuteilen, ist gar nicht dumm. So können wir wesentlich direkter mit ihr agieren, sie dabei im Auge behalten, und kein neugieriger Fähnrich oder Leutnant sich mehr wundern, wenn Spock oder du dich mit ihr zusammensetzen, um über wichtige medizinische Sicherheitsfragen zu sprechen ... “

    Der Doktor runzelte die Stirn. „Na ja, ein paar Spezialisten muss ich mir noch persönlich vornehmen. Bei Schwester Reynolds weiß ich, dass sie den Mund halten kann. Aber mit Fähnrich Oa sollte ich vielleicht noch einmal ein Hühnchen rupfen, denn die ist mir ein bisschen zu naseweis ... aber das hat Zeit“, erwiderte er. „Ich stimme dir aber zu, die Beförderung ist auch in anderer Hinsicht wichtig, denn so erkennt Miss Kazan, dass wir bereit sind ihr zu vertrauen ... trotz dessen, was wir jetzt über ihre Vergangenheit wissen.“

    „Ja, das ist richtig, aber du hast die Entscheidung in die richtigen Bahnen gelenkt.“

    „Ich? Wieso denn das?“

    „Bis zu dem Moment in dem du mir gesagt hast, dass ihre genetische Aufwertung ein natürliches Ergebnis ist und nicht künstliche geschaffen wurde, war ich mir unsicher, ob ich wirklich bereit dazu sein sollte ... Shirin Kazane Singh eine Chance zu geben. Als du die Worte ausgesprochen hast, war mir klar, dass ich es tun kann, denn du hast ihr geglaubt ... und dir macht man nicht viel vor.“

    „Hör mal, ich kann mich auch irren! Nur im Gegensatz zu Spock stehe ich auch dazu ...“

    „Aber du bist auch mein bester Freund, und wem sollte ich mehr vertrauen als der Person die mir ... seit wir uns kennen am nächsten steht?“, sagte Jim und klopfte dem Arzt auf die Schulter. „ Doch nun lass uns die Formalitäten schnell hinter uns bringen und hoffen, dass sich was Gutes daraus entwickelt.“


    * * *


    Shirin hielt die Luft an, als sie den Besprechungsraum betrat und sich einer ganzen Gruppe von Männern und Frauen gegenüber befand, die am Halbrund des Tisches saßen.

    Neben Captain Kirk, dem Ersten Offizier Spock und Doctor McCoy waren auch noch Chefingenieur Scott und Chief O’Hara sowie dessen direkte Vorgesetzte Lieutnant Ruth Finlay und die Mitglieder aus ihrer Dienstgruppe anwesend. Letzteres machte es stutzig, denn wenn es sich hierbei wirklich um eine Anhörung handelte, dann ... Ein Kribbeln durchlief ihren Körper, während sie sich ermahnte, sich ganz auf den Moment zu konzentrieren. Es war müßig, sich jetzt darüber Gedanken oder gar irgendwelche Hoffnungen zu machen.

    So trat sie in das Halbrund und nahm Haltung an, nachdem sie salutiert hatte, die Mütze unter den anderen Arm geklemmt. „Sir, ich melde mich wie befohlen.“ Ihre Augen waren auf den Captain gerichtet, den sie seit dem langen Verhör vor zwei Tagen nicht mehr zu Gesicht bekommen hatte.
    In seinem Gesicht war allerdings nicht zu lesen, was er vor hatte, auch wenn er sie merkwürdig lange musterte. Shirin biss sich auf die Lippen. Das konnte doch etwa nicht an der neuen Frisur und dem dezenten Make-Up liegen, dass ihr Oa verpasst hatte ... oder doch? Immerhin war er nicht gerade als Kostverächter bekannt.

    Dann erhob er sich langsam und musterte sie nun ihrerseits einen Moment schweigend, ehe er anfing zu sprechen. „Yeoman Kazan. Sie haben sich in den letzten Tagen vorbildlich verhalten. Das allein verdient schon eine Belobigung, aber diese allein reicht nicht unbedingt als Dank für das aus, was Sie durch ihr beherztes Eingreifen für die ‚Enterprise’ und ihre Crew getan haben.“ Er hielt kurz inne und schien ihre Überraschung regelrecht zu genießen. „Deshalb habe ich mir ihre Personalakte noch einmal angesehen und mit ihren direkten Vorgesetzten gesprochen, um mir die Beurteilungen über ihren Dienst auf dem Schiff bestätigen zu lassen und weitere Meinungen einzuholen.“
    Shirin schluckte. Nein, das klang ganz und gar nicht nach einer offziellen Anhörung, sondern nach dem, was sie nicht einmal zu hoffen gewagt hatte ... nach all dem, was die Männer über sie wussten.

    Sie blickte kurz in die Gesichter und Augen der Anwesenden. Ihre direkten Kollegen schienen sich zu freuen, Salvatore, der immer gemütliche wirkende Italiener machte sogar ein Victory-Zeichen und Chief O’Hara grinste breit.
    Um die Lippen des Captains spielte ein Lächeln, während seine Augen ernst blieben, die Miene von Mr. Spock blieb unbewegt, so als wolle er sich nicht in die Karten schauen lassen. Da war es bei Doctor McCoy schon leichter seine Züge zu deuten. Er blickte irgendwie wissend und herausfordernd drein.

    „Um es kurz zu machen. Mit sofortiger und permanenter Wirkung ernennte ich Sie hiermit zum Chief Petty Officer. Sie werden weiterhin in ihrer Dienstgruppe verbleiben, aber die Stellvertretung Ihres Master Chief Petty Officers Robert O’ Hara übernehmen, sowie noch genauer zu spezifizierende Sonderaufgaben, für die Doktor McCoy und Commander Spock auf sie zukommen werden.“

    Er nickte Lieutnant Finlay zu, die sich nun ebenfalls erhob und auf sie zukam.

    Shrin spannte sich immer noch an, weil sie nicht wirklich glauben wollte, was sie da gehört hatte, aber die Tatsache, dass nun neue Rangabzeichen an ihrer Uniform angebracht wurden, konnte sie nicht anders, als die Tatsachen zu akzeptieren ... und die Bedingungen, die der Captain stillschweigend daran geknüpft hatte. War es nicht genau das, was sie gehofft hatte, dass sie eine Chance bekam ... eine wirkliche Chance?

    Erst als sie ein leichtes Zittern unterdrücken musste, merkte sie, dass sich ihre Nervosität mit einem Mal auflöste und einem Gefühl von Freude Platz machte.

    „Nun, ich hoffe, Sie werden in ihrem neuen Rang der Enterprise genau so leidenschaftlich dienen wie als Yeoman“, fügte Captain Kirk dann noch mit einem hintergründigen Blick hinzu. „Und nun sollten Sie sich endlich rühren ... dies ist schließlich keine Anhörung, sondern Ihre Beförderung.“

    Das brach das Eis.

    Shirin spürte, wie er ihr zumindest verbal die Hand zu einem geheimen Bündnis entgegen streckte und ergriff sie auf die gleiche Art, indem sie antwortete. „Vielen Dank für diese Ehre, Sir. Damit habe ich überhaupt nicht gerechnet. Aber ich verspreche ihnen, dass ich auch weiterhin so handeln werde, wie ich es vorher getan habe, schließlich ...“
    Sie holte tief Luft und ihm in die Augen. Dann folgten ein zaghaftes, verlegenes Lächeln und Worte, deren Bedeutung ihr erst in diesen letzten Tagen und vor allem Stunden der Ungewissheit bewusst geworden war: „ ... betrachte ich die Crew der Enterprise als meine Familie.“


    * * *


    Jim zog eine Augenbraue hoch, als er diese Worte hörte. Einen Moment meldete sich seine Skepsis, dann schob er die Zweifel an der Ehrlichkeit ihrer Worte jedoch beiseite und lächelte warm. Denn dieses Versprechen war nicht nur ein Lippenbekenntnis, so bedacht und ernst wie sie es ihm gegenüber ausgesprochen hatte.
    In diesem Moment verloren die blaugrauen Augen durch den warmen Schimmer in ihnen jede Ähnlichkeit mit denen Khans. Deshalb nickte er nur und bestätigte „Ich danke auch Ihnen Chief Kazan ... und freue mich auf unsere weitere Zusammenarbeit.“

    Als er sie beglückwünschte trafen sich ihre Hände auch physisch. Er spürte ihren Griff – fest aber doch kontrolliert, die Finger warm vor Aufregung aber nicht verschwitzt und nickte ihr zu. „Nehmen Sie sich in den nächsten Stunden ruhig Zeit, um ein wenig mit ihren Kameraden zu feiern und sich zu erholen, damit sie morgen ihren Dienst frisch und ausgeruht antreten können.“

    Dann trat er ein Stück zurück, um Chief O’Hara und den anderen Mitgliedern ihrer Dienstgruppe Platz zu machten und kehrte an seinen Platz zurück.

    Doch gerade als er sich setzen wollte, fiel ihm – nun da die Atmosphäre wieder etwas zwangloser geworden war, noch etwas ein, was er eigentlich schon am Tanzabend oder kurz danach hatte wissen wollen. So bleib er stehen und rief, um die Stimmen der Mannschaftsmitglieder zu übertönen: “Eine Frage hätte ich noch an sie, Chief!“

    Die junge Frau, die zwischen ihren viel größeren Kameraden verschwunden war, tauchte wieder auf, als ihr die Männer und Frauen Platz machten und sah zu ihm hin, als erwarte sie noch einen ernsteren Nachschlag.

    „Keine Sorge, es ist nichts Schlimmes, nur eine Frage aus reiner Neugier, die sie nicht einmal beantworten müssen, wenn sie nicht wollen“, deutete Jim frech an.

    Die Schwarzhaarige blickte ihn irritiert an. „Ja Sir?“

    Der Captain grinste jungenhaft. „Wie haben Sie es eigentlich geschafft bei ihrem Tanz während der Aufführung so erotisch wie eine Orionerin auszusehen, obwohl sie bis zum von Kopf bis Fuß bekleidet waren?“

    Für einen Moment starrte ihn Shirin Kazan nur verständnislos und irritiert an, dann – als sie verstand, was er wollte - trat ein geheimnisvolles Lächeln in ihre Augen, das er so noch nie gesehen hatte.

    In einer fließenden Bewegung drehte sie sich mehrmals um ihre eigene Achse und löste dabei dabei das hochgesteckte Haar. Schließlich blieb sie in einer letzten Vierteldrehung seitlich zu ihm stehen.
    Jim starrte sie mit offenem Mund an, hatte sie sich doch für einen Moment von der schlicht und auch ein wenig unscheinbar wirkenden Sicherheitsfrau durch den Schleier ihrer Haare, die Gesten und die Mimik in eine exotische Schönheit mit verführerischen Lippen und verheißungsvollen Augen verwandelt ... ohne sich jedoch tatsächlich zu verändern.

    „Das,“, sagte sie mit honigsüßer Stimme, die so ganz ihrem festen Alt wiedersprach, und einem letzten Blick, ehe sie die Haare wieder zusammenfasste und im Nacken zusammenband. „... ist wohl ganz allein das Geheimnis der Frauen...“

    - tbc -
    Kolya, der Trust und ein irrer Serienkiller in:Im Grau der Schatten, Double Trouble & In den Händen des Schicksals. Ungekannte Abenteuerer von John Sheppard & Co in "Stargate Atlantis - Die verborgenen Szenen": Aufbruch in eine neue Welt und Das erste Jahr und Die Specials.

    John Sheppards Schicksal im Vegasverse :"Solitary Man" no more

    *Neu:* Kapitel 22 seit Okt 2016: Wenn der schlafende Tiger erwacht (Star Trek Into Darkness Prequel)
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  7. #45
    Chief Master Sergeant Avatar von Jolinar
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    Ich freue mich für Shirin, daß das Dreigestirn ihr so vertraut und durch die ihre Beförderung ein geheimes Abkommen getroffen wird. Und Shirin freut sich, daß sie weiterhin auf der Enterprise ihren Dienst tun kann, zumal ihre Aufgaben jetzt wachsen.

    Ich würde mich nicht wundern, wenn der Captain jetzt ab und zu ein Auge auf sie wirft - um dem Geheimnis der Frauen auf den Grund zu gehen

    Ich hoffe, du berücksichtigst in deinem Epilog auch das Gespräch zwischen Pille und Oa, denn das würde mich brennend interessieren, wie der Arzt mit dem Fähnrich das Hühnchen rupft...

  8. Danke sagten:


  9. #46
    Major General Avatar von Kris
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    Zitat Zitat von Jolinar Beitrag anzeigen
    Ich freue mich für Shirin, daß das Dreigestirn ihr so vertraut und durch die ihre Beförderung ein geheimes Abkommen getroffen wird. Und Shirin freut sich, daß sie weiterhin auf der Enterprise ihren Dienst tun kann, zumal ihre Aufgaben jetzt wachsen.

    Ich würde mich nicht wundern, wenn der Captain jetzt ab und zu ein Auge auf sie wirft - um dem Geheimnis der Frauen auf den Grund zu gehen

    Ich hoffe, du berücksichtigst in deinem Epilog auch das Gespräch zwischen Pille und Oa, denn das würde mich brennend interessieren, wie der Arzt mit dem Fähnrich das Hühnchen rupft...

    Deinen Wunsch konnte ich leider nicht erfüllen, aber ich hoffe, es ist auch so in Ordnung. Was Kirk und Shirin angeht, nun ja, das könnte schwierig und gefährlich werden, vor allem für ihm.

    Sagen wir mal so, ich halte es für logisch und passend, ihr diese Stellung zu geben und meine immer, das könnte auch zu den Enterprise-Leuten passen.


    Aber nun will ich dich nicht länger warten lassen. Hier ist nun der abschließende Teil der Story. Ich hatte eigentlich noch einiges geplant ...



    Epilog
    +o+o+o+o+o+o+


    „Du solltest endlich aufhören, der Vergangenheit nachzutrauern, mein Sohn“, erklang eine alte, brüchige Stimme an seinem Ohr, eine faltige Hand legte sich im gleichen Moment auf seine Schulter. Der junge Mann fuhr heftig zusammen und blickte von dem holografischen Bilderrahmen hoch, der die Aufzeichnung einer prächtigen Zeremonie vor exotischem Umfeld zeigte.
    Hastig deaktivierte er das Gerät, nicht ohne noch einmal einen Blick auf das Bild einer jungen Schönheit zu werfen, die wie eine Prinzessin aus „Tausend-und-Einer-Nacht“ gekleidet war und ihm fröhlich ins Gesicht lachte.

    „Ich weiß wie groß der Verlust für dich ist, Deeprak, doch du kannst und darfst ihr nicht länger nachtrauern und dich an diesen Bildern festklammern. Du musst akzeptieren, dass sie tot ist ... oder es sein wird, wenn sie doch noch überlebt hat und wir sie jemals wiederfinden sollten.“

    „Ehrwürdiger Ältester Sanjeev ...“, erwiderte der Angesprochene. „Ja, ich kenne die Traditionen und meine Pflichten, aber es gibt viele Tage, da singt sie immer noch in meinem Blut. Sie war für mich bestimmt, wir sind in dem Bewusstsein aufgewachsen, einander für den Rest unseres Lebens anzugehören ... und wir haben uns wirklich geliebt, als es so weit war. Sie einfach zu vergessen, das ist für mich unmöglich.“

    „Und doch muss es sein. Wir brauchen dich und deine Stärke. Du musst an der Seite der ehrwürdigen Ältesten Anjali stehen, sie beschützen und die Achtung der jüngsten Generation, auf sie lenken. Bedenke, du bist schon jetzt ein Vorbild für die Jünglinge. Nur deshalb hat Anjani dafür gesorgt, dass dich zu Hause eine neue Braut erwarten und auch dein Leben als Vater des Clans weiter gehen wird.
    Du weißt genau, ihr müsst dem Treiben Rahul Sharmas entgegen wirken und die Traditionen der Familie erhalten, denn ich sehe nichts Gutes in seinen Forderungen, sondern nur Gefahr für alle unseres Blutes. Aber er gewinnt leider immer mehr Zuspruch unter den anderen, die er mit seinem listigen Worten umgarnt und bindet ...“

    Der Greis verstummte plötzlich und krampfte seine Hand in die Schulter. Für einen Moment schwankte er leicht, dann ließ er sich auf den Sitz neben dem jungen Mann in der Beobachtungslounge der privaten Jacht nieder und sprach mit fester Stimme weiter, so als sei eben nichts geschehen. „Nur deswegen habe ich dich auf diese lange Reise mitgenommen und dich in alles eingeweiht, was du über uns wissen musst, auch wenn du weit davon entfernt bist, ein Ältester zu sein. Denn du bist eine meiner größten Hoffnungen.“

    Der jüngere nickte, ließ den Bilderrahmen zu einem kleinen Würfel zusammenfahren und steckte ihn wieder ein. Erst dann wandte er sich dem Greis ganz zu. Sein Blick wirkte jetzt eher besorgt als sehnsüchtig. „Ehrwürdiger Ältester ... was ist mit euch los? Ich merke doch, dass etwas mit euch nicht stimmt.“

    „Mein Junge ... ich muss etwas von dem Essen nicht vertragen haben, diesen exotischen außerirdischen Speisen, die der Koch heute auftischte. Das wird schon wieder werden“, bekam er zur Antwort.

    Deeprak schüttelte den Kopf. „Nein Ehrwürdiger ... das glaube ich nicht. Ihr habt schon viel schlimmere Vergiftungen mit einem Lächeln überstanden“, sagte er ernst und sah dem älteren Mann tief in die Augen.

    Der wich dem Blick aus. „Es gibt Wichtigeres als mein Zustand, mein Sohn. Du weißt, was wir gefunden haben ist mehr als wichtig für den Erhalt unseres Clans und muss so bald wie möglich zur Erde gebracht werden, damit Anjali es genau studieren kann. Rahul darf es nicht in die Finger bekommen, schütze es deshalb mit jeder Faser deines Seins. Allein deswegen habe ich mich auf diese Forschungsmission eingelassen und damit eine weitere Tradition seit den Tagen der Ahnen gebrochen“, sagte er mit einem nachdenklichen Klang in der Stimme und lächelte müde.
    „Normalerweise sind wir zu sehr mit dem festen Boden unserer Welt verwurzelt und ich habe das immer gut geheißen ... aber jetzt habe ich zumindest erkannt, dass das vielleicht ein Fehler war.“ Seine Gedanken schienen einen Moment abzuschweifen. „Du weißt, wir hätten schon längst den suchen können, auf den wir den Legenden nach warten, nicht um Rahul entgegen zu kommen, der dies seit seiner Jugend fordert, sondern um mit den Mythen aufzuräumen und Wahrheiten zu schaffen ...“

    „Ich weiß das nur zu genau. Er hat ... Sh.... sie und mich davon zu begeistern versucht, als er unser Lehrer war“, erwiderte Deeprak nachdenklich und verbittert, wenn auch seine Gedanken jetzt mehr dem alten Mann galten.
    Zwar hatte er die Ausbildung zum Eugeniker nicht zu Ende geführt, als deutlich geworden war, dass seine Talente in einem anderen Bereich der Wissenschaften lagen und sich dann der Astrophysik und Technik zugewandt, aber dennoch hatte er ein paar Monate unter der Fuchtel des strengen, herrischen Verwandten verbracht und anders als Shirin auch dessen grausame und dunkle Seite kennen und fürchten gelernt.

    Für einen Moment presste er die Lippen aufeinander, wusste er doch nur zu genau, warum er Rahul Sharma abgrundtief hasste und nicht nur in der stolzen Art verachtete, wie es die ehrwürdigen Ältesten Sanjeev Khan und Anjali.
    Seiner Gefährtin hatte er nie erzählen können, wessen Stimme das vernichtende Urteil über ihr gemeinsames Kind gefällt, und wer mit eigenen Händen dafür gesorgt hatte, dass es den Tag nicht überstand ... und vielleicht gerade durch seine Feigheit und sein Unvermögen damals dafür gesorgt, dass das schreckliche Geheimnis sein ganzes Glück zerstört hatte, denn Shirin ...

    Dann zwang er sich dazu, sich nicht länger auf diese alten Gefühle einzulassen, die an etwas gebunden waren, das er ohnehin nicht mehr hatte verändern können. Tief atmete er ein und aus, dachte an ein Mantra, mit dem er die Erinnerungen wieder in den hintersten Winkel seines Bewusstseins verbannte.
    Oh ja, der alte Mann neben ihm hatte Recht. Nur Anjali allein durfte in den Besitz dessen kommen, was sie gefunden hatten – Proben, die er von einem leblos wirkenden Steinbrocken geborgen hatte, während er eigentlich etwas anderes hatte nachmessen sollen und wollen, diesen seltsamen Spuren von Leben, die Älteste Sanjeev in Ruhe in dem kleinen Labor an Bord untersucht hatte, da sich die drei anderen Wissenschaftler nur wenig für sein Fachgebiet interessierten, weil sie als Xenohistoriker, einem Astronomen und einem Geologen anderes im Kopf hatten.
    Er hatte ebenfalls nicht schlecht gestaunt, als ihm der Älteste aufgeregt erklärt hatte wie bedeutungsvoll sein Fund gewesen war, stimmte es doch exakt mit dem überein, was schon in den alten Aufzeichnungen des ‚Chrysalis’ Projekts bereits als „Metagenom“ bezeichnet worden war ...


    * * *


    Derweil quälte sich Sanjeev Khan mit ganz anderen Gedanken und Sorgen, während der durch die dick gepanzerte Scheibe der Aussichtslounge hinaus ins All blickte. Sie näherten sich nun mit Impulsgeschwindigkeit einem immer größer werdenden Punkt im All, der Sternenbasis 47, auch Vanguard genannt.

    Er wusste, dies würde der letzte Ort sein, den er jemals sehen und betreten würde. Schon bald würde er Deeprak nicht mehr lange etwas vorspielen können, denn dieser hatte die Anzeichen schon richtig gelesen, auch wenn er selbst noch lange davon entfernt war, stand er doch in der Blüte seines Lebens. Ihm, Sanjeev, aber verblieben nur noch wenige Wochen, vielleicht sogar nur noch einige wenige Tage.

    Und bis dahin musste er Deeprak nicht nur die Wahrheit über sich sagen, sondern auch in alles einweihen, was ihn hinaus ins All getrieben hatte, auch wenn Anjali ihn dafür verfluchen würde und andere aus dem Clan vielleicht sogar töten, wenn sie Wind davon bekamen. Aber deswegen musste er sich keine Gedanken mehr machen – jede Strafe würde ohnehin zu spät kommen. Er hoffte nur, dass Deeprak stark genug war die Last des Wissens zu tragen, gerade weil er eben wieder einmal gezeigt hatte, wie verletzlich er in einem Punkt war.

    Sanjeev seufzte leise.

    Weder er noch Anjali hatten sich bis zu diesem Zeitpunkt Gedanken über das gemacht, was die Normalsterblichen als „Liebe“ besangen, war ihnen diese doch fremd geblieben, das Gefühl hatte sie niemals ergriffen. Und woran es gelegen hatte, dass diese Emotion gerade die beiden ersten Kinder der siebten Generation so prägte, das untersuchte die ehrwürdige Älteste noch heute und war ihnen eine Antwort bisher schuldig geblieben.

    Er hoffte nur, dass es Deeprak nicht auf Dauer schwächte, nicht so in seinem Geist zerstörte wie den von Shirin, die Monate nach dem Tod ihres Kindes aus der Festung geflohen hatte, vermutlich in ihren Tod. Denn auch im 23. Jahrhundert war das Dach der Welt kein freundlicher Ort, schon gar nicht für ein unerfahrenes fünfzehnjähriges Mädchen, selbst wenn es zäher und stärker war als jede normale Sterbliche.

    Bisher hatte er sich berechtigte Hoffnung machen können – denn auch wenn der junge Mann immer wieder seiner verlorenen Gefährtin nachtrauerte und sich weigerte, sie zu vergessen - so blieb er doch weiterhin stark und den Idealen der Familie treu, für die auch er, Sanjeev lebte und arbeitete.

    Und es galt die Traditionen um jeden Preis zu bewahren – koste es was es wollte, denn es hatte einen triftigen Grund, warum er über seinen Schatten gesprungen war, warum er in seinem Alter noch den Schritt gewagt hatte, den festen Grund der Erde zu verlassen. Er musste Rahul Sharma zuvor kommen und dessen Verrat am Clan und an den Traditionen enthüllen.
    Er musste verhindern, dass der jüngste der Ältesten seine geheimen Pläne wahr machte, indem er immer enger mit Kräften zusammenarbeitete, die er glaubte beherrschen und manipulieren zu können, weil er ihnen geistig und körperlich überlegen war.
    Aber Sanjeev Khan hatte in den vielen Jahren seines Lebens eines gelernt – das alte menschliche Sprichwort „Hochmut kommt vor dem Fall“ traf auch auf seinesgleichen zu. Denn nicht nur die Geschichte des Ahnvaters und seine eigenen Erfahrungen hatten ihn gelehrt, dass die Normalsterblichen durch Masse wettmachten, was Augments als Klasse besaßen, und damit nicht unterschätzt werden durften.

    Der alte Mann lächelte müde und beobachtete, wie sie dem hellen Punkt im All immer näher kamen. Dann jedoch stutzte er und richtete sich auf, denn nun waren nicht nur immer mehr Details der Raumstation zu sehen, sondern eines der größten und neusten Raumschiffe der Sternenflotte.

    Ein kalter Schauer lief über seinen Rücken – eine Ahnung, die er nicht fassen konnte. Und auch Deeprak spannte sich an, als spüre er etwas, was mit diesem Schiff zusammenhing. Und wenn es nur die Tatsache war, dass sie gerade jetzt dem berühmtesten Schiff der Förderation begegnen mussten ...


    * * * * * * * * * * * *
    Ende
    * * * * * * * * * * * *

    © Oktober& November 2013 by Arielen/Kris


    Nachbemerkung:
    --------------------

    Ich weiß leider noch nicht, ob es eine Fortsetzung geben wird, da mir einige Star-Trek-Fans an anderer Stelle sehr deutlich zu verstehen gegeben haben, dass ich weder die Figuren noch das Universum richtig getroffen habe. Vor allem sei meine Shirin "schlimmer als eine Mary-Sue".
    Das hat mich leider ziemlich entmutigt und verunsichert, mir seit November die Lust am Weiterschreiben genommen, zumal auch mein RL in dieser Zeit einige Katastrophen bereithielt, die ich bis heute nicht verdaut habe.




    Die Personen

    Enterprise

    James T. Kirk = Captain der Enterprise
    Spock = Commander, erster Offizier
    Leonard McCoy = Doktor, Chefarzt
    Montgomery Scott = Lieuntnant-Commander, Chefingenieur der Enterprise
    Nyota Uhura = Leutnant, Kommunikationsoffizier, Linguistin
    Pavel Chekov = Wunderkind und Fähnrich
    Doktor Carol Marcus = Tochter des verstorbenen Admiral Markus, Leutnant, Waffenspezialistin, Physikerin

    Robert O’Hara = Chief, Leiter der Sicherheitsgruppe S18
    Shirin Kazan = Petty Officer (Yeoman), Rettungssanitäterin, Lageristin/Sicherheit, Augment
    Oa = Fähnrich, Biologische Abteilung
    Hanna Reynolds = Erfahrene Krankenschwester
    Doktor Giulio Gazetti = Assistenzarzt
    Lieutnant Ruth Finlay = Sicherheit, Vorgesetzte von O’Hara
    Chandra Patil = Crewman, arbeitet in der Wäscherei
    Salvatore Camelli = Crewman, Kollege von Shirin

    Admiral Thompson = Nachfolger von Admiral Marcus
    Captain Smith = Captain der ‚U.S.S. Hope’



    Enparos VII und Sternenflotte

    Captain Jan Folkmers = Captain der U.S.S. Cross
    Doktor Henry Grissen = Mediziner der Station
    Tra’Kul= Crewman, Shirins Kollege
    Velasquez = Chief, Chef von Shirin
    Allison = Commander, Stationsleiter
    Doktor Augur= Geologe
    Ko’quaar = Assistentin des Geologen
    Doktor An’la Tevari= Biologin
    Commander Epps = Kommandant von Sternenbasis 2, im Daystron Institut von Khan getötet
    (Lieutnant-)Commander Ellen Willington = derzeitige Leiterin von Sternenbasis 2



    Shirins Vergangenheit

    Khan Noonien Singh = einer der ersten genetisch aufgewerteten Menschen, Diktator im späten 20. Jh., floh mit dem Schläferschiff Botany Bay ins All und wurde im 23. Jh. wiedererweckt, Stammvater von Shirin und anderen Augments
    Sanjeev Khan Singh = ehrwürdiger Ältester des Clans, 198 Jahre
    Anjali Singh = erwürdige Älteste des Clans, 173 Jahre
    Pradeep = Shirins Ur-Ur-Grossvater, verstarb vor 14 Jahren mit 200 Jahren
    Rahul Sharma = Eugeniker, jüngster ehrwürdiger Ältester, 152 Jahre
    Deeprak Singh = Shirins Gefährte, 30 Jahre
    Sikrim = Sitarspieler und Straßenmusiker in Kalkutta, verstorben
    Kolya, der Trust und ein irrer Serienkiller in:Im Grau der Schatten, Double Trouble & In den Händen des Schicksals. Ungekannte Abenteuerer von John Sheppard & Co in "Stargate Atlantis - Die verborgenen Szenen": Aufbruch in eine neue Welt und Das erste Jahr und Die Specials.

    John Sheppards Schicksal im Vegasverse :"Solitary Man" no more

    *Neu:* Kapitel 22 seit Okt 2016: Wenn der schlafende Tiger erwacht (Star Trek Into Darkness Prequel)
    * NEU* Doktor Who: Die Saat des Zorns * Der Schatten des Doktors * Drabbles

  10. Danke sagten:


  11. #47
    Chief Master Sergeant Avatar von Jolinar
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    Ich finde, der Epilog ist eine gute Überleitung zu einer weiteren Geschichte, wo Shirin auf ihre Leute stößt. Laß dich von den anderen Kommentaren nicht entmutigen. Ich würde mich freuen, mehr von Shirin zu lesen.

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