Happy 10th Anniversary, SG-P.
Schon eine Sache, 10 Jahre Stargate-Project ...
Aber nun zurück zum Thema: Vielen Dank an meine Knöpferl-Drücker Evaine und Galaxy. Und natürlich auch wieder an alle heimlichen und unheimlichen Mitleser.
Ich will Euch auch nicht lange auf die Folter spannen und mache gleich weiter mit
Kapitel 32: Abschluss
HMAS Hammersley, 5:20 Uhr, Morgenwache, Torres-Straße
EJ saß zusammengesunken an der Koje. Sie hatte, wie zuvor, ihre Arme auf der Decke und den Kopf darauf gebettet. Buffer schlief friedlich und sie döste vor sich hin. An richtigen Schlaf war in dieser Position nicht zu denken, aber sie hatte nach der ganzen Aufregung der Nacht auch noch nicht die Ruhe dazu. Die Krise war jedoch vorüber und dem Bootsmann ging es stündlich besser.
„EJ“, wurde sie leise angesprochen. Sie richtete sich auf und rieb sich die Augen. Es war Swain, der auch nicht allzu munter aussah, aber wenigstens ein paar Stunden geschlafen hatte. Er hielt ihr einen Becher mit Kaffee hin.
„Wie geht es ihm?“, erkundigte er sich.
„Er schläft. Sein Blutdruck ist wieder normal, das Fieber sinkt ständig weiter. Ich glaube, wir haben es geschafft. Danke übrigens für den Kaffee.“
„Keine Ursache. Aber Du solltest Dich jetzt selbst ein wenig hinlegen. Ich bleibe jetzt bei ihm, bis er aufwacht.“
„Das lohnt sich nicht, Swaino. Ich habe nachher Brückenwache.“
„Oh nein, EJ, Du wirst in die Koje gehen. Medizinische Indikation. Deinen Dienst übernimmt ein anderer.“
„Aber ...“, wollte sie protestieren.
„Keine Widerrede“, unterbrach er sie streng. „Ich weiß, dass Du dazu neigst, Dich zu übernehmen. Das lass ich nicht zu.“
Ergeben nickte sie und erhob sich. Sie fühlte sich wirklich wie zerschlagen.
„Du weckst mich, wenn es ihm wieder schlechter gehen sollte?“, vergewisserte sie sich noch.
Swain sah sie mit ernstem Blick an, als wollte er ihr eine Warnung zukommen lassen, aber die Entschlossenheit in ihren Augen hielt ihn zurück. Er erkannte, dass sie genau wusste, was sie tat und nickte ihr schließlich zu.
„In Ordnung, versprochen. Aber jetzt ab in die Koje.“
„Danke“, lächelte sie. „Für alles.“
Mit einem letzten Blick auf Buffer verließ sie schließlich den Sanitätsraum. Sie brachte ihre Tasse zur Kombüse, wo Bomber sie mit großen Augen ansah. EJ wehrte ihre Fragen aber ab, indem sie versprach, ihr später Genaueres zu erzählen und ging dann hinunter in ihre Kabine, wo sie sich nur notdürftig wusch, bevor sie in die Koje kletterte und erschöpft in einen traumlosen Schlaf fiel.
***
HMAS Hammersley, 13: 25 Uhr, Nachmittagswache, Korallenmeer
EJ fühlte sich erfrischt, als sie nach langem Schlaf und einer Dusche den Sanitätsraum aufsuchte, um nach ihrem Patienten zu sehen. Sie traf ihn auf der Bank sitzend beim Essen an.
„Dir scheint es ja wieder gut zu gehen“, meinte sie munter.
„Ich bin noch ein wenig schwach auf den Beinen“, gab er grinsend zu, „aber sonst geht es mir bestens.“
Sie lächelte ihn an, ließ sich jedoch von ihrer grenzenlosen Erleichterung nichts anmerken.
„Lass mal Deinen Arm sehen“, verlangte sie und setzte sich neben ihn.
„Schon wieder?“, murrte er, streckte ihn ihr aber hin. „Swain hat mich vorhin erst neu verbunden.“
EJ nickte und tastete den Verband ab. Buffer verzog dabei keine Miene. Der Arm strahlte keine Hitze mehr aus, wie noch in der Nacht, und es schien alles in bester Ordnung zu sein.
„Sieht gut aus“, murmelte sie.
„Swaino war jedenfalls zufrieden“, erwiderte er und sah sie nachdenklich an. „Er sagte, Du warst die ganze Nacht hier?“
„Allerdings“, nickte sie. „Du wolltest mich nicht gehen lassen.“
„Davon weiß ich nichts mehr“, gab er zu. „Ich war wohl ziemlich weggetreten.“
„So kann man es auch nennen“, grinste EJ.
„Hab ich ... ich meine ... hab ich was gesagt, während ich so ... na ja, Du weißt schon ...“
Sein Blick drückte eindeutige Besorgnis aus, während er sie weiter forschend ansah.
„Oh ja, so Einiges. Und es hat mich zum Nachdenken gebracht.“ Sie sah ihn offen an und er erkannte etwas in ihren Augen, auf das er nicht mehr zu hoffen gewagt hatte. „Ich habe mich wohl in letzter Zeit ziemlich dumm benommen. Es tut mir leid, Pete. Jetzt weiß ich, wie falsch ich gelegen habe.“
Langsam breitete sich ein Lächeln in seinem Gesicht aus. Er glaubte, zu verstehen, was sie meinte. Für eine gefühlte Ewigkeit blickten sie einander in die Augen, bis ein Geräusch auf dem Gang sie aufschreckte.
„Ich glaube, ich hole mir auch was zu essen“, meinte EJ und erhob sich.
„Was denn, hast Du etwa das Mittagessen verpasst?“, fragte er missbilligend.
„Ich habe bis gerade eben geschlafen“, informierte sie ihn.
„Und dann bist Du als Erstes zu mir gekommen“, erkannte er und sah sie liebevoll an. „Dann mal los, ab in die Kombüse. Wenn Du Glück hast, ist noch etwas übrig.“
„So, wie ich Bomber kenne, hat sie mir etwas auf die Seite getan“, lachte EJ, ohne auf seine erste Bemerkung einzugehen. „Und Du schonst Dich noch ein wenig. Die Arbeit läuft Dir nicht davon ...“
„Ach was, ich bin schon fast wieder fit“, antwortete er grinsend.
„Das lass mal schön Swain entscheiden.“
Mit diesen Worten verließ sie ihn und ging beschwingt zur Kombüse.
„Na, Schlafmütze, wieder wach?“, wurde sie von Bomber begrüßt.
„Ja, und mit einem Bärenhunger“, lächelte EJ und ließ sich die Umarmung der Köchin gefallen.
„Ich hab gehört, was in der Nacht los war. Warum habt Ihr mich nicht geweckt?“, fragte diese vorwurfsvoll.
„Es hat gereicht, dass Swain und ich nicht viel Schlaf bekamen. Wozu auch noch Dich wachhalten?“
„Ich gehöre auch zum Sanitätsteam, schon vergessen?“
„Du bist aber auch für die Verpflegung zuständig. Was glaubst Du, wie die Mannschaft rebelliert hätte, wenn es kein Frühstück gegeben hätte?“
„Auch wieder wahr. Komm, hol Dir einen Kaffee. Ich hab Dir was vom Mittagessen zur Seite gestellt.“
„Danke, das kann ich jetzt brauchen.“ Dankbar nahm EJ den Teller entgegen, den Bomber ihr hinhielt. „Das sieht lecker aus.“
„Ich glaube, im Moment würdest Du so gut wie alles aufessen, oder? Jedenfalls sieht es so aus, nach dem zu urteilen, wie Du Dich gerade darüber her machst“, stellte Bomber trocken fest und beobachtete dabei, wie ihre Freundin das Essen in sich hineinschaufelte.
EJ hielt für einen Augenblick inne, dann fing sie an zu lachen.
„Entschuldige bitte“, japste sie, als sie wieder zu Atem kam. „Ich fühle mich wirklich ziemlich ausgehungert, aber das ist kein Grund, meine Manieren zu vergessen.“
„Schon gut. Es freut mich ja, dass Du wieder Appetit hast. Gestern hast Du ja kaum was runtergebracht.“
„Ja, mir scheint die Anwesenheit von Steve doch ein wenig auf den Magen geschlagen zu haben. Und dann noch die Sache mit Buffer ...“
„Es geht ihm doch wieder gut, oder?“, erkundigte die Köchin sich besorgt.
„Er sitzt am Tisch und lässt sich Dein Essen schmecken. Genügt Dir das als Antwort?“
„Klar. Gut, das zu hören. Ach ja, Dein ... ich meine, der Gefangene bekommt übrigens nur trocken belegte Sandwiches und Wasser ...“
„Auf wessen Veranlassung?“
„Ähm ... wir haben kaum noch Vorräte ... Du verstehst?“
„Weiß der CO das?“
„Ich denke schon, er zieht es aber meiner Meinung nach vor, es zu ignorieren ...“
Verständnisinnig grinsten die beiden Frauen einander an, dann schob EJ den leeren Teller zur Seite und trank ihren Kaffee aus.
„Ich sollte mich mal besser wieder zum Dienst melden“, meinte sie und erhob sich. „Danke für das Essen. Es hat ebenso gut geschmeckt, wie es aussah.“
„Für Dich immer, EJ“, erwiderte die Köchin und sah ihr mit einem Lächeln nach.
***
HMAS Hammersley, 20:25 Uhr, Abendwache, Heimathafen Cairns
Das Schiff hatte angelegt und die Übergabe des Gefangenen wurde vorbereitet. Auf dem Pier wartete bereits die Militärpolizei, um ihn zu übernehmen. Swain brachte Steve nach oben, wo einige Crewmitglieder standen, um seinen Abtransport zu beobachten. EJ hatte sich am Schott postiert, da sie ihn vor Zeugen zur Rede stellen wollte. Wie erwartet, blieb er vor ihr stehen, als er herausgeführt wurde.
„So, Du kannst es also nicht erwarten, mich wieder im Knast zu sehen, was?“, höhnte er.
„Du wirst für sehr lange Zeit ins Gefängnis wandern, Steve“, erklärte sie ihm ruhig. „Dass Du unseren Bootsmann vergiften wolltest, wird Dir das Genick brechen.“
„Vergiften? Wie willst Du das denn beweisen? Man wird kein Gift in seinem Blutkreislauf finden. Das kannst Du mir nicht anhängen.“
„In seinem Blut vielleicht nicht, aber auf dem Messer, mit dem Du ihn verletzt hast. Ach ja, und ich muss Dir leider mitteilen, dass der Anschlag misslungen ist. Schon, weil es ihn, und nicht mich, getroffen hat.“
Bei EJs Worten kam Buffer, der sich vorne aufgehalten hatte, nach achtern und stellte sich neben die junge Frau. Die Augen des Gefangenen weiteten sich und er wurde blass.
„Ja, ich lebe“, meinte der Bootsmann lakonisch. „Pech für Sie, Mr. Kingston.“
„Weißt Du, Steve, Dein Fehler war eigentlich schon immer, dass Du mich unterschätzt hast. Ich habe mich lange Zeit von Dir unterdrücken lassen, aber das ist vorbei. Ich bin wieder ich selbst, und ich habe ein sehr gutes Gedächtnis. Du hast mir selbst einmal verraten, worauf ich achten muss“, erklärte EJ ihrem Ex-Mann genüsslich. „Leb wohl. Ich hoffe, Du verträgst gesiebte Luft ...“
Mit diesen Worten wandte sie sich ab und ließ ihn stehen. Während sie zu ihren Kameraden ging, die ihr auf die Schulter klopften und beifällige Bemerkungen machten, führten Swain und Buffer Steve Kingston vom Schiff.
„Ich hoffe, den sehen wir nie wieder“, meinte Charge.
„Wie konntest Du Dich nur von so einem blenden lassen“, bemerkte 2Dads, was ihm einen vorwurfsvollen Blick von Bomber eintrug.
„Jugendsünden“, grinste EJ nur. „Auf Dich fallen die Frauen ja auch rein ...“, womit sie die Lacher auf ihrer Seite hatte.
„EJ, Du musst morgen früh Deine Aussage machen“, informierte Mike sie, als er zu ihnen trat. „Heute Abend ist es zu spät dafür. Und in Anbetracht des glimpflichen Ausgangs dieses Abenteuers würde ich sagen, dass wir uns alle einen freien Abend verdient haben, bis auf die Ankerwache natürlich. 2Dads ...“
Der Angesprochene zog ein Gesicht, während alle anderen fröhlich planten, wo man das Ereignis begießen würde.
„Ja, Sir?“, fragte er mürrisch.
„Ihre Strafe ist aufgehoben. Sie haben mit den anderen zusammen Ausgang.“
Mike lächelte, als sich das Gesicht des Leading Seaman schlagartig aufhellte.
„Ich ... danke, Sir“, stammelte er und warf dann die Arme in die Luft. „Juhuuu!“
Lachend einigte man sich darauf, den Abend in der üblichen Stammkneipe zu verbringen. Da es sich nicht um Urlaub handelte, warfen sich die einzelnen Mannschaftsmitglieder in ihre Ausgehuniformen und zogen bald darauf los. Es wurde ein fröhlicher Abend, an dem nicht so viel getrunken wurde wie sonst, bei dem man allerdings kräftig die gelungene Festnahme und Übergabe Steve Kingstons und natürlich Buffers Gesundheit feierte. Der Bootsmann ließ EJ an dem Abend nicht aus den Augen und sie war sich dessen die ganze Zeit über bewusst. Oft trafen sich ihre Blicke, dann trat ein besonderes Leuchten in ihre Augen und sie lächelten einander an. Es gab mehrere Mannschaftsmitglieder, denen das auffiel, aber diesmal machte niemand dumme Bemerkungen oder neckte die beiden damit. Es war eben doch etwas anderes, wenn es zwei Kameraden vom Schiff betraf und nicht Buffer und irgendeine andere Frau. Nicht einmal 2Dads sagte etwas darüber. Er hatte wohl inzwischen seine Lektion gelernt.
***
HMAS Hammersley, 08:35 Uhr, Vormittagswache, Heimathafen
„Sobald die Vorräte an Bord sind, haben wir Befehl, wieder auszulaufen“, verkündete Lieutenant Commander Flynn auf der Brücke. „EJ, das heißt für Dich, dass Du wieder einmal in Cairns bleiben musst.“
„Schon wieder? Warum?“, murrte sie.
„Deine Aussage ist wichtig und in zwei Tagen ist eine Anhörung angesetzt. Wie Du weißt, muss sich Steve Kingston sowohl vor dem zivilen, als auch vor einem Militärgericht verantworten.“
„Ja, ich verstehe“, seufzte sie. „Ich würde aber viel lieber mit Euch rausfahren.“
„Kann ich mir denken. Beim nächsten Mal dann wieder. Ich hoffe, wir sind bald zurück.“
„Aye, Sir. Dann packe ich mal meine Sachen.“
Ihre ganze Haltung drückte Frustration aus, als sie sich abwandte und die Brücke verließ.
***
EJ blieb noch am Kai, bis die Hammersley den Liegeplatz verlassen hatte, dann machte sie sich langsam auf den Weg. Sie brachte ihre Tasche nach Hause und begab sich dann zu den Behörden, um ihre Aussage zu machen. Dabei vergaß sie nicht zu erwähnen, dass Steve Kingston ihr bereits während der Ehe angedroht hatte, dass er sie im Falle einer Scheidung umbringen würde. Vor dem Militär sagte sie auch aus, dass er mittels eines seltenen Gifts genau das versucht habe. Er hätte stattdessen jedoch beinahe den Bootsmann der Hammersley getötet und sie empfahl, das Beweisstück „Messer“ einer toxikologischen Prüfung zu unterziehen. Dann wies sie noch auf ihren Tauchunfall hin und äußerte die Vermutung, Steve Kingston könnte auch damit etwas zu tun haben, da speziell ihre Sauerstoffflaschen mit Kohlenmonoxid angereichert worden waren. Sie bat darum, den Fall noch einmal aufzurollen und seine Drohung dabei zu berücksichtigen.
Anschließend gönnte sie sich ein Mittagessen in einem der Einkaufszentren. Eigentlich hatte sie danach einen Einkaufsbummel geplant, aber ein Anruf von NAVCOM kam ihr dazwischen. Sie wurde „gebeten“, sich um 13:30 Uhr dort einzufinden. Mit gemischten Gefühlen betrat sie das Gebäude, wo Commander Marshall sie bereits erwartete und in sein Büro führte.
„So, Sie sind also Seaman Walker“, begann er das Gespräch. „Ich habe Sie doch schon einmal gesehen?“
„Ja, Commander, aber nur sehr kurz“, lächelte sie ihn an.
Unwillkürlich erwiderte der Commander das Lächeln.
„Sie haben ganz schön viel Staub aufgewirbelt vorletzte Nacht“, stellte er fest. „Mike hat mir schon einiges davon berichtet, aber ich würde nun ganz gerne Ihre Version hören.“
Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück, bot ihr mit einer Geste Platz an und verschränkte dann die Arme. EJ setzte sich und sah ihn offen an.
„Womit soll ich beginnen, Sir?“, fragte sie höflich.
„Nun, zäumen wir das Pferd doch mal von hinten auf: Was hat Sie dazu bewogen, sich in eine geheime Datenbank einhacken zu wollen?“
„Es ging mir nur darum, mehr über dieses Antitoxin zu erfahren, das ich im Medizinschrank gefunden hatte. Ich vermutete, dass es Buffer ... ich meine, Petty Officer Tomaszewski, helfen könnte.“
„Hmm“, machte der Commander. „Ich glaube, Sie müssen doch von vorne beginnen. Ich verstehe nicht ganz. Was war mit Bootsmann Tomaszewski los? Wofür brauchte er ein Antitoxin?“
EJ holte tief Luft und überlegte, womit sie anfangen sollte. Dann entschloss sie sich, wirklich von vorne zu beginnen.
„Wie viel Zeit haben Sie, Commander?“, fragte sie. „Es ist nämlich eine lange Geschichte.“
„Den ganzen Nachmittag, wenn es sein muss und kein Notfall dazwischen kommt. Legen Sie los.“
Und so schilderte EJ ihm von Anfang an, wie es letzten Endes dazu gekommen war, dass sie versucht hatte, gewisse Informationen aus der geheimen Datenbank zu holen und ließ dabei nur die Details aus, die ihre Beziehung zu Buffer betrafen.
„Wie Sie ja wissen, ist mir das gänzlich misslungen. Ich bin nun einmal kein Hacker und werde wohl auch nie einer werden, dazu kenne ich mich mit diesem Kram viel zu wenig aus“, schloss sie.
„Ihr einziges Interesse war also das Wohlergehen des Bootsmannes, sehe ich das richtig?“, hakte Commander Marschall noch einmal nach.
„Vollkommen, Sir. Es ging um Leben und Tod“, bestätigte sie.
„Und Sie haben diese Entscheidung ganz allein getroffen?“
„Ja, Sir. Es war ja niemand da ...“
„Hätten Sie nicht Ihren Vorgesetzten fragen müssen, bevor Sie sich in unsere Datenbank einloggten?“
„Einer meiner Vorgesetzten kämpfte um sein Leben, der andere brauchte dringend seinen Schlaf. Vielleicht hätte ich Petty Officer Blake tatsächlich wecken sollen, aber ich entschied mich dagegen, Sir“, erwiderte sie mit fester Stimme.
„Mike Flynn teilte mir schon mit, dass ich eine solche Antwort erwarten dürfte. Er hat sich ganz schön für Sie ins Zeug gelegt, wussten Sie das?“
„Nein, Sir, das war mir nicht bekannt. Aber, wenn Sie erlauben, Sir, ich brauche keinen Fürsprecher. Ich stehe zu dem, was ich getan habe, denn es geschah in bester Absicht.“
Der Commander nickte lächelnd.
„Auch diese Antwort hat er mir vorhergesagt. Er kennt Sie recht gut, scheint mir.“
„Möglich, Sir. Als Kinder waren wir Nachbarn.“
„Das hat er mir schon einmal erzählt“, meinte er lächelnd. „Er sorgt sich sehr um Sie und hält sich wohl für eine Art „älterer Bruder“ Ihnen gegenüber.“
„Bitte, Sir, nicht, dass Sie denken, ich ziehe Vorteile aus seiner Bekanntschaft ...“, erwiderte sie erschrocken.
„Oh nein, das denke ich gewiss nicht, dazu kenne ich Mike Flynn zu gut. Außerdem hätte ich Sie längst auf ein anderes Schiff versetzt, wenn ich so einen Verdacht hätte. Schließlich verdanken Sie mir ja auch Ihren Aufenthalt auf der Hammersley.“
EJ sah prüfend in sein väterlich lächelndes Gesicht. Sie ließ sich durch diese Fassade nicht täuschen und wusste, dass sie einen erfahrenen Seebären vor sich hatte, dem man so leicht nichts vormachen konnte.
„Aha“, schmunzelte sie. „Dann gehe ich davon aus, dass wir 2Dads, ähm, ich meine, Leading Seaman Kosov-Meyer, ebenfalls Ihnen zu verdanken haben?“
„Sie gefallen mir, junge Frau“, nickte der Commander anerkennend. „Natürlich, Sie haben ganz recht, und ich mag es, dass Sie nicht auf den Mund gefallen sind. Ihr CO sieht das völlig richtig, sie haben das Zeug dazu.“
„Das Zeug wozu?“, fragte sie misstrauisch.
„Zum Kommando natürlich. Haben Sie nie darüber nachgedacht?“
„Komisch, das hat Mike ... Lieutenant Commander Flynn mich auch gefragt. Wie kommen Sie nur alle darauf?“
„Können Sie sich das nicht denken? Sie haben eindeutige Führungsqualitäten bewiesen. Sie treffen die richtigen Entscheidungen, wenn es die Situation erfordert. Sie entscheiden etwas, ohne nach Rückendeckung zu suchen. Sie ergreifen die Initiative und übernehmen das Kommando, wenn ihr Wissen in einer Situation das ihres Vorgesetzten übersteigt. Und das Wichtigste dabei ist, dass sie die Konsequenzen für Ihr Handeln zu tragen bereit sind. Soll ich fortfahren?“ Commander Marshall hatte sich vorgebeugt und die Unterarme auf den Schreibtisch gestützt. Mit ernster Miene sah er die junge Frau vor sich an. „Seaman Walker, wissen Sie eigentlich, dass sie ein Talent vergeuden?“
Sie schüttelte den Kopf.
„Das sehe ich nicht so, Sir. Meine eigentliche Berufung ist das Heilen. Ich möchte kein Schiff kommandieren. Ich bin zufrieden mit dem, was ich tue. Ich kann Menschen helfen ...“
„Nun gut, das müssen Sie selbst wissen“, seufzte Marshall schließlich, nachdem er sie eine Weile forschend angesehen hatte. „Ich würde Ihnen aber trotzdem empfehlen, den nächsthöheren Dienstgrad anzustreben. Sie könnten es immerhin bis zum Petty Officer schaffen ...“
„Ich werde es mir überlegen, Sir“, erwiderte sie mit einem Lächeln. „Was geschieht jetzt mit mir? Ich meine, in Bezug auf den Sicherheitsverstoß?“
„Ich würde sagen, diese Sache hat sich erledigt. Unser Gespräch hier wurde vom Sicherheitsdienst mitgehört und ich denke, auch dort haben sie begriffen, dass dies ein einmaliger Fall war.“
„Das war es ganz bestimmt“, antwortete sie erleichtert. „Vielen Dank, Sir.“
„Sie brauchen mir nicht zu danken. Sie selbst haben bewiesen, dass Ihre Integrität über jeden Verdacht erhaben ist.“
„Ich würde nie etwas tun, das der Navy oder unserem Land schadet, Sir“, bestätigte sie nochmals und erhob sich. „Es ging mir nur um die Gesundheit meines Vorgesetzten.“
„Und die ist wieder hergestellt, nehme ich an?“, fragte Commander Marshall abschließend.
„Er ist so munter wie eh und je“, nickte EJ lächelnd und verabschiedete sich dann.
„Überlegen Sie sich das mit der Kommandolaufbahn noch einmal“, empfahl ihr der Commander und sah ihr wohlwollend nach, als sie sein Büro verließ.
tbc.