Vielen Dank für's Drücken des Danke Buttons Evaine, Galaxy, John´s Chaya und sandra721.
Treu bis zum Ende, das mit diesem Kapitel geschafft ist:
Kapitel 28: Auflösung
Besprechungsraum, Gegenwart
„Das ist ein Punkt, den ich nicht verstanden habe“, unterbrach Teyla Ronons Bericht. "Was meinte sie damit?“
Auch die anderen blickten den Sateder fragend an. Besonders Lorne zeigte ein lebhaftes Interesse, hörte er doch zum ersten Mal davon.
„Es ist vermutlich das, was Careena erst so weit gebracht hat, die Quelle aller Missverständnisse“, seufzte Ronon. „Careena denkt immer noch auf satedische Weise. Sie wusste nicht, dass sich das terranische und das satedische Militär in manchen Dingen sehr unterscheiden.“
„In welchen Dingen unterscheidet es sich denn?“, fragte Sheppard verblüfft, denn auch er war nie auf die Idee gekommen, dass es hier Unterschiede geben könnte.
„Insbesondere in Hinsicht auf Karriere, Disziplin und Beziehungen“, meinte Ronon geheimnisvoll.
„Was soll das heißen, Karriere ... Wie machte man denn auf Sateda Karriere?“, wollte McKay neugierig wissen.
„Unter Anderem, indem man seinen Vorgesetzten besonders zur Verfügung stand ...“
„Du ... Du meinst ... in ... sexueller Hinsicht?“
Rodney machte große Augen, als der Sateder nickte.
„Das hieße ja, Du ... Du hast Dich ... hochgeschlafen?“
„Man musste das nicht tun, wenn man nicht wollte. Hätte ich da mitgemacht, wäre ich jetzt nicht nur Specialist ..."
„Und Careena?“, brach es unwillkürlich aus Lorne heraus.
„Sie wäre wohl bis zum Rang eines Specialist gekommen. Sie ist aber nur Agent. Machen Sie sich Ihren Reim drauf.“
Für einen Moment war es still im Raum. Ronon beobachtete schmunzelnd, wie die Anwesenden versuchten, die Information zu verdauen. Schließlich ließ sich diese Vorgehensweise nicht im Mindesten mit der im terranischen Militär vergleichen. Einzig Teyla schien mit der Vorstellung einigermaßen klarzukommen, allerdings stammte sie ja auch aus dieser Galaxie. Dann räusperte sich Mr. Woolsey.
„Tja, Mr. Dex, wenn ich Sie richtig verstanden habe, ist das nicht der einzige Unterschied in unseren Kulturen ...“
Ronon schüttelte, noch immer leicht grinsend, den Kopf.
„Also, das mit den Beziehungen dürfte dann nicht mehr schwer zu erraten sein. Ich nehme einmal an, dass es in ihrem Militär grundsätzlich erlaubt war, eine Beziehung zu einem Mitglied seiner Truppe zu führen?“, fuhr der zivile Leiter der Stadt fort.
„Es wurde sogar erwartet, dass ein Vorgesetzter eine Beziehung zu demjenigen suchte, den er besonders fördern wollte. Wie gesagt, derjenige musste nicht zustimmen, aber die meisten taten es.“
Von Lorne kam ein gequältes Aufstöhnen. Ihm war plötzlich klar geworden, warum Careena so bereitwillig angenommen hatte, als er ihr anbot, in sein Team zu kommen. Sie musste das genaue Gegenteil dessen erwartet haben, was er eigentlich, nach irdischen Vorschriften, beabsichtigt hatte. Immer mehr kleine Details fielen ihm ein, die ihm hätten signalisieren müssen, dass sie die Regeln im terranischen Militär nicht kannte. Er hatte es einfach übersehen.
„Dann bleibt eigentlich nur noch die Frage nach der Disziplin“, bemerkte Colonel Sheppard.
„Das ist nun besonders verzwickt“, entgegnete Ronon. „Ich weiß, auch bei Euch gibt es auch Disziplinarstrafen, aber sie sind harmlos im Vergleich zu den satedischen. Das schlimmste, was bei Euch passieren kann, ist ein Verfahren vor dem Militärgericht, eine Haftstrafe und eine unehrenhafte Entlassung ohne Anrecht auf Bezüge.“
Mr. Woolsey nickte bedächtig.
„Sie haben sich gut informiert, Mr. Dex.“
„Das musste ich wohl, um meiner Schwester helfen zu können. Die Strafen auf Sateda waren nämlich ungleich härter. Dort konnte es durchaus sein, dass eine Befehlsverweigerung die Todesstrafe nach sich zog.“
Ein entsetztes Keuchen folgte seinen Worten. Bestürzt starrten ihn die um den Tisch versammelten an.
„Und noch etwas“, fuhr Ronon ungerührt fort. „Die Strafen wurden direkt von den Vorgesetzten verhängt. Es bedurfte dazu keines Gerichtes. Die alleinige Verantwortung lag beim direkten Vorgesetzten des Straftäters. In seinem Ermessen stand auch die Härte der Strafe. Es gab dabei aber, solange ich mich zurück erinnern kann, niemals reine Willkür. Immerhin mussten die Befehlshaber mit der Erinnerung leben. Ich habe selbst nur einmal erlebt, dass die Todesstrafe ausgesprochen und angewendet wurde.“
„Was meinst Du damit: Mit der Erinnerung leben?“, fragte Teyla.
„Die Strafen mussten von demjenigen, der sie verhängt hatte, ausgeführt werden. Verurteilte also ein Truppenführer, aus welchem Grund auch immer, jemanden zum Tode, so musste er ihn selbst töten“, erklärte Ronon mit rauer Stimme.
Wieder herrschte schockiertes Schweigen.
„Du ... Du hast doch nicht ...", kam es dann zögernd von Rodney.
„Traust Du mir das etwa zu?“, herrschte Ronon ihn an. „Damit hätte ich nicht leben können.“
„Schon gut, ganz ruhig, Chewie“, mischte sich Sheppard ein und legte beruhigend die Hand auf den Arm des Sateders. „Niemand glaubt, dass Du ohne gewichtigen Grund jemanden umbringst. Schon gar nicht einen Untergebenen."
„Damit ist klar, was Careena gemeint hat“, lenkte Teyla nun erfolgreich ab. „Sie war offensichtlich der Ansicht, dass das Vergehen, entgegen Major Lornes Befehl die Naniten zu seiner Heilung einzusetzen, so schwerwiegend war, dass sie den Tod verdient habe. Und glaubte, der Major wäre zu genau diesem Zweck zu ihr in den Trainingsraum gekommen.“
„Ja, offensichtlich“, bestätigte Ronon. „Obwohl so eine Bestrafung in der Regel öffentlich vorgenommen wurde, schon als Mittel zur Abschreckung. Es erklärt auch, warum Careena sich nicht verteidigt hat.“
„Und ihre Resignation“, warf Dr. Beckett ein. „Wenn sie der Ansicht war, dass Major Lorne ihren Tod wollte, ist klar, warum sie den Lebenswillen verlor.“
„Das war nicht der einzige Grund dafür“, erklärte Ronon.
***
Zwei Tage zuvor, Krankenstation
Bestürzt hatte Ronon Careenas Worte vernommen. Schlagartig wurde ihm klar, in was für einem Irrtum seine Schwester gefangen war.
„Nein, Kleines, Du liegst falsch. Das läuft hier nicht so wie auf Sateda ...“, versuchte er ihr klarzumachen, aber sie schien seine Worte nicht zu hören.
„Er sollte ... hier ... sein ...“, flüsterte sie angestrengt. „Um der ... Ehre ... Willen.“
Ronon stöhnte auf. Er ahnte, was in ihr vorging, als sie nun resigniert die Augen schloss. Die satedische Ehre verlangte, dass der Vorgesetzte die Strafe bis zum Ende miterlebte. Tat er dies nicht, so befand er den Verurteilten nicht der Ehre wert.
„Sheppard!“, wandte er sich an John. „Lass Lorne herbringen, bitte.“
Der Colonel verstand zwar nicht, was vorging, hörte aber die Dringlichkeit in Ronons Tonfall und nickte.
„Wachen, bringen Sie Major Lorne zur Krankenstation. Sofort!“, befahl er in sein Mikro.
Es dauerte nicht lange, bis der Major, flankiert von seinen beiden Bewachern, den Raum betrat. Der Anblick der von ihren Freunden umringten Careena schnitt ihm ins Herz. Ihre Arme waren geschient und ihr Gesicht war geschwollen und schillerte in allen Farben. Er ahnte plötzlich, warum man ihn hergebracht hatte.
„Nein, bitte ...“, stammelte er und eilte zu ihrem Bett. „Careena, hörst Du mich? Du darfst nicht sterben, hörst Du?“
Die junge Satederin öffnete mühevoll die Augen einen Spalt und erkannte nach einem Augenblick, wer bei ihr war.
„Evan ...“, flüsterte sie. „Du ... bist gekommen. Verzeihst ... Du ... mir?“
Die mühsam hervorgebrachten Worte trieben ihm Tränen in die Augen.
„Ich soll Dir verzeihen? Was denn? Dass Du mich gerettet hast?“ Er schluckte und fuhr dann leise und eindringlich fort: „Es gibt nichts, was ich Dir verzeihen müsste. Im Gegenteil. Ich muss Dich um Vergebung bitten für das, was ich Dir angetan habe.“
Ein verständnisloser Blick traf ihn, bevor Careena ihre Augen schloss. Das Piepen der Geräte wurde unregelmäßiger.
„Nein, Careena, bitte“, flüsterte er erstickt. „Verlass mich nicht, bitte."
„Es geht zu Ende“, sagte Dr. Beckett leise.
„Nein!“
Mit einem Aufschrei fuhr Lorne herum. In seinen Augen stand die schiere Verzweiflung.
„Die Naniten! Wo sind sie, Doc. Sie müssen ihr die Naniten spritzen ..."
„Glaubst Du nicht, dass wir darauf auch schon gekommen sind?“, fuhr Ronon ihn an. „Sie sind längst in ihrer Blutbahn, ich habe sie ihr gegeben.“
„Aber ... warum helfen sie ihr nicht?“
„Weil sie es verboten hat. Genau wie Du, Lorne, genau so. Sie wollen sie nicht programmieren ...“
Ungläubig starrte der Major den Sateder an. Careena hatte verboten, die Naniten bei ihr anzuwenden? Das bedeutete ihren sicheren Tod! Gehetzt sah er sich um. Er musste etwas tun, egal was. Was konnte er tun? Er musste sie retten! Er durfte sie nicht verlieren, nicht so, nicht jetzt. Was hatte er für Möglichkeiten? Sein Blick fiel auf ein Tablett, das in der Nähe auf einem kleinen Wagen stand und auf dem einige sterile Instrumente lagen. In dem Moment trat Dr. Keller an das Bett und in einer halb unbewussten Reaktion riss er sie an sich, grabschte ein kleines Messer vom Tablett und hielt es Jennifer an den Hals.
„McKay“, herrschte er, als alle noch wie erstarrt da standen. „Los, programmieren Sie die Naniten.“
„Wa .. as? Aber Careena hat doch ... sie sagte, sie will nicht ...“, stotterte der Wissenschaftler erschreckt.
„Lorne!“, warnte Sheppard in drohendem Ton und bewegte sich langsam auf ihn zu.
„Nein, Colonel, bleiben Sie, wo Sie sind. Und Sie machen jetzt, was ich sage, McKay, oder ich muss Dr. Keller leider sehr weh tun.“
Bei diesen Worten blieb der Colonel stehen. Er hatte etwas in Evans Augen aufblitzen sehen, das ihn vorsichtig werden ließ. Dann verstand er plötzlich und nickte.
„In Ordnung. Rodney, tu, was er sagt."
„A ... aber ... Careena ...“
„Rodney! Mach es!“ herrschte Jennifer ihren Freund an.
Da fiel endlich auch bei diesem der Groschen und er eilte zum Laptop, der auf einem freien Bett gelegen hatte.
„Ja, natürlich, ich bin ja schon dabei. Nur tun Sie ihr nichts“, rief er dabei. Dann ließ er seine Finger geschwind über die Tastatur springen und gab die Befehle frei.
Gespannt warteten alle auf eine Reaktion, aber es dauerte eine Weile, bis die Geräte wieder Normalwerte anzeigten.
„Sie können das Messer jetzt wieder runter nehmen und Dr. Keller frei geben“, meinte Sheppard schließlich.
Lorne, der wie betäubt wirkte, nickte und ließ die Arme sinken.
„Ich wusste, dass Sie mir nichts antun würden“, drehte sich die Ärztin zu ihm um. „Vielen Dank für das Alibi, obwohl es nicht gerade eine angenehme Erfahrung war.“
Lorne grinste sie schief an.
„Sie sind mir nicht böse? Ich wusste nur nicht, was ich tun sollte ...“
„Schon in Ordnung. Allerdings weiß ich nicht, wie Colonel Sheppard das sieht.“
***
Besprechungsraum, Gegenwart
„Das war eine ziemlich dramatische Nummer, die Sie da abgezogen haben“, meinte Dr. McKay.
„Etwas weniger Aufregung hätte wirklich nicht geschadet“, bestätigte Mr. Woolsey.
„Es tut mir Leid, Sir, Dr. McKay“, erwiderte Lorne schuldbewusst. „Ich hatte in dem Moment jedoch keine andere Wahl. Ich musste etwas tun und ich musste es schnell tun. Die Naniten in Careenas Blut waren die einzige Alternative.“
„Sie wussten doch gar nicht, ob sie ihr noch helfen würden“, warf Dr. Beckett ein.
„Das ist richtig. Ich musste es aber trotzdem versuchen.“
„Und es hat letzten Endes auch funktioniert“, schaltete sich Dr. Keller ein. „Zumindest körperlich haben die Naniten Agent Sinis wieder hergestellt. Bei einer Nachuntersuchung entdeckten wir, dass sich eine Naht wieder gelöst hatte. Es war also nicht nur ihr Gemütszustand an der Verschlechterung ihrer Werte schuld. Die erneuten inneren Blutungen hätten sicher zu ihrem Tod geführt."
„Die Entscheidung war also richtig, aber die Durchführung mangelhaft?“
„So könnte man es zusammenfassen, Mr. Woolsey.“
***
Zwei Tage zuvor, Krankenstation
„Major, ich muss Sie bitten, wieder in Ihr Quartier zu gehen.“
Sheppards Stimme drang nur langsam zu Lorne vor. Er hatte sich, nachdem die Aufregung vorüber war und Careenas Freunde sich zurückgezogen hatten, ans Bett der Satederin gesetzt und hielt ihre Hand, die nun nicht mehr geschient war, in seiner. Zögernd drehte er sich zu seinem Vorgesetzten.
„Ich stehe nach wie vor unter Arrest, nicht wahr?“
„Nach der Aktion von gerade eben? Was denken Sie?“
„Kann ich mich noch kurz ...?“
Sheppard nickte und wandte sich ab.
Lorne wusste nicht, ob Careena wieder bei Bewusstsein war und ihn hören konnte, aber das war ihm im Moment egal.
„Ich liebe dich“, flüsterte er nahe an ihrem Ohr. „Das wollte ich Dir schon gestern sagen, aber es kam etwas dazwischen.“
Dieser kleine Anflug von Galgenhumor hatte ihn sozusagen angesprungen, konnte ihn aber nicht wirklich aufheitern. Er hoffte, dass die junge Frau bald wieder völlig hergestellt sein würde. Es war für ihn noch immer wie ein Wunder, zu beobachten, wie die Schwellungen und Verfärbungen in ihrem Gesicht mit jeder Minute mehr zurück gingen. Dafür hatte es sich gelohnt, eine Strafe zu riskieren. Mit einem Mal verstand er nicht mehr, was ihn an den Naniten so abgeschreckt hatte. Er schüttelte den Kopf und erhob sich.
„In Ordnung, Colonel, ich begebe mich wieder ins Exil“, scherzte er müde. „Ach, und Sir?“
Sheppard hob fragend die Augenbraue.
„Danke!“
„Wofür? Sie stehen nach wie vor unter permanenter Aufsicht.“
„So kann man es auch nennen. Nein, was ich meinte, ist: Sie hätten vorhin auch schießen können.“
„Auf meinen besten Mann? Höchstens mit einem Stunner.“
„Ja, danke, diese Erfahrung hab ich schon mal gemacht.“
Mit einem Lachen klopfte der Colonel Lorne auf die Schulter und geleitete ihn hinaus, wo er ihn den beiden Wachen übergab.
***
Besprechungsraum, Gegenwart
„Careena war ziemlich verwirrt, als sie wieder aufwachte. Ihr war wohl schnell klar, dass die Naniten am Werk waren, aber ebenso wusste sie, dass es nicht Carson gewesen sein konnte. Sie lockte die ganze Geschichte aus mir heraus“, berichtete Ronon.
„Was war ihre Reaktion, als sie erfuhr, dass Major Lorne Dr. McKay praktisch dazu gezwungen hatte, die Naniten zu programmieren?“, wollte Mr. Woolsey wissen.
„Sie wirkte sehr in sich gekehrt. Aber nach einer Weile fing sie an, Fragen zu stellen.“
„Was für Fragen?“
„Ähnliche Fragen wie Sie“, grinste Ronon. „Sie wollte wissen, warum Lorne so reagiert hatte. Und schließlich redeten wir über die Unterschiede zwischen terranischem und satedischem Militär.“
Er dachte daran, wie er stundenlang an ihrem Bett gesessen hatte, während die Naniten ihre Arbeit vollendeten. Sie hatten so viel miteinander geredet, wie seit ihrer Jugend nicht mehr. Geduldig hatte er ihr erklärt, was beim Militär auf Atlantis anders war als auf Sateda. Die Fragen waren ihr nicht ausgegangen. Er hatte auch seine Meinung über Lornes Beweggründe, sie in sein Team aufzunehmen, nicht zurückgehalten. Am Ende hatte Careena nachdenklich geschwiegen.
„Agent Sinis ist also in der Zwischenzeit darüber aufgeklärt, wie unser Militär funktioniert?", erkundigte sich Mr. Woolsey schließlich.
„Ich denke, sie hat die Zusammenhänge nun verstanden", bestätigte Ronon.
„In Ordnung, dann bleibt uns ja nur noch eine Stimme zur Anhörung.“
Mit diesen Worten drückte er einen Knopf auf dem Intercom, das an seinem Platz stand.
„Sergeant Brown, bitte schicken Sie Agent Sinis zu uns herein.“
Gleich darauf öffnete sich die Tür, um Careena einzulassen.
„Bitte, setzen Sie sich, Agent Sinis“, forderte Woolsey sie auf.
Careena blickte sich kurz um und wählte dann demonstrativ einen Platz zwischen Major Lorne und den Ärzten. Ronon grinste zu ihr herüber und auch Colonel Sheppard musste angesichts dieser Entschlossenheit schmunzeln. Teyla nickte ihr lächelnd zu und selbst McKay blinzelte verschwörerisch.
„Nachdem ich nun fast alle Beteiligten gehört habe, würde mich noch interessieren, was Sie zu dieser ganzen Angelegenheit zu sagen haben, Agent Sinis“, begann Woolsey.
Careena sah ihn offen an.
„Ich glaube, es gab, was meine Person und auch die von Major Lorne anbelangt, einige Missverständnisse, die am Ende zu der Situation im Trainingsraum geführt haben.“
Es klang fast wie auswendig gelernt, was sie sagte, aber ihr Blick war arglos und ohne Scheu.
„Sie sind also nicht der Meinung, dass der Vorfall geahndet werden sollte?“
„Wenn hier jemanden eine Schuld treffen sollte, so bin ich das. Schließlich sind die Naniten erst meinetwegen nach Atlantis gebracht worden.“
„Moment mal, dann wäre wiederum ich schuld, weil ich dich angeschossen hatte“, protestierte Lorne.
„Das hättest Du nicht, wenn ich nicht so falsch auf Dich reagiert hätte ...“
„Ruhe!“, donnerte Richard. „Ich verstehe jetzt gar nichts mehr. Wer trägt denn nun die Schuld an dem Vorfall?“
„Ich“, kam es unisono aus den Kehlen von Colonel Sheppard, Ronon, Teyla, McKay, Dr. Beckett, Major Lorne und Careena. Mit einer kleinen Verzögerung schloss sich auch Dr. Bowman dem allgemeinen Schuldbekenntnis an.
„Aber ... wie können Sie alle verantwortlich sein?“, fragte Richard perplex.
„Ich denke, es war eine Verkettung von unglücklichen Umständen. Entweder sind wir alle schuldig oder keiner von uns. Wie Sie das sehen wollen, liegt ganz bei Ihnen, Mr. Woolsey“, erklärte Careena schließlich. „Sie hatten mich um meine Meinung gefragt“, setzte sie noch schulterzuckend hinterher.
„Ich kann diesen Vorfall doch aber nicht einfach unter den Tisch kehren“, stöhnte der zivile Leiter der Stadt.
„Medizinisch gesehen ist der Fall ziemlich klar: Major Lorne hat schlafgewandelt. Da dies schon einmal vorgekommen ist, dürfte ich keine Schwierigkeiten haben, die Sache damit zu erklären. Was den Rest anbelangt: Es ist niemandem ein Leid widerfahren, oder?“
Dr. Bowman bot Woolsey damit einen dicken Strohhalm an, den dieser dankbar ergriff.
„Gut, dann kann dieser Fall ja zu den Akten gelegt werden. Ich sehe keinen Anlass, den Vorfall militärpolizeilich untersuchen zu lassen. Vielen Dank, meine Herrschaften. Ich erkläre die Sitzung für beendet.“
„Einen Moment noch, bitte“, erklang Careenas Stimme glockenhell im einsetzenden Gemurmel und Stühlerücken.
„Ja, Agent Sinis, was gibt es noch?“
„Da ich nun über die Verhältnisse im terranischen Militär unterrichtet bin, erkläre ich hiermit vor Zeugen meinen Austritt aus Major Lornes Team. Unter den vorliegenden Umständen kann ich nicht mehr mit ihm zusammenarbeiten.“
Ronon und Teyla schmunzelten und auch über Sheppards Gesicht ging ein verstehendes Lächeln.
„Ich nehme Ihr Austrittsgesuch an", erklärte er ganz formell und grinste dann breit.
Auch die Ärzte und Rodney mussten bei Careenas Ernsthaftigkeit lächeln. Nur Major Lorne glaubte, nicht richtig zu hören. Was war denn das nun wieder? Was hatte Careena vor?
Erst, als er die feixenden Mienen seiner Kollegen sah, kam ihm die Erleuchtung. Careena war wieder einmal schneller gewesen als er. Sie hatte die Situation richtig erkannt und ihre Konsequenzen daraus gezogen. Was aber hatte sie nun vor? Wollte sie Atlantis verlassen?
Er folgte ihr langsam, als sie den Besprechungsraum verließ. Schon bald merkte er, wohin sie wollte. Sie strebte ihrem Lieblingsplatz zu, einem kleinen Balkon in einem der mittleren Stockwerke. Kaum jemand nutzte ihn, aber Careena hatte ihn eines Tages für sich entdeckt. Sie mochte die Aussicht und die Ruhe. Als Lorne ihn erreichte, lehnte Careena an der Brüstung und sah aufs Meer. Einige Zeit stand Evan nur da und sah sie an. Er konnte sich kaum satt sehen an ihrem Anblick. Vielleicht war es eine letzte Gelegenheit, das zu tun? Er wusste es nicht und hatte mit einem Mal Angst davor, sie zu fragen.
„Warum kommst Du nicht heraus zu mir, Evan?“, sprach sie ihn so plötzlich an, dass er zusammenzuckte. „Die Aussicht ist wunderschön.“
Langsam trat er neben sie. Wieder schwiegen sie eine lange Zeit, bis Lorne schließlich die Stille brach.
„Was wirst Du jetzt tun?“
Careena sah ihn prüfend an. Sein Tonfall war so traurig, fast resigniert gewesen.
„McKay hat mich gefragt, ob ich in seinen Laboren arbeiten will“, erwiderte sie. „Ich denke, ich werde jetzt ein Eierkopf.“
Das hoffnungsvolle Leuchten, das seine Augen erhellte, schnitt ihr ins Herz. Eigentlich war es gemein, dass sie ihn so hinhielt, aber nach allem, was geschehen war, hatte er es verdient, ein ganz kleines bisschen zu leiden.
„Du bleibst also hier, auf Atlantis?“, fragte er vorsichtig, als könne er es nicht glauben.
„Natürlich bleibe ich hier“, schalt sie ihn sanft. „Wohin sollte ich denn sonst gehen? Alles, was ich brauche, ist hier. Meine Familie, meine Freunde, ... Du ...“
Ein glückliches Lächeln erhellte Evans Gesicht bei diesen Worten. Behutsam zog er sie in seine Arme und vergrub das Gesicht in ihrem Haar.
„Ich brauche Dich auch“, murmelte er. „So sehr ... Ich liebe dich.“
„Ich liebe Dich auch, Evan. Und in Zukunft werden wir miteinander reden, in Ordnung?“
„Ja.“
„Damit es nie wieder zu Missverständnissen kommt ...“
„Ja.“
„Weißt Du, ich hatte nämlich noch nie eine Beziehung und ...“
Evan nutzte lachend die effektivste Methode, um Careena zum Schweigen zu bringen und verschloss ihre Lippen mit einem zärtlichen Kuss.
The End