claudi:
Yep, für Rodney ging die Sonne auf, nachdem er all die Technologie sah. *g* Nur schade, dass er nichts anfassen durfte.
Oh, wem sagst du das? Ich kann ihn ebenso wenig leiden. Für mich ist er ein richtiges Ekelpaket und passte perfekt dort rein, für das was er tat – muss mir nur noch überlegen, was ich demnächst mit ihm anstelle…Und dann, dieser Coolidge , ich-kann-diesen-Mann-nicht-leiden!!!
Evaine:
Coolidge würde ich alles zutrauen, aber Atlantis hält ja Gott sei Dank zusammen. Auch wenn sie die Gate-Adressen kennen würden, sie würden sie nicht verraten.
Hmmm … so in etwa hab ich mir das vorgestellt, bis auf ein paar Kleinigkeiten. *g*Also folgen jetzt einige Story über John in Magmentari, in denen er seine Position dort festigt, bevor dann seine große Rückkehr nach Atlantis gefeiert wird, einschließlich Versöhnung mit der Erde.
Und nun viel Spaß, mit dem nächsten Kapitel.
Kapitel 50
Wie ein Lauffeuer ging die Nachricht durch Atlantis – Unglauben, Bestürzung und Fassungslosigkeit war die erste Reaktion. Die meisten von ihnen mochten ihren Colonel und würden ihn lieber auf Atlantis, als sonst wo sehen. Doch andere wiederum verstanden, warum er Atlantis verließ und waren sogar stolz auf ihn, denn es gehörte schon eine Menge Mut dazu, diesen Schritt zu wagen.
Ihr Colonel Sheppard, der mit ihnen durch Höhen und Tiefen gegangen war, der Atlantis zu dem gemacht hatte, was es jetzt ist, würde später einmal König werden – wann gab es das?
Alle wussten mittlerweile, dass das IOA ihn auf dem Kicker hatte, doch in Magmentari …? Fast jeder hatte die beiden Schiffe auf den Piers gesehen und mittlerweile zweifelte auch keiner mehr daran, dass der Streit mit Coolidge im Büro, hätte auch ganz anders ausgehen können – ja, sie waren wirklich stolz auf ihn.
„Wir sollten eine Party organisieren.“
Ungläubig warf O’Hara Miller einen Blick zu. „Ne Abschiedsparty?“
„Nein, eine … ich weiß nicht, eine Willkommens-Abschiedsparty?“
„Hast du den Colonel nicht immer verehrt und zu ihm aufgesehen?“
„Ja und das tu ich immer noch“, verteidigte Ken sich. „In dem Sinne ist es doch kein Abschied. Überlegt doch mal, wenn der Colonel wirklich das Erbe antritt, das IOA könnte sich gar nicht erlauben, ihn so zu behandeln, wie sie es jetzt tun.“
Nachdenklich runzelte O’Hara die Stirn. „Da ist was dran.“
„Ja“, meldete sich, ein anderer Marine zu Wort. „Früher oder später, hätte das IOA ihn zur Erde geschickt, doch jetzt bleibt der Colonel in Pegasus und dann noch als Prinz.“
Augenbrauen schoben sich nach oben und ein allgemeines Schmunzeln zeichnete sich auf den Gesichtern verschiedener Leute. „Sheppard wird uns nicht vergessen“, meinte ein Techniker vom dritten Tisch links.
„Nein, das wird er nicht“, bestätigte ein anderer. „Und wer weiß, vielleicht dürfen wir sogar irgendwann einmal, bei der Krönung dabei sein.“
„Ob es dort schöne Frauen gibt?“
„Fragt Ken.“
Miller schoss die Röte ins Gesicht. Er hörte, wie Stühle verschoben wurden und die halbe Kantine sich plötzlich in einem großen Bogen, um seinen Tisch befand. „Was fragt ihr mich?“
„Bist du nicht mit der Ärztin zusammen?“
„Nein, Clivia ist schon vergeben“, murmelte er und biss sich auf die Lippen.
„Wie? Mit wem?“
„Das ist ein Geheimnis.“
Grübelnd sahen sich alle untereinander an – mit wem könnte die Ärztin ein Verhältnis haben? Plötzlich hoben sich einige Augenbrauen – „Prinz Charming!“
°°°°
Unruhig lief Sam in ihrem Büro hin und her. Jack hatte ihr den Auftrag gegeben mit Vayden zu reden, nachdem Sheppard vor drei Stunden das Büro verlassen hatte und niemand ihn umstimmen konnte. Nervös fuhr sie sich nun durch die Haare, nagte an ihrer Unterlippe und begrüßte den Anthuriner, der plötzlich zwischen Tür und Angel stand.
„Vayden, es freut mich, dass Sie Zeit für mich gefunden haben. Bitte setzen Sie sich.“ Höflich deutete sie auf einen Sessel und setzte sich ebenfalls hin. „Mit Sicherheit können Sie sich denken, warum ich Sie sprechen wollte?“
„Ja.“
„Gut, doch bevor Sie nun irgendeine Schlussfolgerung ziehen, möchte ich Ihnen etwas erzählen, das unseren Standpunkt vielleicht etwas näher bringt.“ Durchatmend faltete sie ihre Hände und legte sie auf ihren Schoss. „Es gibt nicht viele Menschen, zumindest nicht in unserer Galaxie, die das ATA Gen von Natur aus besitzen, John ist einer davon. Und sein Geschick mit der Antikertechnologie ist einzigartig, es macht ihn bemerkenswert.“ Sam atmete kurz durch. „Sie haben auch das Gen, Vayden, aber sagen Sie mir, können Sie Atlantis fühlen? Spüren Sie sie? Redet sie mit Ihnen?“
Leicht runzelte Vayden die Stirn. Zuerst wusste er nicht was sie damit meinte, doch dann schloss er die Augen und schüttelte den Kopf. „Ich fühle nichts.“
„Das dachte ich mir. John hatte mir mal erzählt, dass die Stadt sich nicht wohl fühlte und kurz darauf, hatte man festgestellt, dass sie von einem Virus befallen war. Verstehen Sie, was ich damit sagen will? Colonel Sheppard ist in jeder Hinsicht von unschätzbarem Wert. Nicht nur für die Stadt, sondern auch für die Mannschaft. Atlantis liebt und respektiert ihn, genauso wie wir.“
„Colonel Carter, das John so mit der Stadt interagiert, wusste ich nicht, davon höre ich zum ersten Mal. Es ist unglaublich und bemerkenswert.“
„Dann verstehen Sie auch, warum ich es Ihnen gesagt habe?“
„Ja, Sie wollen dass ich es John wieder ausrede, doch das werde ich nicht.“
Verzweifelt hielt sie den Atem an. „Vayden …“
„Colonel, es ist nicht meine Schuld, dass John diese Entscheidung jetzt schon gefällt hat, sondern eure Regierung. Ich habe ihm gesagt, dass er so lange Bedenkzeit haben kann, wie er braucht, doch euer Mister Coolidge, hat es beschleunigt.“
„Das IOA …“
„Colonel, Sie haben gerade selbst gesagt, dass John von unschätzbarem Wert für euch ist, warum hegt dann die Regierung so ein Misstrauen gegen ihn? Warum wird er bedroht? Wieso schenkt man ihm keinen Glauben und misstraut sogar euren Berichten? Hat er euch und gegenüber der Regierung, nicht genug Loyalität bewiesen? Ich kenne John zwar noch nicht so lange, doch im Gegensatz zu eurem IOA, vertraue ich ihm sogar mein Reich an.“ Vayden merkte, dass Sam darauf nichts sagen konnte und auch keine Antwort wusste, weshalb er mit seiner Rede fort fuhr. „Nachdem was ich heute erlebt habe, Colonel Carter, verstehe ich Johns Entscheidung und wenn sie ehrlich sind, müssten Sie es auch tun.“
Seufzend biss sie sich auf die Lippen, legte die Arme auf den Tisch und nickte leicht. „Es ist nur … wir haben soviel getan, damit er zurückkommt und jetzt …“ Flüchtig rieb sie sich über die Stirn, schaute auf den Boden und vermied es den Anthuriner anzusehen, „… jetzt haben wir ihn verloren.“
Bestürzt über Sams Verhalten und Äußerung, was ihr sichtlich unangenehm zu sein schien, wusste Vayden im ersten Moment nicht, wie er reagieren sollte. Tief sog er die Luft in seine Lungen und dachte einen Augenblick nach, ehe er leise meinte: „Ihr habt ihn nicht verloren. Magmentari befindet sich nur einen Schritt entfernt. Und wenn Sie möchten, können wir unsere Handelsbeziehungen immer noch fortführen.“
Verwirrt hob sie ihren Kopf. „Sie haben doch aber gesagt, dass Sie kein Abkommen mit uns wünschen?“
„Ich hege keinen Groll gegen Atlantis Colonel, sondern gegen Ihre Regierung.“
„Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass John uns verlässt.“
„Das ist wahr.“ Leicht rutschte Vayden in seinem Sessel herum. „Es mag jetzt vielleicht etwas egoistisch klingen, doch haben Sie schon mal in Betracht gezogen, dass das eventuell auf langer Sicht gesehen, ein Vorteil für euch sein könnte? Magmentari ist nicht ohne. Und so wie ich John kenne, wird er Atlantis und euch, in Sicherheit wissen wollen.“
Es dauerte ein paar Atemzüge, ehe Sam schwer seufzend nickte. Es würde John absolut nicht ähnlich sehen, wenn es anders wäre – sogar jetzt dachte er an Atlantis.
„Ich kann mich nur nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass es immer auf seine Kosten passiert. Wie oft hatten wir schon Beziehungen mit anderen Völkern aufgebaut … und jedes Mal passierte ihm etwas.“
„Diesmal wird ihm aber nichts passieren.“
„Nein … diesmal verlässt er Atlantis.“
Erneut rutschte Vayden unruhig hin und her, bis er sich schließlich dazu entschloss aufzustehen. Verwirrt sah Sam ihn an. „Stimmt etwas nicht mit dem Sessel?“
„Nein, es ist nur … ich kann nicht lange an einem Stück sitzen bleiben“, entschuldigte er sich. „Ich bin, ein etwas unruhiger Typ.“
Kichernd hob sie eine Augenbraue – irgendwie kam ihr das bekannt vor. „Gott, ich werde ihn vermissen.“
Überrascht schaute Vayden sie an. „Bitte?“
„John, er kann ebenso wenig still sitzen.“
„Oh, dann haben wir das wohl gemeinsam.“
„Das befürchte ich auch. Haben Sie eigentlich schon mit ihm über seine Freunde gesprochen?“
„Nein.“
„Dann sollten Sie es vielleicht mal tun. Mit Ronon könnten Sie ein Problem bekommen, denn er weicht John gar nicht mehr von der Seite und McKay?“
Keuchend verdrehte Vayden, bei diesen Namen, die Augen. „Wie kann ein Mensch nur soviel und schnell reden? Auf der Aquila hatte er meine Jungs schon fast in den Wahnsinn getrieben. Ich verstehe bis heute noch nicht, wie John mit ihm zurechtkommt.“
Schmunzelnd schaute Sam ihn an. „Da sind Sie nicht der einzige. John hat etwas an sich … er nimmt Rodney so wie er ist, und wem soll McKay sonst sein Ego an den Kopf werfen, wenn nicht John?“
„Wie meinen Sie das?“
„Rodney kann sich mit ihm auf seiner Art unterhalten, ohne dass er Angst davor haben muss, erschossen zu werden.“
Verstehend nickte Vayden und bog leicht seinen Rücken. „Kennen Sie eigentlich Legolar?“
Nachdenklich schüttelte Sam den Kopf. „Nein, was ist das?“
„Es ist ein großer Vogel. John war von dem Fleisch sehr angetan. Er verglich es mit einem … ähm, wie nannte er es ... Truthahn?“
Überrascht weiteten sich Sams Augen. „Ihr habt Truthähne?“
°°°°
Ronon beobachtete John noch eine lange Zeit, nachdem ihre Unterhaltung auf dem Balkon beendet war.
Im Gegensatz zu Rodney verstand er Johns Entscheidung und es war nicht leicht für den Kanadier gewesen, zu akzeptieren, dass dies womöglich das Beste für seinen Freund sein würde.
Leise Schritte waren plötzlich zu hören und ohne sich umzudrehen, wusste Ronon genau wer es war.
„Wie geht es ihm?“
Ronon schaute zur Seite. „Überzeug dich selbst.“
Teyla sah durch die Tür, einen nachdenklich in sich gekehrten Mann, aufs Meer hinausblicken. Seine Arme lagen auf der Brüstung und er beugte sich leicht hinüber. Der Gedanke daran, dass sie ihn vielleicht nie wieder auf diesem Balkon sehen würde, stimmte sie traurig und versetzte ihr einen Stich im Herzen.
„Ihm geht’s genauso“, meinte Ronon plötzlich, der genau wusste, was in ihr vorging.
„Und warum geht er dann?“
„Das musst du ihn selber fragen.“
Teyla holte tief Luft und ließ sie langsam wieder heraus, bevor sich mit einem leisen Zischen die Tür öffnete und sie den Balkon betrat.
„Hey, Teyla.“ Trotz seiner momentanen bedrückten Stimmung, schaffte es John, ein Lächeln auf seine Lippen zu zaubern, als er sie sah. Ohne ihm zu antworten, ging sie direkt auf ihn zu und legte ihre Hände auf seine Schultern.
Nachdem er seinen Kopf, nach athosianischem Gruß geneigt hatte und sie ihre Hände immer noch auf seinen Schultern ließ, sah sie ihm direkt in die Augen: „Wie geht es dir, John?“
Mit einem leichten Grinsen erwiderte er ihren Blick. „Die Standartausgabe?“
„Nein, die Wahrheit.“
„Ich weiß es nicht. Zum ersten Mal weiß ich nicht, wie ich mich fühle … was vielleicht daran liegt, dass ich das hier alles vermissen werde. Atlantis, euch …“
Plötzlich schlang sie ihre Arme um ihn. Erschrocken für einen Moment, zögerte er, doch dann legte er ebenfalls seine Arme um sie, so wie er es immer getan hatte. Und in diesem Moment, spürte Teyla, wie ihre Augen feucht wurden und dass John immer nur ihr Freund, aber niemals mehr sein würde, wenn … wenn sie ihm nicht endlich die Wahrheit über Kanaan erzählte. Langsam schob sie sich aus seiner Umarmung und bereute es im gleichen Moment, dies getan zu haben.
„Erzählst du mir jetzt, was mit dir los ist?“, fragte er leise.
Überrascht hob sie eine Augenbraue. „Was mit mir …? Wieso sorgst du dich um mich?“
„Ich merke schon seit längerem, dass du etwas auf dem Herzen hast … oder sind die jetzt wegen mir?“ Sanft wischte er ihr mit dem linken Daumen die Träne von der Wange, doch als er keine Antwort bekam und sie auch noch zur Seite blickte, fragte er weiter: „Ist irgendetwas mit Kanaan?“
„Nein“, log sie und schüttelte den Kopf. „Warum sollte es? Ich mache mir nur Sorgen um dich …“ Vorsichtig berührte sie seinen linken Oberarm. „Du hast eine Menge durchgemacht und es ist nicht leicht, dies alles zu verkraften …“
„Ich kann damit umgehen.“
„Nein, John! Du verdrängst es und frisst es wieder mal in dich hinein!“
„Das ist, was ich mein Leben lang getan habe.“
„Willst du uns deshalb verlassen?“
Schnaubend rollte er die Augen. „Du weißt, dass das nicht der wahre Grund ist.“
„Warum dann? John, wir stehen alle hinter dir, du bist nicht alleine! Du musst die Stadt nicht verlassen! … Atlantis braucht dich, genauso wie jeder einzelne hier!“
Für einen kurzen Moment, überflogen seine haselnussfarbenen Augen ihr Gesicht. „Zählst du dich auch dazu?“, fragte er leise in einem Ton, der sie kurz zögern ließ.
„Natürlich … genauso wie Ronon und Rodney auch! Wir sind Freunde.“
„Ja …“ John konnte die Enttäuschung in seinem Gesicht kaum verbergen und schaute deshalb hinaus aufs Meer.
Sich innerlich einen Narren schimpfend, atmete er tief durch. Wie konnte er ihr gegenüber nur seine Emotionen so offen darlegen? Er wusste doch, dass sie mit Kanaan zusammen war. Gott – wieso war jetzt alles so anders? Damals als er Atlantis verlassen hatte, war es schon schwer, doch jetzt...
Auf das Meer blickend, spürte er ihren Blick im Rücken, weshalb er die Augen schloss und schluckte: Sei kein Narr John, Teyla kennt dich besser als jeder andere, mach es nicht noch schlimmer als es ohnehin schon ist.
„Ist etwas falsch daran?“, fragte sie vorsichtig.
Für den Bruchteil einer Sekunde, zuckte er erschrocken zusammen – hatte er etwa laut gedacht? Kurz erinnerte er sich an die letzten Worte und biss sich kopfschüttelnd auf die Lippen. „Nein …“, und drehte sich wieder zu ihr herum. „Schau Teyla, als Freund müsstest du wissen, das, so lange das IOA die Oberhand besitzt, ich hier nichts erreichen kann. Es wird mich auf Schritt und Tritt beobachten, mir ständig im Nacken sitzen und versuchen, mir Steine in den Weg zu legen und mich anschließend auf die Erde verfrachten. In Magmentari allerdings, hätte ich die Möglichkeit etwas zu bewirken.“
Bestürzt sah sie zur Seite. „Dann willst du Atlantis wirklich verlassen?“
Schluckend nickte er.
„Und wann?“
„Morgen früh.“
°°°°
Evan war schon vor zwei Stunden hier und hatte auf eine Gelegenheit gewartet mit dem Colonel zu sprechen. Doch jedes Mal war ein anderer dort und stören wollte er nicht. Es waren Sheppards Freunde und er konnte sich nur allzu gut vorstellen, worüber sie sprachen. Nun war er wieder hier, hatte gewartet, bis Teyla den Balkon verließ, wobei ihm allerdings nicht ihre geröteten Augen entgangen waren.
Tief durchatmend betrat er nun den Balkon, dessen Tür sich leise zischend hinter ihm schloss.
Er studierte seinen CO ganz genau, während sein Blick an der schwarzen Uniform haften blieb. Langsam griff er in seine Hemdtasche und holte etwas heraus. „Sir, ich weiß, das ist jetzt nicht angebracht, oder vielleicht auch nicht mehr von Bedeutung. Aber, ich habe mir gedacht, wenn Sie Atlantis mal besuchen kommen, oder … vielleicht möchten Sie die auch nur als Andenken verwahren.“
Johns Augenmerk fiel auf zwei Patches in Evans Hand – das eine von Atlantis und das andere von den Vereinigten Staaten. Schluckend und mit einem tiefen Atemzug, nahm er sie zögernd entgegen. Langsam glitten seine Finger über das Pegasuspferd und den Namen, wobei er mehrmals die Feuchtigkeit in den Augen wegblinzeln musste und ihm die Stimme versagte. Schnell steckte er die Patches in seine Hemdtasche und atmete tief durch. „Danke.“
John wusste, wie kläglich dieses Wort rüber gekommen sein musste, doch Evan war es egal. Er verstand es und ließ, seinem CO genug Zeit, sich wieder zu fassen, bevor er das sagte, was er sagen wollte. „Sir, eigentlich bin ich hier weil … ich Ihnen sagen wollte, dass ich Ihren Job vor drei Monaten, nur unter Vorbehalt angenommen habe.“
Überrascht über dieses Geständnis, hob John eine Augenbraue. „Ich hatte mich schon die ganze Zeit gefragt, wer meinen Job übernommen hat.“
„Ich wollte es nicht, Sir. Doch General O’Neill …“
„Major, Sie haben es sicher gut gemacht und werden es auch weiterhin tun.“
„Nein, Sir.“ Seufzend legte Lorne seine Arme aufs Geländer und schaute hinaus aufs Meer. „Mir war nie wirklich bewusst wie viel Arbeit tatsächlich darin steckt. Sie waren immer Tag täglich entspannt, schlenderten locker durch Atlantis und hatten sogar noch Freizeit. Ich hingegen, fühle mich total überfordert und habe mir nichts Sehnlicheres gewünscht, als das Sie zurückkommen würden.“ Tief durchatmend leckte er sich über die Lippen. „Wenn Sie einen Befehl gaben, wurde er ohne Wenn und Aber ausgeführt, bei mir jedoch …“
„Major, es braucht seine Zeit. Ich hatte am Anfang auch Schwierigkeiten.“
„Ja, aber … es ist nicht so wie bei Ihnen, Sir … Wir, die Jungs haben auf Sie aufgesehen, Ihnen vertraut, doch bei mir ist es nicht der Fall.“
Tief bildete sich eine Falte auf Johns Stirn. „Hat man Ihnen das gesagt?“
„Nein, aber ich merke es. Jedes Mal, wenn ich einen Befehl gebe, schaut man sich untereinander an.“
Nachdenklich rieb sich John übers Kinn, legte seine Ellenbogen ebenfalls wieder aufs Geländer und beobachtete die Brandung am Südpier. Er wollte Atlantis und deren Bewohner in guten Händen wissen, und Lorne war ein verdammt guter und fähiger Offizier … „Würde es den Jungs besser gefallen, wenn Caldwell Ihren Job übernehmen würde?“
Erschrocken hielt Evan den Atem an. „Ich glaube nicht, Sir.“
„Würde es Ihnen gefallen?“
„Nein, Sir.“
„Dann behalten Sie Ihren Job, denn sonst sitzt Caldwell oder ein anderer schneller auf Ihren Stuhl, als euch lieb ist.“ John schaute Evan einen Moment von der Seite her an. „Soll ich Ihnen ein paar Tipps verraten, wie Sie Ihren Job eventuell leichter bewältigen können?“
Lornes Augen hellten sich auf. „Gerne, Sir.“
„Ich war so entspannt, weil ich mich meistens vor der Büroarbeit gedrückt habe. Einmal in der Woche habe ich die Mails gelesen, dreiviertel davon für unwichtig empfunden und gelöscht, vor allem die 250 von McKay. Und den meisten Papierkram, hatte ich auf Sie abgewälzt“, zuckte John verstohlen mit den Achseln.
Perplex rutschte Evans Kinnlade runter. „Und, was haben Sie mit den restlichen Mails gemacht?“
Mit spitzen Lippen, schaute John aufs Meer. „Bearbeitet, meistens mit ja oder nein.“ John bemerkte Evans große Augen und konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. „Wenn Sie zum Beispiel einen Antrag auf neue Waffen vor sich liegen haben, was wollen Sie großartig darauf antworten? Die braucht man immer, also ein Ja.“
„Und wenn sich McKay über jemanden beschwert?“
„Stecken Sie ihm ein paar Schokoriegel zu und sagen Sie ihm, Sie kümmern sich drum. Meistens beruhigt er sich dann wieder und vergisst es anschließend.“
„Und wenn’s andersrum ist?“
„Versuchen Sie es zu schlichten. Sagen Sie demjenigen, dass es McKays Art ist und er einfach nicht anders kann, der Rest wird sich dann schon von alleine klären.“
Ungläubig starrte Lorne ihn an. „Das ist also Ihr Geheimnis – Mogeln und Bestechung?“
„Hey“, protestierend hob er seinen Zeigefinger, „ich habe nie gemogelt, nur gewisse Dinge gekürzt und etwas beschleunigt.“
Plötzlich ging Evan ein Licht auf. „Haben Sie mir deshalb immer den Papierkram zugeschoben und eine DVD dabei gelegt, um es zu beschleunigen?“
Ein verschlagenes Grinsen huschte über Johns Gesicht. „Ich habe es Ihnen aber nie direkt befohlen, sondern immer gefragt, ob Sie Zeit dafür hätten.“
Nachdenklich bildete sich eine Falte auf Lornes Stirn. „Aber jedes Mal haben Sie die DVD zurückgefordert.“
„Erst nachdem Sie sie gesehen haben, schließlich war es meine!“
„Das stimmt.“
„Sehen Sie? Und wenn Sie das bei der Mannschaft genauso handhaben, ohne unnötige Stränge und herrische Befehle – außer wenn’s sein muss – wird der Rest von ganz alleine kommen.“ John legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Glauben Sie mir Evan, die Jungs wissen, was sie an Sie haben und insgeheim vertraut man Ihnen auch, denn sonst hätte sich schon längst einer quer gestellt. Geben Sie denen etwas Zeit und zeigen Sie ihnen, dass Sie für sie da sind.“
Schwer seufzend nickte Lorne und nahm noch einen tiefen Atemzug. „Wir werden Sie vermissen, Sir.“
John schluckte, biss sich auf die Lippen und schloss für einen Moment die Augen. „Sie waren mir ein guter Stellvertreter, Evan. Und ich weiß, dass Sie es schaffen werden.“
„Danke, Sir.“ Gemeinsam betrachteten sie sich noch die langsam untergehende Sonne, als Lorne flüchtig einen Blick auf die Uhr warf. „Sir? Würden Sie gleich noch mal kurz in die Messe kommen? Ich möchte Ihnen etwas zeigen.“
John nickte. Seine Sachen waren eigentlich relativ schnell gepackt. „Geben Sie mir ’ne halbe Stunde.“
„Gut, Sir.“ Langsam stieß sich Evan vom Geländer ab und ging einen Schritt zurück. Anschließend drehte er sich in Johns Richtung und salutierte plötzlich vor ihm, als wäre er frisch aus der Akademie entlassen worden. „Sir? Es war mir eine Ehre, unter Ihrem Kommando gedient zu haben, Sir!“
Für knapp fünf Sekunden stockte John der Atem, doch dann stand er ebenfalls stramm und salutierte.
Fortsetzung folgt