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Thema: Time

  1. #1
    Moderator & Newsposter Avatar von SG 2007
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    Standard Time

    Autor: SG 2007
    Titel: Time
    Genre: Charakter
    Serie: SGA
    Beta: Liljana
    Autors Note: Ich möchte mit dieser Kurzgeschichte ein wenig aus dem Leben eines Mannes erzählen, den wir alle kennen und mögen. Die Geschichte wird durch zwei Ebenen erzählt, die Rodney einmal im Dialog mit einem Reporter und einmal einen Tag zuvor zeigen. Ich hoffe, dass es euch zusagt. FB natürlich gerne.


    TIME


    „So, ja… Ist die Kamera an?“, strich Rodney seine noch verbliebenen Haare zurecht.
    „Ja, wir nehmen auf. Sie können anfangen, Doktor McKay“, sagte eine Stimme hinter der Kamera.
    „Ähm, okay. Was soll ich sagen?“, fragte sich der Wissenschaftler nachdenklich.
    „Erzählen Sie doch einfach ein bisschen was über sich. Erzählen Sie von Ihren Anfängen auf Atlantis“, versuchte die Person, das Gespräch in Gang zu bringen.
    „Die Anfänge? Hm… Nun, es war für mich etwas Besonderes damals, ein Wagnis…“


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    Rodney durchschritt die alten Korridore der Stadt. Er machte öfter kurz Halt, da sein Rücken immer wieder leicht schmerzte. Das sei das Alter, meinte Jennifer fortwährend. Diese Vorstellung behagte Rodney aber gar nicht.
    Immer wieder schlenderte der Wissenschaftler durch die Gänge von Atlantis. Sie erinnerten ihn an die alten Zeiten. Die Zeiten, in denen sein Rücken noch nicht schmerzte.

    Sein Weg führte ihn immer zum Pier, wo er sich die warme Morgensonne auf seine schon etwas faltige Haut schienen ließ und den Geruch des Meeres genoss. Heute tat sich ein ganz besonders schöner Sonnenaufgang vor ihm auf.
    Er hatte gelernt, dass eben solche Momente das Leben definieren und so stand er einfach nur genügsam da und genoss den Augenblick.

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    „Warum ich auf diese Mission gegangen bin? Nun, um ehrlich zu sein, erfüllte mich mein damaliges Leben nicht sehr. Gut, ich hatte eine Katze, eine heiße Nachbarin und würde irgendwann den Nobelpreis gewinnen. Doch mein Leben war praktisch wertlos. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man erst lebt, wenn man sich einer Herausforderung stellt. Das muss nun keine Expedition in eine andere Galaxie sein, jeder hat seine eigenen Herausforderungen zu bewältigen. Und wenn man diese meistert, erst dann hat man wirklich gelebt. Ich glaube, es war die Sehnsucht zu leben, die mich damals dazu trieb, die Expedition zu machen. Ich wollte es mir selbst beweisen und endlich etwas spüren. Mathematische Formeln sind ja ganz nett, aber sie haben mich nie komplett erfüllt. Dieses Abenteuer hingegen schon. Plötzlich fing ich an zu leben…“

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    Rodney verließ den Transporter und stieg die Treppen zum Kontrollraum hinauf. Jetzt taten ihm auch noch die Knie weh. Nein, es wurde nicht einfacher mit dem Alter…

    „Guten Morgen Doktor McKay! Schön, Sie zu sehen!“, kam ihm ein Marine entgegen, den er noch nie zuvor gesehen hatte. Ja, Rodney war beliebt und das einzige wandelnde Symbol für die Anfänge dieser Basis. Oft war er einfach nur im Kontrollraum, um den jungen Leuten zu zeigen, dass noch ein altes Genie da ist und ihnen auf die Finger guckt.
    Doch heute wollte er einfach nur zu John Sheppard Jr.. Als dieser ihn sah, huschte ein Lächeln über sein Gesicht.
    „Doktor McKay, nehmen Sie doch bitte Platz“, bat er ihm einen Stuhl in seinem Büro an.
    „Wann hörst du nun endlich auf, mich Dr. McKay zu nennen, John? Dein Vater hatte schon Probleme damit, meinen Vornamen zu benutzen“, schüttelte der alte Mann den Kopf.
    „Welchen? Meredith?“, grinste John hämisch.

    Ja, er war das gleiche Schlitzohr wie sein Vater. Doch genau das gefiel Rodney so an ihm. Manchmal war es, als würde er mit seinem ehemaligen Freund und Kollegen sprechen.

    „Wie laufen denn die Angelegenheiten auf Atlantis?“, fragte er.
    „Wie immer: Viel Verwaltung und noch mehr Wraith“, lachte John.
    „Ja“, nickte Rodney „Schon viele saßen hier und hatten genau die gleichen Probleme wie du, 40 Jahre später. Papierkram und Leben aussaugende Aliens“, meinte Rodney und merkte nicht, dass dieser Satz ein wenig entmutigend klang.
    „Das ist vielleicht wahr. Wie geht es dir denn? Ich hörte, das Kamerateam ist schon eingetroffen. Wann findet das Interview statt?“, fragte John interessiert.
    „Ach, das Interview“, winkte Rodney genervt ab. „Das ist morgen. Immer wollen die mit mir reden. So schnell wie möglich. Als würde ich bereits morgen das Zeitliche segnen.“

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    „Ob ich Angst hatte? Natürlich, jedes Mal wenn ich durch dieses verflixte Stargate gegangen bin, hatte ich Angst. Das wurde nie Routine. Es war extrem gefährlich und viele gute Leute kamen nicht zurück. Das war auch der Grund, weswegen ich mich irgendwann entscheiden musste. Dieser Entscheidung ist es wohl zu verdanken, dass ich als einziger noch lebe, während die anderen von diesem Tor förmlich verschluckt wurden. Ich hätte gerne noch weiter gemacht, doch schließlich war mir eines wichtiger als das Abenteuer: Jennifer! Sie war schwanger, also brachte ich nicht nur mich jedes Mal in Gefahr, wenn ich durch das Stargate ging, ich brachte auch meine Familie in Gefahr. Für mich war die Entscheidung aus dem Team zu treten die schwerste meines Lebens, doch es war die richtige. Für mich und Jennifer…“

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    Rodney strich langsam über das Naquada des Stargate, welches nach all den Jahren immer noch hier stand. Es war immer wieder ein Gefühl von nach Hause kommen, wenn er über dieses prägnante Stück Technologie strich.
    „Außerplanmäßige Aktivierung von außen!“, hallte es plötzlich durch den Gateraum. Dieser Satz von Sergeant Peter Harriman zauberte ein nostalgisches Lächeln auf sein Gesicht, ehe er den Gateraum verließ.

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    „Wie wichtig mir meine Familie war? Sie war und ist das Wichtigste in meinem Leben. Als Jennifer schließlich das Kind während der Schwangerschaft verlor, war ich so unendlich froh, dass ich für sie da sein konnte und nicht auf irgendwelche Missionen musste. Ich denke, das hat unserer Beziehung noch einmal ganz neue Tiefe verliehen. Sie wusste einfach, dass ich für sie da war und ich wusste, dass sie wusste, dass ich für sie da sein würde. Es war eine Symbiose. Wir brauchten uns beide gegenseitig. Das brauchen wir heute immer noch ...“

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    Rodney kam wie so oft am östlichen Pier an, wo man viele Gedenktafeln errichtet hatte. Mit der Zeit musste er zusehen, wie dieses Feld an Tafeln, die aus dem Boden des Piers ragten, immer dichter wurde.
    Stehen blieb er immer an den Tafeln von John, Teyla, Ronon, Zelenka, Woolsey, Carson und Ford, die in einer Reihe standen. Er dachte in diesen Augenblicken, wenn er so auf die Inschriften sah, an die alten Zeiten zurück. Jede einzelne Beerdigung hatte Rodney noch ganz genau im Gedächtnis. Es tat weh, doch auch erkannte er irgendwann, dass dieses Leben eben so ist. Ein Leben, von dem er sich irgendwann abgewandt hatte. Hätte er es nicht, würde es hier wohl einen weiteren Gedenkstein gegeben haben.

    Wo Rodney allerdings wirklich schlucken musste, war dieser eine besondere Gedenkstein, der ganz am Rande stand und vor dem immer eine Kerze brannte. Selena stand darauf.

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    „Nachdem Selena nicht mehr war, entschlossen wir uns sehr schnell dafür, es noch einmal mit einem Kind zu versuchen. Und ich bin froh, dass wir es getan haben. Elizabeth ist so ein aufgewecktes Kind gewesen und sie ist so eine leidenschaftliche Mutter und Wissenschaftlerin, dass ich nur stolz sein kann. Für mich war das Großziehen eines Kindes eine ganz neue Erfahrung. Es war unglaublich …“

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    Das etwas angerostete Genie schwelgte nun schon so lange in Erinnerungen, dass er gar nicht merkte, wie die Zeit verging. Die Sonne, die vorhin doch gerade erst aufgegangen war, ging nun schon wieder allmählich unter. Für ihn war es Zeit, nach Hause zurückzukehren.

    Rodney betrat den Transporter und stieg am anderen Ende der Stadt wieder aus. Nach einigen Schritten betrat er sein kleines, aber feines Strandhaus, wenn man es so nennen konnte, am nördlichen Pier. Teyla und Ronon fielen ihm dabei sofort in die Arme, was ihm ein wohltuendes Gefühl von Vertrautheit und Nähe vermittelte. Ein Gefühl, welches er erst mit der Zeit zu schätzen lernte.

    „Kommt ihr beiden. Wir lassen Oma und Opa jetzt alleine“, nahm Elizabeth die beiden Kinder an die Hand, drückte ihrem Vater einen Kuss auf die Wange und verließ den Raum.
    Es war einer dieser Tage, an denen alles zu schön schien, um wahr zu sein. Doch er war wahr. Und was war das schönste an der Sache.

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    „Meine Teammitglieder? Hm … Sie waren meine Freunde. Meine Familie. Sie gaben mir ein Gefühl von Zugehörigkeit, welches ich bis dahin noch nie erlebt hatte. Ich denke, mit der Zeit begriff ich, dass ich auf Atlantis das gefunden habe, was ich schon mein Leben lang suchte. Nicht nur im beruflichen Sinne, auch privat. Ob es schwer war, sie alle nacheinander dahinschwinden zu sehen? Ja, sicher. Doch, ich denke, dass jeder einzelne ihrer Tode einen Sinn für etwas Größeres hatte und das gibt mir sehr viel Trost. Vermissen tu ich sie aber dennoch …“

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    Rodney ging in die Küche, nahm zwei Gläser aus dem Schrank und schenkte Rotwein ein. Nicht zu viel. Er vertrug Alkohol nie gut, aber an ein Gläschen Rotwein am Abend mit seiner Frau, daran hatte er sich gewöhnt.
    Rodney nahm die Gläser und schritt auf die Veranda, vor der sich ein fantastischer Sonnenuntergang abspielte. Jeden Abend genossen sie hier ein paar Stunden Gemeinsamkeit.

    Rodney reichte Jennifer ein Glas, setzte sich neben sie in den Gartenstuhl und blickte lächelnd auf das Meer hinaus.
    „Du warst heute wieder lange fort, Rodney“, bemerkte Jennifer mit einem leichten Grinsen in den Mundwinkeln. Noch immer war sie so wunderschön, wenn sie lächelte. Sogar noch schöner als vor 40 Jahren.
    „Ja“, antwortete er einfach und nahm ihre Hand. „Aber jetzt bin ich ja wieder da.“
    „Ja, das bist du. Ist morgen nicht das Interview?“, fragte sie neugierig.
    „Stimmt, morgen ist dieses Interview“, entgegnete Rodney nüchtern.
    „Was wirst du ihnen erzählen?“, interessierte sich Jennifer sehr für seine Antwort.

    Rodney sah zu Jennifer, dann blickte er wieder aufs Meer hinaus. Ein süffisantes Lächeln entstand und er runzelte die Stirn.
    „Ich werde ihnen etwas über … Führungsqualitäten erzählen …“

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    „Ob ich irgendetwas bereue? Nein, ich habe eine wunderschöne und intelligente Ehefrau, eine fantastische Tochter und zwei großartige Enkel. Ich bin froh um jede Entscheidung, die ich für sie getroffen habe. Ein anderes Leben kann ich mir nicht mehr vorstellen. Hätten Sie mich damals gefragt, ich hätte „Familie“ als etwas Nerviges und Unnötiges abgetan. Kaum vorstellbar, dass ich einmal so unreif war. Aber Jennifer erinnert mich mit Freuden oft genug an diese Zeit … Ob ich immer noch derselbe Mensch bin wie vor 40 Jahren? Ja, der bin ich. Ich denke nur, dass mir Jennifer geholfen hat, meine Persönlichkeit um viele Facetten zu erweitern …“


    Ende

    By
    SG 2007

  2. Danke sagten:


  3. #2
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    Standard

    Da hast du Rodneys Erinnerungen aber sehr schön eingefangen. Auch wenn er mit Wehmut und Schmerz zurückblickt, hat er letzten Endes doch mit Jennifer seinen Frieden gefunden.

    Stehen blieb er immer an den Tafeln von John, Teyla, Ronon, Zelenka, Woolsey, Carson und Ford, die in einer Reihe standen.
    Alle tot; nur er und Jennifer sind übriggeblieben. Ich hoffe schwer, dass das bei einer Folge, die in der Zukunft spielen würde, nicht das Ende wäre .

    Bei John und Ronon kann ich mir das schon vorstellen, so wie die die Gefahr förmlich anzogen. Aber dass er selbst Zelenka überlebt hat

  4. Danke sagten:


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