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Thema: Heute vor 65 Jahren...

  1. #1
    Meister der Ungehudeltheit Avatar von Terraner
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    Standard Heute vor 65 Jahren...

    "Meiner Einschätzung als Außenminister der Bundesrepublik Deutschland nach war es im Mai 1945 eine kluge Entscheidung, den Friedensprozess in Gang zu setzen."
    Guido Westerwelle, Außenminister der Bundesrepublik Deutschland
    http://www.spiegel.de/fotostrecke/fo...e-54652-2.html

    Am 8. Mai 1945 kapitulierten die deutschen Streitkräfte endgültig, der zweite Weltkrieg war endgültig beendet. Ein unmenschlicher, "totaler" Krieg ging zu Ende. Finito, Ende, aus und vorbei. Deutschland wurde verkleinert, geteilt und die Welt schlitterte vom zweiten Weltkrieg in den kalten Krieg.

    Habt ihr Gedanken oder Anmerkungen dazu? Haben eure Eltern oder Großeltern den zweiten Weltkrieg und seine Folgen vielleicht noch miterlebt?

    PS: Ja, das da oben ist ein Satire-Link. Der soll nur den Thread ein wenig auflockern damit das hier nicht ganz so staatstragend wird.
    ...jetzt neu: [SGA] Grüne Hölle

  2. #2
    kolonialer Spion Avatar von Scout
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    Ich finde das Thema wahnsinnig emotional, kann mir nicht im geringsten vorstellen, was für Verbrechen begangen wurden, wie kalt und schlecht der Mensch sein kann (und das nicht nur auf deutscher Seite) und was die Menschen in der Zeit durchgemacht haben.

    Meine Oma hat mir früher davon erzählt, wie sie in die Bunker flüchten mussten, wie sie die Bomber gesehen hat, die Bomben abgeworfen haben. Wir leben in der Nähe von der Lazarettstadt Nassau/Lahn. Leider hat man diesen Titel dazu missbraucht, die V2 (meines Wissens) da durch zu transportieren. Als die Allierten das spitz gekriegt habe, war die Stadt zum Tode verurteilt (Lazarettstädte wurden eigentlich nicht angegriffen). Auch erzählte sie von Truppen und Panzern, die durch unser Dorf rollten und von der Besatzungszeit der Franzosen hinterher. Alles sehr emotional.

    Aber ich kann auch Menschen verstehen (nicht gutheißen, um gotteswillen, aber verstehen), die ihre Hoffnungen in Hitler gesetzt hatten. Den Deutschen ging es schlecht, sehr schlecht und er kam mit Versprechungen und Arbeitsplätzen daher. Dass man ihm blind gefolgt ist- ist eine andere Sache.

    Ich denke aber auch, dass Deutschland eine "große" Nation nach dem Krieg geworden ist und dass wir zwar nicht vergessen dürfen, aber auch uns nicht mehr verantwortlich machen dürfen für das was vor so langer Zeit passiert ist. Leider hat die Geschichte unseren Nationalstolz kaputt gemacht und wir können erst seit der WM 2006 vielleicht wieder ohne doof angesehen zu werden, dt. Flaggen im Garten hissen. Immer müssen wir herhalten, immer müssen wir bezahlen, weil wir die Pflicht haben - Ich denke nach 65 Jahren reicht es mal. Die Kriegsgeneration ist weitesgehend vergangen und ich finde, man sollte uns auch unsere Entwicklung zu einem sehr modernen Land mal zu Gute halten und nicht immer nur den bösen Deutschen in uns sehen. Wir sind anders geworden und da bin ich stolz drauf! So schlecht ist Deutschland nicht, wie es viele immer sagen.

    Vergessen sollten wir niemals, und vor allem sollten wir mal danke sagen: Uns geht es scheiße gut in der heutigen Zeit, sogar den Armen verglichen mit damals. Wenn man an den Hungerwinter 1948 denkt und Berichte davon sieht (oder auch von Kriegsdeutschland generell), dann kann man froh sein, heute zu leben.

    Anstatt immer nur zu mosern, sollten wir vielleicht einfach mal etwas dankbarer sein und überlegen wie schlecht es so vielen anderen Menschen auf der Welt geht.

    Wie gesagt - ein sehr emotionales Thema.
    Ich empfehle hierzu unbedingt das Haus der Geschichte in Bonn. Ein tolles Museum über Deutschland und das sogar kostenlos!



  3. #3
    Just a Lizard Wizard in a Blizzard Avatar von Woodstock
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    Vielleicht ist das Thema für mich so interessant, weil es die ersten und noch wahren Erzählungen über die Geschichte meiner Familie beinhaltet.

    Meine Oma mütterlicherseits, war ein preußischer Flüchtling und war mittendrin gezwungen aus einem fahrenden Zug zu springen. Sie hat bis zu ihrem Tod noch Probleme an den Wirbeln deswegen gehabt. Sie floh bis hinter die amerikanischen Linien. Hat sogar die Bombadierung Dresdens mitangesehen. Woran ich mich persönlich erinnere ist die Beschreibung dieses Infernos, wie sie erzählt hat das sie Freunde durch einen Granatenangriff verloren hat, ihren Verlobten -ein Opernsänger- mit seinem U-Boot nicht mehr nach Hause kam und die Erzählungen wie sie tief in Blut getauchte, schwer beschädigte Panzer gesehen hat die Verwundete transportierten.

    Mein Opa väterlicherseits, war in der 78. Sturmdivision auf der Versorgunslinie Richtung Stalingrad. Er und sein bester Freund waren in russischer Kriegsgefangenschaft in Sybirien und haben überlebt. Von diesen Erzählungen ist mir besonders im Gedächtnis geblieben, wie sie eine Gruppe Russen, vollkommen ohne Opfer auf beiden Seiten gefangen genommen haben, wie er sein Gewehr einem Offizier geben musste der einen Scharfschützen zur Strecke bringen wollte. Dieser kam nur nicht wieder und er meinte mit den damaligen Sturmgewehren (ich nehme an eine MP-40) war nichts anzufangen. Oder wie er von seiner Truppe getrennt wurde und alleine durchs Feld ziehen musste auf der Suche nach sie.

    Auch hat er immer gesagt, dass er wissentlich niemanden umgebracht hat. Immer nur verwundet. Er hat nie einen tödlichen Schlag ausgeführt. Wenn wir es realistisch sehen, dann ist es unwahrscheinlich das bei der damaligen Versorgungslage der Russen alle von ihm verwundeten überlebt haben aber das konnte ja nicht steuern. Ich jedenfalls glaube ihm das.

    Leider war ich noch zu jung um mich an alle Erzählungen zu erinnern und habe es nicht wirklich wahrgenommen. Als mir die Wichtigkeit dieser Geschichten bewußt wurde, war es leider schon zu spät. Beide waren tot.

    Wie dem auch sei, ich hole das ganze nach und ermittle mehr oder weniger die Geschichte meiner Familie mit jedem kleinem Schritt und Indiz. Die mütterliche Seite ist schwer, da meine Oma und all ihre Vetter aus Preußen kammen. Dort Chroniken zu finden ist schwer. Ich weß das ich gerade aus dieser Seite viele Familienmitglieder in Amerika bzw. Kanada habe. Denkbar ist das auch, da manche männlichen Familienmitglieder meiner Oma an der Westfront stationiert waren. Viele dieser Gefangenen wurden aufs amerikansiche Festland transportiert. Manche sind geblieben und sie hat immer gesagt, dass von vielen nie wieder was gehört hat. Sie weiß nicht ob sie gefallen oder gefangen genommen worden sind. Zu ermitteln wer wo ist, ist heute verdammt schwer. Damals war es fast unmöglich.

    EDIT: Mir fällt nochwas ein. Das habe ich erst kürzlich gehört. Ein Verwandter, war auf Heimurlaub. Er hat seine gesammte Familie bei einem Bombardemont verloren. Erst hat er sie aus dem einen Gebäude rausgeholt und um sie zu retten und hat sie woanders untergebracht, weil er dachte sie seien sicher. Ganz im Gegenteil. Sie wurden beim zweiten Anflug alle getötet. Er hat als einziges überlebt und hat sich daraufhin zurück an die Front versetzen lassen. Mehr weiß man nicht mehr, wahrscheinlich ist er gefallen. Er hat alles verloren, was hat ihm da noch sein Leben bedeutet.

    Aber über die Person weiß ich nicht soviel. Meine Schwester kennte diese Geschichte besser.
    Geändert von Woodstock (16.05.2010 um 18:32 Uhr)
    "This is the kind of conversation that can only end in a gunshot."
    Administrative Postings meiner Person im Zuge meiner Betätigung auf Stargate-Project.de als Moderrator sind in roter Schrift verfasst. Andersfarbige Postings sind als Bekundung meiner eigenen Meinung zu werten.

  4. Danke sagten:


  5. #4
    kolonialer Spion Avatar von Scout
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    Sehr interessante Geschichten. Da wir hier so weit im Westen sind und ich keine Verwandtschaft jenseits von Frankfurt habe, ging es bei uns wohl etwas glimpfliger ab, wobei mein Opa mit 16 Jahren raus musste - und im Kugelhagel dann ein Bein verlor. Aber das war schon ziemlich am Ende des Krieges.



  6. #5
    Mod& Freiberufliche Wraith Queen Avatar von Amarra
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    Als Anhang zu Woodstock's story EDIT.

    Das ganze ging n bissl anders... der gute man war ein Onkel unseres Opas, er hatte heimaturlaub und das im April 1944. Seine familie lebte zu dem Zeitpunkt in Aachen, welches um den 11. rum stark bombadiert wurde. Mittem im Bobenangriff, war seine Ehefrau, seine zwei kleinen kinder, seine schwiegermutter und einige nachbarn, die sich alle im Rübenkeller der Familie vor den Bomben versteckt hatten. Bei der ersten Welle, starben sie zwar nicht, wurden aber verschüttet. Der Onkel hat dann versucht mit einigen nachbarn zusammen die verschütteten auszugraben - hat es auch geschaft sie zu erreichen, und sogar eines seiner Kinder heraus zu holen... jedoch war dann die zweite Bombenwelle. Er gab das kleine Kind wieder zu den anderen in dem Keller zurück und suchte unterschlupf wo anders, jedoch wurde dann die straße mit dem haus von einigen Bomben direkt getroffen. Laut unserer Oma, waren die Feuer so heiß, dass der arme Mann nichtmehr an seine um hilfe schreiende Familie ran gekommen ist und zusehen musste wie sie alle in dem Keller verbrannten.

    Nachdem er dafür gesorgt hatte, das alle begraben wurden hat er sich zurück zum Dienst gemeldet, und and die Russische Front versetzen lassen. Ein Paar Wochen später, wurde dann die Nachricht das er gefallen war, bei meiner Oma abegliefert, da sie die letzten bekannten verwandten waren.

    Soviel zum Thema Familiendrama.
    Administrative Postings meiner Person im Zuge meiner Betätigung auf Stargate-Project.de als Moderator sind in roter Schrift verfasst. Andersfarbige Postings sind als Bekundung meiner eigenen Meinung zu werten.


    ~*+*~

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  7. #6
    Gehasst, Verdammt, Vergöttert Avatar von Colonel Maybourne
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    Mein Uropa Mütterlicherseits war in Stalingrad und gehörte zu denen, die mit Paulus in die Gefangenschaft gingen.
    Er überlebte die Kriegsgefangenlager in Sibirien und kehrte 1955 mit den letzten Soldaten wieder zurück.
    Nachdem was ich gehört habe, ist er durch die Hölle und wieder zurück gegangen und das nicht nur einmal...

    Mein Opa Väterlicherseits hatte hingegen Glück und war den ganzen Krieg durch als Besatzungssoldat in Norwegen stationiert.
    Er hatte keine Kampfhandlungen erlebt und kehrte nach der Kapitulation wohlbehalten aus Alliierter Gefangenschaft wieder zurück.

    Da wie in einem kleinen Dorf im Harz leben, haben meine Familien vom Krieg sonst kaum was mitgekommen.
    Die Amis waren etwa zwei Wochen als Besatzungsmacht hier und sind dann weiter gezogen.
    Das Leben ist ein Schwanz und wir die Eier, die mitgeschleift werden.


    Meine aktuellen Fanfiction:


    TGE Combined Season 1 Fire of War:

    http://www.stargate-project.de/starg...ad.php?t=11836




  8. #7
    Just a Lizard Wizard in a Blizzard Avatar von Woodstock
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    Meine Familie wurde doch durch den Krieg gepräkt wie viele andere. Zwar hat sie Mitglieder in großer Zahl verloren, von dennen ich wahrscheinlich nie was erfahren werde aber ohne diesen Krieg, hätte es meine Schwester oder mich nie gegeben. Erst durch die Flucht meiner Oma aus Preußen, konnte ihre Tocher (meine Mutter) meinen Vater unten in Süddeutschland kennernlernen und einen Woody machen. Jetzt kann man natürlich behaupten das die Urkatastrophe auf gewisse Weise fortgesetzt wurde. Wär nicht das erste mal, dass meine Schwester und ich uns sowas anhören müssten.
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