Hallo alle miteinander
Nun kommen wir zum letzten Kapitel dieser Geschichte.
Ich möchte mich noch einmal ganz herzlich bei euch allen für die lieben FBs und die Treue bedanken. Und vor allem, dass ihr es solange mit mir ausgehalten habt.
Und nun, viel Spaß beim Lesen.
Kapitel 62
Ziemlich außer Atem erreichten sie den Gateraum. John schaute nach oben zur Brüstung und bemerkte, wie alle panisch und entgeistert nach draußen starrten. Humpelnd hechtete er die Treppe hinauf, als sich plötzlich auf der letzten Stufe der Boden unter seinen Füßen drehte und zwei starke Hände ihn festhielten.
„Sheppard?“
Blinzelnd schüttelte er den Schwindel von sich. „Geht schon! Was ist los? Wieso sind …“ Augenblicklich stockte ihm der Atem. „Oh, verdammt …“ John glaubte seinen Augen nicht zu trauen. Entsetzt starrte er auf die weiße Fläche und den gewaltigen Berg, auf den sie ungebremst zurasten. „Wie …“
„Festhalten!“, brüllte O’Neill und instinktiv warf sich Ronon mit Teyla zu Boden, wobei er John mitriss und sich schützend über ihn legte.
Mit voller Wucht rammte Atlantis den gewaltigen Riesen, dessen Spitze in tausend Teile zerbrach und sich über Kilometer hin verteilten.
Gesteinsbrocken, so groß wie Felsen mit einem Durchmesser von knapp einem halben Kilometer, schlugen mit einem monströsen Knall auf dem Schutzschild ein, während sie sich unermüdlich vorwärts schob und weitere Gesteinsbrocken aus dem Berg sprengte.
Panisch versuchte sich jeder an dem Teil festzuhalten, wo er gerade stand, lag oder kniete – egal ob es sich hierbei um eine Konsole oder ein Geländer handelte – ja, selbst am Gate hielt man sich krampfhaft fest und betete, dass sie dieses hier heil überstehen würden.
Dröhnend prallten weitere Brocken auf den Schild nieder und mit einem lauten Poltern flog ein Stuhl die Treppe hinunter, welcher so unglücklich den Kopf eines Marines traf, dass dieser augenblicklich zusammenbrach. Andere Marines und Zivilisten verloren den Halt, rutschten über den Boden und donnerten schmerzhaft gegen die Wände.
Immer noch auf dem Boden liegend, spürte John schützend den Satedaner über sich. Aus dem Augenwinkel heraus konnte er erkennen, wie Ronon auch noch Teyla festhielt und Elizabeth sich an eine Konsole klammerte.
Mit weit aufgerissenen Augen sah McKay so einen tonnenschweren Gesteinsbrocken auf den Schild aufschlagen und schreiend zuckte er zusammen. „Oh nein! Nein, nein, nein!“ Plötzlich erschütterte ein neuer Ruck Atlantis und verzweifelt hielt er sich fest, während die Stadt die Rückseite des Berges durchbrach.
Im freien Fall schlug sie auf den völlig mit Schnee bedeckten Boden auf und schlidderte unkontrolliert weiter, bis sie irgendwann nach endloslangen Minuten zum Stillstand kam.
Schweigend hielt man den Atem an, wartete ob noch irgendetwas passieren würde, doch nichts geschah – Atlantis stand tatsächlich still.
Langsam hob Finnigan den Kopf und hörte ein leises Wimmern neben sich. „Edwards?“ Vorsichtig beugte er sich über den JAGC, drehte ihn behutsam auf den Rücken und entdeckte eine blutende Wunde an seiner Stirn. Zischend sog er die Luft in seine Lungen, fischte ein sauberes Tuch aus seiner Hose und drückte es vorsichtig auf die Verletzung. Stöhnend öffnete Edwards die Augen. „General …“
„Shhhh, nicht reden. Sie haben eine böse Wunde am Kopf“, versuchte er den Colonel zu beruhigen, wobei weiteres Stöhnen und Wimmern, welches vom Gate- bis zum Kontrollraum hinauf in seine Ohren drang.
Überall konnte er Verwundete auf dem Boden liegen und sitzen sehen, und er mochte sich nicht vorstellen, wie viele Verletzte es noch in Atlantis gab, als er plötzlich Johns leise Stimme neben der Treppe hörte:
„Uh … Hey Kumpel, könntest du jetzt bitte von mir runtergehen?“
Mit einem skeptischen Blick schaute Ronon ihn an. „Alles in Ordnung?“
„Nicht, wenn du mich weiterhin erdrückst.“
Schweigend schob sich der Satedaner zur Seite und bemerkte, wie Teyla sich am Geländer hochzog. „Teyla?“
„Ich bin okay, Ronon“, antwortete sie, während John sich ebenfalls aufraffte, einen Blick in die Runde warf und augenblicklich sein Headset aktivierte: „Wir brauchen sofort ein Ärzteteam im Kontrollraum! Haben zahlreiche Verletzte!“ Anschließend eilte er zu Elizabeth, die sich um Chuck kümmerte. „Liz?“
„Mir geht’s gut, John.“
„Bist du sicher?“
„Ja, aber Chuck hat sich den Arm gebrochen.“
Mitfühlend biss er sich auf die Lippen. „Ein Ärzteteam ist unterwegs. … Rodney?“, fragend schaute er zum Kanadier.
„Ich lebe!“
„Das seh’ ich. Wie schlimm ist es?“
„Ich habe mir den Finger angeschrabbt …“
„McKay!“
„Was, ich hab’ gedacht du meinst mich?“
Genervt rollte John die Augen.
„Ist ja gut … Der Schild hat am meisten abbekommen. Gott sei Dank hat er gehalten, als wir den Berg gestreift haben.“
„Nun, gestreift nenn ich ’ne Untertreibung. Halb wegrasiert haben wir ihn.“
„Ja, kann man so nennen.“
Johns Blick fiel aus dem Fenster. „Und wieso ist der Schild jetzt weg?“
„Weil wir nicht genug Saft haben.“
Irritiert schaute Sheppard ihn an. „Wir haben vier ZPMs zur Verfügung, worin liegt das Problem?“
„Sicher haben wir die, aber leider nur minimale Energie! Sie kommt nicht dort an, wo sie hin soll!“
John runzelte die Stirn. „Und wieso nicht?“
„Weil die Explosion die Zuleitungen zerstört hat! Deshalb sind wir auch zu früh aus dem Hyperraum gefallen und auf diesem Planeten gelandet!“
Verstehend nickte John. Nun wusste er wenigstens was passiert war, zumindest was diesen Planeten betraf: Wären sie nur drei Sekunden später aus dem Hyperraum gefallen, hätten sie ihn hinter sich gehabt, anstatt vor sich.
„Wie er heißt, weißt du nicht, huh?“, fragte er mit hochgezogener Augenbraue.
„Wer?“
„Na der Planet!“
„Woher soll ich das wissen? Wir befinden uns in einer fremden Galaxie!“
„Aber Kralus seiner ist es nicht, hm?“, stellte John vorsichtig fest, wobei er inständig hoffte, dass er richtig lag.
„Nein.“
„Gut.“ Nachdenklich knabberte er an seiner Unterlippe. „Und was ist jetzt mit den Zuleitungen?“
„Die sind hinüber.“
„Nun, dann reparier sie!“
„Oh, als ob das …“ Ein plötzliches nach vorne Kippen der Stadt und ein lautes Bersten, ließ alle zusammenzucken. Instinktiv hielt John sich an der Konsole fest, wobei Elizabeth den Halt verlor und schmerzhaft mit der Schulter gegen die Balkontür flog, die sich auch sofort öffnete.
„Liz!“ Mit weit aufgerissenen Augen rannte John zur Tür, sprang auf den Balkon und bekam noch im letzten Moment ihre Hand zu fassen, ehe sie schreiend über die abgebrochene Brüstung stürzte und mit den Füßen in der Luft baumelte.
Auf dem Boden liegend hielt er sich krampfhaft mit der linken Hand an einer gerade mal zwanzig Zentimeter langen aus dem Boden herausragenden Metallstange, welche von dem Geländer stammte, fest, während er mit der Rechten versuchte Elizabeth hochzuziehen.
Lorne war der erste, der bei John war. Vorsichtig beugte er sich übers Geländer und starrte in den Abgrund. Für den Bruchteil einer Sekunde stockte ihm der Atem, doch dann reichte er Weir die Hand. „Ma’am! Nehmen Sie meine Hand!“
Starr vor Angst schüttelte sie den Kopf und klammerte sich an Johns Handgelenk. Sie wusste zwar, dass das verkehrt war, aber die Angst, womöglich abzurutschen und Johns Halt zu verlieren, lähmte sie.
John versuchte den Schmerz in seiner Hand zu ignorieren, dessen Finger sich wie ein Schraubstock um das Metallstück wickelten. Jedoch konnte er nicht ignorieren, dass seine Kraft nachließ und das Blut mit Schweiß vermischt, eine Hand ziemlich rutschig machen konnte.
„Liz, ich kann uns nicht mehr lange halten! … Greif nach Lornes Hand!“
„Ich kann nicht!“, schrie sie verzweifelt.
„Elizabeth, wenn du es nicht tust, wirst du uns beide in den Abgrund reißen; denn ich werde dich auf keinen Fall loslassen!“
„John …“
Schmerzhaft biss er die Zähne zusammen. „Verdammt Elizabeth … tu es!“ Plötzlich spürte er, wie ihn jemand von hinten festhielt.
„Sheppard, ich hab dich!“
John brachte ein Dankgebet hervor und konnte im gleichen Augenblick erkennen, wie Evan endlich Elizabeths Hand zu fassen bekam und man sie daraufhin gemeinsam nach oben zog.
°°°°
Völlig fertig saß John vor einer Konsole auf dem Boden, während Dr. Beru ihm die Hand verband und Carson sich um Elizabeth kümmerte.
Um ein Haar hätte er sie verloren, wäre Lorne ihm nicht zu Hilfe geeilt, und der Schock dessen, was passiert war, stand ihr immer noch ins Gesicht geschrieben. John wusste, dass man ihn beobachtete und ebenso wusste er, dass jeder irgendwie Angst hatte – Angst, was jetzt auf sie zukommen könnte; denn die Tatsache, dass sie auf einer Klippe hingen und jeden Moment in den Abgrund stürzen konnten, war mehr als beunruhigend.
Müde rieb er sich mit der gesunden Hand übers Gesicht und schaute erneut zu Elizabeth, ehe sein Blick über den Kontroll- bis hinunter zum Gateraum schweifte.
„Wir müssen Evakuieren“, murmelte er leise, ohne zu wissen, dass O’Neill neben ihm stand und dieser genau das gleiche dachte.
„Steven? Schaffen sie alles Personal so schnell wie möglich auf die Daedalus! Jeder der imstande ist zu laufen, hilft mit bei der Evakuierung!“, wandte Jack sich an Caldwell, der daraufhin sofort seinen Funk aktivierte.
Schwer seufzend lehnte John seinen Kopf zurück. Er wollte Atlantis nicht ihrem Schicksal überlassen, aber die Bevölkerung hatte jetzt erstmal Vorrang. Erst musste er alle in Sicherheit wissen, bevor er überhaupt daran denken konnte Atlantis zu retten. „Die Jumper … Jasons Schiff … und vielleicht kann Karim den Prototypen starten.“
Jack nickte, wobei er Beru mit den Augen einen Wink gab und sie besorgt Johns Puls kontrollierte.
„Colonel? Ihr Blutdruck ist zu hoch.“
Ungläubig schaute er sie an – als ob das jetzt wichtig wäre. „Der wird schon wieder runtergehen. … Wie geht es Dean?“
„Ähm …“ Etwas unsicher zupfte sie an dem Verbandsmaterial in ihrer Hand.
„Doc?“
„Ähm, Dr. Beckett musste ihn operieren …“
John hielt den Atem an.
„… Er hatte innere Verletzungen …“
Entsetzt weiteten sich seine Augen. „Carson?!“
„Colonel, bitte beruhigen Sie sich …“
Doch Sheppard dachte nicht im Traum daran, sondern raffte sich auf und lief zu ihm rüber. „Carson?! Was ist mit Dean?“
Fluchend biss Beckett sich auf die Lippen, als er John rufen hörte und auf sich zukommen sah. „Ihm geht es soweit gut. Er hat eine gebrochene Rippe und …“
„Beru sagte etwas von inneren Verletzungen!“
Ein flüchtiger Blick zu Katherine ließ Johns Ängste steigen. „Doc?“
„Ich musste ihm die Milz entfernen.“
Geschockt schaute er ihn an. „Nein …“
Bedrückt legte Carson ihm eine Hand auf die Schulter. „Es tut mir leid – sie war zu sehr beschädigt und ...“
Resignierend schüttelte John den Kopf, wandte sich ab und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Er blickte in die geschockten Gesichter einiger Atlanter und selbst McKay starrte ihn fassungslos an. Tief durchatmend warf er einen Blick über die Schulter.
„Doc? Bringen Sie Dean auf die Daedalus.“
„Das wurde schon veranlasst. … Colonel? Ich möchte, dass Sie jetzt auch mitkommen.“
„Nein, ich werde mit dem Jumper nachkommen. Gehen Sie Doc, und kümmern Sie sich um die Verletzten.“
„Colonel …?“
Augenblicklich verhärteten sich Johns Gesichtszüge. „Ich habe hier noch einen Job zu erledigen!“ Ohne noch auf Carson zu achten, ging er zu McKay rüber. „Rodney? Wie sieht’s aus?“
Frustrierend warf der Kanadier den Kristall auf die Konsole, den er in der Hand hielt. „Ich kann’s nicht reparieren! Um alle ZPMs nutzen zu können, müsste ich um die Zuleitungen einen kompletten Bypass legen, aber das würde Stunden dauern.“
„Und für ein ZPM?“
„Was willst du mit einem ZPM? Damit kannst du die Stadt nicht fliegen. Allein der Sternenantrieb braucht schon zu viel Energie.“
„Ich will sie ja nicht fliegen, nur weg von der Klippe bringen! Fünf Sekunden Rodney, mehr brauch ich nicht!“
„Ich, ich weiß nicht …“
Verzweifelt presste John die Lippen zusammen. Das konnte nicht das Ende sein. Irgendetwas musste es doch geben – irgendetwas.
°°°°
„Steven, wie lange brauchen Sie noch?“ Die Anspannung in Jacks Stimme war nicht zu überhören.
„Alle Verwundeten, sowie die Hälfte der Besatzung ist an Bord. Wir werden die Daedalus jetzt starten!“
„Gut, wir treffen uns dann in ein paar Minuten! Sheppard?“
John blickte O’Neill über die Schulter her an.
„Die Daedalus ist unterwegs und Karim konnte den Prototypen starten. Der Rest von uns begibt sich jetzt in die Jumper.“
„Gut, Sir! Lasst einen für mich über. McKay und ich kommen gleich nach.“
Hellhörig runzelte Jack die Stirn. „Sheppard …?“
„Sir, nur ein paar Minuten.“ Ein lautes Bersten war plötzlich zu hören und schwankend mussten sich die drei festhalten.
„Nix da, ihr beiden kommt jetzt mit!“
„Sir?“ Verzweifelt schaute John ihn an. „Bitte nur ein paar Minuten!“
Jacks Gefühle waren zwiespältig. Er wusste, dass John alles versuchen würde um Atlantis zu retten und dass er bis zur letzten Minute hier bleiben würde. „Okay John, aber wehe wenn nicht.“
Tief durchatmend nickte er und sah O’Neill die Treppe zur Jumperbucht hoch laufen, als ein erneutes Bersten zu spüren war. „Okay Rodney, gib mir was!“
„Ich, ich …“
„Herrgott noch mal! Ist dir bewusst, dass wir auf einer Klippe hängen?!“, rief John außer sich.
Nervös fasste sich der Kanadier an die Stirn. „Es gibt eine Möglichkeit, um Atlantis zu stabilisieren. Allerdings ist sie gering – sehr gering“, gab er zögerlich von sich.
„Und die wäre?“ Ungeduldig hob John die Arme. „Rodney?!“
„Der Stuhl! Mann könnte versuchen Atlantis mit dem Stuhl zu stabilisieren!“
Leicht bildete sich eine Falte auf Johns Stirn. „Hast du nicht gesagt, er hätte nicht genug Saft?“
„Fünf Sekunden brauchst du doch nur, richtig? Es ist aber nicht sicher, ob …“
Ohne lange zu überlegen, sprintete John die Treppe hinunter. „Gib mir alles was du hast, McKay! Und dann hau ab zur Daedalus!“
„Was?! D,d du kannst doch nicht … D’das ist Selbstmord! John?! Was ist, wenn’s nicht funktioniert? Du weißt doch gar nicht, ob du da noch rechtzeitig raus kommst!“
Mitten im Laufen hielt John inne und drehte sich um. Seine haselnussfarbenen Augen funkelten entschlossen und McKay glaubte für den Bruchteil einer Sekunde so etwas wie Mitleid und einen stillen Abschied in ihnen erkennen zu können.
„Tu es, Rodney!“ Das war alles, was er sagte, bevor er durch die Tür verschwand.
Schluckend starrte McKay ihm hinterher. Geistesabwesend stellte er sämtliche Energie, die er hatte, dem Stuhl zur Verfügung und begab sich wie in Trance zur Jumperbucht.
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„Wo ist Colonel Sheppard?“, wandte sich Caldwell an Rodney, der fast apathisch aus dem Fenster der Daedalus starrte.
„McKay?“ Ronons raue Stimme dröhnte neben ihm, doch Rodney gab keine Antwort.
Mit angehaltenem Atem blickten alle auf Atlantis, die verzweifelt und dennoch vergebens versuchte sich von dem Rand der Klippe zu entfernen.
Langsam, fast wie in Zeitlupe senkte sie sich nach vorn. Türme brachen und stürzten in den Abgrund.
Totenstille herrschte auf der Daedalus und einige glaubten sogar Atlantis schreien zu hören.
Immer mehr kippte sie nach vorn, ehe sie letztendlich den Kampf verlor und berstend in die Tiefe stürzte.
„Zu Hause … John ist zu Hause geblieben“, wisperte Rodney mit Tränen durchtränkter Stimme, wobei er den letzten Blick seines Freundes nie vergessen würde.
ENDE