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Thema: 530 (SGA) Alternatives Universum

  1. #21
    Lieutenant General Avatar von Antares
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    Er hatte schon immer geahnt, dass Rodney nicht als Sklave geboren worden war. Sein ganzes Verhalten passte nicht dazu.
    Das glaube ich gerne! Ich denke, in keiner Realität wäre Rodney ein guter Sklave - dazu redet er viel zu gern und viel zu unüberlegt.

    Und gut, dass Rodney die Triere jetzt mit Katapulten versorgen will!

  2. Danke sagten:


  3. #22
    Captain Avatar von Maxi
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    Das war ja mal eine interessante seite von Rodney ... das mit dem Arm kam mir aber auch bekannt vor.
    Wird John Kavanaugh jetzt verkaufen? Aber trotz der Art von Kavanaugh, scheint John nur das Beste für ihn zu wollen ! Er is einfach n guter Mensch ...
    Freu mich auf's nächste Kapitel ...

    LG Maxi
    Ohne Kampf und Krieg gäbe es keinen Frieden,
    denn ohne Krieg wüsste man gar nicht was Frieden ist !

    John Sheppard is the BEST !!!

    Der größte Preis den man im Leben zahlen muss ist der Tod!....

  4. Danke sagten:


  5. #23

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    Danke für eure Kommentare.

    Spoiler 
    Claudi70: Welch Glück für Kavanagh, dass John so gnädig mit ihm war. Ich hätte ihn nicht so leicht davon kommen lassen. Kann ihn mir gut als Pferdeschänder vorstellen. Das Pferd hätte vielleicht noch nach ihm treten sollen und zwar in den "Allerwertesten".
    Dadurch dass dass Pferd Kavanagh in die Schulter gebissen hat, ist er schon gut bestraft und John kann momentan auf keine helfende Hand verzichten, sonst hätte er Kavanagh bestimmt einige Tage eingesperrt.

    Gut gefallen hat mir auch der Einblick in Rodneys Vergangenheit. Er hat es ja wirklich nicht leicht gehabt
    Hat er auch nicht, das stimmt, aber wie du schon sagst, bei John geht es ihm so gut, dass er keinen Grund sieht, ihn zu verlassen.


    Valdan: Was mir auch sehr gut gefällt ist das Verhältnis von Rodney und John, die eine tiefe Freundschaft verbindet, auch wenn sie Herr und Sklave sind, ansonsten würde John auf Rodney bitte nicht so reagieren:
    Rodney ist mehr oder weniger Johns Leibsklave, im alten Griechenland wurden diese Sklaven wie Familienangehörige behandelt und es ging ihnen sehr gut. Deswegen ist es für John vollkommen selbstverständlich, Rodney so zu behandeln, während der sein Glück ja noch gar nicht richtig fassen kann.

    Und dann war das noch unser aller "Liebling" Kavanagh... gibt es irgend jemanden, der ihn mag? Kaum vorstellbar, aber auch solche Figuren muss es ja geben!
    Ja, muss es, denn er hat später noch einen ganz großen Auftrit *eg*


    Antares: Das glaube ich gerne! Ich denke, in keiner Realität wäre Rodney ein guter Sklave - dazu redet er viel zu gern und viel zu unüberlegt.
    Das stimmt, will man ihn als wirklich guten Sklaven schreiben, dann ist er irgendwie OOC.

    Und gut, dass Rodney die Triere jetzt mit Katapulten versorgen will!
    Das ist ja das Mindeste, was er gegen seine Schuldgefühle unternehmen kann.

    Maxi: Das war ja mal eine interessante seite von Rodney ... das mit dem Arm kam mir aber auch bekannt vor.
    Sollte es auch. Ich habe die Szene in The Storm/The Eye sehr gemocht, einfach weil ich es gut fand, dass Rodney so normal war und bei Schmerzen klein beigegeben hat.

    Wird John Kavanaugh jetzt verkaufen? Aber trotz der Art von Kavanaugh, scheint John nur das Beste für ihn zu wollen ! Er is einfach n guter Mensch ...
    John hat noch keine Zeit gehabe, sich darüber Gedanken zu machen. Er will sich darum kümmern, nachdem Kolya besigt ist. Aber vorher passiert noch etwas ganz anderes...



    Bevor er weiter darüber nachdenken konnte, klopfte es und ein Bediensteter betrat den Raum und senkte ehrerbietig den Kopf.
    „Herr, Trierarch Stephanos ist da und möchte Euch sprechen.“
    „Lass ihn hinein.“
    John stand auf und goss aus dem bereitstehenden Krug dünn gebrautes Bier in zwei Becher. Als Stephanos den Raum betrat, begrüßte John ihn mit einem Neigen des Kopfes.
    „Trierarch!“
    „Kommandant!“
    John reichte ihm den Becher, den Stephanos dankend annahm. Er trank einen Schluck, dann kam er zum Thema.
    „Wie weit sind Sie mit der Planung?“
    „Nicht so weit, wie ich gerne wäre. Mir fehlen noch viel zu viele Informationen und ich warte darauf, dass die Späher mehr herausfinden. Zudem wird die Zivilbevölkerung mobil gemacht und Halling schickt mir nachher Informationen, mit wie vielen Kriegern ich planen kann.“ John zuckte mit den Schultern und füllte sich selbst einen Becher. Als Verbündeter hatte Stephanos ein Recht, auf dem Laufenden gehalten zu werden. „Ich weiß, dass die Schiffe mit etwa 1800 Männern besetzt sind. Sechs mal mehr als ich habe. Damit fällt ein Überraschungsangriff aus. Katapulte brauche ich nicht in die Bucht zu bringen. Sie sind zu unbeweglich und bis sie am Einsatzort sind, hat Kolya seine Schiffe in Sicherheit gebracht. Dabei will ich nicht auf einen Angriff warten, um reagieren zu können. Denn damit haben wir fast verloren.“
    John kratzte sich im Nacken und fühlte Stephanos’ taxierenden Blick.
    „Wie viele Bogenschützen haben Sie?“, erkundigte sich der Trierarch.
    John ging zu seinem Schreibtisch und deutete einladend auf dem Stuhl, der davor stand. Als Stephanos sich hinsetzte, nahm John seinen Platz hinter dem Tisch ein.

    „Keinen einzigen Spezialisten. Unter meinem Kommando stehen 60 Reiter, 120 Hopliten und 120 Männer, die die Katapulte bedienen. 30 der Hopliten sind mäßige Bogenschützen. Ihre effektive Reichweite beträgt 250 Fuß. Nicht genug, um mit Brandsätzen die Trieren anzugreifen, ohne selbst gefährdet zu werden.“
    Dann dachte John an Teylas neuen Begleiter und an den Bogen, den er über den Rücken trug. Nicht viel, aber wenn er wirklich gut war, konnte er Unruhe unter die Perser bringen. Aber das musste er mit Dex besprechen.
    „Wie weit ist Rodney mit den Plänen für die Katapulte?“
    Stephanos runzelte die Stirn und wirkte sehr genervt und erleichtert zugleich.
    „Fertig. Seine Zeichnungen sind herausragend und ich habe den Umbau der Triere genehmigt. Mit etwas Glück wird die Daedalus morgen früh einsatzbereit sein.“ Stephanos trank einen Schluck. „Vorausgesetzt Hermiod und Rodney bringen sich nicht gegenseitig um. Für einen Sklaven ist er erstaunlich selbstbewusst.“
    John zuckt mit den Schultern.
    „Er muss mich in allen geschäftlichen Angelegenheiten vertreten, da braucht er ein überzeugendes Auftreten. Bisher hatten Sie keine Probleme mit seinem Verhalten.“
    „Ich nicht, aber meine Männer, die er mit seinem Verhalten einschüchtert. Er kommandiert sie herum, als ob sie seine Sklaven wären.“
    Die Mundwinkel zuckten, doch John schaffte es, ernst zu bleiben. Da er jetzt mehr über Rodneys Herkunft wusste, konnte er dieses Verhalten verstehen.
    Bevor er darauf antworten konnte, klopfte es und Evangelos betrat den Raum.
    „Herr, die Männer sind angetreten.“
    Gleichzeitig reichte er John eine Wachstafel, auf der fünf Namen standen.
    „Mehr nicht?“ Stirnrunzelnd sah er hoch.
    „Und selbst bei denen vermute ich, dass sie von Merdono gelenkt wurden. Er ist der Sohn eines einflussreichen Politikers und hat es geschafft, die anderen neuen Rekruten so zu beherrschen, dass sie nicht mehr auf ihre Vorgesetzten, sondern auf ihn hören. Es scheint ihm zu gefallen, so viel Macht zu haben.“ Evangelos zuckte mit den Achseln.
    „Merdono schon wieder? Was hat er jetzt wieder angestellt?“ Stephanos lehnte sich zurück und blickte fragend von John zu Evangelos.
    „Er behauptet, dass Kolya nicht besiegt werden kann und dass er schon unzählige Städte angegriffen, Einwohner versklavt und die Überlebenden hilflos zurückgelassen hat.“ Evangelos zuckte mit den Schultern. „Zudem erzählt er, dass seine Soldaten übermächtige Kräfte haben und seine Schiffe so gepanzert sind, dass sie nicht untergehen können. Das ist nicht gut für die Moral.“
    „Sie haben schon auf der Überfahrt Probleme mit ihm gehabt?“ John war neugierig.
    „Nicht wirklich, ich weiß, dass sein Vater gedroht hat, ihn zu enterben, wenn er nicht als erfolgreicher Soldat zurückkehrt.“
    „Was hat er denn angestellt?“
    Stephanos starrte in seinen Becher.
    „Den wahren Grund kann ich nur vermuten. Aber es ist stadtbekannt, dass er mehr Geld in Wein und Huren investiert hat, als ihm zur Verfügung stand. Zudem behaupten böse Zungen, dass sein Verhalten der Karriere seines Vaters geschadet hat. Dabei denke ich, dass sein Vater zu viele persische Handelspartner hat und eine zu perserfreundliche Politik betreibt, um beliebt und erfolgreich zu sein. Wenn Sie mich fragen, war weniger sein Vater, mehr seine Gläubiger der Grund, warum er die Stadt verlassen musste.“
    „So einer ist das.“ Ein Lächeln umspielte Johns Lippen. Er setzte den Becher ab und erhob sich. „Entschuldigen Sie mich Trierarch, meine Männer warten draußen auf mich. Danach stehe ich wieder zu Ihrer Verfügung.“
    „Da ist nichts zu entschuldigen. Ich begleite Sie. Schließlich kann ich bestätigen, dass man Kolyas Schiffe versenken kann.“
    „Wie Sie wünschen.“
    John nickte und ging hinaus.

    Dort waren alle Soldaten angetreten, die nicht auf der Insel oder im Spähdienst waren. Rund zweihundert Männer blickten ihn erwartungsvoll an.
    Er räusperte sich, dann las er die Namen von Evangelos’ Liste vor.
    Statt sofort vorzutreten sah John wie sich einige Männer aus der letzten Reihe Blicke zuwarfen, bevor sie ganz langsam aus der Menge heraus traten.
    „Merdono?“
    Einer hob den Kopf und antwortete „Ja, Herr.“
    John musterte den Mann, der vor ihm stand. Er war knapp über zwanzig und man sah ihm an, dass er sein bisheriges Leben mit Alkohol und anderen Drogen verbracht hatte. Aber seine Kleidung war wesentlich feiner, als sich ein Soldat leisten konnte.
    „Ich dulde weder Ungehorsam, noch Fehlverhalten. Da ihr erst gestern eingetroffen seid, gebe ich euch eine Chance. Wenn ihr sie nicht nutzt, werdet ihr umgehend als unfähig nach Athen zurück geschickt. Bis die Perser besiegt sind, untersteht ihr dem direkten Befehl von meinem Stellvertreter Evangelos. Falls ihr noch einmal zweifelt, dass wir Kolya besiegen können, werdet ihr hart bestraft.“
    Statt betroffen den Kopf zu senken, blickte Merdono ihn herausfordernd an. Eigentlich sollte er wissen, dass ihm das noch mehr Ärger einbringen würde. John konnte so ein Verhalten nicht dulden.
    „Trierarch Stephanos hat in einer Seeschlacht zwei von Kolyas Trieren versenkt. Damit sollte auch dem Letzten hier klar sein, dass Kolya nicht unbesiegbar ist. Mit vereinten Kräften wird es uns gelingen. Merdono, haben Sie alles verstanden?“
    Statt die für einen Soldaten einzige logische Antwort zu geben, schüttelte Merdono den Kopf. Dann wagte er zu widersprechen.
    „Aber es sind sieben Trieren.“
    „Evangelos!“
    Es gab keine Alternative. John musste eisern durchgreifen, sonst würde er vor seinen Männern das Gesicht verlieren.
    „Ja, Herr.“
    Evangelos sah John resigniert an. Er wusste auch, was für ein Befehl kommen würde.
    „Veranlasse, dass Merdono wegen Ungehorsam mit sieben Schlägen bestraft wird. Anschließend kann er die Latrine reinigen und wenn er damit fertig ist, wird Halling froh sein, dass er einen Freiwilligen zum Säubern der öffentlichen Toiletten hat.“
    Merdonos entsetzter Gesichtsausdruck weckte in John eine grimmige Zufriedenheit.
    „Herr, Ihr könnt mich nicht schlagen. Mein Vater ist ein erfolgreicher Politiker im Senat und wenn er davon erfährt…“
    „Drei weitere Hiebe“, donnerte Johns Stimme über den Platz. „Es ist mir egal, wer in Athen welche Macht hat, denn das ist weit weg. Wer Befehle verweigert, muss die Konsequenzen tragen. Möchte sich sonst noch jemand Merdonos Ansichten anschließen?“ Er ließ eine geballte Ladung Sarkasmus auf seine Soldaten los und stellte zufrieden fest, wie alle ein Stück von Merdono abrückten. Vielleicht schaffte er es doch noch, die Neuzugänge in seine Mannschaft zu integrieren.
    Die Männer blickten starr nach vorne und blinzelten noch nicht einmal.
    John räusperte sich. Wenn er die Soldaten jetzt gehen ließ, würden sie seinem Befehl willig folgen, aber sie würden nur mit halben Herzen kämpfen, weil sie immer noch mit einer Niederlage rechneten. Er musste sie für seine Sache gewinnen.
    „Auch wenn Kolyas Truppe uns rechnerisch überlegen ist, wird es ihm nicht gelingen, Massalie zu einzunehmen. Seine Taktik, die Städte in Brand zu setzen wird nicht funktionieren, weil die Häuser fast überall zu weit auseinander stehen. Nur im Hafen besteht die Gefahr. Aber die Zivilbevölkerung wird die Dächer wässern, damit der Schaden begrenzt wird. Im Gegensatz zu vielen anderen Städten haben wir hier keinen Wassermangel.“ John räusperte sich. „Ich erwarte, dass ihr mit genau so viel Energie um Massalie kämpft, wie Halling und seine Männer. Ich möchte nicht, dass man später behauptet, die Einheimischen wären die besseren Kämpfer. Danke.“
    Sonst waren die Reibereien zwischen den Einheimischen und den Soldaten unangenehm, oft genug endeten sie mit handfesten Schlägereien, doch heute konnte John es zu seinen Gunsten einsetzen. Als er das Funkeln in den Augen seiner Hopliten sah, wusste er, dass er es geschafft hatte, sie zu motivieren.
    John neigte den Kopf und zog sich in sein Büro zurück. Aufatmend setzte er sich hin. Das war so gerade eben noch einmal gut gegangen. Als ob er nicht mit sieben Trieren schon genug Probleme hätte. Warum musste so ein unerfahrener Junge so viel Ärger machen? John ärgerte sich, dass er gezwungen worden war, ihn zu bestrafen. Nach all den Jahren im Militärdienst sollte es ihm nichts ausmachen, doch manchmal fragte er sich, ob Gewalt die richtige Antwort war. So wie heute. John nahm seinen Becher und trank einen Schluck. Im Geiste sah er, wie der Junge an den Pfahl gestellt wurde, man seine Tunika auszog und ihn auspeitschte. Evangelos würde dafür sorgen, dass es nur einige wenige Striemen gab, dass Merdono anschließend arbeiten konnte. Danach würde sich entscheiden, ob die Lektion heilsam war, oder nicht. John tippte auf letzteres.

    Als Stephanos den Raum betrat, sich hin setzte und die Karte betrachtete, konzentrierte John sich auf die Pläne.
    „Haben Sie eine Möglichkeit, die Zufahrt zum Hafen zu sperren?“
    John nickte.
    „Ja. Die Barrikade wird hoffentlich im Moment hochgekurbelt, um sie zu überprüfen. Wir haben die Kurbeln auf der Insel aufgebaut, weil wir sie besser verteidigen können, als den entsprechenden Strandabschnitt. Die Katapulte sind auf die Barriere ausgerichtet.“ John griff zu seinem Becher und trank einen Schluck. „Mit etwas Glück werden wir ein bis zwei Trieren in Brand setzen, bevor es Kolya gelingt, die Taue zu kappen und in den Hafen einzudringen.“
    „Die Idee ist nicht schlecht, Kommandant, aber ich würde es anders machen. Schauen Sie hier.“ Damit deutete Stephanos auf die Karte.
    John beugte sich vor. Er war gespannt auf die Vorschläge des Trierarchen. Doch bevor sie Pläne schmieden konnten, klopfte es und Teyla betrat den Raum. Sie grüßte mit einem anmutigen Neigen des Kopfes.
    „Halling lässt Grüße ausrichten. Wir haben 800 Krieger, um die Stadt zu verteidigen. Wie sollen sie eingesetzt werden?“

    Die Sonne hatte den Zenit überschritten, als John aufstand und ans Fenster trat.
    Sie hatten es wirklich geschafft, einen Verteidigungsplan aufzustellen, der Aussicht auf Erfolg hatte.
    Im Hintergrund hörte er, wie sich Teyla und Chaya leise miteinander unterhielten.
    Der Besuch der Artemispriesterin war eine angenehme Überraschung gewesen.
    Nur selten boten Priester an, sich von ihren Tempelschätzen zu trennen. Aber Chaya hatte es ohne einen Moment des Zögerns getan. Es lag wohl daran, dass das Geld genutzt wurde, um die Stadt zu verteidigen, nicht um jemanden anzugreifen. Stephanos hatte ohne einen Moment zu zögern das Angebot angenommen und die Pläne geändert. Jetzt konnten sie ein oder mehrere Schiffe der Händler kaufen, die sich vorher geweigert hatten, ihr kostbares Gut zur Verteidigung bereit zu stellen. Sie hatten nicht eingesehen, dass die Schiffe sowieso verloren waren, wenn ihnen nicht gelang, Kolya rechtzeitig zu stoppen.
    John nahm die Vorschläge des Trierachen gerne an. Er selbst hatte keine Erfahrung mit Seeschlachten und war dankbar für die kompetente Unterstützung.
    John grinste. Stephanos’ Pläne waren böse. Kolya hatte keine Chance auf einen Sieg.

    „Herr?“ Parrish, Evangelos's Sklave, stand plötzlich hinter John. Er war die ganze Zeit da gewesen und hatte immer für neue Getränke gesorgt, doch nie hatte er ihn angesprochen.
    „Ja, bitte?“ John drehte sich um und sah den Mann an. Dieser senkte den Blick.
    „Ein Bote von der Daedalus ist gekommen. Rodney und Hermiod bitten sowohl um die Anwesenheit des Trierarchen als auch dass Ihr dabei seid.“
    John blickte sich um. Der Bote stand bei Stephanos und hatte gerade die Nachricht überbracht, denn der Trierarch sah ihn fragend an. Darauf reagierte John mit einem Achselzucken. Er hatte nicht die geringste Ahnung, was Rodney wollte und konnte nur hoffen, dass nicht das eingetreten war, was Stephanos befürchtet hatte: Mord und Totschlag, weil Rodney zu fordernd gewesen war.
    Das Mittagessen konnte er somit vergessen. Vielleicht würde er Zeit finden, zwischendurch ein Stück Brot zu essen.
    „Sorge dafür, dass Hylonome und Chiron angeschirrt werden.“
    Parrish neigte den Kopf „Ja, Herr“, und eilte aus dem Raum.
    Bis der Streitwagen abfahrbereit war, hatte John noch fünf Minuten. Er überlegte wo er in dieser Zeit etwas zu essen bekommen würde, als Stephanos auf ihn zukam.
    „Kommandant, meine Sänfte steht bereit. Sie ist groß genug für uns beide. Möchten Sie mich begleiten?“
    „Danke für das Angebot, Trierarch, aber ich werde Ihnen mit meinem Streitwagen folgen. Ich will noch die Insel und das feindliche Lager inspizieren, dann hilft es mir nicht, wenn ich mit einer Sänfte unterwegs bin.“
    Niemand wusste, dass es John immer speiübel wurde, wenn er sich in eine Sänfte setzen musste. Besonders bei geschlossenen Vorhängen hatte er sich nach dem Transport mehr als ein Mal zurückziehen müssen, um sein Magen unter Kontrolle zu bringen.
    „Wie Sie wünschen.“
    Mit einem Nicken verabschiedete sich der Trierarch.
    Bevor John sich auf den Weg machte, verabschiedete er sicht von Chaya und Teyla. Dank Parrish schaffte er es sogar noch einige Bissen Brot zu essen, dann lief er in den Hof.
    Natürlich stand nicht nur der Streitwagen bereit, sondern eine aus sechs Männern bestehende Eskorte wartete auf ihn.
    Das war Evangelos’ Werk. So gerne John die Männer zurück geschickt hätte, es ging nicht, ohne dass er mit seinem Stellvertreter Ärger bekommen würde.
    Also fügte er sich ins Unvermeidliche, stieg auf, nahm die Zügel und trieb seine Pferde an.

    Auf dem Weg zum Hafen stellte John fest, dass die Einheimischen erstaunlich gelassen auf die Bedrohung reagierten. Es wurde hektisch gearbeitet, die Häuser so sicher wie möglich zu machen. Fast überall wurden die Fenster und Türen verbarrikadiert. Auf vielen Dächern standen Männer und Frauen und wässerten die Ziegel, um Bränden vorzubeugen.
    Auf den Straßen war viel los, aber die Einwohner machten Platz, wann immer sie John sahen.
    So kam er erstaunlich schnell durch.
    Im Hafen selbst herrschte reger Betrieb. Da dieser Bereich wahrscheinlich am meisten unter dem Angriff der Perser zu leiden hatte, hatten der Trierarch und John beschlossen, ihn zu evakuieren.
    Obwohl die Entscheidung noch nicht öffentlich war, standen an allen Lagerhallen große Lastgespanne und viele Sklaven waren damit beschäftigt, die Gebäude auszuräumen.
    Vor der Daedalus zügelte John seine Pferde.
    Direkt an der Mole war Bauholz gestapelt und einige Männer schnitten die Balken zurecht.
    Als die Tiere still standen, eilte sofort ein Mann aus der Eskorte herbei, um die Zügel zu halten. John warf sie ihm zu und stieg aus dem Streitwagen.
    Er sah sich suchend um, doch von Stephanos’ Sänfte war noch nichts zu sehen. Er wollte gerade das Schiff betreten, als er aus dem Augenwinkel sah, wie die Sänfte von vier Trägern auf den Vorplatz getragen wurde. Sie blieben keuchend vor dem Schiff stehen.
    John sah, dass der Trierarch die Stirn runzelte, als er sah, wer schon auf ihn wartete, aber er stieg wortlos aus.
    Er nickte John zu, ging an ihm vorbei und betrat als erster die Daedalus. Das amüsierte Grinsen unterdrückend, folgte John ihm. An Bord sah er sich um. Der große Mast war abgenommen worden. Einige Balken lagen mit Markierungen versehen auf dem Deck. Noch war nicht zu erkennen, dass daraus ein Katapult gebaut werden sollte.
    „Nein, nein, nein! So geht das nicht!“ Rodneys empörter Ausruf schallte über das Deck. „Erst müssen die Grundbalken mit dem Schiff verbunden werden, erst danach können wir das Katapult selbst aufbauen. Das ist vollkommen logisch und da ihr immer darauf pocht, freie Männer zu sein, sollte euer Geist frei genug sein, um soweit denken zu können!“
    Rodney war mal wieder in seinem Element. John rechnete nach dieser bissigen Bemerkung mit dem Schlimmsten, als eine ruhige Stimme das Gemurre der Arbeiter zum Verstummen brachte.
    „Er hat Recht. Folgt seinen Anweisungen.“
    Neugierig folgte John der Stimme und sah einen kleinen, sehr dünnen Mann neben Rodney stehen. Haare hatte er keine und seine Haut hatte einen ungesunden gräulichen Farbton
    „Danke, Hermiod. Auf diesem Schiff scheint es wenigstens einen zu geben, der mich versteht.“
    Statt etwas auf Rodneys beißenden Sarkasmus zu erwidern, grüßte der Mann Stephanos und John gelassen.
    „Entschuldigt, dass wir Euch gebeten haben, heraus zu kommen, aber wir müssen die Baupläne ändern und brauchen dafür Eure Entscheidung.“
    „Warum ist auch meine Anwesenheit erforderlich? Ich habe keinen Einfluss auf den Schiffsbau.“ Neugierig sah John von Hermiod zu Rodney. Rodney übernahm es, zu antworten.
    „Der Mast ist schuld. An der Stelle ist die Daedalus zu fragil, als dass wir noch strukturelle Veränderungen vornehmen können, deswegen musste ich das Katapult neu konstruieren. Die Reichweite wird sich dabei um etwa zehn Doppelschritte verringern, aber dafür könnten wir sowohl am Bug, als auch am Heck ein Katapult aufstellen. Das würde uns einen entscheidenden Vorteil bringen, denn Kolya hat auf seinen Trieren jeweils nur ein Katapult.“
    Erwartungsvoll sah Rodney von John zu dem Trierarch.
    John räusperte sich.
    „Das hört sich gut an, aber ich habe das Gefühl, dass da noch ein großes ‚Aber’ kommt.“ Er kannte Rodney schon ziemlich gut.
    „Wir haben nicht genügend Männer, um die Katapulte zu bedienen.“ Hermiods Erklärung war ruhig, fast schon emotionslos. Es war ein starker Kontrast zu Rodney, dessen Hände nicht still standen. „Da wir keine Zeit haben, eine Geschützmannschaft einzuarbeiten, benötigen wir 15 bis 20 Männer, pro Katapult. Wir können etwa 20 Männer entbehren und ein Katapult betreiben, aber mehr geht nicht. Kommandant,“ Hermiod wandte sich ganz förmlich an John. „Haben Sie die Möglichkeit, uns Männer zur Verfügung zu stellen? Sonst werden wir nur ein Katapult aufbauen und auf der anderen Seite ein Gewicht platzieren.“
    John überlegte. Von den guten Leuten konnte er niemanden entbehren. Die Mauern waren trotz der einheimischen Krieger nicht so besetzt, wie es wünschenswert gewesen wäre. Aber mit einem weiteren Katapult würde Stephanos wahrscheinlich ein weiteres Schiff versenken.
    „Die Hopliten, die Sie von Athen mitgebracht haben, kann ich zur Verfügung stellen, aber ich weiß nicht, ob sie eine Bereicherung sind.“
    Das war auch der Grund, warum sie bisher zur Bewachung der Garnison eingeplant worden waren.
    Der Trierarch kratzte sich am Kinn.
    „Am Katapult brauche ich sie nicht einzusetzen, das wird schief gehen. Zum Rudern fehlt ihnen die Erfahrung. Aber das wäre auf der ‚Herakles’ nicht das Problem. Von dem Frachtschiff könnte ich dann 20 gute Männer abziehen. Vorausgesetzt, die Hopliten können schwimmen.“
    John nickte, sie hatten mit der Herakles eine kleine Überraschung für die Perser geplant. Und es wäre ein Himmelfahrtskommando für die Männer, sollten sie nicht schwimmen können.
    Aber da diese Sportart zur Ausbildung der Hopliten gehörte, hoffte er, dass sie es gelernt hatten.
    „Einverstanden. Ich sende einen Boten zu Evangelos, damit er Ihnen die Männer schickt.“
    „Danke, Herr.“ Hermiod senkte demütig den Kopf. Dagegen verschränkte Rodney seine Arme vor der Brust und sah John herausfordernd an.
    „Rodney, ist noch etwas?“
    „Ja, Herr. Könnt Ihr bitte veranlassen, dass Zelenka an Bord kommt? Außer Hermiod scheint hier niemand in der Lage zu sein, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen und wir brauchen dringend halbwegs intelligente Unterstützung.“
    „Kein Problem. Ich schicke einen Boten.“
    Einen Boten zu Evangelos, einen zu Elizabeth, zufrieden stellte John fest, dass seine Eskorte dadurch schrumpfen würde.
    „Danke, Herr.“ Doch Rodney sah John an, als ob noch etwas war.
    „Was möchtest du?“
    „Könntet Ihr bei Zelenka den Teil mit der Intelligenz bitte verschweigen?“
    Grinsend schüttelte John den Kopf.
    „Wie du wünschst, von mir wird er nichts erfahren.“
    „Danke, Herr.“ Rodney drehte sich um widmete sich den Plänen, die er auf einer Planke ausgerollt hatte.
    Ich bin nett, höflich, liebenswert
    und zuvorkommend.
    Und garantiert nicht ironisch.
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  6. #24
    Ägypten-Fan Avatar von Valdan
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    Das geht ja jetzt Schlag auf Schlag.

    Zuerst die Sache mit den neuen Soldaten, die John ja gar nicht leicht fällt, aber leider sein muss.

    Die Zusammenarbeite aller beteiligten Personen scheint auch gut zu klappen. Ich bin ja mal gespannt, was das für Überraschungen für die Perser sind

    Neugierig folgte John der Stimme und sah einen kleinen, sehr dünnen Mann neben Rodney stehen. Haare hatte er keine und seine Haut hatte einen ungesunden gräulichen Farbton
    .. die Beschreibung von Hermiod ist klasse, und vor allem die so absolut typischen Unterschiede im Verhalten zwischen ihm und Rodney.

    Das war wieder ein gutes Kapitel, danke!

    LG Val
    "Der Mensch fürchtet die Zeit, doch die Zeit fürchtet die Pyramiden."
    arabisches Sprichwort

    ***


  7. #25
    Major Avatar von claudi70
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    Hi,

    die Beschreibung von Hermiod, hat mir sehr gut gefallen, sehr passend.
    Neugierig folgte John der Stimme und sah einen kleinen, sehr dünnen Mann neben Rodney stehen. Haare hatte er keine und seine Haut hatte einen ungesunden gräulichen Farbton
    Rodney kann es einfach nicht lassen:
    wir brauchen dringend halbwegs intelligente Unterstützung.“
    „Könntet Ihr bei Zelenka den Teil mit der Intelligenz bitte verschweigen?“
    ...so typisch für ihn. *gg*

    Bin gespannt wie es weiter geht.

    Lg Claudi

  8. #26
    Lieutenant General Avatar von Antares
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    So, dann rückt die Schlacht ja unaufhaltsam näher - und die Vorbereitungen werden immer intensiver.

    Danach würde sich entscheiden, ob die Lektion heilsam war, oder nicht. John tippte auf letzteres.
    Das zeigt, dass John - leider - eine sehr realistische Einschätzung von dieser Art von Leuten hat.

    Wieder ein schönes Kapitel!

  9. #27
    Captain Avatar von Maxi
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    Ja, genau so hatte ich mir Hermiod als Menschen vorgestellt.
    Ob dieser Merdono nicht noch meint zu gut für diese Herakles-Überraschung zu sein - da ich mal davon ausgehe, dass das schiff sinken wird oder die Leute von Bord gehen werden müssen.
    Wird schon schief gehen.
    Bin schon auf's nächste Kapitel gespannt ...

    LG Maxi
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  10. #28

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    Vielen Dank für eure Kommentare.

    Spoiler 
    Valdan: Das geht ja jetzt Schlag auf Schlag.
    Jupp, es gibt viel zu tun, bevor Kolya angreift und John hat nicht vor, sich besiegen zu lassen. Viel Schlaf bekommt er nicht.

    Zuerst die Sache mit den neuen Soldaten, die John ja gar nicht leicht fällt, aber leider sein muss.
    John ist ein Kind seiner Zeit. Für ihn ist es selbstverständlich, dass Fehler mit Schlägen geahndet werden. Er sieht es aber nicht ein, übermäßig grausaum zu sein, weil er weiß, dass er die Menschen mit Lob viel besser motiviert bekommt.

    Die Zusammenarbeite aller beteiligten Personen scheint auch gut zu klappen. Ich bin ja mal gespannt, was das für Überraschungen für die Perser sind
    Böse Überraschungen - nur leider kein griechisches Feuer, dass wurde erst einige Jahrhunderte später entwickelt. Man kämpft mit allen Mitteln, um die Heimat zu verteidigen.
    . die Beschreibung von Hermiod ist klasse, und vor allem die so absolut typischen Unterschiede im Verhalten zwischen ihm und Rodney.
    Dankeschön.

    Claudi70: die Beschreibung von Hermiod, hat mir sehr gut gefallen, sehr passend.
    Nicht wahr.... und ich kann ihn mir als verhutzelten Mann sehr gut vorstellen

    ...so typisch für ihn. *gg*
    Jupp, ist es. Deswegen mag ich den Charakter.

    Antares: So, dann rückt die Schlacht ja unaufhaltsam näher - und die Vorbereitungen werden immer intensiver.
    Und ich schaffe es, noch einige Kapitel mit den Vorbereitungen zu füllen, bis es wirklich mit der Schlacht los geht *g*

    Das zeigt, dass John - leider - eine sehr realistische Einschätzung von dieser Art von Leuten hat.
    Das stimmt. Es gibt leider Menschen, die nicht belehrbar sind.

    Valdan: Ja, genau so hatte ich mir Hermiod als Menschen vorgestellt.
    Danke. Ich habe sogar ein sehr genaues Bild vor Augen, was mich sehr überrascht, da Hermiod ja nur eine 'Puppe' ist.

    Ob dieser Merdono nicht noch meint zu gut für diese Herakles-Überraschung zu sein - da ich mal davon ausgehe, dass das schiff sinken wird oder die Leute von Bord gehen werden müssen.
    Wenn er schwimmen kann, hat er keine andere Wahl. Er ist Soldat und wenn er den Befehl verweigert, wird er erneut die Peitsche zu spüren bekommen... Er weiß jetzt, dass John da keine Gnade walten lässt.






    Nun wandte John sich an den Trierarchen.
    „Möchten Sie mich auf der Inspektion begleiten?“
    Er fragte es aus Höflichkeit, nicht weil er die Begleitung wollte.
    Stephanos schüttelte wie erhofft den Kopf.
    „Auch wenn Hermiod und Rodney sehr fähig sind, es ist meine Aufgabe, an Bord zu bleiben und die Arbeiten zu überwachen.“
    Erleichtert atmete John aus. In dem Moment wurde ihm bewusst, dass er den Atem angehalten hatte.
    „Dann schicke ich Ihnen einen Boten, damit Sie immer informiert sind.“
    „Danke.“ Stephanos neigte den Kopf. John erwiderte die Geste und verließ die Daedalus.
    Er ging direkt zu seinem Streitwagen. Dort sah er zwei bekannte Gestalten. Teyla und Ronon waren nachgekommen und warteten auf ihm.
    „Kommandant, wir würden Sie gerne bei der Inspektion begleiten. Da die Soldaten und einheimischen Krieger Seite an Seite kämpfen werden, ist es gut für ihre Moral, wenn wir sie gemeinsam besuchen.“
    „Gerne. Sie sind mir willkommen.“
    John beäugte seine Eskorte. Die Männer standen alarmiert neben seinen Streitwagen und schienen nur auf Ronons Angriff zu warten. Das roch nur so nach Ärger.
    John deutete auf die vier Hopliten, die direkt neben dem Streitwagen standen. „Stavroúla, reiten Sie mit den anderen dreien zur Garnison und teilen Evangelos mit, dass er die neuen Männer sofort zum Hafen schicken soll, sie werden die Truppen des Trierarchen auf der Herakles unterstützen. Damit sie nicht auf dumme Gedanken kommen, werden Sie die Männer begleiten.“
    „Ja, Herr.“
    „Bábis?“
    „Ja, Herr.“
    Der dunkelhäutige Offizier sah ihn wachsam an.
    „Ihr beiden reitet zu meinem Wohnsitz und bringt Zelenka her. Er wird gebraucht.“
    „Nein, Herr. Meine Aufgabe ist es, für Ihre Sicherheit zu sorgen, nicht dafür Botendienste zu verrichten. Seit dem Attentat ist Ihr Leben in Gefahr und ich werde nicht von Ihrer Seite weichen.“ Bábis verschränkte die Arme vor der Brust und sah John herausfordernd an. „Schickt nur drei Männer zu Garnison und einen nach Hause. Michail und ich bleiben hier.“
    John kratzte sich am Nacken. Wieso musste Evangelos ausgerechnet Bábis mitschicken? Wenn es um die Sicherheit ging, war er unnachgiebig und würde John keine Wahl lassen. Er hatte sogar Recht mit seiner Vorsicht. Deswegen gab John nach.
    „Gut, kommen Sie mit. Und noch einer der Männer. Sollten Sie aber mit Dex oder Teyla Streit suchen, bleiben Sie zurück. Ist das klar.“
    „Ja, Herr.“

    John sah zu, wie die Männer aufbrachen. Erst dann bestieg er den Streitwagen und übernahm die Zügel, die Bábis ihm reichte.
    Er lenkte die Stuten in einen anderen Teil des Hafens, wo die Boote anlegten, die die Männer auf der Insel versorgten.
    Michail musste sich um die Pferde kümmern, während Ronon, Teyla, Bábis und John in einem kleinen Boot herüberruderten.

    Schon als er die Insel betrat wusste John, dass die Stimmung gut war. Es war lautes Klatschen und Rufen zu hören. Er folgte den Geräuschen und sah, dass die Männer Taucher anfeuerten, die die Taue kontrollierten.
    Immer wenn ein Kopf an der Meeresoberfläche auftauchte und der Mann den Daumen nach oben streckte, kam es zu den Begeisterungsstürmen.
    Amüsiert beobachtete John das fast schon ausgelassene Treiben, dann sah er sich auf der Insel um. Es gab einige wenige Hütten, die jetzt hoffnungslos überfüllt waren. Viele Bettenrollen lagen auch nur um die Feuerstellen herum. Dabei wirkte alles ordentlich und durchorganisiert.
    Auch die Katapulte waren in einem sehr guten Zustand und es waren genug Feuerbälle vorbereitet, um mehr als ein Dutzend Schiffe in Brand zu setzten.
    Der Kommandant sprach nur lobende Worte. Sowohl über die Soldaten, als auch über die einheimischen Krieger. Während John mit ihm sprach, beobachtete er aus dem Augenwinkel, wie Teyla sich mit ihren Kriegern unterhielt. Er konnte sehen, mit wie viel Respekt sie behandelt wurde, aber auch dass sie die Fragen der Männer ernst nahm.
    Hinter ihr stand immer Dex. Er sagte fast gar nichts, sondern nickte hin und wieder. Sie schienen sich bestens zu ergänzen. Der wilde Krieger und die Strategin und Kämpferin.
    Genau diese Eigenschaften machten Teyla zu einer wertvollen Verbündeten. John hoffte nur, dass Stephanos es sich durch sein konservatives Verhalten nicht mit ihr verscherzte.
    Nach einigen weiteren Worten verabschiedete John sich von den Männern.
    Für sein nächstes Ziel würde er den gesamten Nachmittag unterwegs sein, aber er wollte noch einmal persönlich die feindlichen Trieren begutachten. Er hoffte anhand der Instandsetzung abschätzen zu können, wann die Perser zum Angriff bereit waren. Dass die Boten bisher berichteten, sie erwarteten einen Angriff am nächsten Tag, behagte John überhaupt nicht. Sie brauchten mehr Zeit, damit die Daedalus und die anderen Schiffe einsatzbereit waren.

    Bábis und Ronon ruderten zurück zur Küste und John hatte viel zu viel Zeit, die Verteidigungspläne zu überdenken und über die Erfolgsaussichten zu grübeln.
    Auch seine Begleitung war schweigsam. Was wohl daran lag, dass Bábis Teyla und Ronon immer wieder misstrauisch beäugte. Solange es keine offenen Feindseligkeiten gab, musste John das Verhalten dulden.

    Wieder festen Boden unter den Füßen übernahm John von Michail die Zügel. Er lenkte sein Gespann aber nicht sofort zum Landeplatz der Perser, sondern fuhr zuerst nach Hause. Dort ließ er die Pferde abspannen und Hylonome satteln. Im unwegsamen Gelände hätte er mit dem Streitwagen mehr Zeit verloren, als durch diese Pause.

    John beobachtete, wie eifrig seine Bediensteten dabei waren, die Gebäude zu sichern und entschied sich dagegen, mit Elizabeth zu sprechen. Sie war zu sehr eingespannt, als dass er sie stören wollte.

    Auch jetzt bestand Bábis darauf, ihn zusammen mit Michail zu begleiten und beschützen. Dabei blickte er Teyla und Ronon misstrauisch an.
    John zuckte mit den Achseln, stieg auf und trieb Hylonome an. Wenn Bábis glaubte, dass von Teyla und Ronon eine Gefahr ausging, dann täuschte er sich. Für Teyla würde John seine Hand ins Feuer legen und Ronon vertraute er, weil Teyla es tat. Und bisher war sein Vertrauen gerechtfertigt.

    Als sie sich dem Feindeslager bis auf wenige Stadien genähert hatten, wurden sie von einem Späher angehalten. Er warnte sie, dass die Perser schon weit vor dem eigentliche Lager Posten aufgestellt hatten und beschrieb, wie sie umgangen werden konnten. Der Späher berichtete noch, dass die Perser sich nicht ausruhten, sondern ihre Trieren bereit für den Angriff machten. Das beunruhigte John sehr, auch wenn sich in Massalie alle gegen eine eventuelle Belagerung rüsteten, so brauchten sie doch mehr als einen Tag um perfekt vorbereitet zu sein.

    Sie ritten bis zum Gehölz, das die Pferde schon am Vortag verborgen hatte, dann kletterte John zusammen mit Bábis, Ronon und Teyla den Hügel hoch, während Michail auf die Pferde aufpasste.

    Kurz darauf konnte sich John davon überzeugen, dass der Späher Recht hatte. Die Masten waren bereits abmontiert und die Katapulte waren auf dem Deck montiert.
    Einige Männer hatten sich mit Tauen abgeseilt und polierten den Rammsporn ihres Schiffes.
    „Morgen, bei Sonnenaufgang geht es los“, stellte Ronon leise fest.
    John nickte nur, doch er konnte sich nicht sofort von dem Anblick lösen. Diese Flotte war in diesem Teil des Mittelmeers ein beeindruckender Anblick. Es war lange her, dass John zuletzt eine so große Streitmacht gesehen hatte. Erst als die Perser die Rammsporne mit Blumen kränzten, wandte er seinen Blick ab.
    Auf dem Weg zu den Wagen fragte er sich, warum Kolya eine solche Eile mit dem Angriff hatte. Die Männer mussten doch noch von der Überfahrt erschöpft sein und brauchten mehr als einen Tag Rast, um für die Belastung eines langen Kampfes ausgeruht zu sein.
    Oder glaubte er, dass er Massalie innerhalb von wenigen Stunden einnehmen konnte und war deswegen leichtsinnig?
    Wenn man ihnen auch noch die nächtliche Ruhe rauben würde, dann würden die Männer beim Rudern und Kämpfen unkonzentriert sein. John fixierte angestrengt den Himmel und versuchte, den Sonnenstand zu berechnen. Noch zwei bis drei Stunden, bis die Sonne untergehen würde.
    Er wandte sich an Dex. „Wie gut sind Sie mit Ihrem Bogen?“
    „Sehr gut.“
    Statt etwas über seine Reichweite zu sagen, grinste Ronon John herausfordernd an. Er nahm die Bogenhülle vom Rücken, zog den Bogen heraus, spannte ihn und reichte ihn John.
    Es war ein Langbogen, knapp zwei Meter lang und aus Eibe gefertigt - ein exotisches Holz, das aus dem Norden stammte. Jede Faser war sorgfältig herausgearbeitet und die Oberfläche war poliert. John versuchte gar nicht erst, einen Pfeil auf die Sehne zu legen und ihn abzuschießen. Er wusste auch so, dass er dafür nicht genug Kraft hatte.
    "Ein Prachtstück", gab er zu und seine Fingerkuppe glitt über das polierte Holz, bevor er Dex den Bogen zurück reichte.
    „Wen soll ich treffen?“
    „Kein festes Ziel. Du sollst die Perser so lange wie möglich wach halten und so viele Männer wie möglich töten. Wenn mitten in der Nacht ein Wachposten oder ein Mann, der austritt stirbt, dann sorgt es für viel Unruhe.“
    „Es gibt hier nicht viele Verstecke.“ Dex verwegenes Lächeln sagte genau das Gegenteil. Ihm schien der Auftrag zu gefallen.
    „Sie haben ein gutes Pferd. Und so wie es aussieht“, John deutete in Richtung des feindlichen Lagers, „haben die Perser keine. Ich verlange nicht, dass Sie an einem Ort bleiben. Hauptsache, die Perser machen bis zum Morgengrauen kein Auge zu. Wie Sie das machen ist Ihre Sache.“
    Dex Lächeln wurde breiter. Es erinnerte John an eine Katze, die vor einem Mauseloch saß und unbedingt spielen wollte. Dann nickte er, ging zu seinem Pferd, nahm von Michail die Zügel und saß mit Schwung auf.
    Bevor er los ritt beugte er sich zu John hinab. „Es werden morgen nur noch sechs Schiffe Massalie angreifen.“ Dann trieb er sein Tier an.
    Kopfschüttelnd sah John ihm hinterher. Er stellte fest, dass er wirklich glaubte, dass Ronon zu dieser Leistung fähig war.

    Immer noch kopfschüttelnd nahm John von Michail die Zügel von Hylonome und sprang auf den Rücken des Pferdes. Auch die anderen saßen auf.
    Der Rückweg verlief ereignislos und John konnte ungestört weiter über die Verteidigungspläne grübeln. Am meisten störte ihn, dass er während der Schlacht nicht in der Garnison bleiben konnte, weil sie zu weit vom Geschehen weg war. Sie war ausgelegt, um die Angriffe der Ligurer vom Landesinneren abzuwehren. Deswegen konnte er von dort aus den Hafen nicht überblicken.
    Aus diesem Grund hatte er Chayas Angebot angenommen, während des Kampfes im Tempel sein Hauptquartier aufzuschlagen.
    „Sie machen sich zu viele Gedanken, Kommandant.“
    John blickte zur Seite. Teyla ritt an seiner Seite und sah ihn mit einem zuversichtlichen Lächeln an.
    Er zuckte mit den Schultern.
    „Normalerweise sagt man, dass ich zu wenig denke und immer direkt handele. Fragen Sie Evangelos oder Elizabeth. Aber jetzt auf einen Angriff zu warten…“
    John verstummte.
    „Wir sind bestens vorbereitet, Kommandant. Ich bin zuversichtlich, dass wir die Perser schlagen werden.“
    „Aber noch wissen wir nicht, ob Rodney die Katapulte bis morgen früh bauen kann. Ohne die Daedalus wird es schwierig sein und ich…, ja“, John kratzte sich am Hinterkopf. „Ich denke zuviel.“
    Teylas Lächeln war beruhigend.
    „Ich kann es gut verstehen. Sie sollten es so sehen: Rodney ist nicht allein. Viele gute Männer arbeiten mit ihm und wenn sie die Nacht durcharbeiten, dann werden sie es schaffen.“
    „Ich hoffe, dass Sie Recht haben. Ansonsten würden die Perser alle unsere Schiffe vernichten und den Strand stürmen. Sie dort zu besiegen wäre sehr schwer.“
    „Aber machbar. Außerdem wird dies nicht passieren.“
    In ihrer Stimme lag eine Endgültigkeit, die John eine Gänsehaut über den Rücken jagte. Gleichzeitig freute er sich, dass sie so optimistisch war und daran glaubte, dass die Pläne gut waren.
    Statt etwas zu entgegnen, schnalzte er mit der Zunge und trieb sein Gespann an.
    Willig folgten die Tiere seinem Befehl und er ließ Teyla hinter sich zurück. John musste sich bei der Geschwindigkeit auf das Gelände vor ihm konzentrieren. So holten ihn auch die anderen wieder ein. Dabei spürte John Bábis missbilligenden Blick auf sich ruhen, weil er ein Stück alleine geritten war.
    John ignorierte ihn. Vorsicht war schön und gut, aber Bábis Verhalten erinnerte an eine übervorsichtige Glucke. Nur dass John kein Kücken war, das sich dies gefallen ließ.

    Es dauerte John viel zu lang, bis sie endlich den Hafen erreichten.
    Hylonome stand gerade, als John absprang und dem wachhabenden Soldaten die Zügel zu warf. Auch die anderen stiegen ab.
    „Ist der Trierarch an Board?“
    „Ja, Herr!“
    John nickte dem Mann zu, dann eilte er die Gangway hoch.
    Auf halber Strecke merkte er, dass Bábis und Michail zwar hinter ihm waren, Teyla aber nicht gefolgt war. Er blieb stehen und sah sich um.
    Teyla hielt die Zügel noch in der einen Hand, während sie aus der Wasserflasche trank.
    Einige Tropfen perlten über ihr Kinn. John blickte in die Runde und stellte fest, dass er nicht der einzige Mann war, der sie anstarrte. Die wollüstigen Blicke der anderen waren jedoch fast schon unanständig. John bemerkte, dass er sie nicht weniger begehrlich anschaute. Er zwinkerte, grinste entschuldigend und dann rief er ihr zu: „Teyla, wo bleiben Sie?“
    Doch sie schüttelte den Kopf.
    „Ich bleibe hier und warte. Als Frau wird man mich nicht an Bord dulden, weil es Unglück bringt. Gehen Sie, Kommandant.“
    John nickte. Aberglaube war schlimm, er tat alles, um ihn zu bekämpfen. Aber er konnte es sich vor so einer Schlacht nicht leisten, dass die Männer glaubten, ihnen würde ein Unglück widerfahren.
    Er drehte sich um ging das letzte Stück hoch.

    Stephanos stand am Bug des Schiffes und verfolgte die Arbeiten. Doch schon kurz nachdem John das Deck betreten hatte, sah der Trierarch ihn. Er wartete mit einem Kommentar bis John neben ihm stand
    „Sie haben keine guten Nachrichten?“
    Gleichzeitig reichte er John einen Becher. Es war dünn gebrautes Bier. Genau das Richtige, um den Durst zu löschen.
    Als er den Becher geleert hatte, gab Stephanos ihn einem Sklaven, der ihn wieder auffüllte.
    Nachdem er den zweiten Becher geleert hatte, fühlte John sich besser.
    „Morgen bei Sonnenaufgang müssen wir mit dem Angriff rechnen. Kolya wird dann wissen, dass wir vorbereitet sind.“ John sagte es fast schon beiläufig.
    Stephanos lächelte grimmig. „Er treibt seine Männer sehr an. Nach drei Wochen ständigem Ruderns fehlt ihnen die Energie, um mehr als ein oder zwei Mal auf die notwendige Geschwindigkeit für einen Rammstoß zu kommen. Wenn wir dafür sorgen, dass die Perser diese Nacht nur wenig Schlaf bekommen, dann werden sie Probleme haben, den Takt zu halten.“
    Ein Grinsen stahl sich auf Johns Gesicht und er berichtete kurz und knapp, wie Ronon die Männer wach halten würde.
    Der Trierarch nickte anerkennend.
    Anschließend leerte John noch einen weiteren Becher Bier. Dabei blickte er über das Deck.
    Man konnte erkennen, dass Katapulte aufgestellt wurden, aber die Arbeiten sahen nicht sehr weit fortgeschritten aus. Zudem arbeiteten nur wenige Männer – aber für mehr war kein Platz auf dem Schiff.
    „Wird die Daedalus bis morgen früh umgebaut und einsatzfähig sein? Wo sind eigentlich Rodney und Hermiod?“
    Stephanos’ Miene war ernst.
    „Ich habe Sie genötigt, eine Pause zu machen und in Ruhe etwas zu essen. Sie wollen diese Nacht durcharbeiten, um am frühen Morgen die Katapulte auszuprobieren.“
    „Das werden sie im Gefecht machen. Wie weit ist die Herakles?“
    „Damit werden wir auch bis morgen früh fertig sein, Kommandant. Sorgen Sie dafür, dass Ihre Soldaten ausgeruht in den Kampf gehen und ich kümmere mich darum, dass meine Schiffe rechtzeitig einsatzbereit sind. Das ist schließlich meine Aufgabe.“
    John hörte den leichten Tadel in Stephanos’ Stimme.
    „Sehr wohl Trierarch.“

    In diesem Moment kletterten Rodney, Hermiod und Zelenka die Leiter hoch, die vom Ruderdeck nach oben führte.
    Rodney hielt in der einen Hand ein Stück Brot, mit der anderen gestikulierte er.
    Als er John sah, kam er sofort zu ihm.
    „Herr, gibt es Neuigkeiten?“
    „Bei Sonnenaufgang müsst ihr bereit sein.“
    Rodney blickte zu dem unfertigen Katapult dann zu Hermiod und Zelenka.
    „Schwierig aber machbar.“
    „Das ist gut.“ John war erleichtert. Wenn Rodney es sagte, war es wirklich zu schaffen. „Wenn du Männer brauchst, dann sag Bescheid.“
    Rodney winkte ab.
    „Hilfsarbeiter haben wir genug. Seitdem Halling zwei halbwegs passable Zimmermänner geschickt hat, haben wir mehr Männer als Platz, um gleichzeitig an den Katapulten arbeiten zu können. Es ist sehr beengt und das ist unser Hauptproblem, sonst wären wir viel weiter.“
    Rodneys Aufmerksamkeit wurde abgelenkt, als ein schwerer Balken an Bord gehievt wurde.
    Irgendetwas stimmte nicht, denn er lief gestikulierend zu den Männern, die den Balken aus der Transportvorrichtung heben wollten. John beobachtete ihn einen Moment, dann wandte er sich an den Trierarchen.
    „Ich fahre zurück zur Garnison. Evangelos wird mit den Vorbereitungen fast fertig sein. Trierarch, wir sehen uns morgen früh.“
    Stephanos nickte bestätigend.
    „Genau. Von wo aus werden Sie die Schlacht leiten? Die Garnison liegt zu weit weg.“
    „Chaya hat mir den Artemis-Tempel zur Verfügung gestellt. Falls es Kolya gelingen sollte, Massalie zu stürmen, habe ich nur wenige Verteidigungsmöglichkeiten, aber es muss reichen.“
    „Keine schlechte Wahl. Aber mein Haus wäre noch besser. Auf dem Dach haben Sie den perfekten Ausblick auf den Hafen und die Insel. Zudem ist es für die Boten näher. Die Gartenmauer bietet nicht viel Schutz, aber es ist besser als der offene Tempel. Wenn Sie möchten, steht es zu Ihrer Verfügung.“
    Da hatte Stephanos Recht.
    „Danke.“ John nahm das Angebot dankbar an. „Ist Ihr Haushalt evakuiert?“
    „Es gab nicht viel zu evakuieren. Meine Sklaven sind auf der Daedalus und Wertgegenstände habe ich hier nicht gehortet.“
    „Gut, Dann werde ich dort morgen eine Stunde vor Sonnenaufgang für eine letzte Besprechung eintreffen. Bis morgen.“
    John verließ die Daedalus. Am Kai wartete Teyla auf ihn. Er informierte sie über die Dinge, dann bestieg er seinen Streitwagen und nahm die Zügel.
    Ein Schnalzen mit der Zunge und Hylonome trabte los. Nicht mehr ganz so kraftvoll wie am Vormittag, doch noch lange nicht erschöpft.
    Teyla, Bábis und Michail folgten ihm.
    Auf seinem Weg durch Massalie, konnte er die Anspannung der Einwohner fast spüren. Doch alles lief ruhig und geordnet ab. Vereinzelt waren noch Hammerschläge zu hören.
    Im Licht der untergehenden Sonne sah John, wie gründlich die Menschen ihre Häuser verbarrikadierten. John hatte als Soldat schon einige Kämpfe erlebt. Und Massalie rüstete sich seit er das Kommando übernommen hatte, nicht zum ersten Mal. Aber bisher waren es immer die Ligurer gewesen, die zwar viele Krieger hatten, aber nicht in der Lage waren, den Angriff zu koordinieren. Stattdessen rannten sie planlos gegen die gut befestigten Stadtmauern und konnten ohne große Verluste abgewehrt werden.
    Wie viele Freunde und Untergebene würden den nächsten Tag nicht überleben? Würde die Daedalus es wirklich schaffen, die letzten persischen Schiffe zu versenken? Oder würde sie selbst versenkt werden und alle Männer ertrinken?
    John schüttelte den Kopf. Er durfte darüber nicht nachdenken. Das brachte nur Unglück.
    Er war froh, als sie sie durch die Tore der Garnison ritten und er sich auf seine Männer konzentrieren konnte.

    Auch in der Garnison wurden die letzten Vorbereitungen getroffen. Jetzt lief niemand mehr planlos umher, jeder Soldat war auf seinem Posten eingeteilt und wusste, was er zu tun hatte. Zufrieden stieg John ab und überließ sein Pferd einem Stallburschen.
    Für den Rest des Tages würde er ein anderes Reitpferd nehmen. Evangelos erwartete John schon. Er hatte vorgesorgt und im Empfangsraum ein Abendessen bereitgestellt. Einfache Soldatenkost, Maza mit verdünntem Wein untergemischt, genau das was den Hunger stillte.
    Als er sich hinlegte, blickte er Teyla auffordernd an. Sie verstand es richtig und legte sich auf die benachbarte Liege, ohne sich um Bábis und Evangelos’ Blicke zu kümmern.
    „Legt euch hin.“ John deutete auf die beiden freien Liegen. „Die Besprechung können wir auch jetzt halten.“
    Nach einem winzigen Moment des Zögerns folgten sie seiner Aufforderung.
    Evangelos erstattete kurz Bericht, was während Johns Abwesenheit passiert war. Alles in Allem waren die Männer auf den Angriff vorbereitet. Sie wussten, was sie zu tun hatten und würden jetzt bis auf einige Wachen ins Bett geschickt, um am Morgen ausgeruht zu sein.
    Das Essen hatte träge gemacht und es kostete John etwas Überwindung, sich aufzusetzen.
    Er blickte Teyla an. Sie lächelte zurück.
    „Der Artemis-Tempel liegt auf dem Heimweg. Ich werde Chaya persönlich Bescheid sagen, dass das Hauptquartier verlegt worden ist. Begleiten Sie mich noch?“, fügte er an Teyla gewandt hinzu.
    Sie schüttelte bedauernd den Kopf. „Ich würde Sie gerne begleiten, aber Halling wartet sicher auf meinen Bericht und es ist sehr spät.“
    „Wir haben den ganzen Tag Boten hin und her geschickt“, warf Evangelos ein. „Ich bezweifle, dass er noch einen weiteren Bericht braucht.“ John hörte im Unterton, dass Evangelos bezweifelte, dass eine Frau etwas sinnvolles berichten könnte.
    „Halling schätzt meinen Rat.“
    „Genau so sehr, wie ich Ihre Begleitung schätze, Teyla. Ich denke, dass es für die Menschen hier wichtig ist, uns gemeinsam zu sehen, dass sie wissen, dass wir Schulter an Schulter kämpfen.“
    Im Gegensatz zu Evangelos wusste John, dass eigentlich Teyla alle Entscheidungen traf und Halling nur der Ratgeber war. Er konnte verstehen, dass sie sich bei ihm noch einmal Rat holen wollte, deswegen hielt er den Atem an, als sie über sein Argument nach dachte. Dann neigte sie den Kopf.
    „Ihr habt Recht, es werden bestimmt viele im Tempel sein, um ein Opfer zu bringen. Ich werde Sie begleiten.“
    Teyla kümmerte sich nicht um Evangelos und Bábis irritierte Mienen und stand auf. John folgte ihrem Beispiel.
    „Evangelos, schicken Sie Michail zu Halling, er war heute den ganzen Tag bei mir und wird die meisten Fragen beantworten können.“ John wollte Teylas Arbeit erleichtern. Für sie war es immer eine Gratwanderung, eigene Entscheidungen zu treffen, ohne Hallings Ehre zu verletzten. „Ich hoffe, er wird dann nicht mehr so viel von Ihrer Zeit beanspruchen.“
    „Danke, das wird vieles erleichtern.“ Teyla lächelte anmutig und streckte sich. Dabei rutsche das Oberteil aus dem Rock und ein klein wenig Haut war zu sehen. In der Eleganz ihrer Bewegung glich sie einer Tänzerin und John merkte, wie alle anderen anwesenden Männer starrten. John musste sich ein Lächeln verkneifen. Er konnte sich zu gut vorstellen, was passieren würde, wenn man versuchen würde, sie wie eine Tänzerin zu behandeln.
    John vermutete, dass sie bemerkt hatte, wie gering Evangelos sie achtete und mit dieser Zurschaustellung ihres perfekten Körpers ihn geradezu herausforderte, sich falsch zu verhalten, eben um ihn strafen zu können.
    John war stolz, als Evangelos nur schluckte, aber sonst mit keiner Regung auf ihre Herausforderung einging.
    „Dann bin ich Ihre einzige Wache, Herr. Das geht nicht.“
    Bábis hatte sich auch von Teylas Zurschaustellung erholt und hörte sich sehr verärgert an. John wusste, dass es sein Job war, für seine Sicherheit zu sorgen, doch er hatte das Gefühl, dass er übertrieb.
    „Warum nicht? Es ist dunkel, ich werde reiten und niemand wird mich erkennen.“
    „Es ist gefährlich“, widersprach Bábis.
    „Ja, das ist die Schlacht auch. Ich werde Sie und Teyla mitnehmen und das reicht.“
    John sah die Blicke, die Bábis und Evangelos tauschten.
    „Zwei von den Wachen können als Eskorte mitkommen. Reicht das?“
    Evangelos sah Bábis fragend an.
    „Es muss reichen“, lenkte Bábis ein. „Aber falls etwas passiert, und der Kommandant versucht, den Täter zu jagen, dann liegt es nicht in meiner Verantwortung.“
    John kratze sich im Nacken. Wie kamen sie auf die Idee, dass er so unvorsichtig war?
    „Hat er das beim letzten Mal gemacht?“ Teylas Frage war wie ein Dolch im Rücken.
    Er sah Evangelos und Bábis nicken, sie sagten aber nichts.
    Teyla schwieg und trank ihren Becher leer, dann verließ sie den Raum. John folgte ihrem Beispiel.
    Er spürte, dass sich unter seiner Rüstung die ersten Druckstellen bildeten und sehnte sich nach einem heißen Bad und seinem Bett. Mit etwas Glück würde er wenigstens einige wenige Stunden schlafen können.
    Ich bin nett, höflich, liebenswert
    und zuvorkommend.
    Und garantiert nicht ironisch.
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  11. #29
    Captain Avatar von Maxi
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    Jetzt stehn sie aber ganz schön unter Zeitdruck, aber wenn das mit Ronon, wie ich erwarte klappt, dann verschiebt Kolya die ganze sache vllt. noch oder sie haben höhere chancen auf einen Sieg.
    Kommt mir so vor als ob jeder denkt John bräuchte einen Babysitter, so schlimm ist er doch gar nicht ... ... haben die so wenig vertrauen in ihn?
    Dass Stephanos John sein Haus zur verfügung stellt ist aber sehr nett, welch noble tat von ihm ...
    Und im nächsten Kapitel gehts dann auf in die Schlacht, oder?
    Freu mich schon auf's nächste Kapitel ...

    LG Maxi
    Ohne Kampf und Krieg gäbe es keinen Frieden,
    denn ohne Krieg wüsste man gar nicht was Frieden ist !

    John Sheppard is the BEST !!!

    Der größte Preis den man im Leben zahlen muss ist der Tod!....

  12. Danke sagten:


  13. #30
    Ägypten-Fan Avatar von Valdan
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    Da werden die Perser ja gebührend empfangen.

    Es ist sehr spannend, wie du die ganzen Vorbereitungen auf die kommende Schlacht beschreibst. Man hat das Gefühl, mitten drin zu sein.

    Aber mein persönliches Highlight war:
    Dex Lächeln wurde breiter. Es erinnerte John an eine Katze, die vor einem Mauseloch saß und unbedingt spielen wollte.
    ... dieses Bild passt absolut auf Ronon, der sich darauf freut, ganz alleine gegen die Perser anzugehen, um sie zu ärgern. Und ich vermute, er wird diese Aufgabe mit Links meistern.

    LG Val
    "Der Mensch fürchtet die Zeit, doch die Zeit fürchtet die Pyramiden."
    arabisches Sprichwort

    ***


  14. Danke sagten:


  15. #31
    Autor der ungelesenen FF Avatar von Protheus
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    Eine faszinierende Adaption der Charaktere aus Atlantis. Mir gefällt vor allem, dass daraus keine Anwendung moderner Ideen, Probleme oder Situationen auf einen alten Hintergrund geworden ist, sondern eine wirklich authentisch wirkende Geschichte. Die Denkweisen der Leute, die kulturellen Aspekte, etc.

    Einfach hervorragend.

    Ich bin gespannt, wie es weiter geht. Theoretisch könnte man Rodney ja in die Richtung eines zweiten Archimedes entwickeln. Gewisse Ähnlichkeiten zwischen dieser Belagerung und der von Syrakus sind ja durchaus vorhanden. Also: Die Hopliten der ersten Gefechtsreihe trugen oft Bronzeschilde. Einige davon eingeschmolzen, umgeschmiedet, poliert und Heureka!, man hat wunderbare Parabolspiegel.

  16. Danke sagten:


  17. #32
    Zitronenfalter Avatar von Sinaida
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    Ich mag besonders, wie du immer wieder kleine Details einfließen lässt, in denen ich plötzlich Szenen aus der Serie vor Augen habe. Wie dieses hier:
    "Ein Prachtstück", gab er zu und seine Fingerkuppe glitt über das polierte Holz, bevor er Dex den Bogen zurück reichte.
    John und seine Begeisterung für Ronons Waffe.
    Überhaupt gelingt es dir sehr gut, die Charaktere als Kinder ihrer Zeit, geprägt von der damaligen Kultur und den Sitten, darzustellen und sie trotzdem "unsere" Charaktere sein zu lassen. Ich finde so etwas macht ein AU erst richtig stimmig.

  18. Danke sagten:


  19. #33

    Standard

    Danke für eure Kommentare. Da ich am Wochenende unterwegs bin, kommt heute schon der nächste Teil:

    Spoiler 

    Maxi: Ronon wird seinen Job machen und für viel Ärger sorgen und John braucht einen Babysitter, das wirst du im nächsten Kapitel lesen. Es geht aber noch nicht in die Schlacht...

    Valdan: Ja, die Perser werden einige Überraschungen erleben . Und Ronon wird für viel Ärger unter den Persern sorgen.

    Protheus: Mir gefällt vor allem, dass daraus keine Anwendung moderner Ideen, Probleme oder Situationen auf einen alten Hintergrund geworden ist, sondern eine wirklich authentisch wirkende Geschichte. Die Denkweisen der Leute, die kulturellen Aspekte, etc.
    Danke, genau das wollte ich auch schreiben. Ich finde es bei vielen historischen Romanen einfach als unbefriedigend, dass man scheinbar Menschen des 21. Jhd. in die Vergangenheit versetzt und sie dort die Probleme mit dem heutigen Wissen und Wertvorstellungen lösen lässt.

    Ich hatte tatsächlich zuerst daran gedacht, die Soldaten an der Kaimauer aufmaschieren zu lassen und ihre Schilde als Spiegel wirken zu lassen - aber leider haben die Hoplien keine Bronzeschilde getragen, sondern Holzschilde, die mit Bronze verstärkt waren. Alles andere wäre auch zu schwer zum tragen.
    Sinaida: John und seine Begeisterung für Ronons Waffe.
    An dieser Szene habe ich auch sehr lange gegrübelt, weil ich nicht wusste, ob es übertrieben ist oder nicht. Wenn das Ergebnis überzeugend ist, bin ich sehr froh.

    Überhaupt gelingt es dir sehr gut, die Charaktere als Kinder ihrer Zeit, geprägt von der damaligen Kultur und den Sitten, darzustellen und sie trotzdem "unsere" Charaktere sein zu lassen. Ich finde so etwas macht ein AU erst richtig stimmig.
    *Strahl* Danke für dieses Lob.





    Der Stallbursche hatte für John einen Wallach gesattelt. Ein ruhiges, trittsicheres Pferd, das sich durch nichts aus der Ruhe bringen ließ.
    John tätschelte es am Hals, dann saß er auf und ritt los.
    Bábis, Teyla und die beiden Soldaten folgten.
    Sie ritten im scharfen Trab durch die Stadt. Das Hufgetrappel schallte durch die leeren Straßen. Massalie schien im tiefen Schlaf zu liegen. Niemand kam ihnen entgegen. Es war ruhig geworden.
    Schon von weitem konnte John den hell erleuchteten Artemistempel sehen. Das Gebäude stand auf einer Aufschüttung und erhob sich über die umliegenden Häuser. Einzig der Tempel des Apolls war ähnlich groß.
    Der Artemistempel war ein lichter Bau, der mehr aus Säulen, denn aus Mauern bestand. Das Dach bestand aus Zypressenholz und schien über den Säulen zu schweben.
    Einzig das Heiligtum, die Cella, mit der Artemisstatue war von Mauern umgeben, damit kein Uneingeweihter die Statue betrachten konnte. Auf den Mauern prangten farbenprächtige Gemälde von Artemis.
    Als John gefolgt von Teyla, Bábis und den Wachen den Tempel betrat, konnte er die Malereien jedoch nicht sehen, weil sich so viele Menschen versammelt hatten, dass eine schon qualvolle Enge herrschte.
    Viele Einwohner Massalies waren hergekommen, um ein Opfer zu bringen und zu beten. Für den Sieg, das Überleben und ihre Freiheit.
    John brauchte sich nicht nach vorne zu drängeln. Die anderen Besucher machten ehrerbietig für sie Platz und tuschelten, als John zum Altar trat, der vor der Cella stand.
    Chaya wartete dort in ihrem weißen, fließenden Gewand und begrüßte ihn mit einer Verbeugung. Auf dem Altar brannte noch ein Feuer und John roch, dass man gerade eine Ziege geopfert hatte.
    John neige auch den Kopf.
    „Herrin, ich möchte mich noch einmal für Eure Großzügigkeit bedanken.“
    „Ich habe getan, was Artemis mir aufgetragen hat. Ihr müsst Ihr danken.“ Sie breitete die Arme aus.
    „Wie kann ich ihr danken?“
    „Opfere ihr drei Kriegsgefangene, sie wird für diese Gabe dankbar sein.“
    John zuckte zusammen und sah Chaya fassungslos an. Er wusste, dass Artemis eine wilde, grausame Göttin war, die nicht nur das Leben gab, sondern es auch oft nahm. Doch als Opfer hatte sie schon lange kein Leben mehr verlangt.
    Er wusste, dass er zu lange mit einer Antwort zögerte. Doch es war eine Sache, Kriegsgefangene als Sklaven zu verkaufen, eine ganz andere, sie den Opfertod sterben zu lassen.
    Eine erwartungsvolle Stille breitete sich aus. Die Menschen im Tempel hatten nicht mitbekommen, was Chaya von ihm verlangte, sie merkten nur, dass die Priesterin mit erhobenen Armen auf eine Antwort wartete.
    John senkte den Kopf. „Wenn wir die Perser besiegen, ohne dass ein Einwohner von Massalie verletzt wird, dann opfere ich gerne drei Gefangene.“
    Es gab keine andere Antwort. Wenn Artemis ihren Tempelschatz für die Verteidigung hergab, so konnte sie das Leben der Männer fordern. John hatte kein Recht, es zu verweigern, ohne dass ein Aufschrei der Empörung durch die gläubige Menge gegangen wäre.
    „Artemis wird sich über diese Gabe freuen. Die Perser werden besiegt werden, ohne dass eine Kugel ihres Katapultes Schaden in der Stadt anrichtet. Doch dies wird nur von eurem persönlichen Einsatz abhängen. Ihr entscheidet über Sieg oder Niederlage.“
    Es hörte sich wie eine Prophezeiung an, John fühlte, wie sich seine Nackenhaare aufrichteten, aber bevor er reagieren konnte, sprach sie weiter: „Gehen Sie, morgen wird ein harter Tag werden..“
    John neigte den Kopf. „Danke, Chaya.“
    Dabei empfand er keine Dankbarkeit und sprach die Worte, weil sie von ihm erwartet wurden. John wünschte, er wäre gar nicht zum Tempel geritten. Das, was bei dem Besuch herausgekommen war, war eine Machtdemonstration von Chaya gewesen. Aber man sah sich immer zwei Mal im Leben und beim nächsten Mal würde er die Oberhand behalten. Priesterin hin oder her. Niemand durfte von ihm Menschenopfer verlangen.
    Chaya neigte auch den Kopf. Dann trat sie vor, bis sie vor Teyla stand. Sie legte ihre Hände auf Teylas Unterarm und beugte ihr Haupt vor, so dass ihre Stirn Teylas Stirn berührte.
    „Artemis segnet dich. Kämpfe tapfer und gewähre dem Feind keine Gnade, dann wird Massalie siegen.“
    „Das werde ich“, versprach Teyla.
    Chaya hob den Kopf und lächelte, dann löste sie sich von Teyla, stieg wieder die Stufen zum Altar hoch und verschwand durch einen im Schatten liegenden Durchgang zur Cella.
    Schweigend drehte John sich um und ging zum Ausgang. Als er die Stille bemerkte, sah er sich um. Er sah die ehrfürchtigen Blicke der anderen Tempelbewohner und ihm wurde klar, dass die Menschen dachten, tatsächlich Zeuge einer Prophezeiung geworden zu sein. John dagegen hielt es für Chayas Rache, dass er die Opfer nur versprach, wenn es keine Verletzte gab.
    So konnte sie behaupten, dass er nicht in der Lage war, die Prophezeiung zu erfüllen, sollte es beim Kampf zu vielen Opfern kommen.
    Eigentlich wollte er Chaya informieren, dass er den Tempel während der Schlacht nicht als Einsatzzentrale nutzen wollte, aber jetzt ließ er es. Das hatte Artemis ihr bestimmt auch schon mitgeteilt. Und wenn nicht, war es John egal. Dieser Frau würde er nie wieder vertrauen. Wie konnte sie nur ein Menschenopfer verlangen?

    Vor dem Tempel verabschiedete Teyla sich von John. Da sie ohne Begleitung war, schickte er trotz Bábis Protest die zwei Wachen mit. Sie sollten anschließend Evangelos Bericht erstatten, dass alles bereit war.
    John sah ihnen hinterher, bis ihre Schatten mit der Dunkelheit verschmolzen waren. Dann wendete auch er sein Pferd und zusammen mit Bábis machte er sich auf den Heimweg.
    Es dauerte nicht lange, bis die Anspannung nachließ und eine bleierne Müdigkeit zurück blieb. Immer wieder fielen John die Augen zu. Ohne Bábis, der neben ihm ritt und noch wesentlich wacher war, hätte John schon nach kurzer Zeit sein Pferd gezügelt, sich in seinen Mantel gewickelt und einige Stunden unter einem Baum geschlafen.
    So folgte er einfach Bábis Führung.

    John erwachte aus seinem Halbschlaf, als ein Gegenstand mit einem sirrenden Geräusch direkt an seinem linken Ohr vorbei flog.
    Hellwach sah er sich um, stürzte aber vom Pferd, als Bábis sich schützend über ihn warf. Die Landung war hart und der Mann über ihm schien eine Tonne zu wiegen.
    „Verdammt!“ fluchte John. „Was soll das?“
    Er sah sich um und stellte fest, dass der Attentäter ihm fast vor der Haustüre aufgelauert hatte.
    „Das war ein Scharfschütze, der versucht hat, Sie umzubringen, Herr.“
    „Das habe ich mir auch schon gedacht. Was haben Sie gesehen? Und gehen Sie von mir runter, ich bekomme keine Luft mehr.“
    „Ich muss Sie schützen, Herr. So können Sie auch nicht dem Attentäter hinterherlaufen.“ Bábis hob den Kopf und sah sich um, bewegte sich sonst nicht.
    „So unbeweglich geben wir ein prima Ziel ab, auch wenn wir hier im Schatten nur undeutlich zu erkennen sind. Erst werden Sie erschossen, dann ich. Runter.“
    „Wenn Sie nur einen Mann mit Teyla geschickt hätten, könnte einer die Straßen durchsuchen, während ich Sie in Sicherheit bringe. Wieso hören Sie nie auf meine Ratschläge?“
    Die letzte Frage wurde von einem Seufzen begleitet. Gleichzeitig stand Bábis vorsichtig auf. John sagte nichts zu den Vorwürfen. Schließlich hatte Bábis Recht.
    Bevor John sich aufrappelte, sah er sich wachsam um. Wenn er wieder stand, würde er einen scharfen Schatten werfen.
    Aber niemand war zu sehen, so stand er auf, zog sich in den Schatten eines Hauses zurück und ließ Bábis seine Arbeit machen.
    Bábis stand an einer Straßeneinbiegung und untersuchte die Stelle. Wahrscheinlich hatte dort der Attentäter gestanden. Jedenfalls kam von dort der Pfeil. Kurz darauf kam er zurück.
    „Es ist nichts mehr zu sehen, Herr. Sie können aufsitzen und wir reiten weiter.“
    Der Wallach stand nur wenige Schritte entfernt. John ging zu ihm, nahm die Zügel und schwang sich in den Sattel. Ein Schnalzen mit der Zunge und das Tier galoppierte los.
    Kurz darauf kamen sie zu Hause an.
    John war wütend auf sich, dass er gedacht hatte, er könnte unerkannt durch Massalie reiten. Er hätte auf Bábis hören sollen.

    Als er am Tor anklopfte, wurde ihm sofort geöffnet. Der Innenhof war hell erleuchtet und als er hinein ritt, konnte John sehen, dass noch viele Bedienstete wach waren und ihn beobachteten.
    John ritt bis zu den Stallungen, zügelte den Wallach und saß ab.
    Sofort eilte ein Sklave herbei und nahm ihm die Zügel ab.
    John achtete nicht weiter auf ihn, sondern drehte sich zu seinem Begleiter um. „Was ist mit Ihnen, Bábis. Wollen Sie noch zurück zur Garnison, um wenigstens zwei Stunden zu schlafen?“
    „Ich bleibe hier und bei Ihnen, Herr.“
    John hatte mit dieser Antwort gerechnet.
    „Einverstanden. Aber Sie werden wahrscheinlich im Empfangsraum schlafen müssen, da ich nach dem heutigen Tag niemand mehr zumuten kann, noch ein Gästezimmer zu richten, da das Fenster wahrscheinlich verbarrikadiert ist und alle Möbel aus dem Weg geräumt wurden.“
    „Ich werde vor Ihrer Schlafzimmertür schlafen, Herr. Solange der Attentäter nicht gefasst ist, gehe ich kein Risiko ein.“
    Dass der Boden hart war und es im Flur zog, erwähnte John nicht. Das würde Bábis nicht von seinem Plan abhalten.

    Als sie das Haus betraten, kam Elizabeth ihnen atemlos entgegen gelaufen.
    „Herr, ich muss mit Euch sprechen.“ Sie rang um Atem.
    Als er die Dringlichkeit in ihrer Stimme hörte, zog John überrascht eine Augenbraue hoch.
    „Was ist passiert?“
    „Möglichst ohne Zeugen.“ Sie blickte Bábis an. „Im Haushalt ist etwas vorgefallen und Ihr müsst entscheiden, wie es weiter geht.“
    John sah Bábis an, der zuckte mit den Schultern. „Ich kann außer Hörweite warten, aber ich werde Sie nicht aus den Augen lassen.“
    Irritiert sah Elizabeth von John zu Bábis.
    „Auf dem Heimweg hat es ein Attentat auf mich gegeben. Der Pfeil hat mich verfehlt und bevor ein weiterer abgeschossen werden konnte, war Bábis da, um mich zu beschützen“, klärte John sie auf, dabei lächelte er sie beruhigend an. Doch das half nichts, denn er sah wie Elizabeth erbleichte. „Oh!“ Sie biss sich auf die Lippe. „Dann sollte er auch hören, was passiert ist.“
    „Elizabeth, ich habe einen harten Tag hinter mir und ich brauche wenigstens ein bis zwei Stunden Schlaf. Sag schon, was passiert ist.“
    Gleichzeitig ging John in seine privaten Räume.
    „Kavanagh ist verschwunden. Zudem fehlt in der Waffenkammer ein Bogen mit Pfeilen und eine einfache Leinenrüstung.“ Ihre Augen funkelten zornig.
    „Scheiße!“ Der Fluch kam von Herzen. Ausgerechnet Kavanagh. Er war der einzige Sklave, dem John nie wirklich vertraut hatte.
    „Gibt es einen Grund für sein Verschwinden?“
    „Ich weiß es nicht genau. Es war so viel zu tun, dass ich nicht ständig ein Auge auf ihn halten konnte.“ Elizabeth ging unruhig auf und ab. „Heute Morgen hat sich Carson die Bisswunde angesehen und seinen Arm neu verbunden. Er hat entschieden, dass Kavanagh leichte Arbeit verrichten kann. Da die Männer das Haus sichern mussten, teilte ich ihn zur Küchenarbeit ein. Er protestierte zuerst heftig, Frauenarbeit machen zu müssen. Doch ich ließ ihm die Wahl, dies zu tun, oder die Fenster zu verbarrikadieren, was harte Arbeit ist. Er entschied sich für die Küche. Doch gegen Mittag beschwerten sich die anderen Frauen, dass er keinen Handschlag täte.“ Elizabeth seufzte. „Da ich weiß, dass er ein Problem mit meiner Autorität hat, habe ich Zelenka gebeten, mit ihm zu reden. Sie haben sich angebrüllt und danach hat Kavanagh seine Arbeit getan. Als kurz darauf der Bote kam, um Zelenka abzuholen, saß er im Hof und reinigte die Töpfe. Wir vermissen ihn seit Einbruch der Abenddämmerung. Ich hatte gehofft, dass er nur etwas Ruhe für sich braucht, aber nach dem Attentat…“
    Elizabeth brauchte nicht weiter zu sprechen. John verstand sie auch so. Er ging zum Fenster, konnte aber nicht in den Hof schauen, weil es mit Balken verbarrikadiert war. „Hat er Wissen, das für die Perser nützlich sein könnte?“, fragte Bábis.
    John konnte nur nicken. Viel war es nicht, aber so wie er Kolya einschätzte, würde er seine eigenen Schlüsse ziehen. Müde ließ er sich auf die Bronze-Kline fallen.
    Als Elizabeth ihm einen Becher reichte, nahm er ihn dankend an.
    „Wir haben keine Männer, um nach einem entlaufenen Sklaven zu suchen. Mir ist es wichtiger, dass sie ausgeruht sind. Elizabeth, bitte veranlasse, dass bis auf eine Wache alle ins Bett gehen. Und danach legst du dich bitte auch hin. Hast du heute wenigstens gegessen?“
    John kannte sie gut genug. Gab es viel Arbeit, neigte sie dazu, ihre eigenen Bedürfnisse hinten an zu stellen.
    „Herr, das ist nicht Euer Aufgabenbereich.“
    Elizabeth sah ihn fast schon flehend an, aber John kannte keine Gnade.
    „Hast du oder hast du nicht?“
    „Nein, Herr.“ Es war ihr sichtlich peinlich. John lächelte nur, stand wieder auf und ging zum Tisch, auf nicht nur ein Krug, sondern auch ein Brot, Braten und etwas Obst stand. John nahm das Messer, schnitt eine dicke Scheibe Brot ab, belegte es mit einem großen Stück Fleisch und gab es Elizabeth.
    „Du isst jetzt und danach informierst du die Wachen und gehst ins Bett.“
    „Ja, Herr.“
    Dabei umspielte ein dankbares Lächeln ihre Lippen. Der erste Bissen war noch sehr gesittet und damenhaft, doch danach fiel sie über das Brot her.
    John setzte sich hin und sah ihr zu.
    „Seid ihr jetzt zufrieden?“, fragte sie, als sie anschließend auch noch etwas getrunken hatte.
    „Ja!“ John grinste sie an. Elizabeth schüttelte den Kopf und ging.
    „Bábis!“
    „Ja, Herr?“
    John lächelte.
    „Helfen Sie mir bitte beim Ablegen der Rüstung. Oder halten Sie das für zu gefährlich?“
    Als John sah, dass Bábis ernsthaft über diese Frage nachdachte, fragte er sich, ob dieser Mann gemerkt hatte, dass der letzte Satz ein Scherz war.
    „Nein, es sollte hier sicher genug sein. Aber Sie sollten schon aufstehen, Herr, ansonsten kann ich die Riemen nicht öffnen.
    Kurz darauf brachte eine Dienerin ein Waschbecken und nachdem John die Rüstung abgelegt hatte, konnte er sich waschen. Bábis dagegen ließ seine Rüstung an.
    Schnell hatte John sich gewaschen, eine frische Tunika angezogen und sein Schwert wieder umgegürtet. Er nahm eine Öllampe, um mit Bábis im Schlepptau hoch zu gehen, als er im Hof Lärm hörte.
    John war fast an der Haustür, als Bábis ihn zurück hielt.
    „Herr, Sie sind ohne Rüstung und im Eingang würden Sie ein nicht zu verfehlendes Ziel abgeben. Lassen Sie mich gehen.“
    Widerwillig nickte John und ließ Bábis den Vortritt.
    Es dauerte einige endlose Minuten, in denen John von draußen einige Rufe und Schreie hörte, dann kam Bábis hinein und zerrte Kavanagh hinter sich her.
    „Er ist über die äußere Mauer geklettert und wurde von der Wache gesehen, Herr“, erstattete Bábis Bericht und hielt den Sklaven weiter fest. „Ich habe ihn durchsucht, Waffen hatte er keine bei sich.“
    „Ich habe nichts Verbotenes getan, Herr!“
    „Ach!“ Johns Stimme war hart und unnachgiebig. „Sklaven müssen nach Einbruch der Dunkelheit zu Hause sein. Und du hast weder Elizabeth, Rodney oder mich nach einer Ausnahmegenehmigung gefragt.“
    „Ich war nicht in einem öffentlichen Gebäude, war weder in einer Taverne, noch in einem Tempel. Es war mir heute einfach zu viel geworden. Zu viele Menschen, zu viel Aufregung“, fügte Kavanagh mit einem unterwürfigen Tonfall hinzu. „Bisher hat Rodney immer gestattet dass ich weg gehen durfte, nachdem ich meine Arbeit getan hatte. Und das hatte ich.“
    Trotzig verschränkte er die Arme vor der Brust.
    „Wir stehen kurz vor einer Belagerung! Da gibt es keine Ausnahmen.“ John wurde wütend. Wie konnte Kavanagh nur so uneinsichtig sein? Hatte der Mann wirklich so wenig Verstand, wie Rodney immer behauptete? Und dann versuchte er noch, sich vor der Verantwortung zu drücken.
    „Wo warst du?“
    „An einen Ort, wo ich alleine sein kann. Nicht weit von hier gibt es einen großen Olivenbaum. Dort klettere ich manchmal hoch und genieße die Ruhe. AUA!“
    Bábis hatte Kavanaghs Arm hoch gerissen. Auch John sah den blutigen Flecken in der Tunika.
    Bábis Stimmer war leise doch sie hatte einen bedrohlichen Unterton: „Mit dieser Verletzung kannst du den Arm nicht hoch heben. Und bestimmt nicht einen Baum hoch klettern. Herr, er lügt.“
    Kavanagh winselte vor Schmerzen und versuchte, sich los zu reißen, doch Bábis hielt ihn fest.
    „Aber es ist die Wahrheit. Den Baum kann man ganz einfach besteigen. Ich kann Euch dahin führen, damit Ihr Euch davon überzeugen könnt, Herr.“
    Es war der devote und unterwürfige Unterton, der John sauer aufstieß.
    „Elizabeth hat festgestellt, dass eine Leinenrüstung und ein Bogen fehlt. Und auf meinem Heimweg verfehlte ein Pfeil mich nur um wenige Zentimeter. Hast du dafür eine Erklärung?“
    Kavanagh erbleichte. „Herr, ich…“
    John konnte sehen, wie er fieberhaft nach einer Erklärung suchte.
    „Herr, wenn Ihr glaubt, dass ich mit dieser Verletzung nicht auf einem Baum klettern kann, wie soll ich dann einen Bogen ausziehen können? Mir geht es hier gut, ich habe keinen Grund Euch zu ermorden.“ Kavanagh sah John verzweifelt an, dann blickte er Bábis an und erhob flehend seine Hände.
    Kavanaghs Verteidigung war logisch. Aber Bábis wischte es mit einem Achselzucken zur Seite.
    „Die Perser würden sich freuen, wenn der Kommandant kurz vor der Schlacht sterben würde. Es ist schwierig, ihn so schnell zu ersetzten. Du hast dich mit einem persischen Späher getroffen und danach versucht, deinen Herrn zu töten. Schließlich kennst du seine Gewohnheiten.“
    Auch Bábis Vermutungen waren sehr einleuchtend. John merkte, dass er zu müde war, um jetzt ein Urteil zu fällen. Er konnte nicht mehr logisch denken und wenn er jetzt ein Urteil fällte, würde er einem der beiden Männer Unrecht tun.
    „Nein, Herr, bitte, ich bin kein Verräter.“ Kavanagh fiel auf die Knie und wäre John nicht ein Schritt zurück getreten, hätte er bestimmt versucht, seine Unterschenkel zu umklammern.
    Das Gewinsel tat John in den Ohren weh.
    Angewidert drehte er sich um, dass er das Häufchen Elend nicht mehr sehen musste. Das war kein Mann, sondern ein elender Feigling.
    „Bábis, sorgen Sie dafür, dass er sicher weggesperrt wird. Ich bin zu müde, um über sein Schicksal zu entscheiden. In den nächsten Tagen werde ich mich um ihn kümmern.“
    „Wie Sie wünschen.“
    „Herr, Ihr könnt mich nicht einsperren. Wenn die Perser das Haus in Brand setzten, dann verbrenne ich.“ Wieder dieses Gewinsel, aber John dachte nicht daran, sich umzudrehen.
    „Daran hättest du denken müssen, bevor du einfach weggegangen bist.“
    Bevor Kavanagh noch etwas sagen konnte, hörte John, wie er von Bábis weggezerrt wurde.
    Ein Klatschen und ein Schmerzenschrei ertönte und John drehte sich um.
    Kavanagh hatte wohl versucht, sich am Tisch festzuhalten und Bábis hatte ihm auf die Finger gehauen, damit er losließ.
    Kopfschüttelnd ging John hoch. Obwohl er sonst nicht so kaltherzig war, konnte er kein Mitleid für seinen Sklaven empfinden.
    Auch wenn Kavanagh es leugnete, glaubte John ihm nicht. Er hatte keine Begründung, nur sein Instinkt, der schon oft genug Recht gehabt hatte.
    Im Schlafzimmer, stellte John die Öllampe auf den Nachttisch, schnallte seinen Schwertgurt ab und legte die blanke Klinge griffbereit neben das Bett.
    Er zog die Tunika aus, hob die dünne Bettdecke an und legte sich hin. Dann blies er das Licht aus.
    Kaum hatte sein Kopf das Kissen berührt, da war er auch schon eingeschlafen.
    Ich bin nett, höflich, liebenswert
    und zuvorkommend.
    Und garantiert nicht ironisch.
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  20. Danke sagten:


  21. #34
    Lieutenant General Avatar von Antares
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    Für Chaya hast du ja eine herzallerliebste Rolle gefunden!

    Aber ich fürchte, den Menschen damals wird ihr Ansinnen nach einem Menschenopfer gar nicht so abwegig vorgekommen sein.

    Umso cleverer, wie John sich da herausmanövriert!

    John senkte den Kopf. „Wenn wir die Perser besiegen, ohne dass ein Einwohner von Massalie verletzt wird, dann opfere ich gerne drei Gefangene.“
    Nun, da es bei einem Überfall immer Tote und Verletzte geben wird, ist er wohl fein raus und braucht der Forderung wohl nicht nachzukommen.

    Wieder ein sehr schönes Kapitel!

  22. #35
    Major Avatar von claudi70
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    Hallo,
    Chaya will also drei Opfer, dass endspricht ja so gar nicht Johns Art. Aber wie Antares schon sagt, wird es das eine oder andere Opfer bestimmt geben. Und somit müsste er dann auch niemanden opfern. Wobei seine Gegner sicher nicht zögern würden.

    Der gute Kavanagh macht auch schon wieder ärger. Obwohl, ein Attentat traue ich ihn dann doch nicht zu. Der weiss bestimmt nicht mal mit einen Bogen um zugehen.
    Aber eine kleine Lektion kann sicher nicht schaden.

    Bin gespannt, wann denn die Schlöacht los geht.

    Lg Claudi

  23. #36
    Ägypten-Fan Avatar von Valdan
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    Chaya, als nachtragende Hohepriesterin.... die sollte John locker in die Tasche stecken können!

    Kavanagh als Attentäter?! - Die Indizien sprechen gegen ihn, aber eigentlich kann ich mir das nicht vorstellen, dafür ist er glaube ich zu feige, und auch wieder nicht so blöd, danach wieder zurück zu kommen!

    Du machst es wie immer spannend, und ich freue mich wie immer auf die Fortsetzung!

    LG Val
    "Der Mensch fürchtet die Zeit, doch die Zeit fürchtet die Pyramiden."
    arabisches Sprichwort

    ***


  24. #37

    Standard

    Vielen Dank für eure Kommentare.

    Die nächsten Kapitel werden sehr aktionlastig, denn die Schlacht beginnt.


    Spoiler 
    Antares: Für Chaya hast du ja eine herzallerliebste Rolle gefunden!
    Nicht wahr, sie passt perfekt hinein...

    Aber ich fürchte, den Menschen damals wird ihr Ansinnen nach einem Menschenopfer gar nicht so abwegig vorgekommen sein.
    Menschenopfer waren bei den Griechen schon ungewohnt. Die Tempel schätzten reelle Werte viel mehr, als Tote. Wenn man also viel opferte, stiftete man eine wertvolle Statue, oder schenkte Land. Opfertiere wurden auch gerne genommen, weil nur ein Teil des Tieres für die Götter verbrannt wurde, ein weiterer war die Priester und die Anwesenden bekamen auch etwas ab...

    Nun, da es bei einem Überfall immer Tote und Verletzte geben wird, ist er wohl fein raus und braucht der Forderung wohl nicht nachzukommen.
    Deswegen ist Chaya auch so sauer...


    Claudi70: Chaya will also drei Opfer, dass endspricht ja so gar nicht Johns Art. Aber wie Antares schon sagt, wird es das eine oder andere Opfer bestimmt geben. Und somit müsste er dann auch niemanden opfern. Wobei seine Gegner sicher nicht zögern würden.
    Genau, John ist nicht der Typ, der ein Leben gegen ein anderes aufwiegt. Auch wenn es seine Feinde sind, die dann geopfert werden, kann er so einen sinnlosen Tot nicht akzeptieren.

    Der gute Kavanagh macht auch schon wieder ärger. Obwohl, ein Attentat traue ich ihn dann doch nicht zu. Der weiss bestimmt nicht mal mit einen Bogen um zugehen.
    John glaubt es auch nicht wirklich - aber der Verdachtsmoment ist schon überwältigend. Ihn nervt auch Kavanaghs gesamtes Verhalten, deswegen muss er in der Zukunft eine Lösung suchen.

    Bin gespannt, wann denn die Schlöacht los geht.
    Jetzt!


    Valdan: Chaya, als nachtragende Hohepriesterin.... die sollte John locker in die Tasche stecken können!
    Eigentlich schon, aber John und Frauen ist ja ein Kapitel für sich. Und mit enttäuschten, rachsüchtigen Frauen kann er überhaupt nicht... aber das kommt später.
    Kavanagh als Attentäter?! - Die Indizien sprechen gegen ihn, aber eigentlich kann ich mir das nicht vorstellen, dafür ist er glaube ich zu feige, und auch wieder nicht so blöd, danach wieder zurück zu kommen!
    Stimmt auch wieder und John wird sich darum kümmern.

    Nach der Schlacht.




    Fanart bei Mella

    John hatte das Gefühl, sich gerade erst hingelegt zu haben, als er von einem Klopfen an seiner Tür erwachte.
    Er hatte das Schwert in der Hand und spähte aufmerksam zum dunklen Eingang, als ihm bewusst wurde, dass ein Attentäter alles machen würde – aber garantiert nicht anklopfen.
    „Ja, bitte!“
    John räusperte sich und zog die Bettdecke ein Stück höher, als Elizabeth mit einer Öllampe in der Hand den Raum betrat. Sie ging bis zum Nachttisch und entzündete dort den Docht seiner Lampe.
    „Herr, es ist Zeit aufzustehen. Ich habe ein Frühstück gerichtet, damit Ihr nicht hungrig in die Schlacht ziehen müsst.“
    „Danke, ich komme gleich.“
    Als Elizabeth den Raum verlassen hatte, schlug John die Decke zurück und stand auf. Er war noch nicht wach, fühlte sich aber nicht mehr so zerschlagen, wie noch vor wenigen Stunden.
    Schnell zog er sich an, gürtete das Schwert und verließ den Raum. Vor der Tür stand Bábis und wartete auf ihn.
    Soweit John es beurteilen konnte, sah er für diese Uhrzeit viel zu ausgeruht aus.
    „Guten Morgen, Herr.“
    Auch die Stimme war viel zu fröhlich. Dabei war John noch viel zu müde, um überhaupt ansprechbar zu sein.
    „Morgen.“ Zu mehr konnte John sich nicht überwinden. „War alles ruhig?“
    „Ja, Herr.“
    Froh, dass Bábis ihm kein Gespräch aufdrängen wollte, ging John die Treppe hinab ins Esszimmer.
    Dort hatte Elizabeth Brot, Obst und gebratene Tauben vorbereitet, dazu noch ein einheimisches heißes Getränk, das sehr bitter schmeckte, aber schnell wach machte. Dankbar trank John zwei Becher. Er aß nur mäßig, ließ sich währenddessen in die Rüstung helfen, dann war er bereit aufzubrechen.
    Er betrat den Hof und stellte dort überrascht fest, dass Hylonome und Chiron vor dem Streitwagen gespannt auf ihn warteten. Eine aus sechs Männern bestehende Eskorte grüßte John und er grüßte zurück.
    Stavroúla gehörte zur Eskorte und erstattete Bericht, dass alle Posten bereit waren und nur auf den Angriff warteten.
    John hatte gerade die Zügel übernommen, als die Tiere auch schon lostrabten. Zwei Männer mit Laternen übernahmen die Führung und im zügigen Tempo ging es durch die Stadt bis zu Stephanos’ Haus.

    Dort warteten der Trierarch, Evangelos, Rodney, Chaya und Teyla bereits auf ihn.
    Erneut wurde das heiße, bittere Getränk gereicht.
    Amüsiert beobachtete John, mit welcher Gier Rodney sich darauf stürzte.
    Rodney hatte dunkle Ringe unter den Augen und wohl die ganze Nacht durchgearbeitet.
    Die Besprechung selbst verlief unproblematisch. Ein Späher war zurückgekehrt und hatte berichtet, dass die persischen Schiffe ihren Ankerplatz verlassen hatten. Eins war in der Nacht in Flammen aufgegangen und am Ankerplatz versunken, doch der Späher wusste nicht, wie es passiert war.
    John hatte einen Verdacht, sagte aber nichts dazu.
    Der Trierarch berichtete, dass die Schiffe bereit und die Katapulte fertig waren. Rodney wollte zu einem technischen Vortrag ansetzen, aber als John den Kopf schüttelte, ließ er es.
    John selbst konnte berichten, dass die Soldaten bereit und sämtliche Stellungen besetzt waren.
    Chaya erteilte ihnen den Segen der Götter und danach verließen bis auf John alle das Haus, um ihren Posten einzunehmen. Einzig Rodney hatte nach Fertigstellung des Katapults keine Aufgabe mehr und blieb bei John.
    Er schüttete sich einen weiteren Becher ein und folgte John, als er aufs Dach ging, um sich umzusehen.

    Die Morgendämmerung war nicht mehr weit entfernt. Der Himmel färbte sich leicht rosa. Doch von den Schiffen war noch nichts zu sehen.
    Es wäre zu schön, wenn alles nur ein dummer Zufall wäre und die persischen Schiffe weiter segeln würden. Aber kein Zufall konnte die abmontierten Masten erklären.
    John vermutete, dass Kolyas Späher herausgefunden hatten, dass Massalie sich gegen den Angriff rüstete. Wieso sonst sollte er in solch einer Eile angreifen?

    Langsam schob sich die Sonne über den Horizont. Mit dem ersten Licht konnte John auch die feindlichen Trieren sich nähern sehen. Ohne Mast und Segel, waren sie nicht mehr als ein Schatten.
    „Es sind wirklich nur sechs Schiffe!“
    Rodneys Ausruf weckte grimmige Befriedigung in John.
    „Wir haben noch mehr Überraschungen vorbereitet. Kolya wird sich noch wundern.“
    Erst jetzt bemerkte John, dass Rodney seine Leinenrüstung trug, die im Sonnenlicht weiß strahlte. Dann fiel sein Blick auf einen Bogen, der vor Rodney auf dem Boden lag.
    „Hast du Sorge, dass die Perser uns überrennen?“ John deutete auf den Bogen. „Selbst wenn es gelingt, mit einer Triere anzulegen und Massalie zu stürmen, werden meine Soldaten und die einheimischen Krieger sie besiegen.“
    „Das weniger. Aber ich habe von dem Attentat gestern gehört. Auch wenn Bábis rund um das Haus Wachen aufgestellt hat, geben wir hier ein perfektes Ziel ab. Wer weiß, wie viele von Kolyas Männern sich gestern in die Stadt geschlichen haben. Auch wenn dein Tod nichts am Verlauf der Schlacht ändern wird, die Moral würde darunter leiden.“
    John nickte. Er war gerührt, fand aber Rodneys Sorge übertrieben. Als Zivilist konnte er die Situation doch gar nicht einschätzen.
    „Die Stadttore sind seit gestern Nacht bewacht. Eigentlich hätte niemand hineinkommen können. Aber wer wirklich hinein will, wird bestimmt einen Weg finden, Massalie zu betreten. Deine Waffen werden ihn dann nicht davon abhalten, mich zu töten. Aber ich weiß deine Sorge zu schätzen.“ John kam ein Gedanke. „Woher hast du die Rüstung und die Waffe? Gestern hast du sie nicht mitgenommen.“
    Dabei ließ John die feindlichen Trieren nicht aus den Augen. Sie waren inzwischen nah genug, dass er sehen konnte, wie die Ruder ins Wasser tauchten und das Sonnenlicht sich glitzernd in der Gischt brach. Es würde noch einige Minuten dauern, bis sie in die Passage zwischen der Insel und dem Festland ruderten.
    „Zelenka hat sie mir mitgebracht, als er gestern zur Daedalus kam. Ist das wichtig?“
    „Wenn Elizabeth es nicht weiß, ja.“
    Dankbar, die letzten Minuten vor der Schlacht nicht mit gespanntem Schweigen verbringen zu müssen, erzählte er Rodney Details über das Attentat und dass er Kavanagh verdächtigt und weggesperrt hatte.
    „Für so ein Attentat ist er doch viel zu feige. Außerdem glaube ich nicht, dass er nach Chirons Biss noch die Kraft hatte, einen Pfeil abzuschießen.“
    John nickte zustimmend.
    „Was passiert jetzt mit ihm?“, wollte Rodney wissen.
    „Er ist weggegangen, ohne jemand zu informieren. Damit hat er eine Strafe verdient. Und anschließend…“ John zuckte mit den Schultern. „Ich glaube nicht, dass er noch lange in meinem Haushalt…“
    Ein Geräusch ließ John mitten im Satz stocken. Er blickte sich um und sah, dass Teyla und Ronon das Dach betraten.
    Der Krieger sah müde und sehr zufrieden aus.
    „Teyla, Dex!“ John nickte ihnen zu, dann sah er wieder auf das Wasser. „Wissen Sie, warum uns nur sechs Schiffe angreifen? Der Späher konnte keine Details berichten.“
    Lächelnd sah John Ronon an. Der Krieger hatte schließlich am Vorabend angedeutet, dass er etwas unternehmen wollte.
    „Sie waren unvorsichtig.“
    Als Ronon nichts weiter sagte, blickte John ihn an und zog auffordernd eine Augenbraue hoch.
    Der Krieger zuckte mit den Schultern und sprach weiter. „In der Dunkelheit schwamm ich zum Schiff, kletterte an Bord, tötete die Wachen und zündete die Triere an drei Stellen an. Danach sprang ich über Bord und schwamm zurück ans Ufer.“
    Das war der kürzeste Einsatzbericht, den John jemals erhalten hatte. Er ahnte, dass er sich damit zufrieden geben musste.
    „Gute Arbeit.“ John ahnte, wie wenig Schlaf die Perser nach dieser Aktion gehabt hatten.
    „Danke.“

    Teyla trat neben John und betrachtete die sich nähernden Schiffe.
    „Eure Soldaten und meine Männer stehen überall bereit und warten auf ihren Einsatz. Halling ist zuversichtlich, dass wir siegen werden.“
    „Nicht nur er. Dadurch, dass die Perser völlig überraschend bereits ein Schiff verloren haben, sind sie unsicher und werden Fehler machen.“
    Die Schiffe näherten sich der Barriere, die noch nicht hochgekurbelt war. John und alle anderen auf dem Dach hielten den Atem an, als die erste Triere mit wenigen Ruderschlägen über das unter Wasser liegende Tau glitt. Auch die nächsten drei Schiffe passierten, ohne dass etwas geschah. Soweit lief alles nach Plan. Doch jetzt würde sich entscheiden, ob auch alles weitere funktionierte.
    Bevor das fünfte Schiff die Barriere überqueren konnte, sah John im Sonnenlicht das Tau glitzern. Die Männer an den Kurbeln hatten es wirklich geschafft, es innerhalb kürzester Zeit so hoch zu bekommen, dass das Tau über der Wasserfläche und damit außerhalb der Reichweite des spitzen Rammbocks der Triere war.
    Wie geplant ruderte die Triere in das gespannte Tau.
    Innerhalb weniger Augenblicke dümpelte das Schiff bewegungslos im Wasser.
    John sah, dass die Ruder nicht mehr parallel lagen und konnte sich zu gut vorstellen, was für ein Chaos jetzt auf den Ruderdecks herrschte. Die Männer mussten bei dem Aufprall von ihren Bänken geworfen worden sein.
    „Deren Gesichter möchte ich jetzt sehen.“ Rodney brach das Schweigen. Er hörte sich sehr zufrieden an.
    „Warte ab, schau, die letzte Triere kann nicht bremsen. Sie fährt in das andere Schiff hinein!“
    Teylas Ausruf hatte einen atemlosen Unterton. Sie hatte Recht. Der Rammbock des letzten Schiffes bohrte sich in Heck der anderen Triere hinein.
    „Volltreffer!“, kommentierte Ronon trocken den Unfall.
    Doch damit war nicht genug. Die erste Flammenkugel schlug ein. Die Katapulte verschossen ihre Munition.
    „Die können zielen! Nicht lange und alles steht in Flammen.“ John konnte die Genugtuung in Rodneys Stimme gut verstehen.
    „Da kommt die nächste Kugel. Schade, das war daneben.“ Dabei umklammerte Rodney Johns Arm. Die Nägel bohrten sich fast schon schmerzhaft in den Muskel.
    John sah Teylas fragenden Blick. Sie wusste nicht, was Rodney bei Kolya durchgemacht hatte und konnte deswegen auch nicht seine Genugtuung verstehen. John schüttelte leicht den Kopf. Es Rodneys Entscheidung, ob er ihr die Geschehnisse von damals anvertrauen wollte, nicht seine.
    Jede Kugel wurde von Rodney lautstark kommentiert. Einige Geschosse fielen ins Wasser, doch die Katapulte waren gut ausgerichtet und trafen mehr, als dass sie verfehlten.
    Erst als auf dem Deck des ersten Schiffes die Flammen hochschlugen, wurde er still. Den Abstand zu den Schiffen machte er mit seiner Phantasie wett.
    „Ob die Männer vom untersten Deck es wohl hinaus schaffen?“ Alle Fröhlichkeit war von Rodney abgefallen, und er blickte zur Seite, als ob er das Drama nicht mehr ertragen konnte.
    „Ich weiß es nicht“, murmelte John und blickte zu den restlichen vier Schiffen. Wie würde Kolya sich verhalten, nachdem er jetzt einen Großteil seiner Streitmacht eingebüßt hatte? Von sieben Schiffen hatte er drei verloren.

    Die Trieren hielten Kurs, folgten der Fahrrinne und steuerten unbeirrt auf den Hafen zu.
    Jetzt zahlte es sich aus, dass sie Stephanos’ Haus als Aussichtpunkt gewählt hatten. Sie hatten den perfekten Überblick auf die Bucht.
    John starrte mit unbeweglicher Miene auf das Wasser. Zu gerne würde er selbst eingreifen aber er musste darauf vertrauen, dass ihre Pläne wirklich gut waren.
    „So viele Tote. Warum gibt Kolya jetzt nicht auf? Er hat noch vier Schiffe. Massalie ist doch viel zu weit weg, als dass er uns dauerhaft unterdrücken könnte?“
    Teylas Stimme war voller Gefühl. Ihr taten die Ruderer, die gerade versuchten, sich von den brennenden Schiffen zu retten, wirklich leid.
    John blickte zu den beiden Trieren. Ein unbeschreibliches Durcheinander herrschte an der Engstelle, in der die beiden Schiffe in Flammen standen. Rußgeschwärzte Planken und gesplittertes Holz trieben zwischen leblosen Körpern umher und wieder und wieder krachten brennende Schiffsteile ins Wasser. Er konnte sehen, wie die Männer über Bord sprangen. Viele Körper brannten lichterloh. Er hatte den Eindruck ihre Schreie bis hierher zu hören. Nur die wenigsten würden das rettende Ufer erreichen. Doch auch dort hätten sie nichts als ihr nacktes Leben gerettet, denn dort würde sie eine größere Streitmacht empfangen und sie gefangen nehmen. Als Sklaven würde man mit ihnen viel Geld verdienen.

    Rodney räusperte sich und versuchte eine Antwort für Teyla. „Kolya kennt das Wort aufgeben nicht. Entweder er siegt oder er geht zusammen mit seinen Männern in den Tod oder in die Sklaverei. Deswegen sind sie ihm auch treu ergeben und befolgen jeden seiner Befehle. Kyros kann froh sein, dass Kolya loyal ist, sonst müsste er um seinen Thron fürchten.“
    „Ich verstehe nicht, dass Kolya seine ganze Flotte riskiert, um Stephanos zu vernichten. Er hat doch im ehrlichen Kampf eine Triere versenkt. Warum diese Rachsucht?“ Teyla blickte fragend von John zu Rodney.
    „Es geht um mehr als das Schiff. Kolya hatte bisher den Ruf, unbesiegbar zu sein.“ John wusste, dass seine Antwort unzureichend war und versuchte es noch besser zu erklären. „Das hat dazu geführt, dass sich viele Städte ohne große Gegenwehr ergaben. Wenn es sich herumspricht, dass er doch nicht so übermächtig ist, wird die Gegenwehr und die Verluste größer werden.“
    „Das kann ich verstehen, aber…“ Teyla räusperte sich, dann setzte sie erneut an. „Vielleicht liegt es daran, dass bei euch die Frauen nichts zu sagen haben. Unseren Männern würden wir etwas anderes sagen, wenn sie aus diesen Motiven in die Welt ziehen. Gold und Reichtum kann ich ja noch verstehen, Ruhm und Ehre sind wichtige Eigenschaften und einen Mann ohne Ehrgefühl kann ich nicht achten. Aber das hier … es ist übertrieben und ein sinnloser Tod.“
    John wusste keine Antwort und wandte seine Aufmerksamkeit den eigenen Schiffen zu.

    Die Daedalus war zusammen mit der Herakles ausgelaufen und steuerte auf die feindlichen Schiffe zu.
    Während bei der Daedalus die Ruderer nur sehr langsam beschleunigten, hatte man auf der Herakles alle Segel gesetzt. Sie war eigentlich ein behäbiges Handelsschiff, ohne Rammbock und irgendwelche anderen Waffen, aber Stephanos hatte sie ausgesucht, weil man sie nach dem Setzen der Segel mit nur drei bis vier Mann steuern konnte.
    Die Herakles hatte als erste den Hafen verlassen und segelte vor der Daedalus.
    Dass etwas nicht stimmte, wenn ein Handelsschiff vor einer Triere den Hafen verließ, musste Kolya wissen.
    Es war eine so plump gestellte Falle, dass John jeden Moment damit rechnete, dass Kolya den Befehl zum Abdrehen geben würde. Doch nichts geschah.
    Dann sah John, wie die Matrosen der Herakles außer Sichtweite der Perser von Bord sprangen und zur Daedalus schwammen. Bisher lief alles nach Plan.
    Jetzt waren nur noch wenige Männer an Bord und alles hing von ihnen ab.
    Rodney beugte sich vor und kniff die Augen zusammen. „Wo verdammt noch mal, ist der Steuermann geblieben? Sheppard, sie müssen doch noch mehrfach wenden, um in der Fahrrinne zu bleiben.“
    Rodneys Ausruf alarmierte John und er beobachtete die Herakles. Am Steuer stand niemand, auch das ganze Deck schien menschenleer. Ein Flimmern über dem Bug verriet John, dass nicht mehr viel Zeit war.
    Die Daedalus hatte die von Bord gesprungenen Matrosen aufgenommen und drehte wieder ab.
    Warum hatte denn niemand mitbekommen, dass die Herakles steuerlos durchs Wasser glitt?
    „Verdammte Scheiße!“ rief John und marschierte ungeduldig auf und ab und starrte auf das Meer, als könnte er bloß mit seinem Blick jemanden an das Steuer zwingen. Verflucht, was war passiert? Stephanos hatte doch persönlich vier zuverlässige Männer ausgewählt, um die Herakles auf Kurs gegen die feindlichen Trieren zu halten. Es sollte der Untergang von mindestens zwei Schiffen sein! Mit den beiden letzten würde die Daedalus fertig werden.
    Stattdessen standen die Segel nicht im Wind und die Herakles bewegte sich nur ganz langsam vorwärts. Zu allem Überfluss lief sie auf die Klippen zu und würde ohne Kursänderung von den scharfen Steinen aufgeschlitzt werden. Das wäre eine absolute Katastrophe! Ein großer Teil ihres Planes würde damit unwirksam werden!
    John atmete tief durch und versuchte sich konzentrieren. Es musste doch irgendeine Möglichkeit geben, um ….
    Ja! Es war verrückt, aber er musste es wagen. Zu viel stand auf dem Spiel.
    Ohne ein weiteres Wort lief er die Treppe hinab, bis er im Atrium ankam. Er orientierte sich kurz, dann verließ er das Haus und rannte in den kleinen Garten. Das Grundstück endete am Strand und dort war ein Steg, an dem ein Ruderboot befestigt war.
    Eilig zerrte John an seiner Rüstung. Für das, was er vorhatte, würde zu viel Gewicht tödlich sein.

    „Halten Sie still.“ Ronons Stimme war ein tiefes Grummeln. John sah das Messer in Ronons Hand und erstarrte in seiner Bewegung. Konnte er dem Fremden wirklich trauen? Für eine Sekunde blitzte der Gedanke durch seinen Kopf, dass der Attentäter der letzten Nacht, ein fähiger Bogenschütze gewesen war
    John traf die Entscheidung innerhalb eines Augenblickes und er neigte kaum sichtbar den Kopf. Das Messer traf nicht seine Kehle, sondern durchschnitt den Leinenstreifen, der auf der Schulter seinen Brustpanzer mit dem Rückenpanzer verband. Wenige Schnitte später fiel die Rüstung von ihm ab. Wer auch immer die Riemen erneuern musste, würde über diese Behandlung fluchen.
    John war froh, dass sein Vertrauen gerechtfertigt war und Ronon ihn schnell von seiner Rüstung befreit hatte.
    Er legte die Beinschienen ab, einzig das Schwert schnallte John wieder um, dann wollte er in das Boot springen, als jemand ihn festhielt.
    John drehte sich um und sah Bábis fast schon verzweifelten Gesichtsausdruck.
    „Herr, Ihr könnt nicht … es ist zu gefährlich.“
    „Und wer soll es sonst machen? Wir sind die einzigen, die schnell genug an Bord der Herakles gelangen können. Geh mir aus dem Weg.“
    Ohne zu zögern trat Bábis zur Seite.
    „Ich komme mit, Herr.“
    „Jede helfende Hand ist willkommen.“
    John hatte nur Grundkenntnisse über das Steuern eines Segelschiffes, dafür kannte er das Fahrwasser vor Massalie.
    Sie sprangen in das Boot. Ronon und Bábis ergriffen die Ruder, John und Rodney versuchten, sich am Bug klein zu machen und Teyla übernahm das Steuer. Mit schnellen Schlägen ging es zur Herakles. Den Göttern sei Dank, dass niemand einem so kleinen Boot Beachtung schenkte!
    Ich bin nett, höflich, liebenswert
    und zuvorkommend.
    Und garantiert nicht ironisch.
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  25. #38
    Major Avatar von claudi70
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    Hallo,
    ...endlich geht die Schlacht los *freu*

    Ich kann John nur zu gut verstehen, nach dem Aufstehen braucht man einfach seine Ruhe.
    Soweit John es beurteilen konnte, sah er für diese Uhrzeit viel zu ausgeruht aus.
    „Guten Morgen, Herr.“
    Auch die Stimme war viel zu fröhlich. Dabei war John noch viel zu müde, um überhaupt ansprechbar zu sein.
    „Morgen.“ Zu mehr konnte John sich nicht überwinden.
    So ein Gebräu ist ja nicht schlecht, welches ein munter macht. *herdamit*

    „In der Dunkelheit schwamm ich zum Schiff, kletterte an Bord, tötete die Wachen und zündete die Triere an drei Stellen an. Danach sprang ich über Bord und schwamm zurück ans Ufer.“
    Das war der kürzeste Einsatzbericht, den John jemals erhalten hatte.
    Tja, Ronon ist eben ein Mann der Taten und nicht der grossen Worte.

    Und werden sie es rechtzeitig mit ihrem kleinen Ruderboot schaffen??

    Bin gespannt wie es weiter geht.

    Lg Claudi

  26. #39
    Captain Avatar von Maxi
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    Nach ner Woche Schullandhiem, hab ich mich über die zwei kapitel gigantisch gefreut ... !
    Jetzt hat die entschiedende Schlacht ja endlich angefangen ... alle sind mit allem fertig geworden und alles läuft nach plan. Außer das auf der Herakles, da war sich wohl jeder selbst der nächste, oder gibt es da einen Verräter in den eigenen Reihen, der den plan vereiteln will ?
    Hoffe sie schaffens noch rechtzeitig und können den plan vollends ausführen.
    Bin schon auf's nächste Kapitel gespannt ...

    LG Maxi
    Ohne Kampf und Krieg gäbe es keinen Frieden,
    denn ohne Krieg wüsste man gar nicht was Frieden ist !

    John Sheppard is the BEST !!!

    Der größte Preis den man im Leben zahlen muss ist der Tod!....

  27. #40
    Lieutenant General Avatar von Antares
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    dazu noch ein einheimisches heißes Getränk, das sehr bitter schmeckte, aber schnell wach machte.
    Der Kaffee der Antike!!

    Ein großer Teil ihres Planes würde damit unwirksam werden!
    Wie immer kann nicht alles glatt gehen - und John bekommt Gelegenheit für eine kleine Heldentat.

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