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Thema: [SGA/SG-1] La Gioconda

  1. #1
    Lieutenant General Avatar von Antares
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    Standard [SGA/SG-1] La Gioconda

    Titel: La Gioconda
    Autor: Antares
    Staffel: 3 während “The Return I” (3x10)
    (SG-1: ein paar Folgen nach dem “Pegasus Project” (10x3)
    Pairing: Sheppard/McKay; historische Charaktere
    Rating: PG-13, am Ende ein wenig Slash
    Inhalt: Dr. McKay, Colonel Sheppard und Major Lorne begleiten während ihres erzwungenen Aufenthalts auf der Erde Dr. Jackson nach Italien, weil dort Hinweise auf Antiker gefunden worden sind. Ohne dass sie es wollen, lernen John und Rodney das Italien der Renaissance viel genauer kennen, als sie das je gedacht hätten. Dort wieder weg zu kommen, ist leider nicht ganz so leicht wie gehofft.
    Anmerkungen: Besten Dank an meine Betaleserin Aisling! Weiterer Dank geht an Lady Amarra für das Berichtigen einer historischen Ungenauigkeit und Cori für das Auffinden von noch einigen Tippfehlern.
    Weiterführende Links und Bilder zu einigen der historischen Persönlichkeiten, Bildern, etc. die in der Geschichte eine Rolle spielen, finden sich am Ende der Story.
    Artwork: von Lady Amarra. Ein wunderschöner Titel, ein Sheppard im Bett - oder besser gesagt vor dem Bett - und ein letzter Blick auf Florenz, das sind die phantastischen Bilder, die Lady Amarra für diese FF gezeichnet hat! Vielen Dank!

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    Resigniert nahm John Sheppard eine weitere Akte von dem mittleren Stapel auf seinem blankpolierten Schreibtisch im SGC. Es war der Stapel, den er im Geiste „Dringend-Stapel“ genannt hatte. Dort lag alles, was er noch vor dem Wochenende erledigen musste oder sollte. Dann kam rechts der „Zuwarten-Stapel“, das waren Dinge, die sich hoffentlich von allein erledigten, wenn man nur über genügend Sitzfleisch verfügte. Und links der dritte, leider dünnste Stapel, der in seinem Kopf „Delegieren-Stapel“ hieß, da musste er nur noch herausfinden, wem er die Aktenmappen am besten aufs Auge drücken konnte.

    Er schlug die oberste Mappe der „Dringend“-Akten auf und ließ seinen Blick angewidert über die Material-Listen gehen. Das waren die Anforderungen seiner Männer, seines SG-Teams, nach dem letzten Einsatz auf PX3 888. Ein Einsatz, der zu exorbitant hohem Materialausfall geführt hatte, weil zäher Schlamm vor dem Stargate, hinter dem Stargate und auf den Stufen des Stargates dazu geführt hatte, dass alles, was mit dem Boden in Berührung gekommen war, dermaßen bestialisch gestunken hatte, dass man es nur noch wegwerfen konnte. Wie Major Johansson es allerdings geschafft hatte insgesamt fünf Unterhosen, für die er jetzt Ersatz anforderte, auf diese Art und Weise zu ruinieren, das würde er noch herausfinden müssen.

    Falls er nicht zu müde dazu wäre. John gähnte und tastete aus einem Reflex heraus mit seiner Hand Richtung Kaffeetasse. Kaffee hieß Koffein und Koffein hieß, dass er noch ein Weilchen länger wach wäre, um sich mit diesem spannenden Papierkram befassen zu können. John nahm einen Schluck aus der Tasse und musste feststellen, dass der Kaffee kalt war und dass der erste Schluck auch der letzte war – die Tasse war leer. Seufzend stellte er sie zur Seite.

    Natürlich, das Formularunwesen hatte es auch auf Atlantis gegeben und ein nicht unerheblicher Teil davon war an ihm hängen geblieben. Auch in Atlantis hatte er den Papierkram schon nicht gemocht, ihn aber als unabdingbaren, oftmals lebenswichtigen Teil seiner Arbeit angesehen. Wenn z.B. die Munition nicht rechtzeitig auf den Listen stand, bedeutete das, dass die Daedalus sie beim nächsten Rendezvous nicht dabei haben würde. Und damit hieß das auch, dass sie den Wraith oder sonstigen netten Bewohnern der Pegasus-Galaxie nichts entgegenzusetzen hatten.

    Sich mit Johanssons Unterhosen befassen zu müssen, erschien ihm dagegen ein klein wenig unter seiner Qualifikation. Er setzte dennoch seine Unterschrift unter die Anforderung und kaute dann auf seinem Kugelschreiber herum. Er starrte auf die Zeilen vor sich, ohne sie zu sehen.

    Alles kam ihm wie ein Rückschritt vor. Alles. Die glitzernde Stadt im Meer fehlte ihm mit jedem Tag mehr. Die Weite, die Helligkeit, der Seegeruch – stattdessen begab er sich freiwillig wie ein Maulwurf unter die Erde, zu Einheitsgrau, Beton und der abgestandenen Luft der Klimaanlage. Hin zu jeder Menge Verwaltungskram, unterbrochen von einigen Missionen, die aber auch meist unspektakulär verliefen. Sein Team jedenfalls war noch keinem Prior begegnet. Was ja auch eigentlich gut war. Eigentlich.

    Sheppard lehnte sich im Sessel zurück und starrte unter die Decke. Wie konnte man so … blöd sein, Todesgefahr zu vermissen? Seit wann war er so süchtig nach den Adrenalin-Schüben geworden, die das Unbekannte mit sich brachte? Sollte er sich nicht freuen, dass er endlich einmal nicht jeden Tag in Lebensgefahr schwebte? Sollte er nicht dankbar sein, dass sie ihm ohne viel Federlesens ein eigenes SG-Team gegeben hatten? Manche Leute warteten Jahre darauf – er hatte es innerhalb einer Woche abmarschbereit vorgefunden. Und es waren keine schlechten Jungs. Natürlich nicht. Sonst hätten sie es ja gar nicht bis ins SGC geschafft. Aber egal wie gut sie waren, sie konnten Teyla, Ronon oder Rodney nicht ersetzen.

    Er vermisste sein Team. Viel mehr als er je gedacht hätte. Mit Rodney telefonierte er zwar regelmäßig, mit Carson war er schon zwei, drei Mal etwas trinken gewesen – aber viel mehr Kontakt hatte er hier in Colorado Springs auch nicht. Die Mitarbeiter des SGC waren zwar alle wirklich nett zu ihm, aßen mit ihm zusammen in der Kantine, so dass er nie allein am Tisch sitzen musste, aber außerhalb des Mountains hatte sich noch nichts ergeben.

    Colonel Samantha Carter nutzte zwar immer wieder die Zeiten, in denen er nicht auf Mission war, um ihn zu verschiedenen Dingen zu interviewen, Dr. Jackson war ein paar Mal vorbei gekommen, um ihm ein Artefakt zu zeigen und ihn zu fragen, ob es so etwas auch auf Atlantis gegeben hätte, aber ansonsten war er auf sein neues Team angewiesen.

    Und deren Hauptgesprächsthema waren die Ori, nicht die Wraith. Alles drehte sich um die Priore, die Macht der Orici Adria und den vernichtenden Kreuzzug, den diese Eiferer jetzt auch auf die Milchstraße ausgedehnt hatten. Sheppard war es schon bewusst, dass die Ori ebenso gefährlich waren wie die Wraith, aber noch war die Bedrohung für ihn weniger gegenwärtig. Er hatte noch nicht direkt im Kampf mit ihnen gestanden, noch niemanden, den er kannte, an sie verloren. Anders als mit den vergeistigten und machtgierigen Ori verband ihn etwas mit den Wraith – im weitesten Sinne des Wortes. Seit der Wraith mit ihm zusammengearbeitet hatte, waren sie mehr als nur „der Feind“ für ihn. Es war ihm schon klar, dass man mit jemandem, der einen eigentlich nur als Leckerbissen, als Happen für zwischendurch, ansah, niemals zu einem für beide Seiten befriedigenden Abkommen kommen könnte. Aber dennoch schien ihm das greifbarer als das, was die Ori von den Menschen wollten.

    So suchte er mit seinem neuen Team jetzt seit ein paar Wochen also statt nach ZPMs nach der Wunderwaffe des Antikers Merlin. Dr. Jackson hatte seit seinem Besuch auf Atlantis weitere Anhaltspunkte bekommen, wo sie versteckt sein könnte und war unermüdlich dabei, Planeten in die engerer Wahl zu nehmen, nur um sie dann doch wieder zu verwerfen. PX3 888, war einer dieser Reinfälle gewesen.

    Mit Schwung schlug John die Mappe zu. Wenn man es ganz kleinlich betrachtete, war es also Jacksons Schuld, dass er jetzt diese Anforderung ausfüllen musste. Da konnte er sich ein wenig dafür revanchieren. John wusste auch schon wie. Ein rascher Blick auf die Armbanduhr zeigte ihm, dass es schon kurz nach 22 Uhr war und da war der einzige Platz, an dem man mit Sicherheit noch frischen Kaffee bekommen konnte, das Büro des Archäologen. Er würde ihm einen kleinen Besuch abstatten. Er schnappte sich seinen Kaffeebecher und marschierte los.

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    Natürlich war noch Licht bei dem Archäologen. Die Tür war nur angelehnt, und so betrat John nach einem kurzen Klopfen, das mehr dazu diente, Jackson nicht zu erschrecken, als wirklich auf eine Aufforderung zum Eintreten zu warten, das Büro.

    „Hi, Dr. Jackson.“
    „Hi, Colonel Sheppard.“ Daniel schaute von den vergilbten Blättern des imposanten Buches, in dem er gerade las, auf. Er sah die Kaffeetasse in Sheppards Hand und fuhr deshalb fort: „Eine Tasse sollte noch drin sein.“ Mit seinem Kinn nickte er in Richtung der Kaffeemaschine.
    „Danke sehr.“ Sheppard leerte den Inhalt der Kanne in seine Tasse und erkundigte sich: „Soll ich noch neuen aufsetzen?“
    Jackson lächelte: „Auch wenn niemand mehr da ist, um uns davon abzuhalten, sollten wir es vielleicht für heute dabei bewenden lassen.“
    „Okay, wahrscheinlich haben Sie Recht. … Und danke.“ John nahm einen Schluck, wollte sich auf den Weg zurück in sein Büro machen, doch wurde er von dem Archäologen zurückgerufen.

    „Ehm … Colonel?“
    „Ja?“
    „Wollen Sie sich einen Moment setzen? Ich hätte etwas mit Ihnen zu besprechen.“
    „Okay.“ John runzelte leicht die Stirn, zog die Augenbrauen hoch, nahm aber in dem Stuhl vor Jacksons Schreibtisch Platz, die Beine lang von sich gestreckt, die Arme vor der Brust verschränkt. Was könnte Jackson von ihm wollen?

    Daniel sah, dass Sheppard wahrscheinlich gerade versuchte im Geiste durchzugehen, ob er irgendwo Mist gebaut hatte – archäologischen Mist, für den er zuständig war – deshalb machte er es kurz. „Ich hätte ein Angebot für Sie. Für die nächsten sechs Tage sind doch keine Missionen mit Ihrem SG-Team geplant und da habe ich mich gefragt, ob ich Sie mir … ausleihen könnte.“
    „Ausleihen?“
    „Dr. McKay, Major Lorne und ich werden übermorgen für drei Tage nach Italien fliegen. Dort sind in einem kleinen Bauernhaus, mitten im Appeningebirge, sehr interessante Bücher, Aufzeichnungen, Papiere und Landkarten gefunden worden. Man hat uns ein paar Photokopien zukommen lassen und auf zwei, drei der Blätter sind einwandfrei antikische Schriftzeichen zu erkennen.“
    „Wirklich Antikisch? Nicht Latein?“
    Dr. Jackson schmunzelte nur und Sheppard grinste schief zur Entschuldigung. „Tut mir Leid. Antikisch also. Wie kommt das Zeug dahin?“
    „Genau das fragen wir uns. Die einzige Lösung, die uns bisher eingefallen ist, ist, dass die Papiere irgendwie von Merlin stammen und im Laufe der Zeit von England nach Italien gelangt sind. Für den Fall, dass es außer dem schriftlichen Nachlass, der auf die Antiker hinweist, auch noch technische Artefakte gibt, habe ich Dr. McKay gebeten, sich uns anzuschließen.“
    „Und, was hat Rodney gesagt?“, erkundigte sich Sheppard interessiert.
    „Er war erstaunlich angetan. Hat Italien sofort mit Pizza assoziiert und … schien ganz froh zu sein, mal aus Area 51 herauszukommen.“

    Das konnte sich Sheppard denken. Auch wenn McKay am Telefon immer schwärmte, wie toll es wäre, jetzt in Ruhe arbeiten zu können. Wie gut es für seine Psyche sei, nicht unter ständiger Bedrohung zu stehen und irgendein grauseliges Ende zu nehmen, so hatte Sheppard doch nach erstaunlich kurzer Zeit auch die Langeweile rausgehört. Gerade Rodneys fünf, sechs, sieben Mal wiederholte Versicherung, er würde nichts vermissen, gar nichts, machte nur umso deutlicher, dass er Atlantis wohl ebenso vermisste wie er selbst.

    Nun, ein paar Tage mal etwas ganz anderes zu sehen, würde bestimmt Spaß machen. Ein paar Tage mit Rodney zu verbringen ebenfalls, denn in den Telefonaten blieb doch vieles ungesagt. War also nur noch eine Frage zu klären: „Wofür brauchen Sie mich? McKay und Lorne haben das Gen, McKay kann antikisch …“
    „Ihr Gen ist aber stärker.“ Jackson schaute ihn nicht an, sondern kritzelte etwas auf den Block vor sich.
    „Kaufe ich Ihnen nicht ab“, meinte Sheppard.

    Überrascht blickte Daniel auf und las Misstrauen in Sheppards Augen. Er seufzte. Dann schenkte er Sheppard ein kleines, entschuldigendes Grinsen. „Nun, die Sache ist die: McKay hat bestimmt drei Mal gefragt, ob Sie auch mitkommen und ich … entschuldigen Sie, wenn das nicht richtig ist – aber ich hatte den Eindruck, Ihre Arbeit im SGC würde Sie nicht ganz ausfüllen. Ihnen würde ein wenig die Herausforderung fehlen. Ich weiß, ein kleiner Bauernhof in den Bergen ist nicht gerade Abenteuer pur, ich hatte aber auch nur gedacht … nun, dass Sie vielleicht für ein paar Tage einfach mal etwas anderes machen wollten. Nicht sehr militärisch, ich weiß. Vergessen Sie’s also wenn ich da etwas hinein interpretiert habe, was ganz anders ist.“

    Als wenn er das Musterbeispiel für militärische Regeln wäre, musste Sheppard spöttisch denken. Deshalb beruhigte er Dr. Jackson sofort: „Das haben Sie ganz richtig erkannt.“
    „Nun, dann war mein Anthropologie-Studium ja doch noch zu etwas nütze.“ Daniel lächelte.
    „Und General Landry?“
    „Fand die Sache mit dem stärkeren Gen einleuchtend“, nickte Dr. Jackson und schaute ihn unschuldig an.
    Sheppard grinste. Er würde den Archäologen sicher nicht unterschätzen. „Okay. Wann genau geht es los?“

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    Dr. Jackson hatte für alle vier Plätze auf einem Routineflug der Air Force zur Aviano Air Base in Norditalien, in der Nähe von Venedig, bekommen. Der Stützpunkt gehörte den United States Air Forces in Europa, hier war das 31. Jagdgeschwader mit nicht weniger als 3500 Soldaten stationiert, die regelmäßig versorgt werden mussten. Sie würden einfach auf einem der Versorgungsflüge dabei sein. Durch diese glückliche Fügung gab es keine lästigen Wartereien am Flughafen und sie konnten auch ein paar Waffen und Gerätschaften mitnehmen, die sie sonst niemals durch den Zoll gebracht hätten. Zwar reichte der Standard der Militärmaschine nicht an die Business-Class heran, aber die Touristenklasse eines überfüllten Ferienfliegers schlug es allemal. Auch war größere Diskretion garantiert und die Teilnehmer dieser Mission konnten sich etwas freier unterhalten.

    Dr. Jackson legte noch einmal alle bisherigen Erkenntnisse dar, McKay theoretisierte gleich eifrig herum, was das für ein Vorteil wäre, wenn man dort wirklich Antiker-Technologie fände.
    „Und wenn wir Glück haben, finden wir vielleicht ein ZedPM. Und dann können wir das ZedPM dieses Mal sogar behalten und müssen es nicht irgendwelchen dahergelaufenen Möchtegern-Priesterinnen überlassen“, verkündete er begeistert.
    „Man sollte die Küken nicht zählen, bevor sie nicht geschlüpft sind“, versuchte Major Lorne den Wissenschaftler wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzubringen.
    „Was wird das hier? Der landwirtschaftliche Diskurs für heute? Über Hühnerzucht?“ McKay bedachte Lorne mit einem abschätzigen Blick, den der nur mit einem Grinsen erwiderte.

    Aber auch Daniel dämpfte Rodneys Überschwang. „Die italienische Regierung gestattet uns die Untersuchung dieser Berghütte, hat aber vorab eine Inventar-Liste anlegen lassen – auf der übrigens nichts war, das sich auch nur ansatzweise nach einem ZPM anhörte – und es ist uns nicht gestattet Gegenstände ohne Rücksprache auszuführen.“
    „Die können doch sowieso nichts mit dem ZedPM anfangen! Dagegen auf Atlantis …“
    „Rodney!“, ließ sich jetzt Sheppard vernehmen. „Falls es ein ZPM gibt, wird Dr. Jackson schon eine Möglichkeit finden, den Behörden klarzumachen, dass das Teil bei uns besser aufgehoben ist. Aber jetzt warten Sie’s doch erst mal ab!“

    Rodney verschränkte die Arme vor der Brust und schaute seine drei Mitreisenden beleidigt an. „Schön! Schön! Dann verkneifen wir uns also das wissenschaftliche Theoretisieren, obwohl das ein sehr angesehener Zweig in der Physik ist.“ Er schlug theatralisch eine Hand vor die Stirn: „Ach, ich vergaß, hier ist ja gar kein Physiker, gar kein richtiger Wissenschaftler außer mir. Wenden wir uns also wichtigeren Dingen zu. Wann gibt es hier was zu essen?“
    „Ich werde mich erkundigen“, bot Major Lorne an, um McKay etwas gnädiger zu stimmen.

    Zwei lauwarme Fertiggerichte in Alu-Schalen, ein kleines Verdauungsschläfchen und neun Stunden später landeten sie endlich auf der Aviano Air Base. Der Blick ging vom Flugfeld aus in die Alpen, die oberhalb von zweitausend Meter noch verschneit waren, und niemand protestierte, als Major Lorne verwundert feststellte, dass das Colorado Springs gar nicht so unähnlich war.

    Dr. Jackson hatte einen geräumigen Geländewagen angefordert, der aufgetankt und mit den von ihm gewünschten Utensilien bestückt, bereit stand, so dass einem Umladen des Gepäcks nichts mehr im Wege stand. Nachdem alle Koffer, Taschen und Rucksäcke verstaut waren, machten sie sich auf den Weg Richtung Florenz.

    Die Ausfahrten an der Autobahn lauteten Venedig, Padua, Ferrara, Bologna – Namen, die Daniel zu einem sehnsuchtsvollen Seufzen veranlassten und Major Lorne zu Rezepten mit Padua-Schinken und Spaghetti Bolognese inspirierten. Nach gut drei Stunden und kurz vor Florenz verließen sie die Autobahn, um sich auf immer kleiner werdenden Sträßchen in die Berge des Apennins vorzuarbeiten.
    Die Gespräche waren schon seit einiger Zeit verstummt, bei allen machte sich der Jetlag bemerkbar und nur die freundliche GPS-Stimme unterbrach die Stille, um auf Abzweigungen hinzuweisen. Erst als sie verkündete „Ziel erreicht“ und Daniel, der das letzte Stück gefahren war, den Motor abstellte, erwachten die drei Beifahrer wieder aus ihrem Dämmerschlaf.

    Sie stiegen aus, reckten sich, lockerten die Muskeln, gähnten, um frische Luft aufzutanken und McKay, der sich umschaute und nur einen verlassenen Waldparkplatz sah, fragte neugierig: „Wo ist Ihre Berghütte?“
    Daniel zog eine Karte aus dem Handschuhfach, orientierte sich, machte eine halbe Drehung und wies dann mit seinem Zeigefinger mitten in den Wald hinein. „Ungefähr in der Richtung.“
    „Wie weit in der Richtung?“ Misstrauisch beäugte McKay den Archäologen.
    „Genau kann ich das auch nicht sagen. Es kommt auf die Wegbeschaffenheit an. Aber so zwei Stunden werden es wohl schon sein.“
    „Zu Fuß?“
    „Sie können ja das Maultier reiten, das wir im Kofferraum haben“, amüsierte sich Sheppard, der schon begonnen hatte, seinen Rucksack aus dem Wagen zu laden.
    McKay würdigte ihn keines Blickes. „Aber wir haben doch einen Geländewagen“, ließ er nicht locker.
    „Dies hier ist ein Naturschutzgebiet, da sind keine Autos erlaubt.“ Daniel wies auf ein Schild, das detailliert in Wort und Piktogrammen – für die des Italienischen Unkundigen – verkündete, was man im „Parco Naturale Regionale del Appennino“ alles nicht machen durfte.
    McKay seufzte und grummelte, während er nach seinem Rucksack griff: „Das ist ja wie mit den Jumpern, die muss man auch immer außerhalb parken, um dann noch stundenlang durch die Botanik zu rennen.“ Er angelte nach seiner Computertasche. „Und jetzt fängt es auch noch an zu regnen“, beschwerte er sich und schaute missmutig auf die immer dichter werdenden Wolken.

    Eine viertel Stunde später hatten sie alles gerichtet und sahen aus wie eine Wandergruppe, die trotz des schlechten Wetters, zu einer größeren Tour aufbrechen wollte. Jeder trug so viel er konnte, aber dennoch hatten sie nicht alles mitbekommen, als sie losmarschierten. Der Weg ging die ersten Minuten ziemlich eben durch den Wald, doch schon bald wurde er steiler und steiler und schraubte sich den Hang hinauf. Es war nur noch ein Trampelpfad, der durch den alles durchweichenden Regen, der jetzt unaufhörlich vom Himmel strömte, glatt und rutschig geworden war und die ganze Aufmerksamkeit der Männer erforderte. Zum Teil hatte sich der Bach den Weg als Bett gesucht, zum Teil mussten sie über Äste und Steine klettern, die ein früheres Unwetter auf den Weg geschwemmt hatte.

    McKay hätte ja gerne hin und wieder „Wann sind wir endlich da?“ gefragt, aber da er sich keine Anspielungen auf den Esel in Shrek anhören wollte, schluckte er seine Frage immer noch in letzter Sekunde runter und schimpfte stattdessen über das ständig ungemütlicher werdende Wetter.
    Sheppard und Lorne waren schon daran gewöhnt und nahmen die Wortflut genauso gelassen hin wie die Regenflut von oben. Daniel dachte sich nur, dass Rodney noch nicht so sehr leiden konnte, wenn er noch so viel Atem zum Schimpfen hatte.

    Leider hatte Dr. Jackson sich nicht in der Zeitangabe verschätzt und so dauerte es tatsächlich ziemlich genau zwei Stunden, ehe McKay plötzlich die erlösenden Worte: „Da! Da vorne ist das Haus!“ hörte.
    Er blieb mit der Gruppe stehen und hob seinen Blick von seinen klatschnassen und verschlammten Wanderschuhen, wo er die letzte halbe Stunde verweilt hatte. Er schaute in die von Dr. Jackson angegeben Richtung. Ein kleines, unspektakuläres Haus, nein Häuschen wäre wohl richtiger, schmiegte sich in den Hang, lehnte halb an einen Felsen und sah in keinster Weise so aus, als würde es Antikergeheimnisse bergen. Na, wenn das mal kein Reinfall war!

    Sie näherten sich der Hütte über den letzten Abhang, der nur mit Mühe zu queren war. Bei jedem Tritt schickten sie locker gewordene Steine in den Abgrund und mussten aufpassen, nicht den Halt zu verlieren. Endlich standen sie auf der winzigen, aus groben Steinen gehauenen Terrasse und Colonel Sheppard drückte die Eingangstür, für deren Vorhängeschloss Dr. Jackson ihm einen Schlüssel gegeben hatte, auf. Sie betraten einen dunklen, muffigen Raum, in den erst ein funzeliges Licht drang, nachdem Major Lorne die Fensterläden aufgestoßen hatte – aber es war endlich wieder trocken und sie konnten die Kapuzen ihrer Regenumhänge abstreifen.

    „Nun, sehr antikisch ist das hier nicht und auf den Photos sah das auch anders aus“, brachte es Sheppard für alle auf den Punkt während er sich kritisch umschaute. Der Putz blätterte von den Wänden, ein zerbrochener Stuhl und ein wackliger Tisch waren die einzigen Möbelstücke. Etliche Zigarettenkippen, leere Coladosen und Bierflaschen auf dem Boden verkündeten, dass auch in neuerer Zeit der eine oder andere Wanderer den Weg hierher gefunden hatte. Sheppard setzte seinen Rucksack ab und kickte eine Dose durch den Raum, die von Lorne geschickt gestoppt wurde, ehe er sie zurückschoss.

    „Dieser Teil des Hauses ist hin und wieder von Schäfern oder Wanderern als Unterstand benutzt worden“, erklärte Daniel. Seine Stimme klang gedämpft, da er sich soeben seines Regenumhangs entledigte. Er tauchte wieder auf und fuhr fort. „Erst vor kurzem hat ein Doktorand der Universität Bologna, der eine Dissertation über verlassene Einsiedeleien und Karthausen im Apennin schreibt, durch Zufall entdeckt, dass es hier“, Daniel drückte auf einen Teil der Wand, der auch nachgab, „einen weiteren Raum gibt.“

    „Wow!“ Major Lorne, der so stand, dass er als erster einen Blick in das Zimmer werfen konnte, zeigte sich beeindruckt. Die anderen drängten nach, nachdem sie die nassen Umhänge abgestreift hatten. Schon in der nächsten Sekunde standen sie in etwas, das man wohl nur als Studierzimmer bezeichnen konnte. Regale voller Bücher und Pergamentrollen, Gesteine und Werkzeuge, Gläser mit vertrocknetem, undefinierbarem Inhalt, ausgestopfte Tiere, ein großer Tisch, der mit Manuskripten bedeckt war. Obwohl sie einen Teil der Sachen schon auf den Polaroidphotos gesehen hatten, die Dr. Jackson ihnen im Flugzeug gezeigt hatte, war es überwältigend jetzt diese uralten Sachen berühren zu können. Sheppard trat zu einer schrumpeligen Karte, die an der Wand hing, und den wohl damals bekannten Teil der Welt zeigte. Ein überdimensioniertes Mittelmeer, um das herum sich lauter bekannte Namen rankten und ein afrikanischer Kontinent, der zum größten Teil noch weiß war, nur der Nil schlängelte sich in das unkartographierte Land hinein.

    „Wie alt mögen die Bücher wohl sein?“, erkundigte sich Major Lorne, der behutsam mit seinem Zeigefinger über die aufgeschlagenen Pergamentseiten eines der Bücher auf dem Tisch fuhr.
    Daniel trat näher und inspizierte das Exemplar, auf dem Lornes Finger lag. „Das ist noch kein ‚Buch’ im eigentlichen Sinne“, erklärte er. „Man nennt es Kodex. Es sind einzelne, handgeschriebene Blätter, die mit einem Faden zusammengeheftet wurden. Das ist noch aus der Zeit, bevor der Buchdruck mit beweglichen Lettern bekannt war.“ Vorsichtig schlug er den Kodex zu, um den Einband näher zu betrachten. „Er hat zwei Pappdeckel als Einband, die nicht verziert sind, von daher wird es wohl kein reines Prunkstück gewesen sein, sondern wirklich zum Lesen und Arbeiten gedacht gewesen sein.“ Daniel kniff die Augen zusammen und entzifferte die verblasste Schrift auf dem Einband. „De rebus naturalis ed artificialis – ‚Von den natürlichen und künstlichen Dingen’.“ Er blätterte vorsichtig einige Seiten durch. “Es sieht aus wie eine Sammlung von Beschreibungen und Bildern zu Pflanzen, Tieren und … dem Sternenhimmel. Interessant.“

    Major Lorne überließ Daniel seinen Betrachtungen und gesellte sich zu Sheppard, der inzwischen in die Hocke gegangen war und eine alte Feuerwaffe, die auf einem mit löcherigem Samt bezogenen Schemel lag, musterte.
    „Sir, wenn wir die restlichen Sachen noch vor Einbruch der Dunkelheit hier oben haben wollen, sollten wir uns langsam auf den Weg machen.“
    „Noch mal da runter?“, fragte McKay entgeistert, der das Gespräch mitbekommen hatte, obwohl er gerade versuchte, eine Inschrift auf einem verrosteten Metallkasten zu entziffern.

    Major Lorne zuckte mit den Schultern, doch Sheppard beruhigte ihn: „Wir müssen nicht mehr alle gehen, so viel ist es ja nicht mehr. Lorne und ich werden das wohl alleine schaffen.“
    „Ich muss auch noch einmal runter“, unterbrach Daniel, „denn nicht alles, was in der letzten Kiste ist, muss auch mit hier rauf. Ich würde das gerne selbst durchsehen.“
    „Also ich muss mit Sicherheit nicht mehr runter“, stellte McKay entschieden klar. „Wer von Ihnen geht, ist mir egal.“
    Lorne grinste und wandte sich an Daniel. „Dann gehen Dr. Jackson und ich. Einverstanden?“
    „Einverstanden.“ Daniel nickte.
    „Bestens. Bestens“, bestätigte auch McKay dieses Arrangement.

    Sheppard war es auch ganz recht, dass je ein Militär mit einem Wissenschaftler zusammen war, wenngleich er sich eingestehen musste, dass weder Dr. Jackson noch Rodney wirklich Schutz brauchten. Die letzten Jahre hatte sie nachhaltig aus dem Elfenbeinturm der reinen Wissenschaft herausgeholt und mehr zu Soldaten gemacht, als sie sich das wohl je hatten träumen lassen. Ihre Instinkte, die sie vor Gefahr warnten und auch ihre Fähigkeiten mit Waffen umzugehen oder zur Selbstverteidigung, waren inzwischen beachtlich. Der einzige Moment, wenn sie verwundbar waren, wenn sie wirklich den Schutz des Militärs brauchten, war, wenn ihre Aufmerksamkeit so sehr von einer Sache in Anspruch genommen war, dass sie alles um sich herum vergaßen. Das war dann wenigstens einer der Momente, in der er oder Lorne den „Beschützer“ spielen konnten.

    So nickte er ebenfalls und meinte nur: „Okay.“ Mit einem Grinsen an seinen früheren Stellvertreter fügte er hinzu: „Sollte es unterwegs Pizza geben, bringen Sie mir eine mit. Extra Käse, wenn es geht.“
    „Hier sind etliche MREs“, meinte Lorne entschuldigend, der den Inhalt seines Rucksacks gerade im Vorraum auf den Boden entleerte.
    „Und, McKay, essen Sie nicht alle meine Schokoriegel“, warnte Daniel lachend, der seine Sachen dazulegte, ehe er wieder in seine Regensachen schlüpfte.

    Fünf Minuten später waren Sheppard und McKay alleine und McKay, der immer noch den Metallkasten in den Fingern hin- und herdrehte, fragte: „Hat er Snickers dagelassen?“
    „Rodney!“

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    Die Zeit verging wie im Fluge, während sie sich einen groben Überblick über die verschiedenen Bücher und Papiere verschafften und ganz besondere Aufmerksamkeit den Pergamenten widmeten, auf denen neben den üblichen lateinischen Buchstaben auch handschriftliche Anmerkungen in der Sprache der Antiker am Rand standen. Gemeinsam versuchten sie herauszufinden, ob sie Sinn in das sehr unleserliche Gekritzel bringen konnten.

    Für einen Moment fühlte sich Sheppard wie auf einer Atlantis-Mission, wenn er sich einfach vorstellte, dass Ronon und Teyla im Vorraum wären. Ein herbes Gefühl des Verlustes überspülte ihn. Würde er es je verwinden, dass sie Atlantis auf diese Art und Weise … verloren hatten? Und ja, es kam ihm wie ein Verlust vor, denn irgendwie glaubte er nicht, dass die Antiker sie so schnell wieder in die Stadt lassen würden. Wenn doch, würde er es überhaupt verkraften, nur ein geduldeter Gast in der Stadt zu sein, wo er schon so viel mehr gewesen war? Vielleicht war es ganz gut, dass mit Woolsey und General O’Neill zwei Leute die Verhandlungen übernommen hatten, die nicht so viel emotionalen Ballast mitbrachten, wie er oder auch Dr. Weir das getan hätten. Zwei Leute, für die Atlantis vor allem ein strategischer Außenposten in der Pegasus-Galaxie war und keine zweite Heimat.

    Als sein Handy klingelte, ging er in den Vorraum, weil er nur dort richtigen Empfang hatte. Es war Lorne, der ihm mitteilte, dass sie jetzt endlich am Auto angekommen wären.
    „Sir, ich fürchte, wir werden heute nicht mehr wieder zu Ihnen aufsteigen können, denn der Weg ist zum Teil dermaßen unterspült, dass wir die ganze Zeit befürchteten, er würde abrutschen. Wir haben runter schon wesentlich länger als angenommen gebraucht und ich sehe schwarz, dass wir es im Hellen zurück schaffen werden.“
    Sheppard warf einen Blick auf seine Armbanduhr und sah zu seiner Verwunderung, dass schon über drei Stunden vergangen waren. „Okay, Major. Kein Problem. Sonst ist aber alles in Ordnung bei Ihnen?“
    „Alles bestens, Sir.“
    „Gut. Dann suchen Sie sich einen netten Gasthof und sobald die Wege wieder passierbar sind, lassen Sie es mich wissen. Wir haben ja genügend zu essen hier, von daher …“
    „Dr. Jackson sagt mir gerade, dass es hinter dem Haus, laut seiner Karte, auch eine Quelle für Wasser geben muss.“
    Sheppard meinte mit einem kleinen Lachen: „Ich denke, Wasser haben wir zur Zeit mehr als genug.“
    „Ja, das stimmt wohl. Tut mir übrigens Leid wegen der Pizza, Sir. Ich fürchte, die werden Dr. Jackson und ich jetzt alleine essen müssen.“
    „Major, Sie brauchen gar nicht so schadenfroh …“
    „Colonel!“
    „Hey, das ist Rodney. Ich sollte vielleicht …“
    „SHEPPARD!!!“
    „Ich höre es, Sir. Bis dann. Lorne Ende.“

    Und bevor John noch etwas sagen konnte, war die Leitung schon tot. Mit einem Kopfschütteln klappte er das Handy zu und ging zu McKay zurück, bevor der sich verpflichtet fühlte, noch ein paar Dezibel lauter zu brüllen.
    „Was gibt’s?“, fragte er mit leidender Stimme, denn es ging ihm gegen den Strich, dass McKay ihn wie seinen persönlichen Adjutanten herrief und er musste springen. „Was ist so außerordentlich wichtig, dass Sie …?“


    TBC
    Geändert von Antares (27.10.2008 um 23:29 Uhr)

  2. Danke sagten:


  3. #2

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    Schön, jetzt kann ich mich auch hier stückchenweise an der Story erfreuen.

    Johns Langeweile und Genervtheit ist ja schon in der Serie deutlich gemacht worden. Hier hebst du es noch mal deutlich hervor und man merkt, dass er bereit ist, fast alles zu tun, um aus dem Trott heraus zu kommen.
    Daniel Jacksons Angbot und die Möglichkeit Rodney wiederzusehen muss ihm da wie ein Angebot des Himmel vorkommen. Kein Wunder, dass er direkt zustimmt.

    Die Reise nach Italien finde ich sehr anschaulich beschrieben - auch wenn sich meine bisherigen Erfahrungen auf einen sehr langen Linienflug beschränken, kann ich die Erschöpfung gut verstehen.

    Dass sie dann bei dem Scheißwetter die Wanderung machen, ist eigentlich nicht unriskant, deswegen kann ich gut verstehen, dass Lorne und Jackson nicht zurückkehren.
    Ich bin nett, höflich, liebenswert
    und zuvorkommend.
    Und garantiert nicht ironisch.
    Meine Storys

  4. Danke sagten:


  5. #3
    Zitronenfalter Avatar von Sinaida
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    Ahh, fein, jetzt kann ich diese Story auch noch mal Stück für Stück lesen und meine Lieblingstellen raussuchen. *g*

    Sheppard, und seine Art Papierkram zu erledigen, fand ich einfach nur herrlich amüsant. Genauso wie die Art des Papierkrams (Johanssons Unterhosen!).

    Alles kam ihm wie ein Rückschritt vor. Alles. Die glitzernde Stadt im Meer fehlte ihm mit jedem Tag mehr. Die Weite, die Helligkeit, der Seegeruch – stattdessen begab er sich freiwillig wie ein Maulwurf unter die Erde, zu Einheitsgrau, Beton und der abgestandenen Luft der Klimaanlage.
    John tut mir hier richtig leid und ich kann mir gut vorstellen, dass er sich genau so fühlt, nachdem er Atlantis erlebt hat.

    Das Gespräch zwischen John und Daniel fand ich ganz klasse, ich mag diese ganz natürlich klingenden Dialoge und ich habe hier beide richtig hören können.

    Dass Rodney sich über den Fußmarsch beschwert und dabei gleich an den auf Missionen immer abseits geparkten Jumper denken muß, hat auch sehr gut gepasst.

    McKay hätte ja gerne hin und wieder „Wann sind wir endlich da?“ gefragt, aber da er sich keine Anspielungen auf den Esel in Shrek anhören wollte, schluckte er seine Frage immer noch in letzter Sekunde runter und schimpfte stattdessen über das ständig ungemütlicher werdende Wetter.
    *kicher* Jetzt werde ich wohl immer an Rodney denken müssen, wenn ich Shrek gucke.

    Die letzten Jahre hatte sie nachhaltig aus dem Elfenbeinturm der reinen Wissenschaft herausgeholt und mehr zu Soldaten gemacht, als sie sich das wohl je hatten träumen lassen. Ihre Instinkte, die sie vor Gefahr warnten und auch ihre Fähigkeiten mit Waffen umzugehen oder zur Selbstverteidigung, waren inzwischen beachtlich.
    Das habe ich mir neulich auch gedacht, bei einer Folge. Was Daniel angeht, kann ich das nicht so gut beurteilen, aber bei Rodney ist es schon deutlich zu sehen, wie er in der Hinsicht dazu gelernt hat.

    Für einen Moment fühlte sich Sheppard wie auf einer Atlantis-Mission, wenn er sich einfach vorstellte, dass Ronon und Teyla im Vorraum wären. Ein herbes Gefühl des Verlustes überspülte ihn. Würde er es je verwinden, dass sie Atlantis auf diese Art und Weise … verloren hatten?
    *schnief* Ja, zu dem Zeitpunkt war es ja absolut nicht abzusehen ob sie überhaupt zurück nach Atlantis kommen.

    So und jetzt sind John und Rodney allein im Wald in der Hütte und du hörst mitten im Satz auf! *g* *Das* ist ein Cliffhanger!

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  7. #4
    Ägypten-Fan Avatar von Valdan
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    Eine neue Geschichte!!

    Ein rascher Blick auf die Armbanduhr zeigte ihm, dass es schon kurz nach 22 Uhr war und da war der einzige Platz, an dem man mit Sicherheit noch frischen Kaffee bekommen konnte, das Büro des Archäologen. Er würde ihm einen kleinen Besuch abstatten. Er schnappte sich seinen Kaffeebecher und marschierte los.
    ... Daniels Büro, eine (fast) nie versiegende Kaffeequelle...

    „Und, was hat Rodney gesagt?“, erkundigte sich Sheppard interessiert.
    „Er war erstaunlich angetan. Hat Italien sofort mit Pizza assoziiert und … schien ganz froh zu sein, mal aus Area 51 herauszukommen.“
    ... herrlich, welche einzige Assoziation Rodney da scheinbar hat.....aber wir wissen ja, was ihn wirklich treibt ....

    „Und General Landry?“
    „Fand die Sache mit dem stärkeren Gen einleuchtend“, nickte Dr. Jackson und schaute ihn unschuldig an.
    Sheppard grinste. Er würde den Archäologen sicher nicht unterschätzen. „Okay. Wann genau geht es los?“
    ... tja, manchmal muss man die Leute länger kennen, um sie zu durchschauen...und ich denke bei den beiden beruht das auf Gegenseitigkeit...

    Und das sind nur drei von den Stellen, die ich einfach nur gut fand, nicht zu vergessen: ZPM und ZedPM

    Um es kurz zu machen, die Story fängt gut an, und ich bin mal gespannt, wie sie weitergeht.

    LG Val
    "Der Mensch fürchtet die Zeit, doch die Zeit fürchtet die Pyramiden."
    arabisches Sprichwort

    ***


  8. Danke sagten:


  9. #5
    Lieutenant General Avatar von Antares
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    @Aisling: besten Dank für das nette FB! Und ja, irgendwie musste ich Daniel und Lorne ja erst einmal loswerden. Da kam mir das Unwetter gerade recht....
    Und so wenig begeistert wie Sheppard in "The Return" dargestellt wird, hätte er wahrscheinlich allen Vorschlägen zugestimmt, um dort mal für ein Weilchen rauszukommen.


    @Sinaida: auch dir herzlichen Dank!
    Was Daniel angeht, kann ich das nicht so gut beurteilen, aber bei Rodney ist es schon deutlich zu sehen, wie er in der Hinsicht dazu gelernt hat.
    Oh doch, Daniel auch! Wenn man überlegt, welche Wandlung er von der ersten zur zehnten Staffel durchmacht - da liegen Welten zwischen, vor allem auch gerade in der Fertigkeit mit Waffen umzugehen.
    Und an Shreck muss ich immer denken, wenn ich mit meinen Kindern längere Zeit im Auto unterwegs bin...


    @Valdan: Freut mich, dass dir der Anfang schon mal gefällt - und was Sheppard und Jackson angeht - ich denke, wenn man den beiden mal einen Szene schreiben würde, in der sie zusammen auftreten, würden die gar nicht schlecht zusammenarbeiten können.
    Und er Kaffee ist natürlich ein Vorwand - aber als Aufhänger, warum Sheppard noch in Daniels Büro geht, kam er mir gerade recht .... Danke!

  10. #6
    Alpha Avatar von Avarra
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    Hey Antares,

    ohhh... eine Geschichte von dir, die muss ich unbedingt lesen.
    Und dann packst du auch noch meine Lieblingscharaktere in einen Sack und schickst sie auf ein Abenteuer. *freu*

    Allerdings muss ich sagen, dass mir die Kapitellänge etwas zu viel ist. *seufz*
    Bei einer solchen Menge Text brauche ich Stunden, um ein angemessenes Review zu schreiben und die Zeit hab ich oft nicht *schnüff*.
    Insofern kann es sein, dass mein FB manchmal verhältnismäßig mager ausfallen wird, bzw. ich bei einzelnen Abschnitten nicht dazu komme, meine Senftube auszupacken.

    So, nun aber husch in die Geschichte hinein... *freu*

    Es fängt ja gleich gut an. Der arme John muss sich mit Papierkrams rumschlagen. *seufz* Und nicht nur das, dazu quält ihn, dass er Atlantis "verloren" hat.
    Andererseits sollte er als ausgebildeter Militär wissen, dass er häufig versetzt werden und nirgendwo so richtig heimisch werden kann. Das gehört nun mal zum Beruf dazu.
    Aber Atlantis ist wohl doch etwas anderes...

    Die Details haben mir gut gefallen, seine Gedanken über die Feinde, die ihm so viel weniger real erscheinen, als die ihm bekannten Wraith, die Anforderungen, die auf der Erde so viel weniger dringlich scheinen, als auf Atlantis...
    Und dass er sein Team vermisst. Das verstehe ich gut, er muss sich wie ausgesetzt fühlen. *seufz*

    Wie putzig, Daniels Büro als überdimensionale Kaffeemaschine *lach*. Passt aber, Daniel arbeitet ja oft die Nacht durch...

    Daniels Vorschlag trifft dann ja auch genau den Punkt bei John. *lach* Eine Abwechslung zur rechten Zeit und dann noch mit Rodney... Wie passend *lach*.

    Gerade Rodneys fünf, sechs, sieben Mal wiederholte Versicherung, er würde nichts vermissen, gar nichts, machte nur umso deutlicher, dass er Atlantis wohl ebenso vermisste wie er selbst.
    Ja, das kann ich mir sehr gut vorstellen. Und auch, wie du es geschickt so beschreibst, dass man wirklich mehr als glaubt, dass Rodney da sich und John etwas vormacht...

    „Ihr Gen ist aber stärker.“ Jackson schaute ihn nicht an, sondern kritzelte etwas auf den Block vor sich.
    „Kaufe ich Ihnen nicht ab“, meinte Sheppard.
    *lach* Würde ich auch nicht. Besonders, da Daniel, wenn er etwas ehrlich meint, sein Gegenüber auch immer anguckt. So, wie er da den Blickkontakt meidet, ist offensichtlich, dass er nicht die Wahrheit sagt. *ggg*

    „Und General Landry?“
    „Fand die Sache mit dem stärkeren Gen einleuchtend“, nickte Dr. Jackson und schaute ihn unschuldig an.
    *gröhl* Kleine Verschwörerbande...

    Die Reise hast du auch wieder toll beschrieben, der Flug und die anschließende Tour im Geländewagen. Als würde man dabei sitzen... Kompliment!
    Und dann noch ein zweistündiger Fußmarsch. *gacker* Genau das, was Rodney sich bewünscht hat. Geschieht ihm Recht, er soll sich mal nicht so anstellen, immer...

    lehnte halb an einen Felsen und sah in keinster Weise so aus,
    Hier ist mir eine Kleinigkeit aufgefallen, die stört. "Kein" ist einfach nur "kein" und nicht steigerbar. "Keinster" ist zwar einer der verbreitetesten Fehler der deutschen Sprache, aber noch nicht als "gängiger Sprachgebrauch" anerkannt.

    Hübsch, dieses Häuschen in den Bergen. Und so unauffällig, dass man kaum glauben mag, hier etwas Wichtiges zu finden.
    Aber dann kommt ja die Entdeckung des zweiten Raums *staun*.

    Daniel im Paradies. *lach* Alte Bücher, Pergamente, Karten... was braucht der Mann mehr?

    Aber erstmal die praktischen Dinge und alles ranschaffen, damit die Arbeit voran gehen kann. *g*

    wenngleich er sich eingestehen musste, dass weder Dr. Jackson noch Rodney wirklich Schutz brauchten. Die letzten Jahre hatte sie nachhaltig aus dem Elfenbeinturm der reinen Wissenschaft herausgeholt und mehr zu Soldaten gemacht, als sie sich das wohl je hatten träumen lassen.
    Das stimmt allerdings. Wenn ich mir Daniel in den ersten Staffeln der Serie ansehe und dann am Ende... Dass sie im Bereich ihrer Instinkte, Reflexe und Waffengebrauch zugelegt haben, fand ich ja noch einleuchtend, aber dass ein Wissenschaftler, wie Daniel am Ende der Serie aussieht, wie ein steroidverseuchter Bodybuilder, das fand ich schon etwas übertrieben. Mag sein, dass Michael Shanks das so gut fand, aber es war doch arg unglaubwürdig. Und ein Schauspieler sollte sich doch eher seiner Rolle anpassen.
    Aber ich schweife ab... *g*

    Auf jeden Fall stimme ich der Überlegung von John vorbehaltlos zu, dass die beiden mehr Soldat geworden sind, als man das erwartet hätte. Aber immerhin haben sie auch massenhaft Planetenmissionen hinter sich und irgendwann will man sich halt nicht mehr immer nur hinter den begleitenden Militärs verstecken, sondern auch mal selber zuschlagen.

    Der einzige Moment, wenn sie verwundbar waren, wenn sie wirklich den Schutz des Militärs brauchten, war, wenn ihre Aufmerksamkeit so sehr von einer Sache in Anspruch genommen war, dass sie alles um sich herum vergaßen.
    Jupps, sehr treffend formuliert. Wenn sie etwas finden, das ihr wissenschaftliches Interesse fesselt, dann vergessen sie die Welt um sich herum komplett.

    Oh oh.... Rodney hat etwas entdeckt, das sofort die volle Aufmerksamkeit Sheppards erfordert...
    Bin gespannt, was es ist...

    Ich freue mich, dass ich jetzt von dir auch etwas zu lesen bekomme und bin schon gespannt auf die Fortsetzung.

    es grüßt
    Avarra
    Man erreicht viel mehr mit einem freundlichen Wort und etwas Gewalt, als nur mit einem freundlichen Wort.
    (Marcus Cole, B5)
    ~~~***~~~

    Your pierce my soul. I'm half agony, half hope.
    (Frederick Wentworth)
    ~~~***~~~

    Bekennende McShepperin

  11. Danke sagten:


  12. #7
    Zitronenfalter Avatar von Sinaida
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    Weil Avarra es schon angesprochen hat - mir persönlich wären etwas kürzere Teile auch lieber. Zwecks wegen ausführlicheren Kommentaren und so ... *g*

  13. #8
    Major Avatar von Lorien
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    Argh ... Ich hab es immer noch nicht geschafft, eure Geschichten bei WuB zu kommentieren. Das kommt davon, wenn man sich ständig hier im Forum rumtreibt und ablenken lässt. Ich werde das aber auf jeden Fall noch nachholen. Nichtsdestotrotz will ich natürlich auch bei dir etwas zu den einzelnen Teilen sagen.

    Dann kam rechts der „Zuwarten-Stapel“, das waren Dinge, die sich hoffentlich von allein erledigten, wenn man nur über genügend Sitzfleisch verfügte.
    Das ist perfekt! Ich seh Shep richtig vor mir. *gg* Papierkram ist schon echt was lästiges.
    Aber persönlich hab ich auch immer so einen Stapel auf meinem Schreibtisch und hoffe, dass sich das von selbst erledigt... Hat bisher nur noch nie funktioniert.

    Ein wirklich schöner Anfang, der mich sofort in die Geschichte bringt und es schafft, dass ich nach nur wenigen Zeilen direkt im Geschehen bin und ein genaues Bild im Kopf haben. Das beharrliche Kichern, dass mich bei der Beschreibung von Sheppard und seinem Kampf mit dem Papierkram, befallen hat, hat dabei sicherlich geholfen!

    Und dann auch bei dir dieser plötzliche Stimmungswechsel. War mir gerade noch nach Kichern, herrscht bei Sheps Sehnen nach Atlantis Melancholie vor. Ich liebe das an Geschichten, wenn sie so unterschiedliche Gefühle in mir hervorrufen können.

    „Er war erstaunlich angetan. Hat Italien sofort mit Pizza assoziiert und …
    Das ist so typisch Rodney!

    McKay seufzte und grummelte, während er nach seinem Rucksack griff: „Das ist ja wie mit den Jumpern, die muss man auch immer außerhalb parken, um dann noch stundenlang durch die Botanik zu rennen.“
    Bei dem Satz bin ich vor Lachen beinahe vom Stuhl gekippt. *Tränen aus den Augen wisch* Ich meine, der ganze Absatz war schon schön beschrieben und ich hab Rodney richtig in meinem Kopf gehört, aber der Satz hat mich doch beinahe kalt erwischt und dafür gesorgt, dass ich meinen Tee beinahe über dem Laptop verteilt hätte. Toll!

    Es sind einzelne, handgeschriebene Blätter, die mit einem Faden zusammengeheftet wurden. Das ist noch aus der Zeit, bevor der Buchdruck mit beweglichen Lettern bekannt war.“ Vorsichtig schlug er den Kodex zu, um den Einband näher zu betrachten.
    Oh, schön! *strahl* Ich liebe alte Bücher. Ich hatte schon das Glück verschiedene Magazine von Bibliotheken besuchen dürfen und auch ein Praktikum im Sächsischen Hauptstaatsarchiv zu machen - es ist einfach toll, so etwas Altes in der Hand zu halten und darin blättern zu dürfen. Geschichte pur.


    Auf jeden Fall habe auch ich mich bereits als ich das erste Mal eine Zusammenfassung deiner Geschichte gesehen hatte, gefreut, dass du meine Lieblingscharaktere aus SGA und SG-1 zusammen auf ein Abenteuer schickst! Wobei der Fokus natürlich genau auf den richtigen Beiden liegt.

    Was mir auch aufgefallen ist: wie toll deine Geschichte recherchiert ist. Diese vielen kleinen Zusatzinformationen, die beinahe nicht auffallen, das Verständnis aber ungemein erleichtern. Und man lernt auch noch was dabei!


    Wer keinen Mut zum Träumen hat, hat keine Kraft zum Kämpfen.

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  14. #9
    Lieutenant General Avatar von Antares
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    Kürzere Kapitel also. Na schön. Ich denke, dann muss ich meine Ungeduld etwas zügeln. Ich hoffe, das ist jetzt kurz genug oder lang genug.

    Dann erst einmal zum FB: DANKE, Manu, Avarra und Lorien!

    Zu Avarras und Loriens FB:
    Spoiler 

    @Avarra: ich denke, allein schon dadurch, dass John auf Atlantis der militärische Leiter war, war es etwas ganz anderes als die Posten, die er auf der Erde so inne hatte. Und das ist ja auch die erste "außerirdische" Stadt für ihn gewesen, von daher wird sie immer mehr Bedeutung als Paris oder Bagdad für ihn haben. Und dann gibt es ja auch noch die ganzen FFs, die darauf eingehen, wie eng Johns Bindung an Atlantis an sich, dass es weit über nur das mentale Türen aufmachen und Licht anmachen hinausgeht.

    aber dass ein Wissenschaftler, wie Daniel am Ende der Serie aussieht, wie ein steroidverseuchter Bodybuilder, das fand ich schon etwas übertrieben. Mag sein, dass Michael Shanks das so gut fand, aber es war doch arg unglaubwürdig. Und ein Schauspieler sollte sich doch eher seiner Rolle anpassen.
    Ich muss auch sagen, dass mir das schon zu viel in der 7. Staffel. Da hat er wirklich z.T. wie ein Bodybuilder ausgehen. Von daher finde ich es schön, dass er in dem Bereich wieder etwas zurückgesteckt hat und wieder viel "normaler" aussieht. Gefällt mir einfach besser, nicht nur weil es besser zur Rolle passt, sondern auch überhaupt.

    Und "in keinster Weise" ist gebührlich vermerkt - aber ich kann nicht garantieren, dass es nicht nochmals drin ist.

    Freut mich, dass dir die Geschichte bisher gefällt.


    @Lorien: Den Zuwarten-Stapel habe ich auch - nur wird der leider immer größer statt kleiner. Die Anzahl der Dinge, die sich wohl wirklcih von allein erledigen, ist wohl verschwindend gering.

    Oh, schön! *strahl* Ich liebe alte Bücher. Ich hatte schon das Glück verschiedene Magazine von Bibliotheken besuchen dürfen und auch ein Praktikum im Sächsischen Hauptstaatsarchiv zu machen - es ist einfach toll, so etwas Altes in der Hand zu halten und darin blättern zu dürfen. Geschichte pur.
    Das klingt ja zum neidisch werden! Das Älteste was ich so in der Hand hatte, dürfte wohl so eine Familienbibel sein, die es bei meiner Oma mal gegeben hat. Alles andere hat bisher immer hinter Glas gelegen.


    Jetzt aber weiter in der Story.
    (Das nächte Kapitel gibt es dann erst nächsten Donnerstag, denn ich bin ab morgen eine Woche internetlos bei der lieben Verwandtschaft unterwegs. *seufz* Schwere Zeiten stehen mir bevor ... )
    -----------------------------------------------------------------------
    La Gioconda, Teil 2:

    Er blieb völlig verdutzt auf der Schwelle stehen. Hinter Rodney war eine rechteckige Öffnung in der Wand, in der Größe einer sehr schmalen, niedrigen Tür, die vorher nicht dort gewesen war, und gab den Blick auf einen weiteren Raum frei. „Wow!“
    „Na endlich!“ Rodney drehte sich zu ihm herum und meinte voller Begeisterung: „Da liegt so viel Antikerzeugs rum, dass ich Tage brauche, um das zu sichten!“
    „Was ist mit der Wand passiert?“
    „Sie ist zur Seite geglitten als ich das hier“, er zeigte auf ein unscheinbares Ornament in einem der Regale, „berührt habe. Unser Antiker hier, wer auch immer er gewesen ist, ob nun Dr. Jacksons Merlin oder jemand anders, hat offensichtlich vorgesorgt, dass nur Leute mit dem Gen diesen Raum betreten können. Kommen Sie! Kommen Sie!“ Eifrig winkte McKay Sheppard heran.

    Colonel Sheppard trat näher und schaute sich in dem Raum um. Die Wände waren mit Teppichen, Landkarten und Bildern bedeckt, der Boden, die beiden Stühle, der Tisch und alle Wandregale quollen vor Büchern und unbekannten Gerätschaften über. An der linken Wand standen mehrere Computer mit dunklen, unbeleuchteten Bildschirmen und daneben reihte sich ein Wandschrank an den anderen.
    „Das hier ist einwandfrei Antiker-Technologie“, nickte Sheppard bestätigend, der vor einem der Monitore stand. „Diese Gerätschaften und Computer, sind denen sehr ähnlich, die wir auf der ‚Aurora’ gefunden haben.“ Interessiert beugte er sich vor, um Staub von einem Display zu pusten und anschließend zu niesen.
    Rodney hockte schon vor dem Gerät, das am ehestens als zentraler Datenspeicher durchgehen würde und versuchte herauszufinden, ob noch Energie vorhanden war und wenn ja, wie viel. So ein kleines ZedPM… Resolut verscheuchte er die Wunschgedanken und versuchte, die Inschriften zu entziffern.

    „Wenn Dr. Jackson mir helfen könnte, würde es schneller gehen.“ Voller Ungeduld tippte McKay auf einer Anzeige herum, die einfach nicht aufleuchten wollte. „Wo stecken die eigentlich, die beiden?“
    „Ach ja. Das war gerade Lorne am Telefon – sie werden erst morgen kommen, es ist zu gefährlich, den Weg im Dunkeln zu gehen.“
    „Ein durchtrainierter Marine und ein Mitglied von SG-1, dem furchtlosen Eliteteam, haben Angst nachts allein durch den Wald zu gehen?“, fragte Rodney mit triefendem Sarkasmus und schnaubte.
    „An einigen Stellen gibt es wohl keinen Weg mehr“, verteidigte Sheppard die Abwesenden.
    „Hey, und wie komme ich dann wieder runter?“
    „Bis wir mit diesem ganzen Antiker-Kram durch sind, wird er wohl wieder passierbar sein“, beruhigte ihn Sheppard. „Also, schon was Interessantes entdeckt?“
    „Alles hier ist interessant“, meinte McKay, erhob sich wieder, schaute sich um, und wirkte wie ein begeistertes aber völlig überfordertes Kind im Spielwarenladen, unentschieden, wo er zuerst seine Aufmerksamkeit hinwenden sollte.

    „Okay“, resümierte Sheppard für sich und McKay. „Irgendwo hier muss es eine Energiequelle geben, die noch funktioniert.“
    „Warum?“ McKay hoffte das zwar auch, aber warum klang Sheppard so sicher?
    „Nun, die Luft in diesem Raum ist nicht abgestanden und schal sondern gefiltert. Ergo gibt es so etwas wie eine antikische Klimaanlage, die noch funktioniert. Und wenn die Energie hat…“
    „Ja, natürlich!“ Jetzt wo Sheppard es sagte, war es auch Rodney klar. Die Luft war gut atembar, es gab Spinnweben, eine dicke Staubschicht – was es alles nicht gegeben hätte, wenn der Raum hermetisch versiegelt gewesen wäre. Mit noch mehr Eifer machte sich McKay auf die Suche.

    Als sie nach anderthalb Stunden immer noch nichts gefunden hatten, beschloss Sheppard etwas zu essen zuzubereiten und Jackson und Lorne über ihren Fund zu unterrichten. Er ging in den Vorraum, und während er auf einem kleinen Campingkocher die beiden Fertiggerichte erwärmte, rief er sie an und berichtete von ihren Entdeckungen. Dr. Jackson schimpfte, dass er doch besser oben geblieben wäre, aber Sheppard versprach grinsend, ihm noch ein paar Geheimnisse übrig zu lassen.

    McKay hatte in der Zwischenzeit beschlossen, etwas methodischer und wissenschaftlicher vorzugehen und erst einmal so etwas wie eine Betriebsanleitung für den Computer zu suchen, auch wenn er sich sonst immer rühmte, alles intuitiv erfassen zu können. Irgendwo musste die Antiker doch vermerkt haben, wie die Steuereinheit aufgebaut war und wo sich was befand. Rasch blätterte er mehrere Bücher durch, die auf dem Tisch lagen, schaute in diverse Behältnisse und Kisten, ob dort so etwas wie eine Inventarliste zu finden war.

    „Das gibt es doch gar nicht“, meckerte er vor sich hin, als auch der fünfte Kasten nur irgendwelche schon längst vergammelten Versorgungsgüter aufwies. Die flache Schatulle daneben hätte er beinahe ungeöffnet zur Seite geräumt, weil ein Pentagramm ihren Deckel schmückte und Rodney das sofort mit magischen Zeichen und Aberglauben assoziierte. Weit von Wissenschaft entfernt.
    Dann aber zog ihn die mathematische Schönheit dieser geometrischen Konstruktion unwiderstehlich an. Es hatte ihn schon immer fasziniert, dass ein weiteres Pentagramm entstand, wenn man die Schnittpunkte der fünf Goldenen Dreiecke im Innern verband. Und genauso war es hier auch eingezeichnet. Er öffnete den Deckel der Schatulle und als er mit seinem Daumen die Innenseite des Deckels berührte, spürte er so etwas wie einen geringen elektrischen Strom durch seine Fingerkuppen fließen.

    Mehrere Kristalle, die ein klein wenig an Bergkristalle erinnerten, lagen dort fein säuberlich nebeneinander. Rodneys Herzschlag beschleunigte sich rasant, als er sich fragte, ob das die Kristalle waren, die in der Energiequelle Verwendung fanden. Ganz behutsam nahm er einen der fast durchsichtigen, ganz leicht bläulich schimmernden Kristalle in die Hand. Im selben Moment erfasste ihn ein leichter Schwindel und er sah sich einer …

    … Szene wie aus einem dieser grässlichen Historienschinken, von denen Zelenka eine unglaubliche Menge besaß, gegenüber. Er sah ein holzgetäfeltes Zimmer, mehrere Personen an einem Tisch, die ein Brot aufschnitten, dazu Käse aßen und aus einer Karaffe etwas zu trinken in Zinnbecher einschenkten. Obwohl die Szene vor seinen Augen in der Schatulle ablief, hatte er fast den Eindruck dabei zu sein, als ein junger Mann in der einen Ecke des Raumes, mit einer jungen Frau herumschäkerte und ihr einen herzhaften Kuss auf die Lippen hauchte. Der junge Mann schaute sich rasch um und als er sich unbeobachtet fühlte, glitt seine Hand etwas höher und schob sich unter das Mieder des Mädchens …

    „Rodney?“, fragte eine Stimme fast genau neben seinem Ohr.

    Sheppard! Und er schaute sich … so etwas an, anstatt zu arbeiten! Mit einem heftigen Ruck riss sich Rodney von der Szene los und drehte sich viel zu schwungvoll um. Und mit dem ganzen Schwung, den er noch hatte, wäre er beinahe zu Boden gegangen, wenn Sheppard ihm nicht eine stützende Hand geliehen hätte. Rodney hasste es, wenn er so unbeholfen wirkte und riss seinen Arm wieder los. „Was?“
    „Abendessen.“ Das nur mühsam unterdrückte Lachen war dem Colonel anzuhören, als er fortfuhr: „Ich weiß zwar, dass ich eine imposante Erscheinung bin, aber Sie müssen nicht gleich umkippen, wenn Sie mich sehen.“
    „Pah! Das ist mein … Blutzucker. Wird auch Zeit, dass es endlich was zu essen gibt“, bemerkte McKay patzig und marschierte schon in Richtung Tür.

    „Was ist da drin?“, erkundigte sich Sheppard und deutete mit seinem Zeigefinger in Richtung der Schatulle.
    „Da? … Ach, nichts.“ Im selben Moment, als Rodney seine lahme Ausrede hörte, wusste er, dass Sheppard sie ihm nicht abkaufen würde.
    Und so war es auch. „Nichts?“ Da sie inzwischen im Vorraum angekommen waren, ließ sich Sheppard im Schneidersitz auf dem Boden nieder und streckte McKay eine der beiden Aluschalen, die er erwärmt hatte, hin.

    Rodney nahm die Schale an und machte einen Schritt in Richtung Tür. „Wir könnten auch da drinnen essen, das würde Zeit…“
    „Nope. Keine Käsenudeln mit Tomatensauce auf den alten Gerätschaften. Also, was ist in der Kiste?“
    Da Sheppards Blick immer noch auffordernd war, gab McKay sich in beiden Punkten geschlagen. Er ließ sich aufseufzend ebenfalls neben Sheppard auf der Isomatte, die der Colonel auf dem Boden ausgebreitet hatte, nieder.
    Er riss die Essenspackung auf und antwortete: „Antiker-TV, würde ich sagen.“
    Sheppards Augenbrauen gingen nach oben.
    McKay schob sich eine übervolle Gabel in den Mund und meinte mit vollen Backen kauend: „Irgendeine Szene aus einem geschichtlichen Film lief da gerade ab. Keine Ahnung wie das funktioniert. Wenn wir die Energiequelle gefunden haben, kann ich ja mal schauen, was es da sonst noch gibt.“
    „Klingt gut.“ Sheppard grinste. „‚Zurück in die Zukunft’ auf antikisch. Ich bin schon gespannt.“
    „Oh ja. Mit einem Puddlejumper statt eines De Lorean in der Hauptrolle. Ist Ihnen eigentlich schon mal aufgefallen, dass die eine gewisse Ähnlichkeit haben?“
    „Der De Lorean mit dem Puddlejumper? Nein.“
    „Doch.“

    Während sie das diskutierten schlangen sie rasch das Essen in sich hinein. Sheppard warf McKay über seine Gabel hinweg mehrere kurze Blicke zu und musste daran denken, wie sehr er es genoss, auf dieser – wenn auch nicht ganz „richtigen“ – Mission mit ihm zu sein. Er fühlte sich in diesem Moment, Army-Fraß essend, mit dem peitschenden Regen draußen, von der Welt abgeschnitten, Blödsinn diskutierend, Schulter an Schulter mit Rodney sitzend, sehr wohl. Ja, fast unanständig zufrieden, wie schon seit Wochen nicht mehr. Er sollte einen Präsentkorb für Dr. Jackson in Erwägung ziehen.

    Rodney wurde von diesem Gefühl wohl nicht im gleichen Maße durchdrungen. Denn kaum hatte er den letzten Rest seiner Nudeln zusammengekratzt und gierig eine Dose Cola ohne Abzusetzen runtergekippt, war der einzige Ausdruck des Wohlbefindens, dass er sich mit dem Handrücken über die Lippen wischte und einmal hörbar aufstieß, um die hastig geschluckte Luft rauszulassen.

    Während er aufstand meinte er: „Ich bin dann mal wieder …“, sein Daumen wies in Richtung des neu entdeckten Zimmers.
    „Okay. Ich räume hier ein bisschen zusammen und komme nach.“ War ja klar, dass der Küchendienst an ihm hängen blieben würde, musste Sheppard mit einem kleinen Grinsen denken. Er presste die leeren Aluschalen ineinander, trat einmal auf die Coladosen, um sie platt zu machen und verstaute dann alles in einem Abfallbeutel. Zwei Dosen gab es noch, danach würden sie auf Limonadenpulver und Teebeutel umsteigen müssen. Aber bei dem ganzen frei Haus gelieferten Wasser dürfte das kein Problem sein. Sheppard wischte die Gabeln an einem Papiertaschentuch ab, denn er hatte keine Lust in den Regen hinaus zu gehen. Aber er würde sich hüten, Rodney auf die Nase zu binden, wie er das Abwaschproblem gelöst hatte. Denn was der nicht wusste … So hielten sie es auf Missionen auch immer mit ihm und bisher hatte er noch keine von seinen viel beschworenen Krankheiten wegen mangelnder Hygiene davon bekommen.

    Sheppard vergewisserte sich noch einmal, dass der kleine Gaskocher vollständig abgedreht war, dann verstaute er ihn wieder in seinem Rucksack. Und da sie bestimmt beide zum Schluss nur noch übermüdet in den Schlaf fallen würden, suchte er einen geeigneten Platz für die Isomatten und breitete ihre Schlafsäcke darauf aus. Sheppard gähnte. Das sah verdammt einladend aus – aber ein bisschen Gesellschaft würde er Rodney wohl noch bei seinen neuen Spielzeugen leisten müssen.


    TBC ....

  15. Danke sagten:


  16. #10
    Zitronenfalter Avatar von Sinaida
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    ich bin ab morgen eine Woche internetlos bei der lieben Verwandtschaft unterwegs. *seufz* Schwere Zeiten stehen mir bevor ...
    Na dann: Willkommen zurück (sobald du das liest).

    „Alles hier ist interessant“, meinte McKay, erhob sich wieder, schaute sich um, und wirkte wie ein begeistertes aber völlig überfordertes Kind im Spielwarenladen, unentschieden, wo er zuerst seine Aufmerksamkeit hinwenden sollte.
    *g* Das kann ich mir richtig gut vorstellen.

    Mit gefällt in der Szene hier gut, wie detailliert du den Raum beschrieben hast, ich hatte gleich ein Bild vor Augen.

    Sheppard warf McKay über seine Gabel hinweg mehrere kurze Blicke zu und musste daran denken, wie sehr er es genoss, auf dieser – wenn auch nicht ganz „richtigen“ – Mission mit ihm zu sein. Er fühlte sich in diesem Moment, Army-Fraß essend, mit dem peitschenden Regen draußen, von der Welt abgeschnitten, Blödsinn diskutierend, Schulter an Schulter mit Rodney sitzend, sehr wohl. Ja, fast unanständig zufrieden, wie schon seit Wochen nicht mehr.
    Und genau das kommt in der ganzen Szene super rüber. Bevor du John das an der Stelle denken lässt, hatte ich es schon "gefühlt". Man merkt richtig, wie wohl sich jeder der beiden in der Gegenwart des anderen fühlt.

  17. #11
    Lieutenant General Avatar von Antares
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    @Manu, Valdan: Vielen Dank!

    @Sinaida: Schön, dass du schon an John und Rodney denkst, ich denke, aber auch mit Ronon hätte John wahrscheinlich einen solchen Moment des Wohlfühlens gehabt, einfach, weil es "sein Team" ist. Obwohl dann natürlich die ganze Filmdiskussion weggefallen wäre. Danke!
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    Und dann geht es auch endlich mit dem nächsten Teil weiter:


    In der Zwischenzeit hatte Rodney noch einmal die Schatulle geöffnet und starrte auf die Kristalle. Was, wenn diese Kristalle das Hauptspeichermedium waren? Vielleicht hatte er gerade das „Geschichts-Kristall“ erwischt und die anderen wären z.B. die „Technik-Kristalle“ oder beherbergten andere Aufzeichnungen? Was dafür sprach war, dass offensichtlich noch Energie auf den Kristallen war und knappe Energie würde man wohl nicht auf sekundäre Systeme wie „Fernsehen“ verschwenden. Dagegen sprach, dass diese Schatulle dermaßen unscheinbar war. Es sei denn, man wollte ihre Wichtigkeit auf diese Art und Weise verbergen.

    Nun, er würde es wohl nur herausfinden, wenn er es erforschte. Rodney streckte seine Hand zum nächsten Kristall aus und wappnete sich innerlich, einen weiteren Geschichts-Film zu sehen. Der Kristall lag leicht und kühl in Rodneys Hand und einen Moment geschah nichts, dann spürte Rodney einen Sog, war für einen Moment desorientiert und fand sich im nächsten Moment erneut in dem holzgetäfelten Raum wieder, den er schon vor einer halben Stunde gesehen hatte.

    Enttäuschung machte sich in ihm breit, dass ihm dieser Kristall genau dasselbe Bild zeigte, wie der andere. Wieder liefen Leute um ihn herum und riefen sich etwas zu. Ein ohrenbetäubender Lärm im hinteren Teil des Raumes zog seinen Blick unweigerlich an und er sah zwei Halbwüchsige, die mit Hammer und Meißel auf einem Steinklotz herumschlugen.

    „He, steh hier nicht so rum und halt Maulaffen feil! Du stehst im Weg!“ Lachend und schimpfend gleichzeitig versuchte ihn ein junger Mann, der eine große Leinwand in der Hand hatte, ihn zur Seite zu schubsen.

    Auf Rodneys Gehirn prasselte eine Flut von Informationen gleichzeitig ein: diese Leute trugen keine Kleidung, die er kannte. Mittelalter schlug sein Gehirn vor. Diese Leute sprachen keine Sprache, die er kannte. Latein schlug sein Gehirn vor, da es schon mal in der Mittelalter-Richtung unterwegs war. Und das Schlimmste war: er konnte es verstehen! Und er wusste, dass der Mann, der ihn gerade fast angerempelt hatte, Raffaele hieß.

    Aber das Allerschlimmste war, er konnte den Schlag, den er auf den Oberarm erhalten hatte, immer noch spüren! Seine Finger tasteten die schmerzende Stelle ab und er spürte ganz deutlich das grob gewebte Material eines naturfarbenen Hemdes unter seinen Fingern.

    Nein! Das war ihm zu realistisch! So hautnah wollte er die Geschichte dann doch nicht erleben. Rodney drehte sich um - - - aber da war immer noch dasselbe Zimmer. Verflucht! Rodney versuchte den Kristall wieder zurückzulegen - - - aber er hatte keinen Kristall mehr in der Hand!
    Verdammt, verdammt, verdammt!
    Was hatte denn das wieder zu bedeuten? Er war sich hundert Prozent sicher, dass er den Kristall nicht aus der Hand gelegt hatte! Rodney zwang sich, drei Mal ruhig zu atmen, tief und gleichmäßig und nachzudenken.

    Welche logischen Lösungen fielen ihm ein? Seine Gedanken schwirrten aufgeregt umher, ließen sich ständig von der Andersartig der Umgebung ablenken, nahmen Details wahr, die sie aber nicht weiter verarbeiteten, sondern nur registrierten. Rodney fühlte die Reizüberflutung, fühlte die beginnende Panik und ballte die Hände zu Fäusten. Er war ein Wissenschaftler, der beste den es gab, und sein Fachgebiet war Arbeiten unter Stress. Also. Dann sollte er das jetzt mal unter Beweis stellen. Er zwang sich, ganz langsam auszuatmen und konzentrierte sich als erstes auf die Kristalle, die der Schlüssel zu allem zu sein schienen. Das SGC und Atlantis hatten ihn gelehrt, auch phantastische Erklärungen in Betracht zu ziehen und so dachte Rodney nicht als erstes daran, ob er vielleicht träumte oder ohnmächtig geworden war, sondern er fragte sich, ob diese Kristalle eine Art … Zeittor darstellten? War er in eine andere Dimension gefallen? Oder war er nun im Innern der Schatulle, die ihm eine virtuelle Welt vorgaukelte, eine Art Computerspiel? Das wäre natürlich die einfachste Lösung. Aber dann müsste es doch einen Weg heraus geben, oder?

    „Ehrlich, du stehst immer noch im Weg!“ Ohne viel Federlesens schob Raffaele, der inzwischen die Leinwand abgestellt hatte, ihn nun zur Seite. „Alles in Ordnung?“, erkundigte er sich besorgt bei Rodney, der mit leerem, leicht irrem Blick in die Gegend starrte.

    „Ja, ja, alles bestens“, würgte Rodney hervor und riss sich von ihm los. Er war überzeugt, dass er englisch gedacht und gesprochen hatte, herausgekommen war aber dieses … alte Italienisch, das hier alle sprachen. Italienisch! Italienisch? Er konnte doch gar kein Italienisch! Verflucht, das war ihm viel zu lebensecht!
    Er musste hier weg! Tür, Ausgang, nur weg von hier!
    Wo war hier eine Tür? Da! Zu seiner Linken! Rodney stürzte auf die Tür zu, denn er hoffte inständig, dass das der Ausgang aus der Simulation war. Hoffte, dass damit alles zu Ende war. Unbeirrt und mit unziemlicher Hast strebte er auf die Tür zu.

    Niemand hielt ihn auf, nur zwei junge Männer beschwerten sich über seine Ungeduld, ließen ihn aber vorbei. Rodney riss die schwere Holztür auf und blinzelte überrascht in die Sonne.
    Das war immer noch nicht das Bauernhaus, in dem er gestartet war. Shit!

    Wärme schlug ihm entgegen und ein ganzer Schwall von Gerüchen, die ihn mit ihrer Intensität überraschten. Es roch angenehm nach mediterranen Gewürzen, die ihn unweigerlich an die Pizzeria, direkt an der Abfahrt des Cheyenne Mountain, erinnerten. Frisches Holz konnte er ausmachen und auf der gegenüberliegenden Straßenseite sah er drei Burschen, die ein Fenster erneuerten. Es waren aber auch weniger angenehmen Düfte dabei, die wohl von den Pferde-Äpfeln auf der Straße herrührten und dem unübersehbaren Dreck, der sich in den Häuserecken angesammelt hatte.

    Jetzt registrierten seine Ohren den Lärm, der auf der Straße herrschte. Wagen ratterten vorbei, Pferde wieherten, Gassenjungen rannten lärmend und kreischend hintereinander her. Zwei Frauen unterhielten sich lautstark über die Straße hinweg aus ihren geöffneten Fenstern, gaben den Schreinergesellen lachend gute Ratschläge, die diese mit recht zotigen Bemerkungen quittierten.

    Verflucht. Diese Tür war schon mal nicht der Ausgang. Das wäre ja auch zu einfach gewesen und die Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass es nie so einfach war, wie man sich wünschte. Er machte einen Schritt in die Gasse hinein und sprang sofort wieder zurück, als der nächste Karren angerattert kam.

    Mist. Mist. Mist. Dies war Mittealter pur und er mittendrin!
    Rodney versuchte gegen die aufsteigende Panik anzuatmen und logisch zu denken. Nervös trommelten seine Finger gegeneinander.
    Komm schon, Rodney, Logik ist doch dein Fachgebiet!
    Nun, falls er wirklich in einer Simulation war, konnte er sich einfach mitten auf die Straße stellen und „Computer – Spiel beenden!“ brüllen – und die Sache wäre geritzt. Wenn es aber stattdessen ein Zeit- oder Dimensionenportal war, und er jetzt tatsächlich in einer anderen Zeit festsaß, wäre das wohl nicht so angeraten. Denn Rodney wollte keine Bekanntschaft mit der Irrenanstalt, die es hier zweifelsohne auch gab, machen. Er brauchte also ein einigermaßen ruhiges Plätzchen und dazu musste er erst einmal aus dieser Straße raus, hier war es viel zu bevölkert.

    Aber er musste auch wieder zurückfinden, denn dieses Haus war der einzige Anhaltspunkt, den er hatte. Ein Stadtplan wäre also eine feine Sache. So unbeteiligt wie möglich meinte Rodney hinter vorgehaltener Hand also halblaut: „Stadtplan“ – doch nichts tat sich. Kein Plan, der sich plötzlich in seiner Hand materialisierte. Hmmm. Dann sollte er sehen, dass er etwas zum Schreiben fand. Seine Hände fuhren wie aus einem Reflex dort hin, wo er seine Hosentaschen erwartete. Es gab keine.

    Zum ersten Mal schaute Rodney bewusst an sich herunter. Seine Füße steckten in braunen Halbschuhen aus Leder, die geschnürt waren und überraschend bequem. Dann folgten … äh … Strumpfhosen wäre wohl der beste Ausdruck, musste Rodney kopfschüttelnd denken. Wirklich eng anliegende, dunkelgrüne Beinkleider. Sie wurden genau über seinen edelsten Teilen verschlossen und diese Stelle wurde nicht etwa schamhaft verdeckt, sondern ganz im Gegenteil, von einer gepolsterten Kapsel noch ganz besonders betont. Rodney erinnerte sich daran, in Museen solche Bilder gesehen zu haben – und darüber gegrinst zu haben. Jetzt schickte diese ungenierte Betonung seiner Männlichkeit ihm die Röte ins Gesicht. Er räusperte sich und fuhr mit der möglichst unauffälligen Musterung seiner Garderobe fort.

    Das helle, langärmelige Hemd, das er trug, hatte er ja schon zur Kenntnis genommen, darüber trug er ein sehr kurzes rostfarbenes Wams, das weder ganz den Hintern noch die Schamkapsel bedeckte und in der Taille mit einem Gürtel zusammengehalten wurde. Wenn er sich so umschaute, war er gut aber nicht auffällig gekleidet. Er hoffte nur, dass ihn nie, nie, nie jemand aus dem SGC oder der Atlantis-Mission so sähe. Der Spott wäre ihm auf Jahre gewiss.

    Noch einen Moment ließ Rodney die Szenerie auf der Straße auf sich einwirken, unschlüssig was er tun sollte. Dann ging er, ohne recht nachzudenken, erst einmal nach links, eine Seite war so gut wie die andere. Es musste hier doch einen weniger belebten Ort geben. Er wich einem besonders großen Haufen Unrat auf der Straße aus, achtete darauf, dem Ochsenkarren nicht in den Weg zu kommen und musste schon nach wenigen Minuten feststellen, dass das hier ein undurchdringliches Gewirr von Gassen war, die auf den ersten Blick alle gleich aussahen. So ging das nicht. Er würde sich noch verlaufen und das wäre ganz schlecht. Er drehte sich um und ging zum Haus zurück.

    Erst als er es erneut betrat, fiel ihm auf, dass Atelier vielleicht der angemessenere Ausdruck gewesen wäre. Es standen nicht nur Leinwände herum und es wurde nicht nur auf Steinklötzen herumgehauen, nein, Rodney sah auch junge Männer, fast Kinder, die in Mörsern Farben zerstießen, die mit Wachs herumhantierten, und die mit Rötelkreiden Entwürfe auf Pappen kritzelten. Halbfertige Modelle, in verschiedenen Stadien der Vollendung, standen überall herum und es herrschte ein unbeschreibliches Chaos, das einer Logik gehorchte, die Rodney noch nicht durchschaut hatte. Ja, aus irgendeinem Grunde war er in einem Künstler-Atelier gelandet.

    Gab es denn nicht hier irgendwo ein ruhiges Plätzchen, an dem er nicht auffiel? Er schaute sich suchend um und tatsächlich, es gab noch eine weitere Tür, die er vorher, in seiner Hast aus dem Haus zu kommen, ganz übersehen hatte. Vielleicht würde er dort ein wenig Abgeschiedenheit finden? Er durchquerte den Raum, öffnete die Tür und fand sich in einem großen, rechteckigen Innenhof wieder. Ein Garten mit verdörrter Wiese, Obst- und Olivenbäumen, ein paar Holzbänken und einem Brunnen in der Mitte. Hühner rannten gackernd umher und pickten aufgeregt auf dem Misthaufen in der linken Ecke herum. Im hinteren rechten Teil des Hofes waren Leinen gespannt und jede Menge Tücher und Hemden flatterten im Wind. An der Längsseite des Hofes gingen vier Türen in einen Anbau ab und durch eine der geöffneten Türen konnte Rodney einen Blick auf einen großen Brennofen erhaschen.

    Auch hier im Innenhof wurde offensichtlich manchmal gearbeitet, denn es standen weitere etliche halbfertige Marmorstatuen herum. Aber im Moment umfing Rodney wundervolle Ruhe, als er sich schwer auf eine der Holzbänke nahe dem Brunnen fallen ließ. Er atmete erleichtert auf.

    Eine ganze Weile starrte er nur vor sich hin, auf seine grünen Beine, die ihm ein deutliches Sinnbild für diesen Ort schienen. Freiwillig würde er solche Strumpfhosen nie tragen. Er seufzte und versuchte Struktur in das, was er bisher wusste zu bringen und seine Gedanken hüpften von einer unwichtigen Kleinigkeit zur nächsten. Dann riss er sich zusammen, rief sich ins Gedächtnis zurück, warum er diesen abgeschiedenen Ort aufgesucht hatte und probierte halblaut alles durch, was ihn wieder hier herausbringen könnte. Von: „Spiel-Ende“ bis zu komplizierten Anweisungen wie: “Simulation sofort beenden, Computer auf Null zurückfahren“ in immer neuen Varianten und Wortlauten. Nach einer halben Stunde beendete er das Ganze dann mit einem frustriertem: „Ich will hier raus!“ Auch da tat sich nichts. Das Blätterwerk der Apfelbäume raschelte noch immer sanft in der Nachmittagsbrise, die Vögel zwitscherten vor sich hin, die Kirchturmglocken schlugen die Uhrzeit. Da Rodney aber nicht von Anfang an mitgezählt hatte, wusste er nicht genau, wie spät es war.

    Dann lachte er bitter auf. Was nützte ihm die Uhrzeit, wenn er weder wusste, wo er war, in welchem Jahrhundert, Monat oder Tag, ja in welcher Realität er sich befand? Er wusste gar nichts! Und genau in dieser Sekunde widersprach ihm sein Unterbewusstsein und begann ihm mitzuteilen, er sei Rodrigo Macchi, ein Maler aus Urbino. Erschrocken wich er vor dieser Erkenntnis zurück und versiegelte seinen Geist hermetisch. Er würde sich von keinem fremden Bewusstsein übernehmen lassen! Jedenfalls nicht ohne Kampf!

    Rodney stützte den Kopf in die Hände. Gott, war das ein Mist! Wie sollte er hier jemals wieder wegkommen? Er konnte nur hoffen, dass Sheppard von der anderen Seite aus eine Lösung fand! Irgendwann musste der Colonel ja auch mal mit seinen … hausfraulichen Pflichten fertig sein und wieder in das zweite Zimmer kommen. Und dann würde er feststellen, dass da etwas ganz und gar nicht in Ordnung war und mit Lornes und Jacksons Hilfe würden sie schon eine Lösung finden. Rodney zwang sich zu Zweck-Optimismus und hielt die Stimme, die da sagte, wenn es wirklich so einfach wäre, ob das dann nicht schon hätte passieren müssen, klein. Nun, was könnte er von dieser Seite aus zu seiner Rettung beitragen? Ihm fiel nichts Brauchbares ein und er brauchte jetzt erst einmal etwas zu essen, um seine Denkvorgänge etwas anzukurbeln.

    ----------------------------------------------------

    „McKay?“ Sheppard schlenderte in den neu entdeckten Raum und brauchte eine Sekunde, um herauszufinden, wo Rodney war, da er ihn nicht an einem der Computer hantieren sah.
    „Rodney!“ Mit drei schnellen Schritten war Sheppard bei dem bewegungslos auf dem Boden liegenden Wissenschaftler und kniete neben ihm nieder. Angsterfüllt suchte er Rodneys Puls, der aber regelmäßig und kräftig schlug. Sheppard taste kurz Rodneys Kopf ab, ob er Blut erfühlen konnte, doch nichts dergleichen war der Fall.
    „McKay?“ Dieses Mal begleitete Sheppard seine Frage mit ein paar aufmunternden Schlägen auf Rodneys Wange, doch veranlasste auch dies Rodney zu keiner Reaktion oder gar einem Protest.

    „Was ist denn jetzt schon wieder passiert?“, murmelte der Colonel vor sich hin und schaute sich suchend um. Woran hatte McKay als letztes gearbeitet?
    Sein Blick fiel auf die geöffnete Schatulle und er sah, dass neben Rodneys Hand auf dem Boden einer der Kristalle lag, der jetzt in der Schatulle fehlte. Die Schatulle stand am Rande des Tisches und drohte jeden Moment herunterzufallen. Einen Augenblick zögerte Sheppard, doch dann schob er sie mit dem Griff seiner Pistole zurück ohne sie zu berühren.

    Nichts geschah.

    Nun, dann war es wahrscheinlich passiert, als Rodney den Kristall aus der Schatulle genommen hatte. Vielleicht war es zu einer Überladung gekommen? Noch einmal kniete sich Sheppard neben Rodney und hob vorsichtig den Kristall auf, um ihn näher zu betrachten. Ihm fiel im ersten Moment nichts Ungewöhnliches auf.

    Doch schon in der nächsten Sekunde hatte er den Eindruck, mitten in einem Raum zu stehen, der voller Geschäftigkeit war. Leute rannten hin und her – und alles sah sehr … geschichtlich aus. Fasziniert schaute Sheppard den Leuten eine Zeitlang bei ihren alltäglichen Verrichtungen zu. Ein junger Mann formte eine Figur aus Wachs, ein weiterer versuchte einem Tonklumpen etwas abzuringen, das wie ein Tier aussah, drei Burschen, vielleicht mal gerade zwölf, dreizehn Jahre alt, zeichneten mit Feuereifer den Faltenwurf eines locker über einen Hocker drapierten Brokatstoffes nach.

    Plötzlich erinnerte sich Sheppard daran, dass McKay ihm beim Abendessen etwas von „Antikerfernsehen“ erzählt hatte. Nicht schlecht, wenn das eine solche Detailfülle vorgaukeln konnte, dass man den Eindruck hatte, mittendrin zu sein! Aber wieso war McKay davon ohnmächtig geworden?

    Sheppard beschloss, sich den Kristall und die Schatulle noch einmal genauer anzuschauen. Doch als er den Kristall auf den Tisch zurücklegen wollte, merkte John, dass …

    … es den Tisch und auch den Kristall nicht mehr gab! Stattdessen war er immer noch in diesem Raum! Oh, oh, das sah gar nicht gut aus! Er durchdachte seine Optionen und kam zu dem Schluss, dass er als erstes herausfinden müsste, ob es McKay auch nach „hier“ – wo auch immer und wann auch immer „hier“ war – verschlagen hatte. Es bestand immerhin berechtigte Hoffnung, dass ein und derselbe Kristall nicht zu zwei verschiedenen Zielen führte. Doch wo sollte er beginnen?

    Es war dann überraschend einfach. Denn, noch während Sheppard sich umschaute, betrat jemand vom Garten her das Atelier, hielt eins von den umher rennenden Kindern am Hemdzipfel fest und erkundigte sich ziemlich lautstark: „He, Bursche! Ich habe Hunger. Wo kann ich hier etwas zu essen finden?“
    „Ihr habt Hunger? Das ist ja ganz was Neues“, antwortete das Bürschchen frech, lachte und versuchte sich loszureißen – vergeblich.
    „Nicht so schnell, du kleiner Mistkäfer!“

    Rodney! Nun jedenfalls sah dieser Mann genau aus wie Rodney, minus der Trekking Hose, dem T-Shirt und dem Fleece-Pullover, den er noch zum Abendessen angehabt hatte. Dafür war er jetzt unter anderem in grüne Strumpfhosen gekleidet. Sheppard grinste. Blickte an sich herunter und stellte fest, dass er etwas ganz ähnliches nur in Blautönen trug. Genauso figurbetont wie das, was Rodney da trug. Also kein Erpressungsmaterial.

    Er trat er auf die beiden zu und meinte: „Ganz schön frech. Fast wie Jinto, nicht wahr?“
    McKay schaute auf, seine Augen wurden riesengroß, er lockerte seinen Griff, der Kleine verschwand wieselschnell und Rodney flüsterte erleichtert: „Sheppard! Oh, Gott, sei Dank! Ich dachte schon, ich wäre …“ Er zog Sheppard am Ärmel mit sich mit und öffnete einmal mehr die Tür zum Garten.

    Kaum waren sie allein, platzte Rodney heraus: „Colonel, was machen Sie hier? Sind Sie gekommen, um mich abzuholen? Wissen Sie, wie wir hier wieder wegkommen? Haben Sie ...?“
    „Langsam, Rodney. Ich bin gerade erst angekommen. Ich weiß nicht einmal, wo wir hier sind.“
    „Florenz“, sagte Rodney seufzend. Ihm war bewusst, dass er mit jeder Minute mehr über diese Welt zu wissen begann. Er hatte Zugriff auf eine Art … Datenbank, die sich in seinem Kopf zu befinden schien. Es war kein Bewusstsein, das ihn übernehmen wollte, fast eher schien es, als hätte er das Bewusstsein übernommen. Wenigstens ein Pluspunkt „Herbst 1481.“
    „1481? Das heißt, sie haben uns noch nicht einmal entdeckt!“
    „Uns?“
    „Die Vereinigten Staaten. … Und Kanada“, schob Sheppard noch eilig hinterher.

    Rodney rollte mit den Augen. „Können wir Columbus’ Verdienste mal außen vor lassen? Ich würde lieber … Oh, jetzt weiß ich es! Renaissance! Nicht Mittelalter!“, meinte er mit einem erhobenen Zeigefinger, der in Sheppards Richtung zielte.
    „Rodney?“
    Rodney antwortete nicht, schloss die Augen als ob er in sein Inneres hörte, dann blickte er Sheppard wieder an: „Ganz genau. Italienische Renaissance, selbst wenn man es natürlich noch nicht so nennt. Lorenzo der Prächtige regiert zurzeit hier in Florenz und wir beide sind Gäste bei … na, wem wohl?“ Er modulierte seine Stimme als hätte er gerade die 1-Million-Dollar-Frage in einem Quiz gestellt.
    „Uhm…?“
    „Sheppard!“
    „Okay, okay.“ Etwas in Sheppards Kopf flüsterte: „Leonardo da Vinci“, und deshalb sagte er es auch laut.
    „Gratulation.“
    „Und das hilft uns wie?“ Sheppard ließ sich auf eine der Holzbänke fallen und lehnte seinen Rücken gegen einen Apfelbaumstamm.

    Rodney zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung.“
    „Super. Was wissen Sie denn so über da Vinci und seine Zeit?“
    „Sehe ich wie Daniel Jackson aus?“, schnappte McKay.
    „Sie sehen aus wie McKay, der sich für einen Kostümball angezogen hat“, grinste Sheppard frech. Doch bevor Rodney sich rechtfertigen oder aufregen konnte, fügte John hinzu: „Für Jackson wäre das hier … na, das wäre sozusagen wie ein ZPM für ihn.“ Seine linke Hand beschrieb einen schlappen Halbkreis.

    Rodney gab jetzt das Hin- und Herlaufen vor der Bank auf und setzte sich neben Sheppard.
    „Dann tragen wir mal zusammen, was wir über die Zeit wissen. Also, Leonardo da Vinci“, begann er, „einer der bedeutendsten Künstler der italienischen Renaissance. Von ihm stammen die dusselig grinsende Mona Lisa, erstaunliche Fluggeräte, Taucherglocken und anatomisch genaue Zeichnungen. Er wird wohl recht alt, denn ich habe irgendwie einen alten Mann mit Rauschebart vor mir. So, jetzt Sie.“ Ungeduldig trommelten seine Finger auf die Bank.

    „Ich habe den Film mit Tom Hanks gesehen“, merkte Sheppard wenig hilfreich an.
    Rodney reagierte auf diese Eröffnung, wie er schon vermutet hatte. „Ein Haufen Unsinn – und wissenschaftlich nicht haltbar. Humbug!“, ereiferte er sich.
    „Jedenfalls weiß ich, dank des Films, dass eine Menge seiner Sachen später mal im Louvre hängen werden“, wagte Sheppard zu bemerken und erntete dafür das patentierte Rodney-Augenrollen.
    „Wir wissen ja noch nicht einmal ob der Louvre überhaupt schon gebaut ist“, grummelte Rodney.

    „Okay, ernsthaft also.“ Sheppard setzte sich etwas aufrechter hin. „Renaissance heißt Wiedergeburt, der Antike nämlich. Die Leute beginnen, sich jetzt für die alten Griechen und Römer zu interessieren. Goldener Schnitt und so etwas. Und die Kirche verliert etwas an Einfluss. Was für uns gut sein könnte, damit wir nicht bei der erstbesten Gelegenheit als Hexer auf dem Scheiterhaufen landen.“
    „Ist die Inquisition nicht erst später?“, bezweifelte Rodney.
    „Verflucht, McKay! Wie soll ich das denn wissen? Ich habe mich immer mehr für den technischen Zweig interessiert!“ Sheppard fuhr sich mit einer Hand durch die Haare und stellte fest, dass er eine kleine, dunkelrote Kappe trug. Er setzte sie ab und drehte sie zwischen seinen Fingern hin und her. „Jedenfalls hat uns niemand komisch angeschaut.“
    „Wir stecken wohl irgendwie in fremden Körpern, ich habe nämlich einen ganz beschränkten Zugang zu dem Wissen dieses ‚Rodrigo Macchi’, in dem ich drin stecke.“

    Sheppard drehte sich zu McKay. „Sie haben in den letzten Wochen doch auch die ganzen Berichte von SG-1 gelesen, nicht wahr?“
    „Ja.“
    „Dr. Jackson und Vala …“
    „Diese Ori-Maschine! Die Dr. Jackson und Vala in das andere Universum geschickt hat! Die steckten auch in fremden Körper, während ihre eigenen … Oh, Shit! Sheppard! Wenn das stimmt, liegen wir beiden jetzt in dem zweiten Raum!“
    „Da habe ich Sie gefunden“, nickte Sheppard. „Die Schatulle war offen und das letzte, an das ich mich erinnere, ist, dass ich den Kristall, der neben Ihnen lag, auf den Tisch zurücklegen wollte.“
    „Sieht das hier wie die Ori-Galaxie aus?“
    „Keine Ahnung. Ich war noch nie da“, meinte Sheppard schulterzuckend.
    „Fühlt es sich wie die Ori-Galaxie an?“
    „McKay! Ich habe keine Referenzpunkte außer den Stargate-Akten!“

    „Okay, okay.“ McKay lauschte noch mal in sich hinein, dann seufzte er erleichtert: „Ich kann keinen Hinweis auf irgendwelche Ori, Priore oder ähnliches fühlen. Das heißt“, er schnipste mit den Fingern, „dann können wir wohl davon ausgehen, dass es ein Zeitreisegerät ist!“

    McKays Gehirn lief mit diesen neuen Informationen auf Hochtouren. Im Planungsmodus zählte er auf: „Das Ganze hängt mit der Schatulle zusammen. Die Kristalle sind der Schlüssel. Es muss hier irgendwo ein Gegenstück zu dem Gerät geben, denn die Signale …“ Er hielt enttäuscht inne. „Es sei denn, es funktioniert wie ein Transporter.“ Seine Schultern sackten etwas nach vorne, „Dann stecken wir hier fest.“
    „Es fühlte sich nicht wie ein Transporter an“, beruhigte Sheppard.
    „Nein, fühlte es nicht, nicht wahr?“, fragte er hoffnungsvoll.

    Sie starrten beide für einen Moment vor sich hin, bis Sheppard sagte: „Unsere beste Option wird es sein, uns so unauffällig wie möglich zu verhalten und so viel wie möglich in Erfahrung zu bringen. Im Augenblick haben wir zu wenig Fakten.“
    „Wie ist das mit Ihrem …?“ McKay tippte sich gegen die Stirn. „Können Sie auch irgendwie Zugriff auf ihren ... Wirtskörper nehmen?“
    „Gott, McKay, wir klingen wie Goa’uld“, stöhnte Sheppard, konzentrierte sich aber und versuchte, in sich hinein zu hören. Nach ein paar Minuten meinte er: „Ich – oder er – je nachdem wie man es nimmt, heißt Giovanni Pastore. Maler und Bildhauer aus Urbino und Freund von Rodrigo Macchi. Wir sind beide seit zwei Tagen in Florenz, um Leonardo da Vinci zu besuchen und …“

    Rodney schnaubte amüsiert: „Giovanni Pastore? Das ist doch wohl ein typischer Zeitreise-Witz! Nun, da fällt es dann ja kaum auf, wenn ich Sie weiterhin, Gianni oder Johnny, nenne.“
    Sheppard schaute ihn mit zusammengekniffen Augen an: „Johnny steht außer Frage, Rod!“
    „Na schön, Rodney für mich, John für Sie. Sollte uns jemand darauf ansprechen, sagen wir einfach, dass das unsere Spitznamen füreinander sind.“
    „Okay. Gehen wir’s an.“ Sheppard erhob sich.
    McKay folgte seinem Beispiel.


    TBC...

  18. #12

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    Wirklich eng anliegende, dunkelgrüne Beinkleider. Sie wurden genau über seinen edelsten Teilen verschlossen und diese Stelle wurde nicht etwa schamhaft verdeckt, sondern ganz im Gegenteil, von einer gepolsterten Kapsel noch ganz besonders betont. Rodney erinnerte sich daran, in Museen solche Bilder gesehen zu haben – und darüber gegrinst zu haben. Jetzt schickte diese ungenierte Betonung seiner Männlichkeit ihm die Röte ins Gesicht. Er räusperte sich und fuhr mit der möglichst unauffälligen Musterung seiner Garderobe fort.
    Und du hast bei der Bexchreibung der Schamkapsel noch untertrieben. Wusstest du, dass es damals üblich war, diese 'Auspolsterung' als Taschenersatz zu nutzen.
    Die Männer packten dort ihr Taschentuch hinein und angeblich hat man auch schon einen Apfel für seine Liebste dort eingepackt, um sie beim heimlichen Treffen zu überraschen...

    Was ich eigentlich sagen wollte, ich liebe es, wie lebendig du den historischen Background eingearbeitet hast, alles kommt sehr leicht und spielerisch rüber.
    Ich bin nett, höflich, liebenswert
    und zuvorkommend.
    Und garantiert nicht ironisch.
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  19. #13
    Chief Master Sergeant Avatar von Manu
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    Hallo Antares,

    ein wundervolles Kapitel, was du dir da ausgedacht hast.

    In der Schule fand ich diesen Teil der Geschichte sehr interessant, außer die leidige Inquisition.
    Deine Beschreibung ist so realistisch und plastisch, dass man sich alles richtig gut vorstellen kann.

    Ich bin gespannt, wie Rodney und John da wieder herauskommen und wie sie dort ihre Zeit vertreiben.

    LG Manu

  20. #14
    Zitronenfalter Avatar von Sinaida
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    Er war ein Wissenschaftler, der beste den es gab, und sein Fachgebiet war Arbeiten unter Stress.
    Das kann man so sagen, nach zweieinhalb Jahren in der Pegasus-Galaxie.

    Das SGC und Atlantis hatten ihn gelehrt, auch phantastische Erklärungen in Betracht zu ziehen und so dachte Rodney nicht als erstes daran, ob er vielleicht träumte oder ohnmächtig geworden war, sondern er fragte sich, ob diese Kristalle eine Art … Zeittor darstellten? War er in eine andere Dimension gefallen? Oder war er nun im Innern der Schatulle, die ihm eine virtuelle Welt vorgaukelte, eine Art Computerspiel?
    Das gefällt mir gut. Es ist ja wirklich so - jeder "Normalo" würde erstmal an eine einfach Erklärung denken, aber nach all dem was Rodney schon erlebt hat, klingen Zeittore wirklich realistischer als ein simpler Traum. *g*

    „1481? Das heißt, sie haben uns noch nicht einmal entdeckt!“
    „Uns?“
    „Die Vereinigten Staaten. … Und Kanada“, schob Sheppard noch eilig hinterher.
    Das fand ich sehr hübsch, weil es so typisch für die beiden ist.

    Die ganze Szene hat mir richtig gut gefallen. Die Beschreibungen der Ungebung, oder auch wie Rodney und dann John so nach und nach "wissen" wer, wo und wann sie sind. Und natürlich die Klamotten!!

  21. #15
    Alpha Avatar von Avarra
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    Ich bin auch noch dran *meld*
    Leider habe ich momentan nicht die Zeit, alle Geschichten so zukommentieren, wie es ihnen gebührt *schäm*.
    Aber ich lese mit und möchte dich zumindest wissen lasse, wie absolut gefesselt und begeistert ich von deiner Geschichte bin.
    Du schaffst es unglaublich spannend, die geschichtlichen Hintergründe einzuflechten, so dass man jede Menge HIntergrundinformationen bekommt, ohne, dass es langweilig ist.
    Und die Idee, dass John und Rodney in fermden Körpern stecken und jetzt ihre Abenteuer in der Vergangenheit bestehen müssen, ist faszinierend.
    Aber sag mal... Du hast doch Daniel nicht abgehängt, oder?
    Ich hatte mich so auf ein Abenteuer meiner Lieblingshelden aus beiden Serien gefreut...

    Auf jeden Fall bin ich weiter dabei und werden versuchen, kein Kapitel zu verpassen!

    es grüßt
    Avarra
    Man erreicht viel mehr mit einem freundlichen Wort und etwas Gewalt, als nur mit einem freundlichen Wort.
    (Marcus Cole, B5)
    ~~~***~~~

    Your pierce my soul. I'm half agony, half hope.
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    Bekennende McShepperin

  22. #16
    Lieutenant General Avatar von Antares
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    Vielen Dank für eure netten Feedbacks!!

    @Aisling: Das mit der Aufbewahrungsmöglichkeit für Früchte (nicht gerade Äpfel, aber Pflaumen und Aprikosen) habe ich auch gelesen. Und es galt dann wohl als sehr ... erregend, wenn sich die Damen vorstellten, wo diese Früchte auf Körpertemperatur gebracht worden waren.
    Ich muss ja sagen, ob mich das nicht eher abgeschreckt hätte?

    @Manu: Die Inquisition spielt in dieser Story praktisch keine Rolle, aber Rodney mit seinem Mundwerk wäre bestimmt ein guter Kandidat dafür gewesen.
    Freut mich, dass für dich die Hintergrundbeschreibungen funktionieren.

    @Sinaida: Ja, Gatereisen härtet ab. *lol* Da fallen einem dann gleich Erklärungen ein, die andere Leute in den Bereich der Science-Fiction verdammen würden. Und einen Rodney in Strumphosen würde ich wohl auch gerne mal sehen.

    @Avarra: Natürlich sind ausführliche FBs schön - aber deins liegt doch selbst jetzt noch über dem Schnitt, was ich meist so schreibe. Von daher - vielen Dank!
    Und was Daniel und Lorne angeht - die haben ihren eigenen Handlungsstrang, der aber kleiner ist als der von Sheppard und McKay. Aber vergessen habe ich sie nicht!

    Besten Dank und morgen geht's weiter ........

  23. #17

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    Die heutigen Äpfel mit ihrer Normgröße passen wohl nur selten hinein - wenn ich jedoch an die Alpirsbacher Hose aus dem 16. Jhd. denke, dann passen in der Schamkapsel mehrere Äpfel hinein... und ich würde es auch nicht erotisch finden, egal wie viele Lagen Stoff dazwischen liegen.
    Ich bin nett, höflich, liebenswert
    und zuvorkommend.
    Und garantiert nicht ironisch.
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  24. #18
    Mod& Freiberufliche Wraith Queen Avatar von Amarra
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    Die heutigen Äpfel mit ihrer Normgröße passen wohl nur selten hinein - wenn ich jedoch an die Alpirsbacher Hose aus dem 16. Jhd. denke, dann passen in der Schamkapsel mehrere Äpfel hinein... und ich würde es auch nicht erotisch finden, egal wie viele Lagen Stoff dazwischen liegen.
    Du must dabei auch dran denken das es damals sowas wie eckel vor der... Art von Aufbewahrung wohl nicht wirklich gab, geschweige den vor den hygienischen Beweggründen die unseren Eckel heute wohl normalerweise ausmachen. (Denkt nur dran wie Baden verpöhnt war; es gibt künstler die nachgewiesen lieber Druckgeschwüre in kauf nahmen, als die Stiefel auszuziehen) Da war wohl so ziemlich das Gegenteil der Fall. Ich hab sogar mal von einem meiner Prfessoren gehört, das der Körpergeruch ein Zeichen der Männlichkeit oder fruchtbarkeit der frau war und schon als erregend galt wenn man frischen schweis roch, und nur die berührung mit dem entsprechenden körperteil dem Gegenstand (oder der Frucht) schon die entsprechenden Eigenschaften verlieh...naja... ich bevorzuge da eher gewaschene Männer und einen vernünftigen, richtigen Obstkorb *g*

    Und ich freu mich sehr das die story einen solchen anklang findet Antares hat es wirklich verdient nach der ganzen arbeit!
    Administrative Postings meiner Person im Zuge meiner Betätigung auf Stargate-Project.de als Moderator sind in roter Schrift verfasst. Andersfarbige Postings sind als Bekundung meiner eigenen Meinung zu werten.


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  25. #19
    Lieutenant General Avatar von Antares
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    @Aisling und Amarra: Da kann sich Rodney, der ja sicher als erstes Probleme mit der Hygiene hätte, sicher glücklich schätzen, dass er bei da Vinci gelandet ist. Denn der scheint wohl, entgegen damals üblichen Gepflogenheiten, tatsächlich regelmäßig gebadet zu haben.
    Und ich bevorzuge auch den Obstkorb!!
    @Amarra: vielen herzlichen Dank für das große Lob!


    Und jetzt geht es weiter:
    -------------------------------------------------------------------------

    Sie verbrachten einen ereignislosen aber lehrreichen Nachmittag, während dessen Sheppard planlos an einem kleinen Marmorblock herummeißelte und versuchte, nicht allzu viel Schaden anzurichten. McKay setzte drei Striche auf eine Zeichnung, die sein ‚Wirt’ gestern begonnen hatte, und radierte sie wieder weg. Sie mochten in ihren künstlerischen Bemühungen nicht gerade voran kommen, aber sie lernten im zwangslosen Gespräch eine Menge über das Atelier von da Vinci und wurden in den neuesten Klatsch über Lorenzo den Prächtigen und die Medici-Familie eingeweiht.
    Die jungen Lehrlinge und die älteren Gesellen diskutierten hitzig die brisante politische Situation in Italien und begrüßten, dass Florenz wieder auf gutem Fuß mit Rom stand. Sie waren voller aufgeregter Erwartung, welche Künstler Lorenzo auszeichnen würde, um sie zu Papst Sixtus IV. zu schicken, um die neuerbaute Sixtinische Kappelle auszuschmücken. Sie redeten sich die Köpfe heiß und so fiel es nicht auf, dass Rodney und John nur immer an den richtigen Stellen nickten oder den Kopf schüttelten.

    Es war wie eine Geschichtsstunde, nur gefärbt durch die persönlichen Ansichten der Anwesenden und mit vielerlei Spekulationen und allgemeinem Tratsch durchsetzt. Alles in allem schien es aber so, als könne man in Lorenzos Florenz nicht schlecht leben. Die Künstler waren hoch angesehen und Lorenzo hatte die Elite von ihnen um sich geschart. Da Vinci und Botticelli waren die berühmtesten, aber es fielen noch viele Namen, die Rodney und John noch nie gehört hatten, die aber alle von dem liberalen und sehr kunstinteressierten Klima der Medici profitierten. Die Stadt feierte, genoss das Leben in vollen Zügen, wusste genau, wie vergänglich es war, seit vor drei Jahren, Lorenzos jüngerer Bruder Giuliano während der Ostermesse im Dom hinterrücks ermordet worden war.

    Lorenzo war mit dem Leben davongekommen und baute seitdem die Stellung der Familie rigoros aus. Die Männer diskutierten die neuen Gesetze, die den Medici viel Macht verschafften. Aber McKay und Sheppard lernten auch, dass zumindest die Künstler hier das nicht negativ beurteilten. Für sie bedeuteten die Macht und das Ansehen der Stadt auch einen gewissen Reichtum, denn Mäzene brauchten Geld, um Kunst in Auftrag zu geben und Künstler brauchten Aufträge.

    -------------------------------------------------

    Am Abend dann, lernten sie endlich ihren Gastgeber kennen. Im ersten Moment war es ein Schock, denn McKay hatte das Bild eines alten Mannes mit Rauschebart vor sich – und ein junger, gutaussehender Mann betrat das Atelier und wurde sogleich lärmend mit „Leonardo!“ begrüßt. Schulterlange, gewellte Haare, ein hübsches Gesicht, ein starker Körper und so gekleidet, dass selbst McKay, der von Mode nichts verstand, denken musste, dass das etwas extravagant aussah, wenn er es mit den anderen Leuten, die er bisher kennengelernt hatte, verglich. Lediglich sein Begleiter, Fioravante di Domenico, schien seinen Modegeschmack zu teilen, denn auch er hatte ein rot und ein gelb bestrumpftes Bein, trug einen lindgrünen Überrock und einen leichten Schultermantel.

    McKay und Sheppard hatten nicht lange Zeit, ihn zu bewundern, denn Leonardo steuerte jetzt genau auf sie zu und tätschelte erfreut Sheppards Oberarm.
    „Giovanni! Bist du gut vorangekommen mit der Aphrodite?“
    Sheppard hatte keine Ahnung, wie er aus diesem unförmigen Marmorklotz jemals die Göttin der Schönheit formen sollte falls sie hier noch länger bleiben müssten, so zuckte er bedauernd die Schultern und meinte entschuldigend: „Mir hat heute ein wenig die Inspiration gefehlt.“
    McKay bedachte ihn mit einem halb spöttischen halb bewundernden Blick für diese tolle Ausrede, wurde aber im selben Moment von Leonardo in eine flüchtige Umarmung gezogen.

    „Rodrigo. Du solltest die nächsten Tage unbedingt mit nach San Donato rauskommen. Ich bin mit dem Altarbild, von dem ich dir geschrieben habe, weitergekommen. Du musst es dir anschauen! Es wird prächtig, nicht wahr, Fior?“ Er wandte sich an seinen Begleiter, der nahe beim Eingang stehen geblieben war, um die Rötel-Skizze eines Pferdes zu bewundern.
    Fioravante schlenderte näher und bestätigte: „Die Mönche sind begeistert. Die Anbetung der Heiligen Drei Könige ist das Beeindruckendste, das Leonardo bisher geschaffen hat.“ Er warf dem Künstler einen bewundernden Blick zu und fuhr mit einem Zwinkern fort: „All die vielen Leute darin und die prächtigen Pferde.“
    „Fioravante! Das Zentrum ist die Jungfrau mit dem Kind!“, beschwerte sich Leonardo mit einem Lachen.
    „Die noch unvollendet ist, eine bloße Skizze, mein Lieber“, neckte di Domenico.
    „Was kann ich dafür, dass mich die Kraft und Anmut der Pferde die letzten Monate mehr begeistert hat?“
    „Aber du weißt, dass du vertraglich verpflichtet bist, es innerhalb von 24 Monaten fertig zu stellen.“
    Leonardo machte eine wegwischende Handbewegung, dann legte er Sheppard eine Hand auf die Schulter und sagte: „Genau wie Giovanni muss ich darauf warten, dass die Inspiration zurückkommt. Man kann nichts zwingen.“
    Di Domenico gab sich damit zufrieden und die vier folgten endlich den immer lautstärker ausgesprochenen Aufforderungen von Leonardos Diener, doch endlich an den Tisch zum Essen zu kommen.

    In McKays Augen erschien ein erfreutes Blitzen, als er sich mit den anderen zu Tisch setzte. Es lockte frisch gebackenes Brot, gedünstetes Zwiebelgemüse, eine gut duftende Brotsuppe und im Zentrum des Tisches, an dem sich fast alle Gesellen eingefunden hatten, eine Pastete in einer Terrakottaform. Mit Erstaunen nahmen sowohl Rodney als auch Sheppard zur Kenntnis, dass Leonardo sich vegetarisch ernährte und es für ihn eine eigens zubereitete Pastete ohne Fleischanteil gab.
    Aber der Duft aus beiden Gefäßen war so einladend, dass sich McKay gleich einen großen Teller voll aufschöpfte und sich dann erfreut durch kleine Stücke von Hähnchenfleisch, Schinken, Oliven, allerlei Gemüse und eine dicken Käseschicht ass. Er tunkte die Sauce, die sich gebildet hatte, mit dem warmen Brot auf und ließ ein anerkennendes Schmatzen hören.

    Nun, das war mit Sicherheit ein Pluspunkt in der ansonsten wenig erfreulichen Situation, musste er denken. Dann revidierte er seine Meinung noch einmal. Auch die Situation selbst war nicht so schlimm. Sie hatten ein Dach über dem Kopf, niemand war hinter ihnen her, sie schienen hier unter Freunden zu sein und er saß nicht allein in dem Schlamassel. So sehr er sich auch gewünscht hätte, dass Sheppard ihn hier herausgeholt hätte, als er den Kristall berührt hatte, so froh war er, dass das Gerät den Colonel zumindest in dieselbe Vergangenheit wie ihn geschickt hatte, so dass er hier nicht ganz allein herumsaß.

    Nach dem Essen gingen einige der bezahlten Gesellen zu ihren Familien nach Hause zurück, einige andere blieben noch am Tisch sitzen, unterhielten sich, lachten, scherzten und lästerten.
    Doch nicht allzu spät, die Kirchturmuhr verkündete gerade mal zehn, zogen sich auch die letzten auf ihre Schlafgelegenheiten zurück. Zwei von ihnen rollten eine Bastmatte aus und suchten sich ein ruhiges Eckchen gleich im Atelier, einige andere profitierten von der noch warmen Spätsommernacht und beschlossen, die Nacht im Garten zu verbringen.

    Rodney sah schwarz für seinen Rücken. Weder Bastmatten noch Gras war annähernd das, was er seinen armen Knochen zumuten wollte. Er stöhnte leise auf, Sheppard warf ihm einen fragenden Blick zu, doch just in diesem Moment wusste er, dass hier im ersten Stock ein sehr weiches Bett auf ihn wartete. Es schien sich auszuzahlen, ein eingeladener Freund von Leonardo und nicht nur sein Geselle im Atelier zu sein. Er flüsterte Sheppard zu, ihm zu folgen und beruhigt stieg er hinter Leonardo und Fioravante über eine enge Treppe in die erste Etage.

    Als erstes fiel Sheppard die tiefe Decke auf, danach das große Bett, das die Hälfte des Raumes einnahm. Ein einziges Bett mit Vorhängen drum herum – und John erinnerte sich dunkel, mal gelesen oder gehört zu haben, dass das nicht die Ausnahme sondern die Regel war, dass ganze Familien in einem Bett schliefen. Sein Blick ging zu Rodney und der war wohl soeben zu denselben Einsichten gekommen.

    Es blieb ihnen aber nicht viel anderes übrig, als dem Beispiel ihres Gastgebers zu folgen, sich auszuziehen und dann in ein knielanges Nachthemd zu schlüpfen. Rodney war nur froh, dass zu dem Outfit nicht auch noch eine Nachtmütze gehörte.

    Leonardo und Fioravante stiegen links ins Bett, Rodney und John rechts. Platz war wirklich ausreichend da und mit einem erleichterten Seufzer schloss Rodney die Augen. Man wünschte sich gegenseitig eine angenehme Nachtruhe und erst da fiel Rodney auf, dass von wirklicher Ruhe nicht die Rede sein konnte. Das Fenster stand offen und noch drangen etliche Geräusche von der Straße zu ihnen hoch. Außerdem trippelte etwas durch das Dachgebälk, huschte geschäftig hin und her und Rodney sah vor seinem inneren Auge ganze Mäusesippschaften ihren Abendspaziergang machen. Irgendwo knallte eine Tür. Jemand beschwerte sich lauthals. Lauter Geräusche, die er von Atlantis nicht gewohnt war und die ihn am Einschlafen hinderten.

    Und dann hörte Rodney noch etwas anderes. Kleidergeraschel, leises unterdrücktes Stöhnen, vorsichtiges Kichern. Was war das? Das war doch nicht …! Die würden doch wohl nicht …! Im selben Bett! Und überhaupt!

    Rodneys Gedanken rasten und etliche Erklärungen sprangen ihm ungefragt in den Kopf. Er rüttelte Sheppard, der sich zur anderen Seite gedreht hatte, an der Schulter.
    „Was ist?“, wisperte Sheppard.
    „Ich … Ich weiß jetzt, warum wir hier im Zimmer schlafen dürfen“, wisperte Rodney ganz nah an Sheppards Ohr zurück.
    „Ja?“
    „Oh Gott!“ Noch ein Puzzleteil fiel in Rodneys Kopf in das Bild, dass er von seinem Gastkörper Rodrigo Macchi hatte. „Shit!“
    „Rodney!“ Inzwischen hatte sich John ganz zu Rodney herumgedreht und flüsterte eindringlich: „Was ist los?“ Was hatte Rodney jetzt Schreckliches herausgefunden?

    „Äh… nun … mein Rodrigo und Ihr Giovanni sind sehr, sehr, sehr, sehr gute Freunde.“
    „Huh?“
    „Das heißt, wir sind nicht hier, weil unser Malen oder Bildhauen die Welt revolutionieren würde“, bemerkte Rodney trocken.
    Und weil Sheppard immer noch verständnislos guckte, erklärte er es deutlicher und ohne Herumgerede:: „Für Dummies: Wir gehören zu Leonardos schwulem Bekanntenkreis. Das ist unser … Verdienst.“
    „Upps.“
    „Tolle Reaktion.“ Rodney schüttelte den Kopf.

    Sheppard starrte gegen die Decke und als er sich ganz auf seinen Wirt konzentrierte, musste er einsehen, dass Rodney Recht hatte. Giovanni war ziemlich verliebt in Rodrigo! Na prima, das konnte ja nur Unannehmlichkeiten bedeuten!
    Doch er erkannte auch noch etwas anderes und überrascht flüsterte er Rodney zu: „Das wird hier in Florenz unter Schriftstellern, Musikern und Malern stillschweigend geduldet! Die meisten wissen es, doch niemand geht wirklich dagegen vor.“
    „Nun, vor ein paar Jahren hat es einen Prozess gegen da Vinci gegeben. Ihm wurde vorgeworfen, mit drei anderen jungen Leuten zusammen einen gewissen Jacopo Saltarelli zum Verkehr gedrängt zu haben.“
    „Wer hat ihn angeklagt?“
    „Das war anonym. Und da Vinci hat an meinen Rodrigo einen Brief geschrieben, in dem er vermutet, dass es ein fehlgeschlagener Versuch war, die Familie Medici über ihn und diese Anklage in Misskredit zu bringen.“

    Sie schwiegen einen Moment bis John leise sagte: „Rodrigo hat Giovanni davon erzählt. Es hat sie beide sehr aufgerüttelt, da Leonardo für einen Moment wirklich befürchtet hatte, auf dem Scheiterhaufen zu sterben.“
    „Ja genau. Übrigens, heißt das … Sie können jetzt auch besser auf das andere Bewusstsein zurückgreifen?“, zog Rodney die nächste Schlussfolgerung.
    „Es lichtet sich. Ich weiß jetzt ansatzweise, wie ich es anstellen muss.“
    „Irgendetwas Nützliches gefunden?“

    Sheppard dachte einen Moment darüber nach, dann grinste er: „Ihr Wirt isst gerne Süßes.“
    Rodney knuffte ihn: „Wie außerordentlich wichtig.“
    „Rodney, die Möglichkeit auf das Wissen des Wirtes zurückgreifen zu können, scheint eine Zeitfrage zu sein. Geben wir unseren Gehirnen doch bis morgen früh Zeit, vielleicht wissen dann schon sehr viel mehr.“
    „Na schön. Dann erst mal ‚Gute Nacht’. Wollen wir hoffen, dass Dr. Jackson und Major Lorne recht bald darauf kommen, nach uns zu suchen. Der kalte Fußboden ist sicher nicht gut für meinen Rücken.“
    „Nein, Rodney“, grinste Sheppard. „Aber wenigstens dieser Körper hier liegt ja bequem und mit dem werden Sie morgen herumrennen müssen.“
    „Auch wieder wahr.“
    „Gute Nacht.“
    „Gute Nacht.“
    Aber beide lagen noch lange wach, wälzten sich hin und her und versuchten zu verarbeiten, was eigentlich passiert war.

    __________________________________________________ ________________________

    Schon wenige Stunden später wurde Rodney durch ein sehr ungewohntes Geräusch geweckt: ein Hahn krähte! Verflixt, das Tier war lauter als jeder Radiowecker! Und verdammt penetrant! Rodney zog sich das Kopfkissen über den Kopf, aber es half nur wenig.

    Er musste wohl aber doch noch mal eingenickt sein, denn als nächstes spürte er, wie ihn jemand am Arm rüttelte.
    „Schlafmütze! Aufwachen!“ Das Schütteln wollte nicht nachlassen und noch völlig von der unruhigen Nacht erschlagen öffnete Rodney ein Auge.
    Fioravante und Leonardo stiegen gerade in aller Seelenruhe in ihre Kleider, scherzten und rempelten sich lachend an. John stand schon fix und fertig angezogen vor dem Bett und schaute belustigt auf ihn herunter.
    „Ummmmh.“ Rodney stöhnte, setzte sich aber auf.
    „Komm schon, Rodrigo!“, meinte Leonardo jetzt. „Wir wollten doch heute kurz bei Masini vorbeigehen. Er hat versprochen, ein Modell meines Fluggerätes zu bauen. Und am Nachmittag dann gehen wir runter an den Arno.“
    „Fluggerät?“ Rodney wurde mit jeder Sekunde wacher.
    „Wie ein Vogel fliegen können – wäre das nicht berauschend?“
    „Ich brenne darauf, es zu sehen!“

    TBC....
    Geändert von Antares (09.11.2008 um 23:21 Uhr)

  26. #20
    Chief Master Sergeant Avatar von Manu
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    Ort
    Senftenberg
    Beiträge
    161

    Standard

    Hallo Antares,

    das war ein sehr vergnüglicher Teil.

    Was musste ich lachen, als ich das Gespräch zwischen Rodney und John im Bett gelesen habe.

    Nur weiter so.

    LG Manu

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