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Thema: Treffen zweier Welten (Crossover SGA/Harry Potter)

  1. #1

    Standard Treffen zweier Welten (Crossover SGA/Harry Potter)

    Titel: Das Ende ist auch ein Anfang
    Autor: Aisling
    Fandom: Harry Potter
    Art: Crossover, Drama, Action, Character Death (kein Hauptcharakter)
    Personen: Harry Potter
    Timeline: SGA: die komplette zweite Staffel, Harry Potter Band 1-6, Band 7 wird von mir komplett ignoriert.
    Disclaimer: Wenn mir was gehören würde, dann wäre ich jetzt Millionär.
    Inhalt. Harry will alle Brücken abbrechen.
    Kommentar: Das hier ist das Sequel zu Treffen zweier Welten. Nach diesem Kapitel geht es mit der eigentlichen Story los.


    Es war vorbei. Die letzte Schlacht war geschlagen, Voldemort besiegt und in der magischen Welt herrschte wieder Friede-Freude-Eierkuchen.
    Doch so sehr sich Harry auch bemühte, er empfand nur Trauer. Er hatte in seinem bisherigen Leben zu viel verloren: seine Eltern, seine Freunde und seine Heimat.
    Es gab nichts mehr, was Harry mit der Zauberwelt verband. Deswegen fragte er sich auch, ob es nicht besser wäre, dieser den Rücken zuzukehren.
    Seit zwei Wochen lag er nun in St. Mungos und hoffte, dass er endlich soweit erholt wäre, um entlassen zu werden. Aber die Ärzte hatten ihm bei der letzten Visite mitgeteilt, dass es noch etwa eine Woche dauern würde. Für seinen Geschmack viel zu lange, aber da er es noch nicht mal schaffte, eigenständig zur Toilette zu gehen, wusste er, dass sie Recht hatten.
    Ein leises Klopfen an der Tür riss Harry aus seinen Gedanken. Noch bevor er ‚Herein’ sagen konnte, wurde sie schwungvoll geöffnet und Molly trat ein.
    In diesem Krieg hatte sie ihre beiden jüngsten Kinder verloren. Ginny und Ron waren getötet worden, weil sie mit Harry befreundet gewesen waren, und trotz allem kreidete sie es ihm nicht an. Nein, sie besuchte ihn täglich und zeigte immer ihre Zuneigung.
    Heute brachte sie nicht nur Blumen mit, sondern auch einen selbstgebackenen Kuchen. Harry konnte sich aber nicht wirklich daran erfreuen. Er starrte auf die süße Versuchung und wünschte sich, dass Ron da wäre. Dieser hätte den Kuchen innerhalb kürzester Zeit verschlungen.
    „Harry!“
    Er sah auf. Direkt in Mollys Augen. Und sie schien zu ahnen, was in ihm vorging.
    „Du brauchst dir keine Vorwürfe zu machen. Hör’ auf damit, du ruinierst dein Leben und das würden weder Ron noch Ginny gewollt haben.“
    „Ich weiß, aber hier erinnert mich alles an sie. Molly, darf ich dich etwas fragen?“
    Diese hatte sich inzwischen einen Stuhl herangezogen und sich neben das Bett gesetzt.
    „Du darfst mich alles fragen, mein Junge. Nur weiß ich nicht, ob ich auf alles eine Antwort habe.“
    „Nicht so eine Frage. Ich möchte nichts wissen. Molly…“ Harry zögerte. Sollte er aussprechen, was ihn schon seit Tagen bewegte? War Molly wirklich der richtige Ansprechpartner?
    „Molly, ich weiß nicht, ob die Zauberwelt immer noch mein Zuhause ist. Ich weiß nicht, ob ich noch hier leben kann.“
    Statt zu antworten nahm Molly Harrys Hand und hielt sie fest. Es dauerte einen Moment, bis Harry erkannte, warum sie nicht antwortete. Tränen rannen über ihr Gesicht und sie machte keinen Versuch, sie wegzuwischen.
    „Es tut mir leid, ich wollte nicht…“
    „Nein, es ist schon gut.“
    Gar nichts war gut. Er hatte mit seiner Frage alles nur noch schlimmer gemacht.
    „Mach dir keine Vorwürfe, weil ich weine. Du bist mir halt ans Herz gewachsen. Du bist für mich eins meiner Kinder. Und es tut weh, wenn man merkt, dass sie flügge werden. Das hat aber nichts mit deiner Entscheidung zu tun.“
    „Ich habe mich aber noch gar nicht entschieden“, wagte Harry zu widersprechen.
    „Doch, das hast du. Ich kenne diesen Ausdruck in deinem Gesicht. Bill hat ihn auch gehabt, lange bevor er nach Ägypten ging. Du wirst gehen. Und ich werde alles tun, was möglich ist, um dir dabei zu helfen.“
    „Molly, bitte…“ Hilflos brach er ab. Eigentlich wollte er sagen, dass sie sich irrte, in dem was sie da gerade sagte, aber dann begriff er, dass sie doch Recht hatte.
    „Sag nichts. Ich kann deine Entscheidung verstehen. Diese Welt hat dir nur Leid und Unglück gebracht. Und das, wo du so jung bist.“
    Sie streichelte über seinen Handrücken.
    „Weißt du eigentlich, dass Neville und Luna Eltern werden?“
    Nein, davon hatte er noch nichts gehört. Dankbar über den Themenwechsel diskutierte Harry mit, ob das Kind ein Junge oder ein Mädchen werden würde.

    Molly kam auch in der folgenden Woche jeden Tag zu Besuch. Immer blieb sie etwa eine Stunde, doch sie sprach nur über belanglose Dinge, nicht darüber, dass Harry die Zauberwelt verlassen wollte. Ansonsten war Harry sehr viel allein. Einzig Neville und Luna schauten vorbei, um ihn zu fragen, ob er Patenonkel werden wollte. Er sah in ihre strahlenden Gesichter und kam sich so alt vor. Warum hatte er nie solche Freude empfinden können? Warum musste Ginny so früh sterben? Es war einfach nur ungerecht.
    Neville, der scheinbar ahnte, was in Harry vorging, drängte ziemlich schnell zum Aufbruch, ohne auf eine Zusage bestehen. Ihm war offensichtlich klar, dass es die falsche Frage zum falschen Zeitpunkt war.

    Einen Tag vor seiner Entlassung kam Arthur Weasley. Und zwar allein.
    Im Gegensatz zu Molly, die sich immer sofort an sein Bett setzte, blieb er im Eingang stehen.
    „Hallo, Harry!“
    „Guten Tag, Arthur! Kommen Sie doch herein und setzen Sie sich.“
    Er folgte der Aufforderung und Harry konnte erkennen, dass er stark hinkte. Das letzte Gefecht war auch für ihn nicht ohne Folgen geblieben.
    „Danke, Junge! Molly hat mit mir geredet.“
    Es gab keinen Zweifel, worauf Arthur anspielte.
    „Und? Was denken Sie?“
    Umständlich holte Arthur einen Stuhl, der am Fenster stand, und setzte sich zu Harry – ignorierend, dass auf der anderen Seite des Bettes schon ein Stuhl stand.
    „Du weißt, dass wir immer noch auf der Suche nach untergetauchten Todessern sind und dass du Tag und Nacht bewacht wirst?“
    „Ja, aber was hat es mit meinem Entschluss, die Zauberwelt zu verlassen, zu tun?“
    „Solange du in dieser Welt bleibst, besteht die Gefahr, dass dich einer von Voldemorts Gefolgsleuten aus Rache umbringt. Er wird irgendwann, wenn du es am wenigsten ahnst, zuschlagen.“
    An diese Gefahr hatte Harry noch gar nicht gedacht.
    „Deswegen befürworte ich, dass du deinen Namen änderst und dorthin gehst, wo dich keiner vermutet.“
    „Und wo soll das sein? Ich weiß doch gar nicht, was ich will. Ich habe die letzten Jahre nur daran gedacht, Voldemort zu besiegen. Ich habe noch nicht einmal einen Schulabschluss.“
    „Ja, das weiß ich.“ Arthur seufzte. „Ich wünschte, es wäre nicht so, aber es ging nicht anders. Das Zaubereiministerium hat mich ermächtigt, dir zu sagen, dass sie mit ihren diplomatischen Beziehungen dafür sorgen werden, dass du eine neue Identität bekommst. Und wenn du möchtest, dann bekommst du auch Papiere über einen anständigen Muggelschulabschluss. Ich kenne mich damit zwar nicht aus, aber man hat mir versichert, dass sich dies arrangieren lässt.“
    Harry schob eine widerspenstige Haarsträhne aus seinem Gesicht.
    „Seit wann unterstützt mich das Ministerium?“
    „Wenn sie dich dafür loswerden, dann werden sie plötzlich ganz fix. Man nimmt es dir immer noch übel, dass du Dumbledores Mann bist.“
    „Hätte ich damals anders entscheiden sollen?“
    Merlin, er wollte doch nicht so aggressiv sein, schon gar nicht gegenüber Arthur. Aber man verlangte immer von ihm Entscheidungen, für die er sich eigentlich viel zu jung fühlte. Er wusste einfach nicht genug.
    „Nein, ganz bestimmt nicht. Ich versuche doch nur zu erklären, warum das Ministerium sich so verhält.“
    „Es tut mir leid, Arthur. Es ist nur... es ist einfach zuviel für mich. Wie soll ich in der Muggelwelt leben, wenn ich noch nicht einmal deren Schulwissen habe? Da nützt mir jeder noch so tolle Abschluss nichts. Das einzige, was ich kann, ist kämpfen, Strategien planen und Quidditch spielen. Doch davon kann ich nicht leben.“
    „Das mit der Bildung können wir nachholen. Es gibt einen sehr komplizierten Zauber, der das möglich macht. Wenn du noch einige Tage hier bleibst, wäre Bildung das geringere Problem. Und ich denke, dass ich dir einen Job besorgen kann, der dir gefallen wird.“
    „Und was wäre das?“
    „Ich möchte es noch nicht sagen. Du erfährst es, wenn es auch wirklich klappt. Morgen hole ich dich hier ab, und dann verbringst du einige Tage im Fuchsbau.“
    Das wollte Harry nicht. Dort gab es zu viele Erinnerungen.
    „Arthur, bitte nicht. Ich kann nicht dorthin zurück.“
    „Zu viele Bilder von glücklichen Tagen?“
    Damit hatte Arthur genau erfasst, was in ihm vorging.
    „Ja, es geht einfach nicht.“
    „Schade, aber ich kann dich gut verstehen. Was hältst du davon, wenn du nach deiner Entlassung einige Tage im ‚Tropfenden Kessel’ verbringst? Es lässt sich zwar nicht vermeiden, dass dir einige Auroren zur Seite gestellt werden, um dich vor Attentätern zu schützen, aber dort kannst du dich auch auf dein Zimmer zurückziehen.“
    „Wieso sollte ich länger in der magischen Welt bleiben als unbedingt notwendig? Ich hatte in den letzten Tagen viel Zeit zum Nachdenken. Es tut mir leid, ich kann nicht bleiben, ich muss weg.“
    „Ich kann dich verstehen, Harry.“ Das Seufzen von Arthur war unüberhörbar. „Glaub mir, ich will dich nicht daran hindern. Ich möchte nur, dass alles so reibungslos wie möglich abläuft. Und dafür brauche ich noch einige Tage. Du brauchst zum Beispiel einen neuen Namen. Gibt es da einen, der dir zusagt?“
    Es gab viele Personen, deren Namen Harry im Gedächtnis behalten wollte, aber er wollte von niemandem den Namen annehmen. Selbst von Sirius nicht. Es wäre falsch gewesen – und obendrein töricht, es wäre ein Leichtes, ihn mit diesem Namen aufzuspüren.
    „Nein, suchen Sie mir einen aus. Es ist mir egal, solange es kein zu peinlicher ist. Und ich werde morgen in den ‚Tropfenden Kessel’ umziehen. Damals, als ich einen Teil meiner Ferien dort verbracht habe, war es eine schöne Zeit gewesen.“
    Es schien eine Ewigkeit her zu sein, dass Harry die Winkelgasse erkundet hatte. Der Reiz, den die magische Welt damals auf ihn ausgeübt hatte, war vergangen. Es war nur ein schaler Nachgeschmack übrig geblieben.
    „Dann bleibt nur noch das Problem mit den Bildern, die ich von dir brauche. Es müssen Muggelfotos sein. Man hat mir zwar eine Muggelkamera mitgegeben, um sie hier zu machen, aber ich bin mir nicht sicher, wie ich damit umgehen soll.“
    Es schien Arthur richtig peinlich zu sein, dass er nicht wusste, wie das Teil funktionierte. Schließlich war er doch Experte für Muggelangelegenheiten.
    Er hatte die Kamera aus seiner Tasche genommen und hielt sie nun am Objektiv fest. Harry verstand nicht wirklich viel davon, aber so oft, wie Colin ihn früher fotografiert hatte, wusste er, wo vorne und hinten war.
    "Geben Sie mir den Fotoapparat und dann zeige ich Ihnen, wie es geht."
    Es dauerte eine Weile, bis Harry mit der Kamera zurecht kam, doch dann konnte er Arthur die Handhabung erklären.
    Als die Fotos endlich im Kasten waren, war Harry geschafft. Da die Verletzungen immer noch nicht verheilt waren, hatte er auch wieder Schmerzen. Dafür hatte Arthur ein seliges Lächeln auf den Lippen. Selbst der Krieg und der Tod seiner Kinder hatten Arthurs Begeisterung für Muggeltechnik nicht versiegen lassen. Sehr zu Mollys Leidwesen brachte er immer wieder die exotischsten Geräte mit nach Hause und nichts und niemand konnte Arthur davon abhalten, die Muggelprodukte mit einigen magischen Sprüchen aufzupeppen. Da es schon magische Fotoapparate gab, fragte sich Harry was Arthur mit der Kamera anstellen würde.
    Bei Mollys Besuchen war Arthurs Leidenschaft eins ihrer Hauptgesprächsthemen gewesen. Und kaum hatte er die Kamera eingepackt, erzählte er schon von seiner neuesten Erfindung. Merlin sei Dank, er war recht genügsam und verlangte von Harry nur ein ‚Ja’ oder ‚Nein’ an der passenden Stelle.
    Für ein richtiges Fachgespräch hatte Harry keine Nerven mehr. Seine Gedanken kreisten um seine Zukunft. Nur noch wenige Tage und er würde wirklich den letzten Schritt tun und die Zauberwelt endgültig verlassen. Er hatte sich dies schon so lange gewünscht und jetzt schien es endlich Realität zu werden.
    Auch Arthur hatte irgendwann ein Einsehen und verstand, dass Harry mit seinen Gedanken nicht mehr in seiner Welt war.
    „Tja, Harry, ich gehe jetzt besser. Brauchst du noch irgendwelche Literatur über die Muggelwelt? Ich könnte dir etwas mitbringen.“
    „Danke für das Angebot, Arthur. Aber ich war noch letzten Sommer bei meiner Tante und ich denke nicht, dass dieses Wissen aufgefrischt werden muss.“
    Seinen Verwandten hatte er zu verdanken, dass er sich bestens in der Bedienung sämtlicher Haushaltsgeräte auskannte.
    „Was sollen wir ihnen sagen?“
    „Bitte?“
    „Was sollen wir deiner Tante sagen? Ich bezweifle, dass du sie noch einmal sehen willst. Ich befürchte nur, dass sie so töricht sein könnte, die Zauberwelt aufzusuchen, wenn du nicht wiederkommst.“
    „Sie wird nicht kommen, um mich zu suchen. Darüber brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Und wenn, dann sagen Sie ihr, dass ich für sie gestorben bin.“
    Arthurs Blick war fast schon beängstigend. Es war fast so, als ob sein ‚Ersatzvater’ sämtliche schützende Hüllen von seiner Seele riss und tief in ihn hineinblickte.
    „Es ist eine Schande, was dir in den letzten Jahren zugestoßen ist. Man hat dir nie eine richtige Kindheit gegönnt und dann hat Voldemort auch noch alles vernichtet, was dir wichtig war. Ich hoffe, die Muggelwelt ist jetzt gnädiger zu dir.“
    Ein dicker Kloß saß plötzlich in Harry Kehle. Warum nur ging er nicht weg? Und dass seine Augen tränten, lag bestimmt nur an der Krankenhausluft. Arthur schien keinen Kommentar zu erwarten.
    „Ich hoffe, dass ich in vier Tagen alle notwendigen Papiere und Unterlagen zusammen habe, dann sprechen wir über deine weitere Zukunft. Wenn du wieder fit bist, solltest du nach Gringotts gehen und veranlassen, dass die Kobolde dein Geld in die Muggelwelt schaffen.“
    Dieser sachliche Ton half und Harry konnte wieder reden.
    „Ich muss aber vorher bei einer Bank ein Konto eröffnen. Und dafür brauche ich einen Namen.“
    „Nein, das erledigen die Kobolde für dich. Sie haben damit Erfahrung und werden dafür sorgen, dass niemand in der Muggelwelt Fragen stellen wird. Und über deine neue Identität wissen sie wahrscheinlich eher Bescheid als du und ich. Sie haben da ihre Quellen.“
    Ja, die Kobolde wussten so vieles. Und wenn Hermine nicht auf die Idee gekommen wäre, bei Gringotts nachzuforschen, dann wäre wahrscheinlich Voldemort der Gewinner gewesen.
    Diesen Gedanken schob Harry schnell beiseite. Hermine war bis zum Schluss an seiner Seite gewesen und ihre Freundschaft schien unerschütterlich zu sein. Doch nach dem letzten Gefecht hatte sie sich zurückgezogen und niemand hatte sie seither gesehen. Harry ahnte, dass sie in die Muggelwelt geflüchtet war. Genau wie er es auch vorhatte.
    „Ich muss gehen, Harry. Molly wartet wohl mit dem Abendessen auf mich. Ich werde dich in den nächsten Tagen besuchen und dir deine neuen Papiere geben. Dann wirst du keine Probleme in der Muggelwelt haben.“
    Gleichzeitig stand Arthur auf und reichte Harry seine Hand. Dieser ergriff sie.
    „Danke, Arthur. Für alles.“
    Es schien Arthur unangenehm zu sein, dass Harry sich bedankte. Er ließ die Hand des Jungen los.
    „Nicht, Harry. Wir haben zu danken. Und das tun viel zu wenige, denn sonst würdest du nicht fortgehen.“
    Bevor Harry antworten konnte, drehte Arthur sich um und verließ das Krankenzimmer.

    Am nächsten Tag zog Harry in den ‚Tropfenden Kessel’ um. Tom gab ihm ein Zimmer mit Aussicht auf Londons Straßenverkehr. Es war irgendwie die erste Verheißung, dass er bald frei sein würde.
    Frei war Harry in der Zauberwelt nicht mehr. Als er am darauf folgenden Morgen zum Frühstück in den Schankraum gehen wollte, wurde er von einem Blitzlichtgewitter und Mikrofonen, die in seine Richtung gehalten wurden, überrascht. Wenn er nicht von Tonks und einem weiteren Auror eskortiert worden wäre, hätte ihn die Journalistenmeute verschlungen. So schaffte er die Flucht in sein Zimmer. Am liebsten hätte er es gar nicht mehr verlassen. Das Essen wurde ihm von einem verschüchterten Hauselfen, der den Blick ständig gesenkt hielt, gebracht. Er hatte wohl Angst vor dem mächtigen Zauberer. Das missfiel Harry noch viel mehr als die aufdringliche Presse.
    Den Nachmittag verbrachte er damit, aus dem Fenster zu starren. Der Himmel war von einem fast schon magischen Blau und hin und wieder zogen ganz weit oben Flugzeuge über den Himmel. Harry versuchte, sich vorzustellen, wie es wohl wäre, so eine Maschine zu fliegen. Es war wahrscheinlich nicht mit dem Flug auf dem Besen zu vergleichen. Doch vielleicht sollte er sich bei einer Fluggesellschaft als Pilot bewerben. Er hatte zwar genug Geld, um nie wieder arbeiten zu müssen, nichtsdestoweniger wusste Harry um die Gefahr, sich in den dunklen Erlebnissen seiner Vergangenheit zu verlieren. Besser arbeiten und vergessen, als ständig vor der Vergangenheit zu fliehen.
    Doch bevor Harry Pläne für seine Zukunft schmieden konnte, musste er sich noch einmal der Zauberwelt stellen, um seine Geldangelegenheiten zu regeln. Das tat er am nächsten Morgen.
    Mittlerweile wurde er von sechs Auroren begleitet. Und sie sorgten wirklich dafür, dass Harry nicht belästigt wurde. Weder von den Journalisten, noch von den ganzen Neugierigen, die vor dem Wirtshaus standen und einen Blick auf ihn erhaschen wollten. Einige wollten sogar ein Autogramm von ihm.
    Erst als er bei Gringotts war, konnte Harry ein wenig Atem holen. Die Kobolde ließen nicht zu, dass ein Kunde behelligt wurde, und baten Harry in einen der hinteren Räume. Zum ersten Mal verzichtete er darauf, sein Verlies persönlich aufzusuchen. Seine frisch verheilten Wunden würden die rasante Fahrt dorthin garantiert nicht gut vertragen.
    Er vertraute den Kobolden, dass sie keinen Sickel unterschlagen würden. Er schilderte ihnen sein Problem, dass er noch nicht wusste, wo und unter welchem Namen er ein Konto eröffnen würde. Der Kobold, der ihn betreute – ein alter kleiner Mann, mit einem langen grauen Bart, der ein bisschen an Dumbledore erinnerte – schlug vor, dass Harry diese Angelegenheit Gringotts überlassen sollte. Man würde ihn per Eule informieren, wenn alles geregelt wäre. Es würde zwar eine geringe Gebühr kosten, wäre aber viel praktischer.
    Ohne groß nachzudenken, entschied Harry, dieses Angebot anzunehmen. Er unterschrieb ohne hinzusehen alle Formulare, die der Kobold ihm vorlegte.
    Der Rückweg war wieder ein Spießrutenlauf. Es war zu einem regelrechten Menschenauflauf gekommen, weil anscheinend alle Zauberer Harry sehen wollten. Es dauerte fast zwei Stunden, bis sie den sicheren Hafen des ‚Tropfenden Kessels’ erreicht hatten.
    Ziemlich erschöpft erreichte Harry endlich sein Zimmer – durch eine Tür und zwei Auroren vor der Menschenmenge geschützt. Er fragte sich, warum es immer nur diese Extreme gab: Entweder verehrte man ihn, weil er gerade die Welt gerettet hatte, oder er wurde vom Ministerium und der Presse niedergemacht, weil er nicht angepasst war und zu viele Fragen stellte.
    Harry wusste, dass es in der Muggelwelt nicht anders lief, aber da er dort keine Berühmtheit war und niemals eine werden wollte, musste es möglich sein, dort in Frieden zu leben.
    Vielleicht würde er dann endlich einen Menschen finden, den er lieben konnte, ohne um dessen Leben zu fürchten.
    Ein Blick aus dem Fenster zeigte Harry, dass die Sonne den Horizont berührte. Es war ein herrlicher Tag gewesen, den man besser nicht in einem Zimmer verbringen sollte. Und schon gar nicht, um sich von aufdringlichen Mitmenschen abzuschotten. Seufzend legte er seinen Kopf gegen die kühle Glasscheibe. Zur Ruhe kommen konnte er trotz seiner Erschöpfung nicht. Zu viele Gedanken, zu viele Wünsche, zu viele Hoffnungen. Eigentlich konnte der Wechsel in die normale Welt gar nicht funktionieren. Nicht bei dem Glück, das er immer hatte.
    Ein Klopfen an der Tür riss Harry aus seinen Gedanken.
    „Ja, bitte?“
    Vielleicht war es ja Arthur, der Neuigkeiten brachte. Doch es war Tonks mit dem Abendessen. Eigentlich war das ja die Aufgabe des Hauselfen, doch Harry hatte darum gebeten, dass dieser nicht mehr in seiner Gegenwart erscheinen sollte. Harry wollte niemanden sehen, der sich vor ihm ängstigte.
    Tonks stellte einfach nur das Tablett ab – erstaunlicherweise ohne zu stolpern oder etwas umzuwerfen - und verließ dann wieder den Raum. Seit Remus' Tod war sie sehr ruhig und in sich gekehrt.
    Der Geruch verführte Harry, sich anzusehen, was der Hauself gezaubert hatte. Und nachdem er den ersten Bissen gekostet hatte, hörte er nicht eher auf, bis der Teller leer war. Das Beste war jedoch das Getränk. Eine eiskalte Cola. Ein Vorgeschmack auf seine Zukunft.

    Den Rest des Abends verbrachte Harry lesend im Bett. Er hatte nicht nur die aktuelle Ausgabe des Tagespropheten von Tom bekommen, sondern auch die Times.
    Den Propheten hatte Harry schnell durch. Selbst die Tatsache, dass man ihn für den Merlinorden nominiert hatte, ließ ihn kalt. Er würde nicht mehr da sein, um ihn in Empfang zu nehmen.
    Viel mehr interessierten ihn die Nachrichten aus der Welt der Muggel. Doch die ersten Seiten waren nur voll vom mysteriösen Tod von Prinzessin Diana und ihrer Beerdigung. Ansonsten standen nur belanglose Sachen in der Zeitung. Es schien, dass sich selbst die Politiker zurückhielten, um die Trauer des Volkes nicht zu stören. Es war schon seltsam: Die magische Welt feierte einen Tod und die Muggel betrauerten einen. Frustriert legte Harry die Zeitung zur Seite und schloss die Augen.
    Erstaunlich schnell schlief er ein.

    Kurz darauf wachte er schreiend auf. Es dauerte einen Moment, bis Harry klar wurde, dass er in einem Bett lag. Viel zu realistisch waren die Bilder in seinem Kopf gewesen. Rons verzerrte Miene, als er vom ‚Crucio’ getroffen wurde, Ginnys seltsam verrenkter Körper, den die Todesser einfach liegengelassen hatten, nachdem sie sie mit einem ‚Avada Kedavra’ getötet hatten.
    Resigniert griff Harry zum ‚Traumlosen Schlaf’-Trank. Er wusste, dass man davon süchtig werden konnte. Aber da er innerhalb kurzer Zeit keine Möglichkeit mehr haben würde, den Trank zu kaufen oder ihn selbst zu brauen – fast alle Zutaten gab es nur in der magischen Welt -, verschwendete er keinen weiteren Gedanken an diese Gefahr.
    Den Rest der Nacht schlief er durch. Wirklich erholt fühlte er sich am nächsten Morgen allerdings nicht. Das war eine weitere Nebenwirkung des Trankes.
    Nachdem Harry im Bad gewesen war, klopfte es an der Tür.
    „Herein!“
    Wahrscheinlich war es ein Auror, mit seinem Frühstück.
    Es war das Essen, doch gebracht wurde es von Arthur Weasley.
    „Guten Morgen, Harry. Ich habe dir etwas mitgebracht.“
    Ungeschickt balancierte er das Tablett, als er gleichzeitig versuchte, die Tür hinter sich zu schließen. Harry eilte zur Hilfe.
    „Danke, Arthur. Ich bin sogar richtig hungrig. Stellen Sie das Tablett doch bitte auf dem Tisch ab. Wollen Sie mit mir frühstücken?“
    Arthur folgte Harrys Bitte und setzte sich auf einen der Stühle. Der-Junge-der-nicht-sterben-konnte setzte sich dazu.
    „Ich habe schon zu Hause gegessen, aber zum Kaffee sage ich nicht nein. Tom hat mir eine Tasse mitgegeben.“
    Der Duft von gebratenem Ei mit Speck erfüllte den Raum und Harrys Magen rumorte.
    Eigentlich wollte Harry fragen, was mit seinen Papieren war, aber als er sah, wie bedächtig Arthur den Kaffee eingoss und mit welch genießerischem Ausdruck er den ersten Schluck trank, da bezwang er seine Neugier.
    Schweigend aß Harry. Was sollte er mit Arthur besprechen? Dass er den Merlinorden für einen Mord bekommen sollte? Dass er jede Nacht von Ron und Ginny träumte? Oder wie sehr er auf den Moment wartete, den ‚Tropfenden Kessel’ endgültig zu verlassen? Alles würde Arthur den Genuss des Kaffees vermiesen.
    „Ich habe dir nicht nur das Frühstück mitgebracht, Harry. Dein Ausweis ist fertig.“
    Arthur griff in die Tasche seines Umhangs und reichte Harry die Papiere.
    Erstaunt blickte er auf seinen Pass. Es war kein englischer, sondern ein amerikanischer.
    Als er ihn aufklappte, fiel sein Blick zuerst auf das Foto. Er wirkte wesentlich älter, als er wirklich war. Sein neuer Name war John Sheppard und sein Geburtsjahr war ins Jahre 1973 verlegt worden.
    Erstaunt blickte Harry Arthur an.
    „Wieso haben Sie mich sieben Jahre älter gemacht? Und warum bin ich Amerikaner?“
    „Weil wir es den Todessern so schwer wie möglich machen wollen, dich zu finden. Und außer mir wissen nur ein Kobold von Gringotts und der Hersteller des Ausweises über deine neue Identität bescheid. Ich habe den Muggel mit einem Vergessenszauber belegt. Er wird dich nicht verraten können.“
    Was sollte Harry zu diesen Sicherheitsmaßnahmen sagen?
    „Ich habe noch eine Bitte, Harry.“
    „Ja, Arthur?“
    „Belege mich auch mit einem ‚Amnesia’, bevor ich dein Zimmer verlasse. Man wird vermuten, dass ich für dein Untertauchen verantwortlich bin, und ich möchte dich nicht in Gefahr bringen.“
    Harry musste schlucken. Arthur hatte wirklich alles durchdacht. Wenn er den Ausweis annahm und den ‚Tropfenden Kessel’ verließ, dann würde er wirklich alle Brücken hinter sich abbrechen und ganz neu anfangen können.
    „Hast du darüber nachgedacht, was du beruflich machen möchtest?“
    Darüber gegrübelt hatte Harry schon, nur noch keine Lösung gefunden. Um etwas Zeit für eine Antwort zu schinden, widmete er sich seinem Frühstück. Er aß zwei Bissen und fühlte die ganze Zeit Arthurs Blick auf sich ruhen. Dann hielt Harry es nicht mehr aus.
    „Ich habe viel darüber nachgedacht. Ich überlege, ob ich mich nicht bei einer Fluggesellschaft als Pilot bewerben soll.“
    „Die Idee ist gut. Ich hätte einen Vorschlag, der dir vielleicht noch besser gefällt.“
    „Was denn?“
    Spielte Arthur auf die Idee an, die er schon im Krankenhaus gehabt hatte? Jedenfalls nahm er einen Umschlag aus seiner Jacke und reichte ihn Harry.
    „Wenn du möchtest, dann hast du in zwei Wochen bei der amerikanischen Air Force einen Eignungstest. Ich habe das alles an sämtlichen offiziellen Stellen vorbei arrangieren können, so dass keiner ahnt, wer sich wirklich bewirbt. Es besteht nur das Problem, dass du wieder in Kriege verwickelt werden könntest. Aber ein Kampfflugzeug zu fliegen soll dem Fliegen auf einen Besen ähnlicher sein als alles andere in der Muggelwelt.“
    Der Bissen blieb Harry im Hals stecken und er bekam keine Luft mehr. Arthur eilte ihm zu Hilfe und klopfte auf seine Schulter.
    „Harry, alles in Ordnung mit dir?“
    Hektisch nach Luft schnappend bemühte Harry sich, seine Atmung unter Kontrolle zu bekommen. Die Tränen standen in seinen Augen, als er endlich zur Ruhe kam.
    „Es tut mir leid, Junge. Das war wohl doch die falsche Idee.“
    „Nein, Arthur. Ganz im Gegenteil. Sie haben mich nur sehr überrascht. Aber wird es nicht Probleme geben?“
    „Wenn du deine fehlenden Kenntnisse meinst, nein, wenn du willst, kommt morgen Bernhard Rookwood vorbei. Er ist zur Zeit der einzige Zauberer, der den ‚Sciretus'-Spruch beherrscht. Mit diesem Zauber kannst du wahlweise mehrere Fremdsprachen lernen oder ein mathematisches Genie werden.“
    „Wenn ich Pilot werden will, dann benötige ich mathematisches Wissen. Aber das meine ich nicht. Ich trage eine Brille.“
    Arthur schien irritiert zu sein.
    „Und wo ist das Problem, Harry? Ich verstehe nicht, was du meinst.“
    „Ich kann nicht gut genug sehen. Und damit falle ich durch jeden Eignungstest.“
    „Du brauchst dich nur vertrauensvoll an eine Medihexe zu wenden, sie kann deine Fehlsichtigkeit korrigieren.“
    Harry war sprachlos.
    „Hat dir das nie jemand gesagt? Der Spruch ist vor rund zwanzig Jahren entwickelt worden. Bill hatte es mir erzählt. Der Junge konnte als Kind nicht gut sehen und er hat zum ersten Mal von diesem Spruch im zweiten Schuljahr erfahren. Das Fach ‚Verteidigung gegen die dunklen Künste’ soll laut Lehrplan in dem Jahr eine Übersicht bieten, was für medizinisch möglich ist, wenn man sich doch nicht ganz so erfolgreich verteidigen konnte. Es ist eine Art Erste-Hilfe-Kurs. Zauberer, die Brille tragen, tun das meistens aus persönlicher Eitelkeit, nicht weil sie nichts sehen können. Oder sie sind zu alt, um einen so neuen Zauber zu trauen.“
    „Nein, wir hatten nie diesen Kursus. Was ich an medizinischem Wissen habe, habe ich von Madam Pomfrey gelernt. Immer wenn sie es an mir angewendet hat.“
    Wenn er von diesem Spruch eher gewusst hätte, wäre er nicht damit beschäftigt gewesen, seine Brille zu reparieren, als die Todesser Ginny entführten. Er hätte vielleicht ihr Leben retten können.
    Zwei Tage hatte er Ginny gesucht, gehofft, dass sie vielleicht noch am Leben war, doch dann hatte er sie auf einem Friedhof gefunden. Nur Merlin wusste, was man ihr angetan hatte, bevor der ‚Avada Kedavra’ sie erlöst hatte.
    Am nächsten Tag war er auf fünf Todesser getroffen. Harry war allein gewesen – aber sie hatten keine Chance gehabt. Doch anschließend hatte er sich noch wesentlich schlechter gefühlt.
    „Verdammt! Warum hat man mir das nicht früher gesagt? Es gab Situationen, wo es wirklich geholfen hätte.“
    Wieder war es Arthur, der seine Wut abbekam. Doch diesmal war es Harry egal. Er schob den Stuhl zurück und lief unruhig auf und ab. Es war einfach unfair!
    „Wissen Sie eigentlich--“ Harry stoppte sich im letzten Moment. Das konnte er Arthur nicht antun.
    „Was ist, Harry?“
    „Nichts, vergessen Sie es. Kann Bernhard Rookwood heute noch vorbeikommen? Ich halte es keinen Tag mehr hier aus.“
    Es war unübersehbar, dass Arthur von Harrys Verhalten überrascht war, er konnte ja nicht ahnen, was ihn so erregte.
    „Ich kann es dir nicht versprechen. Ich treffe ihn gleich im Ministerium und werde ihn so schnell wie möglich zu dir schicken. Und jetzt nimm’ deinen Zauberstab und lösche aus meinem Gedächtnis sämtliche Erinnerungen, die deinen Namen und deine berufliche Zukunft betreffen. Solange ich davon weiß, habe ich ein sehr ungutes Gefühl.“

    Fünf Minuten später hatte Arthur um einige Erinnerungen ärmer den Raum verlassen und Harry war alleine.
    Als nächstes bat er Tonks, die wieder vor seiner Tür Wache stand, ihm einige medizinische Bücher zu besorgen. Keine halbe Stunde später hatte er sie auf dem Tisch liegen und wiederum zwei Stunden später wusste Harry, welchen Zauber Arthur gemeint hatte.
    Dann stand er auf und ging ins Bad. Er stand vor dem Spiegel und musterte sein Gesicht. Ohne Narbe sah es schon ganz anders aus und wenn er jetzt auch noch seine Brille ablegen würde…
    Zögernd tat Harry dies. Seine Sicht war jetzt nur noch verschwommen. Doch das war jetzt egal. Es störte nicht. Ein Schwung mit dem Zauberstab und er sprach leise „Spectare Ocolus!“
    Sofort konnte er scharf sehen. Damit es nicht auffiel, zauberte er Fensterglas in seine Brille und setzte sie wieder auf. Er betrachtete sich noch einmal im Spiegel.
    Alles sah so aus wie noch vor wenigen Minuten, aber es war ein eigenartiges Gefühl, auch außerhalb des Rahmens scharf sehen zu können.
    Dann ging er wieder zum Tisch und las den Brief, den Arthur ihm gegeben hatte.
    Es war ein Einladungsschreiben der US-Air Force, an einem Test teilzunehmen.
    Es war nicht viel, was Harry über die Amerikaner wusste. Doch wenn er wirklich weiter fliegen wollte, dann war dies seine einzige Wahl. Alles, was er liebte, war tot, nur seine Leidenschaft zu fliegen und den Wind im Gesicht zu fühlen hatte Voldemort nicht zerstören können. Es war wahrscheinlich richtig, darauf die Zukunft aufzubauen.
    Entschlossen nahm er seinen Zauberstab und zerbrach ihn. Er wollte keine physische Verbindung zur Zauberwelt mehr haben. Für Notfälle beherrschte er immer noch die stablose Magie.

    Neun Monate später

    Die F-18 war ein fantastisches Flugzeug. Sie ließ sich leicht steuern und schien fast zu ahnen, was John Sheppard wollte, noch bevor er irgendeinen Befehl gab.
    Seit sieben Monaten wurde er zum Piloten ausgebildet. Leicht war es nicht gewesen. Er hatte große Wissenslücken – nur nicht in Mathematik. Das machte er aber mit verbissenem Lernen wett. Während die anderen aus seinem Jahrgang am Wochenende wilde Feten feierten, saß er in seinem Zimmer und lernte. Und wenn es mal wieder bis weit nach Mitternacht dauerte, ehe er seine Bücher zuklappte, dann schaute er in den Himmel und stellte sich vor, diesen mit einem Flugzeug zu beherrschen. Er wusste, dass er seinem Traum mit jedem Tag ein Stückchen näher kam.
    Seine Kameraden begriffen nicht, was ihn so antrieb. Doch sie ließen ihn in Ruhe. Johns bissige Bemerkungen hatten noch jedes Wortgefecht zu seinen Gunsten entschieden und eine Prügelei anzufangen – nein, keiner wollte das Risiko eingehen, von der Akademie verwiesen zu werden. Und selbst wenn: Im Gegensatz zu den anderen Jungs wusste er, wie es sich anfühlte, andere Menschen zu töten. Er war härter als sie und deswegen fürchtete er keine Konfrontation.
    Wirkliche Freundschaft hatte er mit niemandem geschlossen. Sie waren gute Kameraden, aber er ließ keinen wirklich nah an sich heran. John hatte Angst, dass er versehentlich sein größtes Geheimnis verraten könnte.
    Sieben Monate Theorie und Simulationen hatte er jetzt hinter sich. John hatte schon fast befürchtet, dass man ihn nie an ein Kampfflugzeug lassen würde. Doch seit zwei Wochen durften sie in die Lüfte aufsteigen. Zuerst in Begleitung eines Fluglehrers, der überprüfte, ob sie das Gelernte auch richtig anwendeten.
    Heute war der erste Tag, an dem er alleine fliegen durfte. Es war berauschend. Keiner, der hinter ihm saß und Anweisungen gab. Nur der lose Funkkontakt mit dem Tower verband ihn mit der restlichen Welt.
    Das Fliegen war anders, als er befürchtet hatte. Es war viel besser. Er hatte das Gefühl, den Himmel zu beherrschen, war schneller und wendiger als jemals zuvor und die F-18 war wesentlich sicherer als ein Besen. Und bequemer dazu.
    Nichts und niemand würde ihn daran hindern können, sich den Himmel untertan zu machen. Und wenn das nicht reichen würde… Johns Blick wanderte hinauf. Es war zwar nur der strahlendblaue Himmel zu sehen, aber irgendwo, ganz weit weg waren die Sterne. Vielleicht würde er sogar eines Tages die Sterne erreichen.
    Er hatte ein neues Ziel gefunden, für das er leben wollte.
    Geändert von Aisling (06.12.2008 um 10:02 Uhr)
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  2. #2
    Second Lieutenant Avatar von Vaíl
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    Eine sehr interessante Idee
    Werd auf jeden fall dran bleiben.

    Allerdings...^^
    -hast du die zeiten ziemlich durcheinandergeschmissen harry müsst jahrgang '89 sein
    -warum siezt er arthur und molly nicht?
    -arthur kam nicht wie arthur rüber... weiß nicht...
    -wie genau lief der krieg ab? warum hast du den 7. band ignoriert?
    -warum lässt sich harry nicht die erinnerungen wegzaubern, wenn er nix mehr von der zauberwelt wissen will?
    -was sind das für verletzungen, die harry hat(te)?
    -ich finds allg zu düster, mal hoffen, dass es wenns los geht nicht mehr so arg ist, harry ist mir zu depri
    -gut geschrieben, aber ein paar mehr absätze wären fein, vorallem bei so langen kapiteln

    Ist nicht böse gemeint, sind nur fragen, die sich mir gestellt haben und konstruktive kritik.

    Freu mich auf die fortsetzung

  3. #3

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    Moin!

    Harry Potter ist lt. Wikipedia am 31. Juli 1980 geb. worden. Somit ist er 18 Jahre alt, wenn er 1998 Voldemort besiegt.
    Um besser unterzutauchen, hat man ihn halt ein wenig älter gemacht. Und das ist der einzige Punkt, in dem ich die Zeiten durcheinandergeschmissen habe. Auch muss er als John Sheppard eine wahnsinnige Karriere gemacht haben, um Ende 2001 im Afgahnistan Krieg degradiert zu werden. Doch es gibt einige Biographien, bei denen die Soldaten genau so schnell befördert wurden. Deswegen ist es noch im Bereich des Möglichen.

    Glaubst du ernsthaft, dass Molly zulassen wird, dass Harry sie siezt? Arthur nimmt es hin, eben weil er ja auch halb dienstlich da ist.

    Ich habe den 7ten Band ignoriert, weil ich die Story vorher geschrieben habe. Zudem bin ich mit dem Band so unzufrieden, dass ich auch nicht vorhabe, das nachträglich zu ändern. Außerdem sind da für meine Story die falschen Leute gestorben :-(

    Es gibt nichts Schlimmeres als fehlende Erinnerungen und die nagende Frage: Was ist passiert, warum fehlt mir das ganze Wissen. Zudem will Harry Ginny nicht vergessen. Genauso wenig wie viele andere Freunde.

    Die Verletzungen sind eine ganz andere Story - ziemlich lang und noch ungeschrieben.

    Nein, das Depri ist vorbei. Aber in dieser Situation konnte er nicht anders als Depri.

    Ja, die Absätze... aber da ich im Buchstil schreibe, gibt es die Absätze nur beim Ortswechsel, Zeitwechsel und Änderung des POV...
    Schließlich müssen noch über 100.000 Wörter gepostet werden.

    Ich hoffe, dass damit deine Fragen geklärt sind.
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  4. #4
    Second Lieutenant Avatar von Vaíl
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    klar, danke für die ausführlichen antworten

    1980? hm okay... dachte immer es würde zeitgleich mit dem erscheinen der bände spielen.

    Das mit den Absätzen krieg ich auch noch nicht so wirklich auf die reihe^^ Musste mich auch erstmal umgewöhnen.

    Hast du nen rhythmus, in dem du das posten willst?

    Mit dem siezen meint ich eher, dass Arthur das auch net wollen würde... aber da die eig eh englisch sprechen... wayne

  5. #5
    verleiht Flügel Avatar von Puma
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    Zitat Zitat von Aisling Beitrag anzeigen
    Harry Potter ist lt. Wikipedia am 31. Juli 1980 geb. worden. Somit ist er 18 Jahre alt, wenn er 1998 Voldemort besiegt.
    Eine kleine Anmerkung (nur zur Richtigkeit )
    Man kann sich sein Alter immer ganz gut an den Bänden merken, indem man 10 dazuzählt. Wenn er am 31. Juli 1980 geboren wurde, war er demnach 17, als er Voldemort besiegte. (7. Band) Das war vor seinem 18. Geburtstag.

    "We cast this message into the cosmos... Of the 200 billion stars in the Milky Way galaxy, some - perhaps many - may have inhabited planets and space faring civilizations. If one such civilization intercepts Voyager and can understand these recorded contents, here is our message: We are trying to survive our time so we may live into yours. We hope some day, having solved the problems we face, to join a community of Galactic Civilizations. This record represents our hope and our determination and our goodwill in a vast and awesome universe."
    Jimmy Carter, 1977

  6. #6

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    Klar, du hast Recht, ich war wohl nicht mehr ganz wach, als ich die Antwort geschrieben habe.
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  7. #7
    SGP-Mod/Schreiberling Avatar von Daniel__Jackson
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    Find ich sehr interessant

    Habe die Bücher auch alle gelesen und finde die Alternative zu Band 7 sehr interessant... vor allem habe ich das so verstanden dass sich der Krieg deiner Geschichte nach noch sehr in die Länge zieht, und das nicht alles so schnell geht wie in Band 7.

    Auch deine Darstellung von Harry finde ich sehr interessant. Mich hat aufmerken lassen dass er durch den Krieg gegen Voldemort zu einem so guten Zauberer geworden ist, dass er 5 Todesser auf einmal besoegen konnte. Das ist ja ein wesentlicher Unterschied zu den Büchern, wo Harry zwar immer sehr mutig und geistlich stark dargestellt wurde, aber was das Zaubern betrifft nicht unbedingt ein herausragendes Licht. Das war dann eher immer Hermine.

    Und nun zu der Fortsetzung... Ich verstehe noch nicht ob du die Geschichte jetzt so schreiben willst dass John Sheppard von Anfang an Harry Potter war oder ob du sie so schreiben willst dass er ihn nach einiger Zeit ersetzt... naja ich denke das werde ich im Laufer der FF noch verstehen.

    Und zum Schluss noch ein dickes LOB!
    Hoffe es geht so gut weiter!


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    "Science-Fiction ist eine existenzielle Metapher. Sie erlaubt uns Geschichten über Menschen zu erzählen. Science Fiction Geschichten mögen den blinden Kritikern von heute so trivial wie möglich erscheinen, aber der Kern von Science-Fiction, seine Essenz ist wesentlich geworden für unsere Rettung. Falls wir überhaupt gerettet werden." (S10E06)
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  8. Danke sagten:


  9. #8

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    Im Gegensatz zum Buch, wo der große Campingtrip ist, hat Harry in meiner Version eigentlich das komplette 7. Schuljahr mit dem Kampf gegen Voldemort verbracht und sich immer wieder Scharmützel mit den Todessern geliefert. Da er auch schon 'Verteidigung gegen die dunklen Künste' unterrichtet hat und eigentlich alle Flüche besser kann, als die meisten anderen seiner Altersstufe, ist es für mich selbstverständlich, dass er ein sehr guter Zauberer ist.

    Harry Potter ist John Sheppard. Mit seinem neuen Ausweis hat er diese Identität angenommen und hat auch nicht vor, sie abzulegen.
    Und Zauberer = Antikergen hat doch was für sich.

    In der zweiten Staffel von SGA war auch noch nichts über Johns Familie bekannt, so dass das Ganze ziemlich stimmig war. Und nach der zweiten Staffel habe ich angefangen zu schreiben.

    Danke für dein Lob.
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  10. #9
    SGP-Mod/Schreiberling Avatar von Daniel__Jackson
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    Jetzt erscheint mir die Sache mit der Identität klarer.

    Und ich freue mich schon auf die Fortsetzung.


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  11. #10

    Standard

    Aisling schreib bitte weiter das ist sehr gut.

  12. Danke sagten:


  13. #11
    Chief Master Sergeant Avatar von Jolinar
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    Bin heute auf auch deine Geschichte gestoßen und habe nur reingesehen wegen der Überschrift.

    Schon beim Lesen des ersten Absatzes war mir irgendwie klar, daß Harry John werden wird. Finde ich sehr interessant, diese Idee, und ich werde dranbleiben an deiner Story.

    Er hat ja eigentlich mit der Zauberwelt abgeschlossen, doch ich denke, daß John(Harry) doch so etliche Male in der Zukunft (besonders auf Atlantis) auf so einige Zaubersprüche zurückgreifen wird, oder?

  14. Danke sagten:


  15. #12
    First Lieutenant Avatar von Col. Carter
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    deine idee ist wirklich interessant. Harry in atlantis. aber wie du auf diese idee kamst, die beiden zu verbinden. das würde mich echt mal interessieren. und ich freue mich auf die fortsetzung.

  16. Danke sagten:


  17. #13

    Standard

    Wow, super.

    Ich finde an der Struckturierung musst du noch arbeiten. Ansonsten echt Klasse. Besojnders die Überraschung Sheppard= Harry Potter. Ich stell mir das Zusammentreffen von Harry/John mit Hermine lustig vor.
    Ron tot. Wie kannst du nur so etwas schreben? Der fast wichtigste Freund von Hary
    Ich lese natürlich weiter. Wann geht es weiter?

  18. Danke sagten:


  19. #14
    Herrscher über Raum und Zeit Avatar von Timelord
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    Hallo Aisling, ich kenne deine Story schon von andernorts und ich muss dir auch hier sagen, das sie mir sehr gefällt.

    Ich denke mal du hast Band 7 ignoriert, weil der noch gar ncht erschienen war, als du diese Story geschrieben hast ^^
    ***

    "Wir sind alle Menschen dieses Planeten, egal, welche Religion, Hautfarbe und Herkunft wir aufweisen!"
    Perry Rhodan, Neo Band 2

    ***

  20. #15
    Major Avatar von Lorien
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    Hm... ich glaube, es war keine so gute Idee, sich den Header vor dem Lesen nicht so genau anzuschauen. Oder besser: nicht wirklich bewusst zu lesen. Denn irgendwie hätte ich beinahe total verpeilt, dass du für deine Geschichte ein paar Sachen komplett ignoriert hast.

    Deswegen war ich am Anfang doch echt arg irritiert und war schon kurz davor aufzuhören zu lesen - doch wie ich bin, hab ich mal kurz zum Ende des Kapitels runtergescrollt und he, danach war ich wieder Feuer und Flamme.

    Und nachdem ich mir mittlerweile den Header genauer angeschaut habe und auch das Kapitel noch einmal in Ruhe gelesen habe, muss ich sagen, dass ich wirklich gespannt darauf bin, was du weiter daraus machst! Mir gefällt die Idee, dass du aus Harry John machst ... oder aus John Harry ... oder ... *grübel* Ach, auch egal! *gg* Ich werd weiter mitlesen!
    Geändert von Lorien (17.10.2008 um 22:31 Uhr)


    Wer keinen Mut zum Träumen hat, hat keine Kraft zum Kämpfen.

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  21. #16

    Standard

    Vielen Dank für die ganzen Kommentare.

    Ich werde zwei bis drei Mal die Woche - wie ich Zeit habe - einen neuen Teil anhängen.

    Niki
    Spoiler 
    keine Sorge, die Story ist fertig, da kommt noch mehr.


    Jolinar
    Spoiler 
    Tja, das wirst du wohl selbst herausfinden müssen, indem du weiter liest. Ich denke aber, dass das Antikergen für John/Harrys Fähigkeit zu zaubern, verantwortlich ist. Schließlich ist er auch ein sehr starker Zauberer.


    Col.Carter
    Spoiler 
    Die Idee ist beim Gespräch mit einer Freundin entstanden. Wir sprachen darüber, dass Johns Haare so ungebändigt sind, wie sie Rowlings sie bei Harry Potter beschrieben hat. Und danach suchten wir nach Gemeinsamkeiten und fanden viel zu viele. Einzig das unterschiedliche Alter passte nicht, aber das erklärt ja jetzt, warum John so jung aussieht.


    Kwasir
    Spoiler 
    Was meinst du mit Struckturierung? Das verstehe ich jetzt nicht so ganz. Rons Tod konnte ich genau so schreiben, wie Rowlings den Tod von zig Zauberern beschreiben konnte: mit viel Berechnung


    The Colonel
    Spoiler 
    Jupp, die Story ist vorher entstanden, aber ich war auch von dem Buch so enttäuscht, dass ich es nie berücksichtigen werden. Vielleicht schreibe ich irgendwann mal mein siebtes Buch


    Lorien
    Spoiler 
    Ja, das kenne ich. Ist mir auch schon passiert, dass ich dadurch in ein AU reingerutscht bin, was mich sehr irritiert hat. Dass es dir trotzdem gefällt, find ich gut.


    Jetzt aber zur Story:

    Das Cover
    Spoiler 


    Titel: Treffen zweier Welten
    Autor: Aisling
    Fandom: Stargate-Atlantis, Harry Potter
    Personen: John Sheppard, Rodney McKay, Serverus Snape
    Kategorie: Drama, Beklemmung, Crossover, Charakter Death (kein Hauptcharakter)
    Inhalt: John muss sich seiner Vergangenheit stellen.
    Spoiler: SGA: die komplette zweite Staffel, Harry Potter: Band I-VI.
    Disclaimer: Wenn mir was gehören würde, dann wäre ich jetzt Millionär.
    Beta: Birgitt hat die meiste Arbeit mit meiner Rechtschreibung und Grammatik gehabt. Antares und Karin sind für den Feinschliff verantwortlich. Vielen Dank.
    Kommentar: Diese Story ist ein Sequel zu Das Ende ist auch ein Anfang. Dabei ist die Fortsetzung wesentlich länger als der erste Teil.

    M7K-693
    Es sollte eine Routinemission sein. M7K-693 war ein von Menschen bewohnter Planet, dessen Bevölkerung laut Ronon ein interessanter Handelspartner werden könnte, weil die Bewohner technologisch recht weit entwickelt waren. Es hatte lange gedauert, ihn zu finden, weil Ronon sich nicht mehr genau an die Adresse erinnern konnte. Durch Ausprobieren verschiedener Anwahlkombinationen hatten sie schließlich Erfolg gehabt.
    In einer Besprechung mit Dr. Weir wurde festgelegt, dass sie am nächsten Morgen mit dem Puddle-Jumper durchs Stargate gehen sollten.
    Alles in allem eine Erfolg versprechende Mission.

    Am nächsten Morgen war John damit beschäftigt, die Instrumente des Puddle-Jumpers zu checken, als Rodney das Fluggerät betrat.
    „Morgen!“
    Ohne auf Johns Reaktion zu warten, ließ Rodney sich in den Sitz des Copiloten fallen.
    „Guten Morgen, Rodney! Alles klar?“
    Ein undefinierbares Grunzen war die Antwort.
    John schielte zur Seite und nach einem Blick auf die Ringe unter Rodneys Augen war für ihn alles klar. Mit Mühe verbiss er sich ein Grinsen, denn er kannte den Wissenschaftler gut genug, um zu wissen, dass dieser übermüdet extrem zynisch war und jeden Kommentar als einen Angriff auf seine Person wertete.
    „Bis wie viel Uhr hast du noch gearbeitet? Ich dachte, dass nichts Dringendes anliegt.“
    „Fange niemals mit einem Tschechen eine Diskussion an, wenn dieser glaubt, im Recht zu sein. Es ging um Quantenphysik in Verbindung mit der Antikertechnologie und kurz vor Sonnenaufgang hatte ich die richtige Formel entwickelt, die einhundertprozentig beweist, dass er Unrecht hatte. Sein Gesicht hättest du sehen sollen.“
    „Du hast also maximal zwei Stunden geschlafen?“
    Johns Stimme war sanft, doch mit einem seltsamen Unterton, den er speziell für Rodney reserviert hatte. Dieser reagierte fast schon trotzig auf den Kommentar.
    „Ja, denn es war wichtig. Ich habe mit dieser Formel einen Meilenstein in der Quantenphysik geschaffen. Und falls man mir jemals die Genehmigung geben sollte, meine Forschungsergebnisse zu veröffentlichen, ist mir der Nobelpreis sicher.“
    „Einen posthum verliehenen Nobelpreis kannst du dir nicht an die Brust heften, Rodney. Wie lautet unsere Abmachung, wenn am nächsten Tag eine Mission geplant ist?“
    „Mindestens sechs Stunden Schlaf“, kam es erstaunlich kleinlaut von Rodney zurück.
    „Und warum hältst du dich nicht daran?“
    „Weil es wichtig war?“
    „Wichtiger, als ausgeruht zu sein, um nicht in übermüdetem Zustand von irgendwelchen Aliens überrascht zu werden?"
    Wie sollte er diese Tatsache in den Kopf dieses dickköpfigen Wissenschaftlers hineinbekommen? Rodney zu schlagen, bis er es kapiert hätte, war definitiv nicht drin, zumal John bezweifelte, dass es gewirkt hätte.
    „Aber es droht auf diesem Planeten doch keine Gefahr. Wir sind doch nur Unterhändler.“
    „Es ist über zwei Jahre her, dass Ronon dort war. Alles kann sich geändert haben. Wenn du noch einmal so übermüdet zu einer Mission kommst, dann nehme ich Zelenka mit.“
    „Zelenka! Der hat doch Angst vor seinem eigenen Schatten und ist ein miserabler Schütze.“
    Offensichtlich war Rodney in seiner Ehre getroffen.
    „Dafür gehorcht er meinen Befehlen. Und jetzt geh’ nach hinten und versuche, noch etwas zu schlafen. Wenn Ronons Informationen stimmen, dann haben wir nach Passieren des Stargates noch etwa zwei Stunden Flug vor uns. Nutze sie.“
    „Aber--“
    „Kein „Aber“, das ist ein Befehl. Ich brauche dich, wenn wir die Hauptstadt erreicht haben, und zwar wach. Leg dich hin.“
    Manchmal hatte es doch Vorteile, Rodneys vorgesetzter Offizier zu sein – auch wenn oft die Nachteile überwogen. Jetzt konnte er seine Sorge über dessen schlechtes Aussehen hinter Befehlen verbergen und dafür sorgen, dass Rodney noch etwas Schlaf bekam.
    Dieser folgte kurz darauf Johns Order und legte sich hin. Erst als Rodneys tiefes Atmen verriet, dass er eingeschlafen war, erlaubte sich John ein Lächeln. Er würde niemals Rodney durch Zelenka austauschen. Auch wenn die beiden im Labor ein unschlagbares Team waren und sich gegenseitig beflügelten, war Rodney der Kreativere von Beiden. Zudem konnte Rodney inzwischen schießen und war auch sonst fit genug, um notfalls um sein Leben zu laufen. Das hatte er oft genug bewiesen. Aber um Rodney zu ärgern, machte es Spaß, diese Drohung auszusprechen.
    Kurz bevor John mit dem Check fertig war, kamen auch Ronon und Teyla. Sie sagten nichts, als sie den schlafenden Wissenschaftler sahen, sondern bemühten sich, leise zu sein.
    Ronon setzte sich auf den Platz des Copiloten, Teyla stellte sich hinter ihn und begrüßte John mit einem Nicken.
    „Alles in Ordnung mit ihm?“
    Mit einer Drehung ihres Kopfes deutete sie auf Rodney.
    „Ja, er hat nur etwas zu lang mit Zelenka diskutiert. Irgend so ein wissenschaftlicher Kram. Und in der Hitze des Gefechts hat er dann vergessen, dass er einige Stunden schlafen sollte. Ehrlich gesagt bezweifle ich, dass er überhaupt geschlafen hat.“
    „Es amüsiert dich?“, fragte Ronon.
    Darüber musste John einen Augenblick nachdenken, bis er feststellte, dass es tatsächlich so war.
    „Irgendwie schon. Rodney hat sich die letzten Monate sehr zusammengerissen, um mein Vertrauen wiederzubekommen. Scheinbar habe ich ihm wohl zu deutlich gezeigt, dass er es wieder hat.“
    Bevor Ronon etwas falsch verstehen konnte, sprach John weiter.
    „Ich bin froh, dass er verantwortungsbewusster geworden ist und seine eigenen Grenzen erkennt. Aber so nervig er als verrückter Wissenschaftler auch ist, manchmal hat mir genau das gefehlt.“
    Teyla nickte verstehend, sagte nichts mehr; auch Ronon hielt seinen Mund.
    „Hallo John! Alles in Ordnung? Sind Sie startbereit?“ Die Stimme kam aus seinem Headset. Wie immer meldete sich Doktor Weir noch einmal bei ihm, bevor sie das Stargate durchquerten.
    „Guten Morgen, Elizabeth. Ich bin mit dem Check durch und das Team ist vollzählig. In zwei Minuten sind wir weg.“
    „Dann wünsche ich Ihnen viel Erfolg. Kommen Sie heil zurück.“
    „Danke.“
    Ein Gefühl der Wärme stieg in John auf. Es waren diese kleine Gesten, die das Leben auf dieser Station trotz der widrigen Umstände so angenehm machten. Sie weckten das Gefühl, eine Heimat zu haben. Zum ersten Mal seit Jahren.
    Doch diese Gedanken sollten ihn nicht von seinem Auftrag abhalten. John wählte die Zielkoordinaten an und als sich der Ereignishorizont aufgebaut hatte, lenkte er den Puddle Jumper durch das Stargate.
    Auf M7K-693 angekommen beschleunigte er durch, um so schnell wie möglich vom Stargate wegzukommen.
    In der Pegasus-Galaxie konnte es gefährlich werden, wenn man keinen Sicherheitsabstand zwischen sich und das Gate brachte.
    Rodney war beim Durchqueren des Wurmlochs noch nicht einmal wach geworden. Er hatte unwillig geknurrt, den Kopf gedreht und war dann wieder ins Reich der Träume abgedriftet.
    Teyla hatte mit einem wissenden Blick zu John geschaut. Er grinste kurz, konzentrierte sich auf den Flug. Nachdem er einen Abstand von etwa fünfzig Kilometer gewonnen hatte, drosselte John die Geschwindigkeit und kreiste über dem Gelände, um sich zu orientieren.
    „Wie geht es weiter?“
    Ronon spähte zum Fenster hinaus. Außer einem Laubwald, der die Ebene unter ihnen bedeckte, war nicht viel zu sehen.
    Dafür, dass auf diesem Planeten eine Hochkultur sein sollte, wirkte die Natur viel zu unberührt. Aber das konnte täuschen. Um die Wraith zu überlisten, hatten es die Menschen der Pegasusgalaxie schon mit vielen Tricks versucht – meist erfolglos.
    „Es ist nicht einfach, sich zu orientieren. Als ich das letzte Mal hier war, hatten sie mich innerhalb einer Stunde nach meiner Ankunft gefunden. Sie haben mich zu ihrer Hauptstadt geflogen und als sie erfuhren, was ich war, haben sie mich ganz schnell rausgeschmissen, aus Angst, sie könnten ein Ziel der Wraith werden. Noch nicht mal ihren Namen habe ich erfahren. Die Stadt liegt Richtung Sonnenuntergang. Wie ich in der Besprechung sagte, brauchen wir etwa zwei Stunden.“
    „Das ist doch ein Anhaltspunkt.“
    Die Sonne stand im Zenit und gab einem beobachtenden Auge keinen Anhaltspunkt, in welche Richtung sie sich neigen würde, um irgendwann als flammender Ball hinter dem Horizont zu versinken. Doch innerhalb weniger Sekunden hatte der Bordcomputer errechnet, wo sie hin mussten.
    John setzte Kurs und machte sich auf zwei Stunden Langeweile gefasst.

    Die erste Stunde verlief tatsächlich sehr eintönig. Sie überflogen nur Waldgebiete und nirgendwo war eine Siedlung zu sehen.
    Als Teyla die ersten Anzeichen von Zivilisation fand, verringerte John die Geschwindigkeit und steuerte auf Teylas Entdeckung zu. Vielleicht konnten die Bewohner des Ortes Auskunft geben, wo die Hauptstadt lag.
    Je näher sie der Ansiedlung kamen, umso stärker wurde das beklemmende Gefühl.
    Die Felder, die sie überflogen, waren verwildert und alles deutete darauf hin, dass der Ort verlassen war.
    Direkt über dem Ortskern ließ John den Jumper über einem unbebauten Platz schweben. Dabei musste er aufpassen, da überall Strommasten standen. Die Häuser waren nicht aus Ton oder Holz errichtet, sondern aus Stein und Beton. Ronon hatte also Recht, dass die Bevölkerung technologisch recht weit entwickelt war.
    Es war niemand da. Keine Menschenseele war zu sehen. Der Anblick war nichts Neues für ihn und doch immer wieder erschreckend. Dieser Ort war verlassen und die Natur hatte begonnen, dieses Territorium zurück zu gewinnen. Nicht nur John und Ronon beobachteten aufmerksam die Siedlung, Teyla stand hinter ihnen und spähte durch die Frontscheibe.
    „Hier gibt es keine Menschen mehr. Wir sind zu spät. Wahrscheinlich haben die Wraith hier geerntet. Seit mehr als einem Jahr breitet sich die Natur ungehindert aus.“
    Das war genau zu der Zeit gewesen, als die Wraith versucht hatten, Atlantis zu stürmen. Und John fühlte sich heute noch schuldig, wenn er daran zurückdachte, wie viele Menschen hatten sterben müssen.
    Ändern konnte er an ihrem Tod nichts und nur indem sie die Wraith besiegten, konnte verhindert werden, dass es weitere Opfer gab. Ansonsten würde das Schlachten immer weiter gehen.
    Unwillkürlich verspannten sich seine Wangenmuskeln und erst nach einigen Atemzügen schaffte John es wieder, sich zu entspannen. Gleichzeitig bemerkte er, dass seine Teamgefährten ihn beobachteten.
    „Danke für die Information, Ronon. Aber es muss Überlebende geben. Die Wraith können es sich nicht leisten, alle umzubringen, schließlich wollen sie auch noch in hundert Jahren hier eine Nahrungsquelle finden.“
    Das war die bittere Ironie an der Sache. So brutal die Wraith auch waren, sie wollten die Menschen nicht ausrotten, sie durften es nicht, wenn sie selbst überleben wollten.
    „Wir sollten es in der Hauptstadt versuchen. Dort ist die Wahrscheinlichkeit am größten, Überlebende zu finden. Falls sich die Menschen nicht in die Wälder geflüchtet haben.“
    Teylas sachlicher Kommentar riss John aus seinen Grübeleien.
    „Gut, dann folge ich der Hauptstrasse. Sie wird uns hoffentlich den Weg weisen.“
    Ein Blick nach hinten überzeugte John, dass Rodney immer noch schlief. Am liebsten hätte er ihn geweckt, aber dann wäre Rodney absolut unausstehlich, wenn es daran ging, die Hauptstadt zu erkunden. Die ‚normalen’ Launen des Wissenschaftler waren für John meist nur noch amüsant, aber ein übermüdeter Rodney, der mehrere Kilometer laufen musste, war selbst für seine Geduld zuviel.
    Einen kurzen Moment überlegte John, ob es nicht sinnvoller wäre, die Mission abzubrechen und heimzukehren, doch es bestand die Chance, dass sie interessante Technologie fanden, selbst wenn deren Erfinder vernichtet worden waren.
    Dass John sich dabei wie ein Leichenfledderer vorkam, war sein eigenes Problem, das niemand mitbekommen sollte.
    John drehte ab, stieg höher und folgte der breiten Straße, die sich wie eine endlose Schlange durch die Landschaft wand. Der Beton war teilweise von Gras überwuchert und einige Risse hatten sich gebildet. John flog so hoch, dass er nicht sämtlichen Kurven folgen musste – auch wenn das seine Flugkünste herausfordern würde, kostete es zu viel Zeit.
    Immer wieder überflogen sie Ansiedlungen. Die ersten beiden Male überprüfte John, ob sie noch bewohnt waren, doch da es erfolglos war, konzentrierte er sich darauf, so schnell wie möglich anzukommen.
    Trotzdem dauerte es fast zwei weitere Stunden, bis sie die Hauptstadt erreichten. Schon von weitem konnte man erkennen, dass es ein imposanter Ort mit vielen Hochhäusern war. Doch als sie sich näherten, wurde klar, dass die Wraith auch hier schreckliche Ernte gehalten hatten.
    Ein Wolkenkratzer, der alle anderen Gebäude überragte, erweckte Johns Interesse. Kein Vergleich zu den Türmen von Manhattan, aber es war offensichtlich, dass der Architekt sein Handwerk verstanden hatte.
    Er umkreiste das Hochhaus, nur um dann enttäuscht abzudrehen. Es war eine Ruine, die er besichtigte. Die Fenster waren zerstört und die Wände wirkten, als ob sie unter heftigem Beschuss gestanden hätten. Wenn das Volk Widerstand geleistet hatte, war er zwecklos gewesen.
    „Da vorne ist ein großer Platz. Ideal zum Landen.“
    Ronon deutete nach rechts. Eine große freie Fläche ohne Stromkabel, Bäume oder andere Hindernisse, umrahmt von prächtigen Gebäuden. Wahrscheinlich war es eine repräsentative Anlage. Ein guter Ausgangspunkt, um die Stadt zu erforschen.
    Zwei Minuten später landete er den Puddle-Jumper, konnte aber ein kurzes Rütteln nicht verhindern. Dann stand er auf und ging zu Rodney. Dieser war erwacht und versuchte gerade, sich zu orientieren.
    „Ausgeschlafen?“
    Mit einem leichten Heben seiner Augenbraue betonte John die Ironie, die in diesem Wort lag.
    „Ich musste doch dem Befehl meines Colonels folgen. Wie weit kämen wir in dieser Armee, wenn ich dies missachten würde?“
    „Gut, dann schnapp dir deine Waffen, pack dein Laptop und nimm dir etwas zu essen mit. Wir werden einige Kilometer laufen müssen. Teyla! Ronon! Ihr geht Richtung Sonnenaufgang, meldet euch spätestens nach sechzig Minuten oder wenn ihr etwas Interessantes findet. Rodney und ich nehmen uns die andere Seite des Platzes vor.“
    „Sollten wir nicht auf eine diplomatische Mission gehen? Mit viel Gerede und noch viel mehr Essen, das ich nie vertrage?“
    „Tja, du hast zu lange geschlafen und einiges verpasst. Dieser Planet war mal bewohnt. Die Wraith haben nicht mehr viel übrig gelassen und unser Job wird es nun sein zu schauen, ob wir nicht doch noch etwas finden, das uns weiterbringt.“
    „Da freut man sich mal, sich mit Wissenschaftlern unterhalten zu können, deren Niveau über das eines Eisenzeitmenschen hinausgeht. Und was passiert? Ich muss mit dir auf Erkundung.“
    „Rodney, du kannst dir alles anschauen, ohne dass dir jemand auf die Finger haut und sagt, dass das nichts für dich ist.“
    Das wirkte. Die Enttäuschung war weggewischt und Rodney grinste breit.
    „Dann lass uns aufbrechen.“
    Natürlich übersah er, dass alle anderen nur auf ihn gewartet hatten. Kopfschüttelnd öffnete John die Luke.
    Sie traten hinaus in die Sonne, die nicht mehr ganz so hoch am Himmel stand. Aber es war immer noch sehr warm. John schätzte die Temperatur auf dreißig Grad.
    „Hier ist es viel zu heiß. Sollte diese Zivilisation nicht fortgeschritten sein? Wie wär’s mit einer Klimaanlage? Wie soll man denn da durch die halbe Stadt laufen?“
    John grinste. Rodneys Lamentieren war ein deutliches Zeichen, dass er jetzt wach und eigentlich ganz zufrieden war.
    „Tut mir leid, die war auf dreißig Grad justiert, als man die Fernbedienung kaputt gemacht hat. Du wirst dich mit der Temperatur arrangieren müssen.“
    „Geht aber nicht. Ich bin beladen wie ein Packesel. Was ist, wenn ich einen Hitzschlag bekomme? Oder vor Anstrengung zusammenbreche?“
    Johns Antwort kam fast automatisch.
    „Du bist doch derjenige, der seine kostbare Ausrüstung niemandem anvertrauen will. Und jetzt Abmarsch!“
    Immer noch murrend schulterte Rodney seinen Rucksack und ging los. John aktivierte den Tarnmodus, verschloss die Luke und folgte ihm. Teyla und Ronon waren bereits außer Sichtweite.
    Sie durchsuchten zuerst die Gebäude, die direkt am Platz lagen. Wie John erwartet hatte, waren es Verwaltungsgebäude. Die Einrichtung unterschied sich nur geringfügig von der irdischen Version. In Johns Augen war das, was der beginnende Verfall übrig gelassen hatte, sehr hässlich.
    Da Rodney im Forscherdrang wie ein Blitz durch sämtliche Räume fegte, die noch erhaltenen Schränke aufriss und nichts von Interesse fand, hielt er sich zurück.
    John hoffte genau wie Rodney, einen Computer zu entdecken, der ihnen Auskunft über den technischen Stand der hier untergegangenen Zivilisation geben konnte. Doch sie fanden nur Kleinigkeiten, die Schreibtische waren mit Rechenmaschinen bestückt, von denen Rodney eine einpackte, und in einem Büro gab es so etwas wie eine Sammlung von Handfeuerwaffen. Zwei davon wanderten ebenfalls in Rodneys Rucksack. Den größten Fund machten sie in den Kellern: ein riesiges Archiv mit Tonnen von Akten. Doch davon nahmen sie nichts mit.
    Nachdem sie das dritte Gebäude durchkämmt hatten, sah auch Rodney ein, dass er die Hoffnung begraben musste, etwas Verwertbares zu finden. Sie waren gerade im dritten Stock, als er alles stehen und liegen ließ, die Treppe runterstürmte und sich draußen auf die Stufen hockte. Seine ganze Haltung drückte Enttäuschung und Frustration aus.
    Anstatt das nächste Gebäude zu taxieren, blickte er in die Sonne. John hatte die Hoffnung schon nach der Durchsuchung des ersten Hauses aufgegeben, aber Rodneys Begeisterung hatte ihn einen sarkastischen Kommentar runterschlucken lassen. Die Mission war für zwei Tage geplant, da konnte sich Rodney ruhig in den Gebäuden austoben.
    John setzte sich zu ihm auf die Stufen. Dann nahm er seine Wasserflasche und trank einen Schluck. Anschließend reichte er sie seinem Teamgefährten. Rodney nahm sie mit einem dankbaren Seufzen, trank und blickte sich um.
    „Es ist schrecklich. So wie es hier aussieht, haben die Wraith vor einem Jahr ihre Ernte gehalten. In zehn Jahren sind die Aktenberge vermodert und in hundert Jahren wird niemand mehr wissen, dass es dieses Volk überhaupt gab. Wenn ich Archäologe wäre, könnte ich wenigstens das Wissen um diese Kultur bewahren. Aber einfach nur ihre Technologie zu nehmen ist…“ Rodney zögerte, bevor er weiter sprach „Es ist fast schon Diebstahl.“
    „Ich verstehe es“, antwortete John und blickte in den Himmel, wo ein großer Vogel seine einsamen Kreise zog. „Aber es ist unser Job. Wenn wir überleben wollen, können wir uns keine Sentimentalität erlauben.“
    „Ja, du hast ja Recht. Es war einer der Gründe, warum ich damals so unbedingt die Antiker-Waffe ans Laufen bringen wollte. Stattdessen habe ich einen Planeten vernichtet.“
    Es war einer der kostbaren Augenblicke, wo John hinter der Maske des egozentrischen, zynischen Wissenschaftlers blicken durfte.
    Eigentlich hatte sich John geschworen, nie wieder Freundschaft zu schließen – es hatte nur Unglück gebracht – doch bei Rodney ließ er es zu. Und wusste nicht, warum er es erlaubte – zu viele waren seinetwegen gestorben.
    John wusste, dass er deswegen bei seinen Kollegen als unnahbar galt. Aber es war zu ihrer Sicherheit. Und Frauen ließ er schon mal gar nicht an sein Herz. Deswegen waren für ihn die weiblichen Crewmitglieder tabu.
    Aber mit seiner Nervigkeit hatte sich Rodney irgendwie in sein Herz geschlichen. Ob es trotz oder wegen dieser Charaktereigenschaft war, wusste John nicht. Und deswegen hatte er ihm auch seinen fast schon krankhaften Ehrgeiz verziehen.
    „Das ist Vergangenheit, Rodney. Und du hast dich verändert. Wäre es anders, dann wären wir jetzt kein Team mehr.“
    Wieso saßen sie jetzt hier und führten tiefgründige Diskussionen?
    „Dann könnte ich jetzt in meinem Labor sitzen, Bahn brechende Entdeckungen machen und bräuchte nicht, schwitzend und von irgendwelchem Getier zerstochen, modrige Häuser zu durchsuchen. Das hier ist eigentlich weit unter meinen Fähigkeiten.“
    Scheinbar hatte Rodney die gleichen Gedanken und John ging erleichtert auf die Plänkelei ein.
    „Du vergisst, dass du im Labor auch noch massig Untergebene hast, die du terrorisieren kannst. Ich muss dich schon mitnehmen, damit deine Mitarbeiter wenigstens hin und wieder in Ruhe arbeiten können.“
    „Klar, kaum bin ich zwei Tage nicht da, läuft alles schief. Die sind ohne mich hilflos. Wie lange soll der Ausflug eigentlich dauern, jetzt wo wir keine Verhandlungspartner mehr haben?“
    „Das mache ich von dem abhängig, was wir finden. Entweder bleiben wir die Nacht hier, und gehen morgen am späten Nachmittag wieder durchs Tor oder wir fliegen schon heute Abend weg. Was meinst du?“
    Von Rodney kam ein zustimmendes Brummen.
    Es war ein schöner Tag und John fand es sehr angenehm, einfach nur in der Sonne zu sitzen. Fast wie im Urlaub. Doch da in wenigen Stunden die Abenddämmerung einsetzte, war es an der Zeit weiterzumachen.
    Er stand auf und streckte sich.
    „Komm Rodney, wir sollten weiter suchen. Irgendetwas Vernünftiges müssen wir doch Teyla und Ronon präsentieren können. Wir sollten uns ein Stück aus dem Verwaltungsgebiet hinaus bewegen. Vielleicht finden wir eine Industriezone.“
    „Wenn du mich hochziehst, folg ich dir, wo immer du mich hinführst. Ohne Hilfe komm ich mit dem Rucksack nicht hoch.“
    Auffordernd hielt John seine Hand hin und Rodney umfasste sein Handgelenk. Als sie in die nächste Straße einbogen, sah der Colonel am Himmel den aufgehenden Vollmond.
    Seit seiner Kindheit hasste er Vollmondnächte.

    tbc
    Geändert von Aisling (06.12.2008 um 10:03 Uhr)
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  22. #17
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    Auch die Fortsetzung find ich klasse... aber warum steht bei den Personen jetzt schon Severus Snape?


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  23. #18
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    da muss ich meinem vorposter zustimmen. ich hab nichts von snape gelesen. Das cover erklärt die ähnlichkeit von john und harry. interessantes kapitel bin gespannt auf die fortsetzung.

  24. #19

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    Den Header poste ich immer nur zum Beginn einer Story - mit Angabe der Hauptcharaktere. Und Snape wird auftauchen. Keine Sorge
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  25. #20
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    Zitat Zitat von Aisling Beitrag anzeigen
    Den Header poste ich immer nur zum Beginn einer Story - mit Angabe der Hauptcharaktere. Und Snape wird auftauchen. Keine Sorge
    Achso. Verstanden.


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