Autor: Chayiana
Titel: Die Anderen
Serie: SGA
Genre: von allem etwas ... Drama, Angst, ein wenig Action, whump, am Ende etwas Slash (McShep, was sonst? *g*)
Rating: PG-13
Spoiler: Die Geschichte spielt im ersten Drittel der 4. Staffel, aber es gibt keine direkten Spoiler fuer die Folgen, ich setze lediglich voraus, dass man die Personen kennt, die zu dem Zeitpunkt auf Atlantis sind. Wirkliche Bezuege wird es nur zu Details aus der 3. Staffel geben.
Disclaimer: Mir gehoert leider nichts davon, alles MGM und Konsorten ... und Geld will ich damit auch nicht verdienen, alles nur zum Spass!
A/N: Vielen Dank an meine Beta-Leserin Mika-Chan!
Die Anderen
Kapitel 1
Völlig ausgepumpt schlurfte Rodney McKay in Richtung seines Quartieres. Alles, was ihm in diesem Moment vorschwebte, war eine heiße Dusche und eine halbe Stunde Schlaf, bevor er sich wieder seiner Arbeit widmen würde. Eine Arbeit, die wohl viel mehr dem Schutz von Atlantis diente als diese fruchtlosen Trainingseinheiten mit Ronon. Natürlich war ihm klar, dass es durchaus Sinn ergab, wenn er sich etwas von den Kampftaktiken des Satedaners aneignete. Schließlich war das Letzte, was er wollte, dass das Team auf ihn Rücksicht nehmen musste, wenn sie mal wieder von irgendwelchen dahergelaufenen Barbaren auf einem dieser hinterwäldlerischen Planeten in die Enge getrieben wurden.
Doch zu seinem Leidwesen musste er sich auch eingestehen, dass er nicht wirklich das Gefühl hatte, Fortschritte zu machen. Er kam einfach nicht dahinter, was Ronon mit seinem ewigen „Schau mir immer in die Augen, Kleiner“ erreichen wollte. Wieder und wieder predigte sein Freund ihm dies während ihrer Übungsstunden. Doch so oft dieser es auch wiederholte, dass man in den Augen des Gegners dessen nächste Bewegung erkennen könne, sah Rodney in Ronons Augen lediglich das diebische Vergnügen, ihm erneut einen Schlag auf ziemlich empfindliche Körperteile zu versetzen.
Auch heute würde es wahrscheinlich schwierig werden, die Hämatome, die sich gerade überall auf seinem Körper schmerzhaft bildeten, an seinen zwei Händen abzuzählen. Und ganz sicherlich würde McKay auch wieder seine restliche Arbeit im Stehen verrichten und die Nacht auf dem Bauch schlafend verbringen. Und er hasste es, auf dem Bauch schlafen zu müssen, weil ihm das wiederum sein Rücken am nächsten Morgen nicht verzeihen würde. Ein Teufelskreislauf – aber was tat er nicht alles für sein Team.
Märtyrerisch aufseufzend fuhr Rodney mit der Hand über den Öffnungsmechanismus der Tür zu seinem Quartier, als ein kurzes Knacksen in seinem Head-Set die dunkle Vorahnung in ihm aufsteigen ließ, dass die heißersehnte Dusche noch warten musste.
Sein unwirsch gefauchtes „Was?“ war wohl in der der Aktivierung seines eigenen Gerätes untergegangen, denn die Stimme am anderen Ende entgegnete etwas verunsichert.
„Zelenka an Dr. McKay. Rodney, bist du das?“
„Wer sollte hier wohl sonst sein, Radek, wenn du meinen Kanal wählst?“, erwiderte Rodney entnervt. Eine Stunde ohne sein bahnbrechendes Genie und er war gezwungen sich zu fragen, welche Katastrophe nun schon wieder über Atlantis hereinbrach. „Was ist los? Wer hat diesmal seine Inkompetenz unter Beweis gestellt?“
McKay konnte praktisch sehen, wie sein Kollege ergeben die Augen verdrehte, bevor er antwortete:
„Niemand, Rodney, zumindest nicht wissentlich. Es geht um den Schild, den für das Tor. Er läßt sich nicht mehr aktivieren. Ich denke, du solltest dir das mal ansehen.“
„Natürlich sollte ich mir das ansehen, Radek. Welch grandioser Gedankengang!“, erklärte Rodney schnippisch. „Doch was viel wichtiger ist ... wieso erfahre ich erst jetzt davon? Kann sich denn hier keiner außer mir vorstellen, was ein nicht funktionierender Iris-Schild für uns bedeuten kann? Wraith, Replikatoren ... jedes uns feindlich gesonnene Wesen der Pegasus-Galaxie kann jetzt ungehindert in Atlantis einmarschieren und eure ach so wertvollen Hinterteile ins Jenseits befördern. Also, warum ...“
„Rodney ... „, unterbrach Zelenka nun seinerseits ziemlich genervt McKays Redeschwall, „wir haben es eben erst bemerkt. Und das Erste, was ich getan habe, nachdem sich der Schild nicht automatisch aufbaute, als Lieutenant Kemp das Tor von 834 aus anwählte, war, dich zu informieren.“
„Oh ...“, brachte Rodney regelrecht ausgebremst hervor.
„War das etwa nicht richtig?“
Selbstverständlich war diese Vorgehensweise richtig gewesen. Und Zelenka wusste das ganz genau, und er wusste ebenso, dass Rodney wusste, dass er es wusste, weshalb diese Frage grundlegend irrelevant gewesen war und lediglich dazu diente, McKay von seinem vermeintlich hohen Ross herunterzuholen. Doch diese Genugtuung würde Rodney dem Tschechen nicht gönnen, also erwiderte er nur knapp:
„Ich bin in zwei Minuten da. Und wehe, es pfuscht irgendjemand in der Zwischenzeit an den Kontrollen herum.“
Ein wenig wehmütig schaute er noch kurz durch die mittlerweile geöffnete Tür seines Quartieres, aber die Sicherheit der Stadt stand unglücklicherweise noch vor der Körperhygiene auf der Liste seiner Prioritäten. Mit einem prüfenden Schnüffeln an seinem Shirt schwor er sich, die Reihenfolge dieser Liste bei Gelegenheit zu überdenken, und wandte sich dann in Richtung des Kontrollraumes.
~~~
„Also, was ist passiert?“
Ohne ein Wort des Grußes scheuchte er Chuck mit einer wedelnen Armbewegung von der Gatekonsole weg und ließ sich auf den Stuhl fallen. Auffordernd sah er die Menschen, die sich in diesem Moment um das Herzstück des Tores versammelt hatten, einen nach dem anderen an.
Lieutenant Kemps Gesicht zeigte diesen typischen „Mein Name ist Hase“-Ausdruck, den die Militärs immer dann auflegten, wenn es um die Technik der Antiker ging. Sam hingegen zuckte nur mit den Schultern und blickte dann ihrerseits Zelenka und den Tortechniker an. Letztere schauten sich gegenseitig an, bevor Chuck zögerlich den Anfang machte.
„Im Grunde genommen lief alles wie gewohnt. Wir erhielten die Meldung eines eingehenden Wurmlochs, Lieutenant Kemp wollte planmäßig mit seinem Team nach Atlantis zurückkehren“, berichtete er. „Doch dann baute sich der Schild nicht wie sonst üblich vor der Übertragung des ID-Codes auf.“
„Ja, aber nachdem wir uns vergewissert hatten, dass es auf der anderen Seite keine ungewöhnlichen Vorkommnisse gegeben hatte, ließen wir das Team durch“, erzählte Radek nun weiter und schob dabei die Brille auf seiner Nase nach oben. „Danach haben wir nochmals versucht, den Schild zu aktivieren, aber die Kontrollen reagieren einfach nicht. Das ist eigentlich schon alles. Als Nächstes habe ich dich angefunkt, Rodney.“
Ohne einen weiteren Kommentar, aber dafür mit einem umso deutlicheren misstrauischen Stirnrunzeln, verschwand Rodney unter der Konsole, um an die sensiblen Steuerkristalle heranzukommen. Keine fünf Minuten später kam er mit einer kleinen Kristallplatte und einem triumphierenden „Ha!“ wieder zum Vorschein. Etwas mühsam rappelte er sich vom Boden hoch.
„An dieser Platine gab es eine Überlastung, die wohl die Verbindung zum Hauptsteuerkristall unterbrochen hat. Ich nehme mal an, dass das bei der letzten Aktivierung des Schildes passiert sein muss“, erklärte er den Umstehenden und schaute dabei selbstgefällig in die Runde.
„Okay, Rodney, aber warum?“, fragte Zelenka nun völlig zurecht nach.
„Nun, das ... das weiß ich noch nicht“, erwiderte Rodney konsterniert und wandte sich dann an Sam: „Wann war das letzte Mal, dass der Schild aktiviert wurde?“
„Vorgestern, als du und das Team von M4J-638 zurückgekommen seid“, entgegnete Carter ohne zu überlegen.
„Richtig“, meinte Rodney nachdenklich. Gestern war ja der obligatorische Erholungstag gewesen, an dem es keinerlei Missionen gegeben hatte. Sicherlich wäre ihm das auch noch eingefallen, aber es konnte wohl niemand erwarten, dass er sich mit solch unbedeutenden Kleinigkeiten auseinandersetzte. Zumal die Idee eines freien Tages so gar nicht in seine Arbeitsplanung passte und er auch nicht gedachte, sich irgendwann noch mal in seinem Leben an diese unsinnige Vorschrift zu halten. Nicht nach dem, was mit Carson geschehen war.
„Aber was kann denn nur diese Überlastung ausgelöst haben?“ unterbrach Radek McKays Gedanken. „Es gab doch keine Unregelmäßigkeiten, oder? Rodney?“
Innerlich die beklemmenden Erinnerungen abschüttelnd, sah Rodney auf.
„Was? Nein. Aber wir haben auch nicht danach gesucht, weil alles normal erschien. Ich werde mir gleich die Tordiagnostik noch mal ansehen. Die Inschriften auf den Ruinen der Antiker dort müssen auch noch entschlüsselt werden, vielleicht gibt uns das ebenfalls einen Anhaltspunkt darauf, was eigentlich passiert ist“, überlegte er laut und reichte dann Radek die kleine Kristallplatine. „Den Rest hier kriegst du ja wahrscheinlich auch ohne mich hin, nachdem ich den Fehler schon für dich gefunden habe.“
„Sicher, Rodney“, erwiderte Zelenka ergeben, doch nicht, ohne den leichten Stimmungsumschwung seines Kollegen und Freundes bemerkt zu haben. Er kannte McKay nun seit fast vier Jahren, in denen er ihn wohl besser kennengelernt hatte als die meisten anderen auf dieser Expedition, und instinktiv wusste Radek, in welche Richtung Rodneys Gedanken eben gewandert waren. Und so konnte er auch dessen nächste Worte ...
„Doch bevor ich euch ein erneutes Mal mit meinem Genie beeindrucken und euch des Rätsels Lösung präsentieren werde, habe ich erst mal eine Verabredung mit meiner Dusche.“
... mit einem leisen Lächeln verzeihen. Ja, Radek wusste, wie McKay tickte und dass sich unter der meist ruppigen und überheblichen Schale ein durchaus weicher Kern verbarg. Aber natürlich würde er sich hüten, ihm das jemals zu erzählen ...
~~~
„Das ergibt einfach keinen Sinn!“
Frustriert wandte Rodney sich von seinem Computerbildschirm ab und begann damit, vor seinem Labortisch auf- und abzulaufen, wobei er sich mit Daumen und Zeigefinger die Nasenwurzel massierte. Je mehr er über dieses offenbare Absurdum nachdachte, desto stärker wurden die dumpfen Kopfschmerzen, die sich - von seinem Nacken ausgehend - nun in den Stirnbereich vorarbeiteten.
„Was ergibt keinen Sinn?“
Überrascht sah McKay auf. Es war mittlerweile später Abend in Atlantis geworden und er hatte nicht erwartet, dass Radek noch einmal im Labor vorbeischauen würde.
„Nun, diese ganze Schildgeschichte“, begann er aber dann doch bereitwillig zu erklären. Er steckte in einer Sackgasse und vielleicht half es ja, wenn er Zelenka das Dilemma schilderte, als es immer nur wieder still vor sich herzubeten. „Laut meinen Berechnungen kann die Überlastung von genau diesem Teil der Schildkontrolle nur dadurch hervorgerufen werden, wenn tatsächlich etwas den Schild durchdrungen hat. Aber den Aufzeichnungen nach haben weder die internen Sensoren des Schildes noch die Sensoren der Stadt etwas registriert. Da ist nichts durchgekommen. Und das passt einfach nicht zusammen.“
Aufseufzend blieb Rodney endlich stehen und sah den Tschechen beinahe hoffnungsvoll an.
„Und wenn es sich um eine zufällige Fehlfunktion gehandelt hat?“, gab Zelenka zu bedenken. „Wäre schließlich nicht das erste Mal ...“
„Danke, Radek, sehr hilfreich“, erwiderte Rodney ironisch und verdrehte die Augen. „Darauf bin ich in der Tat auch schon gekommen.“
„Ich wollte nur ...“
„Ja, Radek, ich weiß ...“, meinte McKay nun plötzlich nachdenklich, während die nervöse Anspannung von ihm abfiel. „Es ist nur so, dass, wenn mich dieser Ort ... diese Galaxie, eines gelehrt hat, dann das, dass es so etwas wie Zufälle hier nicht gibt. Irgendwie hat hier alles seinen Grund. Und meistens liegt dieser darin, uns das Leben schwer machen zu wollen. Deshalb habe ich Probleme damit, an eine einfache Fehlfunktion zu glauben. Verstehst du das?“
„Natürlich, Rodney, aber ich fürchte, manchmal müssen wir wohl leider den Paradoxen der Pegasus-Galaxie Tribut zollen und sie das sein lassen, was sie sind, wenn wir nicht wollen, dass sie uns in den Wahnsinn treiben“, antwortete sein Freund sinnierend. „Du weißt, der Schild ist wieder funktionsfähig und es gibt nichts, das sich in Atlantis befindet, was nicht auch hierher gehört. Gönn deinem Verstand eine Pause.“
Für einen Augenblick sahen sich die beiden Männer schweigend an, bevor sich Zelenka dazu entschied, das Thema zu wechseln.
„Haben denn die Inschriften auf den Ruinen irgendetwas ergeben?“
„Ha, womit wir wieder bei den Paradoxen dieser Galaxie wären“, bemerkte Rodney und seufzte leidvoll auf. Er wandte sich wieder seinem Laptop zu und rief die Bilder der Videoaufzeichnung besagter Inschriften auf. „Hier haben wir nämlich das Nächste. Entweder hat der Antiker, der diese Texte auf M4J-638 verewigt hat, seinen völlig eigenen und damit unentschlüsselbaren Code benutzt oder er war schlichtweg verrückt. Die ergeben noch viel weniger Sinn als der Zusammenbruch der Schildes.“
Noch einmal seufzte McKay auf.
„Wahrscheinlich hast du recht und ich sollte mir wirklich eine Pause gönnen.“
„Ja, Rodney“, stimmte Radek ihm Einfachheit halber zu und schickte noch ein „Gute Nacht“ hinterher, bevor er das Labor verließ. McKay überlegte einen Augenblick, ob er nicht doch noch einen letzten Versuch unternehmen sollte, die Inschriften zu entschlüsseln, entschied sich dann aber dagegen. Das konnte bis morgen warten. Und so speicherte er die letzten Datensätze ab und packte langsam seine Sachen zusammen. Als er schließlich dem Computer den Befehl zum Herunterfahren gab, hörte er plötzlich Schritte hinter sich.
„Radek, ich sagte doch, dass ich auch Schluss mache“, meinte er, ohne sich umzudrehen. „Ich fahre nur eben noch ... Radek?“
Aus einer inneren Ahnung heraus, wandte er sich nun doch um und sah ... niemanden.
Sekundenlang starrte Rodney verwirrt in das menschenleere Labor. Er hätte schwören können, dass er Schritte vernommen hatte. Mit einem klammen Gefühl in der Magengegend untersuchte er kurz die wenigen Versteckmöglichkeiten. Doch er konnte nichts und niemanden entdecken.
„Oh mein Gott, ich werde noch paranoid“, presste er hervor. Fast hätte er sich gewünscht, dass irgendeiner seiner unterbemittelten Mitarbeiter ihm einen Streich spielen und ihn mit einem lauten „Buh!“ erschrecken wollte. Und er wusste nicht, ob er jetzt froh oder enttäuscht sein sollte, dass dem nicht so war. „Alles, was ich jetzt noch brauche ... ein weiteres Paradox!“
Entschlossen klappte er den Laptop, der nun vollständig heruntergefahren war, zu und verließ endgültig das Labor. Wenn er so recht darüber nachdachte, hatte er die Schritte gar nicht wirklich gehört. Es fühlte sich nun mehr nach einem Echo in seinem Kopf an, das Echo einer Erinnerung ...
Was für ein merkwürdiger Gedanke. Es wurde wirklich Zeit, dass er eine Mütze voll Schlaf bekam, vor allem, wenn er für die morgige Mission fit sein wollte. Ansonsten durfte er sich wohl schon jetzt auf die spitzen Kommentare des Majors freuen, wenn dieser merkte, dass er mal wieder zu lange gearbeitet hatte.
tbc