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Thema: Merry Christmas oder wie Jack Weihnachtsfreuden bescheren ging

  1. #1
    First Lieutenant Avatar von sethos
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    Standard Merry Christmas oder wie Jack Weihnachtsfreuden bescheren ging

    So, Ihr Lieben, hier nun wie versprochen eine kleine alte Weihnachts-FF um ein wenig Adventsstimmung zu verbreiten. Wünsche Euch allen einen schönen ersten Advent.



    Merry Christmas oder wie Jack Weihnachtsfreuden bescheren ging



    Autor: sethos
    Rating: G
    Staffel: Staffel 3 oder 4
    Spoiler: Insekten des Todes ( Bane )

    Anmerkung: Hinterfragt nicht alle technischen Einzelheiten, SGC Levels und mögliches OOC Verhalten. Es soll Euch nur ein wenig entspannen. Vielen Dank an Antares für das liebe Beta.


    Inhalt: O’Neill ist immer für eine Überraschung gut

    Disclaimer: Also natürlich gehören die mir nicht, auch wenn ich wirklich nichts dagegen hätte. Aber ich denke, sie würden sich bei mir schnell langweilen ..obwohl ich sie bestimmt auch mal, ab und zu, mit Euch teilen würde, aber leider- Alle Charaktere und sämtliche Rechte an SG-1 gehören MGM/UA World Gekko Corp. Secret Produktions. Diese Fanfic wurde lediglich zum Spaß geschrieben und nicht um damit Geld zuverdienen. Jegliche Ähnlichkeiten mit lebenden und toten Personen ist zufällig und nicht beabsichtigt.


    *************




    „Hatschi!“, prustete O’Neill quer durch den langen Zugangsflur, der zu den oberen Fahrstühlen führte, so das es wild echoend darin widerhallte.

    Verdammt, der Teufel sollte P3X- ‚nein, will mich gar nicht erinnern’ holen, ebenso wie den dämlichen eiskalten Regen und die elendige Erkältung die er sich dadurch zuggezogen hatte. Erst sprang die Sache Daniel an, dann erwischte es Carter. Doch hatte er ganz felsenfest daran geglaubt, dass auch diesmal der Kelch an ihm vorüber ziehen würde. Pustekuchen!
    Gestern die Hals- und Gliederschmerzen und heute der Schnupfen...„Hatschi!“

    „Gesundheit, Sir!“

    „Danke.“ O’Neill starte am Rande des Taschentuches vorbei entgeistert auf die grüne picksieg-sperrige Masse, die sich da gerade bemühte, Zugang zum Fahrstuhl zu gelangen. Irgendjemand versuchte doch allen Ernstes, einen Weihnachtsbaum zum SGC hinunter zu befördern, oder besser gesagt, in den Zugangsfahrstuhl zu zerren.

    „Siler, sind Sie das?“

    „Ja Sir. Tut mir Leid, Sir. Aber das dauert noch etwas.“
    Das grüne Gewirr ruckte entschlossen vorwärts, ohne wirklich dem Endziel, nämlich der vollständigen Ausfüllung des Fahrstuhles, näher zu kommen.

    „Ein echter Baum, Siler? Wozu denn das?“

    „In ein paar Tagen ist Weihnachten, Sir.“

    „Das weiß ich auch, Siler, oder was glauben Sie, warum ich mich mit meiner Erkältung ins SGC schleppe?“

    „Das weiß ich nicht, Sir. Warum?“

    „Weil ich das Weihnachtskettengebamsel und Rentieraufgebaue meiner Nachbarn nicht mehr mitansehen kann! Und auch nicht all ihre tonnenschwere Geschenke schleppenden, selig grinsenden Gattinnen. Hatschi!“

    „Tut mir leid, Sir. Gesundheit, Sir.“
    Der Weihnachtsbaum ruckte zum nächsten Versuch.

    Der Sergeant vom Sicherheitsscheck, welcher schon seit einer ganze Weile interessiert in ihre Richtung lugte, arbeitete gegen ein unvorschriftsmäßiges Grinsen an.

    „Siler, was ist mit dem künstlichen Baum, der all die Jahre in der Kantine stand? Nicht mehr gut genug?“

    „Der ist kaputt, Sir. Irgendwas mit der Elektrik. Dr.Lee repariert ihn gerade. Und ich dachte, so ein echter...“
    Wieder ein erfolgloser Ruck.

    „Und die Lastaufzüge?“

    „Die blockiert die Küche mit einer Lieferung.“

    „Beide?“

    „Beide, Sir. Groß - Lieferung! - Weihnachtsmenü.“
    Ein kräftiger, doch leider erfolgloser Zug begleitete Silers Worte.

    Oh, na dann, Siler. Lassen sie sich Zeit, ich warte.“

    „Danke Sir, wirklich nett.“ Silers Stimme wirkte irgendwie etwas „abgeklemmt“. Der Baum schaffte einen weiteren optimistischen Zentimeter.

    Jack seufzte still duldend und warf sich anlehnend gegen die Wand.
    ‚Ding’- machte es und die Fahrstuhltüren schlossen sich gehorsam.
    Ein ungutes, knirschendes Geräusch entstand, bevor die Fahrstuhltüren den Widerstand registrierten und sofort wieder öffneten.

    O’Neills Kinn klappte runter. Geschockt starrte er auf die säuberlich abgesäbelte Weihnachtsbaumspitze zu seinen Füßen und den geköpften Rest. Entsetzt wandte er das Gesicht um. Seine Schulter ruhte unwissend mitten auf dem Fahrstuhlbedienungstableau und... auf der Türschließtaste.

    Der Wachmann versenkte urplötzlich seinen Kopf in den Sicherheitsprotokollen. Seine Schultern zuckten unkontrolliert, ein erstickter Laut klang an O’Neills Ohr. Irgendwie hatte Jack den Verdacht, dass der Mann gerade sehr mit der allgemein zu erwartenden Disziplin kämpfte, Siler tat es auf jeden Fall. Samt des nun geköpften Baumes arbeitete er sich aus dem Fahrstuhl, was mit einmal erstaunlich schnell und recht rücksichtslos vonstatten ging und starrte erst ungläubig auf die gekappte Spitze und dann auf O’Neill. Jack machte sich bewusst, dass er gar nicht hören wollte was sich jetzt in Silers Innerem abspielte. Inständig hoffte er, dass Siler auch dieses Mal ein Sergeant der alter Schule war und er bestimmt nicht wegen eines Baumes....oder doch?

    „Tut mir Leid, Siler. Ich mach das wieder gut.“

    „Sir, das war ein 50 Dollar- Baum.“

    Silers jammervoller Blick galten noch immer den Leichenteilen des so sinnlos Gemeuchelten. O’Neills schlechtes Gewissen kreuzigte ihn.

    „Besorgen Sie einen Neuen, Siler. Ich übernehme die Rechnung.“

    Murrend zog Siler ab, den nutzlosen Torso, leise Tannennadeln verstreuend, mit sich ziehend.
    Der Wachmann kramte immer noch sehr beschäftigt in seinen Papieren.
    Jack stand vor dem Fahrstuhl, den kläglichen Rest zu seinen Füßen.
    Verschämt bückte er sich danach:
    ‚Weihnachtsbaummörder! -Toller Einstand, Jack. Was bist du doch für ein Feiertagshasser!’

    ~~~~

    Daniel brütete in seinem Büro über irgendwelchen Schriftkopien. O’Neill registrierte die rotgeschwollene Nase des Freundes, welche festtagsgerecht eine hübsche Rentier Rudolph Imitation angenommen hatte, aber auch, dass Daniel sich wohl bereits auf dem Wege der Besserung befand. Auf jeden Fall hatte sich sein Schnupfen von einem niesenden in einen laufenden verwandelt.

    „Wie geht’s ?“, fragte Jack höflich Anteil nehmend.

    „Besser“, schnaubte Daniel hinter einem Klineex hervor. Die Schachtel neigte sich bereits bedenklich dem Ende zu, trotzt Jumboausführung.

    „Und Carter?“

    „Oh, Sam wirbelt schon wieder in ihrem Labor. Ich denke bei ihr ist alles ausgestanden.“

    „Gut.“

    Jack druckste unsicher umher. Eigentlich wollte er nur diese dämliche Weihnachtsbaumspitze an Daniel loswerden und eine gewisse tröstende Anteilnahme bei einem Stell- dir- vor- was- mir- gerade- passiert- ist erhalten, doch Daniel schenkte ihm nicht die schuldige Aufmerksamkeit. Jedenfalls schienen ihn die Schriftzeichen eindeutig mehr zu interessieren als Jack auf der Suche nach der dringend erwünschten Das- kann- doch- jedem- passieren, Weihnachtsbaum- Satisfaktion.

    O’Neill strich durch das Büro, unschlüssig ob er Daniel einfach so davon erzählen sollte. Auf einem Hocker stand ein unbekannter Pappkarton. Jack lugte gelangweilt hinein.

    „Daniel, was ist das?“

    „Oh, mein Weihnachtsbaumschmuck. Siler meinte er braucht welchen und das Zeug stand bei mir sinnlos rum.“
    Jack beförderte die Baumspitze mit Schwung in den Karton, irgendwie hatte er den Eindruck das sie genau dort hingehörte.

    „Da fällt mir ein Jack“, näselte Daniel, ohne auch nur einmal von seiner Arbeit aufzusehen: „Lee versucht den Baum vom vergangenen Jahr zu reparieren. Ich glaube, da sind noch ein paar Kugeln kaputt gegangen. Wenn du gerade nichts zu tun hast, bring ihm das Zeug doch rüber.“

    „Stör ich eigentlich sehr?“

    „Genaugenommen...“

    „Schon gut, so direkt wollte ich es gar nicht wissen. Ich bringe das Zeug zu Lee.“

    Etwas bedeppert stand Jack mit dem ganzen Kram auf dem Flur und machte sich schnaufend und missgelaunt auf den Weg. Eigentlich sollte er sich zu Hause auskurieren, jedenfalls wenn es nach Doc Fraiser ging. Stattdessen schleppte er sich halbkrank hierher, weil er diesen ganzen Weihnachtsrummel seiner Nachbarn nicht mehr ertragen konnte und nun wurde er zum hilflosen Weihnachtsboten degradiert.

    Aber, - ein stiller Lichtblick stieg in ihm auf, - vielleicht tauschte ja Lee den Karton gegen einen Kaffee ein. Hoffnungsvoll öffnete Jack die Tür zum Labor.

    „Nein, nein, Will. Das habe ich schon versucht. Sieh da noch mal nach!“

    Quer über den Labortisch erstreckte sich schon wieder ein Weihnachtsbaum.
    Dieses Mal sogar ein komplett geschmückter, einschließlich Lampen, Kugeln, Lametta und eines großen, beeindruckenden Lichtsterns an der Spitze.
    Jack erkannte zweifelsfrei das Model, dass all die Jahre zuvor in der Adventszeit, die Kantine mit seinem blinkenden kitschigen Charme, in eine Art Behelfsbistro verwandelt hatte.
    Nun lag er etwas leblos ausgebreitet da.

    Lees Gesicht schoss hinter Tisch und Baum nach oben.
    „Oh, Colonel O’Neill. Kann ich helfen?”

    „Eigentlich wollte ich...“

    „Tut mir leid, Colonel, wir müssen das hier erst zu Ende bringen. In vier Tagen ist Weihnachten und der Baum...Sie verstehen?“

    „Klar doch.“

    Lees Kopf verschwand wieder hinter der bunten Masse und gesellte sich allem Anschein nach zu Will, den Jack ebenfalls irgendwo in dieser Gegend vermutete.
    Etwas deplaziert verblieb Jack mit seinem Karton in der Tür stehen und fragte sich wohin damit.

    „Was ist denn kaputt?“, versuchte er es möglichst interessiert.

    Lees Kopf schoss wie ein Stehaufmännchen wieder hervor.
    „Das wissen wir noch nicht. Die Lampen, definitiv die Lampen und noch so einiges. Wir prüfen...“ Der Kopf verschwand wieder.

    Jack zog die Stirn in Falten und konzentrierte sich auf den Lampenstecker zu seinen Füßen.
    „Aber dazu brauchen Sie doch Strom...“, griff beherzt nach dem Stecker und beförderte ihn hilfsbereit in die passende Steckdose.

    Und…Puff!

    Ein greller elektrischer Blitz durchzuckte kurz den Baum. - Peng! - Schlagartig wurde es dunkel, - wenn man von dem letzten wunderbar farbigen Aufglühen des gestrandeten Plastikweihnachtsbaumes einmal absah.
    Ein wirklich effektvoller Abgang den er da gab, dass musste man ihm lassen, die stinkende Rauchwolke irgendwie nicht mitgerechnet.

    Die Notbeleuchtung schaltete sich an, die Lüftung beeindruckte mit technischem Hochdrucksummen und ein wunderschön blinkendes Rotlicht gab der ganzen Sache die besondere Stimmung:
    „ Kontaminierungsalarm!“ Blink, Blink, „Kontaminierungsalarm!“ – ‚Toll, so eine Computersteuerung’.

    Lee tauchte ganz langsam wieder auf. Sein Gesicht wies ein paar dekorative Russspuren auf und seine Brille wirkte etwas schief. Ungläubig starrte er auf das noch leise knisternde und zischende Gerippe vor sich und dann auf den Colonel. Sein Assistent hustete luftringend hinter dem Tisch. Kein Wunder bei dem beißendem Gestank nach brennendem Plastik.
    Jacks Augen klebten für einen Moment geschockt auf Lee und dem geschmolzenem schwarzen Baumgestrüpp - „Kontaminierungsalarm!“ Blink, Blink, – klemmte sich den Karton fest unter den Arm: „Eh, ich glaube Hammond sucht mich...“, und trat die offene Flucht an.

    Irgendwie hatte er gedacht, dass mit Siler wäre ein schlechter Tagesbeginn gewesen. Etwas, das jedem einmal passieren konnte. Aber jetzt auf einmal...
    Ziemlich unentschlossen stand er mit dem dämlichen Karton und der Weihnachtsbaumspitze auf dem Flur. Der Gestank nach verschmortem Plastik hing in seiner Uniform.

    Apropos Siler.
    Hinter der nächsten Ecke verschwand ein Trupp Männer mit einem langen, grünen Gegenstand zwischen sich. Der Letzte von ihnen sah verdächtig nach Siler aus.
    ‚Kantine!’, schoss es O’Neill durch den Kopf. In der Kantine bekäme er einen Kaffee. Vielleicht traf er ja Sam oder Teal’c. Vielleicht auch andere geneigte Zuhörer für seine unglückliche Geschichte. Vielleicht errettete ihn irgendjemand dort aus seinem momentanen Elend. Und welch gute Idee, den störenden Karton konnte er dort auch ganz leicht ‚vergessen’.
    Zufrieden mit sich und seinen Überlegungen stapfte er zur Kantine.

    Siler und seine Männer zurrten gerade ein riesiges, grünes, eingeschnürtes Etwas in seinem Ständer fest. Oho, ein neuer Weihnachtsbaum! Das ging aber schnell!
    Der Koch und zwei seiner Mitarbeiterinnen bewunderten still die plötzliche Umgestaltung ihres Reiches. Die Kantine war leer und das Objekt von Jacks momentaner Begierde - die Kaffeekanne - schwebte verführerisch in der Hand der Küchenhilfe.

    „Hatschi!“

    Alle Köpfe schossen herum.
    „Oh, Sie, Sir.“, Siler schien nicht sehr begeistert.

    „Mann Siler, das ging aber schnell. Gute Arbeit, Sergeant.“

    „Danke, Sir.“

    Gut. Siler hatte er besänftigt. Jack schob den Karton zufrieden auf einen Tisch und ging zum Tresen, um seinen Kaffeewunsch zu signalisieren. Siler tauchte auf den Fußboden ab- nein, der Baum besaß noch nicht die erwünschte Standfestigkeit.

    ‚Wirklich ein Mordsexemplar!’
    Jack war beeindruckt. Na ja, waren ja schließlich auch seine 50 Dollar.

    „Gut angelegt mein Geld.“

    „Ja, Sir “, nuschelte Siler vom Fußboden.

    Zu Schade, dass der Baum noch so eingequetscht da stand. Bestimmt war er in seiner ganzen Pracht noch viel schöner. O’ Neill zog das Taschenmesser und kappte flux die hinderliche Schnur. Sein Baum, nein diesen besonderen Moment ließ er sich von niemandem nehmen!

    Und...Rums!

    Mit einem peitschendem Geräusch befreite sich die Astpracht, gab dynamisch der Erdanziehung nach und rauschte schwungvoll Richtung Büffet. Ein vorwitziger Ast schlug der verblüfften Küchenangestellten die Kaffeekanne aus der Hand. - Klirr! - Auch das Glas des Büffets zeigte leider für solche Einsätze nicht die nötige Härte und zerbarst in einen wundervollen, kristallenen Scherbenregen, während das darauf gelagerte Tablett seine Eignung zur kreativen Zweckentfremdung bewies. Mit allerschönster Katapultierung beförderte es seine Inhalt in die Luft- ‚saubere Flugbahn-definitiv artillerietauglich! - und erst die Landung!’ - Klatschend und spritzend verteilten sich rote und blaue Götterspeise samt Gläser über Möbel und Wände.

    Jack stand für eine Sekunde stocksteif. Das Küchenpersonal ebenfalls.
    Das Gesicht des Koches verzehrte sich zum fassungslosen Schock und wirkte plötzlich sehr, sehr rot.
    Siler tauchte mit einer fast ähnlichen Mimik unter dem Baum hervor – und auch wenn dieser Gedanke momentan etwas unpassend schien: ‚ein wirklich schönes Exemplar’ - das musste Jack zugeben.

    Der Koch begann merkwürdige Atemgeräusche zu machen und Jack - jahrelang kampferfahren, beschloss, dass Rückzug keine Schande war und hier wohl die einzige Möglichkeit für seinen gesunden Fortbestand bedeutete.

    „Tut mir Leid.“ Er schnappte sich seinen Karton, „Sie sollten jetzt nichts sagen, was sie später bereuen.“ Er gewann Boden in Richtung Tür: „Schicken Sie mir die Rechnung...oder vielleicht übernimmt die Versicherung...?“
    Schwupp war er zur Tür raus.

    ‚O, Gott sei Dank!’ In wilder Flucht eilte er den Flur hinunter. Die nächsten Tage, brauchte er wohl keinen Fuß mehr in die Kantine zu setzen! Nein, die Rache eines Goa’ulds fürchtete er nicht, wohl aber die eines tief gekränkten Koches.

    Wirklich hilflos und sehr, sehr reuig bestieg er den Fahrstuhl. Immer noch keinen Kaffee und immer noch diesen dämliche Karton.

    Eine plötzliche Eingebung durchzuckte ihn. ‚ Carter!’ Ja, Carter wäre wieder einmal seine Rettung! Er wollte sowieso wissen wie es ihr ging. Ihre Erkältung musste ähnlich schlimm wie die seine sein.

    Wunderbar, Sam würde ihm einen Kaffee geben und seinen leidvollen Bericht tapfer anhören. Sie würde ihm ihr wundervolles Lächeln schenken und ihn aus seiner momentanen Misere retten. Oh, das zu erwartende Hoch würde ihn dazu befähigen, ihrem Technikgebabbel freudig zuzuhören und ihn den leidigen Umstand vergessen lassen, dass sie alle momentan nicht missionstauglich waren.

    Seine Gedanken beflügelten ihn zu einem spontanen Stimmungswechsel – ja, er war Carter schon im Voraus dankbar und das leidige Anhängsel machte plötzlich einen Sinn.
    Er griff in den Karton und häufte Kugeln und Glocken auf die pieksend harzige Spitze, diese in einen kleinen, labortauglichen Weihnachtsbaum verwandelnt, pabbte etwas Lametta dazu, bedauert einen Moment das Fehlen einer Lichterkette - vielleicht besser so, wenn man bedachte was eine solche in einem Labor anzurichten vermochte und fand sogar einen Stern für die sich etwas zur Wehr setzende Krönung des Ganzen.

    Perfekt!
    Oh, er konnte Carters Strahlen schon vor seinem inneren Auge sehen. - Ja, er würde jetzt sofort diesem Tag etwas Gutes abverlangen.
    Beschwingt öffnete er die Tür.

    Gestank, grelles Schweißlicht, knisternder Lärm.

    „Carter?!“

    Mitten über dem geräteüberfülltem Tisch schwang Carter den Schweißbrenner.
    Nichts mit lächelnden blauen Augen. Eine dicke schwarze Schutzbrille begrüßte ihn.

    „Oh, Sie, Sir?“, brüllte sie ihm, den Krach übertönend, entgegen. Bekam er das heute eigentlich überall zu hören?

    „Ja, Carter. Stör ich?“ Die Lautstärke passte zu seiner Laune.

    „Hm, irgendwie schon, Sir.“ Sie unterbrach ihre Tätigkeit und schob die Brille auf die Stirn.
    Oh, da waren ja ihre Augen!

    „Tolle Begrüßung, Carter. Dabei wollte ich nur wissen, wie es Ihrer Erkältung geht.“

    „Entschuldigen Sie, Sir, geht schon wieder.“

    „Ja, das sehe ich. Beschäftigt?“

    „Sir, stellen Sie sich vor, ich habe den Naquadahgenerator mit dem Fluktuationsgerät von
    P4X 937 verbunden und denke damit die Energieausbeute...“

    „Carter!“

    „Ja, Sir?“

    „Erzählen Sie es mir, wenn es funktioniert!“

    „Ja, Sir.“

    „Ich habe hier etwas für Sie. Sozusagen anstelle von Blumen.“

    „Oh, danke, Sir. Nett. Stellen Sie es einfach irgendwo hin.“ Sie schob die Brille zurück über die Augen.
    Nein, sein Geschenk beeindruckte nicht wirklich.

    „Eigentlich wollte ich Ihnen etwas erzählen, Carter.“

    „Später, Sir, ich will nur schnell das hier zu Ende bringen. Die Ergebnisse dürften wirklich interessant sein...“ Der Schweißbogen blitzte auf.

    Jack schielte über den Tisch in Richtung Kaffeekanne. Sie war leer. Toll! Was hatte er heute nur verbrochen? Er hätte zu Hause bleiben sollen. Er hätte seinen Nachbarn beim Aufstellen von Rentieren und Schlitten helfen sollen. Er hätte hundertlampige Weihnachtsbaumketten entwirren sollen, oder einfach im Bett verbleiben. Stattdessen erfreute er hier alle mit seiner Anwesenheit und durfte einen Baum und eine komplette Kantinenrenovierung bezahlen. - ‚Alles klar, ich gehe wieder. Aber diesen dämlichen Baum lasse ich hier.’

    Er drapierte die behängte Baumspitze auf den Messschrank neben dem Tisch und schob ein paar Geräte um ihren Fuß zusammen.

    „Viel Spaß, Carter.“

    Jack wandte sich zur Tür, nur um in allerletzter Sekunde aus dem Augenwinkel heraus, eine unerwartete Bewegung zu registrieren. Mit offenen Mund gewahrte er die plötzliche Neigung der von ihm so gut gemeinten Weihnachtsdekoration, sprang hinzu um deren Fall aufzuhalten und beförderte sie passgenau auf Carters ‚interessantes’ Experiment.. Wunderschön leuchtete das Bäumchen im Schweißbogen auf.

    O’Neill war nicht bereit, die einsetzenden Folgen und Carters Verarbeitung derselben zu studieren. Schnurstracks gab er Fersengeld.

    Nein, dass war für heute wirklich zuviel des Guten. Ganz bestimmt nicht sein Tag! Wäre er nur im Bett geblieben.
    Und nun? Wo wäre er am sichersten verwahrt? Krankenstation?
    Nein. Doc Fraiser würde ihn gründlich untersuchen, ihn mit ihrer leibreizenden Lampe blenden und ihn am Ende, Fieber diagnostizierend, ins nächste freie Bett verfrachten.

    Teal’c?
    Teal’c ging, soweit er sich recht erinnerte, in einer halben Stunde auf Mission. - Mit SG-3, da der Rest von SG-1 erkältungsbedingt ausfiel.

    Sein Büro? Nein, so tief war er nun wirklich noch nicht gesunken. Außerdem wollte er jetzt endlich einen Kaffee.

    Also Daniel!
    Genau, zurück zu Daniel. Vielleicht heute nicht der Gesprächigste, aber für einen Kaffee sollte es reichen und vielleicht sogar zum stillen Zuhören. Ja, Jack musste jetzt seinen Kummer loswerden. So ging das nicht weiter. Zurück zu Daniel.

    Daniel war noch genauso beschäftigt wie vorher. Aber es gab Kaffee. Dankbar goss Jack sich den Becher voll.

    „Schon weiter Daniel?“

    „Nicht wirklich.“

    „Willst du wissen, was mir heute passiert ist?“

    „Später Jack.“

    „Sag einfach, wenn ich wieder verschwinden soll.“ Oh, Jack badete in Zynismus.

    „Jack, lass mich einfach noch eine halbe Stunde in Ruhe. Trink Deinen Kaffee! Setzt dich still irgendwo hin! Beschäftige dich mit was!“

    „Womit?“

    „Ich weiß nicht. Nimm dir ein Buch. Schlage irgendwas nach, lies was.“

    „Hm.“

    Schweigen. O’Neills Augen strichen gelangweilt die Regale entlang, beäugten dekorative Artefakte und Bücherrücken. Er schaffte es mühsam, sich doch ganze zwei Minuten damit zu beschäftigen. Sein Blick kehrte zum Tisch und den darauf verteilten, aufgeschlagenen Wälzern zurück.

    „Hast du eine Leseempfehlung, Daniel?“

    „Weihnachten. Wie wäre es mit Weihnachten, Jack? Hast du gewusst das der Weihnachtsmann eigentlich Odin ist?“

    Wollte Daniel ihn eigentlich nur beschäftigen oder verarschen?
    „Ist nicht dein Ernst Daniel. Der Weihnachtsmann ist ein Asgard?“

    „Doch wirklich, Jack, die Sache entstammt der nordischen Göttermythologie.“

    „Tja, als Goa’uld kann ich ihn mir ja nun wirklich nicht vorstellen. Aber als nackt, grau und mit roter Zipfelmütze? Erinnert irgendwie an den Grinch – obwohl, der war grün.“

    „Jack, nimm das nicht immer alles so wörtlich.“ Daniel seufzte und hob kapitulierend seinen Blick von den Schriftkopien, „Odin ist der mächtigste nordische Gott. Er reitet über den Himmel und bringt den Menschen Gaben oder Bestrafung, je nach dem wie sie sich verhalten haben. - Hier!“
    Daniel schob ein weiteres Buch über den ausgebreiteten Kram.

    „Das sind germanische Göttersagen, lies es dir selbst durch!“

    Mit einem mitleidserregenden Seufzen stellte Jack die Kaffeetasse auf den Tisch und zog gehorsam das Buch zu sich herüber. - ’Brav, Jack, beschäftige dich.’

    Still maulend blätterte er die Seiten um, ein störendes Kribbeln in seiner Nase erinnerte ihn daran, dass er eigentlich krank war.

    „Hatschi!“, pruste er quer durch den Raum, verlor für Sekunden die Kontrolle und Sicht, ruderte nach den Klineex und beförderte die volle Kaffeetasse kraftvoll über die aufgeschlagenen Bücher. Dampfend ergoss sich die braune Flüssigkeit.

    Erschrocken schoss O’Neills Arm hinterher, versuchte die Tasse zu erwischen, bevor sie sich völlig entleerte und gleichzeitig den sich ausbreitenden See, sofort mit dem Ärmel trockenzulegen.
    Das gelang nur halbwegs, die Farbveränderung auf dem schönen teuren Bildband blieb bestehen.

    Daniels sekundenlange Sprachlosigkeit und der sie begleitende Leidensblick wären bestimmt recht unterhaltsam gewesen, hätte Jack sich die Zeit genommen, dieses zu genießen. Doch durch harte Erfahrungen bereits reich beschenkt, wartete er Daniels verbales Wiedererwachen nicht mehr ab und beförderte sich selbst augenblicklich auf den schützenden Flur zurück. Solch eine Tür zwischen sich und bestimmten heutigen Ereignissen konnte wirklich etwas sehr schönes sein. Jack beschleunigte vorsichtshalber sofort seine Schritte und vergrößerte den Sicherheitsabstand um noch einen weiteren Korridor.

    Oh, mein Gott! Womit war er heute nur gestraft? Oder womit strafte er, besser gesagt, heute andere? Niemals, niemals nie, hatte er auch nur einem von ihnen so etwas antun wollen - und wenn sie mit ihm so etwas gemacht hätten...Gnade ihrer Seele!

    Was war mit ihm nur los? Er war doch sonst nicht so tollpatschig.
    Wieder stand er auf dem Gang, diesmal sogar mit triefendem Ärmel und wusste nicht wohin mit sich.

    Teal’c! - Es blieb ihm keine andere Wahl mehr als Teal’c.
    Sein großer, geduldiger Freund würde, still in sich ruhend, O`Neills verzweifelte Berichte vernehmen und mit einem einzigen gezielten kurzen Kommentar alles auf den ertragbaren Punkt bringen- Jack Absolution und Trost spenden.

    Schnelle trampelnde Schritte hielten ihn zurück.
    Siler kam um die Ecke geschossen, eine Schutzbrille auf der Nase und einen merkwürdigen Apparat um die Schultern gehängt. Hinter ihm, im Laufschritt, drei seiner Leute mit Jacks tollem Weihnachtsbaum zwischen sich. Ein beißender chemischer Gestank schoss O’Neill in die Nase. Er sprang an die Wand der hektischen Gruppe Platz machend und brüllte:
    „Siler, was ist los?“

    „Ameisen, Sir. Der Baum ist voller Ameisen!“

    „Waas? Mein teurer Baum?“

    „Ja, Sir, es gab ein Nest im Stamm. Die Wärme hat sie aktiviert.“

    Sofort erkannte O’Neill sowohl den beißenden Gestank als auch das Gerät an Silers Schulter. - Insektenvernichtungsspray!
    Eine ungute Erinnerung an ein anderes, allerdings etwas größer geratenes Exemplar dieser Gattung, schoss in ihm hoch.

    „Und nun, Siler?“
    „Der Baum muss raus. Wir haben sowieso schon die Hygienevorschriften der Kantine mit einem echten Baum sehr tolerant ausgelegt...aber Ameisen!“

    „Mein 50 Dollar-Baum?“, hilflos sah Jack die Männer mit seinem grandiosem Weihnachtsbaum entschwinden.
    Wer konnte auch so etwas ahnen...Ameisen!

    Eine zerstörte Kantine, dass halbe SGC das nicht mehr mit ihm sprach, einschließlich Carter und Daniel und ein Baum voller Ameisen.
    ‚Jack schließe Dich still in einen unbenutzten Raum ein und komme vor Heiligabend nicht mehr raus! Noch einen weiteren solchen Schritt und du löst die apokalyptische Vernichtung aus.’

    Teal’c! - Die einzige Rettung die ihm noch blieb, - eine schützende Festung.
    Er sah auf die Uhr und stöhnte. Nein, auch Teal’cs erwarteter tröstender Beistand blieb ihm versagt. In kaum 5 Minuten würde er zusammen mit SG-3 zu dem geplanten konspirativen Jaffatreffen aufbrechen, um ein paar wichtige Geheiminformationen weiterzugegeben. Brummig machte sich Jack zum Torraum auf.

    Teal’c stand wie immer pünktlich an der Rampe bereit, SG-3 ließ noch auf sich warten.
    „O’Neill “, begrüßte er seine Freund mit seinem typischen einsilbigen Jaffacharme und deutete eine Verbeugung an.

    „Oh T, wenn du wüsstest was mir heute passiert ist!“

    „Ich würde es gerne erfahren, O’Neill aber...“, hinter ihnen erklang Getrappel, - SG-3.
    „Nein, Teal’c das würde Stunden dauern. Oder in Kurzfassung, ich habe das SGC heute schon um den dritten Weihnachtsbaum gebracht.“

    „Das tut mir Leid O’Neill. Dieser Baum ist Euch sehr wichtig.“

    „Ja Teal’c. Du verstehst mich wieder mal. Da draußen...“ – er machte eine rudernde Handbewegung Richtung Tor, „da draußen gibt es so viele Bäume. Große Bäume, kleine Bäume. Bäume, T, tausende. Grün und nadelig, Planeten voll. Und was ist hier? Nicht einen kriegen wir ran. Und dabei mag ich diese Bäume noch nicht einmal besonders.“

    „Ich weiß, O’Neill.“ – Ja, Teal’c verstand ihn.

    „Oh, Colonel O’Neill! Gut das ich Sie hier treffe.“
    ‚Mist, Hammond!’

    Er drehte sich um. General Hammond stand direkt hinter ihm, während Sergeant Davis im Kontrollraum das Einwahlprogramm startete.

    „Teal’c , SG-3, ich wünsche Ihnen eine gute Reise.“ Die Angesprochenen nickten dankbar und wandten sich dem Tor zu.

    Hammond winkte Jack, ihm zu folgen. Warum hatte er nur ein solch ungutes Gefühl? Er spürte den prickelnden Niesreiz in seiner Nase und unterdrückte mit aller Macht seine explodierende Auswirkung.

    „Colonel O’Neill, ich denke Sie haben für heute schon genügend andere Leute erfreut. Ich glaube, Sie sollten für meine Wünsche dieselbe Kraft aufbringen.“

    „General?“

    „Gehen Sie in Ihr Büro und erledigen Sie endlich die fälligen Missionsberichte. Ich denke so sind Sie am schonendsten beschäftigt - und zwar für uns alle.“

    Kreuzunglücklich schlich Jack in sein Büro.
    Wahrlich, eine Steigerung für diesen beschissenen Tag gab es wirklich nicht mehr. Schwer ging er mit sich und seiner Unfähigkeit zu Gericht. Hammond hatte Recht, die Bericht mussten vor Weihnachten erledigt sein und er - Jack O’Neill - wurde am heutigen Tag für den Stützpunkt gemeingefährlich.

    Erst Stunden später und nach fast vollständiger Erledigung seiner „Strafarbeit“ erlaubte er sich selbst die kurze Aufhebung der Verbannung. Das plärrende Signal der Toraktivierung vom Kontrollraum erlöste ihn.

    Er eilte in den Gateraum.
    Die Soldaten senkten gerade wieder die Waffen und entspannten sich.SG-3 kehrte verfrüht zurück. Anscheinend hatten sie ihre Aufgabe in Rekordgeschwindigkeit erledigt.
    Einer nach dem anderen traten sie aus dem Ereignishorizont und kamen scheppernd die Rampe herunter. Jack gesellte sich an Hammonds Seite.

    „Wo bleibt Teal’c?“
    „Oh“, der Letzte von SG-3 drehte sich grinsend dem Tor zu: „Der kommt gleich...“

    Irgendetwas in Jack Inneren schlug unbewusst auf Alarmstatus um - und da erschien auch schon Teal’cs gebeugter Rücken im Ereignishorizont. Die Schultern ruckten und zogen und erinnerten Jack auf beklemmende Weise an seinen Morgenbeginn im SGC, - nein ihm schwante wirklich nichts Gutes.

    Teal’c Rücken holte zur letzten Kraftanstrengung aus und beförderte seinen Besitzer samt hinderlichem Anhängsel auf die Rampe. Mit deutlich sichtbarem Stolz zerrte der Jaffa einen riesigen, meterlangen Tannenbaum die Rampe herab, während die Spitze noch immer im Ereignishorizont verschluckt blieb.

    Hammonds Kinnlade klappte herunter. O’Neill verzog leidend das Gesicht und wünschte sich augenblickliche Unsichtbarkeit, oder eine Möglichkeit, urplötzlich verschwinden zu können.
    Sergeant Pendergraffs, Mundwinkel beschrieben einen Kreis:
    „Teal’c bestand darauf ihn mitzubringen, General Hammond.“

    Hammond schnappte nach Luft und fokussierte Teal’c, der mit abgeklärter Unschuldmine auch den letzten Rest in den Torraum zog und seine Beute sichtlich zufrieden vor Jacks Füße plumpsen ließ.

    Zischend schaltete sich der Ereignishorizont ab.

    „O’Neill war der Meinung, das SGC benötige einen Baum. Ich habe dich doch richtig verstanden, O’Neill?“

    „Nicht ganz, Teal’c.“

    Das Torpersonal, sowohl an der Rampe wie auch im Kontrollraum, tat höflich unbeteiligt. Jeder kämpfte mit einer schwer zu beherrschenden, völlig unkorrekten Emotion, welche man möglichst in Gegenwart des Generals nicht allzu deutlich zeigen sollte.

    „Colonel O’Neill...“, zischte Hammond.
    “Ehm General, das ist ein Missverständnis, glauben sie mir, Sir. Ich sollte dann wohl doch noch meine Berichte zu Ende bringen.“

    Jack bemühte sich erneut um einen stillvollen Abgang. Der wievielte war das eigentlich heute?
    Teal’cs vorwurfsvoller Blick folgte ihm. Jack konnte sich lebhaft * diese * ganz besondere Auswertung im Besprechungsraum ausmalen. Ein Baum! Ein echter Baum - von einem anderen Planeten. Wenn schon in einem hiesigen Exemplar ganze Heerscharen von „hygienischen Bedenken“ wohnten, was war erst von diesem Fremdling zu erwarten. Mal von den Bestimmungen über das Mitbringen außerirdischen „Lebensformen“ und der kaum kantinentauglichen Größe ganz abgesehen. Teal’c tat ihm, bei dieser Besprechung, ganz ehrlich gesagt Leid - aber Jack hatte die Sache wirklich nicht so gemeint und irgendwie bildete er sich ein, heute, bei dem Versuch seinem Freund zu helfen, keine allzu große Unterstützung zu sein. Hatte er nicht den ganzen Tag nur helfen wollen?

    Müde schlich er ins Büro zurück und brachte auch den letzten Bericht ins Reine.
    Das Beste war, er würde nach Hause gehen und hoffen, dass einfach Gras über die Sache wüchse.
    Er hatte Hunger, doch er zweifelte daran, dass er sich in der Kantine schon würde sehen lassen können. Er wünschte sich einen Kaffee, nur leider gab es in seinem Büro keine Kaffeemaschine. Dafür besuchte er es viel zu selten. Kaffee, - so etwas trank er bei Carter oder in Daniels Büro- im Moment ebenso unerreichbar wie ein gutes fröhliches Gespräch mit den Beiden oder mit Teal’c.

    Er ging sich umziehen, von resigniertem Kummer und Selbstmitleid zerfressen. Doch halb auf dem Wege dorthin fiel ihm noch einmal der unglückliche Baum im Stargateraum ein, dessen Tod er so leichtsinnig verschuldet hatte. Die Neugierde, ob Hammond ihn, als gefährlich eingestuft, sofort wieder hinaus befördern lassen hatte, trieb ihn an den Tatort zurück.

    Er öffnete die Hangartür zum dunklem Torraum und blieb erstarrt stehen.
    Neben dem hohen Kontrollraumfenster stand er, der verschmähte Baum von irgendeinem Planeten mitten in der Galaxie. Hoch reckte er sich über 3 Etagen, geschmückt mit unzähligen Lichtern und Kugeln - alles um sich herum in einen warmen Glanz tauchend. Jack seufzte auf. Tröstende Wärme durchdrang ihn. Siler musste den Kranwagen benutzt haben, versuchte er sie mit rationalen Gedanken zu vertuschen.

    ‚Mein Gott, er war wunderschön!’


    Ein Geräusch hinter ihm ließ ihn herumfahren. Daniel und Teal’c traten aus dem Flur.

    „Wow, Teal’c!“, Daniel zeigte sich beeindruckt: „Der ist großartig geworden.“

    „Einfach wunderschön.“, Carter stand mit glänzenden Augen und roten Wangen hinter ihnen. Jack wurde an einen Kind auf dem Weihnachtsmarkt erinnert.

    Ein Lächeln stahl sich in sein Gesicht.
    „Ich nehme alles zurück, Teal’c. Ich denke du hast mich doch richtig verstanden. Auf jeden Fall ist das Richtige draus geworden.“

    Teal’c hob die Augenbraue und verneigte sich mit dem Anflug eines Lächelns.
    Daniel legte den Kopf in den Nacken und verfolgte die blitzende Spitze des Baumes in die Dunkelheit des Deckenraumes.

    „Das ist der Beste, den wir je hatten, auch wenn er dieses mal nicht in die Kantine passt. Apropos hat jemand Hunger? Kommt ihr mit essen?“

    Jack senkte beschämt den Kopf: „Hunger schon, aber ich denke, in der Kantine kann ich mich vorerst nicht mehr blicken lassen.“

    Carter grinste und stupste ihn vorsichtig mit der Schulter an: „Wofür hat man Freunde, Sir? Wir schleusen Sie da schon rein. Allerdings wäre ich ganz ehrlich für O’Malley’s.“

    „Einverstanden “, krächzte Daniel.

    „In der Tat.“

    Die drei sahen O’Neill an.

    „Und ich hatte gedacht, das wäre der schlechteste Tag seit langem. Ich glaube man kann doch noch was Schönes draus machen. Lasst uns essen gehen, ich bezahle!“, - nach all seinen ungeplanten Ausgaben heute, würde er das auch noch verkraften können.
    „Ich vertrage sooo ein Steak...“, und er machte eine Handbewegung die fast so groß wie der Baum war.

    Lachend verließen alle vier den Stargateraum.

    Oben an den Panoramafenstern des dunklen Besprechungsraumes verfolgte Hammond die ganze Szene, sah auf das dunkle Leuchten, welches anheimelnden zu ihm hereinstrahlte und dachte leise lächelt:
    ‚Ja, das ist der schönste Baum, den wir je hatten... und von einem fremden Planeten, - wie passend fürs SGC.’


    Ende

    ©sethos 2005
    Geändert von sethos (30.11.2008 um 09:59 Uhr)

  2. #2
    Ägypten-Fan Avatar von Valdan
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    Hi Sethos,

    armer, armer Jack..... so einen Tag möchte ich nicht erleben. Aber es ist ja auch alles noch mal gut ausgegangen.

    Ich habe gerade ein paar Mal laut auflachen müssen, denn diese Geschichte ist einfach nur schön. Als Einstimmung für Weihnachten ist sie genial.

    Zu Schade, dass der Baum noch so eingequetscht da stand. Bestimmt war er in seiner ganzen Pracht noch viel schöner. O’ Neill zog das Taschenmesser und kappte flux die hinderliche Schnur. Sein Baum, nein diesen besonderen Moment ließ er sich von niemandem nehmen!
    ... habe ich das richtig mitbekommen? Du magst "Schöne Bescherung"? Die Szene ist einfach nur klasse!

    Ich freue mich schon auf die nächsten Geschichten.

    Liebe Grüße, Val
    "Der Mensch fürchtet die Zeit, doch die Zeit fürchtet die Pyramiden."
    arabisches Sprichwort

    ***


  3. #3

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    Ich sitze gerade kichernd vor dem PC.

    Das ist eine Weihnachtsgeschichte nach meinem Geschmack.

    Jack stapft von einem Fettnapf zum nächsten, plagt sich mit einer Erkältung ab und schafft es dann doch noch den schönsten Baum zu organisieren.

    Und zum Schluss wird mir ganz warm ums Herz.

    Danke für diese Geschichte.
    Ich bin nett, höflich, liebenswert
    und zuvorkommend.
    Und garantiert nicht ironisch.
    Meine Storys

  4. #4
    Chief Master Sergeant Avatar von Manu
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    Hallo Sethos,

    das war eine schöne Geschichte, wundervoll.

    Aber das nächste Mal werde ich nicht beim Lesen trinken.Ich hätte doch glatt meinen Cappuccino fast auf den Bildschirm gespuckt, weil ich mich nicht zurückhalten konnte zu lachen und so schnell schlucken, ging nicht.

    Wenn du noch mehr solche Geschichten hast, immer her damit.

    LG Manu

  5. #5
    On destinys way Avatar von Ferreti
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    Da wird einem richtig warm ums Herz. Was für ein Happyend.
    Und der arme Siler, sein armer Baum!



    Der Duffman kann nicht sterben nur der Schauspieler der ihn spielt.

  6. #6
    Second Lieutenant Avatar von Vaíl
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    Sehr tolle Geschichte

    Mit dem Baum im SG Raum hab ich allerdings von vornherein gerechnet
    Hab mich auch gefragt warum die nicht von vornherein einen von nem anderen Planeten geholt haben, ist bestimmt billiger

    Toll geschieben. Man konnte Jack gut nachempfinden, vor allem weil ich auch gerade Rotz hab

    Würde mich noch über weitere Geschichten dieser Art freuen

  7. #7
    First Lieutenant Avatar von sethos
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    Entschuldigt bitte. Ich melde mich ziemlich spät um mich für all die lieben FBs zu bedanken. Bin leider im Moment etwas eingespannt. Eigentlich wenn ich es genau nehme wird das langsam ein Dauerzustand.
    Aber ich bin ganz ehrlich ich hätte nicht mit diesem Zuspruch gerechnet. " Zur Strafe" bekommt Ihr morgen, zum Nikolaus, gleich wieder eine in de Schuh geschoben.

    @ Valdan: Natürlich mag ich "Schöne Bescherung" und Du hast völlig Recht das lasse ich durchaus auch öfter in FFs anklingen. Die - Ich öffne schon mal den Baum-Szene ist ein zu eins daher geklaut. Stargateregisseure klauen auch gerne bei ihren Lieblingsfilmen, aber sie behaupten dann es sein nicht geklaut sondern eine Hommage. Also sagt ich auch einfach mal: sieh es als Verneigung an.

    @ Manu und Aisling: Tut mir wirklich Leid das es so gefährlich für die Tastatur oder das Zwerchfell war die Sache zu lesen ...och, eigentlihc lüge ich ..tut mir gar nicht Leid:

    @ Ferreti: *mal mitseufz* armer Siler

    @ Vail: Ich hoffe es geht Dir mittlerweile wieder besser *Taschentuch rüberschieb*
    Noch mal allen ein ganz liebes Dankeschön

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