Ergebnis 1 bis 20 von 413

Thema: Stargate Atlantis - Die verborgenen Szenen: Das erste Jahr

Baum-Darstellung

Vorheriger Beitrag Vorheriger Beitrag   Nächster Beitrag Nächster Beitrag
  1. #1
    Major General Avatar von Kris
    Registriert seit
    01.10.2006
    Ort
    NRW
    Beiträge
    3.073
    Blog-Einträge
    163

    Standard Stargate Atlantis - Die verborgenen Szenen: Das erste Jahr

    Stargate Atlantis - Die verborgenen Szenen: Das erste Jahr ist keine fortlaufende Geschichte, sondern ein Zyklus lose miteinander verknüpfter Texte, die auch für sich gelesen werden können. Dieser Thread schließt an Stargate Atlantis - die Verborgenen Szenen: Aufbruch in eine Neue Welt an.

    Um die einzelnen Texte besser zu finden gibt es einen:

    Storyfinder für: Stargate Atlantis - Die verborgenen Szenen: Das erste Jahr


    Die ersten Tage auf Atlantis ------ Seite 1, Post 1
    Was passierte eigentlich in den ersten Tagen nach der Ankunft auf Atlantis? Wie haben sich Menschen und Athosianer miteinander arrangiert und in den bereits erkundeten Bereichen eingerichtet?
    Was erwartet die Wissenschaftler, speziell John Sheppard und Rodney McKay, an Freude und Leid bei der Arbeit mit den uralten Geräten und was nagt nebenbei noch so an ihnen?

    Von nun an unser Begleiter ------ Seite 8, Post 153
    Die Geschichte ist nur zwei Tage nach "Dunkle Schatten" (Hide and Seek) angesiedelt. Eine unerwartete Tragödie erschüttert die Expedition und weckt Ängste, Misstrauen und sogar bittere Erinnerungen...

    Drei Versuche und eine geheime Leidenschaft ----- Seite 15, Post 283
    Manchmal ist es gar nicht so einfach, etwas Wichtiges zu besprechen. Vor allem nicht, an einem Ort wie Atlantis, an dem es manchmal drunter und drüber geht. Und nicht immer ist die uralte Technik daran schuld, sondern geheime Leidenschaften. Die Geschichte spielt kurz vor "38 Minuten".

    Der eigene Weg ----- Seite 19, Post 376
    Im Gefolge einiger Ereignisse erinnert sich John an einige Begebenheiten aus seiner Jugend, die seinen Lebensweg geprägt haben. Die Geschichte spielt kurz vor "38 Minuten".

    ++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ ++++++++++++++++++++++++

    Ich habe mich entschieden, diese Geschichte in einem neuen Thread zu beginnen, da die jetzt geschilderten Ereignisse bereits nach dem Pilotfilm spielen. Alles was vorher geschah ist hier nachzulesen. Wie ihr seht habe ich mich auch dazu entschieden, schon heute anzufangen. Warum warten, wenn der Tag grau und verregnet ist?


    Stargate Atlantis - Die verborgenen Szenen: Das erste Jahr
    Die ersten Tage auf Atlantis

    -----------------------------------------------------------------------

    Autor: Kris

    Genre: Allgemein (Drama, Humor, Angst, Abenteuer und mehr)

    Charaktere: John Sheppard, Rodney McKay, Carson Beckett, Elisabeth Weir, Teyla Emmagan, Aiden Ford, Halling, Sergeant Bates, Radek Zelenka und andere

    Rating: PG-12

    Inhalt: Was passierte eigentlich in den ersten Tagen nach der Ankunft auf Atlantis? Wie haben sich Menschen und Athosianer miteinander arrangiert und in den bereits erkundeten Bereichen eingerichtet?
    Was erwartet die Wissenschaftler, speziell John Sheppard und Rodney McKay, an Freude und Leid bei der Arbeit mit den uralten Geräten und was nagt nebenbei noch so an ihnen?

    Neben vielen Abenteuern lernen sich die einzelnen Personen auch langsam kennen und entdecken, dass man Vorurteile irgendwann über Bord werfen kann, wenn man feststellt, das der andere...

    Die Geschichte ist genau zwischen "Aufbruch in eine neue Welt" (Rising) und "Dunkle Schatten" (Hide and Seek) angesiedelt und damit praktisch eine verlorene Episode.

    Disclaimer: Stargate Atlantis und SG-1 und alle Stargate Charaktere sind Eigentum von MGM/UA, Double Secret Productions, Gekko Productions und dem SciFi Channel. Diese Fanfiction wurde lediglich zum Spaß geschrieben und nicht um damit Geld zu verdienen.

    ---------------------------------------------------------------------------------------------------------




    Teil 1/14 - In den Schatten der Nacht

    ------------------------------------------------------
    Wraith-Basis-Schiff der Wächter
    Namenloser Ringplanet, Pegasus Galaxie
    ------------------------------------------------------

    War das Piepen des Lebenszeichendetektors nicht zu laut? Vielleicht - aber auf der anderen Seite würde ihm das Ding verraten, wenn sich ihm jemand näherte. Zumindest hoffte er, das es auch auf die Wraith reagierte. Schließlich hatte er gerade erst heraus gefunden, wozu das flache Gerät taugte, den der Puddlejumper noch im Orbit ausgespuckt hatte.
    John Sheppard wagte kaum zu atmen. Er hob kaum den Blick von der Anzeige und schlich geduckt und angespannt durch die dunklen, kaum beleuchteten Gänge. Immer wieder drehte er sich um sich selbst, wenn er glaubte in den Schatten etwas gesehen zu haben, was das Gerät nicht anzeigen konnte.
    Ja verdammt, er hatte Angst, auch wenn er das Ford und den anderen gegenüber gut verborgen hatte. Schließlich musste er ihnen ein Vorbild sein, damit sie den Mut nicht verloren und es war auch nicht seine Art, dem Feind seine Furcht offen zu zeigen. In Afghanistan und an anderen Einsatzorten hatte er das nicht getan, und er würde auch jetzt nicht zulassen, das ihn die Gefühle übermannten.
    Weiß Gott, er fühlte sich nicht wohl bei dem Gedanken durch die Höhle des Löwen zu schleichen, mitten durch dieses halb in der Erde vergrabene, vermutlich havarierte Schiff, dem ureigensten Territorium eines Feindes, der für ihn noch nicht wirklich vorstellbar war.
    Denn was wusste er bisher wirklich über die Wraith?
    Doch nur das, was ihm Teyla Emmagan von den Athosianern erzählt und gezeigt hatte. Seit mehr als zehntausend Jahren beherrschten diese Wesen die Galaxis und betrachteten Menschen mehr oder weniger nur als Nahrung. Immer wieder fielen sie über die bewohnten Planeten her und dünnten die Bevölkerung aus, nur um die Welten dann für Generationen wieder in Ruhe zu lassen, damit sich die Bevölkerung erholen konnte. Doch wie sie wirklich aussahen hatte ihm niemand beschrieben.
    Selbst während des Angriffs auf die Siedlung waren die Wraith schattenhafte Gegner geblieben, Geister wie die Projektionen, die ihre kleinen wendigen Schiffe - John beschloss sie "Darts" zu nennen, weil sie Ähnlichkeit mit Wurfpfeilen hatten - ausstrahlten, um die Menschen zu verwirren. Und von dem Arm her, den er aus einem brennenden Wrack geborgen hatte, konnte man nicht unbedingt auf die Physiognomie des gesamten Körpers schließen. Diese Kreaturen konnten ansonsten aussehen wie durchschnittliche Science-Fiction-Monster, nur eben viel lebensechter und gefährlicher ...
    John verzog das Gesicht. Genug der Spekulationen.
    Er fokussierte seine Gedanken auf das Wesentliche: Fakt war - diese Kreaturen hatten Colonel Sumner und die Hälfte seines Teams neben einigen Eingeborenen von Athos verschleppt. Nicht nur, dass sein Grundsatz war, nie jemanden zurück zu lassen, die Rettungsmission die er angeleiert hatte, diente auch zu dem Zweck, die anderen aus der Gewalt der Wraith zu befreien, ehe sie unter der Folter oder Schlimmerem wichtige Dinge verraten konnten.
    Vielleicht war dieser Übelste aller Fälle schon eingetreten.
    Lt. Ford und er hatten die Gefangenen zwar schnell gefunden, aber Colonel Sumner war bereits von den Wraith zu einem Verhör abgeholt worden.. Und was das bedeutete, wusste John Sheppard aus seiner eigenen Felderfahrung und dem, was er während des kurzen Aufenthaltes auf Atlantis erfahren hatten. Er traute Colonel Sumner zwar zu, dass er den Verhörmethoden so lange wie möglich widerstand, aber wer von konnte schon sagen, welche Mittel diese Wesen besaßen, um seinen Willen zu brechen. Sie waren schließlich keine Menschen und verfügten vielleicht über Kräfte, die jenseits seiner Vorstellung lagen.
    John schluckte. Die Existenz von Atlantis und die Leben der restlichen Expeditionsmitglieder standen auf dem Spiel, eventuell sogar die Sicherheit der Erde.
    Im nächsten Moment zuckte er heftig zusammen und seine Augen weiteten sich, denn ein schmerzerfüllter Schrei hallte durch die Gänge, dann noch einer.
    Verdammt, das war unverkennbar Colonel Sumners Stimme!
    John folgte gehetzt den gequälten Lauten, die nicht enden wollten und immer wieder kurze Blick auf den Detektor, um sich zu versichern, das die Richtung stimmte. Er durfte jetzt keine Zeit mehr verlieren.
    Schließlich stand er vor einer Wand, entdeckte aber einen Aufgang, durch den die Schreie hallten.
    John verstaute den Detektor in seiner Überlebensweste und hob die P-90. Geduckt schlich er näher, ging in die Knie und robbte schließlich an die an die gitterförmige Öffnung heran.
    Was er dort sah, ließ ihn das Blut in den Adern gefrieren und erinnerte ihn gleichzeitig an die Darstellung von Vampiren und Zombies aus den billigen Streifen aus dem Eckkino seiner Jugend.
    Die Wraith waren zwar menschenähnlich - aber auch noch fremdartig genug, um "anders§ zu sein. Ihre Haut wirkte in dem fahlen Dämmerlicht noch blasser und ungesunder als es die Hand des Arms gewesen war. Ob die beiden unverkennbar männlichen Wächter nur eine Masken trug oder der Schild, die ihre Gesichter überdeckte ein Teil desselben war, konnte er aus dieser Entfernung nicht sagen.
    Es war jetzt auch nicht wichtig.
    Viel entsetzlicher war der Anblick Colonel Sumners. Er kniete vor einer unverkennbar weiblichen Wraith mit rötlichen Haaren, die eine ihrer Hände auf seine Brust presste.
    John erkannte seinen Vorgesetzten fast nicht wieder. Marshall Sumner war kein Soldat in den besten Jahren mehr, kein energiegeladener Marine, sondern nur noch ein alter Mann in den Siebzigern mit schütterem Haar und eingefallenen Gesichtzügen, der sich in unaussprechlicher Qual wand und mit schwindenden Kräften versuchte, Widerstand zu leisten.
    Ohne weiter nach zu denken löste John die P-90 aus und schoss auf die Wraith. Eine Salve traf die Frau. Er sah Blut spritzen, die Einschusslöcher auf ihrem Rücken, aber das schien sie nicht sonderlich zu beeindrucken. Dann schon eher einen der Wächter, der getroffen umfiel und sich erst einmal nicht mehr rührte. Die Rothaarige fuhr nur hoch und drehte sich in seine Richtung. John sah in ein wutverzerrtes Gesicht, das auch in entspanntem Zustand nicht schön war, dafür sorgten das überdimensionierte Gebiss und die beiden Löcher in den Wangen. Ihre Blicke schienen ihn zu durchbohren. Du bist auch noch an der Reihe.
    Dann musste John zurückweichen, weil der andere Gesichtslose mit seiner Waffe auf ihn feuerte. Während er den weißlichen Energieentladungen entging, verlor er Sumner für einen Moment aus den Augen. Aber das Röcheln und Keuchen reichte schon.
    Als er wieder in den Raum hinein blickte, bot sich ihm ein Bild des Grauens. Um sich selbst zu heilen entzog die Wraith ihrem Opfer auch noch den letzten Rest an Lebenskraft. Sumner war zu einem uralten Mann von mehr als hundert Jahren geworden, einem dürren Skelett, dessen Augen sich langsam trübten. Und doch fand er noch die Kraft, um den Kopf zu heben und in Johns Richtung zu blicken. Seine Augen schienen sich in seine zu bohren, während sich dem faltigen Mund ein klagender Laut entrang.
    Bitte, lass mich nicht so sterben, wer auch immer du bist. Töte mich, bevor dieses Monster mir auch noch meine Seele nimmt. Ich will in Würde sterben, wie es einem Soldat zukommen sollte. Erlöse mich von meinem Leid.
    Ein schwaches Nicken bestärkte diesen letzten Wunsch.
    John schluckte. Verzweiflung breitete sich in ihm aus. Auf einen Vorgesetzten zu schießen oder auch nur ihm in irgend einer Form zu schaden galt als Meuterei und war neben Hochverrat das schlimmste Vergehen, dessen sich ein Soldat schuldig machen konnte. Das würde eine längerfristige Untersuchung nach sich ziehen, wenn sie jemals wieder Kontakt zur Erde bekamen, und was ihm dann blühte, war ihm bei seiner Akte mehr als klar. Doch das würde er hinnehmen können.
    Viel schlimmer war, dass er noch nie etwas dergleichen bisher hatte tun müssen. Es widersprach allem, was ihm in seinem bisherigen Leben heilig und wichtig gewesen war. Wenn er jetzt abdrückte, würde er sich danach sobald nicht mehr ins Gesicht blicken können ohne das Stigma in seinen Augen zu sehen.
    Es ist Mord. Kaltblütiger berechnender Mord, was ich jetzt tue. Auch wenn Sumner mich darum bittet. Ich werde mich später für diese Tat nicht nur vor dem Generalstab rechtfertigen müssen, ich werde auch mein ganzes Leben mit dem Wissen ein Killer zu sein, zurecht kommen müssen. Dennoch habe ich keine andere Wahl, denn ich verstehe ihn gut.
    Es zerriss ihm das Herz, als er die P-90 hob, sorgfältig zielte und abdrückte. Jedes Gefühl in ihm erstarb, während er beobachtete, wie die Kugel die Hand der Wraith durchschlug und dann in der Brust des Colonels steckenblieb. Das Licht in den trüben Augen Sumners erlosch und der nur noch aus Haut und Knochen bestehende Körper kippte zur Seite.
    Es war getan, aber damit hatte er die Aufmerksamkeit der Wraith endgültig auf sich gezogen. John sah, wie die Rothaarige ihren Kopf hob und ihn erneut anstarrte, während ihn gleichzeitig ein Schlag in den Rücken traf und lähmte. Er konnte nichts gegen die sich schnell ausbreitende Taubheit tun, die ihm aber auch nicht das Bewusstsein raubte. Deshalb hörte er um so deutlicher die verzerrte weibliche Stimme: "Bringt ihn zu mir!"



    -------------------------------------------------------------------
    Atlantis, in John Sheppards Quartier
    In der zweiten Nacht nach der Ankunft auf Atlantis
    -------------------------------------------------------------------

    Major John Sheppard erwachte schweißgebadet und heftig nach Luft ringend in seinem Bett auf Atlantis, während die Bilder vor seinen Augen langsam verblassten. Doch das Adrenalin schoss immer noch durch seinen Körper und entlud sich in bohrenden Kopfschmerzen. Unbewusst hob er eine Hand und strich fahrig die wirren schwarzen Strähnen aus der Stirn.
    Mit der anderen tastete er nach der Schublade des kleinen Schränkchens an der Bettseite. Vielleicht waren ja noch ein paar Tabletten da. Nein, leider nicht. Die Plastikverpackung des Ibuprofen fühlte sich leer an.
    Stöhnend fuhr er sich durch die Haare. Es musste auch so gehen, bis er Zeit fand, in der Krankenstation um Nachschub zu bitten, oder sich sein Körper so beruhigte.
    So zwang er sich dazu, tief und ruhig ein und aus zu atmen und sah sich dabei um. Der kleine Raum, den er sich vorgestern nach der Feier als Quartier ausgesucht hatte, wirkte noch immer fremd und ungewohnt auf ihn. Das lag wohl auch an seinen Habseligkeiten, die sich in Kisten und Koffern ungeordnet mitten im Raum stapelten. Denn bisher war er zu müde gewesen, um mehr als das Feldbett und den Seitenschrank aufzubauen.
    ‚Keine gute Einstellung John.' Aber warum sollte er unnötig viel auspacken, wenn er über kurz oder lang doch umziehen würde?
    Dann erstarrte er. Sein Gesicht wurde ernst und die Kopfschmerzen waren fürs Erste vergessen. Der Laptop mit dem Atlantis-Emblem, den er auf das Schränkchen gelegt hatte, erinnerte ihn überdeutlich an den Bericht, den er noch nicht ganz abgeschlossen hatte. Dr. Weir hatte zwar nicht verlangt, dass er seinen schriftlichen Missionsbericht über die Ereignisse auf Athos und dem namenlosen Ringplaneten auf der anderen Seite der Galaxis, umgehend ablieferte, aber mehr als zwei oder drei Tage wollte er sich dafür nicht Zeit lassen.
    Schließlich war er durch die Geschehnisse nicht mehr nur ein einfacher Untergebener und Befehlsempfänger. Durch Colonel Sumners Tod war ihm als ranghöchstem Offizier automatisch das Kommando über das militärische Kontingent der Expedition zugefallen, und damit konnte er sich keine Nachlässigkeiten mehr erlauben.
    Vor allem nicht unter diesen Umständen: Er war hier der einzige Angehörige der Luftwaffe und zu spät dazu gestoßen, um mit dem Rest der Truppe warm zu werden. Nicht nur, dass die Air Force und speziell ihre Piloten von den Marines naturgemäß nicht ganz ernst genommen wurden - zudem waren die Männer von Sumner persönlich ausgesucht worden und auf ihren ehemaligen Vorgesetzten eingeschworen.
    Schon gestern hatte er gemerkt, dass nur wenige bereit waren, ihm ohne Vorbehalte eine Chance zu geben, die meisten verglichen ihn bei allem, was er tat mit dem Colonel. Allen voran Sergeant Bates. Es gab keine Befehlsverweigerungen, aber bis auf Lt. Ford und ein zwei andere rühmliche Ausnahmen unter den jüngeren Soldaten, zeigten die Marines keine Eigeninitiative und machten Dienst nach Vorschrift.
    Die Angehörigen des internationalen Kontingents besaßen zwar keine solcher Vorbehalte, und begegneten ihm mit höflichem Respekt, bekamen aber durchaus mit, was zwischen den Amerikanern vor sich ging.
    Und das war weder der Moral in der Truppe noch der Sicherheit förderlich.
    John wusste, das er sich möglichst schnell Respekt bei seinen Untergebenen verschaffen und mit ihnen zu einem Konsens kommen musste, und zwar persönlich, bevor sich Dr. Weir, die Leiterin der Expedition womöglich noch einmischte, und alles noch schlimmer machte.
    Also musste er die Gedanken dafür frei bekommen, und mit dem, was ihn jetzt beschäftigte, abschließen.
    John zog den Laptop auf seinen Schoß und ließ ihn hochfahren. Dann rief er die Datei auf und überflog die Zeilen. Gestern hatte er damit begonnen, die Ereignisse zusammen zu fassen und war auch schon recht weit gekommen - nur an einer Stelle haderte er noch mit sich selbst und den Formulierungen. Aber der Traum, der ihm immer noch nachhing, war ein mehr als deutliches Zeichen, die Sache endlich zu einem Ende zu bringen, auch wenn ihm die Wortwahl eines Tages im wahrsten Sinne des Wortes das Genick brechen konnte, nein wahrscheinlich sogar würde.
    Die entsprechende Stelle in der Datei war schnell gefunden. Er rekapitulierte noch einmal, in welchem Zustand er Sumner gefunden hatte und schilderte sein Handeln. Dann hob er kurz den Kopf und starrte blicklos in den Raum. Seine Finger verharrten über den Tasten.
    "Hiermit gestehe ich, Major John Sheppard, meinen Vorgesetzten, Colonel Marshall Sumner, erschossen zu haben. Es geschah in einem Akt der Gnade und auf einen durch Blicke und Nicken erklärten Wunsch Colonel Sumners hin."
    In militärischen Termini klang dies noch etwas anders und viel nüchterner und härter, aber es traf die Situation, beschönigte weder die Tat, noch verschleierte es die Umstände. Was jemand daraus machen würde, der diese Datei eines Tages außer Dr. Weir zu Gesicht bekam und ihm übel wollte ... das war eine andere Sache. Vielleicht lebte er dann schon selber nicht mehr. Also war es müßig, sich jetzt darüber Sorgen zu machen.
    Noch einmal überprüfte John den Wortlaut seines Berichtes an den empfindlichen Stellen und speicherte die Datei dann kurzerhand mit einem besonderen Codewort, das sie zunächst nur Dr. Weir zugänglich machen würde, auf einem USB-Stick ab.
    Dann fuhr er den Computer wieder hinunter und stellte ihn beiseite. Erschöpft zog er die Beine an den Körper und umschlang sie mit den Armen, während er sich mit dem Rücken an die Wand lehnte. Für einen Moment stützte er den Kopf auf die Knie.
    Fühlte er sich jetzt wirklich besser?
    Nein, eigentlich eher leer und ausgebrannt, so als hätten ihn die Wraith ebenfalls ausgesaugt. Ein Schaudern rann durch seinen Körper, als ihm erstmals bewusst wurde, wie knapp er selbst Sumners Schicksal entkommen war. Wäre Lt. Ford nur wenige Augenblicke später gekommen, hätte auch er die Hand der Wraith auf seiner Brust zu spüren bekommen, dessen war er sich sicher.
    Und dann...
    John hob den Kopf. Er schloss die Augen und versuchte sich zu entspannen. Vielleicht sollte er aufhören, über das, was geschehen war, nachzudenken, und sich besser auf das konzentrieren, was ihn in den nächsten Stunden und Tagen erwartete.
    Gestern hatte man ihn zwar noch damit in Ruhe gelassen, aber McKay und ein oder zwei andere Doktoren, an deren Namen er sich im Moment nicht erinnerte, hatten bereits angedeutet, dass sie seine Assistenz in der Aktivierung atlantischer Technik dringend benötigten.
    Weil sie dabei sehr aufgeregt und vor allem experimentierfreudig gewirkt hatten schwante John Übles. Vermutlich waren die Laboratorien, die sie vier oder fünf Ebenen tiefer entdeckt hatten, zu verlockend um länger auf ihre Erforschung und Erprobung warten zu können.
    Nun kam also das auf ihn zu, was er seit Cheyenne Mountain ahnte: Er würde Laborratte für eine Horde übereifriger Wissenschaftler spielen müssen. Und da er die Person mit den vielversprechensten Fähigkeiten war, würde er vermutlich nicht so schnell davon kommen.
    Der Major grinste schief. Auch wenn das Ganze nicht zum Lachen war, entbehrte es doch auch nicht einer gewissen Komik. Zumindest würde ihn das auf andere Gedanken bringen, so wie es das jetzt schon tat. Nun, das war wenigstens etwas.
    Sein Atem passte sich dem gleichförmigen Meeresrauschen an. Er spürte, wie er sich langsam wieder entspannte und beruhigte.
    Nur eines fehlte. Seit dem Auftauchen der Stadt vom Meeresgrund und dem Erlöschen des letzten ZPMs schwieg das Summen in seinem Kopf. Es war in dem Moment geschwunden, in dem die ersten Türme die Wasseroberfläche durchbrochen und die Stadt ihren Platz auf der Meeresoberfläche gefunden hatte. Davor hatte er die Aufregung in jeder Faser seines Körpers gespürt, die letzte verzweifelte Kraftansprengung, die das zerbrechliche Gebilde vom Meeresgrund gehoben hatte, den Schub nach oben, dann nach einem letzten Aufbegehren mit einem Schlag jedoch nichts mehr.
    Und auch wenn ihn einerseits erleichterte, das nicht ständig ein unfassbares Etwas in seinen Gedanken herum geisterte, so fehlte ihm das andererseits jetzt auch die Verbindung. Ob sie Vorteile für ihn bei der Aktivierung von Artefakten gehabt hätte, würde er jetzt wohl nicht mehr herausfinden können, genau so wie die Chance in weite Ferne gerückt war, herauszufinden, warum die Stadt gerade auf ihn so heftig reagierte.
    Jetzt war es jedenfalls still in seinen Gedanken. Scheinbar lieferten die Naquadah-Generatoren, zu wenig Energie, um diese fremde Intelligenz - um die "Seele" von Atlantis - munter zu halten.
    Und auch ihm fehlte anscheinend jetzt die Kraft wach zu bleiben. John gähnte herzhaft. Er schaffte es gerade noch, wieder unter seine Decke zu schlüpfen und das Licht zu löschen, bevor ihn die Müdigkeit überwältigte.
    Geändert von Kris (23.07.2008 um 12:10 Uhr)
    Kolya, der Trust und ein irrer Serienkiller in:Im Grau der Schatten, Double Trouble & In den Händen des Schicksals. Ungekannte Abenteuerer von John Sheppard & Co in "Stargate Atlantis - Die verborgenen Szenen": Aufbruch in eine neue Welt und Das erste Jahr und Die Specials.

    John Sheppards Schicksal im Vegasverse :"Solitary Man" no more

    *Neu:* Kapitel 22 seit Okt 2016: Wenn der schlafende Tiger erwacht (Star Trek Into Darkness Prequel)
    * NEU* Doktor Who: Die Saat des Zorns * Der Schatten des Doktors * Drabbles

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •