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Thema: [SG1] Was von den Tagen übrig blieb [P18 / NC-17]

  1. #1
    Staff Sergeant Avatar von Sumanira
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    Standard [SG1] Was von den Tagen übrig blieb [P18 / NC-17]

    Titel: Was von den Tagen übrig blieb
    Autor: Sumanira
    Rating: P18 / NC-17
    Serie: Stargate SG-1
    Staffel: Staffel 4, beginnt nach der Folge "Das Licht"
    Genre: Drama, Schmerz / Trost, Romance
    Pairing Sam & Jack

    Durch die Folgen der Verbannung in die Einsamkeit eines Tempels, geraten Sam & Jack immer tiefer in einen Strudel aus Liebe, Lügen und Leidenschaft ... inspiriert von der Folge "Das Licht"

    DIESE Geschichte ist bereits fertig geschrieben, besteht aus 2 Teilen und wurde letztes Jahr auf fanfiction.de veröffentlicht!

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    1. KAPITEL


    Es war mitten in der Nacht, als der raue Wind mit einem unaufhörlich lauten Heulen die Wellen gegen die Felsklippen preschte, die direkt neben ihrer unfreiwilligen Bleibe aus dem Wasser ragten. Seit fast drei Wochen campierten sie nun schon hier wie Flüchtlinge zwischen zerwühlten Decken, vertilgten Essensrationen und gähnender Langeweile.

    Die Symptome der Abhängigkeit klangen nur sehr langsam ab, aber je mehr sie verschwanden, um so mehr reifte die Sehnsucht in ihnen zur unüberwindbaren Hürde heran und sie wusste beim besten Willen nicht mehr, ob es die Nebenwirkungen dieses unheilvollen Lichts waren oder ihre absolut durcheinander geratenen Hormone, die sie auch diese Nacht wieder vor seiner massiven Tür enden ließen.

    Ein leises, zaghaftes Klopfen durchdrang die klappernden Geräusche des Windes und das fast schon schmerzhafte Ziehen in ihrem Unterleib brachte sie dazu etwas lauter gegen das schallende Metall zu schlagen, das noch zwischen ihr und dem Objekt ihre kaum mehr zu bändigenden Begierde lag. Die ersten Tage über versuchten sie die anschwellende Lust und das ständig aufbäumende Verlangen, das auch tagsüber keinen Halt vor ihnen machte, zu ignorieren. Doch schon in der sechsten Nacht war der von vorn herein aussichtslose Kampf verloren und er stand vor ihrer Tür, genauso wie sie jetzt vor seiner und sah sie mit glühenden Augen an, bevor er sie nach innen stieß, vorwärts gegen die Wand drängte und hastig ihren Slip nach unten schob, um sie hart und fast schon besessen zu nehmen wie ein wildes Tier. Die Erinnerungen daran ließen sie noch jetzt erschaudern und eine brennende Hitze schoss durch ihren Körper, tauchte ihre zuvor schon rosigen Wangen in ein sattes Rot.

    Mit einem leisen Ruck öffnete sich endlich die Tür vor ihr, nachdem sie fast schon in Erwägung gezogen hatte, ihn im Schlaf zu überfallen, um ihr Verlangen zu stillen, doch ein Blick in seine Augen genügte, um zu wissen, dass er bereits gewartet hatte.

    Ein schweres Stöhnen entfloh seinen Lippen, als er sie von oben bis unten musterte und ihre nackten, schier unendlich wirkenden Beine das Feuer auch in ihm erneut entfachten, das seit so vielen Tagen in ihnen loderte.

    Er packte sie an der Hand, zog sie in das Zimmer und drängte sie gegen das Bett. Sie schluckte, sah ihn noch einmal kurz an und war fast schon verwundert über die seltsame Unsicherheit, die ihn in dieser Nacht umgab.

    „Worauf warten sie noch, Sir?“, stieß sie fragend hervor und ihr Atem beschleunigte sich, als er sich das erste Mal die Zeit nahm, sie eingehend zu betrachten, bevor die Dinge wie immer ihren unabdingbaren Lauf nahmen.

    „Hör endlich auf damit, Sam“, keuchte er, wendete seinen Blick kurz ab und strich sich durchs Haar.

    Verdutzt sah sie ihn an und hatte keine Ahnung, was plötzlich in ihn gefahren war.

    „Was meinen sie, Sir?“, fragte sie unschuldig, als ob sie nicht schon einen Verdacht hatte, was ihn umtrieb, sie nicht einfach auf das Bett zu werfen oder auf den großen ausladenden Esstisch zu heben und sich in sie zu treiben, wie all die anderen Nächte zuvor.
    Das warme Kribbeln, das sich ungehindert über ihre Haut ausbreitete, als er mit seinen Fingerspitzen über ihren Arm fuhr, lies sie jeglichen Versuch seinerseits vergessen, endlich darüber zu reden, was sie getan hatten und noch immer taten.

    Sie presste ihre Lippen auf die seinen, hielt das Feuer in ihrem Unterleib, das sie schier von innen zu verbrennen drohte, kaum noch aus und flehte ihn mit allem an, was ihr Körper zu bieten hatte, sie endlich zu erlösen. Doch er stieß sie völlig überraschend von sich und schüttelte nur den Kopf.

    „Nein Sam, wir werden darüber reden … jetzt! Du kannst dich tausendmal hinter deinem `Sir´ verstecken, nichts von alledem, wird dadurch einfach verschwinden.“

    Seine Worte waren klar und deutlich, während sie hilflos versuchte durch den Nebel ihres Verlangens zu dringen und seinen Gedanken zu folgen.

    „Können wir nicht danach reden? Bitte… ich verspreche es… ich werde nicht ausweichen, aber…“, bettelte sie ihn an und begann ihre Hände über seine Brust gleiten zu lassen. Es schmerzte, verdammt und wie. Sie musste ihn in sich spüren, der Drang danach wurde fast schon zur Sucht. Was war nur los mit ihr, mit ihm, mit diesem verfluchten Ort, der sie beide jede Nacht und inzwischen auch jeden Tag einfach willenlos ihren Trieben überließ.

    „Nein Sam! Sag es endlich“, konterte er und und in einem Akt purer Verzweiflung umfasste er ihre Handgelenke, um sie zu stoppen. Sie wimmerte leise vor sich hin, ihr Verlangen brachte sie dazu, alles zu tun, was er wollte, solange er sie nur endlich befreien würde.

    „Jack“, murmelte sie so leise, dass man sie kaum hören konnte.

    „Lauter“, befahl er mit fester Stimme, die ihr keinen Ausweg ließ. „Ich will es hören Sam, klar und deutlich.“

    „Jack … Jack…. Herrgott nochmal, warum ist das nur so wichtig für dich?“ stieß sie mürrisch und voller Ungeduld hervor.

    „Damit du dich nicht länger davor verstecken kannst, Sam. Ich will dich, aber nicht mehr so … nicht einfach nur deinen Körper…. Ich will mehr als das.“

    Seine Worte ließen ihre Lippen erbeben und unerwünschte Tränen schlüpften aus ihren Augenwinkeln. Was hatte sie beide nur so tief in den Strudel dieser überwältigenden Gefühle gezogen. Sie konnte ihn verstehen. Tief in ihrem Inneren wusste sie, dass der Sex allein irgendwann nicht mehr ausreichen würde. Der Stachel der Angst vor dem, was passieren würde, wenn sie letzten Endes zur Erde zurückkehren würden, bohrte sich tief in ihr Herz, wusste sie doch haargenau, dass danach alles wieder so sein musste wie zuvor.

    „Ich will deine Seele berühren, dein Herz entdecken …“, flüsterte er ihr ins Ohr, starke Arme schlossen sich um ihre Taille und seine Lippen bedeckten die ihren, nicht mit Begierde, nicht mit Lust, sondern mit einem tiefen Gefühl, an das sie kaum zu denken wagte. Ein zärtlicher, schüchterner Kuss vereinte sie und hüllte sie in eine Liebe, die beide seit Jahren erfolglos verleugnet hatten und Sam spürte genau, dass es diesmal nicht nur Begierde war, der ihre Körper vereinte.

    Liebevoll bettete er sie auf das Laken und zog ihr das T-Shirt aus, bevor er ihren Körper mit tausend Küssen bedeckte, jeden Millimeter Haut sanft erkundete und sich die Zeit ließ, die er sich in den ersten Nächten nie genommen hatte.

    „Du bist so schön Sam, nicht nur dein Körper…“, hauchte er gegen ihre Haut, bevor er erneut ihre Lippen fand und ganz langsam in sie eindrang. Diesmal war alles anders. Es war kein nackter roher Sex, um ihre Bedürfnisse zu befriedigen, nein sie gaben sich einander hin, das erste Mal langsam und zärtlich und der Orgasmus, der ihre Körper wie eine Naturgewalt heimsuchte, war schöner und erfüllender, als all die anderen zuvor.

    Erschöpft sank er neben sie und schloss sie in seine schützenden Arme. Diesmal ging sie nicht. Sie blieb. Sie lief nicht mehr davon wie die vergangene Nacht oder die Nacht davor oder all die anderen Nächte, in denen sie ihren körperlichen Begierden erlegen waren. Außerirdische Einflüsse. Diese zwei Worte hatten ihnen beiden seit sie hier waren das Gefühl einer falschen Sicherheit vermittelt, die Ausrede, die fertig parat auf ihren Zungen lag, war nicht länger existent. Sie wussten es. Beide.

    Sie schmiegte ihren Kopf auf seine Brust und schlief mit ihm ein, während der Sturm draußen weiter vor sich hin tobte, genau wie der in ihrer beider Herzen.

    ----------------------------------------------------------------------------------

    In den frühen Morgenstunden wurde Jack durch ein penetrantes Hämmern gegen seine große Metalltür aus dem Schlaf gerissen.

    „Jack“, klang Daniels Stimme durch die Stille, die sich über beide gelegt hatte, wie eine warme, wohlige Decke. „Verdammt Jack, wach auf, Sam ist weg. Ihr Bett ist unberührt und ich mach mir langsam wirklich Sorgen, sie könnte sich was antun. Jack!“

    „Schon gut Daniel, ich komme“, stöhnte Jack laut und betrachtete kurz die noch immer friedlich in seinen Armen schlummernde Frau mit einer Mischung aus unendlicher Glückseligkeit und aufflammendem Verlangen. Sein Arm schlüpfte behutsam unter ihrer Schulter heraus, bevor er aufstand und sich eine Hose überzog. Mit einem dumpfen Knarren öffnete sich die Tür und vor ihm stand ein völlig aufgelöster Daniel.

    „Jack, wir müssen sie suchen. Loran und ich waren bereits überall. Sie muß irgendwo draußen im Sturm sein …“, überschlug sich der Archäologe fast mit seiner Erklärung, als ihm endlich Jacks ruhiger, durch und durch gelassener Gesichtsausdruck auffiel.

    „Machst du dir keine Sorgen, Jack? Hast du mir überhaupt zugehört?“, begann er wieder, entsetzt über die Gleichgültigkeit seines Freundes.

    „Beruhige dich Daniel, es geht ihr gut“, bekam er als nüchterne Antwort.

    „Und darf ich auch fragen, was dich zu dieser tollkühnen Behauptung hinreißt?“, seufzte Daniel entnervt, als besagte Frau plötzlich mit einem Bettlaken umschlungen hinter Jack in der Tür auftauchte. Ihr schuldverhangener Blick, ihre nackte Haut und die Tatsache, dass sie offensichtlich nicht erst seit eben in Jacks Zimmer war, erleuchtete Daniel sofort mit der passenden Erkenntnis.

    „Oh“, war das Einzige, das er im ersten Moment herausbrachte und sein Blick glitt fassungslos zwischen seinen beiden Freunden hin und her.

    „Ahh Ahh, ich will es gar nicht hören, Daniel“, wurde er jäh von Jacks warnender Stimme und dessen erhobenem Zeigefinger unterbrochen, als er gerade seinen Mund aufmachen wollte, um weiterzusprechen. „Vergiss einfach, was du gesehen hast und spar dir jeglichen Kommentar“, instruierte ihn der ältere Mann, bevor er ihm die Tür vor der Nase zu schlug und seinen völlig verdutzten Teamkameraden mit offenem Mund stehen ließ.

    „Na schön, dann eben nicht“, murmelte Daniel mit hochgezogenen Brauen und machte sich auf die Suche nach Loran, um Entwarnung zu geben, was Sam betraf, die sich ja augenscheinlich aller bester Gesundheit erfreute.

    Als sich die Tür hinter ihnen schloss, blieben beide wie versteinert auf der Stelle stehen. Sam blickte beschämt zu Boden, doch so unangenehm die Situation auch war, so erleichtert war sie, dass sie nicht mehr vor Daniel verheimlichen musste, was seit einigen Nächten zwischen ihr und ihrem kommandierenden Offizier vorging. Aber wie sollte man ihm erklären, dass es ihnen seit Tagen nicht mehr möglich war, ihre Gier aufeinander im Zaum zu halten? Jack konnte genau sehen, welcher Horrorfilm gerade in ihren Gedanken ablief.

    „Hör auf, dir den Kopf zu zermartern. Es wird sich alles finden, glaub mir“, ließ er sie in einem gelassenen Ton wissen.

    „Und was sollen wir ihm sagen … Sir?“, begann sie hektisch vor ihm auf und ab zu laufen. „Ach entschuldige Daniel, im Zuge der Nebenwirkungen unserer Entwöhnung, fühlten wir uns genötigt jede Nacht … oh und manchmal auch tagsüber, hinter deinem Rücken übereinander her zu fallen wie Tiere? Vielleicht ist das dann auch die passende Variante für General Hammond?“, fragte sie mit einem Hauch Sarkasmus in ihrer Stimme und wenn die gesamte Lage nicht doch so ernst gewesen wäre, hätte Jack fast darüber lachen können.

    Entschlossen griff er nach ihrem Arm und zog sie schwungvoll an sich.

    „Hör endlich auf mich 'Sir' zu nennen, Sam! Vor allem dann nicht, wenn ich kurz davor bin, dich…“. Seine Stimme brach und er entzog ihr das Laken, das unzeremoniell vor ihm am Boden landete, bevor er sie hochhob, ihre Beine sich um seine Hüften schlangen und er sie auf dem großen Tisch im Eck absetzte.

    „Über Daniel und Hammond machen wir uns Gedanken, wenn wir unser Ungleichgewicht wieder ausgeglichen haben“, hauchte er verheißungsvoll gegen ihre Lippen, bevor er sie für sich in Anspruch nahm und seine Zunge frenetisch um Eintritt bat. Ihr Hunger aufeinander schien unstillbar und sie ließen sich erneut von den Wellen der Lust hinweg tragen, die seit geraumer Zeit über sie hinwegspülten. Sie drückte ihm flehend ihren Körper entgegen, bevor sie sich langsam nach hinten lehnte, in der Hoffnung, dass er ihr möglichst bald geben würde, was sie doch so dringend brauchte. Mit ein paar geschickten Handgriffen befreite er sich von der lästigen Hose, beugte sich langsam über sie und schob sich mit einem Ruck in sie. Sam keuchte leise auf und seine Hände an ihren Hüften verschafften seinen Stößen noch mehr Härte. In ihrem Versuch ihn so intensiv wie möglich zu spüren, passte sie sich seinen Bewegungen an, als er das Tempo erhöhte und sie mit einem lauten Stöhnen zum Höhepunkt brachte, dem auch er nur Sekunden später folgte.

    Erschöpft küsste er ihre erhitzen Wangen, löste sich nur widerwillig von ihr und zog sie hoch, bevor er sie zum Bett trug und sich dort sanft an ihren Rücken schmiegte.

    „Wie werden eine Lösung finden, Sam. Wir haben immer eine gefunden“, versuchte er sie aufzubauen.

    „Aber dies hier ist ganz anders, als alles, was wir bisher erlebt haben, Jack. Die werden uns vors Militärgericht stellen, Alien Einfluss hin oder her.“

    Seine Arme zogen sich nur noch enger um ihren Bauch und er küsste zärtlich ihre nackte Schulter, unsicher, ob der Vorschlag den er ihr unterbreiten wollte, sie womöglich verschrecken würde.

    „Nicht, wenn wir die ganze Sache für uns behalten, Sam….“

    *************

    Vielen Dank fürs Lesen!

  2. Danke sagten:


  3. #2
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    2. KAPITEL


    Daniel bekam das Bild einfach nicht mehr aus dem Kopf, als er die lange Wendeltreppe nach unten lief und sich bemühte, die Vorstellung seiner beiden besten Freunde, bei was auch immer sie gerade da oben taten, als Ausgeburt seiner kranken Fantasien abzutun, aber je mehr er darüber nachdachte, umso besser fügten sich die Puzzleteile zusammen. Der Nebel, der seinen Verstand seit Tagen eingetrübt hatte, lichtete sich ganz langsam und das Bild wurde klarer. Immer wieder waren beide für einige Zeit verschwunden, meistens gemeinsam und tauchten urplötzlich wie aus dem Nichts wieder auf. Sams dauernder Briefkontakt mit Janet, Briefe, die niemand auch nur anrühren durfte, schossen in seinen Kopf. Sie hatte sich verändert. Das Leuchten in ihren Augen, das strahlende Lächeln, die Leidenschaft für ihre Arbeit, alles war verblasst und was immer es auch war, das beide dazu getrieben hatte, endlich ihren Gefühlen nachzugeben, machte offenbar nicht die überglückliche Frau mit der rosaroten Brille aus ihr, die sie unter diesen Umständen doch hätte sein müssen. Gott wie konnte er nur so blind sein? Hatte er wirklich nicht gesehen, was sich hinter seinem Rücken abspielte oder hatte er einfach nur bewusst die Augen davor verschlossen?

    Die Konsequenzen würden fatal sein, nicht nur für seine Freunde, nein für sie alle Vier. Es bedeutete das Ende des großen Flagschiffteams SG 1, die Ausnahmekämpfer, überlegen jeglicher Gefahr trotzend und jetzt geschlagen im Kampf gegen Lust und Begehren?

    Noch immer völlig neben sich stehend fand er den jungen Mann vor, mit dem sie seit drei Wochen ihr Exil teilten. Seine Augen zeugten von Sorge und einer seltsamen Furcht, als er ihn ansah und es war Zeit ihn zu beruhigen, aber noch bevor Daniel etwas sagen konnte, fiel ihm der junge Mann ins Wort.

    „Hat er ihr wehgetan?“

    Daniel starrte ihn ungläubig an und tiefe Furchen gruben sich in seine Stirn, als er begriff, warum Loran seit Tagen einen großen Bogen um Jack machte, in dessen Nähe fast schon ängstlich wirkte und verzweifelt danach gefleht hatte, zuerst mit Jack zu reden, bevor sie sich gemeinsam auf die Suche nach Sam begaben. Er hatte genau gewusst, wo sie war. Der arme Junge, dachte Daniel. Was musste bloß in seinem Kopf vorgehen, wo er doch eigentlich noch ein halbes Kind war. Wer verstand schon das Gebaren der vermeintlich Erwachsenen, die sich viel öfter benahmen wie kleine Kinder, als so mancher Jugendlicher.

    „Wie kommst du denn darauf, Loran? Warum sollte er sowas tun?“, fragte Daniel entsetzt, obwohl er die Antwort bereits kannte, und dennoch irgendwie hoffte, völlig falsch zu liegen.
    Mit Gänsehaut überzogenen Armen und am ganzen Körper zitternd versuchte Loran Daniels Augen zu meiden, als er ihm zögerlich antwortete.

    „Sie hat geschrien, Daniel … nachts, als er zu ihr gegangen ist und ich glaube… ich glaube, sie hatte Schmerzen….“

    Daniels Magen begann sich zu drehen bei der Idee, die sich scheinbar seit Tagen im Kopf des Jungen manifestiert hatte und legte stützend seinen Arm um dessen Schulter.

    „Loran, ich weiß, das ist jetzt vielleicht schwer zu begreifen, aber ich verspreche dir, eines Tages wirst du es verstehen. Sam hat nicht geschrien, also … nun ja …“, stammelte Daniel verlegen. „Jack würde Sam niemals wehtun … es ist nur … Gott…“, entfloh es Daniel angestrengt. Mit verdrehten Augen versuchte er die richtigen Worte zu finden und räusperte sich bei dem Gedanken, irgendwie verständlich machen zu müssen, dass nicht jeder Schrei ein Schmerzschrei sein musste.

    „Hör zu Loran, ich kann dir das nicht genau erklären, aber du musst mir glauben, wenn ich dir sage, dass Jack ihr nicht wehgetan hat! Du vertraust mir doch, oder?“

    Ein verschüchtertes, angsterfülltes Nicken beutelte den Kopf des jungen Mannes und Daniel ahnte, dass die Zweifel keinesfalls verflogen waren. Viel schlimmer aber wog bei ihm der Gedanke, dass ein klärendes Gespräch mit seinen beiden Freunden nun unabdingbar war. Sie mussten vorsichtiger sein, nicht nur um Loran wieder etwas zu beruhigen, sondern in erster Linie, weil sie ihn mit zur Erde nehmen wollten und es zu gefährlich war, dass ihm dort womöglich etwas rausrutschen könnte, das keiner wissen durfte.

    „Erzähl mir, was genau du gesehen hast, Loran“, bat er den jungen Mann und versuchte inständig eine passende, für beide Seiten ungefährliche Erklärung für Sams offensichtliche Gefühlsausbrüche zu finden. Ein Drahtseilakt, musste sich selbst Daniel, eigentlich ein versierter Meister der Sprache und Verständigung, nur wenig später eingestehen.

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    Es war jeden Tag windig, die meiste Zeit über regnete es und die Sonne tauchte immer nur sporadisch auf. Sam konnte sich beim besten Willen nicht erklären, wieso die Goa´uld diesen Vergnügungstempel der Sinne ausgerechnet auf einem Planeten mit solch rauem Klima errichtet hatten. Die Stimmung ähnelte allgemein sehr dem Wetter und die einzigen Lichtblicke inmitten dieser Trostlosigkeit waren die Momente mit Jack. Sie musste zugeben, dass sie mit niemand anderem, als mit ihm, in dieser Lage hätte stecken wollen. Noch immer war sie sich sicher, dass es kein Zufall sein konnte, dass sich die Begleiterscheinungen ihres Entzuges nur auf ihn beschränkten und zu keiner Zeit auf Daniel.

    Mit um ihren Körper gewundenen Armen stand Sam an dem großen, balkonähnlichen Gebilde, das weit über das Wasser ragte und die tosende Gischt unter ihr offenbarte, die sich in riesigen Wellen an die düsteren Felsen warf. Das beständige Rauschen hatte sich schon in ihren Ohren verewigt und sie nahm es mittlerweile kaum noch wahr. Dunkle, tief hängende Wolken schoben sich im raschen Tempo des Windes über den Himmel und die am Strand in regelmäßigen Abständen platzierten Stauen umrandeten die gespenstische Atmosphäre.

    Selbst in Momenten, in denen die Zärtlichkeit überwog und nicht nur die bloße Begierde, fühlte sie sich wie ein Süchtige auf Entzug, wenn er nicht in ihr, auf ihr oder in irgend einer Art und Weise um sie war und ein Gefühl unendlicher Machtlosigkeit sperrte ihre Seele in ein dunkles Verließ. Sie und Daniel hatten geschätzt, dass sie vielleicht noch zwei bis drei Tage bleiben mussten, bis die Dosis des Lichts so gering war, dass sie es endlich riskieren konnten nach Hause zu gehen, doch Sam hatte die eine Droge nur durch eine andere ersetzt, wie ein Raucher die Zigarette durch Schokolade.

    Sie konnte ihn spüren, als er wie ein Schatten hinter ihr auftauchte und wortlos stehen blieb, um sie zu beobachten.

    Keiner von beiden hatte auch nur einmal den Drang verspürt, Daniel ins Bett zu zerren, um über ihn her zu fallen, nicht ein einziges Mal. Jegliches Verlangen konzentrierte sich ausschließlich auf sie beide und Jack war schon mehrfach der Gedanke gekommen, dass es womöglich nichts mit dem Licht oder diesem Ort an sich zu tun hatte, sondern nur mit den unterdrückten Sehnsüchten und Spannungen der letzten Jahre, die sich hier in der Einsamkeit dieses Tempels mit aller Wucht entluden. Nie hätte er ihr von seinem Verdacht erzählt und hätte sie so ihrer schönen Illusion von der eigenen Unschuld beraubt, die sie noch mühsam aufrechthielt. Der Fakt, dass sie sich beide einredeten, dass es das Licht oder der Entzug davon sein musste, der sie zu Sklaven ihrer Gelüste machte, ließ beide immer wieder ihren innersten Impulsen nachgeben. Sam dachte zuviel und womöglich war es der Glauben an höhere Mächte, der es ihr endlich erlaubte, ihre Wünsche und Sehnsüchte zuzulassen, solang es dafür nach außen eine rationale Erklärung gab. In Momenten wie diesen hasste er sich für seinen Egoismus. Er wusste, dass er dagegen hätte ankämpfen müssen, aber sobald er sie in seinen Armen hielt, zählte nur noch der Gedanke, endlich das bekommen zu haben, was er sich seit so langer Zeit wünschte.

    „Woran denkst du?“, fragte er, schlang seine Arme um ihren fröstelnden Oberkörper und ließ seine Lippen sanft über ihren Hals gleiten. Manchmal glaubte sie, es wäre besser, so weit wie möglich von einander Abstand zu halten, denn egal wie harmlos seine Berührung auch war, jedes Mal schoss das Verlangen wie ein glühend heißer Blitz durch ihre Adern. Konnte man süchtig sein nach einem Menschen, hatte sie sich in den letzten Tagen des Öfteren gefragt, wenn sie in seiner Gegenwart mal wieder die Kontrolle über ihr ansonsten so beherrschtes Wesen verloren hatte.

    Tief in ihren Gedanken versunken, tauchten ihre Augen in die unruhige See, ihre Lippen bebten vor Kälte und Angst, aber die frische, klare Brise, die vom Meer heraufdrang, ließ sie für ein paar Augenblicke rational denken.

    „Wie soll das alles weitergehen, wenn wir erst zurück sind, Jack? Wir können doch nicht jedes Mal in der Waffenkammer oder in unseren Quartieren verschwinden, wenn der Druck zu groß wird?“

    „Ich bin mir ganz sicher, dass es besser wird, wenn wir erstmal von hier weg sind“, versuchte er sowohl sie und als auch sich selbst zu beruhigen, doch tief in seinem Inneren wusste er, dass es nur der Versuch war, sich vor der Realität davon zu stehlen. „Und dann werden wir beide ein paar Tage Urlaub machen, nur du und ich….“

    „Und was wenn es nicht besser wird, Jack?“, fragte sie unbeirrt weiter und er spürte die salzige Nässe auf ihrer Wange, als er sie liebevoll küsste. Er wusste, dass es Tränen waren, die sich leise aus ihren Augen stahlen, Tränen der Verzweiflung und der Angst vor der Zukunft. Samantha Carter hatte niemals Angst, vor nichts und der Gedanke daran sie hier so bedrückt zu sehen, hilflos, fast schon zerbrechlich, traf ihn mitten ins Herz.

    Er drehte sie zu sich, obwohl er den Widerstand in ihr deutlich spürte und hob schließlich sanft ihr Kinn, um in ihre schönen blauen Augen blicken zu können, doch die traurige Leere, die sich in ihnen spiegelte, füllte seine Kehle mit einen schweren Brocken.
    „Egal, was passiert, wir haben uns und solange wir zusammen halten, werden wir auch das überstehen“, versicherte er ihr standhaft, den eigenen Schuldgefühlen trotzend und sein Daumen strich behutsam über ihre samtweichen Lippen, bevor er mit den seinen zärtlich darüber streifte.

    Schon allein diese schüchterne, zaghafte Geste ließ sie auf der Stelle hellauf in Flammen stehen und sie drückte ihren Körper fest gegen den seinen. Jack spürte ihr mühsames Atmen, ihren beschleunigten Herzschlag und den Hunger, der mit Entschlossenheit in ihre Augen stieg. Schon wieder verriet sie ihr Körper, der nicht das tat, was ihr Verstand ihm befahl.

    „Wie soll das nur werden“, hauchte sie schwermütig gegen seine leicht geöffneten Lippen und ließ sie schnell mit den ihren zu einem Ganzen verschmelzen, bevor sich ihre Zungen liebevoll duellierten und Sam damit erneut in den sehnsüchtig machenden Wahnsinn trieben.

    „Bitte Jack, ich brauche dich, jetzt“, flehte sie, wie ein trauriges Kind nach seinen Weihnachtsgeschenken. Zärtlich schob er das T-Shirt, das sie sich von ihm geliehen hatte, über ihre schmalen Hüften empor und strich sanft über den Spitzensaum ihres spärlichen, schwarzen Slips.
    „Oh Gott“, begann sie leise zu stöhnen und schloss in der Erwartung seiner sinnlichen Berührung ihre Augen, um das atemberaubende Kribbeln, das wie eine rauschende Welle durch jede Faser ihre Körpers schoss, voll und ganz in sich aufzusaugen.

    „Ich fürchte, du musst mir eine Pause gönnen, Sam. Ich bin kein junger Mann mehr“, flüsterte er ihr lächelnd ins Ohr und schob seine Finger quälend langsam unter ihren Slip, als sie sich ihm weiter voller Verlangen entgegendrängte. Das sinnliche Karussell, das sich um sie drehte, ließ sie nach Halt suchend gegen das massive Eisengeländer hinter ihr fallen , an dem sie sich hilflos festklammerte, um nicht den Boden unter den Füßen zu verlieren. Seine Hand drängte sich indes sanft noch etwas tiefer nach unten und er beobachtete sie dabei, wie sie klammheimlich in ihre eigene Welt davon glitt. Seine Lippen tappten fast schon schüchtern an ihren und lösten sich wieder, nur um Momente später von Sehnsucht getrieben erneut zueinander zu finden. Mit federleichten Kreisen begann er über ihre empfindlichste Stelle zu streichen, sich einfühlsam darüber zu bewegen, um plötzlich innezuhalten und einen Blick auf ihre fiebrigen Augen zu erhaschen.

    „Nein, nicht“, stöhnte sie flehend gegen seine Lippen. „…hör nicht auf … Jack“! Der gefühlsbetonte Klang seines Namens, den ihre Lippen so glanzvoll formten, lag wie eine bittersüße Melodie in der Luft, breitete ein zufriedenes Lächeln über seinem Gesicht aus und seine geschickten Finger setzten die quälende Folter zwischen ihren zitternden Beinen fort. „Ja, Jack bitte….“, hörte er sie wie ein Kätzchen schnurren und ihr Körper begann unter seinen immer schneller werdenden Bewegungen förmlich zu explodieren. Mit einem erstickten Schrei, der vom Geräusch des aufbäumenden Sturmes verschluckt wurde, rauschte die Welle der Erlösung über ihren erregten Körper hinweg, wie das Wasser über die Felsen unter ihnen und sie sackte voller Erschöpfung in sich zusammen. Liebevoll fing er sie auf und ließ ihren bebenden Körper, der noch immer mit den Nachwehen ihres Höhepunkt zu kämpfen schien, in seine Arme fallen, um sie aus der Kälte wieder ins Innere seines Zimmers zu tragen.

    Leise Tränen entflohen ihren Augen, als er sie wie ein zerbrechliches Wunder auf dem weichen Laken seines Bettes ablegte und jede einzelne ihrer Tränen hingebungsvoll mit seinen Lippen auffing.

    „Ich schaffe es ja nicht mal, mich für ein paar Stunden von dir fern zu halten, Jack…. Das alles hier macht mir Angst“, gestand sie ihm mit einer Melancholie in ihren Augen, deren Tiefe ihn fast zu verschlucken drohte. „Ich hab keinerlei Kontrolle mehr über mich, wenn du in meiner Nähe bist…. So kann ich nicht zurückkehren. Alle werden es wissen, alle werden es sehen…“, begann sie leise zu schluchzen und Jack konnte nur erahnen, was in der sonst so unerschütterlichen Frau vorging.

    „Shhh“, flüsterte er, zog sie in seine Arme und hielt sie einfach nur so fest er konnte, bis ihr lautes Schluchzen ganz langsam auf der kühlen Haut seiner Brust verstummte. “Ich hab dir bereits gesagt, wir sind zu zweit in dieser Sache. Wir waren als Team immer einsame Spitze und jetzt müssen wir eben zur absoluten Hochform auflaufen!“

    Sie nickte zaghaft und versuchte mühsam ein Lächeln für ihn aufzubringen, dafür das er immer wieder versuchte, ihre am Boden kriechende Stimmung zu heben und ihr die so dringend benötigte Zuversicht zu schenken.

    „Daniel wartet sicher schon mit dem Frühstück auf uns. Ich werde runter gehen und vorfühlen, wie seine Laune ist. Um das leidige Gespräch mit ihm werden wir ohnehin nicht kommen. Nimm dir Zeit, Sam“, raunte er in ihr zerwühltes Haar und küsste zärtlich ihre Stirn, bevor er aufstand und sie schließlich allein mit ihren Gedanken zurück ließ, um sich seinerseits dem anstehenden Eklat mit Daniel zu stellen. Jack war bereit, jegliche Verantwortung auf sich zu nehmen für die Vorwürfe, die ihm Daniel zweifelsohne an den Kopf werfen würde, wenn er Sam damit nur irgendwie beschützen konnte. Noch einmal tief einatmend nahm er die Treppe nach unten und lief aufrecht der drohenden Anklage entgegen. Für sie würde er das alles schaffen … für sie würde er auch sein eigenes Leben geben….

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    Mit den Händen lässig in den Hosentaschen schlenderte Jack in den großen Vorraum, der für die täglichen Mahlzeiten herhalten musste und fast schon Küchencharakter besaß mit alledem, was Daniel dort aufgebaut hatte.

    „Guten Morgen, Daniel“, begrüßte er seinen Freund, als sei es ein Morgen wie jeder andere, wenn man mal von der Kleinigkeit absah, dass sich die Gruppendynamik innerhalb des Teams für den jungen Archäologen in nur einer Nacht um hundertachtzig Grad gedreht hatte. Noch immer mit der Zubereitung des Kaffees beschäftigt ignorierte Daniel den Mann, der nun dicht neben ihm auftauchte und auf irgendetwas zu warten schien. Keiner von beiden sagte auch nur ein Wort, die Spannung in der Luft schwoll zum Zerbersten an, bis Loran, der von seinem kurzen Ausflug an den Strand zurückkehrte, in die bedrückende Stille platzte.

    Jack sah den jungen Mann an und überlegte für einen Moment, was genau er in dessen Augen sah, das ihm schon seit Tagen Kopfzerbrechen bereitete. Er mied ihn und Jack hatte keine blassen Schimmer weshalb.

    „Würdest du dich kurz um den Kaffee kümmern, Loran?“, bat Daniel den jungen Mann, der ängstlich an Jack vorbeihuschte und mit dem Kaffeefilter spielte, dabei aber immer einen wachsamen Blick auf die beiden Männer behielt.

    „Könnte ich dich mal einen Moment sprechen, Jack?“, blinzelte Daniel seinen Kollegen an und zog ihn auch schon am Arm in die große Halle, die direkt nebenan das Stargate beherbergte.

    „Na schön Daniel, spuck es aus“, platzte es heftig aus Jack heraus, der sich mit fest verschränkten Armen vor dem Archäologen aufgebaut hatte und das am Teamhimmel aufziehende Gewitter nahm seinen Lauf. „Lass uns die Moralpredigt schnellstmöglich hinter uns bringen und zum wichtigen Teil übergehen, nämlich der Frage, wann wir hier endlich verschwinden können!“

    „Sag mal Jack, seid ihr eigentlich von allen guten Geistern verlassen?“, begann Daniel aufgebracht und Jack ahnte, dass dies nur der Anfang seiner filigran ausgearbeiteten Rede sein würde.

    „Es ist eine Sache, dass ihr euch entschlossen habt, euren Gefühlen nachzugeben und glaub ja nicht, dass ich das nicht nachvollziehen kann, aber es ist eine andere Sache, wie ihr damit umgeht“, erleichterte Daniel seinen Druck in einem Schwall voller Worte und begann sich nach und nach in Rage zu reden, obwohl es weiß Gott nicht seine Absicht war, wie ein böser Oberlehrer zu klingen.

    „Wenn ihr schon meint, wie zwei kopflose Teenager durch die Betten hüpfen zu müssen, dann könntet ihr wenigstens dafür sorgen, dass Loran nichts davon mitbekommt. Der Junge glaubt, du hättest Sam wehgetan….“

    „Wovon redest du überhaupt?“, zischte Jack wutschnaubend zurück und versuchte unbeeindruckt von Daniels Ausbruch zu wirken.

    „Davon, dass ihr eure Spielchen etwas diskreter spielen solltet. Der Junge hat Sam gehört und dachte allen Ernstes, du würdest ihr wehtun. Jack, versteh mich nicht falsch, ihr habt das verdient und ich wäre der letzte, der euch das Glück nicht gönnt, aber ich sehe euch beide schon mit einem Fuß vor dem Militärgericht stehen und ich möchte weiß Gott nicht Zeuge davon sein müssen, verstehst du das?“

    „Man kann euch bis nach oben hören…“, unterbrach die beiden plötzlich eine leise, gebrochene Stimme und die zwei Männer rissen erschrocken ihren Kopf herum, alle Aufmerksamkeit sofort uneingeschränkt auf die Frau gerichtet, die mit zaghaften Schritten auf sie zukam.

    „Ja, dasselbe trifft auch auf euch beide zu, Sam“, hallten Daniels aufgebrachte Worte, deren Schärfe wie ein Messer durch Sams Herz fuhr, in dem riesigen Raum.

    „Wie bitte?“, rauschte ihr entsetzt über die Lippen.

    „Ich spreche davon, dass eure kleine Affäre nicht mehr zu überhören war für Loran, der natürlich sofort die falschen Schlüsse gezogen hat.“

    „Oh mein Gott“, stieß sie sofort entsetzt hervor. „Daniel … Es tut mir so leid, das war keine Absicht, ich meine, wir … Schande ….“
    Die sichtbare Scham in Sams Inneren tauchte ihre Wangen augenblicklich in ein glühendes Rot und ihr Blick haftete schuldbewusst am Boden, als suche sie darin ein Loch, in das sie sinken konnte. Sie schluckte schwer, bevor sie betreten zu Daniel aufsah und der Schmerz, den er in ihren Augen sah, bohrte sich dumpf in seine Seele. Er ahnte sofort, was gerade in ihr vorgehen musste.

    „Ich glaube, ich brauche dringend frische Luft“, flüsterte sie mit flatternden Augenlidern, biss sich heftig auf ihre Unterlippe und nahm mit großen Schritten Kurs auf den Ausgang des Tempels. Sie musste raus, um nachzudenken, nach Tagen endlich mal einen klaren Gedanken zu fassen und ihre wild umher wirbelnden Gefühle wieder in Einklang mit sich selbst zu bringen.

    „Sam, warte“, ertönte Jacks Stimme, bevor er sie im Vorübergehen am Arm festhielt und zurückzog. „Wo gehst du hin?“

    „Lass mich einfach, bitte. Ich brauche Zeit für mich, wenigstens ein paar Minuten…“, bat sie mit einem herzzerreißenden Flehen in ihren Augen und ihr stummes Leiden drohte einmal mehr gewaltsam sein Herz zu zermalmen.

    „Du solltest nicht allein da raus gehen“, versuchte er sie mit äußerster Dringlichkeit zu überzeugen, aber ihr vehementes Kopfschütteln, ließ seine Hände sogleich von ihrem Arm gleiten und sie verschwand, ohne ihn noch einmal anzusehen, hinter der großen Tür in den heftigen Böen des erneut auffrischenden Sturmes.

    „Das hast du ganz super hinbekommen, Daniel“, wandte sich Jack reichlich ungehalten an seinen Freund und fuhr ihn so lautstark an, dass der vor Schreck zusammenzuckte, sich aber sofort wieder fing und auf der Stelle konterte.

    „Ich? Bin ich etwa derjenige, der seit Tagen völlig kopflos seine untergebene Offizierin vögelt, ohne dabei an die Konsequenzen zu denken?“

    Das war eindeutig zuviel für Jack. Blinder Zorn erfasste dessen Körper mit rasender Geschwindigkeit, als er Daniel mit Wucht am Kragen seines Shirts packte und ihn mit übermächtiger Kraft gegen die Wand hinter ihnen drückte.

    „Rede nie wieder so über das, was zwischen mir und Carter ist. Es geht nicht um den verdammten Sex, hast du verstanden?“

    „Und worum geht es dann, Jack? Sag es mir doch?“, forderte Daniel, der sichtbar Mühe hatte im Griff der festen Hände seines Freundes noch genügend Luft zu bekommen und Jack ließ ihn langsam wieder zu Boden gleiten, als er sah, wie Daniel atemlos vor sich hin hechelte.

    „Du weißt genau, dass ich sie glücklich sehen will. Seit Monaten wünsche ich mir nichts sehnlicher, als sie im Arm zu halten, sie zu lieben…“, murmelte der sonst so selbstbewusste Air Force Colonel mit einmal sehr unsicher, doch Daniel gab nicht nach, als er begriff, was genau sich da zwischen seinen beiden Freunden abspielte.

    „Hör auf dir was vorzumachen, Jack….Wirkt sie wie eine glückliche Frau auf dich? Hast du sie überhaupt mal angesehen? Sie leidet doch jetzt schon …“, versuchte er seinem gegenüber mit deutlichen Worten klarzumachen, was der offenbar nicht sehen konnte, oder wollte. „Und wie stellt ihr euch das eigentlich vor, wenn wir in drei Tagen zurück zur Erde müssen, hm? Einfach so tun, als sei nichts passiert?“

    „Das habe ich ganz sicher nicht vor und solange du deinen Mund hältst, wird auch niemand davon erfahren. Wir müssen nur einfach vorsichtig und diskret sein.“

    „Wie bitte?", schoss es aus Daniels Kehle, der seinen Ohren nicht zu trauen glaubte, als er hörte, was Jack da gerade von sich gab. Entweder war er furchtbar naiv oder verschloss mit Absicht die Augen vor der Wahrheit.

    „Du hast mich schon verstanden, Daniel. Ich werde sie ganz sicher nicht kampflos wieder aufgeben….“

    „Das kann nicht dein Ernst sein! Du willst eine heimliche Affäre mit ihr? Jack wirklich, wir reden hier von Sam. Du weißt, das wird nicht funktionieren. Das macht sie kaputt … früher oder später!“ Daniel begann nun aufgeregt hin und her zu laufen, sich nervös durchs Haar zu fahren und immer wieder ungläubig mit dem Kopf zu schütteln.

    „Wie wäre es, wenn du dich zur Ausnahme mal um deine Sachen kümmern würdest?“, forderte Jack mit aufbrausender Stimme und tiefe Falten kräuselten sich auf seiner Stirn. „Das hier geht dich nämlich verdammt noch mal gar nichts an. Das ist eine Sache zwischen Carter und mir.“

    Daniel stieß laut hörbar seinen Atem aus und erhob ein letztes Mal seine Stimme.

    „Na schön Jack, aber sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt!"
    Mit sturem Blick stoppte er vor seinem Freund und bohrte seinen Zeigefinger in dessen Brust.
    „Und eines lass dir noch gesagt sein. Für deine Selbstsucht wird Sam einen hohen Preis zahlen müssen. Du willst sie nicht aufgeben? Hah! Damit wirst du sie auf kurz oder lang verlieren. Ich glaube wirklich, dass du sie liebst und ich glaube auch, sie liebt dich. Aber das, was du da vorhast, wird eure Liebe nie und nimmer überleben. Es wird weder Hammond, noch die Air Force für den Untergang eures vermeintlichen Glücks verantwortlich sein, sondern die Lüge, die Sam ganz langsam in kleine Fetzen reißen wird. Sie wird mit dem Verlust ihrer Seele für deine Liebe bezahlen…“, schrie er Jack an und rückte fast beschwichtigend seine Brille zurecht, die durch den Ausbruch seines Freundes nach unten gerutscht war.

    Jack starrte seinen Freund mit Eiseskälte an und sein Gesicht verzog keine Miene. „Wenn du meinst, Daniel…“, erwiderte er trocken. „Falls du mich vermissen solltest, ich bin draußen und gehe Sam suchen.“

    „Ja lauf nur vor der Wahrheit davon Jack, sie wird dich trotzdem einholen und dann…“, doch so gern Daniel ihm noch mehr gesagt hätte, ein lautes Geräusch bereitete dem Streit der beiden ein jähes Ende, denn das bis eben friedlich vor ihnen liegende Stargate erwachte ganz urplötzlich zum Leben und Daniel blickte erschrocken auf seine Uhr.

    „Verflucht, schon zehn Uhr. Das ist General Hammond“, rief er aufgeregt und wandte sich ein letztes Mal an seinen Teamkollegen und Freund, wirbelte ihn an seiner Schulter herum, bis sich ihre Blicke trafen.

    „Noch kannst du die richtige Entscheidung treffen, Jack. Wir könnten das alles mit dem Einfluss dieses Lichts erklären und ja, es wird sicher Konsequenzen geben, aber ihr könntet eure Liebe auf eine ehrbare Basis stellen. Hammond ist sicher der Letzte, der euch seine Hilfe verwehren würde, aber sobald ihr beginnt, diese Lüge zu leben, wird es zu spät dafür sein…. Denk gut nach, was du tust! So … könntest du am Ende alles verlieren….“, mahnte er ein letztes Mal und versuchte krampfhaft seine Aufmerksamkeit wieder auf den Ereignishorizont zu lenken, der vor ihm im schimmernden Blau zu erstrahlten begann.

    Doch Jack war längst gegangen, als Daniel mürrisch vor sich hin nuschelte. „Ihr habt doch keinerlei Ahnung, auf was ihr euch da einlasst ….“

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