Titel: Nie gesagt
Autorin: Sumanira
Serie: SG-1
Staffel: 4. Staffel "Die falsche Wahl"
Genre: Oneshot, Schmerz/Trost
Rating: P12
NIE GESAGT
Sein Blick ruht auf dem Stift, den er schweigend in seinen Händen dreht. Wie lange er schon dort sitzt, weiß er nicht mehr. Vielleicht Sekunden. Vielleicht Minuten. Oder gar Stunden? Es ist egal, denn er lebt den Augenblick. Ihren letzten gemeinsamen Augenblick. Immer wieder. Hat er sich den Abschied so vorgestellt? Bilder ziehen an ihm vorüber wie ein Stummfilm. Jahre der Freundschaft und Kameradschaft. Und nun liegt sie vor ihm. Mit Lippen, die nie mehr sprechen, für immer zum Schweigen verurteilt. Ohne das Lächeln, das seine Welt zum Strahlen bringt. Ein Leben ohne Seele. Das pumpende Geräusch des Beatmungsgerätes und das leise Piepen der Apparate füllt die unendliche Leere. Wenn man genau hinhört, erkennt man, sie spielen eine Melodie. Eine Melodie, die davon erzählt, was war und was hätte sein können. Über verpasste Chancen … und Reue. Er kennt es viel zu gut, jenes Gefühl, das ihn begleitet, seit er denken kann. Zu viele Fehler, zu viele falsch gesetzte Prioritäten, zu viele ungesagte Wahrheiten … zu viel Angst.
Leblos liegt sie vor ihm, ihre weiche Haut schimmert blass im kalten Licht. Das lebendige Leuchten in ihren blauen Augen ist endgültig erloschen. Doch selbst jetzt ist sie wunderschön wie eine Puppe, deren makellose Perfektion ihm den Atem raubt. Ihr Brustkorb hebt und senkt sich. Technik bestimmte ihr ganzes Leben. Technik bläst Sauerstoff in ihre Lungen und lässt ihn wieder entweichen. Ein Kreislauf. Und dennoch kann auch sie nicht verhindern, was unausweichlich ist. Der Tod will ihm entreißen, was ihn selbst am Leben hält. Die Geister der Vergangenheit jagen ihn, haben ihn eingeholt, ganz egal wie schnell er rennt. Wieder einmal ist er es, an dessen Händen Blut klebt. Ihr Blut. Es vermischt sich mit dem, was schon seit Jahren dort haftet und niemals verschwinden wird.
„Ich finde, wir sollten Sam gehen lassen!“ Janets Stimme ist voller Schmerz und Hilflosigkeit.
Er sieht sie nicht an, als er sie bittet, ihm Zeit zu lassen, denn eigentlich weiß er, dass es nie genug sein wird. Ihre Worte legen sich wie eine Schlinge um seinen Hals und es schmerzt in seinem Herzen, wenn er an die Endgültigkeit denkt.
Nein.
Er will sie nicht gehen lassen. Nicht bevor er seine Chance hatte, ihr zu sagen, dass sie das Licht war, das ihm jeden Morgen den Weg leuchtete. Dass sie seine Sonne war, selbst in tiefster Dunkelheit. Dass sie seinem Dasein einen Sinn verlieh, den er längst verloren glaubte.
Aber nun kann er nichts mehr für sie tun, als ihren letzten Willen zu respektieren. Eine einzige seiner Tränen küsst ihr Gesicht, im Moment der letzten Erinnerung.
Leb wohl … Sam