Und hier kommt jetzt der Rest. Der dritte Teil ist wieder etwas länger, aber anders konnte man es nicht in vernünftige Kapitel teilen.
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Das Haus am See (3/3)
Auf dem Weg in den oberen Stock atmete Tony tief und gleichmäßig durch. Gleich würde sich zeigen, ob er zu hoch gepokert hatte. Er hätte gedacht, dass er aufgeregter wäre, aber er konnte jetzt nichts mehr ändern, und paradoxerweise beruhigte ihn das. Es war wie bei vielen ihrer Ermittlungen, alle Rückzugsmöglichkeiten waren abgeschnitten und der Fall musste zum Abschluss gebracht werden. So oder so.
Als er das Zimmer betrat, faltete Gibbs gerade ordentlich sein weißes T-Shirt und legte es auf das Hemd, die Hose und die Socken, die dort schon lagen. Er trug jetzt nur noch seine Boxershorts. Er griff unter das Kopfkissen, zog ein altes, verwaschenes T-Shirt, das ein Werbegeschenk eines Baumarkts gewesen war, hervor und zog es über. Dann stieg er ins Bett, schüttelte das Kopfkissen auf, zog die Decke hoch und drehte sich zur Seite. Weg von Tony.
Alle Gelassenheit wich mit einem Schlag aus Tony. Verflucht nein! Sie würden es nicht wieder aussitzen – oder besser ausliegen – und morgen wieder so tun, als wäre nichts gewesen! Er wusste, dass er den Ruf hatte, mit allem zu flirten, was ihm über den Weg lief, aber das war nicht ganz richtig. Flirten war seine Art, auf die Leute zuzugehen. Ein paar Komplimente und geheucheltes oder echtes Interesse, war mehr als die meisten Leute zustande brachten und schon galt es als ‚Flirten’. In seinem Beruf aber, war es eine gute Eigenschaft. Ein paar nette, schmeichelnde Worte und eine kleine Zweideutigkeit hatten ihm schon manche Türen geöffnet, die für andere verschlossen geblieben waren. Und wenn dann in einigen, aber längst nicht allen Fällen, ein Date dabei herausgesprungen war – nun, er war niemandem Rechenschaft schuldig.
Das mit Daniel war aber etwas anderes gewesen. Kalkül statt Flirten. Sicher, es hatte ihm Spaß gemacht, Daniel hätte unter anderen Umständen vielleicht in sein Beutschema gepasst, aber er war so auf Gibbs fixiert, dass da kaum sexuelle Anziehung zwischen ihm und Daniel gewesen war. Das Schäkern, das Anfassen, das Lachen und auch der Kuss, es hatte Gibbs herausfordern sollen und jetzt ging der nicht darauf ein! Er hatte Gibbs mal wieder unterschätzt und der hatte doch noch ein Schlupfloch in seiner kunstvoll konstruierten Falle gefunden. Umdrehen und Schlaf vortäuschen. Nein!
Tonys biss sich auf die Unterlippe. „Willst du schon schlafen, Boss?“ fragte er und versuchte herauszufinden, wie er jetzt am besten vorginge. Erst einmal musste er natürlich Gibbs am Einschlafen hindern.
„Ja.“ Gibbs bewegte sich nicht.
„Wir könnten noch planen, was wir morgen machen wollen.“ Tony zog seine Jeans und seinen Pullover aus.
„Morgen.“ Das eine Wort wurde durch die Bettdecke gedämpft. Na super, bei einer so einseitigen Konversation würde Gibbs gleich im Reich der Träume verschwinden.
Nach einem kurzen Moment des Zögerns stieg Tony aus seinen restlichen Sachen, ließ sie einfach auf den Boden fallen, ging nackt um das Bett herum, bis er auf Gibbs Seite war, auf der auch der Kleiderschrank stand. Mit vor Aufregung zittrigen Fingern öffnete er die Tür und wühlte in seinen Sachen rum, als könnte er sich nicht entscheiden. Er beugte sich vor, suchte noch einen Moment, bis er sich endlich für eine Boxershorts entschied und ihn direkt vor Gibbs Nase anzog. Bisher hatte sich immer der eine umgezogen, während der andere im Badezimmer war. Diese Nacktheit war neu. Tony hoffte nur, dass der andere Mann auch hingeschaut hatte, denn er hatte nicht gewagt, sich umzudrehen, um Gibbs zu beobachten.
Er ging zurück auf seine Seite des Betts, stieg hinein und lehnte sich gegen die Kissen. Frontalangriff. „Worauf hast du morgen denn Lust, Boss?“, fragte er. „Es soll hier in der Nähe Ruinen geben, hat Daniel gesagt. Vielleicht könnten wir uns die ja mal anschauen fahren. Daniel hat auch noch gesagt, dass O’Neill nicht so ganz wild auf Ruinen ist, also wenn du lieber mit ihm angeln gehst, könnten Daniel und ich auch alleine dahin fahren.“ Hörte er da Zähneknirschen von Gibbs? War das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen?
Er würde sich Mühe geben, in seinem nächsten Satz noch ein paar mal mehr ‚Daniel’ unterzubringen. „Hier irgendwo in der Nähe gibt es auch einen Klettergarten. Daniel würde das gerne mal ausprobieren. Wenn niemand sonst Lust dazu hat, würde ich mich opfern und Daniel begleiten“, schwadronierte Tony drauf los, der keine Ahnung hatte, ob man hier irgendetwas in der Art unternehmen konnte. „Daniel meint, d…“
Blitzschnell drehte sich Gibbs zu ihm um, kniete sich neben ihn und hielt ihm eine Hand auf den Mund. „Daniel und du, ihr könnt machen was ihr wollt, aber Verschone mich mit deinen Aufzählungen!“
Tony hob die Hände hoch, wie ein Verdächtiger, der sich ergab. Ja! Endlich eine Reaktion! Und was für eine!
Mit einem finsteren Blick nahm Gibbs die Hand von seinem Mund. „Kein Wort mehr! Verstanden?“
„Gar keins, oder nur kein Satz in dem Daniel vorkommt?“, fragte Tony rücksichtslos.
„DiNozzo!“
„Ja?“
„Wenn du was zu sagen hast, sag es.“ Tony sah, dass Gibbs sich wieder in der Gewalt hatte und der Anflug von Unbeherrschtheit vorbei war. Gibbs sprach leise, aber das konnte genauso effektiv wie herumschreien sein, wie schon viele Verdächtige erfahren hatten. „Aber hör mit den Spielchen auf. Und wenn du jetzt ‚welche Spielchen’ fragst, schläfst du heute auf dem Sofa, verstanden?“
„Verstanden.“ Das war leider gar nicht die Richtung, in die sich das Gespräch entwickeln sollte. Viel zu beherrscht. Er musste Gibbs wieder dazu bringen, dass er einfach handelte, statt lange zu überlegen. Tony fragte sich, ob er einen geheimen Todeswunsch hatte, als er so nachlässig, wie es ihm mit einem heftig klopfenden Herzen möglich war, fragte: „Daniel hat einen netten Hintern, findest du nicht auch?“
Gibbs Reaktionszeit war beeindruckend. Innerhalb einer Sekunde saß er auf Tonys Oberschenkeln, hatte Tonys Armen über dessen Kopf gedrückt und hielt die Handgelenke mit einem eisernen Griff umklammert. „Ich will den Namen nicht mehr hören! Ist das klar?“ Dieses Mal war er mit jedem Wort etwas lauter geworden.
Gibbs Atem ging schneller, seine dunklen Augen hatten etwas Wildes, fast Tödliches an sich, doch statt Angst durchrieselte Tony ein heißer Schub von Verlangen. Endlich! Er testete Gibbs Griff, doch da war kein Millimeter Spielraum. Er hob probeweise seine Hüften an, doch Gibbs gab ihm sofort Gegendruck.
Er lag hilflos unter Gibbs, der das Sagen hatte. Diese Erkenntnis entlockte ihm ein Stöhnen und sein sowieso schon halbhartes Glied, seit er den kleinen Stunt mit dem Ausziehen und nackt vor Gibbs Herumparadieren hingelegt hatte, wurde noch härter. Gibbs musste sich nur ein paar Zentimeter vorbeibeugen und er könnte selbst fühlen, welchen Effekt er auf Tony hatte. Tony spannte seine Pomuskeln an, was seinen Unterleib etwas nach oben drückte. Ein Gemisch aus Scham und Erregung ließ ihn die Lippen öffnen, um schneller atmen zu können.
Gibbs schluckte hektisch.
Ja! Ja, bitte lass ihn die richtigen Rückschlüsse ziehen, betete Tony und schloss für eine Sekunde die Augen. Im nächsten Moment hörte er ein tiefes Knurren, Gibbs beugte sich vor und seine Lippen berührten Tonys.
Tony konnte das Aufseufzen, das tief aus seinem Innern kam, nicht zurückhalten. Endlich! Er öffnete seinen Mund, wisperte „Ja“ und umschlang Gibbs Zunge mit seiner. Er war sehr erleichtert, dass Gibbs nicht zurückwich und legte all sein Verlangen in den Kuss. Mehr, tiefer, länger. Er wollte Gibbs nicht mehr weglassen. Da er seine Hände nicht bewegen konnte, brachte er seinen Kopf etwas höher, etwas näher, bis Gibbs verstand und sich mit mehr Gewicht nach vorne beugte.
Jetzt konnte ihm nicht entgegen, wie erregt Tony war und mit freudigem Schock stellte Tony fest, dass Gibbs es auch war. Das war eindeutig ein erigierter Schwanz, der da gegen seinen rieb! Tony ließ seine Beine so weit es möglich war, auseinander fallen, so dass Gibbs zwischen ihnen Platz fand und sich auf ganzer Länge über Tony legte. Noch mehr herrlicher Druck, der ihn in die Matratze presste. Gibbs Küsse rutschten auf seine Wange und küssten und bissen in seinen Hals. Tony drehte den Kopf noch etwas zur Seite und bot sich Gibbs freudig dar.
Ein etwas festerer Biss folgte und Gibbs stieß grollend hervor: „Verflucht, Tony!“ So, als ob es seine Schuld wäre, dass Gibbs so fühlte. Okay, vielleicht stimmte das sogar, denn Gibbs hätte bestimmt in hundert Jahren noch keinen Versuch unternommen, ihm mehr als nur Kopfnüsse zu verpassen. Da war diese Art von Intimität doch weit besser. Er rieb seinen nackten Oberkörper gegen den weichen Stoff von Gibbs T-Shirt. Seine Brustwarzen verhärteten sich bei dem Kontakt, was plötzlich auch in Gibbs Bewusstsein zu dringen schien.
Jedenfalls verlagerte er sein Beißen und Küssen noch etwas tiefer und Tony spürte erst Gibbs Lippen, die an seinen Brustwarzen zupften, dann eine Zunge, die drüber leckte. Weich und feucht und Tony wollte doch eigentlich härter und fester. Bevor er protestieren konnte, pustete Gibbs drauf. Die Feuchtigkeit und die kalte Luft ließen die Brustwarzen weiter verhärten und als sie richtig abstanden, spürte Tony plötzlich Zähne.
Er konnte das laute Wimmern nicht zurückhalten. „Gott, ja!“, rang er sich ab und konnte gar nicht mehr aufhören diese pathetischen, kleinen, begierigen Töne auszustoßen, die Gibbs zu etwas härterem Zubeißen veranlassten. „Ja, ja, ja!“ Tony warf den Kopf zurück und versuchte, sich Gibbs noch mehr entgegenzurecken, der jetzt seine zweite Brust attackierte. Das war so wunderbar auf seine Bedürfnisse abgestimmt, als könnte Gibbs seine geheimsten Wünsche erahnen.
Vielleicht konnte er das wirklich, dachte Tony mit plötzlicher Klarheit. Bestimmt hatte er weit tiefer hinter seine Fassade des Klassenclowns geblickt als Tony es sich bisher eingestanden hatte. Hatte Bedürfnisse ausgemacht, denen er selbst noch keinen Namen gegeben hatte. Hatte eine Erklärung dafür gefunden, warum er sich von ihm symbolisch bestrafen ließ, warum er sich die Klapse auf den Hinterkopf nicht einfach verbat oder Gibbs darauf hinwies, wie unangemessen sie einem Special Agent gegenüber waren. Aber sie hatten das Spiel beide munter weitergespielt. Und er hatte es nie anders haben wollen.
Gibbs hob den Kopf und schaute ihn durchdringend an. „Wie viel willst du noch?“, fragte er. „Und sag das, was du willst und nicht das, von dem du glaubst, dass ich es hören will.“
„Ich mag viele Fehler haben, aber ich habe dir noch nie nach dem Mund geredet“, stellte Tony klar.
Gibbs schaute ihn durchdringend an. „Okay.“ Er nickte. „Notiert. Also, was willst du?“
Seine rechte Hand ruhte auf Tonys Brust und er spürte ihre Wärme und Festigkeit. Tony legte seine Finger über Gibbs. „Ich will alles“, sagte er ohne jegliche Albernheit, auch wenn er innerlich ein wenig zusammenzuckte, wie abgedroschen das klang. „Alles, was du mir bereit bist zu geben.“ Er drückte zur Bestätigung Gibbs Finger. „Verfüge über mich“, schickte er noch hinterher und hatte die Genugtuung zu sehen, wie diese Worte Gibbs zu einem hektischen Luftholen verleiteten.
Aber Gibbs erging sich in keinen Plattitüden, fragte nicht, ob sich Tony sicher war, sondern stellte nur mit der Andeutung eines Lächeln fest: „Hoffentlich hast du nicht zuviel abgebissen.“
„Bestimmt nicht.“ Tony konnte aber nicht verhindern, dass die Vorstellung, dass Gibbs bereits Erfahrung mit Dominanz-Spielchen hatte, einen Hauch von Furcht durch seinen Körper schickte, der sich aber sofort darauf in angenehme, gespannte Vorfreude verwandelte. Wenn er ehrlich war, wollte er, dass Gibbs ihn aus seiner Komfort-Zone herausholte.
„Wir werden sehen“, knurrte Gibbs im nächsten Moment und nahm Tonys Mund in Besitz.
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Da es noch deutlich früher war, als Daniel es gewohnt war ins Bett zu gehen, hatte er noch sein Buch herausgeholt, das Kissen aufgeschüttelt und endlich mal angefangen, ein paar Seiten über die historische Entwicklung der Keilschriften zu lesen.
Jack hatte zwei alte Mad-Magazine dabei und mit wiederholtem, amüsiertem Schnauben las er sich durch die Hefte.
Im Zimmer nebenan wurde auch noch gesprochen – oder gezankt, dachte Daniel, denn er hörte Gibbs empört „DiNozzo!“ rufen. Daniel wünschte es Tony, dass er die Antwort bekam, die er gerne hören wollte. Er wusste nicht, ob Gibbs auch auf Männer stand, vier gescheiterte Ehen konnten alles Mögliche bedeuten. Entweder, dass es nach Shannon niemanden gegeben hatte, der es wert war, ihren Platz einzunehmen, aber auch, dass er eventuell mit einem Mann als Partner besser klar käme, wenn er nur bereit war, in der Richtung zu suchen.
Wenn sein Blick bei dieser Suche auf Tony fiele, könnte er sich mit Sicherheit Tonys Loyalität und … Anbetung sicher sein. Tony war ein wenig wie ein junger Hund, der auf Lob und Zuwendung wartete.
Daniel hoffte nur, dass Gibbs der richtige dafür war, so distanziert und schweigsam wie er sich oft gab. Aber vielleicht war ja an dem Sprichwort, dass sich Gegensätze anzogen, etwas dran, und dann hatten die beiden bestimmt gute Chancen.
Nebenan wurde immerhin gesprochen, das war doch schon mal ein gutes Zei…
„Ist das klar?“, drang Gibbs genervte Stimme deutlich hörbar an sein Ohr.
Okay, vielleicht doch kein so gutes Zeichen.
Mit einem kleinen Seufzer las Daniel den Abschnitt über die Theorie von Professor Jordan bezüglich der Entwicklung des Sumerischen noch einmal, weil er kaum etwas mitbekam, während er die Ohren spitzte, um den Geräuschen aus dem Nebenzimmer zu lauschen.
„Oh, Gott!“ Das war Tonys Stimme. Uhh…? Sollte er einschreiten? Tony vor was auch immer retten?
Und noch während er darüber nachdachte hörte er Tony „Ja! Ja! Ja!“ rufen.
Oh! Das … das … Er war wohl nicht der einzige, der dachte, dass das nach Sex klang, denn Jack schaute von seinem Magazin auf und warf Daniel einen Blick mit hochgezogenen Augenbrauen zu.
Daniel zuckte die Schultern und grinste.
Es dauerte keine fünf Minuten und Jack und Daniel wussten, dass Tony im Bett genauso laut und wortreich war wie im täglichen Leben.
Er feuerte Gibbs mit „Ja, genau da, genau so!“ an, stöhnte so laut, dass es durch die dünnen Wände gut zu hören war und machte so viele sexy Geräusche, dass es Daniel ganz warm wurde.
Er las schon lange nicht mehr in seinem Buch, hielt sich nur noch daran fest, damit er sich nicht selbst anfasste, denn das war eigentlich alles, woran er in diesem Moment noch denken konnte. Verdammt, er wurde hart von einem Hörspiel-Porno! Was sagte ihm das, über sein Liebesleben? Genau – es existierte nicht. Kein Wunder, dass dann bereits diese Secondhand Sachen, solch einen Effekt auf ihn hatten! Und die Tatsache, dass Jack nur dreißig Zentimeter von ihm entfernt lag, machte es auch nicht besser.
„Fester, Gibbs!“ Und damit stieß zum ersten Mal das Bett im Nebenzimmer an die Verbindungswand.
„Oh, nein“, jammerte Jack und zog sich das Kopfkissen über die Ohren.
Daniel lachte, beugte sich zu Jack und zog und zerrte an dem Kissen, bis er es in der Hand hielt. „Da musst du jetzt durch.“
Das Bett rammte erneut die Wand und Jack hielt sich seine Hände auf die Ohren. „Row, row, row your boat…,“ singsongte er.
„Hey, das gilt nicht!“ Daniel bemächtigte sich Jacks Handgelenken, umklammerte sie und zog sie von den Ohren.
Sein Gesicht war jetzt nur zwei Handbreit von Jacks Gesicht entfernt. „Ist es, weil Gibbs dein Freund ist und das definitiv zu viel Information ist, die man über einen Freund haben kann?“
Jack knurrte etwas Unverständliches.
„Oder ist es die Tatsache, dass es zwei Männer sind?“ Daniel runzelte seine Stirn und beobachtete Jack genau.
„Daniel!“, beschwerte sich Jack.
„Ja, genau, Gibbs! Ja, ja!“ Und so begeistert und ungehemmt wie Tony jetzt stöhnte, war es Daniel ziemlich klar, dass Gibbs offensichtlich einen ganz besonders empfindlichen Punk in Tonys Körper gefunden hatte und ihn mit jedem Stoß traf.
Jack biss die Lippen fest aufeinander und dennoch entwich seiner Kehle ein kleiner Laut.
Daniels Augen wurden größer. „Jack? Ehh … kann es sein, dass dich das anmacht?“
„Unsinn“, presste sich Jack ab und schloss seine Augen.
Das Bett krachte rhythmisch wieder und wieder in die Wand und Jack fluchte: „Scheiße.“
Daniel fühlte unter seinen Fingern, die immer noch auf Jacks Handgelenken lagen, dass sich Jacks Puls beschleunigt hatte.
Okay – das hieß dann wohl ja, dass es Jack nicht kalt ließ. War das Aufregung oder Erregung? Sollte er es ignorieren, auf seine Seite zurückkrabbeln und morgen früh anzügliche Bemerkungen machen? Oder sollte er noch ein wenig weiter forschen, welchen Effekt das auf Jack hatte? Nun, er wäre wohl nicht Archäologe geworden, wenn er den Dingen nicht auf den Grund gehen wollte.
„Yeah, Boss! Ich … ich …“
„Du kommst erst, wenn ich es sage, Tony!“
„Oh, Gott!“
„Verdammt, ist das unser privater Gay-Kanal, oder was?“, brummte Jack und fixierte einen Punkt an der Decke.
„Klingt fast so“, grinste Daniel.
Jack hatte wohl das Lachen in seiner Stimme gehört, denn er öffnete seine Augen und schaute Daniel an.
Ihre Blicke trafen sich und Daniel hatte den Eindruck, als versuche Jack in seinem Gesichtsausdruck zu lesen, eine Antwort auf eine Frage zu finden, die er nicht gestellt hatte.
Nach einem Moment wurden Jacks Gesichtszüge weicher, die Andeutung eines Lächelns zeigte sich. „Es stört dich überhaupt nicht, oder?“
„Nein, warum sollte es?“, fragte Daniel.
„Was war das dann mit Tony, während der letzten beiden Tage?“ Jack löste ein Handgelenk aus Daniels Griff und legte seine Finger auf Daniels Unterarm.
Oh, nein, Jack war in Sorge, dass er hier gerade Liebesqualen litt, weil Tony mit Gibbs im Bett war? Da musste er Jack schnell davon runter bringen. „Das war ein Versuch, Gibbs eifersüchtig zu machen“, erklärte er.
„DiNozzos Plan?“
„Ja.“
Daniel kannte Jack gut genug, um zu wissen, dass Jack die Antwort gefiel.
„Boss!“
„Gleich, Tony“, keuchte Gibbs.
„Bitte, bitte … ich …!“
Hätte Daniel nicht den Kontext gehabt, hätte er geschworen, dass Tony gerade gefoltert wurde, so atemlos und flehend klang er.
„Jetzt!“ Man hörte ein Klatschen von Haut auf Haut, das Bett malträtierte wieder rhythmisch die Wand, lautes Stöhnen folgte, dann leiseres Seufzen, dann nur noch Gemurmel, ohne dass man Worte ausmachen konnte.
„Na, Gott sei Dank.“ Jack rollte betont drollig die Augen. „Hört sich so an, als wäre Tony sehr … äh … befriedigt.“ Jack sah erhitzt aus, atmete mit offenem Mund und sah ungeheuer attraktiv und … angeregt aus.
Auch Daniel hatte die Show im Nebenzimmer mit jeder Minute härter gemacht und er hatte das Gefühl, als müsse er explodieren, wenn er seine aufgestaute Erregung nicht bald loswurde.
Oh Gott, er wollte Jack! Er wollte Jack in diesem Moment so sehr, wie er es noch nie zuvor gewollt hatte! Bisher waren es Tagträumereien gewesen, Gedanken vor dem Einschlafen, Sehnsüchte … doch jetzt war Jack so greifbar, so präsent, so warm, so unwiderstehlich. Daniel entfuhr ein leises Stöhnen, dass er nicht mehr zurückhalten konnte.
„Daniel?“ Jacks Hand glitt von Daniels Unterarm nach oben, bis sie in seiner Halsbeuge zu liegen kam.
„Mhm?“ Daniel überlegte, ob er es wagen konnte, Jack einen Kuss auf die Lippen zu hauchen, die dieser gerade mit seiner Zunge befeuchtete.
Jack stammelte: „Ich denke, wir beide brauchen jetzt …, müssen jetzt … Also, was ich meine ist, ich kann dazu ins Badezimmer gehen, oder wir machen’s zusammen. Jeder für sich, oder, … wenn du willst …?“
Daniel hatte keine Ahnung, was genau und wie viel ihm Jack da gerade anbot, und vor allem, ob das eine gute Idee war. Aber das war egal, auch wenn es alles war, was er je bekommen konnte. Es war besser als nichts. Ja, ja, es gab Leute, die meinten, einmal von der Frucht gekostet zu haben, war schlimmer, als nicht zu wissen, was einem entging, aber Daniel entschied, dass er nicht zu der Fraktion gehörte. Und wer wusste schon, ob Jack nicht so begeistert war, dass er das wieder machen wollte? Also, was hatte er zu verlieren? Nichts!
„Zusammen“, sagte Daniel mit Nachdruck und ließ seine Hand ganz langsam auf Jacks Körpermitte zugleiten und schob sie dann unter Jacks T-Shirt. Was bedeutete, dass seine Finger über Jacks Bauch glitten. Wahnsinn! Seine Hand auf Jacks nackter Haut. Wann hatte er sich das letzte Mal so atemlos, so überwältigt, gefühlt?
Er schob zwei Finger unter das Taillengummi. „Okay?“
„Unbedingt!“, keuchte Jack und mit einer einzigen Bewegung rutschte er so, dass Daniels Finger jetzt auf seinem Glied lagen und die Shorts auf die Knie rutschten.
„Oh, mein Gott“, fast ehrfürchtig hauchte Daniel die Worte, denn … wow! Er wusste jetzt, wie sich Jack in seiner Hand anfühlte. Wie hart und wie groß Jack wurde, wenn er erregt war. Übersprudelnde Freude stieg in ihm auf und er beugte sich vor und presste seine Lippen auf Jacks.
„Ja, oh, verflucht, ja“, brabbelte Jack zwischen zwei Küssen und gab Daniel genauso viele Küsse zurück, wie er von ihm bekam. „Das … ist so … gut.“
Dann spürte Daniel warme, eifrige Finger, die ungeschickt versuchten, seine Boxershorts herunter zu ziehen und er kam Jack zu Hilfe, indem er die Hose mit einer einzigen Bewegung abstreifte.
„Fass mich an“, raunte er in demselben Moment, in dem Jack schon sein Glied umfing. Für ein paar Sekunden musste er die Augen schließen, um den Ansturm auf seine Sinne zu mildern.
Als er sie wieder öffnete, schaute Jack ihn lächelnd an. „Gut?“
„Schon fast zu gut“, seufzte Daniel. „Damit werde ich nicht alt und ich … will doch noch so viel.“
Jack zog Daniels Gesicht zu sich heran und flüsterte nahe an seinem Ohr: „Würde es helfen, wenn ich verspreche, dass es nicht bei diesem einem Mal blieben muss?“
„Das würde enorm helfen“, bestätigte Daniel voller Erleichterung und platzierte seine zweite Hand auf Jacks Hintern und zog Jack noch etwas enger an sich heran. Ja! Das war keine einmalige Sache für Jack, das war das wichtigste. Die Einzelheiten konnten warten.
Jetzt war kein Platz mehr zwischen ihren Körpern und Daniels Empfindungen überlagerten sich, dehnten sich in einem Meer von Atemlosigkeit, Glück und schon fast schmerzhaften Begehren ins Unermessliche, bis er viel zu früh spürte, dass er den Punkt der Umkehr schon lange überschritten hatte und jetzt nur noch vorwärts konnte. Jack schien es genauso zu gehen, denn seine Lippen pressten sich noch etwas fester auf Daniels.
Wärme, Haut, Atem, Keuchen und Jack. Jack, der alle seine Sinne ausfüllte, der mindestens genauso begierig und entrückt war wie er. Jack … der zwischen ihren Körpern kam und Daniel mit sich mitriss.
Als sich ihr Atem etwas beruhigt hatte, hielt Jack ihn weiterhin fest und sagte tatsächlich zu ihm: „Das sollten wir wiederholen.“
Daniel konnte nur wie ein Idiot grinsen und bestätigte: „Unbedingt.“
* * *
Am nächsten Morgen war Tony innerhalb von zwei Tagen zum zweiten Mal vor Gibbs wach. Das sollte besser nicht zur Gewohnheit werden! Er betrachtete den schlafenden Mann neben sich. Endlich. Er hatte gewagt und gewonnen. Und die Antwort, die er bekommen hatte, übertraf alle seine Erwartungen. Vielleicht war im Nachhinein betrachtet Daniels und Jacks Anwesenheit der entscheidende Faktor gewesen. Und, Mann, war er vor drei Tagen sauer auf Gibbs gewesen, dass er die beiden eingeladen hatte! So schnell änderte sich das.
Als Tony im Badezimmer Wasser rauschen hörte, wurde ihm wieder bewusst, wie dünn die Wände waren. Und wie laut er gestern Abend gewesen war. Oh, oh, das versprach ja ein interessantes Treffen zum Frühstück zu werden. Er hoffte nur, dass der Colonel einfach gut im Ignorieren von Sachen, die er nicht hören wollte, war. So wie Gibbs. Der bestimmt auch nicht zu seinem Käsebrot darauf angesprochen werden wollte, wie viel Spaß er mit Tony gehabt hatte. Tony grinste. Ihm machte das weniger aus. Daniel wusste ja sowieso, was seine Absicht gewesen war und was der Colonel darüber dachte, war ihm egal.
Und dann schloss Tony seine Augen und lauschte noch etwas intensiver, denn hörte sich das nicht wie Daniel an? Unterhielt er sich mit Jack? Wohlmöglich über ihn und Gibbs? Natürlich war lauschen keine nette Eigenschaft – aber er müsste schon aktiv weghören, um nicht mitzubekommen, dass da jemand nebenan sprach.
„Ja, ja, oh Himmel, Jack!“
Was? Nein – oder? Tony merkte wie ihm Hitze ins Gesicht schoss, das war ja … äußerst interessant.
Jack antwortete ebenso atemlos: „Ah! So gut, Daniel, so verdammt gut!“
Tony grinste breit. Mensch, entweder konnte Daniel ohne mit der Wimper zu zucken lügen, oder – oder das war eine ganz neue Entwicklung. Hey, vielleicht hatten Gibbs und er sie ja auch dazu inspiriert? Das wäre natürlich cool!
Tony war sehr zufrieden. Das war noch besser als gedacht. Das hieß, er musste auch tagsüber seine Finger nicht bei sich behalten und konnte Gibbs anfassen, wann immer er wollte, ohne eine sarkastische Bemerkung zu ernten. Und verdammt, ja, er würde diesen letzten Tag noch einmal voll und ganz ausnutzen. Im Büro waren sie schon noch früh genug.
Er würde gleich damit anfangen. Er hatte auch schon eine Idee.
„Boss? Bist du schon wach?“, fragte er so laut, dass Gibbs davon wach werden musste.
Als Gibbs ein Auge öffnete, beugte sich Tony über ihn und weckte ihn mit einem Kuss…
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© Antares August-September 2016