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Thema: [SGA] Rückkehr nach Athos Creek (AU) [NC-17]

  1. #61
    Chief Master Sergeant Avatar von Jolinar
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    Noch 2 Stunden bis zur Hochzeit... da kann noch allerhand passiern

    Andererseits werden Johns Eltern und Dave wohl nicht begeistert sein, wenn John seine frisch Angetraute vorstellt. Ich denke, der "Anstandsbesuch" bei Mama hat andere Hintergründe.

    Bitte bald weiter schreiben.

  2. #62
    Major Avatar von claudi70
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    Hi, wieder ein tolles Kapitel

    „Findest Du es nicht auch komisch, dass er Dich unbedingt noch vor eurer Abreise nach Boston heiraten will?“...da er sie nicht heiraten wird, sieht John sich in seiner Stellung innerhalb seiner Familie und der Gesellschaft gefährdet. Wenn er nun auch noch mit einem unehelichen Kind nach Boston zurückehrt-“
    was macht Vala da, ich dachte wirklich schon, dass sich Teyla noch umstimmen lässt, ich weiß sie will Teyla nur helfen aber bitte nicht so kurz vor der Hochzeit. Aber Gott sei Dank Teyla ist fest entschlossen noch dazu wo sie jetzt auch noch schwanger ist. Was wiederum ein tolle Neuigkeit ist Bin gespannt was John sagen wird.

    „Solange es Freudentränen sind“, meinte John, nahm ihr Gesicht in seine Hände und küsste sie, „kannst Du von mir aus so viel und so lange weinen, wie Du willst.“
    das ist sooo süß.

    Dann will ich mal hoffen, dass sie sich jetzt auch tatsächlich das "Ja-Wort" geben und nix mehr dazwischen kommt und dann geht's auf nach Boston, auf den Teil bin ich ja ach schon gespannt.

    Es hat wieder sehr viel Spaß gemacht hier zu lesen und ich freue mich schon auf das nächste Kapitel.
    LG Claudi

  3. #63
    Mama, im Dienste Ihrer Majestäten Avatar von Nyada
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    Standard Kapitel Vierzehn

    A/N: Lang, lang ist's her... Es tut mir ehrlich leid, dass ihr "wieder einmal" so lange auf die Fortsetzung warten musstest, aber die letzten Tage waren so schön vom Wetter her, dass ich meine freie Zeit lieber draußen mit meiner Familie verbracht habe. Ich hoffe, ihr verzeiht mir.

    Als Ausgleich gibt es heute ein extra langes Kapitel für euch. Viel Spaß beim Lesen!

    Liebe Grüße
    eure Moni

    PS: Bitte beachtet das Rating dieser Geschichte!


    -------------



    Kapitel Vierzehn




    "Ich kann immer noch nicht glauben, dass wir das wirklich getan haben“, lachte Teyla vergnügt, als John und sie zweieinhalb Stunden später das Pfarrhaus von Reverend Maybourne verließen, und streckte die linke Hand aus, an der sie voller Stolz ihren neuen goldenen Ehering trug. Versonnen betrachtete sie das Schmuckstück an ihrem Finger, bewegte die Hand hin und her, sodass die kleinen, in Gold eingefassten Diamantensplitter im hellen Sonnenlicht funkelten und glitzerten, und ließ die Geschehnisse der letzten halben Stunde noch einmal Revue passieren.

    Aufgrund der mangelnden Zeit war eine Eheschließung in der örtlichen Kirche von Athos Creek nicht mehr zu bewerkstelligen gewesen, also hatte die Trauung vor dem gemauerten Kaminofen im kurzfristig umfunktionierten Wohnzimmer von Reverend Maybourne stattgefunden. John und sie hatten sich bereits im Vorhinein für eine einfache Zeremonie mit wenigen Gästen entschieden und es war alles ganz wunderbar verlaufen. Lediglich ihre engsten Freunde waren im entscheidenden Moment anwesend gewesen, Vala und Daniel hatten als Trauzeugen fungiert, Rodney als Brautführer und ein überaus stolzer Torren hatte ihnen die Ringe überreicht. Im Beisein ihrer Freunde hatten sie sich das Jawort gegeben und, begleitet von dem Applaus aller Anwesenden, ihr Gelübde mit einem innigen Kuss besiegelt. ¬¬

    Während sie ihren funkelnden Ehering betrachtete, musste Teyla unwillkürlich an ihre erste Hochzeit denken. Obwohl es beinahe vier Jahre her war, erinnerte sie sich daran, als wäre es gestern gewesen, aber mit den Erinnerungen kehrte auch das beklemmende Gefühl in ihrer Brust zurück, also schüttelte Teyla den Kopf und vertrieb die unerwünschten Gedanken. Michael Kenmore war nicht länger ein Teil ihres Lebens, und die Zeiten, in denen sie überlegt hatte, ob sie vielleicht irgendetwas anders oder besser hätte machen und ob sie ihre Ehe vielleicht hätte retten können, waren nun ein für alle Mal vorbei. Ihr früheres Leben gehörte von nun der Vergangenheit an, und es war an der Zeit, endgültig mit dieser abzuschließen und ein neues Kapitel aufzuschlagen.

    Teyla lächelte befreit und blickte zu ihrem frisch angetrauten Ehemann auf. Als John bemerkte, dass sie ihn ansah, hoben sich seine Mundwinkel zu einem Lächeln, und seine Augen leuchteten warm.

    „Bist Du glücklich?“, fragte er, als sie auf der obersten Treppenstufe vor dem Pfarrhaus stehenblieben und sich einander zuwandten.

    Teyla schüttelte amüsiert den Kopf und schaute kurz die Straße hinauf, ehe sie ihm wieder in die Augen sah und sein sanftes Lächeln erwiderte. Noch vor ein paar Wochen hätte sie es nicht für möglich gehalten, dass sie ihn nach all den Jahren wiedersehen, geschweige denn, dass sie ihm verzeihen würde, und nun standen sie hier, verheiratet, und waren im Begriff, endlich eine richtige Familie zu sein. Die Zeiten, in denen sie versucht hatte, sich einzureden, dass sie ihn hasste, waren nur noch eine verblassende Erinnerung und alles was jetzt zählte, war die Zukunft.

    Ihre gemeinsame Zukunft.

    „Ich könnte gar nicht glücklicher sein“, antwortete sie daher auf Johns Frage, schenkte ihm ein strahlendes Lächeln und flüsterte: „Ich liebe Dich.“

    „Ich liebe Dich auch“, erwiderte John, ohne zu zögern, und hob die Mundwinkel zu diesem schiefen, irgendwie verwegenen Grinsen, das ihre Knie weich werden ließ. Mit einer Bewegung, die aussah wie ein eleganter Tanzschritt, zog er sie an sich und hielt so fest umschlungen, dass sie das dumpfe Hämmern seines Herzens spüren konnte. Seine langen Finger umschlossen ihr Kinn, und er hob ihr Gesicht seinem entgegen. In dem Moment, als ihre Lippen sich berührten, schloss Teyla die Augen und blendete alles um sich herum aus, gab sich ganz dem warmen, wundervollen Gefühl hin, das ihr Innerstes durchflutete.
    So muss sich Glück anfühlen, dachte sie, schmiegte sich an Johns Brust und erwiderte seinen Kuss hingebungsvoll. Als sie spürte, wie er mit seiner Zunge auffordernd über ihre Lippen strich, öffnete sie sie und gewährte ihm Einlass, woraufhin ein tiefes, zufriedenes Brummen aus seiner Brust drang.

    Ohne seinen Mund von ihren Lippen zu lösen, zog er sie in den Schatten eines Holzpfeilers, der das kleine, schattenspendende Vordach des Pfarrhauses trug, und drückte sie mit dem Rücken dagegen. Er vertiefte den Kuss, und der feste, fordernde Druck seiner Lippen auf ihren ließ Teyla erschaudern. Seufzend schmiegte sie sich noch enger an ihn und ließ sich von seiner Wärme und dem Duft seines Eau de Cologne einhüllen, während ihre Münder innig miteinander verschmolzen. Ein lang anhaltender Kuss ging in den nächsten über… und in den nächsten… und in den nächsten, bis sie beide angestrengt nach Luft schnappten und vor Erregung zitterten.

    „Vielleicht… vielleicht sollten wir das hier später, an einem etwas ruhigeren Ort fortsetzen“, schlug Teyla vor und versuchte ihren Mann davon abzuhalten, sie wieder zu küssen, drückte ihre Hände gegen seine Brust und schob ihn weg.

    „Mhm“, raunte John, und die tiefe Vibration seiner Stimme ließ sie erneut erschaudern. Seine Augen verdunkelten sich, sodass seine Pupillen die haselgrüne Iris beinahe verschlangen, und sein Blick brannte sich in ihren, als er sich zu ihr vorbeugte und seine Lippen an ihrem Mund zu einem lasziven Lächeln verzog. „Das ist eine sehr gute Idee.“

    Er fing ihre Unterlippe zärtlich zwischen seinen Zähnen ein und knabberte vorsichtig daran, während seine starken Arme ihre Taille umfingen und seine Hände sich kurz oberhalb ihres Pos auf ihrem Rücken niederließen.

    „Komm, lass uns gehen“, flüsterte er schließlich, strich mit den Fingerspitzen ihren Arm hinunter und ergriff ihre Hand. Gemeinsam stiegen sie Treppenstufen vor dem Pfarrhaus hinab, liefen ein Stück die Straße hinauf und bogen in eine kleine Seitengasse ab.

    Teyla lachte, als sie begriff, wohin ihr Weg sie führte, zog an Johns Hand und schüttelte den Kopf.

    „John, wir haben keine Zeit für so etwas“, rief sie ihm in den Sinn. „Wir müssen uns in anderthalb Stunden auf den Weg nach Abydos City machen und es ist vorher noch so viel zu erledigen!“

    „Wir haben mehr als genug Zeit, Liebes“, widersprach John und grinste sie über seine Schulter hinweg an.

    „Aber, John“, protestierte Teyla, als sie die Taverne erreichten und er sie sie Verandastufen hinaufzog, „was ist mit Torren? Wo ist er?“

    Vor der Tür angekommen, blieb John stehen und drehte sich seufzend zu ihr um.

    „Teyla“, begann er und umrahmte ihr Gesicht mit seinen beiden Händen, „du musst aufhören, Dir über alles und jeden Gedanken zu machen. Zerbrich Dir nicht Dein schönes Köpfchen. Vertraue mir. Es ist für alles gesorgt. Er ist bei den McKays. Sie werden ein Auge auf ihn haben, bis wir zurückkommen“, beruhigte er sie und zog sie zu sich heran. „In den nächsten sechzig Minuten gehören Sie allein mir, haben Sie das verstanden, Mrs. Sheppard?“

    Augenzwinkernd öffnete er die Tür, und sie betraten das Haus.

    Spoiler 
    „Sag das noch einmal.“ Teylas Augen begannen zu glänzen, und nachdem er die Tür wieder geschlossen hatte, ließ sie ihre Hände über seine Brust hinauf zu seinen breiten Schultern gleiten und umfasste sein Gesicht.

    Schmunzelnd beugte John sich langsam vor, bis sie seinen Atem an ihrem Ohr spüren konnte.

    „Sie gehören allein mir, Mrs. Sheppard“, hauchte er mit samtig tiefer Stimme und streichelte ihr Ohrläppchen sanft mit seinen Lippen. Ein warmes Prickeln durchfuhr ihren Körper, und ein sehnsüchtiges Ziehen setzte sich in ihrem Schoß fest. Ohne etwas zu erwidern, zog sie seinen Kopf wieder zu sich herunter und presste ihre Lippen auf seinen Mund.
    Der Kuss begann sanft, steigerte sich dann aber in Ekstase. Stöhnend öffnete Teyla ihre Lippen und als sie das warme Gleiten seiner Zunge spürte, vergaß sie all ihre Einwände. Ein sinnlicher Kampf entbrannte, und Johns Hand umfasste ihren Nacken und seine Finger verwoben sich mit ihrem Haar. Eng umschlungen und sich immerfort küssend stolperten sie durch den verdunkelten Schankraum in den hinteren Flur bis zur Treppe, die ins Obergeschoss des Hauses führte.
    Ehe Teyla wusste, wie ihr geschah, schob John einen Arm unter ihren Nacken und den anderen unter ihre Kniekehlen und hob sie in einer schwungvollen Bewegung hoch.

    John!“ Sie stieß einen kurzen erschrockenen Schrei aus, dann lachte sie und schlang die Arme um seinen Hals, während er sie die Treppe hinauftrug. „Was tust Du denn da? Lass mich runter, ich bin viel zu schwer!“

    John schnaubte verächtlich.

    „Zweifelst Du etwa an meiner Kraft?“, fragte er und ließ seine Stimme ein klein wenig beleidigt klingen.

    „John, lass mich bitte runter“, wiederholte Teyla und schüttelte lachend den Kopf. „Ich will nicht, dass Du Dir so kurz vor unserer Abreise nach Boston einen Bruch hebst.“

    Doch ihr Mann hörte nicht auf das, was sie sagte, und trug sie in aller Seelenruhe die letzten Stufen hinauf und den Flur entlang, bis sie das Schlafzimmer erreichten.

    „Was wäre ich für ein Bräutigam, wenn ich meine Braut nicht über die Schwelle tragen würde?“ Seine Worte waren neckend und er lächelte verschmitzt, als er sie mit einem übertriebenen Ausfallschritt über die Türschwelle des Schlafzimmers hinweghob.

    „Ach, John, Du bist einfach unmöglich“, lachte Teyla und küsste ihn herzhaft auf den Mund.

    Grinsend setzte John sie auf die Füße, drehte sich um, schloss die Schlafzimmertür und zog sie dann wieder in seine Arme. Seine Hände wanderten über ihren Rücken, und Teyla erschauderte, als er sie fest an sich zog, bis jeder seiner Muskeln mit den Kurven ihres Körpers in Berührung kam.

    „Auf diesen Moment habe ich den ganzen Tag gewartet“, gestand er und drängte sein Becken gegen ihres, sodass sie spüren konnte, wie erregt er mittlerweile war. Er senkte den Kopf und hauchte ihr unsagbar zarte Küsse das Kinn entlang hinauf bis zu ihrem Ohr, und als er die besonders empfindsame Stelle an ihrem Hals erreichte und mit seinen Lippen zu liebkosen begann, war es um Teyla geschehen.

    „Oh John…“ Seufzend neigte sie den Kopf etwas zur Seite, um ihm den Zugang zu der Stelle zu erleichtern, sehnte sich nach dem Gefühl seiner Lippen auf ihrer erhitzten Haut.

    „Schschsch“, murmelte er sanft, brachte seinen Mund an ihr Ohr, saugte an ihrem Ohrläppchen und hauchte seinen heißen Atem an ihren Puls. Dann küsste er sie, legte seine Hände um ihr Gesicht, presste seine Lippen fest auf ihren Mund, bis Teyla glaubte, vor Lust zu vergehen. Schwindelig vor Verlangen drängte sie sich an ihn, entledigte sich seines Manteljacketts und der Samtweste und begann mit fliegenden Fingern sein Hemd aufzuknöpfen, bis seine stattliche, dunkelbeharrte Brust zum Vorschein kam. Rasch öffnete sie die letzten Knöpfe und streifte ihm das Hemd in einer fließenden Bewegung von den Schultern.

    Ohne von ihrem Mund zu lassen, zog John ihr das Jäckchen aus, schob den Träger von ihrem Kleid nach unten und entblößte ihre Schulter, küsste und liebkoste jeden Zentimeter ihrer Haut und erkundete die anmutige Linie ihres Halses. Seine Hände legten sich auf ihre Hüften und mit den Fingern wanderte er ihren Rücken hinauf, bis zu den Schnürungen ihres Kleides.

    „Umdrehen“, raunte er heiser, und Teyla tat, wie ihr geheißen, drehte sich mit dem Gesicht zur Wand und stand fügsam still, während John an den Schnürungen des Kleides nestelte und sie löste, sodass er ihren Rock und das leichte Obermieder zugleich ganz abstreifen konnte. Seine Hände folgten den Konturen ihres Körpers abwärts mit andächtiger Langsamkeit, dann richtete er sich wieder auf und öffnete die Haken und Bänder ihres Korsetts, wobei er ihre Haut gleichzeitig mit den Händen und dem Mund liebkoste.

    „Du bist so wunderschön, Teyla.“ Sein heißer Atem streifte ihren Hals, und seine samtweichen Lippen berührten ihre Schulter. „So wunderschön…“ Er küsste ihren Hals und dann ganz sanft eine der Narben auf ihrer Schulter. Teyla erstarrte kurz, entspannte sich aber gleich wieder und lehnte sich mit dem Rücken an Johns Brust.

    „Ist es so gut?“, fragte er sie, hauchte einen weiteren zarten Kuss auf das vernarbte Gewebe und strich mit der Zunge darüber.

    Teyla erschauderte.

    „Ja“, flüsterte sie nickend und schloss die Augen.

    „Sag mir Bescheid, wenn ich aufhören soll“, brummte John, und sie spürte seine Brust an ihrem Rücken vibrieren.

    Erneut nickte sie, holte tief Luft, verdrängte entschlossen die finsteren Erinnerungen aus ihrem Bewusstsein und konzentrierte sich nur auf das Hier und Jetzt mit ihrem Ehemann.

    „Ich möchte nicht, dass Du aufhörst“, entgegnete sie daher leise und drehte sich halb zu ihm um, sodass sie ihn ansehen konnte.

    „In Ordnung.“ Die Nase tief in ihrem Haar vergraben, entknotete er die letzten Bänder, die ihr Korsett zusammenhielten, und zog es ein Stück weit auseinander, sodass er es ihr über den Kopf ziehen konnte.

    Teyla seufzte erleichtert, als sie, endlich befreit, zum ersten Mal wieder richtig Luft holen konnte. Sie ließ das Korsett zu Boden fallen und wandte sich dann ihrem Mann in ihrer Nacktheit zu. Sofort verdunkelten sich Johns Augen vor Begierde, und er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.

    „Komm her“, lockte er leise und reichte ihr die Hand, verschränkte seine Finger mit ihren und half ihr, aus dem Kleid zu steigen. Einen Moment lang standen sie unschlüssig voreinander, als wüssten sie nicht, was sie als Nächstes tun sollten. Dann ließ Teyla ihren Unterrock fallen, hakte die Finger in Johns Gürtelschlaufen und zog ihn zu sich heran. In aller Ruhe öffnete sie die goldene Schnalle seines Gürtels und knöpfte seinen Hosenschlitz auf, hörte, wie die Atmung ihres Mannes sich mit jedem Handgriff beschleunigte.

    „Teyla…“ Seine Stimme war jetzt ein tiefes Grollen, und Verlangen und Leidenschaft schwärzten seine Augen.

    Die Lippen zu einem verführerischen Lächeln verzogen, schmiegte Teyla sich an ihn. Sein Brusthaar kitzelte an den empfindlichen Spitzen ihrer Brüste, was wohlige kleine Schauer in ihr auslöste, und sie seufzte leise, presste die Lippen in die Kuhle an Johns Hals und fuhr mit der Zunge über sein Schlüsselbein. Sie hörte, wie ihr Mann den Atem anhielt, und spürte, wie er fest in ihr Haar griff.

    „Sag mir, was Du willst“, verlangte Teyla und ließ ihre Finger durch sein Brusthaar und tiefer gleiten, bis sie seinen Hosenbund erreichte. Dort angekommen, hielt sie einen Augenblick lang inne und erfreute sich an seinen zuckenden Lenden, dann erst schob sie die Hand ganz in seine Hose.

    Großer Gott“, keuchte John und sog hörbar die Luft ein. „Teyla…“

    „Sag mir, was Du willst, John“, wiederholte sie lächelnd und übte etwas Druck mit ihrer Hand aus.

    Dich, ich will Dich! Jetzt!“, presste ihr Mann stöhnend hervor, packte sie bei den Schultern und zog sie so ruckartig an sich, dass sie beide ins Stolpern gerieten und auf das Bett fielen, wo sie noch einige Male eng umschlungen herumrollten, bis er die Oberhand gewann und sie mit seinem Körpergewicht in die Kissen drückte. Mit einer Hand umfasste er ihre schmalen Handgelenke und streckte ihre Arme über ihrem Kopf aus.

    Keuchend bog Teyla den Rücken durch und wölbte sich ihm entgegen, bewegte ihr Becken gegen seines, rieb sich an ihm und drückte sich fordernd gegen seine Härte.

    John stöhnte unter ihren Berührungen, beugte seinen Kopf zu ihr hinunter und presste seinen Mund heiß und verlangend auf ihren, drängte sie, ihre Lippen zu öffnen, und küsste sie so voller Leidenschaft, als wollte er sie verschlingen. Ihr Atem vermischte sich mit seinem, und seine Zunge vereinte sich zu einem wilden erotischen Tanz mit ihrer, neckte und lockte sie, bis Schauer des Verlangens sie durchrannen.

    Zügig und ohne weitere Umschweife entledigten sie sich gemeinsam der letzten störenden Kleidungsstücke und in einem heißen, nicht enden wollenden Kuss vereint, schmiegten sie ihre nackten Körper aneinander und sanken eng umschlungen auf die Kissen und Decken zurück. John stützte sich mit den Ellenbogen neben ihren Schultern ab und umfasste ihren Kopf mit seinen Händen; begleitet von sanften geflüsterten Liebesworten ergriff er Besitz von ihrem Körper und beanspruchte sie ganz für sich.
    Seufzend bäumte Teyla sich unter ihm auf und wiegte genussvoll die Hüften, schlang die Beine um seinen Rücken und presste ihr Becken gegen seines, woraufhin ihre Blicke in einem Moment tiefer Ewigkeit aufeinandertrafen.

    Bald darauf durchzog ihr lustvolles Keuchen und Stöhnen den Raum, und ihre verschlungenen Leiber bewegten sich im vollkommenen Einklang miteinander. Gemeinsam fieberten sie dem Höhepunkt entgegen und erlebten ein Feuerwerk der Gefühle, verloren sich in Empfindungen, forderten und gaben und küssten einander hingebungsvoll, um ihre Schreie zu dämpfen, als sie schließlich gemeinsam erschaudernd den Gipfel der Lust erreichten und von dem Taumel der Ekstase und Leidenschaft mitgerissen wurden.
    Hinterher lagen sie so dicht nebeneinander, dass ihre Schultern sich berührten, waren schweißnass und atemlos und doch völlig entspannt. Es dauerte eine ganze Weile, bis das rauschhafte Empfinden nachließ und sich ihr Atem und Herzschlag ein wenig beruhigten.

    Erschöpft rollte Teyla sich auf die Seite, schmiegte sich eng an John und legte ihren Kopf auf seine Brust. Eine herrliche Schwerelosigkeit überkam sie und eine Müdigkeit, der sie nicht widerstehen konnte. Seufzend schloss sie die Augen und fiel, dem Geräusch von Johns pochenden Herzen lauschend, in einen tiefen, erholsamen Schlaf.



    ooOOoo


    „Na, komm schon, Schlafmütze, es ist Zeit aufzustehen.“

    Die sanfte Stimme ihres Mannes und ein zarter Kuss weckten Teyla eine Stunde später aus dem Schlaf. Murrend kuschelte sie sich tiefer in die Kissen, doch Johns Finger zupften an der Bettdecke und zogen sie Stück für Stück nach unten. Warm und fest schmiegte sich sein Körper an ihren Rücken, und während er kleine, zarte Küsse auf ihre Schulter und ihren Hals hauchte, stahl seine Hand sich unter die Decke und wanderte streichelnd ihren Bauch hinauf. Teyla seufzte behaglich, als er eine ihrer Brüste mit der Hand umschloss und sanft drückte, streckte ihre Arme über dem Kopf aus, rollte sich auf den Rücken und schenkte ihrem Mann ein schläfriges Lächeln.

    „He“, murmelte sie mit halbgeschlossenen Augen und gähnte leicht.

    „He“, erwiderte John leise, beugte sich über sie und küsste ihren lächelnden Mund. „Gut geschlafen?“

    „Mhm, sehr gut“, flüsterte Teyla und schmiegte sich an ihn, als er anfing ihre Rundungen zu liebkosen. Ein wohliges Seufzen entrang sich ihrer Kehle, und sie fuhr mit den Fingern durch sein krauses Brusthaar. Den Kopf ein Stück hebend, begann sie genüsslich an seinem Ohr zu knabbern und ließ ihre Hand unter der Bettdecke über seine Brust und seinen Bauch nach unten wandern, doch kurz bevor sie das Ziel erreichte, schnappte John sich ihr Handgelenk und hielt es fest. Er lächelte, bedachte sie aber zugleich auch mit einem warnenden Blick.

    „Sei vorsichtig, Liebes. Du solltest jetzt lieber nichts anfangen, was Du nicht auch beenden kannst“, meinte er und gab ihre Hand wieder frei.

    „Wer sagt, dass ich es nicht beenden kann?“, entgegnete Teyla, nippte mit den Zähnen leicht an seiner Unterlippe und genoss es, wie sein weicher Bart sich dabei auf ihrer Haut anfühlte.

    „Unser Zeitplan, befürchte ich“, antwortete John und verwob seine Finger mit ihren. „Wir müssen in einer halben Stunde aufbrechen, wenn wir pünktlich in Abydos City sein wollen.“

    Teyla seufzte und ergab sich, nachdem sie kurz überlegt hatte, alles über den Haufen zu werfen und stattdessen mit ihrem Ehemann den Rest des Vormittages im Bett zu bleiben, ihrem Schicksal.

    „Nun denn“, sagte sie und setzte sich auf, streckte die Arme über den Kopf und dehnte ihre Schultern, bevor sie die Beine über die Bettkante schwang und sich erhob. Erst im Nachhinein wurde ihr klar, wie gedankenlos diese schwungvolle Bewegung gewesen war, denn kaum dass sie aufgestanden war, passierte es auch schon; ein Schwindelgefühl erfasste sie und zwang sie, sich am Bettpfosten festzuhalten. Das Zimmer begann sich vor ihren Augen zu drehen, und einen schrecklichen Moment lang dachte sie, sie würde ohnmächtig werden.

    Doch so schnell, wie dieses Gefühl gekommen war, verschwand es auch wieder.

    „Teyla?“ Sie hörte, wie die Bettfedern quietschten, als John sich aufsetzte, hörte, wie er die Füße auf den Boden stellte und sich sein Hemd überzog, hörte, wie er das Bett umrundete und zu ihr kam. Als er sich neben sie kniete, hatte der Schwindel sich bereits wieder gelegt, also schenkte sie ihm ein beruhigendes Lächeln.

    „Alles in Ordnung“, versicherte sie ihm als Antwort auf seine unausgesprochene Frage. „Es geht mir gut.“

    „Bist Du sicher?“, hakte John nach, umfasste ihr Gesicht und blickte ihr tief in die Augen. „Du wirkst auf einmal so blass um die Nase.“

    Teyla schüttelte den Kopf und wollte etwas erwidern, doch schon im nächsten Moment erstarrte sie erneut, und ihre Gesichtszüge entgleisten. Eine eisige Faust schloss sich um ihren Magen, und nach einem kurzen Augenblick des Begreifens presste sie sich die Hand vor den Mund, sprang auf und eilte würgend in das benachbarte Badezimmer, wo sie sich sogleich über der Waschschüssel erbrach. Als es vorbei war, wischte sie sich mit einem Handtuch den Mund trocken, stützte sich nach vorne übergebeugt mit beiden Händen auf dem Waschtisch ab und atmete tief durch, um das Gefühl der Übelkeit zu vertreiben, das heimtückisch von ihr Besitz ergriffen hatte.

    „Teyla?“, erklang plötzlich Johns vorsichtige Stimme hinter ihr. Er war ihr gefolgt, stand in der Tür und musterte sie voller Sorge. „Hier“, sagte er und reichte ihr ihren Morgenrock.

    „Danke“, erwiderte Teyla leise und schlüpfte in die Ärmel der Robe. Mit zitternden Händen nestelte sie an dem Gürtel herum, aber als Johns Schatten auf sie fiel, hielt sie inne und blickte zu ihm auf. Er lächelte, auch wenn der besorgte Ausdruck noch nicht ganz verschwunden war.

    Liebevoll nahm er ihr Gesicht zwischen seine Hände, und Teyla atmete durch und entspannte sich unter seiner Berührung. Die Übelkeit verflog, und auch das zurückgekehrte Schwindelgefühl legte sich wieder.

    „Komm her“, flüsterte John, nahm sie in die Arme und küsste zärtlich ihre schweißnasse Stirn. Teyla schloss die Augen und lehnte den Kopf an seine Schulter.

    „Seit wann weißt Du es?“, fragte er und fuhr mit seiner Hand behutsam ihren Rücken entlang. Als Teyla den Kopf hob und ihn verdutzt ansah, lächelte er nur. „Denkst Du wirklich, es wäre mir entgangen, wie schlecht Du Dich in den letzten Tagen gefühlt hast? Nur weil ich ein Mann bin, heißt das nicht, dass ich die Anzeichen nicht kenne, Teyla“, schmunzelte er.

    „Ich war wohl nicht sehr gut darin, die Sache vor Dir zu verbergen“, meinte Teyla.

    „Nun ja, die ständige morgendliche Bettflucht hat mich schon stutzig gemacht“, erklärte John und umfing ihre Taille, „aber wirklich ausschlaggebend war die Tatsache, dass ich Dich dabei beobachtet habe, wie Du eine Kiste mit Torrens alter Babykleidung vom Dachboden geholt und sie im Schrank unter der Treppe versteckt hast.“

    Teyla seufzte und legte die Hände an seine Brust.

    „Ich habe auch erst seit heute Morgen die Gewissheit“, sagte sie. „Ich habe es schon eine Weile vermutet, aber ich war mir nicht sicher. Es ist noch sehr früh, John, und ich wollte Dir nichts sagen, bevor ich nicht ganz sicher bin.“

    „Und jetzt bist Du es?“, fragte ihr Mann.

    „Ja“, antwortete Teyla und nickte, „jetzt bin ich mir sicher.“ Lächelnd blickte sie ihn an und sah ihm fest in die Augen. „Wir bekommen ein Kind.“

    John holte tief Luft, und seine Augen begannen zu leuchten.

    „Ein Kind“, wiederholte er geradezu ehrfürchtig und blinzelte ein paar Mal.

    „Weinst Du etwa?“, fragte Teyla amüsiert, als sie ein verräterisches Glitzern in seinen Augen bemerkte.

    Ihr Gegenüber schüttelte den Kopf und lächelte sie verschmitzt an.

    „Nein, tue ich nicht“, log er und legte schützend und ganz sachte seinen Arm um sie, als hätte er plötzlich Angst, sie zu verletzen. Sein warmer Atem kitzelte sie sanft am Ohr, als er sie eng an sich zog, und Teyla schmiegte sich glücklich an seine breite Brust.

    Sie hatte lange darüber nachgedacht, wie sie ihm sagen sollte, dass sie ein Kind erwartete, und hatte sich, seit sie zum ersten Mal den Verdacht gehegt hatte, dass sie schwanger sein könnte, den Kopf darüber zerbrochen, wie John wohl auf die Neuigkeit reagieren würde. Tausend Fragen waren ihr durch den Kopf gegangen, und irgendwann hatte sie sogar begonnen, sich die schlimmsten Szenarien auszumalen. Sie hatten nie darüber gesprochen, ob sie zusammen weitere Kinder haben wollte, und nun stellte sie ihn so kurz nach der Hochzeit vor vollendete Tatsachen! Was, wenn er sich nicht freute? Was, wenn er noch nicht bereit war für ein weiteres Kind? Was, wenn

    Zum Glück, jedoch, schienen ihre Bedenken vollkommen unbegründet zu sein, denn als John sich aus der Umarmung löste, strahlte er über das ganze Gesicht, schaute an ihr hinunter und legte seine Hand auf ihren Bauch. Ein kurzes Schaudern durchfuhr Teyla bei dieser einen kleinen, liebevollen Geste, was John augenblicklich bemerkte. Er hielt inne und legte irritiert den Kopf schräg.

    „Soll ich das etwa nicht-“

    „Nein, das ist es nicht“, fiel Teyla ihm ins Wort und schüttelte den Kopf. „Ich“, sie holte tief Luft, bevor sie weitersprach, „musste nur gerade an damals denken, als ich mit Torren schwanger war.“ Sie hielt einen Augenblick lang inne und schwelgte in den Erinnerungen, dann legte sie ihre Hand auf seine. „Ich habe mir damals so sehr gewünscht, dass Du diese aufregende Zeit mit mir zusammen erlebst…“
    Sie sprach nicht weiter, aber sie sah in Johns Augen, dass er auch so wusste, wie der Satz geendet hätte. Ein trauriges Lächeln legte sich auf seine Lippen, und er streckte seine andere Hand aus und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

    „Es tut mir leid, dass ich damals nicht für Dich da war“, sagte er, doch Teyla schüttelte erneut den Kopf und legte einen Finger über seine Lippen.

    „Du bist jetzt da, und das allein zählt.“

    „Ich werde Dich nie wieder allein lassen. Ich werde für Dich, Torren und das Baby da sein“, versprach John, legte seine Hand an ihre Wange und streichelte sie so zärtlich, dass Teyla die Augen schloss und ihr Gesicht in seiner Hand wiegte. Dann spürte sie, wie er sich leicht vorbeugte, so nah, dass sie seinen Atem fühlte, und sein Versprechen mit einem unsagbar sanften Kuss auf ihre Lippen besiegelte…


    ooOOoo


    „Herrje“, stieß Teyla hervor, als John und sie anderthalb Stunden später das Bahnhofsgebäude von Abydos City durch die Flügeltüren an der Main Street betraten und die lichtdurchflutete Eingangshalle durchquerten, in der ein reges Kommen und Gehen herrschte.

    „Ich hoffe, diese Leute fahren nicht alle mit unserem Zug“, rief sie ihrem Mann über den lauten Lärm hinweg zu und blickte mit großen Augen umher, überwältigt von all den neuen Eindrücken, die auf sie einstürmten.

    „Keine Sorge, Liebes“, erwiderte John und tätschelte beruhigend ihren Arm, mit dem sie sich bei ihm untergehakt hatte, „ich habe dafür gesorgt, dass wir ein eigenes privates Abteil bekommen.“ Er zwinkerte ihr zu und zog sie weiter, sodass Teyla zusehen musste, dass sie in dem dichten Gedränge nicht den Anschluss verlor.

    „Warte bitte, nicht so schnell“, rief sie, hielt ihren Hut fest, damit er nicht fortflog, und versuchte mit ihrem Mann Schritt zu halten, der mit seinen langen Beinen um einiges schneller war. Als sie schließlich das Gleis erreichten, von dem ihr Zug abfahren sollte, war sie vor Anstrengung völlig außer Atem und keuchte und pustete nach dem kurzen Spurt wie ein Marathonläufer.

    „Alles in Ordnung?“, erkundigte John sich besorgt und blieb stehen, als er bemerkte, wie sehr sie nach Atem rang.

    Teyla nickte und zupfte an dem engsitzenden Stoff ihres Kleides herum, auch wenn sie wusste, dass sich die erhoffte Erleichterung dadurch nicht einstellen würde. Das enge Fischbeinkorsett schnürte ihr die Luft ab, und obwohl sie Vala beim Ankleiden darum gebeten hatte, es nicht zu stramm zu schnüren, taten ihr die Rippen und der Magen weh. Für gewöhnlich trug sie kein Korsett unter ihren Kleidern und Blusen, sondern nur ein einfaches, weniger einengendes Mieder, das sie bei der alltäglichen Arbeit in der Taverne nicht störte, aber in Hinblick auf die aktuelle Mode in den feineren Bostoner Gesellschaftsschichten hatte sie zähneknirschend einwilligen müssen, in den nächsten zwei Wochen eines zu tragen.

    „Ja, es ist alles in Ordnung“, antwortete sie ihrem Mann daher und ran sich ein Lächeln ab, obwohl die Korsettstäbe sich unangenehm in ihr Zwerchfell bohrten. „Lass uns weitergehen, sonst verpassen wir noch unseren Zug“, meinte sie, doch John rührte sich nicht und musterte sie stirnrunzelnd von oben bis unten.

    „Bist Du sicher?“, fragte er, wobei ihm die Sorge ins Gesicht geschrieben stand. „Ist Dir wieder übel? Schwindelig? Möchtest Du vielleicht etwas trinken? Oder etwas essen?“

    „Es geht mir gut, John“, versicherte Teyla ihm und verdrehte leicht die Augen, obwohl sein neuerlicher Beschützerinstinkt sie rührte. Seit er wusste, dass sie schwanger war, versuchte er so rücksichtsvoll wie möglich zu sein und hatte sich bereits unendlich viele Male erkundigt, wie sie sich fühlte oder ob sie irgendetwas brauchte. Die Aufregung, aber auch die Freude waren ihm deutlich anzumerken.

    Schmunzelnd musterte Teyla den Mann an ihrer Seite, während sie den Bahnsteig entlanggingen. Er würde ein guter Vater werden, ja ein ganz ausgezeichneter Vater, dessen war sie sich sicher. Als John merkte, dass sie ihn beobachtete, sah er sie lächelnd an, sagte aber kein Wort. Einander im Arm haltend, liefen sie weiter, bis sie das Ende des Bahnsteigs erreichten.

    „Da seid ihr ja endlich!“, rief Vala, die mit Daniel und Torren bereits vorgegangen war und neben dem Zug auf sie wartete. „Ich hatte schon befürchtet, dass ihr es euch anders überlegt habt. Na los, beeilt euch! Der Zug fährt bald ab!“

    „Noch ist es nicht zu spät, die ganze Sache abzusagen“, scherzte John, doch Teyla schüttelte den Kopf und ließ seinen Arm los.

    „Steigt ihr ruhig schon ein“, sagte sie zu ihm, nahm Torren seinen kleinen Handkoffer ab und reichte ihn ihrem Mann. „Ich würde gern noch ein, zwei Worte mit Vala wechseln.“

    John nickte.

    „In Ordnung“, erwiderte er und nahm seinen Sohn bei der Hand. „Komm, Torren, lass uns unsere Plätze suchen gehen.“

    „Darf ich am Fenster sitzen, Papa?“, fragte Torren und hüpfte aufgeregt von einem Bein aufs andere. „Bitte, bitte darf ich?“

    „Natürlich darfst Du am Fenster sitzen“, bestätigte John und scheuchte den Jungen liebevoll die Stufen hinauf. Lächelnd sah Teyla ihnen nach, bis sie im Inneren des Zuges verschwunden waren, dann erst wandte sie sich wieder an ihre beiden Freunde, die sie zum Bahnhof begleitet hatten. Daniel verabschiedete sich als Erster von ihr, wünschte ihr für die Reise und die Zeit in Boston alles Gute und ließ Vala und sie dann unter dem Vorwand allein, sich noch in der städtischen Bibliothek umschauen zu wollen.

    „Und Du bist Dir wirklich sicher, dass Du das machen willst?“, fragte Vala, nachdem ihr Mann gegangen war, und verschränkte die Arme skeptisch vor der Brust. „Du kannst dem Ganzen immer noch eine Absage erteilen.“

    „Es ist besser, wenn wir die Sache möglichst schnell hinter uns bringen“, sagte Teyla. „Und außerdem sind es nur zwei Wochen, Vala. Eh Du Dich versiehst, werden wir wieder zurück sein.“

    „Das hoffe ich doch“, entgegnete Vala und schloss sie in eine feste Umarmung. „Ich werde euch wirklich sehr vermissen.“

    „Wir werden Dich auch vermissen“, flüsterte Teyla und drückte ihre Freundin ein letztes Mal an sich. „Versprich mir, Dich gut um die Taverne zu kümmern, solange ich weg bin.“

    Sie lösten sich voneinander, und Vala nickte und legte lächelnd eine Hand auf Teylas Bauch.

    „Solange Du mir versprichst, gut Acht auf Dich und mein zukünftiges Patenkind zu geben.“

    Teyla lachte, legte ihre Hand auf die von Vala und öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, als plötzlich ein gellender Pfiff vom vorderen Ende des Zuges ertönte und sie den Schaffner rufen hörte: „Letzte Aufforderung! Alle man einsteigen!“

    „Bis in zwei Wochen“, rief sie Vala zu, stieg in den Zug und ging zu einem Fenster, um ihr zu zuwinken. Kaum dass sie eingestiegen war, setzte der Zug sich auch schon in Bewegung. Die Lokomotive zog an, und der dunkle Rauch aus dem Schornstein wälzte sich über den Bahnsteig.

    „Mama, wir sind hier drüben!“, hörte Teyla plötzlich die helle Stimme ihres Sohnes vom anderen Ende des Gangs her rufen.

    „Ich komme“, gab sie zurück und sah noch einmal aus dem Fenster, in der Hoffnung, Vala ein letztes Mal zu erblicken, doch der Zug hatte den Bahnhof bereits verlassen und ratterte über die Weichen gen Osten. Bald darauf passierten sie die Stadtgrenze von Abydos City, und Teyla beobachtete schweren Herzens, wie die weite Graslandschaft Wyomings an ihr vorüberflog. Es war das erste Mal in ihrem Leben, dass sie die gewohnte Gegend verließ, und sie vermisste ihr Zuhause und ihre Freunde in Athos Creek schon jetzt. Der Gedanke, dass sie erst in zwei Wochen zurück sein würden, erfüllte sie mit Wehmut.
    Ihr Herz zog sich zusammen, und eine einzelne Träne rollte über ihre Wange. Verstohlen wischte sie sie weg, als sie Schritte hinter sich hörte, drehte sich um und erblickte John, der den schmalen Gang entlang kam.

    „He“, sagte er leise und reichte ihr seine Hand, „wir warten auf Dich.“

    Nachdenklich betrachtete Teyla seine ausgestreckte Hand, bevor sie sie ergriff, woraufhin John sie an sich zog.

    „Und Du bist Dir auch wirklich sicher, was diese Reise angeht?“, fragte er und lehnte seine Stirn gegen ihre.

    „Natürlich bin ich mir sicher“, antwortete Teyla. Ihr Mann lehnte sich wieder ein Stück zurück, legte den Kopf leicht schräg und musterte sie.

    „Es ist nicht schlimm, wenn Du Bedenken hast“, meinte er. „Oder wenn Du aufgeregt bist. Ich bin es auch.“

    „Aber es ist Deine Familie, zu der wir fahren“, entgegnete Teyla. „Wieso bist Du aufgeregt?“

    John überlegte kurz, dann zuckte er mit den Achseln.

    „Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Ich denke, ich bin einfach nur so aufgeregt.“

    „Freust Du Dich denn sie wiederzusehen?“, fragte Teyla.

    Wieder zögerte ihr Gegenüber die Antwort heraus, dann runzelte er die Stirn.

    „Ich… denke schon.“

    „Glaubst Du, sie werden uns- mich und Torren- mögen?“ Vor der Antwort auf diese Frage fürchtete Teyla sich am meisten. Sie hatte versucht, sie sich selbst zu beantworten, hatte schlussendlich aber einsehen müssen, dass nur die Zeit zeigen konnte, ob Johns Familie sie akzeptieren würde.

    Ihr Mann hingegen schien sich dessen schon jetzt ganz sicher zu sein.

    „Aber natürlich werden sie euch mögen“, versicherte er ihr und umfasste ihr Gesicht mit seinen Händen. „Teyla, Du bist die schönste, klügste, witzigste und bezauberndste Frau, die ich je kennengelernt habe, und unser Sohn schafft es, die Leute allein mit seinem Lächeln um den Finger zu wickeln. Man wird hingerissen von euch beiden sein!“

    „Und was wenn nicht?“, hakte Teyla besorgt nach. „Was, wenn Deine Eltern mich nicht akzeptieren?“

    „Dann ist das nicht unser Problem“, meinte John und strich mit dem Daumen über ihre Wange. „Es interessiert mich nicht, was sie oder andere denken mögen. Das Einzige, was zählt- das Einzige was wirklich zählt, ist das, was wir beide haben, Teyla. Und unsere Familie. Du“, er deutete mit der Hand erst auf sie, dann auf sich, „und ich und unsere Kinder.“

    Teylas Augen füllten sich mit Tränen und ohne Widerstand ließ sie sich von John in den Arm nehmen.

    „Es wird alles gut werden“, flüsterte er und strich mit der Hand beruhigend über ihren Rücken. „Wir schaffen das. Es wird alles gut.“

    Es wird alles gut werden … Wir schaffen das… Es wird alles gut… Seine Worte hallten, wie von einem endlosen Echo getragen, in ihrem Kopf wider, und Teyla klammerte sich an sie wie eine Ertrinkende und wiederholte sie in Gedanken wieder und wieder, bis sie sich allmählich beruhigte.

    „Komm jetzt“, sagte John schließlich und hielt ihr seine Hand hin. „Lass uns zu unserem Sohn gehen.“

    Dieses Mal ergriff Teyla seine Hand ohne zu zögern und verwob ihre Finger fest mit seinen.

    „Ja, lass uns gehen.“


    ooOOoo


    Die Fahrt nach Boston dauerte mit allen Zwischenhalten insgesamt drei Tage, und nachdem sich ihr morgendliches Unwohlsein durch das ständige Schaukeln des Zuges nur noch verschlimmert hatte, war Teyla heilfroh, als sie nach drei Tagen endlich wieder festen, unbewegten Boden unter ihren Füßen spürte. Erleichtert hielt sie einen Moment lang inne und nahm sich die Zeit, um tief durchzuatmen und ihre Umgebung in Augenschein zu nehmen.

    Das Erste, was ihr auffiel, war der fremdartige, abgestandene Geruch oder eher Gestank, der ihr durch die feuchtwarme Luft entgegen wehte, so stickig und penetrant, dass ihr der Atem stockte. Die Übelkeit kehrte zurück, und Teyla rümpfte die Nase und verzog angewidert das Gesicht.

    „Torren, Schatz, nimm meine Hand“, sagte sie zu ihrem Sohn, der dicht neben ihr ging, und sie spürte sogleich, wie der Junge seine kleine Hand in ihre schob und sich an sie presste. Ein kurzer Blick in sein Gesicht genügte, um Teyla zu bestätigten, dass die vielen ungewohnten Reize, Eindrücke und Menschen ihn überforderten. Beinahe ängstlich schaute Torren sich um und hielt ihre Hand ganz fest umklammert, so als fürchtete er, sie in dem dichten Gedränge auf dem Bahnsteig zu verlieren.

    „Alles wird gut. Du brauchst keine Angst zu haben“, versicherte Teyla ihm lächelnd, woraufhin Torren den Blick von der Menschenmenge löste und sie ansah.

    „Wo ist Papa?“, fragte er.

    „Er kommt gleich wieder“, antwortete sie und drückte seine kleine Hand aufmunternd. „Wir können ihm ja entgegengehen. Was hältst Du davon?“

    Torren erwiderte nichts, er nickte nur schweigend und folgte ihr brav, ohne sich weiter als einen Schritt von ihr zu entfernen. Teyla seufzte leise und setzte sich, den widerwärtigen Stadtgeruch noch immer in der Nase, in Bewegung.

    „Es ist laut“, bemerkte Torren nach einer Weile und runzelte die Stirn. „Und es stinkt fürchterlich.“

    Teyla schmunzelte.

    „Oh ja, in der Tat, das tut es“, erwiderte sie, „aber wir werden uns daran gewöhnen.“

    Ihr Sohn wirkte nicht sonderlich angetan von dieser Vorstellung und kräuselte die Nase.

    „Ich glaube nicht, dass ich hier gerne wohnen würde“, sagte er und blickte erneut umher.

    „Wer sagt denn, dass Du hier wohnen musst?“, fragte Teyla, blieb stehen und schaute verwundert auf ihn hinab, bevor sie sich vorsichtig vor ihn kniete, sodass sie auf gleicher Augenhöhe waren. „Wir sind nur zu Besuch hier, Torren“, erklärte sie ihm, woraufhin sich seine Miene sofort etwas aufhellte.

    „Wirklich?“, echote er.

    „Wirklich“, bestätigte Teyla, zog seinen Hemdkragen zurecht und glättete das Revers seiner Jacke. „Die Familie Deines Vaters möchte uns kennenlernen und hat uns deswegen zu sich eingeladen. Wir werden ein paar schöne Tage mit ihnen verbringen und dann nach Hause zurückkehren.“

    „Glaubst Du, sie werden uns mögen?“, fragte Torren weiter, und Teyla hielt einen Augenblick lang inne. Es war dieselbe Frage, die sie John vor ein paar Tagen im Zug gestellt hatte, und daher beschloss sie, ihrem Sohn auf dieselbe Weise zu antworten wie sein Vater ihr.

    „Selbstverständlich werden sie uns mögen. Wir müssen nur immer freundlich und höflich sein, dann werden wir beide sie schon um unsere Finger wickeln“, meinte sie und tippte ihm spielerisch an die Nasenspitze. Torren kicherte und tat es ihr gleich. Lächelnd umfasste Teyla sein schmales Handgelenk und hauchte ihm zarte Küsse auf die Finger.

    „Na komm“, sagte sie, legte ihre Hand in seine und erhob sich, „lass uns weitergehen.“

    Torren nickte und hopste, von ihren Worten aufgemuntert, neben ihr her, während Teyla in der Menge Ausschau nach John hielt, der losgegangen war, um einen Träger für ihr Gepäck zu finden, jedoch war weit und breit keine Spur von ihm zu entdecken. Stattdessen machte sie am anderen Ende des Bahnsteiges jemanden anderes aus, und als der Mann sich umdrehte, trafen sich ihre Blicke für einen kurzen Moment.

    Teyla blieb stehen, und auch ihr Gegenüber verharrte in seiner Bewegung und starrte zu ihr herüber. Dann kehrte Leben in ihn zurück, und ein bemüht wirkendes Lächeln erschien auf seinem markanten Gesicht. Er faltete die Zeitung zusammen, die er gelesen hatte, klemmte sie sich unter den Arm und machte sich auf, kam langsam zu ihnen hinüber geschlendert. Er lächelte, wahrscheinlich aber nur des Anstandes wegen, denn seine stahlblauen Augen wirkten kalt und hart.

    „Mr. Sheppard“, sie nickte ihm zur Begrüßung zu, als er vor ihr stehen blieb, „es freut mich, Sie wiederzusehen.“

    „Die Freude ist ganz meinerseits, Mrs. Kenmore“, erwiderte David Sheppard, nahm ihre Hand und hauchte einen formvollendeten Handkuss darüber.

    „Willkommen in Boston.“


    Fortsetzung folgt…
    Geändert von Nyada (14.08.2017 um 23:11 Uhr)


  4. #64
    Chief Master Sergeant Avatar von Jolinar
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    Ich habe ja gedacht, dass du die Hochzeit aus irgendeinem Grund noch platzen läßt - dem war zum Glück nicht der Fall

    Und wenn es interessant wird, hörst du wieder auf *grrr* Nun ja, muss ich mich etwas gedulden, um zu erfahren, wie die Sheppards (und Mara?) auf Teyla, Torren und die Tatsache, dass John geheiratet, reagieren. Die Familie weiß ja noch nichts, ansonsten hätte David nicht "Mrs. Kenmore" gesagt

  5. Danke sagten:


  6. #65
    Die nach den Sternen greift Avatar von Ailya
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    Puh, und ich hatte schon befürchtet, dass noch irgendwas Unvorhergesehenes passiert und die Hochzeit deswegen nicht stattfindet!
    Zum Glück ist alles problemlos über die Bühne gelaufen und John und Teyla haben endlich ihr Glück gefunden. Obwohl...
    Jetzt steht erstmal der Besuch bei der Familie in Boston an. Ich muss Jolinar recht geben, ich hätte gern noch weiter gelesen, aber okay, ich werde mich brav gedulden, obwohl ich wirklich schon SEHR gespannt bin, was Johns Eltern zu Teyla und natürlich auch zu Torren sagen. Und zu der Tatsache, dass ihr Sohnemann einfach mal eben so geheiratet hat. Mama und Papa Sheppard hatten bestimmt etwas ganz anderes vorgesehen. Ich denke da so an eine gewisse junge blonde Frau...
    Naja, aber gut. Ich werde mich gedulden müssen. In Ordnung. Kein Problem. Das schaffe ich schon.

    Was mir besonders an diesem Kapitel gefallen hat, ist, dass John bereits geahnt hat, dass Teyla schwanger ist. Und so wie es aussieht scheint er sich ja auch zu freuen. Ich hoffe nur, dass auch für den Rest der Geschichte nichts Unvorgesehenes geschieht und dass die drei heil und gesund nach Hause zurückkehren, wo dann in ein paar Monaten Torrens kleines Geschwisterchen auf die Welt kommen wird. Also, keine Spielchen mehr! John und Teyla haben ein Happy End verdient!!!

    Vielen vielen Dank für diese schöne neue Kapitel. By the way... Der Spoiler war traumhaft, hätte von mir aus aber noch etwas... explizierter sein können, wenn du verstehst was ich meine. *räusper* *hüstl*

    LG deine Ally

  7. Danke sagten:


  8. #66
    Major Avatar von claudi70
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    Hi,
    tolles neues langes Kapitel
    Mir bleibt ja eigentlich nichts mehr zu sagen, die zwei vor mir haben ja alles gesagt.
    Ich bin auf jeden Fall froh, dass sie jetzt verheiratet sind und somit aus Bostoner Seite nichts mehr dazwischen kommen kann. Das haben die beiden gut gemacht. Dann hatten sie auch noch eine super tolle "Hochzeitsnacht" *räusper* oder vielleicht sollte ich sagen "Hochzeitsstunde" *gg*

    Schön das John selbst drauf gekommen ist, dass Teyla schwanger ist und wie es aussieht freut er sich auch, nun hat er wenigstens jetzt die Gelegenheit bei allem dabei zu sein.

    Er lächelte, wahrscheinlich aber nur des Anstandes wegen, denn seine stahlblauen Augen wirkten kalt und hart.

    „Mr. Sheppard“, sie nickte ihm zur Begrüßung zu, als er vor ihr stehen blieb, „es freut mich, Sie wiederzusehen.“

    „Die Freude ist ganz meinerseits, Mrs. Kenmore“, erwiderte David Sheppard, nahm ihre Hand und hauchte einen formvollendeten Handkuss darüber.
    Na das klingt ja alles andere als begeistert... Hoffentlich reagieren Johns Eltern etwas freundlicher.

    Ich bin sehr gespannt wie es nun in Boston weiter gehen wird, freue mich schon auf das nächste Kapitel.

    Lg claudi

  9. Danke sagten:


  10. #67
    zigtausend Jahre alt ... ;-) Avatar von John's Chaya
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    Gott sei Dank hast du sie heiraten lassen und das sogar ohne Zwischenfälle.
    John ist so ein toller Mann. Wie lieb er mit Teyla umging, als ihre Morgenübelkeit sie verriet.
    Der Spoiler war mal wieder vom Feinsten, sooo... schön!
    Jetzt sind sie also in Boston und wer läuft ihnen gleich über den Weg - der unfreundlich Dave. Wo bleibt John nur? Von wegen Mrs. Kenmore - Mrs. Sheppard.
    Ich kann mich sonst nur den anderen Feedbacks anschließen. Es wurde schon alles gesagt. Ich bin sehr neurierig wie es weitergeht. Hoffentlich macht Dave Teyla nicht das Leben zur Hölle. Wobei ich hoffe, dass Torren das Eis bricht.
    Dankeschön für dieses wunderschöne Kapitel.

    Ich bin zu alt, um nur zu spielen, zu jung, um ohne Wunsch zu sein.

  11. Danke sagten:


  12. #68
    Mama, im Dienste Ihrer Majestäten Avatar von Nyada
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    Standard Kapitel Fünfzehn

    A/N: Früher als erwartet, bin ich mit dem neuen Kapitel fertig geworden. Es ist etwas länger geworden, als geplant, aber als ich fertig war, konnte ich es einfach nicht übers Herz bringen, es aufzuteilen.

    Ich hoffe, dass euch das neue Kapitel gefällt, und wünsche euch ganz viel Spaß beim Lesen.

    Liebe Grüße
    eure Moni



    -------------



    Kapitel Fünfzehn




    „Torren, bitte setz‘ Dich wieder hin.“

    Obwohl Teyla sehr leise sprach, ja beinahe flüsterte, waren ihre Worte deutlich in der Stille zu verstehen. Im Inneren der Kutsche herrschte Schweigen, und nur das gleichmäßige Traben der Pferde, das Rumpeln der Räder und das Knirschen des Lederzeugs waren zu hören. Mit ernster Miene bedeutete Teyla ihrem Sohn, auf seinen Platz zurückzukehren, doch der neugierige Junge schenkte seiner Mutter keine Beachtung und lehnte sich erneut aus dem Kutschenfenster, dieses Mal jedoch so weit, dass John, der Torren schräg gegenübersaß, einen Augenblick lang fürchtete, er würde hinausfallen. Geistesgegenwärtig beugte er sich vor, packte er seinen Sohn am Schlafittchen und zog ihn vom Fenster weg. Wie zu erwarten zeigte Torren sich wenig begeistert von dem Eingreifen seines Vaters und murrte leise, und in gewissem Maße konnte John den Jungen sogar verstehen. Er war noch nie zuvor in einer so großen Stadt wie Boston gewesen und wollte natürlich sehen, was sich auf den breiten Straßen und den belebten Bürgersteigen abspielte, aber das Risiko, dass sein Sohn unter die Räder geriet, wollte John nicht eingehen.

    „Du hast gehört, was Deine Mutter gesagt hat, Torren“, wies er den Jungen daher zurecht, sprach ruhig, aber nicht ohne die nötige Strenge in der Stimme. Er deutete auf den gegenüberliegenden freien Sitzplatz und ermahnte seinen Sohn erneut. „Setz‘ Dich bitte wieder hin und warte, bis wir da sind.“

    Torren schob die Unterlippe vor, gehorchte aber und tat brav, worum John ihn gebeten hatte, setzte sich auf seinen Platz, neben seine Mutter, und ließ seufzend die Beine über die Kante des Sitzes baumeln.

    John musterte den Jungen und schmunzelte, als er sah, wie Torren nach ein paar Sekunden an seiner mit Goldknöpfen verzierten Weste herumzuzuppeln begann, die er unter der Jacke trug. Er war es nicht gewohnt, so herausgeputzt herumzulaufen, und schien sich unwohl in den feinen Klamotten zu fühlen, in die ihn seine Mutter gesteckt hatte, und als Teyla bemerkte, dass er an den Knöpfen seiner Weste herumnestelte und sie zu öffnen versuchte, nahm sie seine Hand, legte sie in ihren Schoß und hielt sie fest.
    Das Unbehagen darüber stand Torren deutlich ins Gesicht geschrieben, und John spürte eine Welle von Mitleid in sich aufsteigen. Auf der anderen Seite wusste er aber, wie wichtig es Teyla war, einen guten ersten Eindruck zu hinterlassen. Sie selbst trug ein edles burgunderrotes Reisekostüm aus Seide, bestehend aus einer engen Jacke mit hohem Kragen und Raffungen an den Schultern und Ärmeln, einem tailliert geschneiderten Rock und einer hochgeschlossenen weißen Bluse mit Spitzenbesatz. Ein kleiner eleganter, mit Pfauenfedern und Perlen verzierter Hut saß auf ihrem honigbraunen Haar, das sie kunstvoll hochgesteckt hatte. Ihr hübsches Gesicht war dezent geschminkt, was ihre natürliche Schönheit nur noch mehr unterstrich.
    Vom Äußeren her wirkte sie tatsächlich fast wie eine feine Dame aus der Oberschicht, und auch ihre Körperhaltung erwies sich als tadellos. Einzig und allein ihr dunkler, sonnengebräunter Teint und ihre von der harten Arbeit in der Taverne gestählten Oberarme passten nicht ganz in das Bild, trotzdem war John tief beeindruckt von dem, was er sah, und hätte sie, wenn er es nicht besser gewusst hätte, für die bezaubernde, junge Ehefrau eines hochrangigen Beamten oder Politikers gehalten.

    Als Teyla seinen Blick bemerkte, schaute sie zu ihm herüber, und ihre leicht geschminkten Lippen formten ein sanftes Lächeln. In diesem Augenblick war John froh, dass sie nicht die Frau irgendeines schnöseligen alten Beamten oder Politikers war, sondern seine Frau, denn das hieß, dass er sie anstarren und bewundern konnte, solange er wollte. Ihm wurde warm ums Herz, und um seine Mundwinkel zuckte ein Lächeln, das er nur sehr mühsam versteckt halten konnte.

    „Papa, sind wir bald da?“, riss Torrens Stimme ihn plötzlich aus seiner Betrachtung, und John schüttelte den Kopf, um seine Gedanken zu ordnen. Er schaute zu seinem Sohn herüber und nickte. Ein kurzer Blick aus dem Fenster reichte aus, um zu sehen, dass die Kutsche sich längst auf der Commonwealth Avenue befand und langsam die von Eichen gesäumte Straße hinauffuhr, vorbei an vornehmen Stadthäusern und hochherrschaftlichen, von Mauern umgebenen Anwesen, die typisch für den noblen Bostoner Stadtteil Back Bay waren.

    „In ein paar Minuten sind wir da“, erklärte er Torren und schenkte ihm ein Lächeln.

    „Das ist eine wirklich sehr schöne Gegend“, bemerkte Teyla und beugte sich ein Stück weit vor, um besser aus dem Kutschenfenster schauen zu können.

    „Die beste und teuerste Lage in ganz Boston, verehrte Mrs. Kenmore“, erwiderte Dave so übertrieben freundlich, dass es beinahe provokant wirkte. John kniff die Augen zusammen und verschränkte die Arme vor der Brust. Sein Bruder war kein großer Plauderer und hatte sich bisher aus allen Gesprächen herausgehalten, und die Art, wie er jetzt mit Teyla sprach, gefiel ihm ebenso wenig wie die Tatsache, dass er Torrens Gegenwart gänzlich zu ignorieren schien.
    Obwohl der Junge ihn höflich begrüßt und sich seit ihrer Ankunft von seiner allerbesten Seite gezeigt hatte, schenkte sein Onkel ihm kaum Beachtung, was John einen eisigen Stich ins Herz versetzte, und auch Teyla schien von Daves distanziertem Verhalten wenig begeistert zu sein. Ihr Lächeln erlosch, und ein betrübter Ausdruck trat auf ihr hübsches Gesicht, als sie zwischen ihrem Schwager und ihrem Sohn hin und her blickte.

    Als sein Bruder aus dem Fenster schaute, griff John nach ihrer Hand und strich behutsam mit dem Daumen über die zarte Haut ihres Handrückens, hoffte, dass sie sanfte Berührung sie beruhigte, denn auch wenn sie sich nach außen kaum etwas anmerken ließ, wusste er, wie nervös und aufgeregt sie war, und Daves momentanes Verhalten trug nicht wirklich zu einer Verbesserung der Situation bei. Vorsichtig drückte er ihre Hand und bedachte sie mit einem liebevollen Lächeln. Er wollte nicht, dass sie sich Sorgen machte, schon gar nicht jetzt, wo sie ein Kind erwartete. Zu viel Aufregung war nicht gut für sie und das Baby, das in ihr heranwuchs.

    Johns Züge ebneten sich, und er warf einen Blick auf den flachen Bauch seiner Frau. Es fiel ihm noch immer schwer, sich vorstellen, dass tatsächlich ein richtiger kleiner Mensch in ihr entstand, zu dessen Entstehung er in einem intimen Moment beigetragen hatte, und er musste zugeben, dass der Gedanke, wieder Vater zu werden, ihm anfangs ganz schön Angst eingejagt hatte. Er war nicht davon ausgegangen, dass es so schnell gehen würde, aber nachdem er nun ein paar Tage Zeit gehabt hatte, sich an den Gedanken zu gewöhnen, freute er sich auf das Kind und konnte die bevorstehende Geburt seines Nachwuchses kaum erwarten. Natürlich wusste er, dass es noch ein paar Monate dauerte, bis es endlich so weit war, aber schon jetzt malte er sich manchmal aus, wie es sein würde, wenn das Baby erst einmal auf der Welt war. Allein die Vorstellung erfüllte ihn mit freudiger Erwartung, und er war dankbar, dass er noch einmal die Chance bekommen würde, all das mitzuerleben, was er bei Torren verpasst hatte. Diese wunderschöne Aussicht ließ sein Herz vor Aufregung- aber auch vor Freue- höher schlagen.

    Lächelnd schaute John seine Frau an und stellte erleichtert fest, dass sie schon etwas besser aussah als noch am Morgen. Die lange Zugfahrt hatte ihr ziemlich zugesetzt, und das ständige Schaukeln der Wagons hatte ihre morgendliche Übelkeit zusätzlich verstärkt. Hilflos hatte er mitansehen müssen, wie sich ihr Zustand immer weiter verschlechtert hatte. Während der drei Tage hatte sie an die sechs Pfund verloren, und ihr hübsches Gesicht wirkte ausgemergelt. Nichtsdestotrotz leuchteten ihre braunen Augen, als sie sein Lächeln erwiderte, und ihr auf ihn gerichteter Blick war liebevoll und herzlich.

    John nahm ihre Hand und verwob ihre Finger mit seinen, als er auf einmal spürte, wie die Kutsche ihre Fahrt verlangsamte und vor dem hohen schmiedeeisernen Tor einer rotgemauerten Stadtvilla zum Stehen kam. Zwei Bedienstete öffneten das Tor, und der Kutscher ließ die Pferde erneut antraben und lenkte das Zweiergespann die gepflasterte Auffahrt hinauf, die zu beiden Seiten von sorgfältig angelegten Blumenbeeten gesäumt war.
    Ein paar Augenblicke später hielt die Kutsche vor einem Treppenaufgang, der zum Haus hinaufführte, und wieder eilte sofort ein Bediensteter herbei, der die Kutschentür öffnete und Dave, der das Gefährt als Erster verließ, mit einer angedeuteten Verbeugung willkommen hieß.

    „Master David...“ Ein breites Lächeln erhellte sein Gesicht, als er John aus der Kutsche aussteigen sah, und er begrüßte ihn freundlich. „Master John, wie schön Sie wiederzusehen!“

    „Walter, mein Guter, wie geht es Ihnen?“, erwiderte John lächelnd und wandte sich dem kleinen bebrillten Mann zu. „Ich hoffe, mein Vater ist nicht zu streng zu Ihnen gewesen.“

    Sein Gegenüber lachte kurz auf und schüttelte den Kopf.

    „Es geht mir sehr gut, Sir. Danke der Nachfrage. Hatten Sie eine angenehme Reise, Sir?“

    John nickte.

    „Ja, die hatten wir“, antwortete er, drehte sich um und reichte Teyla die Hand, um ihr beim Aussteigen aus der Kutsche behilflich zu sein. „Walter, ich möchte Ihnen gern jemanden vorstellen“, sagte er und trat einen Schritt zur Seite, damit der Hausbutler seiner Eltern einen Blick auf seine Frau werfen konnte.

    „Sie müssen Mrs. Kenmore sein“, begrüßte Walter Teyla und fügte, bevor John ihn korrigieren konnte, lächelnd hinzu: „Mr. und Mrs. Sheppard sind schon sehr gespannt darauf, Sie endlich persönlich kennenzulernen.“

    John zog die Augenbrauen nach oben und sah den Hausangestellten gänzlich verwundert an.

    „Ach, sind sie das?“, echote er.

    Sein Gegenüber nickte.

    „Die Herrschaften reden schon seit Tagen von nichts anderem mehr“, bestätigte er und bedeutete ihnen mit einer Handbewegung, ihm zu folgen. „Sie erwarten Sie im Salon.“

    „Wir sollten gehen“, meinte Dave und warf seinem Bruder einen kurzen Blick zu. „Du weißt, dass Vater es nicht mag, wenn man ihn warten lässt.“

    „Wir kommen“, entgegnete John, hob Torren aus der Kutsche und setzte ihn ab. Dave nickte, drehte sich um und schritt, ohne zu warten, die Treppe hinauf.

    „Ist alles in Ordnung, John?“, fragte Teyla leise.

    „Ja, natürlich“, erwiderte er, sah aber sofort an dem Blick, dem sie ihm zuwarf, dass sie ihm diese Antwort nicht abkaufte.

    „Wirklich?“, hakte sie noch einmal nach und musterte ihn nachdenklich.

    John holte tief Luft, dann seufzte er leise.

    „Es könnte sein, dass ich jetzt auch etwas aufgeregt bin“, gestand er und sah seinem Bruder hinterher.

    Teyla lächelte.

    „Es wird schon alles gut werden“, versicherte sie ihm und legte eine Hand auf seinen Arm. „Ich bin diejenige, die aufgeregt sein sollte. Ich werde Deiner Familie gleich zum allerersten Mal gegenübertreten.“

    „Und sie werden Dich lieben“, sagte John, nahm ihr zartes Gesicht in seine Hände und schaute ihr tief in die Augen. „Du wirst sie bezaubern, so wie Du mich bezaubert hast“, flüsterte er und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.

    „Nun, wir werden sehen“, entgegnete Teyla und winkte Torren zu sich, um ihn an die Hand zu nehmen. Von einem gewissen Stolz erfüllt, ließ John den Blick über seine Frau und seinen Sohn schweifen, bevor er Teyla seinen Arm als Geleit bot. Lächelnd hakte sie sich bei ihm unter, dann setzten sie sich in Bewegung und stiegen die imposante Steintreppe vor dem Haus hinauf.

    „Ist das Dein Haus, Papa?“, fragte Torren und blickte staunend an den meterhohen Eingangssäulen aus Marmor empor.

    „Nein, mein Junge“, erwiderte John kopfschüttelnd. „Dieses Haus gehört Deinen Großeltern.“

    „Es ist ein schönes Haus. Und es ist groß“, sagte sein Sohn und sah ihn an. „Ich glaube, es gefällt mir hier.“

    Schmunzelnd wuschelte John dem Jungen mit der Hand durch die dunklen Haare, und auch Teyla bedachte Torren mit einem gutmütigen Blick, sagte aber nichts.

    „Stimmt irgendetwas nicht?“, wandte er sich leise an sie, als ihm auffiel, wie schweigsam sie auf einmal war.

    Teyla schüttelte den Kopf.

    „Es ist nur… überwältigend“, gab sie flüsternd zurück. „Ich hatte es mir irgendwie… anders vorgestellt.“

    John nahm ihre Hand von seinem Arm und küsste die Spitzen ihrer Finger, eine nach der anderen, ehe er ihren Handrücken folgen ließ.

    „Anders?“, wiederholte er. „Inwiefern anders? Hattest Du es Dir etwa größer vorgestellt?“

    Seine Frau lachte.

    „Um Gottes Willen, nein! Es ist jetzt schon größer, als ich gedacht habe“, sagte sie. „Ich glaube, dass ich noch ein größeres Haus als dieses gesehen habe. Es ist ein wirklich prachtvolles Gebäude, John.“

    „Es ist nur ein Haus“, erwiderte John und zuckte gleichgültig mit den Achseln. „Es gibt größere und prachtvollere hier in der Gegend.“

    „Auf mich wirkt es sehr eindrucksvoll“, meinte Teyla und sah ihn nachdenklich an. „Deine Familie muss wirklich sehr wohlhabend sein, um sich ein solches Haus leisten zu können.“

    John verzog das Gesicht.

    „Wir hatten doch ausgemacht, nicht darüber sprechen zu wollen“, raunte er, und Teyla nickte verständig.

    „Natürlich“, sagte sie leise und neigte den Kopf zur Seite. John seufzte. Er kannte diese Geste; sie war Teylas Art zu sagen, dass das Thema noch nicht abgeschlossen war und dass sie zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal darüber sprechen würden, aber für den Moment beließ sie es dabei und legte die Hand wieder auf seinen Arm.

    Sie gingen ins Haus und betraten die helle Eingangshalle, von der aus zu beiden Seiten Gänge tiefer ins Haus hineinführten. Über eine breite, mit rotem Teppich ausgelegte Treppe, die sich auf halber Strecke in zwei separate Aufgänge aufteilte, gelang man in das erste Obergeschoss des Hauses, wo sich die Schlaf- und Gästezimmer befanden.
    Teyla blieb stehen, hob den Kopf und bestaunte den riesigen, mit Glasperlen verzierten Kronleuchter, der von der Decke hing. Obwohl es helllichter Tag war, und die Sonne draußen vom Himmel schien, brannten die Lichter. Sein Vater hatte den wuchtigen Staubfänger als Geschenk für seine Mutter von einer seiner Geschäftsreisen mitgebracht, und John erinnerte sich noch gut daran, welche Anstrengungen es gekostet hatte, dieses vermaledeite Ding an das einen Monat zuvor installierte Elektrostromversorgungsnetz anzuschließen. Trotz erfahrener Installateure hatte es in den kommenden Tagen mehrere Kurzschlüsse und daraus resultierende Stromausfälle gegeben , und es vergingen beinahe zwei Wochen, bis seine Mutter ihr Geschenk in all seiner leuchtenden, dekadenten Pracht bewundern und stolz ihren reichen Freundinnen vorführen konnte.
    Die Erinnerungen an den Lärm, den Schmutz und das Chaos, das damals geherrscht hatte, ließen John das einfache Leben in Athos Creek vermissen, wo noch Kerzen und einfache Petroleumlampen die Häuser erleuchteten, wenn es dunkel wurde, aber er war sich sicher, dass der technische Fortschritt auch vor den ländlichen Gebieten nicht Halt machen würde.

    „John!“, ertönte da auf einmal die Stimme seines Bruders vom anderen Ende des Flures und riss ihn aus den Gedanken, und als John sich umdrehte, sah er Dave ungeduldig mit der Hand winken. „Nun komm schon, Mutter und Vater erwarten euch. Oder hast Du vor, die beiden noch länger warten zu lassen?“

    Tief durchatmend folgte John seinem Bruder den Flur entlang, bis sie die Tür zum Salon erreichten. „Vielleicht sollte ich erst einmal allein zu ihnen reingehen“, meinte er an Teyla gewandt, die daraufhin die Stirn runzelte und ihn fragend ansah.

    „Bist Du Dir sicher?“

    John überlegte kurz, dann nickte er, küsste sie auf die Wange und ließ ihren Arm los.

    „Es wird nicht lange dauern“, versprach er und bedeutete ihr, mit Torren auf einer samtgepolsterten Chaiselongue Platz zu nehmen, die auf dem Flur stand. „Ich hole euch, wenn ich mit ihnen gesprochen habe.“

    Seine Frau schien nicht angetan von dem Gedanken zu sein, ließ ihn aber gehen und führte ihren Sohn zu der Chaiselongue herüber.

    „Wir werden hier auf Dich warten“, sagte sie und setzte sich neben Torren.

    Ein letzter prüfender Blick, dann drehte John sich um und ging zu seinem Bruder, der bereits an der Tür auf ihn wartete.

    „Bereit?“, fragte Dave, und für einen kurzen Moment glaubte John so etwas wie Solidarität in der Stimme seines älteren Bruders zu hören, aber Daves stahlblaue Augen musterten ihn kalt und gefühllos. John holte tief Luft, drückte die Schultern durch und signalisierte seinem Bruder dann mit einem kurzen Nicken, dass er soweit war.

    „Ich bin bereit.“


    ooOOoo



    Zehn Minuten später war Teyla sich nicht mehr so sicher, ob es eine gute Idee gewesen war, John allein zu seinen Eltern gehen zu lassen. Ihr war von Anfang an nicht wohl bei dem Gedanken gewesen, aber nachdem er ihr versichert hatte, dass es nicht lange dauern würde, hatte sie eingelenkt und sich bereit erklärt, zu warten, bis er sie und Torren holte.

    Doch diese Entscheidung bereute sie allmählich. Bereits nach zwei Minuten war sie zum ersten Mal aufgestanden und umhergegangen, hatte sich nach ein paar Schritten aber wieder hingesetzt, nur um ein paar Augenblicke später erneut aufzuspringen und vor der geschlossenen Tür auf und ab zu laufen, durch die kein einziger Laut drang.
    Die Minuten vergingen, und sie wurde immer unruhiger und nervöser. Zu gern hätte sie gewusst, was sich jetzt gerade im Salon abspielte und worüber ihr Mann sich mit seinen Eltern unterhielt. John sprach nicht gern über seine Familie, und so hatte Teyla nur eine sehr vage Vorstellung, was sie erwartete, wenn sie gleich den Salon betreten würde. Ihre Fantasie folterte sie mit allen denkbaren Vorstellungen, und je länger sie wartete, desto schlimmer wurden die Szenarien in ihrem Kopf.

    „Mama, was tust Du da?“, fragte Torren verwundert, als sie ein Ohr an die Tür legte und den gedämpften Stimmen von John und seinen Eltern lauschte. Sie sprachen leise, sodass Teyla nicht verstehen konnte, was sie sagten. Auf einmal spürte sie, wie etwas an ihrem Ärmel zupfte, und als sie nach unten schaute, blickte sie in Torrens tadelndes Gesicht.

    „Man darf nicht an Türen lauschen, Mama“, erklärte er ernst, und als sie begriff, was für ein schlechtes Vorbild sie ihrem sechsjährigen Sohn doch gewesen war, seufzte Teyla und machte einen Schritt von der Tür weg. Was, um Himmels Willen, hatte sie sich nur dabei gedacht? Von sich selbst enttäuscht schüttelte sie den Kopf, nahm Torren bei der Hand und ging mit ihm zu der Chaiselongue zurück. Sie wartete, bis er sich hingesetzt hatte, raffte ihren Rock und ging dann vor ihm auf die Knie.

    „Es tut mir leid“, entschuldigte sie sich bei ihm und umschloss seine kleinen Hände mit ihren. „Du hast Recht; man sollte nicht an fremden Türen lauschen. Das war falsch von mir.“

    Ihr Sohn runzelte die Stirn und zog nachdenklich die Augenbrauen zusammen, und wieder einmal faszinierte es Teyla, wie sehr er in Gestik und Mimik seinem Vater ähnelte.

    „Mama?“, piepste Torren schließlich leise.

    „Ja, was ist denn, mein Schatz?“, erwiderte Teyla und strich ihm lächelnd die dunklen Haare aus der Stirn.

    Zögernd kaute Torren auf seiner Unterlippe herum und starrte auf seine Hände hinunter, die gefaltet in seinem Schoß lagen.

    „Ist es schlimm, wenn ich Großvater und Großmutter nicht treffen möchte?“, überwand er sich letztlich und schaute sie durch seine dichten, dunklen Wimpern hindurch an.

    „Und warum möchtest Du sie nicht treffen?“, fragte Teyla ihn.

    Wieder dauerte es einige Augenblicke, bis ihr Sohn mit der Sprache herausrückte, und als er endlich die Stimme erhob, klang diese leise und verunsichert.

    „I-ich habe Angst“, flüsterte er und biss sich erneut auf die Lippe.

    Teyla seufzte.

    „Oh, mein lieber Schatz.“ Sie nahm sein zartes, sommersprossiges Gesicht in die Hände und küsste ihn auf die Stirn. „Du brauchst keine Angst zu haben. Erinnerst Du dich noch daran, was ich Dir vorhin, im Bahnhof, gesagt habe?“

    Torren nickte.

    „Dass sie uns mögen werden, wenn wir freundlich und höflich zu ihnen sind", wiederholte er.

    „Genau“, sagte Teyla und streichelte seine Wange. „Ich weiß, wie neu das alles für Dich ist und dass Du aufgeregt bist und vielleicht sogar Angst hast. Aber weißt Du was, Torren? Ich bin auch aufgeregt.“

    „Wirklich?“, fragte ihr Sohn leise. „Du bist auch aufgeregt?“

    Teyla nickte.

    „Natürlich bin ich das“, antwortete sie. „Es ist schließlich auch für mich das erste Mal, dass ich Deine Großeltern treffe.“ Sie setzte sich zu ihm und nahm seine Hand in ihre.

    „Ich habe gehört, wie Papa gesagt hat, dass Großvater und Großmutter nicht wollen, dass ihr beide zusammen seid“, murmelte Torren und sah sie fragend an. „Warum wollen sie denn nicht, dass ihr zusammen seid, Mama?“

    Teyla seufzte erneut. Sie hielt einen Moment lang inne und überlegte, ob sie ihrem Sohn die Wahrheit sagen sollte, entschied sich jedoch dagegen. Er war noch zu jung, um all das zu verstehen, und außerdem war hier weder der richtige Ort, noch der richtige Zeitpunkt, um darüber zu sprechen.

    „Das ist eine lange, sehr komplizierte Geschichte, Torren“, erwiderte sie ihm daher und war heilfroh, als sie nur ein paar Sekunden später hörte, wie die Tür zum Salon geöffnet wurde. Als sie John auf den Flur hinaustreten sah, verflüchtigte sich dieses Gefühl der Erleichterung jedoch schnell wieder, und die Nervosität kehrte zurück.

    Johns Miene war ernst, und er hatte die Lippen zu einer dünnen Linie zusammengepresst. Teyla erhob sich und ging ihm entgegen.

    „Und?“, fragte sie vorsichtig, und ihr Mann begann langsam zu nicken.

    „Sie wollen Dich und Torren jetzt sehen.“ Er sprach leise, und seine Stimme klang ganz anders als noch ein paar Minuten zuvor.

    „John, ist alles in Ordnung?“, erkundigte Teyla sich besorgt, doch anstatt ihr zu antworten, ergriff er ihre Hand.

    „Wir sollten jetzt zu ihnen gehen“, meinte er ruhig und winkte seinen Sohn zu sich heran. „Torren, nimm bitte die Hand Deiner Mutter.“

    Der Junge gehorchte brav und schob seine Finger zwischen Teylas.

    „John?“, flüsterte sie, als sie die Tür erreichten, und warf ihm einen nervösen Blick zu.

    Für den Bruchteil weniger Sekunden ebneten sich seine Züge, und ein Lächeln huschte über sein Gesicht.

    „Es wird alles gut werden“, sagte er leise und drückte ihre Hand. „Vertrau mir.“

    Teyla schluckte, dann nickte sie.

    „Das tue ich.“

    „Bist Du bereit?“, fragte John, und sie nickte wieder.

    „Ja, ich bin bereit.“

    „Gut“, erwiderte er und drückte langsam die vergoldete Türklinke herunter. Teyla holte noch einmal tief Luft, und dann betraten sie den Salon.

    Eine angespannte Atmosphäre empfing sie, und Teyla spürte, wie sich ihr Herzschlag beschleunigte. Sie blieben stehen, und John räusperte sich leise, woraufhin seine Eltern, die nebeneinander auf einem grünen Samtsofa vor dem Kamin saßen, die Köpfe hoben und zu ihnen herüberblickten.

    „John…“, sagte sein Vater und erhob sich. Seine kalten, graublauen Augen landeten auf Teyla, und sie erschauderte innerlich unter dem Blick, mit dem er sie ansah. Johns Beschreibungen waren nicht übertrieben gewesen.
    Patrick Sheppard war ein großer Mann mit stechenden Augen und kurzem silbergrauem Haar, der sich aufrecht hielt, genauso, wie sie ihn sich vorgestellt hatte. Auf den ersten Blick schien es keine Ähnlichkeiten zwischen ihm und seinem jüngeren Sohn zu geben; erst als er näher kam, bemerkte Teyla, dass ihre markanten Gesichtszüge sich ähnelten. Dieselbe Wangenpartie, derselbe Mund und dasselbe markante Kinn. Je länger sie ihn ansah, desto mehr Vertrautes entdeckte sie in seinem Gesicht. Nichtsdestotrotz verdreifachte sich ihr Herzschlag, während er auf sie zukam, und sie klammerte sich an Johns Hand, als hinge ihr Leben davon ab.

    „Du meine Güte!“, ertönte es da plötzlich hinter ihrem Schwiegervater, was ihn veranlasste stehenzubleiben, und Johns Mutter schlug sich die Hand vor den Mund, um einen erschrockenen Aufschrei zu unterdrücken. Sich auf die Sofakante abstützend stand sie auf, die Hand noch immer vor den Mund gelegt.

    „Oh mein Gott, Patrick, schau‘ ihn Dir an“, wisperte sie, drängte sich an ihrem Mann vorbei und blieb nur wenige Schritte von ihnen entfernt stehen. Ihre dünnen Lippen bebten, und ihre Augen füllten sich mit Tränen, als sie Torren ansah, der sich schüchtern hinter Teylas Rock zu verstecken versuchte.

    „Torren, sei nicht unhöflich und begrüße Deine Großmutter“, wies Teyla ihren Sohn mit sanfter Stimme an und trat einen Schritt zur Seite, damit Patrick und Margaret Sheppard einen Blick auf ihren Enkelsohn werfen konnten.

    „Hallo“, murmelte Torren und schenkte seinen Großeltern ein scheues, aber freundliches Lächeln.

    „Du liebe Zeit, Patrick, er sieht genauso aus wie John damals“, schluchzte Margaret Sheppard, sichtlich hingerissen von ihrem Enkel. Ihr Mann runzelte die Stirn, sagte jedoch vorerst nichts, während er den Jungen mit einem prüfenden Blick vom Scheitel bis zur Sohle maß.
    Erneut trat Schweigen ein, nur dass es diesmal länger anhielt. Margarets Blick war noch immer auf Torren gerichtet, Patrick hingegen schien das Interesse an seinem Enkelsohn verloren zu haben und schaute stattdessen zwischen ihr und John hin und her.

    „Willst Du uns denn gar nicht vorstellen?“, wandte er sich schließlich an seinen Sohn, woraufhin Teyla spürte, wie John neben ihr die Muskeln anspannte.

    „Natürlich, sehr gern, Vater“, erwiderte er, ergriff ihre Hand und drückte sie fest, und für einen kurzen Augenblick schien es Teyla fast so, als wolle er sich selbst Mut machen.

    „Mutter, Vater“, begann John, hob den Kopf ein Stück höher und schob das Kinn vor, „ich möchte euch gern meine Familie vorstellen- meinen Sohn Torren und-“ Er schaute ihr in die Augen und lächelte-„meine Frau Teyla.“

    Für einen Moment herrschte Stille im Raum. Tödliche Stille. Margaret Sheppards haselgrüne Augen weiteten sich, während sich der Blick ihres Mannes immer mehr verfinsterte.
    Teyla schluckte. Mit einem Mal wurde ihr entsetzlich übel und sie atmete tief durch, um gegen das flaue Gefühl in ihrem Magen anzukämpfen.

    „Wie war das bitte?“, durchschnitt plötzlich Patricks tiefe Stimme die angespannte Stille. „Was hast Du da gerade gesagt?“, zischte er, und sein feindseliger Ton ließ Teyla erschaudern. John hingegen ließ sich davon nicht erschüttern und begegnete dem durchdringenden Blick seines Vaters mit erhobenem Kopf.

    „Ich sagte ‚meine Frau‘, Vater, falls es das ist, was Du meintest“, wiederholte er und wölbte die Brust vor. „Teyla und ich sind verheiratet.“

    Wieder folgte ein kurzes Schweigen, doch dieses Mal konnte Teyla förmlich spüren, wie sich die Atmosphäre im Raum auflud, genau wie vor einem heftigen Gewitter. Sie sah zu ihrem Schwiegervater herüber, dessen Nasenflügel sich vor unterdrückter Wut blähten.

    „Patrick…“, flüsterte Margaret und versuchte ihren aufgebrachten Gatten zu beruhigen. Sie selbst war erblasst, und bei genauerem Hinsehen bemerkte Teyla, dass ihre Hand zitterte, als sie sie auf den Arm ihres Mannes legte. „Patrick, nicht…“ Sie schüttelte den Kopf und schaute auf Torren hinunter. „Der Junge... Bitte sag jetzt nichts, was Du später bereust.“

    Zu Teylas Erleichterung zeigten die Worte ihrer Schwiegermutter Wirkung. Patrick trat einen Schritt zurück, warf seinem Sohn jedoch noch einen letzten verdrossenen Blick zu.

    „Das hier ist noch nicht vorbei“, raunte er schroff. „Wir werden noch einmal darüber reden.“

    John seufzte und verdrehte leicht die Augen.

    „Es tut mir leid, Dich enttäuschen zu müssen, Vater, aber es gibt da nichts mehr zu bereden“, erwiderte er und drückte Teylas Hand. „Ich habe meine Entscheidung getroffen.“

    „John…“ Seine Mutter sah ihn kopfschüttelnd an. „Sag so etwas nicht, mein Junge.“

    „Lass es gut sein, Margaret“, meinte Patrick. „Wenn er jetzt nicht darüber sprechen will, ist das seine Sache.“

    „Aber-“, setzte seine Frau erneut an, doch er brachte sie mit einer energischen Handbewegung zum Schweigen.

    „Still jetzt!“, rief er. „Wir werden später weiterreden!“ An seinen Sohn gewandt, meinte er: „Walter wird euch euer Zimmer und das des Jungen zeigen.“

    John nickte ihm zu.

    „Danke.“

    Sein Vater brummte nur, drehte sich um und ging zügigen Schrittes zur Tür.

    „Ich hoffe, Du bist jetzt zufrieden“, zischte Margaret kaum, dass ihr Mann den Salon verlassen hatte, und sah ihren Sohn an. Ein Ausdruck von Wehmut huschte über ihr Gesicht, und sie schüttelte den Kopf. „Du dummer Junge. Du dummer, dummer Junge“, flüsterte sie, bevor sie sich ebenfalls abwandte und zur Tür ging.

    „Und, bist Du immer noch der Ansicht, dass es eine gute Idee war, herzukommen?“, fragte John, nachdem seine Mutter das Zimmer verlassen hatte.

    Teyla schwieg und sah ihn nachdenklich an.

    „Gib ihnen eine Chance“, sagte sie schließlich.

    „Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich erwartet habe“, seufzte John und rieb sich die Augen, wirkte erschöpft. „Es war klar, dass sie so reagieren.“

    „Das waren bestimmt nur die Aufregung und der erste Schreck“, versuchte Teyla ihren Mann aufzumuntern. Sie nahm seine Hand und verwob ihre Finger mit seinen. „Wir sollten einfach abwarten und sehen, was die Zeit bringt.“

    John runzelte die Stirn, dann holte er tief Luft und nickte.

    „In Ordnung“, sagte er und lächelte matt. „Also, ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich könnte jetzt eine kleine Abwechslung vertragen. Wie wäre es mit einem Spaziergang?“

    „John, bist Du sicher, dass das in Ordnung geht?“, fragte Teyla. „Wäre es nicht besser, erst einmal hierzubleiben?“

    Ihr Gegenüber schüttelte den Kopf.

    „Glaub mir“, meinte er, „heute werden wir hier nicht mehr viel ausrichten können. Ich kenne meinen Vater, Teyla. Er wird sich für den Rest des Tages mit einer Flasche Whiskey und einer Schachtel Zigarren in sein Arbeitszimmer verschanzen und darüber sinnieren, wie er mich zur Vernunft bringen kann. Wir werden ihn wenn erst morgen wieder zu Gesicht bekommen.“

    „Und Deine Mutter?“, gab Teyla zu bedenken. „Sollten wir nicht lieber nach ihr sehen?“

    „Mein Bruder kümmert sich um sie“, erwiderte John und schaute sie dann eindringlich an. „Du kannst mir glauben, Teyla, es ist das Beste für alle Beteiligten, wenn wir uns für den Rest des Tages rarmachen. Lass uns einfach gehen.“

    Seufzend sah Teyla ein, dass er Recht hatte, also nickte sie.

    „Und was schwebt Dir vor?“

    Johns haselgrüne Augen begannen zu glänzen, als er endlich ihre Zustimmung hatte.

    „Ich könnte Torren und Dir die Gegend zeigen“, schlug er vor. „Es gibt hier ganz in der Nähe einen wunderschönen Park mit einem kleinen Zoo.“

    „Was ist ein Zoo, Papa?“, fragte Torren neugierig.

    „Oh, es wird Dir dort gefallen, Torren“, antwortete John und ging vor seinem Sohn in die Hocke. „Erinnerst Du Dich an Buch, das wir zusammen gelesen haben? Das mit den Tigern und den Löwen?“

    Die Augen des Jungen weiteten sich und seine Pupillen schienen sich ihm entgegen zu dehnen.

    „Gibt es in dem Zoo Tiger und Löwen, Papa?“

    „Und wie es die dort gibt“, bestätigte John, woraufhin Torren vor Freude und Begeisterung los quietschte und aufgeregt auf- und abzuhüpfen begann.

    „Oh bitte, Papa, können wir in den Zoo gehen? Bitte, bitte, bitte, können wir?“

    John lachte und strubbelte seinem Sohn durchs Haar.

    „Wir müssen erst Deine Mutter fragen, ob sie uns begleitet“, sagte er, und Teyla spürte, wie sich zwei Augenpaare auf sie richteten.

    „Bitte, Mama, kommst Du mit uns in den Zoo? Bitte, Mama!“, bettelte Torren und setzte einen so herzerweichenden Hundewelpenblick auf, dass Teyla gar nicht anders konnte, als nickend zu zustimmen.

    „Gut, ich werde euch begleiten.“

    Jubelnd riss Torren die Arme in die Höhe. John lachte auf, und es dauerte nicht lange und Teyla stimmte schmunzelnd in sein Gelächter ein. Für einen Moment gelang es ihr, die unterkühlte Reaktion ihrer Schwiegereltern zu vergessen, aber schon nach ein paar Augenblicke wurde sie wieder ernst und dachte noch einmal darüber nach, was John sie wenige Minuten zuvor gefragt hatte.

    Und, bist Du immer noch der Ansicht, dass es eine gute Idee war, herzukommen?

    Teyla überlegte lange, länger als ihr lieb war, und je intensiver sie darüber nachdachte, desto mehr zweifelte sie an der Richtigkeit der Entscheidung. Was, wenn es ihr nicht gelang, Johns Eltern von sich zu überzeugen? Was, wenn sie John ins Gewissen redeten und ihn davon überzeugten, dass sie doch nicht die Richtige für ihn war? Und noch viel schlimmer, was wenn John jetzt, wo er wieder in seiner vertrauten Umgebung war, tatsächlich an ihrer Beziehung zu zweifeln begann? Was, wenn er sie und Torren verließ?
    Sie verzog das Gesicht. Fragen über Fragen stürmten über sie herein und sie fürchtete sich davor, die Antworten zu finden. Ihr Kopf dröhnte, und ein dumpfes Pochen bohrte sich tief in ihren Schädel.

    „He, ist alles in Ordnung?“, drang auf einmal Johns Stimme zu ihr durch. Besorgt sah er sie an, während er ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht schob.

    Teyla zwang sich ein Lächeln auf die Lippen und nickte.

    „Ja, es ist alles in Ordnung“, log sie und hoffte, dass John es nicht bemerkte. Sie wollte ihm und Torren nicht die freudige Stimmung vermiesen, also entschied sie sich dazu, gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Lächelnd reichte sie ihrem Mann die Hand und drückte ihm die seinige.

    „Lass uns gehen.“

    Fortsetzung folgt…

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  14. #69
    Chief Master Sergeant Avatar von Jolinar
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    War ja klar, daß es nicht so gut laufen wird. Die Dramaqueen hat wieder zugeschlagen

    Finde ich gut, daß Teyla gegenüber Torren ihr Unbehagen gegenüber ihren Schwiegereltern ebenfalls zum Ausdruck brachte. So fühlte sich der Junge nicht so allein.

    Johns Mutter scheint von Torren angetan zu sein... und wenn es nur seine Ähnlichkeit mit John in diesem Alter ist. Der Vater ist ein anderes Kaliber. Er kommt ziemlich kalt rüber.
    Warum hat er was gegen die Heirat? Weil es "unter Stand" für John ist? Weil er befürchtet, Teyla hat es nur auf das Geld abgesehen (ich denke, selbst wenn er Teyla sehr gut kennenlernen würde, würde er dieses annehmen)?

    Aber bevor der Erklärung für uns Leser geht es erst mal in den Zoo. Ich jubel mit Torren...

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  16. #70
    zigtausend Jahre alt ... ;-) Avatar von John's Chaya
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    Ich kann da Jolinar nur zustimmen. Die Dramaqueen hat wieder zugeschlagen. Ich finde es auch gut, dass Teyla gegenüber Torren ehrlich ist und ihr Unbehagen kundtut.
    John ist jetzt verheiratet, basta, da kann der versnobte Senior Sheppard gar nichts mehr machen. Geschweige denn, dass John daran etwas ändern will. Wenigstens Johns Mutter gibt sich offener, vor allem Torren gegenüber. So einem kleinen John kann halt niemand widerstehen, das wird auch Patrick Sheppard bald merken, hoffe ich.
    Ich gönne der kleinen Familie jetzt eine Erholungspause im Zoo. Ich schätze, die wirst du sie brauchen lassen.

    Ich bin zu alt, um nur zu spielen, zu jung, um ohne Wunsch zu sein.

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  18. #71
    Mama, im Dienste Ihrer Majestäten Avatar von Nyada
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    Standard Kapitel Sechzehn

    A/N: Ich muss gestehen, dass ich dieses Kapitel eigentlich schon vor ein paar Wochen fertig hatte, aber irgendwie war ich noch nicht hundertprozentig zufrieden mit dem Ergebnis. Es tut mir leid, dass ihr so lange warten musstet, aber zur Entschädigung gibt am Ende des Kapitels zwei illustrierte "Giveaways".

    Viel Spaß beim Lesen!

    Liebe Grüße,
    eure Moni

    PS: Bitte beachtet das Rating für dieses Kapitel; es gibt eine Spoilerszene.



    -------------



    Kapitel Sechzehn




    Am Abend ging ein Unwetter über Boston nieder. Bereits gegen Nachmittag hatte es leicht zu nieseln begonnen, und der anfangs noch seichte Schauer war recht schnell in einen kräftigen, anhaltenden Regen übergegangen, weswegen der Besuch im Zoologischen Garten für John und seine Familie leider ein frühes Ende gefunden hatte. Der Himmel über der Stadt hatte sich zugezogen, dichte, dunkle Wolkenberge türmten sich auf, und grelle Blitze entluden sich am Horizont, gefolgt von dumpfem Donnergrollen, das zunehmend lauter wurde.

    John schaute aus dem Fenster, als der nächste Blitz durch die Luft zuckte und den Himmel und den Salon für den Bruchteil einer Sekunde erhellte. Schon immer hatten ihn Unwetter fasziniert, er hatte sich nie davor gefürchtet wie andere Kinder. Anders als bei den meisten Menschen überkam ihn während eines Gewitters meist innere Ruhe, und er empfand es als entspannend, die Vibrationen in der Luft zu spüren, wenn ein Blitz in der Nähe einschlug.
    Er verharrte daher noch eine ganze Weile vor dem Fenster, starrte in die Dunkelheit hinaus und beobachtete, wie Blitze vom Himmel zur Erde zuckten. Es war erst kurz nach neun Uhr, und obwohl ein langer, anstrengender Tag hinter ihm lag, war John nicht müde, im Gegenteil. Immer noch kreisten seine Gedanken um den Vorfall mit seinen Eltern und ließen ihn einfach nicht zur Ruhe kommen. Den ganzen Tag hatte er an nichts anderes denken können, und eine Mischung aus Wut und Enttäuschung ballte sich in seinem Magen zusammen und brachte ihn um den Schlaf, den er eigentlich nach der langen Zugreise dringend nötig gehabt hätte.

    Stirnrunzelnd wandte er sich vom Fenster ab und ging zu dem Barwagen, der in der Ecke stand, füllte ein Kristallglas mit zwei Fingerbreit Glenmorangie, schlenderte mit dem Glas in der Hand zu dem Sofa vor dem Kamin hinüber und ließ sich mit einem tiefen Seufzer darauf nieder.
    Eine Weile saß er einfach nur da, nach vorne übergebeugt, die Ellenbogen auf die Knie gestützt, starrte in die knisternden Flammen im Kamin und nippte an seinem Whiskey. Anders als der billige, zumeist gestreckte Fusel, den man im Westen bekam, brannte der teure schottische Whiskey seines Vaters nicht in der Kehle und schmeckte wie teurer Honig, ein bisschen süß, mit einer rauchigen Unternote. John seufzte wohlig, als er die Wirkung des Alkohols zu spüren begann, der ihn von innen heraus wärmte und ein angenehmes Gefühl in seinem Bauch hinterließ. Das Glas in der rechten Hand balancierend, lehnte John sich zurück, streckte die Beine aus und legte die Füße übereinander. Langsam wichen Schmerz und Spannung aus seinen verkrampften Muskeln, und seine Augen wurden träge und schwer. Sein Verstand hingegen arbeitete noch immer auf Hochtouren, und John grübelte über die Geschehnisse vom Vormittag und ließ die Szene wieder und wieder in seinem Kopf Revue passieren.

    Ärger und Missmut breiteten sich in ihm aus. Der erste Tag ihres Besuchs war noch nicht einmal vorüber und er bereute es bereits jetzt, überhaupt nach Boston gekommen zu sein. Ihm war von Anfang an klar gewesen, dass es ein Fehler sein würde, die Einladung seiner Mutter anzunehmen, und er war wütend auf sich selbst, dass er nicht Manns genug gewesen war und es versäumt hatte, durchzugreifen und seiner Frau zu untersagen, ihn zu begleiten. Zwar hatte Teyla sich nach dem Vorfall nichts anmerken lassen, doch John wusste, dass sie das nur des Anstands wegen getan hatte. In Wirklichkeit belasteten die Worte seines Vaters sie stark, und die eisige Zurückweisung hatte sie sehr verletzt. Auch wenn sie es nicht sagte, war sich John sicher, dass sie Angst davor hatte, dass man sie und Torren nicht akzeptieren würde, und wenn er ehrlich sein sollte, teilte er ihre Bedenken. Seine Eltern hatten keinen Hehl daraus gemacht, dass seine Beziehung zu Teyla ihnen ein Dorn im Auge war, und so, wie John seinen Vater kannte, war das letzte Wort in dieser Sache noch lange nicht gesprochen. Der Vorfall heute war nur die Spitze des Eisberges gewesen, und obschon John die Augen vor den Tatsachen zu verschließen versuchte, ahnte er, dass es in den kommenden Tagen vermutlich noch viel schlimmer kommen würde.

    Seufzend leerte er sein Glas und stand auf, um sich nachzuschenken, als er plötzlich hörte, wie die Tür geöffnet wurde. Er drehte sich um und sah zu seiner Überraschung, wie seine Mutter das Zimmer betrat.

    „Ich habe mir gedacht, dass ich Dich hier finden würde“, meinte sie, kam langsam ein paar Schritte auf ihn zu und fügte dann mit einem kurzen, aber strengen Blick auf das leere Whiskeyglas in seiner Hand hinzu: „Du bist Deinem Vater in manchen Dingen ähnlicher, als Du denkst, mein Sohn.“

    John verzog das Gesicht über den unliebsamen Vergleich, umrundete das Sofa und setzte seinen Weg fort.

    „Deine Art, Deinen Gesprächspartner für Dich zu gewinnen, lässt in letzter Zeit wirklich arg zu wünschen übrig, Mutter“, erwiderte er, als er den Barwagen erreichte. „Was willst Du hier?“, verlangte er von ihr zu wissen und füllte sein Glas erneut, dieses Mal jedoch fast bis zur Hälfte.

    Seine Mutter antwortete nicht sofort auf seine Frage und bewegte sich langsam durch den Raum auf ihn zu. Sie trug bereits ein langes weißes Nachtgewand und einen Schlafrock aus feinster Seide, und ihr dunkles, von dünnen grauen Strähnen durchzogenes Haar fiel offen auf ihre Schultern. Sie war barfuß, nichtsdestotrotz bewegte sie sich mit einer anmutigen Eleganz vorwärts, die bei Frauen ihres gesellschaftlichen Standes jederzeit vorausgesetzt wurde. Als sie schließlich vor ihm stehenblieb und seine Wange sanft mit ihren Fingerspitzen berührte, schaute John ihr in die Augen, die dieselbe Farbe hatten wie seine, ein sattes Haselnussbraun. Ihr sanfter Blick und ihr hübsches Gesicht ließen sie jünger wirken, als sie tatsächlich war, und John konnte verstehen, warum sich sein Vater damals in die sieben Jahre jüngere Tochter eines reichen Aristokraten verliebt hatte.
    Obwohl er noch immer wütend auf sie war, wich er nicht zurück, als sie seine Wange berührte, sondern ließ sie gewähren. Seine Mutter seufzte leise, und ihre Augen nahmen für einen Sekundenbruchteil einen traurigen Ausdruck an, aber schon im nächsten Moment lächelte sie wieder, und ihre Züge wurden weich, ihr Blick nahezu zärtlich.

    „Ich habe Dich vermisst, mein Junge“, sagte sie leise und streichelte seine Wange. „Du kannst Dir ja gar nicht vorstellen, was für Sorgen ich mir in den letzten Wochen gemacht habe.“

    John, der noch nicht ganz wusste, was er von der ganzen Situation halten sollte, schwieg.

    „Komm, setzen wir uns doch einen Augenblick“, meinte seine Mutter daraufhin und deutete auf das Sofa. Sie ließ die Hand sinken und ging vor, und nachdem er einen großen Schluck Whiskey genommen hatte, folgte John ihr und setzte sich zu ihr.
    Im warmen Schein des Feuers wirkte das Gesicht seiner Mutter sanft und entspannt. Erneut schlüpfte ein leises Seufzen über ihre Lippen, und sie legte ihre ineinander verschränkten Hände in den Schoß. Zwar schwieg sie, aber John wusste, dass ihr etwas auf dem Herzen lag, und er hatte auch schon so eine Ahnung, was es sein könnte.

    „Ich glaube, ich muss mich bei Dir entschuldigen, John“, begann sie schließlich und sah ihn an. „Meine Reaktion heute Vormittag war sicher völlig fehl am Platz, und es tut mir leid“, fuhr sie fort. „Ich bin zutiefst beschämt, und John, ich kann verstehen, wenn Du wütend auf mich bist. Das ist Dein gutes Recht. Mein Verhalten war nicht angebracht. Bitte, verzeih mir.“

    Überrascht sah John seine Mutter an. Er hatte mit Vielem gerechnet, aber nicht mit einer Entschuldigung ihrerseits.

    „Es tut Dir leid?“, echote er, und sein Gegenüber nickte reumütig.

    „Ich hatte so etwas nicht erwartet“, gestand Margaret. „Dein Bruder hatte uns zwar von der Frau und dem Kind erzählt, aber… aber als ich…“ Sie brach ab und senkte bestürzt ihr Haupt, aber John verstand auch ohne Worte, worauf seine Mutter hinauswollte, und es rührte ihn ein klein wenig, dass sie noch einmal aufgestanden war und ihn aufgesucht hatte, um ihm zu sagen, dass es ihr leid tat. Trotz alledem konnte und wollte er die Ereignisse von heute Vormittag nicht unkommentiert lassen, also räusperte er sich und sah sie streng an.

    „Euer Verhalten hat mich, aber vor allem Teyla sehr gekränkt. Nach allem, was Vater und Du uns über Anstand gelehrt habt, war ich eigentlich davon ausgegangen, dass ihr wisst, wie man sich Gästen gegenüber verhält.“

    Seine Mutter nickte.

    „Oh, John, glaube mir, ich bin mir bewusst, dass wir uns falsch verhalten haben“, erklärte sie. „Ich hatte ganz gewiss nicht vor, so zu reagieren, aber als ich euch beide und den Jungen gesehen habe…“ Wieder schaffte sie es nicht, den Satz zu beenden, und schüttelte den Kopf. „Und als Du dann sagtest, dass Du verheiratet seist… Das war einfach zu viel für mich! Es tut mir leid, John, ich habe überreagiert.“

    Stirnrunzelnd fasste John seine Mutter ins Auge und musterte sie. Ihre Entschuldigung wirkte aufrichtig, und sie schien das Geschehene wirklich zu bedauern. Er seufzte und blickte kurz in die Flammen des Kaminfeuers, bevor er sich wieder seiner Mutter zuwandte.

    „Gilt diese Entschuldigung nur für dich? Oder teilt Vater Deine Meinung?“

    Margaret lächelte kopfschüttelnd, dann seufzte sie und sah ihn mit einem betrübten Ausdruck in den Augen an.

    „Du kennst Deinen Vater, John“, erwiderte sie mit gedämpfter Stimme. „Du weißt, wie er ist.“

    „Genau aus diesem Grund frage ich ja auch“, gab John zurück.

    „Es… Es ist nicht so einfach“, sagte seine Mutter. „Er war wirklich sehr enttäuscht, als Dein Bruder ohne Dich zurückkehrte, und als er dann noch erfuhr, was im Westen vorgefallen ist…“ Sie hielt kurz inne, nahm seine Hand und drückte sie. „Dein Vater hatte große Hoffnungen in Dich gesteckt, John. In Dich und… diese Reise. Wie Du sicherlich weißt sind er und Mister Glendenning schon seit geraumer Zeit eng miteinander befreundet und Miss Glendenning-“

    „Ich habe ihm mehr als nur einmal deutlich zu verstehen gegeben, dass ich keine Beziehung zu einer Frau eingehen wurde, nur um sein Unternehmen voranzubringen“, fiel John ihr ärgerlich ins Wort. „Was soll ich mit einer Frau, die ich nicht liebe? Und dann auch noch so ein junges, naives Ding wie Mara Glendenning!?“

    „Es ging dabei um weitaus mehr, John“, rief seine Mutter ihm in den Sinn. „Und das wusstest Du.“

    John presste die Lippen zusammen.

    „Denkst Du nicht auch, dass ich selbst entscheiden sollte, wem ich meine Zuneigung schenke?“, fragte er.

    Margaret nickte zögerlich.

    „Natürlich“, antwortete sie, „aber-“

    „Nein, nichts ‚aber‘, Mutter“, würgte er sie ab, entzog ihr seine Hand und sprang auf. „Ich werde mich nicht vor Vater oder vor Dir für die Entscheidungen rechtfertigen, die ich getroffen habe.“

    „Aber das erwartet doch auch niemand von Dir“, meinte seine Mutter.

    „Ach nein?“ John sah sie mit großen Augen an, dann formten seine Lippen ein spöttisches Grinsen.

    „Nein!“, beharrte Margaret und erhob sich nun ebenfalls. „Du bist ein erwachsener Mann, John, und Du hast Deine Entscheidung getroffen. Dein Vater und ich müssen das akzeptieren.“

    „Dann akzeptiert es, gottverdammt!“, platzte es aus ihm heraus. „Du redest von Akzeptanz, Mutter, aber spüren tue ich nichts davon!“

    „Gib uns Zeit, John“, bat seine Mutter. „Gib Deinem Vater Zeit.“

    John schnitt eine Grimasse und schnaubte verächtlich.

    „Und wie viel Zeit soll ich ihm geben?“, verlangte er zu wissen. „Damit eins klar ist“, sagte er, hob die Hand und hielt ihr zur Bekräftigung seiner Worte den Finger unmittelbar unter die Nase, „ich werde dieses Verhalten kein zweites Mal dulden. Ja, er ist mein Vater, und ich respektiere ihn, aber wenn er sich in Teylas oder Torrens Gegenwart noch einmal derart daneben benimmt, wird er mich kennenlernen. Ich erlaube niemanden, so mit meiner Frau und meinem Sohn umzugehen! Sie sind jetzt auch ein Teil der Familie, ob es euch passt oder nicht! Habe ich mich verständlich ausgedrückt?“

    Seine Mutter schien zu überlegen, dann nickte sie.

    „Ja, das hast Du. Ich werde es Deinem Vater mitteilen.“

    „Wenn er ein Problem damit hat, kann er gern jederzeit zu mir kommen“, meinte John, nahm sein Glas, das er auf dem Tisch abgestellt hatte, und brachte es weg. Er holte ein paar Mal tief Luft, um sich zu beruhigen, dann drehte er sich wieder zu seiner Mutter um und sagte mit etwas ruhigerer Stimme: „Es tut mir leid, dass ich laut geworden bin, aber das musste gesagt werden.“

    „Das ist Dein gutes Recht, John“, sprach seine Mutter und kam langsam zu ihm herüber. „Du bist jetzt Ehemann und Vater; es ist Deine oberste Priorität, für Deine Familie zu sorgen. Aber bitte vergiss nicht, dass Dein Vater nichts anderes tut. Er wollte immer nur das Beste für Dich und Deinen Bruder. Er liebt euch wirklich sehr.“

    „Nun, dann hat er eine eigenwillige Art, das zu zeigen“, bemerkte John trocken, und zu seiner Überraschung lächelte seine Mutter.

    „Ich weiß. Es fällt ihm schwer, sich anderen Menschen gegenüber zu öffnen“, sagte sie, trat vor ihn und strich das Revers seines Jacketts glatt. „Noch etwas, indem ihr zwei euch ähnlich seid.“ Sie schmunzelte versonnen, stellte sich auf Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Es war ein langer Tag. Geh jetzt zu Deiner Frau und Deinem Sohn. Wir reden morgen weiter.“

    John nickte und revanchierte sich mit einem sanften Abschiedskuss auf ihre Stirn.

    „Gute Nacht, Mutter“, wünschte er ihr und ging zur Tür

    „Gute Nacht, mein Sohn“, hörte er sie erwidern. An der Tür angekommen, blieb er noch einmal kurz stehen, drehte sich zu ihr um und bedachte sie mit einem Lächeln. Vielleicht, überlegte er, hatte er sich in ihr getäuscht. Ihre aufrichtig gemeinte Entschuldigung hatte ihn überrascht, aber nach diesem Gespräch war er ihr eindeutig wohlgesonnener als noch heute Vormittag. Er wusste zwar, dass er die Aussprache mit seinem Vater noch bewältigen musste, aber für heute hatte er genug getan. Es war Zeit, den Tag ausklingen zu lassen, also verließ er den Salon, ging durch die Eingangshalle und stieg die Treppe hinauf.

    Im Obergeschoss angekommen, schlenderte er durch den langen Flur und beschloss noch einmal nach seinem Sohn zu sehen, bevor er selbst zu Bett ging. Ein Blick in das Kinderzimmer offenbarte ihm ein sehr beruhigendes Bild, denn Torren lag friedlich in seinem Bett und schlummerte seelenruhig, die Arme fest um sein allerliebstes Kuscheltier, ein kleiner Hund aus braunem Plüschstoff, geschlungen.
    Lächelnd trat John herzu, kniete sich neben das Bett, breitete eine dünne Decke über seinem schlafenden Sohn aus und zog sie hoch bis unter sein Kinn. Ein leises Seufzen ließ ihn innehalten, und auf einmal begann Torren sich zu rühren, und seine Augen öffneten sich langsam.

    „P-Papa?“, murmelte er und blinzelte schläfrig.

    „Ssch, mein Großer. Schlaf weiter, alles ist gut“, flüsterte John, strich über das dichte dunkle Haar seines Sohnes und gab ihm einen sanften Kuss auf die Stirn.

    „Ich hab‘ Dich lieb, Pa“, wisperte Torren und schloss die Augen wieder.

    „Ich habe Dich auch lieb, mein Junge“, erwiderte John leise und wartete, an der Bettkante kniend, bis sein Sohn fest eingeschlafen war. Vorsichtig, um den Jungen nicht zu wecken, erhob er sich und schlich auf Zehenspitzen zur Tür. Dort angekommen schaute er noch einmal kurz zurück und lächelte still in sich hinein, bevor er das Kinderzimmer verließ und die Tür leise hinter sich schloss.

    Das Zimmer, welches Teyla und er bewohnten, lag nur ein paar Schritte weiter den Flur entlang, und als John den Raum betrat, atmete er tief durch und sah sich um. Im Vergleich zum Rest des Hauses war das Schlafzimmer nicht wirklich groß und es wurde von einem hübschen Fenster dominiert, von dem aus man tagsüber einen wunderbaren Blick in den Garten hatte. Jetzt, jedoch, waren die Vorhänge zugezogen, und auf dem Nachttisch brannte eine kleine Lampe mit einem hübschen Schirm aus buntem Glas. Das Bett war aufgedeckt, aber leer, und John hörte Geräusche aus dem angrenzenden Badezimmer, die darauf schließen ließen, dass seine Frau sich entschlossen hatte, vor dem Zubettgehen noch ein Bad zu nehmen. Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen, und er schlüpfte aus seinem Gehrock und hängte ihn sorgfältig über die Lehne eines Stuhls. Die Weste und das dunkle Seidenkrawattentuch folgten, und er öffnete die obersten Knöpfe seines Hemds und lockerte den Kragen, bevor er das Badezimmer betrat.

    Sanfter Kerzenschein tauchte den Raum in ein warmes Licht, und im Halbdunkel entdeckte John Teyla, die mit geschlossenen Augen in der Porzellanbadewanne lag und bis zum Hals im Schaum versunken war. Als sie ihn eintreten hörte, öffnete sie die Augen und schenkte ihm ein Lächeln.

    „Sieh an, sieh an“, sagte er, baute sich vor der Badewanne auf und stemmte die Hände in die Hüften, „offenbar hast Du es Dir bereits ohne mich gemütlich gemacht.“

    „Du kannst mir gern Gesellschaft leisten, es ist genug Platz für uns beide“, erwiderte Teyla und setzte sich auf, sodass ihr Oberkörper aus dem Wasser herausragte. Wohlwollend beobachtete John, wie der weiße Badeschaum von ihren Schultern glitt und über ihre nackten Brüste floss.

    „Komm“, sagte sie und streckte ihm einladend ihre Hand entgegen, „ich habe gerade erst heißes Wasser nachlaufen lassen.“

    Mit einem Grinsen auf den Lippen begann John, seine Manschetten aufzuknöpfen, und entkleidete sich unter Teylas aufmerksamen Blick.

    „Gefällt Ihnen etwa, was Sie sehen, Mrs. Sheppard?“, triezte er sie, als er aus seiner Unterhose stieg, und sein Gegenüber verschränkte schmunzelnd die Arme auf dem Wannenrand und legte ihr Kinn darauf.

    „Möglicherweise“, antwortete sie und biss sich auf die Unterlippe, was John innerlich aufstöhnen ließ. Ihr Blick glitt über seinen Körper, und sie betrachtete ihn gänzlich unverhohlen und voller Stolz, wohl wissend, dass alles an ihm ihr allein gehörte. Nachdem sie sich fürs Erste an ihm sattgesehen hatte, bedachte sie ihn mit einem verführerischen Lächeln, bei dem sein Mund schlagartig trocken wurde und bestimmte Regionen seines Körpers zu reagieren begannen. Rasch schlüpfte er aus seinen Socken und kletterte vorsichtig hinter Teyla in die Wanne. Sie hatte in Hinsicht auf die Temperatur des Badewassers nicht zu viel versprochen, und seine verkrampfte Muskulatur fing fast augenblicklich an, sich unter der wohltuenden Wärme zu lockern. Seufzend ließ John sich tiefer in das warme Wasser gleiten, zog Teyla zwischen seine Beine und schloss sie in seine Arme.

    Eine Zeitlang lagen sie einfach nur da und sprachen kein Wort, während draußen das Unwetter tobte und der Regen gegen das Fensterblech trommelte. Ein tiefes Gefühl der Ruhe und Entspanntheit überkam John, und er zog seine Frau noch fester an sich und begann sanft ihre Schultern und ihren Hals zu küssen. Teylas Brustkorb hob sich in einem tiefen Atemzug, und sie lehnte sich zurück und schmiegte sich an seine breite Brust.

    „Mhm“, seufzte sie leise und neigte den Kopf zur Seite, um ihm noch mehr von ihrem Hals darzubieten, und John machte sich lächelnd daran, Küsse auf ihrer weichen, nach Rosenwasser duftenden Haut zu verteilen, Küsse so zart wie der Flügelschlag eines Schmetterlings. Behutsam liebkoste er ihr Ohrläppchen mit seinen Lippen und küsste den empfindsamen Punkt hinter ihrem Ohr, was Teyla wohlig erschaudern ließ. Ganz gemächlich arbeitete er sich zu ihren schmalen Schultern hinunter und bewegte seinen Mund über ihre streichelzarte Haut.

    Ihre Nähe wirkte beruhigend, und John spürte, wie der Stress der letzten Stunden langsam von ihm abfiel. Mit ihr zusammen zu sein half ihm immer, sich zu entspannen, und umfing sie mit seinen Armen und drückte sie an sich.

    „Wie fühlst Du Dich?“, erkundigte er sich und küsste sich über ihre Wange hoch zu ihrer Schläfe.

    „Besser“, antwortete Teyla. „Es war ein langer, anstrengender Tag, aber jetzt geht es mir besser.“

    „Das ist schön“, meinte John und legte unter Wasser seine Hände auf ihren Bauch, der sich- so glaubte er zumindest- schon etwas weicher und runder anfühlte, als noch vor ein paar Tagen. „Und wie geht es unserem Baby?“

    Teyla lachte leise und legte ihre Hände über seine.

    „Unserem Baby geht es gut, John“, versicherte sie ihm. „Ich denke, es hat den heutigen Tag gut überstanden.“

    „Es tut mir leid wegen heute Vormittag“, flüsterte John betrübt und begann mit sanften Bewegungen den Bauch seiner Frau zu streicheln. „Ich wünschte, Du hättest das nicht mitanhören müssen.“

    „Aber, John“, entgegnete Teyla, „Du brauchst Dich nicht zu entschuldigen. Wir hatten doch damit gerechnet, dass sie nicht allzu begeistert sein werden.“

    John seufzte.

    „Ja, ich weiß“, sagte er und vergrub die Nase in ihrem Haar. „Trotzdem hätte ich etwas mehr Anstand von ihnen erwartet. Ihr Verhalten war im höchsten Maße unangebracht.“

    Teyla drehte den Kopf ein Stück nach hinten und schaute ihn durch ihre warmherzigen braunen Augen an.

    „Gib ihnen etwas Zeit, John“, meinte sie und küsste ihn aufs Kinn.

    „Jetzt klingst Du schon wie meine Mutter“, murmelte John. „Sie hat mir genau dasselbe gesagt; dass ich ihnen mehr Zeit geben soll.“

    „Du hast mit Deiner Mutter gesprochen?“, echote Teyla verblüfft. „Wann?“

    „Erst vor ein paar Minuten“, erklärte John. „Sie kam in den Salon, und wir haben uns ein wenig unterhalten. Sie hat sich für ihr Verhalten heute Vormittag entschuldigt und gemeint, dass sie meine Entscheidung, dich zu heiraten, akzeptiert.“

    „Aber das ist doch ganz wunderbar!“, freute sich Teyla, doch ihre Euphorie war nur von kurzer Dauer. Sie setzte sich auf und drehte sich in seinen Armen, sodass sie ihn ansehen konnte, aber als sie seinen nachdenklichen Gesichtsausdruck bemerkte, runzelte sie die Stirn. „Es sei denn, Du glaubst ihr nicht.“

    John seufzte und rieb sich mit der Hand übers Gesicht.

    „Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich noch glauben kann, Teyla“, gestand er und ließ den Kopf nach hinten auf den Badewannenrand sinken.

    „John“, hörte er Teyla leise rufen und spürte ihre Finger an seiner Wange entlang zu seinem Kinn gleiten. „Schau mich an, John.“ Er tat, wie geheißen, hob den Kopf und sah seine Frau an. Sie hatte sich umgedreht, sodass ihr Gesicht nun in seine Richtung zeigte, und kniete sich zwischen seinen Beinen nieder. „Erinnerst Du Dich daran, was Du vor ein paar Tagen im Zug zu mir gesagt hast, kurz bevor wir Abydos City verließen?“

    John nickte.

    „Natürlich erinnere ich mich daran“, antwortete er lächelnd, streckte die Hand aus und berührte ihre Wange.

    „Das Einzige, was zählt, sind wir, John“, wisperte Teyla und schmiegte ihre Wange in seine Handfläche. „Nur Du und ich.“

    „Nur Du und ich“, wiederholte John mit gedämpfter Stimme und beugte sich vor, um sie zu küssen. Sanft drückte er seine Lippen auf ihren Mund, und Teyla seufzte leise, legte ihre Hände an sein Gesicht und erwiderte den Kuss erst zärtlich, dann leidenschaftlicher. Langsam schob sie sich über ihn, und John spürte Verlangen in sich aufsteigen, schlang einen Arm um ihre Schulter und zog sie hoch an seine Brust. Die hastige Bewegung ließ das Wasser über den Badewannenrand schwappen, und es ergoss sich plätschernd über den schwarzweiß gekachelten Fliesenboden.

    „Wir sollten besser ins Bett gehen“, schmunzelte John und beendete den Kuss. „Bevor wir noch das ganze Badezimmer unter Wasser setzen und die Mamsell uns morgen den Kopf abreißt.“

    „Das ist eine gute Idee“, murmelte Teyla an seinen Lippen und küsste seine Mundwinkel. John schloss die Augen und genoss für einen Moment das Gefühl ihres schwerelosen Körpers, der im warmen Wasser gegen ihn trieb, dann seufzte er und schlug die Augen auf. Nur ungern löste er sich von ihr, zumal sie in den letzten Tagen nur wenig Zeit in trauter Zweisamkeit verbracht hatten. Im Zug waren sie ständig von irgendwelchen Leuten umgeben gewesen, und nachts war außer ein paar Küssen nie etwas geschehen, da Torren nur knapp zwei Meter entfernt geschlafen hatte. Zum ersten Mal seit ihrer Abreise waren sie unter sich, und John wollte diese Gelegenheit nicht verstreichen lassen.
    Also stieg er aus der Badewanne und half seiner Frau auf die Beine, griff nach einem großen Baumwollhandtuch, schlang es um Teylas Körper und wickelte sie darin ein. Dann hob er sich hoch und trug sie ins Schlafzimmer, wo er sie auf das große Vierpfostenbettlegte und das Handtuch beiseiteschob.
    Spoiler 


    Ein verführerisches Lächeln umspielte Teylas Mundwinkel, und sie streckte die Arme über dem Kopf aus und räkelte sich vor ihm. Völlig hingerissen von ihrer Schönheit, betrachtete John sie mit schief gelegtem Kopf und leckte sich verlangend über die Lippen. Sie hatte schon immer eine tolle Figur gehabt, aber jetzt, da sie schwanger war, erschien sie ihm noch attraktiver als sonst. Obwohl es noch sehr früh war, hatte ihr Körper bereits begonnen, sich zu verändern, und John ließ den Blick über ihre weiblichen Rundungen gleiten.

    „Leg‘ Dich zu mir, John“, säuselte Teyla, und John tat wie ihm geheißen, sank neben sie auf das Bett, zog sie in seine Arme und streichelte sanft ihr wunderschönes Gesicht. Er wusste, dass niemand sie stören würde, also ließ er sich Zeit, strich ihr eine Haarsträhne hinters Ohr, zeichnete mit einem Finger die Konturen ihrer vollen Lippen nach und sog ihre Schönheit in sich auf.

    „Mein Gott“, flüsterte er heiser, „womit habe ich nur eine Frau wie Dich verdient?“

    Teyla errötete, und er senkte den Mund auf ihren hinab. Der Kuss begann sanft, steigerte sich jedoch mit jeder Sekunde, wurde fordernder und leidenschaftlicher, und Teyla grub die Finger in sein Haar und zog ihn näher zu sich heran. Stöhnend schlang John daraufhin seine Arme um sie, rollte sie auf den Rücken und schob sich langsam über sie. Auf die Unterarme aufgestützt, schaute er auf sie hinunter. Ihre Wangen waren leicht gerötet, ihre Lippen vom Küssen etwas geschwollen. Ihr glänzendes Haar ergoss sich in sanften Wellen über die Kissen, und ihre braunen Augen blickten ihn voller Zuneigung und Wärme an. John holte tief Luft. Noch nie hatte er sich stärker zu einer Frau hingezogen gefühlt wie zu ihr, und ihr Anblick ließ sein Herz schneller schlagen.

    Lächelnd beugte er sich zu ihr herab, um sie erneut zu küssen. Willig öffnete sie sich ihm, und er ließ seine Zunge über ihre Lippen und schließlich in ihren Mund gleiten, küsste sie, bis sie beide atemlos waren. Es fiel ihm schwer, sich von ihren weichen Lippen zu lösen, aber er tat es und verteilte hauchzarte Küsse auf ihren Wangen und ihrem Kinn, wanderte ihren Hals hinab, über ihr Schlüsselbein, bis zu ihren Brüsten, die durch die Schwangerschaft voller und praller geworden waren. Ihre dunklen Nippel reckten sich ihm hart und verlockend entgegen und weckten in ihm den Wunsch, sie zu kosten, also tat er es, senkte den Kopf über ihre rechte Brust und umschloss ihre rosige Knospe mit seinen Lippen. Sogleich erfüllte Teylas lustvolles Stöhnen das Zimmer, und sie grub ihre Hände in sein Haar und wölbte ihm den Oberkörper entgegen. Ihr Atem kam in kurzen Stößen, und John hörte sie keuchen, als er mit der Zungenspitze über ihre empfindlichen Nippel leckte. Teylas Griff in seinem Haar verstärkte sich, und sie hielt seinen Kopf fest, während seine Lippen ihre Brüste liebkosten.

    „Oh, John…“, hauchte sie zutiefst und begann sich unter ihm zu winden und sich an ihm zu reiben.

    Ein tiefes, lustvolles Knurren stieg aus Johns Brust empor, und er fuhr die Konturen ihres herrlichen Körpers nach, streichelte ihre perfekten Rundungen und genoss jedes Zucken, jedes Winseln und jeden Seufzer, der sich ihren Lippen entrang. Zwischen zwei Küssen ließ er eine Hand zwischen ihre Schenkel gleiten und berührte ihr heiß pulsierendes Zentrum. Aufstöhnend ließ Teyla ihre Beine auseinanderfallen, sodass er genügend Raum hatte, sie überall und intensiv zu berühren.
    Doch das war John noch nicht genug und er wanderte mit den Lippen ihren Körper hinab, liebkoste ihre Brüste und küsste ihren Bauch, barg sein Gesicht in ihrem Schoß, vergrub die Nase in dem dunklen Dreieck zwischen ihren Oberschenkeln und tauchte seine Zunge in ihre geheimsten Gefilde.

    Teyla stieß einen hitzigen Schrei aus.

    Angestachelt von ihrer Reaktion ließ John seine Zunge vor- und zurückgleiten und umkreiste ihre kleine Lustperle. Ein sehnsüchtiges Hauchen hallte durch den Raum, und Teyla krallte die Finger in sein Haar und begann ihr Becken im Rhythmus seiner Zungenschläge zu bewegen, erst langsam und gleichmäßig, dann immer schneller und wilder, bis sie plötzlich laut aufkeuchte, sich am ganzen Körper versteifte und den Kopf sinken zurücksinken ließ, während sie auf einer Woge lustvoller Empfinden dahintrieb.

    Gebannt beobachtete John, wie ihr Orgasmus sie überkam und über sie hinwegfegte. Ein lustvolles Beben durchlief ihren Körper, dann entspannte sie sich wieder und sank seufzend in die Kissen zurück. Ein dünner Schweißfilm bedeckte ihre sonnengebräunte Haut, und ihr Atem kam in kurzen, heftigen Stößen.
    John wartete einen Augenblick, bis sie wieder einigermaßen zu Atem gekommen war, dann senkte er seinen Mund auf ihre Lippen herab und küsste seine Frau, erst zärtlich, dann mit wachsender Leidenschaft.
    Ehe sie beide sich versahen, wurden sie eins miteinander, und John legte Teylas schlanke Beine um seine Hüften, während er sich mit dem Arm abstützte und langsam in sie eindrang. Teyla schloss die Augen und hob ihm ihr Becken entgegen. Er ächzte vor Lust, als er die ersten Zentimeter in ihre feuchte Enge eintauchte und ihre inneren Muskeln sich zusammenzogen und seinen harten Schaft umschlossen. Quälend langsam versenkte er sich in ihr, Stück für Stück, bis er sie komplett ausfüllte.
    Schwer atmend hielt er einen Augenblick lang inne und konzentrierte sich auf ihr lustverzerrtes Gesicht, dann begann er, sich zu bewegen, langsam und sanft, in langen, trägen Stößen.

    Ein leises Wimmern entrang sich Teylas Kehle, und ihre Hände glitten von seinen Schultern über seinen Rücken hinunter zu seinem Hintern und umfassten ihn so fest, dass sich ihre Fingernägel in seine Pobacken bohrten, was John ein heiseres Stöhnen entlockte.

    Mein Gott, Teyla…“, keuchte er, schlang die Arme um ihren Körper und zog sich fast ganz aus ihr zurück, nur um sie im nächsten Augenblick wieder vollkommen auszufüllen. Er wiederholte dies ein paar Mal, bis sie beide vor Verlangen keuchten, dann richtete er sich auf, kniete sich hin, umfasste Teylas Schenkel, legte ihre Beine auf seine Schultern und hob sie in einen perfekten Winkel für seine Stöße. Er wartete einen Moment, bis sie sich an das neue Gefühl gewöhnt hatte, dann begann er sich zu bewegen, pumpte erst langsam in sie, dann etwas schneller, bis er den richtigen Rhythmus gefunden hatte, und bei jedem neuerlichen Stoß lösten sich kleine Lustschreie von Teylas Lippen. Als er kurz auf sie hinunterblickte, sah er Lust und Verzücken in ihren Augen, was ihn nur noch mehr anspornte. Er beschleunigte das Tempo und drang mit jedem Stoß noch tiefer in sie ein, und Teyla bäumte sich auf und passte sich gierig seinem Rhythmus an, empfing jede seiner Bewegungen mit einer eigenen.

    Keuchend stützte sich John mit der Hand auf die Matratze. Heißer Schweiß lief ihm von der Stirn in die Augen, und er spürte ein Brennen und Zucken in seinen Lenden. Teylas Muskeln krampften sich um sein Glied, nahmen es mit jedem Stoß fester in die Mangel, und allein das genügte, um ihn vollends um den Verstand zu bringen. Mit einem Mal zog sich alles in ihm krampfartig zusammen, und John stieß ein langes, heiseres Stöhnen aus, während er sie hielt und sich in sie ergoss.

    Fast gleichzeitig fand auch Teyla ihre Erlösung. Ihr Körper versteifte sich, und sie begann heftig zu zucken, als sie zum zweiten Mal zum Höhepunkt gelangte. Ihr Lustschrei hallte durch den Raum, und John raffte noch einmal alle Energiereserven zusammen und stieß weiter zu, bis Teyla erschöpft in die Kissen zurücksank. Als er sicher war, dass sie ausreichend befriedigt worden war, nahm er die Spannung aus seinen brennenden Muskeln und sackte, begleitet von einem tiefen Stöhnen, über ihr zusammen.

    Schwer atmend sank er auf sie nieder, barg sein Gesicht in ihrer Halsbeuge und presste seinen Lippen an ihren Hals. Es dauerte eine ganze Weile, bis sich sein rasender Puls wieder beruhigte hatte und er sich daran erinnerte, dass er viel zu schwer für sie war. Hastig zog er sich aus ihr zurück, rollte von ihr hinunter und sank neben sie auf das Bett. Einige Minuten lang sprach keiner von ihnen ein Wort, und nur ihr schnelles Atmen und das Geräusch des Regens erfüllte den Raum.


    Schließlich spürte John, wie Teyla sich auf die Seite drehte, einen Arm über seine Brust legte und ihre Wange an seine Schulter schmiegte.

    „Das war schön“, säuselte sie ihm ins Ohr.

    „Fand‘ ich auch“, erwiderte John leise und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. „Ich habe das in den letzten Tagen vermisst.“

    Teyla lachte und kuschelte sich enger an ihn.

    „Ich auch“, sagte sie, fuhr mit der Hand über seinen nackten Oberkörper und wob ihre Finger durch sein dunkles Brusthaar. Eine wohlige Müdigkeit überkam John, und er schloss die Augen und döste ein paar Minuten lang vor sich hin, während Teyla ihn weiter streichelte und mit den Fingern malerische Kreise auf seinem Bauch zog.

    „John?“, hörte er sie plötzlich flüstern und schlug langsam die Augen auf, um sie anzusehen.

    „Ja?“

    Teyla runzelte die Stirn und wirkte nachdenklich. Etwas in ihrem Gesicht ließ John stutzen, und er drehte sich vom Rücken auf die Seite, sodass sie einander zugewandt lagen.

    „Ist alles in Ordnung?“, fragte er besorgt, streckte die Hand aus und berührte ihre Wange.

    „Ja, es… es ist nur…“ Teyla brach ab und schüttelte den Kopf. „Ach, nichts. Vergiss es. Es ist nicht so wichtig.“

    „Es muss wichtig sein, wenn Du Dir Dein hübsches Köpfchen darüber zerbrichst“, meinte John und tippte lächelnd mit dem Finger auf die tiefe Denkerfalte zwischen ihren Augenbrauen. „Du weißt, dass Du mir alles sagen kannst, Teyla.“

    Seine Frau nickte.

    „Ich weiß“, erwiderte sie, „aber es ist wirklich nicht wichtig.“

    „Bist Du Dir sicher?“, hakte John nach, denn irgendetwas sagte ihm, dass Teyla nicht ganz ehrlich zu ihm war.

    „Ja, das bin ich“, antwortete sie, lehnte sich vor und gab ihm einen Kuss, bevor sie sich lächelnd in die Kissen zurückfallen ließ, seine Hand nahm und sie auf ihren Bauch legte. „Was glaubst Du, was es wird? Ein Junge oder ein Mädchen?“

    John schüttelte schmunzelnd den Kopf. Natürlich war ihm nicht entgangen, dass Teyla vom eigentlichen Thema abgelenkt hatte, aber da sie offensichtlich nicht darüber sprechen wollte, drängte er sie auch nicht dazu.

    „Ich weiß nicht“, sagte er und ließ seine Hand über ihren Bauch gleiten. „Eins von beiden wird es auf jeden Fall werden, oder?“

    Teylas Mund verzog sich zu einem Lächeln.

    „Was hättest Du lieber?“, wollte sie wissen und legte ihre Hand auf seine. „Ein Mädchen oder einen Jungen?“

    John winkelte den Ellenbogen an und stützte den Kopf in seine Rechte.

    „Ist das denn wichtig?“, fragte er. „Hauptsache es ist gesund und es kommt zu keinen Komplikationen.“

    „Ich glaube, es wird ein Mädchen“, sagte Teyla und sah auf ihren Bauch herab.

    „Ach, ja?“, echote John, und ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen.

    Teyla nickte.

    „Mütterliche Intuition“, erklärte sie ihm. „Bei Torren wusste ich es auch vor der Geburt.“

    „So, so“, machte John und rutschte ein Stück in Richtung Fußende des Bettes, bis sein Kopf auf Höhe ihres Unterleibs war, „ein kleines Mädchen also…“ Behutsam streichelte er ihren Bauch und presste die Lippen auf ihre warme, weiche Haut. Die Idee, Vater einer Tochter zu werden, gefiel ihm und er stellte sich ein kleines, dunkelhaariges Mädchen mit großen, braunen Augen vor, die perfekte Mischung aus ihm und Teyla. Lächelnd schmiegte er seine Wange an ihren Bauch und begann mit gesenkter Stimme zu seinem ungeborenen Kind zu sprechen.

    „Hallo, Kleines“, flüsterte er und platzierte einen sanften Kuss über Teylas Bauchnabel. „Ich will nur, dass Du weißt, dass Deine Mutter und ich Dich schon jetzt sehr lieb haben, und wir können es kaum erwarten, Dich kennenzulernen.“

    Teylas Finger glitten durch sein Haar und streichelten ihn, während er weiter mit dem Kind in ihrem Bauch sprach. Nach einer Weile spürte John, wie ihre Berührungen leichter und langsamer wurden, und als er aufblickte, sah er, dass seine Frau die Augen geschlossen hatte. Ihr Kopf war zur Seite gesunken, und ihr Atem ging ruhig und gleichmäßig.
    Darauf bedacht, sie nicht zu wecken, breitete John die Bettdecke über sie beide aus, legte sich neben sie und betrachtete ihr wunderschönes Gesicht, bis er selbst von der Müdigkeit übermannt wurde. Er schloss die Augen und legte schützend eine Hand auf Teylas Bauch.

    Nicht ahnend, was für dunkle Wolken sich über dem nächsten Tag zusammenbrauten, schlief er ein.

    Fortsetzung folgt…

    Oh oh, das klingt ja gar nicht gut. Was John und seine Familie noch alles in Boston erwartet, erfahrt ihr im nächsten Kapitel.

    Um euch die Wartezeit etwas zu versüßen, gibt es jetzt die beiden angekündigten Fanarts. Ein großes "Dankeschön" geht in diesem Fall an meinen Göttergatten, der einen wirklich tollen Stammbaum für die Familie Sheppard angefertigt und Johns Eltern ein Gesicht gegeben hat.

  19. Danke sagten:


  20. #72
    Die nach den Sternen greift Avatar von Ailya
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    Juhu, es geht weiter! *freu*

    Ich bin wirklich sehr froh, dass Johns Mutter sich bei ihm entschuldigt hat, aber ich glaube, dass das noch nicht alles war. Sie wirkt auf mich immer noch so, als wolle sie John davon überzeugen, dass Mara doch die bessere Wahl wäre, also bleibe ich, bis du etwas anderes schreibst, skeptisch, was sie angeht.

    Vor allem bin ich aber auf das Gespräch zwischen John und seinem Vater gespannt. Patrick wird schwerer zu knacken sein als seine Frau, da bin ich mir ganz ganz sicher. Hoffentlich erkennt er, wie sehr John seine Frau liebt und akzeptiert Teyla und Torren als Teil der Familie. Das würde ich mir wirklich sehr wünschen.

    Die Szene mit John und Teyla als Paar war wieder herzallerliebst. Ich beneide Teyla darum, dass sie mit John in der Wanne liegen durfte. *seufz*

    Ihr Blick glitt über seinen Körper, und sie betrachtete ihn gänzlich unverhohlen und voller Stolz, wohl wissend, dass alles an ihm ihr allein gehörte.
    Jaaaaa, wirklich alles! Und sie hat danach auch alles bekommen. Die Liebesszene war wirklich sehr schön geschrieben, ich neige sogar dazu zu behaupten, dass es eine deiner Besten war. Man hat wieder einmal gesehen, wie gut die beiden als Paar harmonieren, und ich hoffe, dass du nicht noch irgendetwas Schlimmes für die beiden geplant hast.

    „Hallo, Kleines“, flüsterte er und platzierte einen sanften Kuss über Teylas Bauchnabel. „Ich will nur, dass Du weißt, dass Deine Mutter und ich Dich schon jetzt sehr lieb haben, und wir können es kaum erwarten, Dich kennenzulernen.“
    Hach! Ich hoffe ja auch, dass es dieses Mal ein Mädchen wird. *seufz* Eine kleine Prinzessin für John und Teyla- das wäre die Kirsche auf der Sahne!

    Bitte, bitte mach dass den beiden und ihren Kindern nichts mehr wiederfährt. Sie haben ein Happy End verdient!

    LG deine Ally

    PS: Die beiden "Illustrationen" gefallen mir auch sehr gut, obwohl ich etwas schmunzeln musste, als mir plötzlich 'Gibbs' entgegengrinste. Und "Jonathan Milton"? Ernsthaft?! Lass das bloß nicht "Meredith Rodney McKay" erfahren.

  21. Danke sagten:


  22. #73
    zigtausend Jahre alt ... ;-) Avatar von John's Chaya
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    Gut, dass sich Johns Mutter entschuldigt hat, wäre auch schlimm gewesen, wenn nicht. Aber meinte sie es ernst?

    Das mir dein Spoiler mehr als gefallen hat, brauche ich dir ja nicht zu sagen. Oh man, da wäre ich mehr als sehr gerne an Teylas Stelle gewesen, genauso wie in der Badewanne. Aber na ja, heute Abend bin ich wieder dran. Heute hat mein geliebter Göttergatte nur Zeit für mich eingeplant.

    Es war so süß, wie John mit seiner kleinen "Tochter" geredet hat. Oh man, jetzt schickt die Dramaqueen mal wieder dunkle Wolken auf ihr Glück, war ja klar. Was sie sich wohl jetzt wieder ausgedacht hat?

    Das war ein sehr schönes Kapitel und der Spoiler - war ebenfalls superschön!
    Ich bin sehr neugierig, wie es weitergeht. Hoffentlich quälst du sie nicht so sehr.

    Der Stammbaum und die Bilder sind schön geworden.
    Geändert von John's Chaya (11.11.2016 um 19:52 Uhr)

    Ich bin zu alt, um nur zu spielen, zu jung, um ohne Wunsch zu sein.

  23. Danke sagten:


  24. #74
    Mama, im Dienste Ihrer Majestäten Avatar von Nyada
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    Standard Kapitel Siebzehn

    A/N: Huhu, meine Lieben, ich bin's mal wieder! Ja, ich weiß, es ist inzwischen ein Monat seit dem letzten Update vergangen, aber ich möchte, dass ihr wisst, dass diese Geschichte weitergeht. Es fällt mir zwar in letzter Zeit etwas schwer, mich gedanklich auf das 19. Jahrhundert einzustimmen, aber ich will diese Story unbedingt beenden.

    Weil ihr so lange auf die Fortsetzung warten musstet, gibt es heute ein extra laaaaaaanges Kapitel für euch. Euch erwarten ca. 6.000 Wörter, die sowohl romantisch als auch lustig, aber auch ernst, ein klein wenig traurig und dramatisch sind. Es ist sozusagen von allem etwas dabei.

    Ich bin wirklich auf eure Meinung gespannt, insbesondere für dieses Kapitel, ich habe nämlich dieses Mal etwas Neues... "gewagt". Ich weiß, dass es nicht allen gefallen wird, aber ich bin trotzdem gespannt, was ihr davon haltet.

    Also, viel Spaß beim Lesen.

    Liebe Grüße,
    eure Moni

    -------------



    Kapitel Siebzehn





    Der nächste Tag begann sonnig und war erfüllt von klarer, frischer Luft. Die finsteren Unwetterwolken hatten sich verzogen, und als das Hausmädchen gegen viertel nach acht das Schlafzimmer betrat und die Vorhänge beiseiteschob, sah John von seiner Seite des Bettes aus ein Stück strahlend blauen Himmel. Er blieb noch eine Weile liegen, lauschte dem fröhlichen Zwitschern der Vögel im Garten und wartete, bis die Bedienstete das Zimmer wieder verließ. Dann setzte er sich auf, gähnte und streckte sich, stand auf und ging ins Badezimmer, um sich frisch zu machen und zu rasieren. Ein schelmisches Lächeln trat auf seine Lippen, als er die Pfütze neben der Badewanne bemerkte, und er seufzte bei der Erinnerung an die letzte Nacht. Er beeilte sich und als er kurz darauf ins Schlafzimmer zurückkehrte, ging er schnurstracks zum Bett, in dem seine Frau noch immer friedlich schlief, beugte sich über sie und weckte sie mit einem zärtlichen Kuss auf die Wange.

    „Guten Morgen, schöne Frau“, flüsterte er, woraufhin Teyla die Augen öffnete und ihn verschlafen anblinzelte.

    „Mhm“, machte sie, rollte sich auf den Rücken und streckte die Arme über dem Kopf aus. „Guten Morgen.“ Ihre Stimme klang schläfrig, und es fiel ihr sichtlich schwer, die Augen offen zu halten.

    „Oh nein, Mrs. Sheppard, Sie werden mir jetzt nicht wieder einschlafen“, grinste John, als er sah, wie sie erneut wegdöste, presste seine Lippen sanft auf ihre und triezte sie mit einem langen, zärtlichen Kuss, der ihre trägen Lebensgeister langsam zurückkehren ließ. Ein wohliges Seufzen entrang sich Teylas Kehle, und sie schlang ihre Arme um seinen Hals und begann seinen Kuss voller Hingabe zu erwidern. Fast augenblicklich reagierte sein Körper, und John spürte ein Ziehen in den Lenden und stöhnte leise. Schweren Herzens beendete er den Kuss, lehnte seine Stirn gegen ihre und atmete tief durch.

    „Was machst Du nur mit mir?“, seufzte er, schloss die Augen und versuchte, die Kontrolle über seinen Körper wiederzuerlangen. Als er die Augen wieder aufschlug, lächelte seine Frau, streckte die Hand aus und fuhr ihm zärtlich mit den Fingern durchs Haar.

    „Das Gleiche sollte ich Dich fragen“, erwiderte sie, streichelte seine frisch rasierte Wange und sah ihm wohlwollend in die Augen. Ihre Lippen formten ein Lächeln, doch auf einmal erblasste sie und setzte sich ruckartig im Bett auf.

    „Oh…nein…“ Sie stöhnte gepeinigt auf, presste sich die Hand vor den Mund, sprang auf und eilte ins Badezimmer. Nur Sekunden später hörte John, wie sie sich würgend über dem Waschbecken erbrach. Besorgt lief er ihr nach, hielt ihr fürsorglich die Haare aus dem Gesicht und strich ihr beruhigend mit der Hand über den Rücken. Als es vorbei war, half er ihr, sich den Mund mit Wasser auszuspülen, und führte sie anschließend langsam ins Schlafzimmer zurück. Danach ging er noch einmal ins Badezimmer, beseitigte alle Spuren, befeuchtete ein Tuch mit kaltem Wasser und brachte es ihr.

    „Warte, lass mich das machen“, sagte er ruhig, setzte sich zu ihr aufs Bett und tupfte ihr behutsam den Schweiß von der Stirn und den Wangen. „Besser?“

    Teyla nickte erschöpft.

    „Ja“, antwortete sie. „Ich danke Dir.“

    Besorgt musterte John seine Frau. Sie war blass und zitterte ein wenig. Vorsichtig fühlte er ihre Stirn und zog die Augenbrauen kraus.

    „Bist Du sicher?“, fragte er noch einmal. „Du bist ganz heiß, Liebling. Hier-“ Er rückte ihr Kissen zurecht und strich ihr die Haare aus der Stirn- „leg‘ Dich hin und ruh‘ Dich etwas aus.“

    „Es geht mir gut, John“, beharrte Teyla jedoch, nahm seine Hand und drückte sie liebevoll. „Wirklich, Du brauchst Dir keine Sorgen um mich zu machen.“

    „Ich mache mir aber welche“, erwiderte John. „Ich möchte doch nur, dass es Dir und dem Baby gut geht.“

    Seine Frau lächelte.

    „Das tut es“, sagte sie und legte eine Hand auf ihren Bauch. „Glaub mir, John, dem Baby und mir geht es gut. Ich weiß, dass es für Dich nicht danach aussieht, aber es ist ein gutes Zeichen, dass es mir jetzt so schlecht geht.“

    John runzelte die Stirn.

    „Es fällt mir tatsächlich schwer, das zu glauben.“

    „Ich weiß“, meinte Teyla und legte ihre andere Hand an seine Wange, „und es rührt mich wirklich sehr, dass Du Dich um mich und unser Kind sorgst, aber das brauchst Du nicht. Es geht uns gut.“

    „Wenn Du das sagst.“ John holte tief Luft und sah sie an. „Es tut mir leid“, lächelte er, „aber das ist alles so neu für mich. Es bedrückt mich wirklich sehr, Dich so zu sehen.“ Er seufzte, legte eine Hand auf ihren Bauch und strich über die kaum wahrnehmbare Wölbung, unter der sein Kind wuchs.

    Teyla schmunzelte und bedeckte seine Hand mit ihrer.

    „Es gehört nun mal leider dazu“, meinte sie, „aber in ein paar Wochen wird es vorbei sein.“

    „Ein paar Wochen?“, echote John und seufzte erneut. „Liebes, ich weiß ehrlich nicht, ob ich es schaffe, Dich so lange leiden zu sehen.“

    „Was denkst Du, wie ich mich dabei fühle?“, fragte Teyla amüsiert. „Und der unangenehmste Teil steht mir noch bevor!“

    „Erinnere mich bloß nicht daran“, stöhnte John und kniff die Augen zusammen, um bloß nicht daran zu denken, welche Qualen seiner Frau in wenigen Monaten bevorstanden. Allein der Gedanke daran ließ Übelkeit in ihm aufsteigen, und sein Herz wurde schwer. Er hatte viele haarsträubende Geschichten gehört, was den Prozess der Geburt anging, und war in gewisser Hinsicht froh, dass es den Frauen vorbehalten war, die werdende Mutter während dieser Zeit zu unterstützen; andererseits konnte er sich nicht vorstellen, Teyla allein zu lassen. Er wollte für sie da sein und ihre Hand halten, wenn es soweit war. Er wollte miterleben, wie sein Kind zur Welt kam. Er war fest entschlossen, dieses Mal keine noch so winzige Einzelheit zu verpassen; er hatte diesen Fehler einmal gemacht. Er war gegangen und hatte Teyla im Stich gelassen, als sie ihn am dringendsten gebraucht hatte. Ein zweites Mal würde er diesen Fehler nicht machen!

    John nickte entschlossen, beugte sich zu seiner Frau hinunter und drückte einen zärtlichen Kuss auf ihren Bauch.

    „Glaubst Du, es weiß, dass ich hier bin?“, wandte er sich Teyla, die daraufhin leicht lächelte und ihm durchs Haar strich.

    „Aber natürlich weiß es, dass Du da bist“, antwortete sie sanft. „Es spürt, dass Du hier bist, und es hört Dich sprechen. Es kennt Deine Stimme.“

    John grinste und spürte, wie seine Brust vor Stolz leicht anschwoll. Er drückte seine Lippen ein weiteres Mal auf Teylas Bauch, dann setzte er sich auf und gab ihr einen Kuss auf den Mund. Sie erwiderte ihn einige Sekunden lang, bevor sie sich von ihm löste und nachdenklich zur Tür blickte.

    „Ich denke, wir sollten langsam aufstehen“, sagte sie. „Torren wird bestimmt bald aufwachen.“

    Wie aufs Stichwort klopfte es genau in diesem Augenblick an der Tür. John zollte seiner Frau einen beeindruckten Blick, erhob sich, ging zur Schlafzimmertür und öffnete sie. Zu seiner Überraschung war es jedoch nicht sein Sohn, der geklopft hatte, sondern Walter, der freundliche Hausbutler seiner Eltern.

    „Guten Morgen, Master John“, begrüßte der kleine bebrillte Mann ihn höflich und deutete eine Verneigung an. „Ich hoffe, Sie und Ihre Gattin haben eine angenehme Nachtruhe gehabt.“

    „Oh, die hatten wir“, antwortete John und warf über seine Schulter einen Blick zu Teyla, die inzwischen ebenfalls das Bett verlassen und sich ihren Morgenrock übergeworfen hatte.

    „Guten Morgen, Mr. Harriman“, rief sie, kam zur Tür geschlendert und schenkte dem Butler eines ihrer schönsten Lächeln.

    „Äh…G-Guten Morgen, Mrs. Sheppard“, erwiderte Mr. Harriman, sichtlich irritiert, fing sich aber schnell wieder und wandte sich John zu.

    „Sir, Ihre Mutter lässt anfragen, ob Sie und Ihre werte Gattin ihr beim Frühstück im Wintergarten Gesellschaft leisten wollen.“

    „Was ist mit meinem Vater?“, fragte John.

    „Ich bedaure sehr, Sir, aber Ihr Vater ist heute Morgen bereits sehr früh zu einem Treffen mit dem Bürgermeister aufgebrochen“, erklärte Mr. Harriman. „Er wird nicht vor heute Abend zurück erwartet.“

    Wer hätte das gedacht, schoss es John durch den Kopf, aber er biss sich auf die Zunge, um diesen Gedanken nicht laut auszusprechen. Stattdessen bedachte er sein Gegenüber mit einem freundlichen Lächeln.

    „Walter, richten Sie meiner Mutter bitte aus, dass Mrs. Sheppard und ich sehr gern mit ihr frühstücken würden, allerdings benötigen wir noch etwas mehr Zeit.“

    Mr. Harriman nickte verständig.

    „Gewiss doch, Sir. Ich werde eines der Mädchen kommen lassen, das Ihrer Gattin beim Ankleiden behilflich sein wird.“

    „Oh, das wird nicht nötig sein“, warf Teyla ein und schüttelte den Kopf.

    „Sind Sie sicher?“, hakte Mr. Harriman verwundert nach.

    „Ja, das bin ich“, bestätigte Teyla. „Ich ziehe es vor, mich selbst anzukleiden.“

    „Nun…nun denn.“ Mr. Harriman nickte zögerlich. „Wenn das Ihr Wunsch ist, Verehrteste…“

    John wandte den Kopf zur Seite, denn er konnte sich ein amüsiertes Schmunzeln keine Sekunde länger verkneifen. Es war offensichtlich, dass die unkonventionelle Art seiner Frau dem obersten Hausangestellten seiner Eltern im ersten Augenblick suspekt war, und zu beobachten, wie Mr. Harriman damit umzugehen versuchte, machte die ganze Sache durchaus amüsant. Teyla, hingegen, schien davon kaum etwas mitzubekommen. Sie legte dasselbe selbstbestimmte Verhalten wie immer an den Tag, und John konnte nicht anders, als sie dafür zu bewundern.

    „Ich werde dann mal nach unserem Sohn sehen“, sagte sie leise und legte eine Hand auf seinen Arm. John nickte und trat einen Schritt zur Seite, um sie passieren zu lassen, doch bevor sie das Zimmer verlassen konnte, hatte sich Mr. Harriman wieder gefangen und winkte ab.

    „Für Master Torrens Wohlergehen wurde bereits gesorgt“, verkündete er. „Ihre Mutter hat sich heute Morgen persönlich seiner angenommen.“

    John horchte auf.

    „Ach, hat sie das?“ Dieses Mal waren es Teyla und er, die verwunderte Blicke wechselten. „Wo ist er jetzt?“, wollte John von Harriman wissen.

    „Er ist draußen“, antwortete sein Gegenüber. „Ihre Mutter war der Ansicht, dass ihm nach der langen Reise etwas Bewegung und frische Luft gut tun würden. Er spielt im Garten, zusammen mit Master Francis und Miss Victoria.“

    „Das heißt, meine verehrte Schwägerin ist ebenfalls hier?“, schloss John aus seinen Worten. ¬

    „Jawohl, Sir“, bestätigte Mr. Harriman. „Lady Catherine ist auf Wunsch Ihrer Mutter hier. Die beiden erwarten Sie und Ihre werte Gattin im Wintergarten.“

    „Walter, richten Sie den beiden bitte aus, dass wir uns beeilen werden“, wies John ihn an.

    „Sehr gerne, Sir“, erwiderte der Butler und verabschiedete sich mit einer leichten Verbeugung. Als er gegangen war, schloss John die Schlafzimmertür und lächelte.

    „Ich schließe aus diesem Lächeln, dass Du Dich freust, Deine Schwägerin wiederzusehen“, bemerkte Teyla.

    „Oh, das tue ich“, bejahte John, woraufhin seine Frau zu ihm herüberkam und die Arme um seinen Hals schlang.

    „Sollte ich mir etwa Gedanken machen?“, fragte sie und bedachte ihn mit einem prüfenden Blick.

    John lachte und umfing ihre schmale Taille mit den Händen.

    „Catherine und ich sind schon seit Ewigkeiten gute Freunde und mehr nicht“, beruhigte er sie und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. „Und außerdem hat sie sich schon immer mehr für meinen Bruder interessiert. Aus mir unerfindlichen Gründen“, fügte er spitzzüngig hinzu und runzelte die Stirn.

    „Was für ein Frevel!“, empörte sich Teyla, aber sofort hoben sich ihre Mundwinkel zu einem Lächeln.

    „Du wirst Catherine mögen“, versicherte John ihr. „Sie ist neben Dir und mir die einzig klar denkende Person in dieser Familie. Sie ist großartig!“

    „Na, wenn dem so ist, sollten wir sie und Deine Mutter nicht länger warten lassen“, meinte Teyla, trat aus seiner Umarmung zurück und ging Richtung Badezimmer.

    „Soll ich Dir da drin vielleicht behilflich sein?“, erkundigte sich John grinsend, woraufhin seine Frau in der Tür stehenblieb und ihm einen vielsagenden Blick zuwarf.

    „In Anbetracht der Geschehnisse von gestern Abend lautet meine Antwort ‚nein‘“, meinte sie, fügte aber sogleich mit einem koketten Augenaufschlag hinzu: „Doch ich werde auf dieses Angebot ganz gewiss zurückkommen, Mr. Sheppard.“

    John zog einen imaginären Hut vom Kopf und verbeugte sich tief.

    „Stets zu Ihren Diensten, Mrs. Sheppard.“

    Kopfschüttelnd verschwand Teyla im Badezimmer und schloss die Tür hinter sich. Kurz darauf hörte John sie ein fröhliches Lied trällern. Schmunzelnd lauschte er ihrem lieblichen Gesang einige Augenblicke lang, bevor er sich umdrehte und zum Kleiderschrank ging. Die Abwesenheit seines Vaters bedeutete, dass er nicht im Anzug zum Frühstück erscheinen musste, also entschied er sich für eine einfache dunkle Hose und ein weißes Hemd mit gestärktem Kragen, über das er eine ebenfalls dunkle Weste zog. Auf ein Krawattentuch verzichtete er.
    Als er in seine Lederschuhe schlüpfte, kehrte Teyla aus dem Badezimmer zurück. Sie hatte ihre honigbraunen Haare hochgesteckt, sodass sie den anmutigen Schwung ihres Halses freiließen, und etwas Puder und Lippenstift aufgetragen, was ihr Gesicht erstrahlen ließ und ihre natürliche Schönheit unterstrich.

    Mit einem wohlwollenden Lächeln auf den Lippen beobachtete John, wie sie ihren Morgenrock ablegte und nur mit ihrem weißen Nachtgewand bekleidet zum Schrank ging. Im Sonnenlicht, das durch das Fenster schien, wirkte der dünne Baumwollstoff beinahe durchsichtig, und er sah ihre schmale Taille, die Kurven ihrer Hüften und die Rundungen ihrer Brüste. Den Blick nicht von ihr abwendend erhob er sich und schlenderte langsam zu ihr hinüber.

    „Was um…“ Ein leiser Schrei entwich Teylas Lippen, als er von hinten seine Arme um sie schlang und sie fest an sich zog. „John-“ Lächelnd schüttelte sie den Kopf- „lass mich los. Man erwartet uns zum Frühstück.“

    John wusste, dass sie Recht hatte, aber ihr Anblick war so verlockend, dass er der Versuchung nicht widerstehen konnte. Er senkte seine Lippen auf ihren Hals und küsste jeden Zentimeter ihrer weichen Haus, bis er an ihrem Ohr angekommen war. Teyla erschauderte, als er sanft an ihrem Ohrläppchen knabberte, und er spürte, wie sie sich intuitiv an ihn schmiegte. Lächelnd setzte er seine süße Folter fort, ließ seine Hand auf ihrem Bauch nach oben wandern, und seine Fingerspitzen berührten den unteren Ansatz ihrer Brüste.

    „Nein!“, rief Teyla plötzlich, entwand sich seiner Umarmung und drehte sich um. „Ich weiß, was Du vorhast“, sagte sie, funkelte ihn warnend an und hielt ihm den Finger unter die Nase.

    John schmunzelte.

    „Ach ja?“, fragte er und machte einen Schritt auf sie zu, sodass sie mit dem Rücken gegen die Schranktür stieß. Er stemmte seine Arme links und rechts von ihrem Kopf gegen das Holz, beugte sich vor, bis seine Lippen beinahe die ihren berührten, und sah ihr tief in die Augen. „Was habe ich denn vor?“

    Seine raue Stimme ließ Teyla erschaudern, und er konnte nicht anders, als eine gewisse Genugtuung zu empfinden, als er sah, wie sie die Augen schloss und zittrig Luft holte. Zu wissen, dass er diese Macht über sie hatte, fühlte sich unglaublich gut an. John lächelte und ließ seine Hände über die weichen Rundungen ihrer Hüften wandern. Ganz sanft streifte er ihren Mund mit seinen Lippen und küsste sie. Als er merkte, dass Teyla sich ihm öffnete, löste er sich von ihr und trat einen Schritt zurück.

    „Du solltest Dir jetzt etwas anziehen“, flüsterte er, und Teyla blinzelte, noch immer leicht benommen von seinem Kuss. „Wir sehen uns unten.“ Behutsam fuhr er die geschwungenen Konturen ihrer Oberlippe nach, bevor er sich umdrehte und zur Tür ging.

    „Du bist ein durchtriebener Teufel, John Sheppard!“, hörte er seine Frau hinter sich schimpfen und verließ mit einem schelmischen Lächeln auf den Lippen ihr gemeinsames Schlafzimmer.


    ooOOoo


    „Oh, John, mein Junge, da bist Du ja endlich!“, rief seine Mutter freudig, als er kurz darauf den sonnendurchfluteten Wintergarten betrat.

    „Guten Morgen, Mutter“, begrüße er sie und hauchte einen Kuss auf ihren Handrücken. „Catherine...“ Lächelnd wandte er sich seiner Schwägerin zu. „Wie schön, Dich wiederzusehen“, sagte er, beugte sich zu ihr hinab und küsste sie auf die sommersprossige Wange.

    „Das kann ich nur zurückgeben“, erwiderte Catherine und deutete auf den freien Platz gegenüber ihrem. „Bitte, setz‘ Dich doch.“

    Gern tat John, wie geheißen und nahm Platz. Sofort eilte ein Hausmädchen herbei und schenkte ihm eine Tasse Kaffee ein. Er trank einen Schluck und seufzte innerlich auf. Das vollmundige Aroma des teuren italienischen Kaffees war eine Wohltat für seine Geschmacksknospen und John spürte, wie sich eine wohlige Wärme in seinem Bauch ausbreitete. Er hielt seine Nase in den warmen Dampf, der aus der Tasse aufstieg, schloss die Augen und sog genießerisch den Duft des Kaffees ein.

    „Wo ist Teyla?“ Die Stimme seiner Mutter riss ihn aus seinem Bann. Er schlug die Augen wieder auf und sah, wie sie fragend zu ihm herüberschaute. „Ich dachte, sie wollte mit uns essen. Unsere liebe Catherine ist schon ganz ungeduldig, weil sie sie unbedingt kennenlernen möchte.“

    „Deine Mutter hat mir nur Gutes über sie erzählt“, berichtete seine Schwägerin, woraufhin John seiner Mutter über den Rand der Kaffeetasse hinweg einen überraschten Blick zuwarf.

    „Ach, tatsächlich?“, echote er. „Das hat sie getan?“ Ein leicht verächtlicher Ton schwang in seiner Stimme mit, und es entging ihm nicht, wie seine Mutter daraufhin die Stirn kraus zog. Bevor sie jedoch dazu kam, etwas zu erwidern, wurde die Tür geöffnet und Teyla betrat in einem schlichten, aber eleganten Tageskleid aus dunkelgrüner Seide den Wintergarten. Sie sah umwerfend aus, und John stockte für einen Moment der Atem, als er sie erblickte. Er schüttelte den Kopf, um sich wieder zu fangen, und erhob sich, als seine Frau an den Tisch herantrat.

    „Ah, Liebes“, meinte er und gab ihr einen keuschen Kuss auf die Wange, „wir haben gerade über Dich gesprochen.“

    „Nur Gutes, wie ich hoffe?“, fragte Teyla und schickte ein strahlendes Lächeln in die Runde.

    „Aber gewiss doch, meine Liebe“, erwiderte ihre Schwiegermutter freundlich, bevor sie sich an ihren Sohn wandte. „John, mein Junge, möchtest Du Teyla nicht unseren Gast vorstellen?“

    „Die Bezeichnung ‚Gast‘ ist ja wohl reichlich untertrieben, Mutter“, entgegnete John und deutete auf seine lächelnde Schwägerin. „Teyla, das ist Mrs. Catherine Sheppard, die reizende Gattin meines Bruders.“

    Catherine verdrehte leicht die Augen.

    „John, Du schmeichelst mir“, sagte sie und richtete ihre freundlichen grünen Augen auf Teyla. „Es freut mich wirklich sehr, Sie endlich kennenzulernen, Teyla. Ich konnte es kaum glauben, als man mir sagte, dass es endlich eine Frau geschafft hat, John vor den Traualtar zu bekommen. Und bitte… nennen Sie mich Catherine. Nicht jeder hier redet so geschwollen daher, wie unser guter John.“

    „Die Freude liegt ganz meinerseits, Catherine“, entgegnete Teyla. „Bitte sehen Sie mir meine Unpünktlichkeit nach, aber ich wurde… aufgehalten.“ Ihr Blick huschte zur Seite, und John presste die Lippen aufeinander, um sich ein Grinsen zu verkneifen. Galant zog er ihr den Stuhl zurück und rückte ihn, nachdem sie Platz genommen hatte, wieder an den Tisch heran, beugte sich dabei leicht über ihre Schulter.

    „Und wessen Schuld was das bitte?“, flüsterte er so leise, dass nur sie ihm hören konnte. Teyla gab keine Antwort, aber eine leichte Röte schoss ihr in die Wangen. Sie strich ihr Kleid glatt, bis der Stoff keine Falten mehr warf, und bedachte ihn dann mit einem Lächeln, das so süß war wie Honig. Schmunzelnd setzte sich John neben sie und trank einen Schluck Kaffee aus seiner Tasse.

    Die darauffolgende halbe Stunde verbrachten Teyla und Catherine größtenteils damit, einander kennenzulernen, und wie John es bereits vorausgesagt hatte, verstanden sich die beiden Frauen blendend. Anders als der Rest seiner Familie zeigte sich seine Schwägerin offen gegenüber seiner Frau und war zutiefst beeindruckt, als Teyla ihr von der Taverne erzählte, die sie nach dem Tod ihres Vaters übernommen hatte.

    „Sie sind also eine… Geschäftsfrau?“, fragte sie.

    „Nun-“ Teyla lächelte verhalten und rührte mit dem Löffel in ihrem Tee herum- „ich sehe es nicht als Geschäft, sondern vielmehr als eine Art… Wahrung der Familientradition. Nach dem Tod meiner Mutter hat mein Vater viele, viele Jahre schwer gearbeitet, um für mich sorgen zu können, und die Taverne war sein Ein und Alles. Als ich älter wurde, habe ich ihm geholfen. Ich habe es nie wirklich als Arbeit angesehen; es war etwas Besonderes für mich, ihm helfen zu dürfen, und ich habe viel von ihm gelernt. Und so war es, als er starb, für mich eine Selbstverständlichkeit, sein Lebenswerk fortzuführen.“

    Ein trauriges Lächeln legte sich auf ihre Züge, und als John dies bemerkte, ergriff er unter dem Tisch ihre Hand und verschränkte seine Finger mit ihren.

    „Es tut mir wirklich sehr leid, dass Sie Ihren Vater so früh verloren haben“, sagte Catherine voller Mitleid, „aber ich finde es beeindruckend, dass Sie trotzdem nicht aufgegeben haben. Das war sehr mutig von Ihnen, Teyla.“

    Der Zuspruch ihrer Schwägerin schien Teyla gut zu tun, denn auf einmal zierte wieder ein Lächeln ihre Lippen und John spürte, wie sie seine Hand drückte.

    „Vielen Dank, Catherine“, erwiderte sie. „Es bedeutet mir wirklich sehr viel, dass Sie so denken. Nicht jeder ist so positiv eingestellt, wie Sie es sind.“

    Aus dem Augenwinkel sah John seine Mutter, die sich bisher auffällig wenig am Gespräch beteiligt hatte, kurz zusammenzucken. Er schaute zu ihr hinüber, und ihre Blicke trafen sich. Es war offensichtlich, dass sie in Gedanken noch immer bei ihrem Gespräch von gestern Abend war, und nachdem sie jetzt so viele neue Informationen erhalten hatte, wunderte sich John, ob das etwas an ihrer Meinung über Teyla geändert hatte.

    Seine Mutter hielt den Blickkontakt noch für einige weitere Momente aufrecht, dann wandte sie den Kopf und lächelte Catherine an.

    „Bevor ich es vergesse, meine Liebe; hat David Sie über das Essen im Haus des Bürgermeisters heute Abend in Kenntnis gesetzt?“

    Catherine nickte, während sie sich ein weiteres kleines Sandwich auf den feinen Porzellanteller lud.

    „Ja, das hat er“, antwortete sie. „Wir werden selbstverständlich erscheinen.“

    „Sehr schön“, freute sich Margaret, und ihr Blick fiel auf John. „Und wie steht es mit Dir, mein Sohn?“

    John verschluckte sich an dem Kaffee, von dem er gerade getrunken hatte, und starrte seine Mutter mit großen Augen an.

    „Wie war das bitte?“, wiederholte er heiser. „Ein Essen mit dem Bürgermeister? Heute Abend?“

    Margaret nickte.

    „Mr. O’Brien war überaus erfreut, als er erfahren hat, dass Du wieder in der Stadt bist“, berichtete sie, „und er hat Dir und Deiner Frau ebenfalls eine Einladung zukommen lassen.“

    John spürte, wie sich sein Magen zusammenballte, und schüttelte entschlossen den Kopf.

    „Das ist sehr freundlich von Mr. O’Brien, aber ich denke nicht, dass das eine gute Idee ist.“

    „Aber warum denn nicht?“, wollte seine Frau wissen. „Ich finde, das ist eine ganz hervorragende Idee!“, sagte sie und blickte zwischen Teyla und ihm hin und her. „Es wäre die perfekte Gelegenheit, um eure Vermählung zu verkünden.“

    „Wirklich, Mutter?“ John stellte seine Tasse ab und kniff verärgert die Lippen zusammen. „Müssen wir das jetzt besprechen? Hier?“ Er spürte Wut in sich aufsteigen, als er begriff, worauf diese Unterhaltung hinauslief, sein Pulsschlag beschleunigte sich, und die Ader an seiner Schläfe begann zu pochen.

    „Ich verstehe gar nicht, was Du hast, mein Junge. Ich dachte, Du freust Dich“, murmelte seine Mutter und sah ihn verständnislos an. „Du hast früher gern Zeit dort verbracht und ich glaube, dass die verehrte Miss O’Brien ebenfalls sehr erfreut sein wird, Dich wiederzusehen.“

    John schluckte. Da war sie gewesen, die Äußerung, auf die er nur gewartet hatte. Das Gesicht seiner Mutter zeigte keinerlei Regung, aber er konnte es in ihren Augen sehen, dieses triumphierende Funkeln. Er merkte, wie ihm langsam das Blut aus dem Gesicht wich, und ballte seine Hand unter dem Tisch zu einer Faust. Eine tödliche Stille hielt Einzug in den Wintergarten, sodass das Ticken der Standuhr und das Lachen der Kinder, die im Garten Fangen spielten, überdeutlich zu hören war.

    „John…“ Teyla legte eine Hand auf seinen Arm, und die sanfte Berührung erinnerte ihn daran, zu atmen. Er holte tief Luft und schenkte ihr ein verkrampftes Lächeln, ehe er seinen Stuhl zurückschob und sich erhob.

    „Entschuldigt mich bitte einen Augenblick“, raunte er und verließ den Tisch, ging zur Tür, die in den Garten führte.

    „John, warte doch!“, hörte er Teyla rufen, ignorierte ihre Bitte jedoch. Er öffnete die Tür, stieg die Treppenstufen hinab und überquerte eiligen Schrittes die grüne Rasenfläche, bis er das kleine Gewächshaus erreichte, in dem seine Mutter exotische Orchideen züchtete. Er hatte die Tür kaum hinter sich geschlossen, als ein wütender Schrei seine Lippen verließ, und von seinen Emotionen übermannt, fegte er mit dem Arm einige Blumentöpfe von dem Regal hinunter.

    „John?“ Erschrocken wirbelte er herum, als auf einmal Teylas Stimme hinter ihm ertönte. Sie war ihm gefolgt und schaute auf die Tonscherben, die bei seinen Füßen lagen. Dann zuckten ihre Augen wieder zu seinem Gesicht hinauf und sahen ihn besorgt, aber auch verwundert an.

    „Was ist los?“, fragte sie leise, und John begriff, dass er ihr mit seinem Verhalten einen gehörigen Schrecken eingejagt hatte. Seufzend rieb er sich mit beiden Händen übers Gesicht und atmete tief durch, um sich zu beruhigen.

    „Es… es tut mir leid“, flüsterte er schließlich, woraufhin Teyla die Tür des Gewächshauses schloss, zu ihm herüberkam und wortlos die Arme um ihn schlang. Eine Sekunde lang erstarrte John, dann entspannte er sich und schmiegte seine Wange an ihr Haar. Wie lange sie in dieser stummen Umarmung verharrten, wusste er nicht. Irgendwann löste Teyla sich von ihm, nahm sein Gesicht in ihre weichen Hände und sah ihn liebevoll, aber ernst an.

    „Wir müssen dieser Einladung nicht nachkommen, wenn Du Dich für mich schämst“, meinte sie und streichelte seine Wange.

    „Was…“ Johns Augen weiteten sich, und er schüttelte den Kopf. „Wie kommst Du auf die Idee, dass ich mich für Dich schämen würde?“, fragte er. Herrje, dachte sie tatsächlich, dass das der Grund für seinen Ausbruch war? „Teyla, ich schäme mich nicht für Dich, im Gegenteil, ich will, dass jedermann weiß, dass Du meine Frau bist.“

    Sein Gegenüber runzelte verwundert die Stirn.

    „Aber gerade…“

    John seufzte.

    „Das hatte nichts mit Dir zu tun“, fiel er ihr ins Wort und holte tief Luft. „Es… es war wegen etwas, das meine Mutter gesagt hat.“ Er atmete erneut tief durch und begann zu erzählen. Es fiel ihm schwer, aber Teyla hatte die Wahrheit verdient.
    „Etwa ein Jahr nach meiner Rückkehr nach Boston lernte ich auf einem Ball eine junge Frau kennen. Ihr Name war Nancy… Nancy O’Brien.“

    Er hielt kurz inne und schaute zu seiner Frau, sah, wie sie den Atem anhielt.

    „Sprich weiter“, bat sie ihn leise, und John tat, wie ihm geheißen und fuhr fort.

    „Ich traf sie in einer Zeit, als ich mich sehr einsam und… innerlich zerrissen fühlte.“ Er verzog das Gesicht zu einer Grimasse und schüttelte den Kopf. „Ich hatte zwar einen Großteil meiner Erinnerungen wiedererlangt, aber ich hatte immer das Gefühl, dass etwas fehlte. Meine Familie war mir zu dieser Zeit keine große Hilfe. Ich war auf mich allein gestellt, was dazu führte, dass ich verbittert wurde. Ich ging nicht mehr oft raus, verkroch mich im Haus und ließ niemanden an mich heran. Kurz gesagt, ich war ein ziemlich unausstehlicher Zeitgenosse.“

    Er schmunzelte, und auch Teylas Mundwinkel hoben sich zu einem kurzen Lächeln.

    „Was passierte dann?“, wollte sie wissen.

    „Ich lernte Nancy kennen“, antwortete John. „Sie war die erste Person, die mir richtig zuhörte, und in den darauffolgenden Wochen und Monaten verbrachten wir so viel Zeit wie möglich zusammen. Und das… naja, das führte schließlich dazu, dass wir uns ineinander verliebten.
    Nancy und ich waren damals keine Befürworter der Ehe“, erzählte er weiter. „Sie fühlte sich zu jung zum Heiraten und ich hatte noch immer mit den Geistern der Vergangenheit zu kämpfen. Trotzdem wollten wir zusammen sein, aber das war nicht so einfach. Wir sahen uns gezwungen, uns heimlich zu treffen, und als das bekannt wurde, gab es einen großen Skandal.“ John lächelte bei der Erinnerung daran. „Es war eine ziemlich aufregende Zeit. Wir haben darum gekämpft, zusammen sein zu dürfen, aber schlussendlich wurde nichts daraus. Man schickte Nancy fort und mir wurde verboten, je wieder Kontakt zu ihr aufzunehmen. Ich weiß nicht, wo sie die letzten Jahre war und wie es ihr entgangen ist.“

    „Das ist ja… fürchterlich“, flüsterte Teyla, nahm seine Hände in ihre und schenkte ihm ein sanftes Lächeln, das ihr Mitgefühl für ihn zum Ausdruck brachte. „John, das alles tut mir sehr leid.“

    John versuchte ebenfalls zu lächeln, scheiterte jedoch kläglich.

    „Es muss komisch für Dich sein, das zu hören.“

    „Nun“, meinte seine Frau, „es ist sicherlich etwas, worüber ich nachdenken muss, aber ich bin Dir nicht böse, falls Du das denkst. Ich weiß, dass Du andere Frauen nach mir hattest. Sechs Jahre sind eine lange Zeit. Was ist allerdings nicht verstehe, was hat das alles mit der Einladung des Bürgermeisters zu tun?“

    „Nancy ist die Nichte des Bürgermeisters“, antwortete John, „und so wie es aussieht, wird sie heute Abend ebenfalls anwesend sein.“

    „Oh“, machte Teyla und blickte auf ihre beiden ineinander verschränkten Hände hinunter. „Also ist sie der eigentliche Grund, warum Du nicht dorthin möchtest“, schlussfolgerte sie, und John nickte erst, schüttelte dann jedoch den Kopf.

    „Ja… nein... Ich… ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Sie ist sicherlich einer der Gründe, aber… aber es wäre auch sonst keine gute Idee, die Einladung anzunehmen“, sagte er, holte erneut tief Luft und drückte sanft Teylas Hände. „Ich bin mir zudem einfach noch nicht sicher, ob wir soweit sind.“

    „Was meinst Du damit?“, fragte seine Frau verwundert.

    „Die Leute, die zum Essen erwartet werden, sind…“ John zögerte und überlegte, wie er es formulieren sollte, damit sie es verstand. „Sie… sie sind… anders.“

    „Inwiefern… anders?“, wollte Teyla wissen.

    „Die Gesellschaft hier ist eine völlig andere als daheim in Athos Creek“, präzisierte John. „Die Leute hier in Boston neigen zu Vorurteilen und… tratschen gerne. Ich möchte einfach nicht, dass jemand hinter Deinem Rücken über Dich redet. Du bist eine so wundervolle Frau, Teyla, und ich will, dass das wirklich jeder weiß…“

    „Dann sollten wir die Einladung annehmen“, unterbrach sein Gegenüber ihn.

    „Teyla, das ist keine gute Idee…“ John schüttelte den Kopf, doch wieder ließ sie ihn nicht ausreden.

    „Du hast gesagt, dass Du Dich nicht für mich schämst.“

    „Ich schäme mich nicht für Dich, mein Schatz“, beteuerte John. „Ich mache mir nur Sorgen um ein.“

    Ein sanftes Lächeln legte sich auf Teylas Lippen und sie berührte ihn an der Wange.

    „Ich kann sehr gut allein auf mich aufpassen, John“, sagte sie. „Du musst Dir keine Sorgen machen. Lass uns heute Abend zu diesem Essen gehen.“

    John seufzte.

    „Bist Du Dir sicher, dass Du das willst?“, fragte er. Ihm war noch immer nicht wohl bei dem Gedanken, seine Frau ins kalte Wasser zu schmeißen, aber sie schien sich nicht davon abbringen zu lassen. Sie nickte, und ein kleiner Teil von ihm bewunderte ihre Entschlossenheit.

    „Ja, ich bin mir sicher“, sagte sie, schlang die Arme um seinen Hals und schenkte ihm ein Lächeln, das sein Herz erwärmte. „Es wird bestimmt ein ganz wundervoller Abend und solange wir zusammen sind, werden die Leute es auch nicht wagen, zu reden.“

    John lächelte und lehnte sich vor, um sie zu küssen.

    „Du hast vermutlich Recht“, flüsterte er. „Ich mache mir einfach zu viele Gedanken.“ Er umfasste zärtlich ihr Kinn und küsste sie erneut. „Danke“, meinte er schließlich, woraufhin Teyla ihn verwundert ansah.

    „Wofür?“

    „Dass Du so verständig bist“, antwortete John. „Nach allem, was ich getan habe…“

    „Ssch“, machte Teyla und legte ihm einen Finger auf die Lippen, „wir waren uns doch einig, nicht mehr über die Vergangenheit sprechen zu wollen, oder?“ Sie wartete sein Nicken ab und fuhr dann mit ihren Fingern durch sein dichtes, dunkles Haar, zog seinen Kopf zu sich hinunter und presste ihre Lippen auf seine. Ihre Münder verschmolzen sanft miteinander, und Teyla seufzte, als seine Zunge tief in ihrem Mund nach ihrer Zunge suchte. Den Kuss nicht unterbrechend, drängte John sie mit dem Rücken gegen einen der Dachstützpfeiler und schmiegte sich eng an sie. Ehe sie wussten, wie ihnen beiden geschah, übernahmen Leidenschaft und brennendes Verlangen das Kommando über ihre Körper, und John drehte seine Frau um und schob geschwind ihre Röcke nach oben, während er gleichzeitig an den Knöpfen seiner Hose herumnestelte…

    Als Teyla und er zehn Minuten später Hand in Hand und mit einem seligen Lächeln auf den Lippen in den Wintergarten zurückkehrten und sich wieder an den Tisch setzten, traf sein Blick den seiner Schwägerin. Catherines Mundwinkel kräuselten sich zu einem Grinsen, und sie prostete ihm unauffällig mit ihrer Teetasse zu.
    John verdrehte lächelnd die Augen und warf Teyla, die mit geröteten Wangen und leicht zerzauster Frisur neben ihm saß, einen innigen Blick zu. Dann wandte er sich an seine Mutter.

    „Wann sagtest Du treffen wir uns heute Abend mit dem Bürgermeister?“



    ooOOoo


    8 Stunden später


    Keuchend vor Erschöpfung, Trauer und Wut, stürzte Teyla zur Tür hinaus und lief über die weitläufige Terrasse in Richtung Garten. Am Kopf einer Steintreppe angekommen, blieb sie stehen, schnappte nach Luft und wischte sich mit dem Ärmel ihres Kleides die Tränen aus dem Gesicht. Ein verzweifeltes Schluchzen entrang sich ihrer Kehle und verlor sich in der Dunkelheit.

    Wieso nur hatte sie geglaubt, dass sie in diese Welt hineinpasste? Sie stieß einen ärgerlichen Laut aus, der sich jedoch schnell wieder in ein hilfloses, heftiges Schluchzen verwandelte, das ihren ganzen Körper schüttelte. Tränen rannen in einem nicht enden wollenden Strom ihre Wangen hinab und vernebelten ihr die Sicht. Ihr Herz zog sich zusammen, und der dumpfe Schmerz in ihrer Brust ließ sie aufkeuchen.
    Sie hatte nur einen Gedanken. So schnell wie möglich von hier zu verschwinden. Sie wusste nicht, wohin, aber das spielte auch keine Rolle. Sie musste weg von hier! Weg von diesen Leuten, weg von diesem Leben, weg von John…

    Weg!

    Schniefend raffte Teyla ihre Röcke und setzte einen Fuß auf die oberste Treppenstufe, als sie plötzlich aus dem Augenwinkel heraus eine Bewegung bemerkte. Schnellen Schrittes kam die Gestalt auf sie zu, doch bevor Teyla ein der Dunkelheit erkennen konnte, um wen es sich handelte, spürte sie einen heftigen Stoß im Rücken. Sie erschrak, stieß einen leisen Schrei aus und stolperte. Panisch versuchte sie, sich am Treppengeländer festzuhalten, fasste jedoch ins Leere. Eine schreckliche Sekunde lang starrte sie auf die Treppe, die plötzlich näherkam, und sie hatte das Gefühl, als würde die Zeit stehenbleiben. Instinktiv schlang sie die Arme um ihren Bauch, um ihr ungeborenes Kind zu schützen, dann verlor sie endgültig das Gleichgewicht und knallte hart auf die Treppenkante. Sich mehrmals überschlagend, stürzte sie die Stufen hinab und prallte am Ende der Treppe angekommen mit dem Kopf gegen das Geländer.

    Benommen blieb sie liegen. Ein roter Schleier legte sich über ihre Augen, und die Welt verschwamm um sie herum. Erschöpft hieß Teyla die Dunkelheit willkommen, riss aber keine zwei Sekunden später die Augen wieder weit auf, als ein stechender Schmerz ihren Unterleib durchzuckte.

    Nein, dachte sie und wollte sich aufrappeln, hatte aber nicht mehr die Kraft dazu. Nein, nein, nein!

    Die Schmerzen wurden schlimmer, und ihr Bewusstsein begann sich zu verdunkeln. Unter Aufbringung all ihrer verbliebenen Kraft schob Teyla eine Hand unter ihre durch den Sturz hochgerutschten Röcke und tastete über ihren Oberschenkel.

    Tränen schossen ihr in die Augen, und ein erstickter Laut entrang sich ihrer Kehle.

    Ihre Finger berührten warmes Blut.

    Fortsetzung folgt…

    Oh je...

  25. Danke sagten:


  26. #75
    zigtausend Jahre alt ... ;-) Avatar von John's Chaya
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    Ich weiß, dass es nicht allen gefallen wird, aber ich bin trotzdem gespannt, was ihr davon haltet.
    Da hast du mehr als recht.

    Tränen schossen ihr in die Augen, und ein erstickter Laut entrang sich ihrer Kehle.
    Ihre Finger berührten warmes Blut.
    Also wirklich, das ist schon mehr als Dramaqueen. Aber so ist das Leben halt, es ist keine Wunschliste, man muss es nehmen, wie es kommt. Aber ich habe die Hoffnung, dass du es vielleicht doch noch ins Reine bringst. Denn das kannst du John u. Teyla nicht antun - oder etwa doch?

    Auf jeden Fall ist John in diesem Kapitel wieder der beste Ehemann und werdender Daddy aller Zeiten. Er ist so lieb und sanft zu Teyla. Ich liebe ihre liebevollen Spielereien, das gegenseitige Necken, so süß. Er steht zu seiner Frau, mit allen Konsequenzen. Seine Mutter ist so was von hinterhältig, aber ich mochte ja schon ihr Bild nicht, denn da sieht sie mehr als unfreundlich aus. So gar nicht liebevoll und Johns Mutter würdig.
    Hoffentlich verliert Teyla ihr Baby nicht und ich habe so die Ahnung wer sie geschubst haben könnte. Ich hoffe, John findet sie schnell und ihr wird geholfen. Aber leider sind sie ja medinzinisch nicht in der heutigen Zeit, also werden wir wohl mit dem schlimmsten rechnen müssen. Ich bin sehr gespannt wie es weitergeht.

    Ich bin zu alt, um nur zu spielen, zu jung, um ohne Wunsch zu sein.

  27. Danke sagten:


  28. #76
    Chief Master Sergeant Avatar von Jolinar
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    Nach dem Gespräch zwischen John und seiner Mutter habe ich wirklich gedacht, dass ihre Entschuldigung ernst gemeint war. Scheint aber nicht der Fall gewesen zu sein.

    Bekommen wir auch noch zu lesen, was beim Essen vorgefallen ist? Teyla ist ja nicht ohne Grund auf und davon...

    Weg von diesen Leuten, weg von diesem Leben, weg von John…
    ... und was hat John getan, dass sie von ihm weg will?

    Ich denke, ich habe den gleichen Verdacht wie John's Chaya, wer Teyla die Treppe heruntergestoßen hat. Aber würde er wirklich so weit gehen? (Oder war es vielleicht doch eine sie?)

    Laß uns bitte nicht so lange auf die Fortsetzung warten, DramaQueen

  29. Danke sagten:


  30. #77
    Major Avatar von claudi70
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    Nach einer gefühlten Ewigkeit habe ich es endlich geschafft hier weiter zu lesen. Was ich nach dem Ende ja fast wieder bereue.

    Dabei fing doch alles so gut an in diesem Kapitel. Teyla und John waren wieder wunderbar zusammen
    „Es freut mich wirklich sehr, Sie endlich kennenzulernen, Teyla. Ich konnte es kaum glauben, als man mir sagte, dass es endlich eine Frau geschafft hat, John vor den Traualtar zu bekommen. Und bitte… nennen Sie mich Catherine. Nicht jeder hier redet so geschwollen daher, wie unser guter John.“
    und endlich gibt es mal jemanden der Teyla zu mögen scheint.

    Sie musste weg von hier! Weg von diesen Leuten, weg von diesem Leben, weg von John…
    ich hoffe wir erfahren noch was da vorgefallen ist und warum auch von John weg will...

    Tränen schossen ihr in die Augen, und ein erstickter Laut entrang sich ihrer Kehle.

    Ihre Finger berührten warmes Blut.
    Wirklich jetzt? Das kannst du doch nicht bringen ich hoffe du kommst bald mit Antworten und lässt uns nicht allzu lang warten. Trotz des blöden Endes wieder super geschrieben.
    Lg claudi

  31. #78
    Die nach den Sternen greift Avatar von Ailya
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    Auch ich muss mich wohl bei dir entschuldigen, denn gelesen habe ich das neue Kapitel schon lange, aber leider hatte ich bis jetzt keine Zeit, einen Kommentar zu hinterlassen. Das hole ich jetzt aber nach! Ich hoffe, du bist mir nicht böse.

    An sich hat mir das Kapitel wieder sehr gut gefallen, aber du kannst dir sicher denken, dass ich auch etwas zu meckern habe. Aber dazu später mehr...

    Der Anfang des Kapitels war wieder ein Traum! *seufz* John ist so ein fürsorglicher Ehemann, der sich so lieb um seine Frau kümmert. Teyla kann sich wirklich glücklich schätzen, ihn zu haben. *seufz*

    „Es tut mir leid“, lächelte er, „aber das ist alles so neu für mich. Es bedrückt mich wirklich sehr, Dich so zu sehen.“ Er seufzte, legte eine Hand auf ihren Bauch und strich über die kaum wahrnehmbare Wölbung, unter der sein Kind wuchs.
    Natürlich ist jeder werdende Vater aufgeregt, sobald sich das erste Kind ankündigt... wobei, genaugenommen ist es ja nicht das erste Kind, aber das erste, bei dem er alles hautnah miterlebt. Ach nein, er ist so herzallerliebst! *seeeeeufz*

    Die kleinen Neckereien waren wieder super geschrieben. Ich wäre gern an Teylas Stelle gewesen, allerdings weiß ich nicht, ob ich so standhaft wie sie geblieben wäre. John ist nun mal ein Augenschmaus.

    Es freut mich wirklich sehr, Sie endlich kennenzulernen, Teyla. Ich konnte es kaum glauben, als man mir sagte, dass es endlich eine Frau geschafft hat, John vor den Traualtar zu bekommen. Und bitte… nennen Sie mich Catherine. Nicht jeder hier redet so geschwollen daher, wie unser guter John.“
    Es freut mich, dass Teyla scheinbar endlich jemand wohlgesonnen ist. Nach dem, was Johns Mutter abgezogen hat, braucht sie eine Freundin, die ihr beisteht. Ich hatte gleich ein mieses Gefühl, was Johns Mutter angeht, und ich habe Recht behalten. Sie ist hinterhältig und es war mies von ihr, John so ins Messer laufen zu lassen.

    Aber am meisten interessiert mich jetzt, was sich Schlimmes bei dem Essen mit dem Bürgermeister ereignet hat! Teyla will schließlich nicht ohne einen triftigen Grund von allem weg! Sie liebt John und es muss etwas sehr sehr Schlimmes passiert sein, dass sie so wütend auf ihn ist.

    Ihre Finger berührten warmes Blut.
    Oh nein bitte nicht! Mach das nicht! Nicht das Baby! Das kannst du Teyla und John nicht antun. Ein Kind zu verlieren, ist das Schlimmste, was einem Paar passieren kann. Bitte, bitte mach, dass das Baby überlebt. Andernfalls werde ich sehr sehr böse mit dir werden.

    Wieder ein tolles, wenn auch trauriges Kapitel. Ich hoffe, es dauert nicht so lange, bis wir die Fortsetzung bekommen. Ich will nämlich UNBEDINGT wissen, wie es weitergeht!!!!!

    Lg Ally

  32. #79
    Mama, im Dienste Ihrer Majestäten Avatar von Nyada
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    Standard Kapitel Achtzehn

    A/N: Ich habe mich dieses Wochenende echt ins Zeug gelegt und das neue Kapitel tatsächlich fertig bekommen! *freu* Ich hoffe, es gefällt euch genauso gut, wie es mir gefällt. Allerdings muss ich euch warnen; ihr werdet vermutlich das ein oder andere Taschentuch brauchen- die Dramaqueen ist aus dem Weihnachtsurlaub zurück.

    Ich wünsche euch trotzdem viel Spaß beim Lesen und freue mich schon auf eure Kommentare.

    Liebe Grüße,
    eure Moni

    PS: Für diejenigen, von euch, die es interessiert- das ist Catherine Sheppard, Teylas liebreizende Schwägerin. Sie wird in diesem Kapitel eine wichtige Rolle spielen.

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    Kapitel Achtzehn


    Unter Aufbringung all ihrer verbliebenen Kraft schob Teyla eine Hand unter ihre durch den Sturz hochgerutschten Röcke und tastete über ihren Oberschenkel.

    Tränen schossen ihr in die Augen, und ein erstickter Laut entrang sich ihrer Kehle.

    Ihre Finger berührten warmes Blut.


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    6 Stunden zuvor



    "Einen Augenblick bitte“, rief Teyla, als es am späten Nachmittag an ihrer Zimmertür klopfte, nahm eine Haarnadel von der Ablage des Frisiertisches, steckte eine weitere gelockte Strähne an ihrem Hinterkopf fest und betrachtete, als sie fertig war, ihr Werk mit kritischem Blick Spiegel. Es klopfte erneut, also erhob sie sich, ging zur Tür und öffnete sie. Ihre Schwägerin stand davor und lächelte sie an.

    „Catherine!“, entkam es Teyla erfreut. „Was für eine angenehme Überraschung!“ Sie trat einen Schritt in ihr Zimmer zurück und machte eine einladende Handbewegung. „Bitte kommen Sie doch herein.“

    „Ich hoffe, ich störe Sie nicht bei etwas Wichtigem?“, fragte Catherine, und Teyla winkte kopfschüttelnd ab.

    „Aber nein“, versicherte sie ihr und lud sie erneut ein, hereinzukommen.

    „Ich habe auch nicht vor, Sie allzu lange zu behelligen“, versprach Catherine und betrat nun endlich das Zimmer. Erst jetzt bemerkte Teyla den großen Kleiderbeutel, der über dem Arm ihrer Schwägerin hing.

    „Was ist das?“, fragte sie verwundert, woraufhin Catherines grüne Augen zu funkeln begannen.

    „Das, meine Liebe“, sagte sie, ging zum Bett und legte den Kleiderbeutel vorsichtig ab, „ist für Sie.“

    „Für… mich?“, wiederholte Teyla und kam neugierig näher. Catherine nickte, öffnete den Beutel und ein purpurrotes Seidenkleid kam zum Vorschein. „Ach Du meine Güte“, hauchte Teyla ergriffen, streckte die Hand aus und berührte die schwarzen Spitzenapplikationen, die den hohen Kragen des Kleides zierten.

    „Wie gefällt es Ihnen?“, fragte ihre Schwägerin.

    „Es…es ist wunderschön“, erwiderte Teyla, zog das Kleid behutsam aus dem Beutel und breitete es auf dem Bett aus, um es in seiner vollen Pracht bewundern zu können. Auf den ersten Blick ähnelte es dem Kleid, welches sie bei ihrer Hochzeit mit John getragen hatte, aber als sie genauer hinschaute, sah sie, dass dieses Kleid viel aufwendiger gearbeitet war. Die Spitze am Kragen und an den Ärmeln war sehr hochwertig, und der schimmernde Seidentaft fühlte sich an, als würde man eine Wolke berühren. Das Kleid- das unbestreitbar ein Vermögen gekostet haben musste- bestand aus zwei Teilen, einer taillierten Jacke mit langen Ärmeln und ausgestelltem Schoß und ein langer, mehrlagiger Rock, der über eine kleine Schleppe verfügte und zusätzlich zu der schwarzen Tüllspitze mit handbestickten, schwarzen Blütenapplikationen und Perlen verziert war. Teyla wollte sich gar nicht ausmalen, was dieses wunderschöne Kleid wohl gekostet hatte, und strich mit den Fingern vorsichtig über die edlen Perlenstickereien.

    „Ich habe mir gedacht, dass es Ihnen gefällt“, freute sich Catherine und hielt das Kleid vor Teylas Körper. „Die Farbe passt perfekt zu Ihrem Teint und Ihren Haaren. Es wird Ihnen ganz vorzüglich stehen“, prophezeite sie mit träumerischen Blick und nahm Teyla bei der Hand. „Kommen Sie, ich helfe Ihnen beim Anziehen.“

    „Aber das geht doch nicht…“ Teyla schüttelte den Kopf „Ich kann doch nicht-“

    „Ich bestehe darauf“, fiel ihre Schwägerin ihr ins Wort und führte sie in das kleine Ankleideséparée, das an das Schlafzimmer angrenzte. „Vertrauen Sie mir, Teyla, Sie werden umwerfend aussehen. Und jetzt gehen Sie darüber und ziehen sich aus.“ Ihr Tonfall ließ erkennen, dass sie keine weitere Widerrede duldete, also tat Teyla, wie ihr geheißen, ging zum Spiegel hinüber und entkleidete sich bis auf ihr Unterkleid. As sie fertig war, legte Catherine ihr das Korsett an und zog die Schnürung so fest zu, dass sie für einen Augenblick ins Taumeln geriet und nach Luft schnappen musste.

    „Du liebe Zeit!“

    „Verzeihen Sie mir“, entschuldigte sich Catherine, „aber das Oberteil des Kleides ist so eng geschnitten, dass es nicht geschlossen werden kann, wenn die Schnürung zu lässig ist.“

    „Manchmal wünsche ich mir, dass die feinen Modeschöpfer einen Kleidungsstil entwerfen, bei dem man kein Korsett braucht“, klagte Teyla, woraufhin ihre Schwägerin kurz, aber herzlich auflachte.

    „Solange es Kleider gibt, wird es auch Korsetts geben, meine Liebe. Sie machen eine schlanke Figur, und die braucht man für jede Mode.“

    Fast schon sehnsüchtig dachte Teyla an den Alltag in Athos Creek, wo niemand darauf achtete, ob sie ein Korsett aus rigiden Stahlstäben trug, und kniff die Lippen aufeinander, als Catherine die Bänder noch ein klein wenig fester schnürte.

    „Keine Sorge“, meinte ihre Schwägerin beschwichtigend, „das Schlimmste haben Sie überstanden.“

    Ein erleichtertes Seufzen entrang sich Teylas Kehle.

    „Gott sei Dank“, flüsterte sie, und ihr Blick begegnete im Spiegel dem von Catherine.

    „Machen Sie sich keine Sorgen“, wiederholte ihr Gegenüber und zwinkerte ihr bedeutsam zu. „Dem kleinen Wurm in Ihrem Bauch bleibt noch genügend Platz.“

    Überrascht wandte Teyla sich um und sah ihre Schwägerin mit großen, verwunderten Augen an.

    „Woher wissen Sie…?“

    Catherine lachte und drehte sie zum Spiegel zurück, damit sie ihre Arbeit fortsetzen konnte.

    „Sie vergessen, meine Liebe, dass ich selbst drei Kinder zur Welt gebracht habe“, erklärte sie. „Ich kenne die Anzeichen, und Ihre Augen leuchten auf diese eine ganz besondere Weise.“ Lächelnd suchte sie Teylas Blick im Spiegel. „So ein Funkeln sieht man nur bei Frauen, die in froher Erwartung sind.“

    Teyla legte eine Hand auf ihren Bauch, und ein glückliches Lächeln erhellte ihr Gesicht, als sie an das Kind dachte, das unter ihrem Herzen heranwuchs.

    „Wann ist es soweit?“, fragte Catherine, während sie die Bänder an der Rückseite des Korsetts mit einem letzten Ruck straffzog und verknotete.

    „Im kommenden Frühjahr“, antwortete Teyla. „Um die Osterfeiertage herum.“

    „Oh, ein Frühlingsbaby!“, freute sich ihre Schwägerin und sah sie mit leuchtenden Augen an. „Wie wundervoll! Weiß John es bereits?“

    Teyla nickte, und ihr Lächeln wurde noch breiter.

    „Ja, er weiß es und er freut sich sehr darauf, wieder Vater zu werden.“ Liebevoll streichelte sie über ihren Bauch und erinnerte sich daran, wie John heute Morgen zu ihrem ungeborenen Kind gesprochen hatte.

    „Aber natürlich tut er das“, sagte Catherine und half ihr in den Reifrock zu steigen. „John liebt Kinder. Er ist so wundervoll im Umgang mit ihnen und wird bestimmt ein guter Vater.“

    „Er ist ein guter Vater“, korrigierte Teyla sie leise, woraufhin ihre Schwägerin einen Moment innehielt, sie ansah und schließlich nickte.

    „Ja, das ist er“, erwiderte sie und lächelte gutmütig. „Sie können sich wirklich glücklich schätzen, einen Mann wie ihn zu haben.“

    „Das tue ich“, sagte Teyla leise und stand still, während Catherine zu ihren Füßen die Stofflagen des Rockes beiseiteschob, um ihr das Hineinsteigen zu erleichtern. „Ich bin noch nie einem so warmherzigen und liebevollen Mann wie John begegnet. Er ist ein guter Ehemann und ein hingebungsvoller Vater.“ Sie lächelte, doch plötzlich entrang sich ihr ein Seufzen, und sie betrachtete nachdenklich ihr Abbild im Spiegel. „Manchmal frage ich mich, womit eine Frau wie ich, jemanden wie ihn verdient hat.“

    Catherine zog ihr den schweren Rock über die Hüften und verknotete die Bänder in ihrer Taille.

    „Wissen Sie, dass John genau dasselbe über Sie gesagt hat?“

    „Wirklich?“, fragte Teyla überrascht. „Das hat er getan?“

    Ihre Schwägerin nickte und sah sie warmherzig an.

    „Sie machen ihn sehr glücklich, Teyla. John liebt sie wirklich sehr. Ich kann mich nicht daran erinnern, ihn je so zufrieden und mit sich im Reinen erlebt zu haben. Nach all den Jahren scheint er endlich angekommen zu sein.“ Lächelnd legte Catherine eine Hand auf Teylas Schulter und drückte sie. „Ich habe ein wirklich gutes Gefühl bei Ihnen beiden.“

    Die Worte ihrer Schwägerin ließen Teylas Herz warm erglühen, und sie spürte, wie sie errötete. Catherine schmunzelte amüsiert, als sie es bemerkte, und reichte ihr die mit Spitze verzierte Jacke.

    „Machen Sie sich nichts daraus, was andere sagen“, meinte sie leise und wartete, bis Teyla das Oberteil ordentlich zugeknöpft hatte. „In ein paar Tagen wird sich der ganze Rummel gelegt haben“, versprach sie ihr, zupfte den Jackenkragen zurecht und pickte mit den Fingern ein paar Staubflusen weg.

    „Ich hoffe, Sie behalten Recht“, seufzte Teyla und hielt still, während Catherine sie einer letzten Inspektion unterzog. Schließlich nickte ihre Schwägerin zufrieden, nahm ihre Hände und sah sie voller Mitgefühl an.

    „Glauben Sie mir, Teyla, ich verstehe genau, wie Sie sich fühlen“, sagte sie, führte sie zu der breiten Fensterbank und nahm an ihrer Seite Platz. „Vor ein paar Jahren hatte ich genau die Position inne, in der Sie sich jetzt gerade befinden. Ich komme aus einer Arbeiterfamilie; meine Großeltern sind aus Irland übergesiedelt und haben sich, nachdem sie New York verlassen hatten, hier in Boston eine neue Existenz aufgebaut. Mein Großvater und mein Vater haben jahrelang hart gearbeitet, um ihren Familien ein gutes Leben zu garantieren, aber für die meisten Leute in dieser Stadt zählen allein der Name und die Herkunft.“ Sie legte eine kurze Pause ein, um zu seufzen, dann fuhr sie fort. „Was ich damit eigentlich sagen möchte, ist, dass ich verstehe, wie es sich anfühlt, nicht akzeptiert zu werden. Es hat seine Zeit gedauert, bis Patrick und Margaret sich mit mir abgefunden hatten, und ich will Sie nicht anlügen, Teyla, es war anfangs wirklich nicht leicht. Sie haben mir das Leben schwer gemacht und mich spüren lassen, dass ich nicht dem entsprach, was sie sich für David vorgestellt hatten. Ich stammte ihrer Meinung nach aus den falschen Verhältnissen. Sie wollten, dass David irgendein reiches, junges Mädchen aus besseren Kreisen heiratet.“

    „Ihre Vorstellung der perfekten Schwiegertochter hat sich nicht groß verändert, fürchte ich“, merkte Teyla verbittert an.

    „Sie sprechen von Mara Glendenning, oder?“ Bevor Teyla antworten konnte, gab Catherine ein Geräusch von sich, das nicht direkt ein Schnauben war, ihr Missfallen jedoch deutlich zum Ausdruck brachte. „Wenn Sie mich fragen, ist diese Miss Glendenning eine ekelhaft verwöhnte Ziege!“

    „Catherine!“, rief Teyla und hielt sich die Hand vor den Mund, um ihr Schmunzeln zu verbergen.

    „Jetzt sagen Sie nicht, Sie sind anderer Meinung.“ Catherine verzog das Gesicht und schüttelte den Kopf. „Das Mädchen ist doch noch ein halbes Kind! Was soll ein Mann wie John schon groß mit einem verwöhnten Ding wie Mara Glendenning anfangen? Nein, nein-“ Sie schüttelte wieder den Kopf, sodass ihre roten Locken wippten- „glauben Sie mir, Teyla, diese Frau hätte John nur ins Unglück gestürzt. Oder in die Alkoholsucht. Sie ist eine grauenhafte, anstrengende Person, selbst für Bostoner Verhältnisse. Kein Wunder, dass kein Mann sie haben will“, meinte Catherine. „Wäre sie nicht so eine schreckliche Person, könnte sie mir fast leidtun.“

    „Sie tut mir ehrlich gesagt etwas leid“, gab Teyla zu Bedenken. „Ich kann mir vorstellen, wie schwer es für sie gewesen sein muss, zu erfahren, dass der Mann, den sie liebt, ihre Gefühle nicht erwidert. Sie hatte große Hoffnungen in die Reise nach Athos Creek gesetzt.“

    „Halb Boston hat Hoffnungen in diese Reise gesetzt“, erwiderte Catherine. „Johns Vater und Mister Glendenning gehören zu den reichsten Männern in der Stadt; eine Verlobung hätte wochenlang für Schlagezeilen gesorgt. Insbesondere nachdem John-“ Sie hatte den Satz gerade begonnen, da brach sie ihn auch schon wieder ab. „Ach, nicht so wichtig“, meinte sie und schüttelte den Kopf, doch Teyla war neugierig geworden und hakte nach.

    „Nachdem John was?“, fragte sie.

    Mit einem Mal wirkte Catherine nervös. Ihr war deutlich anzusehen, dass ihr das Thema nicht behagte, und sie rutschte unruhig auf ihrem Platz hin und her.

    „Es ist wirklich nicht wichtig“, beharrte sie, und Teyla runzelte die Stirn, denn sie hatte einen Verdacht.

    „Hat es etwas mit der Einladung des Bürgermeisters zu tun?“, erkundigte sie sich vorsichtig.

    Ihr Gegenüber zögerte.

    „John hat Ihnen von Miss O’Brien erzählt, nicht wahr?“, fragte Catherine schließlich.

    Teyla nickte.

    „Ja, das hat er“, antwortete sie. „Ich weiß, dass die beiden eine Zeit lang… liiert waren.“

    Ihre Schwägerin seufzte.

    „Das hat er Ihnen erzählt?“, echote sie, und Teyla nickte wieder, diesmal jedoch etwas zögerlicher. „Oh, Liebes-“ Catherines Blick wurde weich und sie ergriff ihre Hand und drückte sie leicht- „ich denke, Sie sollten noch einmal mit John sprechen und ihn nach der Wahrheit fragen.“

    „Der… Wahrheit?“, wiederholte Teyla leise und schüttelte verwirrt den Kopf. „Ich… verstehe nicht ganz.“ Catherine erhob sich, und sie tat es ihr gleich und stand ebenfalls auf.

    „Reden Sie mit John“, meinte ihre Schwägerin. „Er wird Licht in das Dunkel bringen können.“

    Teyla öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, als plötzlich nebenan die Schlafzimmertür aufging und sie eine vertraute Stimme ihren Namen rufen hörte.

    „Teyla?“

    „Ich bin hier“, gab sie zurück, und nur ein paar Sekunden später erschien John in der Tür zum Ankleideséparée.

    „Hier steckst du also“, lächelte er, betrat das Zimmer, blieb aber nach nur wenigen Schritten wieder stehen und ließ seinen Blick über sie gleiten. „Heilige Mutter Gottes!“, hauchte er schließlich und sah sie mit großen Augen an. „Teyla…“ Ein breites Lächeln erschien auf seinem attraktiven Gesicht, und er kam langsam auf sie zu geschlendert und musterte ihre damenhafte Aufmachung mit Staunen. „Du… Du siehst… unglaublich aus!“

    „So wie es aussieht, ist meine Arbeit hier getan.“ Catherine klatschte freudig in die Hände.

    „Vielen Dank für Ihre Hilfe, Catherine“, bedankte Teyla sich bei ihr und schenkte ihr ein Lächeln.

    „Jederzeit wieder“, erwiderte ihre Schwägerin, beugte sich vor und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Reden Sie mit ihm“, flüsterte sie ihr leise ins Ohr, und Teyla nickte.

    Das werde ich, danke, formte sie mit den Lippen.

    „John…“ Catherine bedachte ihren Schwager mit einem kurzen Blick, dann drehte sie sich um und verließ das Séparée. Kurz darauf hörte Teyla, wie die Schlafzimmertür geschlossen wurde.

    Ihr Mann musterte sie noch immer.

    „Gefällt es Dir?“, fragte sie und trat einen Schritt zurück, sodass er sie besser betrachten konnte. „Catherine meinte, es würde mir gut stehen.“

    John holte tief Luft und riss den Blick von ihrem Körper los.

    „Oh ja, es steht Dir“, erwiderte er mit rauer Stimme und zog sie in seine Arme. „Du siehst wunderschön aus, Teyla. Wie eine richtige Bostoner Lady.“ Er beugte sich zu ihr hinunter und presste seinen Mund auf ihre Lippen. Wie üblich erschauderte Teyla, als er sie küsste, und sie erwiderte den Kuss auch einige Sekunden lang, doch Catherines wohlgemeinter Rat wollte ihr nicht aus dem Kopf gehen, also löste sie sich von ihrem Mann und drückte ihn mit der Hand sanft, aber bestimmt von sich weg.

    „Ist alles in Ordnung?“, fragte John besorgt.

    Teyla nickte erst, dann schüttelte sie den Kopf und sah ihn an.

    „Wir müssen reden, John“, sagte sie leise. „Du warst vorhin nicht ehrlich zu mir.“

    Ein Seufzen entrang sich den Lippen ihres Mannes, und seine haselnussfarbenen Augen nahmen einen betrübten Ausdruck an.

    „Catherine hat es Dir erzählt.“ Es war keine Frage, sondern eine resignierte Feststellung.

    Teyla schüttelte wieder den Kopf.

    „Sie hat mir nur ans Herz gelegt, mit Dir darüber zu sprechen“, erklärte sie.

    John nickte.

    „Okay“, sagte er und ergriff ihre Hand, „es stimmt. Ich war nicht ganz ehrlich zu Dir.“

    „Dann sei bitte jetzt ehrlich zu mir“, bat Teyla. „Nichts, was in Deiner Vergangenheit vorgefallen ist, kann so schlimm sein, dass Du Deine Ehefrau deswegen belügst.“

    „Und was möchtest Du wissen?“, fragte John.

    „Die Wahrheit“, antwortete sie. „Ich möchte, dass Du mir die Wahrheit sagst, John.“

    „Gut“, meinte er nach kurzem Zögern, atmete tief durch, drückte ihre Hand und begann zu erzählen…



    ooOOoo



    3 Stunden später


    Teyla wusste nicht, wie lange sie bewusstlos und blutend dagelegen hatte, und als sie langsam wieder zu sich kam, hörte sie wie durch einen dichten Nebel eine laute, aufgebrachte Stimme, die sie unter hundert anderen Stimmen sofort wiedererkannt hätte. Unter Aufbringung all ihrer Kraft öffnete sie die Augen und blickte in Johns verängstigtes Gesicht, das über ihrem schwebte. Tränen liefen über seine Wangen, und sie spürte seine Hand, die vorsichtig ihren dröhnenden Kopf stützte. Seine Lippen bewegten sich schnell, aber sie konnte nicht genau verstehen, was er sagte. Sie war zu schwach und bevor sie wusste, wie ihr geschah, verlor sie, von den Schmerzen übermannt, erneut das Bewusstsein. Ihr Körper erschlaffte in Johns Armen, ihre Augen schlossen sich, und sie versank in tiefer Dunkelheit.

    Als sie kurze Zeit später wieder erwachte, lag sie auf einer Trage im Ambulanzwagen. Sie spürte, wie die Räder der Kutsche über das Kopfsteinpflaster ratterten, und hörte das gleichmäßige Aufschlagen von Pferdehufen. Es war dunkel und im schwachen Licht einer Petroleumlampe, die an der Decke der Kutsche befestigt war, sah Teyla zwei Personen neben sich sitzen, eine junge Frau in einem bodenlangen Kleid mit weißer Schürze und weißer Haube auf dem Kopf und einen sehr besorgt dreinblickenden Mann. Sofort spürte sie wieder ein starkes Brennen in ihrem Unterleib und ein schmerzhaftes Ziehen in der Bauchgegend. Panik erfasste sie, doch sie war zu erschöpft, um sich aufzusetzen. Sie fühlte sich benommen und schwindelig und ahnte, dass sie unendlich viel Blut verloren haben musste.

    Ein leises Wimmern verließ ihre Lippen.

    „J…John…“

    Eine kühle Hand legte sich auf ihre heiße, fiebrige Stirn und strich ihr anschließend über die Wange.

    „Ganz ruhig, meine Liebe“, hörte sie eine sanfte Frauenstimme sagen. „Es wird alles gut. Wir werden uns um Sie kümmern.“

    Teyla befeuchtete ihre Lippen mit der Zunge und versuchte zu sprechen, aber sie hatte weder Atem noch Kraft für Worte übrig. Sie legte ihre zitternde Hand auf ihren Bauch und schickte ein stilles Stoßgebet zum Himmel, in dem sie um das Leben ihres ungeborenen Kindes flehte. Tränen stiegen ihr in die Augen, als eine weitere grauenhafte Schmerzenswelle durch ihren Unterleib wütete. Sie stöhnte auf, woraufhin der Mann, der vermutlich ein Arzt war, ihr eine Spritze gab, deren Inhalt rasch ein taubes Gefühl in ihrem Körper hervorrief. Gleich darauf legte sich Finsternis über sie, und sie verlor mit einem letzten, langen gequälten Seufzer das Bewusstsein.

    Als sie das nächste Mal zu sich kam, befand sie sich in einem dunklen Krankenzimmer. Die Schmerzen waren nur noch dumpf zu spüren, wahrscheinlich eine Folge der Medikamente, die man ihr gegeben hatte. Ihre Augen nahmen schwaches Licht war, erkannten die Umrisse eines Schranks und eines Tisches mit zwei Stühlen und begannen leicht zu schmerzen, als sich die Lampe vor dem Fenster in der Scheibe spiegelte. Die Sonne war untergegangen und der Mond stand hoch am Himmel; seit ihrem Sturz mussten Stunden vergangen sein.

    Teyla versuchte den Kopf zu heben, verspürte jedoch sogleich starken Schwindel und ließ ihn ins Kissen zurücksinken. Mit zusammengekniffenen Augen blickte sie an sich herunter. Sie trug ein einfaches Baumwollnachthemd, und ihre Arme und Beine waren mit einer übelriechenden Salbe eingeschmiert und mit Tüchern bandagiert. Zwischen ihren Beinen spürte sie etwas Weiches, vermutlich Mull gegen die Blutungen.
    Sie ahnte, was ihr großer Blutverlust zu bedeuten hatte, und wollte die Schwester rufen, doch sie war so kraftlos, dass sie kein Wort hervorbrachte. Gnädigerweise schlief sie nur wenige Augenblicke später wieder ein und wachte erst am nächsten Morgen wieder auf, als ein Arzt und eine Krankenschwester das Zimmer betraten.

    „Guten Morgen, Mrs. Sheppard“, begrüßte der Arzt sie, und Teyla erkannte in ihm den Mann, der gestern mit ihr in der Kutsche gesessen hatte. Er war jünger, als sie gedacht hatte, nur ein wenig älter als sie selbst, hatte dichtes, braunes Haar, das vor Pomade glänzte, und sah sie mit seinen graublauen Augen mitfühlend an.

    „Ich bin Doktor Evan Lorne, Ihr behandelnder Arzt“, stellte er sich ihr vor, ließ sich von der Schwester ihr Krankenblatt reichen, studierte es kurz und sah sie dann wieder an. „Wie Sie vielleicht schon bemerkt haben, befinden Sie sich im Boston City Hospital. Wie fühlen Sie sich heute?“

    Was für eine Frage, dachte Teyla und gab einen Laut von sich, der irgendwo zwischen einem Seufzen und einem leisen Stöhnen lag. Sie fühlte sich furchtbar- gelinde ausgedrückt-, als hätte man ihr die Eingeweide herausgerissen. Ihr Kopf schmerzte entsetzlich, ebenso ihre Arme und Beine, und das Pochen zwischen ihren Schenkeln war unerträglich.

    Doktor Lorne legte das Krankenblatt beiseite, trat an ihr Bett heran und betastete vorsichtig ihre Stirn. Seine Hand fühlte sich angenehm kalt auf ihrer verschwitzten Haut an, und Teylas trockener Kehle entrang sich ein leises Seufzen. Als Nächstes kontrollierte er ihren Puls und dann ihren Herzschlag, notierte etwas auf ihrem Krankenblatt und reichte es der Schwester, die daraufhin das Zimmer verließ. Er wartete, bis sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, und zog dann einen Stuhl an das Bett heran und setzte sich. Seine Miene wirkte nun sehr ernst und nachdenklich, und Teyla ahnte bereits, was er ihr jetzt sagen würde, und holte tief Luft. Es fiel ihr schwer, die Worte auszusprechen und gleichzeitig ihre Tränen zurückzuhalten, aber sie wollte es nicht als Erstes aus dem Mund eines Fremden hören. Ihre Stimme zitterte und war schwer vor Schmerz.

    „Habe… habe ich mein Baby verloren, Doktor?“, fragte sie so leise, dass sie die Worte selbst kaum hörte, aber ihr Gegenüber verstand sie und nickte traurig.

    Nein!

    Teylas Herz zog sich voller Schmerz zusammen, und Tränen schossen ihr in die Augen, doch sie kämpfte tapfer dagegen an.

    „Es tut mir leid“, sagte Doktor Lorne. „Der Sturz und der Aufprall waren sehr heftig und Sie haben sehr lange dort gelegen, bis Sie gefunden wurden. Als wir Sie in die Klinik brachten, konnten wir schon nichts mehr für das Kleine tun. Es tut mir wirklich sehr leid, Mrs. Sheppard.“

    Bestürzung zeigte sich auf seinem Gesicht, und er öffnete den Mund, schloss ihn aber gleich wieder.

    „Und da ist noch etwas, das Sie wissen sollten“, fuhr er schließlich fort und sah sie auf eine Art und Weise an, die Teyla sagte, dass dies nur die Spitze des Eisbergs gewesen war. „Während der Operation ist es zu Komplikationen gekommen.“ Er legte eine kurze Pause ein, als ob er darauf wartete, dass sie die Nerven verlieren oder zu weinen beginnen würde. Doch Teyla weinte nicht. Sie fühlte nichts. Nur dumpfe eine Leere.

    „Kom…Komplikationen?“, wiederholte sie.

    Doktor Lorne räusperte sich.

    „Ich musste eine Notoperation durchführen und habe getan, was ich konnte“, erklärte er, „aber Sie haben durch den Sturz irreparable Verletzungen davongetragen.“ Er seufzte tief. „Ich wünschte, ich könnte Ihnen eine bessere Mitteilung machen, aber aufgrund dieser Verletzungen ist es sehr unwahrscheinlich, dass sie noch einmal ein Kind bekommen werden.“

    Teyla sah ihm fest in die Augen. Es dauerte einen Moment, bis die Worte zu ihr durchdrangen und sie begriff, was er ihr damit sagen wollte.

    „Wie… unwahrscheinlich?“, wollte sie wissen, obgleich sie die Antwort in ihrem tiefsten Inneren bereits zu kennen glaubte. Das Schweigen des Arztes bestätigte nur ihre Vermutungen. Überrumpelt von all den neuen Erkenntnissen ließ Teyla ihren brummenden Kopf zurück auf das Kissen sinken und schloss die Augen.

    „Es tut mir wirklich, von ganzem Herzen leid, Mrs. Sheppard“, bedauerte Doktor Lorne, und sie hörte, wie er sich erhob und den Stuhl zurück an den Tisch schob. „Möchten Sie jetzt Ihren Mann sehen?“

    Teyla schlug die Augen auf und sah ihr Gegenüber überrascht an.

    „Er… John ist hier?“

    Doktor Lorne nickte, woraufhin ein Gefühl großer Erleichterung ihren Körper durchlief.

    „Er war die ganze Nacht lang hier, und die Schwestern und ich konnten ihn nur mit Mühe davon abhalten, heute Morgen als Allererstes in ihr Zimmer zu stürmen. Er macht sich wirklich große Sorgen um Sie.“

    „Weiß er…“ Teyla schaffte es nicht, den Satz zu beenden, und schluckte, als sie eine Welle von Übelkeit überkam. Sie wusste, wie sehr John sich auf das Baby gefreut hatte, und ganz gleich, was gestern Abend geschehen war, die Vorstellung, ihm mitteilen zu müssen, dass sie ihr Kind verloren hatte und auch in Zukunft nie wieder schwanger werden könnte, zerriss ihr schier das Herz.

    „Ich war so frei, ihn über Ihren Zustand aufzuklären“, erwiderte Doktor Lorne und fügte etwas leiser hinzu: „Ihr Mann kann sehr… fordernd sein.“

    Teylas Mundwinkel zuckten nach oben und für den Bruchteil einer Sekunde lächelte sie.

    „Ja, das klingt nach John.“

    „Möchten Sie ihn sehen?“, fragte der Arzt, und Teyla nickte, ohne zu zögern.

    „In Ordnung“, meinte Doktor Lorne. „Ich schicke ihn zu Ihnen. Aber nur für ein paar Minuten, dann müssen Sie sich ausruhen. Sollte irgendetwas sein, klingeln Sie einfach nach der Schwester.“

    Teyla starrte schweigend zur Zimmerdecke hinauf. Sie hörte, wie der Arzt das Zimmer verließ, und kaum dass die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen war, schossen ihr die Tränen in die Augen, gegen die sie bis jetzt so hart angekämpft hatte. Sie wollte sie wegwischen, schaffte es jedoch nicht, die Hand zu heben, da ihr noch immer die Kraft fehlte, also blinzelte sie, um die Tränen zurückzuhalten.

    Auf einmal ertönten draußen auf dem Flur eilige Schritte und nur wenige Sekunden später wurde die Tür geöffnet und die Krankenschwester, die Doktor Lorne begleitet hatte, erschien im Türrahmen.

    „Mrs. Sheppard, Ihr Mann ist hier, um Sie zu sehen“, verkündete sie mit sanfter Stimme, und Teyla hielt unwillkürlich den Atem an, als die junge Frau zur Seite trat, um den Weg für John freizugeben, der mit blassem Gesicht das Zimmer betrat. Es schien zu stimmen, was Doktor Lorne gesagt hatte; er trug noch immer seine Kleidung vom Vortag, die aussah, als hätte er darin geschlafen, und ein schwacher Bartschatten verdunkelte sein Kinn und seine Wangen. Seine Haare waren ungekämmt und standen in alle Richtungen ab, und er hatte tiefe Ringe unter seinen rot geränderten Augen, die noch immer feucht glänzten. Er schien vor gar nicht langer Zeit geweint zu haben, und Teyla spürte einen schmerzhaften Stich in ihrem Herzen, als sie ihn so sah. All die Wut und der Ärger waren mit einem Mal vergessen, und tief Luft holend stemmte sie sich mit den Armen hoch und setzte sich auf, zuckte aber nur Sekunden später zusammen und sank stöhnend in die Kissen zurück, als ein stechender Schmerz ihren Unterleib durchzuckte.
    Sofort war John an ihrer Seite und legte ihr eine Hand auf die Schulter.

    „Bleib ganz ruhig liegen“, flüsterte er und strich ihr eine Haarsträhne aus der Stirn. „Du musst Dich ausruhen, mein Schatz.“ Seufzend tat Teyla, wie ihr geheißen, und schloss für einen Moment die Augen, während John ihr liebevoll übers Haar streichelte und beruhigend auf sie einredete. Seine tiefe Stimme klang sanft, aber ihr entging der traurige Unterton nicht, also öffnete sie die Augen und sah ihren Mann an. Ihre Blicke trafen sich, und Teyla erstarrte, als sie den tiefen Kummer in seinen haselnussbraunen Augen bemerkte.

    Eine Zeit lang sprach keiner von ihnen beiden ein Wort und nach einer Weile legte sich John zu ihr auf das schmale Bett, schlang behutsam seinen Arm um sie und hauchte einen zarten Kuss auf ihre Schläfe.

    „Es wird alles wieder gut“, säuselte er, und Teyla spürte, wie sich ihr Hals zusammenschnürte. Tränen stiegen ihr in die Augen, ihr Herz verkrampfte sich, und ein leises, aber schmerzerfülltes Schluchzen bahnte sich den Weg aus ihrer Kehle.

    „Ich… ich habe unser Baby verloren, John“, wimmerte sie, kniff die Augen zusammen und ließ ihren Tränen nun endlich freien Lauf. Sie begann zu weinen und bedeckte ihr Gesicht mit den Händen. Sie ließ zu, dass Schmerz und Trauer sie übermannten, schluchzte bitterlich und weinte, bis sie keine Tränen mehr übrig hatte, um die quälende Verzweiflung aus ihrem Körper zu spülen. Die ganze Zeit über hielt John sie in seinen Armen und streichelte abwechselnd ihre Haare und ihre Wange.

    „Ssch“, flüsterte er, zog sie behutsam an seine warme Brust und küsste ihre Stirn, „es wird alles gut.“

    „E-es tut mir so leid“, wisperte Teyla, drehte den Kopf und klammerte sich an den Stoff seines verknitterten Hemdes.

    „Ich weiß“, erwiderte John und vergrub seine Nase in ihrem Haar. „Oh, Teyla…“

    Zitternd schmiegte sie sich an ihn. Für den Rest der Zeit sprachen sie kein Wort mehr und verharrten schweigend in der Umarmung, bis die Krankenschwester zurückkehrte und meinte, dass es nun für John Zeit war, zu gehen. Vorsichtig löste er sich von ihr, stand auf, strich ihr die Haare aus der Stirn und gab ihr zum Abschied einen Kuss.

    „Ruh‘ Dich aus. Ich komme wieder, wenn Du etwas geschlafen hast.“, versprach er ihr und schenkte ihr eines seiner Lächeln, das sie so sehr liebte.

    „Was ist mit Torren?“, fragte Teyla beunruhigt.

    „Er ist bei Catherine“, antwortete John. „Du brauchst Dir keine Sorgen machen. Sie passt gut auf ihn auf.“ Er küsste sie erneut und lehnte seine Stirn gegen ihre. Für einen kurzen Moment waren sie in ihrer eigenen Welt, und Teyla schloss die Augen, als sie seinen warmen Atem auf ihrem Gesicht spürte.

    Das leise, verhaltene Räuspern der wartenden Krankenschwester riss sie aus ihrer Versunkenheit.

    „Mr. Sheppard, Ihre Frau braucht jetzt Ruhe. Es ist Zeit, zu gehen.“

    Nur widerwillig löste sich John von ihr, streichelte ihr Haar und schaute sie so voller Liebe und Zuneigung an, dass es Teyla den Brustkorb einschnürte. Erst gestern hatte sie sich geschworen, diesen Mann nie wieder sehen zu wollen, und jetzt drohte er ihren Widerstand zum Einsturz zu bringen, nur durch die Art und Weise, wie er sie ansah.

    „Ruh‘ Dich aus“, wiederholte John mit sanfter, klarer Stimme und strich mit seinen Fingern zärtlich über ihre Wange, „und ganz egal, was passiert, vergiss nicht, dass ich Dich über alles liebe.“

    Teyla öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, schloss ihn aber wieder, denn nach allem, was gestern Abend passiert war, wusste sie nicht, wie sie reagieren sollte.
    Ihr Mann verstand sie jedoch auch ohne Worte und nickte traurig, küsste sie ein letztes Mal, drehte sich dann um und ging zur Tür. Dort angekommen blieb er stehen und wandte sich noch einmal in ihre Richtung, dann verließ er den Raum. Teyla hörte, wie sich seine Schritte langsam auf dem Flur entfernten, immer leiser wurden und schließlich ganz verstummten. Erneut begannen Tränen ihre Sicht zu trüben, und sie hob eine Hand, legte sie auf ihren Bauch, der sich kalt und leer anfühlte, und richtete ihren Blick leise schluchzend gen Himmel.

    Es tut mir so leid, mein Kleines, so unendlich leid.

    Das Wissen, dass ihr Kind jetzt an einem besseren Ort war, besänftigte ihre aufgewühlte Seele ein wenig, doch der Schmerz in ihrem Herzen blieb, und Teyla wusste, dass es eine sehr lange Zeit in Anspruch nehmen würde, über den Verlust, den sie erlitten hatte, hinwegzukommen.

    Ächzend drehte sie sich auf die Seite, winkelte vorsichtig die Beine an und schlang die Arme um ihren Bauch. Eine stille Träne kullerte ihre Wange hinab und tropfte auf das Kopfkissen. Automatisch wanderten ihre Gedanken zu John und sie fragte sich, wo er jetzt wohl war, was er tat und wie es ihm ging.

    Noch während sie darüber nachdachte, spürte sie, wie die Müdigkeit sie erfasste. Ein starkes Gefühl der Erschöpfung breitete sich in ihr aus, und ihre Augenlider wurden schwer, ohne dass sie sich dagegen wehren konnte. Sie spürte, wie sie immer leichter wurde und ihr Bewusstsein tiefer absank, und innerhalb weniger Sekunden war sie eingeschlafen.

    Ihr Schlaf war der eines vollkommenen Erschöpften, tief, traumlos, lang, aber kaum erholsam. Als sie erwachte, wusste sie nicht, wie lange sie geschlafen hatte, aber ein Blick aus dem Fenster sagte ihr, dass es bereits später Nachmittag sein musste. Die Schmerzen der Operation waren beinahe verklungen, und auch der Schwindel und die Übelkeit hatten nachgelassen, und Teyla verspürte sogar ein leichtes Hungergefühl, doch als sie nach der kleinen Glocke greifen wollte, um nach einer Schwester zu klingeln, erschrak sie.

    Ein Schatten verdunkelte das Gesicht der Person, die in der Tür stand, aber Teyla erkannte, dass es sich um eine Frau handelte. Sie trug ein langes Tournürenkleid aus dunkellilafarbener, mit Samt und Brokat verzierter Seide und die Art, wie sie da stand, die Hände vor ihrem zierlichen Körper verschränkt, kam Teyla seltsam bekannt vor. Sie kannte diese Frau und als sie sich in Bewegung setzte und schließlich aus dem Schatten heraustrat, durchschoss es sie wie ein heller Blitz.

    „Was, zum Teufel, wollen Sie hier?!“

    Fortsetzung folgt…
    Geändert von Nyada (10.01.2017 um 14:40 Uhr)

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  34. #80
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    Ach menno, ich hatte es zwar schon geahnt, aber gehofft, dass es doch noch gut ausgeht. Und dann kommt auch noch die weitere Nachricht, dass Teyla keine Kinder mehr bekommen kann Dramaqueen hoch 10, würde ich sagen...

    „Die Wahrheit“, antwortete sie. „Ich möchte, dass Du mir die Wahrheit sagst, John.“

    „Gut“, meinte er nach kurzem Zögern, atmete tief durch, drückte ihre Hand und begann zu erzählen…
    Das kannst du auch sehr gut... immer kleine Häppchen liefern und uns warten lassen, bis es dir paßt, des Rätsels Lösung zu präsentieren Ich will auch wissen, was zwischen John und Miss O’Brien gelaufen ist.

    Jedenfalls sind John und Teyla total fertig. Und jetzt muß sich Teyla auch noch mit der ungebetenen Besucherin herumschlagen. Ist es Catherine oder Johns Mutter, die da hineingeschneit kommt (oder Miss O'Brian oder sogar Mara) *grübel*

  35. Danke sagten:


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