Dies ist die Übersetzung meiner Story, die ich für den diesjährigen jd_ficathon geschrieben habe. Mein Prompt war eine Geschichte, in der auch Jacks Klon vorkommen sollte - und das war genau der richtige Prompt für mich, denn ich finde es schade, dass wir nie wieder etwas von dem jungen Mann gehört haben.
Aker hat das Beta der deutschen Version übernommen und viele ganz wunderbare Vorschläge gemacht! Ich habe nicht alle (nur fast alle ) übernommen, wenn ihr also noch Ungereimtheiten findet, gehen die alle auf mein Konto. *g*
Nach dieser Vorrede kann es dann ja losgehen.
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Titel: Der perfekte Moment (1/3)
Autorin: Antares
Rating: PG
Genre: Team-FF
Pairing: Jack/Daniel
Beta: Besten Dank für das Beta an !
Inhalt: Jack muss seinen Klon finden, das Team hilft ihm dabei.
Wörter: ca. 8400
Staffel: Mitte 7 (vor "Heroes")
Anmerkungen: Geschrieben für den J/D_ficathon auf Dreamwidth
(Zum Vergrößern bitte klicken)
Jack stürmte in Daniels Büro und blieb für einen Moment auf der Schwelle stehen. Der Arbeitsplatz des Archäologen sah noch mehr als sonst wie die Höhle eines Gold und Edelsteine hortenden Drachen aus. All die Sachen, die SG-7 von der Heimatwelt der Jutarii mitgebracht hatte und die Daniel jetzt katalogisierte, waren in seinem Raum ausgebreitet und bedeckten jede freie Stelle. Die fetten Schaf-Ziege-Wolfs-Statuen, überlebensgroß und mit Reißzähnen, nahmen besonders viel Platz weg.
„Whoa, ich glaube, du brauchst eine Landkarte, um deinen Kaffeebecher in diesem … Basar zu finden!“ Jack manövrierte sich um das direkt am Eingang stehende, grimmig blickende Alienviech herum.
„Hi, Jack. Dir auch einen schönen guten Morgen.“ Daniel warf Jack einen fragenden Blick zu. „Jetzt sag nicht, dass es schon Zeit fürs Mittagessen ist.“ Er versuchte auf seine Armbanduhr zu schauen, was ein wenig schwierig war, da er in jeder Hand eine kleine Glasphiole hielt, die mit verschiedenfarbigen Flüssigkeiten gefüllt waren.
„Nein, noch ist keine Fütterungszeit bei den Archäologen“, bestätigte Jack und versuchte, sich einen Pfad durch die Kisten und Artfakte zu bahnen, um zu Daniels Schreibtisch zu gelangen. „Aber nichtsdestotrotz musst du jetzt sofort mitkommen.“
„Okay. Wohin?“, erwiderte Daniel und schaute Jack fragend an.
„Ja!“, rief Jack mit Triumph in der Stimme und deutete mit seinem Zeigefinger wie mit einem Schwert auf Daniel. „Genau das ist die richtige Einstellung!“ Er fuchtelte noch einmal mit dem Finger herum. „Ich sage ‚Spring’, und du fragst ‚Wohin’.“ Er grinste breit. Nicht, dass er je an Daniels Loyalität gezweifelt hätte, aber es war nett, es hin und wieder so deutlich bestätigt zu bekommen.
„Jack.“ Es war klar, dass Daniel versuchte, sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. „Du bist doch nicht hierher gekommen um meine hypothetische Bereitschaft zu testen, deinen Befehlen ohne zu fragen Folge zu leisten.“ Er zog seine Brauen zusammen und erkundigte sich zögerlich: „Oder doch?“
Jack grinste, dann seufzte er. „Nein, bin ich nicht.“ Unglücklicherweise war sein Grund, Daniel aufzusuchen, ein weit heiklerer. Es gab da eine Sache, die er nicht alleine angehen wollte.
„Also, worum geht’s?“ Daniel stellte die Phiolen in ein kleines Gefäß und wischte seine Hände an einem alten Lappen ab.
„Ich habe soeben einen Telefonanruf der Mountain Springs High School erhalten. Der kleine Racker ist heute früh nicht zum Unterricht erschienen. Jetzt wollen sie mit mir reden, weil ich als sein nächster Verwandter eingetragen bin.“ Er hätte wissen müssen, dass ein Problem nicht einfach wegging, weil man es ignorierte. Man konnte nicht einfach die Wagentür schließen, davonbrausen und hoffen damit wäre alles erledigt. Sechs Monate! Der Klon hatte nur sechs Monate durchgehalten, ehe er sich in Schwierigkeiten brachte!
„Ist es nicht möglich, dass ihm etwas passiert ist?“, fragte Daniel und fuhr seinen Computer herunter.
„Nee. Wir werden wahrscheinlich eher ein ‚Bin Angeln’- Schild an seiner Tür finden. Deshalb denke ich auch, wir gucken da lieber mal vorher nach, ehe wir zur Schule fahren.“
„Aber …“
„Es wäre ja nicht das erste Mal, dass er einfach verschwindet und wir ihn schmollend mit einer Angel an einem einsamen Fluss wiederfinden.“
„Das war eine Ausnahme. Er hatte gerade erst erfahren, dass er ein Klon ist. Und dabei war zu sterben. Denkst du nicht, dass das ausreicht, um zu ‚schmollen’, wie du so es so gar nicht einfühlsam nennst?“, erwiderte Daniel scharf und zog vorwurfsvoll eine Braue nach oben.
Er war ein bisschen überrascht wie vehement Daniel den Klon verteidigte, aber da Jack wollte, dass er ihn in die Schule begleitete, behielt er das lieber für sich. „Na schön. Versuchen wir herauszufinden, was passiert ist, okay?“
Sie zogen sich um und fuhren zu dem – natürlich leeren – Apartment und dann zur Mountain Springs High School.
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So, hier also verbrachte sein jüngeres Selbst seine Tage, dachte Jack, als er das Gebäude betrat. Es war immer noch außerhalb seiner Vorstellungskraft, warum sein Klon es nicht vorgezogen hatte in der Area 51 oder auf einem weit, weit von der Erde entfernten, netten Planeten zu warten, bis er „alt“ genug aussah, um auf ein College oder eine Universität gehen zu können. Warum in Gottes Namen zurück in die Schule? Jack erinnerte sich an die abgestandene Luft in den Korridoren, die untypische Ruhe, die in den Gängen herrschte, wenn alle in den Klassen waren und niemand herumrannte, schrie, lachte und die Türen der Schränke zuknallte.
Die Sekretärin kündigte sie an und sie betraten das Büro der Schulleiterin. Jack fühlte sich von weiteren Erinnerungen überschwemmt. Seine eigenen Schultage; und Jahre später, als er mit Sara zusammen Charlie in die Schule begleitet hatte. Charlie, der es nie bis auf die High School geschafft hatte. Und jetzt war er hier, um etwas über den Unfug seines jüngeren Selbst zu hören. Was für eine verkehrte Welt!
„Vielen Dank, dass Sie kommen konnten, Colonel O’Neill“, sagte Mrs. Gonzales. „Sie sind John Fitzpatricks Onkel?“, las sie vom Bildschirm ab.
„Der bin ich“, bestätigte Jack. Mini-Jack hatte darauf bestanden, den Mädchennamen seiner, nein, ihrer Mutter anzunehmen. Jack dachte immer noch, dass das eine gute Idee gewesen war. Mama hätte es bestimmt gefallen.
„Und Sie sind?“ Sie wandte sich an Daniel.
„Ähm … sein anderer Onkel“, sagte Daniel schnell.
Sie warf Daniel einen durchdringenden Blick zu und Jack sah, wie Daniel schluckte. Aber dann leuchtete ihr Gesicht auf und sie sagte: „Ja, ich erinnere mich. Sie haben ihn zu seinem Schulprojekt im letzten Monat begleitet, nicht wahr?“
Daniel blinzelte, warf Jack einen raschen Blick zu und antwortete: „Ja, das stimmt.“
Was?! Daniel stand offenbar nicht nur in Kontakt mit seinem Klon, er begleitete ihn auch auf schulische Veranstaltungen? Oh Mann, da gab es in Daniels näherer Zukunft aber eine Menge Erklärungsbedarf! Und so wie Daniel auf seinem Stuhl herumrutschte, wusste er das auch. Aber jetzt war nicht die Zeit dafür und Jack konzentrierte sich wieder auf das, was Mrs. Gonzales sagte.
„… ein sehr verantwortungsbewusster junger Mann. Er würde niemals die Schule schwänzen.“
Sprachen sie wirklich über sein jüngeres Selbst? Was war mit den neugeborenen Hündchen von Mrs. Petrecchi, die er unbedingt hatte sehen müssen? Oder dem Tag, als der Wanderzirkus in die Stadt gekommen war? Und dann wurde Jack klar, dass sein vierzig-plus-Ich auch nicht die Arbeit wegen ein paar Welpen oder eines Zirkusses schwänzen würde. Warum sollte das also sein, zumindest im Kopf gleichaltriger, Klon machen?
Schließlich erfuhr Jack, dass sein Klon nicht nur ein sehr verantwortungsvoller Student war, sondern auch selbstbewusst, sarkastisch und ein guter Sportler. Er hatte hervorragende Noten, eine ruhige Autorität und schien oft älter als siebzehn. Nun, besonders der letzte Punkt erstaunte Jack jetzt nicht wirklich. Aber er fragte sich, wie und wann es dem jungen Mann gelungen war, die Air Force zu überreden, ihn siebzehn zu „machen“ statt fünfzehn. Aber klar, mit siebzehn war es einfacher, ihm die Genehmigung zu verschaffen, allein wohnen zu dürfen als mit fünfzehn. Und, Gott, war er froh, dass er diesen Status hatte, denn Jack hätte mit Sicherheit nicht zu irgendwelchen Elternabenden gehen wollen!
„Was mich beunruhigt“, sagte Mrs. Gonzales, „ist die Möglichkeit, dass er vielleicht vor irgendwem oder irgendetwas weggelaufen ist. Denn bereits in der ersten Schulwoche hat er mich gebeten, Sie anzurufen, wenn er nicht bis spätestens zwei Stunden nach Schulbeginn da sei.“ Sie warf Jack einen fragenden Blick zu.
Eine ganze Liste voller Namen, die liebend gerne einen Jack O’Neill-Klon in ihre Hände bekommen würden, ratterte durch Jacks Kopf aber er zuckte mit den Schultern. „Da weiß ich nichts von. Vielleicht hatte er nur Angst, dass er einen Unfall haben könnte. Allein in seiner Wohnung – möglich, dass ihn erst nach Wochen jemand finden würd. Man liest ja von solchen Sachen.“
„Vielleicht.“ Sie sah so aus, als würde sie versuchen, sich selbst davon zu überzeugen. „Falls Sie noch weitere Möglichkeiten haben, ihn zu erreichen, als über Telefon und E-mail, bitte probieren Sie das und lassen Sie es uns wissen, wenn Sie ihn gefunden haben. Sonst werden wir die Behörden einschalten müssen“, endete sie.
„Das wird nicht nötig sein.“ Dass die Polizei ihre Nase in die Angelegenheit steckte und womöglich die Löcher in der Coverstory fand, war das Letzte, was das SGC und der Klon gebrauchen konnten. Jack lächelte beruhigend. „Ich weiß ein, zwei Plätze, wo wir nachsehen können“, log er. „Wir werden ihn finden.“
„Er ist seiner Großmutter sehr verbunden, vielleicht ist er dahin gegangen“, steuerte Daniel – nicht sehr hilfreich – bei.
Denn bei „Großmutter“ hatte Jack sofort an Rotkäppchen denken müssen, aber glücklicherweise fügte Daniel nicht noch hinzu, dass die nicht existente Großmutter krank war, so dass Jack in der Lage war, mit einem einigermaßen ernsten Gesicht zustimmend zu nicken und zu sagen: „Wir werden sie anrufen.“
Nachdem sie Mrs. Gonzales noch einmal versichert hatten, dass sie sie informieren würden, sobald sie Neuigkeiten hätten, verließen sie die Schule.
„So, Daniel“, sagte Jack, nachdem sie die Sicherheitsgurte angelegt hatten. „Du und der Klon, hm?“
„Sein Name ist John. Und ja, ich dachte, dass es meine Verantwortung wäre, ab und an mit ihm zu sprechen. Und als er mich gebeten hat, ihn zu dem Schulprojekt zu begleiten, habe ich es gemacht.“ Daniel streckte herausfordernd sein Kinn vor. „Wenn du nicht jeglichen Kontakt zu ihm abgebrochen hättest, hättest du das sein können.“
„Hey, warum verstehst du nicht, was an dieser Situation sehr, sehr sonderbar ist? Ich möchte kein Teil seines sozialen Umfelds sein. Ich möchte auch nicht rumrennen, um ihn jetzt zu suchen, aber das ist eine Verantwortung, der ich mich wohl nicht entziehen kann.“ Jack umklammerte das Lenkrad fester. Er wollte nicht zusehen, wie ein anderes Ich all dieselben Fehler wieder machte – oder alles richtig machte. Er war sich nicht sicher, was schwerer mitzuverfolgen wäre.
Daniel sah so aus, als hätte er gerne etwas hinzugefügt, aber ganz betont schloss er den Mund.
„Was?“ Sein Freund wollte ihm Vorhaltungen machen, während er sich hinter seinem Rücken herumgeschlichen hatte, um sich mit dem Klon zu treffen? Da war es doch wohl eher an Jack, ihm Vertrauensbruch vorwerfen zu können. Er war bereit! Daniel sollte ruhig loslegen!
„Nichts.“ Daniel schüttelte den Kopf.
Weiser Entschluss. Jack nickte. „Schön.“
„Schön. Wo fangen wir an?“
Jack seufzte. „Wir gehen zurück ins SGC. Je früher wir loslegen, umso schneller ist die Sache erledigt.“ Und der Klon würde nur wieder ein Schatten sein, über den er nichts wusste. Und das war auch besser so. Für alle Beteiligten.
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Eine Stunde später saßen Jack, Daniel, Sam, Teal’c, Janet und General Hammond um den Konferenztisch des SGC herum und Jack berichtete von dem Treffen in der High School. Sie riefen sofort in allen Krankenhäusern an, aber nirgends war ein junger Mann, auf den die Beschreibung zutraf, eingeliefert worden.
„Welche Informationen haben wir über ihn, die uns weiterhelfen können?“, fragte General Hammond.
„Ich sehe ihn einmal im Monat für seine psychologische Beurteilung“, begann Janet. „Und meiner Meinung nach ist es sehr unwahrscheinlich, dass er verschwindet, ohne eine Nachricht zu hinterlassen. Deshalb ist ein Unfall oder etwas, das ihn emotional sehr stark getroffen hat, wohl das Wahrscheinlichste.“
„Fehlte sein Auto?“, fragte Sam.
„Er hat ein Auto?!“ Wann …? Natürlich würde sein jüngeres Selbst so schnell wie möglich ein Auto haben wollen. Aber … „Wieso wissen Sie, dass er ein Auto hat?“, fragte Jack seinen Major.
Sam spielte mit dem Aktenordner, der vor ihr lag, dann schaute sie auf und sagte: „Daniel hat das Auto gekauft, Siler und ich haben es repariert. Es ist ein blauer Subary Justy, Jahrgang 1984.“
„Ugh. Was für ein hässliches Auto.“ Bevor Jack noch etwas hinzufügen konnte, unterbrach Daniel ihn.
„Er geht zur Schule. Er kann keinen solchen Monster-Ford, wie du ihn fährst, fahren.“
Jack drehte sich zu Daniel herum. „Hättest du ihm nicht wenigstens was Schickes kaufen können? Oder ein Motorrad? Ich wollte immer ein …“
„Colonel“, intervenierte General Hammond, „bitte diskutieren Sie am Ende dieses Treffens, welches das angemessene Auto für John ist.“
„Machen wir.“ Jack nickte und murmelte verächtlich vor sich hin: „Ein Subaru Justy.“
„In seiner letzten E-mail hat er mir geschrieben, dass er sich einige Universitäten anschauen wollte, aber ich bin mir sicher, dass er das nicht während der Schulzeit gemacht hat“, stellte General Hammond fest.
„Stopp!“ Jack hielt seine Hände hoch. „Wollen Sie mir sagen, dass jeder hier in diesem Raum irgendwie mit Mini-Me in Kontakt geblieben ist während der letzten sechs Monate? Jeder außer mir?“
„Das ist nicht korrekt, O’Neill. Ich habe an keinen Aktivitäten teilgenommen, die deinen Klon betreffen.“ Der Jaffa neigte seinen Kopf.
„Danke, Teal’c. Das ist wirklich beruhigend zu wissen.“ Jack wusste, dass er angepisst klang, und er war angepisst, obwohl es seine Entscheidung gewesen war, nicht in Kontakt zu bleiben. Aber jetzt musste er erfahren, dass jeder hier mehr über „den anderen Jack“ oder John oder wie auch immer er genannt werden wollte, wusste als er. Und das fühlte sich verdammt seltsam an.
„Lassen Sie uns zum eigentlichen Problem zurückkommen“, mahnte Hammond. „Wir müssen mehr über sein Verschwinden herausfinden. Durchsuchen Sie sein Apartment und versuchen Sie herauszufinden, ob er irgendwelche Anhaltspunkte hinterlassen hat. Wir sollten auch in Betracht ziehen, dass er entführt worden ist. Wir wissen, dass unsere Coverstory nicht ganz wasserdicht war. Es könnte also sein, dass jemand herausgefunden hat, wer er wirklich ist.“
„NID?“ fragte Daniel, während Teal’c im selben Moment „Goa’uld?“ sagte.
Und mit diesen beiden Wörtern rutschte für Jack alles in eine andere Perspektive. Wurde von einem Dummejungenstreich, dem er nur ungern nachging, zu etwas Bedrohlichem. Ba’al und sein Folterkeller waren wieder zurück. Jack schmeckte in seinem Mund sein Blut, die hilflose Verzweiflung, immer wieder sterben müssen, um nur kurz darauf wieder zum Leben erweckt zu werden. Das wünschte er seinem schlimmsten Feind nicht – und seinem jüngeren Selbst schon mal gar nicht. Er hoffte nur, dass Teal’c dieses Mal nicht recht hatte. Ja, sie mussten Mini-Jack so schnell wie möglich finden!
„Finden wir es heraus.“ Der General erhob sich vom Konferenztisch. „Wegtreten und viel Erfolg.“
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TBC ...