Titel: Weihnachten in Wolfratshausen
Autor: Redlum
Fandom: Supernatural, Hubert und Staller (erwähnt: Der Schuh des Manitu, (T)Raumschiff Surprise)
Rating: G
Weihnachten in Wolfratshausen
„Und wo war der Weihnachtsmann, der dir das hier geschenkt hat?“, fragte Dean den Jungen und sah auf den Griff des Lichtschwerts, welches er diesem gerade entwendet hatte.
Der Zwölfjährige sah trotzig zu Dean hinauf. „Ist das FBI hier überhaupt zuständig?“
Dean verdrehte die Augen. Anderer Leute Eigentum zerstören, aber bei den Verbrechensbekämpfern auf die Einhaltung der Regeln pochen. Er verschränkte die Arme und funkelte den Jungen an. „Ja! Und jetzt …“
Sam legte seinem Bruder beschwichtigend den Arm auf die Schulter und wandte sich an den Jungen: „Und jetzt: Wo ist der Weihnachtsmann?“
Der Junge deutete hinter sich: „Straße runter, erste rechts. Kann ich jetzt mein Geschenk wieder haben?“
Sam und Dean tauschten Blicke und sahen dann zu der Parkbank, die der Junge mit Hilfe des Lichtschwertes gerade fachgerecht zerlegt hatte. „Nein.“
Der Junge grummelte etwas, sah Sam und Dean giftig an, trollte sich dann aber.
„Wird Zeit, dass wir unseren Geschenkeverteiler endlich finden“, meinte Dean und warf das voll funktionsfähige Lichtschwert in den Jutesack, den Sam bei sich trug und in welchem sie schon allerlei konfiszierte seltsame Geschenke verstaut hatten.
Als sie in die Straße einbogen, die ihnen der Junge genannt hatte, sahen sie sich tatsächlich einem Weihnachtsmann gegenüber, der ihnen allerdings den Rücken zudrehte. „He!“, rief Sam, wodurch sich der angesprochene zu ihnen umwandte.
Der Weihnachtsmann wirkte überrascht, als er die beiden Brüder sah. „Ihr hier?“
Dean stutzte. Die Stimme kannte er. War das unter dem Kostüm tatsächlich …? „Cas?“
Der Angesprochene zog sich den falschen Bart hinunter und enthüllte tatsächlich Castiels Gesicht.
„Cas, was machst du hier?“, fragte Sam und runzelte die Stirn.
„Naja, man hat mir nahe gelegt, dass ich nicht als Jäger arbeiten soll“, dabei sah er kurz Dean an, „daher dachte ich, ich versuche es mal mit was anderem. Wünsche erfüllen an Weihnachten zum Beispiel. Freude unter die Menschen bringen, wenn ich sie schon nicht vor Geistern, Vampiren und Gestaltwandlern retten darf.“
„Als Weihnachtsmann?“, fragte Dean fassungslos und überging damit Castiels stillen Vorwurf. „Bist du nicht ein Engel Gottes? Solltest du da nicht als Christkind oder so unterwegs sein?“
Castiels Augen wurden groß. „Dean! Ich kann mich doch nicht als Jesus, den Sohn Gottes ausgeben! Als erfundene Person, mit rotem Mantel und falschem Bart dagegen schon.“
„Was mich wieder zu meiner ursprünglichen Frage zurückführt“, mischte sich Sam wieder in das Gespräch ein. „Was machst du hier? In Deutschland?“
„Oh. Der Weihnachtsmann ist überall tätig.“
„Aber jetzt nicht mehr!“, sagte Dean sauer und zog das Lichtschwert und eine Stabwaffe aus Sams Jutesack. „Cas, die Dinger sind gefährlich! Ab jetzt keine Wunscherfüllungen mehr zur Weihnachtszeit!“
Castiel seufzte und hob ergeben die Hände nach oben. Dann stutzte er. „Was macht ihr eigentlich in Deutschland?“
„Wir sind bei einer Jagd auf einem Geisterschiff gelandet, dass auf dem Weg von Amerika nach Europa war“, erwiderte Sam, „wir konnten es unschädlich machen, als wir letzten Monat in Amsterdam angelegt hatten. Und du kennst ja Deans Flugangst“, dabei sah er zu seinem Bruder hinüber, „also lange Rede, kurzer Sinn: Wir sind jetzt in Europa tätig.“
„Und schon erfolgreich gejagt?“, fragte Castiel ehrlich interessiert.
„Oh ja“, sagte Dean schnell. „Erst gestern Vormittag einen dreifachen Geist der Weihnacht und heute einen falschen Weihnachtsmann.“
Castiel runzelte die Stirn. „Dreifacher Geist der Weihnacht?“
„Ein Geist der in dreifacher Ausführung erscheint“, erklärte Sam. „Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Kommt häufiger vor als man denkt, aber seltsamer Weise meistens nur zur Weihnachtszeit.“
„Und erfolgreich gewesen?“
„Naja …“ Sam und Dean sahen sich an. „Also es hat sich herausgestellt, dass die drei Geister nur Leute waren, die sich zufälligerweise recht ähnlich sahen. Der Geist der Vergangenheit war ein Cowboy, der mit einem Zeitreisesofa unterwegs war, welches er im wilden Westen gefunden hatte, der Geist der Gegenwart war ein einfacher Polizist und der Geist der Zukunft ein Raumschiffkapitän aus dem 24. Jahrhundert, der in die Vergangenheit gereist ist, um …“
„… einen lebendigen Wal zu besorgen“, beendete Castiel den Satz.
„Woher weißt du dass?“, wollte Sam überrascht wissen.
„Hab ihm vorher einen auf sein Raumschiff geliefert. Zusammen mit ganz viel Käse-Sahne. Nette Crew übrigens. Etwas seltsam und farbenfroh, aber nett. Was ist mit dem falschen Weihnachtsmann?“
Sam und Dean starrten Castiel an.
Castiel schaute verwirrt zurück, bis ihm schließlich ein Licht aufging und er an sich hinunterblickte. „Ohhh! Verstehe. Ich sehe, ihr seid hier in Europa sehr erfolgreich.“ Mit diesen Worten nickte er ihnen zu. „Also dann Jungs, nachdem ich aus dem Weihnachtsgeschäft jetzt wohl auch draußen bin …“
„Warte!“, unterbrach Dean den Engel schnell, bevor dieser verschwinden konnte. „Kannst du uns nicht wieder mit in die USA nehmen?“
„Ja klar“, Cas legte den Kopf leicht zur Seite, „aber hast du nicht gerade eben gesagt, ich soll zur Weihnachtszeit keine Wünsche erfüllen?“
„Schon, aber …“
Castiel deutete mit seinem rechten Zeigefinger auf Dean und grinste. „Dann war das gerade ein Test. Sehr gut Dean. Also Jungs, man sieht sich!“ Mit diesen Worten war Cas verschwunden.
„Bitte erschieß mich“, stöhnte Dean.
„Pass auf was du sagst“, entgegnete Sam und schulterte den Jutesack, „deine Wünsche könnten sich erfüllen.“ Er klopfte Dean aufmunternd auf die Schulter. „Komm, lass uns mal schauen, ob wir noch irgendwo einen dreifachen Geist der Weihnacht finden. Was hast du dem Polizisten eigentlich erzählt, nachdem du seinem Kollegen das Salz ins Gesicht geworfen hattest?“
Dean zuckte die Schultern. „Die Wahrheit.“
„Die Wahrheit?“
„Er war recht aufgeschlossen“, verteidigte sich Dean, „und was hätte ich nach der Salzattacke denn sonst bitte schön sagen sollen?“
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Hubert sah sauer zu Staller hinüber, der gerade einen Salzstreuer auf seine flache Hand entleert hatte, bereit ihm das Häufchen ins Gesicht zu pusten. „Jetzt hör endlich auf mit dem Schmarrn! Ich bin kein Geist! Wie oft willst du mich jetzt noch mit Salz attackieren?“
Staller kniff ein Auge zu und ließ die Hand leicht sinken. Hubsi hatte recht. Den Salztest hatte er jetzt schon ziemlich oft bestanden. Andererseits … vielleicht war nur die Menge nicht ausreichend gewesen. Und ein Geist würde an Hubsis Stelle genau das gleiche sagen. Er hob die Hand und blies einmal kräftig.
Während der sich nicht auflösende Hubert laut zu fluchen begann, sah Staller sich nach dem nächsten Salzstreuer um.