Titel: Wächter der Stadt im Eis (Teil 1/3)
Autorin: Antares
Fanart: John's Chaya
Serie: SG-1
Staffel: Ende der 6. Staffel, direkt vor „Der Kreis schließt sich“.
Inhalt: Ihre Mission an den Rand der Milchstraße führt das Team auf einen unwirtlichen Planeten. Doch in der Stadt im Eis wartet auch eine Überraschung auf Jack, Sam, Teal’c und Jonas.
Genre: Gen, ganz zum Schluss Pre-Slash (Jack/Daniel)
Rating: PG
Beta: Besten Dank an meine Betaleserin Tamara
Wörter: 10 000
Anmerkungen:
1) Enthält (sinngemäße) Zitate aus den Episoden ‚Abyss’ und ‚Der Kreis schließt sich’
2) Lehnt sich an einige Ereignisse in der SGA-Episode: „Sanctuary“ an.
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„Verflucht, ist das kalt hier!“, waren Jacks erste Worte, nachdem ihn das Wurmloch auf PX9-9Z9 ausgespuckt hatte. „Kälter als in meiner Tiefkühltruhe!“
„Minus 17,9 Grad, Sir“, stellte Carter mit einem Blick auf eines ihrer Messgeräte fest.
„Das ist aber noch mal zehn Grad weniger als das MALP gestern gezeigt hat. Da hätte ich noch eine Wollunterhose mehr angezogen, wenn ich das gewusst hätte“, meckerte Jack und zog den Fellrand seiner Kapuze tiefer ins Gesicht, um besser gegen den schneidenden Wind geschützt zu sein.
„Temperaturstürze um zehn, fünfzehn Grad innerhalb von vierundzwanzig Stunden sind auf der Erde doch aber nichts Ungewöhnliches“, stellte Jonas Quinn fest.
War ja klar, das ihr selbsternannter Wetterexperte etwas dazu zu sagen hatte, dachte Jack seufzend.
„Der Wind macht es gefühlt kälter als es ist, O’Neill“, gab jetzt auch noch Teal’c seine Einschätzung bekannt.
„Ich teile es meinen frierenden Zehen mit“, grummelte er.
Jack war auf der obersten Stufe der Treppe, die vom Gate hinab führte und auch mit Schnee bedeckt war, stehen geblieben und schaute sich um. Das fahle Licht einer Doppelsonne, die sehr niedrig am Himmel stand, beleuchtete blau-grau eine eisige Landschaft. Das Stargate stand in einer weiten Ebene, die von verschneiten Bergen umgeben war. In der Ferne lag ihr Ziel, der Grund, warum sie ausgerechnet hierher gekommen waren. Ein riesiger Palast, oder eine Stadt, die aus zahlreichen Türmen bestand, die hoch in den Himmel ragten.
„Manhattan im Kleinformat“, meinte Jack und deutete mit seiner behandschuhten Hand in Richtung der Gebäude.
„Es sieht sehr gut erhalten aus. Ich bin gespannt, was wir darin finden“, antwortete Sam und ihrer Stimme war die Vorfreude anzuhören.
‚Gott, Daniel hätte das hier geliebt!’, dachte Jack mit einem plötzlichen Stich ins Herz. Er hätte jetzt alle zur Eile angetrieben, weil er es nicht hätte erwarten können, sich dort umzuschauen. Hätte bereits jetzt Theorien aufgestellt, warum die Stadt dort war, wer sie erbaut hatte und warum sie so gut erhalten war. In Momenten wie diesen, wenn ein Archäologe gefragt war, war der Schmerz, Daniel verloren zu haben, wieder besonders akut. Sonst schaffte Jack es zumindest auf Missionen – meist – zurückzudrängen, dass Daniel jetzt auf anderen Ebenen unterwegs war.
Sicher, er hatte sich inzwischen an Jonas gewöhnt, er ging ihm nicht mehr ganz so auf die Nerven wie zu Beginn und war von allen Kandidaten, die er als viertes Teammitglied ausprobiert hatte, noch der beste gewesen. Oder … oder es war ihm mit der Zeit einfach gleichgültiger geworden, wer Daniels Posten übernommen hatte. Und da war Jonas genauso gut wie jeder andere.
„Es gibt verschiedene Möglichkeiten, den Windchill-Effekt zu quantifizieren ...“, hörte er Jonas gerade dozieren.
Jack rollte die Augen. Nun, vielleicht doch nicht. Aber er konnte ihn ja einfach ausblenden.
„Alles okay mit dem Gate?“, fragte er Carter, die ein Messgerät an das DHD hielt und die Brauen zusammenzog.
„Ich hatte den Eindruck, dass der Ereignishorizont langsamer als gewöhnlich zusammenfällt und meine Messungen bestätigen das. Sir, das Gate ist zwar funktionstüchtig, aber es braucht mindestens zwölf Stunden bis es wieder ‚aufgeladen’ ist, um es mal laienhaft auszudrücken.“
„Ein bisschen eingerostet?“
„So etwas in der Art. Dieses ist die am weitesten entfernte Gateadresse, die wir bisher besucht haben. Es ist durchaus möglich, dass es sich deshalb auch um eines der ältesten Gates in unserer Galaxie handelt.“
„Aber es wird wieder ‚anspringen’, wenn wir zurück wollen?“ Jack wollte in diesem Kühlschrank ganz sicher nicht länger als nötig bleiben.
„Ja, Sir, ich bin sehr zuversichtlich.“
„Okay, dann …“
„O’Neill“, unterbrach Teal’c ihn. „Es gibt Bewohner auf diesem Planeten.“ Er zeigte mit seinem Finger in die Richtung, die in Jacks Rücken lag.
Alarmiert drehte Jack sich um. Dann entspannte er sich wieder und kniff die Augen zusammen, um schärfer zu sehen. Eine Herde von Tieren, die ziemlich genau wie irdische Mammuts aussahen, inklusive Zottelfell und gebogenen Stoßzähnen, zog von den Bergen herunter. Knapp zwanzig Tiere schritten langsam und gemächlich auf sie zu, hielten sich aber in respektvollem Abstand.
„Wow, cool.“ Jack ließ sein Fernglas sinken. „Das sieht aus wie in Jurassic-Park, nur etwas eisiger.“
„Mammuts sind Pflanzenfresser“, sagte Carter erleichtert.
„Aber wo Pflanzenfresser sind, sind auch Fleischfresser nicht weit“, wandte Teal’c ein.
„Denkst du an einen Tyrannosaurus Rex?“, fragte Jack. Das würde ihm gar nicht gefallen, selbst wenn sie bewaffnet waren.
„Die haben nicht zur selben Zeit gelebt“, wandte Carter ein.
„Bei uns nicht. Aber wer garantiert, dass das hier genauso ist?“, erkundigte sich Jack.
„Niemand, Sir. Leider.“ Sam suchte aufmerksam den Horizont ab.
„Also erhöhte Wachsamkeit“, ordnete Jack an und machte eine auffordernde Handbewegung in Richtung der Stadt im Eis.
„Ich habe Jurassic-Park noch nicht gesehen. Worum geht es in dem Film?“, erkundigte sich Jonas, der neben Jack in dessen Schrittmuster fiel.
„Um nervige Wissenschaftler, die von Sauriern gefressen werden“, fasste Jack den Film in acht Worten zusammen.
„Oh.“
„Genau.“ Jack stapfte weiter und ließ seinen Blick aufmerksam von links nach rechts schweifen.
Eine Begegnung der fleischfressenden Art war nun wirklich das Letzte, was sie brauchten. Es war auch so schon ungemütlich genug hier. Es war wirklich arschkalt und der einsetzende leichte Schneefall machte den Marsch nicht gerade angenehmer. Vielleicht hätte er doch für den Planeten mit den weißen Sandstränden stimmen sollen? Auch wenn Carter gesagt hatte, dass die UV-Strahlung dort krankhaft hoch war? Aber Lichtschutzfaktor hundert oder darüber hätte dem ja abgeholfen. Und ob es nun besser war, sich seine Nase abzufrieren oder einen Sonnenbrand zu riskieren, war noch nicht entschieden.
Nur gut, dass Daniel nicht mit war. Der war eine solche Frostbeule, gewöhnt an die Sonne Ägyptens und Abydos’, dass er sich wahrscheinlich die ganze Zeit beschwert hätte. Je länger Jack dem Gedanken nachhing, umso weniger fand er ihn zutreffend. Nein, Daniel hätte vor lauter Wissensdurst vergessen, dass die Temperaturen fast den absoluten Nullpunkt erreichten und hätte ihm wahrscheinlich das Ohr abgequatscht während des Gehens und ihn auf immer neue faszinierende Details aufmerksam gemacht, je näher sie der Stadt kamen. Jack seufzte tief auf.
Daniel hätte es hier gefallen. Die Türme, denen sie sich langsam aber stetig näherten, waren wirklich eindrucksvoll. Das hier war nicht von vor-industriellen, herumziehenden Nomaden erbaut worden, hier hatte jemand hochentwickelte Technik zur Verfügung gehabt. Ein zentraler Turm wurde von Dutzenden von … Wolkenkratzern, das war wohl das beste Wort, umgeben. Filigran und dennoch mächtig ragten sie in den Himmel. Plötzlich rissen die Wolken an einer Stelle auf und ein paar Sonnenstrahlen beleuchteten die Spitzen der Türme, die in der tiefstehenden Sonne funkelten. Jack musste einen Moment anhalten und das atemberaubend schöne Bild auf sich wirken lassen.
„Es sieht wunderschön aus. Wie ein post-modernes Märchenschloss.“ Carter hatte zu ihm aufgeschlossen und starrte mit großen Augen auf die Stadt.
Jack hätte gerne gefrotzelt, dass ausgerechnet sie an Märchenschlösser dachte, aber ihm ging auf, dass sie nicht ganz Unrecht hatte. Etwas Unwirkliches, etwas aus der Zeit Gefallenes, umgab diese Anlage, die so gar nicht zu den Mammuts zu passen schien.
„Ja.“ Er nickte. „Bin gespannt, welche Prinzessin wir dort vorfinden werden.“ Er grinste sie an und sie lächelte zurück.
Sie hatten den halben Weg zurückgelegt, als Teal’c, der voraus ging, die zur Faust geballte Hand nach oben reckte. „Halt!“
Alle blieben sofort stehen und lauschten in den heulenden Wind hinein.
Jack wollte gerade fragen, ob Teal’c sich nicht getäuscht hatte, als auch er plötzlich etwas zu hören glaubte, das entfernt an Hundegebell, nein, eher Löwengebrüll erinnerte. Und keine zwei Sekunden später sah er die Fleischfresser, die zu sehen sie schon befürchtet hatten.
Keine T-Rexe, immerhin. Aber ein Rudel von etwa fünfzig kleinen Säbelzahntigern näherte sich ihnen. Sie mochten eher Hundegröße haben und ihnen nur bis zum Knie gehen, aber ihre Zähne waren dennoch eindrucksvoll genug. Selbst auf diese Entfernung hin, konnte er sehen, dass gut zehn Zentimeter lange Reißzähne ihr Gebiss schmückten, die in einer Form gebogen waren, die ihn automatisch an Säbelzahntiger denken ließ. Die wollte man wirklich nicht im Oberschenkel spüren!
Die Säbelzahnhunde, so beschloss Jack sie zu nennen, gingen nicht sofort zum Angriff über. Vielmehr verharrten sie an einem Platz und liefen hektisch durcheinander. Sie waren mager und ihre Muskelstränge traten deutlich unter dem Fell hervor. Wahrscheinlich war das SG-Team das Köstlichste aber auch Fremdartigste was ihnen seit langem untergekommen war. Ihre Aufregung und Verwirrung war spürbar. Jack befahl, alle Waffen einsatzbereit zu halten. Dann feuerte er einen Warnschuss in die Luft.
Die Tiere stoben erschreckt auseinander – sammelten sich aber sofort wieder und kamen noch ein paar Schritte näher. Mist, Jack hatte gehofft, sie ganz einfach vertreiben zu können. Schusswaffen schienen sie aber nicht als tödliche Bedrohung zu empfinden, sondern sie hatten sich wohl vor allem vor dem Lärm des Schusses erschreckt. Oder der Hunger war mächtiger als alle Angst. Das war gar nicht gut.
Noch während Jack sich überlegte, dass er ungern ihr Mittag- oder Abendessen werden würde, überschlugen sich die Ereignisse. Eine Gruppe von etwa einem Dutzend Tiere löste sich aus dem Pack und stürzte in rasanter Geschwindigkeit auf sie zu.
„Feuer!“, schrie Jack, während seine Teamkameraden schon auf die Angreifer schossen.
Mit einem durchdringenden Aufjaulen, stürzten ein, zwei Tiere im Sprung zu Boden, ein weiteres blieb aufheulend auf dem Boden liegen und versuchte, seine klaffende Bauchwunde zu lecken. Der weiße, bis dato unberührte Schnee wurde durch eine weitere Salve von Schüssen, die auf Körper trafen, rot gefärbt.
Obwohl sie ununterbrochen feuerten, schaffte es einer der Säbelzahnhunde tatsächlich bis zu ihnen vorzudringen. Das völlig panische Tier kratzte, biss und schnappte, und da es nicht nur Zähne wie exzellente Steakmesser hatte, sondern auch Klauen, die rasierklingenscharf waren, richtete es einiges an Schaden an, ehe es Teal’c gelang, es mit einem Schuss aus der Zat zu betäuben, ohne dabei einen seiner Kollegen mit im Visier zu haben.
Jack wollte gerade aufatmen, als er sah, dass die anderen vierzig Säbelzahnhunde von den gemeuchelten Artgenossen nicht abgeschreckt wurden. Vielmehr schien es, als ob der Geruch des Blutes in der Luft ihre Angriffsinstinkte weckte.
Eine wogende, geifernde, kläffende Masse aus fast vierzig Säbelzahnhunden stürzte auf sie zu. Drei, vier setzten sich an jeder Seite ab und wollten wohl versuchen sie zu umrunden, um sie so von der Seite angreifen zu können.
„Scheiße!“ Jack legte an und schoss und schoss und schoss – aber das würde nicht reichen. Er überschlug es im Kopf und berechnete, dass es ein gutes Dutzend bis zu ihnen schaffen würde, selbst, wenn jeder Schuss ein Treffer war, was bei diesen superschnell beweglichen Zielen sicher nicht der Fall war. Das sah nicht gut aus.
Das wäre ein beschissenes Ende für ihr erfolgreiches Team. Wahrscheinlich würden noch nicht einmal Leichen übrigbleiben, die ein anderes SG-Team zurückholen konnte, wenn die Raubtiere mit ihnen fertig waren. Eisplaneten schienen wirklich nicht seins zu sein, zu viele Missionen auf diese kalten Welten hätten *beinahe* in der Katastrophe geendet, und jetzt schien sein Vorrat an Rettungen in letzter Minute wirklich aufgebraucht zu sein. Aber er würde so viele von den Bestien mitnehmen, wie er konnte, vielleicht schaffte es wenigstens einer aus dem SG-Team zurück ins SGC. Er fixierte einzelne Tiere in der rennenden, geifernden, kläffenden Meute und feuerte weiter.
Als sie kaum mehr dreißig, vierzig Meter von ihnen entfernt waren, kam ein heftiger Wind auf. Er strudelte, und innerhalb weniger Sekunden verdichtete er sich. Wie ein zielgerichteter Tornado fegte er im nächsten Moment genau zwischen ihnen und den Hunden hindurch. Die Windhose nahm beiden Seiten die Sicht, und dem Gejaule nach zu urteilen, wurden einige der Tiere erfasst und durch die Luft geschleudert.
Jack, Sam, Teal’c und Jonas klammerten sich in diesem Wirbelsturm aus Eispartikeln aneinander, um nicht zu Boden gerissen zu werden. Als Jack den Kopf ein wenig hob, sah er mit Erstaunen und Erleichterung, dass der Tornado sich von ihnen entfernte und die Säbelzahnhunde vor sich hertrieb, herumwirbelte und in Richtung der Berge scheuchte.
Kurze Zeit später war alles vorbei und die Ebene lag genauso ruhig vor ihnen, wie vor dem Angriff. Nur die toten Raubtiere im Schnee und ihre an einigen Stellen zerrissenen und blutigen Uniformen waren Zeugen, dass das hier ganz knapp gewesen war.
„Das war eine sehr glückliche Fügung“, gab Teal’c mal wieder das Understatement des Tages heraus.
„Yep. Sehr glücklich und sehr seltsam. Irgendjemand so verletzt, dass er es nicht bis zur Stadt da vorn schafft? Teal’c? Carter? Jonas?“ Jack bemühte sich um Normalität, auch wenn der Adrenalinpegel in ihm noch unnatürlich hoch war.
„Alles in Ordnung, Sir, nur ein paar Kratzer.“
„Meinem Weitergehen steht nichts im Wege.“
„Ich glaube, ich kann mit dem rechten Bein nicht auftreten“, sagte Jonas und sog zischend die Luft ein.
Jack schaute ihn sich genauer an. Es klaffte nicht nur ein Loch in der Uniform, sondern auch in Jonas Bein, damit konnte er definitiv nicht auch nur einen Meter gehen. Sam holte umgehend das Erste-Hilfe Pack aus dem Rucksack. Teal’c stützte Jonas und Jack wickelte den Verband so fest wie möglich um Jonas Oberschenkel herum.
Danach stützten Teal’c und Jack Jonas, der nach der Hälfte des Weges das Bewusstsein verlor und von Teal’c den Rest getragen wurde. Die Ausrüstungsgegenstände der beiden schulterten Jack und Sam und so kamen sie viel langsamer als gedacht voran und standen endlich mit Einbruch der Dunkelheit völlig erschöpft und durchgefroren an dem äußersten Turm der Stadt.
Sam versuchte die erste Tür zu öffnen – aber vergeblich. Auch bei der zweiten hatte sie kein Glück, so dass sie mit Teal’c den Platz wechselte, der Jonas sanft auf den Boden gebettet hatte. Der Jaffa versuchte brachiale Gewalt anzuwenden, rammte seine Schulter in die Tür und setzte einen Tritt dagegen – ebenfalls erfolglos.
„Soll ich auf das Schloss schießen?“, fragte der Jaffa.
„Das ist nicht die feine englische Art einen Besuch zu machen, aber bevor wir uns hier draußen den Hintern abfrieren …“ Jack nickte Teal’c zu.
Teal’c schoss mit seiner Zat, Sam mit einer irdischen Waffe, aber nichts geschah. Nicht einmal eine Delle im Metall. Das sah verdammt nach einem aktiven Schutzschild aus.
„Gibt’s denn keine Klingel?“, fragte Jack und schob die Kapuze in den Nacken, um an dem Turm nach oben zu schauen. Die ersten Fenster begannen erst in ungefähr drei Metern Höhe und Jack fürchtete, dass auch sie schusssicher waren.
„Nein, Sir. Und um Ihrer Frage zuvor zu kommen, ich habe auch keinen Schlüssel mitgenommen. Außerdem sieht das hier eher nach einem Handscanner aus, für den keiner von uns den richtigen Abdruck haben dürfte.“ Sam zog einen Handschuh aus und legte für ein paar Sekunden ihre Hand auf die dunkelgrüne Fläche.
Nichts geschah.
Jack stapfte auf die Tür in der Wand zu und schimpfte: „Ich werde jetzt sicher nicht direkt hier vor dem Tor zu Tiefkühlgemüse werden. Irgendwie muss das blöde Ding doch aufgehen.“ Mit voller Wucht hieb und trat er erst erfolglos auf die Tür ein, dann knallte er seine Hand gegen das Teil, das Carter Handscanner genannt hatte – und machte vor Überraschung einen Schritt zurück, als es hellgrün aufleuchtete und die Eingangtür sich langsam aufschob.
„Woah.“ Er schaute auf den Scanner, schaute auf seine Hand und strich erstaunt drüber. „Ich schwör’s! Ich bin hier noch nie gewesen. Keine Ahnung, warum die meinen Fingerabdruck in der Datenbank haben.“
„Es ist jedenfalls höchst erfreulich“, nickte Teal’c.
„Das kann man wohl sagen“, meinte Carter aus tiefstem Herzen und half, den immer noch bewusstlosen Jonas durch die Tür zu bugsieren.
Jack folgte mit dem Rest des Gepäcks und die Tür schloss sich automatisch hinter ihnen. Jack warf einen misstrauischen Blick auf die Tür und spürte ein ungutes Gefühl in sich aufsteigen. Vielleicht hätte er mit Daniel nicht ganz so viele alte Horrorfilme sehen sollen. Da war das nie ein gutes Omen gewesen, wenn so etwas passierte.
Aber er würde jetzt nicht an Massenmörder und Vampire denken, sondern an Jonas’ Wunde. Im Flur war es angenehm warm und so betteten sie den verwundeten Mann auf den Boden. Sam schnitt die Uniformhose ganz auf, bis sie die klaffende Wunde genau vor sich hatten.
„Wir müssen es desinfizieren und notdürftig nähen, denn das Gate geht meinen Berechnungen nach, erst in …“, Sam schaute auf ihre Armbanduhr, „neun Stunden und zweiundzwanzig Minuten wieder.“
„So gut wie das hier alles in Schuss ist, würde es mich nicht wundern, wenn gleich die ersten Sicherheitstypen auftauchen und von uns wissen wollen, wie wir hereingekommen sind. Und die sollten uns sagen können, ob es hier so etwas wie ein medizinisches Versorgungszentrum gibt.“ Jack hob vorsichtig den Verband an, den sie Jonas noch auf dem Eisfeld gemacht hatten. Ein steter Blutfluss quoll ihm entgegen.
„Das sieht nicht gut aus. Da ist eine Arterie getroffen“, meinte er.
Er schaute sich suchend um – wo blieb denn ihr Empfangskomitee? Aber nichts rührte sich, auch nach einer Minute war es noch ungewöhnlich ruhig in dem langen Flur, in dem sie auf dem Boden kauerten. Braun-grüne Wände mit geometrischen Mustern erstreckten sich in drei Richtungen. Der Fußboden war blank geputzt und es gab keine Zeichen von Verfall. Ganz im Gegenteil. In dem Teil, in dem sie saßen, waren automatisch die Lampen angegangen, die Temperatur betrug angenehme zwanzig Grad und die Luft roch frisch und nicht abgestanden.
Carters Gedanken schienen in eine ähnliche Richtung gegangen zu sein, denn während sie mit einem Stauschlauch die Blutzufuhr zu Jonas’ Bein unterband, sagte sie: „Entweder ist das hier bewohnt, oder es ist eine automatische ‚Station’, die von einer unbekannten Energiequelle versorgt wird. Alles spricht dafür, dass sie von oder für hoch entwickelte Humanoide erbaut wurde. Die Höhe der Flure, die Temperatur – alle Parameter verweisen auf uns ähnliche Erbauer.“
„Dann werden wir uns gleich mal auf die Suche machen.“
„Ich spritze Jonas Quinn eine Ampulle Morphin“, verkündete Teal’c, als ihr viertes Teammitglied laut zu stöhnen begann.
„In Ordnung.“ Sam goss großzügig Desinfektionsmittel über die Wunde und dann gab sie Jack ein Zeichen, dass sie jetzt versuchen würde, die Blutung zu stillen. Innerhalb kürzester Zeit waren die Unterlage auf der Jonas lag, seine Uniform, Sams und Jacks Uniformen mit Blut durchtränkt.
Jack hätte sie gerne zur Eile angespornt, aber er wusste, dass sie alles so gründlich und schnell machte, wie es ihr möglich war. Sie verfügte über gute medizinische Kenntnisse, aber sie war dennoch nicht Janet Fraiser. Sie stocherte mit ihren Fingern in Jonas’ Bein herum und Jack bedeutete Teal’c, noch etwas Schmerzmittel nachzuspritzen, als Jonas unruhiger wurde und wieder laut zu stöhnen begann.
Aber was immer sie getan hatte, es wirkte und statt zu fließen, tröpfelte das Blut jetzt nur noch aus der Wunde.
„Wird er bis morgen durchhalten?“, fragte Jack.
„Natürlich“, erwiderte Sam und strich einmal über Jonas’ Stirn. Dabei warf sie Jack einen Blick zu, der eher pessimistisch war und machte eine Handbewegung, die ‚halb – halb’ bedeutete.
„Gut. Dann also, Jonas Quinn, ruhig liegen bleiben. Du schaffst es.“ Jack hatte betont optimistisch gesprochen, denn man wußte ja nie, wieviel auch ein Bewusstloser mitbekam.
Er erhob sich aus seiner knienden Stellung und meinte: „Da immer noch niemand aufgekreuzt ist, werde ich mich mal auf die Suche machen. Carter, Sie überwachen Jonas, Teal’c du bewachst die beiden. Radiokontakt jederzeit. Falls es Störungen oder Sendelöcher gibt, alle zehn Mi…“
Jack erstarrte. Und schüttelte den Kopf. Blinkte zwei, drei Mal mit den Augen. Das war doch unmöglich!
TBC ....