Diese Story habe ich für den BigBang auf deutsch_bigbang im Livejournal geschrieben und Mella68 hat dazu zwei wundervolle Fanarts für mich gemacht! Der Link dazu findet sich hier im Header.
Die Story hat 10 Kapitel (von leicht unterschiedlicher Länge) und ich werde sie in den nächsten sieben Tagen raufladen. Die Story ist durchwegs PG gerated, bis auf ein Kapitel, deshalb steht da jetzt R. *g*
Ich habe die Story nicht AU genannt, weil es sich um das SG-1 Team aus der Serie und auch das Grimm Team aus der Serie handelt - also inklusive Stargates und Goa'uld und Wesen und was sonst noch alles so 'mitspielt'. Der einzige AU-Aspekt ist, dass ich die Zeitlinien übereinander gelegt habe, so dass jetzt die 2. Season Grimm zur selben Zeit wie die 7. Staffel Stargate SG-1 spielt.
Stargate Vorkenntnisse wären gut zum Verständnis der Story *bg*, Kenntnisse der Serie "Grimm" müssen nicht unbedingt sein, denn auch Daniel muss ja einiges dazu erklärt werden.
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Titel: Portland - Von Wesen und Göttern (Kap. 1 und 2/10)
Serien: Stargate SG-1 und Grimm
Genre: Crossover
Rating: R
Inhalt: Daniel fährt nach Portland, weil er Walter Harriman helfen will herauszufinden, was mit dessen Neffen los ist, der sich so merkwürdig benimmt. Schon kurze Zeit später kommt ihm ein Detective bei seinen Ermittlungen in die Quere - oder er dem Detective, je nachdem, von welcher Seite aus man es sieht.
Pairing: Jack/Daniel
Beta: Besten Dank an exilesdiary, die mir sehr beim Erstellen des Plots geholfen hat und an Pat, die mir mit dem Schluss auf die Sprünge geholfen hat. Mein ganz besonderer Dank gilt jedoch Tamara, die diese Story mal wieder perfekt betagelesen hat. Vielen, vielen Dank!
Staffeln: SG-1: Mitte 7. Staffel (nach den Episode „Evolution 1+2“ und „Grace“)
Grimm: Mitte 2. Staffel (nach Episode 16 ‚Nameless’) Ich habe die Zeitlinien für diese Story einfach „übereinander“ gelegt, damit sich die beiden Teams treffen können.
Wörter: ca. 31 000
Warnungen: Serientypische Gewaltdarstellungen, Sex unter Einfluss von Rauschmitteln
Link zu Mellas' Fanart: http://archiveofourown.org/works/2473262
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I.
Daniel parkte vor dem rot und gelb gestrichenen alten Haus, dem einige Erker und ein kleiner runder Turm an der linken Seite sehr viel Charme verliehen. Vorbei an üppig blühenden Blumenstauden, einem achtlos umgeworfenen Fahrrad auf dem Rasen und einer Bank, die etwas neue Farbe vertragen konnte, erklomm er ein paar Stufen, bis er vor der gelben Haustür stand.
Daniel drückte den Klingelknopf neben dem von Kinderhand bemalten und beschrifteten Schild “Hier wohnen die Carmichaels”. Über dem Nachnamen prangte eine lachende Sonne, links erblühten botanisch nicht korrekte, rote Blumen und rechts schaute den Besucher ein etwas zu fetter Hase mit irrem Blick an. Aber das Namensschild strahlte so viel Freude aus, dass Daniel immer noch lächelte, als ihm eine etwa vierzigjährige Frau die Tür öffnete. Sie hatte kurze, dunkle Haare und trug zu einer Jeans eine blau gemusterte Hemdbluse, deren Ärmel sie hochgekrempelt hatte.
„Hallo, Sie müssen Dr. Jackson sein. Herzlich willkommen“, begrüßte sie ihn freundlich. Bevor sie ihm die Hand hinstreckte, wischte sie sie noch schnell an dem Geschirrtrockentuch ab, das sie in der linken Hand hielt. „Ich bin gerade in der Küche“, fügte sie erklärend hinzu.
„Hallo, Mrs. Carmichael. Ja, ich bin Daniel Jackson. Ich hoffe ich störe nicht?“
„Keineswegs. Wir warten ja auf Sie. Kommen Sie doch herein.“ Sie öffnete die Tür weiter und machte eine einladende Bewegung. „Haben Sie kein Gepäck dabei?“
„Doch, doch. Das ist noch hinten im Wagen.“ Er zeigte mit dem Daumen über seine Schulter Richtung Straße. “Ich bin nicht mit dem Taxi gekommen, sondern habe mir am Flughafen einen Leihwagen genommen, denn ich denke, den werde ich in den nächsten Tage brauchen.“
„Ich denke auch. Portland hat zwar ein sehr gutes Bus- und Straßenbahnsystem, eines der besten der Staaten, aber mit einem Auto ist man doch unabhängiger.“
Sie ging voran und geleitete Daniel durch eine mit Schuhen und Jacken voll gestopfte Diele in ein sonniges Wohnzimmer mit Blick auf einen schönen Garten mit alten, hohen Bäumen, vielen Blumenrabatten und einer Schaukel.
„Das ist ein wunderschönes Haus“, sagte Daniel begeistert, der schon beim Herfahren, die vielen alten, bunt gestrichenen Häuser der Nachbarschaft bewundert hatte. Natürlich war es keine Reise zurück in der Zeit, wie es manche Portland-Seiten im Netz so vollmundig beschrieben. Denn diese Häuser waren bewohnt, hatten Satelliten-Schüsseln, Alarmsysteme und Autos und Motorräder vor dem Haus. Aber in einem Land, das an historischen Bauwerken so wenig vorzuweisen hatte, verglich man es mit Europa, wo man keinen Schritt machen konnte, ohne über etwas zu stolpern, das bis weit vor die Erfindung des Buchdrucks zurückreichte, für so ein Land waren diese Häuser, die zwischen 1891 und 1948 gebaut worden waren schon ‚alt’ und reich an Geschichte.
„Danke sehr. Wir haben es in den letzten Jahren von Grund auf saniert. Als wir einzogen, war es ganz heruntergekommen. Jetzt passt es langsam wieder zu den Nachbarhäusern.“ Sie lachte und fügte hinzu: „Der Stadtteil Irvington ist bekannt für seine schönen, alten Häuser. Sie werden sehen, welche Schätze in der Nachbarschaft stehen, wenn Sie hier in den nächsten Tagen durchlaufen. Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten? Tee oder Kaffee? Oder etwas anderes?“
„Kaffee, bitte“, sagte Daniel, der sich schon darauf freute, das Viertel zu erkunden.
Während sie den Kaffee holte, schaute sich Daniel etwas um. Das Wohnzimmer war liebevoll mit einem Gemisch aus alten und neuen Möbeln eingerichtet, überall hingen gerahmte Kinderzeichnungen an der Wand und auf einem Regalbrett, konnte man zwei Jungen und ein Mädchen von der Wiege bis zum College-Abschluss heranwachsen sehen.
Als Mrs. Carmichael zurück kam und ihn vor den Bildern stehen sah, erklärte sie: „Das sind mein Jüngster, Tyler, er ist jetzt dreizehn und die beiden Großen, Winola, die gerade zweiundzwanzig geworden ist und Chandler – dessentwegen Sie hier sind.“ Sie seufzte und reichte Daniel eine große Tasse Kaffee. „Milch und Zucker nehmen Sie sich bitte.“ Sie wies auf den Tisch, wo sie ein Tablett mit Löffeln, Milch, Zucker und einem Teller mit Keksen abgestellt hatte.
„Danke sehr.“ Daniel gab ein Stück Zucker in seinen Kaffee. „Wo sind Ihre Kinder jetzt?“
„Tyler ist bei seinem Freund zwei Häuser weiter, wahrscheinlich hocken sie vorm Computer.“ Sie verdrehte die Augen. „Winola arbeitet zurzeit bei der Stadtverwaltung, bis sie im Herbst eine Festanstellung in Seattle bekommt und dann ganz auszieht. Chandler hat gerade Semesterferien und sollte eigentlich bei dem Diner die Hauptstraße runter arbeiten, aber dort hat er vor ungefähr einer Woche die Arbeit geschmissen. Das bisher deutlichste Zeichen, dass etwas nicht mit ihm stimmt.“ Sie rührte viel zu heftig in ihrem Kaffee. „Er war bisher immer so gewissenhaft.“
„Dann verlieren wir doch keine Zeit und Sie erzählen mir einfach, was passiert ist. Von Ihrem Bruder Walter habe ich nur einen groben Überblick bekommen.“ Daniel lehnte sich etwas im Sofa zurück.
‚Überblick’ war fast noch zu optimistisch, denn Walter Harriman hatte ihn vor zwei Tagen ganz aufgeregt auf dem Weg zur Kantine abgefangen und gefragt, ob er ein paar Minuten Zeit für ihn habe. Als Daniel bejaht hatte, hatte er in kunterbunter Reihenfolge hervorgesprudelt, dass seine Schwester Anne, die in Portland lebe, Schwierigkeiten mit ihrem mittleren Sohn habe, der sich seit einiger Zeit sehr seltsam benehme. Innerhalb nur zwei Wochen sei er aufsässig, frech und sehr überheblich geworden. Daniel hatte das für durchaus spätpubertäre Eigenschaften gehalten, nachdem er erfahren hatte, dass der junge Mann mal gerade zwanzig war, aber Walter war da anderer Ansicht. Für ihn ergaben die Aussagen seiner Schwester nur einen Sinn – der junge Mann sei von einem Goa’uld besessen. Genau das konnte er Mrs. Carmichael natürlich nicht fragen, und so wartete er auf ihren Bericht.
Doch bevor sie anfangen konnte, klingelte es an der Tür und Mrs. Carmichael sprang auf. „Das wird Shelley sein, Chandlers Freundin, ich habe sie hergebeten, da sie sich auch große Sorgen um ihn macht.“
Eine Minute später kam sie mit einem jungen Mädchen zurück, das sich als Shelley Dumalier vorstellte. Sie war groß, mittelblond und sehr schick gekleidet, in einen dunklen Rock und eine helle Bluse und erklärte gleich lächelnd, dass sie direkt von einem Bewerbungsgespräch kam. „Sonst laufe ich nicht auf solchen Schuhen rum“, meinte sie und zog ihre hochhackigen Schuhe aus, bevor sie sich in einen Sessel setzte.
Als alle wieder saßen, begann Mrs. Carmichael: „Seit gut zwei Wochen benimmt sich Chandler sehr merkwürdig. Zunehmend mürrisch, herrisch, schließt er sich für Stunden in seinem Zimmer ein. Erzählt seiner Schwester so Sachen wie, dass ihre Zeit auch noch käme, an der sie ihren Platz lernen würde, nur weil sie sich geweigert hat, sein Zimmer aufzuräumen und für ihn Besorgungen zu machen. Vor ein paar Tagen kam dann der Anruf von Mrs. Wang aus dem Diner, dass er schon seit zwei Tagen fehle, ohne ihr Bescheid gesagt zu haben. Und seit vorgestern habe ich ihn gar nicht mehr gesehen.“
„Mich hat er auch seit drei Tagen nicht mehr angerufen, etwas, das ich nicht von ihm gewohnt bin. Und ich muss Anne Recht geben“, Shelley nickte Chandlers Mutter zu, „er ist wirklich merkwürdig. Mir hat er zum Beispiel gesagt, ich habe das ungeheure Glück Mutter seiner Nachkommen werden zu können, da ich jung, hübsch und gesund sei.“ Sie rollte mit den Augen und zog ein Gesicht, das deutlich zeigte, was sie davon hielt.
„Das klingt nicht unbedingt nach einem Zwanzigjährigen“, musste auch Daniel zugeben. Aber ganz nach den Kriterien, die auch Apophis angelegt hatte, als er Sha’re entführt hatte.
„Nein, wirklich nicht.“ Sie schüttelte den Kopf und befingerte den Kaffeelöffel. „Gut, es kann auch einfach nur Stress sein, aber so … unbeherrscht habe ich ihn noch nie gesehen. Wegen Kleinigkeiten rastet er völlig aus und brüllt rum, schmeißt mit Dingen um sich, um mir dann im nächsten Moment wieder zu versprechen, dass er alles für mich tun werde, wir reicher und einflussreicher sein werden, als ich es je zu träumen gewagt hätte. Er … macht mir manchmal richtig Angst“, schickte sie mit einem entschuldigenden Blick auf seine Mutter hinterher.
Die legte ihre Hand über Shelleys leicht zitternde Hand und beruhigte sie. „Mir auch. Und deshalb habe ich mit Walter gesprochen und mein Bruder hat mir versichert, dass Doktor Jackson der richtige Mann sei, um uns zu helfen.“
„Sind Sie Psychiater?“, fragte Shelley.
„Nein.“ Daniel hob eine Braue. „Ähm … Was hat Walter denn gesagt, was ich beruflich mache?“
Daniel konnte sich nicht vorstellen, dass ausgerechnet Walter Harriman, der mit so viel Enthusiasmus im Stargate Center arbeitete, auch weit über die vierzig Stunden hinaus für die er bezahlt wurde, eklatant die Geheimhaltung verletzt haben sollte, und die Wahrheit gesagt hatte. Deshalb war er sehr gespannt, welche Ausrede Walter seiner Schwester gegenüber gebraucht hatte. Plausible Lügen für die nächsten Familienangehörigen zu finden, war meist sehr schwierig und eine der wenigen Sachen, mit denen er sich glücklicherweise nicht herumplagen musste.
Walters Schwester schaute Daniel an. „Ich weiß ja schon länger, dass er für die Regierung arbeitet und mir nichts darüber erzählen kann, aber jetzt hat er mir immerhin gesagt, dass er – und natürlich damit auch Sie – für ein geheimes Projekt arbeiten. Walter hat mir erklärt, dass es so etwas Ähnliches ist, wie in der Fernsehserie ‚Akte X’, dass Sie also Fälle und Begebenheiten untersuchen, für die man nicht immer sofort eine rationale Erklärung hat. Aber meist würden Sie dann im Endeffekt doch eine finden.“
„Walter ist also sozusagen … Fox Mulder?“, fragte Daniel mit einem schiefen Grinsen nach. Er wusste gar nicht, dass ihr Chevron Guy solche Ambitionen hatte.
„Nein, das wären, laut Walter, wohl eher Sie.“ Sie lächelte jetzt ebenfalls.
„Oh.“ Da hatte Walter ja ein interessantes Bild von ihm. Und das war wirklich eine geschickte Erklärung ihrer Tätigkeit. Das musste er Walter lassen und er musste es unbedingt Jack erzählen, wenn … ja, wenn der wieder mal mehr als nur dienstlich mit ihm sprechen würde. Daniel schüttelte den trüben Gedanken schnell ab und konzentrierte sich erneut auf das aktuelle Problem.
„Ja, vielleicht habe ich wirklich etwas mit Mulder gemeinsam“, gab Daniel zu. Genauso wie den FBI-Agenten hielten ihn auch viele seiner ehemaligen Kollegen aus dem archäologischen Bereich für überspannt und etwas durchgeknallt Und sie beide glaubten an Außerirdische. Auch wenn Daniel das große Glück hatte, jetzt über ein ganzes Team von Kollegen und Freunden zu verfügen, die ihm glaubten und die die Außerirdischen auch schon getroffen hatten. Da ging es ihm deutlich besser als Mulder.
„Ich habe Sie im Internet gesucht, und mir ist es ganz egal, wofür Sie die Pyramiden halten“, meinte Mrs. Carmichael nun, als habe sie Daniels Gedanken gehört. „Wichtig ist nur, dass Walter Sie für den Richtigen hält. Er will immer nur das Beste für mich und die Kinder. Ohne ihn könnten wir uns zum Beispiel auch das Haus hier nicht leisten mit meinem Gehalt als Krankenschwester, da mein Ex nur sehr unregelmäßig zahlt.“
„Gut, dann will ich sehen, dass ich Walter gerecht werde.“ Daniel nickte den beiden Frauen zu. „Dann erzählen Sie mir mal alles, was Chandler in den Wochen bevor er so seltsam wurde, gemacht hat.“
Anne nickte Shelley zu und die begann: „Chandler studiert in Pendleton, am Blue Mountain Community College Agrarwissenschaften – genau wie ich. Ich bin zwei Jahre über ihm und deshalb habe ich ihn in einem biochemischen Tutorium, das ich betreut habe, kennengelernt. Seit anderthalb Jahren sind wir zusammen. Chandler ist gewissenhaft, hat nur beste Noten, man kann sich absolut auf ihn verlassen und er ist nur schwer aus der Ruhe zu bringen. Und das war eigentlich bis zu den Prüfungen so. Äußerlich wirkte er auch da ganz gelassen – aber vielleicht haben die ihn mehr gestresst als wir alle annehmen? Denn er braucht ja einen gewissen Notendurchschnitt, um sein Stipendium nicht zu verlieren.“
„Und ohne Stipendium könnte er nicht studieren“, fügte die Mutter hinzu.
„Aber andererseits hatte er noch Zeit, um Nachhilfeunterricht zu geben, von daher glaube ich nicht, dass er … wegen Stress durchgedreht ist.“ Shelley zupfte immer wieder nervös an dem Kragen ihrer Bluse und den Ärmeln herum. „Vor drei Wochen dann haben wir meinen und Winolas Bacherlor-Abschluss – wie alle – mit zwei Tagen Party gefeiert, aber das war schon nach den letzten Prüfungen. Aber vielleicht hat ihm da jemand was in den Drink gemischt?“
„Was zuerst keine Wirkung hat, dann aber später seinen Charakter verändert? Das erscheint mir mehr als unwahrscheinlich“, meinte Daniel. „Aber hat er vielleicht alte Freunde oder Bekannte wieder getroffen? Und die haben ihm kontinuierlich zum Konsum von irgendetwas verleitet?“ Oft genug gerieten junge Leute ausgerechnet durch ihre Freunde auf die schiefe Bahn.
„Nein, sicher nicht.“
„Warum so sicher?“
„Ich hatte zum bestandenen Abschluss eine Woche Badeurlaub von meinen Eltern geschenkt bekommen – und da sind Chandler und ich dann gleich anschließend hingeflogen. Da wäre mir aufgefallen, wenn er mit jemand anderem als mir zusammen gewesen wäre.“
„Okay.“ Daniel gestand ihr diesen Punkt zu. „Sie waren nicht zufällig in Ägypten?“
„Nein.“ Sie lachte. „So viel Geld wollte Papa dann doch nicht ausgeben. Wir waren in einer Clubanlage in Mexiko. Viel Strand, Sonne, Surfen, Schwimmen, Lesen und Nichtstun – und natürlich gutes Essen.“
„Haben Sie irgendetwas mitgebracht von dort?“ Daniel schaute sie auffordernd über seine Brillengläser an.
„Ein paar Postkarten, einen Bildband und diese Kette hier.“ Sie zeigte auf eine schmale Halskette mit blauen Steinen, die sie trug.
„Darf ich mal sehen?“
„Ja. Was kann die Kette damit zu tun haben?“
„Wahrscheinlich gar nichts.“
Sie machte die Kette ab und Daniel schaute sie sich genauer an, aber da waren keine verborgenen Schriftzeichen, kein unerklärlicher Mechanismus, nichts was darauf hindeutete, dass sie nicht wirklich ein Massensouvenir war.
„Keine Vasen, verschlossene Behälter, antike Gegenstände?“
„Nein, nur den Bildband über Mexiko.“ Sie runzelte nachdenklich die Brauen. „Oh, als Mitbringsel für unsere Familien haben wir noch bunte Keramikteller und eine Flasche Rum mitgebracht.“
„Den Teller, den er mir mitgebracht hat, ist in der Küche“, sagte Mrs. Carmichael, „wenn Sie ihn sehen wollen?“
„Ja, später schaue ich ihn mir gerne an.“
Daniel konnte sich jetzt nicht vorstellen, dass eine Goa’uld-Larve in einem Teller eingeschleppt worden war, aber seit Osiris in einer Kanope Jahrtausende überlebt und dann seine Freundin Sarah Gardener übernommen hatte, traute er den Goa’uld einiges zu. „Ist in Mexiko irgendetwas Außergewöhnliches passiert?“
„Wie meinen Sie das?“
„Haben Sie seltsame Leute kennengelernt? Ungewöhnliche Orte aufgesucht? Hat Ihnen jemand etwas zu verkaufen oder zu schenken versucht? Ist einer der anderen Gäste durch seltsames Benehmen aufgefallen?“
„Nein, das war alles ganz normal. Einige Touristen wurden natürlich lauter, wenn sie zuviel getrunken hatten, aber, dafür braucht man ja nicht bis Mexiko fahren. An einem Tag konnte Chandler nicht mit zum Essen gehen, weil er Durchfall hatte – aber er sah so grün im Gesicht aus, als ich ihn verließ, dass ich mir ziemlich sicher bin, dass er in der Stunde, die ich weg war, nicht das Zimmer verlassen hat.“
Das klang alles viel zu durchschnittlich, um dort in Kontakt mit einem Goa’uld gekommen zu sein. Vielleicht hatte Walter doch berufsbedingt eine der Schlangen gesehen, wo gar keine war? Daniel hoffte es sehr, das wäre die einfachste Lösung. „Und nach Ihrer Heimkehr?“
„Wir sind anschließend hierher nach Portland gekommen und Chandler hat mit seinem Ferienjob angefangen. Ich hatte diverse Bewerbungsgespräche in den letzten beiden Wochen, von daher habe ich ihn nicht jeden Tag gesehen. Er hat mir aber von keiner außergewöhnlichen Begebenheit erzählt. Und dann fing er auch schon an, so aufbrausend und angeberisch zu werden.“
Mrs. Carmichael nickte. „Ich kann das nur bestätigen. Er ist jeden Morgen angeblich zur Arbeit gegangen – und deshalb wollte ich es auch kaum glauben, als Mrs. Wang mir erzählte, dass er schon seit ein paar Tagen nicht mehr da gewesen sei. Und wie gesagt, seit vorgestern ist er gar nicht mehr heimgekommen.“
„Haben Sie bei der Polizei Vermisstenanzeige erstattet?“
„Walter hat gesagt, ich solle erst mit Ihnen sprechen, da die vor achtundvierzig Stunden Abwesenheit sowieso nichts unternehmen.“
Da hatte ihm Walter ja eine ganz schöne Verantwortung aufgebürdet! Gut, wenn es ein Goa’uld war, für den im Moment zwar einiges aber nicht alles sprach, war es mit Sicherheit besser, wenn sich jemand aus dem Stargate Center des Falles annahm, statt der örtlichen Polizei. Wenn Chandler aber nur in falsche Kreise geraten war oder im Diner was gehört hatte, was nicht für seine Ohren bestimmt war und jetzt wirklich in der Klemme steckte – nun, für den Fall fühlte sich Daniel nicht so ganz qualifiziert. Also war sein oberstes Ziel wohl zu beweisen, dass kein Goa’uld dahinter steckte, damit die Sache an die Polizei übergeben werden konnte.
„Ich werde mir jetzt sein Zimmer und seinen Computer ansehen und mit Mrs. Wang aus dem Diner sprechen“, gab Daniel seine nächsten Schritte bekannt.
Doch bevor er irgendetwas unternehmen konnte, klingelte sein Handy und Sam war dran. „Hi, Daniel. Walter und ich haben uns in den Datenbanken der Polizei in Portland … ähm … etwas umgeschaut und den Polizeifunk abgehört und etwas Interessantes gefunden. Das solltest du dir mal anschauen gehen …“
II.
Detective Nick Burkhardt wischte mit einer Hand die Krümel von seinem blauen Hemd und seiner schwarzen Lederjacke, nachdem er aus dem Polizeiwagen ausgestiegen war. Es war nicht ideal, mit der einen Hand Blätterteiggebäck zu essen und mit der anderen den Wagen zu lenken. Aber Sergeant Wu hatte ihn und Hank angerufen, als er gerade den ersten Schluck Kaffee getrunken und den ersten Bissen genommen hatte. So war nur Zeit geblieben, den Kaffee schnell in sich hineinzugießen und den Kuchen einzupacken zu lassen und im Wagen zu essen.
Vor einer halben Stunde hatte es zu regnen begonnen und so schlugen Burkhardt und sein Partner Hank Griffin die Kragen hoch, ehe sie auf Sergeant Wu zutraten. „Nun, Sergeant, was können Sie uns schon zu dem Toten sagen?“
Wu zeigte mit dem Finger zu den beiden Streifenwagen, die neben dem Krankenwagen standen. Dort war ein Bereich mit einem Band abgesperrt, hinter dem sich etliche Schaulustige versammelt hatten. „Er ist dort. Nur, ist er nicht tot.“
„Was?“ Nick, der schon losmarschiert war, stoppte. „Wir sind die Mord-Kommission. Was machen wir hier, wenn er noch lebt?“ Er schnippte noch einen Krümel, den er auf dem Ärmel seiner Jacke entdeckt hatte, weg.
„Weil dieser Fast-Tote, dieselben Merkmale aufweist, wie der Tote, den wir vor drei Tagen gefunden haben.“
Nick dachte kurz nach. „Der, den sie aus dem Fluss gezogen haben? Der mindestens schon eine Woche tot war?“ Nick verstand noch nicht ganz, wie ihnen dieses Opfer bei der Wasserleiche, deren Identität sie noch nicht geklärt hatten, weiterhelfen sollte.
„Nein, ich meine den älteren Mann im Park. Mit der Brandwunde auf der Stirn und dem herausgeschnittenen Herzen. Hernando Santiano.“
„Santiano. Ja. Wir haben immer noch nicht die geringste Spur, wer dafür verantwortlich sein könnte.“
„Nun, Jeffrey Whitmore, kann da vielleicht weiterhelfen.“ Sergeant Wu schaute sehr erfreut drein und machte eine einladende Handbewegung, ihm zu folgen.
Als sie bei den Sanitätern ankamen, die Whitmore gerade in eine Wärmedecke wickelten, sah Nick sofort, warum Sergeant Wu stutzig geworden war: der rote Fleck auf der Stirn, der fast wie ein Brandfleck aussah – genau so einen hatte Santiano auch gehabt und die Gerichtsmedizin hatte nicht eindeutig klären können, was ihn verursacht hatte.
„Mr. Whitmore? Ich bin Detective Burkhardt und das ist mein Partner Hank Griffin. Wir würden Ihnen gerne ein paar Fragen stellen, fühlen Sie sich dazu in der Lage?“ Nicks Blick ging zwischen Whitmore, einem ziemlich kräftigen, athletischen jungen Mann, der bestimmt in einer Sportmannschaft spielte, und dem Sanitäter hin und her. Der Sanitäter nickte, Whitmore befeuchtete seine Lippen und krächzte: „Ja.“
„Haben Sie Ihren Angreifer sehen können?“
„Jung, männlich, einsachtzig. Er trug eine Baseballkappe und sprach mit sehr tiefer, komischer Stimme“, stieß er kurzatmig hervor.
„Warum hat er Sie angegriffen?“
„Keine Ahnung, ich war auf dem Weg zu meinem Wagen“, er hustete und verzog schmerzverzerrt das Gesicht. „Da kommt der Typ daher, sieht mich, ruft meinen Namen und schleudert mich hier gegen die Hauswand.“
„Der Angreifer hat Sie gepackt? Wo und wie? Vielleicht können wir auf Ihrer Kleidung DNA sicherstellen“, gab Hank zu bedenken.
Das hoffte Nick auch, denn auf dem Parkplatz waren keine Spuren von Reifen oder Schuhsohlen mehr auszumachen, der Regen hatte dort schon alles mit einem einheitlichen Film aus Nässe überzogen.
„Er hat mich nicht berührt. Jedenfalls glaube ich nicht. Das ging alles so schnell.“
„Er trug Handschuhe?“, erkundigte sich Nick.
„Ich … ich weiß es nicht richtig. Ich …“ Whitmore schlug unruhig um sich und versuchte sich aufzusetzen.
Er wurde jedoch von einem Sanitäter wieder auf den Rücken gedrückt. „Ganz ruhig, bewegen Sie sich möglichst wenig.“
„Okay, kein Problem“, lenkte Hank ein. „Sagen Sie uns, wo Sie standen, als er Sie angriff.“
„Da drüben. Zwei, drei Meter von meinem Wagen entfernt.“ Müde schloss Whitmore die Augen und atmete schwer.
„Welches ist denn Ihr Wagen?“ Nick schaute sich auf dem Parkplatz um. Außer den Einsatzfahrzeugen standen noch fünf weitere Autos auf dem Platz. Ein kleiner Lieferwagen und vier PKW.
„Der blaue BMW.“ Jeffrey Whitmore machte eine angedeutete Kopfbewegung nach links.
Der blaue BMW war das bei weitem teuerste Auto auf dem Platz – und stand mindestens acht, neun Meter von der Hauswand entfernt, gegen die Whitmore geschleudert worden war. Selbst wenn Whitmore noch vier statt drei Meter von seinem Wagen entfernt gewesen war, hatte der Angreifer ihn immer noch fünf Meter durch die Luft fliegen lassen. Das entsprach in etwa der Länge einmal quer durch Nicks Wohnzimmer. Wer hatte die Kraft, so etwas zu tun, zumal Whitmore nicht gerade schmächtig war? Kam dafür noch ein Mensch in Frage, oder sah es nicht eher so aus, als hätten sie es wieder einmal mehr mit einem Wesen zu tun? Nick brauchte dringend weitere Details.
„Nachdem er Sie an die Wand geschleudert hat, was geschah dann?“
„Dann kam er hinter mir her. Aber alles war ziemlich verschwommen, da ich mir den Kopf gerammt hatte“, antwortete der junge Mann mit krächzender Stimme.
„Wo haben Sie den Brandflecken auf der Stirn her?“, fragte Nick.
„Weiß nicht. Er hatte irgendetwas in der Hand. Aus Metall. Es … tat höllisch weh.“ Whitmore atmete hektisch und schnappte nach Luft.
„Noch eine einzige Frage, er muss jetzt ins Krankenhaus“, beendete der Sanitäter die Befragung.
„Hat er versucht, irgendwie … einen Schnitt auf Ihrer Brust zu setzen?“, fragte Nick, der nicht genau wusste, wie er formulieren sollte, ob der Angreifer versucht hatte, ihm das Herz herauszuschneiden.
Whitmore stöhnte laut auf und nuschelte irgendetwas Unverständliches. Einer der Sanitäter spritzte etwas in den Zugang auf seiner Hand, der zweite erhöhte die Tropfgeschwindigkeit der Infusion. Dann schoben sie ihn in den Krankenwagen.
„Wir bringen ihn ins ‚Providence’. Vielleicht ist er in ein paar Stunden so stabilisiert, dass Sie ihn noch einmal befragen können“, sagte die Fahrerin des Krankenwagens. „Oder Sie fragen Ihren Kollegen, der hat die meisten der Fragen auch schon gestellt.“
„Sergeant Wu?“ Nick konnte das kaum glauben.
„Nein, der andere. Der mit der Brille. War auch von einer staatlichen Organisation, aber nicht von der Polizei. Irgendeine Bundesbehörde.“
„Das FBI interessiert sich für den Fall?“, fragte Hank völlig überrascht.
„Nein, er war nicht vom FBI. Irgendeine andere Behörde. Irgendetwas mit ‚RAD’ am Ende.“ Sie runzelte die Stirn und versuchte sich zu erinnern, kam aber nicht auf das Wort.
„Und der hat dieselben Fragen gestellt?“, wollte Nick wissen.
„So ziemlich. Er war noch besonders an der Augenfarbe des Angreifers interessiert.“
„Und?“
„Mr. Whitmore konnte keine Angaben dazu machen. Was immer ihm gegen die Stirn gehalten worden ist, war wohl sehr schmerzhaft.“
„Okay. Vielen Dank. Dann werden wir mal herausbekommen, wer noch an dem Fall dran ist.“
Nick beschloss, in die Dienststelle zurückzukehren, denn manchmal war der Captain ausgesprochen gut informiert, so dass sich Nick schon gefragt hatte, welche Quellen er noch anzapfen konnte, die ihm nicht zur Verfügung standen. Aber wahrscheinlich hatten Dienststellenleiter da genauso ihre Netzwerke wie Polizisten auch. Es zahlte sich immer aus, bei jemandem noch einen Gefallen gut zu haben.
Doch leider wusste Captain Renard dieses Mal auch nichts Genaueres, versprach aber, sich umzuhören, um herauszufinden, wer sich da bei ihnen vor der Haustür in die Ermittlungen einmischte.
Sie riefen später noch am Providence Hospital an, der behandelnde Arzt bestätigte, dass es auf Jeffreys Brust einen oberflächlichen Schnitt in der Herzgegend gab, aber nichts, war unter medizinischem Aspekt Sorge bereitete. Mr. Whitmore selbst könne sich an nichts weiter erinnern, als an das, was er den Polizisten schon erzählt habe. Seine Eltern konnten sie nicht befragen, da sie zurzeit in Europa weilten und der Haushälterin hatte Jeffrey nur gesagt, dass er was in der Stadt erledigen wollte, was, wusste sie aber nicht.
Und eine Verbindung zu Santiano ließ sich auch nicht finden. Das waren verdammt zu viele Sackgassen für einen Nachmittag, fand Nick.
* * *
Als Nick am Abend bei Monroe eintraf, bei dem er zur Zeit im Gästezimmer nächtigte, bis sich Juliettes Zustand gebessert hatte und sie ihn wieder erkannte, nahm er sich kaum die Zeit, die nasse Jacke an die Garderobe zu hängen. Da er aber wusste, dass Monroe es hasste, wenn er sie einfach im Eingang fallen ließ und er der Gast in Monroes Haus war, hielt er sich – meist – an die Spielregeln.
„Hey, Monroe, bist du zu Hause?“, rief er, während er seine ebenfalls nassen Schuhe auszog.
„Im Esszimmer.“
Schon von der Tür her fragte Nick seinen Blutbad-Freund: „Sag mal, kennst du irgendein Wesen, dass sich durch erwähnenswerte Augen auszeichnet?“
„Inwiefern?“ Monroe schaute von dem Computerbildschirm auf, an dem er gerade Rechnungen für durchgeführte Uhren-Reparaturen schrieb.
„Das ist das Problem, das weiß ich nicht. Nur, dass es so auffällig sein muss, dass sich ein Bundesagent danach erkundigt.“
Er schnappte sich einen Stuhl und setzte sich rittlings drauf, so dass er Monroe genau gegenüber saß. „Wenn die das wissen wollten, ist das bestimmt auch für uns wichtig.“
„Mehr Angaben hast du nicht?“
„Doch. Wer auch immer es ist, hat ein Faible dafür, den Opfern Brandflecken in die Stirn zu brennen und – jetzt kommt das Sahnehäubchen – ihnen das Herz aus dem Leib zu schneiden. Klingelt da etwas bei dir?“
Monroe speicherte seine Daten und schloss den Laptop. Dann wandte er seine ganze Aufmerksamkeit Nick zu. „Zu den Brandflecken fällt mir nichts ein, ein Dämonfeuer würde sich kaum damit begnügen, die Stirn anzusengen. Das ist denen zu wenig, das muss ein wenig mehr brutzeln. Es gibt aber einige Wesen, die sich für menschliche Herzen interessieren.“
„Leg los!“, forderte ihn Nick auf.
„Da wären erst einmal die, die sich auf den Organhandel spezialisiert haben, übrigens unter ihnen sowohl Menschen als auch Wesen, aber die würden wohl mehr als nur das Herz mitnehmen.“
„Denke ich auch.“
„Dann gibt es noch die Kaukasus-Adler, für die sind Lebern eine ganz besondere Delikatesse. Sollte jedoch das Opfer seine Leber zum Beispiel durch Alkohol geschädigt haben, verzichten sie dankend. Aber da sie auch gerne Herzen verspeisen, könnte ich mir vorstellen, dass sie dann damit vorlieb nehmen.“
„Okay.“ Nick nickte und überdachte das Gehörte.
Monroe fuhr fort: „Allerdings fressen sie am liebsten ganz frische Organe. Hat das erste Opfer noch gelebt, als sie sein Herz rausgerissen haben?“
„Die Gerichtsmedizin geht davon aus.“
„Oh, Mann. Dann wollen wir mal hoffen, dass es bei einem Kaukasus-Adler bleibt.“ Monroe schüttelte den Kopf und machte ein bedenkliches Gesicht.
„Treten sie schon mal in Schwärmen auf?“
„Allerdings.“ Monroe fixierte Nick. „Wie ist es um deine Kenntnisse der griechischen Mythologie bestellt?“
Nick grinste schief. „Sagen wir mal so, ich habe als Kind lieber Detektiv-Geschichten gelesen.“
„Aber Prometheus sagt dir doch was?“
„Ähm … Jein … irgendetwas mit Feuer?“
„Genau. Er hat den Menschen das Feuer gebracht, dafür hat Zeus ihn im Kaukasus an einen Felsen gekettet und jede Nacht ist ein Adler gekommen und hat von seiner Leber gefressen, die am Tag nachwuchs, so dass er in der nächsten Nacht wieder picken konnte.“
„Das war der Kaukasus-Adler?“
„Wesen-Wissenschaftler gehen davon aus, dass es die mythologische Überlieferung einer großen Kaukasus-Adler Plage, Überpopulation, Invasion, nenn es wie du willst, ist. So haben die Menschen verarbeitet, dass es da in grauer Vorzeit ganze Schwärme von Kaukasus-Adlern gegeben haben muss. Das ist so wie mit der Sintflut – auch da geht man davon aus, dass damit nachträglich gewaltige Überschwemmungen erklärt wurden, die irgendwie im kollektiven Unterbewusstsein der Menschen verankert sind.“
„Hey, hey, hey! Kollektives Unterbewusstsein? Jetzt holst du aber die ganz großen Worte raus.“
Nick hob eine Hand, machte eine fahrige Bewegung und ließ die Hand wieder auf die Tischplatte sinken. Tiefenpsychologische Erklärungen waren nicht so seins, er hatte lieber Fakten, an die er sich halten konnte. Obwohl, seit er von der Welt der Wesen wusste …
„Was sind Märchen denn anderes, als Erklärungen für das Unerklärliche? Warum haben sich die Leute denn die ganzen Geschichten vom bösen Wolf ausgedacht?“, fragte Monroe auch prompt in diesem Moment.
Nick seufzte. „Musste ich auch gerade denken. Du hast Recht. In Ordnung, was wissen wir sonst noch über den Kaukasus-Adler?“
Monroe starrte einen Moment angestrengt nachdenkend vor sich hin. Schließlich sagte er: „Ich weiß nichts mehr. Aber vielleicht hat einer deiner Vorfahren, darüber Notizen gemacht?“
„Gut, lass uns in den Trailer fahren.“
„Jetzt gleich? Ich wollte eigentlich noch …“
„Jetzt gleich“, schnitt ihm Nick grinsend das Wort ab. „Du weißt doch: ‚Nutze die Nacht’, ist unser Motto bei solchen Ermittlungen.“ Er lachte und sprang schon vom Stuhl auf.
„Ich hatte es befürchtet“, meinte Monroe und griff nach seiner braun-grün gemusterten Strickjacke.
TBC ...