A/N: Früher als gedacht gibt es heute die Fortsetzung. Nichts ahnend habe ich mich gestern Abend an den PC gesetzt und wollte eigentlich nur ein paar Zeilen schreiben, aber dann überkam es mich und innerhalb kürzester Zeit war das Kapitel fertig. Merkwürdig, da hat man mehrere Wochen keine einzige Idee und dann läuft es auf einmal wieder so gut, dass man gar nicht mehr aufhören kann.
Ich wünsche euch ganz viel Spaß beim Lesen und freue mich jetzt schon auf eure Kommentare.
Liebe Grüße, eure Moni
PS: Ihr bekommt heute ein extralanges Kapitel- als Entschädigung dafür, dass das letzte so kurz geraten ist.
Kapitel Sechs
„Ihnen macht es doch nicht aus, wenn ich dieses Gespräch für eine spätere Bearbeitung aufzeichne, oder?“
„Habe ich denn eine andere Wahl, Mister…?“, fragte John und musterte seinen Gegenüber eingehend. Kurzes, braunes Haar und graublaue Augen. Er schätzte ihn auf Ende Zwanzig, Anfang dreißig. Ein Frischling, schoss es ihm verachtend durch den Kopf. Verwunderlich, dass der Untersuchungsausschuss des IOA ausgerechnet diesen Mann auf ihn ansetzte. Zugegeben, der Bursche wirkte routiniert und nicht gerade unerfahren. In aller Ruhe packte er das kleine Aufnahmegerät, einen Block Papier und einen Stift aus, strich sich anthrazitfarbenes Anzugjackett glatt und setzte sich an das gegenüberliegende Ende des Metalltisches.
„Agent Donahue“, entgegnete er ruhig. „Sie müssen entschuldigen, Colonel. Manchmal, in der Eile, vergesse ich meine guten Manieren.“ Er sprach mit einem leicht näselnden Akzent. Britisch, entschied John.
„Mein Name ist Matthew Donahue“, stellte sich sein Gegenüber nun vor.
„Sie sehen ziemlich jung für einen Agent aus“, bemerkte John, in der Hoffnung, Donahue so von Anfang an aus dem Konzept zu bringen- überraschenderweise jedoch ohne Erfolg. Donahue’s blaugraue Augen verfinsterten sich, wenngleich sich seine Lippen zu einem süffisanten Lächeln verzogen.
„Merkwürdig“, sagte er. „Das höre ich in letzter Zeit oft. Aber lassen Sie mich Ihnen versichern, dass ich mein Handwerk durchaus verstehe, Colonel. Andernfalls säße ich heute nicht vor Ihnen. Sie können unbesorgt sein.“
„Oh, ich bezweifle nicht, dass Sie Ihren Job gut machen, Agent Donahue“, meinte John und verschränkte die Arme vor der Brust. „Lassen Sie uns anfangen. Schießen Sie los.“
„Gern“, lautete Donahue’s Antwort. Er griff nach seinem Kugelschreiber. „Das Regelement sieht vor, dass ich zuerst Ihre persönlichen Daten zu überprüfen habe. Antworten Sie bitte mit ‚ja’ oder ‚nein’, je nachdem, ob die Angaben stimmen oder nicht. Haben Sie das verstanden?“
John nickte. „Klar und deutlich.“
„Sehr schön.“ Donahue beförderte eine dünne, schwarze Arbeitsmappe aus seiner Aktentasche hervor, klappte sie auf und setzte den Kugelschreiber an.
„Okay, dann fangen wir mal an“, begann er. „Name: Sheppard. Vorname: Jonathan Alexander Martin. Geboren am 14. Juni 1970 in Seattle, Washington. Korrekt?“
„Bis jetzt alles richtig“, meinte John. „Ich muss schon sagen, Sie machen das wirklich gut.“ Ungerührt von der kleinen Stichelei gegen sich richtete Agent Donahue seine Augen wieder auf die Akte in seinen Händen und fuhr fort.
„Sie waren am MIT?“
„Ein paar Monate, ja“, antwortete John. „Wieso, verwundert Sie das?“
Sein Gegenüber verneinte. „Welcher Studiengang?“
„Ingenieurwissenschaft.“
Donahue hob die Augenbrauen. „Ingenieurwissenschaft?“, wiederholte er. „Eine… interessante Wahl. Ich hätte nicht gedacht, dass Sie das interessiert.“
„Tat es auch nicht. Nicht... wirklich“, erwiderte John kühl. „Wie gesagt, ich war nur einige Monate dort…“
„… bevor Sie Ihr Studium abbrachen und dem Militär beitraten“, beendete Donahue seinen Satz. „In den Jahren danach waren Sie jeweils für ein Jahr im Irak, im Kosovo, aber auch für mehrere Monate in Afghanistan stationiert gewesen.“
John seufzte. „Ja, das ist richtig.“
„Bis zu Ihrer Degradierung und Strafversetzung im Jahr 2004.“ Ein hämisches Grinsen schlich über Donahue’s Lippen, als er seinen Blick die Zeilen entlangschweifen ließ. „Wegen der Missachtung eines stehenden Befehls. Ich glaube mir erinnern zu können, den Bericht darüber gelesen zu haben.“
„Ich hoffe, Sie fanden ihn spannend“, brummte John missmutig. Er hätte sich denken müssen, dass dieses Thema ein gefundenes Fressen für Donahue war. Kerle wie er, die noch nicht ganz oben auf der Karriereleiter angekommen waren, leckten sich immer die Finger nach Fällen wie diesem. John seufzte und blickte auf. Donahue’s Augen blitzten, und es bestand kein Zweifel daran, dass er Blut geleckt hatte.
„Wollen Sie mir nicht mehr davon erzählen?“ Widerlicher Mistkerl.
„Wieso?“, wunderte sich John. „Sie haben den Bericht direkt vor sich. Wenn Sie nähere Informationen wollen, schauen Sie doch einfach nach.“
„Ich würde es aber sehr gern aus Ihrem Mund hören“, entgegnete Donahue, worauf John die Augen zusammenkniff und den jüngeren Mann finster anfunkelte.
„Und was, wenn ich Ihnen sage, dass ich darauf keine Lust habe?“, wollte er wissen. „Soweit ich weiß, geht es heute nämlich nicht um das, was in der Vergangenheit vorgefallen ist.“ Einen Momentlang schwieg Donahue, dann klappte er die Mappe zu.
„Sie haben recht“, sagte er und verstaute die Aufzeichnungen wieder in seiner Aktentasche. „Gut, da scheinbar alle Angaben stimmen, können wir ja jetzt fortfahren.“
„Ich bitte darum“, raunte John, verschränkte wieder die Arme vor der Brust und lehnte sich zurück.
„Wieso so ungeduldig?“, fragte Donahue und legte seinen verchromten Kugelschreiber auf die Tischplatte. „Haben Sie heute noch etwas anderes vor?“
„Das dürfte Sie gar nichts angehen“, zischte John. „Sagen wir einfach, ich bin nicht gerade scharf darauf, diese ganze Sache hier in die Länge zu ziehen.“
„Da scheinen wir endlich mal einer Meinung zu sein“, bemerkte Donahue mit einem süffisanten Grinsen. „Nun denn- lassen Sie uns beginnen, John…“
„John?! John!“
„Oh, mein Gott, John!“
Erst, als er die aufgebrachte Stimme seiner Schwägerin vernahm, ihre schnellen Schritte auf sich zueilen hörte und spürte, wie sie ihre Arme um ihn schlang, gelang es John von der Vergangenheit in die Gegenwart zurückzukehren. Er schüttelte mit dem Kopf, scheuchte die Erinnerungen an sein allererstes Treffen mit Matthew Donahue fort und versuchte sich zu konzentrieren.
„Es wird alles gut“, flüsterte Addison an seinem Ohr, und er spürte ihre warmen Hände, die ihm liebevoll über den Rücken strichen. „Es wird alles gut werden.“ Noch immer umarmte sie ihn, und John wusste, dass sie ihn erst wieder loslassen würde, wenn er ihr Anlass dazu gab, aber im Moment fühlte er sich nicht dazu in der Lage, sich auch nur einen Millimeter zu bewegen.
„Addie“, krächzte er stattdessen und erschrak, als er hörte, wie heiser und schwach seine eigene Stimme klang. Bis jetzt hatte er nicht wahrhaben wollen, wie sehr ihn diese ganze Situation mitnahm. Er hatte stark bleiben wollen, für Teyla und für das Baby. Es musste immer einen geben, auf den sich alle verlassen konnten, und John war sich sicher gewesen, dass er dieser jemand war, musste jetzt aber einsehen, dass er es nicht schaffen würde.
Es war fast eine Stunde vergangen, seit sie im Krankenhaus eingetroffen waren und man Teyla zur Untersuchung fortgeschafft hatte. Er hatte protestiert und darauf bestanden, sie zu begleiten, doch man hatte ihn angewiesen zu warten und ihm versprochen, ihm sofort Bescheid zu geben, sobald sich etwas herausstellte. Hilflos hatte er mit ansehen müssen, wie Teyla von der Liege in ein bereitstehendes Krankenbett verfrachtet und in einen Untersuchungsraum geschoben wurde. Verzweifelt hatte er versucht, einen letzten Blick auf sie zu erhaschen, bevor sich die Tür endgültig hinter ihr schloss. Er hatte sie seinen Namen rufen gehört und wäre am liebsten direkt hinterher gestürzt. Sie hatte so verzweifelt und verängstigt geklungen, und noch immer zerriss es ihm das Herz zu wissen, dass er ihr nicht helfen konnte, dass sie allein, umgeben von fremden Personen in diesem Raum war, verängstigt und Schmerzen erleidend.
In seiner Verzweiflung hatte John versucht, sich abzulenken, war erst auf dem Gang auf und ab marschiert, hatte sich nach einer Weile dann etwas weiter hinausgetraut, bis zum Ende des Ganges, wo sich ein Snackautomat befand. Er hatte keinen besonderen Appetit, aber sein knurrender Magen verlangte lautstark nach Nahrung. Nachdem er einen Schokoriegel relativ lustlos verzerrt hatte, war er auf seinen Posten zurückgekehrt. Zwanzig weitere, qualvolle Minuten vergingen, bis er es nicht mehr aushielt.
Die erste Person, die ihm einfiel, war Dave, also rief er ihn an. Bereits nach dem zweiten Klingeln hatte sein Bruder das Gespräch entgegengenommen, doch John hatte einfach nicht die richtigen Worte gefunden und hilflos vor sich hingestottert. Dave hatte sofort erkannt, dass etwas nicht stimmte, ohne dass John ihm groß erklärte, was passiert war, und ihm versichert, so schnell wie möglich zu kommen.
Jetzt war er da, und John war froh nicht länger allein zu sein.
„Addison.“ Dave sprach leise, als er seine Frau sanft am Arm packte und sie von seinem Bruder löste. „John…“
„Danke, dass ihr gekommen seid“, presste dieser mühsam hervor. „Ich… ich…“
„Schon gut“, winkte Dave ab und ersparte es ihm damit, sich erklären zu müssen. „Keine Ursache, John. Das war doch selbstverständlich.“ Er nickte ihm zu und schloss ihn in eine sich merkwürdig anfühlende Halbumarmung, die John etwas steif erwiderte. Es fühlte sich… komisch an. Dave und er waren noch nie für den Austausch solcher Gesten gewesen, hatten es meistens immer bei einem höflichen Händeschütteln belassen. Selbst heute fühlte es sich eher gezwungen als richtig an.
„Wie geht es ihr?“, platzte Addison dazwischen. „Was ist mit dem Baby? Gibt es schon Neuigkeiten?“, fragte sie aufgeregt und besorgt zugleich.
„Nein, ich… ich weiß noch nichts.“ John schluckte und rieb sich mit dem Handrücken über die Stirn. „Sie untersuchen sie noch.“
„Es geht ihr sicher gut“, versuchte sein Bruder ihn zu beruhigen. „Teyla ist eine starke Frau. Du wirst sehen, es wird alles gut gehen.“
John nickte, war aber insgeheim anderer Ansicht. Er hatte sich schon immer auf sein Gefühl verlassen können, und im Moment hatte er ein furchtbar schlechtes Gefühl. Sein Magen krampfte sich zusammen, wenn er sich an Teylas schmerzverzerrtes Gesicht und an das Blut zurück erinnerte. Es war zu früh! Viel zu früh! Das Baby hätte erst in einem Monat auf die Welt kommen sollen. Ganz gleich, dass man ihm bei ihrer Ankunft versichert hatte, dass man sich um Teyla und seine kleine Tochter kümmerte- er hatte furchtbare Angst! Er war kein sonderlich religiöser Mensch, aber heute hatte er angefangen zu Gott zu beten und ihn zu bitten, dass er seine Familie- Teyla und ihr Baby- beschützte.
„Oh, John!“ Addison, die die heimlichen Tränen in seinen Augen als Erste bemerkte, kam erneut auf ihn zugestürzt und umarmte ihn, und dieses Mal erwiderte er die Umarmung, schlang die Arme um sie und vergrub sein Gesicht in ihrem langen, blonden Haar. Dave trat hinter ihn und tätschelte seine Schulter.
„Es wird alles gut werden“, wiederholte Addison flüsternd.
„Ich hoffe, Du hast recht“, entgegnete John. „Ich könnte es mir nie verzeihen, wenn-“
„Mister Sheppard?“ Das Geräusch einer sich öffnenden Türe und eine ruhige, klare Frauenstimme ließen ihn zusammenzucken. Er löste sich von seiner Schwägerin, wirbelte herum und entdeckte eine junge, weißbekittelte Frau hinter sich stehen. Sie konnte nicht älter als dreißig sein, hatte lange, dunkelbraune Haare, die sie am Hinterkopf zum Pferdeschwanz zusammengefasst hatte, und ein herzförmiges Gesicht mit feinen Zügen; sie war eigentlich zu schön, um Ärztin zu sein, aber es schien ihr nicht an Selbstbewusstsein und Professionalität zu fehlen. Lächelnd streckte sie ihm ihre Hand entgegen.
„Mister Sheppard, ich bin Doktor Marianne Whitfield, die behandelnde Ärztin Ihrer Frau“, stellte sie sich ihm vor und schüttelte ihm die Hand; ihr Händedruck war überraschend fest für eine Frau von so zierlicher Statur.
John nickte und versuchte mit wild schlagendem Herzen etwas in dem Gesicht der Medizinerin zu entdecken, was ihm Aufschluss über Teylas Zustand gab, aber Doktor Whitfields Miene war sehr professionell und ließ weder etwas positives noch etwas Negatives erkennen. John war der Verzweiflung nahe.
„Wie geht es ihr, Doktor?“, fragte er.
„Setzen wir uns doch einen Augenblick.“ Doktor Whitfield deutete auf eine an der Wand montierten Sitzbank. Sie beide nahmen Platz und Addison entschuldigte sich unter dem Vorwand, ihr Kindermädchen anrufen zu wollen, und entfernte sich. Dave blieb, hielt aber Abstand. John nickte ihm kurz dankbar zu, bevor er seine volle Aufmerksamkeit wieder der Ärztin zukommen ließ.
„Doktor…Was ist passiert?“
„Infolge von Stress scheint es bei Ihrer Frau zu einem Riss in der Fruchtblase und zu einem verfrühten Einsetzen der Wehen gekommen zu sein“, begann Doktor Whitfield zu erklären. „Es ist nichts Tragisches“, beruhigte sie ihn sogleich, „aber da Ihre Frau in einem besonders kritischen Stadium ihrer Schwangerschaft ist und zudem leichte Blutungen aufgetreten sind, mussten wir erst sichergehen, dass keine Gefährdung für sie oder das Kind besteht.“
„Wie geht es ihr jetzt, Doktor?“, fragte John erneut.
„Es geht Ihrer Frau den Umständen entsprechend gut“, antwortete Doktor Whitfield, und John schluckte.
„Den… Umständen entsprechend?“, wiederholte er leise.
„Nun, Mister Sheppard-“ Sein Gegenüber lächelte herzerwärmend-„Ihre Frau liegt in den Wehen. Also ja, es geht ihr den Umständen entsprechend gut.“
„Und das Baby?“, erkundigte sich John heiser. „Wie geht es dem Baby?“
„Dem Baby geht es ebenfalls gut“, beruhigte Doktor Whitfield ihn. „Die Lungenfunktion ist ausreichend ausgeprägt und der Herzschlag der Kleinen stark. Die beiden machen sich großartig, besonders Ihre Frau. Sie möchte Sie sehen“, fügte sie abschließend hinzu.
„Ich kann zu ihr? Jetzt sofort?“
Doktor Whitfield nickte. „Ja, das können Sie“, bestätigte sie, und John atmete erleichtert auf. „Sie sollten sich allerdings beeilen“, merkte sie lächelnd an. „Ihre Frau und das Baby scheinen es beide sehr eilig zu haben. Ich halte mich, was Vorraussagen angeht, normalerweise zurück, aber ich gehe fest davon aus, dass es innerhalb der nächsten Stunden soweit sein wird. Wenn Sie Glück haben und es weiter so gut vorangeht, werden Sie und Ihre Frau noch vor Tagesanbruch Eltern sein.“
John schluckte, und mit einem Mal überkam ihn die Nervosität. „Aber es ist zu früh“, meinte er mit belegter Stimme. „Es… es sollte erst in vier Wochen soweit sein. Ich… ich…“ Er brach ab und schüttelte mit dem Kopf, als ihm bewusst wurde, wie lächerlich er sich anhören musste. Natürlich hatte er sich diese Situation unendlich oft ausgemalt und sein Verhalten in unzähligen schlaflosen Stunden und Nächten genau geplant; Er wollte ruhig und gefasst sein, alles sehr effizient regeln und Teyla immer im Auge behalten, um ihr im Notfall sofort beistehen zu können. Er hatte sich vorgenommen, die Tasche, die Teyla schon längst gepackt hatte, zu tragen und dann souverän und mit ruhiger Hand ins Krankenhaus zu fahren.
Dass er auf einmal solche Angst haben würde, damit hatte er nicht gerechnet. Eigentlich, schoss es ihm plötzlich durch den Kopf, war er noch nicht soweit! Er konnte unmöglich jetzt schon Vater werden. Er hatte sich zwar rein theoretisch mit der ihm bevorstehenden Aufgabe befasst, aber was wusste er schon von der Realität? Er hatte doch keine Ahnung! Windeln wechseln? Babynahrung? Die Erziehung eines Kindes?! Wie musste man einen so kleinen, zerbrechlichen Säugling halten? Was, wenn er etwas falsch machte und seine Tochter verletzte? Teyla würde ihn wahrscheinlich umbringen und seine Tochter ihn bis in alle Ewigkeiten hassen.
Um Himmels Willen, dachte John. Jetzt bloß nicht in Panik geraten, alter Junge. Verdammt, reiß Dich zusammen, Mann!
„Mister Sheppard?“, hörte er Doktor Whitfield rufen und spürte, wie sie sanft seinen Arm berührte. John vermutete, dass ihm seine plötzliche Nervosität anzusehen war, denn als er sich der Ärztin zuwandte, lächelte diese.
„Gehen Sie jetzt“, sagte sie und erhob sich. „Ihre Frau wartet sicher schon auf Sie. Ich werde im Schwesternzimmer Bescheid geben, dass man Ihnen sterile Kleidung bringt. Die Umkleide befindet sich am Ende des Ganges, die letzte Tür von rechts.“
John nickte. „Ja… ja, okay, danke“, murmelte er und drehte sich, nachdem Doktor Whitfield gegangen war, zu seinem Bruder um, der sich die ganze Zeit im Hintergrund gehalten hatte.
„Wie geht es ihr?“, fragte Dave nun besorgt und kam näher heran.
„Es geht ihr gut“, antwortete John. „Dem Baby auch“, ergänzte er rasch.
„Gott sei Dank.“ Dave seufzte auf, fasste sich erleichtert an die Brust, und seine strenge Miene entspannte sich etwas.
„Hör zu, Dave, ihr müsst nicht hier bleiben“, meinte John, worauf sein Bruder vehement mit dem Kopf zu schütteln begann.
„Oh, doch“, tönte er. „Wir werden hier bleiben. Addison hat eine Nanny für die Kinder organisiert. Und außerdem“, fügte Dave zwinkernd hinzu und klopfte ihm kameradschaftlich auf die rechte Schulter, „will ich es mir nicht entgehen lassen, wenn mein kleiner Bruder ein Baby bekommt.“
John verdrehte die Augen und grinste, und auf einmal brach der Druck, der sich in der letzten Stunde in seiner Kehle angestaut hatte, als ein prustendes Lachen aus ihm heraus. „Oh, Gott“, stöhnte er und schüttelte lachend mit dem Kopf. „Kannst Du Dir das vorstellen? Ich- ein Dad!“
„Wenn ich ehrlich sein soll“, entgegnete Dave, „kann ich mir das sogar sehr gut vorstellen. Ehrlich, John, Du wirst das super hinkriegen und ein toller Vater für die Kleine werden. Da bin ich mir ganz sicher.“
John schluckte. „Wow, ehrlich?“
„Ehrlich“, bestätigte Dave ihm nickend. „Und jetzt los!“, scheuchte er ihn. „Geh da rein; Teyla braucht Dich jetzt.“
„In Ordnung.“ John drehte sich um. Vor der Tür angekommen, hielt er jedoch noch einmal inne und wandte sich ein letztes Mal seinem Bruder zu. „Dave?“
Der Angesprochene blickte auf. „Ja?“
„Ich… äh… danke.“ Dave lächelte.
„Keine Ursache“, erwiderte er. „Viel Glück.“
John nickte und griff nach der Türklinke. Er wusste, dass nichts mehr so sein würde, wie es einmal war, wenn er jetzt diesen Raum betrat. Aber zum ersten Mal in seinem Leben freute er sich auf eine Veränderung, und obschon er etwas nervös und aufgeregt war, konnte er es kaum noch erwarten. Zu wissen, dass es Teyla und dem Baby gut ging, bestärkte ihn, und nachdem er ein paar Mal tief Luft geholt hatte, drückte er die Türklinke herunter, öffnete die Tür und betrat den Raum in froher Erwartung.
ooOOoo
„Hhm.“
Eigentlich war es nichts Besonderes, was soeben aus Rodney McKays Kehle gedrungen war und beinahe wäre es in dem Lärm und dem Trubel untergegangen. Dennoch durchdrang es die Luft wie ein Pistolenschuss, und Jason Danville blickte auf. Er mochte den Wissenschaftler vielleicht nicht so gut wie manch anderer der Anwesenden kennen, aber in den wenigen Monaten, die er nun schon in Atlantis zugebracht hatte, hatte er eines gelernt; ein ‚Hhm’, ausgesprochen von Doktor Rodney McKay, konnte viele Bedeutungen haben, ob nun eine gute oder eine schlechte Bedeutung hing von der jeweiligen Situation ab.
Jason musterte den Wissenschaftler skeptisch. Normalerweise war es nicht schwer zu erkennen, was den Kanadier beschäftigte, zumal dieser die Eigenart besaß, jedem überall und zu jeder Zeit mitteilen zu müssen, was ihm gerade auf die Nerven ging. Doch jetzt wirkte seine Miene geradezu ausdruckslos. Hoch konzentriert starrte er einfach nur auf seinen Tablettlaptop, von dem Jason glaubte, dass McKay ihn in der letzten halben Stunde nicht eine Sekunde aus der Hand gelegt, geschweige denn den Blick davon abgewendet hatte.
„Hhm“, ertönte es da wieder, und auf einmal kam etwas Bewegung in McKays Gesicht. Seine Augen verengten sich, und er runzelte die Stirn und zog seine gekräuselten Augenbrauen nach oben.
„Stimmt etwas nicht?“ Jason wusste, dass sich diese Frage eigentlich erübrigte, denn jetzt konnte er in dem Gesicht des Wissenschaftlers lesen wie in einem offenen Buch.
„Das ist merkwürdig“, murmelte McKay, ohne dabei aufzusehen. Rastlos wanderten seine blauen Augen über das Display seines Computers.
„Merkwürdig?“, wiederholte Jason, umrundete die Steuerkonsole, die sie beide voneinander trennte, und warf ebenfalls einen schnellen Blick auf das Wirrwarr an Zahlen und Zeichen auf dem Display. „Was ist merkwürdig?“
„Nein, nein, nein.“ Rodney, der ihn noch immer nicht beachtete, begann mit dem Kopf zu schütteln. „Das ist nicht richtig. Nein!“, rief er aus. „Zelenka? Radek!“
„Was ist denn jetzt schon wieder, Rodney?“, erklang wenige Sekunden später die Stimme des Tschechen, und Radek Zelenka löste sich aus einer Gruppe Wissenschaftler.
„Was schon wieder los ist?“, echote McKay gereizt. „Das sollte ich Sie fragen! Was haben Sie schon wieder angestellt?“
Zelenka runzelte die Stirn. „Was…“ Er schüttelte mit dem Kopf. „Nichts“, antwortete er entrüstet. „Ich habe nichts angestellt. Ich arbeite seit einer Stunde an den Berechnungen, die Sie haben wollten.“
„Und Sie haben nichts anderes getan?“, erkundigte sich McKay in einem Tonfall, der keinen Zweifel daran ließ, dass offensichtlich etwas nicht stimmte. Jasons geschulte Sinne begannen Alarm zu schlagen.
„Ist alles in Ordnung?“, fragte er.
„Hhm“, lautete McKays Antwort, und dieses Mal war sich Jason zu einhundert Prozent sicher, dass es nichts Gutes zu bedeuten hatte.
„McKay, was ist los?“, verlangte er zu wissen, und endlich schenkte ihm der Wissenschaftler die gewünschte Aufmerksamkeit, blickte auf und sah ihn an.
„Es könnte sein, dass wir ein kleines… Problem haben“, antwortete er.
Jason neigte den Kopf. „Definieren Sie Problem und definieren Sie klein.“
„Nun, es muss nicht unbedingt ein Problem sein“, erwiderte McKay zögernd, „aber es ist merkwürdig.“
„Herrgott, McKay“, seufzte Jason, „spucken Sie’s schon aus. Was ist los?“
„Es scheint, als hätte es gerade eben einen minimalen Energieverlust im Bereich des Sternenantriebs gegeben“, antwortete Zelenka, der sich inzwischen ebenfalls einen schnellen Überblick über die Daten, die McKays Computer anzeigte, verschafft hatte.
„Minimal?“, wiederholte Jason.
„Nun ja-“ Zelenka sah auf und rückte seine Brille zurecht-„es ist nicht dramatisch und ändert nichts an unserer Situation, aber ich sehe hier keinen Anlass dafür, weshalb die Energiewerte sinken sollten.“
„Wollen Sie damit sagen, dass es einfach… so passiert ist?“, fasste Jason zusammen.
„Das kann nicht sein“, tönte McKay. „Es muss einen Grund dafür geben.“
„So wie es einen Grund dafür gibt, dass die Stadt sich offensichtlich selbst zurück in die Pegasusgalaxie bringen wollte?“ McKays Blick verfinsterte sich.
„Hey, ich weiß, dass Ihnen diese Erklärung nicht passt“, zischte er, „aber im Moment sehe ich einfach keine andere.“
„Sie sind Wissenschaftler“, sagte Jason, „es ist Ihr Job herauszufinden, warum solche Dinge geschehen.“
„Falls Sie es noch nicht bemerkt haben, Major“, entgegnete McKay, „wir befinden uns hier auf Atlantis, der Stadt der Antiker. Ich weiß nicht, inwiefern Sie auf dem Laufenden sind, was die Vergangenheit dieser Expedition angeht-“
„Ich kenne jeden einzelnen Bericht, McKay“, unterbrach Jason ihn unsanft. „Sie müssen mich nicht darüber aufklären, dass in dieser Stadt manchmal seltsame Dinge passieren. Und es tut mir leid, aber die Erklärung, dass die Stadt selbst für dieses ganze Chaos verantwortlich ist, erscheint mir reichlich unplausibel.“
„Es mag verrückt klingen, aber unmöglich ist es nicht“, klingte sich nun Zelenka wieder in das Gespräch ein. „Wie Rodney sagte, wir sprechen hier immerhin von der Stadt der Antiker, Major, und wir haben in der Vergangenheit schon einige Geschehnisse erlebt, die wir nicht erklären konnten.“
Jason ließ den Blick ungläubig zwischen den beiden Wissenschaftlern hin- und herspringen. „Das ist Ihr Ernst, oder? Sie glauben ehrlich, dass… dass die Stadt das alles tut?“
„Haben Sie eine bessere Erklärung?“, fragte McKay. „Hören Sie“, fuhr er fort, ehe sich Jason dazu äußern konnte, „wir hatten in der Vergangenheit oft mit so genannten Makrobefehlen zu tun. Das sind Befehle, die-“
„Ich weiß, was das ist, McKay“, zischte Jason. „Sie wollen mir also wirklich weiß machen, dass die Antiker für den unwahrscheinlichen Fall, dass Atlantis eines Tages auf der Erde landet, einen Befehlscode entwickelt haben, der die Stadt zurückbringt? Ich bitte Sie!“
„Hey“, rief McKay entnervt aus. „jetzt hören Sie mir mal zu! Ich kann mir vorstellen, dass das ziemlich unglaubwürdig klingen mag, aber wie lange sind Sie nochmal hier? Ein paar Monate? Wir können gern weiterreden, wenn es ein paar Jahre sind und Sie mit eigenen Augen gesehen haben, was hier alles passieren kann! Bis dahin wäre ich Ihnen sehr dankbar, wenn Sie nicht ständig an unserer Arbeit herum kritisieren würden, von der Sie sowieso keine Ahnung haben.“
Jason schluckte. „Doktor McKay“, presste er bemüht zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, „dürfte ich Sie daran erinnern, wer hier die Entscheidungen zu treffen hat?“
„Das wäre dann wohl Mister Woolsey“, entgegnete McKay scharf und warf ihm einen feindseligen Blick zu. „Tut mir leid Sie da enttäuschen zu müssen, Major, aber Sie haben hier nicht das Sagen.“
Da war es gewesen! Jason hielt inne und ihm stockte für einen Augenblick der Atem. „Könnten… könnten Sie das bitte noch einmal wiederholen?“
„Wieso?“ McKay verschränkte trotzig die Arme vor der Brust und funkelte ihn finster an. „Haben Sie was an den Ohren? Sie haben mich ganz genau verstanden, Major.“
„Ich…“, setzte Jason zu einer zornigen Tirade an, die den ungehobelten Wissenschaftler in den Boden stampfen sollte, doch ein lautes Brummen, gefolgt von einem ohrenbetäubenden Knirschen, ausgelöst durch das Aufeinanderkommen von Stahl und Metall, ließ alle Anwesenden erschrocken zusammenzucken. Ein kurzer, aber kräftiger Ruck durchfuhr die Stadt und erschütterte alles sich darin befindende. Chaos brach aus, als der Boden unter ihren Füßen erbebte und sich dann plötzlich ganz langsam neigte. Jason spürte, wie er immer mehr den Halt verlor und ins Rutschen geriet.
„Vorsicht!“, hörte er auf einmal eine aufgeregte Stimme hinter sich rufen und dann merkte er nur noch, wie jemand nach seinem Arm packte und ihn mit einem Ruck nach hinten wegzog. Mit einem lauten Poltern zerschellte nur wenige Augenblicke später eine der lantianischen Deckenleuchten genau an der Stelle, wo er bis eben gestanden hatte. Völlig perplex starrte Jason auf das zersprungene Glas und das zerborstene Metall hinab und merkte dabei nicht, wie das Beben unter ihren Füßen langsam verebbte und es um sie herum wieder so ruhig wie zuvor wurde. Das Brummen und das Knirschen verstummte, und nur kurz darauf waren nur noch die aufgeregten Stimmen der Wissenschaftler zu hören, die aufgescheucht umherliefen und versuchten, die Unordnung zu beseitigen.
„Was… was zur Hölle war das?“, hörte Jason sich selbst fragen. Erschrocken wirbelte er herum und hielt Ausschau nach den Doktoren McKay und Zelenka, die kaum, dass das Beben nachgelassen hatten, zurück hinter die Steuerungskonsole gestürzt waren.
„McKay!“, rief Jason mit gellender Stimme und marschierte wutentbrannt auf die beiden Wissenschaftler zu. „Was zur Hölle war das?“
„Doktor McKay“, war Mister Woolseys aufgebrachte Stimme just in dem Moment, als Jason die Konsole erreichte, aus dem Headset des Kanadiers zu vernehmen. „Was hatte das da gerade eben zu bedeuten?“
„Ich arbeite daran“, gab McKay seinem Vorgesetzten hastig zu verstehen, worauf sich dieser, in dem Wissen, dass Jason sich ebenfalls dort befand, an ihn wendete.
„Major Danville?“
„Mister Woolsey“, meldete sich Jason zu Wort, „ist alles in Ordnung bei Ihnen dort oben?“
„Den Umständen entsprechend sind wir glimpflich davongekommen“, antwortete Mister Woolsey. „Wie sieht es bei Ihnen aus?“
Erst jetzt sah sich Jason um, konnte aber auf den ersten Blick weder einen Verletzten, noch größere Zerstörungen ausmachen. „Alles in Ordnung“, entgegnete er daher, dann erneut: „Uns geht’s gut.“
„Das ist sehr erfreulich“, meinte der Expeditionsleiter erleichtert, aber gleich darauf klang seine Stimme erneut ernst. „Was ist passiert?“
„Ich wünschte, ich könnte Ihnen darauf eine Antwort geben, Sir“, bedauerte Jason, „aber im Moment weiß ich nicht mehr, als Sie. Doktor McKay arbeitet daran. Er…“
„Er weiß die Antwort“, ertönte in dieser Sekunde McKays Stimme, und als Jason sich umdrehte, sah er den Wissenschaftler auf sich zukommen.
„Kommen Sie mit“, rief McKay ihm zu, ehe er mit wehendem Haar an ihm vorbeirauschte. „Schnell!“
„Mister Woolsey, Sir, wir sind unterwegs“, teilte Jason dem Expeditionsleiter hastig mit.
„Ich erwarte Sie und Doktor McKay in meinem Büro“, lautete Woolseys Erwiderung.
„Ja, Sir.“ Die Verbindung brach ab, und Jason stürzte aus dem Labor in den Gang hinaus, wo McKay bereits ungeduldig auf ihn wartete. „Sagen Sie mir jetzt gleich, was passiert ist, oder muss ich es Ihnen wie beim letzten Mal aus der Nase ziehen?“
„Es gab erneut einen massiven Energieanstieg“, erklärte der Wissenschaftler ihm, während sie nebeneinander den Gang entlang trabten. „Für einen kurzen Moment waren die Werte so hoch, dass der Sternenantrieb sich selbst aktivierte, aber die Energie reichte nicht aus, um ihn längere Zeit am Laufen zu halten, weswegen er sich wieder abschaltete.“
„Okay“, sagte Jason, „gehen wir mal davon aus, dass dieser Befehlscode, von dem Sie vorhin sprachen, wirklich aktiviert wurde. Woher will die Stadt die benötigte Energie nehmen?“, fragte er. „Wenn ich mich richtig erinnere, wurde beim letzten Mal beinahe die ganze Energie des ZPMs für den Start und Flug auf die Erde verbraucht.“
„Das ist ja gerade das, was wir herausfinden müssen“, antwortete McKay. „Allerdings haben wir jetzt wieder Zeit dazu.“
„Was…“ Sie erreichten die Transporter in diesem Moment, und Jason sah fragend zu seinem Begleiter herüber, während sie darauf warteten, dass sich die Türen öffneten. „Wie meinen Sie das?“
„Nun“, meinte McKay schulterzuckend, „es scheint, als hätte die Stadt fast die komplette Energie bei dem Versuch, den Sternenantrieb zu aktivieren, aufgebraucht.“
Jason nickte, schüttelte dann jedoch mit dem Kopf, als er begriff, was das zu bedeuten hatte. „Moment, heißt dass dann nicht…“ Weiter kam er nicht, denn es passierte genau das, was er erwartet hatte.
Die Beleuchtung über ihren Köpfen und an den Wänden blitzte einmal hell auf, verdunkelte sich dann schlagartig und flackerte noch für den Bruchteil einer Sekunde, ehe sie endgültig erlosch. Dunkelheit legte sich über alles und jeden in der Stadt, und wäre es Nacht gewesen, wäre die daraus resultierende Panik wohl noch viel schlimmer ausgefallen.
Stattdessen hörte Jason McKay neben sich aufseufzen. „Beantwortet das Ihre Frage, Major?“
„Wir gehen nirgendwo hin, richtig?“, schlussfolgerte Jason.
„Ich bewundere Ihre Gabe, das Offensichtliche in Worte zu fassen, immer wieder aufs Neue“, entgegnete McKay und seufzte erneut.
ooOOoo
„Aaaaaaaaaaah!“
Ächzend sank Teyla in die Kissen zurück, als die Schmerzen nachließen. Sie atmete keuchend aus und schloss für einen Moment die Augen, der Krankenhauskittel, in den man sie gesteckt hatte, von Schweiß getränkt. Noch einmal wenige kostbare Augenblicke der Erholung. Sie dachte an all die Frauen, die im Laufe der Jahrtausende die Qualen der Niederkunft durchlitten hatten, dachte an ihre eigene Mutter, die vor fünfunddreißig Jahren eine kalte Winternacht lang in den Wehen gelegen hatte, um sie zur Welt zu bringen. Und sie dachte an ihren Sohn, Torren, an dessen Geburt sie sich noch bis ins kleinste Detail erinnern konnte, die Schmerzen, die Angst, Michael, das panische Funkeln in Rodney McKays Augen, als er den Jungen aufgefangen hatte…
Teyla stöhnte gepeinigt auf, als sie schon nach wenigen Sekunden spürte, wie sich der Schmerz erneut in ihr aufzutürmen begann wie eine Flutwelle. Sie verdrehte die Augen und biss die Zähne so fest aufeinander, dass ihre Kieferknochen schmerzten. Für wenige Augenblicke behielt sie diese angespannte Position inne, dann trieb ein markerschütternder Schrei ihre zusammengekniffenen Lippen auseinander. Sie warf den Kopf in den Nacken zurück und schrie gepeinigt auf, als der heiße, pochende Schmerz in ihrem Unterleib zu wütend begann. Sie spürte, wie ihr der Schweiß übers Gesicht lief, währen die Wehe ihrem Höhepunkt zustrebte und sie so fest in ihrem Klammergriff hielt, dass sie nicht einmal mehr stöhnen, geschweige denn atmen konnte. Wieder überkam sie der Drang zu pressen, also tat sie es. Ihr Gesicht verzerrte sich vor Anstrengung, als sie die Beine anzog, ihre Knie packte und kräftig zu pressen begann.
„Ja… ja, das ist es!“, hörte sie Doktor Whitfield begeistert rufen. „Sie machen das wirklich fabelhaft, Teyla! Jetzt nur nicht aufhören zu pressen“, ermunterte sie sie euphorisch. „Nicht aufhören, Teyla. Pressen Sie!“
Was denken Sie, was ich hier tue, dachte Teyla verzweifelt und wütend zugleich und bleckte die Zähne, während sie presste.
„Sie machen das wirklich sehr gut, Teyla“, lobte die junge Ärztin sie und lugte zwischen ihren aufgestellten Beinen hervor, „nur pressen Sie weiter. Sie können jetzt nicht aufhören. Ich kann Ihr Baby sehen, Teyla! Nur noch ein paar Mal kräftig pressen, dann ist es soweit. Dann können Sie Ihr Baby in den Armen halten!“
Verständnislos schüttelte Teyla mit dem Kopf. Entgegen der Einschätzungen der Ärztin waren fast acht Stunden seit dem Einsetzen der Wehen vergangen. Die Nacht war beinahe vorüber und der Morgen graute bereits.
„Ich bin so müde“, murmelte sie erschöpft und ließ sich schlaff in die Kissen zurücksinken, als die Wehe vorüber war.
„Entspannen Sie sich, Teyla. Sie machen Ihre Sache wirklich ausgezeichnet“, versicherte Doktor Whitfield ihr. „Jetzt atmen Sie ein paar Mal tief durch- und dann geht’s weiter. Wenn möglich, sollten Sie noch ein bisschen fester pressen“, fügte sie hinzu, worauf Teyla verzweifelt aufstöhnte. Fester? Sie sollte fester pressen? Sie wusste nicht einmal, woher sie die Kraft das letzte Mal hergenommen hatte, und jetzt erwartete man von ihr, fester zu pressen?!
„Nein… Ich… ich kann nicht“, keuchte sie und ließ ihren Kopf auf dem Kissen von links nach rechts rollen, versuchte ein Kopfschütteln zu signalisieren. Tränen trübten ihre Sicht, und die Zimmerdecke über ihr verschwamm direkt vor ihren Augen zu einer einzigen, weißen Masse.
„John?“, hörte sie sich schluchzen und spürte sogleich, wie er ihre Hand drückte. Erleichterung durchflutete sie. Er war immer noch da. Nach und nach hob sich die Silhouette seines Kopfes gegen das grelle Licht ab. Teyla blinzelte ein paar Mal, dann erkannte sie ihn.
„Ich bin hier, Tey“, sagte er und beugte sich zu ihr hinab. Er trug blaue OP-Kleidung, und sein dunkles Haar steckte unter einer gleichfarbigen Kappe. Die Hälfte seines Gesichts bedeckte ein steriler Mundschutz, und nur seine haselnussfarbenen Augen, die er die ganze Zeit auf sie gerichtet hielt, blitzten hervor.
„John“, flüsterte Teyla entkräftet. „Mach, dass das aufhört. Bitte, John“, flehte sie begleitet von einem verzweifelten Seufzen. „Bitte.“
„Ssch, alles wird gut.“ Zärtlich strich er ihr übers Haar. „Du machst das wirklich großartig, Baby“, beschwor er sie und tupfte ihr mit einem kühlen, feuchten Tuch den Schweiß von der Stirn. „Ich bin ja bei Dir. Ganz ruhig.“
„Ich…ich kann nicht“, wimmerte sie. „Ich schaffe das nicht, John.“
„Natürlich schaffst Du das“, widersprach er ihr und drückte einen Kuss auf ihren Handrücken. „Wir schaffen das, hörst Du? Wir beide schaffen das. Komm“, sagte er dann, „nimm einen tiefen Atemzug mit mir zusammen. Atme ganz ruhig ein und wieder aus, okay?“
„Okay“, hechelte Teyla und umklammerte seine Hand. „Aber es ist zu früh, John. Sie… sie ist noch nicht soweit!“ Dann leise, fast flüsternd: „Ich habe Angst, John.“
„Du brauchst keine Angst zu haben. Ich bin doch-“
„Oh…nein“, unterbrach sie ihn stöhnend und kniff die Lippen zu einer dünnen Linie zusammen, als sie die nächste Wehe herannahen spürte. „Bitte nicht“, keuchte sie und schloss seufzend die Augen. „Nicht schon wieder. Nicht- ich kann nicht m…“ Sie brach den Satz auf halber Strecke ab und entließ einen erstickt klingenden Schrei, als die Wehe über ihren geschwächten Körper hinwegrollte. Winselnd warf sie den Kopf in den Nacken, schrie vor Schmerz laut auf und verkrallte ihre Finger in den Bezug des Bettes.
„John!“, japste sie und langte nach ihm, bekam ihn am Handgelenk zu packen und umfasste es so fest, dass er selbst kurz vor Schmerz aufstöhnte.
„Atmen“, rief er und tätschelte und drückte ihre Hand. „Ganz tief einatmen. Sehr gut“, lobte er sie und blickte nach Bestätigung suchend zu Doktor Whitfield. Diese nickte und lächelte leicht, also fuhr er fort.
„Und jetzt langsam wieder ausatmen. Ja, sehr gut, Tey.“ Er machte es ihr vor, atmete tief ein und –„tsch, tsch, tsch“- aus, und sie folgte seinem Beispiel, den Blick an seine Lippen geheftet. Zusammen atmeten sie weiter ein und aus.
„Okay“, ertönte in diesem Augenblick Doktor Whitfield Stimme vom Fußende des Bettes, „es ist soweit. Teyla?“ Sie rollte mit ihrem Hocker ein Stück zurück und schenkte der Athosianerin ein sanftes Lächeln, als diese geschwächt den Kopf anhob. „Wenn ich es Ihnen sage, pressen Sie so kräftig wie sie können, verstanden?“
Teyla nickte entkräftet.
„Gut. Und sie“, sie deutete mit dem Finger auf John, „können jetzt helfen. Wir werden ein wenig improvisieren, um es Ihrer Frau etwas leichter zu machen. Sie muss ans Bettende und Sie setzen sich hinter sie und stützen sie. Versuchen Sie Teyla möglichst aufrecht zu halten.“
John nickte und tat wie verlangt, half Teyla ans Bettende vorzurutschen, dann kletterte er hinter sie, verhakte seine langen Beine in dem Gestell des Bettes, schlang die Arme um Teylas Leib und zog sie an seine breite Brust.
„Alles wird gut“, flüsterte er mit tiefer, beruhigender Stimme in ihr Ohr, nachdem er den lästigen Mundschutz entfernt hatte, und fuhr ihr sanft übers Haar. „Ich bin bei Dir. Lehn Dich einfach an mich und entspann Dich.“
„John…“ Teylas Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. Dem Ende ihrer Kräfte nahe, lehnte sie sich an ihn und ließ sich von ihm aufrecht halten. Sie konnte nicht sagen, wie lange es dauerte, bis die nächste Wehe sie heimsuchen würde, und so wollte sie die wenigen Momente, die ihr blieben, genießen. Seufzend schloss sie die Augen und lehnte ihren Kopf an John’s Schulter.
„Oh, mein…“, hörte sie ihn plötzlich raunen und spürte, wie ihr Oberkörper leicht nach vorne geschoben wurde. „Ist das etwa…“
„Nicht so schüchtern, Dad. Schauen Sie ruhig“, meinte Doktor Whitfield amüsiert, hob das Laken, welches Teylas Unterleib und ihre Beine bedeckte, etwas an und gab John ein Zeichen, woraufhin sich dieser ein Stückchen weiter vorbeugte und einen neugierigen Blick über Teylas Schulter warf. „Sieht aus, als käme Ihre Kleine, zumindest was die Haare angeht, nach ihrem Vater.“
Teyla öffnete die Augen, drehte den Kopf und beobachtete John. Er hatte den gleichen Ausdruck in seinen Augen wie damals, als er zum ersten Mal gespürt hatte, wie seine ungeborene Tochter sich bewegt hatte; er erstarrte in Ehrfurcht.
„Oh, mein Gott“, flüsterte er mit zittriger Stimme, und ein strahlendes Lächeln breite sich auf seinem Gesicht aus.
„Siehst Du sie?“, fragte Teyla. John lachte leise.
„Ja… ja“, antwortete er und schob ihr die Haare aus der Stirn. „Teyla… das ist unglaublich. Sieh sie Dir an“, hauchte er ihr ins Ohr und half ihr vorsichtig sich aufzusetzen, damit sie sehen konnte, wie ihr Kind auf die Welt kam. Teyla rang sich ein erschöpftes Lächeln ab.
„Siehst Du?“, flüsterte John. „Du hast es fast geschafft.“ Er küsste sie auf die Wange, als sie wieder gegen seine Brust zurücksank, und legte seine Hände auf ihren Bauch. „Gleich haben wir unser kleines Mädchen.“
„John?“, murmelte Teyla.
„Mhm, ja?“, erwiderte er und strich in langsamen, kreisenden Bewegungen über ihren Bauch.
Sie holte tief Luft, öffnete die Augen und drehte den Kopf etwas zur Seite, sodass sie ihn ansehen konnte. „Ich…“ Sie brach ab und leckte sich über die Trockenen Lippen. Als sie erneut ansetzte, blickte sie ihm tief in die Augen, in der Hoffnung, dass er erkannte, wie wichtig ihr dieser Moment war.
„Meine Antwort lautet… ‚ja‘.“
„Was?“, entgegnete John verblüfft und sichtlich nichts ahnend. „Deine Antwort lautet ‚ja‘?“, wiederholte er.
Teyla nickte und lächelte. „Ja.“
„Ja?“ In diesem Moment beschlich ihn die Erkenntnis. „Ja?!“, krächzte er. „Du… Du meinst… Ja wie…ja?!“
Wieder nickte Teyla. „Ich schulde Dir noch eine Antwort“, wisperte sie. „Und meine Antwort lautet ‚ja‘, John.“
„Ich…ja… Wirklich? Bist Du… sicher?“, fragte er aufgeregt und bis über beide Ohren grinsend. Eine Sekunde lang musste Teyla lachen- auf der Grenze zwischen Belustigung, Hysterie und Panik, denn der Ausdruck auf John’s Gesicht war so übertrieben, so voller Überraschung, dass es schon wieder komisch war. Aber die Wehe, die wie eine Flutwelle Tempo aufgenommen hatte, erhob sich ihrer Mitte und umfing sie mit neuer Gewalt, und der Druck gab ihr das Gefühl, innerlich zu zerreißen. Sie schrie auf und klammerte sich an John’s Arme, die sie umschlungen, als hinge ihr Leben davon ab.
„John…“, keuchte sie, und nur einen Wimpernschlag später spürte sie, wie er sie mit seinem Gewicht stützte und etwas anhob.
„Okay, das ist es!“ Es ist Showtime, meine Herrschaften!“, drang von irgendwoher Doktor Whitfields aufgeregte Stimme zu ihr durch. „John, halten Sie ihre Knie“, bellte sie im Befehlston. „Teyla, pressen Sie- jetzt!“
„Du schaffst das“, flüsterte John in ihr Ohr.
„Pressen!“, rief Doktor Whitfield. „Nur noch einmal, Teyla! Einmal noch!“
„Nur noch einmal“, wiederholte John völlig euphorisch. „Das ist alles, was wir brauchen.“
„Pressen, Teyla! Sie müssen Ihrem Baby jetzt helfen!“
„Das… tue… ich doch!“, zischte Teyla und bleckte, auf dem Höhepunkt der Wehe angekommen, die Zähne. Eine Haarsträhne rutschte ihr in die Stirn, als sie ihren Kopf nach vorne auf die Brust fallen ließ und kräftig nach unten zu drücken begann. Ein lauter, verzweifelter, nach endgültiger Erlösung verlangender Schrei entrang sich ihrer Kehle, als die Hände der Ärztin das Kind Stück für Stück aus ihrem Leib hinausmanövrierten, erst die linke Schulter, dann die rechte.
„Gleich hast Du’s geschafft!“ John’s Stimme überschlug sich beinahe, und er drückte ihre Knie. „Gleich… Oh, Gott!“ Den Blick zwischen ihre Beine gerichtet, erblasste er auf einmal und riss voller Staunen die Augen weit auf, und Teyla hörte, wie er den Atem anhielt.
„So ist’s gut. Fast geschafft… Noch einmal pressen, Teyla. Nur noch einmal… Ja… ja…Sehr gut… Ja… Und da kommt sie! Wir haben sie! Wir haben sie!“, verkündete Doktor Whitfield plötzlich erfreut, und Teyla schlug genau in der Sekunde die Augen weit auf, als ein winziger Körper nass und blutverschmiert aus ihrem Leib hinaus und direkt in die kundigen Hände der Ärztin mit den freundlichen, blauen Augen glitt.
„Sie haben’s geschafft, Teyla! Wir haben Ihre Kleine!“, rief diese und säuberte rasch die Atemwege des Neugeborenen. Empört verzog das Baby daraufhin sein kleines, rotes Gesichtchen zu einer Grimasse, und dann ertönte auf einmal ein lauter, hicksender und sehr wütend klingender Schrei. Überwältigt und zugleich überrascht von dem Gefühl, nicht mehr pressen zu müssen, ließ sich Teyla mit einem allerletzten Stöhnen gegen John’s Brust zurückfallen, starrte auf das zappelnde und schreiende Wesen in Doktor Whitfields Händen hinab und konnte nicht glauben, was sie sah.
Ihr Kind.
„Sie ist ein richtiger kleiner Schreihals“, scherzte Doktor Whitfield, als das Baby in ihren Händen sein ohrenbetäubendes Protestgeheul fortsetzte.
„Oh, mein Gott!“ Hinter ihr lachte John laut und befreit. Seine Stimme klang heiser und tränenerstickt. „Ein Mädchen!“, jubelte er. „Wir haben ein kleines Mädchen! Schau sie Dir an, Teyla. Schau sie Dir an!“, rief er über die kräftigen Schreie seiner Tochter hinweg.
„Temperament hat sie auf jeden Fall“, stellte Doktor Whitfield schmunzelnd fest, während Teyla noch immer unfähig war, sich zu bewegen. „Und erstaunlich prächtig entwickelte Lungen.“ Rasch durchtrennte die Ärztin die Nabelschur und hüllte den zappelnden Säugling in eine Decke.
„Ich glaube, hier möchte Sie jemand kennenlernen, Teyla“, sagte sie dann. „Hier ist Deine Mom, Kleines“, flötete sie, während Teylas Kehle wie zugeschnürt war, und sie konnte nur staunend das winzige Bündel betrachten, welches ihr in diesem Moment in die Arme gelegt wurde. Fast augenblicklich verstummten die empörten Schreie des Babys, und, als schien es auf einmal zu bemerken, dass etwas anders war, drehte es seinen Kopf. Die zarten, von dichten, schwarzen Wimpern gesäumten Lider flatterten träge, und im nächsten Moment, blickte Teyla in ein Paar dunkelgrüne Augen.
„Hallo, meine Kleine“, hauchte sie leise und presste den winzigen, so zerbrechlich wirkenden Körper an ihre Brust.
„Schau sie Dir an“, hörte sie John mit vor Ergriffenheit zitternder Stimme flüstern. Er legte die Arme fester um sie und das Baby, als Teyla sich erschöpft an ihn lehnte, und zusammen blickten sie fasziniert auf ihre Tochter hinab. „Sie ist wunderschön. Und sie sieht aus wie ihre Mom.“
„Es ist zu früh, dass zu sagen, John“, flüsterte Teyla. „Und außerdem“, fügte sie mit einem erschöpften Lächeln hinzu, drehte den Kopf und blickte zu ihm auf, „finde ich, dass sie aussieht wie ihr Vater.“
Erst sagte er gar nichts, aber dann lachte John und beugte sich vor und drückte ihr einen kraftvollen, erleichterten Kuss auf die Lippen. Teyla schloss die Augen für einen Moment, um ihn zu genießen. Als sie sie wieder öffnete, fuhr John vorsichtig mit der Rückseite seines Zeigefingers über die Wange seiner Tochter. Das Baby blinzelte und versuchte ihn mit ihren grünlich braunen Augen zu erfassen. John lächelte, als eine winzige Hand sich fest um seinen ausgestreckten Zeigefinger legte.
„Hey“, säuselte er. „Willkommen auf der Welt, kleine Lady“, flüsterte er und küsste das kleine Fäustchen seiner Tochter. „Ich bin Dein Dad.“
Teyla schmunzelte. „Ich bin mir sicher, dass sie weiß, wer Du bist, John.“
„Aber natürlich weiß sie das“, entgegnete er mit belegter Stimme, und als Teyla erneut zu ihm aufblickte, richtete er seine feucht schimmernden Augen auf sie. Tränen der Freude liefen ihm über die Wangen, als er sich vorbeugte und sie küsste.
„Ich wollte es nur selbst einmal sagen“, meinte er dann und strahlte dabei vor Glück. Seine Mundwinkel hoben sich, als er sie und ihre Tochter in seine Arme zog und erneut flüsterte:
„Ich bin ihr Dad.“
Fortsetzung folgt…
PS: Baby da !!!!!