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Thema: Es war einmal... (FF-Challenge)

  1. #1
    Sam&Jack - Shipper Avatar von Sam&Jack
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    Standard Es war einmal... (FF-Challenge)

    Titel: Es war einmal
    Charakter: Rodney (und viele andere)
    Rating: G
    Genre: Märchen ^^
    Autor: Sam&Jack
    Anmerkung: Diese FF ist ein Beitrag zur Challenge von Valdan und die Themenvorgabe lautete: (Grimms )Märchen und Sagen
    Ich hoffe, euch gefällt die Geschichte und über Feedback und Anregungen würde ich mich sehr freuen =)




    Rodney seufzte. Wieso hatte er nur so wenige Bücher nach Atlantis mitgenommen? Inzwischen hatte er jedes seiner 200 Bücher zweimal gelesen und die wirklich guten sogar noch ein drittes Mal. Zwar hatte er bei der Crew der Daedalus eine Liste hinterlegt, doch es würde noch eine Weile dauern, bis er seine neuen Bücher bekommen würde.

    „Rodney, Sie sehen so traurig aus. Geht es Ihnen gut?“, fragte Teyla lächelnd und setzte sich mit ihrem Essen neben Rodney.
    „Oh ich habe nichts mehr zu lesen und ich fürchte, dass mein Gehirn mir das Übel neben wird, wenn ich es nicht kontinuierlich mit belletristischer Literatur fördere.“

    Lächelnd griff Teyla in ihre Tasche und reichte Rodney ein Buch: „Hier. Dieses Buch hat mir John vor einigen Wochen gegeben. Es enthält wichtiges Kulturmaterial der Erde, zumindest hat er das gesagt. Ich fand die Geschichten jedoch ziemlich grausam, besonders als John mir gesagt hat, dass man sie den Kindern vorliest.“

    Rodney warf einen Blick auf das Buch: Grimms Märchen, stand dort in goldenen Lettern aufgedruckt. Er wusste gar nicht, wann er das letzte Mal ein Märchen gelesen hatte. Vermutlich hatte er mit acht Jahren aufgehört Märchen zu lesen, nachdem sich herausgestellt hatte, dass immer der Prinz und nie ein Wissenschaftler die Prinzessin bekommen würde.

    Dankend nahm er das Buch entgegen. Vielleicht wäre es gar nicht so schlecht, wenn er sich noch einmal an die guten alten Märchengeschichten erinnern würde. Merkwürdigerweise konnte er den ganzen Tag an nichts anderes mehr denken und stürzte sich vor dem Schlafengehen sofort auf die Geschichten. Teyla hatte Recht gehabt. Die Märchen waren brutal und irgendwie wünschte er sich die ein oder andere Disneyversion.
    Plötzlich vibrierte sein Diensthandy und genervt ging er ans Telefon. Konnte man ihn denn nicht einmal nach Feierabend in Ruhe lassen?

    Zelenka
    , blinkte in roten Buchstaben auf dem Display und Rodney verdrehte die Augen. Das konnte nichts Gutes bedeuten. Noch mit dem Buch in der Hand rannte er über den Flur und betrat das Büro von Radek.

    Dieser wirbelte bereits völlig aufgelöst auf Rodney zu und sah ihn panisch an:
    „Wissen Sie noch, als wir aus lauter Langeweile an diesem kleinen Reaktor gebaut haben und ein paar Sonderfunktionen eingebaut haben?“ Er sprach so schnell, dass Rodney Probleme hatte ihn zu verstehen: „Sie sagten, es wäre nicht möglich ihn so zu programmieren, dass er uns in parallele Welten bringen kann, aber ich habe das Gefühl, dass es doch funktioniert hat.“

    Noch Rodney die Bedeutung wirklich erfassen konnte, war Radek bereits aus dem Büro gesprungen und grelles Licht erleuchtete den Raum. Reflexartig warf sich Rodney zu Boden und versuchte seine Augen vor dem Licht zu schützen.

    ***

    Rodney wusste nicht mehr, ob Minuten oder Stunden vergangen waren, als er endlich wieder zu Bewusstsein kam. Er öffnete seine Augen und sah sich erschrocken um. Die ganze Szenerie entsprach mitnichten der von Radeks Büro. Viel mehr befand er sich in einem kleinen Raum, der über und über mit Vorhängen zugehangen war.
    „Bitte tun Sie mir nichts.“, sagte eine weibliche, ängstliche Stimme und Rodney drehte sich um.
    „Jennifer, Gott sei Dank, was ist denn nur passiert?“

    Die Frau machte nicht den Eindruck, als das sie wüsste, was passiert wäre und rückte noch ein Stück näher an die Wand. „Gehen Sie weg oder ich schreie ganz laut!“
    Rodney schüttelte den Kopf und sah sich um. Irgendwie erinnerte hier gar nichts an Atlantis. Und erst jetzt merkte er, dass er auf etwas Weichem gelandet war.

    „Ach du meine Güte!“, schrie er entsetzt, sprang auf und sah das er nicht auf etwas, sondern auf jemandem gelandet war. Lange graue Haare, ein weites Kleid und offene dunkle Augen starrten ihn an: „War ich das etwa?“, fragte er und Jennifer nickte verängstigt.
    „Sie wollte mir zeigen, wie man ein Kleid spinnen kann. Doch ehe ich es ausprobieren konnte, sind Sie aufgetaucht und haben sie förmlich zerquetscht.“
    Rodney zog die Lippen kraus, vielleicht hatte er über die Feiertage doch etwas zugenommen. Plötzlich durchfuhr es ihn, wie ein Blitz. Das Spinnrad, die alte Frau und eine verängstigte, junge Frau, die gerade spinnen lernen wollte.
    „Wie war doch gleich Ihr Name?“, fragte er und das Mädchen lächelte unsicher: „Man nennt mich Dornröschen.“, sagte sie und Rodney schloss die Augen. Das war ja so etwas von klar gewesen! Radeks dämliche Maschine hatte ihn zwar nicht in eine Parallelwelt gebracht, aber da er das Buch am Körper getragen hatte, hatte man ihn direkt in ein Märchen transportiert.
    „Vielleicht sollten Sie einfach gehen und ich spinne mein Kleid alleine zu Ende.“, sagte Jennifer schüchtern und näherte sich dem Spinnrad. „Oh nein, das halte ich für keine gute Idee.“, bemerkte Rodney und schob Jennifer in die andere Richtung des Raumes:
    „Jetzt mal ehrlich, hast du dich nie gefragt, wieso es bei dir im Schloss keine Spinnräder gibt? Hast du dich nie gewundert, dass eine Frau, die du nicht kennst plötzlich mit einem Spinnrad im Schloss auftaucht? Gibt es denn kein anderes Hobby, das dich in irgendeiner Form fasziniert, ein Buch zum Beispiel?“

    Jennifer sah Rodney einfach nur unglaublich verwirrt an und konnte nicht wirklich verstehen, wovon dieser Mann redete. „Weißt du, wie lange wir hier rumliegen müssen, nur weil du die Verbote missachtest? Willst du, dass ich mit meiner Forschung um 100 Jahre zurückfalle, nur weil du nicht in der Lage bist, fachgerecht ein Spinnrad zu bedienen?“

    Noch ehe Jennifer antworten konnte, hatte er sie bei der Hand genommen und sie aus dem Turmzimmer geführt: „Zum Dank dafür, dass ich dich gerettet habe, kannst du mich doch sicher zu einem Alchemie-Labor führen oder?“

    Doch noch ehe Rodney etwas hinzufügen konnte, war Jennifer bereits schreien den Flur entlang gelaufen. „Na gut, hysterische Frauen, kann ich auch überhaupt nicht gebrauchen.“

    Unauffällig ging er durch das Schloss, schlich sich an der ein oder anderen Wache vorbei und befand sich schließlich im Wald. Rodney erschauderte. Der Wald bedeutete nie etwas Gutes.

    Unsicher ging er durch die Gegend, als er einen wunderschönen weiblichen Gesang hörte. Auch dies hatte in der Regel nichts Gutes zu bedeuten. Doch welches Märchen war es doch gleich? Bevor er überhaupt einen Gedanken fassen konnte, stand plötzlich ein Pferd vor ihm und ein Reiter blickte erstaunt auf ihn herab.

    „Wohin des Weges?“, fragte er und Rodney verdrehte die Augen. General O’Neill.
    „Ich gehe nur ein wenig spazieren.“, sagte er und versuchte verzweifelt den General irgendeinem Märchen zuzuordnen: „Und Ihr werter Herr? Was treibt euch in diese Gegend?“
    Jack zögerte einen Moment, doch dann strahlte er über das ganze Gesicht: „Ich treffe heute meine Angebetete.“ Er musste noch nicht einmal weiter sprechen, denn Rodney ahnte bereits, um wem es sich dabei handelte: „Lassen Sie mich raten. So ungefähr 1,70 groß, schlau, blondes Haar, ein tolles Lächeln.“

    Jack nickte: „Oh ja. Ihre Haare sind so wunderschön und so unglaublich lang! Unbequemer Weise lebt sie in einem Turm, sodass ich den Turm immer hochklettern muss. Und es ist wahrlich nicht förderlich, wenn man so furchtbar aus der Puste ist, wenn man oben ankommt. Immerhin will ich dann erst…“ – „Ja, ja, schon gut. Ich kann mir wirklich vorstellen, was sie dann da oben machen.“

    Jack lächelte verschmitzt: „Nur leider wohnt so eine nervige, unheimliche Person bei ihr. Aber sie soll heute nicht da sein und ich kann beruhigt zu ihr in den Turm klettern.“ – „Also was das angeht.“, begann Rodney und zögerte einen Moment.

    Seinem Wissen nach, würde die Zauberin den Prinzen austricksen, er würde vom Turm fallen, erblinden und jahrelang verzweifelt durch die Wüste irren. Und wer wäre dann da, um die arme Sam zu trösten? Prinz Rodney!

    Rodney seufzte. Am Ende würde der Prinz ja doch die Prinzessin bekommen: „Bezüglich Ihres Planes, den Turm hinauf zu klettern. Das würde ich heute lieber nicht tun. Ich habe gehört, die alte unheimliche Frau ist früher nach Hause gekommen und sie war nicht sehr erfreut, als sie von Ihnen erfuhr.“

    Jack war vom Pferd abgestiegen und sah Rodney durchdringlich an: „Aber ich muss zu ihr, ich kann nicht ohne sie leben. Bitte helft mir, weiser Mann.“

    Weiser Mann? An den Titel könnte ich mich gewöhnen, dachte Rodney und sah Jack an: „Heute ist ihr Glückstag mein Lieber und wir beide werden jetzt etwas beweisen, was ich schon seit Jahren behaupte.“

    Gute 15 Minuten später stand Rodney nickend und zufrieden vor dem Turm: „Sehen Sie, eine Tür. Ich habe meiner Mutter früher immer gesagt, dass es eine Tür gibt und wissen Sie, was sie darauf stets erwidert hat?“
    Jack schüttelte den Kopf: „Sei doch nicht so unkreativ Mere… äh Rodney. Hör auf immer so rational zu denken. Aber hier ist der Beweis. Hier ist die Tür! Von wegen Zauberei.“

    Während Rodney sich weiter über die Argumente seiner Mutter beschwerte, war Jack bereits die Treppe nach oben gelaufen. Ein lauter Schrei und ein dumpfer Knall rissen Rodney aus seinen Gedanken. Gute zwei Meter neben ihm, lag eine alte Frau, die er vage als die böse Zauberin identifizierte.

    Zwei Tatsachen ließen sich bereits feststellen. Erstens waren Märchen wirklich ziemlich brutal. Zweitens hatten alte böse Frauen keine große Lebensdauer, wenn Rodney in der Nähe war.

    „Vielen Dank mein Freund, dass du mich und meine Geliebte gerettet hast.“, hörte er Jack von oben rufen und auch Sam stand freudig winkend am Fenster. Das hätte ich sein können, dachte er und wandte den Blick ab.

    Er hatte es ja bereits als Kind geahnt, für den Wissenschaftler gingen die Märchen nie gut aus. Lustlos lief er weiter durch den Wald, als er plötzlich unruhiges Gemurmel hörte. Vorsichtig blieb er stehen und sah sich um. Nichts und niemand war zu sehen. Er machte einen Schritt nach vorne und plötzlich hörte er nur:
    „Auf ihn!“
    Ehe er sich versah, hatten sich eine Horde Männer auf ihn gestürzt und zwei weitere Augenblicke später war er gefesselt. „So ein merkwürdiges Männchen habe ich hier noch nie gesehen. Ich denke, wir sollten ihn zu ihr bringen, sie weiß was zu tun ist.“, hört er Johns Stimme sagen. Doch ehe er etwas sagen konnte, war er bereits bei jemandem auf den Schultern gelandet.

    Ronon! Diese Haarpracht war einfach unverwechselbar. „Also Männer, ihr kennt das Lied.“, sagte John und Rodney riss die Augen auf.

    „Hei ho, hei ho, wir sind vergnügt und froh.“, begannen die Männer plötzlich im Chor zu singen und Rodney verdrehte die Augen. Die sieben Zwerge! Und doch war jeder Einzelne größer als Rodney.

    „Lasst mich raten, ihr habt den ganzen Tag nach Diamanten gesucht.“, sagte er beiläufig und Ronon schüttelte den Kopf: „Nein, Diamanten gibt es hier nicht mehr. Aber wir haben eine Naquadamine ganz in der Nähe entdeckt.“

    Rodney nickte, aber natürlich. Da waren sie also: John, Ronon, Beckett, Radek, Daniel und Teal’c. Und ein jeder trug seine Spitzhacke nach Hause, während die farblich aufeinander abgestimmten Kostüme einfach perfekt in die idyllische Umgebung passten.

    Rodney wusste nicht, wie lange er durch die Gegend getragen wurden war, doch schließlich wurde er von Ronon unsanft auf den Boden fallen gelassen. Er drehte sich um und sah diese wunderschöne Frau. Sie trug ein gelb-blaues Kleid, hatte perfekt gekämmte Haare, die von einem wunderschönen Haarreifen in Form gehalten wurden. Und um sie herum tummelten sich allerlei Waldtiere. Sie war einfach…: „Elizabeth?“, fragte er irritiert und stand auf. Es war tatsächlich verwirrend sie mal in einem Kleid zu sehen, obwohl ihr das auch wunderbar stand.

    „Wer ist Elizabeth? Ich bin Schneewittchen.“, sagte sie ein wenig irritiert und blickte dann auf ihre Gefolgschaft: „Ich hoffe, meine Zwerge haben dich gut behandelt?“, fragte sie und Rodney zog die Augenbrauen hoch: „Zwerge? Ich hab mir Zwerge immer viel kleiner vorgestellt.“
    Elizabeth lachte: „Ja, ist das nicht interessant? Seit sie jeden Tag dem Naquada ausgesetzt sind, wachsen sie einfach immer weiter. Faszinierend oder?“ – „In der Tat.“, bemerkte Teal’c und verzog sich mit den anderen in das Haus.

    Rodney sah den Zwergen nach und schwor sich, die Langzeitwirkung von Naquada genauer zu untersuchen, wenn er endlich wieder zu Hause wäre.

    Elizabeth sah Rodney lächelnd an und begann fröhlich mit den Tieren in der Lichtung umherzuspringen. Dabei sang sie ein Lied, in einer solch hohen Frequenz, dass Rodney schwören konnte, sein Trommelfell würde jeden Moment platzen. Als Elizabeth auch nach fünf Minuten nicht müde wurde sämtliche Gedanken in Liedform auszudrücken, kam ihm der Gedanke, mit einem Apfel für Ruhe zu sorgen, gar nicht mehr so abwegig vor.
    „Schneewittchen?“, fragte er zunächst leise, doch Elizabeth zog es vor hüpfend durch den Wald zu springen. Diese Frau konnte einen wirklich wahnsinnig machen.
    „Schneewittchen!“, rief er etwas lauter, doch wieder war Elizabeth nicht bereits zuzuhören.

    Wütend stampfte Rodney in das Haus und die Zwerge sahen ihn überrascht an: „Hört mir gut zu, denn ich werde es nur einmal sagen. Eure Herrin wird von einer bösen Hexe verfolgt. Ist es denn vielleicht zu viel verlangt, wenn einer von euch zuhause bleibt und sie beschützt? Könnt ihr euch denn nicht denken, dass Schneewittchen ein leichtgläubiges Opfer ist? Seht sie euch doch mal an, sie singt und tanzt und das, obwohl ihr ein halber Hofstaat auf den Fersen ist. Ich habe die berechtigte Annahme, dass sie den Ernst der Lage nicht verstanden hat. Deswegen müsst ihr auf folgende Gegenstände achten. Gürtel und Kamm – böse, roter Apfel – sehr böse. Und wenn dann in ein paar Wochen der Prinz vorbei kommt, dann lasst uns alle hoffen, dass er bereits taub war.“

    Mit diesen Worten ließ er die Zwerge alleine zurück und machte sich auf den Weg, um eine Möglichkeit zu finden endlich nach Hause zu kommen. Langsam war es anstrengend von einer Märchenwelt in die nächste zu laufen. Doch das Glück war nicht auf Rodneys Seite.

    Er sah die Kinder schon von weitem an dem Häuschen knabbern und seufzte. Wieso musste er stets alle retten? Doch schon sein bloßes Auftreten genügte und die Kinder rannten erschrocken davon. Sollte John mit seiner Theorie vom Kinderschreck tatsächlich Recht behalten?

    Noch bevor Rodney weiter darüber nachdenken konnte, kam eine Person aus dem Haus gelaufen und sah Rodney wütend an: „Ist das deine Schuld? Hast du diese Gören vertrieben?“

    Die Stimme klang so unerwartet vertraut und so unerwartet männlich. „Michael?“, fragte Rodney verwundert und versuchte sich krampfhaft an das Märchen von Hänsel und Gretel zu erinnern: „Müsstest du nicht eine alte, böse Hexe sein?“, fragte er verwirrt und Michael schüttelte nur wütend den Kopf, während er in die fernen Wälder blickte.

    „Wie heißt es doch, die Leute sehen nur das, was sie sehen wollen.“, sagte er beinahe resignierend und ging ins Haus. Da Rodney noch nie etwas von der Vorliebe der Hexe für wohlgenährte Wissenschaftler gehört hatte, folgte er ihm ins Haus. Der wohlige Geruch von Lebkuchen und Zucker breitete sich aus und sofort fühlte er sich in seine Kindheit zurück versetzt. In jene Tage, an denen er mit Jeannie so viele Süßigkeiten gegessen hatten, bis sie ganz grün im Gesicht waren.

    „Erzählt man sich inzwischen, dass ich eine alte Hexe bin?“, fragte Michael ernst und legte ein wenig Feuerholz nach. Rodney zuckte unschuldig mit den Schultern: „Und manche sagen, dass ihr Kinder verspeist, nur so zum Spaß.“ – „Ich verspeise sie nicht, ich erteile ihnen nur eine Lektion.“

    Rodney schluckte, vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen hierher zu kommen:
    „Aber das sind doch nur Kinder.“, sagte er, doch Michael winkte ab:
    „Ich war auch nur ein Kind. Ich entstammte einer rechtschaffenden Familie und habe den Beruf als Heiler gelernt. Ich habe viele Menschen gerettet und war angesehen, aber eines Tages.“, er machte eine Pause und sah in die tanzenden Flammen:
    „Eines Tages kam eine Frau zu mir. Sie war schwanger und lag in den Wehen. Doch das Kind lag quer und ich habe wirklich alles getan, doch ich konnte ihnen nicht helfen. Keinen der beiden. Plötzlich waren die Menschen anders. Sie mieden mich, sie erzählten Gerüchte über mich und schließlich sagten sie, ich hätte die Hand des Todes. Ich wurde aus dem Dorf vertrieben und hier im Wald zum Sterben zurückgelassen. Dieses Haus hier, habe ich mit meinen eigenen Händen gebaut und ich gehe nicht mehr in das Dorf. Und doch kommen diese Kinder hierher. Sie beleidigen mich, sie beschimpfen mich, sie wollen mein Haus zerstören – das einzige, was ich noch besitze. Das sind nicht nur Kinder. Sie stellen nur eine neue Generation, mit den alten Vorstellungen und Vorurteilen dar.“

    Wieder machte er eine Pause und sah Rodney mit einer Mischung aus Trauer und Hass an:
    „Du solltest nicht so voreilig über jemanden urteilen, solange du seine Geschichte nicht kennst. Nicht jeder von uns ist dazu bestimmt, geliebt und verstanden zu werden. Und nun geh, bevor ich mir überlege, tatsächlich böse zu werden.“

    Es bedurfte keiner weiteren Aufforderung und Rodney verließ sofort das Haus. Nachdem er sich einige Meter entfernt hatte, blickte er sich noch einmal um. Hatte Michael Recht? Ließ man manchen Menschen oder wem auch immer, tatsächlich keine Wahl? Und bestrafte man sie für etwas, wofür man selbst verantwortlich war?

    Meine Güte, dachte Rodney, Märchen haben tatsächlich eine belehrende Funktion. Ehe er weiter über das Gespräch nachdenken konnte, kam ihm eine Frau mit einem Baby entgegen gelaufen. Noch ehe er die Frau erkennen konnte, wusste er, dass es sich um Teyla handelte. Immerhin war auch Teyla gerade Mutter geworden.

    „Man will mir mein Kind stehlen, es mir rauben. Bitte gütiger Herr so helft mir doch. Es war nicht meine Idee das Stroh zu Gold zu spinnen, wirklich nicht. Es war die Idee meines Vaters.“

    Rodney seufzte. Wieso waren diese Märchenfiguren denn nur alle so hilflos? „Du weißt doch den Namen.“, sagte er halb genervt und Teyla verzog das Gesicht. „Woher wisst Ihr davon?“, fragte sie, doch wartete sie die Antwort nicht ab:
    „Wer hat euch verraten, dass ich den Namen wissen muss? Ich habe dieses Männchen noch nie gesehen und wenn ich ihm nicht sage, wie er heißt, dann wird er mir mein Kind stehlen.“

    Rodney schwieg. Konnte das wirklich möglich sein? Konnte er tatsächlich der Schlüssel sein, damit Rumpelstilzchen besiegt werden würde? Aber es stand doch bereits abgedruckt in seinem Buch geschrieben. „Ist das hier etwa wie das Zeitreiseparadoxon?“, fragte er laut und Teyla sah ihn verwirrt an: „Passieren die Dinge in dem Buch etwa nur, weil ich da bin und weiß, wie sie passieren sollen? Dann sollte mein Name aber auch auf dem Buchrückenstehen, das wäre nur fair.“

    Teyla verstand noch immer kein Wort: „Bitte, der Name!“, sagte sie leise, aber nachdrücklich. Rodney nickte: „Aber natürlich: Rumpelstilzchen. Und um die Spannung zu erhöhen könntest du ja erst zwei falsche Namen sagen.“, meinte er lachend und Teyla sah ihn dankbar an: „Vielen Dank mein Freund. Und wenn ich dir irgendwie helfen kann, dann lass es mich wissen.“

    Rodney winkte ab und seufzte: „Eigentlich will ich nur nach Hause.“, sagte er und setzte sich auf einen größeren Stein. So interessant die Märchen auch waren, so besonders war seine Realität – seine echte Realität.
    „Nach Hause? Da kann ich dir vielleicht helfen.“, sagte eine lächelnde Frau, die er eindeutig als Vala identifizierte. Er hatte sie einmal auf der Weihnachtsfeier des Stargatecenters kennengelernt, doch nun sah sie vollkommen anders aus. Sie trug ein blaues Kleid, zwei lange Zöpfe und rote Schuhe.

    „Ich bin Dorothy.“, sagte sie lächelnd und Rodney zog skeptisch die Augenbrauen hoch: „Aber ‚Der Zauberer von Oz‘ ist nicht von den Gebrüdern Grimm aufgeschrieben wurden.“, bemerkte er skeptisch und Vala zuckte mit den Schultern: „Ich habe mich noch nie an die Regeln gehalten. Aber ich kann dir sagen, wie du nach Hause kommst.“

    Rodney stand auf und sah Vala erwartungsvoll an: „Ich habe aber keine roten Zauberschuhe, die ich zusammenschlagen kann.“, bemerkte er und Vala lächelte:
    „Sprich mir einfach nach ‚Zu Hause ist es doch am schönsten‘.“

    ***

    Und ehe Rodney den Satz beenden konnte, spürte er einen enormen Energieschub, der seinen Körper durchfloss und immer wieder hörte er seinen Namen.
    „Rodney! Rodney!“, sagte John nun fast schon wütend und rüttelte noch ein wenig stärker bis Rodney endlich aufwachte:
    „Sie haben verschlafen und unsere Dienstbesprechung sollte bereits seit einer halben Stunde laufen. Wenn ich Sie also bitten dürfte.“, sagte er bestimmend und Rodney rieb sich die Augen.

    Neben seinem Bett lag das Buch von Teyla und plötzlich musste er lächeln. Es war ein wunderschöner Traum gewesen und auch wenn er nicht der Realität entsprach, so zauberten ihm die Erinnerungen daran sofort ein Lächeln ins Gesicht zurück.

    Ende

  2. Danke sagten:


  3. #2
    zigtausend Jahre alt ... ;-) Avatar von John's Chaya
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    Standard

    Rodneys Reise durch Grimms Märchenwelt hast du echt klasse und unterhaltsam geschrieben! Ich hatte das Gefühl dabei zu sein. Ich glaube, Rodney hatte echt Spaß auf dieser Reise. Nur schade, dass ihn John geweckt hat. Wer weiß, wem er sonst noch alles begegnet wäre. Vielleicht Rotkäpchen und dem bösen Wolf ..., vielleicht Hathor und Apophis ...
    Tolle Idee für die Märchen-Challenge!

    Ups, fast hätte ich die Fan-Art vergessen. Die ist dir auch klasse gelungen!
    Gut, dass mich Antares Feedback noch daran erinnert hat.
    Geändert von John's Chaya (08.04.2013 um 08:00 Uhr) Grund: Hatte was vergessen ... :-))))))))

    Ich bin zu alt, um nur zu spielen, zu jung, um ohne Wunsch zu sein.

  4. Danke sagten:


  5. #3
    Lieutenant General Avatar von Antares
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    Standard

    Warum hat Rodney keinen Datenstick mitgenommen? Dann hätte er locker 2000 statt 200 Bücher zur Auswahl. *g*

    Aber wie dem auch sei, es ist schon nett, dass ihm seine Träume vorgaukeln, er wäre der Retter der Märchenwelt.
    Und du hast schön herausgearbeitet, wie dusselig sich Märchengestalten manchmal benehmen - siehe Dornröschen! - mit ein bisschen gesundem Menschenverstand wäre es nie zu dem Unglück und damit zu dem Märchen gekommen. Gut, dass Rodney ihnen das mal klar macht!

    Und er hat wohl recht, in klassischen Märchen muss man ein Prinz und kein Wissenschaftler sein, um die Prinzessin zu bekommen. Da wundert es mich gar nicht, dass es ihn wurmt und wenigstens sein Unterbewußtsein versucht, darauf Einfluss zu nehmen. *g*

    Ein schöner, witziger Beitrag für die Märchenchallenge!


    P.S. : Ich wollte noch erwähnen: Nettes Cover!!

  6. Danke sagten:


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