Dies ist meine Story für den diesjährigen deutsch_bigbang auf Livejournal.
Titel: Der Dschinn (1/13)
Autor: Antares
Fandom: SG-1 und SGA
Fanart: Von Chayiana - Vielen Dank!!
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Pairing: John/Rodney, (Erwähnung von Jack/Daniel)
Rating: Je nach Kapitel: PG bis NC-17
Inhalt: Rodney bekommt ein Geburtstagsgeschenk von Daniel, das sein Leben von Grund auf umkrempelt. Aber nichts im SGC hat ihn auch darauf vorbereitet, wie es ist, einen Dschinn mit einem sehr eigenen Willen daheim zu haben.
Staffeln:
SG-1: Ende 7 bis Anfang 8 (Inauguration, Lost City 1 und 2, New Order 1 und 2)
SGA: Pre-SGA und Rising 1 und 2
Anmerkungen: Dies ist eine Art Canon-AU, da weitgehend alle Leute und Ereignisse – bis auf John Sheppard – mit den Personen und der Zeitlinie in SG-1 und SGA übereinstimmen.
Beta: Mein ganz herzlicher Dank gilt Patk für all die Diskussionen und das Abstimmen der einzelnen Ereignisse und so viele entscheidende Hinweise, die ich hier nicht benennen kann, weil das ein Spoiler für die Story wäre. An einigen Stellen sollte ich sie wohl als Co-Autorin anführen! *g* Danke sehr!
Und ebenso danke ich Aisling, die mir geholfen hat, Bandwurmsätze loszuwerden, Tippfehler rauszufischen und seltsame Satzkonstruktionen zu beseitigen. Vielen Dank!
Wörter: ca. 65 000
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1. Kapitel
„Fein! Dann sprengen Sie doch das halbe Sonnensystem in die Luft!“ Wütend knallte Rodney McKay die Tür von Dr. Lees „Bastelzimmer“ – wie er es vor ein paar Tagen anlässlich eines anderen Wutanfalls genannt hatte – hinter sich zu. Mit weit ausholenden Schritten stapfte er in sein Büro, nicht nach rechts und links sehend, während er die Gänge des SGC durchquerte.
Er schäumte vor Wut. Man hatte ihn mal wieder für ein paar Wochen aus Area 51 abgezogen, um im Stargatecenter bei der Neueinrichtung einzelner Gateprotokolle zu helfen, aber niemand hier wusste seinen Input wirklich zu schätzen. Sie waren alles loyale Anhänger von Wunderdoktor Carter und zeigten nur wenig Interesse daran, seine Vorschläge wenn schon nicht umzusetzen, dann doch wenigstens in Betracht zu ziehen. Und wenn sie es dennoch taten, drehten sie es so, dass die eigene Clique dafür die Lorbeeren einheimste.
Seit er von seiner Strafversetzung aus Russland wieder zurück war, ging das seit nunmehr fast anderthalb Jahren schon so: er war zum Pendler zwischen Nevada und Colorado geworden. Wurde wie ein Botenjunge – ein promovierter Botenjunge wohlgemerkt! – zwischen diesen beiden Einrichtungen hin und her geschickt. Immer dorthin, wo man gerade seine Dienste benötigte. Im Rückblick hatte Russland inzwischen beträchtlich an Attraktivität gewonnen, denn dort war er auf amerikanischer Seite immerhin der Verantwortliche für das Naquadah-Programm gewesen. Hier war er … eine gut bezahlte Hilfskraft.
Es machte Rodney kreuzunglücklich, dass man sein Potential so verschwendete, nur weil Blondie hier der Ansicht war, keiner könne den Laden besser schmeißen als sie. Auf der einen Seite konnte sich Rodney einer gewissen Bewunderung nicht erwehren, wie Sam mit den Gegebenheiten jonglierte und immer wieder kreative Lösungen für im ersten Moment aussichtslose Probleme fand. Auf der anderen Seite erfüllte es sein Wissenschaftlerherz mit Grausen, welche Sicherheitsprotokolle sie dafür einfach ausschaltete, wie unkonventionell sie war und wie sehr sie zum Improvisieren neigte. Er hoffte nur, dass er niemals einen Posten bekam, auf dem das auch von ihm verlangt wurde, denn da war er ganz schlecht drin. Obwohl – inzwischen wäre er schon fast bereit jeden Posten anzunehmen, wenn es ihn nur aus dem SGC brächte und ihm wieder einen eigenen Verantwortungsbereich zurückgab.
Unterdessen war Rodney in seinem Büro angekommen und ließ sich schwer in seinen Schreibtischstuhl fallen. Dabei fiel sein Blick auf eine Weinflasche, die Daniel ihm geschenkt hatte. Der einzige, der ihm heute zum Geburtstag gratuliert und tatsächlich so etwas wie ein Geschenk für ihn gehabt hatte. Gut, Dr. Jackson hatte mit einem scheuen Grinsen zu verstehen gegeben, dass er die Flasche nicht konkret für Rodneys Geburtstag gekauft hatte, sondern dass sie ein Mitbringsel von irgendeiner Reise nach Europa war. Aber immerhin, alleine der Gedanke zählte, weil sonst niemand diesen Tag zur Kenntnis genommen hatte.
„Ich weiß nicht, ob der Wein noch schmeckt, die Flasche ist jetzt gut hundert Jahre alt“, hatte Daniel gesagt und mit seinem Finger auf das Etikett gezeigt. „Entweder haben Sie soeben einen ganz edlen Tropfen bekommen, oder … Sie können es als Essig für ihren Salat benutzen“, hatte er mit einer entschuldigenden Geste hinzugefügt.
Rodney rieb mit seinem Ärmel den Staub von dem Etikett. Tatsächlich, ein Château Polignaque von 1902, nicht, dass das Rodney was sagte, er war mehr der Dosenbier-Typ, aber das war ein beeindruckendes Datum. Ohne richtig nachzudenken, hielt er schon einen Korkenzieher in der Hand, den er neulich für ein Experiment gebraucht hatte, sonst hätte er wohl keinen in seinem Büro gehabt. Sollte er seine Gehirnzellen wirklich in diesem Zeug ertränken und zum Absterben bringen? Er war sehr versucht.
Rodney fühlte bleierne Müdigkeit auf seinen Schultern lasten und das war nicht nur die Folge der vielen Nächte, in denen er sich im Bett herumgewälzt hatte, ohne einschlafen zu können. Diese Müdigkeit ging tiefer, saß ihm richtig in den Knochen. Irgendwo hatte er etwas falsch gemacht und seine Karriere, die so vielversprechend angefangen hatte, steckte in einer Sackgasse. Vielleicht sollte er doch in die freie Wirtschaft gehen? Dann wäre er zwar nicht mehr an den faszinierendsten Entdeckungen der Menschheit seit Albert Einstein beteiligt, aber er würde gutes Geld machen und hätte eigene Untergebene, die für ihn arbeiteten. Aber so fantastische Momente wie die Inbetriebnahme der Prometheus zögerten seine möglichen Bewerbungen immer wieder heraus. Es war so schwer sich vorzustellen, von all diesen bahnbrechenden Entwicklungen abgeschnitten zu sein.
Noch ein Blick auf die staubige Flasche, dann hatte er sich entschieden. Mit einer müden Bewegung startete er die Endlosschleife für die Kameras, die er immer startbereit auf seinem Computer hatte, wenn er mal ein paar Minuten nicht überwacht werden wollten.
Anschließend nahm Rodney ein Wasserglas aus seiner obersten Schublade.
„Verdammt, was soll’s!“, sagte er laut und setzte den Korkenzieher an.
Es wäre wahrscheinlich das Beste, den Rest des Abends durch einen Dunstschleier zu betrachten. War ja nicht so, als würde man seine Fähigkeiten heute noch benötigen. Major Ich-weiß-alles-besser war seit gestern von ihrer Mission mit SG-1 zurück und residierte wieder in ihren Räumlichkeiten, sodass man sie um Rat fragen konnte statt ihn.
Rodney zog noch einmal kräftig am Korken, der sich plötzlich mit einem lauten „Plop“ löste.
Blauer Rauch stieg aus der Flasche und Rodney ließ den Kopf frustriert auf die Tischplatte sinken. Verflucht. Von Daniel hatte er mehr erwartet und nicht, dass er mit Sam gemeinsame Sache machte und unter dem Vorwand seines Geburtstags ihm dieses ‚äußerst witzige’ Präsent aushändigte. Was würde der blaue Rauch machen? Seine Haut färben, so dass alle über ihn lachen könnten? Juckreiz auslösen, so dass er sich wie ein Schimpanse die ganze Zeit kratzen müsste? Was hatte sich seine blonde Nemesis jetzt wieder ausgedacht, um ihn zu demütigen? Resigniert wartete er auf die Wirkung, die sich jeden Moment entfalten musste.
Das Einzige, was er noch tun konnte, war, nicht panisch in den Flur zu rennen, auch wenn er heftig gegen den Impuls ankämpfen musste. Aber diese Genugtuung würde er ihnen nicht gönnen. Er wettete, dass sie schon an den Monitoren der Überwachungskameras saßen, und vielleicht sogar Wetten abgeschlossen hatten, wie lange er brauchen würde, um die Tür zu erreichen. Rodney starrte fatalistisch in den Rauch. Welche Art von Rauchbombe hatten sie wohl verwendet? Wann würde der gesundheitsschädigende Effekt einsetzen?
Der Rauch wirbelte herum, verdichtete sich zu den Konturen … einer blauen Pluderhose?
Huh? So weit entwickelte Hologrammtechnologie? Seit wann verfügten sie im SGC denn darüber? Mit jeder Sekunde wurde es deutlicher, dass in der Pluderhose ein Mann steckte. Groß, dunkelhaarig, schlank, der blaue Rauch gab immer mehr von diesem gutaussehenden Hologramm frei und Rodney musste insgeheim bewundern, wie perfekt das Erscheinen inszeniert war. Da hatte sich jemand wirklich Mühe gegeben. Nicht nur ‚schnipp’ und da, nein, die Attraktivität des Holgramm-Mannes wurde Stück um Stück enthüllt, bis sich auch das letzte bisschen Rauch verflüchtigt hatte.
„Hey, ich bin John.“ Das Hologramm räkelte sich einmal, dehnte kurz die Muskeln unter einem völlig unzulänglichen, ebenfalls blauen – wie nannte man das Ding? Bolero? Es rollte die Schultern bis es vernehmlich knackte, dann machte es zwei Schritte und lehnte sich nachlässig mit einer Hüfte gegen Rodneys Schreibtisch, so dass Rodney direkt auf Augenhöhe mit seiner behaarten Brust war, die der vorne offene Bolero sehen ließ.
„Oh, mein Gott! Aus welcher Aladdin-Fortsetzung haben sie dich denn geklaut? Vermisst man dich bei Disney schon?“, fragte Rodney das Erste, das ihm durch den Kopf ging.
Das Hologramm verschränkte die Arme und klemmte die Hände unter die Achselhöhlen.
„Hey! Keine Ahnung, wer dieser Aladdin ist.“ Es zuckte mit den Schultern. „Ich bin ein Dschinn und soweit ich weiß, ist kein Disney hinter mir her.“
Das Hologramm – offenbar ein interaktives Modell, wie außerordentlich fortschrittlich – musterte ihn vom Scheitel bis zur Sohle, ehe es ein gedehntes „Meister“ anfügte.
„Na klar.“ Rodney stand auf und versuchte, mit seiner Hand durch das Hologramm hindurchzuwedeln. Seine Hand klatschte mit viel Schwung auf die nackte Haut der Taille.
„Au! He, lass das!“
Rodney ignorierte den Protest und tätschelte noch einmal die Hüfte, um sicher zu sein, dass er da jetzt tatsächlich solide Haut und Knochen fühlte. Hmm, da musste er jetzt wohl eine neue Arbeitshypothese aufstellen, wenn dieser John kein Hologramm war.
„Ein Dschinn, der John heißt?“, fragte Rodney ungläubig. „Dschinn John? Da war aber jemand nicht sehr kreativ in der Namensgebung.“
John nickte aufseufzend. „Eine lange Geschichte.“
„Wie hat Carter dich in die Flasche bekommen?“
„Carter?“
„Blond, sexy und … gemein?“, half Rodney Johns Gedächtnis auf die Sprünge.
„Blond, sexy und gemein ist nicht der Grund, warum ich in der Flasche bin“, grinste John. „Da würde ich mich mit Sicherheit dran erinnern. Nein, meine letzte Erinnerung ist weniger attraktiv. Ein korpulenter Sechzigjähriger mit Hängebacken, kaum mehr Haaren und einem ausgeprägten Hang zu gutem Essen. Man hat mich in die Flasche verfrachtet, weil man mir eine Mitschuld am Tod meines damaligen Meisters gegeben hat. Und das wird nicht gern gesehen in Dschinn-Kreisen. Zur Strafe konnte hundert Jahre lang niemand die Flasche öffnen – also schätze ich mal, dass wir jetzt vielleicht … schon im 21. Jahrhundert sind?“, fragte mit John mit leuchtenden Augen, offensichtlich ganz begeistert von der Aussicht.
„2003“, grummelte Rodney, fragte aber sofort alarmiert: „Mitschuld?“
„Es war Krieg.“ Der Dschinn zuckte die Achseln als würde das alles erklären.
Als nichts weiter kam, trotz aufforderndem Starrens nicht, setzte Rodney seine Befragung fort: „Also schön. Du behauptest also, dass du wirklich aus der Flasche kommst? Warum ist das dann eine simple französische Rotweinflasche?“ Aus jedem Wort klang Rodneys Unglauben. Er hielt John die Flasche hin. „Sollte die, wenn es eine Dschinn-Flasche ist, nicht ein bisschen prächtiger sein? Verziert und irgendwie … antik?“
„Das wäre doch unlogisch, dann würde ja jeder sofort sehen, dass es die Flasche eines Dschinns ist.“ John schüttelte den Kopf.
„Hmm, wenn es schon Dschinns in Flaschen gibt, deren Daseinzweck darin besteht andere Leute Meister zu nennen und deren Wünsche zu erfüllen – denn das ist doch die Geschichte hinter den Dschinn, nicht wahr? – worin besteht dann der Sinn, deren Existenz zu verbergen?“ Rodneys Augen verengten sich misstrauisch.
„Eh … kulturelle Eigenheiten?“, versuchte es der Dschinn noch einmal.
Das Argument prallte an Rodneys verschränkten Armen ab.
„Okay“, seufzte der Dschinn. „Ich habe mir das Design nicht ausgesucht und keine Ahnung, warum man mich ausgerechnet in einer Rotweinflasche angesiedelt hat. Vielleicht war gerade nichts anderes zur Hand? Oder es ist eine Art Belohnung für den Finder und dann wäre es ja unlogisch durch aufwändiger Verzierungen alle Blicke drauf zu lenken.“
Na, schön, in der Frage kam er wohl jetzt nicht weiter. Und ganz überzeugt war Rodney immer noch nicht. „Angenommen, ich glaube dir, und du bist wirklich ein Dschinn, und ich will nicht sagen, dass das nicht möglich ist. Meine Tätigkeit im SGC hat mich schon die unwahrscheinlichsten Dinge sehen lassen. Aber … kannst du mir das irgendwie beweisen?“ Jetzt würden sie ja sehen, ob das nur ein ausgefeilter Scherz von Daniel und Sam war – oder ob dieser pluderhosige Mann vor ihm Recht hatte.
„Du meinst, einen anderen Beweis als die Tatsache, dass ich gerade in einer blauen Wolke aus einer französischen Rotweinflasche gekommen bin?“ John zog die Augenbrauen hoch. „Sicher doch. Wünsch, dir etwas.“
„Meister.“
„Was?“
„Meister. Ein echter Dschinn sagt ‚Meister’.“ Rodney reckte herausfordernd das Kinn. Wenn schon Dschinn, dann auch richtig.
John verdrehte die Augen. „Wünsch dir etwas – Meister.“
„Nein.“ Rodney verschränkte die Arme vor der Brust. „Nein. Ich werde meine drei Wünsche sicher nicht so leichtfertig verschwenden. Kommt gar nicht in Frage!“, meinte er entschlossen. Er würde sich doch nicht von einem Dschinn austricksen lassen!
John schaute sich interessiert im Büro um. Etwas abgelenkt von seiner neugierigen Bestandsaufnahme sagte er: „Das ist nur ein weiteres Gerücht. Selbstschutz der Dschinns. Wir werden von anderen Dingen beim Zaubern begrenzt, aber nicht von der Anzahl der Wünsche.“ Er wandte sich wieder Rodney zu: „Also, spuck’s aus. Was hättest du gerne?“ Er breitete die Hände aus. „,Meister’?“
Was hätte er gerne? Rodney trommelte auf die Schreibtischunterlage, dann tippte er etwas in seinen Computer und drehte den Bildschirm so, dass John ihn sehen konnte. Er zeigte auf den Monitor: „Könntest du mir genau diesen Quadrupol-Massenspektrometer hier in mein Büro schaffen?“
John fixierte das Photo auf dem Bildschirm für einige Sekunden. „Bist du sicher?“
„Was? Ja. Natürlich bin ich sicher.“ Mit seinem eigenen QP-MS wäre er nicht mehr darauf angewiesen, dass Carter ihm an ihrem eigenen Gerät Zeit zuteilte. Er wedelte mit der Rechten. „Nun mach’s schon.“
John wandte den Kopf und blickte ihn an. „Ganz sicher?“
Rodney zögerte einen Augenblick. Warum fragte … oh, natürlich. „Ha!“ Er schnippte mit den Fingern. „Du kannst es nicht! Ich wusste es. Von wegen Dsch…“
John verschränkte die Arme, zwinkerte mit den Augen, nickte andeutungsweise mit dem Kopf … und der massive Quadrupol-Massenspektrometer stand auf Rodneys Schreibtisch, zerquetschte den Pudding, der dort gestanden hatte, begrub diverse Aufzeichnungen und Bücher unter sich und nahm schließlich mehr als die Hälfte des Schreibtischs ein.
Ein Pappbecher kippte um und ein Rest Kaffee, schwarz, mit Zucker, tröpfelte auf Rodneys linken Schuh.
„Ein Quadrupol-Massenspektrometer – wie gewünscht …“ Johns Tonfall war so trocken wie die Wüste um Area 51 und trotzdem hätte Rodney schwören können, versteckte sich ein Lachen dahinter. „Meister.“
„Wow!“ Für einen Moment übersah Rodney mal ganz großzügig, dass man das Teil vielleicht auch an einen anderen Ort hätte zaubern können, wo es weniger Kollateralschäden verursacht hätte.
Denn da war er. Niegelnagelneu und sein. Das neueste Modell, noch fortschrittlicher als das, welches in Carters Labor stand. Andächtig strich Rodney mit seinem Finger an dem Gehäuse entlang.
Phantastisch. Seins.
Mit leuchtenden Augen schaute er den Dschinn an. „Ich fühle, dass das das der Beginn einer sehr einträglichen Freundschaft ist.“ Er rieb sich begeistert die Hände. Carter würde vor Neid platzen!
Ups, Carter. Hmm, ja, der würde er womöglich erklären müssen, wo er das Ding her hatte und wenn die hinter Johns Existenz kam, dann … Laborratte. Als solche würde John nämlich enden und dann – nicht nur adieu, Dschinn, ciao Augenweide, sondern auch Auf Wiedersehen all ihr wundervollen technischen Errungenschaften, die seit ein paar Minuten nur einen Wunsch und ein Blinzeln entfernt waren. Vielleicht sollte er sich beizeiten mal eine Coverstory überlegen, um die Existenz von Mr. Pluderhose zu erklären. Aber jetzt musste er erst einmal nach seinem wundervollen Schätzchen schauen, das noch richtig fabrikneu roch.
„Es macht oft Probleme, solch große und außergewöhnliche Neuanschaffungen den Mitarbeitern zu erklären“, dämpfte John seinen Enthusiasmus.
„Unsinn. Ich erzähle irgendetwas von … von … einer Erbschaft, die ich plötzlich gemacht habe.“ Rodney versuchte das Stromkabel, das halb eingeklemmt war, hervorziehen, um das Gerät endlich einzustecken. „Hilf mir mal.“ Ungeduldig bedeutete er dem Dschinn, seine Neuerwerbung etwas anzuheben.
„Die Erbschaft erklärt aber nicht das Fehlen dieses Geräts bei der Firma …‚Colson Industries’.“ John las den Namen von dem Firmenschild ab, das sich auf der Rückseite des Massenspektrometers befand.
„Aberaberaber…“ Rodney stoppte seine Bemühungen das Stromkabel zu befreien und schaute den Dschinn unglücklich an.
„Tja, hattest du gedacht, ich könnte etwas aus Nichts erschaffen? Der Stein der Weisen der Zauberei sozusagen?“ Spöttisch verzog der Dschinn die Mundwinkel. „Alles, was ich kann, ist es herbringen. Und dann fehlt es natürlich an anderer Stelle.“
„Du hast mich ausgetrickst!“, rief Rodney empört. Eine Festnahme wegen unerklärlichen Diebstahls von technischem Gerät, das fehlte gerade noch in seinem Lebenslauf. Und mit der Seriennummer wäre es ein Leichtes herauszufinden, dass er für das Gerät niemals bezahlt hatte. Sein Zeigefinger piekste Johns nackte Brust. „Du wusstest genau, dass … Schaff es weg! Sofort!“
„Zu Befehl, Meister.“
Bei dem betont diensteifrigen Tonfall hätte Rodney den Dschinn am liebsten sofort wieder in die Flasche beordert, aber erst musste er natürlich das belastende Gerät loswerden. „Los!“
Der Dschinn kam dem Befehl nach und Rodneys wunderschöner Quadrupol-Massenspektrometer verschwand wieder in den Lagerräumen der Colson Industries – jedenfalls hoffte Rodney das. Waren Dschinn nicht auch für ihre Heimtücke bekannt?
„Kleinere Dinge fallen nicht auf.“ Offensichtlich schaute er so betrübt drein, dass der Dschinn ihn zu trösten versuchte. Dann verzogen sich seine Lippen zu einem angedeuteten Grinsen und er fügte noch hinzu: „Auch Wünschen will gelernt sein.“
„Bah, ich …“
Es klopfte an der Tür und die Stimme eines Mannes war zu hören: „Dr. McKay?“
„Ähm … ja. Eine Sekunde.“ Hektisch schaute sich Rodney um. „Ab in die Flasche!“, zischte er leise und machte eine entsprechende Handbewegung. Lauter rief er: „Ich komme.“
Als er sah, dass John in der Flasche verschwunden war, öffnete er die Tür einen Spaltbreit und erkundigte sich: „Was gibt’s?“
Der Sergeant, der davor stand, hielt ihm einen Ordner hin. „Hier sind die Ergebnisse der Analysen von PX7 909. Außerdem lässt Major Carter ausrichten, dass die Tests auf Dienstag verschoben worden sind.“
„Okay.“ Rodney nahm den Ordner entgegen und schloss die Tür vor dem verdutzten Sergeanten, dessen „Gute Nacht, Dr. McKay“, nur noch gedämpft durch die verschlossene Tür drang.
Er musste John hier wegbringen. Sofort. Sonst würden sie noch entdeckt werden.
Rodney ging zum Schreibtisch und ehe der Dschinn wieder herauskommen konnte, hatte er die Flasche schon verkorkt und in seine Aktentasche gestopft. Die Weinflasche durch die Kontrollen des SGC zu bringen stellte keinerlei Problem dar. Er musste John Recht geben, eine reich verzierte Dschinn-Flasche, wäre da schon weit weniger unauffällig gewesen.
Daheim angekommen, stellte er die Flasche auf den Wohnzimmertisch, ließ sich dann aber von den seltsamen Ergebnissen in dem Bericht von PX7 909 ablenken und schlief darüber auf seinem grünen Ledersofa ein.
TBC ...