Ergebnis 1 bis 3 von 3

Thema: [Zorro] Zorros Geschichte I: Die Last eines Geheimnisses

  1. #1
    Second Lieutenant Avatar von Shipper84
    Registriert seit
    06.04.2006
    Ort
    NRW
    Beiträge
    194

    Standard [Zorro] Zorros Geschichte I: Die Last eines Geheimnisses

    Seit Jahren schreibe ich an Stargate FF's, doch nachdem ich die Serie Zorro wiederentdeckte und über das Ende nicht wirklich erfreut war, beschloss ich, es auch mal mit dieser Serie zu versuchen. Ich wünschte mir für die Serie ein Happy End, bzw. auf igendeine Weise eine Möglichkeit zu finden, dass ein Happy End ermöglicht wird. Ich hoffe, die FF ist mir gelungen. Viel Spaß.


    Diese Geschichte spielt nach den Ereignissen der Serie.

    Serie: Zorro - Der schwarze Rächer
    Titel: Die Last eines Geheimnisses
    Genre: Drama, Angst, Romance, Friendship, CD
    Pairing: Diego/Victoria
    Rating: PG
    Charaktere: Alejandro, Mendoza, Alcalde De Soto, (Andere Charaktere)
    Kapitel: 24
    Fertig gestellt: Juni/Juli 12
    Anmerkung: Bisher habe ich mich an Stargate FF’s gehalten, aber Zorro ist eine meiner Lieblingsserien und der Wunsch nach einem Happy End lies mich diese FF schreiben. Meine bisherigen FF's waren immer in der Gegenwartsform, hoffe aber, dass ich auch in der Vergangenheitsform gut geschrieben habe.
    Disclaimer: Die Charaktere gehören nicht mir. Ich habe sie mir nur ausgeliehen.
    Kurzinhalt: Diego ist nach den Geschehnissen mit dem Emissär trübsinnig geworden. Immer noch kämpft er für die Menschen von Los Angeles, doch die Last seines Geheimnisses wiegt schwer auf ihm. Er plant endlich Victoria einzuweihen, doch mit einem Mal weiß Diego nicht mehr Illusion von Realität zu unterscheiden.



    Kapitel I: Verzweifelt


    Die Sonne ging über Los Angeles, dem kleinen spanischen Dorf auf und tauchte es in ein weiches Orange. Seit der Emissär und Bruder von Don Diego de la Vega Los Angeles aufsuchte, übernahm und vom Alcalde getötet wurde, waren zwei Jahre vergangen. Seitdem hatte sich wenig verändert. Der Fuchs kämpfte noch immer für die Unterdrückten, obwohl der Alcalde aus seiner Begegnung mit dem Emissär mehr gelernt hatte, als es sich Zorro je vorstellen konnte und machte sich nicht mehr ständig bei den Dorfbewohnern unbeliebt. In gewisser Weise hatte er mit dem maskierten Reiter eine Art Status Quo erzielt und so sah man den Reiter immer seltener, was zwar dem Alcalde gefiel, er jedoch immer auf der Hut war, ihn nicht zu verärgern. Obwohl das auch Diego erfreuen müsste, da er womöglich bald seine Maske ablegen könnte, litt er nun darunter.


    Vor Jahren machte der Alcalde so viel Ärger, dass er ihm fast täglich einen Besuch abstatten musste und so auch seine Victoria wiedersehen konnte, doch gleichzeitig mit Zorro machte sich auch Diego rar. Er hätte nie gedacht, dass ihn das so viel ausmachen würde. Schließlich wünschte er sich ja, dass De Soto Vernunft annehmen und die Dorfbewohner in Ruhe lassen würde. Im Innern wusste er, dass es auch Victoria nicht besser gehen würde, da sie ja immer nur kurze Augenblicke hatten. Ja, der Caballero machte sich sehr viele Gedanken, während er bei den Ställen hinter dem Haus war und seine Stute Esperanza striegelte. Eine Arbeit, die sonst seine Bediensteten erledigten, doch ihm war nach Ruhe. In letzter Zeit war ihm oft danach. Nach den Geschehnissen mit dem Emissär wollte er seinem Vater sein Geheimnis anvertrauen, doch ihn hatte dann doch wieder der Mut verlassen und so erzählte er ihm, dass er heimlich Fechten geübt hatte. Sein Vater schien ihm diese Ausrede zwar abzukaufen, aber dennoch war Alejandro misstrauisch und beobachtete ihn ständig. Es war längst nicht mehr so einfach, kurz zu verschwinden, um zu Zorro zu werden.
    „Ach Esperanza, wie soll ich nur weitermachen“, grübelte er vor sich hin, während er ihre Mähne bürstete. Ohne es zu merken, konnte Alejandro sein Gespräch hören, da Dieser einige Meter entfernt stand und seinen Sohn beobachtete. Er näherte sich langsam, da er hoffte, das Diego mit ihm sprach. So kannte er seinen Sohn gar nicht.
    „Diego?“, stand er nun hinter der Stute und erschrocken drehte sich der junge Caballero um.
    „Vater“, machte Diego große Augen. „Ihr habt mich erschreckt.“
    „Tut mir leid. Das war nicht meine Absicht. Ich habe mich nur gewundert, warum du Esperanza striegelst. Du musst das nicht tun“, meinte sein Vater, woraufhin Diego sich wieder von ihm abwandte und weiter machte.


    „Mir war danach. Ich wollte gleich einen Ausritt machen.“
    „Verstehe. Willst du ins Pueblo. Dort warst du schon länger nicht mehr. Victoria hat schon nach dir gefragt“, fügte Alejandro hinzu und mit einem Mal stoppte Diego mit dem Bürsten.
    „Tatsächlich“, tat er dann wenige Sekunden später so, als wäre die Information unwichtig und bürstete weiter. „Nein ich wollte nicht ins Pueblo.“ Leicht schüttelte Alejandro mit dem Kopf, was Diego aber nicht sehen konnte.
    „Geht es vielleicht um Victoria?“, wollte Alejandro nun wissen und erneut stoppte sein Sohn mit dem Bürsten. Dann legte er Diese in eine Kiste, die hinter ihm auf dem Boden stand, tastete sofort hinter sich nach einem Sattel, der auf der Abzäunung lag, nach welchem er nun mit beiden Händen griff, rüber hob und auf den Rücken seiner Stute ablegte.
    „Victoria? Nein. Wieso sollte es um Victoria gehen“, meinte er gleichzeitig, als er den Sattel auf die Stute legte. „Meine Studien beanspruchen mich nur sehr“, log er, befestigte den Sattel, legte noch das Geschirr um und sah dann zu seinem Vater.
    „Deine Studien?“, wiederholte Alejandro und sein Blick sagte, dass er es ihm nicht glaubte.
    „Ja, meine Studien und deswegen wollte ich einen Ausritt machen, um frische Luft zu schnappen. Ich weiß. Ihr versteht das nicht, aber meine Musik und Kunst sind mir wichtig“, brummte Diego jetzt und gleichzeitig erinnerte er sich an die vielen Male, die sie das Gespräch schon geführt hatten. Er war diese Streitereien leid und sie schienen eins um andere Mal heftiger zu werden.
    „Diego bitte.“
    „Nein Vater“, versuchte er seine Stimme zu zügeln, obwohl die Wut in ihm hoch kochte. „Ich bin es leid, mir ständig Eure Predigten über meine Unzulänglichkeiten anzuhören…“, blaffte er seinen Vater an, stieg auf das Pferd und sah wieder zu ihm. „…und ich werde mich für meine Interessen nicht entschuldigen“, beendete er, ließ das Pferd los traben und gab seinem Vater erst gar nicht die Chance auf eine Antwort. Dieser schaute nur ganz verblüfft seinem Sohn hinterher, wie der junge Caballero, durch das Tor, das Grundstück verlies und davon ritt.
    „Ach Diego“, hörte sich Alejandro eher versöhnlich an, schüttelte erneut leicht den Kopf und ging zurück zum Haus.


    Kapitel II: Entscheidungen

    Inzwischen hatte sich Diego schon einiges von der Hazienda entfernt und ließ das Pferd im Trab weiterlaufen. Er schlug irgendeine Richtung ein, die vom Haus weg und auch nicht zum Pueblo führte.
    „Wie konnte es nur wieder so weit kommen?“, fragte er sich. „Vielleicht war es an der Zeit, dass Zorro endgültig seinen Abschied nimmt“, dachte er darüber nach. Seit mehr als sechs Jahren war er nun Zorro und das Doppelleben zerstörte ihn zunehmend. Er traute sich nicht mal mehr in Victorias Nähe, denn sie hatte kein anderes Thema mehr als Zorro. Immer wieder meinte sie, dass sie ihn so selten sehen würde und dass die Zeit da wäre, dass Zorro sich offenbaren würde. Immer noch sah sie ihn nur als Freund, aber Diego hatte auch nichts Gegenteiliges getan, um das zu ändern. So hatte sie halt keine Ahnung, dass der Tag von Zorros Abschied noch längst nicht da war. De la Vega hatte einen kleinen Wald erreicht, ließ Esperanza stoppen und stieg ab. Er band sie an einen niedrigen Ast, damit sie das Gras erreichte und er selbst setzte sich mit dem Rücken an einen Baum. Als er aufblickte, konnte er die Hazienda erkennen. Er war vielleicht einen oder zwei Kilometer entfernt. Aus seiner Brusttasche der Jacke holte er ein kleines Buch, das er immer mit sich herumtrug und schlug es auf. Seine Gedichte waren darin, doch Diese waren nicht das Einzige. Weiter hinten hatte er einige Bilder gezeichnet, die immer nur Eines zeigten. Victorias Gesicht. Oh, er kannte es so gut. Als Zorro durfte er, ihr gegenüber, er selbst sein, doch diese Momente schwanden immer mehr. Längst hatte sie sich seiner völlig angenommen und schlich sich bereits in seine Träume. Zwei Jahre war es her, dass er ihr, in Gestalt von Zorro, einen Antrag gemacht hatte, den sie auch annahm und wiederum wurde alles schwieriger. Er hatte sich Zeit erkauft, doch wie viel dieser Zeit hatte er noch, bis Victoria wieder Zweifel bekäme. Er hatte ihr nie gesagt, was er für sie empfand, da er dies erst tun wollte, wenn Zorro nie wieder gebraucht würde. Vielleicht war ja inzwischen die Zeit gekommen, in der er wenigstens den wichtigsten Menschen die Wahrheit erzählen könnte. Es mussten ja nicht alle Einzelheiten sein, aber doch wenigstens die Identität Zorros. Der Status Quo konnte ja auch dafür gelten. Entschlossen schlug der Caballero das Buch zu, steckte es wieder ein und stand auf.
    „Komm Esperanza“, meinte er, als er sie losmachte und aufstieg. „Es wird Zeit, dass Zorro etwas für mich tut“, traf er seine Entscheidung und ritt zurück zur Hazienda. Auf dem Weg nach Hause schoss ihm aber wieder das Gespräch, das er mit Victoria, über den Mann hinter der Maske, geführt hatte, durch den Kopf.


    Diegos Vater saß am Esstisch und frühstückte, da es erst 9 Uhr war. Er hatte sich sofort, nachdem er das Haus betreten hatte, an den Tisch gesetzt und über Diego nachgedacht. Auch ihn machten die ständigen Streitereien zu schaffen. Sie schienen sich nach jedem dieser Streits weiter von einander zu entfernen. Soeben erhob sich Alejandro vom Stuhl, ging links in die Bibliothek, um sich ein Buch aus dem Regal zu nehmen. Er wollte noch ins Dorf, aber vorher wollte er ein bisschen lesen. Während er sich das Buch aus dem Regal nahm, vernahm er, wie sich die Haustür öffnete und wieder schloss.
    „Diego?“, fragte er und stellte das Buch zurück.
    „Ja, ich bin es Vater“, hörte er erst, bevor ein paar Sekunden später sein Sohn den Raum betrat. „Ich muss mit Euch sprechen“, fing Diego sofort an, denn er hatte Angst, dass er seinen Mut wieder verlieren würde. In gewisser Weise war es ironisch. Der Mann, der als Zorro für die Menschen kämpfte, sträubte sich davor mit seinem Vater, über sein Doppelleben zu sprechen.
    „Natürlich. Wenn es um den Streit geht, ist schon gut“, winkte er ab und wandte sich wieder dem Regal zu.
    „Nein Vater. Es geht nicht um den Streit, sondern um etwas, was ich euch schon längst sagen wollte.“


    „So?“, war sein Vater verwundert und drehte sich wieder zu ihm.
    „Ja, aber kommt bitte mit nach draußen. Es soll Niemand anderes hören.“
    „Ok“, war Alejandro einverstanden und folgte seinem Sohn, nachdem Dieser Richtung Haustür kehrt gemacht hatte. Draußen auf den Stufen blieb Diego stehen und wartete auf seinen Vater. „Worum geht es denn?“, erkundigte er sich, als er neben seinem Sohn stehen blieb, doch Dieser antwortete nicht, sondern sah sich um. „Diego?“, hakte Alejandro nach.
    „Ja Vater. Gleich“, wollte der große Mann nicht antworten und ging die Stufen herunter. Sich wundernd folgte ihm sein Vater, bis der junge de la Vega bei einer Sitzgruppe stehen blieb, die ein paar Meter von der Tür entfernt war. „Setzt Euch bitte“, bat er seinen Vater und deutete auf einen Stuhl links von sich, da Diego bereits den Stuhl, der an der Hausmauer stand, ausgesucht hatte. Er beabsichtigte die Straße ihm Blick zu haben, falls Jemand käme. Der ältere de la Vega nickte und setzte sich auf den Platz, den ihm der Caballero zugewiesen hatte. Nervös blickte sich Diego um, ob die Beiden auch wirklich allein waren.
    „Also Diego, worum geht es?“, war der graue Mann jetzt doch neugierig.
    „Um Zorro“, begann der junge de la Vega sofort, doch wieder warf er einen nervösen Blick um sich.
    „Diego du brauchst nicht weitersprechen“, entgegnete Alejandro nun und bemerkte den perplexen Ausdruck seines Sohnes, als er wieder zu ihm sah. Er legte seine rechte Hand auf die Linke seines Sohnes. „Sie wird es verstehen“, fügte sein Vater hinzu, was den Caballero jedoch weiter verwirrte.
    „Ich verstehe nicht“, verstand der Fuchs jetzt überhaupt nicht mehr, worum es ging. „Wenn Ihr Victoria meint, ich sagte doch, dass es nicht um sie geht.“
    „Schon gut. Bevor du weiter sprichst. Ich kenne dein Geheimnis“, offenbarte Alejandro nun, woraufhin Diego seine Stirn runzelte. Im Geiste hatte der dieses Gespräch schon tausend Mal geprobt, doch mit dieser Wendung hatte er nicht gerechnet. Er kannte sein Geheimnis, aber welches, denn immerhin hielt er ebenfalls seine Gefühle für Victoria seit Jahren geheim.
    „Ihr kennt mein Geheimnis“, wiederholte er, wusste aber nicht, wie er darauf reagieren sollte. Sollte er jetzt zugeben, dass er mehr als ein Geheimnis hatte, doch im Grunde war es ein einziges großes Geheimnis. So machte sich Stille zwischen den Beiden breit. „Was glaubt Ihr denn, ist mein Geheimnis“, fragte er nach einer Minute und konnte kaum seinen Augen trauen, als sein Vater Zorros Zeichen, wie Felipe es häufig tat, andeutete. Statt darauf zu antworten erhob sich Diego von seinem Stuhl und machte ein paar Schritte. Mit einem Mal sträubte sich alles an ihm, wodurch er keine Antwort darauf gab.


    „Das du nicht antwortest, ist schon Antwort genug“, hörte er dann hinter sich, drehte sich aber nicht um. Obwohl er lange darüber nachgedacht hatte, ob er es überhaupt erzählen sollte, hatte er sich in diesem Moment verraten. Es schien, als hätte ihn die Mauer, die er die Jahre aufgebaut hatte, für alle sichtbar gemacht. Nun war der Caballero zur Salzsäule erstarrt. Er konnte sich nicht einen Zentimeter rühren, so als wollte eine höhere Macht, dass Diego seine Maskerade fallen ließ. Wieder hatte sich Stille zwischen ihnen breit gemacht. Sein Vater hatte ihn mit dieser Offenbarung überrollt, doch woher konnte er es wissen. Alejandro sah es nicht, aber Diego versuchte verzweifelt etwas zu sagen, doch seine Stimme versagte. Noch nie war der maskierte Reiter so hilflos oder lesbar. „Es tut mir leid“, drang die Stimme seines Vaters zu ihm, der von seinem Platz aufgestanden war, sich aber nicht weiter rührte. „Du wolltest dich mir offenbaren und ich habe dich mit meinem Wissen überrollt. Ich weiß es schon seit einiger Zeit“, ließ er nun durchblicken. „Das erste Mal dachte ich darüber nach, als du mit deinem Bruder gekämpft hast. Mein Gott. Ich hatte dich noch nie so kämpfen sehen…“, klang seine Stimme nun stolz. „Du hattest zwar gesagt, dass du Unterricht genommen hattest, doch als ich länger darüber nachdachte, wurde mir klar, dass ich nur Einen gesehen hatte, der so kämpft.“ Erst jetzt, nach fast einer Ewigkeit, kam wieder Leben in Diego und er sah über seine linke Schulter zu seinem Vater. „Du kannst gar nicht ahnen, wie stolz ich plötzlich auf dich war und wie überflüssig unsere Streitereien gewesen sind. Mir war aber auch klar, wie gefährlich dieses Wissen ist.“
    „Warum…“, bekam Diego wieder ein Wort heraus. „Warum habt Ihr es mir jetzt offenbart?“


    „Damit du es nicht aussprechen musst. Die Last eines solchen Geheimnisses muss immens sein und das du dich mir anvertrauen wolltest, genügte schon.“
    „Danke“, war Diego zum ersten Mal erleichtert, drehte sich nun ganz um und kehrte zu seinem Stuhl zurück. Auch der alte de la Vega setzte sich wieder.
    „Schon gut. Dir muss diese Entscheidung schwer gefallen sein.“
    „Welche meint Ihr?“
    „Es Niemandem zu sagen“, meinte Alejandro und wieder fühlte sich sein Sohn ertappt.
    „Nun Vater. Eine Person gibt es noch, die darüber bescheid weiß.“
    „Wer?“
    „Felipe“, offenbarte nun Diego.
    „Der kleine Schlawiner“, grinste Alejandro, was auch dem jungen de la Vega zum Lächeln brachte.
    „Er war mir eine sehr große Hilfe.“
    „Das kann ich verstehen“, entgegnete sein Vater nur, womit das Thema für ihn beendet war und beruhigt sank Diego in den Stuhl. Endlich war ein Teil seiner Last von ihm gefallen.
    „Ihr müsst aber auch verstehen, dass es für Euch, da Ihr es wisst, noch gefährlicher geworden ist.“
    „Nicht gefährlicher als sonst auch. Du glaubst es vielleicht, da du jetzt weißt, dass ich es weiß, aber im Grunde ändert sich nichts. Keine Angst. Ich werde es keinem sagen.“
    „Das habe ich auch nicht gedacht“, wusste er es und begann zu grübeln. „Ich hoffe, dass Ihr versteht, dass ich Euch die Lage des Versteckes nicht verraten werde“, machte Diego währenddessen deutlich, doch sein Vater schüttelte sofort den Kopf.
    „Ich glaube, das wäre dann doch zu viel des Guten“, verstand er es und winkte ab. Diego nickte und stand wieder auf. Bereits jetzt dachte er darüber nach, wie er es Victoria sagen konnte, doch er hatte Angst, dass sie ihn abwies. „Victoria. Nicht wahr?“, fragte sein Vater vorsichtig und bemerkte das Nicken seines Gesprächspartners.


    „Ich sagte schon, dass sie es verstehen wird.“
    „Nein, dass glaube ich nicht. Ihr wisst doch, wie sie ihn anhimmelt. Ich war bereits drauf und dran, sie in alles einzuweihen.“
    „Tatsächlich“, war sein Vater überrascht.
    „Ja, Banditen hatten sie verfolgt und als ich sie rettete, brachte ich sie ins Versteck, doch die Banditen waren uns auf den Versen. Ich wollte es ihr so sehr sagen, aber ich konnte nicht. Ich durfte nicht ihr Leben aufs Spiel setzten.“
    „Oh man. Selbst, wenn sie…“, stoppte Alejandro. „…hast du gerade gesagt, ihn anhimmelt.“
    „Ja, weil sie genau das tut. Wieso?“
    „Na, weil du doch er bist. Du bist Zorro“, senkte er bei diesen Worten seine Stimme, woraufhin sich Diego umdrehte. Das erste Mal, seit die Beiden mit diesem Gespräch begonnen hatten, hatte Alejandro es ausgesprochen und bekam in diesem Moment ein noch stolzeres Gefühl.
    „Ich weiß das. Selbst Ihr habt oft genug gesagt, ich sei wie ein Bruder für sie.“
    „Das mag zwar stimmen, aber das war, bevor ich es wusste.“ Der Caballero wandte sich zur Straße und schaute in die Ferne.
    „Ich habe ihr sogar Mutters Ring gegeben“, gab er nun zu, was seinen Vater zum staunen brachte und Dieser aufstand. Eigentlich glaubte Diego selbst noch gar nicht, dass er hier stand und seinem Vater davon erzählte. Als wären nun alle Dämme zwischen ihnen gebrochen.
    „Hast du ihr einen Antrag gemacht?“, wollte er wissen und bekam ein kaum merkliches Nicken als Antwort. „Das ist doch großartig.“
    „Vielleicht…“, wirkte Zorro wieder bedrückt. „Es war sein Antrag. Seit dem Tag seiner Erschaffung führe ich zwei separate Leben und denke auch so.“


    „Oh Diego“, begann sein Vater ihn mehr und mehr zu verstehen.
    „Wie Ihr wisst, habe ich immer meine Studien vorgeschoben und alle glauben lassen, dass ich schwach bin. Nur wenn ich er bin, kann ich wieder ich selbst sein.“ Ungläubig, was Diego ihm erzählte, schüttelte der ergraute Mann den Kopf. Er hatte zwar herausbekommen, dass sein Sohn Zorro war, wusste aber nicht, wie es ihn belastete.
    „Hat sie den Antrag angenommen“, fragte er jetzt.
    „Ja, dass hat sie“, antwortete der Caballero leise und Alejandro begann zu lächeln.
    „Baue darauf auf“, gab er seinem Sohn einen Tipp und Diego drehte sich wieder um.
    „Ich kann es versuchen.“
    „Schön. Ich reite jetzt ins Pueblo. Kommst du mit?“
    „Nein. Lieber nicht. Seit der Alcalde die Finger still hält, kann ich Victoria nicht mehr gegenübertreten. All die Jahre konnte ich es, aber jetzt nicht mehr. Jeden fragt sie, ob ihn keiner gesehen hat. Das ist zu viel für mich.“
    „Sí. Dann bist du also weiterhin auf Reisen“, erklärte Alejandro und machte geistig einen Haken.
    „Weiterhin?“, wunderte sich Diego.
    „Ja, weiterhin. Es ist immerhin drei Wochen her, dass du im Pueblo warst und damit sich keiner wundert, habe ich gesagt, dass du nach Mexico fuhrst, um Studienfreunde zu besuchen“, erläuterte Diegos Vater und dieser runzelte die Stirn.
    „Das habt Ihr gesagt“, beeindruckte es den Fuchs.
    „Ja. So kannst du dir noch etwas Zeit rausschlagen, aber das kann nicht ewig so gehen“, warnte der ältere de la Vega.
    „Ich weiß. Trotzdem danke“, bedankte sich Diego noch einmal, sein Vater lächelte und verschwand dann Richtung Ställe. Der Caballero dagegen kehrte zurück ins Haus und ging ins Schreibzimmer, das sich links vom Esszimmer befand. Er nahm auf einem Stuhl platz, griff nach einem Blatt Papier, das neben ihm auf dem Tisch lag, zückte eine Feder, die er ebenfalls auf dem Tisch entdeckte, tauchte sie in Tinte und begann zu schreiben.


    Kapitel III: Ein quälendes Versprechen

    Die Taverne des Dorfes war heute nicht sehr voll, obwohl sie stets die erste Anlaufstelle für Besucher war, doch heute waren nur wenige Gäste anwesend. Unter ihnen Mendoza, der Alcalde und einige andere Dorfbewohner. Victoria servierte dem Alcalde gerade das Frühstück.
    „Danke Seníorita“, bedankte sich Dieser und aß.
    „Don Alejandro“, grüßte sie de la Vega, da Dieser soeben die Taverne betrat und auf den Tresen zu kam, zu dem auch gerade die Seníorita ging.
    „Hallo Victoria. Ich suche Don Sebastian. Ist er schon hier gewesen?“, fragte Alejandro nach, während er sich umsah.
    „Nein, noch nicht. Von den Caballeros habe ich heute noch Niemanden gesehen.“
    „Ah Verstehe“, antwortete er und sah dann direkt zu Escalante, die jetzt, ihm gegenüber, hinter der Theke stand. „Dann warte ich einfach. Gebt mir doch bitte einen Kaffee.“
    „Gerne“, erwiderte Victoria und deutete einer Gehilfin an, den Kaffee zu holen. „Habt Ihr etwas von Don Diego gehört“, wollte sie weiter wissen und sofort kam Diegos Vater der Gedanke in den Kopf, was Victoria sagte, wenn sie merkte, dass sein Sohn gar nicht in Mexico, sondern der Mann hinter der Maske war.
    „Ja, heute ist ein Brief gekommen. Er hat den Besuch beendet und kommt bald nach Hause.“
    „Das ist schön“, meinte Victoria. „Es ist schade, dass er so schnell abreiste, ohne sich zu verabschieden.“
    „Ja, es war sehr kurzfristig. Einer seiner Studienfreunde hatte ihn zu etwas eingeladen, aber leider weiß ich nicht mehr, was es war.“
    „Jedenfalls ist es doch sicher schön, wenn er wieder da ist.“
    „Ja, dass ist es“, bemerkte ihr Gegenüber, welcher nun Don Sebastian rein kommen sah. „Ah, da ist er ja. Entschuldigt mich bitte“, bat er, Victoria nickte und de la Vega ging seinen Freund begrüßen. Die Seníorita blickte Diegos Vater noch kurz hinterher, nahm dann die leere Tasse, da Alejandro den Kaffee ausgetrunken hatte, ging in die Küche und stellte die Tasse auf den Tisch.


    „Diego ist in Mexico und Zorro, der hat sich seit einer Ewigkeit nicht mehr blicken lassen“, murrte sie und schritt vor dem Kamin auf und ab. Ihr Liebeskummer wurde dann immer am schlimmsten, wenn sie den maskierten Reiter vermisste. Sie dachte wirklich jede Minute an ihn. Sie eilte am Kamin vorbei zum Schrank in der linken hinteren Ecke. In einem geheimen Fach hatte sie seine Andenken versteckt. Auf jedem dieser Andenken hatte er ein Z hinterlassen, doch wie sollten all diese Andenken über ihn hinwegtrösten. Sie öffnete das geheime Fach und holte einen Ring heraus. Ihr gemeinsames Symbol auf eine gemeinsame Zukunft. Leicht schüttelte sie mit dem Kopf. „Gemeinsame Zukunft. Von wegen“, klagte sie, starrte weiter auf den Ring und lief wieder im Raum umher. Dieses Mal an der Hintertür vorbei und trat auf etwas. Verwundert blickte sie über den Ring hinweg auf ihre Füße. Seníorita Escalante war auf eine einzelne Rose getreten, auf dessen Stil sie nun mit ihrem halben Schuh stand. „Nanu. Wie kommt die den da hin“, wunderte sie sich, machte einen Schritt zurück und bemerkte einen Umschlag unter der Rose. Schnell steckte sie den Ring in die Tasche ihrer Schürze und hob die beiden Gegenstände auf. Die Rose legte sie auf den Tisch, öffnete den Umschlag und holte einen Brief heraus. „Heute Abend. Gasse hinter der Taverne. Ihr wisst schon wer. PS: Vergesst unser Symbol nicht“, las sie leise vor und plötzlich wirkte sie sehr zornig. „Mistkerl“, brummte sie und ballte die Hand, in der der Brief lag zu einer Faust, woraufhin er zerknüllte. Wochen hatte er sich nicht blicken lassen und jetzt diese paar Zeilen. Im Grunde wusste Victoria nicht, was sie wollte. Von jetzt auf gleich, verwandelte sich ihr Liebeskummer in Wut, obwohl sie sich ständig wünschte, den maskierten Reiter wieder zu sehen. Leicht schüttelte sie mit dem Kopf und mit einem Mal lief ihr eine Träne über die Wange. Offenbar war sie vollkommen fertig mit den Nerven. Langsam fiel sie in einen Stuhl, der hinter ihr an der Wand stand. Allmählich wusste sie nicht mehr, was sie wollte, so legte sie den Brief auf ihren Schoss, beugte sich etwas vor und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen.


    „Victoria ich…“, kam soeben Alejandro durch den Vorhang und wollte etwas von Victoria, doch unterbrach, als ihm die Seníorita so bedrückt auffiel. „Victoria alles in Ordnung“, war er besorgt, ging zu ihr, hockte sich neben sie, berührte sie leicht an der Schulter und konnte dann leises Schluchzen vernehmen. „Victoria, was ist denn los? Habt Ihr euch verletzt“, wollte er weiter wissen und begutachtete sie genauer. Da er immer noch keine Antwort erhielt, erhob er sich wieder, ging zum Tisch, nahm einen Krug, der sich auf dem Tisch befand und schüttete in ein Glas Wasser ein. Er bemerkte die Rose, die wenige Meter daneben lag.
    „Hier trinkt einen Schluck“, reichte er Escalante das Glas, als er wieder bei ihr war und hockte sich erneut neben sie. Erst jetzt hob sie ihr Gesicht und blickte zum Don.
    „Danke Don Alejandro“, nahm sie das Glas entgegen und trank.
    „Was ist denn passiert? Habt Ihr euch verletzt?“
    „Nein. Nein“, widersprach sie sofort, griff nach dem Zettel und erhob sich. „Es ist nichts“, winkte sie ab und stellte das Glas auf den Tisch. Schnell überprüfte sie auch ihr Gesicht und wischte sich noch ein paar Tränen weg.
    „Seit Ihr sicher“, stellte sich Alejandro gerade hin und musterte seine Freundin. „Ich bin Euer Freund. Ihr könnt mir alles sagen“, machte er ihr Mut und Victoria schien darüber nachzudenken.
    „Na gut. Es geht um diesen Brief“, deutete sie an und überreichte den Zettel an Alejandro, der sich diesen durchlas. „Diego. Diego. Diego“, dachte er gleichzeitig und sah auf.
    „Er ist von Zorro oder?“, fragte er nach und Victoria nickte leicht mit dem Kopf.


    „Ja und diese Rose“, deutete sie auf den Tisch, doch erfreut hörte sie sich nicht mehr an. „Er hat sich Wochen lange nicht blicken lassen und dann diese läppischen Zeilen. Das ertrag ich einfach nicht. Ich kann meine Stimmungen wegen ihm nicht mehr kontrollieren. Erst das Warten, dann bin ich wütend, wegen dieser Zeilen und was darauf passiert, habt Ihr ja gerade gesehen.“
    „Aber ich kann sehen, dass Ihr ihn liebt. Dass können alle sehen“, fügte er hinzu und sein Gegenüber nickte.
    „Ja, das tue ich, aber das macht das Ganze auch so schwierig“, stimmte sie zu und Alejandro nickte. Seit ihm bewusst wurde, dass Diego Zorro war, hatte er Victoria genauer beobachtet.
    „Dann sagt es ihm“, drängte er schon fast, da er wusste, dass sein Sohn etwas Hilfe brauchte, doch Victoria antwortete nicht. „Was meinte er denn mit Symbol“, wusste er nichts damit anzufangen, nachdem er noch einmal einen Blick auf den Brief geworfen hatte und legte ihn dann auf den Tisch.
    „Das hier“, meinte Seníorita Escalante, holte den Ring aus der Tasche und hielt ihn hoch.
    „Der ist wunderschön“, kommentierte Alejandro und konnte erkennen, dass er tatsächlich von seiner verstorbenen Frau war.
    „Ja, das ist er“, war ihre Stimme wieder sanfter und sie starrte den Ring an.
    „Und fühlt Ihr euch schon besser?“
    „Ja, danke“, bedankte sie sich und blickte wieder auf.
    „Gut, dann werde ich jetzt gehen“, war er erleichtert und drehte sich zum gehen um.
    „Wartet. Ihr wolltet doch etwas von mir“, fiel es ihr wieder ein und de la Vega dachte nach.
    „Richtig. Leider habe ich vergessen was es war, aber so wichtig war es nicht“, bemerkte er, verlies die Küche und eine verwirrte Seníorita blieb zurück.


    Fortsetzung folgt...

    Es folgen:

    Kapitel IV: Erhofftes Wiedersehen
    Kapitel V: Der Mann hinter der Maske
    Kapitel VI: Angst und Zweifel
    Geändert von Shipper84 (19.12.2012 um 20:51 Uhr)

  2. #2
    Second Lieutenant Avatar von Shipper84
    Registriert seit
    06.04.2006
    Ort
    NRW
    Beiträge
    194

    Standard

    So, bisher gab es zwar noch kein FB, aber ich stelle einfach trotzdem mal die nächsten Kapitel ein. Viel Spaß.


    Kapitel IV: Erhofftes Wiedersehen

    Den ganzen Tag über hatte Victoria weitere Stimmungsschwankungen. Erst vermisste sie Zorro, dann war sie wieder wütend auf den Brief und dann hatte sie wieder Weinkrämpfe. Sie versuchte sich mit Arbeit abzulenken, doch das half scheinbar nur wenig. Gerade gingen die letzten Gäste, Victoria verschloss hinter ihnen die Tür, lehnte sich gegen sie und gab einen Seufzer von sich. So fertig hatte sie sich noch nie gefühlt. Sie war so verliebt in den maskierten Reiter, doch, dass er ständig verschwand, machte ihr zu schaffen. Langsam machte sie sich Richtung Küche auf, legte währenddessen ihre Schürze auf den Tresen und versank in Gedanken. Sie hatte immer gehofft, dass der Alcalde sich ändern würde, doch so, wie es jetzt war, konnte sie es noch weniger ertragen. Victoria hätte nicht gedacht, dass es noch schlimmer kommen würde, als immer nur einen kurzen Blick auf ihren Liebsten zu erhaschen. Leicht schüttelte sie mit dem Kopf, schritt durch den Vorhang in die Küche und sah sich um. Wieder blieb ihr Blick an der Rose auf dem Tisch haften und erst jetzt wurde ihr klar, dass sie von Zorro noch nie eine einzelne Rose bekommen hatte. Plötzlich holte sie ein Wiehern aus ihren Gedanken, was sie sofort erkannte. Nur Tornado hörte sich so an. Schnell ging die Seníorita zu dem Schrank in der Ecke, öffnete ihn und holte aus dem geheimen Fach den Ring, den sie wieder hinein gelegt hatte, heraus. Scheinbar waren auch ihre Sorgen verschwunden. Schritt für Schritt ging sie zur Hintertür, drückte die Klinke herunter, öffnete die Tür nach Außen und ging hinaus. Ihrem erwartungsvollen Blick folgte ein verwundeter, denn sie hatte Zorro erwartet, doch hinter der Taverne erblickte sie nur den Schwarzen Hengst, der allein herumstand.


    „Zorro?“, flüsterte sie dann. „Seid Ihr es? Zo…“, wollte sie gerade noch einmal seinen Namen rufen, da wurde ihr schwarz vor Augen und als sie wieder zu sich kam, war sie etwas erschrocken. Verwirrt darüber, was gerade passiert war, lies sie ihren Blick umher wandern, brauchte jedoch nicht lange um den Ort zu erkennen. Es war die Höhle. Seine Höhle. Sie befand sich auf einem Stuhl, wie sie bemerkte, dass Dieser auf der linken Seite der Höhle stand und begriff immer noch nicht so ganz, was passiert war. Sie stand auf, ging langsam, die Geräte begutachtend, die zu Zorros Experimenten gehörten, durch den Raum. Ein Geräusch lenkt sie ab, woraufhin sie wieder stoppte und einen Blick zur anderen Seite der Höhle warf, wo sie Tornado entdeckte, wie dieser Heu fraß. Sie machte noch ein paar Schritte, entdeckte dann auf einem der Tische den Ring, den ihr Zorro geschenkt hatte und nahm ihn in die Hand. Sie hatte ihn wohl fallen lassen. Gedankenverloren sah sie ihn sich an, indem sie den Ring zwischen ihren Fingern drehte.
    „Ich hoffe, Ihr könnt mir diese Täuschung verzeihen“, hörte sie mit einem Mal hinter sich, schreckte herum, wobei ihr der Ring durch die Finger rutschte und Dieser durch den Widerhall der Höhle lautstark zu Boden fiel. Genau jetzt, zum ersten Mal seit Wochen sah sie den maskierten Reiter wieder. Dieser stand auf den Stufen, des Durchganges, von dem Victoria nicht wusste, wohin er führte. Nun standen sie sich gegenüber, doch Victoria bekam kein Wort heraus. Zorro kam ein paar Schritte näher, hielt jedoch immer, mit bedacht, Abstand zu ihr. Er konnte sich nur zu gut vorstellen, dass die hübsche Victoria sauer auf ihn war. Nachdem er kurz zum Ring am Boden gesehen hatte, war er an der Wand entlang nach rechts gegangen, wo ein Spiegel hing und ein Kleiderständer stand. „Könnt Ihr mir verzeihen“, wiederholte er, doch immer noch wollte sich kein Wort im Kopf von Seníorita Escalante bilden. Diego dagegen ging jetzt vor dem Durchgang langsam auf und ab. Den Ring hatte er ganz vergessen. „Wenn Ihr mir nicht verzeihen könnt, verstehe ich das, aber bitte sagt etwas“, wünschte er sich und blieb wieder vor dem Durchgang stehen.
    „Ich soll also etwas sagen“, hatte sie ihre Stimme wieder, senkte ihren Blick und blickte zum Ring auf dem Boden. „Dann möchte ich wissen,…“, begann sie, bückte sich kurz, um den Ring aufzuheben und erhob sich, den Ring begutachtend, wieder. „…warum Ihr euch so lange nicht blicken ließet“, wollte sie wissen und sah langsam zum Maskierten auf.


    „Es tut mir leid Victoria. Ich brauchte Zeit, um mit der neuen Situation zurechtzukommen. Das der Alcalde aus der Begegnung mit dem Emissär etwas gelernt hatte, ist etwas, womit ich nicht rechnete“, erklärte Zorro und sein Gegenüber schüttelt mit dem Kopf. Es war nicht die Antwort, die sie hören wollte.
    „Warum habt Ihr mich denn nicht besucht“, machte sie jetzt klar, drehte sich zum Tisch und legte den Ring darauf. „Ihr habt etwas versprochen. Findet ihr nicht, dass es Zeit ist, es wahr zu machen“, erinnerte sie denn Mann daran, worauf Diego ein paar Schritte näher kam.
    „Ihr habt recht“, stimmte er nun zu und Victoria drehte sich wieder um. In ihren Augen erkannte er nun ein Leuchten, doch in Zorro erwachte nun die Angst, die er schon die ganze Zeit verspürte. Angst, dass sie ihn zurückwies und den Mann hinter der Maske nicht akzeptierte.
    „Bitte sagt mir, wer Ihr seid Zorro“, flehte sie nun, doch ihr Gegenüber wandte sich wieder von ihr ab. Er sah in den Spiegel, wie er es bereits vor zwei Jahren getan hatte, als er sie hierher brachte. „Bitte“, wiederholte sie.
    „Seid Jahren habe ich nur den einen Wunsch, euch die Wahrheit zu sagen,…“, erklärte er und begutachtete sein Spiegelbild. „…aber ich weiß, dass die Wahrheit Euch schockieren wird“, machte er klar und drehte sich wieder um.
    „Wie könnte mich denn der Mann, der so viel Mut und Leidenschaft zeigt, schockieren?“, fragte Victoria und der Maskierte machte einen Schritt auf sie zu. Sie hatte das zwar gesagt, aber Diego war sich sicher, dass sich im jeden Fall etwas ändern würde.
    „Setzt Euch bitte“, bat Diego nun und die Seníorita ging langsam, nachdem sie ihn ein paar Sekunden angesehen hatte, wieder zum Stuhl, auf den sie sich dann auch setzte. Auch, wenn Diegos Angst groß war, war der Wunsch, sich ihr zu offenbaren, größer, denn je.


    Kapitel V: Der Mann hinter der Maske

    Langsam ging er auf sie zu und als er Victoria erreichte, kniete er sich vor sie. Mit einem Mal pochte sein Herz so laut, dass er glaubte, die schöne Victoria könnte es hören. Zwischen Angst und Entschlossenheit gefangen, senkte Diego seinen Kopf. Diese ganze Szenerie schien sich zu wiederholen, denn bereits zwei Jahre zuvor waren sie an diesem Punkt, doch damals hielten ihn die Banditen davon ab. Dann spürte Zorro, dass etwas seine linke Wange berührte und blickte auf. Seníorita Escalante hatte ihre Hand an seine Wange gelegt, wodurch sein Herz nun noch schneller schlug und glaubte, es würde seine Brust durchstoßen. Victoria dagegen ging es nicht anders. Auch ihr Herz schlug wie wild. Sogar, all ihre Sorgen und Zweifel waren mit dieser Berührung verflogen. Jetzt legte Zorro seine linke Hand auf Ihre, sein Gesicht näherte sich Ihrem und er gab ihr einen sanften Kuss auf die Lippen. Nur eine Sekunde später erwiderte sie den Kuss, welcher sehr leidenschaftlich wurde. Mit einem Mal schienen der Liebeskummer, die Wut, die Zweifel und ein Teil der Angst verflogen. Langsam lösten sich die Beiden von einander, doch Zorros Gesicht, blieb nah bei ihrem. Zwar hatte er noch immer Angst, doch jetzt schien nur noch sein Herz die Befehle zu erteilen. Mit seiner rechten Hand strich er sanft über ihre rechte Wange und suchte ihren Blickkontakt, doch nötig war dies nicht, denn Victorias Blick war auf seinen gerichtet.


    „Ich…“, flüsterte er nun, doch seine Stimme versagte. „Ich liebe dich“, hauchte er ihr zu und im selbem Moment fiel ihm ein Stein vom Herzen. Endlich hatte er es gesagt, doch noch immer trug er die Maske. Sein Gegenüber dagegen hatte nun einen freudestrahlenden Ausdruck.
    „Ich liebe dich auch“, erwiderte sie ohne zu zögern und erleichtert seufzte Zorro. Das halbe Versprechen war nun erfüllt. Er hatte ihr seine Liebe gestanden, auch, wenn sie es in all den Jahren bereits mit ihren Blicken getan hatten. Noch einmal küsste er sie sanft, während er ihre Hände, hinter seinen Kopf, zum Knoten seiner Maske, führte. Victoria verstand diese Geste und löste langsam den Knoten seiner Maske, doch bevor sie ihn ganz öffnete, stoppte sie noch einmal und suchte seinen Blickkontakt. Er nickte ihr kurz zu, sie löste den Knoten, griff nach vorne, schob die Maske von Vorne über seinen Kopf hinweg und Diego kam zum Vorschein. Etwas perplex sank Victoria in den Stuhl zurück, denn sie glaubte kaum, was sie sah. Diego war Zorro. Leicht schüttelte sie mit dem Kopf, während sie ihn anstarrte, denn all die Jahre hatte sie den Maskierten die ganze Zeit vor sich. Noch immer hatte sie die Maske, die sie Diego abnahm, in ihrer rechten Hand. Diego dagegen hatte diese Reaktion irgendwie erwartet, erhob sich nun und wandte sich ab. Sie kannte nun sein Geheimnis und mit einem Mal kehrten seine Zweifel wieder. Heute Morgen hatte er so plötzlich die Entscheidung getroffen, dass Zorro nun etwas für ihn tun musste, doch nach ihrer Reaktion wünscht er sich den Morgen zurück. Nervös spielte er mit seinen Fingern und sein Blick wanderte zum Spiegel. Er hatte sein Spiegelbild noch nie so sehr gehasst, wie in diesem Moment. Diego in Zorros Kostüm. Seine zwei Leben waren noch nie so sehr verbunden, wie gerade jetzt. Eine Spiegelung von Victoria, die noch immer im Stuhl saß und ihre Gedanken zu ordnen versuchte, sagte ihm nichts Gutes.


    „Du bist also nicht in Mexico“, war das erste, was ihr dazu einfiel. Es waren nur knapp zwei Minuten vergangen, nachdem sie ihn demaskiert hatte, doch Diego drehte sich nicht um. Sie bemerkte die Maske in ihrer Hand und erinnerte sich an den Abend ihres ersten Kusses. Auch fielen ihr wieder die Momente ein, in denen sie Diego runtergeputzt hatte und von Zorro schwärmte. Ebenfalls sah sie nun ihre erste Begegnung mit Diego vor ihrem geistigen Auge, bei der sie schon eine gewisse Anziehung spürte. Sie konnte niemals das zurücknehmen, was sie Diego alles gesagt hatte. Alle ihre Erinnerungen, an die schönen Augenblicke mit Zorro kamen wieder in ihr hoch, aber vor allem der Tag, an dem er ihr den Antrag gemacht hatte. Sie hätte nie gedacht, dass sie sich so irren würde, als sie sagte, dass sie den Mann hinter der Maske nie kennen gelernt hatte. Langsam stand sie vom Stuhl auf, ging zu dem Tisch, wo der Ring lag, nahm ihn in die Hand und begutachtete nun Diesen sowie die Maske, als wollte sie alles von einander abwägen. Noch immer pochte ihr Herz vor Aufregung, aber auch durch diese Überraschung. Sie konnte ihre Gedanken einfach nicht ordnen. Erst erschien eine Erinnerung an Zorro, dann eine an Diego. Heute hatte sie ihre Antwort und die Erfüllung eines Versprechens, dass Zorro ihr vor so vielen Jahren gegeben hatte.
    „Es ist spät. Tornado wird Euch nach Hause bringen“, drang nun seine Stimme zu ihr, ohne, dass er sich umdrehte. Für ihn war das Gefühl, dass er ihr nicht gegenüber treten oder in die Augen sehen konnte, noch schlimmer geworden.
    „Ich…“, versuchte sie etwas zu sagen und drehte sich um, doch in ihrem Kopf bildete sich einfach keine Antwort.


    „Tornado bringt Euch nach Hause“, wiederholte Diego noch einmal, wandte sich dem Durchgang zu, ging die Treppen rauf und verschwand um eine Ecke. Vollkommen verwirrt von dieser ganzen Situation sah sie ihm hinterher, blickte dann auf die Gegenstände in ihrer Hand und wieder zum Durchgang. Wo er wohl hin war? Einen Moment dachte sie noch darüber nach, ging dann aber zu Tornado, der noch gesattelt war, stieg auf und der Hengst lief los. Von allein trat er auf den Schalter am Boden, der die Geheimtür öffnete und Beide verschwanden in die kühle Nacht. Kaum, das das Geräusch der sich schließenden Geheimtür zu hören war, tauchte Diego wieder auf. Er hatte sich auf dem kleinen Gang versteckt, denn er hatte es einfach nicht mehr ausgehalten. Mit ernstem Blick sah er zum Höhleneingang, durch den die Beiden gerade verschwunden waren. Es war alles noch komplizierter geworden und wie könnte er ihr je wieder unter die Augen treten. Sein Vater hatte unrecht, denn Victorias Blick sprach nicht gerade dafür, dass sie es verstand. Vielleicht müsste er jetzt tatsächlich eine Reise antreten, wie es sein Vater bereits allen weiß gemacht hatte. Langsam lief er auf und ab. Wie sollte das bloß weitergehen? Er konnte sich in der Taverne nicht mehr blicken lassen und noch schlimmer war, was würde Victoria tun, da sie jetzt sein Geheimnis kannte. So grübelte Diego weiter, denn im Grunde hatte er sich nie Gedanken darum gemacht, wie er weitermachen würde, wenn Jemand von seinem Doppelleben erfahren würde. Ein „toller“ Tag. Er hatte nicht nur einer, sondern gleich zwei Personen von seinem Geheimnis erzählt. Kopfschüttelnd machte er kehrt, durchquerte den Durchgang, zog sich um, da er dort seine Sachen versteckt hatte und kehrte in die Hazienda zurück. Vielleicht würde der nächste Tag besser. So entschloss sich Diego ins Bett zu gehen.


    Tornado und Victoria kamen gerade hinter der Taverne im Pueblo an. Noch immer war sie tief in Gedanken versunken, dass sie kaum auf den Weg geachtet hatte, den die Beiden geritten waren. Langsam stieg die Seníorita ab, als das Pferd zum stehen kam und streichelte seinen Kopf. Er war wirklich ein schlaues Pferd.
    „Los reite nach Hause“, forderte sie den Henkst auf, nachdem sie die Zügel losgelassen hatte, was Zorros treuer Freund auch sofort tat. Erst trappte er davon und war dann, wie der Wind verschwunden. Erst jetzt in der kühlen Nacht, wo Victoria frei atmen konnte, schien sie allmählich zu begreifen, was passiert war. Sie war tatsächlich über all die Jahre einer Täuschung aufgesessen. Sie liebte einen Mann, der gar nicht existierte, sondern nur ein Fantasieprodukt war. Im Grunde war ihr aber die ganze Zeit klar, dass der maskierte Reite nur ein Mittel zum Zweck war, um das Pueblo zu beschützen. Escalante schüttelte mit dem Kopf, denn sie war hin und hergerissen. Sie hatte sich so sehr gewünscht, in das Geheimnis eingeweiht zu werden und jetzt? Jetzt hatte sich alles so schlagartig verändert. Wenn sie jedoch genauer darüber nachdachte, gab es so viele Momente, in denen ihr schon hätte klar sein müssen, wer sich hinter der Maske verbarg. Einmal hatte sie selbst diesen Gedanken ausgesprochen, als Diego und sein Vater für ein Duell zu spät ins Pueblo zurück kamen. Besonders fiel ihr da die Nacht in der Windmühle ein, als sie mit Diego über Gedichte sprach und Zorro am Tag darauf ein gleiches Zitat wiederholte. Während Victoria noch so in Gedanken war, näherte sie sich der Hintertür, betrat die Küche der Taverne, wo ihr Blick wieder an der Rose hängen blieb. Sie nahm sie in die Hand und roch an ihr. Es war so ein sanfter Duft, den die Rose ausstrahlte und doch konnte sie sie nicht von ihren Gedanken befreien. Sofort legte sie die Blume zurück auf den Tisch. Sogar diese Rose, so fand sie, war eine Lüge. Eine Lüge, die durch eine kaum begreifbare Wahrheit ans Licht gekommen war. Victoria konnte einfach keinen klaren Gedanken mehr fassen, der ihr ermöglichte, eine sinnvolle Reaktion auf das Erfahrene zu haben. So verlies sie die Küche, ging durch den Speiseraum zur Treppe in den ersten Stock und in ihr Zimmer. Auch sie dachte, dass ihr Schlaf bei der Entscheidung helfen würde.


    Kapitel VI: Angst und Zweifel

    Am nächsten Morgen saßen Diego und sein Vater am Esstisch und frühstückten, bzw. Alejandro frühstückte, denn der junge Caballero bekam keinen Bissen herunter. Er stocherte nur die ganze Zeit mit seiner Gabel in den Eiern herum. Ebenso hatte er kein Auge zu bekommen, nachdem er ins Bett gegangen war. So saß er nun übermüdet am Tisch, hatte seinen Kopf auf seiner linken Hand abgestützt und schob die Eier von links nach rechts und wieder zurück. Ihm gegenüber saß der Herr des Hauses, der seinen Sohn beobachtete und nun bemerkte, dass das Verhalten seines Sohnes noch schlimmer, als die Tage zuvor, geworden war.
    „Alles in Ordnung Diego“, fragte er dann und bemerkte zugleich, dass Diegos Tischmanieren ebenfalls nachgelassen hatten.
    „Ja Vater“, hörte er dann, doch es war eher eine genuschelte Antwort, da Diego immer noch seinen Kopf stützte und in den Eiern stocherte.
    „Das glaube ich nicht. Seit zehn Minuten starrst du dein Essen an und stocherst darin herum“, gab er nun an. „Was ist denn los?“, hakte er jetzt nach, doch plötzlich lies Diego die Gabel fallen, die lautstark auf den Teller fiel, warf seine Servierte, die er die ganze Zeit auf dem Schoß hatte, links neben den Teller und sprang vom Stuhl auf. Er war wütend. Wütend auf sich selbst, dass er es zugelassen hatte auf sein Herz zu hören. „Diego“, war sein Vater überrascht und folgte, mit seinem Blick, seinem Sohn, der nun vor dem Klavier auf und ab ging. Wie konnte er bloß zulassen, dass es so weit kam. „Sag mir doch, was los ist“, wollte sein Vater ihm helfen, der sich jetzt ebenfalls vom Stuhl erhob, sich neben das Klavier stellte und den jungen de la Vega musterte. So nervös und verloren hatte er seinen Sohn noch nie gesehen. Nicht mal in den letzten drei Wochen, wo er kaum das Haus verlassen hatte. Leicht schüttelte Diego jetzt mit dem Kopf, denn er glaubte immer noch nicht, dass er diese Entscheidung so leichtfertig getroffen hatte. „Geht es etwa um Victoria“, vermutete Alejandro, nachdem er ihn eine Weile beobachtet hatte und keine Antwort bekam, doch gleichzeitig auf diese Frage, blieb Diego abrupt, mit Blick auf den Kamin in der Bibliothek, stehen. Sein Vater hatte den Nagel auf den Kopf getroffen und hatte somit seine Antwort.


    „Es…“, suchte sein Sohn nach den richtigen Worten. „…Es war ein Fehler.“
    „Was war ein Fehler?“
    „Zu glauben, dass sich nichts ändern würde“, deutete er nun an und spielte wieder nervös mit seinen Händen.
    „Du hast es ihr gesagt“, erkannte Alejandro nun, doch noch immer drehte sich Diego nicht um. „Diego, sie liebt dich“, klärte er ihn auf, doch das wusste sein Sohn bereits, worauf Dieser mit einem Kopfschütteln antwortete.
    „Nein Vater. Sie liebt nur Zorro. Ihr hättet ihren Ausdruck sehen müssen, als ihr klar wurde, wer Zorro ist.“
    „Aber du bist doch Er“, entgegnete Alejandro, doch Diego ignorierte den Einwand.
    „Ich kann ihr nie wieder unter die Augen treten“, sprach er diesen Gedanken laut aus und drehte sich zu seinem Vater um.
    „Das glaube ich nicht“, widersprach sein Vater. „Sie muss das alles erst einmal verdauen. Meinst du denn, für mich war es einfach, zu verstehen, dass mein Sohn der maskierte Reiter ist“, versuchte er seine und auch Victorias Lage zu verdeutlichen, was Diego im Moment aber wenig half. So viel Angst hatte er in seinem ganzen Leben nicht.
    „Vielleicht mag das stimmen,…“, stimmte er zu. „…aber ich kann einfach keinen klaren Gedanken mehr fassen. Ich bin einfach nicht sicher, ob sie mir je verzeihen wird, dass ich sie all die Jahre angelogen habe. Schließlich glaubte sie, dass ich nur ein Freund bin“, offenbarte er seine Ängste und begann wieder nervös mit seinen Fingern zu spielen. So sehr stand er noch nie unter Anspannung. Er konnte sich einfach nicht beruhigen und ging auch wieder vor seinem Vater auf und ab. Alejandro schüttelte nun mit dem Kopf, denn er konnte sowohl Diego, als auch Victoria verstehen, doch sicherlich würde nichts, was er seinem Sohn noch sagen konnte, ihn beruhigen. Diegos Vater entschloss sich ins Pueblo zu reiten und nach Victoria zu sehen, denn auch sie konnte Jemanden gebrauchen und wer war da wohl besser geeignet, als der Vater von Zorro. Leise schlich sich Alejandro zur Haustür hinaus und ließ seinen nervösen Sohn zurück, der immer noch unruhig auf und ab ging.


    Ein paar Kilometer entfernt im Pueblo gingen bereits die Dorfbewohner über den Markt und begutachteten die Stände. Alle waren bereits auf den Beinen, doch die Taverne war immer noch geschlossen. Es hängte auch kein Schild an der Tür, der den Grund dafür nannte. Drinnen war es totenstill, denn Victoria saß an einem der Tische, ihre Arme lagen auf dem Tisch und ihren Kopf hatte sie auf ihnen abgelegt. Auch sie konnte letzte Nacht nicht schlafen und dachte die ganze Nacht nach. Immerhin hatte sie das mit Diego gemein, denn sie versuchte verzweifelt ihre Gefühle zu ordnen, doch so ganz wollte ihr das nicht gelingen. Sie wollte, dass Zorro sein Versprechen erfüllte, doch jetzt wusste sie nichts mehr. Sie wusste einfach nicht, warum ihr das so schwer fiel. War es vielleicht, weil sie Diego immer nur als Freund gesehen hatte, aber eigentlich hatte sie auch nicht erwartet, dass ein Fremder hinter der Maske steckte. Aber Diego. „Ihr braucht einen Ehemann. Einen Mann wie Diego vielleicht“, hörte sie plötzlich in ihrem Kopf. Es war der Tag ihres ersten Kusses und jetzt glaubte sie zu verstehen, was er damit meinte. Er wollte sie nicht wegstoßen, sondern ihr Interesse in Diegos Richtung lenken und wenn sie genauer darüber nachdachte, hatte er das schön öfter versucht. Sie hatte ihm so viele Male in seine Augen geblickt, doch nie den Zusammenhang erkannt. Langsam wurden ihr diese Dinge klar, aber dennoch konnte sie ihre Gefühle nicht zuordnen. Mit einem Mal schreckte sie hoch, denn sie hat ein Geräusch aus der Küche gehört, blickte zu ihr und da kam Alejandro herein.


    „Don Alejandro“, war sie überrascht und stand schnell auf. „Die Taverne bleibt heute geschlossen“, teilte sie ihm sofort mit, doch de la Vega näherte sich dennoch.
    „Ich habe es gesehen. Ich bin wegen Euch gekommen.“
    „Wegen mir“, war Victoria verblüfft und setzte sich wieder hin.
    „Ja, obwohl das so ganz nicht richtig ist“, druckste er herum, kam an den Tisch und setzte sich der Seníorita gegenüber.
    „Was meint Ihr damit?“, verstand Escalante nicht und bemerkte, dass Alejandro nachdachte, denn er versuchte die richtigen Worte zu finden, um ihr zu sagen, dass er bescheid wusste.
    „Ok. Ich sage es einfach frei heraus. Ich kenne ebenfalls das Geheimnis“, meinte er und hoffte, dass sein Gegenüber den Wink verstand. Wenn er jetzt gesagt hätte, dass Diego Zorro ist, wäre es bestimmt nicht besser.
    „Ihr kennt das Geheimnis“, wiederholte sie und Alejandro erkannte, wie Victoria langsam ihre Stirn runzelte. Sie hatte verstanden.
    „Ich weiß, wie Ihr euch fühlt“, zeigte er Anteilnahme. „Als ich darauf gekommen bin, brauchte ich auch meine Zeit, um damit klar zu kommen.“
    „Ihr wisst es also schon länger?“
    „Ja, aber ich habe ihn nie darauf angesprochen. Er weiß erst seit Gestern, dass ich es weiß, denn da hatte er die schwere Entscheidung getroffen, uns davon zu erzählen“, erzählte Alejandro und mit großen Augen hörte seine Gesprächspartnerin zu. Er griff nach ihrer rechten Hand. „Deswegen bin ich hier, denn ich kann nachvollziehen, was Ihr jetzt durchmacht, aber ihm geht es nicht anders“, fügte er hinzu, worauf Victoria ernst wurde und aufstand.


    „Es war so schwierig. Er hat mich glauben lassen, dass er zwei Personen ist. Uns alle.“
    „Nur so konnte er sich gefahrlos gegen den Alcalde stellen“, erklärte Alejandro, da er sich bereits lange darüber Gedanken gemacht hatte. „Ihr wisst doch, wie der Alcalde vor ging, um Zorro loszuwerden. Er wollte alle, bei denen er vermutete, er sei Zorro, sofort aufhängen“, erinnerte er noch mal daran und bekam ein zustimmendes Nicken.
    „Das bezweifle ich auch nicht, aber ich weiß nicht mehr, was ich fühle. So lange wollte ich wissen, wer Zorro ist und jetzt…“, brach Victoria ab.
    „Victoria, ihm geht es nicht anders. Seit der Alcalde Ruhe gibt, hat sich vor allem für Zorro einiges geändert. Ihr müsst verstehen, dass Diego nur als Zorro er selbst sein kann. Seine Fechtkunst, sein Reitstil, all die Dinge, die er als Zorro tut, kann er sonst nicht tun. Insbesondere Euch gegenüber zu treten, viel ihm die letzten Wochen besonders schwer. Überlegt doch mal, wie schwer es ihm gefallen sein muss, seine Gefühle für euch zu verstecken“, warf er ein und man könnte glauben, dass er zu einem Experten für Zorro geworden war. Jetzt fiel der schönen Victoria der Tag wieder ein, an dem Corona hier gewesen war und Diego eine alte Flamme wiedersah. In der Hazienda sagte er Zelphira, dass es eine andere Frau in seinem Leben gäbe und als sie Diego darauf ansprach, sagte er, dass sie einen Anderen lieben würde. Sie war also die andere Frau und der Andere war Zorro.
    „Er hat sein Leben für das Pueblo und für mich aufgegeben“, erkannte Victoria mit einem Mal, als hätte Jemand alle dunklen Wolken weggewischt und brach die Stille, die sich etwas breit gemacht hatte.


    „So ist es“, stimmte Alejandro zu. Jetzt erinnerte sie sich an den Tag, an dem sie ihre alte Jungendliebe heiraten wollte, es aber nicht konnte, weil sie Zorro liebte. Sie saß auf seinem Pferd und sagte ihm, dass er an ihrer Liebe nicht mehr zweifeln müsse. War dieser Tag nun doch gekommen, jetzt, wo sie die Wahrheit kannte? Als er ihr den Antrag machte, hatte sie keine Zweifel mehr, aber jetzt waren sie wieder da. Sie hätte wohl nicht gedacht, dass es so einen Unterschied machen würde. Wenn sie doch Zorro liebte, müsste diese Liebe doch auf für Diego gelten.
    „Ich habe Zweifel Alejandro“, gab sie zu.
    „Genauso, wie er. Er glaubt, es war falsch, Euch die Wahrheit zu erzählen, ohne zu wissen, wie es danach weiter geht. Wisst ihr, Zorro ist zwar im Kampf furchtlos, aber ich glaube, Ihr seid die Einzige, die ihm Kraft gibt“, teilte er ihr seine Meinung mit, sein Gegenüber schien davon aber nicht sehr überrascht.
    „Ich weiß. Mich zu verlieren, würde Zorro mehr zerstören, als es eine Waffe des Alcalde jemals könnte“, erzählte sie mit ernster Miene und nun wirkte Alejandro überrascht.
    „Das hat ihn sicherlich Überwindung gekostet, Euch das zu sagen“, vermutete er, doch Victoria antwortete nicht. „Ihr solltet mit ihm reden“, schlug er vor.
    „Das kann ich nicht“, flüsterte sie, stand auf und wandte sich vom Don ab. Auch Alejandro erhob sich, umrundete den Tisch und stellte sich zur Seníorita.
    „Ich fürchte, wenn Ihr es nicht tut, wird er das Pueblo im Stich lassen und Ihr werdet ihn nie wieder sehen. Keinen von ihnen“, warnte er nun, da er wusste, dass Diego nach so vielen Jahren seine Verantwortung für das Dorf nicht einfach von sich weisen konnte. Er traute es Diego jedoch zu.


    „Er würde doch aber die Menschen nicht im Stich lassen“, entgegnete sie, erinnerte sich aber sofort an den Tag, an dem sie angeschossen wurde und dass Diego ihr eine Woche später erzählte, dass sich Zorro seitdem nicht mehr blicken ließ. Das war wohl seine Art zu sagen, dass er nicht länger Zorro sein wollte.
    „Sicher bin ich mir nicht, aber zutrauen würde ich es ihm. Ich glaube, dass Ihr mittlerweile nur noch der Einzige Grund seit, dass Zorro noch existiert“, deutete Alejandro an und fassungslos drehte sich Victoria um.
    „Das kann er doch nicht tun“, hörte sich ihre Stimme ängstlich an, doch hatte sie jetzt mehr Angst um das Pueblo, oder Angst davor, dass er sich nur nach ihr richtete.
    „Victoria“, begann Alejandro und griff behutsam nach ihren Schulten. „Gestern sagtet Ihr mir, dass Ihr Zorro liebt. Könnt Ihr ihn auch lieben, wenn er kein Kostüm trägt und keinen schwarzen Hengst reitet?“, wollte Diegos Vater jetzt wissen, doch der Blick Victorias sprach nicht unbedingt Bände.
    „Ich weiß es nicht“, war sie ehrlich. Nur eines wusste sie, seit sie die Wahrheit erfahren hatte, nämlich, dass sie gar nichts mehr wusste. Die Gefühle, die sie Zorro gegenüber hatte, verschwanden zwar nicht so einfach, aber sie schien jetzt zwischen ihren Gefühlen für Zorro und die für Diego auszuloten und konnte daher überhaupt nicht mehr sagen, was sie fühlte. „Ich weiß nicht mal mehr, was ich fühle“, fügte sie hinzu und ihr Gesprächspartner lies sie los. Plötzlich hörten die Beiden Schüsse.


    „Was war das denn“, erschrak sich Alejandro, ging gemeinsam mit Victoria zur Tür, sie öffnete diese und Beide sahen hinaus. Die Wachen des Alcalde standen neben ihm vor seinem Büro und zielten hinein.
    „Erschießt ihn. Er hat mein Büro verwüstet“, brüllte De Soto die Wachen an, worauf diese nachluden. Sekunden darauf hörten die Dorfbewohner sowie Alejandro und Victoria einen Pfiff.
    „Zorro“, flüsterte Victoria Alejandro zu, der nickte, aber weiterhin auf das Geschehen blickte. Auf der rechten Seite des Dorfes kam Tornado angeritten und hinderte die Wachen daran, noch einmal zu schießen, da diese bereits nachgeladen hatten. Jetzt verlies tatsächlich Zorro Alcaldes Büro, zückte seine Peitsche, peitschte gegen die Hände der Wachen, die ihre Waffen prompt fallen ließen. Schnell sprang Zorro auf Tornado, zückte seinen Decken, ritt auf den Alcalde zu und hinterließ sein Z.
    „Das war nur eine kleine Gedächtnisstütze Alcalde“, warnte der Maskierte, die Dorfbewohner jubelten und klatschten. „Denkt daran“, fügte Zorro hinzu, ritt los, an der Kirche vorbei und aus dem Dorf. Noch immer klatschten und jubelten die Dorfbewohner. Der Alcalde dagegen war ganz rot vor Zorn und begutachtete das Z auf seiner Uniform. An der Tür zur Taverne standen immer noch Alejandro und Victoria, die jetzt bemerkte, dass sie Zorro mit ganz anderen Augen gesehen hatte. Nachdenklich kehrte sie ins Haus zurück und auch Alejandro folgte ihr, nachdem er die Tür wieder verschlossen hatte.
    „Ihr solltet mit ihm reden“, schlug Alejandro noch einmal vor. „Vielleicht seid Ihr euch dann Eurer Gefühle sicher.“
    „Vermutlich habt Ihr recht“, stimmte Victoria zu, Alejandro nickte ihr zu und die Beiden verließen die Taverne durch die Küche.


    Geräuschvoll öffnete sich die Geheimtür zur Hölle, durch die Zorro mit Tornado kam. Diego stieg ab, nahm den Hut sowie das Cape ab und hängte beides an den Kleiderständer. Er hatte sich kurzfristig dazu entschlossen, dem Alcalde einen Besuch abzustatten. Schließlich musste er ihm ins Gedächtnis rufen, dass er stets beobachtet würde. Dann machte er den Sattel los, befreite Tornado von Diesem und hängte ihn auf einen kleinen Zaun, der sich links von ihm befand.
    „Gut gemacht“, lobte er seinen Freund und klopfte kurz gegen seinen Rücken. Diego löste den Knoten seiner Maske und befreite sich von ihr. In all den Jahren hatte er immer mehrere Sätze seines Kostüms angefertigt. Vor allem, nachdem er Victoria eine Maske geschenkt hatte. Dieser kleine Ausflug tat ihm gut, auch, wenn er ihm dieses Mal nicht so gut ablenken konnte, denn noch immer stand er unter großer Spannung. So nahm er seine anderen Kleider, zog sich um und kehrte dann durch die Geheimtür, hinterm Kamin, ins Haus zurück. Er vermutete, dass sein Vater ihn sicherlich bald doch Fragen, über sein Versteck, stellen würde, aber darüber dachte er nicht weiter nach. In Gedanken versunken lief er nun zum x-ten Mal auf dem Gang auf und ab, setzte sich dann aber nach ein paar Minuten an das Klavier. Ein bisschen Musik konnte nicht schaden. Er begann etwas zu spielen, hörte dann die Haustür, spielte aber weiter. Vermutlich war es sein Vater, der zurückkam, konnte es aber nicht sehen, da er der Tür seinen Rücken zugewandt hatte.


    Fortsetzung folgt...

    Es folgen:

    Kapitel VII: Überraschender Gast
    Kapitel VIII: Das Ende
    Kapitel IX: Nur ein böser Traum

  3. #3
    Second Lieutenant Avatar von Shipper84
    Registriert seit
    06.04.2006
    Ort
    NRW
    Beiträge
    194

    Standard

    Bisher gab es immer noch kein FB, doch die FF wurde schon sehr oft aufgerufen. Vielleicht ist es Zeit für die nächsten Kapitel.


    Kapitel VII: Überraschender Gast

    „Seid Ihr das Vater“, fragte er über die Musik hinweg, bekam aber keine Antwort. Diego unterbrach sein spielen, drehte sich um und stand blitzartig vom Hocker auf. „Victoria“, war er überrascht, als er sie an der Tür stehen sah. Mit ihr hatte er jedenfalls nicht gerechnet.
    „Hallo Diego“, antwortete sie leise, blickte ihn aber weiterhin an.
    „Ich dachte, Ihr wärt mein Vater“, meinte er, wandte sich ab, setzte sich zurück auf den Hocker und klimperte wieder am Klavier.
    „Wir müssen darüber reden“, gab sie den Grund ihres Besuches an, doch Diego tippte weiter auf den Tasten herum.
    „Nicht nötig. Ich kenne Eure Antwort bereits“, winkte er ab und bemerkte nicht den perplexen Ausdruck von der Seníorita.
    „Welche Antwort? Es gab keine Antwort“, widersprach sie und kam ein paar Schritte näher. Langsam fühlte sich Victoria so, als hätte sie etwas angestellt und müsste sich dafür bei ihm entschuldigen. Diego dagegen hatte nun offenbar beschlossen, zu vergessen, was gestern passiert war. In den Jahren hatte er seine Liebe schon so viele Male für den Kampf geopfert, da konnte er das jetzt auch tun.
    „Eure Reaktion war mir Antwort genug“, erklärte er, drehte sich weiterhin nicht um, sondern spielte weiter.
    „Was hast du denn erwartet?“, fragte sie, doch der Klavierspieler schwieg. Er starrte weiterhin auf seine Finger, wie diese über die Tasten hinweg glitten und irgendetwas spielten.
    „Ihr habt jedenfalls Jemanden anders erwartet. Keine Sorge, Zorro wird Euch nicht mehr behelligen“, machte er klar, denn er hatte damit scheinbar abgeschlossen. Erneut kam Victoria ein paar Schritte näher, was jetzt auch Diego im Augenwinkel bemerkte.


    „Bitte Diego. Hör mir zu“, flehte sie jetzt, zuckte aber mit einem Mal zusammen, da Diego die Klappe des Klaviers ziemlich lautstark zugeknallt hatte und jetzt einige Schritte in die Bibliothek machte, bevor sie ihm zu nahe kommen konnte.
    „Bitte geht jetzt“, forderte er und machte mit seiner rechten Hand eine typische Handbewegung. Wie konnte er sich je erhoffen, dass sie auch ihn lieben könnte, wenn sie die Wahrheit kannte?
    „Ich habe mit deinem Vater gesprochen“, klärte sie ihn auf, was Diego aber nicht sonderlich überraschte. Kein Wunder, dass Alejandro so schnell verschwunden war. „Er hat mir klar gemacht, dass es auch für dich nicht leicht war. Immer zwei Personen sein zu müssen und sich gegen den Alcalde zur wehr setzten zu müssen, deine Gefühle für mich zu verstecken“, zählte sie auf, doch Diego bewegte sich nicht. Er hatte seine Arme auf dem Rücken verschränkt und starrte den Kamin an. „Eines ist mir klar geworden. Zorro hat mir Hoffnung gegeben, du hast mir Hoffnung gegeben. Diego, ich habe Angst“, war sie nun ehrlich und langsam stiegen ihr Tränen in die Augen. „Ich kann nicht mehr klar denken“, offenbarte sie und hielt sich ihren Kopf. Noch immer kann sie keinen klaren Gedanken fassen, obwohl sie die ganze Nacht hatte, um darüber nachzudenken. „Hast du keine Angst?“, wollte sie jetzt wissen, worauf sich Diego umdrehte, doch er konnte nicht antworten. Vor zwei Jahren hatte er sich bereits dazu bekannt, dass er fürchtete, sie könnte einen Mann lieben, mit dem er nicht mithalten könnte. Jetzt nickte er leicht, was Victoria mitbekam, Schritt für Schritt auf ihn zu kam und vor ihm stehen blieb.


    Sie hob langsam ihre rechte Hand, berührte, mit ihrem Zeigefinger leicht seine Schläfe und blickte in seine blauen Augen. So viele Male hatte sie in Zorros Augen gelesen, doch nun zum ersten Mal konnte sie es auch ohne die Maske erkennen. Sie ließ von ihm ab. „Wie kann ich denn den Mann hinter der Maske nicht kennen?“, bemerkte sie nun. „Er war es doch, der mir seine besten Seiten gezeigt hatte“, wurde ihr klar und deutete mit ihrem rechten Zeigefinger auf sein Herz. „Zorro ist genau das, was du bist. Mutig und Leidenschaftlich“, flüsterte sie nun und konnte selbst kaum glauben, dass sie jetzt genau das aussprechen konnte, was sie fühlte. Ihr lief eine Träne die linke Wange herunter, wischte sich diese aber sofort weg. Jetzt nahm er zögerlich ihre rechte Hand und küsste diese, wie er es schon so viele Male, als Zorro, tat. Der Seníorita lief ein Schauer über den Rücken. Immer noch verglich sie die beiden Männer, aber nun merkte sie, wie blind sie die Jahre über doch war. Er ließ ihre Hand los und mit einem Mal klammerte sie sich an ihn, was den Caballero etwas überraschte. Er bekam einfach kein Wort heraus. Sein Herz schlug wieder so heftig, was sie dieses Mal bestimmt bemerken würde, da sie ihren Kopf fest an seine Brust gedrückt hatte. „Ich liebe dich“, flüsterte sie wieder und erneut lief ihr eine Träne die Wange herunter. Sie hatte es geschafft und hätte wohl nicht gedacht, wie einfach das sein konnte. Escalante brauchte nur in seine Augen zu schauen, um es zu verstehen. Sie lies ihn los, schaute zu ihm auf und konnte Erleichterung erkennen. Sie konnte auch ihn lieben. Sekunden später legte er seine rechte Hand unter ihr Kinn, führte ihr Gesicht zu sich heran und küsste sie. Sie erwidert den Kuss und Beide nahmen sich küssend in den Arm.


    „Ich liebe dich auch, Victoria“, hauchte er ihr zu, als sie sich von einander lösten. „Kannst du mir verzeihen, dass ich dich getäuscht habe“, wollte er jetzt wissen und sie lächelte ihn an.
    „Natürlich tue ich das“, erwiderte sie sofort.
    „Du weißt gar nicht, wie glücklich du mich damit machst.“
    „Und mich erst“, meinte sie und grinste. Glücklicher könnte Diego nicht sein und endlich waren auch seine Ängste und Zweifel verflogen, doch ihm fiel etwas anderes ein. Nachdenklich drehte er sich wieder zum Kamin und machte einen Schritt darauf zu.
    „Was ist los?“, blickte sie ihm hinterher.
    „Du liebst Zorro“, dachte er laut nach, was Victoria etwas verwunderte.
    „Ich verstehe nicht, was du meinst“, kommentierte sie und Diego drehte sich wieder um.
    „Die Zeit für Zorros Abschied ist noch nicht gekommen“, erklärte er nun, doch Seníorita Escalante verstand es nicht. „Was ich damit sagen will, ist, dass Niemand von uns Beiden erfahren darf“, machte er nun klar und Victoria sah nicht erfreut aus.
    „Oh nein. Bitte nicht“, flehte sie.
    „Es tut mir leid Victoria, aber die Leute würde es misstrauisch machen, wenn sie uns zusammen sehen, denn sie wissen, dass du in Zorro verliebt bist. Ich habe geschworen, Zorros Identität zu schützen.“
    „Aber du bist Zorro“, warf sie ein.
    „Ich weiß“, hielt er sie jetzt an den Armen. „Außer dir und meinem Vater, weiß es nur noch eine Person und dabei muss es bleiben. Du ahnst gar nicht, wie sehr es mich mitgenommen hat, dich jeden Tag zu sehen, aber nicht zeigen zu dürfen, was ich für dich empfinde“, machte er klar, kam Victoria wieder sehr nah und legte wieder seine Hand unter ihr Kinn. „Ich könnte es nicht noch einmal ertragen, wenn du wegen mir zu Schaden kommen würdest“, erinnerte er sich an das letzte Mal.


    „Aber ich würde es jederzeit wieder tun. Eine Kugel ist wirklich ein geringer Preis“, widersprach sie, er zog seine Hand von ihrem Kinn zurück und drehte sich wieder zum Kamin.
    „Nein“, schüttelte er den Kopf, denn dies war die einzige Angst, die er nie ablegen konnte.
    „Wie kannst du denn etwas von mir verlangen, von dem ich genau weiß, dass Zorro es jederzeit für mich tun würde“, versuchte sie zu verdeutlichen, worauf sich Diego wieder umdrehte.
    „Ich muss es aber von dir verlangen. Der Alcalde würde dich ohne zu zögern, hängen, was ich nicht zulassen darf und auch nicht zulassen will“, flüsterte Diego nun. „Es gibt keine andere Möglichkeit, als ein Versteckspiel“, versuchte er ihr begreiflich zu machen, denn es war immer dieser Grund, weshalb er nie einem von seinem Doppelleben erzählt hatte. „Würdest du das für uns tun?“, hakte er noch einmal nach und erkannte Victorias nachdenklichen Blick.
    „Ok“, war ihre Antwort widerwillig. „Ich werde es versuchen“, war sie ehrlich und bemerkte den erleichterten Ausdruck.
    „Ich verspreche, dass ich eine Möglichkeit finden werde“, gab er das Versprechen und sie kam wieder auf ihn zu.
    „Das will ich hoffen,…“, rügte sie ihn. „…denn, jetzt, wo ich endlich Zorro und den Mann hinter der Maske habe, möchte ich darauf nicht mehr verzichten.“
    „Worauf“, verstand er nicht, doch kaum eine Sekunde später küsste sie ihn und schlang ihre Arme um ihn. Auch er würde darauf nicht mehr verzichten können, aber ab jetzt würde es noch schwieriger für sie werden.
    „Ich gehe jetzt besser“, erklärte sie, als sie den Kuss beendete.


    „Sí“, stimmte Diego zu, nahm ihre Hand und Beide gingen Richtung Haustür. „Ich muss mir noch eine Geschichte für Morgen ausdenken, schließlich war ich ja in Mexico“, meinte er lächelnd und Victoria verlies ebenfalls mit einem Lächeln auf den Lippen das Haus. Einen Moment lang starrte Diego noch auf die Tür. Sein Traum war wahr geworden und der unsichtbare Mann war endlich sichtbar. Nun würde es aber alles andere als einfach für die Beiden werden. Langsam wandte er sich von der Tür ab, kehrte zum Klavier zurück, setzte sich auf den Hocker und spielte wieder etwas. Diego weiß nicht warum, aber es begann ein Gefühl der Ungewissheit in ihm aufzusteigen. Ungewiss, wie die Beiden es schaffen würden, ohne, dass er mit seiner Maskerade aufflog und, ob er eine Möglichkeit für Victoria und sich finden würde. Es musste doch einen Weg geben, wie die Beiden zusammen sein und er weiterhin Zorro bleiben konnte.
    „Ich sehe, du grübelst schon wieder“, drang die Stimme seines Vaters an sein Ohr, der soeben links neben dem Klavier auftauchte. Er hatte, während des Gesprächs, die ganze Zeit draußen gewartet.
    „Danke“, bedankte sich der Klavierspieler bei Alejandro, der lächelnd nickte. „Ohne Euch wäre sie wohl nicht her gekommen.“
    „Da hast du wohl recht“, stimmte der Hausherr zu und beobachtete, wie sein Sohn weiter spielte. „Also worüber grübelst du“, hakte er noch mal nach, doch Diego schwieg.
    „Ich hatte oft Zweifel,…“, begann er etwa nach einer Minute. „…ob das, was ich tue, überhaupt etwas bewirkt und wer ich eigentlich bin“, offenbarte Diego, stoppt mit dem Spielen und sah zu seinem Vater auf. „Diego oder Zorro. Zorro oder Diego,…“, deutete er mit seinen Händen eine Waage an. „…doch in Wirklichkeit bin ich keiner von ihnen“, fügte er hinzu, blickte gleichzeitig wieder auf das Klavier und ließ erneut seine Finger über die Tasten gleiten. „Eine gespaltene Persönlichkeit. Diego der Schwächling. Hat nur Musik, Kunst und Bücher im Kopf. Und Zorro? Der ist alles, was Diego nicht ist. Stark, Mutig, Tapfer, Mysteriös und kampflustig“, beendete Diego, ließ von den Tasten ab und blickte zu seinem Vater auf. „Sagt mir, welche dieser zwei Personen glaubt Ihr, bin ich?“, stellte er fast schon eine Fangfrage, doch sein Vater runzelte nur die Stirn.


    „Beide natürlich“, antwortete Alejandro dann, als gäbe es nur diese eine Antwort.
    „Falsch“, sprang Diego gleichzeitig vom Hocker auf, ging einen Schritt auf den Kamin zu und drehte sich wieder zu seinem Vater um. „Ich bin zwischen diesen beiden Welten gefangen“, wurde er jetzt etwas lauter. „Sämtliche Hoffnung, irgendwann wieder ich selbst sein zu können, habe ich zerstört.“
    „Hör auf“, stoppte Alejandro ihn, da drehte sich Diego nach rechts zu einem Spiegel, der an der Wand hing.
    „Das Einzige, was ich mir je gewünscht habe, ist wahr geworden und doch ist alles schlimmer geworden“, meinte er und begutachtete sein Spiegelbild. Es war dasselbe Versteckspiel, nur mit anderen Personen. „Ich schaffe das einfach nicht mehr“, fühlte sich Diego ausgelaugt. Er hatte dem Pueblo alles gegeben, was er hatte. Der Caballero wandte sich vom Spiegel ab, ging in die Bibliothek, setzte sich auf einen Stuhl und sein Vater kam einige Schritte näher. „Mein Leben ist eine einzige Lüge. Eine Fassade, um den Held der Stadt zu verstecken, der mein Leben verschlungen hat“, war Diego offenbar am Ende. So viele Jahre als Zorro hatten seine Spuren hinterlassen. Vor allem jetzt, wo er Victoria endlich eingeweiht hatte.
    „Glaubst du nicht, dass du etwas zu schwarz siehst?“, gab sein Vater eine Vermutung ab, doch der Blick Diegos sprach Bände. Nun erinnerte sich de la Vega an den Tag, an dem Don Fernando, der Engel ihm erschienen war, um ihm neuen Mut zu geben und zu zeigen, was ohne Zorro aus Los Angeles geworden wäre. Vor allem wäre Victoria ohne Zorros Liebe verloren gewesen und auch er brauchte ihre Liebe.
    „Wie kann ich ein Leben mit Victoria beginnen, wenn alle wissen, dass Victoria Zorro liebt?“


    „Du musst Geduld haben.“
    „Geduld“, wiederholte Diego mit einem hämisch lachenden Unterton, auch, wenn er nicht wusste, wie viel Geduld er noch aufbringen konnte. Jetzt hörten die Beiden die Tür und ein verstörter Felipe stürmte herein. Außer Atem blieb er vor den Beiden stehen und versuchte sich zu beruhigen, damit er mitteilen konnte, was passiert war. „Geht es dir gut“, war der junge de la Vega besorgt, woraufhin der stumme Junge erst mit dem Kopf nickte, dann schüttelte und ihm einen Zettel überreichte. „Was ist das“, wunderte sich Alejandros Sohn, als er ihn in die Hand nahm und anfing zu lesen. Es dauerte nur Sekunden, bis jegliche Farbe aus seinem Gesicht wich und Diego fassungslos aufsah.
    „Was steht denn da“, war nun sein Vater neugierig, doch Felipes Bruder antwortete nicht, sondern ließ den Zettel fallen, drehte sich auf dem Absatz um, ging zum Kamin, betätigte den geheimen Schalter, wodurch sich die Tür zu Höhle öffnete. Unter einem ungläubigen Blick seines Vaters, der bis dato noch nicht wusste, wo Zorros Versteck war, verschwand der großgewachsene Mann. „Diego?“, war Alejandro verwundert und versuchte zu verstehen, was gerade passiert war. Nur einen Augenblick später war sein Sohn verschwunden und die Tür wieder zu. Einen Moment starrte der angegraute Mann an die Stelle, wo sein Sohn eben verschwunden war, doch sofort fiel ihm der Zettel wieder ein. Er bückte sich, hob Diesen auf und las. „Eine Warnung an Zorro und die Dorfbewohner“, wiederholte er die Worte. „Sollte der maskierte Reiter Zorro sein feindliches Verhalten nicht beenden und sich zu erkennen geben, werde ich, Alcalde vom Pueblo Los Angeles, an jedem Dorfbewohner ein Example statuieren. Euer Alcalde De Soto“, beendete der alte de la Vega und sah zu Felipe auf. „Das glaube ich einfach nicht“, kommentierte er und der Junge nickte, um so zu tun, dass er nur das Letzte verstanden hatte. Ohne ein weiteres Wort griff Alejandro nach Felipes Arm und führte ihn mit sich aus dem Haus.


    Kapitel VIII: Das Ende

    Im Pueblo hatten sich bereits die aufgebrachten Dorfbewohner auf dem Platz vor der Taverne versammelt und wurden jetzt von Soldaten zusammen getrieben. Ein paar Meter weiter lehnte der Alcalde grinsend an einem Pfahl, der zu seinem Büro führte und beobachtete das Ganze. Er wollte das Thema Zorro ein für alle Mal beenden, selbst, wenn er alle Dorfbewohner opfern musste. Neben ihm stand Mendoza kopfschüttelnd, denn ihm gefiel das Ganze nicht. Im Grunde hatte er nichts gegen Zorro, doch das konnte er De Soto nicht sagen und so hatte er unfreiwillig diese Flugblätter verteilt.
    „Alcalde, ist das wirklich nötig.“
    „Mendoza, Ihr habt nur eine Aufgabe. Den Rest überlasst Ihr mir.“
    „Sí mi Alcalde, aber hattet Ihr keine Vereinbarung mit Zorro?“, erinnerte er sich und plötzlich riss der Alcalde seinen Kopf zu ihm.
    „Er mag es zwar glauben, doch ich werde keine Vereinbarung mit dem Feind des Königs eingehen“, erklärte er mit einer hasserfüllten Stimme und blickte wieder zu dem Geschehen in der Mitte des Dorfes, wo inzwischen alle Dorfbewohner um den Brunnen des Pueblos zusammen getrieben wurden. Die Wachen hatten sich rund um die Dorfbewohner aufgestellt, die sich jetzt lautstark beschwerten. „Sachento, ich glaube Seníorita Escalante möchte uns Gesellschaft leisten“, meinte er, nachdem er gesehen hatte, das Victoria sich durch die Menschenmenge gedrängt hatte.
    „Dios mío“, flüsterte Mendoza, ging zu den Soldaten, die auf einen kurzen Befehl Escalante durchließen und der Sachento sie zum Alcalde brachte.
    „Seníorita Escalante, Euer Timing könnte nicht besser sein.“
    „Was habt Ihr jetzt schon wieder im Sinn“, wollte sie aufgebracht wissen.
    „Habt Ihr denn die Flugblätter nicht gelesen. Ich werde Euren verräterischen Freund zwingen sich zu demaskieren.“


    „Was!“, glaubte sie es nicht.
    „OH, macht Euch keine Gedanken. Ihr werdet mir dabei helfen, seine Entscheidung zu beeinflussen.“
    „Niemals“, weigerte sich Victoria.
    „Doch, dass werdet Ihr, denn die Konsequenzen, wenn er sich falsch entscheidet, wird das ganze Dorf zu spüren bekommen“, erklärte er und Beide hörten bereits ein galoppierendes Geräusch. „Wie es scheint, hat sich meine Botschaft aber schnell rumgesprochen“, kommentierte De Soto, drehte sich etwas und blickte rechts an der Kirche vorbei, wo der maskierte Reiter bereits zu sehen war. Kurz vor der Menschenmenge kam Tornado zum stehen, doch Zorro stieg nicht ab, sondern lies sein Pferd langsam bis zum Alcalde weiterlaufen. „Ich sehe, Ihr habt meine Nachricht erhalten“, war De Soto selbstgerecht, bemerkte aber nicht, wie die Frau neben ihm dem Fuchs einen besorgten Blick zuwarf.


    „Ihr lasst die Dorfbewohner sofort wieder frei“, forderte Zorro, als er ein paar Sekunden später von seinem Pferd gestiegen war und seine Hand bereits zum Degen führte, doch der Alcalde grinste hämisch.
    „Nein Zorro. Ihr habt doch meine Nachricht erhalten. Ihr ergebt Euch und die Dorfbewohner bleiben verschont“, machte De Soto klar, warf Mendoza einen Blick zu, der sofort zur Garnison eilte, aus der noch weitere sechs Soldaten kamen, die sofort am Büro vorbeimarschierten und an der Mauer, die sich rechts neben dem Büro und der Tür, die zu den Zellen führte, befand, nebeneinander Aufstellung bezogen. Ein Erschießungskommando.
    „Was habt Ihr vor“, wollte Zorro stutzig wissen, während er das Ganze beobachtet hatte.
    „Wonach sieht es wohl aus?“, stellte der Alcalde eine Gegenfrage. „Wenn Ihr Euch nicht ergebt und Eure Maske abnehmt, werde ich alle fünf Minuten einen Dorfbewohner exekutieren lassen.“
    „Das könnt Ihr nicht tun“, schrie Victoria und versuchte sich von einer Wache, die hinter ihr stand und sie festhielt, loszureißen. „Erteilt Ihm eine Lektion“, bat sie nun an ihren Liebsten gewandt, der ihr kurz einen Blick zuwarf und seinen Griff am Degen verstärkte.


    „Oh, dass würde ich mir noch einmal überlegen“, deutete der Alcalde es so, dass Zorro den Degen ziehen wollte. „Ihr müsst wissen, dass ich nach Spanien schrieb und mir der König meine Bitte tatsächlich gewährt hat“, war er rätselhaft.
    „Was meint Ihr damit“, verstand Diego nicht, worauf der Alcalde nach oben deutete und der Maskierte dieser folgte. Auf den Dächern des Pueblos tauchten nun Soldaten mit der weißen Uniform der königlichen Armee auf und richteten sofort ihre Waffen auf den Fuchs. Jetzt waren etwa 40 Waffen auf ihn gerichtet. Der Alcalde hatte ihn in eine Falle gelockt, die womöglich zu offensichtlich war. Zwar hatte Diego schon früher gegen die königliche Armee gekämpft, aber wie sollte er so vielen Kugeln ausweichen?
    „Entscheidet euch“, forderte der Alcalde nun, doch er bekam keine Antwort. „Wie Ihr wollt“, entschied er und drehte sich zu Mendoza. „Zorro braucht einen Beweiß Mendoza“, teilte er ihm mit.
    „Aber Alcalde“, widersprach sein Stellvertreter ihm, doch der Blick lies keinen Widerspruch zu. „Es tut mir leid Seníorita“, entschuldigte er sich und gab der Wache ein Zeichen, die mit Seníorita Escalante nun Richtung Wand schritt.


    „Das könnt Ihr nicht tun“, schrie sie in De Sotos Richtung, doch er ignorierte sie, während dem Caballero viele Gedanken durch den Kopf schossen. Mit einem Mal zog er dann doch seinen Degen und richtete ihn gegen den Alcalde.
    „Ihr lasst sie sofort frei.“
    „Nein und falls Ihr mir auch nur noch einen weiteren Schritt zu Nahe kommt, werden sie schießen“, erinnerte er den Reiter daran, dass Waffen auf ihn gerichtet waren. „Ihr habt nicht mehr viel Zeit“, teilte De Soto ihm mit, als er bemerkte, dass Victoria bereits vor der Wand aufgestellt wurde. Der maskierte Reiter konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Wie konnte es nur so weit kommen? Ausgerechnet seine Liebste sollte die Erste sein, die für seine Taten bestraft werden sollte. Er hatte schon genug zugelassen und offenbar war Zorros Zeit nun doch vorbei. Langsam konnte er sich wieder bewegen, machte einen Schritt zurück, senkte den Degen, steckte ihn zurück in die Scheide und atmete kurz durch. Blickte dann zu Victoria sowie den Wachen, die bereits ihre Waffen im Anschlag hatten und nur noch auf den Befehl warteten.
    „Wartet,…ich ergebe mich“, hatte sich Diego entschieden und auf dem Platz war mit einem Mal Getuschel der Dorfbewohner, die das Geschehen beobachtet hatten, zu hören. „Verschont Seníorita Escalante.“


    „Nein“, rief Diese, riss sich von einem Soldaten, der sie immer noch festhielt, los und rannte zu Zorro. „Ihr dürft das nicht tun“, flehte sie ihn an, worauf er die Liebe in ihren Augen sehen konnte.
    „Ich habe keine Wahl“, flüsterte er fast. „Ich werde nicht zulassen, dass unschuldige Menschen getötet werden.“
    „Eine sehr weise Entscheidung“, bemerkte der Alcalde, da drehte sich Victoria zu ihm um und stellte sich schützend vor den schwarzen Reiter.
    „Endlich erfahre ich, wer sich hinter der Maske verbirgt“, hörte sich De Soto erfreut an und bekam einen bösen Blick von der Seníorita. „Mendoza!“
    „Alcalde“, war der Sachento auch schon neben seinem Vorgesetzten.
    „Entwaffnet ihn“, befahl er, was ein paar Wachen auch sofort ausführten. Eine Wache griff Victorias Arm, zehrte sie von Diego weg und stellte sich neben den Alcalde. „Keine Sorge meine Liebe. Dieser Verräter wird gleich seine Strafe bekommen“, flüsterte er ihr zu, ohne, dass Zorro es hören konnte und näherte sich dann dem Maskierten, der von zwei Wachen festgehalten wurde. Sie hatten ihm bereits den Degen und die Peitsche weggenommen. „Ihr dachtet doch nicht wirklich, dass ich mit einem Gesetzlosen eine Vereinbarung eingehen würde“, offenbarte er Diego nun, während er auf ihn zu kam, doch dieser sagte nichts, sondern versuchte sich loszureißen. Kurz drehte sich De Soto noch einmal zu Mendoza um. „Ich hasse Geheimnisse. Ihr nicht auch?“, wollte er wissen, doch es war eher eine Fangfrage und so drehte er sich wieder um. Nun nahm er Zorro erst den Hut ab und warf ihn weg. Diego konnte seinen Ärger kaum zügeln. Jetzt griff der Alcalde nach der Maske, riss sie jedoch so heftig von Diegos Kopf, wodurch dieser nach vorne schlug. De Soto hatte es so eilig, dass er jetzt noch immer nicht wusste, wer Zorro war. Der Alcalde machte noch einen Schritt nach vorne, schmiss die Maske weg, packte nach Diegos Haaren, riss seinen Kopf hoch und vor Schreck, wer da vor ihm stand, stolperte der Alcalde ein paar Schritte zurück. „De la Vega“, glaubte er es nicht und hatte es so laut gesagt, dass es alle auf dem Platz gehört hatten. Auch die Wachen staunten nicht schlecht. „Diego de la Vega ist der Fuchs“, schrie De Soto nun und die Dorfbewohner tuschelten wieder.


    „Er war die ganze Zeit vor unserer Nase“, flüsterte Mendoza und versuchte über die vielen Ereignisse nachzudenken. Dann mit einem Mal fingen ein paar Leute an zu klatschen, was den Alcalde aber verwirrte. Nur wenige Augenblicke später jubelten alle Dorfbewohner und Victoria grinste. Damit hatte auch sie nicht gerechnet.
    „RUHE“, brüllte nun De Soto. „Dieser Mann ist keiner von uns. Er ist ein Verbrecher.“
    „Das ist eine Lüge“, widersprach Escalante. „Er hat Jeden von uns beschützt und für das Dorf gekämpft“, machte sie klar und lenkte De Sotos Aufmerksamkeit auf sich, der jetzt auf sie zu kam. „Dieser Verbrecher verdient nur eine Strafe“, flüsterte er ihr zu und näherte sich ihrem rechten Ohr. „Und zwar den Tod“, fügte er hinzu, wodurch Victoria aber so wütend war, dass sie wieder versuchte sich loszureißen. „Ich sehe, der Gedanke behagt Euch nicht. Sehr schön“, meinte er nur und drehte sich wieder um. „Der Fuchs existiert nicht mehr und in wenigen Augenblicken wird es der Mann, der ihn verkörperte, auch nicht mehr“, verkündete der Alcalde nun, doch Diego schien davon unbeeindruckt zu sein. Ihm war offenbar alles egal.
    „Ihr seid ein Mörder“, brüllte Victoria.
    „Aufstellen“, war De Sotos einzige Antwort, was die beiden Wachen, die Diego festhielten verstanden und Richtung Wand gingen, wo immer noch das Erschießungskommando stand. „Dieses Dorf wird endlich vom Bösen befreit“, kommentierte De Soto.
    „Ihr seit das wahre Böse“, konnte sich Victoria kaum noch zurückhalten, aber in ihr stieg auch die Angst, ihren Liebsten zu verlieren, der jetzt die Wand erreicht hatte. Der Alcalde ging zu seinen Soldaten und stellte sich neben sie. Victoria wurde ebenfalls in die Richtung gedreht.
    „Diego!“, rief sie, doch er blickte nicht auf. „Lasst mich los“, versuchte sie sich loszureißen. „Lasst mich zu ihm“, verlangte sie, während ihr Tränen über die Wangen liefen und grinsend warf der Alcalde einen Blick zu ihr.
    „Lasst Sie los“, forderte er nun, was die Wache auch tat und sofort rannte Victoria zu Diego, der immer noch festgehalten wurde. Er hatte den Blick gesenkt und starrte auf den Boden.


    „Diego“, flüsterte sie, als sie ihn erreicht hatte, legte ihre Hände an sein Gesicht und hob seinen Kopf. „Sie hätten hinter dir gestanden. Wir alle.“, machte sie ihm noch einmal Mut und ein Lächeln huschte auf sein Gesicht.
    „Ich liebe dich“, war er sehr leise, doch Victoria hatte es gehört und küsste ihn leidenschaftlich.
    „Los bringen wir es hinter uns“, drängte der Alcalde nach ein paar Sekunden, gab einer Wache neben Diego ein Zeichen, der die Beiden nun trennte und an der Seníorita zerrten.
    „Ich liebe dich“, erwiderte sie. Die zweite Wache bei Diego lies ihn nun los, entfernte sich ein paar Schritte, Diego stellte sich gerade hin und zupfte sein Kostüm zu Recht.
    „Anlegen“, befahl De Soto, was die Soldaten auch taten. „Zielen“, gab der Alcalde den nächsten Befehl. Im selben Moment warf der Caballero einen letzten Blick auf Victoria, die jetzt vollkommen in Tränen ausgebrochen war und ihre Beine langsam nachgaben.
    „Vergiss mich nicht“, bat er flüstern, was aber zu hören war, da es auf dem Platz totenstill war.
    „Feuer“, befahl De Soto, worauf fünf Schüsse ertönten
    „Neeiiinn“, klagte Victoria, als sie sah, wie jede einzelne Kugel in Diegos Brust einschlug. Der Caballero schwankte, brach tot zusammen und gleichzeitig saß der, eigentlich tote, Fuchs schwer atmend, wild mit den Händen fuchtelnd und schweißgebadet aufrecht im seinem Bett. Nur ein Alptraum.


    Kapitel IX: Nur ein böser Traum

    Verwirrt darüber, was gerade passiert war, sah er sich in seinem Raum um. Offenbar war alles nur ein Traum, aber der Caballero konnte sich nicht erinnern, wie er dort hin gekommen und wann er ins Bett gegangen war. Nun hielt er sich den Kopf, denn Dieser dröhnte etwas. Langsam versuchte er vom Bett aufzustehen, was ihm auch gelang, doch er dachte auch über die Situation nach. Er konnte sich einfach nicht erinnern, so, als hätte ihm Jemand seine Erinnerungen vor diesem Traum gelöscht. Nachdenklich zog er seine Sachen an und verlies nach ein paar Minuten das Zimmer.
    „Guten Morgen“, begrüßte ihn sein Vater lächelnd, der am großen Esstisch saß.
    „Morgen Vater“, erwiderte er und setzte sich Alejandro gegenüber, welcher nun seinen Sohn genauer beäugte.


    „Alles in Ordnung Diego? Du siehst aus, als hättest du die ganze Nacht nicht geschlafen“, gab der grauhaarige de la Vega an und Diego blickte Gedankenverloren von seinem Teller auf.
    „Ein furchtbarer Alptraum.“
    „Verstehe. Ein Kaffee bringt dich schon wieder auf die Beine“, versuchte er den jungen Caballero aufzumuntern. „Wie war eigentlich deine Reise“, wollte er weiter wissen.
    „Meine Reise“, wiederholte der junge de la Vega, wusste im ersten Moment aber nicht so richtig etwas damit anzufangen. „Meine Reise“, flüsterte er nun, um sich zu erinnern und allmählich kehrte alles zurück. Der Alptraum musste Diego mehr mitgenommen haben, als er gedacht hatte, denn er hatte tatsächlich vergessen, dass er drei Wochen in Mexico war und erst gestern Abend zurück gekehrt war. Die Reise hatte er in seinem Traum nur als Ausrede benutzt, aber warum das so war, konnte sich Diego nicht erklären. „Erholsam“, antwortete er schließlich nach ein paar Minuten.
    „Schön“, freute sich sein Vater und aß weiter. „Victoria wird sich freuen Zorro wieder zu sehen“, bemerkte er, nachdem er kurz an einer Tasse mit Kaffee genippt hatte und seinen Sohn beobachtete. Dieser blickte wiederum etwas fragend drein.
    „Wieso Zorro?“, verstand Alejandros Sohn nicht. „Was hat er mit meiner Reise zu tun?“
    „Was ist denn mit dir los“, wunderte sich der Hausherr. „Dein Alptraum muss dich sehr mitgenommen haben, wenn du vergessen hast, dass du mir vor deiner Reise erzählt hast, dass du Zorro bist?“, hakte er nach und ein erstaunter Sohn saß ihm gegenüber.
    „Das habe ich? Ehrlich gesagt, weiß ich, bevor ich heute aufgewacht bin, nur wenig. Alles ist wie weggewischt.“


    „Oh“, entwich es Alejandro. „Vor drei Wochen wolltest du einen Tapetenwechsel und dich erholen. Bevor du gefahren bist, hast du mir erzählt, dass du Zorro bist, aber das hatte ich schon länger geahnt. So wolltest du mir und auch dir Zeit geben, um mit der neuen Situation zurechtzukommen. Ich hatte aber auch den Eindruck, dass du in Bezug auf Zorro eine schwere Entscheidung getroffen hattest. Was genau das war, hast du mir nicht gesagt.“
    „Aha“, kommentierte Diego und überlegte, ob ihm etwas dazu einfiel. Vielleicht hatte der Alptraum von heute Nacht etwas damit zu tun. „Ich erinnere mich wieder. Mir ist klar geworden, dass ich nicht so weiter machen kann. Dieses Doppelleben macht nicht nur mich, sondern auch Victoria kaputt.“
    „Und was soll das heißen?“
    „Ich beende das Doppelleben, denn mir wurde früh klar, dass ich nur eines sein kann. Die Menschen brauchen ein Symbol der Hoffnung. Zorro bleibt und Diego geht“, erklärte er seinen Plan.
    „Aber Diego“, glaubte Alejandro nicht.
    „Mir bleibt keine andere Möglichkeit. Wenn ich weiterhin als Diego unter den Dorfbewohnern lebe, bringe ich sie nur unnötig in Gefahr. Vor allem Victoria. Der Alcalde ist zu allem fähig und so kann ich ihm ein wenig Wind aus den Segeln nehmen“, teilte Diego mit, erhob sich von seinem Stuhl und ging auf das Klavier, das ein paar Meter entfernt stand, zu.
    „Und was wird mit Victoria? Sie erträgt doch kaum ein paar Tage ohne Zorro.“
    „Ich weiß, mir geht es nicht anders, aber ich muss dieses Opfer bringen. Ich hatte ihr zwar versprochen, dass ich es nicht mehr tue, aber Schluss zu machen, ist die einzige Lösung. Eines Tages wird sie es vielleicht verstehen.“
    „Hoffentlich irrst du dich da nicht.“
    „Ja, dass hoffe ich auch“, stimmte Diego zu, setzte sich in Bewegung und verlies das Haus.


    Fortsetzung folgt...

    Es folgen:

    Kapitel X: Ein wegweisender Traum
    Kapitel XI: Der Mann hinter der Maske II
    Kapitel XII: Ein neuer Weg
    Kapitel XIII: Gute Neuigkeiten?

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •