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Thema: [SGA] The Good Shepherd [NC-17]

  1. #41
    Mama, im Dienste Ihrer Majestäten Avatar von Nyada
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    Standard Kapitel Zehn

    A/N: Siehe da, ein neues Kapitel*freu*! Es ging doch schneller als erwartet, daher dürft ihr euch heute schon über neuen Lesestoff freuen. Ich hoffe, ihr habt viel Spaß beim Lesen. Vorher möchte ich euch aber noch einmal kurz darauf hinweisen, dass sich etwas am Rating geändert hat und mit dem nächsten Kapitel ändern wird. Des Weiteren habe ich es endlich fertig gebracht, der Story eine Cover-Fanart zu verpassen. Näheres zum Rating und das neue Cover findet ihr am Anfang der Story- schaut doch mal vorbei!

    Nun aber ganz viel Spaß beim Lesen.
    LG, eure Moni

    PS: Ich werde in diesem zum ersten Mal Kapitel gewaltig auf die Tränedrüse drücken- seid gewarnt! Die Dramaqueen in mir war spielen*grins*.



    Kapitel Zehn



    Es begann zu schneien, als Karen Hodge ihren Chevy umsichtig auf den verschneiten Parkplatz des ‚San Francisco National Cemetery’ lenkte und das alte, rostrote Gefährt wenige Meter von dem Eingang entfernt abstellte. Einen Momentlang saß Karen regungslos hinter dem Steuer ihres Wagens, das Lenkrad mit ihren knöcherigen Fingern fest umklammernd, und sah durch die Frontscheibe, die wegen der feuchten Kälte bereits nach wenigen Augenblicken beschlug. Fasziniert beobachtete sie den bizarren Tanz der Schneeflocken, die sich zu Hunderttausenden vor dem grauen Wolkenvorhang abzeichneten. Tage, an denen es in San Francisco schneite, waren in der Vergangenheit selten geworden und nachdem die Temperaturen zu Beginn der Woche wieder gestiegen waren, hatte Karen die Hoffnung bereits aufgegeben, sich noch einmal am weißen Treiben erfreuen zu können. Von allen Naturphänomenen, die sie in ihrem Leben hatte beobachten können, war dies hier ihr liebstes, und auf einmal verspürte Karen den dringenden Wunsch das, was sie sah, zu zeichnen. Bedauernd stellte sie fest, dass sie ihren Zeichenblock und die Graphitstifte in ihrem Atelier vergessen hatte. Zudem war sie aus einem ganz anderen Grund hier.

    Karen seufzte.

    Ein kalter Wind schlug ihr entgegen, als sie die Autotür öffnete, und die feinen Schneeflocken verfingen sich sofort in dem rauen Wollstoff ihres Capes und in ihrem dünnen, mausbraunen Haar, das sie heute an ihrem Hinterkopf zu einem Knoten zusammengebunden trug. Karen erschauderte und schlug den gewebten Kragen ihres Capes hoch, drehte sich anschließend um und schloss ihren Wagen ab. Die Kälte fraß sich durch die Sohlen ihrer Stiefel und durch ihre dicken Wollsocken, als sie vorsichtig den Weg vom Parkplatz zum Friedhofseingang entlang ging. Der Schnee knirschte unter ihren Füßen und die Scharniere des alten, schmiedeeisernen Friedhofstors quietschten, als Karen es öffnete- an beides hatte sie sich gewöhnt und so stapfte sie mit gesenktem Kopf weiter.

    Ihr Ziel lag am anderen Ende des Friedhofes und auf ihrem Weg dorthin passierte sie unzählige Grabstätten. Karen ließ ihren Blick im Vorbeigehen über die Grabsteine schweifen, las die Namen, registrierte sie aber nicht wirklich. Der Schneefall hatte inzwischen etwas nachgelassen, weswegen sie auch ihr Tempo etwas anzog, sodass sie ihr Ziel nach wenigen Minuten erreicht hatte. Sie blieb stehen und ließ das Bild kurz auf sich wirken; zwei einzelne Grabsteine, die auf einer kleinen Anhöhe dicht beieinander standen, beide von Schnee bedeckt, der eine neueren Datums, der andere verwittert, dennoch wusste Karen, wessen gedacht werden sollte.

    Sie schluckte.

    Einmal in der Woche kam sie hierher, jeden Freitag um punkt halb zwölf Vormittags. Sie wusste nicht warum, es hatte sich einfach so ergeben. Weder der Tag, noch die Uhrzeit hatte eine besondere Bedeutung für sie und sie hatte sich schon oft vorgenommen, anstatt freitags einmal montags oder mittwochs hierher zu kommen; am nächsten Freitag, jedoch, hatte sie kurz vor halb zwölf das Friedhofstor passiert, sodass sie pünktlich um halb genau dort stand, wo sie es auch jetzt tat. Es war in ihr drin, sie konnte nichts daran ändern und wenn sie ehrlich sein sollte, war sie froh über diese Konstante, die eine der wenigen in ihrem Leben war.

    Karen verließ den Hauptweg und schlug jenen ein, der sie direkt zu den beiden Grabstätten führte. Angekommen, bekreuzigte sie sich rasch und legte dann vor jedem Grabstein eine rote Gerbera nieder, die sie zuvor, auf ihrem Weg hierher, in dem Blumenladen neben ihrem Atelier gekauft hatte.

    „Hallo, Tom“, sagte sie leise, als sie die Blumen vor dem verwitterten Grabstein niederlegte, und lächelte. „Heute ist so ein wunderschöner Tag, mein Schatz“, seufzte sie. „Es schneit. Seit langem schneit es endlich mal wieder. Ach, das müsstest du sehen.“ Liebevoll befreite sie den Grabstein von seiner Schneedecke, bis sie den verschnörkelten Namen ihres Mannes entziffern konnte. Thomas Lorne.
    Als Nächstes war das nebst gelegene Grab an der Reihe, und Karen biss sich fest auf die Unterlippe, als sie auch diesen Grabstein vorsichtig säuberte. Tränen verschleierten ihre Sicht und sie spürte, wie sie zu zittern begann.

    „Und auch Dir wünsche ich einen wunderschönen Tag“, flüsterte sie und fuhr mit dem Finger über die Innenschrift des Grabsteins. „Evan“, entkam es ihr atemlos und sie seufzte erst, dann, auf einmal, schluchzte sie und die Tränen, die sich soeben noch in ihrem Augenwinkeln gesammelt hatten, strömten über ihre Wangen. Weinend lehnte Karen die Stirn gegen den kalten Granit des Grabsteins und schloss die Augen. Wie lange es dauerte, bis ihre Tränen versiegten, wusste sie danach nicht mehr. Sich die Wangen trocknend, richtete sie sich auf und sah auf die Gräber der beiden wichtigsten Männer in ihrem Leben hinab.
    Thomas’ Tod war überraschend, aber sanft gekommen. Karen erinnerte sich, wie sie ihm am Abend zuvor einen allerletzten Kuss gegeben hatte; er saß im Wohnzimmer und sah sich ‚Der Preis ist heiß’ im Fernsehen an, als sie sich verabschiedete, um ins Bett zu gehen, nicht ahnend, dass dies das letzte Mal sein sollte, dass sie ihren geliebten Mann lebend sah. Als sie am Morgen aufgewacht war, hatte Tom nicht neben ihr gelegen und leise vor sich hingeschnarcht. Besorgt war sie aufgestanden und nach unten ins Wohnzimmer gegangen, wo sie ihn regungslos in seinem Lieblingssessel gefunden hatte; der Fernseher war die ganze Nacht durchgelaufen. Bei der Obduktion diagnostizierte man später, dass Tom friedlich im Schlaf gestorben war und demnach keine Schmerzen verspürt hatte. Karen war zu diesem Zeitpunkt entsetzt gewesen, doch irgendwann hatte sie sich damit abgefunden. Was jedoch ihren Sohn anging…

    Der Tag, an dem Karen Hodge von dem Tod ihres einzigen Kindes erfahren hatte, lag nun mehr als drei Monate zurück, doch sie erinnerte sich, als wäre es erst gestern gewesen. Sie erinnerte sich an jede Einzelheit, an jedes noch so kleine Detail. Sie wusste sogar noch ganz genau, was sie getan hatte, als es an ihrer Haustür geklingelt hatte. Es war früher Nachmittag gewesen und sie hatte gerade einen Apfelkuchen in den Ofen geschoben, als es läutete. Verwirrt, da sie niemanden erwartete, war sie zur Tür gegangen. Schon durch das Fenster, das in das Holz eingelassen war, hatte sie zwei Männer ausmachen können. Zwei Männer in Uniform…
    Es war nicht so, dass sich Karen diesen Moment nicht schon einmal ausgemalt hatte, doch in ihrem Innersten hatte sie stets gehofft, dass es niemals dazu kam. Als sie die beiden Männer hereinbat, ahnte sie bereits, dass etwas Furchtbares passiert sein musste. Sie hatte die beiden rein mechanisch gefragt, ob sie etwas trinken oder essen wollten, doch der Ältere hatte dankend abgelehnt; der Jüngere, ein großer, schlanker Mann mit stechenden Augen, wirrem, dunklem Haar und einem frischen Cut unterhalb seiner rechten Schläfe, schwieg und saß regungslos da, selbst als sein offensichtlicher Vorgesetzter Karen die schlimme Nachricht überbrachte, rührte er sich nicht einen Zentimeter.
    Nachdem die beiden Männer ihr Beileid bekundet und ihr versichert hatten, dass bezüglich Evans Beerdigung alles in die Wege geleitet werde, gingen sie. Wie lang sie an diesem Tag in dem Sessel vor ihrem Kamin gesessen und ins Feuer gestarrt hatte, wusste Karen heute nicht mehr. Irgendwann- sie glaubte, gegen Abend - war es über sie gekommen und sie hatte schrecklich zu weinen begonnen.
    Evan, ihr Evan, ihr über alles geliebter Sohn, ihr einziges Kind, war tot. War während eines Einsatzes in Aufopferung für seine Kameraden und für sein Land ums Leben gekommen. Er war tot.
    Sie weinte, trauerte und klagte die ganze Nacht lang, bis zum Morgengrauen. Danach stand sie auf, ging nach oben, duschte, zog sich an und machte sich daran ihren Haushaltspflichten nachzugehen. Erst als der Abend dämmerte, nahm sie sich die Zeit, sich hinzusetzen und nachzudenken, das allerletzte Foto von sich und ihrem Sohn Evan in den Händen haltend.

    Drei Monate waren seit diesem Tag vergangen. Drei lange Monate, doch der Schmerz saß noch immer tief, die Wunde, die in ihrem Herzen klaffte würde nie mehr richtig verheilen.

    Karen spürte eine weitere Tränenwelle herannahen und zog deswegen rasch ein Taschentuch auf ihrer Hosentasche. Sie wandte sich von den Gräbern ab, um sich die Nase zu schnäuzen, und erst in diesem Augenblick bemerkte sie ihn. Er stand in nicht allzu großer Entfernung, starr wie eine Säule, die Hände in die Taschen seines dunklen Mantels gestopft, und blickte in ihre Richtung. Wie lange er dort bereits stand, konnte Karen nur schätzen. Als sie sich umdrehte und ihn überrascht entdeckte, verrutschte seine strenge Miene um wenige Millimeter.
    Karen verharrte in ihrer Bewegung. Es war nicht das erste Mal, dass sie ihn hier antraf. Schon etliche Male zuvor hatte sie ihn dabei beobachtet, wie er sich vor das Grab ihres Sohnes stellte. Jedes Mal hatte er ihr den Rücken dabei zugewandt, sodass Karen nicht sehen konnte, ob er etwas sagte oder nicht. Nach ein paar Minuten ging er wieder, ohne etwas zurückzulassen, aber mit einem harten Zug um sein eckiges Kinn. Auch heute war ihm seine Anspannung anzusehen, auch wenn er zugleich überrascht zu sein schien, sie zu sehen.
    Plötzlich, jedoch, zog er die Hände aus den Taschen und setzte sich in Bewegung, schlenderte langsam auf sie zu. Karen konnte den Schnee unter seinen Schuhsohlen knirschen hören und als er sie fast erreicht hatte, erklang seine Stimme, die sie nicht als so warm in Erinnerung hatte.

    „Misses Lorne-“ Karen zuckte unwillkürlich zusammen. So hatte sie schon lange niemand mehr genannt. Nach dem Tod ihres Mannes hatte sie wieder ihren Mädchennamen, Hodge, angenommen.

    „Colonel Sheppard“, grüßte sie zurück. „Was für eine Überraschung Sie zu sehen.“

    Der junge Mann lächelte, wahrscheinlich aber nur aus reiner Höflichkeit, denn das Lächeln erreichte nicht seine Augen; sie waren kalt und leer, so wie das erste Mal, als sie sich gesehen hatten. Doch in allem anderen hatte er sich verändert, stellte Karen fest. Er hatte sich einen Bart stehen lassen, wahrscheinlich um zu verbergen, wie dünn er im Gesicht geworden war. Unter den dunklen Stoppeln waren seine Wangen eingefallen, seine Haut war bleich, seine Augen müde. Er erweckte einen erschöpften Eindruck, auch wenn er das Kinn stolz vorstreckte. Als er den Kopf leicht auf die linke Seite neigte, konnte Karen die feine, aber durchaus sichtbare Narbe an seiner rechten Schläfe erkennen.
    Er stellte sich neben sie, schob die Hände wieder in die Taschen und blickte wortlos auf das Grab ihres Sohnes hinab. Karen vermutete, dass er nicht zu der Sorte von Mensch gehörte, die in solchen Situationen gern redete, also ließ sie es auch nicht darauf ankommen, ein Gespräch mit ihm zu erzwingen.

    „Ihr Sohn“, begann er nach einer ganzen Weile von allein, „war ein guter Mann, Misses Lorne.“

    Karen schaute auf, sah ihn an.

    „Er war ein guter Soldat“, fuhr der Colonel fort. „Ein fähiger Mann. Es war mir stets eine Freude mit ihm zusammenzuarbeiten. Er hat seinen Job wirklich sehr gut gemacht. Ich hätte mir keinen besseren stellvertretenden Offizier als Ihren Sohn vorstellen können.“

    „St…Stellvertretender Offizier?“, wiederholte Karen schluckend.

    „Er hat Ihnen nicht davon erzählt?“, fragte ihr Gegenüber.

    Sie schüttelte mit dem Kopf und verneinte. „Evan hat nie sonderlich viel über seinen Beruf erzählt“, antwortete sie. „Und ich habe ihn auch nie wirklich danach gefragt. Ich war einfach nur froh, ihn lebend wiederzusehen und bei mir zu haben.“

    Einen Momentlang schwiegen sie und Karen schniefte leise, während der Colonel plötzlich großes Interesse an seinen Schuhspitzen hatte und auf sie hinabstarrte.

    „Es tut mir leid“, sagte er schließlich. „Ich hätte es verhindern müssen.“

    „Ach, mein Junge“, seufzte Karen, „bitte, geben Sie sich nicht die Schuld daran. Es ist passiert, und auch wenn wir und wünschen, es rückgängig machen zu können, es wird nichts ändern. Es ist nicht Ihre Schuld.“

    „Misses Lorne-“ Der Colonel wandte sich ihr zu-„Ihr Sohn stand unter meinem Kommando während dieses Einsatzes.“

    „Aber, dass heißt doch noch lange nicht, dass-“

    „Er hätte gar nicht auf diesen Einsatz gedurft“, fiel er ihr ins Wort. „Ich hätte ihn gar nicht gehen lassen dürfen, verstehen Sie?“ Er seufzte tief. „Ich habe geschworen, die Sicherheit meiner Leute zu gewährleisten. Dennoch habe ich Evan auf diesen Einsatz gehen lassen, obwohl ich genau wusste, dass ich es nicht gedurft hätte. Ich will nur damit sagen, wenn es einen Schuldigen für den Tod Ihres Sohnes gibt, dann bin ich derjenige. Ich hätte verhindern müssen, dass er zu diesem Einsatz aufbricht!“

    „Aber Sie konnten es doch nicht vorhersehen“, erwiderte Karen. „Niemand kann das. Bitte, Colonel, geben Sie sich nicht die Schuld für etwas, das sie nicht vorhersehen konnten.“

    Er begegnete ihrem Blick, sagte jedoch nichts. Nach einer Weile sah er weg und Karen betrachtete sein feingeschnittenes Profil, seine tief gebogene Nase, sein spitzes Kinn. Seine Kiefer mahlten aufeinander und sie konnte in seinen Augen sehen, dass er sich, ganz gleich, was sie auch zu ihm sagen würde, nicht verzeihen würde. Der Schmerz über Evans Verlust schien auch bei ihm tief zu sitzen.

    „Wissen Sie-“ Er begann mit einem Seufzen-„ als Soldat sollte man eigentlich daran gewöhnt sein, dass manchmal nicht alle von einem Einsatz zurückkommen. Ich habe das sehr oft am eigenen Leib erfahren, zu oft.“ Sein Blick glitt in die Ferne. „Der Krieg ist hart, Misses Lorne, und es gibt immer welche, die ihm zum Opfer fallen.“

    Karen schluckte.

    „Ich habe schon oft Männer fallen sehen“, fuhr der Colonel fort, sein Blick leer und dennoch irgendwie verhangen. „Und sehr oft haben mir diese Männer etwas bedeutet. Wir waren nicht nur einfach Kollegen; wir waren Kameraden… Freunde. Wir waren so etwas wie eine Familie.“

    „Eine Familie“, wiederholte Karen leise, und der Mann zu ihrer Rechten nickte.

    „Eine Familie, ja“, bestätigte er, räusperte sich. „Und es ist schlimm, wenn man hilflos mit ansehen muss, wie ein Mitglied dieser Familie entrissen wird. Und dann ohne dieses Mitglied nach Hause zurückkehren zu müssen…“ Er holte tief Luft. „Es ist hart, es ist sehr hart.“

    „Gehörte Evan… gehörte er zu Ihrer Familie?“, fragte Karen vorsichtig. Ein einfaches ‚Ja, das tat er’ war die Antwort.

    „Ihr Sohn war ein herzensguter Mann“, sagte Colonel Sheppard. „Selbst im Angesicht des Todes dachte er nicht an sich. Ich… ich erinnere mich noch genau an den Ausdruck in seinen Augen, als… als er….“ Er brach ab, zog die Hand aus der Manteltasche und machte eine hilflos wirkende Geste.

    Karen Augen brannten. „Sie… Sie waren bei ihm, als er…“ Auch sie brachte den Satz nicht zu Ende.

    „Ja, das war ich“, entgegnete der Colonel ihr und senkte den Kopf. „Diesen Moment, bevor er… Ich… ich werde diesen Moment nie vergessen. Ihr Sohn, Misses Lorne, war stark. Er war stärker, als ich es an seiner Stelle jemals hätte sein können. Für einen kurzen Moment habe ich ihn um diese Stärke beneidet und weil er nicht an meinerstatt war und es hilflos mit ansehen musste. Glauben Sie mir, ich hätte alles getan, um Ihren Sohn…“

    „Auch Sie waren sehr tapfer“, führte Karen das Gespräch weiter, als sie sah, dass ihr Gegenüber dazu nicht in der Lage war. „Sie sind bei ihm geblieben. Sie haben ihn während dieser schweren Augenblicke nicht allein gelassen und dafür danke ich Ihnen.“ Wortlos griff sie nach seiner warmen Hand und drückte sie.

    „Ich danke Ihnen dafür.“

    „Aber ich habe ihn nicht retten können“, widersprach er ihr, und Karen schüttelte mit dem Kopf.

    „Aber Sie waren für ihn da“, sagte sie. „Sie waren für meinen Evan da und haben ihn nicht alleingelassen. Glauben Sie mir, Sie waren mindestens genau so tapfer wie er. Sie sollten sich wirklich nicht die Schuld daran geben, mein Junge. Lassen Sie es gut sein.“

    Die Hand des Colonels lag warm in ihrer und wenngleich er sie völlig erstarrt ansah, spürte sie, dass seine Finger eiskalt wurden und zu zittern begannen. Plötzlich lächelte er und es war kein Lächeln aus reiner Höflichkeit; es erreichte seine Augen und brachte sie, wenn auch minimal, zum Leuchten. Karen fand, dass er ein nettes Lächeln hatte, leicht schief, irgendwie bubenhaft. Er sollte öfter lächeln, sagte sie sich und hoffte, dass er es jetzt, wo sie ihm gut zugeredet hatte, auch öfter tat.

    „Danke“, sagte er leise.

    „Sie müssen sich nicht bedanken“, winkte Karen ab. „Ich danke Ihnen, dass Sie so freimütig zu mir waren. Das zeugt von Mut.“

    Das Lächeln des Colonels verrutschte leicht. „Glauben Sie mir“, seufzte er, „im Moment bin ich alles andere als mutig. Ich glaube, ich… war es mal, aber jetzt…“

    „Lassen Sie sich nicht unterkriegen“, ermunterte ihn Karen und drückte erneut seine Hand. „Irgendwann“, meinte sie, „wird dieses Gefühl vorübergehen. Es wird etwas dauern, aber es wird vorübergehen- das versichere ich Ihnen.“

    Schmallippig sah er sie an. „Und wie ist es mit Ihnen? Kann ich davon ausgehen, dass es auch bei Ihnen vorübergehen wird?“

    Karen seufzte. „Ich wünschte, ich könnte Ihnen darauf eine Antwort geben“, sagte sie und blickte zu den Grabsteinen ihres Mannes und ihres Sohnes herüber. „Eines Tages, ja, vielleicht.“

    „Ja, eines Tages“, wiederholte Colonel Sheppard ihre Worte. Danach sprachen sie kein Wort mehr miteinander. Karen ließ seine Hand los und er schob sie wieder in die Manteltasche zurück. Schulter an Schulter standen sie noch eine ganze Weile schweigend nebeneinander und betrachteten die Gräber. Es hatte wieder zu schneien begonnen und ein kalter Wind war aufgekommen und irgendwann war es schließlich soweit. Der Colonel verabschiedete sich von ihr, zollte Evans Grab einen kurzen Salut und ging. Karen blieb allein zurück, lauschte den davongehenden Schritten, bis der Schneefall jedes Geräusch verschluckte.

    Erst als sie sich ganz sicher war, dass sie allein war, fiel die Anspannung von ihren Schultern ab und Karen Hodge begann erneut zu weinen.


    ooOOoo


    Teyla starrte gedankenverloren in die halbhohen Flammen des Kaminfeuers, als es an der Tür klopfte. Ohne sich vom Feuer abzuwenden, rief sie: „Herein!“
    Sie hörte, wie die Tür geöffnet wurde und sah, als sie einen kurzen Blick über ihre Schulter warf, Rodney McKay das Hotelzimmer betreten.

    „Sie sollten die Tür wirklich besser abschließen“, kam es statt einer Begrüßung aus seinem Mund. „Wer weiß, was für Gestalten abends hier so durch die Gänge streunen.“

    Schmunzelnd drehte sich Teyla zu ihm um. „Ihre Sorge rührt mich, Rodney, aber ich denke, dass ich sehrwohl auf mich allein aufpassen kann.“

    „Nun ja…“ Der Kanadier errötete und trat unsicher von einen Fuß auf den anderen. „Ich will halt nicht, dass… dass Ihnen irgendwas passiert. Hier auf der Erde“, meinte er, „geht es anders zu, als in der Pegasusgalaxie oder auf Neu Athos.“ Auf ihre gehobene Augenbraue folgend, gestand er ein: „Gut, vielleicht wimmelt es hier nicht allzu oft von blutrünstigen, lebenskraftraubenden Weltraumvampiren, aber-“ Er holte kurz Luft- „seien Sie trotzdem etwas vorsichtig, ja?“

    „Selbstverständlich“, erwiderte Teyla und neigte den Kopf leicht zur Seite. „Ist sonst noch irgendetwas oder war es das, was Sie mir sagen wollten?“, fragte sie dann.

    „Was? Oh!“ Rodney schüttelte mit dem Kopf, dann nickte er oder wog zumindest den Kopf von rechts nach links. „Nein, eigentlich wollte ich Sie fragen, ob Sie vielleicht auch etwas essen wollen. Ronon und ich wollten jetzt nämlich mal schauen, was unten so angeboten wird. Falls Sie also Lust haben…“ Er ließ den Satz unbeendet, vollführte stattdessen nur einladende Handbewegung.

    Teyla lächelte, lehnte aber dankend ab. „Ich habe heute Abend nicht wirklich großen Appetit“, sagte sie. „Ich werde noch etwas meditieren und dann früh zu Bett gehen. Es war ein paar anstrengende Tage und etwas Schlaf wird mir sicher gut tun. Amüsieren Sie beide sich schön.“

    „Ich befürchte nur, dass Ronon und ‚sich amüsieren’ nicht unbedingt kompatibel sind“, gab Rodney stirnrunzelnd zu Bedenken. „Ich weiß ja nicht, wie Sie das mit ihm aushalten; dieser Kerl ist wirklich ein Eisschrank. Ich schwöre Ihnen, im Vergleich zu Ronon redet selbst meine Großmutter mehr- und die ist seit Jahren tot!“

    „Vielleicht müssen Sie ihn nur ein bisschen aus sich herausholen“, schlug Teyla lachend vor. „Glauben Sie mir, Ronon kann ein sehr angenehmer Gesprächspartner sein.“

    Rodney verdrehte die Augen. „Und Sie wollen uns wirklich nicht begleiten? Ich habe gehört, das Büfett soll hier wirklich ausgezeichnet sein.“

    Kopfschüttelnd schob Teyla ihren Kollegen in Richtung Zimmertür. „Sie zwei werden sicher ganz viel Spaß zusammen haben und einen schönen Abend miteinander verbringen.“

    „Ja, ähem… okay.“ Sonderlich überzeugt klang das nicht, aber auf dem Weg nach draußen schien sich Rodney mehr und mehr mit seinem Schicksal abzufinden. Vor der Tür, auf dem Flur, angekommen, drehte er sich aber noch einmal zu ihr um.

    „Und das geht wirklich in Ordnung?“

    „Ja, Rodney“, antwortete Teyla. „Machen Sie sich keine Sorgen um mich. Wir sehen uns morgen.“

    „Okay, dann… gute Nacht.“

    „Gute Nacht, Rodney“, erwiderte Teyla und sah ihrem Kollegen nach, bis er in seinem Zimmer verschwand, das ein paar Meter weiter auf der anderen Seite des Flurs lag. Sie schloss die Tür und lehnte sich kurz dagegen, atmete tief ein und wieder aus. Die Sorge ihrer Freunde rührte sie, aber nach drei Abenden, die sie in Gesellschaft von Ronon und Rodney verbracht hatte, wünschte sie sich nichts sehnlicher als einen Abend nur für sich. Sie hatte sich vorgenommen zu meditieren, verwarf den Plan jedoch wieder und beschloss stattdessen ein wenig Ordnung zu schaffen und danach ein schönes, heißes Bad zu nehmen.
    Das wenig Unordnung, das sie in den drei Tagen, die sie nun schon hier waren, gemacht hatte, war schnell beseitigt. Ihre Kleidung hatte sie ordentlich auf der Couch zusammengelegt, den Rest hatte sie gar nicht erst aus dem Koffer, den sie unter dem Bett verstaute, geholt, denn schon übermorgen würde es zurück nach Atlantis gehen.
    Teyla blickte der Rückkehr mit gemischten Gefühlen entgegen, aber hauptsächlich fühlte sie sich verzweifelt. Drei Tage waren vergangen, seit sie John gebeten hatte, doch im Hotel vorbeizuschauen, aber er hatte sich weder blicken lassen, noch hatte er ihr oder den anderen eine Nachricht am Empfang hinterlassen. Sie wollte nicht schwarz malen, aber so langsam beschlich Teyla das ungute Gefühl, dass sie umsonst hoffte und wartete.

    Seufzend entledigte sie sich auf dem Weg ins Badezimmer ihrer Kleidung, knöpfte ihre Bluse auf und stieg aus ihrer Hose. Sie drehte den Hahn der Badewanne ziemlich weit in den roten Bereich, gab etwas Badezusatz in das einfließende Wasser, band sich die Haare zurück und wartete dabei, dass die Wanne halbvoll lief, griff hinter sich und öffnete den Verschluss ihres BHs. Zum Schluss hakte sie die Finger in den Bund ihres Slips und zog diesen an ihren Beinen hinunter.
    Das Wasser war heiß, fast zu heiß, und Teyla entkam ein zischender Laut, als ihre Fußsohle die schaumige Wasseroberfläche berührte. Behutsam kletterte sie in die Wanne, ließ sich langsam sinken, bis Wasser und Schaum sie ummantelten. Nach einer Weile spürte sie die Hitze nicht mehr so intensiv wie zu Anfang, also sank sie tiefer in das warme Wasser und schloss die Augen.
    Ihre Arme und Beine begannen im Wasser zu schweben, ihre verspannten Schultern lockerten sich ein wenig und ein wohliges Gefühl überkam die Athosianerin, die ihren Kopf seufzend gegen den Badewannenrand zurückfallen ließ.
    Ganz allmählich begann sie sich zu entspannen und mit ihren Händen durch das warme Wasser zu gleiten, vor und zurück, vor und zurück, den Schaum in der ganzen Wanne und auf ihrem Körper verteilend. Lächelnd schob sie einen kleinen Schaumberg von rechts nach links, streifte dabei immer wieder mit den Fingerkuppen ihren Bauch. Jedes Mal, wenn sie sie die leichte Rundung, die für Außenstehende zu diesem Zeitpunkt kaum erkennbar war, ertastete, durchfuhr sie ein kalter Schauer und sie zog ihre Finger schnell zurück, nur um sie Sekunden später erneut nach ihrem Bauch auszustrecken.
    Teyla wusste, dass diese Geste zu dem natürlichsten auf der Welt zählte, trotzdem fühlte sie sich jedes Mal komisch dabei. Während ihrer ersten Schwangerschaft war das ganz anders gewesen; sie hatte es genossen, ihren Sohn in sich heranwachsen zu spüren, war entzückt gewesen, als Torren sich das allererste Mal in ihrem Inneren bewegt hatte. Dieses Mal, jedoch, verspürte sie diese Gefühle nicht. Sie freute sich auf dieses Kind, auch wenn es nicht geplant gewesen war, und sie liebte es, aber da war immer noch dieses eine Etwas, das sie daran hinderte, sich vollends fallen zu lassen. Teyla wusste nicht, was es war, sie wusste nur, dass es da war und sie daran hinderte, diese Schwangerschaft in vollen Zügen zu genießen.

    Eine ganze halbe Stunde lag sie dösend in dem immer kälter werdenden Wasser, bis sie schließlich den Stöpsel zog, aus der Wanne kletterte und sich ein großes Handtuch um den Leib schlang. Während sie darauf wartete, dass ihre Haut trocknete, putzte sie sich die Zähne und kramte unter der Bettdecke ihr Nachtblouson und das dazu passende Unterteil hervor.

    Sie hatte sich gerade so weit für die Nacht fertig gemacht, als es auf einmal erneut an ihrer Tür klopfte. Klopf, klopf, klopf. Insgesamt dreimal, kurz aber kräftig, so dass man es nicht überhören konnte. Den letzten Knopf ihres Blousons schließend, schritt Teyla zur Tür und öffnete sie. Das Erste, was sie sah, war eine Faust, die sich gerade daran machen wollte, ein zweites Mal zu klopfen. Dann erst sah sie das Gesicht des Mannes und erstarrte.

    „John?“

    „Oh, hey.“ John Sheppard zog die Hand zurück und lächelte sie an. Ein warmes Gefühl durchströmte Teylas ganzen Körper, als sie ihn vor ihrer Tür stehen und lächeln sah, und ihr Herz begann in ihrer Brust zu flattern.

    „Hey“, erwiderte sie.

    Johns Blick fiel auf ihre für die Nacht bereite Aufmachung. „Komme ich ungelegen?“, fragte er unsicher. „Ich wusste nicht, ob-“

    „Nein, nein“, fiel Teyla ihm ins Wort, „Du kommst überhaupt nicht ungelegen.“ Zaghaft lächelte sie ihn an, wahrlich entzückt von seinem unerwarteten Erscheinen. „Willst Du nicht reinkommen?“, fragte sie und musterte ihn kurz. Seine Wangen waren gerötet und er roch nach Kälte und Schnee. Sein Mantel stand offen und er hatte den Schal recht unordentlich um seinen Hals geschlungen. Das dunkle Haar stand wie gewohnt in alle Himmelsrichtungen von seinem Kopf ab, bis auf ein paar etwas längere Strähnen, die ihm in die Stirn hingen. Alles in allem erweckte er einen ziemlich gehetzten Eindruck und seine Augen zuckten nervös von rechts nach links.

    „Klar“, antwortete er, klang dabei überraschend gefasst und ruhig. Teyla trat zur Seite und gewährte ihm Einlass. Ohne zu zögern betrat John das Hotelzimmer in zügigen Schritten, doch seine langen Beine brachten ihn nicht allzu weit. Er machte kehrt, bevor Teyla die Tür geschlossen hatte, langte mit dem Arm über ihre Schulter und erledigte den Rest. Die Tür war kaum ins Schloss zurückgefallen, da spürte Teyla schon seine Arme, die sie gierig umschlangen. Überrascht sah sie ihn an, hatte aber kaum genügend Zeit, um zu realisieren, was gerade passierte, da drängte sie John bereits zurück gegen die Tür.

    „John, was-“ Ganz egal, was in ihn gefahren war, er schien keine Zeit verlieren zu wollen. Hart senkte er seinen Mund auf ihren, schnitt ihr so das Wort ab und küsste sie stürmisch. Seine Hände lösten sich von ihren Ellenbogen, und er strich über ihre Arme, hinauf zu ihren Schultern, dann wieder hinunter zu ihrer Taille und zu ihren Hüften. Teyla japste, als Johns Hände sie harsch packten und näher an seinen Körper zogen. Ihre Lippen öffneten sich dabei leicht, was dem dunkelhaarigen Mann, der sie küsste, nicht entging. Auf einmal waren seine Hände wieder an ihrem Gesicht und seine Zunge in ihrem Mund. Sie spürte sie an ihren Zähnen, an ihrer Wangeninnenseite, spürte, wie sie sie zu einem feurigen, feuchten Tanz anzustacheln versuchte. Als sie sich nicht sofort darauf einließ, drang ein tiefer, unzufriedener Laut aus Johns Kehle und er biss ihr zur Strafe kurz in die Unterlippe.

    Dann, plötzlich, ließ er sie los und sie fuhren auseinander, um nach Luft zu schnappen. Atemlos ließ sich Teyla gegen die Tür zurückfallen, holte ein paar Mal tief Luft, ehe Johns Lippen wieder auf ihren waren. Ihr Gesicht in beiden Händen haltend, schmiegte er seinen Körper an ihren, seufzte, als die Anspannung endlich von ihr abfiel und sie seinen Kuss zu erwidern begann. Teyla stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihn besser erreichen zu können, und wühlte durch sein kurzes, dunkles Haar.

    „John¬-“ Sie keuchte, ihr Atem heiß an seiner Haut. Seinen Mundwinkel küssend, wölbte sie den Rücken durch und presste sich noch enger an ihn. Seine Lippen verließen ihre, aber sie spürte sie keine zwei Sekunden später an ihrem Kinn, dann an ihrem Hals, dann, plötzlich, an dem Übergang zwischen Schulter und Hals. John hatte die obersten Knöpfe ihres Blousons unbemerkt geöffnet und den Stoff etwas beiseite geschoben, so dass ihre halbe rechte Schulter freilag und ihm und seinen heißen Küssen schutzlos ausgeliefert war.

    „John“, versuchte Teyla es wieder, stöhnte, als seine hungrigen Lippen einen besonders empfindlichen Punkt in der Senke ihres Halses fanden. Angetrieben von ihrer prompten Reaktion liebkoste John die Stelle weiter, bis die Athosianerin sich wimmernd in seinen Armen wand und ihn heiser anflehte, nicht damit aufzuhören, sondern weiterzumachen.

    „Wie Du willst“, raunte er, schob die Arme unter ihre Kniekehlen und hob sie hoch. Kichernd schlang Teyla ihre Beine um seine Hüften und ließ sich von ihm zu ihrem Bett tragen, jauchzte, als er sie schwungvoll auf die Matratze beförderte. Lachend rollte sie sich auf den Bauch, doch er lag bereits neben ihr, packte sie an den Hüften und rollte sie wieder auf den Rücken. Mit einem Mal war er über ihr und sein glühendes Gesicht schwebte über ihrem. Teyla hielt den Atem an. Johns Pupillen waren groß, seine Augen dunkel. Sein Atem ging schnell, kam in abgehackten Stößen, und seine Schultern bebten, hoben sich ruckartig, sanken zitternd.

    „John-“

    „Ssht, nicht.“ Er brachte sie mit einem weiteren Kuss zum Schweigen. „Bitte sag mir nur, dass Du das auch willst“, hauchte er gegen ihre Lippen. „Bitte, Teyla, sag es.“

    Die Athosianerin streckte die Hand aus und strich ihm die störrischen Haarsträhnen aus der Stirn, setzte sich dann weit genug auf, um ihn küssen zu können. Die Augen schließend, schloss sie ihre Lippen zu einem alles sagenden Kuss zusammen, legte dann die die Arme um seine breiten Schultern, schloss die Augen und ließ sich fallen.

    Fortsetzung folgt…

  2. Danke sagten:


  3. #42
    Major Avatar von claudi70
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    Na das ging ja dieses Mal super schnell mit der Fortsetzung. *freu*

    Mir hat die Szene am Grab sehr gut gefallen. Vor allem aber, weil Lornes Mutter John so gut zugesprochen hat. Jetzt muss er es nur noch begreifen, dass nicht immer er die Schuld an allem trägt.

    Aha, John hat also doch den Weg ins Hotel gefunden und wie er ihn hat...

    Mal sehen, ob er so lange bleibt und auch noch die anderen zwei zu treffen und dann hoffe ich mal, dass sie ihn überzeugen können zurück nach Atlantis zu gehen.

    Auf jeden Fall wieder super geschrieben.

    Ach ja, dein neues Bild...

  4. Danke sagten:


  5. #43
    Die nach den Sternen greift Avatar von Ailya
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    Erst einmal; dein neues Cover gefällt mir sehr gut. Ich weiß gar nicht, was du immer hast, du kannst es doch! Ruhig Mut, meine Liebe, ruhig Mut!

    Nun aber zum neuen Kapitel. Dieses Mal ging es ja wirklich fix mit der Fortsetzung*freu*. Ich muss Claudi zustimmen, die Szene am Grab ist dir sehr schön gelungen. Die Beschreibung des Umfeldes, die Gedanken und Reaktionen von John und Lornes Mutter- alles sehr stimmungsvoll und dennoch so traurig, dass ich an ein, zwei Stellen ein paar winzige Tränchen wegblinzeln musste*schnief*. Du hast Karens Verzweiflung über den Verlust ihres Sohnes gut rübergebracht, auf der anderen Seite sie jedoch als eine starke, weise Frau beschrieben, die John Mut macht. Richtig so, Karen, red' dem Jungen gut zu!
    Bleibt nur zu hoffen, dass sich John ihre Aufmunterung zu Herzen nimmt und sich endlich dazu entscheidet, nach Atlantis zurückzukehren.
    Einen kleinen Schritt in die richtige Richtung hat er ja bereits getan, indem er ins Hotel gekommen ist. Eine sehr schöne, knisternde Szene übrigens. Nachdem ich deinem Rat folgend noch einmal zum Anfang zurückgeblättert habe, kann ich mir denken, was als nächstes kommt.

    Ich hoffe, dass ab jetzt alles gut verläuft, glaube es aber nicht. Dazu bist du zu sehr Dramaqueen. Irgendwie habe ich ein schlechtes Gefühl; hoffentlich kommt Teyla dazu John von dem Baby zu erzählen, bevor er wieder (So wie ich befürchte!) türmt und sie allein lässt. Vielleicht ändern die Neuigkeiten, dass er Vater wird, seine Meinung. Ich hoffe es!

    Du siehst, ich warte schon ungeduldig auf die FS, also hau in die Tasten und bring sie zum Glühen.
    LG, deine Ally

  6. Danke sagten:


  7. #44
    Mama, im Dienste Ihrer Majestäten Avatar von Nyada
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    Standard Kapitel Elf

    A/N: Sooo, heute gibt es noch einmal ein neues Kapitel für euch, das wahrscheinlich letzte vor den Weihnachtsfeiertagen. Und auch heute gibt es noch einmal ganz viel „DRAMA, DRAMA, DRAMA, Baby!“…
    … und nebenbei noch eine heiße Bettszene*grins*. Ich habe mich doch für die schmuddelige Variante entschieden, also fällt dieses Kapitel unter das Rating NC-17- nur, dass ihr vorgewarnt seid*zwinker*. Don’t like it? Don’t read it!

    Nun, meine Lieben, wünsche ich euch aber gaaaaanz viel Spaß beim Lesen und vergesst nicht, dass ich mich über eure Kommentare immer ganz doll freue.
    LG, eure Moni



    Kapitel Elf



    Der Morgen dämmerte bereits, als Teyla langsam aus ihrem tiefen, traumlosen Schlaf erwachte. Das Feuer im Kamin war bis auf die Glut heruntergebrannt und der Raum derartig ausgekühlt, dass Teyla zitterte, als sie die Augen öffnete und ein paar Mal gegen das diffuse Licht anblinzelte. Seufzend rollte sie sich von der Seite auf den Rücken und tastete vorsichtig mit der Hand nach dem neben ihr schlafenden Mann, doch ihre Finger griffen überraschenderweise ins Leere. Verwundert drehte Teyla ihren Kopf, nur um die andere Hälfte neben sich verlassen und kalt vorzufinden. Das Laken war zerknüllt, die Bettdecke zurückgeschlagen und er… verschwunden.

    Wie im Trance setzte sich Teyla auf und ließ ihren Blick durch den Raum, dorthin schweifen, wo Johns Kleidung auf dem Boden verstreut lag… oder es zumindest bis vor Kurzem getan hatte. Einzig und allein ihren lavendelfarbenen Seidenblouson und ihre Unterwäsche konnte Teyla entdecken. Johns Mantel, den er über die Lehne des Sessel geworfen hatte, seine Schuhe, sein Hemd, seine Hose- alles verschwunden. Panik wallte in Teyla auf.

    „John?!“, rief sie seinen Namen in die Stille hinein, erhielt jedoch keine Antwort. Die Bettdecke um ihren Körper raffend, schob sie die Beine über die Kante des Bettes und richtete sich auf. „John?“, versuchte sie es erneut, wieder ohne Erfolg. Nein, nein, nein, dachte sie, als sie verunsichert durch das Hotelzimmer stolperte, hastig ihre Kleidung zusammensuchte und sich anzog. Er durfte nicht fort sein! Teylas Herz begann schneller zu schlagen. Er durfte nicht fort sein, nicht nachdem, was letzte Nacht passiert war! Tränen schossen der Athosianerin in die Augen und sie verspürte wieder einen Anflug von Panik, als sich plötzlich ihr die Zimmertür öffnete.

    „Teyla?“, erklang auf einmal Johns vertraute Stimme hinter ihr, worauf sie herumwirbelte und ihn die Tür hinter sich schließen sah. Die Wangen rosig und die Augen ausgeschlafen, hielt er einen Pappträger mit zwei dampfenden Coffee-to-go-Bechern in der rechten Hand. „Ist alles in Ordnung?“, fragte er mit besorgt klingender Stimme.

    „Ja, ja! Den Vorfahren sei Dank!“, stieß Teyla erleichtert hervor, lief auf ihn zu und warf ihre Arme um seine breiten Schultern. John erwiderte die Umarmung leicht verwirrt legte seinen freien Arm um sie, während Teyla ihren Kopf an seine Schulter legte und ihre Nase in dem weichen Stoff seines Mantels vergrub. Erneut seufzend, gestand sie leise: „Ich habe mir solche Sorgen gemacht. Du warst nicht da, als ich aufgewacht bin, und da dachte ich…“

    „Ich hab’ uns nur einen Kaffee geholt“, meinte John, worauf Teyla ihre Arme jedoch nur noch fester um ihn schlang und sich auf die Zehenspitze stellte, um sich an ihn schmiegen zu können. „O…Okay.“ John lachte etwas irritiert, stellte den Pappträger auf dem Sideboard neben der Tür ab und nahm sie in die Arme. „Entschuldige, ich wusste ja nicht, dass-“

    „Ich hatte Angst“, fiel Teyla ihm ins Wort. „Du warst nicht da und ich dachte, dass… dass Du fort bist, ohne…“ Sie brach ab und schluckte. Wieder brannten Tränen in ihren Augen, doch dieses Mal war sie nicht schnell genug und es gelang ihr nicht, die Tränen vor John zu verbergen.

    Oh“, begriff er, „oh, hey!“ Die Hand ausstreckend, wischte er ihr mit dem Ärmel die Tränen weg. „Hey, nicht weinen! Ich bin doch hier. Es ist alles okay, Teyla. Ich bin hier! Ich bin nicht weg!“

    „Ich… ich weiß“, schniefte die Athosianerin. „Es ist nur… ich… ich dachte…“ Ihre Kehle schnürte sich zusammen, ihre Stimme versagte und ein lautes Schluchzen verließ ihre bebenden Lippen. „Ich… ich hatte einfach Angst“, brachte sie mühsam hervor, bevor sie sich wieder an Johns breite Brust warf.

    „Ssht“, murmelte dieser in ihr Haar, das ihr zerzaust vom Kopf abstand, „alles okay. Ich bin ja jetzt hier, Teyla. Ich bin ja hier“, wiederholte er beschwörend und wog sie in seinen Armen wie ein kleines, verängstigtes Kind, hielt ihren Kopf gegen seine Brust gedrückt, sodass sie seinen Herzschlag hören konnte. Ein langsamer, stetiger Rhythmus, der irgendwie eine beruhigender Wirkung auf sie hatte, denn schon nach wenigen Momenten schloss Teyla seufzend die Augen und konzentrierte sich nur noch auf das dumpfe Geräusch des schlagenden Herzens.

    „Alles okay?“, hörte sie John nach einer Weile fragen.

    „Ja“, antwortete sie, machte aber keine Anstalten, sich aus der Umarmung zu lösen. Und so standen sie noch ein paar weitere Minuten eng umschlungen in dem kleinen Eingangsbereich des Hotelzimmers, bis Teyla schließlich einen zögerlichen Schritt zurückmachte.

    „Entschuldige bitte“, murmelte sie verschämt, ohne John dabei anzusehen. „Ich war nur etwas… durcheinander.“

    „Schon okay“, entgegnete ihr John mit warmer Stimme, legte einen Finger unter ihr Kinn und hob es an, so dass sie gar keine andere Wahl hatte, als ihm tief in seine ausgeschlafenen, haselnussfarbenen Augen zu sehen. John lächelte und sein Blick huschte kurz über ihr Gesicht, ehe er sich vorbeugte und seine warmen Lippen auf ihre legte. Alle Anspannung fiel in diesem Moment von Teyla ab, und sie schloss, begleitet von einem tiefen, zufriedenen Seufzer, die Augen, schob ihre Hände in Johns dunkles Haar und erwiderte den zarten Kuss hingebungsvoll.

    „Guten Morgen erst einmal“, hauchte John gegen ihre Lippen, bevor er sie wieder küsste, dieses Mal etwas länger und leidenschaftlicher. Teyla erschauderte, als er mit der Spitze seiner Zunge ihre Lippen spaltete und fast gleichzeitig seine Hand unter ihr Oberteil schob. Seine Finger waren kalt, und Teyla keuchte erschrocken in seinen offenen Mund hinein, als sie langsam an ihrer Wirbelsäule entlang, in Richtung Schultern ihren Rücken hinaufkrochen.

    „John-“ Er brachte sie mit einem weiteren Kuss zum Schweigen, schob nun auch seine andere Hand unter ihr Oberteil, packte sie sanft, aber bestimmt an der Taille und zog sie an sich.

    „Gott, Teyla, Du kannst Dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich das vermisst habe“, seufzte er, rieb seine Wange an ihrer und küsste ihre Nasenspitze. „Ich habe Dich vermisst“, hörte sie ihn flüstern, als er seine Stirn sanft gegen ihre fallen ließ und sie seinen warmen Atem an ihrer Haut spüren konnte.

    Teyla lächelte. „Ich habe Dich auch vermisst, John“, säuselte sie und berührte ihn zärtlich mit ihren Fingern am Kinn, strich mit den Kuppen über die mit dunklen Haarstoppeln übersäte Haut seiner Wangen- ein so vertrautes Gefühl, das sie vor Sehnsucht aufseufzen ließ und Erinnerungen an die letzte Nacht, die sie mit ihm verbracht hatte, weckte.

    „John…“

    „Ssht, nicht.“ John schüttelte mit dem Kopf und legte einen Finger an ihre Lippen. „Sag nichts, bitte“, wiederholte er und bannte ihren Blick, machte einen Schritt zurück, um sich seines Mantels zu entledigen und ihn auf dieselbe unachtsame Weise wie am vorherigen Abend über die Lehne des Sessels zu werfen. Seinem Mantel folgte der graumelierter Schal, und ehe Teyla sich versah, hatte er seine Schuhe ausgezogen und unter den Couchtisch gekickt. Der Kaffee auf dem Sideboard war vergessen, als John die Arme um ihre schlanke Taille schlang, sie an sich zog und ohne zu zögern erneut küsste.
    Es begann langsamer als zuvor, fragend, geradezu schüchtern, wie ein allererstes Mal. Als ob es galt, die Grenzen aufs Neue auszutesten, presste John seinen Mund sanft auf ihren, ließ seine Lippen über ihre gleiten, nippte, kostete, liebkoste zärtlich, aber zurückhaltend. Als er sich schließlich nach einer gefühlten Ewigkeit von ihr löste und zurücklehnte, musterte er sie eingehend, als ob er auf einmal befürchtete etwas Falsches getan zu haben. Sein Blick sprang unruhig zwischen ihren Augen und ihren Lippen hin und her. Er schluckte, einmal, zweimal und dann ein drittes Mal.

    „Teyla-“

    „Nicht.“ Dieses Mal war sie diejenige, die ihm war das Wort abschnitt. Teyla stellte sich auf die Zehenspitzen, legte ihre Arme um seinen Hals und näherte sich seinem bärtigen Gesicht langsam. Wie von einer unsichtbaren Macht angezogen, lehnte sich John ihr entgegen, sodass sie sich schließlich unvermeidbar auf der halben Strecke begegneten. Ihre Lippen trafen aufeinander wie zwei starke Magnete, die nie ihre Anziehungskraft zueinander verloren hatten. Sie bewegten sich in einer so vollkommen perfekten Art und Weise übereinander, dass es sich einfach nur richtig anfühlte. Seufzend gab sich Teyla dem Moment hin und küsste ihn so voller Inbrunst, dass ihr schwindelig wurde. John, seinerseits, umfasste liebevoll ihr Gesicht und zog sie näher zu sich, um sie mit derselben Leidenschaft wie in der letzten Nacht zu küssen.
    Mehrere Minuten vergingen, in denen sie sich immer mal wieder kurz zum Luftholen voneinander lösten.

    Spoiler 
    John nutzte diese augenblickliche Pause und japste. „Wir sollten…“

    „Ja“, stimmte Teyla ihm, ebenfalls sehr außer Atem, zu und nickte heftig. „Ja, das sollten wir.“ Lachend schlang sie die Arme um den Hals des Soldaten, als dieser sie auf seine Arme hob und zum Bett trug. Auf dem Weg dahin öffnete sie geschickt die Knöpfe von Johns Hemd und streifte es ihm von den Schultern, bevor er sie auf das Bett warf, sie an den Hüften packte und auf den Rücken rollte. Mit einem wilden Funkeln in seinen Augen schob er ein Bein zwischen ihre Schenkel und beugte seinen nackten Oberkörper tief über sie. Teyla bekam ihn an der silbrigglänzenden Kette seiner Hundemarke zu packen und zog John daran zu sich herunter. Wieder trafen ihre Münder auf halber Strecke zu einem Kuss mit einer bisher noch nicht da gewesenen Intensität zusammen, die Teylas Welt in ihren Grundfesten erschütterte und für einen kurzen Moment zum Wanken brachte.
    Stöhnend wölbte sie daher ihren Rücken durch und schmiegte sich gurrend an die harte Form von Johns durchtrainiertem Körper. Der Soldat erschauderte, als sie ihre vollen Brüste gegen seinen Rippenbogen presste. Nur verhüllt von dem zarten Seidenstoff ihres Oberteils, konnte er ihre Brustwarzen spüren, die sich aufstellten und verhärteten, als sie sich, während den Geschmack seiner Lippen kostete, an ihm rieb.

    „Teyla…“ Seine Stimme war kaum mehr als ein raues Flüstern, und sein Verlangen machte es ihm beinahe unmöglich zu sprechen. Sein Blick folgte den raschen Bewegungen ihrer Finger, als Teyla die Knöpfe ihres Blousons öffnete, und seine Lippen stoben dürstend auseinander, als sie sich aufrichtete, den Stoff von ihren Schultern schüttelte, sich seine Hand schnappte und sie genau dort hinführte, wo sein Blick bereits fest verankert war. John stöhnte leise, und Teyla spürte, wie sich seine Hand erst um die eine, dann um ihre andere Brust schloss. Der Atem, den sie unbewusst angehalten hatte, entwich ihr zischend. Die Augen schließend, hob sie sich ihm entgegen, lehnte sich in seine Berührung und stellte sich vor, auf diese Weise von ihm am ganzen Körper berührt und liebkost zu werden.

    Von dem Moment an, als John den Kopf senkte und seine Lippen um eine der beiden dunklen Spitzen ihrer Brüste schloss und sie sanft zu liebkosen begann, schien die Zeit stillzustehen. Keuchend griff Teyla in sein dunkles Haar und drückte seinen Kopf noch weiter herunter, hob ihr Becken und rieb ihren pochenden Schoß in langsamen, kreisenden Bewegungen provozierend an seiner Erektion. John stöhnte auf, ein dunkler, tiefer Laut, der geradezu animalische Urinstinkte in Teyla wachrief und sie alles andere vergessen ließ.
    Mit einmal konnte es ihr gar nicht schnell genug gehen und die Zeit holte sie beide wieder ein. Hastig entledigten sie sich zerrend ihrer restlichen Kleidung und schleuderten sie von sich, wälzten keuchend, stöhnend und knurrend in inniger Umarmung auf der breiten Matratze herum, bis nichts mehr außer nackter, verschwitzter Haut zwischen ihnen war, und küssten sich gierig.
    Kissen und Bettdecke wurden unachtsam beiseite gestrampelt. Das Bettlaken raschelte unter ihnen, als sich John über Teyla schob und in einer einzigen vollkommenen Bewegung in sie eindrang.

    Mit einem stummen Seufzen auf den Lippen blickte Teyla in das gerötete Gesicht ihres Geliebten, welches über ihr schwebte. Seine Augen, groß und dunkel, blitzten, und als er bemerkte, dass sie ihn beobachtete, grinste er, beugte sich zu ihr herab, küsste sie und beschleunigte gleichzeitig das Tempo. Stieß in sie, worauf sie aufkeuchte, verharrte für einen Augenblick in ihr, was sie mit einem genüsslichen Stöhnen quittierte, zog sich dann langsam aus ihr zurück und wiederholte das Ganze, immer und immer wieder, bis sich ihr verzücktes Keuchen in ein flehendes Stöhnen verwandelte und sie sich winselnd unter ihm wand.

    „Sieh mich an“, befahl John ihr, und sie spürte, wie er in ihr stillhielt. Zitternd tat Teyla wie ihr geheißen und sah ihn an, schlang die Beine um seinen breiten Rücken und ihre Arme um seine Schultern. John brach sich ein zufriedenes Lächeln von den Lippen, packte sie an den Hüften und begann sich dann erneut in ihr zu bewegen. Die Federn des Bettes quietschten unter ihnen in dem langsamen Rhythmus ihrer Leidenschaft, wurden aber schon bald von Teylas anhaltendem Stöhnen übertönt. Mit ihren Fingernägeln über sein Rückgrat kratzend, warf Teyla den Kopf zurück und präsentierte John ihren schlanken Hals. Er liebkoste ihn, aber nur kurz.

    „Ich hab gesagt, Du sollst mich ansehen“, hörte sie ihn stöhnen und spürte das dunkle Vibrieren seiner Stimme in ihrer Halsbeuge. „Na los, komm schon, sieh mich an, Tey“, lockte er sie im Flüsterton und setzte zu einer Reihe harter Stöße an, die das Kopfteil des Bettes wiederholt gegen die Wand schlagen ließen. Sie wusste, dass er es erregend fand, ihr beim Kommen zu zusehen, und dass es nichts Schöneres für ihn gab, als sie dabei zu beobachten, wie sie den Gipfel der Lust erreichte. Er packte sie an den Handgelenken und hielt sie gegen die Matratze gedrückt, und Teyla blickte durch flatternde Wimpern zu ihm auf. Plötzlich war sein Gesicht direkt über ihrem und er küsste sie, lang, feucht und leidenschaftlich.

    „Lass los“, beschwor er sie, spalt ihre Lippen mit seiner Zunge und keuchte heiß in ihren Mund hinein: „Komm für mich, Tey.“

    Komm für mich. Die Athosianerin nickte, schüttelte mit dem Kopf, dann beides zusammen und gleichzeitig. Mit Tränen in den Augen, von denen sie nicht wusste, woher sie auf einmal kamen, begann sie sich ihm entgegen zu heben, begegnete jeden seiner nunmehr harten, nehmenden Stöße und tat, wie er von ihr verlangte. Sie kam, wie sie es noch nie zuvor getan hatte, stöhnte, keuchte, jammerte, und schrie seinen Namen so laut wie noch nie zuvor, grub ihre Nägel in sein sich hebendes und senkendes Gesäß, um ihn noch fester an sich zu ziehen und als Folge dessen noch tiefer in sich zu spüren.

    „John… bitte. Oh... oh, bitte! Ich... ich..." Das Kribbeln begann in ihren Zehen, zog sich dann ihre Beine hinauf, verwandelte sich in ihrem Unterleib in ein heißes, aber durchaus angenehmes Beben, das schließlich ihren ganzen Körper schüttelte. "Oh.... John!" Ein lauter, spitzer Schrei entkam ihrer Kehle und sie schloss die Augen, ließ sich von der Welle der Leidenschaft mitreißen. Ihre Welt zersplitterte binnen eines Augenblicks und Farben begannen hinter ihren geschlossenen Lidern zu explodieren. Sie spürte wie John ebenfalls am ganzen Körper zu beben begann und dann losließ. Ihre Hände über seinen zitternden Leib wandern lassend, nahm sie seine restliche Energie in sich auf, klammerte sich dann an ihn und hielt ihn fest.

    „Oh, fuck“, fluchte John auf dem Gipfel seiner Leidenschaft, presste sein Gesicht wieder in ihre Halsbeuge, und Teyla spürte ihn in sich zum Höhepunkt kommen und schloss die Augen, als sich ein warmes Gefühl in ihrem Unterleib ausbreitete. Nur Sekunden später entspannte sich sein Körper, und er kollabierte keuchend über ihr und sank auf sie nieder. Sein Oberkörper lastete schwer auf ihrem Brustkorb und schnürte ihr die Luft ab, dennoch schlang Teyla die Arme fest um ihn und hielt ihn dort, wo er war. Heftig nach Atem ringend, schweißgebadet und eng umschlungen lagen sie so eine ganze Weile beieinander, bis John sich auf die Ellenbogen aufrappelte, um den Druck von ihrem Brustkorb zu nehmen.

    „’Tschuldigung, ich erdrück' Dich ja“, murmelte er mit schuldbewusster Miene. „Alles okay?“

    Teylas Lippen verzogen sich zu einem seligen Lächeln. „Mhm“, gurrte sie, streckte die Hand aus und strich ihm das Haar aus der nassen Stirn. „Das war gut.“

    Oh ja, das war es“, erwiderte John lachend, ließ von ihr ab und sank tief ausatmend neben sie auf die Matratze. Teyla, ihrerseits, starrte noch für einige, nicht enden wollende Sekunden zur Zimmerdecke hinauf, drehte sich dann aber auf die Seite, sodass sie John direkt gegenüber lag. Zu ihrem Erstaunen hatte der Soldat die Augen bereits geschlossen, auch wenn sein Atem immer noch beschleunigt war. Ein zufriedener Ausdruck war in seinen Zügen zu erkennen, und Teyla kam nicht darum herum, die Hand auszustrecken und sein Gesicht zu berühren. Sanft zeichnete sie seine scharfgeschnittenen Konturen nach; sein markantes Kinn, seine hohen Wangenknochen, seine stolze, nach unten gebogene Nase. Sie fragte sich, ob…


    In diesem Moment schlug John die Augen auf, drehte den Kopf auf die Seite und sah sie unverblümt an.

    „Ich habe das vermisst“, sagte er leise.

    „Was hast Du vermisst?“, wollte Teyla wissen, obwohl sie es ganz genau wusste. Doch sie wollte es aus seinem Mund hören, wohl wissend, wie sentimental der sonst so verschlossene, in sich gekehrte John Sheppard in solchen Momenten sein konnte. Sie liebte diese gefühlvolle, schwärmerische Seite an ihm, gerade weil sie nur selten zum Vorschein kam.

    „Das hier“, antwortete John und ließ seine Hand über ihre Schenkel und Hüften gleiten. „Uns“, fügte er hinzu und lächelte. „Uns beide, zusammen.“ Eine kurze Pause entstand, dann breitete er seine Arme aus. „Komm her.“ Willig kam Teyla seiner Einladung nach und ließ sich von ihm in die Arme schließen. John zog sie zwischen seine Beine, legte einen Arm um ihre Schultern und bettete ihren Kopf sanft auf seiner Brust, direkt über seinem Herzen, küsste sie auf die Stirn und vergrub seine Nase dann seufzend in ihrem honigbraunen Haar.
    Es folgten mehrere Minuten des Schweigens, und John fiel in eine Art postkoitalen Dämmerschlaf und döste still vor sich hin, während Teyla nachdenklich mit seiner Hundemarke spielte, bis sie das Interesse daran verlor und stattdessen seine dunkelbeharrte Brust zu streicheln begann.
    Wieder strichen einige tatenlose Minuten ins Land, und Johns Atmung wurde flacher und sein Herzschlag, den Teyla unter ihrer Hand spürte, langsamer. Sie fragte sich, ob er wohl schon eingeschlafen war…

    „John?“, flüsterte sie in sein Ohr.

    „Mhm?“, brummte er, ohne dabei die Augen zu öffnen. Wahrscheinlich, so dachte die Athosianerin, würde er sowieso nur die Hälfte von dem mitbekommen, was sie ihm nun gleich sagen würde, aber dieses Wissen schmälerte die plötzliche Nervosität der jungen Frau nur sehr gering. Und so musste sie erst einmal tief durchatmen, ehe sie sich bereit fühlte Es war bei aller Liebe nicht der beste Moment, um damit herauszurücken, aber Teyla wusste, dass sie es tun musste. Sie konnte nicht mehr länger warten; sie hatte diesen Moment schon viel zu lange hinausgezögert und zu viele Chancen vertan. Jetzt oder nie, sagte sie sich, löste sich von Johns dösender Gestalt und richtete sich in eine halb sitzende, halb liegende Position auf. John musste dies wohl bemerkt haben, denn seine Augen öffneten sich flatternd, was Teylas Nervosität sofort um einiges verstärkte. Er blinzelte ein paar Mal, sah sie dann fragend und besorgt zugleich an.

    „Alles okay?“, fragte er mit schläfriger Stimme. Teyla nickte.

    „Ja“, antwortete sie. „Ich… Ich muss Dir nur etwas sagen, John.“

    „Oh, okay.“ John gähnte und rieb sich über das Gesicht, bevor er ihr wieder seine volle Aufmerksamkeit zukommen ließ. „Schieß los!“

    „Ich…“ Teyla schluckte und lächelte nervös. Sie hatte gewusst, dass es schwierig werden würde, aber sie hatte nicht geahnt, wie schwierig. Dass sie John Sheppard eines Tages eine solche Nachricht überbringen musste, hatte sie sich nicht einmal in ihren kühnsten Träumen vorgestellt. Nun war es aber soweit, es gab kein Zurück mehr; John sah sie erwartungsvoll an. Teylas Kehle war staubtrocken, ihr Herz schlug kräftig und ihr Puls raste.

    „Teyla?“

    Sie konnte das. Sie konnte das und sie würde es tun. Teyla holte tief Luft, sah den Mann neben ihr an und ließ die Worte, bevor sie es sich doch noch einmal anders überlegen konnte, einfach aus ihrem Mund heraussprudeln.

    „Ich… Ich bin schwanger, John.“

    Einen Momentlang regte sich nichts im Gesicht des Mannes, dem sie soeben gesagt hatte, dass er Vater werden würde. Dann, plötzlich, lächelte John. Grinsen meinte er: „Ich bin zwar kein Fachmann auf diesem… Gebiet, aber ich denke nicht, dass das so schnell geht, Teyla.“

    „Wie…“ Die Athosianerin schüttelte mit dem Kopf. Er scherzte ganz offensichtlich; er schien sie wohl nicht richtig verstanden zu haben. „Nein, John“, seufzte sie, setzte sich auf, griff seine Hand und drückte sie, „ich meinte damit, dass ich ein Kind erwarte.“ Johns Lächeln verrutschte etwas, aber er schien es immer noch nicht vollends zu begreifen, also setzte Teyla nach. „Ich bin schwanger, John“, machte sie ihm unmissverständlich klar, „und es ist Dein Kind.“

    „Du-“ Johns Augen weiteten sich, als er verstand, was sie ihm zu sagen versuchte. Er setzte sich auf und blickte ihr erst ins Gesicht, dann hinab auf ihren Bauch und anschließend wieder in ihr Gesicht. „Du… Du bist… schwanger?!“

    Teyla nickte. „Ja, das bin ich.“

    „Schwanger“, wiederholte John und starrte mit leeren, ausdruckslosen Augen wieder auf ihren Bauch hinab. „Du bekommst ein… Baby.“ Er murmelte die Worte wie eine Art Schwur herunter, schüttelte dabei mal mit dem Kopf, nur um gleich darauf zu nicken. Plötzlich riss er die Augen weit auf. „Oh, mein Gott!“, rief er in einer Mischung aus Schock und Überraschung aus, und Teyla vermutete, dass ihm das ganze Ausmaß der Angelegenheit erst jetzt klar geworden war.

    Sie seufzte.

    „Oh, mein… Du bekommst mein Baby!?“ Teyla wusste nicht, ob das eine Frage gewesen war, also sagte sie nichts, sondern nickte nur. „Ich…“ John stockte, während man in seinem Gesicht die verschiedenen Stadien der Informationsverarbeitung beobachten konnte. „Ich… werde Vater?“

    Teyla nickte noch immer. „Ja, John“, bestätigte sie.

    „Wie… wie lange?“, fragte er. „Wie lange weißt Du’s schon?“

    „Ich weiß es erst seit knapp zwei Wochen“, antwortete sie. „Ich habe es an dem Tag erfahren, als Du… fortgegangen bist. Glaub mir, hätte ich es eher gewusst, hätte ich es Dir-“

    „Und wie weit bist Du?“, unterbrach John sie. „Ich meine, in der wievielten Woche bist Du?“ Sein plötzliches Interesse verwunderte Teyla ein wenig, trotzdem zögerte sie nicht ihm zu antworten.

    „Fast in der zehnten.“

    „Fast in der zehnten“, echote John. „Das heißt…“ Er brach ab und schüttelte wieder mit dem Kopf. „Ein Baby“, hörte Teyla ihn murmeln, „verdammt!“ Ein einziges Wort, das Teyla jedoch schlimmer zusetzte, als es tausend mehr hätten tun können. Verdammt.

    „Eigentlich“, sagte sie und schaute auf ihre Hände hinab, „hatte ich ja erwartet, dass Du ein bisschen mehr dazu zu sagen hättest, als nur ‚verdammt’.“

    „Was…“ John schien seinen eigenen Gedanken nachgehangen zu haben und sah sie nun etwas verwirrt an. „Wie… oh, ich meinte nicht… Ich wollte nicht… Teyla, ich hab’ das nicht so gemeint, hörst Du?“

    „Dafür klang es aber ziemlich überzeugt“, presste die Athosianerin schmallippig hervor.

    „Ich bin überrascht, okay?“, verteidigte John sich. „Es ist ja nicht so, als würde ich jeden Tag zu hören bekommen, dass ein Baby unterwegs ist! Also, entschuldige bitte, aber ich…“ Wieder brachte er den Satz nicht zu Ende. „Ich… ich weiß ehrlich nicht, was ich dazu sagen soll. Das kommt so…“

    „… unerwartet?“, fragte Teyla, und John nickte.

    „Unerwartet, ja“, stimmte er ihr zu, die Augenbrauen zusammenziehend und die Lippen aufeinanderpressend. „Oh, Mann“, stöhnte er, „wie… wie konnte das passieren? Wir waren immer vorsichtig! Wir haben immer…“

    „John, es bringt jetzt nichts mehr, sich darüber aufzuregen, dass wir einmal nicht aufgepasst haben“, sagte Teyla. „Es ist passiert und wir können es nicht mehr rückgängig machen. Wir müssen jetzt nach vorne schauen.“

    Ihr Gegenüber nickte, wenn auch etwas verklemmt. „Du hast ja recht. ‛Tschuldigung, ich brauch nur noch ein bisschen, um… das zu verstehen. Ich meine, ein Baby… das ist eine ziemlich große Sache, nicht wahr? Eine verdammt große Sache!“

    „Ich will dieses Baby, John“, gab Teyla ihm zu verstehen. „Ich weiß, dass es nicht geplant gewesen ist und dass es dadurch zu… Schwierigkeiten kommen könnte.“ Sie dachte kurz an ihre Familie, die sie in der Pegasusgalaxie zurückgelassen hatte, an ihren Sohn, Torren, und an Kanaan, der auf ihre Rückkehr hoffte. Bis heute hatte sie sich bemüht, sich nicht allzu viele Gedanken darüber zu machen, doch nun, wo John Bescheid wusste und eine Entscheidung getroffen werden musste, konnte sich plötzlich an nichts anderes mehr denken, als an den Mann, den sie verraten, und an den Sohn, den sie im Stich gelassen hatte.

    „Teyla?“ Sie spürte, wie John ihre Hand ergriff und sie zärtlich drückte. „Teyla, ist alles in Ordnung?“

    „Ich… Ich will dieses Baby“, wiederholte sie unter Tränen. „Ich will es wirklich“, schluchzte sie, „aber ich… ich habe Angst. Ich habe furchtbare Angst, John. Ich weiß nicht, ob… ob ich…“ Die Gefühle übermannten sie und sie warf sich bitterlich weinend in Johns Arme. Dieser zog sie an seine Brust und hielt sie, während sie weinte. Teyla weinte, bis sie keine Tränen mehr hatte, lag danach aber noch ein Weilchen schniefend in den beschützenden Armen, die sie liebevoll wogen.

    „Wir bekommen das hin, Teyla“, hörte sie John flüstern. „Du brauchst keine Angst zu haben, okay?“

    „Okay“, wisperte die Athosianerin und nickte. Sich die Tränen aus dem Gesicht wischend, setzte sie sich aufrecht hin und sah John an. „Ich werde Deine Hilfe brauchen.“

    „Aber natürlich“, erwiderte John. „Das ist doch selbstverständlich.“

    Teyla schluckte. „Ich werde sie aber nicht hier brauchen, sondern auf Atlantis.“

    John seufzte. „Teyla…nicht.“

    „Was nicht, John?“, gab sie zurück.

    „Teyla, ich kann nicht“, fuhr John dazwischen. „Ich schwöre Dir, könnte ich es, wäre ich schon längst wieder in der Stadt. Aber ich kann es nicht, okay? Ich kann nicht länger dort leben. Nicht nach allem, was passiert ist.“ Damit setzte er sich auf, schwang die Beine über die Bettkante und angelte mit der Hand nach seiner Boxershorts, die im Eifer des Gefechts auf dem Schirm der Nachttischlampe gelandet war. Rasch zog er sich an und machte sich als Nächstes daran seine restlichen Klamotten zusammenzusuchen.
    Teyla beobachtete ihn dabei, blieb auf dem Bett sitzen, die Hände in ihrem Schoß gefaltet, die Stirn gerunzelt.

    „Das ist doch Irrsinn“, entkam es ihr dann. „Das ist doch keine Ausrede! Du enttäuschst mich.“

    John hielt in seiner Suche nach seinem Hemd inne und drehte sich zu ihr um. „Wie bitte?“

    „Du enttäuschst mich, John“, wiederholte Teyla klar und deutlich und kletterte nun ebenfalls aus dem Bett. Im Vorbeigehen schnappte sie sich ihr Oberteil, zog es über und knöpfte rasch ein paar Knöpfe zu. Auf dem Weg fand sie auch noch ihren Slip, so dass sie wenigstens halbwegs bekleidet war, als sie sich vor John aufbaute. „Der John Sheppard, den ich damals kennengelernt habe, wäre nie so naiv gewesen! Er hätte sich nicht einschüchtern lassen und er wäre schon gar nicht vor etwas davongelaufen, das überhaupt nicht existiert!“

    „Teyla…“

    „Nein-“ Die Athosianerin schüttelte mit dem Kopf- „Du hörst mir jetzt zu. Du bist ein Idiot, John! Glaubst Du ehrlich, dass Dich irgendjemand für das, was mit Major Lorne passiert ist, anklagt? Nein, und weißt Du auch warum? Weil es nicht Deine Schuld war! Es war ein Unfall, ein schrecklicher Unfall, den niemand hätte voraussehen können. Noch nicht einmal Du, John.“ Teyla legte eine kurze Atempause ein, seufzte und kämpfte gegen die Tränen an.

    „Wann begreifst Du endlich, dass Du nicht an allem die Schuld trägst?“, wollte sie von ihm wissen. „So eine Last kann kein Mensch tragen. John“, rief sie ihn, „sieh mich.“ Sie nahm sein Gesicht in die Hände und zwang ihn, sie anzusehen. „Es ist nicht Deine Schuld“, sagte sie langsam. „Bitte, hör auf Dir das einzureden.“ Seinen Kopf zu sich herunterziehend, stellte sie sich auf die Zehenspitzen und lehnte ihre Stirn gegen seine. „Es ist nicht Deine Schuld.“

    „Es ist nicht nur das, Teyla“, seufzte John. „Ich… Ich kann das einfach nicht mehr länger. Ich kann keine Leute, die mir etwas bedeuten, mehr sterben sehen. Es geht nicht darum, ob ich mir die Schuld gebe oder nicht. Ich will einfach niemanden mehr verlieren. Ich kann einfach nicht mehr! Erst Ford, dann Elizabeth und jetzt Lorne! Weißt Du, wie viele unter meinem Kommando gestorben sind? Zu viele! Ich weiß schon gar nicht mehr, wie viele es genau sind!“

    Das macht Dir Angst?“, wiederholte Teyla, und John nickte zögerlich.

    „Ich kann einfach niemanden mehr verlieren“, antwortete er leise, „ohne mir die Schuld daran zu geben. Ich will das einfach nicht, und ich habe Angst, dass… dass ich noch mehr verlieren werde, wenn ich nach Atlantis zurückgehe.“

    „John-“ Teyla wich zurück und wandte den Blick ab. Sie suchte kopfschüttelnd nach den richtigen Worten und wie sie sie ihm am schonensten beibringen konnte, aber ihr fiel nichts ein, also beschloss sie, ihm die unbequeme Wahrheit zu sagen. Sie trat wieder an ihn heran und berührte ihn sanft an den Armen.

    „John, Du wirst noch mehr verlieren, wenn Du nicht nach Atlantis zurückkommst.“

    Es dauerte einen Augenblick, ehe er begriff und mit dem Kopf zu schütteln begann. „Das kann nicht Dein Ernst sein!“

    „Atlantis ist mein Zuhause, ebenso wie es Deines ist“, sagte Teyla. „Ich werde nach Atlantis zurückkehren und wäre natürlich sehr froh, wenn Du mit mir kommen würdest. Ich kann Dich nicht dazu zwingen, aber bitte sei Dir darüber im Klaren, was das für Dich bedeuten würde.“

    Johns Blick war panikerfüllt. „Das… Das kannst Du nicht tun, Teyla.“

    „Ich befürchte, dass ich es tun muss“, widersprach sie ihm. „Unser Kind wird als Nachfahre der Antiker in Atlantis geboren werden und auch aufwachsen. Atlantis wird sein Zuhause werden!“

    „Teyla… nicht.“ John schüttelte mit dem Kopf und schlang die Arme fest um ihre Taille. „Bitte tu’ das nicht. Ich flehe Dich an!“

    Langsam, aber energisch befreite sich Teyla aus seiner Umarmung, trat ein paar Schritte zurück und sah ihn dann an. „Du bedeutest mir sehr viel, John“, begann sie, „mehr, als ich noch vor ein paar Monaten hätte denken können. Jetzt musst Du mir nur beweisen, dass Du ebenso empfindest.“ Sie hielt kurz inne, fuhr dann aber sofort wieder fort:
    „Wenn Dir irgendetwas an mir und an Deinem Sohn oder Deiner Tochter liegt, John, befreie Dich endlich von den Geistern Deiner Vergangenheit und lass sie ein für allemal hinter Dir.“

    Sie sah, wie es in Johns Gesicht zu arbeiten begann, drehte sich aber um, damit er ihre Tränen nicht sehen konnte. Angestrengt lauschte sie, aber er rührte sich für mehrere Minuten nicht von der Stelle. Dann, plötzlich, ertönte seine Stimme.

    „Ich… Ich muss darüber nachdenken“, sagte er, und Teyla hörte, wie er hinter ihr im Raum umherzulaufen begann und seine Sachen zusammensuchte. „Ich gehe jetzt“, verkündete er schließlich und trat noch einmal hinter sie. „Teyla…“

    Die Athosianerin schluckte und warf ihm einen kurzen, frostigen Blick über ihre Schulter zu. „Du müsstest nicht darüber nachdenken, wenn Du Dich nicht schon entschieden hättest“, zischte sie. Die Erkenntnis zerriss ihr das Herz, doch sie wollte nicht darüber nachdenken.

    John seufzte. „Es… es ist kompliziert.“

    „Das ist es bei Dir doch immer“, entgegnete Teyla ihm resignierend und wandte sich ab. „Das ist es doch immer.“


    Fortsetzung folgt…

  8. Danke sagten:


  9. #45
    Die nach den Sternen greift Avatar von Ailya
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    Ach ja, ein Kapitel ganz nach meinem Geschmack*seufz*. Mir fällt nicht viel dazu ein, außer dass ich es klasse fand!
    Ich habe mir schon gedacht, dass du das Rating im Laufe der Geschichte noch einmal hochstufen wirst, und mich ehrlich gesagt sogar schon ein bisschen darauf gefreut. Es gibt viele Autoren, die solche... ähem "Szenen"*räusper* übertrieben darstellen; bei dir ist das aber nicht der Fall, finde ich zumindest. Es ist immer eine Freude, solche Kapitel zu lesen.
    Naja, wie gesagt, ich fand das Kapitel sehr schön und bin gespannt, wie es weitergeht. Irgendwie ist es nämlich gerade sehr verwirrend, und ich frage mich, was wirklich zwischen John und Teyla läuft, nun, bis auf das Offensichtliche natürlich.
    Irgendwie werde ich den Verdacht nicht los, dass die beiden umeinander herumtanzen, was ihre Gefühle füreinander angeht. Seit "The Forbidden" wissen wir ja zumindest, dass es für John mehr ist als nur eine flüchtige Affäre, eine simple Bettgeschichte. Bei Teyla bin ich mir immer noch nicht ganz schlüssig. Ich werde jetzt einfach mal der Dinge harren und sehen, was du noch so in petto hast.

    Ansonsten hat mir auch noch die Szene gut gefallen, in der John von dem Baby erfahren hat.

    Einen Momentlang regte sich nichts im Gesicht des Mannes, dem sie soeben gesagt hatte, dass er Vater werden würde. Dann, plötzlich, lächelte John. Grinsen meinte er: „Ich bin zwar kein Fachmann auf diesem… Gebiet, aber ich denke nicht, dass das so schnell geht, Teyla.“
    Haha, das ist so typisch er! Aber... irgendwoher kenne ich dieses Zitat? Aus irgendeinem Film, kann das sein? Mir fällt der Titel gerade nicht ein... Naja, schwamm drüber. Jetzt ist es also raus, dass ein kleiner Sheppard-Sprößling unterwegs ist...
    ... aber hat sich John nun gefreut oder nicht? Dieses Kapitel war in mehrerlei Hinsicht verwirrend, aber so wie ich dich kenne, war das beabsichtigt, oder? Auch der Schluss war... HAMMER! Eins muss ich Teyla ja lassen: Es ist gut, dass sie John die Pistole auf die Brust setzt und ihm so etwas wie ein Ultimatum stellt, aber auf der anderen Seite ist es auch nicht richtig, einem Mann sein Kind vorzuenthalten.
    Mensch, es wird echt Zeit, dass John etwas unternimmt und eine Entscheidung trifft! Schön, dass er Teyla gegenüber wenigstens so ehrlich war und gesagt hat, dass er nicht nur wegen Lornes Tod von Atlantis fernbleibt. Ich habe das Gefühl, dass wir allmählich auf dem richtigen Weg sind!

    Falls das das letzte Kapitel vor Weihnachten sein sollte, wünsche ich dir und deiner Familie ein schönes Fest und ein paar geruhsame Tage. Erholt euch gut!
    LG, deine Ally

  10. Danke sagten:


  11. #46
    Major Avatar von claudi70
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    Dabei fing doch alles so schön an... Die zwei finden endlich wieder zusammen, haben so eine schöne Zeit Auch als ich schon dachte, dass John sich wieder aus dem Staub gemacht hat, da lässt du ihn wieder zurück kommen. Er erfährt sogar das er Vater wird (danke, dass du es endlich rausgelassen hast *gg*)und wie es aussieht, freut er sich auch.

    Also rundrum ein super Kapitel. Und dann der Hammer: Er will immer noch nicht zurück nach Atlantis...*grummel* was für ein sturer Kopf.
    John seufzte. „Es… es ist kompliziert.“
    das scheint ja sein Schlagwort oder Satz zu sein. Ich kann da Teyla nur recht geben...
    „Das ist es bei Dir doch immer“
    *seufz*

    Ach ja, wirklich super geschrieben, auch das unterm Spoiler. *fg* Kann mich da Ally nur anschließen, das hast du echt raus.

    Jetzt bin ich aber sehr gespannt, wie es nun weiter gehen wird.
    LG

  12. Danke sagten:


  13. #47
    Mama, im Dienste Ihrer Majestäten Avatar von Nyada
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    Standard Kapitel Zwölf

    A/N: So, meine lieben Leute, da bin ich wieder! Putzmunter und froh, die Weihnachtsfeiertage einigermaßen unbeschadet überlebt zu haben*grins*. Ich hoffe, ihr hattet auch ein paar angenehme, erholsame (?) Tage im Kreise eurer Lieben. Jetzt heißt es nur noch Silvester überleben und dann ist es auch erst einmal geschafft. Was für ein Stress…
    Naja, um euch den Übergang ins neue Jahr etwas zu versüßen, habe ich heute ein brandneues Kapitel für euch. Irgendwie bin ich inmitten des ganzen Weihnachtsstress hin und wieder zum schreiben gekommen, und so ist ganz langsam das folgende Kapitel entstanden. Ich hoffe es gefällt euch.

    Ich wünsche euch ganz viel Spaß beim Lesen, und vergesst bitte nicht, dass ich mich über Kommentare immer sehr freue; eure Meinung ist mir wichtig!
    Liebe Grüße, eure Moni


    Kapitel Zwölf


    „Teyla?“ Es folgte ein kurzes Klopfen, und als die Athosianerin in die Richtung umwandte, aus der sie gerufen worden war, entdeckte sie Ronon, der das Zimmer betreten hatte. „Ich wollt’ nur Bescheid geben, dass McKay jetzt den Wagen holt.“

    „Danke, Ronon“, nahm Teyla nickend zur Kenntnis. „Ich komme sofort“, sagte sie und wandte sich von ihrem Freund ab, um rasch ein paar letzte Dinge in ihrer Handtasche zu verstauen; ihre Geldbörse, ihr vom Stargatecenter zur Verfügung gestelltem Mobiltelefon, dessen Bedienung ihren Horizont überstieg, und ihre Unterlagen, die ebenfalls vom SGC zusammengetragen worden waren. Sie hatte nicht viele Dinge auf diese Reise mitgenommen und das meiste war bereits gepackt.

    „Okay“, hörte sie Ronon nun sagen, „ich werd’ dann unten auf Dirch warten. Oder brauchst Du noch Hilfe bei irgendetwas?“, ließ er nach einer kurzen Pause fragend folgen.

    Teyla sah sich vorsichtshalber noch einmal rasch um, musste dann aber verneinen. „Es ist alles fertig“, antwortete sie. Ihre Tasche stand gepackt neben der Tür und sie war ebenfalls abreisebereit. Trotzdem meinte sie: „Ich brauche nur noch einen Moment.“

    „Klar“, sagte Ronon, und nach einer Weile hörte Teyla, wie er sich umdrehte und zur Tür ging. Plötzlich, aber, hielt er inne, fast so als würde er zögern. Dann erklang seine Stimme erneut: „Ist alles okay?“

    „Ja, ja“, erwiderte Teyla rasch, etwas zu rasch, wie sich herausstellte, denn als sie sich umdrehte und durch den Raum ging, um ihre Tasche zu holen, runzelte Ronon die Stirn und bedachte sie skeptischen Blickes. Er schwieg, doch als Teyla kurz zu ihm sah, wurde ihr klar, dass sie ihn nicht anzulügen brauchte; er schien zu ahnen, dass sie etwas beschäftigte. Tapfer hielt sie seinem bohrenden Blick stand, bis sich Ronons Züge schließlich ebneten und sie sogar ein kleines, wissendes Lächeln in seinem Gesicht zu sehen glaubte.

    „Er war hier, nicht wahr?“, fragte er und bestätigte damit ihren Verdacht. Teyla seufzte. Manchmal verfluchte sie diesen Mann, dass er sie so gut kannte, dass er sie nur ansehen musste, um zu sehen, was ihr fehlte, was sie beschäftigte. Geknickt nickte sie.

    „Er war hier, ja“, bestätigte sie. „Gestern“, fügte sie hinzu. Ronon schwieg, zog jedoch erneut die Stirn kraus, und Teyla senkte, sich ihrer Schuld bewusst, den Blick. Sie hatte weder ihm noch Rodney etwas von Johns überraschendem Besuch am erzählt und wusste jetzt nicht wirklich, was sie sagen sollte. Sie befürchtete, dass Ronon enttäuscht sein würde, dass sie ihm nichts gesagt hatte, doch als sie den Sateder ansah, schlug ihr überraschenderweise Verständnis entgegen, und auch ohne etwas zu sagen, gab Ronon ihr zu verstehen, dass es in Ordnung war, dass er verstand, dass sie nichts weiter sagen musste.

    „Hast Du es ihm gesagt?“, fragte er, statt weiter nachzuhaken und mehr über Johns Besuch in Erfahrung zu bringen. „Dass Du schwanger bist, meine ich.“

    Teyla nickte. „Ja“, antwortete sie, „ich habe es ihm sagen können. Er war ein wenig… überrascht.“ Ein kleines Lächeln huschte über ihre Lippen, als sie an Johns geschockte Reaktion zurückdachte. „Die Nachricht kam wohl sehr unerwartet für ihn“, meinte sie weiter.

    „Gib ihm Zeit“, riet Ronon ihr. „Das sind große Neuigkeiten für ihn. Er wird das erstmal verarbeiten müssen.“

    „Ich befürchte nur, dass ich damit alles noch viel schlimmer gemacht habe“, gab Teyla zu Bedenken. „Er wirkte danach etwas angespannt. Ich kann Ihnen nicht einmal sagen, ob er sich gefreut hat. Es… seine Reaktion war… merkwürdig, und es hat sich nichts geändert. Scheinbar ist es nicht wichtig genug für ihn.“ Sie erschauderte bei den letzten Worten.

    Ronon rümpfte die Nase. „Denkst Du das wirklich? Dass Du und das Baby nicht wichtig für ihn seid?“, wiederholte er. Als Teyla die Lippen aufeinanderkniff und nickte, packte er sie sanft an den Schultern. „Sag das nicht, Teyla. Du weißt doch gar nicht, was in dem Mann vorgeht. Er hat eine schwere Zeit hinter sich. Irgendwann wird er sich schon wieder fangen, glaub mir!“

    „Aber wann?“, entkam es Teyla. „Wann, Ronon? Mir ist klar, dass John Zeit braucht, aber ich brauche ihn jetzt und nicht erst in ein paar Monaten, wenn das Baby auf die Welt kommt. Ich… ich…“
    Der Druck, der sich schon die ganze Zeit über in ihrer Kehle aufgestaut und den sie bis jetzt zu ignorieren versucht hatte, kam als ein lautes, verzweifeltes Schluchzen über ihre Lippen, und plötzlich war Teyla ihren Gefühlen ausgeliefert. Vollkommen losgelöst begann sie zu weinen, lief in Ronons Arme und warf sich an seine warme, breite Brust. Schweigend hielt der Sateder sie, während sie weinte, tätschelte ihre Schulter, als sie in den letzten Zügen am ganzen Leib zu zittern begann. Der ganze Stress der letzten Tage fiel von Teyla in diesem Moment ab und sie gab sich vollends ihren Gefühlen und Emotionen hin, weinte, bis sie keine Tränen mehr hatte und ihre Augen brannten.
    Schniefend löste sie sich schließlich aus der Umarmung und wischte sich über das Gesicht.

    „Danke“, murmelte sie, als Ronon, der in der Zwischenzeit kurz im Badezimmer verschwunden war, mit einem Taschentuch zurückkam und es ihr reichte. „Ich… Ich muss furchtbar aussehen“, versuchte sie leichtatmig zu scherzen, nachdem sie sich geschnäuzt hatte.

    „Du siehst toll aus“, widersprach ihr Freund. Teyla lächelte verlegen und starrte zu Boden. „Hey-“ Ronon legte einen Finger unter ihr Kinn und hob es sachte an- „alles wird gut. Du wirst das nicht allein durchstehen müssen. Ich werd’ bei Dir sein und helfen. Ich und die anderen, okay?“

    Teyla schniefte und nickte. „Das weiß ich doch.“

    „Dann hör endlich auf, so deprimiert zu sein“, sagte Ronon. „Das Traurigsein steht Dir nämlich überhaupt nicht. Und nun komm-“ Er nahm sie bei der Hand und drückte diese sanft- „McKay wartet sicher schon auf uns.“

    „Ja, das wird er wohl“, seufzte Teyla, putzte sich noch einmal die Nase trocken, nahm ihre Tasche und folgte Ronon aus dem Zimmer. Die Türklinke in der Hand haltend, ließ sie den Blick noch ein allerletztes Mal durch den Raum schweifen, ehe sie die Tür endgültig zuzog und abschloss.

    „Weißt Du“, meinte Ronon, als sie nebeneinander Hand in Hand den Gang entlangschlenderten und auf die Aufzüge zusteuerten, „Ronon wäre ein guter Name. Für einen Jungen, aber auch für ein-“

    „Ich werde die Möglichkeit in Betracht ziehen“, unterbrach Teyla ihn schmunzelnd. „Wenn die Zeit kommt“, fügte sie hinzu.

    Ronon grinste. „Ich wollte es nur schon einmal rechtzeitig erwähnt haben“, verteidigte er sich und betrat nach ihr den Aufzug, den sie inzwischen erreicht hatten.

    „Und ob Du das wolltest.“ Teyla schüttelte lächelnd mit dem Kopf und betätigte auf dem Wahltableau den untersten Knopf, worauf sich der gläserne Aufzug elegant in Bewegung setzte. Wenige Sekunden später öffneten sich die Türen mit einem leisen ‚Pling’, und Teyla und Ronon verließen den Aufzug, durchquerten die Hotellobby und hielten noch einmal kurz an der Rezeption, wo Teyla ihren Zimmerschlüssel abgab und freundlich von der jungen, lächelnden Rezeptionistin verabschiedet wurde.
    Rodney wartete im Wagen, den er gegenüber des Hotels geparkt hatte, und war in eine Tageszeitung vertieft, sah aber auf, als er sah, wie seine Freunde das Hotel verließen und die Straße überquerten. Er startete den Motor, aber just in dem Moment, als Teyla den Kofferraum öffnete, um ihre Taschen zu verstauen, hörte sie Ronon ihren Namen rufen. Er fing ihren Blick auf und deutete dann mit seinem kräftigen Kinn auf einen Zeitungsstand auf der gegenüberliegenden Straßenseite, direkt neben dem Eingang ihres Hotels.

    „Teyla, schau“, sagte er leise und in einem Tonfall, der Teyla stutzig werden ließ. Wie ihr geheißen, drehte sie sich um und ließ ihren Blick suchend in die von Ronon angedeutete Richtung schweifen. Wegen der klirrenden Kälte und des anhaltenden Schneefalls waren nach wie vor nur wenige Menschen auf der Straße und den Gehwegen unterwegs, weshalb sie ihn sofort entdeckte; er stand im Schatten des Zeitungsstandes und sah zu ihr und Ronon herüber. Ein Lächeln huschte über seine Lippen, als ihm klar wurde, dass sie ihn entdeckt hatte.

    „John“, flüsterte Teyla und seufzte. Fragend wandte sie sich Ronon zu, der ihr daraufhin einmal kurz zunickte.

    „Geh“, sagte er verständnisvoll. „Wir warten.“

    „Willst Du denn nicht…“ Teyla sah sich um, aber John schien noch immer wie angewurzelt darauf zu warten, dass sie zu ihm herüberkam, auch wenn sein Blick immer mal wieder kurz zu Ronon huschte, als dieser ebenfalls in die Richtung des Soldaten sah.

    Der Sateder schüttelte mit dem Kopf. „Ich denke, er ist wegen Dir hier“, meinte er, nahm ihr die Tasche aus der Hand und verstaute sie im Kofferraum. „Geh, rede mit ihm.“ Teyla schenkte ihrem Freund ein dankbares Lächeln, worauf Ronon ihr aufmunternd die Schulter tätschelte und sich zurückzog, natürlich nicht ohne ein weiteres Mal zu John herüberzusehen und ihm grüßend zu zunicken. Teyla wartete, bis er eingestiegen war, und hörte, als sie sich daran machte, die Straße zu überqueren, Rodney, der John inzwischen ebenfalls entdeckt hatte, heftigst mit dem Sateder diskutieren; er schien nicht zu verstehen, warum Ronon ihn am Aussteigen hindern wollte, und schimpfte wütend auf ihn ein. Teyla beeilte sich, die Straße zu überqueren.

    John empfing sie mit einem Lächeln und einem leisen „Hi“.

    „Hi“, erwiderte sie und gesellte sich zu ihm, unter das, vor dem Schneefall schützende Vordach des Zeitungsstandes.

    „Ihr reist ab?“, fragte John und blickte über ihre Schulter hinweg zu dem Auto, in dem Ronon und Rodney noch immer stritten.

    Teyla nickte. „Ja“, antwortete sie. „Mister Woolsey erwartet uns heute zurück.“

    „Oh, okay.“ Der Soldat gab sich verstehend, aber in seinen haselnussfarbenen Augen blitzte Enttäuschung auf. „Klar, ihr werdet gebraucht.“

    „John“, seufzte Teyla, „was willst Du hier?“

    „Ich wollte Dich nur noch einmal sehen“, gestand er ihr. „Ich… also, nun ja, ich wollte…“ Er brach ab und seufzte, fuhr sich mit der Hand fahrig durchs Haar, das aufgrund der Feuchtigkeit in der Luft sehr eigenartig von seinem Kopf abstand. „Und… ich wollte mich bei Dir… entschuldigen.“

    Teyla schüttelte verwirrt mit dem Kopf. „Das ist schön, aber wofür willst Du Dich entschuldigen?“

    „Dafür, dass ich gestern einfach so gegangen bin“, antwortete John. „Das war falsch von mir, und es tut mir leid, Teyla. Ich… Ich hätte dableiben sollen, das weiß ich jetzt. Bitte, entschuldige.“

    „Du musst Dich nicht entschuldigen, John“, sagte Teyla und lächelte sanft. „Ich kann mir vorstellen, dass das gestern für Dich alles etwas überraschend kam, und ich verurteile Dich nicht dafür.“

    „Überraschend, oh, ja“, wiederholte der Soldat nickend, und ein nervöses Lächeln umspielte seine Mundwinkel. „Ich habe nachgedacht“, meinte er dann aber wieder sehr ernst. „Ich habe die ganze Nacht über das nachgedacht, was Du zu mir gesagt hast.“

    Teylas Miene hellte auf. „Das ist gut.“ Sie versuchte nicht allzu zuversichtlich zu klingen, konnte eine gewisse Euphorie aber nicht aus ihrer Stimme heraushalten. Erwartungsvoll richtete sie ihren Blick auf John, der sich über die Lippen leckte und nach den richtigen Worten zu suchen schien.

    „Hör zu“, begann er und machte einen Schritt auf sie zu, so dass Teyla den Kopf etwas in den Nacken legen musste, um ihn ansehen zu können, „ich will das Beste für Dich und das Baby, aber¬-“ Er hob die Hand und streichelte ihre Wange- „es ist so, wie Du gesagt hast, Teyla. Ich bin nicht mehr der Mann, den Du einmal kennengelernt hast. Ich habe mich verändert, und ich bin mir nicht sicher, ob ich Dir das, was Du brauchst und was Du willst, geben kann.“

    Teyla schüttelte mit dem Kopf, als sie verstand, was er ihr sagen wollte. „Nein, John, das ist nicht wahr! Das habe ich doch einfach nur so gesagt…“

    „Aber Du hattest recht“, sagte er. „Du hattest mit allem recht, Teyla! Glaub mir, ich würde das Dir jetzt nicht sagen, hätte ich mir nicht die Nacht um die Ohren geschlagen, um mich vom Gegenteil zu überzeugen. Doch ich hab’s nicht geschafft! Und Du und ich wissen warum.“

    „Das heißt-“ Teylas Stimme klang rau und kratzig, weshalb sie sich räusperte, ehe sie das aussprach, was sie in Johns Augen geschrieben sah. „Das heißt, Du wirst nicht mit uns mitkommen?“

    John schüttelte mit dem Kopf. „Ich wünschte ich könnte, Tey, aber ich-“

    „Ist... ist in Ordnung“, fiel Teyla ihm ins Wort. „Ich verstehe das.“

    „Es tut mir leid“, hörte sie John sagen und spürte dann auf einmal, wie er einen Finger unter ihr Kinn legte und es sanft hochschob. „Bitte sei mir nicht böse, aber ich kann nicht zurück.“

    Teyla nickte, die Lippen aufeinanderpressend. „Was… was ist mit dem Baby?“, fragte sie mit gepresster Stimme. „Ich schaffe das nicht allein. Ich will, dass es einen Vater hat- ich will, dass es Dich hat, John.“

    Ein zartes Lächeln huschte über Johns Lippen, und er ließ eine Hand zwischen die Hälften ihres Mantels gleiten, berührte ihren darunter verborgen liegenden Bauch sanft, aber vorsichtig. „Alles wird gut werden. Wir werden das hinkriegen“, sagte er. „Versprich mir nur, dass Du gut auf Dich und unser Baby aufpasst, bis es soweit ist“, beschwor er sie, ließ seine Hand schließlich genau über der Stelle verharren, wo er sein ungeborenes Kind heranwachsen vermutete.

    „John…“ Teyla wollte gerade ansetzen, als John den Kopf zur Seite neigte und sie küsste. Der Kuss an sich war weder leidenschaftlich, noch dauerte er besonders lang. Trotzdem sagte John mit diesem Kuss alles. Beruhigt schloss Teyla die Augen, denn sie spürte, dass dieser Kuss zugleich ein Versprechen war, ein Versprechen, dass alles gut werden würde, so wie er gesagt hatte. Sie wusste nicht, wann und wie John dieses Versprechen einlösen würde, aber sie vertraute fest darauf, dass es eines nahen Tages soweit sein würde.

    John beendete den Kuss und lehnte sich zurück, sah sie an, hob dann die Hand und streichelte über ihre Wange. „Versprich es mir, Teyla!“

    Die Athosianerin schluckte und nickte dann. „Ich verspreche es Dir“, gelobte sie, und auf einmal kam ihr ein Gedanke. Hektisch begann sie in ihrer Tasche zu kramen, bis sie fand, was sie suchte. „Hier, nimm“, sagte sie und drückte John das zerknitterte Stück Papier, welches sie, seit sie es von Carson erhalten hatte, stets bei sich getragen hatte, in die Hand. Der Soldat löste den Blick kurz von ihrem Gesicht, um die Abbildung zu betrachten, hielt dann hörbar den Atem an und sah sie mit großen Augen an.

    „Ist das etwa…?“

    Teyla lachte. „Ja, das ist es“, bestätigte sie. „Du kannst es behalten, damit Du es nicht vergisst.“

    „Als ob ich so etwas vergessen würde“, griente John und starrte ergriffen und voller Stolz auf das erste Bild seines Kindes hinab. „Wow, Teyla, das… das ist...“ Plötzlich, jedoch, wurden seine Augen groß und begannen zu blitzen und er sah sie aufgeregt an. „Wird es ein Mädchen oder ein Junge?“, wollte er wissen, sprach dabei so leise, als handele es sich um ein Geheimnis; Teyla tat es fast leid, ihn enttäuschen zu müssen.

    „Das kann man jetzt noch nicht sehen, John“, erklärte sie ihm, worauf seine freudige Miene in sich zusammenstürzte.

    „Oh, wie schade“, meinte er. „Du wirst es mir aber sagen, sobald Du es weißt, oder?“

    „Aber natürlich“, versprach Teyla ihm. „Wenn Du mir sagst, wohin Du als Nächstes gehen wirst?“

    John lächelte. „Pasadena“, antwortete er. „Ist ein Stückchen weg von hier, aber ich denke, dass der Abstand mir ganz gut tun wird. Mein Dad hat meinem Bruder dort ein kleines Stadthaus vermacht; ich denke, dass Dave nichts dagegen hat, wenn ich mich für ein paar Wochen dort einquartiere.“ Er zog nun ebenfalls ein gefaltetes Stück Papier aus der Jackentasche und reichte es ihr; es war eine Adresse in Pasadena. Teyla bedankte sich lächelnd und steckte den Zettel in ihre Tasche, seufzte dann.

    „Ich muss jetzt los“, sagte sie leise.

    „Dann will ich Dich nicht aufhalten“, erwiderte John, zog sie zu sich heran und gab ihr einen allerletzten Kuss. „Pass auf Dich auf, ja?“, hauchte er gegen ihre Lippen, und Teyla nickte. „Versprochen?“

    „Versprochen“, grinste sie und löste sich von ihm. „Also, Pasadena?“

    „Pasadena“, bestätigte John nickend. „Lass mich ja nicht zu lange warten, hörst Du?“

    Teyla lachte und lief los. „Wir werden sehen“, rief sie ihm über ihre Schulter zu und überquerte dann umsichtig die Straße. Am Wagen angekommen, hielt sie noch einmal nach ihm Ausschau, doch er war bereits verschwunden, wie vom Erdboden verschluckt. Dennoch fühlte sich Teyla keineswegs enttäuscht, sondern zuversichtlich. Lächelnd öffnete sie die Tür und stieg in den Wagen ein…
    … nur um sich sofort im Fokus ihrer beiden Freunde wiederzufinden; Ronon lächelte, während Rodney sie entgeistert und mit heruntergeklappter Kinnlade anstarrte.

    „Okay“, meinte er kaum, dass Teyla die Tür geschlossen und den Gurt angelegt hatte, „was war das da gerade?“

    „Wonach sah es denn für Sie aus, Rodney?“, fragte Teyla ihn ruhig.

    „Sie… Sie haben ihn geküsst!“, rief der Kanadier entsetzt. „Ich meine, so richtig geküsst! Aber ich dachte Sie… Und er… Ich meine, Sie beide sind doch… Himmel“, keuchte er, „wieso wusste ich nichts davon?!“

    „Sie müssen halt nicht alles wissen“, antwortete Ronon, was ihm einen eisigen Blick seines Kollegen einbrachte.

    „Lassen Sie mich raten, Sie wussten es? War ja klar.“ Rodney stülpte die Unterlippe vor. „Mir wird so etwas ja nie gesagt. Was ich übrigens nicht fair finde“, setzte er mit erhobenem Zeigefinger nach.

    Teyla lachte, beugte sich vor und klopfte ihm auf die Schulter. „Wir werden das in Zukunft gewiss berücksichtigen, Rodney“, versprach sie ihm.

    „In Ordnung“, grummelte der Wissenschaftler und wandte sich um, startete den Wagen und ordnete sich in den Verkehr ein. „Was hat Sheppard nun eigentlich gesagt, als seine Zunge nicht in Ihrem Hals steckte? Denken Sie, er wird zurückkommen?“, fragte er.

    „Oh ja, ich denke er wird zurückkommen“, antwortete Teyla. „Wenn er soweit ist.“

    „Wenn er soweit ist?“, echote Rodney. „Und wann soll das sein? Der Kerl hatte fast einen Monat Zeit!“

    „McKay“, zischte Ronon.

    „Was denn? Ich mein’ ja nur“, verteidigte der Angeklagte sich und richtete den Blick wieder auf den Verkehr. „Frag’ mich nur, was er jetzt vorhat.“

    Teyla lächelte. „Pasadena“, sagte sie leise und doch laut genug, dass ihre beiden Freunde es hören konnten. Ronon drehte sich zu ihr um und auch Rodney warf ihr im Rückspiegel einen fragenden Blick zu.

    „Wie meinten Sie?“

    „Ach, nichts, Rodney“, winkte sie ab.

    Der Kanadier hob eine Augenbraue, äußerte sich untypischerweise aber nicht weiter dazu. Stattdessen erkundigte er sich nach etwas anderem kaum, dass sie den Freeway in Richtung Stadtmitte erreicht hatten. „Was waren das übrigens für geheime Zettelchen, die Sie beide sich da zugesteckt haben?“

    Ronon lachte leise und auch Teyla schmunzelte.

    „Rodney, ich glaube, es gibt da noch etwas, was Sie wissen sollten.“


    Fortsetzung folgt…


    Ich wünsche euch allen einen guten (und sicheren) Rutsch und ein frohes neues Jahr 2013!
    Geändert von Nyada (13.04.2014 um 21:03 Uhr)


  14. #48
    SGP-Schlafmütze Avatar von feles
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    Oh wie schön! Eine wunderbare Überraschung für den Jahresanfang: Es geht weiter. Und endlich gibt es auch Hoffnung, Gott sei Dank.
    Ich habe auch diesen Abschnitt mit viel Freude gelesen und muss sagen, dass ich Teyla in sehr emotionaler Verfassung tatsächlich nachvollziehbar finde. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass die hormonelle Katastrophe während einer Schwangerschaft wirklich ALLES aus einer Frau machen kann, vor allem ein bedürftiges, nah am Wasser gebautes Etwas. Ohne Schwangerschaft käme mir Teyla doch sehr OC vor. Aber hier passt alles so gut zusammen und dass John eher wegläuft, als sich mit Gefühlsdingen zu beschäftigen ist ja doch sehr bekannt. Ich bin ja so gespannt auf welchen Wegen die Beiden sich noch begegnen bis sich endlich alles klärt.
    Ich unterstelle Dir jetzt einfach mal, dass Du ein gutes Ende für die Beiden im Sinn hast. (Wehe wenn nicht!).
    Vielen Dank für Teilen Deiner Geschichte!
    Ronon: Your planet's weird.
    Sheppard: You can say that again.

  15. Danke sagten:


  16. #49
    Die nach den Sternen greift Avatar von Ailya
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    So, nun bin auch ich endlich dazu gekommen, das neue Kapitel zu lesen. Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat, aber ich war einfach mal so frech und habe mir erst mal schön dreieinhalb Wochen Urlaub genommen. Nun bin ich aber wieder zurück, und ich habe mich sehr gefreut, als ich gesehen habe, dass das neue Kapitel inzwischen online ist.

    Ich muss gestehen, dass ich geahnt habe, dass John nicht nach Atlantis zurückgeht. Ich weiß nicht warum, ich hatte irgendwie dieses Gefühl. Es wäre zu einfach für dich gewesen, jetzt schon ein Happy End zu schreiben. Die Dramaqueen in dir hätte das nie zugelassen.
    Stattdessen nimmt er nun noch mehr Abstand; ich hab's gegoogelt- San Francisco und Pasadena liegen fast 560 Kilometer voneinander entfernt. Das nenne ich mal einen ordentlichen Abstand! Ich bezweifle jedoch, dass John sein Glück dort finden wird. Vernünftig kann man ihn nicht nennen. Es überrascht mich auch, dass er einfach so geht, ohne an Teyla und sein Kind zu denken. Schwere Situation hin oder her, ein Mann sollte niemals seine Familie im Stich lassen, und von einem John Sheppard hätte ich so etwas wirklich nicht erwartet. Ich bin echt gespannt, wie du das regeln wirst. Ich kann es kaum noch abwarten!

    Was mir an dem neuen Kapitel auch gut gefallen hat, war die Interaktion zwischen Teyla und Ronon- wie Bruder und Schwester die beiden. Schön, dass Teyla trotz allem jemanden hat, auf den sie sich verlassen kann. Und Ronon ist dieser jemand.

    „Wissen Sie“, meinte Ronon, als sie nebeneinander Hand in Hand den Gang entlangschlenderten und auf die Aufzüge zusteuerten, „Ronon wäre ein guter Name. Für einen Jungen, aber auch für ein-“
    Er versucht es immer wieder, was? Na, mal schauen, ob sich Teyla dieses Mal erweichen lässt.

    Vielen Dank fürs Lesen lassen und hoffentlich bis bald!
    LG, deine Ally

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  18. #50
    zigtausend Jahre alt ... ;-) Avatar von John's Chaya
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    Man, hatte ich ein Glück, da gab es so viel nachzulesen für mich. Da brauchte ich wenigstens nicht so lange auf die nächsten Kapitel zu warten. Soso, John hatte mal wieder eine wunderschöne Nacht mit Teyla. Es scheint, er fängt sich so langsam wieder, seit dem Gespräch mit Misses Lorne. Schön, dass er für Teyla und sein Baby da sein möchte, dass er dazu steht. Toll ist auch, wie Ronon Teyla beisteht, so einen Freund hätte ich auch gerne. Armer Rodney, da hat er mal wieder so viel einfach nicht mitbekommen. Ich hoffe wirklich, dass Teylas Ahnung nicht trügt und alles wieder gut wird. Ich hoffe so sehr, dass John wieder nach Atlantis kommt. Dankeschön für die schönen Kapitel!

    Ich bin zu alt, um nur zu spielen, zu jung, um ohne Wunsch zu sein.

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  20. #51
    Mama, im Dienste Ihrer Majestäten Avatar von Nyada
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    Standard Kapitel Dreizehn

    A/N: Das Gute erst einmal vorweg: Ich lebe noch, yippie, und es geht mir den Umständen entsprechend gut. Tut mir leid, dass ich mich in letzter Zeit so rar gemacht habe, aber ich hatte ein wenig mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen, bin jetzt aber weitgehend über den Berg und hoffe, dass es auch so bleibt und ich jetzt wieder voll durchstarten kann*grins*.

    Den Anfang mache ich heute mit einem neuen Kapitel, an dem ich eine gefühlte Ewigkeit gearbeitet habe; es wollte einfach nichts so werden, wie ich es wollte, und dann kam noch eine Ideenflaute der besonders üblen Art hinzu und das Chaos war perfekt. Naja, ich hoffe, dass ich mir bei den kommenden Kapiteln nicht jeden Satz aus den Fingern saugen muss, sondern dass es wieder etwas flotter geht. Verspechen kann ich nichts, aber ich versuche mein Bestes!

    Nun denn, dass sollte erst einmal genügen. Ich wünsche euch jetzt ganz viel Spaß beim Lesen und freue mich schon auf eure Kommentare.
    Liebe Grüße, eure
    Moni


    Kapitel Dreizehn


    Der Himmel hatte sich zugezogen und der Wind, der ihm ins Gesicht blies, als er ins Freie trat, war frisch. Er hob den Kopf an, ließ seinen Blick gen Westen schweifen und sah in der Ferne einen hellen, gezackten Blitz über den wolkenverhangenen Himmel zucken. Nur wenige Sekunden später folgte ein dunkles, bedrohlich klingendes Grollen. Er hatte nicht mitgezählt, schätzte aber, dass das Unwetter weniger als fünf Kilometer von ihnen entfernt sein musste. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis es sie erreichen würde.
    Er wandte sich um und betrachtete nachdenklich den Aufbau, in dem sie Schutz gesucht hatten, eine schlichte, aus Brettern gefertigte Waldhütte mit Löchern in den Wänden und einem abgewetzten, im Wind flatternden Tierfell statt einer befestigten Tür. Nicht gerade vertrauenserweckend und bei Weitem nicht das, was er unter einem sicheren Unterschlupf verstand, aber das Einzige, was sie hatten finden können. Ob es dem aufziehenden Sturm standhalten könnte? Er bezweifelte es stark, hoffte, dass man sie vorher fand, sodass sie es nicht herausfinden mussten.

    „Wie… sieht es… aus, S…Sir?“, erklang die schwache Stimme seines Kameraden hinter ihm, als er in die Hütte zurückkehrte. Mit dem Rücken gegen eine umgestürzte Kiste lehnend, bewegte sich Evan Lorne auf dem schmalen Grad zwischen Wachsein und Ohnmacht. Sein Atem ging schwer, sein Brustkorb hob sich unregelmäßig und begleitet von einem rasselnden, besorgniserregenden Geräusch.

    „Da braut sich ganz schön was zusammen“, informierte er den verwundeten Soldaten und machte sich daran den improvisierten Verband des Majors zu kontrollieren. „Verdammt“, presste er leise zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, als er die mit dunkelrotem Blut getränkte Gaze sah.

    „So… schlimm?“, röchelte Lorne. Seine blutverkrusteten Mundwinkel zuckten, ein jämmerlicher und vor allem ein erfolgloser Versuch, ein Lächeln zustande zu bringen.

    „Sparen Sie Ihre Kräfte, Lorne“, schalt er ihn daher. „Sie werden Sie noch brauchen.“

    Der Major nickte, schloss für einen kurzen Moment die Augen und seufzte gedehnt. Dann, mit leiser, kaum zu hörender Stimme: „Sie… werden nicht… rechzeitig hier sein.“

    „Sagen Sie nicht so etwas, Major. Natürlich werden Sie rechtzeitig hier sein. Sie werden sehen, in ein paar Tagen, wenn’s Ihnen wieder besser geht, werden wir über das alles hier lachen.“

    „Sir….“

    „Sie
    werden rechtzeitig hier sein“, wiederholte er im Brustton der Überzeugung und presste eine Hand auf die noch immer blutende Wunde des Majors, während er in der Innentasche seiner Weste nach einem Päckchen frischer Gaze fischte. Rasch wechselte er die Gaze und legte mit gekonnten Handgriffen einen Druckverband an, fluchte leise, als er bemerkte, wie das unaufhörlich aus der Wunde quellende Blut die dünne Gaze binnen Sekunden tränkte. Schweiß trat ihm auf die Stirn. Verdammt, dachte er, verdammt, verdammt, verdammt, nein. Er versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie Ernst die Lage war, doch Evan Lorne musste sein miserables Pokerface durchschaut haben, denn als er seinen Namen rief und er ihn daraufhin ansah, bedachte sein Kamerad in mit diesem einen Blick, den er nie mehr vergessen würde.

    „John-“ Es war das erste Mal, dass Evan Lorne ihn bei seinem Vornamen ansprach-„lassen… Sie es… gut sein.“

    Er schüttelte mit dem Kopf. „Sie werden mir hier draußen nicht sterben, hören Sie?“ Entschlossen versuchte er nun mit beiden Händen die Blutung zumindest etwas zu mindern, wenngleich er wusste, dass der Major recht hatte. „Sie sterben mir nicht. Nicht heute, verstanden, Lorne?“

    „S…Sir?“ Seine Stimme war nicht mehr als ein heiseres Flüstern. Das Atmen bereitete ihm arge Schwierigkeiten, die Schmerzen hatten sein Gesicht gezeichnet. „S…Sir?“, versuchte er es ein weiteres Mal.

    Nein, nein, nein, dachte er, nein. Er kniff die Lippen aufeinander und begegnete dem trüben Blick seines Kameraden. „Was?“

    Lornes Körper erbebte. Schweiß trat aus seinen Poren, Schweißtropfen so dick wie Blut. Eine kurze Pause. Ein Keuchen. Ein Röcheln. Dann, schwach, aber durchaus verständlich: „S…sagen S…Sie L…Kathleen…“

    „Nein“, schnitt er ihm barsch das Wort ab. „Nein, verdammt, nein! Das werde ich nicht tun!“

    „S…Sir…“

    Er schüttelte mit dem Kopf. „Nichts da ‚Sir’! Ich werde das nicht tun, haben Sie das verstanden? Sie werden es ihr schön selbst sagen, okay?“ Schweigen, keine Antwort. Schluckend sah er Lorne an, der mit trüben, blauen Augen zu ihm aufsah, Augen voller Enttäuschung, Angst vor dem Kommenden, Furcht. Er sagte nichts, dennoch sprach sein Blick mehr als tausend Worte, tausend Worte zu viel.

    „Ich werde es ihr nicht sagen“, wiederholte er mit vor unterdrückter Wut zitternder Stimme. „Sie werden es ihr selbst sagen, verstanden, Major? Sie werden es ihr verdammt nochmal selbst sagen, wenn Sie zwei bald vor dem Altar stehen! Haben Sie mich gehört? Sie werden jetzt nicht sterben! Verdammt, das ist ein Befehl!“

    Ein Lächeln stahl sich über die blutleeren Lippen seines Kameraden. „J…John?“, flüsterte er.

    Schluckend sah er auf. „Ja?“

    „S…Sie sind e…ein g…guter M…Mann, J…John. Es… es w… war mir e…eine E…Ehre…“

    „Nein!“, herrschte er ihn an. „Nein, verdammt, das sagen Sie jetzt nicht, ja? Scheiße, sagen Sie das jetzt nicht, sonst schwöre ich Ihnen bei Gott, dass ich Sie die gottverdammten Böden der Mannschaftsquartiere mit der Zahnbürste schrubben lassen werde, wenn das hier vorbei ist! Haben Sie mich verstanden?“

    Wieder ein Lächeln. „S…Sie sind ein g…guter M…Mann, J…John.“ Ein letzter röchelnder Atemzug. Ein letztes Blitzen in den vergehenden meeresblauen Augen. John hielt den Blick des sterbenden Soldaten für ein paar endlos erscheinende Sekunden, die Hände weiter auf die blutende Wunde pressend. Lorne lächelte, doch sein Blick war leer. Langsam drehte er den Kopf zur Seite und es erschien fast so, als blickte er ein allerletztes Mal aus dem Fenster.
    Danach ging es schnell, Schlag auf Schlag und dann, plötzlich, war es vorbei. Evan Lornes Blick wurde starr, seine Lippen hörten auf zu beben, sein Brustkorb auf sich zu heben. Ein allerletzter Atemzug, dann spürte John den Körper unter seinen Händen erschlaffen und in sich zusammensinken. Das Blut hörte auf zu fließen und Evan Lorne zu leben.

    John seufzte und schloss die Augen, ballte die Hände in der Wunde zu Fäusten, spürte das warme Blut seines toten Kameraden durch seine Finger rinnen.



    Der Traum endete mit einem kehligen Schrei, den John ganz offensichtlich selbst ausgestoßen hatte, als er schweißgebadet aus dem Schlaf hochschreckte. Keuchend setzte er sich auf, der Stoff seines Shirts an seinem schweißnassen Körper, seinem Rücken, seiner Brust, klebend. Zutiefst beunruhigend von den Geschehnissen in seinem Traum, rieb sich John am ganzen Leib zitternd über sein erhitztes Gesicht und atmete ein paar Mal tief ein und wieder aus. Ganz ruhig, John, sagte er sich, versuchte sich selbst und seinen rasenden Herzschlag zu beruhigen. Ganz ruhig, alter Junge, es war nur ein Traum, nur ein verdammt realistischer Traum, kein Grund zur Panik. Es ist alles in Ordnung.

    Draußen blitzte und donnerte es, und John zuckte unwillkürlich zusammen, als ein Blitz das Schlafzimmer für wenige Sekunden taghell erleuchtete. Ein Gewitter zog über die Stadt hinweg, und es regnete und stürmte nun schon seit Stunden, seit er zu Bett gegangen war. John hörte die schweren Tropfen auf das Dach niederprasseln, und der Wind pfiff durch jede Ritze des Hauses und ließ die Äste des Baumes, der hinter dem Haus im Garten stand, gegen das Schlafzimmerfenster und die Hauswand peitschen. Vergeblich hatte er in dieser Geräuschkulisse einzuschlafen versucht, sich von einer Seite auf die andere und vom Rücken auf den Bauch gerollt, zur Decke hinaufgestarrt und Däumchen gedreht. Eine ganze Stunde hatte es gedauert, bis sein Körper den Kampf gegen die Müdigkeit aufgab, und er endlich eingeschlafen war.

    Nur kurz darauf hatte er zu träumen begonnen.

    John blies die Wangen auf, entließ zischend den darin gefangenen Atem und rieb sich wieder und wieder über sein verschwitztes Gesicht. Sein Herz pumpte noch immer kräftig in seiner Brust, und er spürte das ausgeschüttete Adrenalin durch seinen ganzen Körper pulsen. Dass er zitterte, bemerkte er erst, als er sich gegen das Kopfteil des Bettes zurückfallen ließ, sich auf seine Handflächen stützen wollte und seine Arme zu schmerzen begannen. Es war nur ein Traum, sagte er sich wieder und wieder, nur ein Traum, John. Stets dieselben beschwörenden Worte, bis er nach geraumer Zeit merkte, dass er langsam, aber sicher etwas ruhiger wurde und sich entspannte. Das Klingeln in seinen Ohren war nur noch ein sehr weit entferntes Fiepen, als er schließlich die Beine über die Bettkante schwang und sich aufrichtete.

    Er verließ das Schlafzimmer und tapste barfuss den stockdusteren Flur entlang, eine Hand tastend ausgestreckt, um nicht aus Versehen gegen eine der vielen Kisten zu laufen, die er rechts und links auf dem Flur aufgereiht und gestapelt hatte und die seine wenigen Habseligkeiten beinhalteten, die er mit nach Pasadena nehmen würde. Unbeschadet erreichte er die Treppe, stieg sie hinab und steuerte auf die kleine Küche zu, stieß die Tür auf und schaltete das Licht an. Getrieben von dem Brand in seiner staubtrockenen Kehle hielt er schnurstracks auf den Wasserhahn zu, schnappte sich im Vorbeigehen ein Glas von der Theke und füllte es randvoll mit eiskaltem Wasser. Gierig kippte er sich die Flüssigkeit in seinen Schlund, seufzte, als der Brand gelöscht wurde.

    Draußen blitzte es erneut. John stellte das Glas beiseite, trat ans Fenster und blickte auf den von Regen triefenden Laubvorhang hinaus- nicht, dass er viel erkennen konnte. Es war mitten in der Nacht, drei Uhr sechsundzwanzig leuchtete es ihm von der Digitalanzeige der Mikrowelle entgegen. John seufzte. Er sollte wirklich etwas schlafen, aber er bezweifelte, dass es ihm jetzt noch einmal gelingen würde.
    Es war nicht das erste Mal, dass er mitten in der Nacht von einem Alptraum aus dem Schlaf gerissen wurde, und diese Tatsache beunruhigte ihn zusehends. Die Anzahl der Träume hatte, seit er vor ein paar Wochen hier angekommen war, drastisch zugenommen, und John hatte das Gefühl, dass sie von Mal zu Mal realistischer wurden. Er spürte, wie sie ihm an die Substanz gingen, wie sie an seinen Nerven nagten, und wie er sich davor fürchtete, einzuschlafen, etwas, was er noch nie zuvor in seinem Leben getan hatte.
    Der Inhalt der Träume war nicht immer derselbe, doch es war jedes Mal ein Alptraum, dessen Intensität John den Atem raubte und ihn um seine Kraft und meistens auch um seinen Schlaf brachte. Die Bilder waren so realistisch, so schwer von der Wirklichkeit zu unterschieden und so tiefgehend, so… so…

    John spürte, wie sein Herz sich in seiner Brust zusammenzog. Er stellte rasch sein Glas ab und musste sich an der Arbeitsplatte festhalten, als auf einmal auch seine Beine den Dienst zu quittieren drohten. Nur ein Traum, es war nur ein Traum, alter Junge. Ein Traum, der, so sehr er es auch zu beschönigen versuchte, auf eine wahre Begebenheit zurückzuführen war, auf ein wahres Ereignis, das wirklich stattgefunden hatte- eine Tatsache, die ihn jedes Mal erneut aus der Fassung zu bringen drohte, wenn er daran dachte.

    Sechs Monate waren seither vergangen, sechs lange, lange Monate, ein halbes Jahr, indem es ihm weder gelungen war, darüber hinwegzukommen, noch sich davon zu überzeugen, dass nicht er den tragischen Tod von Evan Lorne zu verschulden hatte. Es war ein Unfall gewesen, und John wusste das, entgegen der Annahme seiner Freunde und Kollegen, die sich sicher waren, dass er es nicht tat. Ja, John wusste, dass es ein Unfall gewesen war, den man niemals hätte voraussehen können. Das war nun einmal das Risiko ihres Berufs; jedes Mal, wenn man das Gate durchquerte, lief man Gefahr, nicht wieder zurückzukehren. Viele Männer und Frauen waren von diesem Schicksal heimgesucht worden, und auch seine Wenigkeit war mehr als nur einmal nur knapp mit dem Leben davongekommen.

    Evan Lornes Tod, hingegen, hatte nicht verhindert werden können; es war ein Unfall gewesen, ein Schuss aus dem Hinterhalt während eines Einsatzes, nichts ungewöhnliches und bedauerlicherweise etwas, mit dem stets gerechnet werden musste.
    Ein Unfall, ein schrecklicher, nicht vorhersehbarer Unfall- ja, das war es gewesen, und John wusste das.
    Dennoch konnte er nicht damit aufhören, sich selbst die Schuld dafür zu geben, wenngleich er wusste, dass dem nicht so war.
    Er hätte es nicht verhindern können, dass Major Evan Lorne während dieses Einsatzes ums Leben kam, aber er hätte es verhindern sollen. Es war seine Aufgabe gewesen, und er hatte kläglich versagt.

    Es blitzte und kurz darauf ließ ein lautes Donnergrollen die Hauswände erzittern. John presste die Lippen zu einer dünnen Linie zusammen, schaute aus dem Fenster und musterte die dunkle Wolkenwand, die sich am Himmel kilometerweit auftürmte nachdenklich. Wie an jenem Tag, dachte er traurig, machte dann kehrt, schaltete das Licht aus und verließ die Küche. Obschon er bezweifelte, dass es ihm gelingen würde, in dieser Nacht noch einmal einzuschlafen, kehrte er in sein Schlafzimmer zurück, tapste über den Teppichboden, kletterte ins Bett zurück und zog sich die Bettdecke bis unter das Kinn hoch. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er zur Zimmerdecke hinauf und lauschte dem Unwetter, das draußen tobte.

    Drei Stunden später stand er auf, ohne ein Auge zu getan zuhaben, und schlurfte zerknirscht in die Küche, um sich einen Kaffee zu machen, der ihn hoffentlich für den anstehenden Tag wappnete.


    ooOOoo


    „Und wenn Sie mir nun bitte folgen würden; ich möchte Ihnen gern noch das Obergeschoss zeigen. Glauben Sie mir, die Aussicht, die Sie von dort aus haben, ist atemberaubend.“ Die blonde Maklerin hatte ihr strahlendstes Lächeln aufgesetzt, welches seine Wirkung nicht verfehlte; das junge Interessentenpaar folgte ihr bereitwillig aus dem Wohnzimmer hinaus auf den Flur und ließ sich anschließend von ihr die breite Wendeltreppe hinauflotsen.

    „Gehen Sie ruhig schon einmal vor“, rief Irene Caffrey- so hieß die Maklerin- den beiden trällernd hinterher. „Schauen Sie sich um; ich werde sofort nachkommen.“ Sagte es und drehte sich zu John um, der als Letzter das Wohnzimmer verlassen hatte und nun mit neutraler Miene dem jungen Paar hinterher blickte, das sich enthusiastisch daran machte, das Obergeschoss des Hauses zu erkunden.

    „Und, was denken Sie?“ Erwartungsvoll blickte die Maklerin ihn an.

    John runzelte die Stirn. „Die beiden sind… nett.“

    „Nett?“ Irene lächelte milde. „Ich hatte mir eigentlich etwas mehr erhofft, als ‚nett’, John. Gefallen sie Ihnen denn überhaupt nicht?“

    „Doch“, winkte John ab, „es ist nur…“ Er gestikulierte mit beiden Händen, doch das Wort, das er suchte, wollte einfach nicht über seine Lippen kommen, weshalb er seufzte. „Ich weiß auch nicht.“

    Sein Gegenüber lächelte noch immer. „Sie sind ziemlich schwer zufrieden zu stellen, wissen Sie das eigentlich?“

    „Ja, ich weiß“, bestätigte John und schenkte ihr ein verlegenes Grinsen. „Tut mir leid“, meinte er dann. „Sie geben sich solche Mühe, jemanden für dieses Haus zu finden, und ich versaue es Ihnen jedes Mal.“

    Irene lachte. „Das ist mein Job, John, und glauben Sie mir, ich hatte schon mit weitaus schlimmeren Verkäufern zu tun; sie sind noch human dagegen. Also, keine Sorge“, beruhigte sie ihn. „Ich habe ein ziemlich gutes Gefühl bei den beiden“, fügte sie hinzu und deutete mit dem Kinn die Treppe hinauf.

    „Wenn Sie das sagen.“ John lächelte. „Lassen Sie uns rauf gehen. Bitte nach Ihnen“, sagte er und überließ der Maklerin galant den Vortritt. Sie schenkte ihm ein kleines Lächeln und einen koketten Augenaufschlag, schritt dann vor ihm die Treppe empor. John wollte ihr gerade folgen, als er hinter sich hörte, wie die Haustür geöffnet wurde und jemand den Flur betrat. Er drehte sich um… und erstarrte.

    Oh, nein.

    „Oh, guten Tag.“ Irene hatte den Neuankömmling ebenfalls entdeckt, sich auf der Treppenstufe umgedreht und lächelte nun. „Können wir Ihnen behilflich sein, Miss?“, fragte sie.

    John blinzelte. „Nancy?“

    „Hallo, John.“ Seine Exfrau lächelte nervös.

    „Oh, Sie beide kennen sich?“ Irenes Blick sprang zwischen John und Nancy hin und her, die sich überrascht anstarrten und keinen Zentimeter rührten. „Okay.“ Die Maklerin begriff schnell, was nicht weiter schwer war, stand die Anspannung ihrem Kunden doch ins Gesicht geschrieben. „Ich werde mal nach unserem jungen Paar sehen“, informierte sie John leise, drehte sich, ohne seine Antwort abzuwarten, um und flitzte auf ihren roten, verboten hohen High Heels die letzten Treppenstufen hinauf.

    „Ich komme gleich nach“, rief John ihr hinterher, was Irene mit einem kurzen Nicken quittierte. Dann war sie verschwunden; John hörte, wie sie den Flur entlang stöckelte und schließlich das Zimmer betrat, in dem sich das Interessentenpaar an der ‚atemberaubenden’ Aussicht auf den San Francisco Bay ergötzte. Die Tür wurde geschlossen, Stille trat ein, und das einzige, was John nun hörte, war sein schneller Herzschlag und sein nervöses Atmen.

    „Hey.“

    „Hey“, erwiderte Nancy, die sich keinen Millimeter vom Fleck gerührt hatte. Sie lächelte dünn. „Du verkaufst?“, fragte sie schließlich leise.

    John nickte. „Ja, es wird Zeit.“

    „Ja, das wird es wohl“, entgegnete sie und legte die Hände fester um die Trageschlaufen ihrer roten Handtasche, klammerte sich beinahe daran. „Ich… ich war gerade in der Gegend und habe das Schild gesehen“, erklärte sie.

    „Bist Du etwa interessiert?“, griente John, biss sich sogleich aber in die Innenseite seiner Wange, als er sah, wie Nancys Miene sich veränderte. Ihr Lächeln fiel in sich zusammen und ein trauriges Funkeln trat in ihre braunen Augen. „’Tschuldigung“, murmelte er. „Das war unpassend.“

    „Schon gut“, winkte seine Exfrau ab und bewegte sich endlich auf die Treppe zu. „Du verkaufst also“, wiederholte sie. John nickte. „Wohin wirst Du als Nächstes gehen?“, erkundigte sie sich.

    „Pasadena“, antwortete John, ohne zu Zögern. „In Dads altes Stadthaus.“

    „Oh, okay.“ Nancy senkte den Blick und starrte auf die blitzblank polierten Spitzen ihrer schwarzen Lackpumps hinab.

    „Nance“, rief John sie, und sie sah auf, „ist alles okay?“

    Seine Exfrau schluckte, lächelte dann aber. „Ja, natürlich. Es… es ist nur komisch nach all diesen Jahren jetzt auf einmal zu wissen, dass Du wirklich verkaufst. Ich hatte eigentlich schon viel früher damit gerechnet. Trotzdem bin ich jetzt etwas überrascht.“

    „Etwas?“, echote John.

    „Etwas“, bestätigte Nancy. „Ich hatte nie angenommen, dass Du es übers Herz bringst. Dieses Haus hat Dir immer so viel bedeutet, und nach allem, was-“ Sie brach ab, schluckte erneut. John, der ganz genau wusste, worauf sie hinauswollte, nickte.

    „Ja, ich weiß“, sagte er. „Es ging mir eine Zeitlang genauso.“

    Nancy schwieg, aber John konnte Zustimmung in ihren Augen erkennen. Als sie schließlich einen Schritt zurückmachte, kam es ihm vor, als hätten sie einander für Stunden in die Augen gesehen.

    „Ich sollte gehen“, hörte er Nancy leise sagen. Nein, geh noch nicht, bitte, rief eine Stimme in Johns Unterbewusstsein, doch anstatt sie aufzuhalten und zu bitten, noch nicht zu gehen, schwieg er und nickte.

    „Du fährst nach Washington zurück?“, presste er hervor.

    „Ja“, antwortete Nancy.

    „Heute?“

    Wieder lautete ihre Antwort ja. „Grants Eltern haben uns morgen zum Dinner eingeladen“, fügte sie hinzu. „Und außerdem wartet bestimmt schon ein riesiger Batzen Papierkram auf mich.“

    „Ich hasse Papierkram“, grummelte John, und Nancy lächelte.

    „Oh, ja, ich glaube mir daran erinnern zu können“, erwiderte sie. Sekunden später war ihr Lächeln verschwunden und sie sah ihn ernst an. „Na dann“, murmelte sie. „Es war schön Dich noch einmal zu sehen, John.“

    „Ja, Dich auch.“ John stieg die Treppe hinab. „Fahr vorsichtig.“

    „Ich fahr immer vorsichtig, John“, erinnerte Nancy ihn.

    „Und grüß Grant von mir.“

    Sie lachte und schüttelte gleichzeitig mit dem Kopf. „Ich denke nicht, dass Du das wirklich willst. Das gebietet Dir nur Deine Höflichkeit.“

    John schnitt eine Grimasse. „Ertappt“, seufzte er. „Grüß ihn trotzdem.“

    „Werde ich machen“, versprach Nancy ihm, und ehe John wusste, was geschah, trat sie auf ihn zu, legte ihm eine Hand auf den Arm, stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn zärtlich auf die Wange.

    „Pass auf Dich auf, okay?“

    „Kann ich nicht versprechen“, antwortete er flüsternd und schlang die Arme um sie, zog sie an sich und umarmte sie kurz und vorsichtig, fast so, als täte er damit etwas Unrechtes.

    Nancy lachte leise. „Wieso nur wusste ich, dass Du das jetzt kommt?“, fragte sie, als sie sich von ihm löste. „Du änderst Dich wirklich nie, oder?“

    „Oh, wenn Du wüsstest“, widersprach John. „Du würdest Dich wundern.“ Seine Exfrau kniff neugierig die Augen zusammen, sagte jedoch nichts. Sie hob die Hand und winkte ihm zum Abschied zu, als sie kehrt machte und auf die Haustür zumarschierte.

    „Nancy?“

    Die Angesprochene blieb stehen und drehte sich zu ihm um. „Ja?“

    „Ich…“ John fuhr sich durchs Haar, als er auf sie zutrat und sie ansah. „Ich… weiß echt nicht, wie ich das jetzt sagen soll, aber…“ Er leckte sich mit der Spitze seiner Zunge über die Unterlippe, so wie er es immer tat, wenn er nervös war und nicht weiter wusste. „Ich… Es… Worauf ich hinaus möchte… Das, was zwischen uns passiert ist…“

    Nancy öffnete leicht den Mund, als sie begriff, was er meinte. Ihre Augen weiteten sich, und für einen Moment befürchtete John das Schlimmste, doch dann stahl sich plötzlich ein mildes Lächeln auf die Lippen seiner Exfrau.

    „Es ist nichts passiert, John“, sagte sie langsam. „Mach Dir keinen Kopf. Es ist okay.“

    „Das, was passiert ist…“ John sah sie an. „Ähm, das… das hätte nicht passieren dürfen, ich meine-“

    „Nein, vermutlich nicht“, erwiderte Nancy. „Aber, wie gesagt, es ist okay.“

    „Wirklich?“, fragte der Soldat nervös. „Es ist nämlich so, dass-“

    „John“, unterbrach sie ihn. „Es ist okay. Wirklich.“

    „Oh… okay.“ Ein erleichtertes Seufzen entrann Johns Kehle. „Du… Du bist also nicht… sauer deswegen?“, fragte er unsicher.

    Nancy schüttelte mit dem Kopf. „Nein“, sagte sie, „es ist ja nichts weiter passiert. Ich denke, wir sollten es einfach vergessen, in Ordnung?“

    „Ja, in Ordnung“, bestätigte John.

    „Gut.“ Nancy lächelte und öffnete die Haustür, drehte sich jedoch noch ein letztes Mal um und ließ ihren Blick über Johns Schulter hinweg, durch den Flur und die Treppe hinaufschweifen.

    „Ich werde dieses Haus irgendwie vermissen.“

    „Ja, ich auch“, pflichtete John ihr bei.

    „Ich kann immer noch nicht glauben, dass Du es wirklich verkaufst.“ Ein Ausdruck von Melancholie trat in Nancys Gesicht, als sie sich ihrem Exmann zuwandte und ihn unverwandt ansah. „Warum?“, fragte sie plötzlich.

    „Wie bitte?“

    „Du hast mir noch nicht gesagt, warum Du verkaufst, John“, antwortete Nancy. „Warum? Und warum ausgerechnet jetzt?“

    Der Soldat zuckte mit den Achseln. „Ich denke, es ist an der Zeit, mit der Vergangenheit abzuschließen“, sagte er. „Und außerdem glaube ich, dass es besser wäre, wenn ich von hier wegkäme.“ Er seufzte. „Ich muss raus, Nancy. Es… Es ist zu viel passiert, als dass ich einfach so hierbleiben könnte. Es gibt Dinge… Leute, die ich gerne… vergessen möchte. Und das kann ich hier nicht.“

    „Dinge… Leute.“ Nancy runzelte die Stirn. „Gehört sie dazu?“ John zuckte zusammen, als er seine Exfrau von ihr sprechen hörte, Teyla. Seine Gedanken wanderten kurz zu der Athosianerin, und er musste lächeln, als ihr hübsches Gesicht und ihr bezauberndes Lächeln vor seinem geistigen Auge auftauchte. Er dachte an ihre vorletzte Begegnung, wie sie ihm im Hotelzimmer um den Hals gefallen war, erleichtert darüber, dass er sie nicht verlassen hatte. Er erinnerte sich, wie er mit ihr geschlafen hatte, an ihr Gesicht, als sie gekommen war, ihre lustverzerrte Miene, ihr Stöhnen, ihr Winseln und die Art, wie sie seinen Namen gekeucht hatte.
    Und er erinnerte sich an den Moment, als sie ihm sagte, dass sie schwanger sei. Ja, er erinnerte sich genau und an alles. An das Funkeln in ihren braunen Augen, als sie es ihm sagte, und an das merkwürdige, aber angenehme flatternde Gefühl in seiner Brust, als ihm bewusst wurde, was ihre Worte für sie beide bedeuteten, und als er überrascht und erfreut zugleich begriff, dass er Vater werden würde. Er erinnerte sich an alles.

    „Nein“, antwortete er daher, „sie-“ Sein Herz krampfte sich in seiner Brust zusammen- „gehört nicht dazu.“

    Nancy lächelte. „Du liebst sie, nicht wahr?“ Sie hatte ihm diese Frage schon einmal gestellt, und auch dieses Mal wusste John nicht wirklich, was er darauf antworten sollte. Es war… kompliziert, aber er wollte diesen Satz nicht schon wieder zu seiner Antwort machen. Er runzelte die Stirn und dachte kurz nach, ehe er beschloss, einfach auf das zu hören, was sein Herz ihm sagte, auch wenn er es nicht wirklich verstand.

    „Vielleicht“, sagte er langsam. „Ich… weiß es ehrlich gesagt nicht.“ Es ist kompliziert, fügte er in Gedanken hinzu.

    „Ich hoffe nur, dass es Dir eines Tages klar wird. Frauen sind nicht gerade geduldig, was dieses Thema angeht.“ John wusste, dass Nancy scherzte, dennoch gingen ihm ihre Wort durch und durch. Er nickte, wohl wissend, dass sie auf eine Art und Weise recht mit ihrem Rat hatte.

    „Ja, das hoffe ich auch“, erwiderte er.

    Nancy schmunzelte und küsste ihn ein erneutes und allerletztes Mal auf die Wange, ehe sie auf die überdachte Veranda des Hauses hinaustrat. John folgte ihr, blieb aber in der Tür stehen.

    „Na, dann.“

    „Na, dann.“ Nancy legte den Kopf auf die Seite. „Machs gut, John.“

    „Du auch“, erwiderte er und blickte ihr hinterher, als sie zu ihrem kirschroten Cabriolet schlenderte, das am Straßenrand parkte. Sie winkte ihm noch einmal zu, bevor sie einstieg, den Wagen startete und mit knatterndem Motor davonfuhr. Johns Blick folgte ihrem Wagen, bis dieser um die Ecke bog und aus seinem Sichtfeld verschwand. Dennoch vergingen etliche Minuten, bis er ins Haus zurückkehrte und sich auf die Suche nach der Maklerin Irene Caffrey und dem jungen Paar, das Interesse zeigte, das Haus zu kaufen, machte.

    Er fand sie im Obergeschoss, auf dem Balkon des ehemaligen Schlafzimmers, von wo aus man, wie von Irene versprochen, eine wirklich schöne Aussicht hatte.

    „Ah, Mister Sheppard“, begrüßte ihn Irene freudig, als er auf den Balkon hinaustrat und sich zu der Gruppe gesellte.

    „Und“, wandte er sich an das junge Paar, das Händchen haltend die schöne Aussicht genoss, „wie gefällt es Ihnen?“

    Irene musterte ihn aufmerksam, sagte jedoch nichts.

    „Es ist wirklich wunderschön“, antwortete die junge Frau, die sich ihm als Eva vorgestellt hatte. Er schätzte sie und ihren Gatten, Christian, auf Mitte bis Ende zwanzig. Ein glückliches, frisch verheiratetes Paar auf der Suche nach einem gemeinsamen Nest. John grinste.

    „Wir würden es wirklich sehr gerne nehmen“, ergänzte Christian und warf seiner Frau einen verliebten Blick zu. „Nicht wahr, mein Schatz?“

    Neben ihm grinste nun auch Irene,

    „Ja“, lautete Evas überschwängliche Antwort. „Es ist das, was wir uns immer erträumt haben. Es ist… schlichtweg perfekt“, lachte sie. „Perfekt“, wiederholte sie leise und mit einem gewissen Funkeln in den Augen, welches John erst zu deuten wusste, als er bemerkte, wie der Mann der jungen Frau eine Hand auf ihren Bauch legte und sie anlächelte.

    „Oh, heißt das etwa…“ Auch Irene war die liebevolle Geste des jungen Mannes nicht entgangen. Das Strahlen, welches sich daraufhin auf den Gesichtern der beiden ausbreitete, war Antwort genug. „Na, wenn das kein Grund ist“, scherzte Irene, mehr an John als an das junge Paar gerichtet. „Herzlichen Glückwunsch!“

    Eva bedankte sich verlegen, während Christian einfach nur weiterstrahlte und sich nicht daran zu stören schien, dass John ihn anstarrte und musterte. Der junge Mann mit dem störrischen blonden Haar grinste bis über beide Ohren und seine blaugrünen Augen leuchteten heller als es ein Stern je könnte. Er war glücklich und man konnte es ihm ansehen; er hatte die Frau geheiratet, die er liebte, und erwartete nun ein Kind mit ihr.

    Auf einmal wusste John, was er zu tun hatte. Er zog die Schlüssel aus seiner Hosentasche und reichte sie dem jungen Mann. Dieser starrte sie kurz an, ehe sein Grinsen noch breiter und seine Augen noch weiter wurden.

    „Danke, Sir.“

    „Passen Sie gut auf das Haus auf“, bat John ihn und seine Frau, die nun ebenfalls über das ganze Gesicht strahlte. „Es ist etwas Besonderes. Auf seine Art.“

    „Das werden wir“, versprachen die beiden wie aus einem Mund.

    „Nun-“ Irene klatschte in die Hände- „ich nehme an, dass heißt, dass wir uns alle einig sind.“

    Eva und Christian nickten, aber ihre Blicke wanderten abermals zu John, der, von unglaublicher Erleichterung ergriffen, nun ebenfalls lächelte.

    „Ja“, sagte er schließlich, „wir sind uns einig.“


    „Was war es?“, fragte ihn Irene wenig später, als er sie, nachdem das junge Paar sich überschwänglich von ihnen verabschiedet hatte, zur Haustür begleitete. „Was war es, dass Sie Ihre Meinung geändert haben?“

    John zuckte mit den Achseln. „Ich denke, dass es so etwas wie eine spontane… Eingebung war“, antwortete er.

    „Spontane Eingebung?“, wiederholte Irene und zog die Augenbraue hoch. „Aha, und Sie sind sich sicher, dass nicht rein zufällig Ihr Damenbesuch etwas damit zu tun hatte?“ Er wusste, dass sie ihn nur aufziehen wollte, weswegen er sich auch nicht an ihrer Forschheit störte.

    „Vielleicht“, erwiderte er geheimnisvoll. „Vielleicht aber auch nicht.“ Er grinste.

    Irene schmunzelte. „Ich muss gestehen, dass Sie mitunter der interessanteste Kunde waren, den ich je hatte“, meinte sie. „Und vielleicht auch der, den ich am wenigsten verstehe.“

    „Jedem das seine, Miss Caffrey“, flötete er, worauf die junge Frau errötete. Er streckte ihr seine Hand entgegen und verabschiedete sich von ihr. „Es war mir eine Freude mit Ihnen zusammenzuarbeiten, Irene.“

    „Die Freude lag ganz auf meiner Seite, John.“ Sie schenkte ihm ein bezauberndes Lächeln. „Ich werde Ihnen sämtliche Unterlagen zukommen lassen.“

    „Selbstverständlich.“

    „Auf Wiedersehen, John.“

    „Auf Wiedersehen, Irene“, echote er, winkte ihr, als sie auf ihren High Heels zu ihrem Wagen schwebte.

    „Eines interessiert mich jetzt aber doch.“ John, der schon halb ins Haus zurückgekehrt war, drehte sich noch einmal um, als hinter ihm Irene Caffrey’s Stimme ertönte, die unvermittelt noch einmal stehengeblieben war.

    „Ja?“, rief er.

    „Sie sagten, dieses Haus sei etwas Besonderes“, sagte sie. „Es gibt also eine Geschichte?“

    John zögerte kurz, nickte dann aber. „Ja, die gibt es.“

    „Besteht die Möglichkeit, dass Sie sie mir erzählen?“ Sie fragte mit aufrichtigem Interesse und mit einem neugierigen Funkeln in ihren Augen, so dass es John beinahe etwas leid tat, sie enttäuschen zu müssen.

    „Ich bezweifle, dass das eine gute Idee wäre“, antwortete er. „Es ist keine schöne Geschichte.“

    Irene dachte über seine Worte nach und nickte dann. „Dann verstehe ich das.“ Ihre Stimme klang sanft, und ihre Worte waren einfühlend. „Machen Sie es gut, John“, lächelte sie.

    „Ich werde es versuchen.“

    Irene Caffrey stieg in ihren Wagen ein und fuhr davon, John, seinerseits, sah dem silbernen Volvo nach, kehrte dann ins Haus zurück und schloss die Tür.

    Fortsetzung folgt…


  21. #52
    zigtausend Jahre alt ... ;-) Avatar von John's Chaya
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    Oh man, Albträume sind so was von grausam ...., vor allem solche, wie John sie immer wieder hat.
    Schön, dass sich John und Nancy gemeinsam vom Haus verabschieden konnten. Irgendwie gehörte sich das ...

    Ich wusste, als die störrischen blonden Haare erwähnt wurden und das ungeborene Kind - das John sein Haus an dieses Paar verkaufen würde. Er hatte sich selbst gesehen und wusste nun auch was zu tun war - hoffentlich!!! Weißt du das auch Moni ..., weißt du was noch zu schreiben ist???

    Schön, dass es dir wieder besser geht. Ich hoffe, es bleibt so!!! Ich freue ich auf die nächsten Kapitel! Ich freu mich doch - oder hast du wieder was Dramaqueenmäßiges vor???

    Ich bin zu alt, um nur zu spielen, zu jung, um ohne Wunsch zu sein.

  22. Danke sagten:


  23. #53
    Die nach den Sternen greift Avatar von Ailya
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    Standard

    Es geht weiter*freu*! Ich war ja selbst eine ziemliche Lange Zeit nicht mehr hier, da freut es mich ganz besonders, dass es gleich ein neues Kapitel für mich zu lesen gibt. Und dann auch noch so ein tolles! Naja, bis auf den ersten Teil zumindest.
    Johns Traum war ja wirklich... Hhm, wie soll ich sagen? Angsteinflössend? Gänsehauterregend? Tragisch? Mann, mitzuerleben wie ein Freund einem direkt unter den Händen wegstirbt, muss schlimm für John gewesen sein. Kein Wunder, dass Lornes Tod ihn so mitnimmt. Das muss ein traumatisierendes Erlebnis für ihn gewesen sein. Ich befürchte, dass er noch sehr lang daran zu knabbern hat und dass du, als kleine Dramaqueen, ihn auch nicht so schnell seinen Frieden finden lassen wirst. Auch wenn ich natürlich hoffe, dass du es tust. Der arme Kerl hat es nicht verdient, dass du ihn so leiden lässt.
    Naja, aber wenigstens hat er einen kleinen Schritt getan, um sich von den Geistern der Vergangenheit zu lösen, indem er das Haus endlich verkauft. Schön war es, als Nancy noch einmal auftauchte, sodass sie sich gemeinsam von dem Haus verabschieden konnten. Ich frage mich nur, ob du uns irgendwann noch einmal erzählst, was so Tragisches in dem Haus passiert ist? Ich 'favorisiere'- so doof das jetzt auch klingen mag- ja immer noch das Szenario, in dem Nancy ihr und Johns Baby verloren hat. Das würde irgendwie in die Thematik deiner Story hineinpassen. Aber ich werde mal abwarten.

    So, jetzt ist das Haus also verkauft- und, wie geht es jetzt weiter? Hat John erkannt, dass seine Zukunft nicht in Pasadena, sondern in Atlantis mit seinen Freunden, Teyla und seinem Kind liegt? Oder wird er tatsächlich ernst machen und SF verlassen? Ich bin gespannt. Schreib schnell weiter; ich kann es kaum noch erwarten!

    Danke fürs Lesen lassen und bis zum nächsten Mal.
    Deine Ally

  24. Danke sagten:


  25. #54
    Mama, im Dienste Ihrer Majestäten Avatar von Nyada
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    Standard Kapitel Vierzehn

    A/N: Mir wurde einmal gesagt, dass der Anfang von etwas am schwersten sei, und es steckt wirklich etwas Wahres an dieser Aussage. Einen Anfang zu finden- oder, wie in meinem Fall wiederzufinden- kann echt wahnsinnig schwer sein; das letzte Kapitel, das erste nach einer etwas längeren Pause, hat mir das sehr deutlich gemacht.
    So, der Anfang ist getan, was bedeutet, dass es jetzt hoffentlich nur noch bergauf gehen kann. Ich muss zugeben, dass mir dieses Kapitel viel, viel leichter von der Hand gegangen ist als das vorherige. Bleibt nur zu hoffen, dass es euch auch gefällt.

    Eine Leserin fragte mich, ob ich wisse, was ich nun als nächstes zu schreiben hätte. Natürlich weiß ich das, aber ich wäre nicht ich, wenn ich tatsächlich das schreibe, was diese Leserin von mir erwartet, oder sehe ich das irgendwie falsch?*grins* Mehr kann, möchte und will ich jetzt noch nicht verraten. Selber lesen ist also angesagt*zwinker*.
    Dabei wünsche ich euch ganz viel Spaß!
    Liebe Grüße, eure Moni

    P.S.: Ich bin ein Freund von (unerwarteten) Zeitsprüngen, und folgendes ist nur zum besseren Verständnis: Seit dem letzten Kapitel sind acht Wochen ins Land gezogen; Teyla, Ronon und Rodney sind nach Atlantis zurückgekehrt und John, trotz allem (Ich verweise wieder auf die oben bereits erwähnte Leserin!), nach Pasadena gezogen. Nur so nebenbei erwähnt…

    Des Weiteren wird es in diesem Kapitel wieder einen kursiv gedruckten Abschnitt geben, der in der Zeit spielt, bevor John Atlantis verließ, und sowohl seine als auch Teylas gemeinsame Geschichte und ihre ‚Beziehung’ etwas näher beleuchten wird.



    Kapitel Vierzehn


    Es war ein lauer Märzmorgen, und die Sonne schien vom wolkenlosen Himmel herab und brachte das frische Frühlingsgrün der Bäume und Sträucher zum leuchten, und die vielen, kleinen Vögel, die munter von Ast zu Ast hüpften, zwitscherten heiter, ein lautes, mehrstimmiges Pfeifkonzert, das in der ganzen Nachbarschaft zu hören war und die Anwohner langsam und sanft aus ihren Träumen riss.
    Ein neuer Tag hatte begonnen.
    Es war kurz nach halb sieben, als John auf die Veranda seines Hauses hinaustrat, die Tür hinter sich abschloss und dann stehenblieb, um erst einmal tief einzuatmen und seine Lungen mit der frischen Frühlingsluft zu füllen. Oh ja, dachte er und lächelte versonnen, stemmte die Hände in die Hüften und ließ den Blick die leere Straße vor seinem Haus entlangschweifen. Noch war niemand unterwegs, doch John wusste, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis die Türen der Häuser geöffnet werden würden und seine Nachbarn sich auf den Weg zur Arbeit, zur Schule oder zum Einkaufen in die Stadt machten.

    John warf erneut einen raschen Blick auf die Uhr an seinem linken Handgelenk. Nun war es genau halb sieben, was bedeutete, dass er etwas weniger Zeit als sonst zur Verfügung hatte, da er heute nach einer mehr oder weniger schlaflosen Nacht wieder einmal sinnlos ein paar Minuten länger im Bett liegengeblieben war. Dennoch ließ er sich nicht aus der Ruhe bringen und führte routiniert und schnell seine Aufwärmübungen durch, so dass er keine zwei Minuten später zügig die Straße hinabtrabte, vorbei an den Häusern seiner Nachbarn. An dem kleinen, urigen Postamt an der Ecke, das noch aus Zeiten des Bürgerkrieges stammte, bog er links auf einen Schotterweg ab, der ihn auf direktem Wege in das kleine, an das Wohngebiet angrenzende Waldgebiet führte. Dies war seine Lieblingsroute für seinen allmorgendlichen Lauf, abwechslungsreicher Grund und vor allem, was ihm ganz besonders wichtig war, ruhig. Nur sehr selten begegnete er einem Gleichgesinnten, die meiste Zeit war er für sich, joggte mit ständig variierendem Tempo durch den Wald und hing seinen Gedanken nach.

    Es verging eine halbe Stunde, ehe John das erste Mal auf einer von der Sonne beschienenen Lichtung anhielt und sich und seinem Körper eine kurze Verschnaufpause gönnte. Die Hände in die Seiten stemmend, versuchte er wieder zu Atem zu kommen, ging langsam auf und ab, rieb sich über sein erhitztes Gesicht und fuhr sich durchs Haar. Wenngleich er sich wacker geschlagen hatte und weniger erschöpft als noch vor einer Woche war, verspürte er nicht jenes triumphale Gefühl, welches er erwartet hatte- im Gegenteil, er war unzufrieden. Er wusste, dass er es besser konnte, dass er früher einmal ganze fünfundzwanzig Meilen am Stück gelaufen war, ohne dass sich auch nur eine Schweißperle auf seiner Stirn abgezeichnet hatte. Jetzt waren es gerade einmal zehn Meilen gewesen, wenn nicht sogar weniger, und er fühlte sich erschöpft und ausgelaugt, und der Schweiß floss in Strömen, hatte sein T-Shirt durchtränkt, das nun an seinem Körper klebte. Von den anderen Dingen wollte er gar nicht erst anfangen.

    John schnitt eine Grimasse, als er seine rechte Flanke abtastete und die Narben zu spüren bekam, die sich unter dem dünnen, schweißgetränkten Stoff seines Shirts deutlich abzeichneten und ihm vor allem in den letzten Tagen, während des Wetterumschwungs, gewaltige Probleme und Schmerzen bereitet hatten. Die Haut, die sie umgab, fühlte sich hart und heiß an, kein gutes Zeichen, das wusste John. Vorsichtig schob er sein Shirt ein Stück nach oben und musterte den Grund für seine Schmerzen kritisch, runzelte sie die Stirn, als er sah, dass die Stelle gerötet war und sich allem Anschein nach auch noch entzündet zu haben schien.

    „Na, klasse“, brummte er. Das hatte ihm hetzt gerade noch gefehlt! Er seufzte. Vielleicht, gestand er sich widerwillig, ist es besser, wenn ich umkehre. Mitten im Wald umzukippen war wahrlich das Letzte, was er wollte, also machte er sich langsam auf den Rückweg.

    Als er die Ecke am Postamt umrundete und sein Haus in Sichtweite kam, waren die meisten Auffahrten wie zu erwarten bereits leer. Am Ende der Straße sah John eine Gruppe Kinder lachend über den Gehweg flitzen, die Taschen über ihre Schultern geworfen, die Lunchboxen unter ihre Achseln geklemmt. Der quittengelbe Schulbus parkte nur wenige Meter weiter, und der Fahrer öffnete die Türen. Der Reihe nach bestiegen die Kinder das Gefährt, das kurz darauf, nachdem auch das letzte Kind eingestiegen war, abfuhr. John blieb stehen und sah dem Bus, der gerade am Ende der Straße nach links in Richtung Stadt abbog, nach.

    In diesem Augenblick entdeckte er den schwarzen SUV.

    „Das darf doch wohl nicht wahr sein“, knurrte er und setzte sich wieder in Bewegung. Forschen Schrittes auf den dunklen Geländewagen, der unweit von seinem Haus am Straßenrand geparkt stand, zusteuernd, versuchte John seinen Zorn herunterzuschlucken, was ihm jedoch nicht ganz so gut gelang wie er erhofft hatte.
    Als er den Wagen erreichte und mit der Faust gegen die getönte Scheibe auf der Beifahrerseite hämmerte, war er wütender als zuvor, und seine Missgunst steigerte sich sogar noch, als das Fenster heruntergelassen wurde und er in ein wohlbekanntes Gesicht blickte.

    „Donahue.“

    „Colonel Sheppard.“ Matthew Donahue lächelte, und John verspürte auf einmal das dringende Verlangen diesem schmierigen Kerl seine Faust ins Gesicht zu schlagen.

    „Was zum Teufel tun Sie hier?“ John senkte seine Stimme auf ein bedrohliches Level, so dass diese fast wie Knurren klang. „Ich glaube, ich hatte mich beim letzten Mal deutlich genug ausgedrückt, oder etwa doch nicht?“

    „Sie haben sich deutlich ausgedrückt“, bestätigte Donahue, noch immer lächelnd, doch seine blitzenden, blauen Augen sprachen eine ganz andere Sprache. Donahue stierte ihn herausfordernd und abschätzend zugleich an.

    „Schön“, zischte John, „und was tun Sie dann noch hier? Verschwinden Sie!“

    „Sie wissen, dass ich das nicht kann, John“, antwortete Donahue kühl. „Es steht nicht in meiner Macht das zu entscheiden.“

    „Verdammt“, presste John zwischen zusammengepressten Zähnen hervor, „mir ist scheißegal in welchen Macht das steht oder nicht steht. Sie und Ihre Leute werden jetzt verflucht nochmal verschwinden!“

    „Tut mir leid-“ Donahue lächelte süffisant- „aber wir werden nirgendwo hingehen.“

    John schnaubte und fuhr sich durch sein verschwitztes Haar. „Warum?“, fragte er seinen Gegenüber. „Warum spionieren Sie mich aus? Was erhofft sich das IOA davon? Sagen Sie’s mir, Donahue! Was? Ich habe nichts Verwerfliches getan. Trotzdem lässt man mich beschatten wie einen Straftäter. Herrgott, ich will verflucht nochmal nicht wissen, was die Leute inzwischen von mir denken!“

    „Glauben Sie mir, John, es hat alles seine Richtigkeit“, antwortete Matthew Donahue ruhig. „Natürlich sind Sie kein Straftäter, aber mein Auftraggeber interessiert sich nun einmal für Ihr aktuelles Treiben.“

    „’Mein aktuelles Treiben’“, wiederholte John in einem abfälligen Tonfall. „Verkaufen Sie mich nicht für dumm, Donahue.“

    Der Angesprochene schüttelte mit dem Kopf. „Das würde ich niemals tun, John.“ Sagte es und lächelte dabei auf eine sarkastische Art und Weise, welche Johns Zorn erneut aufflackern ließ.

    „Verschwinden Sie!“, knurrte er und machte auf dem Absatz kehrt. Donahue rief ihm etwas nach, doch John blendete seine geleckte Stimme mit dem grässlichen britischen Akzent aus und marschierte über die Straße auf sein Haus zu. Am Fuße der Verandatreppe angekommen, hörte er, wie der Motor des SUV gestartet wurde, und als er die Haustür öffnete und sich noch einmal umdrehte, war der Wagen tatsächlich verschwunden. John wusste, dass er sich nun eigentlich erleichtert fühlen sollte, doch genau das Gegenteil war der Fall, da klar war, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis Donahue und seine Männer zurückkehren würden. Nur eine Frage der Zeit.

    Grübelnd betrat John das Haus und knallte die Tür hinter sich zu. So lief es nun schon seit fast zwei Wochen und so langsam reichte es ihm. Unter ständiger Beobachtung zu stehen, machte ihn verrückt und zugleich so unglaublich wütend, dass er sich jedes Mal, wenn er besagten SUV in seiner Nähe ausmachte, zusammenreißen musste, um Donahue nicht aus dem Wagen zu ziehen und seine sowieso schon hässliche Visage noch mehr zu verunstalten. Wie er diesen Kerl doch hasste! Von allen anzugtragenden Spürhunden, die das IOA auf ihn hätte ansetzen können, war es ausgerechnet Matthew Donahue geworden. Allein das war Strafe genug! Ausgerechnet Donahue, der Kerl, der ihm nicht zum ersten Mal das Leben zur Hölle machen wollte.
    John erinnerte sich nur ungern an seine und Matthew Donahue erste Begegnung zurück, da diese in einem Abschnitt seines Lebens stattgefunden hatte, den er seit geschlagenen acht Monaten zu vergessen versuchte.

    Wie fühlt es sich an für den Tod eines Kameraden verantwortlich zu sein, Colonel?

    Johns Kiefer mahlten aufeinander und er hörte es knirschen. Niemals wieder würde er den siegessicheren Ausdruck in Matthew Donahue’s Gesicht vergessen, als es ihm gelang, ihm einzureden für Major Evan Lorne’s Tod verantwortlich zu sein. Niemals wieder.

    Warum nur ließ das IOA ihn beschatten? Diese Frage stellte er sich nicht zum ersten Mal, aber er hatte bis heute noch keine Antwort darauf gefunden. Schätzte man ihn etwa als eine Bedrohung ein? Das war doch Irrsinn! Als ob ihm daran etwas liegen würde- nein! Und dass das IOA sich für sein ‚aktuelles Treiben’ interessierte, glaubte John noch weniger. Irgendetwas war da im Busch, er wusste nur nicht was, und genau das setzte ihm von Tag zu Tag mehr zu. Er hasste es der Unwissende zu sein, ja, er verabscheute es regelrecht. Er konnte nachts nicht mehr schlafen deswegen, lag Stunde um Stunde wach und fragte sich, was diese ganze Überwachung wohl zu bedeuten hatte. Was erhoffte sich das IOA davon? Dass er irgendeinen Fehler machte? Warum? Wieso? Weshalb? Er war vor fast drei Monaten mit dem Verlassen Atlantis’ aus dem Stargateprogramm ausgeschieden und hatte seitdem keinen einzigen Versuch gewagt wieder in Kontakt mit irgendeinem Verantwortlichen zu treten. Was nur rechtfertigte diese ständige Überwachung? Er wollte verflucht noch einmal endlich Antworten! Warum?

    Den Kopf voller Gedanken, beschloss John, für etwas Ablenkung zu sorgen. Er ging nach oben und duschte ausgiebig, zog sich ein frisches, weißes T-Shirt und eine alte Jeans an und kehrte dann ins Erdgeschoss zurück, begab sich in die Küche und frühstückte hastig im Stehen ein Sandwich und trank eine Tasse Kaffee. Dann schnappte er sich seine Jacke und die Schlüssel, setzte die Sonnenbrille auf und verließ das Haus. Von Donahue und seinen Männern war nach wie vor nichts zu sehen, wie John wohlwollend registrierte, als er zur Garage schlenderte. Nur eine Frage der Zeit, erinnerte er sich, während er darauf wartete, dass das automatische Garagentor hochfuhr.

    Schnurrend erwachte der 1969er Chevrolet Impala zum Leben, und John begann zu grinsen. Oh ja, Baby! Er legte den Rückwärtsgang ein und ließ den schwarzen Wagen aus der Garage, die Einfahrt entlang bis auf die Straße rollen. Obwohl er wusste, dass es sich zu so früher Stunde nicht gehörte, trat John das Gaspedal bis zum Anschlag durch. Der Motor röhrte auf und der Impala machte einen Satz nach vorne. Seufzend legte John die Hände fester um das Lenkrad und richtete den Blick auf die Straße, die leer und verlassen vor ihm lag. Er fuhr bis zur Kreuzung, setzte den Blinker und bog rechts ab. Die Straße führte aus der Stadt hinaus, denn das Letzte, was er jetzt wollte, war das Verkehrschaos, das in diesen Minuten in Pasadenas Innenstadt herrschte. Wohin er stattdessen wollte, wusste er jetzt noch nicht. Er würde einfach fahren. Vielleicht half ihm das ja zu vergessen.

    Das Autoradio auf volle Lautstärke aufdrehend und den vertrauten Klängen von Bruce Springsteen’s Streets of Philadelphia lauschend, trat John erneut aufs Gaspedal, den Blick geradeaus gerichtet.

    Dass nach rund einem Kilometer auf einmal der schwarze SUV aus einer Seitenstraße bog und sich in einiger Entfernung hinter ihm einordnete, bemerkte John vorerst nicht.


    ooOOoo


    „Und Sie sind sich wirklich sicher, dass ich Sie nicht doch lieber begleiten sollte?“ Rodney McKay begann verunsichert auf seiner Unterlippe zu nagen. „Ich meine, diese Experimentreihe ist nicht so wichtig, dass ich Sie nicht-“

    „Rodney“, wurde er von Teyla unterbrochen. Die Athosianerin seufzte, zog den Reißverschluss ihrer kleinen Reisetasche zu und drehte sich zu ihrem besorgt dreinblickenden Kollegen um. „Beruhigen Sie sich. Sie und Doktor Zelenka haben sich nun schon so lange auf diesen Test vorbereitet, und es ist Ihnen anzusehen, dass Sie lieber hierbleiben und das Experiment durchführen wollen als mich zu begleiten.“

    „Ja, aber-“

    „Und außerdem werde ich ja auch nicht allein gehen“, fügte Teyla hinzu. „Ronon wird mich begleiten. Also, machen Sie sich bitte keine Sorgen.“

    „Ich mache mir keine Sorgen“, verteidigte sich Rodney prompt. „Es ist nur, dass… Also, ich… Worauf ich hinaus möchte…“ Seufzend brach er ab. „Ich mache mir keine Sorgen“, beharrte er. „Ich meine, es-“

    Erneut wurde er von Teyla unterbrochen. „Ich verstehe, worauf Sie hinauswollen, Rodney“, sagte sie und legte ihm lächelnd eine Hand auf den Arm. „Und ich freue mich, dass Sie so denken.“

    Rodney blickte auf. „Wirklich?“, fragte er nervös.

    „Wirklich“, bestätigte Teyla. „Aber es gibt nun einmal Dinge, die es allein zu bewältigen gilt.“

    „Trotzdem begleitet Ronon Sie“, bemerkte der Wissenschaftler, worauf Teyla milde zu schmunzeln begann.

    „Nun“, meinte sie, „er ist nicht so leicht von etwas abzubringen wie Sie, Rodney. Es ist nicht so, dass ich es nicht versucht hätte.“ Sie musste bei der Erinnerung an ihre wortreiche ‚Unterhaltung’ mit dem Sateder grinsen. „Wenn Ronon erst einmal von einer Sache überzeugt ist…“ Sie ließ den Satz unbeendet, war sich aber sicher, dass Rodney wusste, worauf sie hinaus wollte.

    „Ich verstehe.“ Er nickte, runzelte dann aber plötzlich die Stirn. „Es ist nur, dass ich gehofft hatte, dass wir das irgendwie… zusammen machen könnten. Ich meine, wir sind schließlich ein… Team- Sie, Ronon, Sheppard und ich.“

    „Natürlich sind wir das, Rodney, aber-“

    Dieses Mal war es der Wissenschaftler, der ihr ins Wort fiel und sie nicht ausreden ließ. „Jaja, mir ist klar, dass Sie sozusagen eine ‚Sonderrolle’ haben; Sie sind schwanger und…“

    Teyla seufzte. „Worauf wollen Sie hinaus?“, fragte sie.

    „Ich will auf gar nichts hinaus“, antwortete Rodney. „Ich möchte nur, dass… Also, eigentlich möchte ich schon auf etwas hinaus, aber…“ In seiner Aufregung begann er wie üblich hektisch mit seinen Händen zu gestikulieren. „Ich will… äh, möchte nur…“ Erneut eine Pause, dann: „Holen Sie ihn endlich zurück, Teyla. Diese Stadt ist nicht mehr dieselbe ohne Sheppard.“

    „Ich werde es versuchen“, erwiderte Teyla sanft und seufzte. Mehr konnte sie nicht dazu sagen. Sie konnte ihrem Freund nichts versprechen; sie konnte nur sagen, dass sie es versuchen würde. Erleichtert nahm sie zur Kenntnis, dass Rodney nickte und sie wenigstens etwas beruhigt ansah.

    „Okay“, sagte er und stopfte die Hände in seine Hosentaschen, zog sie aber gleich wieder hervor, als Teyla nach ihrer Tasche griff. „Warten Sie“, rief er, hastete um das sie und das Bett herum und schnappte sich die Tasche, „ich nehm das schon.“

    Teyla schmunzelte. „Das ist sehr zuvorkommend, Rodney, aber ich kann meine Tasche allein tragen.“

    „Jaja, schon, aber Jennifer meinte, dass Sie nicht so schwer tragen sollten“, winkte Rodney ab und schulterte die Tasche.

    „Ich bin schwanger und nicht krank“, erinnerte Teyla ihn ernst, konnte sich ein amüsiertes Mundwinkelzucken jedoch nicht verkneifen. „Sie müssen mich nicht behandeln als sei ich zerbrechlich oder so ähnlich.“

    Doch Rodney ließ sich nicht erweichen. „Nein, ich tu das gern. Wirklich“, sagte er und fügte, kurz bevor sie aus Teylas Quartier hinaus auf den Korridor traten, etwas leiser hinzu: „Und außerdem befürchte ich, dass Sheppard mich umbringen würde, wenn Ihnen oder dem Baby etwas zustößt- worauf ich absolut nicht scharf bin, also-“ Er machte eine schnelle Bewegung mit der rechten Hand- „trage ich jetzt Ihre Tasche.“

    „Danke… Rodney.“ Teyla schüttelte mit dem Kopf, beließ es aber dabei.

    „Keine Ursache“, murmelte der Wissenschaftler. Die Athosianerin warf ihm einen raschen Seitenblick zu und schenkte ihm ein Lächeln, welches Rodney verhalten erwiderte. Schweigend liefen sie nebeneinander durch die Gänge und betraten schließlich einen Transporter.

    „Hören Sie“, hörte Teyla Rodney sagen, als sich die Transportertüren vor ihnen schlossen, „ich freu mich für Sie. Ich freu mich wirklich.“

    „Das sagten Sie mir bereits“, erinnerte ihn Teyla.

    „Ja, ich… weiß“, entgegnete Rodney. „Es ist nur so, dass… es mir immer noch schwer fällt, zu glauben, dass das… ähm, wirklich passiert. Das mit dem Baby, meine ich.“ Als Teyla die Augenbrauen hob und ihn fragend ansah, fügte er rasch hinzu: „Nicht dass ich damit jetzt andeuten will, dass Sie keine gute Mutter sind. O Gott, nein! Nein! Ich meine nur, dass…“

    „Rodney?“

    „Ähem… ja?“

    Teyla schüttelte mit dem Kopf. „Lassen Sie es einfach gut sein“, sagte sie ruhig. „Ich verstehe, was Sie mir sagen wollen.“

    „Ja… okay, gut.“ Erleichterung stand in das Gesicht des Kanadiers geschrieben, und er drehte sich um und aktivierte das Bedienfeld des Transporters. Keine zwei Sekunden später öffneten sich die Türen, und sie verließen den engen Transporter und betraten den Korridor, an dessen Ende sich die Tür befand, hinter der Kontrollraum lag. Ronon Dex erwartete sie bereits und lief vor der Tür auf und ab, schaute, als Teyla seinen Namen rief, auf und begann zu lächeln, als er seine beiden Freunde entdeckte.

    „Hey“, grüßte er sie und nahm Rodney ihre Tasche ab. „Bereit?“

    Teyla nickte. „Ja, das bin ich“, antwortete sie.

    „Und ich soll Sie beide wirklich nicht begleiten?“, fragte Rodney erneut. „Ich kann immer noch alles absag-“

    „Machen Sie Ihre Tests, McKay“, brummte Ronon. „Teyla und ich werden das schon hinkriegen.“

    „Okay, schön“, murmelte Rodney. „Ich wollte es ja auch nur angeboten haben!“

    „Das schätze ich wirklich sehr“, sagte Teyla, trat näher an ihren Freund heran und lehnte ihre Stirn gegen seine.

    „Passen Sie auf sich auf, okay?“, hörte sie Rodney flüstern, und nickte.

    „Das werde ich“, versprach sie.

    „Und kommen Sie mir nicht ohne Sheppard zurück, verstanden?“

    Wieder nickte Teyla. „Ich werde es versuchen.“

    Rodney seufzte. „Sagen Sie es bitte nicht so. Das klingt so… pessimistisch.“

    „Ich wünschte ich könnte es Ihnen versprechen, Rodney.“ Teyla löste sich von ihm, trat einen Schritt zurück und lächelte traurig. „Doch wir sprechen hier von John; es wäre kühn Ihnen etwas Derartiges zu versprechen.“

    „Versuchen Sie es einfach“, bat Rodney.

    „Das werden wir“, antwortete Ronon, bevor Teyla es konnte, und sah sie dann an. „Und, können wir?“

    „Natürlich“, sagte die Athosianerin, nickte und legte eine Hand auf ihren Bauch. Sie lächelte versonnen, als sie das leichte Flattern spürte, das von ihrem Ungeborenen ausging.

    „Alles okay?“, fragte Ronon besorgt.

    „Ja, es ist alles in Ordnung“, beruhigte sie ihn. „Es scheint, als spüre mein Kind meine Aufregung.“

    „Vielleicht freut es sich aber auch einfach, dass es jetzt endlich losgeht“, mutmaßte Rodney. „Babys können sehr empfindlich sein, was das angeht.“ Auf die verwunderten Blicke seiner beider Freunde hin, meinte er achselzuckend: „Habe ich irgendwann mal irgendwo gelesen. Glaube ich.“

    Ronon kniff die Augen zusammen. „Aber sicher doch.“ Teyla, hingegen, lachte leise, während Rodney leicht errötete.

    „Jetzt gehen Sie schon“, zischte er. „Sie werden noch zu spät kommen!“, scheuchte er. „Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen würden, ich habe zu tun.“

    „Ach, jetzt auf einmal?“, triezte Teyla ihn, was ihr wie erwartet einen eisigen Blick des Kanadiers einbrachte.

    „Ja, jetzt auf einmal“, schnappte er. „Ich wünsche Ihnen eine gute Reise und…“ Der Rest war ein unverständliches Gebrabbel, welches Teyla nicht zu deuten wusste. Rodney hob die Hand zum Abschied, drehte sich um und preschte mit hochrotem Kopf eilig in Richtung Transporter davon. Ronon lachte.

    „Er hat es irgendwann mal irgendwo gelesen?“, wiederholte er die Worte seines Freundes amüsiert grinsend.

    Teyla rollte mit den Augen und knuffte ihn in den Ellenbogen. „Sei gefälligst nicht immer so gemein zu ihm“, tadelte sie ihn. „So etwas gehört sich nicht. Er macht sich einfach nur Sorgen.“

    „Was auch immer.“ Ronon zuckte mit den Achseln. „Und“, meinte er dann, „wollen wir?“

    Die Athosianerin holte tief Luft und nickte. „Ja, lass uns gehen.“


    ooOOoo


    Die Nerven zum Zerreißen gespannt, marschierte sie unruhig durch ihr Quartier, blieb hin und wieder stehen, um nervös auf die Uhr zu blicken. Viertel nach sechs. Das leise Ticken dröhnte überlaut in ihren Uhren. Er hätte längst wieder zurück sein müssen, dachte sie und setzte sich wieder in Bewegung, tigerte von einer Ecke des Raumes zur nächsten und wieder zurück, die Hände mal hinter ihrem Rücken verschränkt, dann krampfartig an ihren Seiten zu Fäusten geballt. Wieder ein Blick zur Uhr. Achtzehn Uhr sechzehn, verkündete die Digitalanzeige nun.
    Ein Seufzen entkam ihr, und sie machte auf dem Absatz kehrt und marschierte rastlos in die entgegen gesetzte Richtung.
    Wo steckt er nur, fragte sie sich kopfschüttelnd und wandte ihren Kopf in Richtung der noch immer verschlossenen Tür, nur um dann erneut auf die Uhr zu sehen. Die Konferenz war seit einer guten halben Stunde zu Ende, und er hatte ihr versprochen, auf direktem Wege zu ihr zu kommen und sie über die neusten Entwickelungen und Entscheidungen in Kenntnis zu setzen. Was, wunderte sie sich, wenn etwas schief gelaufen war. Was, wenn eine Entscheidung getroffen worden war, die ihn darin hinderte sofort zu ihr zu kommen. Was, wenn…
    Nein, dachte sie, nein, das konnte und durfte nicht sein. Entschlossen schüttelte sie mit dem Kopf und beschwor sich, dass es nicht so sein würde. Tief Luft holend versuchte sie sich zu sammeln, wenngleich sie innerlich schon seit Tagen so angespannt war wie eine Matratzenfeder. Der Druck in ihrem Inneren, der sie schon geraumer Zeit um ihren Schlaf, Appetit und ihre Nerven brachte, lastete einfach zu stark auf ihren Schultern, als dass sie ihn einfach ignorieren oder gar wegdenken konnte. Die Geschehnisse und Entwickelungen der letzten Zeit hatten erbarmungslos an ihren Kräften gezerrt, und es gab nichts, was sie sich mehr wünschte, als dass endlich eine Entscheidung getroffen wurde, die ihr dieses Gefühl der Hilflosigkeit nahm.
    Sie seufzte erneut, machte kehrt und verschränkte die Finger vor ihrem Brustkorb, in dem ihr Herz wie wild gegen ihren Rippenbogen klopfte.

    Plötzlich hörte sie das vertraute Zischen der sich öffnenden Türen und Schritte ertönten hinter ihr. Sie wirbelte herum, zu schnell für ihren unter Anspannung stehenden Körper, doch sie schaffte es, den ziehenden Schmerz zu ignorieren.

    „Und? Wie… wie ist es ausgegangen? Was wurde entschieden?“ Ihre Stimme überschlug sich, als sie erwartungsvoll auf ihn zueilte. Er sah erschöpft aus, seine Miene war angespannt. Ein harter Zug lag um sein markantes Kinn und unter seinen glanzlosen Augen zeichneten sich dunkle Schatten ab. Von Mitleid bewegt und ihr eigenes Anliegen bei seinem Anblick vergessend, trat sie an ihn heran und berührte ihn sanft an den Ellenbogen. „Komm“, sagte sie einfühlsam und geleitete ihn zu der weißen Couch herüber. Mit seinem schweren Seufzer ließ er sich auf die Polster sinken, lehnte sich gegen das Rückenteil zurück und schloss für einen Moment die Augen. Sie setzte sich neben ihn, legte die Hand auf seinen Oberschenkel, tätschelte sein Knie.

    „War es so schlimm?“, erkundigte sie sich, worauf er die Augen wieder öffnete und sie ansah- nein, anstarrte. Er
    starrte sie an, als sähe er heute zum allerersten Mal, durchbohrte sie mit seinen haselnussfarbenen Augen. Sie schluckte. Es bedeutete nie etwas Gutes, wenn er sie so ansah. Sie kannte diesen Blick, sie kannte ihn nur allzu gut. Seine Augen waren voller Emotionen, voller Worte, die er nicht auszusprechen vermochte, Worte, von denen er genau wusste, dass sie ihr das Herz brechen würden, Worte, die sie nicht hören wollte.

    „Teyla“, sagte er leise.

    Tränen sammelten sich in ihren Augenwinkeln, als sie begriff, und sie schüttelte mit dem Kopf. „Nein.“ Ihre Stimme war nicht mehr als ein Flüstern. „Nein“, wiederholte sie, dann erneut: „Nein.“

    „Teyla…“ Er streckte die Hand aus und berührte sie sanft an der Wange, doch sie entzog sich ihm.

    „Nein!“, krächzte sie. „Nein!“ Sie sprang auf und begann kopfschüttelend vor ihm auf und abzumarschieren. „Nein, nein, nein! Bitte sag mir, dass das nicht wahr ist!“

    „Teyla-“ Er hatte sich nun ebenfalls erhoben und versuchte sie zu beruhigen-„es tut mir leid.“ Seine Hände bekamen sie an den Schultern zu packen, doch sie wand sich aus seinem Griff, wirbelte herum und funkelte ihn finster an.

    Es tut Dir leid?“, echote sie erbost. „Nein, das tut es nicht! Dir tut es überhaupt nicht leid!“

    „Teyla…“

    „Hör auf“, fuhr sie ihn an und stieß ihn von sich, als er erneut Anstalten machte, sie an sich zu ziehen. „Fass mich nicht an! Lass… es einfach, bitte. Lass mich einfach. Ich muss… Ich kann nicht… Ich will nicht…“ Sie brach ab und erstarrte.

    „Teyla?“ Er machte einen vorsichtigen Schritt auf sie zu. „Teyla…“

    Sie schüttelte mit dem Kopf, schloss die Augen. „Nicht“, bat sie ihn. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, die ihren Blick verschleierten, und noch ehe sie wusste, wie ihr überhaupt geschah, verließen sie die Kräfte. Ihre Knie gaben zitternd unter ihr nach und geschüttelt von einem beginnenden Weinkrampf stolperte sie in seine ausgebreiteten Arme, die sie in Empfang nahmen. Schluchzend ließ sie sich an seine breite Brust ziehen und vergrub ihr Gesicht in dem nach ihm duftenden Stoff seiner Uniform.

    „W…Warum?“, wimmerte sie. „Warum, John? Warum entscheiden sie…“ Er ließ sie ihren Satz nicht beenden, zog sie stattdessen noch fester an sich, schlang die Arme um ihre Taille und presste sein Gesicht in ihre Haare.

    „Ssht“, hörte sie ihn murmeln und spürte, wie er sie sanft auf den Scheitel küsste. „Ssht, es ist alles gut. Ich bin ja da.“ Seine Arme legten sich fester um ihren zitternden Leib, und er begann sie sanft hin und her zu wiegen, wie ein kleines, verängstigtes Kind. „Ich bin da“, wiederholte er immer und immer wieder und küsste sie abwechselnd auf Stirn und Wangen. „Es tut mir so leid, Teyla. Ssht, ich bin da. Alles wird gut, okay?“

    Sie wollte ihm so gern glauben, konnte es jedoch nicht. Woher wollte er schon wissen, dass alles wieder gut werden würde? Wie konnte er sich da sicher sein? Schluchzend verbarg sie ihr Gesicht in seiner Halsbeuge und legte ihm eine Hand auf die Brust, seufzte, als sie sein Herz schlagen spürte, kräftig und stark. Das stetige Wummern unter ihrer Handfläche hatte eine beruhigende Wirkung auf sie. Die Tränen strömten noch immer über ihre Wangen, als sie ihr Ohr gegen seinen Brustkorb legte und andächtig dem Schlagen seines Herzens lauschte.

    „Ich bin da“, ertönte seine Stimme über ihr. „Ich bin ja da, Tey.“ Sie mochte es, wenn er sie so nannte und ihr liebevolle Spitznamen gab. Es gab ihr das Gefühl dieser besonderen Vertrautheit, ein Gefühl, welches sie nur mit ihm verband und das Balsam für ihre leidende Seele war.

    „G…Geh nicht“, flehte sie ihn leise an. „Bitte-“ Sie krallte in den Stoff seiner Uniform hinein-„geh nicht.“

    „Okay“, erwiderte er und küsste sie erneut zärtlich auf die Stirn. „Okay.“

    Sie brauchte ihn, brauchte ihn mehr als alles andere. Nur er gab ihr die Kraft auszuharren. Er war ihre Feste, ihr Anker, die Person, die sie davor bewahrte, vollkommen durchzudrehen. Schon viel zu oft hatte die Situation sie zu überwältigen versucht, und sie hatte harte Rückschläge erdulden müssen, so wie es heute der Fall war. Sie hatte so viel Leid, Kummer und Schmerz erdulden müssen, doch er war immer für sie da gewesen und hatte ihr die Kraft gegeben, die sie während dieser anstrengenden Zeit für immer verloren geglaubt zu haben schien.
    Er war ihre Feste, ihr Zufluchtsort, und sie war froh, dass sie ihn hatte, dass er bei ihr war und nicht ging, wie all die anderen. Er war der einzige, dem sie all das, was ihr wichtig war, anvertraute. Ihre Gedanken und Empfindungen…ihre Gefühle und Emotionen… ihr Leben… ihr Herz…

    Sie löste sich leicht von ihm und blickte ihn durch ihre tränenverschleierten Augen hindurch an, begegnete seinem besorgten Blick, der auf sie gerichtet war. Ihre Blicke verketteten sich, und sie schluckte, als sie das tiefe Mitgefühl in seinen Augen bemerkte. Sie wusste, dass er nicht zu der Sorte Mensch gehörte, die offen mit ihren Gefühlen umging und sie herausposaunte, aber wenn sie ehrlich sein sollte, dann hatte sie sich niemals gewünscht, dass er so sein Mensch war. Sie liebte seine zurückhaltende Art, die ihn irgendwie geheimnisvoll und interessant machte. Er war anders als all die anderen, das hatte sie vom allerersten Moment an gewusst. Sie hatte ihm tief in die Augen geblickt und mehr zu sehen bekommen, als er ihr je hätte sagen können.
    Auch jetzt gelang es ihr einen Einblick in seine Seele zu erlangen, zu sehen, wie es um ihn bestellt war, wie er sich bei der ganzen Sache fühlte, und sie stellte mit Erleichterung fest, dass er ebenso empfand wie sie.

    „Alles wieder gut?“, hörte sie ihn fragen. Er hob die Hand und trocknete ihre Tränen, schenkte ihr dann ein liebevolles Lächeln, das ihr Herz erwärmte. Sie wusste nicht, was sie ihm darauf erwidern sollte. Gab es überhaupt eine richtige Antwort auf diese Frage? Wenn ja, dann kannte sie sie nicht. Die Lippen zu einer schmalen, weißen Linie zusammenpressend, schaute sie zu ihm auf, während ihre Hände ein Eigenleben zu entwickeln schienen und über seinen sich so lebendig anfühlenden Brustkorb strichen. Ein leises Seufzen entkam ihr, als sie seine Muskeln unter ihren Handflächen zucken spürte. Langsam ließ sie ihre Hände über seine starken Arme gleiten, die um ihre Taille lagen, arbeitete sich dann von seiner warmen Brust zu seinen breiten Schultern hinauf, ohne ihn dabei auch nur für eine Sekunde aus den Augen zu lassen. Er, seinerseits, ließ sie machen, zog sie noch fester an sich, als ihre Fingerspitzen seine gemeißelten Gesichtszüge berührten. Sie seufzte, als sie die Härte und Stärke seines Körpers wahrnahm, und schmiegte sich eng an ihn.

    „Teyla…“ Sie brachte ihn mit einem einzigen Blick zum schweigen. Er seufzte nun ebenfalls, ließ seine Stirn gegen ihre fallen und schloss die Augen, atmete tief ein und wieder aus. Die Hände von seinem Gesicht lösend, strich sie über seine Schultern, merkte, wie sie sich, wenn sie sie berührte, an- und wieder entspannten und so unfreiwillig Zeuge seines eigenen, inneren Konfliktes wurden. „Teyla, wir sollten…“

    „Nicht“, fiel sie ihm ins Wort und legte einen Finger an seine Lippen. „Nicht.“ Bevor er überhaupt über die Möglichkeit, ihr etwas zu erwidern, nachdenken konnte, stellte sie sich auf die Zehenspitzen, legte die Hände an sein Gesicht und zog ihn zu sich herunter. Und küsste ihn.
    Es dauerte nur einen Augenblick, und er erwiderte den Kuss mit allem, was er hatte. Küsste sie hart und leidenschaftlich. Schlang die Arme um sie und drängte sie gegen die Wand. Presste seine Lippen auf ihre. Raubte ihr den Atem, den Verstand, einfach alles. Fuhr mit seinen Händen durch ihr Haar. Packte sie und ließ sie nicht mehr los. Zog sie noch fester an sich, so fest, dass sie spürte, wie die Erregung durch seinen Körper pulste.

    „Oh, Gott, Tey“, keuchte er zwischen zwei heißen, feuchten Küssen gegen ihre Lippen, seine Stimme voller Leidenschaft und Verzweiflung. „Teyla…“



    „Miss!?“, ertönte auf einmal eine fremde, männliche Stimme, und die Vision von John, der sie küsste, löste sich vor ihrem Auge in Luft auf. Verwirrt blinzelnd kehrte Teyla in die Realität zurück und sah plötzlich nicht mehr das Gesicht ihres leidenschaftlichen Liebhabers vor sich, sondern das des Taxifahrers. „Miss?“

    „Teyla?“, schaltete sich nun auch Ronon, der neben ihr auf der Rückbank des Taxis saß, ein und berührte sie vorsichtig an der Schulter.

    „Ich… ja?“ Die Konturen der Vision verschwanden immer mehr, bis schließlich nichts mehr von ihnen übriggeblieben war. War sie eben noch in den Armen des Soldaten gewesen, verspürte Teyla jetzt nichts als Leere und Kälte. Verwirrt blickte sie zwischen Ronon und dem besorgt dreinblickenden Taxifahrer hin und her.

    „Ähem, wir sind da“, verkündete der Taxifahrer und wiederholte zur Sicherheit noch einmal die Adresse, die Teyla ihm genannt hatte. „Blackwood Boulevard’ Nummer 267, richtig?“

    Teyla nickte, auch wenn sie nur einen geringen Teil von dem mitbekommen hatte, was der Mann zu ihr gesagt hatte. Ihr Herz schlug hinsichtlich der nur langsam vor ihrem geistigen Auge verblassenden Erinnerungen rasend schnell, ihre Kehle war trocken und sie fühlte sich schwindelig.

    „Ja, die Adresse stimmt“, antwortete daher Ronon für sie und reichte dem Taxifahrer, dessen Blick noch immer auf Teyla gerichtet war, das Geld, öffnete die Wagentür und stieg aus.

    „Ist Ihnen nicht gut, Miss?“, fragte er mit zerfurchter Stirn. „Sie sehen blass aus.“

    „Nein, nein, mir geht es gut, vielen Dank“, presste Teyla eilig hervor, genau in dem Moment, als sich die Tür auf ihrer Seite des Taxis öffnete und Ronon ihr die Hand reichte, um ihr beim Aussteigen behilflich zu sein. Dankbar ergriff sie sie und stieg aus.

    „Warten Sie bitte noch einen Moment“, wies Ronon indessen den Taxifahrer an, der ebenfalls ausgestiegen war, um das Gepäck aus dem Kofferraum zu holen. „Nur ganz kurz.“ Der Fahrer nickte, und Ronon wandte sich an Teyla. „Willst Du vorgehen? Ich könnte warten.“

    Teyla nickte, ohne es zu bemerken. „Ja“, sagte sie.

    „Okay.“ Ronon griff nach ihrer Hand und drückte sie. „Ist wirklich alles okay?“, fragte er. „Du siehst wirklich nicht gut aus.“

    „Das ist die Aufregung“, log Teyla. „Mir geht es gut.“ Sie schenkte ihm ein nervöses Lächeln, ließ seine Hand los, umrundete den Wagen… und fand sich auf einmal allein auf dem leeren Gehweg vor einem Haus mit rauchblauer Fassade wieder. Unsicher schaute sie sich nach allen Seiten um, doch niemand schien von ihrer und Ronons Ankunft Kenntnis genommen zu haben. Ein paar Häuser weiter spielten zwei Kinder im Garten mit einem großen, schwarzen Hund und am Ende der Straße brachte ein junger Mann den Müll raus und verschwand, ohne sie zu bemerken, kurz darauf wieder in seinem Haus.
    Nun denn, sagte Teyla sich und presste sich die Tasche vor den Leib. Die Aufregung war in jeder Faser ihres Körpers zu spüren und übertrug sich auf ihr Kind; angesteckt von den Gefühlen seiner Mutter begann das Kleine in ihrem Bauch zu strampeln und gegen ihre Bauchdecke zu treten.

    „Ich weiß, Kleines“, flüsterte Teyla und legte eine Hand auf die Wölbung ihres Bauches. „Ich weiß.“ Sie konnte die innere Zerstreutheit des Babys spüren, wusste, dass das alles hier ziemlich anstrengend für das kleine Wesen in ihrem Bauch sein musste. „Ssht, alles wird gut“, sagte sie. „Wir werden jetzt Deinen Vater besuchen.“

    Das Baby trat gegen ihre Hand, und Teyla lächelte.

    „Ja, ich weiß“, wiederholte sie, setzte sich dann langsam in Bewegung und hielt auf das Haus, welches John nach eigener Angabe bewohnte, zu. Es wirkte ziemlich dunkel und verlassen, und gerade als Teyla sich fragte, ob John überhaupt zuhause war, hörte sie plötzlich ein Geräusch, das aus der Garage zu kommen schien.
    Das Tor der Doppelgarage stand offen, und Teyla entdeckte einen dunklen Wagen mit offener Motorhaube in der Auffahrt stehen und sah einen Schatten in der Garage hin und herflitzen. Sie blieb kurz stehen, fasste dann allen Mut, den sie auf die Schnelle finden konnte, zusammen, trat auf den Wagen zu und machte sich mit einem lauten Räuspern bemerkbar.
    Ein lautes Poltern, gefolgt von einem leisen, aber unschönen Fluch, ertönte und dann, plötzlich, erschien John in einem dreckigen, weißen T-Shirt, ein nicht minder verdrecktes Handtuch über die rechte Schulter geworfen; er trat aus der dunklen Garage ins Freie und kniff die Augen zusammen, um zu erkennen, mit wem er es zu tun hatte.

    Es dauerte ein paar Sekunden, dann breitete sich ein strahlendes, aber auch überraschtes Lächeln auf seinen Lippen aus.

    „Teyla!?“


    ooOOoo


    Der Anruf wurde nach dem dritten Klingeln entgegengenommen. „Ja, was?“, schnauzte es genervt am anderen Ende der Leitung, und Matthew Donahue runzelte die Stirn.

    „Weißt Du, ich sitze mir hier für Dich schon seit Tagen den Hintern wund“, brummte er, „da hätte ich eine etwas freundlichere Begrüßung erwartet.“

    Schweigen, dann: „Matt?“

    Donahue verdrehte die Augen. „Wer denn sonst, Mann?“, knurrte er. „Ich glaube, dass ich der einzige bin, der diese Nummer kennt.“

    Hast Du was herausgefunden?“ War ja klar, dachte Donahue, gleich zum Geschäftlichen. Der Kerl hatte Nerven. Aber naja…

    „Würde ich Dich sonst anrufen?“ Es war eine rhetorische Frage, weshalb er eine Antwort nicht abwartete. „Sieht so aus, als hättest Du recht mit Deiner Vermutung gehabt“, sagte er, stützte sich auf dem Lenkrad seines SUV ab und spähte durch die Windschutzscheibe. „Zwei seiner Freunde sind gerade eingetroffen.“

    Bist Du Dir sicher?“

    „Natürlich bin ich mir sicher“, schnauzte er in sein Handy. „Ich verstehe etwas von meinem Job. Im Gegensatz zu manch anderen“, fügte er brummelnd hinzu.

    Das habe ich gehört“, dröhnte es aus dem Lautsprecher seines Handys.

    „War ja auch beabsichtigt.“ Donahue grinste und wusste, dass der Mann am anderen Ende der Leitung es auch tat. „Und“, fragte er dann, „was jetzt?“

    Beobachte sie weiter“, lautete die Antwort. „Ich will wissen, worauf das alles hinausläuft. Pass aber auf! Ich habe keine Lust darauf, dass das Ganze auffliegt.“

    „Mann, Du kennst mich-“

    Deswegen sage ich das ja auch.“

    Donahue schnaubte. „Vielen Dank für Dein entgegengebrachtes Vertrauen.“

    Ich will nur, dass Du aufpasst, Matt.“

    „Werde ich.“

    Na dann ist ja gut.“

    „Hey, warte, was ist mit meinem Geld?“, beeilte sich Donahue zu fragen, bevor sein Gesprächspartner auflegen konnte, so wie er es normalerweise tat, wenn das Gespräch an dieser Stelle angekommen war.

    Ich werde es Dir heute noch überweisen.“

    „Wenn ich weiter machen soll, sind das aber nochmal fünftausend.“ Donahue kreuzte die Finger, denn der Kerl war ebenso geizig wie eiskalt. Kurzes Schweigen, dann ertönte die dunkle Stimme erneut.

    Geht klar.“

    Donahue ballte die Hand zur Faust. „Gut.“ Wow, fünftausend weitere Dollar! Sein ergiebigster Fall seit Langem! „Sag mir nur Bescheid, wenn Du übernimmst, klar?“

    Klar.“

    „Okay.“ Er war schon kurz davor, das Gespräch zu beenden, als ihm noch etwas einfiel. „Ach ja, Danville?“

    Was?“

    „Es ist schön mir Dir Geschäft zu machen, Mann“, grinste Donahue. „Fühlt sich echt gut an mal wieder einen Fall in der Tasche zu haben.“

    Sag das, wenn wir den Kerl drangekriegt haben, okay?“, erwiderte Danville. „Vorher nicht. Wir müssen vorsichtig sein. Es wird nicht so einfach, wie ich mir das vorgestellt habe.“

    Ein Dämpfer. „Wie meinst Du das?“, verlangte Donahue zu wissen.

    Der Kerl ist beliebt, Matt. General O’Neill selbst hat ihn für die Mission ausgewählt und steht nach wie vor hinter ihm. Wir müssen höllisch aufpassen, wenn wir den Kerl an der kurzen Leine halten wollen.“

    „Hey“, rief Donahue, „Du willst den Kerl an der kurzen Leine halten, nicht ich. Sobald ich hier fertig bin und meine Kohle habe, ist der Typ Dein Problem. Ich bin dann raus aus der Sache.“

    Jaja, ich werd’ das schon hinkriegen.“

    „Hast Du schon eine Idee wie Du das anstellen willst?“

    Ein leises, raues Lachen. „Oh, Matt, ich habe mehr Asse im Ärmel, als Du denkst, mein Freund.“ Im Hintergrund ertönten Stimmen, und Donahue hörte, wie ein Stuhl zurückgeschoben wurde. Dann: „Ich muss jetzt Schluss machen. Ich meld mich bei Dir. Pass auf, klar?“

    „Herrgott, Jason“, stöhnte Donahue. „Ich werde aufpassen. Ich schwöre es. Beruhigt?“

    Nicht wirklich.“ Sagte es und legte auf. Donahue schnitt eine Grimasse und starrte das Telefon in seiner Handy finster an.

    „Idiot.“

    Fortsetzung folgt…

    A/N: Wenn ihr euch jetzt fragen solltet, was der kursive Teil in diesem Kapitel zu suchen, bzw. was er zu bedeuten hat, müsst ihr euch noch etwas gedulden. Ich werde bald darauf zurückkommen.


  26. #55
    zigtausend Jahre alt ... ;-) Avatar von John's Chaya
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    Eine Leserin fragte mich, ob ich wisse, was ich nun als nächstes zu schreiben hätte. Natürlich weiß ich das, aber ich wäre nicht ich, wenn ich tatsächlich das schreibe, was diese Leserin von mir erwartet, oder sehe ich das irgendwie falsch?*grins*
    "grins" Da oute ich mich mal, ich war es und es war ein Scherz! Zum lesen habe ich heute wohl leider keine Zeit mehr. Ich versuche es aber spätestens Morgen. Kann es kaum erwarten ...

    Ich bin zu alt, um nur zu spielen, zu jung, um ohne Wunsch zu sein.

  27. Danke sagten:


  28. #56
    Mama, im Dienste Ihrer Majestäten Avatar von Nyada
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    Zitat Zitat von John´s Chaya Beitrag anzeigen
    "grins" Da oute ich mich mal, ich war es und es war ein Scherz! Zum lesen habe ich heute wohl leider keine Zeit mehr. Ich versuche es aber spätestens Morgen.
    Jajaja, das sagen alle. Jajaja... Ich freu mich schon!

  29. #57
    zigtausend Jahre alt ... ;-) Avatar von John's Chaya
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    Donahue, bähh ..., was für ein ekliger Kerl. Man, dem möchte man am liebsten ..., aber ich bin ja gut erzogen, denke ich.
    Süß, wie Rodney sich sorgen um Teyla macht und wie auch Ronon sie umsorgt. Toll, wenn man solche Freunde hat, hätte ich auch sehr gerne.
    Ach man, dieser blöde Taxifahrer, Teyla hat doch gerade an John gedacht. Aber nun steht sie ja vor ihm und er freut sich sehr, was für ein toller Augenblick. Aber du wärst nicht du, wenn da nicht noch ein dickes 'ABER' kommt.

    Man, was will dieses 'A... Donahue von John und wer ist Matt? Da kommt bestimmt noch eine Menge ärger auf John zu.
    Bin sehr gespannt wie es weitergeht und vor allem - wann kommt das Baby. So wie es aussieht, ist es bald soweit.

    Ich bin zu alt, um nur zu spielen, zu jung, um ohne Wunsch zu sein.

  30. Danke sagten:


  31. #58
    Major Avatar von claudi70
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    Hi, schön das es hier nun weiter geht und dann gleich zwei neue Kapitel. Zum ersten Kapitel muss ich sagen, schön das John versucht nun endlich einen Neuanfang zu starten, obwohl ihn das mit seinen Alpträumen ja nicht so gut gelingt. Was ich mich auch schon gefragt habe, mir geht es da wie Ailya, wann werden wir denn mal erfahren, was sich da in diesem Haus abgespielt hat? Ich hoffe du wirst es uns irgendwann mitteilen. Schön auch, dass er mit Nancy im Guten auseinander gegangen ist.

    Jetzt wohnt er also in Pasadena, versucht hier alles hinter sich zu lassen, die Betonung liegt auf versucht. Was will dieser Donahue, oder viel mehr dieser Jason? Vor allem, wer ist dieser Jason? Man man, hat das Ganze denn nie ein Ende für John? Jetzt ist er nicht mal mehr auf Atlantis und die wollen ihn immer noch an den...

    Aber schön, dass Teyla und Ronon John besuchen, das wird ihn sicher auch freuen, auch wenn er es bestimmt mal wieder nicht zugeben wird. *fg* Aber ob sie diesmal mehr Glück hat und ihn zur Rückkehr überreden kann? Ich glaub ja nicht mehr wirklich dran...aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. *g* Ich frag mich allerdings, selbst wenn Teyla ihn überzeugen kann, ob er so einfach wieder zurück kann, schliesslich hat ja jetzt der andere Typ seinen Platz eingenommen...*grummel*

    Und was den kursiv geschriebenen Teil angeht, hast du mich natürlich auch wieder sehr neugierig gemacht, mich hat schon geärgert, dass Teyla John nicht hat ausreden lassen, ich hätt gern gewusst, was er sagen wollte. Naja, da muss ich mich ja leider noch etwas gedulden...

    Bin gespannt wie es weiter geht, freue mich auf die Fortsetzung.
    LG

  32. Danke sagten:


  33. #59
    Die nach den Sternen greift Avatar von Ailya
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    John ist also doch nach Pasadena gezogen und wird dort nun vom einem ominösen Matthew Donahue beobachtet, hhm, seltsam. Ich dachte zuerst auch, dass das IOA ihn beschatten lässt, um sicherzugehen, dass er keinen Mist baut und schön dort bleibt, wo er ist, aber nachdem ich den letzten Abschnitt gelesen habe, kommt mir ein schrecklicher Verdacht.
    Jason Danville, ist das nicht... Ja, das ist er doch, nicht wahr? Der merkwürdige Typ, der Johns Posten als militärischer Leiter übernommen hat! Oje, mir schwant böses. Hat der Kerl nicht auch die Psychologin bestochen, um Einblick in Johns Akten zu bekommen? Du lieber Gott, was zur Hölle braut sich da zusammen? Ich vertraue diesem Danville nicht mehr. Nun, eigentlich habe ich es nie so wirklich getan, aber ab sofort glaube ich, dass er wirklich etwas Schlimmes ausheckt. O Mann, schreib weiter, ich nage vor Aufregung schon auf meinen Nägeln!!

    Okay, gut, jetzt wo ich mich ein bisschen über Donahue, Danville und wie sie alle heißen mögen ausgelassen habe, komme ich zu den schönen Momenten, von denen es ja Gott sei Dank auch einige gab.

    Rodneys Sorge um Teyla hat mich dahinschmelzen lassen; ebenso seine Bitte, sie möge John doch endlich zurückholen. Ja, Rodney, richtig so; ich bin auch dafür! Schade, dass er nicht mitkommen kann; ich bin mir sicher, dass er John mal so richtig die Ohren vollgejault hätte von wegen, er soll endlich seinen Ar*** nach Atlantis zurückbewegen.
    Naja, dafür fahren jetzt aber Ronon und Teyla. Schön. Hoffentlich gelingt es ihnen, John davon zu überzeugen, dass er sein Glück nicht in Pasadena finden wird, sondern in Atlantis.
    Was den kurivgedruckten Abschnitt angeht... Hhm, ich habe da so eine Ahnung, aber die behalte ich erst einmal für mich. Mal schauen, was du daraus machen wirst.

    So, jetzt musst du aber ganz schnell weiterschreiben, denn die letzten Zeilen machen Lust auf mehr. Ich bin echt gespannt, wie John auf Teylas und Ronons überraschenden Besuch reagieren wird, und du hast mir ja auch eine Spoilerszene versprochen, vergiss das nicht! Aber vor allem möchte ich wissen, was dieser Danville mit unserem John vorhat.
    Schreib schnell weiter!!!!!!
    LG, deine Ally

  34. Danke sagten:


  35. #60
    Mama, im Dienste Ihrer Majestäten Avatar von Nyada
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    Standard Kapitel Fünfzehn

    A/N: Kaum zu glauben, aber es ist wahr: Ich habe tatsächlich geschafft, das neue Kapitel fertigzukriegen. Ich hatte es selbst ja kaum noch für möglich gehalten, aber als ich heute so auf der Terrasse saß und die angenehmen Temperaturen genossen habe, überkam es mich und ich kam aus dem Schreiben gar nicht mehr heraus.
    So, jetzt ist das Kapitel also fertig und ich bin zufrieden- so soll es doch sein, nicht wahr?*grins*

    Ich wünsche euch ganz viel Spaß beim lesen und vergesst mich, dass ich mich über Kommentare immer freue.
    LG, eure Moni


    Kapitel Fünfzehn


    Es war eine sternenklare Nacht. Die Wolken, die seit Tagen tief über der Stadt hingen, hatten sich im Laufe der Abendstunden verflüchtigt und der Regen hatte aufgehört. Stattdessen wehte nun ein kalter, böiger Wind, der die Fensterscheiben klirren und die alten Balken auf dem Dachboden knarren ließ. Als Kind hatte er sich vor solchen Geräuschen gefürchtet und im Bett seiner Eltern Schutz gesucht, nun, fast vierzig Jahre später, waren es andere, aber nicht unbedingt weniger furchterregende Dinge, die ihn um den Schlaf brachten. Dinge, die man nicht ausblenden konnte, indem man sich eine Bettdecke über den Kopf zog. Dinge, vor denen man sich nicht so einfach verstecken konnte, ganz egal wie sehr man es auch versuchte. Dinge, die ihn bis in seine Träume verfolgten.
    John seufzte. Hinter ihm prasselte das Feuer im Kamin, sirrende Flammen entzündeten trockenes Holz, und John spürte die angenehme Wärme langsam seinen Rücken empor krauchen. Vollkommen ruhig saß er im Wohnzimmer vor dem flimmernden Fernsehgerät, doch er registrierte nicht wirklich, welches Programm er sich anschaute. Mit leerem Blick verfolgte er eine wilde Verfolgungsjagd auf dem Bildschirm, die ihn nicht interessierte. Er rückte sich in dem steiflehnigen Sessel zurecht, kreuzte die Beine und streckte sie wieder aus. Ein Gefühl der inneren Zerrissenheit ließ ihn unruhig auf dem Sitzpolster hin und her rutschen, bis er schließlich regelrecht aufsprang in dem dunklen Raum auf und ab zu marschieren begann. Seine zitternden Hände hinter dem Rücken verschränkend, trottete er von der einen Ecke des geräumigen Wohnzimmers in die nächste und wieder zurück. Vor dem Fenster blieb er kurz stehen, warf einen raschen Blick in den vom Mond und den Sternen erhellten Garten und schlenderte weiter. Eine weitere schlaflose Nacht, dachte er resigniert bei sich und seufzte erneut. Wann, fragte er sich, wann würde es enden. Es konnte doch nicht ewig so weiter gehen, nein. Irgendwann musste es ein Ende haben, nur wann?
    John schloss die Augen, bereute es jedoch sofort. Bilder, die er zu vergessen versuchte, tauchten vor ihm auf und verschwanden nicht einmal, als er atemlos die Augen aufriss und in die Dunkelheit starrte. Wie ein Film spielten sich die grausamen Szenen vor seinem geistigen Auge ab und ließen das Blut in seinen Adern gefrieren. Unfähig auch nur einen Schritt zu tun, stand er in der Mitte des Wohnzimmers, barfuss, die Lippen fest aufeinander gepresst, die Hände zu Fäusten geballt, den Blick starr geradeaus auf eine Szene aus seiner Vergangenheit gerichtet, die er so verzweifelt zu vergessen versuchte.

    Sir… Nein, nein, nein… Sir… Halten Sie die Klappe… John… Nein… Blut… Noch mehr Blut… Oh, Gott… Es hört nicht auf… Warum hört es nicht auf… John… NEIN… Ein Donnern… Ein Blitz… John… Nein, verdammt, nein… Sie sind ein guter Mann, John… Seien Sie still, verdammt… Noch mehr Blut… Scheiße, scheiße, VERDAMMT… Ein Lächeln… Schwach… Dann, ein Röcheln… Gefolgt von einem heftigen Zittern… Plötzlich ist es still… Er bewegt sich nicht mehr… Lorne… Evan…. Blutverschmierte Hände… Evan, verdammt… Keine Antwort… Tot… Er ist tot… Überall Blut… Tot… Scheiße… Verdammt... Nein, nein, nein… Das darf nicht wahr sein…
    … NEIN!!!!!!!!


    „Nein“, flüsterte John, verzweifelt mit dem Kopf schüttelnd, wirbelte herum und ließ sich mit einem schweren Seufzer zurück auf die Couch sinken. „Nein, nein, nein“, wiederholte er mit belegter Stimme, beugte sich nach vorne über, stützte sich mit den Ellenbogen auf den Knien ab und vergrub das Gesicht in seinen eiskalten, schwitzigen Händen. So kam es, dass er nicht mitbekam, wie sich hinter ihm die Tür öffnete und eine dunkle Gestalt ins Wohnzimmer huschte. Völlig fixiert auf seinen schwirrenden Kopf bemerkte John Teyla erst, als sie ihn von hinten sanft an der Schulter berührte und leise seinen Namen rief.

    „John?“ Ihre Stimme ließ ihn aufhorchen, ihre Berührung hingegen zusammenzucken. Er drehte sich um und starrte zu Teyla hinauf, die ihn besorgt musterte. „Entschuldige, ich wollte Dich nicht erschrecken“, sagte sie und wollte ihre Hand zurückziehen, doch John packte sie, hielt sie fest und drückte sie.

    „Nicht doch. Schon gut“, murmelte er, führte ihre Hand an seine Lippen und küsste ihre zarten Fingerknöchel, was der Athosianerin ein Lächeln ins Gesicht zauberte. Sie hob ihre andere Hand und legte sie an seine bärtige Wange. Seufzend schmiegte John seine Wange an ihre weiche Handfläche, deckte ihre Hand mit seiner zu, schloss die Augen und genoss das Gefühl von ihr berührt zu werden.

    „Ist alles in Ordnung?“, erkundigte sich Teyla vorsichtig. „Es ist mitten in der Nacht. Du solltest schlafen, John.“

    „Ja, ich weiß“, seufzte er. „Ich…“ Er brach ab, bevor er richtig angefangen hatte. Was sollte er ihr sagen? Dass er einen Alptraum gehabt hatte, schweißgebadet aufgewacht war und nicht wieder einschlafen konnte? Dass er Angst davor hatte die Augen zu schließen und einzuschlafen? Gott, nein, wie lächerlich das klang. Er war ein erwachsener Mann, der sich von einem jämmerlichen Alptraum aus der Fassung bringen ließ. Das war absurd, nein, es war mehr als das. Es war… lächerlich. John wusste es nicht anders auszudrücken. Lächerlich. Lachhaft. Verärgert zog er die Stirn kraus und presste grimmig die Lippen aufeinander.

    „John?“ Teylas sanfte Stimme riss ihn aus den Gedanken. Ihn nicht aus den Augen lassend umrundete die Athosianerin die Couch und setzte sich zu ihm. „Du hattest einen Alptraum, nicht wahr?“ Aus ihrem Mund klang es beinahe banal, als wäre es das Natürlichste auf der Welt. John, der bis jetzt konzentriert auf seine Finger gestarrt hatte, sah auf.

    „Ja“, war alles, was er sagte. Ein einfaches, schmuckloses ‚ja’. Mehr brauchte sie nicht zu wissen. Er wollte sie nicht belasten, indem er ihr irgendwelche Details verriet. Je weniger Teyla wusste, desto besser war es. Für ihn und insbesondere für sie.

    „Oh, John“, seufzte sie, nahm sein Gesicht zwischen ihre Hände, zog es zu sich heran und lehnte ihre Stirn gegen die seine. Ihr warmer Atem streifte seine Wange, als sie leise fragte: „Evan?“ Er spürte die Vibration ihrer weichen Stimme an seinen Lippen, und ihre Worte ließen ihn erschaudern. Er zögerte einen Momentlang, dann nickte er.

    „Ja… Evan.“

    „Das war nicht Dein erster Alptraum, oder?“, hakte sie nach, und er schüttelte mit dem Kopf, was ihr als Antwort genügte. „Wie oft hast Du solche Träume, John?“

    John schnitt eine Grimasse. „Teyla, ich-“ Doch sie unterbrach ihn, fiel ihm unschön ins Wort und bedachte ihn eines maßregelnden Blickes.

    „Wie oft, John?“

    Er seufzte. Hätte er gewusst, dass es darauf hinauslief, hätte er ihr nicht geantwortet. Jetzt sah er sich gezwungen ihr zu antworten. Sie erwartete eine Erklärung, und John wusste, dass sie nicht lockerlassen würde, ehe sie nicht ihre Antwort hatte. „Oft“, erwiderte er ihr daher.

    „Oft?“, echote Teyla und hob die Brauen. „Wie oft, John?“

    „Sehr oft.“

    John.“

    „Jede… Nacht“, gestand er schließlich kleinlaut.

    Jede Nacht?“, wiederholte Teyla, und John nickte. „Wirklich?“ Wieder nickte er. Sie seufzte. „Wie lange geht das schon so?“

    „Eine Weile“, antwortete er.

    „Hattest Du solche Träume schon, als Du noch in Atlantis warst?“ Als er ihr auch nach mehreren Augenblicken nicht antwortete und wegsah, griff sie seufzend nach seinem Gesicht und drehte es in ihre Richtung. „John, ich möchte Dir nicht jedes Wort aus der Nase ziehen müssen. Ich möchte verstehen, was Dich bedrückt. Und ich möchte Dir helfen. Okay? Denkst Du wirklich, ich bekomme das alles nicht mit?“

    John schwieg.

    „Ich habe nur nichts gesagt, weil ich hoffte, dass Du vielleicht von allein mit mir darüber sprichst“, fuhr Teyla fort. „Das war dumm von mir. Ich hätte es besser wissen müssen und es tut mir leid.“

    „Du brauchst Dich nicht entschuldigen“, sagte John. „Du hast doch nichts gemacht. Wenn, dann ist es meine Schuld, Teyla. Aber ich möchte Dich nicht damit… belasten, okay? Das ist meine Sache.“

    „Das ist es eben nicht“, seufzte die Athosianerin. „Nicht mehr“, fügte sie hinzu. „Es ist nicht mehr nur Deine Sache, John. Es geht mich auch etwas an, und ich möchte Dir helfen.“

    Warum, wollte er fragen, ließ es aber bleiben. Teyla lehnte sich zurück, und er sah, wie sich das Flimmern des Fernsehbildschirms in ihren großen, rehbraunen Augen reflektierte und die Flammen des Kaminfeuers ihr Gesicht mit einem warmen Schimmer belegten. Er seufzte. Gott, wie schön sie doch ist, dachte er just in diesem Moment, und die Andeutung eines Lächelns umspielte seine Mundwinkel. Er hatte sie vermisst. Acht lange Wochen war sie fort gewesen, und nun war sie endlich hier, bei ihm. Er konnte es noch immer kaum glauben; es war fast zu schön um wahr zu sein. Manchmal befürchtete er, dass es sich hierbei auch nur um einen Traum handelte, aus dem er jeden Augenblick zu erwachen drohte. Es erschien ihm so surreal, dass sie hier war. Dass sie in dieser Sekunde tatsächlich neben ihm saß und ihn besorgt ansah. John runzelte die Stirn. Diese Sorgenfalten standen ihr nicht und ließen sie älter und ernster wirken, als sie in Wirklichkeit war. Sie gefielen ihm nicht. Nein, er wollte sie nicht seinetwegen so besorgt sehen, weshalb er die Hand ausstreckte und sie über ihre Wange gleiten ließ. Augenblicklich entspannte sich Teyla etwas, und ihr Blick wurde weicher.

    „Ich mache mir doch bloß Sorgen“, sagte sie leise.

    „Ich weiß“, erwiderte John, „aber ich will nicht, dass Du Dir welche machst.“ Er tippte mit dem Zeigefinger sanft zwischen ihre Augenbrauen. „Ich will diese hässliche Sorgenfalte nicht mehr sehen, hörst Du, Teyla?“ Sie nickte und lächelte leicht. „Gut“, meinte John zufrieden, schlang einen Arm um ihre Schulter und zog sie zu sich. Die Nase in ihrem Haar vergrabend, murmelte er das Erste, was ihm in diesem Moment in den Sinn kam: „Ich habe Dich vermisst.“

    Teyla schmunzelte. „Tatsächlich?“

    „Tatsächlich“, bestätigte er grinsend und küsste ihren Nacken. „Ich hatte schon befürchtet, dass Du mich vergessen hast und gar nicht mehr kommst.“

    „Ich habe Dir doch versprochen, dass ich wiederkomme“, sagte Teyla und bettete ihren Kopf an seiner Schulter. „Und das bin ich. Ich bin jetzt hier, John.“

    „Ja, das bist Du. Endlich.“ Teyla verdrehte die Augen, lachte dabei aber leise, was John den letzten Anstoß gab, endlich das zu tun, wonach er sich in den letzten Stunden so sehr gesehnt hatte. Den Blick nicht von ihr lösend, streckte er die Hand aus und legte sie vorsichtig auf ihren Bauch. Es war ein merkwürdiges, aber auch großartiges Gefühl, an das er sich erst noch gewöhnen musste. Aber zu wissen, dass er zur Entstehung dieses neuen Lebens beigetragen hatte, erfüllte ihn mit genügend Stolz, um über diese, ersten Bedenken hinwegzusehen. Schon jetzt, nach nur wenigen Augenblicken, konnte er es kaum abwarten, dieses Baby, sein Baby, kennenzulernen und es in den Armen zu halten.
    Lächelnd ließ er seine Hand über die Wölbung von Teylas Bauch gleiten und malte sich vor seinem geistigen Auge bereits aus, was er seinem Sohn oder seiner Tochter alles würde zeigen können, wenn er oder sie erst einmal auf der Welt war, als plötzlich…

    Teyla lachte leise, als es geschah, legte ihre Hand auf seine und drückte sie auf ihren Bauch. „Warte“, wies sie ihn an, und John tat wie ihm geheißen und wartete. Nach ein paar Sekunden bewegte sich wieder etwas unmittelbar unter seiner Handfläche. Es fühlte sich an wie ein Flattern. Nein, wie ein… zartes Stupsen. Ja, irgendetwas stupste sanft gegen seine Hand. Irgendetwas oder… irgendjemand. Johns Augen weiteten sich, als er begriff, was hier gerade vor sich ging.

    „Oh, mein Gott. War das etwa gerade…“ Seine Stimme war kaum mehr als ein heiseres Flüstern. „War das das Baby?“, fragte er und sah Teyla, die mit einem seligen Lächeln auf den Lippen seinen Handrücken streichelte, erwartungsvoll an. Sie nickte, worauf Johns Herz in seiner Brust einen freudigen Salto schlug. Ein faszinierter Laut entrann seiner Kehle, und er ließ seine Hand über ihren Bauch gleiten, hielt inne und grinste. Zu spüren, wie sich das Baby bewegte, ließ ihn seinen Alptraum und die schrecklichen Bilder, die ihn heimgesucht hatten, für einen Augenblick vergessen, und er konzentrierte sich nur auf das Strampeln seines Kindes.

    „Da scheint jemand nicht schlafen zu können“, stellte er belustigt fest.

    „Von Schlaf scheint sie in letzter Zeit in der Tat nicht viel zu halten“, bestätigte Teyla und rieb sich seufzend die Rippen. „Sie hält mich nachts oft wach. Da scheint sie ganz nach ihrem Vater zu kommen“, fügte sie augenzwinkernd hinzu.

    John verdrehte die Augen. „Es ist ja nicht so, als könnte ich etwas dafür“, empörte er sich. „Und es tut mir ja auch leid, dass-“ Abrupt hielt er inne, als ihm bewusst wurde, was Teyla soeben gesagt hatte, und warf ihr einen verwirrten Blick zu. Hatte sie etwa gerade… Moment mal“, meinte er und schüttelte mit dem Kopf, um seine Gedanken zu ordnen, „sagtest Du gerade…sie?“

    Teyla lächelte verschwörerisch. Dann nickte sie, und John hielt unbewusst für einen Moment den Atem an.

    „Sie wie ein…“

    „Ein Mädchen“, beendete Teyla seinen Satz, woraufhin Johns Brauen hochschnellten. Er riss die Augen auf und starrte sie entgeistert an.

    „Sie?“, echote er.

    Ein geheimnisvolles Lächeln umspielte Teylas Mundwinkel. „Sie“, bestätigte sie flüsternd und streichelte seine Wange. „Es wird ein Mädchen. Wir bekommen eine Tochter, John.“

    „Ein… Mädchen.“ John spürte, wie sich seine Kehle zusammenschnürte. In seiner Brust begann es zu kribbeln. Ein Mädchen. Ein kleines Mädchen. Eine… Tochter. Er würde schon bald eine kleine Tochter haben!

    Teyla nickte erneut. „Ein Mädchen, ja, John. Freust Du Dich?“, fragte sie leise, worauf John sie irritiert ansah.

    „Sollte ich das etwa nicht?“, wunderte er sich und umrahmte ihr Gesicht mit beiden Händen. „Natürlich freue ich mich. Wie kommst Du nur auf die Idee, dass ich es nicht täte?“

    „Weil ich dachte, dass Du lieber einen Sohn gehabt-“ Weiter ließ John sie nicht kommen. Er legte einen Finger an ihre Lippen und schüttelte mit dem Kopf. Dann ersetzte er seinen Finger durch seine Lippen und küsste sie zärtlich, bevor er flink sie auf seinen Schoß zog.

    „Dass macht Dir Sorgen?“, fragte er, als er sich von ihr löste. „Dass ich mich über eine Tochter nicht genauso freue wie über einen Sohn? Teyla-“ Er schüttelte mit dem Kopf - „das ist doch absurd.“

    „Ehrlich?“

    „Ehrlich“, erwiderte John nickend, küsste sie auf die Nasenspitze und zog sie in seine Arme. Teyla entspannte sich augenblicklich und lehnte ihren Kopf an seinen Brustkorb. „Allerdings“, murmelte John und runzelte die Stirn, „befürchte ich, dass ich mich nicht so leicht für Teepartys und so begeistern lassen kann.“

    Teepartys?“, wiederholte Teyla und schmunzelte, während John allein bei der Vorstellung erschauderte. Er, auf einem viel zu kleinen Stuhl an einem viel zu kleinen Tisch sitzend, imaginären Tee aus quietschbunten, ebenfalls viel zu kleinen Teetassen trinkend, imaginären Kuchen essend und mit einem anderen „Gast“- einem übergroßen Teddybär mit rosafarbener Schleife im Fell- über das aktuelle Weltgeschehen philosophierend.

    „Oh, Himmel“, stöhnte er, und musste dabei wohl sehr verzweifelt geklungen haben, denn keine fünf Sekunden später brach Teyla in gedämpftes Gelächter aus, nahm sein Gesicht zwischen ihre Hände und küsste ihn mitten auf den überraschten Mund.

    „Du wirst unserer Tochter ein wundervoller Vater sein, John“, wisperte sie. „Davon bin ich fest überzeugt.“

    „Hhm, schön, dass es wenigstens einer von uns es so sieht. Das ist doch schon mal was“, meinte er grinsend, lehnte sich vor, um sich einen weiteren Kuss von ihr zu ergaunern. Teyla seufzte, als ihre Münder wieder zueinander fanden, schlang die Arme um seinen Hals und presste ihre Lippen gierig auf seine. Hoppla, dachte John, ließ sich von dieser überraschten Stimme in seinem Kopf aber nicht beirren und nutzte stattdessen jenen Augenblick, als Teyla stöhnend ihre Hände in sein dunkles Haar grub, um mit seiner Zunge in ihren Mund vorzudringen. Sie wimmerte, als seine Zungenspitze die ihre berührte und zu einem heißen, feuchten Tanz anstachelte, auf den sie sich nur zu sofort einließ und sich noch enger an die feste Form seines Körpers schmiegte. Sie an den Hüften haltend, zog John sie so nah wie es die Wölbung ihres Bauches zuließ zu sich und vergrub die Nase in ihrem weichen, honigbraunen Haar, atmete ihren unverwechselbaren Duft ein und flüsterte in ihr Ohr. Ein Kichern brach über Teylas Lippen, welches sich jedoch binnen eines Augenblicks in ein leises, aber lustvolles Stöhnen verwandelte, als John vorsichtig in das weiche Fleisch ihres Halses biss und ihre Schultern küsste, erst die rechte und dann die linke. Zärtlich liebkosten seine Lippen ihre empfindlichsten Stellen, und er arbeitete sich küssend ihren Hals entlang, bis hoch zu jenem besonders sensiblen Punkt unterhalb ihres linken Ohrs.

    „John!“ Teyla keuchte auf, als er mit den Zähnen kühn an ihrem Ohrläppchen zog. „Nicht“, wimmerte sie atemlos, doch er ignorierte ihr Flehen und presste seine Lippen in die Beuge zwischen ihrem Hals und der Schulter.

    Gott, Tey“, stöhnte er, „Du hast mir gefehlt. So sehr.“ Sie erschauderte bei seinen Worten und seufzte wohlig. Mit einer Hand durch ihr schulterlanges Haar pflügend, packte er sie mit der anderen im Nacken, zog sie noch näher zu sich und küsste sie wieder. Nicht zärtlich oder gar liebevoll, sondern hart. Verlangend. Sehnsüchtig. Nach nur wenigen Augenblicken öffnete sich ihm willig und ihre Zunge erwies sich als eine vertraute Gespielin. Die Augen schließend, kostete John den Kuss bis zur letzten Sekunde aus, ehe er sich zurücklehnte und sie ansah.

    „Tey-“ Die Athosianerin schüttelte mit dem Kopf und legte einen Finger an seine Lippen.

    „Ssh, nicht“, befahl sie und er gehorchte. „Sag jetzt nichts, John.“ Sanft ließ sie ihre Hand über seinen Brustkorb und tiefer gleiten, sehr wohl wissend, was sie ihm mit dieser Berührung antat. „Du siehst erschöpft aus“, stellte sie fest und legte die andere Hand an seine Wange. „Du solltest wirklich versuchen etwas zu schlafen, John.“

    „Ich bin aber nicht müde“, widersprach er ihr und vereinte, ehe Teyla wusste wie ihr geschah, ihre Lippen zu einem weiteren, leidenschaftlichen Kuss. „Und außerdem-“ Er grinste anzüglich und wickelte sich eine Strähne ihres Haares um seinen Zeigefinger- „kann ich mich schon gar nicht mehr so richtig daran erinnern, wann ich das letzte Mal im Haus meines Vaters mit einem Mädchen auf der Couch rumgemacht habe.“

    Teyla hob die Brauen. „Rummachen? Im Haus Deines Vaters? John Sheppard“, tadelte sie ihn mit gespielt strenger Stimme, „ich hätte nie gedacht, dass Du so kühn sein kannst!“

    „Oh, wenn Du wüsstest“, griente er und begann ihren Hals erneut mit den Lippen zu attackieren. „Sagen wir einfach, mein Dad fand es nicht wirklich… amüsant“, murmelte er atemlos zwischen mehreren Küssen.

    „Und das Mädchen?“

    John stoppte. Vorsicht, alter Junge, ermahnte er sich, das ist 'ne Fangfrage. „Ach, keine Ahnung. Ich kann mich nicht mehr erinnern“, behauptete er daher und beugte sich rasch vor, um sie zu küssen, doch Teyla war schneller. Sie lehnte sich zurück und warf ihm einen fragenden Blick zu. John seufzte. „Okay.“ Er gab auf; es hatte keinen Zweck sie anzulügen. „Sie war auch nicht sonderlich erfreut darüber. Ich hab sie danach nicht mehr wieder gesehen.“

    „Wann war das?“, fragte Teyla.

    „Vor sehr, sehr, sehr langer Zeit“, antwortete John. „Ist 'ne halbe Ewigkeit her. Ich weiß schon gar nicht mehr, wie sie heißt“, log er, obschon er sich noch ganz genau an ihren Namen erinnerte.

    „Du hast also mit einem Mädchen, das Du danach nie wieder gesehen hast, auf der Couch im Haus Deines Vaters rumgemacht und wurdest erwischt?“, fasste Teyla zusammen, und John nickte.

    „Mehr oder weniger“, murmelte er. „Ich denke nicht gern daran zurück. Mein Vater hat fast zwei Wochen kaum ein Wort mit mir geredet“, erinnerte er sich.

    „Du würdest es also nicht wieder tun?“, fragte Teyla und lächelte ihn dabei auf eine Art und Weise an, die Johns Blut in Wallung versetzte.

    „Kommt drauf an“, meinte er achselzuckend. „Bis jetzt hat sich einfach nicht die Gelegenheit dazu ergeben, glaube ich.“

    „Oh“, jammerte Teyla, „wie bedauerlich.“

    John seufzte theatralisch und gab sich geknickt. „Ja, das ist es, in der Tat. Dabei hat’s so einen Spaß gemacht.“ Er hielt die Maskerade noch für einige Momente aufrecht, ehe er die Athosianerin an den Hüften packte und fest an sich zog. Teyla jauchzte auf, doch er erstickte den Laut, indem er seinen Mund rasch auf ihren presste und küsste sie. Hart, drängend und leidenschaftlich, während Teyla seufzend mit ihren Händen unter sein Shirt fuhr. Ihre Hände glitten über seinen Bauch, ihre Finger umkreisten seinen Bauchnabel, wanderten schließlich erst ein Stück nach oben und tanzten über seinen rechten Brustmuskel, dann begaben sie sich wieder in die entgegengesetzte Richtung, und John stöhnte auf, als Teyla sie unter den Bund seiner Pyjamahose schob.

    „Das scheint mir eine gute Idee zu sein“, keuchte er heiser gegen ihre Lippen, schob den Saum ihres Nachthemdes beiseite und glitt mit den Händen an ihren Schenkeln hinauf. Teyla wimmerte und schloss die Augen, als er sie an den Hüften packte und gegen seinen Unterleib zog. Ihre Hände ruhten einen Momentlang auf seinem Oberkörper, dann ließ sie ihre Finger über seine Brust, bevor sie nach dem Kragen seines Shirts griff und es ihm mit einem Ruck über den Kopf zog und wegwarf. Sie betrachtete kurz seinen Oberkörper, ließ dann aber mit den Händen von seiner Brust ab und fuhr mit ihnen in seine kurzen, schwarzen Haare, presste ihre Lippen auf seine, sodass sie wieder zu einem feurigen Kuss verschmolzen, der ihm alle Sinne raubte.
    Während sie ihn küsste, suchte John nach einem Weg sich ihres Kleides zu entledigen. Er strich ihren Rücken hinauf, als sein Blick jedoch auf ihren Bauch fiel, der zwischen ihnen war. Bei dem Gedanken an seine kleine, ungeborene Tochter wurde ihm plötzlich von einer Sekunde zur nächsten ganz anders und er brach aus dem Kuss aus.

    „Was ist denn?“, wollte Teyla wissen, als er ihr auswich. „John?“ Sie folgte seinem starren Blick und seufzte, als sie den Grund für sein plötzliches Zögern entdeckte. „John“, flüsterte sie, legte einen Finger unter sein Kinn und hob es an, „es ist alles in Ordnung, hörst Du? Es wird weder mir, noch unserer Tochter schaden. Alles wird gut.“
    Er wusste, dass sie recht hatte, aber trotzdem sträubte sich etwas in ihm. Die Vorstellung Teyla oder seiner Tochter irgendwie… wehzutun, ließ ihn erschaudern und wirkte sich mehr als nur ein wenig kontraproduktiv auf seinen erregten Körper aus. Er schloss die Augen und kniff die Lippen zusammen, versuchte nicht daran zu denken und sich zu beruhigen- doch es funktionierte nicht.
    Seufzend ließ er sich gegen das Polster zurückfallen, hob beide Hände und rieb sich übers Gesicht. Was war nur mit ihm los? Er spürte, dass es hierbei um weitaus mehr als seine Angst, Teyla und das Baby zu verletzen, ging. Er wusste nicht, was es war, aber es nagte an ihm und machte ihn fertig.

    „Tut… tut mir leid“, presste er hervor und blinzelte Teyla, die ihn besorgt musterte, durch die Ritzen seiner Finger hindurch an. „Ich… kann das nicht, Teyla.“

    „Ist schon in Ordnung, John“, lächelte sie und tätschelte ihm die Wange. „Ich kann das verstehen, aber Du brauchst Dir wirklich keine Sorgen zu machen.“

    „Das ist es nicht“, seufzte er. „Glaub mir, ich… ich würde gern da weitermachen, wo wir… aufgehört haben, aber… ich… ich kann nicht. Tut mir wirklich leid.“

    Teyla beugte sich vor und küsste ihn auf die Stirn. „Du brauchst Dich nicht zu entschuldigen“, flüsterte sie und machte sich dann daran, von seinem Schoß zu klettern. Sie richtete ihre Kleidung, strich ihr Nachthemd glatt, fuhr sich durchs Haar. Dann lächelte sie ihn an und reichte ihm ihre Hand. „Komm, wir sollten jetzt versuchen ein wenig zu schlafen, oder was meinst Du?“

    John, der ganz genau wusste, dass er in dieser Nacht gewiss kein Auge mehr zu tun würde, nahm ihre Hand und hauchte einen zarten Kuss auf ihre Fingerknöchel. „Geh Du nur. Ich bleib’ noch ein bisschen hier.“

    „Bist Du sicher?“, fragte Teyla besorgt.

    „Ja“, bestätigte er, „geh. Ich komm’ schon klar.“

    „Versprich mir, dass Du wenigstens versuchst, zu schlafen, John“, bat sie. „Du siehst so erschöpft aus“, wisperte sie und zeichnete mit den Fingerspitzen die dunklen Ringe unter seinen Augen und die erschreckend spitzen Konturen seiner Wangen nach.

    „Geh jetzt“, wiederholte John mit Nachdruck, küsste ihre Fingerspitzen und ließ ihre Hand schließlich los. „Schlaf ein wenig.“

    Teyla nickte zögernd. „Gut“, meinte sie leise. „Gute Nacht, John.“

    „Gute Nacht“, erwiderte er und sah ihr nach, als sie sich umdrehte und langsam davonschlenderte. An der Tür angekommen, drehte sie sich noch einmal zu ihm um, und er wusste, dass sie ihm einen allerletzten besorgten Blick zuwarf. Dann war sie verschwunden und er blieb allein im Wohnzimmer zurück.

    „Verdammt“, fluchte John leise, als er hörte, wie eine Tür am Ende des Ganges sich öffnete und wenige Sekunden darauf zurück ins Schloss fiel. „Verdammt.“ Mit einem tiefen Seufzer der Verzweiflung stand er auf und machte sich auf die Suche nach seinem T-Shirt. Wieder vollkommen bekleidet ließ er sich zurück in die weichen Polster der Couch sinken und starrte auf den flimmernden Fernsehbildschirm. Ein Mann jagte über Häuserdächer, verfolgt von den Cops. John schnaubte, schnappte sich die Fernbedienung und schaltete den Apparat ab. Dunkelheit breitete sich augenblicklich aus, eroberte jeden noch so kleinen Winkel des Raumes zurück. Das Feuer im Kamin war längst heruntergebrannt, und so dauerte es nicht lange, bis John in völlige Dunkelheit starrte.

    Allein. Für den Rest der Nacht, denn er würde ganz gewiss nicht schlafen, so wie er es Teyla versprochen hatte.

    Verdammt.

    Fortsetzung folgt…


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