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Thema: [RKI] Das Geheimnis der Ariadne

  1. #1
    Major General Avatar von Kris
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    Standard [RKI] Das Geheimnis der Ariadne

    Titel: Das Geheimnis der Ariadne
    Autor:Kris
    Fandom:Rettungskreuzer Ikarus
    Genre:Abenteuer/Action mit einem Schuss Horror und Humor
    Charakter(e)/Pairing(s): Die Crew der Ikarus, Leandran Valdrakyne, Calumn Pendergast und andere
    Rating/Warnings: PG-15
    Staffel/Spoiler:Erster Zyklus

    Anmerkung des Autors:"Rettungskreuzer Ikarus" ist eine Serie, die schon seit vielen Jahren in einem deutschen Kleinverlag erscheint und eine kleine aber feine Fangemeinde hat. Die Autoren haben zwar ein eigenes Universum erschaffen, sich aber auch frech inhaltlich einige Anlehnungen an Star Trek, Babylon 5 und Star Wars erlaubt.
    Ich habe das ganze in meiner Geschichte um Elemente aus Stargate bereichert.
    Die Story ist auch ohne Vorkenntnisse des Universums lesbar, da die notwendigen Begriffe und Personen erklärt und vorgestellt werden.

    Kurzinhalt: Eine Schiffshavarie ist nichts besonderes und scheint Routine für Captain Sentenza und Co. zu werden, aber das ändert sich, als sich auch noch der jüngste Sohn der Besitzerin des Valdrakyne-Konzerns sich einmischt und auf dem havarierten Schiff ein Teil der Ladung zu selbstständigem Leben erwacht.




    Das Geheimnis der Ariadne



    “Seit mehr als zweihundert Jahren zählt der auf dem Planeten Aeryn im Gaelion-System ansässige Valdrakyne-Konzern zu den führenden Unternehmen auf dem heiß umkämpften kybernetischen Markt.
    Immer wieder überrascht man mit Neuentwicklungen auf dem Sektor der Cyber-Technologie. Interfaces und Implantate mit dem auffälligen Firmenlogo – ein grüner Drache in einem auf dem Kopf gestellten weißen Dreieck - zählen zu den bedeutenden Qualitätsprodukten, die ständig neue Standards setzen.

    Das pochende Herz des Konzern, ist ein von einer Parklandschaft umgebenes Gebäude mit drei hoch aufragenden Türmen. Von hier aus wird das auf mindestens sieben weiteren Planeten ansässige Unternehmen geleitet und repräsentiert, während die unter der Erde liegenden Forschungseinrichtungen vor den Augen der Öffentlichkeit verborgen sind.

    Anders als viele andere Konzerneigner hat jedoch Dianne Valdrakyne die Leitung des Firmenimperiums nicht aus der Hand und einem Aufsichtsrat übergegeben. Zusammen mit ihren vier ältesten Kindern Megan, Kennard, Sioban und Regin hält sie die Fäden weiterhin sicher in der Hand. Die enge Einbindung der Familie gehört zu den festen Prinzipien, denen sich die agil und jung wirkende Mittsechzigerin verschrieben hat.

    Dennoch sollte man Dianne Valdrakyne nicht unterschätzen. Sie hat in den drei Jahrzehnten, in denen sie den Konzern führt schon oft bewiesen, dass sie eine knallharte Geschäftsfrau ist und ihre Interessen durchzusetzen weiß. Und ihre in verantwortungsvollen Positionen sitzenden Kinder treten bereits erfolgreich in die Fußstapfen der Mutter.

    - Aus der offiziellen Selbstdarstellung des Konzerns





    Drei Männer hielten sich in dem großen voll verglasten Raum auf, der einen ungestörten Blick auf die weite Parklandschaft hinter dem Gebäude und die anderen Büros ermöglichte, während der Glasstahl zur anderen Seite hin völlig undurchsichtig war. Ein breitschultriger Rothaariger lehnte in der Nähe der Tür an der Wand, während sich die beiden anderen in der Mitte des Raumes befanden, die von einer hufeisenförmigen Arbeitsstation beherrscht wurde.

    ”Ich bin nicht damit einverstanden, dass wir noch länger warten, Kennard! Wir müssen jetzt etwas unternehmen, ehe die Ariadne vollständig havariert.”, sagte ein junger hoch gewachsener Mann, der unruhig vor dem integrierten repräsentativen Schreibtisch auf und ab ging, hinter dem wie eine Kröte auf einem Seerosenblatt, ein untersetzter braunhaariger Mann thronte.

    Dieser schien daran zu arbeiten, den Schluttnicks alle Ehre zu machen. Dass er deren Süßigkeiten schätzte, fiel durch eine offen auf dem Schreibtisch stehenden Pralinenschachtel auf.

    Gelassen lehnte er sich in seinen Sessel zurück und genehmigte sich eine weitere Köstlichkeit. ”Hör mal zu, kleiner Bruder. Du solltest dich nicht so aufspielen, sondern lieber froh darüber sein, dass du dein Leben ohne Sorgen und Mühen verbringen kannst. Eine Position wie die meine bringt nicht nur Macht mit sich, sondern auch eine Menge Sorgen, Probleme und Verantwortung. Und mit dem, was du vorhast, zeigst du genau, wie unreif du noch bist, Leandran.”
    Kennard Valdrakyne hob eine Hand.
    ”Du bringst andere nur unnötig in Gefahr, wie so oft, wenn du mit dem Kopf durch die Wand willst. Jeder aus der Familie Valdrakyne weiß doch, dass du ein unvorsichtiger Hitzkopf bist.”
    Schmatzend blickte er auf den drahtigen jungen Mann, der vor dem Schreibtisch stand und die Fäuste ballte. Graugrüne Augen blitzten wütend unter einem wilden schwarzen Haarschopf hervor, der sich siegreich gegen jede Art von Bändigung wehrte.

    ”Trotzdem sollte einer von uns nach der Ariadne suchen. Wir können nicht warten, bis das Raumcorps den Rettungskreuzer Ikarus zur Suche abstellt. Und warum sollten wir nicht selbst etwas unternehmen? Wir müssen keine Fremden einschalten!”

    ”So, und du glaubst, dass du dich darum kümmern kannst? Du hast nicht einmal eine Pilotenlizenz. Darf ich dich daran erinnern, dass es noch ein paar Monate dauert, bis du überhaupt wieder Flugstunden nehmen darfst? Dann kannst du es noch einmal versuchen, sie zu erwerben, wenn das psychologische Gutachten es zulässt. Denk daran, du hast bei der ersten Prüfung durch dein vorschnelles Handeln einen schweren Unfall verursacht.”

    ”Das war nicht meine Schuld!”, brauste der junge Mann auf und schlug mit der Faust auf den Tisch. Der Untersetzte fing die Pralinenschachtel auf. ”Es war dieser… dieser verfluchte...” Der junge Mann verstummte plötzlich und holte tief Luft. Sein Gesicht glättete sich. ”Cal hat die Pilotenlizenz, und er beherrscht die Banshee besser als jeder andere. Zudem hat er eine Menge Erfahrung. Mir kann nichts passieren, wenn er dabei ist.”

    ”Oh bitte, Leandran, jetzt versuche nicht, mir so zu kommen.” Die kleinen runden Augen wurden schmal und blickten einen Moment in eine andere Richtung. ”Dein Betteln bringt nichts, ich ändere meine Meinung nicht. Nimm lieber eine Praline und komm zurück auf den Boden.” Kennard Valdrakyne hielt seinem Bruder die Schachtel hin. ”Ich erlaube nicht, dass du der Ariadne nachspürst. Zur gegebenen Zeit werden sich Spezialisten darum kümmern, das havarierte Schiff zu bergen. Außerdem, was soll schon passiert sein? So weit kann der Frachter nun wirklich nicht vom Sprungtor abgedriftet sein. Captain Deveraux und seine Crew werden entsprechende Maßnahmen ergriffen haben.”

    ”Weißt du das mit Sicherheit? Du kennst die Berichte über die Randsysteme. Dort sind im Laufe der letzten Jahrzehnte ständig Schiffe verschwunden. Und wieso ist die Ariadne überhaupt diesen abwegigen Kurs geflogen?”

    ”Das, mein Lieber, geht dich gar nichts an!” Die Stimme wurde scharf. ”Wenn du es noch einmal wagst, dich ohne meine Kenntnis und meine Erlaubnis in die Datenbanken des Konzerns zu hacken, dann hat es mit meiner Geduld ein Ende. Immerhin nimmst du im Konzern noch keine Position ein, die dir das erlauben würde”, zischte er. ”Wenn ich noch einmal mitbekomme, dass du das tust, dann werde ich dich behandeln wie jeden anderen Hacker. Du wirst kurzerhand in einer Arrestzelle landen... ohne jeglichen Zugang zu irgendeinem Computer.”

    Der junge Mann schnappte empört nach Luft.

    ”Lee, das ist die Sache nicht wert!”, mischte sich der Rothaarige plötzlich ein und kam näher. Er legte ihm eine Hand auf die Schulter. Unwillig schüttelte Leandran Valdrakyne sie ab und starrte ihn einen Moment Zorn bebend an. Dann wandte er das Gesicht abrupt wieder ab.

    Kennard trommelte mit den Fingern auf den Tisch und forderte so wieder die Aufmerksamkeit der Anwesenden. ”Ich möchte nichts mehr von irgendwelchen eigenmächtigen Rettungsaktionen hören, ist das klar? Caelum Pendergast, ich mache dich dafür verantwortlich, dass dieser junge Hitzkopf hier nicht etwas anstellt, was er bereuen könnte.”

    ”Alles klar, Chef.” Das Gesicht des großen Mannes verzog sich zu einem Lächeln, das durch die von der rechten Wange über die Nasenwurzel bis zur linken Schläfe verlaufenden Narbe etwas grimmig wirkte. Zusammen mit dem roten, von weißblonden Strähnen durchzogenen Haar, das im Nacken zusammen gebunden war, gab ihm diese ein verwegenes Aussehen.

    Kennard seufzte. ”Wenn mein kleiner Bruder schon über die Stränge schlagen will, dann soll er das wie jeder vernünftige Konzernerbe tun - am Spieltisch oder in den Armen schöner Frauen.” Er verdrehte die Augen. ”Aber bitte nicht bei einer Rettungsmission in den Randsystemen.”

    ”Gut, dann werde ich Lee endlich einmal Botox-Station zeigen, Chef.” Caelum Pendergast zwinkerte verschwörerisch. ”Die Mädchen dort können es in Bezug auf ihre Raffinesse mit denen der Saint Domina aufnehmen - habe ich zumindest gehört.”

    ”Einen Moment mal! Ihr könnt das nicht über meinen Kopf hinweg entscheiden...” Leandran fegte die Pralinenschachtel vom Tisch.

    ”He!”, protestierte der Untersetzte und schob den Sessel zurück, um die Köstlichkeiten aufzusammeln. Diesen Moment nutzte der rothaarige Hüne, um den Jüngeren fest an beiden Schultern zu packen und in Richtung Tür zu schieben. ”Lass gut sein, Lee. Master Kennard Honorius Valdrakyne, unser aller Chef, hat ein Machtwort gesprochen, und wir müssen uns dran halten. Du willst doch nicht, dass er mich gegen eine seiner hirnlosen Bulldoggen ersetzt, oder?”

    Leandran knurrte leise, dann nickte er und löste sich aus dem Griff. Mit weit ausholenden Schritten und ohne ein Wort des Abschieds verließ er den Raum. Der ältere folgt ihm mit meinem letzten Kommentar. ”Keine Sorge, ich passe auf den Jungen auf!”

    * * *

    Kennard Valdrakyne tauchte wieder auf und steckte sich eine Praline in den Mund. Finster dreinblickend sah er den Beiden nach. Erst als sie aus seinem Sichtfeld verschwunden waren, schluckte er die Schokolade herunter und zog ein flaches, viereckiges Gerät aus der Tasche, das er an die Kommunikationskonsole anschloss und aktivierte.
    Es dauerte einige Zeit, bis sich eine Verbindung aufbaute. Zunächst knisterten nur Störungen aus den Lautsprechern, dann war eine Stimme zu hören.
    ”Jaydo, ich hoffe, du hast den Hyperantrieb deiner Schrottmühle endlich wieder zusammengeflickt”, unterbrach Kennard ihn hastig. “Denn ich kann die Bergung des Schiffes nicht länger heraus zögern. Mein liebenswürdiger kleiner Bruder hat die Nase in Dinge gesteckt, die ihn nichts angehen, und meint, sich einmischen zu müssen...” Er machte eine bedeutungsschwere Pause. “Sollte die Banshee wirklich am Zielpunkt auftauchen, wenn du dich um gewisse Dinge kümmerst, dann lasse es wie einen Unfall aussehen, solltest du sie erledigen müssen ...”

    * * *

    ”Warum hast du klein beigegeben und ihm zugestimmt, Onkel Cal?” Erst im Fahrstuhl, der in die Turmspitze des Konzerngebäudes mit dem Gleiterhangar führte, brach Leandran das eisige Schweigen und spielte dabei mit einem kleinen Gerät in seiner Hosentasche herum. Inzwischen wirkte er nach außen hin wieder ruhig, wenn auch schlecht gelaunt.
    Innerlich kochte er immer noch.
    Was fiel seinem Bruder ein, ihn wie ein unmündiges Kind zu behandeln, nur weil Kennard doppelt so alt war wie er?

    Mit zweiundzwanzig Jahren sah sich der junge Mann als erwachsen an. Schließlich hatte er die letzten Jahre nicht damit vergeudet, in Saus und Braus zu leben und eine Party nach der anderen zu feiern. Stattdessen hatte er Cybertechnologie und angrenzende Fachgebiete studiert, weil dies schon seit frühester Jugend seine Leidenschaft gewesen war. Was Computersysteme und Codes anging, konnte ihm inzwischen so schnell keiner mehr etwas vormachen.

    Genauso achtete er darauf, immer über das informiert zu bleiben, was im Konzern vor sich ging. Dass die Ariadne, einer der modernen Gefahrengutfrachter des Konzerns, sich schon seit drei Tagen nicht mehr gemeldet hatte, nachdem sie wegen einer Störung des Antriebs den Hyperraum beim nächsten Sprungtor verlassen hatte, wusste er auch nur, weil er die interne Kommunikation der Führungsränge angezapft hatte.

    An die Öffentlichkeit war diese Information noch nicht gedrungen. Genau so wenig wie die geänderte Flugroute des Frachters, der in einem Randsystem einen nicht genauer gekennzeichneten Behälter an Bord genommen hatte. Die Fracht- und Zollunterlagen waren nachträglich hinzugefügt und separat von den anderen abgelegt worden.

    Stutzig gemacht hatte Leandran vor allem, dass die Dateien mit den Kommandocodes seines Bruders gesichert und sorgsam vor dem Zugriff seiner Mutter verborgen worden waren. Warum führte Kennard geheime Konten unter Decknamen, auf denen hohe Summen ver- und kurze Zeit wieder abgebucht wurden? Warum stand er mit einer Bank, die im Bereich des Multimperiums angesiedelt war, in reger Verbindung?

    Gab sich Kennard dem Schmuggel hin oder anderen verbrecherischen Geschäften, mit zwielichtigen Personen oder Organisationen, die den Konzern über kurz oder lang in Misskredit bringen konnten? Bereitete er gar eine heimliche Übernahme vor?

    Leandran konnte und wollte das nicht zulassen. Deshalb musste er auf jeden Fall wissen, was sich auf der Ariadne befand. Was ihm dabei eben so wenig behagte wie das Treiben seines Bruders, war die Tatsache, dass der Sektor, in dem das Schiff gestrandet, ein ideales Versteck für Piraten und anderes zwielichtiges Gesindel war. Nur Lichtminuten vom Sprungtor entfernt begann ein Trümmerfeld, das vor der großen Stille einmal ein Sonnensystem gewesen war.

    Es gab also viele Gründe, selbst etwas zu unternehmen und nicht erst auf die Rettungsabteilung des Raumcorps zu warten, deren Kreuzer frühestens in ein oder zwei Tagen abkömmlich war. Außerdem - warum hatte sein Bruder nicht früher Hilfe angefordert? Vor drei Tagen war die Ikarus noch nicht im Einsatz gewesen.
    Deshalb juckte es ihn so in den Fingern, selbst heraus zu finden, was Kennard hinter dem Rücken seiner Mutter trieb. Umso mehr ärgerte es ihn, dass Cal so einfach klein beigegeben hatte.

    ”Also, warum hast du der fetten Kröte zugestimmt?”

    Der Ältere grinste. ”Ich wollte nicht, dass du deinem älteren Bruder an die Gurgel gehst und dann wirklich in einer Arrestzelle landest. Du warst ja nahe dran, ihn anzuspringen. Außerdem finde ich, hat er Recht, Neffe.”
    ”Seit wann stehst du auf seiner Seite?”
    Betont langsam zog Leandran das Gerät aus der Tasche und hielt es so, dass nur der väterliche Freund es sehen konnte. Verschiedenfarbige Leuchtdioden begannen zu blinken.

    ”Hast du dein Spielzeug zum Laufen bekommen? So einen Mini-Störsender hätten wir früher auch gebrauchen können, dein Vater und ich...” Cal sah sich kurz im Fahrstuhl um, dann beugte er sich verschwörerisch vor.

    ”Manchmal ist es klüger, irgendwann klein bei zu geben. Dass hat Alastair auch lange nicht begreifen können und uns in Situationen gebracht, aus denen ich uns dann ganz allein heraushauen musste.” Er lachte leise. ”Das hat sich erst geändert, als er deine Mutter kennen lernte. Sie hat ihm sehr schnell beigebracht, dass es manchmal gar nicht schlecht ist, erst mit den Wölfen zu heulen, um dann im geeigneten Moment das zu machen, was man wirklich will.” Ein verschwörerisches Grinsen trat auf sein Gesicht. ”Wer sagt denn, dass wir, wenn wir nach Botox-Station reisen, nicht einen kleinen Abstecher machen können…”

    ”Du meinst...” Leandrans Wut verrauchte”, ... wir ziehen durch, was ich vorgeschlagen habe?”

    ”Ja, ich bin genauso neugierig wie du heraus zu finden, was da hinter den Kulissen vor sich geht. Ich mag Kennard genau so wenig wie du. Und außerdem hast du sich in den letzten Monaten sehr gemausert – zumindest was dein Fachgebiet angeht. Hätte deine Schwester Megan auf dich gehört, wäre ihr letztes Geschäft nicht solch ein Desaster geworden. Du hast die Daten ja doppelt absichern wollen - ihr waren das zu viel Aufwand und unnötige Kosten. Prompt wurden sie so beschädigt, dass sie bis zu den Verhandlungen mit der Pronth-Hegemonie nicht wieder hergestellt werden konnten, und Trocaline erhielt den Zuschlag. Und auch dein lieber Bruder hier hätte sich vielleicht nicht so von den Schluttnicks über den Tisch ziehen lassen, wenn er deine Memos genauer gelesen hätte.”

    In diesem Moment hielt der Fahrstuhl mit einem kaum merklichen Ruck, und die Türen öffneten sich. Leandran ließ das Gerät in der Tasche verschwinden und deaktivierte es wieder, während sein Freund zwei Männer sanft zurückschob, die so in ein Gespräch vertieft gewesen waren, dass sie sie gar nicht bemerkt hatten.

    -tbc -
    Geändert von Kris (06.01.2012 um 23:48 Uhr)
    Kolya, der Trust und ein irrer Serienkiller in:Im Grau der Schatten, Double Trouble & In den Händen des Schicksals. Ungekannte Abenteuerer von John Sheppard & Co in "Stargate Atlantis - Die verborgenen Szenen": Aufbruch in eine neue Welt und Das erste Jahr und Die Specials.

    John Sheppards Schicksal im Vegasverse :"Solitary Man" no more

    *Neu:* Kapitel 22 seit Okt 2016: Wenn der schlafende Tiger erwacht (Star Trek Into Darkness Prequel)
    * NEU* Doktor Who: Die Saat des Zorns * Der Schatten des Doktors * Drabbles

  2. Danke sagten:


  3. #2
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    Standard

    Captain Sentenza sah auf, als ihm Sonja DiMersi ein Zeichen gab. “Ich habe ein Gespräch von Vortex Outpost für Sie”, meldete die Ingeneurin mit den kurzen weißen Haaren, die zuvor noch ein paar Worte mit Wenderveen und Trooid gewechselt hatte.

    “Schalten Sie es bitte zu mir herüber!”

    Der dunkelhaarige Mann deaktivierte die Statusberichte, die er gerade noch aufmerksam studiert hatte, und schaltete um. Auf dem Bildschirm vor ihm erschien das Gesicht einer streng wirkenden Frau, das immer wieder von leichten Störungen verzerrt wurde.

    ”Wie lange brauchen Sie noch, um die Station zu sichern und die Leute in Sicherheit zu bringen, Captain Sentenza?” fragte Sally Mc Lennane. ”Denn ich habe bereits einen weiteren dringenden Auftrag für Sie.”
    Roderick Sentenza zog eine Augenbraue hoch. ”Seltsam. Erst haben wir über Wochen Ruhe, und dann ballen sich die Havarien und Unglücke wieder, so als ob sich das Universum selbst gegen uns verschworen hätte. Die Lage ist stabil Wir wollten eigentlich mit der Ikarus in den nächsten Stunden nach Vortex Outpost zurückkehren.” Er lehnte sich zurück. ”Nun dann schießen Sie mal los. Worum geht es?”

    ”Dianne Valdrakyne, eine alte Freundin, ist eben an mich heran getreten. Die Ariadne, ein moderner Gefahrengut-Frachter ihres Konzerns, ist havariert. Zwar konnte die Mannschaft noch Nachrichten über den derzeitigen Standort übermitteln, dann allerdings brach der Kontakt ab. Das war bereits vor drei Tagen. Sie macht sich nun ernsthaft Sorgen um die Leute und das Schiff und bittet uns, die Bergung vordringlich zu behandeln.

    ”Warum hat man so lange gebraucht, um die Informationen weiter zu geben?” Sentenza schüttelte den Kopf.

    ”Ganz offensichtlich hat jemand in der Führungsetage schlichtweg vergessen, die Informationen weiter zu geben und die Rettungsabteilung einzuschalten.” Ein grimmiges Lächeln umspielte die Lippen der älteren Frau.

    ”Manchmal ist das Fehlverhalten von Familienmitgliedern ärgerlicher als das von bezahlten Angestellten, denn man kann sie nicht so einfach aus dem Konzern entfernen.” Dann wurde sie wieder ernst. ”Sie hat selbst erst vor wenigen Stunden von der Havarie erfahren. Die genaueren Daten übermittle ich Ihnen gleich.”

    Sentenza nickte. ”Gut. Dann werden wir uns gleich auf den Weg machen. Gibt es sonst noch etwas?”

    ”Ja, noch eine Sache.” Die ältere grauhaarige Frau schmunzelte. ”Es könnte sein, dass sich bereits ein konzerneigenes Schiff auf der Suche nach der Ariadne in dem Raumsektor aufhält. Es wird sich dabei um die Banshee handeln, die persönliche Yacht des jüngsten Valdrakyne-Spross’ Leandran. An Bord ist wohl nur noch dessen Leibwächter und Pilot, Caelum Pendergast. McLennane Ende.”

    Sentenza blieb einen Moment vor dem Bildschirm sitzen, dann wechselte er einen kurzen Blick mit Sonja DiMersi die die Unterhaltung mitbekommen hatte. ”Schön, dann können wir wahrscheinlich gleich zwei Schiffe bergen”, knurrte er säuerlich. ‘Wie ich diese verwöhnten Bürschchen hasse die meinen, sich in alles einmischen zu müssen.‘

    Die Frau mit den kurzen weißen Haaren grinste. ”Soweit ich gehört habe, soll der jüngste Valdrakyne ziemlich aus der Art geschlagen sein. Scheinbar hat er andere Vorlieben, als mit Affären oder Spielschulden auf sich aufmerksam zu machen.”

    Aber auch das beruhigte den Captain der Ikarus nicht. ”Das klingt noch schlimmer. Dann haben wir es wahrscheinlich mit einem dieser ’Ich-habe-mich-zahlreichen-Studien-gewidmet-und-kenne-mich aus-Besserwissern’ zu tun.” Er stutzte. ”Wieso sind Sie eigentlich so gut darüber informiert, DiMersi?”

    ”Nun, manchmal ist es auch von Vorteil, eine Frau zu sein. Auch wenn man ihn nicht unbedingt immer hören will, so bekommt man doch den einen oder anderen interessanten Klatsch mit. Und der ist manchmal sehr aufschlussreich.”

    “Aha.” Sentenza nahm dies mit einem Stirnrunzeln zur Kenntnis. Dann wandte er sich auch an die restlichen Crewmitglieder in der Zentrale. “Dann lassen Sie uns jetzt den Fall hier zügig abschließen und uns zur nächsten Rettungsaktion aufbrechen.


    * * *


    ”Unser Ziel ist erreicht. Wir verlassen den Hyperraum.” Caelum deaktivierte den Signalton, weil ihm die Automatik zu langsam war, und blickte neugierig nach vorne. Die elegante stromlinienförmige Raumyacht verließ das Sprungtor und glitt in die nur von funkelnden Sternen durchsetzte Dunkelheit des Raumes. Sie schoss auf den hellsten Punkt in ihrer Umgebung zu.

    Mehr war allerdings nicht zu erkennen.

    ”Siehst du? Ich habe doch geahnt, dass sich die Ariadne nicht in der Nähe des Sprungtors befindet”, sagte Leandran in die Stille und sah von seinem Datentablett auf. Caelum schmunzelte, denn dieses Ding und der junge Mann schienen untrennbar miteinander verbunden zu sein. ”Entweder waren sie manövrierfähig genug, um sich in das Trümmerfeld abzusetzen, oder sie wurden abgeschleppt.”

    ”Ich scanne nach den entsprechenden Energiesignaturen.” Caelum runzelte die Stirn. ”Die einzige die ich finden kann, bricht kurz hinter dem Tor ab. Etwa an der Stelle, von der auch der Notruf gekommen sein müsste.”

    ”Ich überprüfe, ob sie abgedriftet sein könnten.” Leandran beugte sich über sein Datentablett und arbeitete konzentriert mit dem Sensorstift an einer Simulation. ”Ja, das wäre möglich, wenn sie allein die Steuerdüsen eingesetzt haben. Die zu orten, wird schwieriger.”

    ”Wir erreichen das Trümmerfeld in drei Minuten. Ich setze die Fernstreckensensoren ein und scanne die Umgebung.” Konzentriert betätigte Caelum die Kontrollen und wollte einige Befehle eingeben.

    ”Warte!” Leandran hob das Datentablett. ”Lass mich erst die neuen Routinen einspeisen.” Er tippte auf ein paar Felder und wartete gespannt. ”Jetzt kannst du. Ich habe die Einstellungen neu kalibriert.”

    Auf der durchsichtigen Scheibe vor ihnen erschien ein Hologramm. Flirrend waren die Umrisse von größeren und kleineren Felsbrocken zu erkennen. Einige leuchteten teilweise in anderen Farben. ”Was ist das, Lee?” Caelum deutete auf einen zur Hälfte rot schimmernden Asteroiden.

    ”Entweder ein großes und sehr reines Vorkommen von Durium oder eine Station, die in den Fels gebaut wurde, Cal.” Leandran beugte sich wieder über das Datentablett.

    Caelum beobachtete ihn fasziniert. Die Zielstrebigkeit und Leidenschaft, eine Aufgabe anzugehen, hatte er eindeutig von Alastair geerbt, den Verstand größtenteils von seiner Mutter Dianne. Das waren die Momente, in denen er Stolz auf seinen Neffen spürte. Das Einzige was er nicht so ganz verstand, war die Besessenheit des Jungen von Computern, Kybernetik und dem Cyperspace. Über all diese Dinge vergaß Leandran oft, dass es im Leben noch andere Dinge gab: Spaß, Vergnügen... Unterhaltung?

    Da fragte er sich manchmal wirklich, woher sein Neffe das hatte, denn weder Alastair noch Dianne waren Kinder von Traurigkeit.

    Er lächelte versonnen und schaute dann wieder auf das Hologramm. Die Darstellung veränderte sich. Sie war feiner und detailreicher geworden.

    Leandran studierte das Bild aufmerksam und markierte dann einen Bereich. ”Ich brauchte eine Ausschnittsvergrößerung hiervon.”

    ”Kein Problem.” Caelum navigierte die Raumyacht um ein paar Asteroiden herum und glich den Kurs dann einem der größeren Brocken an, eher er dem Wunsch nachkam. Sie konnten sich es jetzt nicht leisten, ebenfalls zu havarieren. Das letzte Mal, als er ein Schiff durch ein Asteroidenfeld gesteuert hatte, war es danach reif für die Werft gewesen. Zugegebenermaßen hatten sie damals auch ziemlich hartnäckige Verfolger gehabt.

    Leandrans Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. ”Ich habe sie!”, rief der junge Mann triumphierend und deutete auf einen grün und rot leuchtenden Punkt inmitten größerer Felsbrocken. ”Von Form und Größe her müsste das die Ariadne sein. Auch wenn ich nicht verstehe, warum der Frachter keine Kennung aussendet und auch sonst...”

    ”Einen Moment. Ich bringe uns näher ran.”

    Caelum deaktivierte das Bild und verließ sich ganz auf sein Pilotengeschick und sein Fingerspitzengefühl. Die Schilde würden das Schlimmste von der Außenhülle der Yacht fern halten, aber es konnte immer passieren, dass Partikel sie durchdrangen und das Metall ankratzten. Mit gedrosselter Geschwindigkeit tauchte die Banshee tiefer in das Trümmerfeld ein. Schließlich nahm der Frachter die ganze Breite des Sensorenhologramms ein.
    ”Ich kann kein Kraftfeld orten. Weder im noch um das Schiff.”

    Leandran hatte das Datentablett beiseite gelegt und arbeitete am Terminal vor dem Copilotensitz
    Caelum nickte. Das war schon einmal gut. Andererseits konnte man sich nie sicher sein, ob sich nicht doch überraschend eine Falle aufbaute oder jemand urplötzlich überraschend auftauchte. Leandran schien seine Gedanken lesen zu können. ”Ich scanne keine Energiesignaturen von den Asteroiden. Im Schiff empfange ich ebenfalls nichts. Es gibt nicht einmal mehr Lebenszeichen. Ganz offensichtlich sind alle Systeme an Bord der Ariadne offline. Selbst die zur Aufrechterhaltung der Gravitation. Eine Atmosphäre ist zwar vorhanden, aber sie dürfte inzwischen ziemlich abgestanden sein, wenn die Umwälzungsanlage ausgefallen ist.”

    Der junge Mann biss sich auf die Lippen und wirkte auf einmal sehr blass um die Nasenspitze. ”Es sieht so aus, als ob wir keine Überlebenden mehr finden werden.”

    Caelum nickte ernst. Er wusste nur zu genau, wie sich der Junge fühlte, nun da er das erste Mal mit der harten Wirklichkeit konfrontiert wurde. Das hier war keine harmlose Havarie mehr sondern ein ernsthaftes Problem unbekannter Herkunft. Was auch immer die Ariadne an diesen Ort verschleppt und sie dann lahm gelegt hatte, konnte immer noch da sein. In seinem fast sechzig Jahre währenden Leben hatte er so manches gehört und selbst erlebt. Vielleicht war es besser, wenn sie...

    ”Wir sollten die Mission abbrechen und von hier verschwinden”, schlug er vor. ”Die gewonnenen Erkenntnisse und Daten können wir ja an -”

    ”Nein! Wir bleiben und sehen nach!”, sagte Leandran fest. Seine graugrünen Augen blickten entschlossen.
    ”Junge, das könnte gefährlich sein! Wir wissen nicht, was das verursacht hat.”

    ”Dessen bin ich mir völlig bewusst, Cal. Aber das ist ein Schiff unseres Konzerns, und das sind unsere Leute! Ich muss wissen, was an Bord passiert ist!” Ganz offensichtlich hatte Leandran den ersten Schrecken hinter sich gelassen. Noch einmal konzentrierte er sich verbissen auf die Kontrollen und scannte die Asteroiden. ”Um uns herum ist nichts. Ich gehe davon aus, dass die Gefahr auf dem Schiff lauert. Wir müssen in Kauf nehmen, dass auch wir in Gefahr geraten könnten, wenn wir die Ariadne betreten, denn ich möchte zumindest das Log und den Hauptdatenspeicher um heraus zu finden, was passiert ist.”

    ”Hast du einen Verdacht, Lee?”

    ”Oh ja”, zischte Leandran. ”Kennard hat die planmäßige Route der Ariadne ändern lassen, um etwa an Bord nehmen zu lassen, von dem nur er weiß. Und er hat die Information über die Havarie drei Tage zurück gehalten! Was soll ich da denken? ”

    ”Lee, du meinst doch nicht etwa...” Caelum wurde ernst. ”Umso gefährlicher ist es, hier zu bleiben. Wenn er wirklich mit irgendjemandem unter einer Decke steckt, dann...”

    Leandran blickte auf den Chronometer. ”Wir werden trotzdem gehen. Bisher konnte ich niemanden orten, der sich uns nähert oder sich hier versteckt, und wir haben fast eine Dreiviertelstunde gebraucht, um an Ort und Stelle zu gelangen. Das ist die Zeit, die wir auf jeden Fall haben. Meinst du, das reicht nicht aus?”

    Caelum legte den Kopf schief. Jetzt sprach nicht nur Alastair aus seinem Sohn, sondern auch Dianne. Das alles erinnerte ihn an das erste Aufeinandertreffen, damals, als die Konzernerbin von Raumpiraten als Geisel genommen worden war und - kaum, dass die Brüder sie befreit hatten - das Kommando an sich riss. Auch sie hatte Verantwortung sehr ernst genommen.

    Außerdem war er genau so neugierig wie sein Neffe und nicht bereit, winselnd den Schwanz einzuziehen und vor der Gefahr zurück zu weichen.
    ”Also gut, packen wir es an!”

    Zwar blieb das mulmige Gefühl, aber Caelum steuerte die Raumyacht zielsicher näher an den fast zwanzig mal so großen Frachter heran. ”Ich werde an der Hülle unweit einer der vorderen Mannschleusen andocken.”

    “Warum nicht an einer der größeren?” Leandran rief den Bauplan des Frachters auf die Frontscheibe. “Weil sie viel weiter hinten liegen?”

    “Unter anderem. Aber ich habe es immer vorgezogen, mich nicht direkt an ein Schiff anzukoppeln, auch wenn es umständlicher ist.” Auf Leandrans fragenden Blick fügte er hinzu: “Ich habe miterlebt, wie das Schiff einer guten Freundin dadurch so verseucht wurde, dass sie sich und das Schiff in die Luft sprengte.” Er holte tief Luft.

    “Kann sein, dass das übertriebene Vorsicht ist, aber ich halte es nun einmal so. "

    ”In Ordnung.” Leandran rutschte aus dem Sessel. ”Und ich checke schon einmal unsere Schutzanzüge.”
    Dann konzentrierte sich Caelum auf das Andockmanöver. Er glich die Geschwindigkeit und Richtung der Yacht der des Schiffes an, dann erst benutzte er die Steuerdüsen, um sich ihm zu nähern. Als nächstes fuhr er die Klammern aus und aktivierte das Magnetfeld. Doch erst als die Klammern spürbar einrasteten, sah er wieder auf.

    ”Das wäre das. Nur gut, dass ich vor unserem Abflug Dianne informiert habe. Hoffentlich schickt sie wirklich Unterstützung, denn eine kleine Rückversicherung ist immer gut” Deshalb fuhr er den Antrieb und die Kontrollen nur so weit herunter, wie es nötig war.


    * * *


    ”Bleib dicht hinter mir, Lee! Wir wissen, nicht, was uns erwartet. Und lass bitte den Helm geschlossen. Die Werte der Atmosphäre sind schlechter als ich erwartet habe.” Caelums Stimme klang angespannt.

    “Ich halte mich dran.” Leandran blickte noch einmal auf das Armband, um die Werte zu überprüfen, so wie er es in den unzähligen Simulationen gelernt hatte. Sein Herz schlug vor Aufregung bis zum Hals, als er aus der Schleuse stieg und dicht hinter seinem Onkel stehen blieb, der in der einen Hand eine Lampe hielt, mit der anderen bereit war, jederzeit nach seinem Energiekarabiner zu greifen.

    Der Ältere leuchtete den Raum aus. Doch dieser war bis auf die säuberlich in einer Wandnische verankerten Anzüge leer.

    Oder vielleicht doch nicht?

    Leandran atmete heftiger, als er eine Bewegung zu sehen glaubte. Ruckartig fuhr seine Hand mit der eigenen Lampe hoch, doch der Schatten erwies sich nur als Werkzeugschlüssel, der in der Luft schwebend langsam in Richtung der nächsten Wand driftete.

    Der junge Mann stieß die Luft zischend aus. ”Catzigscheiße!”

    ”Macht nichts”, beruhigte ihn Caelum amüsiert. ”Andere Jungs haben sich schon für viel weniger in den Anzug gemacht.”

    ”Ich habe mir nicht in die...”

    ”Das weiß ich.” Er hakte seine Lampe an den Druckanzug und winkte ab, ehe Leandran weiter aufbrauste. ”Nun komm, wir haben noch genug zu tun.”

    Leandran folgte seinem väterlichen Freund durch den Raum. Der löste ein Wandpanel und fingerte, dann an den Schaltungen für die automatische Blockierung herum. Mit einem Ruck sprangen die beiden Hälften einen Fingerbreit zur Seite.

    ”Soll ich dir helfen?”

    ”Nein, das brauchst du nicht!” Caelum setzte seine ganze Körperkraft ein, um die beiden Hälften so weit aufzuschieben, dass die beiden Männer mitsamt der Druckanzüge durchpassten. Erst als er mit der Öffnung zufrieden war, ließ er von der Tür ab, nahm die Lampe wieder an sich und hielt sie in den Gang. Leandran lugte über die Schulter des Größeren.

    Der Lichtkreis reichte zu jeder Seite etwa drei Meter weit. Dahinter folgte eine Zone diffuser Schatten, dann absolute Dunkelheit.

    Caelum trat in den Gang und sah sich vorsichtig um. ”Wohin?,” fragte er leise.
    ”Nach rechts. Du musst den Markierungen an den Wänden oder am Boden folgen.”

    Leandran holte tief Luft und unterdrückte ein Zittern. Auch wenn er ähnliche Szenarien mit Caelum schon in Simulationen durchgespielt hatte, so war das hier anders.

    Gespenstisch.
    Unheimlich.
    Real.

    ”Richtig, ich erinnere mich jetzt wieder an euer Markierungssystem, damit man sich in den größeren Schiffen nicht verlaufen kann. Zur Zentrale führen die grünen Dreiecke.”

    Durch die Lautsprecher war nur ihr angespannter Atem zu hören, als sie sich durch den Gang fortbewegten. Langsam und Schritt für Schritt, damit die Magnetstiefel die Haftung zum Boden nicht verloren.
    Leandran sah sich wachsam um. Wie auch Caelum leuchtete er die Wände und Nischen aus, doch immer noch waren keine Hinweise auf das zu erkennen, was hier geschehen war.

    Bis zu dem Augenblick, als Leandran einen verwaschenen dunklen Fleck auf einer der hellen Markierungen entdeckte. Eine Spur dunkler Perlen führte in die Dunkelheit.

    Der junge Mann schluckte heftig, als ihn ein eiskalter Schauder durch fuhr. ”Cal, hier.”

    Sein Onkel fuhr herum. ”Das ist Blut, Junge!”, sagte er, nachdem er eine Handvoll von den Perlen eingefangen und zwischen den Fingern seines Handschuhs zu noch kleineren Perlen zerrieben hatte. ”Verdammt, jetzt wird es wirklich unheimlich.”

    Nun war im Licht beider Lampen ein Schatten auszumachen - und nach einigen weiteren Schritten eine dunkle Gestalt in der dunkelgrünen Angestelltenuniform des Konzerns, die verkrümmt und kopfüber in der Luft schwebte.

    Die weit aufgerissenen Augen der Toten glitzerten ihnen leblos entgegen.

    - to be continued -
    Geändert von Kris (07.01.2012 um 18:09 Uhr)
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  5. #3
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    Caelum hielt die Lampe dichter über die Tote und zog scharf die Luft an.

    Nun sah auch Leandran die schwarz verfärbten Einschusslöcher in ihrem Brustbereich. “Jemand hat aus nächster Nähe auf sie geschlossen.”

    “Aber hat sie das auch umgebracht?” Der junge Mann trat näher und beugte sich leicht vor.

    Die Blutspur endete an einer ihrer Schläfen. Etwas oder jemand hatte einen spitzen Gegenstand durch den Knochen gebohrt und dann wieder mit brutaler Gewalt heraus gerissen. Zackig standen die Knochen ab.
    Leandran hielt die Luft an und kämpfte gegen die unterschiedlichsten Gefühle.

    So nah war er Toten bisher noch nie gewesen. Nicht einmal seinem Vater. Denn von diesem war nach einem Gleiterunfall nicht einmal Asche übrig geblieben. Er konnte sich nur noch an einen schwarzen Fleck und geschmolzenes Metall erinnern. Und...

    Dann zwang er sich zu atmen, einen klaren Gedanken zu fassen und sich schon gar nicht von Ekel übermannen zu lassen. Er hatte sich dazu entschieden, sich nicht nur belanglosen Vergnügungen hinzugeben.

    Also musste er sich auch an einen solchen Anblick gewöhnen. Und das besser früher als später. Er atmete tief ein und dann wieder aus. Es war unheimlich, aber nicht so schrecklich, wie er sich vorgestellt hatte.
    Dann schmeckte er Blut und fuhr mit der Zunge über die Lippen. Offensichtlich hatte er sich in der ersten Schrecksekunde selbst gebissen. ”Was ist hier passiert?”

    ”Ich wünschte, ich könnte dir das sagen, aber ich bin kein Arzt.” Caelum leuchtete unruhig den Gang und die Decke aus. ”Das scheint hier die einzige Leiche zu sein.

    Mit morbider Faszination betrachtete Leandran die brutale Wunde genauer. Wer besaß die Kraft, einen Knochen bersten zu lassen?

    Kurz erschien vor seinem inneren Auge das Bild eines nadelspitzen Dorns, der sich in die Schläfe gerammt und dann innerhalb des Gehirns eine Sonde ausgefahren hatte, um...

    ”Ah!” Er schrak heftig zusammen, als ihn sein Onkel am Arm packte.

    ”Weiter jetzt, Lee!”

    Nur wenige Schritte hinter der Toten machte der Gang einen scharfen Knick nach links und endete zehn Meter weiter vor dem Eingang in den Kontrollraum.

    Die beiden Männer blieben abrupt stehen. Vor ihnen schwebten unregelmäßig gezackte Metallfetzen in der Luft, die im Schein der Lampen gefährlich glitzerten. Hatte hier eine Explosion stattgefunden?
    Nein, dann hätte es ganz anders ausgesehen!

    Wände, Decken und der Boden wären ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen worden, aber bis auf ein paar verräterische Flecken im Metall durchsetzten Belag, die auf Laserfeuer hindeuteten, war nichts weiter zu erkennen.

    Als Caelum ein paar Schritte vortrat, stellten sie fest, dass das Schott zur Hälfte offen stand. Ein Teil davon war regelrecht weggefräst worden. Die Kante war unregelmäßig gezackt, und überall lagen Splitter des normalerweise sehr harten Metalls, das sogar Explosionen widerstand.

    ”Was, bei allen schwarzen Löchern, war das?” Caelum stieß zischend die Luft aus und riss sich von dem Anblick los. ”Halten wir nicht länger Maulaffen feil. Holen wir den Datenkristall, und lass uns so schnell wie möglich von hier verschwinden, verstanden, Lee?”

    ”Ich denke auch, das ist das Beste.” Diesem Vorschlag hatte Leandran nichts entgegen zu setzen. Wenn die Stimme seines Onkels einen solch gehetzten Klang annahm, dann brauchte er sich seiner eigenen Angst nicht zu schämen.

    Sie betraten eilig den Kontrollraum des Frachters und blieben abrupt stehen, als die Lampen das Chaos erhellten, das sie dort vorfanden. Direkt vor ihnen schwebte die Leiche eines Mannes mit verzerrtem Gesicht und einem Loch in der Brust.

    Noch immer umklammerten die Finger der Rechten einen Stunner. Eine Frau hielt sich noch immer an den Lehnen ihres Sessels vor der Navigation fest, das Gesicht in einer Maske des Erstaunens erstarrt. Direkt neben ihr schwebte ein Mann schräg in der Luft.
    Auch sein Gesicht wirkte überrascht - sofern es noch vorhanden war. Beide waren ebenfalls aus der Nähe erschossen worden, wie die Löcher und Brandspuren in ihren Uniformen bewiesen.

    Leandran sah nur einmal zu dem Toten hin und wandte dann den Blick wieder ab, nachdem er bemerkt hatte, dass diesem die Hälfte des Gesichts förmlich weggerissen worden war. Und überall war Blut. Überall schwebten größere und kleinere Tropfen, an einer Stelle bildeten sie sogar einen Vorhang.

    Er schluckte und verdrängte die aufkommende Übelkeit.

    Das war auch nicht schlimmer als der Anblick der zerfetzten Leichen in den virtuellen Spielen, mit denen er sich zur Ablenkung vergnügte hatte, redete sich Leandran ein. Wenn er in der richtigen Stimmung war, fand er es sogar lustig, seine Gegner so zuzurichten.

    Also, warum sollte er jetzt davor zurückschrecken? In ihm kehrte eine seltsame Ruhe ein, als der psychologische Trick funktionierte. Fragte sich nur für wie lange.

    Leandran ging am Sessel von Captain Deveraux vorbei, ohne genauer hinzusehen, und steuerte auf das Kontrollpult für die interne und externe Kommunikation zu.

    Dort befanden sich auch die Datenkristalle, die er benötigte. Hastig drückte er einige Tasten, doch nichts rührte sich. Er konnte zwar versuchen, das Panel mit roher Gewalt aufzubrechen, aber das würde die Kristalle zerstören. Seit einiger Zeit waren Notfallsicherungen eingebaut, deren Säure die Datenspeicher zerfressen würde, versuchte man, sie mit Gewalt aus ihren Halterungen zu brechen.

    Nur mit der Eingabe der richtigen Codes würde er sie unbeschadet bergen können. Die kannte er dank seiner Recherchen zwar, aber...

    Hinter ihm rumorte Caelum am Sessel des Captains herum. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Caelum einen schwebenden Arm hinunter drückte und einen Energiekarabiner festhielt.

    Leandran drehte sich halb um. ”Besteht irgendeine Chance, dass wir die Energie hochfahren können? Anders kommen wir nicht an die Datenkristalle.” erklärte er dem Älteren, der halb misstrauisch, halb entsetzt auf den Toten starrte.”

    ”Ja, wenn du mir den Identifikations-Code Captain Deveraux geben kannst. Der Alte muss einen guten Grund gehabt haben, das zu tun. Genau so wie er erst die Anderen und dann sich erschossen hat.”

    “Was?” Leandran riss die Augen auf.

    “Wir erfahren es nicht, wenn wir die Datenkristalle nicht holen.” Caelum sah blass zu seinem Neffen hin. “Der Code!”

    Leandran riss sich aus seiner Erstarrung und rief die Zahlensequenzen in sein Gedächtnis zurück. ”Es ist ein Hexadezimaler Code: 3-7-6-A-7 Pause 2-6-E-6-2-9-F Pause A-D-8-3-5-B Pause 3-C. Eingabe.”

    Für einen Moment tat sich nichts.

    Dann sprangen plötzlich überall die Lichter an, und der Hauptrechner fuhr mit einem hörbaren Summen hoch. Nach und nach schalteten sich die einzelnen Systeme ein. So auch die Schwerkraft und das Licht
    Mit einem dumpfen Poltern krachten die schwebenden Leichen zu Boden, ihnen folgten wie ein Regen das schwebende Blut und andere Kleinteile, die im Schatten des Raumes geschwebt waren.

    Leandran achtete nicht weiter auf die Geräusche. Eben so wenig wie auf die allgegenwärtigen roten Spritzer auf der Konsole, dem Sessel des Funkers und nicht zuletzt seinem Anzug..

    Er beugte sich über die Kontrollen und aktivierte den Befehl zum Ausfahren der Datenspeicher.

    Dann gab er die erforderlichen Codes zur Freigabe auf einem extra dafür bestimmten Tastenfeld ein. Konzentriert murmelte er die Buchstaben und Zahlen, nur um keinen Fehler zu machen. Endlich erloschen die rot blitzenden Lichter, und dann fuhr die entsprechende Lade mit einem Zischen aus. Aufatmend zog der junge Mann die beiden etwa daumendicken und durchsichtigen Kristalle aus ihren Halterungen.

    Dann steckte er sie in eine Tasche seines Druckanzuges. ”Ich bin fertig. Wir könn-”

    Das Wort blieb ihm im Hals stecken, als das Zischen eines Energiekarabiners erklang. Lange, hoch gebündelte Energieblitze zuckten durch den Raum und trafen auf etwas, was Leandran von seinem Standpunkt aus nicht sehen konnte.

    Er hörte nur ein schrilles Sirren, etwas Kleines flog durch die Luft.

    Snick.
    Klick.
    Snick-Snick.


    Leandran drehte vorsichtig den Kopf, als von der anderen Seite her ein leises Geräusch durch die Außenlautsprecher an sein Ohr drang. Dann zuckte er heftig zusammen und wich mit weit aufgerissenen Augen ein Stück zurück. Instinktiv zog er seine Waffe.

    Auf der Oberkante der Kommunikationskonsole war etwas aufgetaucht, was man nicht anders als bizarr bezeichnen konnte.

    Es wirkte wie eine kindliche Bastelei aus elektronischen Bauteilen - bis auf die Tatsache, dass sein Kopfteil aus einem kybernetischen Auge bestand, das klickernd hin und her fuhr und mit jeder Bewegung Blut und Fleischreste abschüttelte.

    Nun schien es ihn ins Visier zu nehmen. Aufgeregt zappelte das vordere Paar der sechs oder acht Gliedmaßen in der Luft...
    Kolya, der Trust und ein irrer Serienkiller in:Im Grau der Schatten, Double Trouble & In den Händen des Schicksals. Ungekannte Abenteuerer von John Sheppard & Co in "Stargate Atlantis - Die verborgenen Szenen": Aufbruch in eine neue Welt und Das erste Jahr und Die Specials.

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  7. #4
    Captain Avatar von Evaine
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    Häppchenweise wollte ich mir diese spannende Geschichte nicht antun...also habe ich erstmal in mein Buch gesehen...grins...

    Ja, die Parallelen zu Stargate wurden gerade gezogen.

    Wenn ich es nicht besser wüsste (Damals gab es die Serie noch nicht), würde ich Lee für einen Chuck-Verschnitt halten, obwohl das Aussehen ja nicht so ganz passt...

    Aber in jedem Falle ist es eine Story, die bis zuletzt spannend bleibt und absolut lesenswert ist.

    Vielen Dank, dass du bereit bist, sie auch hier mit allen zu teilen.
    Ich wünsche Dir das, was für dich am Besten ist.

  8. #5
    Major General Avatar von Kris
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    @ Evaine: Vielen Dank für deinen Kommentar. Ja, du hast ja auch die gedruckte Version der Geschichte.
    Und der Vergleich mit Chuck stimmt irgendwie, im Nachhinein gesehen, aber damals kannte ich die Serie tatsächlich noch nicht.

    Die Geschichte selbst entstand im Jahr 2007, damals als ich auch die meisten der "Verborgenen Szenen" und "Double Trouble" schrieb. Damals hatte ich nur Sheppard im Kopf und irgendwie fand ich es lustig, einen Nerd aus ihm zu machen.

    Aber die Ähnlichkeit mit Stargate ist eine andere, ich denke, in dem heutigen Teil ist das sehr gut zu erkennen.

    Danke jedenfalls nochmals fürs Lesen.

    Und wer auch immer sonst hier hineinschnuppert, ohne Spuren zu hinterlassen - ich hoffe, ihr fühlt euch so gut unterhalten wie Evaine.



    +o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+

    Caelum feuerte in ununterbrochener Folge auf den Boden und die Wände. ”Das ist nicht das Einzige von der Sorte!”, schrie er. ”Lee, komm endlich!!”

    ”Ja, Cal!” Leandran hob den Stunner und schoss, auch wenn er bezweifelte, dass dem Ding die elektrische Entladung viel ausmachen würde.

    Ohne es aus den Augen zu lassen, wich er zu Caelum zurück.

    Blaue Funken tanzten über die bizarre Kreatur aus Metall, Drähten und dem kybernetischen Auge. Es zuckte und stieß ein schrilles Pfeifen aus. Dann kippte es zur Seite und polterte zunächst haltlos zappelnd über die Tastaturen und Bildschirme zu Boden, wo es reglos liegen blieb.

    Der junge Mann holte tief Luft.

    ”Die Stunner schalten die Dinger aus!”, rief er, stöhnte dann aber gequält, als die Beine des auf dem Rücken liegenden Wesens schwach zu zucken begannen. ”Fragt sich nur, für wie lange!”

    Ob er einfach nur die Stärke erhöhen musste? Einen Versuch war es wert, und wenn es ihm nur Sekunden verschaffte. Leandran schob den Regler bis zum Anschlag und feuerte auf eine weitere Kreatur, die zu drei Vierteln aus einer künstlichen Hand zu bestehen schien.

    Das Ding sirrte und ballte sich zu einer Faust zusammen, ehe es reglos liegen blieb.

    Der junge schwarzhaarige Mann riss sich von dem Anblick los.
    Jetzt erst nahm er wahr, was seinem väterlichen Freund so viel Sorge machte.

    Wann immer er eine Kreatur mit seinen Energiestrahlen zerlegte, begannen die verbliebenen Einzelteile, sich wie durch Geisterhand blitzschnell aufeinander zu zu bewegen und wieder zu einer kleineren, aber voll funktionsfähigen Einheiten zu verbinden.

    Der junge Mann zielte und schoss mit dem Stunner, deckte die anorganischen Krabbeltiere mit elektrischen Entladungen ein, bis sich keines mehr davon bewegte.

    Es wurde still im Kommandoraum.

    Zu still.

    Doch nur für einen Augenblick.

    Dann hörte Leandran wieder die vertrauten Geräusche, die nichts Gutes verhießen.

    Snick. Klick. Snick-Snick.
    Klick. Snick. Klickklick.
    Snick. Srrrr. Zzzzrrr

    Die beiden Männer machten einen Satz nach hinten und entgingen so den Tentakeln mit den nadelspitzen Dornenenden, die unter der Navigationskonsole hervor schossen. Ihnen war es egal, dass die kleineren Kreaturen langsam wieder zum Leben erwachten.

    Es knirschte, wenn sie die Bauteile zertraten,, während ihre Aufmerksamkeit ganz von einer sich bewegenden amorphen Masse aus Metall und Plastik eingefangen wurde, die sich schwerfällig aus den Schatten hervor schob. Über ihr zuckten die Tentakel aus Metall. Die Dornen spalteten sich und gaben den Anblick auf schrill sirrende Sonden preis.

    Wie gebannt starrten die beiden Männer auf das sich ihnen bietende Grauen.

    Nun bemerkte auch Leandran, wie sich bizarre Kreaturen von den hinteren oberen Wandverkleidungen lösten und aus den Luftschächten krabbelten. Es wurde laut.

    Unerträglich laut.

    Das Sirren und Klicken schwoll auf und ab. Es hörte sich fast so an wie eine Melodie.
    Kommunizierten die Wesen etwa so miteinander?

    Mit großen Augen starrte Leandran auf die amorphe Masse, die das Lied der Kreaturen zu beherrschen schien.
    Sie sandte fast hypnotische Laute aus, ein Singen, das seinen Geist zu berühren schien.
    Das waren doch logische Folgen! Binäre Codes, die einen bestimmten Zweck erfüllten und noch etwas anderes verrieten.

    Die amorphe Masse aus Plastik und Metall war intelligent, nicht nur eine bloße Maschine!

    Er beugte sich ein wenig vor und konnte nun auch die Verbindungen zu den Kontrollen sehen, die das Schiff steuerten.

    Jetzt erkannte er die Geräusche, und. sie ergaben einen Sinn für ihn. Früher als Kind hatte er selbst damit herum gespielt und seinen Vater fast in den Wahnsinn getrieben. So klangen die in Töne umgewandelten Befehle der Programme.
    Die Kreatur, die kybernetische Intelligenz, las die eingespeisten Routinen. Sie lernte, während sie gleichzeitig die kleineren Einheiten kontrollierte. Ihre Drohnen, die untersuchten, wahrnahmen und assimilierten. Er erinnerte sich daran, Gerüchte über Forschungen im Gebiet des Multimperiums gehört zu haben, die aber eingestellt und deren Resultate vernichtet worden, weil die Versuchsobjekte irgendwann außer Kontrolle geraten waren. Hatte er jetzt so eine KI vor sich?

    Leandrans Hand fuhr zum Helm, als seine Augen vor Schmerz zu tränen begannen. Er schaltete den Außenlautsprecher herunter ab und ließ nur die interne Kommunikation zwischen ihm und seinem Onkel an.
    Diese Geste riss ihn aus seiner Faszination, machte ihm eines aber klar. Heldenmut oder Forschergeist nutzten hier nicht mehr viel.

    Er schlug gegen Caelums Helm.

    ”Oh, Scheiße! Bloß raus hier!”, brüllte dieser dumpf und schüttelte eines der Krabbeldinger von seinem Bein.
    Die kybernetische Intelligenz spaltete mehrere Einheiten ab, die sich krabbelnd auf sie zu bewegten. Wenn sie jetzt nicht von hier verschwanden, dann...

    Leandran kletterte als Erster durch die Tür und zog Caelum mit sich, als sich das Schott mit einem Zischen ein Stück bewegte. Die amorphe Intelligenz hatte also herausgefunden, wie man Zugriff zu den Türen erlangte.

    Sein Onkel stürzte, nutzte die Gelegenheit aber, um noch ein paar Schüsse abzugeben. Während er sich aufrappelte, gab ihm der Jüngere Deckung mit dem Stunner, doch gegen die Masse an anorganischen Kreaturen, die wie ein Käferschwarm aus der Öffnung strömte, konnte er nicht wirklich etwas ausrichten.

    Dann nahmen sie die Beine in die Hand und kehrten, so schnell sie konnten, den Gang zurück zur Mannschleuse. Von überall her waren nun die klickenden Geräusche zu hören und näherten sich rasch.


    * * *


    Die Ikarus verließ den Hyperraum bei den angegebenen Koordinaten. ”Wie sieht es aus?”, fragte Sentenza und beugte sich ein wenig auf seinem Sessel vor.

    ”In der Nähe des Hyperraumsprungtores orte ich keine Schiffe. Allerdings befindet sich nur wenige Lichtminuten vor uns ein weiträumiges Asteroidenfeld”, meldete Arthur Trooid, der Androide. ”

    ”Da ist auch etwas.” Darius Wenderween nahm einige Einstellungen an seiner Konsole vor. ”Ich orte zwei Energiesignaturen im Asteroidenfeld. Vielleicht sind es sogar drei. Eines ist uns vielleicht eine Lichtminute voraus und gerade erst in die Trümmer eingetaucht, die anderen scheinen dicht beieinander zu sein. Das kann ich aber erst sagen, wenn wir näher dran sind.”

    Sentenza stieß die Luft zischend aus. ”Sehen wir uns das einmal genauer an.

    Die Ikarus näherte sich langsam dem Trümmerfeld. Der Androide wählte die geeignete Route, um schnell und dennoch sicher an den Schauplatz des Geschehens zu gelangen.

    Angespannt beobachtete die Crew den Schirm. ”Das einzelne Schiff löst sich aus dem Asteroidenfeld. Es beschleunigt und entfernt sich von uns.” Wenderveen hob den Kopf. ”Offensichtlich scheut man eine Begegnung mit uns.”

    ”Soll ich es verfolgen, Captain?” Der Androide wandte den Kopf und blickte zu Roderick Sentenza, der mit zusammengekniffenen Augen auf den Bildschirm starrte.

    Die Hände des Technikers flogen über seine Kontrollen. ”Es besitzt keine Kennung, aber ganz offensichtlich...”
    ”... einen Hyperraumsprungantrieb”, murmelte Sentenza und lehnte sich wieder zurück. Seine Hände krallten sich in die Lehnen des Sessels. ”Diese verfluchten Aasgeier.” Sie waren jedoch nicht gekommen, um irgendwelche Piraten oder Schmuggler auszuheben, sondern um ein Schiff zu bergen.

    ”Ich habe jetzt den Frachter auf dem Schirm.”

    Wenderveen schaltete auf Ausschnittsvergrößerung. Die Ariadne trieb inmitten größerer Asteroiden, so als würde sie von einem Kraftfeld festgehalten. Nun waren auch die Farben des Valdrakyne-Konzerns zu erkennen und deren Logo - der grüne Drache inmitten eines auf den Kopf gestellten Dreiecks. In der Nähe des Antriebs tanzten Entladungen über die Außenhülle des Frachters

    Auch die in der Nähe des Bugs auf dem größeren Schiff klebende Yacht trug das auffällige Zeichen. Das musste wohl die Banshee sein, das Schiff des jungen Konzernerben.

    Sentenzas Augen wurden schmal. ”Die werden doch wohl nicht etwa auf das Schiff gegangen sein? Wie sieht es mit Lebenszeichen aus?”

    ”Das kann ich leider nicht sagen. Die Sensoren werden durch Interferenzen aus dem Inneren des Frachters gestört”, erklärte Wenderveen.

    Sentenza ballte eine Hand zur Faust. Ihm gefiel gar nicht, was er hörte. ”Dann versuchen Sie wenigstens, eine Verbindung zu der Yacht herzustellen!”

    Auf ein Nicken Trooids, der sich schon darum gekümmert hatte, begann er zu sprechen. ”Raumyacht Banshee, melden Sie sich. Hier spricht der Rettungskreuzer Ikarus unter dem Kommando von Captain Sentenza.”
    Als Antwort erhielten sie jedoch nur ein konstantes Rauschen und Knistern.


    * * *


    Caelum konnte sich nicht daran erinnern, jemals solchen Kreaturen begegnet zu sein, nicht einmal in seinen schlimmsten Alpträumen. Und er wollte jetzt, ehrlich gesagt, auch nicht darüber nachdenken, denn diese verfluchten Krabbeldinger waren überall.

    Sie wimmelten über den Boden und die Wände. Es waren große und kleine, breite und hohe. Einige schienen, sich aus Teilen des Schiffes zusammengesetzt zu haben - und andere aus Prothesen und persönlichen Besitztümern der Crew. Eines schwenkte wild einen Sensorstift wie eine Waffe um sich, ein anderes hatte einen Haarentferner zu seinem Körper gemacht.

    ”Sie kommen von überall her!” Leandran stieg über die tote Angestellte hinweg, die sie vorhin als erstes entdeckt hatten, und hielt sich mit Stunnerschüssen die käferartigen Wesen vom Leib. Offensichtlich störten die elektrischen Entladungen den Energiefluss in ihnen und setzten die Dinger zumindest kurz außer Gefecht.

    Caelum setzte ein paar gezielte Schüsse mit dem Energiekarabiner und hoffte, dass sie sich in der schmelzenden Beschichtung des Bodens verfingen. Das brachte vielleicht mehr, als sie zu zerschießen und damit noch mehr von ihnen zu erschaffen.

    ”Ich bin mir sicher, sie werden von der amorphen Kreatur in der Zentrale gesteuert! Und -” begann Leandran.

    ”Das kannst du mir später genauer erklären. Und jetzt rein da!”

    Der ältere Mann stieß Caelum durch die offen stehende Tür in den Raum, an den die Mannschleuse grenzte. Er zog noch einmal eine Spur über den Boden, um die Beschichtung zu schmelzen, und fummelte dann fieberhaft an den Schaltungen herum.

    Die Käfer überwanden das rasch erkaltende Hindernis ohne Probleme, weil sich erneut einige von ihnen opferten und eine Brücke bildeten. Unerbittlich näherten sie sich dem Eingang.

    ”Kümmere dich um die Mannschleuse und nicht um die Dinger!”, befahl Caelum, als Leandran ihm zur Hilfe kommen wollte. ”Los! Mach schnell!”

    Mit einem Zischen begann sich die Tür zu schließen. Quälend langsam für die Begriffe des rothaarigen Hünen. Er sprach dem Mechanismus gut zu: ”Na, komm schon. Ja, so ist es gut.”

    Caelum wich zur Schleusentür zurück.

    Es fehlte nur noch ein Spalt. Ein winziger... nicht einmal fingerbreiter ...

    ”Elende Viecher!”

    Eines der Krabbeldinger schob sich zwischen die sich schließenden Hälften. Es knirschte und knackte, als es zerquetscht wurde. Einzelteile brachen ab und fielen in den Raum. Dann bewegte sich die Tür nicht mehr. Es war nur ein kleiner Spalt übrig geblieben, aber er reichte, dass sich zwei Dornententakel hindurch schoben, die so weit ausfuhren, dass sie sich an der Wandtäfelung verhaken konnten

    Caelum zerschoss die Schaltung.

    Mit einem letzten Blick auf das Gewimmel und die vielen kleinen mechanischen Gliedmaßen, die sich durch die Öffnung streckten, auseinanderfuhren und sie Millimeter um Millimeter erweiterten, stieg er in die Schleuse und schlug die Tür der Druckkammer zu.

    Das mochte die Dinger hier aufhalten, aber er war sich sicher, dass dies nicht der einzige Weg nach draußen war, den die Kreaturen nehmen konnten.

    ”Hilf mir, ich kriege das Ding nicht auf!” Leandran kämpfte mit der Außentür.

    ”Warte!” Als Caelum ihm zur Hilfe kam, merkte Caelum sehr schnell, das nicht allein die fehlende Körperkraft des Jüngeren der Grund war. Etwas blockierte den Mechanismus.

    Er biss die Zähne zusammen und spannte seine Muskeln an. Lenadran tat es ihm gleich. Mit vereinten Kräften gelang es ihnen schließlich, das Rad zu drehen und den Mechanismus in Gang zu setzen. Es knirschte und krachte. Und dann, als sich die Schleuse endlich öffnete, sahen sie sich Auge in Auge mit einem weiteren Ding, das die vier vorderen aus Werkzeugen bestehenden Gliedmaßen drohend schüttelte...
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    ”Glaube ja nicht, dass du mich damit einschüchtern kannst, Mistkäfer!” Wütend schlug Caelum mit seiner Faust nach der Kreatur und fegte sie von der Schiffshülle. ”Na bitte, geht doch auch so! Langsam kriege ich einen wirklichen Hass auf die Dinger.”

    Nachdem er sich versichert hatte, dass sie keine weitere unangenehme Überraschung erlebten, stieg er aus der Luke und beugte sich dann hinunter, um dem Konzernerben aus der Schleuse zu helfen.

    Leandrans Augen zeigten Angst, aber dennoch blieb er erstaunlich ruhig.
    ”Sie versuchen, die Innenluke zu öffnen.”

    ”Da können sie lange daran arbeiten, wenn die nach außen noch offen ist. Das Vakuum ist auf unserer Seite. Komm, lass uns von hier verschwinden.”

    So schnell sie konnten, bewegten sie sich auf der Außenhülle zur Raumyacht. Caelum verschenkte keine Zeit, um nach den Kreaturen zu suchen. Die würden sich schon noch unangenehm bemerkbar machen, und dann konnte er einschreiten.

    Nur an der Schleuse der Yacht sondierte er die Umgebung, suchte nach auffälligen Mustern, die auf lauernde Krabbelkäfer hindeuten konnten, oder verdächtige Bewegungen. Erst dann kletterte er die Leiter hoch, um die Schleuse der Raumyacht zu öffnen.

    Leandran folgte ihm dichtauf. Plötzlich lehnte sich der junge Mann jedoch zurück. ”Da ist etwas!”

    ”Wie nah sind die Dinger?”

    ”Keine von den Käfern!”, rief der junge Mann atemlos. ”Ich sehe ein Schiff in unmittelbarer Nähe über uns.”

    ”Um die können wir uns später kümmern!”, entgegnete Caelum trocken. ”Ob das fremde Schiff Freund oder Feind ist, das kann uns wirklich egal sein. Das, was wir wirklich fürchten müssen, lauert unter uns.

    Er öffnete die Schleuse und stieg hinein, drehte sich um und zog seinen Neffen nach. Keinen Augenblick zu spät, denn unter ihm waren die ersten Bewegungen zu sehen. Von wo auch immer die Käfer kamen, sie versuchten jetzt, die Banshee zu verseuchen.
    Doch das würde Caelum zu verhindern wissen.
    Er fuhr die Leiter ein und schlug die Schleuse zu. Damit fehlte schon einmal ein Zugang, den sie nutzen konnten. Aber wusste er, welche Möglichkeiten sie entwickelt hatten, sioch über die Aussenhülle fort zu bewegen und die glatten Andockklammern und Trossen zu überblicken? Das wollte er jedenfalls nicht heraus finden.


    Sie nahmen sich nicht die Zeit, ganz aus den Druckanzügen zu steigen, sondern befreiten sich nur vom Helm und den Handschuhen, bevor sie in das Cockpit hetzten und ihre Plätze einnahmen.

    Von den Kontrollen blinkte ihnen wild ein Licht entgegen. ”Raumyacht Banshe,e melden Sie sich. Hier ist der Rettungskreuzer Ikarus.”

    Caelum sprang fast in den Pilotensitz. Er wartete jedoch nicht, bis Leandran sich auch gesetzt hatte, sondern betätigte hastig zwei Schalter.

    Ein heftiger Ruck ging durch das kleine Schiff, als er die Andockklammern löste und einfuhr. Etwas knirschte und krachte unangenehm laut.

    Leandran wurde gegen den Copilotensessel geschleudert und klammerte sich instinktiv an der Lehne fest. Das Datentablett, nach dem er gerade hatte greifen wollen, rutschte vom Sitz, flog quer durch den Raum und polterte dann zu Boden. Leandran wollte es sich instinktiv wieder holen.

    ”Nein! Lass es da liegen, wo es ist, und setz dich endlich!”, fauchte Caelum und machte damit seiner Anspannung Luft. ‚Leandran lass es und setz dich endlich.’ So heftig hatte ihn Caelum noch nie zuvor angefahren. Leandran starrte ihn nur an und gehorchte dann wortlos.

    Sie wurden kräftig durchgeschüttelt, als die Maschinen in einem Alarmstart zu voller Leistung hochfuhren.
    Der junge Mann hielt sich fest, als sein Onkel dem Schiff etwas Schub gab, um Abstand vom Frachter zu gewinnen. Erst dann beantwortete er den Ruf. ”Rettungskreuzer Ikarus, hier spricht die Banshee...”

    Was er weiter sagte, bekam der junge Mann nicht mit, da die Kontrollen vor ihm seine ganze Aufmerksamkeit forderten. Die Anzeigen überschlugen sich. Die Sensoren spielten verrückt und zeigten hohe Energieausschläge an. Ihm wurde heiß und kalt, als er die Bedeutung dieser Zeichen erkannte.

    Auch der Frachter erwachte zum Leben.

    War es der kybernetischen Intelligenz etwa gelungen, ihre Kontrolle über das Schiff auszuweiten? Weitere Programme zu entschlüsseln und zu übernehmen?

    Der junge Mann schluckte heftig. Er wusste, was das bedeuten konnte.

    Zwar hatte er das Logbuch und einen der Datenspeicher mit den empfindlichsten Codes und Informationen an sich nehmen können, aber durch den Zugriff auf den Navigationscomputer würde es dem Ding möglich sein, den Frachter von hier fort zu bringen.

    Womöglich sogar in den Hyperraum und in bewohnte Systeme...

    Leandran schloss gequält die Augen und öffnete sie dann wieder.
    Das durfte nicht geschehen!

    Caelum brachte sie so weit von dem Frachter weg, dass er das größere Schiff nun ganz sehen konnte. Überall flammten Lichter auf, und der Antrieb schien hoch zu fahren. ”Wir müssen den Frachter zerstören, und wenn das nicht geht, wenigstens seinen Antrieb”, sagte er atemlos.

    ”Wie bitte?” Caelum sah ihn überrascht an. ”Das wird deiner Mutter nicht gefallen. Weißt du, wie viele Krediteinheiten du da in die Luft jagen willst?”

    In diesem Moment aktivierten sich die Schilde des Frachters

    ”Das Schiff ist verseucht und die Besatzung tot. Wir können es nicht mehr retten! Nur noch größeren Schaden verhindern. Du weißt das doch auch!” Leandrans Hände flogen über die Tasten, als er versuchte, sich in den Hauptcomputer des größeren Schiffes einzuhacken.

    Endlich gelang es. Und was er dann entdeckte, gefiel ihm gar nicht.

    Die kybernetische Intelligenz hatte bereits die Kontrolle übernommen und einen Teil der Codes verändert. Doch noch lernte sie und versuchte, es dem Eindringling mehr schlecht als recht gleich zu tun und entsprechende Gegenmaßnahmen einzuleiten.

    Nicht mehr lange und sie war ein wirklich ernst zu nehmender Gegner. Mit jedem verstreichenden Augenblick wurde sie sicherer in der Anwendung und Veränderung der Programme.

    ”Das wollen wir doch erst mal sehen.” Leandran knirschte mit den Zähnen. ”Du glaubst doch nicht etwa, dass du entkommst?”, murmelte er und vergaß die Welt um sich herum. Entschlossen stürzte sich in den Kampf auf seinem ureigensten Terrain.

    Zwar wünschte er sich in diesem Moment, ein Cyber-Interface benutzen zu können, um schneller zu reagieren, aber vielleicht war die körperliche Barriere in diesem Fall ein zusätzlicher Schutz, denn im Cyberspace bestand immer die Gefahr, dass seine Gegnerin direkt Einfluss auf seinen Geist nehmen und ihn übernehmen oder gar auslöschen konnte. Dafür war seine Reaktionszeit schlechter als die ihre.

    Ausgeglichen wurde das Verhältnis nur durch die Tatsache, dass die kybernetische Intelligenz noch immer einen Großteil ihrer Kapazitäten benötigte, um ihre Kontrolle über das Schiff zu sichern und zu erweitern. Es zog erhebliche Mengen an Energie in sich hinein. Das verrieten ihm die Zeichenfolgen auf dem Bildschirm über der Tastatur.

    Zunächst testete er an, ob er ihr die Kontrolle über die bereits infizierten Systeme entreißen konnte und stieß dabei auf heftigen Widerstand.

    So, sie wollte seinen Zugriff auf den Energiekern in einer Endlosschleife einkapseln?

    Er drehte den Spieß um und schaltete einen Teil von ihr aus, auch wenn er sich damit selbst den Weg versperrte.
    Verdammt. Das passierte ihm nicht noch einmal.
    Ein zweiter Versuch wurde bereits in den Ansätzen abgeblockt. Sie hatte dazu gelernt. Hier kam er also nicht weiter.
    Wie sah es mit der Navigation aus?
    Negativ. Also blieben nur noch die anderen Systeme.

    Die kybernetische Intelligenz wollte verhindern, dass er die neue Verschlüsselung zur Deaktivierung der Schilde knackte?

    Leandran presste die Lippen aufeinander. ‚Mit mir nicht!‘, dachte er und generierte einen simplen Computervirus, um ihn dann in einem geeigneten Moment in das System einzuspeisen. Mal sehen, wie schnell sie sich auf die einfachen Basiscodes einstellen konnte, nachdem sie bisher nur komplexere Attacken von ihm erlebt hatte.

    Der junge Mann lachte triumphierend. Langsam begann ihm das Gefecht Spaß zu machen.

    Die Schilde flackerten. Und dann, als er mit weiteren Eingaben die fremden Codes, die auf logischen Reihen basierten, durchbrach, erloschen sie ganz.

    Leandran zog plötzlich die Augenbrauen hoch. War das etwa Wut, die ihm da in binären Codes entgegen flutete? Abgrundtiefer Hass und das Verlangen, ihn, den lästigen, den gefährlichen Eindringling zu vernichten? Entwickelte die kybernetische Intelligenz etwa Gefühle? Ein leichter Schmerz zuckte durch Leandrans Kopf, und seine Augen brannten.

    Doch noch durfte er seine Konzentration durch nichts stören lassen. Obwohl nun die Banshee und die Ikarus das Feuer auf den Frachter eröffneten, genügte Leandran das nicht.

    Er tippte weiter wie wild auf die Tasten und gab Algorithmus um Algorithmus ein, um schließlich in das Herz des Computersystems des Frachters vorzudringen. Zwar folgte ihm die fremde Intelligenz so effizient, sie konnte, aber sie musste auf mehreren Ebenen kämpfen. Die Schilde erneuern und verstärken, Ausweichmanöver initiieren.

    So war er ihr immer einen Schritt voraus.
    Der Weg lag offen vor ihm.
    Und endlich hatte er sein Ziel erreicht.

    Der Konzernerbe gab den letzten entscheidenden Code ein und aktivierte damit die sofortige Selbstzerstörung. Dann loggte er sich hastig aus dem System des Frachters aus und unterbrach die Verbindung, denn die letzten Eingaben hatten einen Vorgang aktiviert, der nicht rückgängig zu machen war. Die dabei entstehende Rückkopplung konnte unter Umständen auch den Computer der Banshee erfassen.

    Atemlos starrte er auf den Bildschirm. Unter dem Beschuss der Ikarus und Banshee setzte sich die Ariadne schwerfällig in Bewegung. Für einen Moment glaubte Leandran, einen Fehler gemacht zu haben, doch dann holte er erleichtert Luft.

    Innerhalb des Frachters detonierten Sprengladungen und schlugen tiefe Löcher in die Hülle. Die Zerstörung setzte sich in schneller Folge vom Bug bis zum Heck fort.

    ”Ja!”, rief der Konzernerbe freudig und blickte zu Caelum. ”Bloß weg hier!”

    Der Ältere nickte nur und leitete ein Flugmanöver ein, das die Banshee in direktem Wege aus dem Asteroidenfeld brachte. Auch die Ikarus zog sich zurück.

    Hinter ihnen explodierte der Reaktor der Ariadne und löste eine heftige Druckwelle aus. Der junge Mann hielt sich, so gut es eben ging, fest, als der Schub ihn in die Polster drückte. Dann wurde die Raumyacht von den Gewalten durchgeschüttelt und mit einem wahren Hagel von Geschossen bombardiert. Die Schilde fingen das meiste davon ab, auch wenn überall Warnleuchten aufblickten und Alarmsirenen erklangen.

    Die Fahrt der Banshee stabilisierte sich wieder. Leandran glaubte schon, dass sie alles überstanden hätten, doch dann traf ein schwerer Schlag das Schiff.

    Leandran wurde aus seinem Sitz geschleudert. Er versuchte, sich abzufangen, doch sein Körper schlug hart gegen die Wand. Heftiger Schmerz raste durch seinen rechten Arm und den Rücken, dann traf sein Kopf an einer Kante auf, und sein Geist versank in Dunkelheit.
    Kolya, der Trust und ein irrer Serienkiller in:Im Grau der Schatten, Double Trouble & In den Händen des Schicksals. Ungekannte Abenteuerer von John Sheppard & Co in "Stargate Atlantis - Die verborgenen Szenen": Aufbruch in eine neue Welt und Das erste Jahr und Die Specials.

    John Sheppards Schicksal im Vegasverse :"Solitary Man" no more

    *Neu:* Kapitel 22 seit Okt 2016: Wenn der schlafende Tiger erwacht (Star Trek Into Darkness Prequel)
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  12. #7
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    @ Galaxy: Allerherzlichstes Danke für dein "Danke". Ich finde es schön, dass du hergefunden hast - trotz unbekanntem Fandom!

    So, hier folgt aber nun der vorletzte Teil.





    ”Er hat wirklich keinen Schaden genommen?” Caelum baute sich vor dem hageren, schwarzhaarigen Mann auf, der die Anzeigen an Leandrans Bett kontrollierte. Still und bleich lag der Konzernerbe im Bett der Krankenstation, die Augen geschlossen. Ein Pflaster zierte seine Stirn.

    ”Keinen, der nicht spätestens in ein paar Wochen ausgeheilt sein wird!”
    Nervös schob sich der Mediziner an dem rothaarigen Hünen vorbei. ”Von einer schweren Gehirnerschütterung und einer Platzwunde am Hinterkopf ist noch niemand gestorben, ebenso wenig wie durch einem gebrochenen Arm und eine Rückenprellung.”

    Caelum atmete erleichtert auf und setzte sich dann auf einen Stuhl neben das Bett. Er selbst hatte sich nur die Schulter und die Stirn angeschlagen und ein paar Schnittwunden durch den Aufprall zugezogen. Also nichts, was ihn lange beeinträchtigte.

    Dafür hatte er um so mehr um Leandrans Leben gefürchtet. Als er nach dem heftigen Aufprall wieder zu sich gekommen war, hatte er den Jungen nicht mehr auf dem Sitz neben sich vorgefunden, sondern verkrümmt auf dem Boden liegen.

    Mehr kriechend, als gehend hatte er sich zu einem Neffen begeben und erste Hilfe geleistet, benommen dabei alles andere vergessen. So hatte ihn die Crew der Ikarus entdeckt, allen voran eine weißhaarige Frau und ein hoch gewachsener dunkelhaariger Mann mit ergrauenden Schläfen.

    Caelum glaubte sich dunkel daran zu erinnern, zunächst nur unzusammenhängende Sätze gestammelt zu haben. Wie er an Bord der Ikarus gekommen war, wusste er schon gar nicht mehr. Wirre Bilder tanzten vor seinem geistigen Auge, aber warum darin ein sprechender Busch eine Rolle spielte, verstand er auch nicht so recht.
    Dahinter würde er schon noch kommen, wenn es ihm und Leandran wieder besser ging.

    Die arme Banshee hatte es allerdings etwas schwerer erwischt, da einer der hinteren Schilde versagt hatte. Es war zu einem Hüllenbruch im Maschinenraum gekommen, und der Antrieb hatte Schaden genommen. Die Weißhaarige, DiMersi oder so ähnlich, hatte den Zustand als kritisch, aber nicht hoffnungslos bezeichnet. In einer der Konzernwerften würde man sie voll wieder herstellen können.

    Caelum rieb sich selbstvergessen über die Stirn und verzog das Gesicht, als er schmerzhaft an die Beule erinnert wurde.

    Wenigstens war Leandran noch am Leben.

    Er wusste, Dianne hätte ihm den Verlust des Jungen vermutlich niemals verziehen - und er sich ehrlich gesagt auch nicht. Immerhin war Lee der einzige Verwandte, den er jetzt im ganzen verdammten Universum noch hatte, wenn man vielleicht von Dianne absah. Den Rest der Valdrakyne-Sippschaft zählte er nicht mit

    Caelum machte sich Vorwürfe, seinen Neffen überhaupt so in Gefahr gebracht zu haben. Warum hatte er sich überhaupt darauf eingelassen und dem jungen Narren nachgegeben?

    Vielleicht weil er genauso unvernünftig war und den Sachen gerne auf den Grund gehen wollte? Weil ihn ein kleines Abenteuer gereizt hatte nach all den langweiligen Jahren als Leibwächter und Sicherheitsbeamter? Außerdem hatte er die Gelegenheit als erste Feuerprobe für Lee angesehen.
    Der Junge hatte für seinen Geschmack viel zu lange in seinen Simulationen und virtuellen Welten gelebt. Nichts gegen Leandran Talent - aber Caelum wusste aus eigener Erfahrung, dass Idealisten und Träumer in der Wirklichkeit leicht auf die Nase fallen konnten. Und je früher der Junge mit extremen Situationen konfrontiert wurde desto besser.

    Er seufzte. Trotzdem würde er sich auf eine gehörige Standpauke von Dianne einrichten müssen...

    Er schrak zusammen, als jemand in sein Blickfeld trat. Es war allerdings nicht der schlanke, Mediziner Dr. Anande sondern Captain Sentenza, der einen nachdenklichen Blick auf das Bett warf und dann seine Aufmerksamkeit auf Caelum richtete.

    ”Mr. Pendergast, wie ich hörte haben Sie sich so weit wieder erholt. Könnten Sie uns vielleicht einige Fragen beantworten?

    “Ja, natürlich, ich bin so leicht nicht von den Beinen zu holen. Schießen sie los.” Caelum blickte kurz auf Leandran und sammelte seine Gedanken. Dann sah er wieder zum Kapitän der Ikarus.

    “Mich interessieren die genauen Gründe, warum wir die Ariadne zerstören sollten. Während unseres Funkwechsels konnten wir nicht alle Einzelheiten erörtern.”

    ”Es gibt eine einfache und eine komplizierte Antwort darauf.” Sentenza runzelte argwöhnisch die Stirn, so dass Caelum direkt weiter sprach: ”Die leichte kennen sie ja schon: Das Schiff war hochgradig verseucht. Das, was an Bord herum krauchte, konnten wir nicht auf die Galaxis los lassen.”

    Die Miene des Mannes vor ihm wurde noch misstrauischer. ”Und hier beginnt es, kompliziert zu werden. Die Ariadne war nicht von einem Virus oder einer organischen Kreatur befallen, sondern von einem Alptraum aus elektronischen und kybernetischen Bauteilen, die sich zu Einheiten zusammengesetzt haben, die wie bizarre Insekten aussahen. Käfer eben. Was das allerdings genau war, weiß ich nicht. Lee kann es vermutlich besser erklären. Er ist Spezialist für solche Sachen.”

    ”Das waren die vielen kleinen Energiesignaturen, die wir auf der Hülle des Frachters orten konnten, richtig? Die, drei oder vier, die wir auf der Banshee gefunden haben, haben wir deshalb sofort entfernt, ehe sie auf uns übergehen und zu einer Bedrohung werden konnten. Wir haben ihr Schiff einem genaueren Check unterzogen, ehe wir es in Schlepp nahmen.“

    Caelum ließ die Luft zischend aus seinen Lungen entweichen. ”Und ich hatte gehofft, diese klickernden Mistviecher abgeschüttelt zu haben.”

    ”Trotzdem klärt das nicht die Frage, warum diese Wesen an Bord der Ariadne waren. Welche Fracht hatte das Schiff an Bord?”

    ”Flüssigmetall und hochkonzentrierte Chemikalien”, erklang eine dünne Stimme vom Bett her. Caelums Kopf fuhr herum. ”Lee!” Mit Erleichterung sah er, wie die Augenlider des Jüngeren flatterten und sich langsam öffneten. Seine graugrünen Augen blickten matt. ”Cal, sind wir in Sicherheit?”

    ”Ja.”

    ”Gut! Dann kann ich ja...” Ein Zittern durchlief den schlanken Körper. Die Herzfrequenz und andere Vitalzeichen des jungen Mannes schlugen heftig aus. Sofort war Dr. Anande an der anderen Seite des Bettes und kontrollierte mit einem Blick in die geweiteten Augen des Patienten dessen Zustand. ”Beruhigen sie sich, Mr. Valdrakyne. Hier wird Ihnen nichts mehr geschehen.”

    ”Das weiß ich ja, aber...”

    Cal ergriff die Hand seines Neffen, denn er ahnte, was Leandran gerade durchmachte. Jetzt, wo die Gefahr vorüber und das Adrenalin aus dem Blutkreislauf verschwunden war, wurde dem Jungen erst richtig bewusstww, was er da erlebt hatte. ”Das sind die Nachwirkungen von halsbrecherischen Abenteuern und tödlichen Gefahren. Dein Verstand sagt dir jetzt, was du alles falsch gemacht hast. Glaub mir, das geht bald vorüber.”

    Leandran würgte und richtete sich auf, als er husten musste. Anande stützte ihn und half dem jungen Mann, sich dann wieder vorsichtig zurück zu legen. ”Ich gebe Ihnen ein Beruhigungsmittel.”

    ”Jetzt noch nicht”, erwiderte Leandran und drehte seinen Kopf so, dass er Sentenza sehen konnte. ”Das Schiff machte einen außerplanmäßigen Zwischenstopp in einem der Randsysteme und nahm noch einen weiteren Container an Bord.” Er hielt erschöpft inne. ”Deshalb irritierte mich die überraschende Havarie auch so, vor allem weil die Nachricht zwar eingegangenwar, aber drei Tage nicht weiter gegeben wurde.”

    "Deshalb haben wir uns auf den Weg gemacht, um herauszufinden, was los war. Ich bin ehrlich froh, dass Mrs. Valdrakyne Sie so schnell informiert hat”, warf Cal ein, damit Leandran nicht zu viel erzählte. In den Jahren, seit er für Dianne und ihren Konzern arbeitete, hatte er gewisse Grenzen der Geschwätzigkeit kennen gelernt.

    ”Daher habe ich mir vom Logbuch und dem Datenspeicher weitere Erkenntnisse erhofft”, Lee hob noch einmal den Kopf. ”Wo sind sie? Ich habe sie in eine Tasche meines Druckanzuges gesteckt.” Dann erstarb seine Stimme, denn Anande hatte ihm die Injektion gegeben.

    ”Daraus haben wir sie auch geborgen. Leider konnten wir sie bisher nicht sichten, da sie verschlüsselt sind.”
    ”Sie müssen verstehen, dass dies die übliche Firmenpolitik ist! Andere Konzerne halten das genauso”, erklärte Caelum. ”Ich denke, diese Dinge können wir zusammen mit Mrs. Valdrakyne oder einem unserer Manager auf Vortex Outpost klären.” Er beobachtete, wie sich Leandrans Lippen bewegten, als er noch etwas zu sagen versuchte, der junge Mann sich aber dann im Schlaf entspannte.


    * * *


    Einige Tage später saß Leandran allein in einem der zwar nüchtern, aber bequem ausgestatteten Besprechungsräume von Vortex Outpost und arbeitete konzentriert, wenn auch durch den bandagierten und geschienten rechten Arm etwas langsam und umständlich an einem Datentablett, das jemand für ihn hatte auftreiben können.

    Zwar war es bei weiten nicht so gut wie sein eigenes, das leider durch den Aufprall an die Wand so weit Schaden genommen hatte, dass er es erst zu Hause wiederherstellen konnte, aber er vermochte, nachdem er einige lästige Einstellungen geändert hatte, wenigstens halbwegs vernünftig damit arbeiten. Die Datenkristalle steckten in den beiden externen Zugängen, so dass er ihre Informationen zeitgleich abrufen und Querverbindungen suchen konnte.

    Nach und nach wühlte er sich er sich durch die Datenströme. Zwar war auch im Logbuch die Abweichung vom geplanten Kurs vermerkt, jemand hatte aber die genaueren Eintragungen nachträglich gelöscht und durch andere ersetzt. Leandran erkannte die Codes. Hatte der Kapitän des Frachters etwa mit seinem Bruder gemeinsame Sache gemacht? Wie viel hatte er gewusst?

    Der junge Konzernerbe rutschte unruhig in seinem Sessel hin und her, als er sich dem Ende der Aufzeichnungen näherte.

    Hier wurde es schon interessanter: Ein Wartungstechniker meldete etwa vier Stunden vor der Havarie Störungen im Frachtraum. Die Sicherheitsroutinen von einem der Container schienen verrückt zu spielen und waren kurzfristig ausgefallen. Kurze Zeit später hatte der Maschinenraum eine Fehlfunktion des Reaktors gemeldet, und dann war der Wartungstechniker mit einem Loch im Kopf in einem Lüftungsschacht aufgefunden worden. Um den Vorfall zu untersuchen, hatte man den Hyperraum verlassen.

    Und dann war es Schlag auf Schlag gegangen.

    Das Grauen hatte sich unerkannt durch das Schiff bewegt. Immer mehr Besatzungsmitglieder waren ums Leben gekommen. Teilweise durch die kybernetische Intelligenz, teilweise auch durch ihre toten Kameraden, die als willenlose Zombies - kontrolliert von einer der kleineren Einheiten, durch das Schiff getaumelt waren. Der Kapitän hatte den Schießbefehl gegeben.

    Schließlich hatten sich die letzten Überlebenden im Kontrollraum verschanzt und das Schiff in einem Akt der Verzweiflung in das Asteroidenfeld gesteuert. Doch warum hatten sie nicht schon da die Selbstzerstörung ausgelöst? Hatten sie immer noch auf Hilfe, auf Rettung gehofft? Leandran schüttelte den Kopf. Warum hatte Captain Deveraux nicht diese letzte Konsequenz durchgezogen?

    Schließlich fand er im letzten Eintrag des Kapitäns eine Antwort auf einen Großteil seiner Fragen.



    Warum habe ich mich dem Wunsch Mr. Valdrakynes nur gebeugt? Aus Profitgie, oder der Sorge, so kurz vor der Pension meine Arbeit zu verlieren? Denn so subtil die Andeutungen des Vizechefs auch sind, so deutlich seine Drohungen.
    Er erklärte mir zwar, dass die Aufnahme des Containers absolut sicher sei und er mir dies mit einem besonderen Bonus vergüten würde, aber damit habe ich jetzt nicht nur meine Karriere aufs Spiel gesetzt, sondern auch das Leben meiner Crew verspielt und die Existenz meines Schiffes. Über die Hälfte meiner Leute ist tot, drei in den Tiefen des Schiffes verschollen, und der Rest von uns verschanzt sich im zentralen Kontrollraum.

    Wir übernahmen den infizierten, etwa einen Kubikmeter großen Container im Orbit eines Mondes von einer Person, die ich keiner bekannten Rasse zuzuordnen vermochte. Ich weiß nicht einmal, ob sie männlich oder weiblich war - nur weitestgehend humanoid.
    Weiter kann ich sie nicht beschreiben - so als ob man mir diese Erinnerung genommen hätte. Ich spüre, wenn ich ganz genau darüber nachdenke, nur noch eine unglaublich kalte Ausstrahlung, die mich zum ersten Mal daran zweifeln ließ, ob das, was ich tat, richtig war.

    Was auch immer sich in dem Container befunden hat, ist intelligent, aber so fremdartig, dass wir es zunächst nicht wahrnahmen. Deshalb kann ich auch nicht genau sagen, wie es die Sicherheitskontrollen und Sperren seines Behältnisses überwinden konnte, sondern nur vermuten, dass es aus seiner Substanz Schneidwerkzeuge entwickelte, mit denen es sich bis zu den äußeren Daten- und Energieleitungen vorarbeiten konnte.
    Und als wir von seiner Existenz erfuhren, war es zu spät.

    Es breitete sich rasend schnell im Schiff aus und assimilierte kybernetische und elektronische Bauteile. Alles, was von Computern gesteuert wurde - mochte es auch noch so klein und unbedeutend sein - verleibte es sich ein: Haarentferner, Datenpads, Zahnreiniger...

    Ich könnte die Liste endlos fortsetzen. Dann zerlegte es sich in kleinere, selbstständig arbeitende Einheiten, die sogar Besatzungsmitglieder übernahmen und in willenlose Zombies verwandelten, indem sie mit ihren Sonden die niederen Körperfunktionen steuerten.
    Mit Hilfe der Untoten setzten sie die Beiboote außer Gefecht, so dass meiner Crew auch dieser Fluchtweg versperrt wurde. Ich gab den Befehl, die Übernommenen niederzuschießen.

    Schließlich blieben neben Mr. Lewis und mir nur noch zwei andere Besatzungsmitglieder am Leben, und wir zogen uns in den Kontrollraum zurück.

    Es gelang Mr. Killhearn und Mrs. DeFerelia zwar, die wichtigen Systeme des Schiffe zu schützen, aber wir wissen nicht, wie lange uns das noch gelingt. In letzter Konsequenz werden wir die Energie des Schiffes komplett abschalten müssen. Denn eines haben wir in den letzten Stunden herausgefunden. Das Wesen benötigt in dieser Phase seines körperlichen und geistigen Wachstums eine Unmenge davon.

    Ich habe bereits meinen Kommandocode eingegeben und muss ihn nur noch mit einem letzten Tastendruck aktivieren. Auch wenn ich damit unser Todesurteil unterschreibe. Aber es gibt keine Alternative, um es lahm zu legen, damit es genau so gefangen ist wie wir. Jeder von uns bereitet sich auf seine eigene Weise vor. Ich höre Mr. Killhearn beten. Mrs. DeFerelia sitzt starr in ihrem Sessel und blickt zu den Sternen, während Mr. Lewis leise schluchzt. Wir alle lauschen wie gebannt den Geräuschen.

    Im Schiff rumort und arbeitet es.

    Wir spüren förmlich, wie es uns immer näher kommt, ohne dass wir es jetzt noch aufhalten können. Für mich habe ich eine Entscheidung getroffen. Ich werde den anderen die Grausamkeit ersparen, von der kybernetischen Intelligenz übernommen zu werden. Ohne dass es die anderen bemerkt haben, habe ich meinen Energiekarabiner bereit gelegt und entsichert.

    Was ist das? Ich höre nun ein helles, durchdringendes Sirren und Knirschen vom Schott her so als ob sich Metall durch Metall sägt.

    Es ist soweit...

    In dem Moment, in dem die anderen sich zu mir umgedreht haben, habe ich die Waffe gehoben und sie erschossen. Mr. Kilhearn und Mrs. DeFerelia sind gestorben, ehe sie realisierten, was geschah, nur Mr. Lewis hat versucht, mir die Waffe zu entreißen. Ich werde seinen entsetzten und anklagenden Blick nie vergessen.

    Aber er bekommt wenigstens nicht mehr mit, was ich sehe. Das Schott birst, metallene Tentakel zischen in den Raum und erkunden die Lage, während sich die Tür Millimeter um Millimeter öffnet.

    Ich, Captain Jules Deveraux gebe nun meinen letzten Befehl...
    Kolya, der Trust und ein irrer Serienkiller in:Im Grau der Schatten, Double Trouble & In den Händen des Schicksals. Ungekannte Abenteuerer von John Sheppard & Co in "Stargate Atlantis - Die verborgenen Szenen": Aufbruch in eine neue Welt und Das erste Jahr und Die Specials.

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  14. #8
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    Hallo

    Von der Fracht geht keine Gefahr aus, nur blöd dass in dem Container Replikatoren drin sind.

    Hab mich ein bisschen über RKI informiert. Schade, dass es keine Bücher gibt. Ich kann diesen ebook nichts abgewinnen.

    Freue mich auf das nächste Kapitel.

  15. #9
    Major General Avatar von Kris
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    @ Galaxy: Danke für deinen Kommentar, den ich auch gleich beantworten will.

    Von der Fracht geht keine Gefahr aus, nur blöd dass in dem Container Replikatoren drin sind.
    Ja, genau die Krabbeldinger habe ich bewusst in das Universum von RKI eingemogelt und ich hatte auch meinen Spaß daran, sie ein bisschen hinterhältig und gemein agieren zu lassen.

    Hab mich ein bisschen über RKI informiert. Schade, dass es keine Bücher gibt. Ich kann diesen ebook nichts abgewinnen.
    Das stimmt nicht ganz. Die Serie gibt es auch als Druckwerke, siehe hier und Bezugsquellen nennen sie hier.. Aber ein so kleiner Verlag muss auch mit der Zeit gehen, wenn er nicht untergehen will, deshalb hat der Verlagschef (ein ganz Lieber, der das nebenher macht) auch die mit aufgenommen.

    Freue mich auf das nächste Kapitel.
    Was ja auch schon das letzte ist. Ich bin gespannt, was du dann insgesamt meinst.
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  17. #10
    Major General Avatar von Kris
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    @ Evaine und Galaxy: Vielen Dank für die Danke!

    Und nun zum Abschluss der letzte Teil der Geschichte. Ich hoffe ihr hattet den gleichen Spaß beim Lesen, wie ich beim Schreiben.




    Mit diesen Worten brach die Aufzeichnung ab.

    Leandran starrte gebannt auf den Bildschirm und brauchte erst einmal eine Weile, um das Gelesene zu verarbeiten. Seine Gedanken rasten, denn er verband die gerade erst gewonnenen Informationen mit seinen eigenen Beobachtungen. Jetzt ergab sich langsam ein klareres Bild. Dann sah er zufällig über den Rand des Datentabletts und zuckte heftig zusammen. Auf der anderen Seite des Tisches hatten drei Personen Platz genommen, und jemand stand hinter ihm.

    Leandran schluckte, als er an der Seite von Captain Sentenza und einer streng wirkenden grauhaarigen Frau seine Mutter entdeckte.

    Dianne Valdrakynes glattes rabenschwarzes Haar war streng gescheitelt und wurde im Nacken von einer silbernen Spange mit dem Familienwappen gehalten. Ihre blauen Augen musterten ihn durchdringend. Die grüne Uniform des Konzerns und ihre harten Gesichtszüge gaben der stämmigen Frau ein militärisches Aussehen.
    Wenigstens stand Caelum hinter ihm und kein Fremder. So fühlte er sich nicht ganz in die Zange genommen. Der väterliche Freund ließ sich nun aber auch mit einem Ächzen in den Sessel neben ihn sinken.

    Leandran holte tief Luft.
    Wie immer flösste ihm seine Mutter großen Respekt ein. Er würde überzeugende Argumente vorbringen müssen, um sich zu rechtfertigen. Sein Onkel wirkte etwas erschöpft. Vermutlich hatte er sein Gespräch schon hinter sich.

    Drei Augenpaare sahen ihn erwartungsvoll an.

    ”Du weißt, dass wir nachher noch ein Wörtchen miteinander zu reden haben, Lee”, sagte seine Mutter mit einem entschiedenen Unterton in der Stimme. Sie musterte ihn durchdringend. ”Aber jetzt würde Mrs. McLennane, Captain Sentenza und mich doch interessieren, ob du Antworten auf deine Fragen gefunden hast und uns vielleicht erklären kannst, was eigentlich auf der Ariadne los war.”

    Leandran nickte und erhob sich. ”Ich habe nicht auf alles eine Antwort, aber wenigstens auf einen Teil davon.” Er fasste das zusammen, was er erst kurz zuvor gelesen hatte, ohne jedoch seinen Bruder zu erwähnen. Denn dass ging nur ihn und seine Mutter etwas an.

    Dann schilderte er seine eigenen Eindrücke und fasste alles zu einer Theorie zusammen: ”Ich bin mir sicher, dass es sich um eine eigenständige kybernetische Intelligenz handelte, die darauf programmiert war, sich zunächst auszubreiten, zu wachsen und zu lernen. In jedem Stadium spaltete sie Teile von sich ab, die eigenständig agieren konnten. Sie bildeten zusammen ein Kollektiv, das in ständiger Verbindung zueinander stand und sich durch binäre Codes verständigte. Als Cal und ich das Schiff verließen, war die Intelligenz bereits so weit, den Antrieb zu starten und die Schilde hoch zu fahren. Deshalb habe ich mich in das System eingehackt und Gegenmaßnahmen eingeleitet.”

    ”Dann waren Sie das also, der die Schilde lahm gelegt hat?” Captain Sentenza blickte den jungen Mann nachdenklich an.

    ”Ja, denn ich musste ihnen und Caelum die Chance geben, die Ariadne zu zerstören. In letzter Konsequenz habe ich aber auch den Selbstzerstörungsmechanismus aktiviert, um den Vorgang zu beschleunigen. "

    ”Das war ein wenig kurzsichtig gedacht, denn Sie haben ja miterlebt, wie Ihre Yacht zugerichtet wurde, Mr. Valdrakyne. Sie hätten damit beinahe auch die Ikarus beschädigt. Vielleicht wäre es besser gewesen, damit zu warten, bis der Frachter weiter weg von den beiden anderen Schiffen war.”

    ”Ich wünschte, ich hätte so lange warten können”, verteidigte sich Leandran. Er spürte, wie sein Adrenalinpegel wieder stieg, als er an den Kampf mit der fremden Intelligenz dachte. ”Aber dann wäre es für die Aktivierung der Selbstvernichtungsanlage vermutlich zu spät gewesen. Die Entscheidung stand bereits auf Messers Schneide. Und so oder so hätte es eine Druckwelle gegeben.”

    Der Captain nickte und setzte eine undurchdringliche Miene auf. Leandran hätte gerne gewusst, was er dachte, aber er würde darauf wohl nie eine Antwort erhalten, denn die Grauhaarige - Mrs. McLennane, die Leiterin der Rettungsabteilung - schien erst einmal genug gehört zu haben. Sie wechselte einen kurzen Blick mit Sentenza, ehe sie sich aus dem Stuhl erhob und Leandran mit einem dünnen Lächeln die Hand reichte. ”Trotz allem haben Sie sich gut gehalten, Mr Valdrakyne. Sie erinnern mich in Ihrer Zielstrebigkeit sehr an Ihre Mutter.”
    Dann neigte sie den Kopf und machte eine auffordernde Geste. ”Dianne, dein Sprössling gehört jetzt ganz dir! Stutze ihn ein bisschen zurecht, damit er nächstes Mal nicht mehr so unbedacht handelt.”

    Nach einer kurzen Verabschiedung verließ sie zusammen mit Captain Sentenza den Raum.
    Einen Moment herrschte Schweigen.

    Leannan beäugte seine Mutter, die immer noch saß und jetzt Caelum fixierte. ”Caelum”, sagte sie sanft, aber bestimmt. ”Es ist wirklich nicht nötig, dass du jetzt wie eine Glucke neben Lee hockst. Ich werde meinem Sohn schon nicht den Kopf abreißen.”

    ”Äh, oh ja, natürlich, Dianne, wie dumm von mir zu glauben, dass du...” Etwas ungeschickt rappelte sich Caelum auf und klopfte auf die Schulter seines Neffen.

    ”Und schließe bitte die Tür hinter dir richtig! Du musst nicht unbedingt alles mithören.”

    Erst als das entsprechende Geräusch erklang, erhob sich Dianne Valdrakyne und trat an ihren jüngsten Sohn heran. Sie nahm ihm das Datentablett aus dem Arm, legte dann ihre Hände auf seine Schultern. ”Lee, tu das nie wieder.” Sie sah ihm tief in die Augen. ”Stürze dich nie wieder in eine so unbedachte und waghalsige Aktion, ohne mich vorher darüber zu informieren, hast du verstanden?”

    ”Ich wollte doch nur...”

    ”Keine Widerrede, Sohn. Es geht nicht darum, dich zu maßregeln. Und du musst mir auch nichts beweisen. Glaubst du, ich beobachte nicht deine Fortschritte und Leistungen? Cal erzählt mir regelmäßig, wie du dich entwickelst.”

    Leandran verkrampfte sich. Er hatte immer geglaubt, Cal wäre sein bester Freund, und nun spionierte er für seine Mutter? Ganz offensichtlich spiegelten sich seine Gefühle auch in seinem Gesicht wieder.

    ”Wir sind in Sorge um dich. Weder Cal noch ich möchten dich eines Tages als Brandfleck von den Mauern eines Gebäudes kratzen, als Opfer eines Assassinen leblos in deiner Wohnung vorfinden oder als tiefgefrorene Leiche aus dem Weltraum bergen. Es gibt ein paar Dinge, die wir schon schmerzhaft gelernt haben.”

    Sie hob eine Hand und stützte damit sein Kinn. ”Du dagegen hast damit erst angefangen, deine ersten Erfahrungen zu machen.”

    ”Ja, das stimmt.” Leandran dachte an die Alpträume, die ihn seit einigen Tagen quälten. Ganz offensichtlich hatte er den Anblick der Leichen doch nicht so einfach schlucken können. Er versuchte, den Kopf zu senken, aber seine Mutter hielt sein Kinn fest.

    ”Trotzdem bin ich stolz auf dich! Sehr stolz sogar. Du hast den Konzern vor großem Schaden bewahrt. Wenn dieses Ding wirklich mit der Ariadne in bewohnte System geflogen wäre...”

    ”... hätte uns das das Genick gebrochen. Genau das wollte ich verhindern.” Leandran spürte, wie Wut in ihm aufstieg. ”Daran ist ganz allein Kennard Schuld. Wenn er nicht diesen Container hätte aufnehmen lassen, dann...”

    Seine Mutter nickte, ”... wäre das vielleicht nicht passiert. Aber genau da liegt das Problem. Wir können ihm das nicht mehr nachweisen. Kennard hat in den Firmencomputern leider alle Spuren beseitigt lassen, die auf die Transaktion hindeuteten.”

    ”Die kann man wieder finden. Nichts wird auf ewig gelöscht”, entgegnete der junge Mann hitzig. ”Ich könnte mich noch einmal in seine...”

    ”Nein, das wirst du nicht tun. Ich bezweifle nicht, dass du das kannst, aber er wird nur darauf lauern, dass du das tust, und dir eine Falle stellen.”

    “Es gibt da noch andere Beweise. Er besitzt Konten unter anderen Namen, auf denen in den letzten Monaten größere Beträge hin und her geschoben wurden. Eines davon befindet sich auf einer im Mulitimperium ansässigen Bank.”
    Dianne zog eine Augenbraue hoch.
    “So? Die Informationen kannst du mir gerne geben, aber ich will in dieser Sache anders vorgehen, als ihn direkt zur Rede zu stellen. Kennard ist leider wie mein erster Ehemann ein gerissener Hund, der sich zu wehren und seine Schäfchen ins Trockene zu bringen weiß. Ich bin mir sicher, dass er sich für diesen Moment ein Hintertürchen offen gelassen hat, durch das er sich davon stehlen kann. Irgendwann wird er jedoch einen Fehler begehen, und dann ist er dran.”
    Ihre Augen wurden schmal
    “Wenn er mir gegenüber seine Geschäfte mit dem Multimperium verschleiert, dann hat er etwas zu verbergen. Ich glaube, ich werde, da ein wenig genauer nachbohren...”

    “Ich hoffe, du findest was! Leandran biss sich auf die Lippen, denn es fiel ihm nicht leicht, seine Ungeduld und Wut zu zügeln, wenn er an seinen Bruder dachte. Diese schleimige, hinterlistige und heimtückische Kröte. Es war nicht leicht hinzunehmen, dass Kennard jetzt ungeschoren davon kam. Gerade weil wegen ihm ein Schiff zerstört worden und eine gute Crew ums Leben gekommen war. Und das alles nur wegen einer geheimnisvollen Fracht...

    Dann überlief es ihn heiß und kalt.

    Ob an den Gerüchten über die fehlgeschlagenen Experimenten mit dem kybernetischen Intelligenzen , doch etwas mehr dran war? Er versuchte, sich an den genauen Wortlaut bruchstückhaften Memos zu erinnern, das ihm vor etwa einem dreiviertel Jahr kurzzeitig in die Hände, aber dann einem Datencrash zum Opfer gefallen war.

    War es da nicht auch um Implantate gegangen, selbst lernende kybernetische Interfaces, die einen ganzen Körper ersetzen konnten? Und was hatte der Kronprinz des Multimperiums mit der ganzen Sache zu tun gehabt? Zu dieser Zeit hatte sich dieser ja auch für die Produkte des Valdrakyne-Konzerns interessiert und in geschäftlichen Verhandlungen mit Kennard gestanden.

    Leandran beschloss, sobald er wieder zu Hause war, dem Ganzen genauer nach zu gehen. Jetz,t nachdem er einer solchen KI begegnet war, wollte er mehr darüber wissen.

    “Lee? Träumst du? Wo bist du schon wieder mit deinen Gedanken?”

    Er schreckte hoch, als ihn seine Mutter direkt ansprach und leichte schüttelte. Dianne lächelte ihren Sohn an und drückte ihn kurz an sich. “Aua, Mutter, mein Arm!”

    “Oh, daran habe ich nicht gedacht. Entschuldige, bitte!” Dianne strich ihm noch einmal sanft über die Wange.

    ”Und nun hast du dich genug angestrengt für heute. Dr. Anande deutete an, dass du dich noch einige Zeit erholen sollst, und das kannst du nicht, wenn du ständig konzentriert auf dein Datentablett oder einen Bildschirm starrst.” Sie schnappte sich den tragbaren Computer, ehe er danach greifen konnte und hielt ihn außer Reichweite.

    ”Aber...”

    ”Das, mein Junge, wird erst einmal konfisziert. Ich möchte nämlich viel lieber herausfinden, welche Vergnügungen Vortex Outpost eigentlich zu bieten hat.” Leandran sah sie skeptisch an. ”Du meinst... berauschende Getränke, Spieltische und...Frauen?”
    Er schluckte. Warum wollten eigentlich immer alle, dass er sich damit beschäftigte? Hilflos sah er seine Mutter an.
    ”Muss das sein? Du weißt, dass ich so etwas langweilig finde.”

    Dianne Valdrakyne wich einen Schritt zurück und musterte ihn von Kopf bis Fuß. Ihr Gesicht verriet, dass sie nicht wusste, ob sie lachen oder weinen sollte.

    ”Manchmal bin ich mir nicht sicher, ob du wirklich mein Sohn bist”, sagte sie dann mit einem zweifelnden Unterton in der Stimme. ”Irgendetwas habe ich an deiner Erziehung falsch gemacht. Habe ich dich vielleicht zu lange mit deinem Computern alleine gelassen?”

    Dann legte sie eine Hand auf seinen Rüchen und schob ihn in Richtung Tür. ”Lee, Vortex Outpost ist eine Miliär- und Forschungsstation, und ich denke, außer einem Kasino, in dem man sich vollaufen lassen kann, wird es hier kaum irgendetwas anderes geben. Da bieten wir unseren Angestellten in unseren Freizeiteinrichtungen mehr. Also kann dir hier gar nichts Unangenehmes passieren. Aber wenn du dich weiter so zierst, dann überlege ich mir wirklich, ob ich Cal und dir nicht ein paar Freikarten für die Saint Domina spendiere.”
    Sie blickte ihn tadelnd an. “Ich will nicht, dass du eines Tages zu einem weltfremden Sonderling mutierst, der mit normalen Menschen nicht mehr zurechtkommt. Und deshalb fangen wir heute mit deiner Sozialisierung an. Hast du verstanden?”

    ”Mutter, so schlimm ist es mit mir auch nicht. Auf Aeryn treffe ich mich durchaus mit Freunden.”

    “Ich weiß, dass du gerne mit den Cybertechnikern fachsimpelst und an Spielereien bastelst. Aber die zählte ich nicht. Es geht mir um normale Menschen, wie Cal und mich.”

    “Okay.” Seufzend ergab sich Leandran in sein Schicksal. Doch tief in ihm regte sich auch ein Funke Neugier und Abenteuerlust. Nachdem er sich seinen ersten Gefahren gestellt hatte, sollte er sich vielleicht auch einmal den anderen Dingen des Lebens öffnen. Den Versuch wagen, sich auch einmal das anzusehen, was seine Mutter als “normal” bezeichnete. Danach konnte er immer noch entscheiden, ob und wie weit er sich darauf einlassen wollte.

    Denn eines hatte er gemerkt.

    Nach seinem Abenteuer hungerte er trotz der Alpträume und körperlichen Schmerzen nach mehr. Simulationen und virtuelle Realitäten würden für ihn jetzt nur noch der müde Abklatsch der Realität sein...

    Und mit diesen Gedanken ließ er sich von seiner Mutter in das quirlige Leben von Vortex Outpost schieben.

    (c) 15-19.2 2007 by Kris
    Kolya, der Trust und ein irrer Serienkiller in:Im Grau der Schatten, Double Trouble & In den Händen des Schicksals. Ungekannte Abenteuerer von John Sheppard & Co in "Stargate Atlantis - Die verborgenen Szenen": Aufbruch in eine neue Welt und Das erste Jahr und Die Specials.

    John Sheppards Schicksal im Vegasverse :"Solitary Man" no more

    *Neu:* Kapitel 22 seit Okt 2016: Wenn der schlafende Tiger erwacht (Star Trek Into Darkness Prequel)
    * NEU* Doktor Who: Die Saat des Zorns * Der Schatten des Doktors * Drabbles

  18. Danke sagten:


  19. #11
    Lieutenant Colonel Avatar von Shahar
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    So jetzt habe ich diese Story endlich mal gelesen

    Ich kenne Rettungskreuzer Ikarus jetzt nicht, aber das tut der Story ja keinen Abbruch.

    Ich fand sie interessant und actionreich.

    Auch wie du die Stargate-Elemente eingebracht hast, wie zum Beispiel die fiesen kleinen Krabbeltierchen, die Replikatoren, fand ich sehr gelungen.
    Einige Stellen waren auch wirklich etwas ... sagen wir gruselig, wie der Fund der Toten. Es hat mir tatsächlich ein wenig Gänsehaut beschert. Aber das war nicht schlimm. Im Gegenteil.
    Es zeigt, dass du mal wieder etwas tolles geschrieben hast und das diese Worte genau die richtige Wirkung erzielten.

    Alles in allem war es eine wirklich unterhaltsame Story.
    Online:
    SGA: ALEXA: Freaky Fridays
    Lachen und Weinen liegen manchmal so dicht nebeneinander … vor allem Freitags


    Scarcrow and Dr. McKay: Wa(h)re Freundschaft
    Ein russischer Arzt nimmt an einem Ärztekongress in den Staaten teil, doch auf ihn wird ein Anschlag verübt. Will man hinter seine wissenschaftlichen Erkenntnisse in der Medizin gelangen, oder hat er gar mehr zu bieten?

  20. #12
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    Erstmal viel Dank das du diese Geschichte verlinkt hast! Es hat Spaß gemacht sie zu lesen (auch wen ich die Geschichten von dem Rettungskreuzer nicht kenne!) und wahr wie bis her alle deine Geschichten super geschrieben. Ein paar Fotos/Bilder aus der Romanvorlage währen schön gewesen um sich besser vorstellen zu können wie die Ikarus oder die anderen Schiffe aussehn, aber das nur am Rande.
    Vielen Dank für die Geschichte
    LG Heiko

  21. #13
    Major General Avatar von Kris
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    @ Heiko_M: Ich freue mich, dass dir die Geschichte gefallen hat, auch wenn sie aus einem ganz anderen Universum stammt. Aber ich habe versucht, sie auch so zu schreiben, dass sie ihne Kenntnisse verständlich ist und ich freue mich, dass ich dich damit gut unterhalten konnte.

    Was die Bilder angeht, ja das ist ein Problem, aber ich glaube die Autoren haben selbst keine geneuen Vorstellungen wie das ganze aussehen soll. Es gibt tatsächlich nur grobe Beschreibungen wie "Hairaumer" (bei den Feinden), aber bei der Ikarus oder bei Vortex-Outpost habe ich bis heute selbst keinen Plan, wie die aussehen. Aber es muss eine Mischung von dem sein, was man in Star Trek und Babylon 5 sieht.
    Kolya, der Trust und ein irrer Serienkiller in:Im Grau der Schatten, Double Trouble & In den Händen des Schicksals. Ungekannte Abenteuerer von John Sheppard & Co in "Stargate Atlantis - Die verborgenen Szenen": Aufbruch in eine neue Welt und Das erste Jahr und Die Specials.

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