So, heute kommen noch mal ein paar Kapitel. Ich möchte mich erst mal bei Colonel Maybourne, dem treuesten Leser der Chroniken, bedanken. Hier die nächsten Kapitel. Viel Spaß.
Kapitel IX: Altes Leben, oder nicht?
Nächster Tag gegen 10 Uhr
Heute darf Joan die Krankenstation verlassen, aber außer mit Tamara hat sie bisher mit keinem Anderen gesprochen. Seit Jahren hat sie nicht mehr so viel Zeit mit ihrer Schwester verbracht. Auch wenn Tamara Joans kleine Schwester ist, kümmert sie sich um sie, als wäre sie die Ältere. Auch mit John will sie immer noch nicht sprechen. Sie muss das Ganze erst richtig verarbeiten, denn sie hat Angst, dass so etwas wirklich passieren könnte und deshalb hält sie zu ihm Abstand. Tamara ist auf dem Weg zur Krankenstation, um ihre Schwester abzuholen.
„Hey“, hört sie ein flüstern hinter sich. Sie dreht sich um und da steht John. „Holst du sie ab?“
„Ja.“
„Wie geht es ihr?“
„Gut.“
„Das freut mich.“ Tamara nickt.
„Ich habe gehört, dass du SG-1 kommandieren darfst.“ John nickt verlegen.
„Der General dachte, dass ich diese Chance bekommen sollte.“
„Dann geh mit dieser Chance vorsichtig um. Joan wird wohl einige Zeit keine Missionen machen dürfen.“ John nickt verstehend.
„Lass Joan nicht warten. Ich werde mal lieber gehen.“
„Wir sehen uns“, sagt Tamara noch schnell, bevor John um eine Ecke verschwindet. Sie schüttelt kurz mit dem Kopf und geht weiter zur Krankenstation „Er hat es nicht leicht.“ „Wieso denn auch. Joan hat nicht ein vernünftiges Wort mit ihm gewechselt“, hört sie Serna in ihrem Kopf. „Sie braucht Zeit.“
„Wenn du meinst.“ Tamara klingt sich aus dem Gespräch aus, als sie die Krankenstation erreicht und wird dort schon sehnsüchtig erwartet.
„Da bist du ja“, empfängt Joan sie.
„Hi, wie geht’s dir?“
„Na ja. Geht so.“ Tamara lächelt kurz.
„Dad möchte mit dir reden.“
„In Ordnung.“ Nun kommt Janet zu ihnen. „Darf ich jetzt gehen?“
„Ja darfst du, aber ich möchte, dass du dich noch ausruhst.“
„Ok“, ist Joan einverstanden und die beiden Geschwister verlassen die Krankenstation in Richtung Jacks Büro.
Sam ist in Jacks Büro und die Beiden besprechen gerade den Dienstplan, als es klopft.
„Herein“, fordert Jack auf, während er noch auf den Dienstplan sieht. Joan macht die Tür auf und Jack sieht auf. Ein Lächeln huscht über sein Gesicht, doch Joan sieht nicht sehr fröhlich aus. „Kommt rein.“ Sam steht auf, macht den Beiden platz und schließt die Tür. Jack steht ebenfalls auf und geht um den Tisch. Vor Joan bleibt er stehen und hofft, dass sie jetzt keinen Rückzieher macht, denn Sam und Jack haben sich seit gestern eher zurückgehalten. Joan macht ein paar Schritte vor und umarmt ihren Vater, der die Umarmung erwidert. Alle Anspannung, die Joan ihren Eltern gegenüber gespürt hatte, fällt nun von ihr ab und sie drückt ihren Vater fest an sich. Nach ein paar Sekunden löst Joan sich langsam von Jack und umarmt ihre Mutter. Dann setzen sich die Geschwister.
„Und wie geht es dir?“, möchte Jack wissen.
„Soweit so Gut.“
„Schön“, hört sie ihre Mutter. Fragend blickt Joan erst ihre Mutter, dann ihren Vater an.
„Darf ich euch was fragen?“ Sam lächelt.
„Aber natürlich.“ Tamara hat eine Vermutung, um was es jetzt geht und macht ihrer Mutter platz. Jack legt eine Hand auf Joans Schulter, um ihr zu zeigen, dass sie alles fragen kann. Inzwischen hat sich Sam hingesetzt und nimmt eine Hand von Joan in Ihre.
„Nun, was möchtest du denn wissen.“ Joan bricht den Blickkontakt, den sie mit ihrer Mutter gerade hatte ab und sieht auf den Boden.
„Würdest du Dad die Schuld geben, wenn Tamara oder mir etwas passieren würde?“, fragt Joan und sieht Sam tief in die Augen. Sam hat gehofft, dass Joan das irgendwann fragen würde. Sie lächelt etwas
„Niemals würde ich das tun.“ Alle sehen, wie Joan erleichtert aufatmet. „Und was ist mit euch? Wollt ihr euch scheiden lassen?“ Um die Antwort in ihren Gesichtern zu lesen, sieht Joan zwischen den Beiden hin und her.
„Nein mein Schatz“, versucht sie Joan diese Gedanken auszutreiben.
„Zwischen uns ist alles in bester Ordnung“, hört sie Jack. Beruhigt lächelt Joan und Sam lässt ihre Hand los. „Möchtest du noch etwas wissen?“, fragt Jack vorsichtig. Seine große Tochter schüttelt den Kopf. „Dann möchten wir jetzt mit dir reden.“ Sie sieht zu Jack.
„Janet hat uns erklärt, dass du noch Ruhe brauchst“, beginnt Sam und sieht zu ihrem Mann.
„Ich habe deshalb veranlasst, dass du Urlaub erhältst.“ Joan zeigt keine Regung. Sam hat damit gerechnet, dass sie sauer aufspringt und meckert, doch nichts dergleichen passiert.
„Ich verstehe“, antwortet sie ruhig. Verdutzt sieht Sam von Tamara zu Jack und wieder zurück. Sie haben nicht mit so einer einfachen Antwort gerechnet. Die Drei finden es zwar ein wenig merkwürdig, dass Joan so ruhig ist, doch keiner denkt weiter darüber nach. Nun lächelt Jack wieder.
„Schön, damit dir hier allerdings nicht die Decke auf den Kopf fällt, kannst du nach Hause gehen.“
„Ich komme natürlich mit dir“, antwortet Tamara sofort, damit Joan keine Zweifel kommen.
„Genau“, kommt es von Sam und lächelt Joan an. Gelassen steht Joan auf, umarmt noch Mal ihre Eltern und geht auf die Tür zu. Gerade will sie die Tür öffnen, da dreht sie sich zu den Anderen.
„Was wird eigentlich mit meinem Team?“, möchte Joan wissen. Erschrocken dreht sich Tamara zu ihrem Vater um. Mit dieser Frage hatte sie nicht gerechnet.
„Es wird solange von Jemandem übernommen“, antwortet Jack ein wenig nervös. Joan lässt den Türgriff los, den sie die ganze Zeit festgehalten hat.
„Und von wem?“
„Ähm...“, stottert Jack etwas und sieht hilfesuchend zu den Anderen.
„Ist das denn wichtig?“, wirft Tamara schnell ein.
„Nein, eigentlich nicht“, antwortet Joan und verlässt das Büro. Tamara sieht noch schnell um die Ecke, um sich zu vergewissern, dass Joan wirklich weg ist.
„Puh. Glück gehabt Dad“, kommt es von ihr, als sie die Tür schließt.
„Findet ihr nicht auch, dass sie anders geworden ist?“, bemerkt jetzt Sam.
„Ja schon, aber das ist sicher nicht von Dauer.“ Sam sieht zu Jack.
„Was hältst du davon?“
„Ich weiß nicht. Sie war merkwürdig ruhig. So als wäre ihr derzeit alles egal.“
„Ja, genau. Das habe ich auch gemerkt“, fällt es Tamara auf. „Ich werde einen Stein mitnehmen, falls es Probleme gibt, kann Janet sofort kommen.“
„Das ist eine gute Idee“, stellt Jack fest.
„Schatz“, wendet sich Sam zu Tamara. „Wenn irgendetwas mit ihr nicht stimmt, sag uns sofort bescheid.“ Tamara nickt.
„Sicher, das werde ich. Ich mache mir auch Sorgen, denn SG-1 ist für sie alles und das es ihr jetzt egal ist, wer das Team führt, finde ich äußerst seltsam.“ Jack und Sam nicken verstehend. Nun dreht sich Tamara zur Tür, aber da fällt ihr noch was ein. „Soll ich ihr sagen, dass wir es wissen?“
„Du solltest noch ein bisschen warten und den richtigen Zeitpunkt finden, denn wer weiß, wie sie darauf reagieren wird“, erklärt Sam.
„In Ordnung“, antwortet Tamara, verlässt das Büro und folgt Joan zum Transporter.
„Ich hoffe nur, dass sie wieder so wird, wie früher“, drückt Sam ihre Gedanken aus. Jack nimmt sie in den Arm und zeigt ihr so, dass er dasselbe hofft.
Die Geschwister sind schnell zu Hause angekommen. Draußen scheint die Sonne und es sind 22 Grad. Im Center bekommt man selten mit, wie das Wetter draußen ist.
„Ich gehe in mein Zimmer“, teilt Joan ihrer Schwester mit und geht auf die Treppe zu.
„OK. Ich bin im Wohnzimmer, wenn du mich suchst.“ Sie sieht nur noch, wie Joan nickt und nach oben geht.
Oben angekommen geht Joan langsam in ihr Zimmer. Es ist von der Sonne hell erleuchtet, die durch ein großes halbrundes Fenster scheint. Sie sieht sich alles an, als würde sie in einem fremden Zimmer sein. Sie hat das Gefühl, als wäre sie jahrelang nicht hier gewesen. Dieser Raum, dieses Haus kommen ihr so fremd vor. Sie geht auf das Fenster zu und erinnert sich, wie sie dort immer gesessen hat, wenn sie mal nicht schlafen konnte. Ihr gehen so viele Dinge durch den Kopf. Gedankenversunken greift sie nach einem Buch, das auf der breiten Fensterbank liegt. Es ist ihr Tagebuch und während sie es langsam öffnet, setzt sie sich, mit dem Rücken zum Fenster, auf die Fensterbank. Auf der ersten Seite liegt ein Foto von John und ihr.
Sie starrt es an und irgendwie fühlt sie sich unwohl dabei. Schnell blättert sie bis zu einer Stelle, an der sie das erst Mal über John nachdachte, weiter.
Ich glaube, ich bin verliebt. Seit ein paar Wochen fühle ich mich zu Lt. Manson hingezogen. Ob er dasselbe fühlt wie ich?
Sie blättert weiter.
Wir sind jetzt zusammen. Endlich habe ich jemanden gefunden, mit dem ich glücklich werden kann. Aber bin ich denn überhaupt bereit?
Joan läuft eine Träne herunter. Sie möchte nicht weiterlesen, denn diese Einträge kommen ihr so fremd vor. Während sie das Buch schließen will, gleitet es ihr aus der Hand. Leise fängt sie an zu weinen und hält sich ihr Hände vors Gesicht. Sie weiß einfach nicht, wie sie alles vergessen soll. “Wäre es doch echt gewesen, dann wäre jetzt alles vorbei“. Schreckliche Gedanken durchfluten ihren Kopf und sie kann nicht mehr. Sie hat das Gefühl, dass Jemand sie aus ihrer Welt herausgerissen und ihr Innerstes herausgekehrt hätte.
„Was ist denn los?“, hört sie Tamara. Schnell lässt sie ihre Hände sinken, setzt sich seitlich auf die Fensterbank und starrt nach draußen.
„Nichts.“ Tamara sieht nun das Buch und das Bild auf dem Boden liegen. Langsam nähert sie sich ihrer Schwester.
„Erzähl es mir doch.“ Joan schüttelt den Kopf, denn sie möchte jetzt mit keinem reden. Tamara versteht es, aber sie hebt noch das Buch sowie das Bild auf und legt es aufs Bett. Ohne noch etwas zu sagen, geht sie auf die Tür zu. Bevor sie diese schließt und in die Küche geht, sieht sie noch einmal zu ihrer Schwester.
Joan richtet ihren Blick zu der geschlossenen Tür und dann zum Bett, wo das Bild liegt. Selbst die Gefühle für John sind durcheinander geraten. Sie weiß nicht, ob sie ihn lieben oder hassen soll. Langsam lässt sie ihren Kopf rückwärts gegen die Wand sinken und sieht wieder aus dem Fenster. Vor ihrem geistigen Auge tauchen schöne Momente mit ihrer Schwester auf, in denen sie noch nichts mit dem SGC zu tun hatten. Vielleicht war es ein großer Fehler zur Akademie zu gehen, denn so ist ihr Leben nur aus dem Ruder gelaufen. “Ich muss etwas dagegen tun.“ Sie steht auf und geht auf ihren Schreibtisch zu, der auf der anderen Seite an der Wand steht. Aus einer Schublade holt sie Block und Stift heraus und setzt sich.
Beim ersten Brief braucht sie mehrere Versuche, bis sie das Richtige hat. Zwischendurch zerknüllt sie ein paar Mal das Geschriebene und wirft es in den Mülleimer. Ihr Blick verrät, dass es nichts gutes sein kann. Nach weiteren Minuten hat sie den Brief vollendet und steckt ihn in einen Umschlag. “Jetzt muss ich noch das hier erledigen und dann? Na ja mal sehen.“ Sie fängt wieder an zu schreiben, aber diesmal weiß sie anscheinend genau, was sie schreiben muss, denn dieser Brief ist innerhalb weniger Minuten fertig. Auch diesen Brief steckt sie in einen Umschlag. Dann legt sie sich auf ihr Bett, starrt an die Decke und lässt sich in Erinnerungen fallen.
„Was tust du da?!“, schreit John entsetzt.
„Was ich schon längst hätte tun sollen!“, schreit Joan entschlossen zurück. Beide stehen in einem Gang des SGC und Joan richtet eine Waffe auf John. Gerade kommen Sam, Jack, Tamara, Ben und Janet angerannt. Eine Wache hat sie angerufen. Vorsichtig halten sie Abstand, um Joan nicht zu provozieren. Langsam nähert sich Jack seiner Tochter, die seitlich zu ihm steht.
„Nein Dad. Bleib da stehen!“
„Ok. Ok“, hebt Jack seine Hände, um Joan zu beruhigen. „Schatz, bitte leg die Waffe weg.“
„Nein! Ich muss es tun.“ Joan laufen Tränen die Wange herunter und jetzt entsichert sie die Waffe. Dieser Klick schallt im Gang wieder und alle sind noch angespannter.
„Warum?“, möchte John jetzt wissen.
„Das weißt du ganz genau!“
„Wovon sprichst du?“
„Du hast mich betrogen.“ Jetzt sehen alle geschockt zu John, der verbissen den Kopf schüttelt.
„Nein, dass stimmt nicht“, antwortet er, als er die Blicke der Anderen auf sich spürt.
„Lügner“, brüllt Joan ihn an.
„Vielleicht sagt er die Wahrheit“, hört sie Tamara. „Leg die Waffe nieder und dann können wir doch darüber reden“, schlägt Tamara ruhig vor, doch Joan ignoriert es.
„Ich habe dich geliebt“, flüstert sie mit tränenerstickter Stimme. „Warum hast du das getan?“ Sie wartet auf eine Antwort, doch John antwortet nicht und geht ein paar Schritte auf Joan zu.
„Ich würde so etwas nie tun, weil ich nur dich liebe“, versucht er sie zu überzeugen.
„Komm ja nicht näher“, brüllt sie und auf ein Mal fangen Joans Hände an zu zittern. „Du bist so ein verdammtes Arschloch. Denkst du etwa, dass ich dir das abkaufe?!“ Mit einem Mal sind Schritte aus einem anderen Gang zu hören und um die Ecke kommt Betty. Geschockt bleibt sie an der Ecke stehen, aber Joan hat sie schon gesehen.
„Ah, da ist sie ja: Deine kleine Schlampe.“ Das Zittern hört schlagartig auf, denn das sie hier ist, bestärkt Joans Vorhaben nur. „Sag mir jetzt gefälligst, warum?“
„Ich habe keine Affäre mit ihr“, antwortet er ruhig, nach einer kleinen Pause. „Wieso glaubst du mir nicht?“
„Wieso?“, ahmt sie ihn nach. Joan greift mit einer Hand in ihre Hosentasche, ohne das die Waffe sinkt und sie den Blick von ihm abwendet. „Hier, dass beantwortet sicher deine Frage.“ Sie schmeißt ihm ein Bild vor die Füße. Auf diesem ist zu sehen, wie sich John und Betty küssen. Plötzlich wird John ganz bleich. „Ich möchte nur eins wissen: Hast du mich überhaupt geliebt?“ John sieht kurz zu Betty und zwinkert ihr so zu, dass Joan es nicht sehen kann.
„Nein, ich wollte mich nur bei deinem Vater einschleimen.“ Entgeistert und traurig starrt Joan ihn an. Stille Tränen laufen über ihre Wange. Ohne noch etwas zu sagen, richtet sie die Waffe wieder auf ihn und schießt. Sämtliche Anwesende zucken durch den Knall zusammen, während John zusammenbricht. Die Kugel hat sein Herz getroffen und er ist bereits tot, als er am Boden auftrifft. Betty rennt sofort zu ihm und nimmt ihn in den Arm.
„Was haben Sie getan?“, schreit sie ihr entsetzt zu. Joan starrt mit leerem Blick in Johns Richtung und lässt die Waffe sinken. Die Anderen wissen nicht was sie sagen sollen. Janet will zu John, doch Sam hält sie auf. Jack kann sich aus der Starre lösen und geht ein paar Schritte auf Joan zu.
„Bitte leg die Waffe auf den Boden.“ Sam und Tamara haben jetzt auch Tränen in den Augen, denn sie können nicht fassen, dass Joan so etwas getan hat. Langsam dreht Joan ihren Kopf zu ihrem Vater, aber sie sieht ihn nur durch einen Schleier. „Schatz, bitte leg die Waffe nieder.“ Vor seinen Augen rasen die Erinnerungen seines Sohnes vorbei und er möchte nicht noch ein Kind verlieren. Nun wandern Joans Augen zur Pistole, die sie in ihrer linken Hand hält. Nur ein Gedanke beherrscht ihren Verstand. Mit Tränen in den Augen sieht sie ein letztes Mal zu ihrer Schwester, die versucht sie anzulächeln. Joan flüstert ihrer Schwester ein paar Worte zu und führt langsam die Waffe an ihre Schläfe.
„Neeeiiiinnnn“, schreit Tamara entsetzt und jetzt sehen auch die Anderen entsetzt in Joans Richtung. Sie drückt den Abzug und…
„Neeeiiiinnnn.“ Voller Panik und schweißgebadet wacht Joan aus ihrem Albraum auf. Nervös und außer Atem sieht sie sich in ihrem Zimmer um. Die Sonne erhellt noch immer das Zimmer, doch plötzlich springt die Tür auf und Tamara steht im Raum. Sofort bemerkt sie den furchterregenden Blick ihrer Schwester, setzt sich schnell zu ihr ans Bett und nimmt sie in den Arm.
„Ganz ruhig. Tschschsch“, redet sie ruhig auf ihre Schwester ein und streichelt ihren Kopf. Joan legt ihren Kopf auf Tamaras Schulter und murmelt etwas vor sich hin:
„Er hat mich nie geliebt. Er hat mich nie geliebt.“ Tamara löst die Umarmung und hält Joan an den Schultern, die jetzt etwas hin und her wippt. „Er hat mich nie geliebt. Er hat mich nie geliebt“, murmelt sie weiter.
„Wer hat dich nie geliebt?“, möchte Tamara wissen. Jetzt wacht Joan aus ihrer Starre auf und sieht ängstlich, mit Tränen in den Augen, ihre Schwester an.
„John“, erklärt Joan und senkt ihren Kopf
„Was sagst du denn da? Er liebt dich sogar sehr!“ Sie schüttelt den Kopf, befreit sich aus Tamaras Griff und legt sich mit dem Rücken zu ihr, in ihr Bett zurück.
„Das tut er nicht“, hört Tamara die traurige Stimme ihrer Schwester. Die Jüngere legt zur Beruhigung ihre Hand auf Joans Schulter.
„Erzählst du mir von deinem Traum?“ Wieder laufen Joan Tränen über die Wangen.
„Bitte verlang das nicht von mir.“
„Versuch es doch.“ Joan überlegt und ihre Schwester könnte Recht haben.
„Ich …ich hab“, bricht Joan ab. Sie findet einfach nicht die richtigen Worte.
„Ganz ruhig.“
„Ich… ich hab ihn gefragt, ob er mich geliebt hat.“
„Und“, fragt Tamara vorsichtig.
„Das er…“, bricht sie wieder ab und wischt sich Tränen weg. Sie dreht ihren Kopf so, dass sie Tamara ansehen kann. Erst jetzt bemerkt Tamara, wie rot ihre Augen sind. „Er wollte sich nur bei Dad einschleimen.“ Tamara glaubt nicht, was sie da hört.
„Es war nur ein Traum“, antwortet sie daraufhin. Joan bricht den Blickkontakt ab und sieht aus dem Fenster. Tamara gibt ihr einen Kuss auf die Stirn.
„Ich hab dich immer lieb“, flüstert sie leise und steht vom Bett auf. Auf dem Weg nach draußen, geht sie an Joans Schreibtisch vorbei und ihr Blick bleibt an den Umschlägen haften. Zuerst sieht sie zu ihrer Schwester, die noch immer aus dem Fenster sieht, dann nimmt sie die Umschläge mit und geht leise hinaus. Vor der Tür sieht sie kurz auf die Umschläge, doch nichts lässt erkennen, was drin steht. Sie zuckt nur mit den Schultern, geht dann ins Wohnzimmer und setzt sich in einen Sessel. Sie legt ihre Beine über die Lehne und überlegt, ob sie die Briefe lesen soll. “Es kann ja nur hilfreich sein.“ Sie öffnet einen der Umschläge und bereits bei der Überschrift stockt ihr der Atem. Sofort steckt sie den Zettel wieder in den Umschlag und sieht geschockt in Richtung Treppe. Dann öffnet sie den Anderen und ließt ihn durch. „Mein Gott“, sie hält sich eine Hand vor den Mund.
Etwa zwei Minuten später steckt sie auch diesen Brief wieder in den Umschlag. „Was soll ich jetzt machen?“
„Geh zum General“, hört sie Serna.
„Ja, dass werde ich tun.“ Tamara steht auf und geht zu einem kleinen Tisch, der an der Haustür steht. Auf diesem liegt ein Transportstein, der verankert ist. Sie berührt ihn und innerhalb weniger Sekunden befindet sie sich im Transporterraum. Mit schnellen Schritten macht sie sich zu Jacks Büro auf.
Kapitel X: Ein Posten wird frei
Wie immer sitzt Jack an seinem Schreibtisch und liest Berichte. Ein Klopfen holt ihn aus seiner Konzentration.
„Herein.“ Jack sieht zur Tür, in der jetzt Harriman auftaucht. „Was gibt es?“
„Ähm Sir, ich weiß, dass Sie nicht gestört werden wollen, aber Col. Pers meint, dass Sie mit ihm sprechen wollten.“
„Ja, dass wollte ich. Schicken Sie ihn rein.“
„Jawohl Sir.“ Jack lehnt sich in seinen Sessel zurück und wartet darauf, dass Pers eintritt. Dann kommt Pers herein und salutiert.
„Stehen Sie bequem Col.“, befiehlt Jack, steht währenddessen auf und geht um den Tisch herum. Pers stellt sich bequem hin und verschränkt seine Arme hinter dem Rücken. „Harriman, ich möchte jetzt nicht gestört werden“, befiehlt er dem Chief, der noch an der offenen Tür steht.
„Verstanden Sir“, antwortet er und schließt die Tür. Jack dreht sich um und steht jetzt hinter Pers. Langsam geht er zu seinem Schreibtisch zurück.
„Jetzt erklären Sie mir, was dass vor einer Woche für ein Verhalten war? Ich kann mich nicht erinnern, dass ich je ein solches Verhalten erlebt habe.“
„Aber Sir“, spricht Pers dazwischen.
„Lassen Sie mich gefälligst aussprechen“, brüllt Jack wütend, ohne ihn anzusehen. Pers zuckt zusammen, denn er hat nicht damit gerechnet, dass der General brüllen würde. „Denken Sie etwa, nur weil Sie den Rang eines Colonels haben, können Sie machen, was sie wollen?“
„Nein Sir.“ Jack steht jetzt hinter seinem Schreibtisch und sieht Pers an.
„Ich habe Ihnen schon zum wiederholten Mal gesagt, dass Ihre Verhaltenweise im Militär und in diesem Programm nicht angebracht ist.“
„Verstehe Sir.“
„Nein…“ Jack stützt sich auf dem Tisch ab. „..ich denke nicht, dass Sie das verstehen.“
Gerade betritt Tamara den Konferenzraum.
„Der General ist in einer Besprechung“, hält Harriman sie an der Tür zu Jacks Büro auf.
„Wie lange dauert sie den schon?“
„Etwa 5 Minuten.“ Tamara sieht durch die kleine Scheibe und erkennt Pers.
„Alles klar. Dann warte ich hier solange.“ Harriman nickt und geht in die Ecke an einen Computer, um ein paar Arbeiten zu erledigen. Er hat nicht mehr nur die Aufgabe, im Kontrollraum zu sitzen. Jack hat ihm, da er schon so lange und gut im SGC arbeitet, zusätzliche Aufgaben zugewiesen. Tamara setzt sich auf die Seite der Panoramascheibe, legt die Briefe auf den Tisch und beobachtet das Gespräch im Büro. Sie sieht, dass Pers etwas nervös aus der Wäsche schaut.
Pers dagegen, hat bis jetzt immer noch keine Ahnung, was der General vorhat.
„Darf ich fragen, was das heißen soll?“, fragt Pers vorsichtig. Jack setzt sich und sieht Pers streng an.
„Das werden Sie jetzt erfahren. Sie werden entlassen und ein Anderer wird die Möglichkeit erhalten, in diesem Programm erfolgreich seinen Dienst zu tun, denn…“
„Aber dass…“, unterbricht Pers ihn schon wieder. Wütend steht Jack von seinem Stuhl auf.
„Sie sollen mich nicht ständig unterbrechen“, brüllt Jack, denn langsam verliert er seine Geduld und Pers zuckt zusammen. „Seit Sie hier arbeiten, muss ich ständig Ihre Arbeit überprüfen und das ist nicht akzeptabel. Oder denken Sie, dass das hier ein Spaziergang ist?!“
„Nein Sir.“ Jack geht um den Schreibtisch, verschränkt die Arme auf dem Rücken und sieht durch die kleine Scheibe in den Konferenzraum, wo er Tamara sitzen sieht.
„Na, davon habe ich jedenfalls nichts gemerkt. Ich habe gedacht, dass Sie eine Chance bräuchten, um herauszufinden, was Ihnen liegt, aber Die konnten Sie nicht mal nutzen. Sie dürfen gehen.“ Es herrscht kurz Stille, bis Pers erneut ansetzt.
„Sir, darf ich offen sprechen?“
„Sie haben zwei Minuten“, antwortet Jack. Er sieht weiter durch die Scheibe und beobachtet, wie Harriman Tamara etwas sagt.
„Ich weiß, dass Sie nicht sehr zufrieden mit meiner Arbeit waren, aber geben Sie mir noch eine Chance zu beweisen, dass ich für dieses Programm von großem Nutzen bin.“ Jack dreht sich um. „Ich habe für diese Chance hart gearbeitet und möchte meinem Land jetzt auch dienen.“
„Hart gearbeitet? Soll dass ein Witz sein? Denken Sie etwa ich wäre dumm?“ Ein paar Sekunden starrt Pers nur geradeaus, denn er weiß nicht, ob das eine rhetorisch oder ernst gemeinte Frage war. „Antworten Sie gefälligst, wenn ich Sie etwas frage.“ Mit einem Mal knallt Pers die Hacken zusammen.
„Nein Sir, dass denke ich nicht?“
„Also, dann erzählen Sie hier nicht so einen Mist. Denken Sie etwa...“, macht Jack eine kleine Pause. „…die Anderen hätten nicht hart genug gearbeitet, um in diesem Programm aufgenommen zu werden. Und jetzt sagen Sie mir bloß nicht, dass die Anderen es nicht verdient hätten.“
„Doch Sir, dass haben sie.“
„Gut.“ Jack beginnt, vor dem Col. auf und ab zu gehen. „Ich erkläre das jetzt noch ein Mal und lassen Sie mich gefälligst ausreden.“ Er bleibt stehen und sieht Pers an, der es anscheinend immer noch nicht verstanden hat. Der General stellt sich wieder an dieselbe Stelle an der Scheibe, wie vorher.
„Sie sind für dieses Programm und dessen Mitarbeiter nicht mehr tragbar. Dem Militär werden Sie von nun an nicht mehr dienen.“ Pers Gesichtsaudruck nach, hat Jack jetzt seine ganze Aufmerksamkeit. „Sie werden entlassen und dieser Entscheidung haben alle Offiziere, unter denen Sie je gedient haben, zugestimmt.“ Colonel Pers hat niemals gedacht, dass er so ein schlechter Offizier war. „Ich weiß nicht mal, wie Sie den Rang eines Col. kriegen konnten“, führt Jack weiter fort, als es klopft. „Herein.“ Die Tür geht auf und Harriman kommt herein. „Sie kommen zum richtigen Zeitpunkt Harriman. Colonel, Sie werden mit dem Chief gehen und ihm Ihren Ausweis und die Zugangskarte geben. Eine Wache wird Sie dann zur Oberfläche geleiten.“
„Jawohl Sir“, hört Jack den Col. hinter sich. „Sir, ich habe noch ein Frage?“ Jack dreht sich um, seine Miene bleibt die Gleiche.
„Und welche?“
„Was wird aus der Prometheus, mit der ich meine Lebensenergie teile?“ Der General wendet sich wieder ab.
„Sie sind jetzt Zivilist. Das geht Sie nichts mehr an. Harriman bringen Sie ihn weg.“
„Jawohl Sir“, antwortet Harriman und deutet Pers an, ihm zu folgen.
„Aber die Narris sagten doch…“, hört Jack Pers, der fast aus der Tür ist. Nun läuft bei Jack das Fass über. Er diskutiert mit ihm jetzt schon fast zwanzig Minuten und das raubt ihm den letzten Nerv. Wütend dreht er sich um und brüllt.
„Das geht Sie nichts mehr an! Bringen Sie ihn jetzt raus!!“ Harriman, der schon oft gesehen hat, wie Jack wütend wird, zuckt nur leicht zusammen, doch Pers hat jetzt komplett seine Farbe verloren. Harriman deutet schnell einer Wache an, Pers mitzunehmen und schließt schnell die Tür. Jack setzt sich in seinen Stuhl und versucht sich abzuregen.
„Soldat, bringen Sie diesen Herrn zur Oberfläche, aber nehmen Sie ihm vorher den Ausweis und die Zugangskarte ab“, erklärt Harriman dem Soldaten und lässt die Beiden allein. Schon gehen Pers und der Soldat Richtung Fahrstuhl. In der Zwischenzeit geht Harriman in den Konferenzraum.
„Ma’am, Sie sollten etwas warten, bis Sie reingehen. Er ist nicht gerade in bester Stimmung“, erklärt er Tamara, die noch immer auf dem Stuhl sitzt.
„Ja, dass habe ich gerade gehört. Was war denn los?“
„Er hatte ein sehr langes Gespräch mit dem ehemaligen Col. Pers.“
„Dem ehemaligen?“, fragt sie erstaunt. „Hat er ihn entlassen?“ Harriman nickt und verlässt wieder den Konferenzraum, über die Treppe zum Kontrollraum. Tamara entschließt sich noch ein paar Minuten zu warten und hofft, dass er sich beruhigt.
Kapitel XI: Flucht
Etwa fünf Minuten später geht die Tür auf und Jack kommt in den Konferenzraum. Tamara steht auf und holt ein Glas Wasser.
„Hier, dass brauchst du sicher.“ Sie reicht ihm das Glas und er lächelt.
„Danke, mein Schatz. Dieser Typ war vielleicht anstrengend.“
„Einen Teil habe ich mitbekommen.“
„War ich etwa so laut?“ Tamara nickt. „Ach, weißt du, es ist nicht leicht.“
„Da fällt mir ein, was wird aus der Prometheus, die Pers führen sollte?“
„Das ist schon geregelt. Ich habe mit Nari geredet und er sagt, dass es kein Problem wäre, Jemand anderes mit dem Schiff zu verbinden.“
„Aha.“ Nach einer kleinen Pause spricht seine Tochter weiter. „Dad, ich muss mit dir reden.“
„Ich habe mich schon gefragt, warum du hier bist. Geht’s Joan schon besser?“ Tamara senkt den Kopf.
„Es geht um sie, aber lass uns lieber in dein Büro gehen.“ Jack wundert sich etwas, ist aber einverstanden. Die Beiden gehen ins Büro und Tamara setzt sich in einen Stuhl, während Jack hinter seinem Schreibtisch stehen bleibt.
„Also, was ist los?“
„Ich befürchte Joan ist in eine tiefe Depression gefallen“, beginnt Tamara.
„Woher weißt du das?“
„Als ich vorhin gekommen bin, wollte ich erst hier hin, aber dann bin ich erst zu Janet. Ich habe sie gefragt, welche Anzeichen für eine Depression sprechen.“
„Und?“
„Na ja, sie hat mir ein paar Dinge aufgezählt. Unter anderem keinen Appetit, sich zurückziehen, mit keinem sprechen und Angstzustände. Genau diese Symptome hat sie.“ Geschockt setzt sich Jack in seinen Stuhl.
„Heute Morgen, war sie doch noch ganz anders.“
„Ich weiß. Gegen Mittag hat sie sich wohl auf ihr Bett gelegt und ist eingeschlafen. Eine halbe Stunde später habe ich einen Schrei gehört und als ich in ihr Zimmer kam, war sie total durcheinander. Sie hat immer nur „Er hat mich nie geliebt“ gemurmelt.“
„Oh man.“
„Was noch eigenartiger ist: Ich war zu derselben Zeit im Wohnzimmer auf der Couch und habe meditiert. Doch mit einem Mal hatte ich so eine art Vision.“
„Wie eine Vision?“, fragt Jack verblüfft.
„Ja, ich weiß nicht. Ich glaube, ich war mit Joan verbunden und habe ihren Traum miterlebt.“
„Weiter“, will Jack mehr Einzelheiten erfahren.
„Du glaubst es nicht. Joan stand mit einer Pistole vor John, fragte ihn, warum er sie betrogen hätte, aber er hat nicht geantwortet. Dann fragte sie ihn, ob er sie je liebt hätte und weißt du, was er gesagt hat?“ Jack schüttelt den Kopf. „Nein, ich wollt mich nur bei deinem Vater einschleimen.“
„Oh mein Gott. Was ist dann passiert?“ Jack weiß einfach nicht, was er davon halten soll. Er würde seiner Tochter helfen, wenn er könnte, aber er weiß nicht wie.
„Sie hat erst ihn erschossen und dann sich“, beendet Tamara die Erzählung. Jack steht der Mund offen.
„Sie hat was?“, ist er entsetzt. Tamara nickt und greift in ihre Tasche.
„Als ich ihr Zimmer verlassen wollte, habe ich dann das hier gefunden.“ Sie legt die Umschläge auf den Tisch.
„Du hast ihre Post mitgenommen?“ Tamara schüttelt den Kopf.
„Das musste ich doch. Lies sie und dann sag mir, was du davon hältst.“ Als Antwort schiebt Jack die Briefe von sich.
„Das kann ich nicht. Es geht nur sie etwas an.“ Wütend steht Tamara auf.
„Komm schon Dad. In ihrer Situation sollten wir alles Mögliche tun, um ihr zu helfen. Das weißt du genauso gut, wie ich!“
„Also schön.“ Jack nimmt den obersten Umschlag und holt den Brief heraus.
„Was“, springt er entsetzt aus seinem Stuhl. „Sie will…Sie hat….“, kommt er nicht weit, denn er weiß nicht, was er davon halten soll. „Eine Kündigung.“ Schnell liest er weiter.
Ich fühle, dass diese Entscheidung richtig ist. Auf die Akademie zu gehen, war ein großer Fehler. Seit dieser Zeit ist mir nur schreckliches widerfahren. Mein Leben ist das reinste Chaos und ich kann so nicht mehr weiter machen. Ich wünschte mir, dass ich die Zeit zurückdrehen und noch einmal von vorne anfangen könnte. Seit so vielen Jahren habe ich das Gefühl, als hätte mich jemand aus meiner Welt herausgerissen. Ich werde das Militär verlassen und auf einem der geschützten Planeten ein neues Leben aufbauen. Vielleicht werde ich sogar die Tok’ra bitten, meine Erinnerungen an diese Jahre zu löschen oder zu blockieren. Das ist meine Entscheidung und ich bitte dich Dad, das zu akzeptieren.
Hochachtungsvoll und in Liebe
Joan
Enttäuscht lässt Jack das Blatt sinken. Er dachte immer Joan wäre glücklich. Und eine Zeile lässt ihm keine Ruhe. Vielleicht lässt sie sich ihre Erinnerungen löschen oder blockieren. Traurig sieht er seine Jüngste an.
„Sag mal. Du bist doch glücklich, Oder?“ Sofort steht Tamara auf und geht um den Tisch herum.
„Natürlich und daran solltest du auch niemals zweifeln.“ Jack versteht, was sie damit meint und nickt. Tamara deutet auf den zweiten Brief. „Den solltest du auch noch lesen.“ Jack legt die Kündigung weg und öffnet den zweiten Umschlag.
„Der ist an John. Ich sollte ihn nicht lesen.“ Tamara lehnt sich an den Schreibtisch.
„Doch.“
„Ok. Ok.“
Es hat mich viel Kraft gekostet, das hier zu schreiben. Ich kenne deine Gefühle für mich, aber ich weiß nicht, ob sie mir gelten sollten. Ich weiß nicht mehr, wie ich mich fühle. Suche dir jemand Anderen, denn ich habe Angst. Angst davor, verletzt zu werden. In meiner Vision oder was auch immer das war, kam meine größte Angst zum Vorschein und ich dachte, dass alles würde wirklich passieren. Ich habe mir oft gewünscht, dass das alles echt gewesen wäre, denn dann wäre ich jetzt tot. Der Tod wäre viel leichter, als das, was ich jetzt durchmachen muss. Niemand kann mir dabei helfen. Nicht du und auch nicht meine Familie. Es kommt mir alles so fremd vor. Ich sitze hier in meinem Zimmer, aber es ist nicht meins. Ich bin nicht mehr so, wie ich war und werde es auch nicht mehr sein. Ich werde ein neues Leben beginnen, in der solche schrecklichen Dinge nie passieren.
Ich habe dich geliebt, aber das ist lange her.
Leb wohl
Joan
Jack legt den Brief weg und sieht zu Tamara.
„Wir müssen ihr helfen, auch wenn sie meint, dass wir das nicht können.“ Tamara nickt.
„Aber wie?“
„Du könntest….“ Jack wird vom Alarm unterbrochen und sieht sofort auf die Anzeige, die allerdings überhaupt nichts anzeigt.
„Was ist denn da los? Komm, wir sehen mal nach.“ Die Beiden verlassen schnell das Büro und begeben sich in den Kontrollraum, aber dort ist Niemand. Sie bemerken, dass die Feuerschutztür unten ist.
„Was ist denn hier los?“ Tamara geht sofort zum Computer und drückt den Knopf für die Feuertür, die sich daraufhin hebt. Kaum ist das Schott vollständig hochgefahren, sehen die Beiden Joan im Torraum stehen.
„Wo willst du hin“, will Jack wissen und spricht in das Mikro. Joan reagiert nicht, sondern geht auf die Rampe zu.
„Kannst du erkennen, wo sie hin will?“, will Jack sofort wissen. Tamara tippt auf den Tasten herum, aber es bringt nichts.
„Es tut mir leid. Sie hat die Adresse gelöscht und das endgültig“, berichtet Tamara während sie zusieht, wie Joan auf das Tor zugeht.
„Verdammt.“ Er sieht zu Tamara. „Kannst du die Iris schließen?“
„Moment.“ Tamara tippt so schnell auf der Tastatur herum, dass Jack fast schwindelig wird. Er sieht wieder zu Joan, die immer noch langsam auf das Tor zugeht.
„Mach schon“, drängt Jack.
„Sie hat eine Sicherung eingebaut, aber ich denke,…..“. Sie hört auf zu tippen. „…dass ich es habe.“ Sie drückt eine Taste, prompt fährt die Iris aus dem Stargate, schneidet Joan den Weg ab, die sich jetzt geschockt und sauer zum Kontrollraum umdreht. Tamara steht vom Stuhl auf.
„Gut gemacht“, lobt Jack seine Tochter und Beide gehen runter zum Stahltor, das sich per Sensor zur Hälfte öffnet und sich gleich hinter den Beiden wieder schließt. Joan geht langsam auf sie zu und sie sieht nicht gerade froh aus.
„Warum habt ihr das getan?!“, schreit sie die Beiden an.
„Ich möchte gerne wissen, wo du hin wolltest?“, stellt Jack eine Gegenfrage. Joan sagt nichts, sondern starrt die Beiden wütend an. „Sag doch was“, bittet Jack. Nichts. Joan dreht sich, ohne etwas zu sagen, um und verlässt den Torraum, auf der anderen Seite, durchs Stahltor.
„Vielleicht sollten wir ihr folgen“, schlägt Tamara vor und sieht zu Jack. Er nickt und sieht zum Kontrollraum, in dem gerade Harriman und Siler auftauchen.
„Siler, Harriman schalten Sie das Tor ab, aber der Alarmstatus bleibt bestehen.“ Die Beiden nicken. „Komm“, fordert Jack seine Tochter auf und sofort laufen sie Joan hinterher. Joan ist auf dem Weg zur Umkleide. Sie ist gleichzeitig wütend und ängstlich. Ihre Nerven liegen blank und sie möchte nur noch weg. Die Tür zum Umkleideraum stößt sie geräuschvoll auf und stürmt zu ihrem Schrank, aus dem sie eine Tasche herausholt. Hastig nimmt sie Sachen aus dem Schrank und schmeißt sie in die Tasche, die auf einer Bank hinter ihr liegt.
Plötzlich hält sie inne, denn ihr Blick fällt auf die Innenseite der Schranktür. Daran klebt ein Foto, auf dem die ganze Familie bei einer Feier, vor 3 Monaten, zusehen ist. Sie nimmt es ab und starrt darauf, aber Joan weiß nicht mehr, wie sie sich gefühlt hat. Ihr läuft eine Träne die Wange herunter und sie glaubt, dass sie nie wieder glücklich werden wird. Hastig packt sie weiter. In diesem Moment tauchen Tamara und Jack in der Tür auf, doch Joan macht einfach weiter. „Wo willst du denn hin?“, möchte Jack wissen
„Das habe ich schon erklärt.“
„Wie meinst du das?“ Abrupt bleibt Joan stehen und sieht die Beiden sauer an, weil sie es leid ist.
„Ich bin es leid, alles zu erklären und vor allem, ihr habt doch die Briefe gelesen.“ Joan macht die Tasche zu, schmeißt die Schranktür zu, nimmt die Tasche und geht auf die Beiden zu. Tamara nickt jetzt.
„Ja, dass haben wir, aber doch nur, um dir zu helfen“, versucht sie ihrer Schwester ihre Gründe klar zu machen.
„Mir helfen. Von wegen. Mir kann keiner helfen. Ich gehe jetzt.“
„Aber wo willst du denn hin?“, fragt Jack verwirrt.
„Ist doch egal. Nur weg von hier.“ Widerwillig machen Jack und Tamara ihr platz und Joan geht an ihnen vorbei, doch Tamara hält sie am Arm fest. „Lass mich los“, brummt Joan.
„Rede doch mit mir.“
„Nein“, antwortet die Ältere sofort und reist sich aus Tamaras Griff los. Joan geht ein paar Schritte, doch sie bleibt noch einmal stehen. „Noch eins. Richte John aus, dass er SG-1 ganz haben kann. Mir ist es egal“, eröffnet sie den Beiden, ohne sich umzudrehen und auf eine Antwort wartet sie auch nicht, sondern macht sich aus dem Staub.
„Was war denn das?“, wundert sich Tamara.
„Woher weiß sie denn, dass John jetzt SG-1 hat?“ Tamara zuckt mit den Schultern. Langsam verlassen die Beiden den Umkleideraum.
„Sie wird immer merkwürdiger“, bemerkt Tamara.
„Wir müssen einen Weg finden, dass sie wieder die Alte wird.“ Tamara stimmt ihm, mit einem Nicken zu und die Beiden erreichen den Kontrollraum.
„General O’Neill bitte in den Kontrollraum“, hören die Beiden durch den Lautsprecher und Jack muss grinsen.
„Bin schon hier.“ Harriman dreht sich überrascht um.
„Sir“, ist er völlig perplex. „Gut, dass Sie da sind. Es gibt ein Problem.“ Inzwischen setzt sich Tamara an einen Computer und sieht, dass der Monitor blinkt.
„Was für ein Problem?“ Jack ist genervt, denn er möchte endlich alles hinter sich haben. Er bemerkt den Blick von Siler.
„Sagen Sie es ihm schon“, drängt Harriman jetzt.
„Ähm. Es wurde der Stille Alarm außerhalb des Hangar ausgelöst.“
„Was?“, ist Jack entsetzt. „Auch das noch.“ Er fährt sich überlegend durch die Haare. „Gibt es auch mal einen normalen Tag? Wann?“, fragt er jetzt wieder an Harriman gerichtet.
„Mhm. Vor ca. 10 Minuten Sir.“
„Hier steht, dass die inneren Sensoren ein Tier im Hangar entdeckt haben, aber dass kann nicht sein“, stellt Tamara fest. „Da muss sich Jemand sehr gut mit den Sensoren auskennen. Sogar der Alarm im Hangar wurde deaktiviert.“
„Also schön. Wir müssen herausfinden, was da los ist.“ Jack sieht zu Siler. „Schicken Sie ein Zweimannteam zum Hangar und überprüfen Sie es“, befiehlt er ihm.
„Verstanden Sir.“ Schnell steht Siler auf, verlässt den Kontrollraum und kommt keine 2 Minuten später zurück.
„Sind unterwegs Sir.“
„Gut, dann wollen wir…“, Jack wird vom Alarm unterbrochen. Gleichzeitig öffnet sich das Gate.
„Reisender erkannt. Erlaubnis zur Einreise“, verkündet der Computer und lässt somit die Iris offen. Auf dem Monitor vor Tamara wird angezeigt, dass Daniel Jackson das Tor passiert. Kurze Zeit später taucht Daniel mit vier weiteren Männern auf. Der Archäologe macht ein paar Deutungen und die vier Männer verlassen mit ihm den Raum. Wenige Sekunden später schließt sich das Tor geräuschvoll.
„Ich registriere ein Hyperraumfenster“, teilt Harriman jetzt mit.
„Verdammt noch mal. Da will uns einer an der Nase herumführen.“
„Was ist mit dem Sensor? Können Sie orten wohin unser geheimnisvoller Jemand geflogen ist?“ Harriman sieht zu Tamara und schüttelt den Kopf.
„Es tut mir leid. Nein. Er wurde abgeschaltet.“ Tamara kann es nicht glauben, dass sich einfach jemand Zutritt zu einem Hangar verschaffen kann.
„Ich frage mich wirklich, was das soll.“ Jack kann nur mit den Schultern zucken.
„Major Dorn an Basis“, hören sie durch die Lautsprecher.
„Major, haben Sie etwas gefunden?“, möchte Jack endlich wissen.
„Sir, ich muss Ihnen mitteilen, dass eine 302 weg ist.“
„Major, sind Anzeichen zu finden, wer sie entwendet hat?“, ist Jack wütend, denn er hätte nie an so etwas geglaubt.
„Ja Sir. Dem Code zufolge ist…“, stoppt Dorn, denn er möchte das Nächste nur ungern aussprechen. Im Kontrollraum ist es ruhig geworden. Keiner sagt etwas und Jack wird ungeduldig.
„Ich warte Major.“
„Es ist Major O’Neills Code, Sir.“ Mit einem Mal wird heftig im Kontrollraum getuschelt und Jack sieht sich um.
„Haben Sie nichts zu tun“, pflaumt er die Mitarbeiter um sich herum an. Sogleich verstummt das Tuscheln und alle gehen wieder ihrer Arbeit nach, als wäre nichts gewesen. „Gut Major. Kommen Sie zurück“, richtet er sich wieder an Dorn.
„Verstanden Sir.“ Jack sieht zu Tamara, die ihn beobachtet hat, doch anstatt etwas zu sagen, dreht er sich auf dem Absatz um und verschwindet über die Treppe nach oben. Auch Harriman sieht ihm verwundert hinterher. Tamara sieht zu ihm.
„Versuchen Sie bitte herauszufinden, wohin sie geflogen ist“, bittet sie Harriman, doch er reagiert nicht. Der Chief schaut noch immer, verwundert seinem Vorgesetzten hinterher und nun steht Tamara auf.
„Harriman, träumen Sie?“ Erst jetzt bemerkt der Mann, dass er von Tamara angesprochen wurde.
„Ähm. Was haben Sie gerade gesagt?“ Tamara schüttelt nur mit dem Kopf.
„Siler, machen Sie es bitte.“ Siler nickt und Tamara geht dann ebenfalls nach oben.
„Sie wissen doch, wie er sich verhält“, flüstert Siler Harriman zu, damit die Anderen es nicht hören.
„Ähm. Ja stimmt.“
Jack steht an der Scheibe und sieht auf das Gate herab. In der Scheibe spiegelt sich nach wenigen Minuten auch seine Tochter wieder, die sich nähert, bis sie neben ihm steht.
„Ich möchte einfach wissen, was in ihr vorgeht. So war sie noch nie“, teilt er Tamara seine Gedanken mit, ohne sich umzudrehen. Tamara legt nun ihren Kopf gegen seine Schulter, um ihm zu zeigen, dass sie das Gleiche denkt. Beide sehen jetzt durch die Scheibe, doch sie werden durch ein räuspern von Harriman gestört.
„Sir?“
„Was ist?“
„Wir haben das Fenster untersucht und vermuten, dass der Major zu den Tok’ra geflogen ist.“
„Zu den Tok’ra?“, wundert sich Jack und dreht sich um.
„Danke“, bedankt sich Tamara bei Harriman, während sie sich umdreht, für die Informationen. Harriman nickt. „Ich werde zu den Tok’ra gehen. Vielleicht ist sie wirklich dort.“ Jack nickt und dann verlassen Tamara und Harriman den Raum. Jack dagegen sieht wieder, in Gedanken versunken, durch die Scheibe aufs Tor. Der Alarm heult los und das Gate öffnet sich. Er beobachtet, wie Tamara den Torraum betritt und vor der Rampe stehen bleibt. Bevor sie im Gate verschwindet, schaut sie kurz zu Jack, der ihr freundlich zunickt. Hinter ihr schließt sich das Stargate.
Fortsetzung folgt...
Es folgen:
Kapitel XII: Klärende Erkenntnis
Kapitel XIII: Geheilt
Kapitel XIV: Die Befreiung