Hallo und Prost Neujahr, ihr Lieben!
Zunächst eine kleine (wirklich kleine Neujahrsansprache von mir für euch:
Spoiler
Negotiations
Author: TinaS
Serie: Stargate Atlantis
Genre: Action, Drama, Friendship, Romance und natürlich Whump
Rating: R-16
Charaktere: Multi-Charakter, OC
Spoiler: nach 5. Staffel, virtuelle Episode
Kurzinhalt: Während John sich noch von seinem Zusammenstoß mit einer gefährlichen Pflanze erholt, werden auf der Erde schwerwiegende Entscheidungen getroffen: Das Stargate-Programm soll öffentlich gemacht werden. Außerdem entschließen sich die Antiker für einen Besuch auf der Erde um wichtige Gespräche und Verhandlungen zu führen. Doch als es darum geht, dass Dave seine Familie wieder im SGC treffen soll, taucht er nicht auf und ist auch sonst spurlos verschwunden. John setzt alles daran, seinen Bruder zu finden.
Die Alexa-Reihe: Erwachen und Erkenntnis (1), Traces of Truth (2), Surviving (3), Expectations (4), Family Ties (5), Convergence (6), Healing Memories (7)
Die Alexa-Saga - Wie alles begann. !!Hier!!! (überarbeitete Version)
Disclaimer: Diese Fanfic wurde lediglich zum Spaß geschrieben und nicht um damit Geld zu verdienen. Stargate Atlantis und alle vorkommenden (bekannten) Charaktere sind nicht mein Eigentum. Lediglich Der Charakter der Alexa und einige andere sind Eigentum des Autors
Feedback: ist sehr gerne gesehen
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Kapitel 1
Erde, Cheyenne Mountain, Stargate Center
General Hank Landry überflog gerade einen Missionsbericht eines Teamleaders eines seiner dutzenden Stargate-Teams, als es an seiner Bürotür klopfte und Walter herein trat.
„Verzeihen Sie die Störung, Sir. Mister Afram und Mister Coolidge vom IOA sind gerade-„
„Danke, den Rest bekomme ich selbst hin. General Landry, schön Sie endlich einmal persönlich kennen lernen zu können. Afram. Lionel Afram. Internationales Aufsichtsgremium“, unterbrach ihn die Stimme des hochgewachsenen und sonnengebräunten Mannes, der mit ausgetreckter Hand vor seinem Schreibtisch zum stehen kam.
Landry sah ausdruckslos zur dargebotenen Hand, ließ seinen Blick dann in das fast aufdringlich grinsende Gesicht des forschen Mannes gleiten, bevor er einige Sekunden auf Coolidge zum Ruhen kam. Die Zurückhaltung und das peinliche Berührt sein des IOA Verbindungsmannes Coolidge sprach beinahe Bände. Was immer mit dem Mann in Atlantis geschehen sein musste, oder was immer man ihm damals dort nahe legte- es musste ihm verdammt gut getan haben. Es würde auch diesem neuen, diesem Afram gut zu Gesicht stehen, sich etwas in Zurückhaltung und Good-Manners zu üben. Hank machte zunächst keine Anstalten, die Hand zu ergreifen, oder gar einige Worte zu erwidern. Stattdessen blickte er an den beiden Eindringlingen vorbei zu Walter, der sich von dem Ansturm der IOA Leute erholt hatte.
„…eingetroffen und bitten um eine Unterredung mit Ihnen. Ich bin nicht sicher, Sir, aber es scheint wohl dringend zu sein“, beendete Walter und konnte sich eine spitze Bemerkung, begleitet mit einem wütenden Blick in Richtung Afram nicht mehr verkneifen.
„Tja, äh…wie ich schon sagte, Danke Walter“, erwiderte Afram, unfähig zu begreifen, dass seine stürmische Art in das Büro des Stützpunktkommandanten zu gelangen und Walter beinahe über den Haufen zu rennen, nicht gerade auf tosenden Applaus stieß.
„Für Sie Chief Master Sergeant Walter Harriman“, entgegnete dieser und konnte seine Gereiztheit gerade noch zügeln, was Landry doch immer wieder verwunderte.
„Danke Walter“, meldete sich nun der General endgültig zu Wort und entließ den gebeutelten Sergeant.
„Sie haben wirklich einige merkwürdige Leute in Ihrem Kommando, General“, erklärte Afram, während er sich die Freiheit nahm, Platz in einem Stuhl vor dem Schreibtisch zu nehmen. Was Landry nur ein hochziehen der Augenbraue entlockte.
„Unter meinem Kommando dienen keine merkwürdigen Leute, sondern nur die Besten. Meine Leute tun alles, damit ich ein glücklicher General bin, der niemals einen Grund hat, den gesamten Stützpunkt zusammen zu brüllen. Dabei brülle ich meine Untergebenen aber so gerne an. Gerade im Moment allerdings, bedauere ich, dass Sie keiner meiner Untergeben sind. Sonst würde ich Sie in Grund und Boden brüllen, bis Sie in China wieder rauskämen.“
„Wie meinen?“, begann Afram leicht zu stottern.
„Ganz egal wie wichtig oder dringlich die Gründe für Ihr persönliches Erscheinen in diesem Stützpunkt auch sein mögen, ich schätze es überhaupt nicht, wenn man meine Leute praktisch über den Haufen rennt und sich wie ein Elefant im Porzellanladen benimmt. Das können Sie gerne dem gesamten IOA ausrichten. Mir scheinen alle Ihre Mitglieder die gleichen… nennen wir es mal Symptome einer Krankheit zu haben. Aber keine Sorge, diese Krankheit lässt sich heilen. Fragen Sie Ihren Kollegen. Kaum in Atlantis angekommen, muss er wohl auf seinen Meister getroffen sein. Wie verwandelt ist er nun. Und Ihr Kollege Woolsey hatte auch einen langen Leidensweg. Er wurde ebenfalls geheilt. In Ihrem Interesse hoffe ich mal, dass auch Sie diese Krankheit loswerden. Wenn nicht, werde ich Sie ihnen beim nächsten mal persönlich austreiben“, erklärte Landry ruhig und wies danach Coolidge an, sich zu setzen.
„Verstehe. Ich entschuldige mich, General. Doch, wenn Sie erst erfahren haben, warum wir persönlich herkamen und Sie auch den kommenden Anruf von General O´Neill entgegen genommen haben, werden Sie vielleicht besser verstehen.“
„Na, da bin ich ja gespannt. Dann lassen Sie mich mal verstehen.“
„Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht so recht…“
„Wenn Sie nicht wissen, wie Sie mir etwas mitteilen sollen, empfehle ich Ihnen, keine großen Reden zu schwingen und sich stattdessen ran zu halten oder noch besser. Sie verlassen mein Büro wieder. Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit.“
„Dann werde ich es so kurz und schmerzlos machen, wie möglich, General…“
Atlantis
„Sehr gut, Colonel“, lobte die Physiotherapeutin ihren Patienten, der sich mit einem erschöpften Stöhnen auf eine kleine Sitzbank nieder ließ. „Sie erholen sich schneller, als gedacht. Ihre Fortschritte sind einfach unglaublich.“
„Heißt das, dass ich mich endlich von diesen Dingern trennen kann?“, fragte John und schielte abschätzig zu den Krücken, mit denen er sich schon seit einigen Tagen durch die Stadt bewegen musste.
„Tun Sie das denn nicht schon, wenn mal niemand hinsieht?“, gab die blonde Therapeutin lächelnd und wohlwissend zurück. „Ich habe Sie gestern Abend durch die Flure hinken sehen.“
„Deswegen haben Sie mich heute so… gequält“, schlussfolgerte John und erwiderte das Lächeln mit spitzbübischen Grinsen, das seiner Mutter, die schon eine Weile am Eingang zum Gymnastikraum stand, ein Kopfschütteln entlockte.
„Ich wollte mich auf offizielle Weise davon überzeugen, dass Sie auf dem besten Weg sind. Die Ärzte und ich haben eine Rehabilitationszeit von etwa zwei Wochen geschätzt, aber es ist noch nicht einmal eine ganze Woche vergangen und Sie brauchen kaum noch Ihre Gehhilfen. Ich habe schon mit sturen und verbissenen Patienten zu tun gehabt, aber Sie stellen alle in den Schatten.“
„Ich fasse das als Kompliment auf.“
„Wenn es nach mir geht, können Sie die Krücken weglassen, aber Sie lassen sich vorher nochmal auf der Krankenstation sehen, um die abschließende Meinung der Ärzte einzuholen. Aber vor allem sollten Sie es in den nächsten Tagen noch etwas ruhig angehen lassen. Überanstrengen Sie Ihr Bein nicht. Sonst kann es passieren, dass sich Ihr Erfolg in einen schlimmen Rückfall verwandelt.“
„Alles klar. Danke.“
„Wir sind noch nicht fertig. Sie haben noch ein paar Termine bei mir. Aber für heute sind Sie entlassen. Ruhen Sie sich ein bisschen aus und legen Sie Ihr Bein hoch.“
„Werde ich tun“, antworte John.
„Und wie du das wirst. Das garantiere ich“, warf Carol ein, die John gut genug kannte, um zu wissen, dass er in den nächsten paar Stunden sein Bein wieder mehr belasten würde, als er es in der Physiotherapie tat.
„Mom, wo kommst du denn her?“
„Ich wollte einen Spaziergang machen und dachte, ich komme mal vorbei und sehe, wie es dir geht.“
„Und Dad?“
„So wie ich ihn kenne, wird er gerade Rodney und seiner Mannschaft wegen der hiesigen Technologie auf die Nerven gehen. Seit er in der Stadt ist, hat er diesen besonderen Glanz in den Augen.“
John musste lächeln, als er sich daran erinnerte, dass dieser sogenannte besondere Glanz in den Augen seines Vaters immer ein Vorzeichen für das ständige rausfliegen sämtlicher Sicherungen im Haus war. Und das nur, weil dieser seine Begeisterung für die neueste Technologie einfach nicht im Zaum und seine Finger nicht bei sich halten konnte. Rodney würde bestimmt seinen Heidenspaß mit ihm haben.
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Zelenka sah gerade von seiner Arbeit am Computer auf, als Patrick Sheppard eilig das kleine Labor betrat.
„Ah, Mister Sheppard. Schön, dass Sie wieder da sind. Dachte schon, Sie kämen nicht mehr.“
„Oh doch, doch. So etwas lasse ich mir doch nicht entgehen. Ich habe mich schon den ganzen Tag darauf gefreut und glauben Sie mir, es ist gar nicht so einfach, diese Freude zu verbergen. Wenn meine Frau und meine Söhne wüssten, dass ich aktiv mitmache… Wie ich sehe, ist Doktor McKay wieder nicht hier?“
„Nein, seit die Antiker wieder da sind, hängt er wie eine Klette an dem Wissenschaftler Dorian und liefert sich mit ihm einen wissenschaftlichen Wettstreit nach dem anderen“, antwortete Zelenka lachend, was auch Patrick leise auflachen ließ.
„Ja, Doktor McKay scheint mir wirklich ein sehr ehrgeiziger und wissbegieriger Mann zu sein.“
„Sagen Sie das nur nicht zu laut, sonst bekommen wir ihn von seinem Höhenflug nicht mehr runter. Also, wollen wir?“
„Sicher“, entgegnete Patrick freudig, griff nach einigen Werkzeugen und ließ sich auf den Boden nieder, um sich mit Radek der Reparatur eines antikischen Geräts zu widmen.
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„Ich bin sehr froh über Ihre Entscheidung, General“, meinte Richard zu General Thalis, mit dem er schon einige Zeit ein angeregtes und doch erstes Gespräch in seinem Büro führte.
Richard freute sich sehr über den Entschluss des Antikers, sich auf der Erde mit General Landry und General O´Neill vom Homeworld Command und einigen Vertretern des IOA zu treffen und Gespräche führen zu wollen. Überhaupt fiel ihm auf, dass er sich in den letzten Tagen etwas verändert hatte und sich offener und umgänglicher zeigte. Immer wieder fragte sich Richard, ob möglicher der Einblick in die Erinnerungen des Colonels dafür verantwortlich sei. Denn vor allem ihm gegenüber hatte sich sein Verhalten enorm verändert.
„David Sheppard reist übermorgen zurück. Dann werde ich General Landry über Ihren Entschluss eines baldigen Besuchs auf der Erde informieren.“
„Sehr gut“, erwiderte Tristanius, der im Sessel gegenüber Richard saß.
„Ich nehme an, Ihre Familie begleitet Sie“, nahm Richard an und versuchte den Mann weiterhin in eine lockere Unterhaltung zu verstricken.
„Ich habe bisher nur mit meiner Frau und meinem Sohn darüber sprechen können. Beide freuen sich schon sehr darauf, die Erde zu besuchen.“
„Und Alexa? Ich habe sie in den letzten Tag nicht zu Gesicht bekommen. Es ist doch nichts geschehen?“
„Alexa fühlt sich im Moment nicht besonders wohl. Einige ihrer Erinnerungen sind zurückgekehrt und… beschäftigen sie sehr.“
„Ich verstehe. Ich hoffe, ihr Wohlbefinden stellt sich bald wieder ein. Würden Sie ihr bitte meine Grüße ausrichten?“, fragte Richard und bemerkte kurz darauf ein Nicken des Generals.
Kaum das Richard weitersprechen wollte, unterbrach ihn der Eingang eines eingehenden Wurmloches. Nur Augenblicke später informierte ihn Chuck, dass es die Erde sei und General Landry ihn zu sprechen wünschte.
Für Tristanius war dies ein Signal, sich zurück zu ziehen und das Büro zu verlassen. Er nahm sich vor, nun mit seiner Tochter Alexa über sein Vorhaben zur Erde zu reisen zu sprechen. Er wusste, dass sie ebenso gerne die Erde besuchen wollte. Allerdings fragte er sich, ob es gerade im Moment nicht zu viel für sie wäre oder doch ein wenig Ablenkung schaffen könnte.
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Mit stoischer Gelassenheit ließ John die Untersuchung seines bis vor kurzen noch gelähmten Beines über sich ergehen und doch konnte er nicht abwarten, endlich die verdammten Krücken los zu werden.
„Also?“, fragte er neugierig Jennifer, die gerade die neuesten Scans und Ergebnisse in Johns Patientenakte speicherte.
„Wie machen Sie das, Colonel? Wir haben mit mindestens zwei Wochen Rehazeit gerechnet, bevor Sie wieder voll diensttauglich wären. So wie es aussieht, schaffen Sie das wohl in gerade mal der Hälfte“, erwiderte Jennifer kopfschüttelnd.
„Seine Physiotherapeutin meinte, er sei einer der stursten und verbissensten Patienten, die sie je hatte“, brachte Carol hervor, die ihren Spaziergang an Johns Seite fortsetzte.
„Ja, unter anderem. Mir fallen noch ganz andere Dinge für ihn ein, wenn ich an die kürzliche Flucht aus der Krankenstation denke.“
„Hatten wir nicht schon darüber gesprochen?“, verteidigte sich John.
„Entschuldigen Sie, Colonel. Ich wundere mich nur immer noch, wie ruhig und… gar nicht laut General Thalis diesbezüglich reagierte, wenn man bedenkt, dass eigentlich die Wände beben sollten… wenn man nach Elisha geht, die davor warnte.“
„Tja, vielleicht liegt es an seinem Charme“, gab Carol schmunzelnd zurück.
„Oder er hat gemerkt, dass der Colonel mehr Ärger machen kann, als die Sache wert ist.“
„Hey!...Sie hören sich schon an wie Rodney. Ich wollte eigentlich nur wissen, was jetzt mit den Krücken ist. Ich wollte keine Analyse meines Charmes oder…oder…“
„Meinetwegen, lassen Sie die Krücken hier. Es hat ja doch keinen Sinn. Wenn Sie sich in Sicherheit wähnen, humpeln Sie eh ohne sie durch die Gänge und Ihnen ein Versprechen abzuringen, sich die nächsten Tage noch zu schonen, hat wohl auch keinen Sinn, oder?“
„Ähh-„
„Ich kann Ihnen versprechen, dass er sich schonen wird“, meinte Carol, als sie John zuvorkam und dieser daraufhin mit den Augen rollte.
„Na dann“, erwiderte Jennifer wieder und entließ den Colonel.
Eine Zeitlang schlenderten Carol und John durch die Gänge, wobei John noch immer leicht humpelte. Doch Carol machte sich mehr Sorgen über Johns Schweigen, als über seine Gesundheit. Sie wusste mittlerweile, dass ihr ältester hart im Nehmen war und sich auch durch eine zurückschreitende Lähmung nicht aufhalten ließ. Abgesehen davon, waren auch die Ärzte sehr zufrieden mit seiner Genesung, was sie schlussendlich doch etwas beruhigte. Nur sein gedankenverlorenes Schweigen ließ ihr keine Ruhe.
„Was ist los, John?“
„Hm? Nichts… ich frage mich nur, was mit Alexa ist. Ich habe sie seit Tagen nicht mehr gesehen und nichts von ihr gehört.“
„Ja, ich auch nicht. Hat sie die Stadt vielleicht verlassen?“
„Nein, das glaube ich nicht. Wo sollte sie denn auch hin?“
„Kannst du… kannst du sie denn nicht irgendwie wahrnehmen? Sie spüren, so wie damals, als sie in der Jumperbucht war?“
„Ich habe es versucht. Ich habe alles versucht. Ich habe versucht, sie über Funk zu erreichen, nichts. Ich bin dutzende male zu ihrem Quartier gegangen, aber sie war nie da. Ich habe versucht…du weißt schon, aber irgendwie funktioniert das nicht. Ich kann das nicht. Du hast doch selbst gesagt, dass es Alexa ist, die mich … erreichen kann. Ist wohl sowas wie eine Einbahnstraße.“
„Spürst du denn gar nichts?“, fragte Carol, die noch immer an Johns Arm hing. Doch mehr, um ihn vorsichtig zu stützen und nicht, um sich selbst an ihm zu halten.
„Nein… das heißt, da ist schon irgendwas, aber ich bin nicht sicher. Ich glaube sie hält mich auf Abstand. Sie… es ist, als ob sie mich irgendwie blockiert oder so.“
„Vielleicht ist sie krank und möchte nur ihre Ruhe haben.“
„Antiker werden nicht so schnell krank. Die haben ein Immunsystem, wovon wir nur träumen können und selbst wenn, wäre es dann wohl etwas ernstes und sie wäre auf der Krankenstation.“
„Vielleicht braucht sie ein bisschen Zeit für sich. Überlege doch mal, was in letzter Zeit so alles geschehen ist. Ihr beide habt eine Menge durchgemacht. Alexa ist offenbar einsichtiger als du und gönnt sich freiwillig etwas Ruhe und zieht sich zurück.“
„Ja, vielleicht. Dafür ist der General ziemlich präsent“, meinte John und musste noch immer über dessen Verhalten staunen.
„Ja, das ist mir auch aufgefallen. Vor allem scheint sich sein Verhalten dir gegenüber verändert zu haben. Er ist neugieriger und… ich weiß nicht. Er scheint dich jedenfalls nicht mehr so sehr auf dem Kicker zu haben.“
„Irgendwie beängstigend, hm? Wo ist eigentlich Dave?“
„Er packt gerade seine Sachen. Du weißt ja, er reist übermorgen wieder ab. Wie wäre es, wenn wir ihn abholen und dann euren Vater überraschen? Er glaubt tatsächlich, ich wüsste nicht, mit was er seine Zeit in den Laboren verbringt.“
„Könnte lustig werden. Auf zu Dave.“
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Tatsächlich dauerte es nicht lange, bis John mit seinem Bruder und seiner Mutter in Zelenkas Labor eintraf und einen wildgestikulierenden und lamentierenden McKay erblickte.
„Was soll das heißen, er hilft Ihnen? Er ist ein Geschäftsmann, dem man so etwas wohl kaum zumuten sollte.“
„Doktor McKay, regen Sie sich nicht auf, das ist nicht gut für Ihren Blutzucker. Außerdem war ich nicht immer nur Geschäftsmann. Ich habe auch mal klein angefangen. Ich bin Ingenieur. Diese Technologie ist vielleicht neu für mich, aber auch Sie haben sich ja wohl erst mal damit vertraut machen müssen. Und mit Doktor Zelenka habe ich einen guten Lehrmeister.“
„Mit Zelenka einen guten… Sie sind Ingenieur?“, stammelte Rodney verblüfft, während sich die restlichen Sheppards noch schmunzelnd im Hintergrund hielten.
„Ja, natürlich. In die Energiebranche kommt man nicht mit zwei linken Händen, Doktor“, erwiderte Patrick, der noch immer am Boden unter dem antikischen Gerät lag.
„Das sagt der Richtige!“, ertönte Carols Stimme, wobei Patrick dermaßen aufschreckte, dass er sich den Kopf anstieß.
„Au! Carol? Was machst du denn hier?“
„Ich habe mir schon gedacht, dass du dich hier irgendwo herumtreibst und deine Finger nicht bei dir behalten kannst.“
„Ich…ich…ich…“, stammelte Patrick und erhob sich mühselig.
„Du, du, du dachtest doch nicht wirklich, dass ich es nicht merke? Willst du wieder alle Sicherungen rausfliegen lassen?“
„Das ist… das war ein Zufall. Wie oft muss ich das denn noch sagen?“
„Merkwürdiger Zufall. Immer, wenn du mit einem neuen Gerät oder einem neuen technischen Spielzeug nach Hause kamst und es angeschlossen hattest, gingen kurz darauf die Lichter aus“, erwiderte Carol.
„Sie sind Ingenieur?...“, kam es noch immer verdutz von Rodney. „… Und Sie haben einen Doktor?“
„Ja, sicher. In Ingenieurwissenschaften.“
„Hm“, wisperte Rodney erstaunt. „Ich meine, es ist schon klar dass Sie diesbezüglich einiges draufhaben-„
„Und in Wirtschaftswissenschaften.“
„Sie... zwei? Sie haben zwei Doktortitel?“
„Ja. Sheppard Industries habe ich nicht einfach so aus dem Ärmel geschüttelt, Doktor. Dazu war eine Menge Arbeit und lernen nötig… ist alles in Ordnung mit Ihnen?“, fragte Patrick, dem die blasse Gesichtsfarbe des Astrophysikers auffiel.
„Ihm geht’s gut, Dad. Er hat jetzt nur einiges zu verkraften“, antwortete John mit sichtlichem Spaß an Rodney perplexem stammeln und staunen.
„Wo…wo haben Sie-„
„Harvard.“
„Und… und… und Sie…“, wandte sich Rodney dann an Carol und Dave.
„Ich war ebenfalls in Harvard und an der Johns Hopkins Universität. Ich hatte einen Doktor in Psychologie. Aber jetzt werde ich wohl wieder die Schulbank drücken müssen, um die letzten zwanzig Jahre und mehr aufzuholen.“
„Ich habe einen Master in Wirtschaftswissenschaften. Ich arbeite derzeit an meiner Promotion“, erklärte Dave, als Rodney ihn fragend anblickte.
„Ach wirklich? Und… und…lassen Sie mich raten. Sie haben auch in Harvard studiert?“, wollte Rodney von Dave wissen.
„Natürlich. Das ist schon eine gewisse Familienradition. Nur John war der einzige, der diesbezüglich aus der Reihe tanzen musste und nach Stanford ging. Aber nur für zwei Jahre, danach… ab in die Wolken.“
„Danach erst mal ab in die Air Force Academy“, korrigierte John seinen Bruder und wurde kurz darauf von einem Funkspruch unterbrochen, der sowohl den Führungsstab als auch die Sheppards zum Konferenzraum beorderte.
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„Air Force Academy? Du hast doch schon zwei Jahre Mathematik in Stanford studiert. Wozu noch die Air Force Academy?“, wollte Carol wissen, als sie mit den anderen den Konferenzraum betrat.
„Weil Piloten ein bisschen mehr können müssen, als rechnen und fliegen. Aeronautik, Mom. Luft- und Raumfahrttechnik. Piloten müssen wissen, wie die Maschinen, in denen sie sitzen und die sie in die Luft kriegen sollen, funktionieren. Wie sie aufgebaut und zusammengebaut sind und... Sieh dir Alexa an. Sie ist auch Pilotin und baut sich einen eigenen Fighter oder Jet oder was das werden soll“, erklärte John und hinkte zu einem Stuhl auf den er sich leise stöhnend sinken ließ.
„Das heißt, in dir steckt auch ein kleiner Ingenieur und du könntest auch so etwas bauen?“, fragte Carol, als sie einen weiteren Stuhl heran schob und Johns Bein darauf bettete, der nur mit einem halbherzigen Augenrollen gegen die mütterliche Fürsorge protestierte.
„Naja-„
„Wissen Sie Sheppard, langsam wundert es mich nicht mehr, dass Sie den Mensa-Test bestanden haben. Nur kann ich einfach nicht verstehen, warum Sie nicht beigetreten sind“, warf Rodney ein, der sich von den neuesten Erkenntnissen über die Sheppards langsam erholte.
„Mensa? Oh ja richtig! Da war doch mal was in deinen Erinnerungen. Wann war das? Was kam dabei raus? Und vor allem, was habe ich noch alles verpasst?... Rick?“
„Ich habe John und Dave nach ihren High-School Abschluss jeweils einen Test machen lassen und… naja...“
„Was kam heraus?“, fragte Carol weiter nach, doch John wollte nicht so recht mit der Sprache rausrücken, zumal auch Rodney seiner Neugier Ausdruck verlieh.
„Ja, Sheppard, was kam raus?“
„Spielt das eine Rolle?“, fragte John leicht genervt.
„Daves IQ lag bei 132 und bei John waren es 135“, antwortete Patrick und verkniff sich ein Lächeln.
„132 und 135?!“
Abermals musste Rodney staunen und schlucken. Er wusste, dass John nicht gerade auf den Kopf gefallen war und natürlich hatte er damit gerechnet, dass John mindesten einen IQ von 130 haben musste, damit der Mensa-Test als bestanden galt, dennoch wurmten ihn die fünf Punkte mehr, ganz zu schweigen von dessen Bruder, der ebenfalls die 130er Marke gesprengt hatte.
„Das sind ausgezeichnete Werte! Ich weiß gar nicht was ihr habt. Warum wolltet ihr sie mir vorenthalten?“
„Was vorenthalten?“, fragte Richard, der gerade den Konferenzraum betrat.
„Die Intelligenzquotienten meiner Söhne“, entgegnete Carol und sah etwas eingeschnappt zu ihren beiden Sprösslingen.
„Intelligenzquotient? Colonel, habe ich etwas verpasst? Soweit ich mich erinnere, ist diesbezüglich keinerlei Vermerk in Ihrer Akte.“
„Natürlich nicht. Als wir damals die Ergebnisse des Mensa-Vereins erhielten, hat John nur kurz rein gesehen und ihn dann weggeworfen. Ich habe den Brief wieder aus der Mülltonne gefischt“, erklärte Patrick und erinnerte sich mit leichtem Ekel an den Moment, in dem er zum ersten, und so hoffte er auch zum letzten Mal, in einer Mülltonne wühlte.
Neugierig sah Richard in die Runde und nahm an, man würde ihn über das Ergebnis unterrichten. Es war Rodney, der Erbarmen zeigte, wenn auch seine Stimme noch immer von Unglauben zeugte.
„John 135, Dave 132.“
„Wirklich? Nun, das erklärt einiges …“, gab Richard zurück, der staunend die Augenbrauen hob, sich aber dann schnell seiner Arbeitsmappe widmete. „… aber so interessant es auch ist, wir werden dieses Gespräch wohl ein anderes Mal fortführen müssen. Ich habe Sie alle hier her zitiert, um Ihnen eine wichtige Mitteilung zu machen. Zu aller erst hat sich General Thalis dazu entschlossen, der Erde einen Besuch abzustatten und dadurch auch mit General Landry, General O´Neill und dem IOA zu sprechen. Natürlich haben wir diesbezüglich auch einige Details besprochen-„
„Details?“, fragte John interessiert und hoffnungsvoll nach. Doch Richard musste ihn enttäuschen.
„Tut mir Leid, Colonel. Kein Wort über die wirklich interessanten Details der aktuellen Problematik oder besser gesagt, der drohenden Gefahr. Um ehrlich zu sein, bin ich alleine schon über diesen kleinen Schritt sehr froh und erleichtert. Es ist ein kleiner Schritt, aber immerhin.“
„Ein kleiner Schritt? Von wie vielen denn? Da ist ein verrückter Antiker hinter uns her. Wie lange will er denn noch-“, begann Rodney aufgeregt zu lamentieren.
„Doktor, ich bin mir der Situation durchaus bewusst. Aber Sie müssen selbst zugeben, dass sein Verhalten sich in den letzten Tagen enorm verändert hat. Es wäre wohl äußerst unklug, ihn nun derart zu drängen. Er zeigt durch seine Bereitschaft weitere Gespräche aufzunehmen, dass er langsam Vertrauen fasst. Es besteht also schon einmal eine fragile Beziehung. Ich möchte diese Beziehung nicht durch unbedachte Schritte gefährden oder gar zerstören. Wir sollten die Gespräche auf der Erde abwarten, wobei ich glaube, dass die Information, die ich gerade vom Stargate-Center erhielt, den Druck auf den General etwas erhöhen und ihn alleine durch die Komplexität zu entsprechenden Schritten zwingen wird.“
„Welche Information?“, fragte John besorgt nach, hatte er doch aus einem unerfindlichen Grund ein mieses Gefühl in der Magengegend.
„General Landry hat mich gerade darüber informiert, dass ausgehend vom Weißen Haus, mit Zustimmung des Pentagons und des IOA´s eine äußerst delikate Entscheidung getroffen wurde-„
„Oh, das klingt nicht gut. Mir schwant übles“, kommentierte Rodney.
„Das Stargate-Programm und natürlich auch die Atlantis-Expedition werden wohl schon sehr bald in einem Fokus der Aufmerksamkeit stehen, wie wir es uns vermutlich nicht vorstellen können, geschweige denn wollen.“
„Heißt dass das, was ich denke? Das Stargate-Programm wird-„
„Nun, ich kenne die genauen Einzelheiten noch nicht, aber… ja. Das Stargate-Programm wird der Öffentlichkeit vorgestellt.“
tbc...