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Thema: [SGU] Gefangenschaft

  1. #21
    Young-Fan Avatar von Mason
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    Was folgt nach Kapitel 8? Genau, Kapitel 9:



    Tag 3

    Destiny – Gateraum

    Destiny, am nächsten Morgen.
    Colonel Telford war früh auf den Beinen. Es galt, den Missionsplan noch einmal auf Lücken zu überprüfen. Außerdem hatte er sich mit Brody im Gateraum verabredet, um dem Mann noch letzte Instruktionen zu geben.

    Auch wenn Telford sich nicht hundertprozentig sicher war, die richtige Entscheidung getroffen zu haben, musste er das, was er sich vorgenommen hatte, nun auch durchziehen. Er hatte beschlossen, dass, während er selbst mit Lieutenant Scott und weiteren neunzehn Marines unterwegs sein würde, um Colonel Young, Lieutenant Johansen und Dr. Rush aus ihrer Gefangenschaft zu befreien, nicht Camille Wray das Kommando über die Destiny zu übertragen, sondern Adam Brody. Es hatte große Proteste seitens Camille gegeben, aber Telford hatte sich das genau überlegt. Brody kannte sich mit der Destiny besser aus. Mit dem Ingenieur kamen alle klar, auf ihn würden sie immer hören. Außerdem verstand sich Everett gut mit dem Mann, vertraute ihm. Mehr als Camille. Und genau das war das letztlich ausschlaggebende Argument gewesen, was Telford gebraucht hatte, um eben genau so zu entscheiden. Sicher, andere Führungsoffiziere hätten ihre Truppen losgeschickt und wären an Bord des Schiffes geblieben. Noch gerade dazu, wenn es Gefangene an Bord gab, die nicht zu unterschätzen waren. Aber Telford hatte eine persönliche Schuld zu begleichen. Und davon ließ er sich von nichts und niemandem abhalten. Basta.

    Als Scott den Gateraum betrat fand er dort Telford, der mit Brody tuschelte. Letzte Anweisungen, ganz klar. Zu seinem weiteren Erstaunen waren aber noch mehr dort. In einer Ecke sah er Eli und Camille stehen, die ebenfalls tuschelten. Und dann stahl sich ein kleines Lächeln auf Scotts Gesicht. Das erste seit langer Zeit.
    Er entdeckte vierzehn Marines, die sich gegenseitig die Kampfausrüstung checkten. Scott war beeindruckt und musste im nächsten Augenblick auch schon zur Seite springen. Die restlichen fünf Marines des Einsatzteams hatten aus der Krankenstation zwei medizinische Tragen für den Feldgebrauch sowie eine Notfalltasche TJs besorgt. Scott schluckte, als er die Tragen sah. Sofort musste er wieder an Colonel Young und Dr. Rush denken. Er hoffte, dass es ihnen soweit gut ging. Aber was, wenn nicht, wenn sie doch schon tot waren, einfach alles zu spät war? Der Lieutenant spürte schon wieder Verzweiflung in sich aufsteigen. Doch dafür hatte er jetzt keine Zeit. Er musste sich zusammenreißen.
    Scott gesellte sich zu den Marines. Diese nahmen sofort Haltung an, was Scott überraschte: „Guten Morgen, Lieutenant. Alle Mann vollzählig und startbereit. Wir stehen geschlossen hinter ihnen.“ – „Äh, danke Sergeant.“ Scott fühlte sich geehrt. Er kannte den Soldaten vor sich gut und wusste, dass diese zackige Meldung ihm nichts anderes sagen sollte, als dass niemand ihm aus der Truppe wegen des Vortags-Patzers den Kopf abreißen würde. Solange man jetzt schnell genug losstürmen konnte.

    Telford, dem die Szene eben natürlich nicht entgangen war, wechselte mit Brody ein letztes Wort und ordnete dann laut an: „Alles mal herhören!“ Die Marines und Scott reihten sich auf. Camille und Eli stellten das Getuschel ein und Brody nahm - warum wusste er selber nicht - beide Hände von der Konsole, hinter der er saß. Es herrschte allgemeine Anspannung. „Guten Morgen, meine Herren. Wie ich sehe, sind Sie bereits vollzählig“, begann Telford, wie die anderen, in Kampfmontur. „Jeder von Ihnen weiß, was auf dem Spiel steht. Es gilt Colonel Young, Dr. Rush und Lieutenant Johansen aus den Fängen dieser unbekannten Kriegerrasse zu befreien. Dabei darf keine Zeit mehr verloren werden. Jedoch möchte ich nicht, dass Sie überstürzt handeln. Bedenken Sie, nur mit kühlem Kopf ist eine Schlacht zu gewinnen. Wir werden in eine Gefechtssituation geraten. Dabei gilt es, sich nicht mehr als nötig mit was-auch-immer aufzuhalten. Das Motto heißt: Rein, unsere Leute befreien und wieder raus. Ohne Umwege. Keine Kompromisse. Vorgehen nach Plan, den wir gestern bereits besprochen haben. Gibt’s dazu irgendwelche Fragen?“ Niemand rührte sich.

    Dann wandte sich der Colonel direkt an Scott: „Das ist Ihre Chance, den Fehler von gestern wieder gutzumachen, Lieutenant. Vermasseln Sie es nicht.“ – „Jawohl, Sir!“ Dann musterte Telford noch einmal alle neunzehn Marines. „Alles gepackt?“ Wie aus einem Mund riefen die Marines: „Jawohl, Sir!“ – „Alle abreisebereit?“ – „Jawohl, Sir!“ Telford warf einen Blick über die Schulter zurück zu Brody: „Bei Ihnen auch alles klar?“ – „Ja, Colonel. Alles klar.“ Wieder zu den Marines gerichtet, die samt Scott noch immer in Reih und Glied standen, gab Telford den Befehl: „Abmarsch! Holen wir unsere Leute nach Hause!“ Und dann marschierte der Trupp durchs Gate. Zurück blieben Camille, Eli und Brody, die noch eine ganze Weile auf das Stargate schauten. Schließlich war es Eli, der das aussprach, was alle dachten: „Viel Glück.“

    Kaum auf dem Planeten gelandet, machte sich Scott sofort an seine Aufgaben. Es galt Funkkontakt zu Greer und James aufzunehmen, welche ja die zurückliegende Nacht auf dem Planeten in ihren Stellungen verbracht hatten. Scott hoffte inständig, dass diese keine schlechten Nachrichten hatten.


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    Im Dorf - Außenteam 1

    Am nächsten Morgen wurden Young, Rush und TJ mal wieder unsanft geweckt und aus ihrer Zelle gescheucht. Rush bekam wieder die Hände auf dem Rücken gefesselt. Da Young noch immer den Gürtel als Armschiene trug, hatte der eine Wächter ihm lediglich den rechten, gesunden Arm auf den Rücken gedreht, damit Young sich nicht doch mal wehren konnte. Den linken Arm ließen sie Gott sei Dank in Ruhe.

    TJ hatte die Wunden Youngs und Rushs so gut es ging versorgt und mit nassem Stoff etwas gereinigt, hauptsächlich die große Schramme in Rushs Gesicht. Beide Männer sahen furchtbar aus, hatten Schnittwunden, Blutergüsse, Schwellungen, aufgesprungene Fingerknöchel, zig gebrochene Knochen und mit ziemlicher Sicherheit Gehirnerschütterungen. TJ war es ein Rätsel, wie die zwei überhaupt noch stehen konnten; mehr oder weniger aufrecht.

    Der Zwerg saß, wie die Tage zuvor, grinsend auf seinem Podest. Das konnten Young, TJ und Rush schon aus der Entfernung erkennen. „Der führt doch was im Schilde“, murmelte Young zu Rush, der antwortete: „Und ich wett was drauf, das geht schlecht aus für uns.“ TJ hingegen seufzte nur. Sie wollte nicht, dass die zwei wieder kämpften. Gestern hatte sie sich noch eine Weile mit Rush unterhalten und gemerkt, dass er wirklich kein schlechter Mensch war. Im Gegenteil, er war sogar richtig sensibel. Und mittlerweile waren auch sie beide beim Du angekommen.

    Die drei wurden vor das Podest geführt und nicht wie sonst zu dem Zelt. Der Zwerg stand auf und winkte in die Menge, die laut jubelte. Rush wurden die Hände wieder frei gegeben. Anschließend winkte der Zwerg jemanden zu sich und Rush und Young keuchten. Noch so ein Hüne wie der von gestern. Aber der sah jetzt wirklich mies gelaunt aus, was die beiden nicht unbedingt aufmunterte. Der Zwerg zeigte auf Young und dann auf den Kreis. Everett brauchte keinen Übersetzer, der ihm sagte, was der Pimpf wollte; kämpfen sollte er. Darum hatte er sie also gestern schon nach einem Kampf entlassen. Um jetzt noch einen draufzulegen!
    Rush war schon wieder am Protestieren: „Nein, Everett. Du wirst sicher nicht in den Ring gehen. Deine Schulter ist gebrochen.“ - „Sag das dem da“, erwiderte Young tonlos. TJ schluckte. „Everett…“, begann sie, doch ihre Stimme versagte. „Lass es gut sein, TJ. Es hat eh keinen Sinn.“ - „Nein! Ich werde nicht zulassen, dass…“ Doch als TJ das entschlossene Gesicht Youngs sah, sprach sie nicht mehr weiter. Mit aufkommenden Tränen sah sie erst ihn, dann Rush an, der Young zustimmte: „Er hat Recht, TJ. Die lassen uns nicht in Ruhe. Wir müssen weiter kämpfen. Bis…“ Rush biss sich auf die Lippen. Nein, das wollte, konnte er einfach nicht aussprechen, was er bereits seit dem Vortag vermutete. Er brachte es nicht über die Lippen zu sagen, dass es wohl erst dann ein Ende mit den Kämpfen geben würde, wenn er und Young tot am Boden liegen würden. Ein Blick in Youngs Gesicht und Rush wusste, der Colonel dachte dasselbe und hütete sich, genau wie er selbst, es vor TJ zur Sprache zu bringen. TJ, die noch immer versuchte ihre Tränen zu unterdrücken, war es in diesem Moment scheißegal, ob es militärische Ränge oder Richtlinien gab. Am dritten, verhassten Tage in diesem noch mehr verhassten Dorf warf sie jede Etikette über Bord und umarmte Young, so gut die „Schiene“ es eben zuließ. Dann stellte sie sich neben Nicholas.

    Der war am Kochen, man sah es ihm an. Es passte ihm überhaupt nicht, dass Young in seinem Zustand kämpfen sollte. Er musste etwas tun. Doch leider bemerkte der Giftzwerg auf seinem Podest Rushs angespannte und wütende Haltung und holte zwei Krieger her, die den Wissenschaftler mit sich zerrten. Der Kleine kam von seinem Podest herunter und zückte einen Dolch, den er Rush an die Kehle hielt, welcher von den Kriegern mit harten Griffen festgehalten wurde und sich nicht wehren konnte. Die Drohung war offensichtlich: Wenn Young nicht bald in den Kreis steigen würde, würde Rush sterben. „Das lass ich nicht zu“, sagte Young und entfernte den Gürtel, reichte ihn TJ. „Everett. Bitte pass auf dich auf.“ Sie wusste nichts mehr zu sagen. Sie bangte um Everett und Nicholas. Sie wollte keinen von beiden tot sehen.


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    Waldrand - Rettungstrupp

    „Scott an Greer, bitte melden!“ Scott führte das Rettungsteam - bestehend aus neunzehn schwer bewaffneten und mit Sanitätsbedarf ausgestatteten Marines - und Telford direkt zum Wald. Dabei rief er seine Kameraden, die die Nacht über in der Nähe des Dorfes verbracht hatten, über Funk. Es war Lieutenant James, die sich meldete: „Hier James. Wir sind noch auf Posten. Greer beobachtet gerade die Lage im Dorf von einem anderen Winkel aus.“ - „Sehr gut. Ich bin mit Colonel Telford und einem Trupp Marines auf dem Weg zu euch. Kommen Sie uns entgegen, damit wir am Hang nicht unnötig Krach machen.“ Gott sei Dank, schoss es James durch den Kopf, endlich Rettung. Schnell noch Greer informiert, lief sie durch den Wald den anderen entgegen. Greer blieb in seiner Deckung.

    Als James auf Scott, Telford und die Marines traf, bildeten alle einen Kreis, um die Lage zu besprechen. James berichtete über die letzten Vorkommnisse, ohne auch nur einmal unterbrochen zu werden. Mit den Worten „Wir müssen schnell handeln, Colonel. Die müssen da unten schon wieder kämpfen“, schloss sie ab.

    Telford nickte, zeichnete mit einem Stock eine Skizze des Dorfes in den Waldboden und beschloss: „Hört sich wirklich nicht gut an. Also gut, kommen wir zu unserem Plan. Lieutenant Scott, Sie übernehmen wie besprochen ihre sechs zugeteilten Marines und greifen von dort an.“ Er zeigte mit dem Fuß auf eine markierte Stelle der Bodenskizze. „Sie, Lieutenant James, werden sich diese sechs Marines schnappen, zu Master Sergeant Greer gehen und ihm die Männer übergeben. Er soll von Ihrem alten Versteck aus auf das Dorf zugehen.“ Telford deutete auf eine andere Stelle auf der Skizze. Genau dort hin, von wo aus Greer das Dorf entdeckt hatte. James nickte und die ihr zugeteilten Marines stellten sich neben sie. Telford machte weiter: „Ich selbst werde die restlichen sieben Marines nehmen und von der Hinterseite aus angreifen.“

    Telford schaute zu James: „Wenn ich das richtig verstanden habe, ist die günstigste Gelegenheit für einen Zugriff von Ihrem Versteck aus am besten zu bestimmen, Lieutenant.“ – „Genau, Sir. Von dort hat man eine sehr gute Übersicht. Das Dorf ist zum Glück recht klein und übersichtlich.“ Telford grinste: „Perfekt. Sie werden dort wieder Stellung beziehen, Lieutenant. Sobald alle an ihren zugewiesenen Positionen sind, möchte ich von den Teamleadern eine kurze Meldung über Funk. Ich erteile dann den Befehl zum Zugriff.“ Telford schaute der Reihe nach in alle Gesichter, hatte die volle Aufmerksamkeit seiner Leute. „Wir müssen schnell sein. Ich möchte keine unnötig lange Auseinandersetzung mit dem Feind. Es gilt Colonel Young, Dr. Rush und Lieutenant Johansen so schnell wie möglich dort rauszuholen, wie ich schon einmal sagte. Eine gegebenenfalls notwenige ärztliche Versorgung können wir erst im Anschluss und außerhalb der Gefahrenzone vornehmen. Rückzug ist wieder in diese Richtung.“ Telford zeigte mal hier, mal dort auf die Skizze. Dann fragte er: „Hat noch irgendwer Fragen?“ – „Nein, Sir“, gaben alle Anwesenden an. „Okay. Dann mal los.“ Der Trupp teilte sich; setzte sich in Bewegung.


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    Im Dorf – Außenteam 1

    Schwerfällig und mit zusammengebissen Zähnen betrat Young den Kampfkreis, wo ihn sein Gegner bereits erwartete. Sicher, dass er in seiner Verfassung und mit Fieber nicht die geringste Chance auf einen Sieg hatte, musterte Young den Hünen. Seine Gedanken überschlugen sich. Um Rush vor dem sicheren Tot zu schützen, musste er gewinnen. Es gab keine Alternative.

    Nicht eine Sekunde nachdem der Zwerg von seinem Podest aus das Startzeichen für den Fight gegeben hatte, hoffte Young auf einen Überraschungseffekt und schlug einen rechten Haken, der sich gewaschen hatte. Völlig überrumpelt ging der Hüne zu Boden und schaute Young verdattert an. Und der war wütend, wegen der Schmerzen, der ausweglosen Situation, vor Frust: „Steh auf, du Mistkerl! Wir fangen gerade erst an!“ Der Hüne schüttelte den Kopf, rappelte sich auf und haute auf den Buzzer am Pfosten. Das alte Spiel eben. Doch nicht ganz. Die Pranke noch auf dem Pfosten, erwischte es den Hünen erneut. Wieder das Überraschungsmoment. Mit aller noch vorhandenen Kraft, die Young aufbringen konnte, hatte er einen weiteren rechten Haken angesetzt. Doch dann war es aus. Die Schmerzen raubten ihm fast die Besinnung. Ihm wurde schwindelig, alles fing an sich zu drehen. Er wackelte. Und dann, der Hüne war bereits wieder auf den Beinen, wendete sich das Blatt.

    Rush, noch immer mit dem Dolch an der Kehle, traute seinen Augen nicht. Wie hatte der Colonel es bloß geschafft, gleich zweimal zu treffen? Rush fühlte sich nicht wohl in seiner Haut. Ihm wurde klar, dass Young bis zum Letzten gehen würde, um ihn zu retten. Wütend versuchte er sich zu befreien; aus der erbarmungslosen Umklammerung zu entkommen. Doch das Ergebnis war lediglich, dass der Dolch nur noch fester an seine Kehle gedrückt und die Umklammerung noch härter wurde. Soviel dazu. Er konnte nichts weiter tun, als zuzusehen. Und zu hoffen.

    Neben ihm stand TJ Höllenängste aus. Sie kannte Young zu gut, um sich ausmalen zu können, was er vorhatte. Sie umklammerte ihren Gürtel, die provisorische Armschlinge, als würde sein Leben daran hängen. Immer wieder sah sie zu Rush rüber, in der Hoffnung, sie hätte sich den Dolch nur eingebildet und er wäre beim nächsten Blick einfach nicht mehr da. Aber nein. Der Dolch verschwand nicht, wurde hartnäckig an die Kehle des Wissenschaftlers gehalten. Aber was hätte sie von Rush noch erwarten können, selbst wenn er nicht festgehalten werden würde? Er war zu sehr verletzt um Young noch irgendeine Hilfe zu sein. Und dann kam TJ eine Idee. Zwar wahnsinnig, aber das war ihr egal. Einen letzten Blick zu Rush werfend, machte sie Anstalten selbst in den Kampfkreis zu treten. „TJ, nicht!!“, hörte sie Rush brüllen. Aber das hielt sie nicht mehr auf. Sie hatte die Nase gestrichen voll. Erst als sich ihr entschlossen zwei andere Krieger in den Weg stellten und deutlich machten, dass sie TJ nicht einen Zentimeter weiter lassen würden, musste sie ihr Vorhaben wieder verwerfen. Auch ihr blieb nichts anderes übrig, als Youngs Kampf weiter zu beobachten.

    Von alldem bekam Young nichts mit. Verzweifelt versuchte er, auf den Beinen zu bleiben. Egal wie. Er wusste, würde er auf dem Boden liegen, käme er nicht mehr hoch. Der Hüne bestimmte mittlerweile das Geschehen im Kreis, denn Young hatte mit seinen zwei Überraschungsschlägen zu Beginn nahezu sein gesamtes Pulver verschossen. Hätte er doch nur den Gürtel als Schlinge für seinen Arm behalten. Dann hätte er immerhin etwas Halt gehabt. Während Young versuchte wenigstens einigen Schlägen des Hünen auszuweichen, versuchte er seinen lädierten Arm an den Oberkörper zu pressen. Was aber auch wieder schlecht war, denn so lief er Gefahr, bei einem eventuellen Sturz sich den Arm genau in die gebrochen Rippen zu jagen.

    Und dann trafen ihn die nächsten Hämmer. Erst kassierte er einen Schlag im Gesicht, den er nun wirklich nicht kommen sehen hatte. Sofort gab es einen tiefen Cut neben dem rechten Auge. Dicht darauf folgte ein astrein geschlagener Schwinger, der Young in die Knie riss. Reflexartig stützte sich Young mit der rechten Hand ab, um nicht vollständig umzukippen. Aber der Hüne war schneller und setzte bereits zum nächsten Schlag an. Ein Uppercut ließ Young mit dem Oberkörper rückwärts taumeln. Doch statt auf dem Boden, fiel er mit dem Rücken auf einen der Pfosten und landete direkt auf dem Buzzer, der laut aufjaulte. Young hatte das dringende Bedürfnis, laut aufzuschreien. Durch das Überstrecken seines Oberkörpers nach hinten riss es ihm die kaputten Rippen auseinander und seine Schulter schien zu explodieren, durch den nach hinten wirbelnden Arm. Aber für den Schrei fehlte Young die Luft. Wie ein nasser Sack rutschte er vom Pfosten, schaffte es gerade noch sich irgendwie so zu drehen, dass er „nur“ in die Hocke fiel und vornüber gebeugt alle Kraft aufbrachte, um jetzt bloß nicht bewusstlos zu werden.

    TJ und Rush rissen die Augen auf. „Everett!!“ – „Der Buzzer!! Pass auf!!“ – „Du bist auf den Buzzer gekommen! Pass auf, verdammt nochmal!!“ – „STEH AUF!!“, schrieen sie aufgebracht und alarmiert durcheinander. Rush zappelte wieder wie wild, hielt es nicht mehr aus. TJ wäre ebenfalls am liebsten wieder losgestützt. Aber nein, es gab kein Erbarmen.

    Im Kreis nahm Young die Schreie von Rush und TJ nur wie durch Watte wahr. Er spürte wie sein Körper hochgehoben wurde, bis er fast den Boden unter den Füßen verlor. War er etwa bei dem Sturz etwa tatsächlich auf den Buzzer gekommen, dass dieser aufgetönt und seine Kampfbereitschaft signalisiert hatte? Aber eigentlich war das jetzt auch egal. Der Hüne hatte ihn gepackt, hielt ihn mit wahrer Bärenkraft mit einer Hand am Hals fest und drosch mit der anderen Hand immer und immer wieder auf den Körper des Colonels ein. Young sah förmlich sämtliche Galaxien vor seinen Augen aufblitzen.
    Er versuchte sich irgendwie zu wehren, aber sein linker Arm war völlig bewegungsunfähig. Zwar konnte er mit rechts noch Schläge ansetzen, aber wirkliche Kraft war nicht mehr dahinter. Mit den Beinen zu treten, in der Hoffnung eine empfindliche Stelle des Hünen zu treffen, gelang auch nicht wirklich.
    Der Hüne drosch immer weiter auf Young ein, so dass dieser wieder mehr und mehr blutete. Alte Cuts platzen wieder auf, neue kamen dazu. Seine Rippen, die Schulter sowie der gesamte restliche Körper schrieen Halleluja. Angestachelt vom Jubel der Masse, die um den Kreis stand und dem Zurufen seines Bosses, fing der Hüne nun auch noch an, ihm den Hals zuzudrücken! Young ahnte Böses und merkte, wie ihm nach und nach die Lebensgeister schwanden. Rush…. Der Dolch… TJ…


    Fortsetzung folgt...


  2. #22
    zigtausend Jahre alt ... ;-) Avatar von John's Chaya
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    Man oh man, Ihr habt echt eine sehr gewaltbehaftete Fantasie.
    Oh weh, das kann Young eigentlich nicht überleben, wo bleiben bloß Scott und die Marines?

    Sehr mutig von TJ sich dazwischen werfen zu wollen, echt toll. Schätze mal, sie empfindet immer noch etwas für Young.

    Und Rush hasst es bestimmt auch sehr so untätig zusehen zu müssen, aber mit vorgehaltetem Messer läßt es sich leider nicht mehr so gut agieren.

    Oh man, bin echt gespannt was noch alles Eurer Fantasie entspringt, postet schnell weiter.

    War wieder ein spannendes Kapitel, aber so langsam sollten diese Kämpfe doch mal aufhören, die Armen!!!

    Ich bin zu alt, um nur zu spielen, zu jung, um ohne Wunsch zu sein.

  3. Danke sagten:


  4. #23
    Young-Fan Avatar von Mason
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    Und schon wieder gibt's was Neues: Kapitel 10 geht an den Start.



    Im Dorf - Zugriff

    Schnell hatten alle drei Trupps ihre Position erreicht. Nacheinander gaben Scott, Greer und James Meldung an Colonel Telford, der anschließend mit gedämpfter Stimme in sein Funkgerät sprach: „Team 1 ebenfalls auf Position. James, wie sieht es aus?“ – „Sie sollten sich beeilen, Colonel. Sonst gibt’s da unten gleich das erste Opfer.“ Telford schluckte, zögerte keine weitere Sekunde: „Team 1 an alle. Zugriff! Wiederhole: Zugriff!“ Und dann stürmten drei Teams Marines aus drei verschiedenen Richtungen in das Dorf.

    Panik brach aus. Plötzlich und ohne Vorwarnung durch die eigens aufgestellten Wachposten, wurde das Oberhaupt des Dorfes, der Zwerg, aus seinen Gelüsten gerissen. Saß er doch auf seinem Podest in der Mitte seines Dorfes und war endlich kurz davor, einen dieser fremden Wesen sterben zu sehen. Und nun das! Wo, zum Teufel, kamen die Eindringlinge her und wie hatten sie es bloß geschafft, die Wachposten auszuschalten?! Hektisch gab er seinen Kriegern Anweisungen. Doch die wurden wahrhaftig überrannt.

    Die Marines der Destiny schossen gezielt, streckten einen nach dem anderen nieder und arbeiteten sich erbarmungslos bis zur Mitte des Dorfes vor. Sie hatten ein klares Ziel vor Augen. Young, Rush, TJ. Und die fanden sie auch. Rush, der noch immer festgehalten wurde mit den Dolch am Hals, TJ mit sämtlichen sich auf ihrem Gesicht abzeichnenden Gefühlen, und Young, der gerade von einem Hünen fallengelassen wurde, da dieser sich wegen des Überfalls erschreckte. Mit perfekten Schüssen schaltete ein Marine die beiden Typen neben Rush aus. Kopfschuss eins, Kopfschuss zwei. Als die beiden Krieger zu Boden sackten, reagierte Rush blitzschnell und sprang vom Dolch weg. Er war frei. Genau wie TJ wurde ihm eine Pistole in die Hand gedrückt, damit er sich verteidigen konnte.

    Der Oberwicht der Kriegerrasse sah seine sämtlichen Opfer wegschwimmen. Erst entriss sich der eine Gefangene vom seinem Dolch. Und dann hatten er und die Frau auch noch Waffen bekommen! Nun wurde es ihm zu bunt. Bis jetzt hatte er nur den Kopf eingezogen, sich auf seine Untergebenen verlassen. Doch jetzt griff er zu seiner Waffe, die an seinem Gürtel hing und schoss.


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    Rush, noch immer völlig perplex wie ihm grad geschah, stand auf einmal ohne Bewacher, ohne Dolch, aber dafür mit einer Pistole, die ihm jemand zugeworfen hatte, in der Hand da und schaute hektisch hin und her. Waren das tatsächlich Marines, die über das Dorf herfielen? Marines von der Destiny? Destiny? War die nicht schon vor zwei Tagen in den Hyperraum gesprungen? Rush verstand gar nichts mehr. Erst als er noch weitere Sekunden verblüfft die Schießerei verfolgt hatte, fand er in die Realität zurück. Plötzlich sah er Master Sergeant Ronald Greer in voller Größe vor sich, der ihm zurief: „Los, Rush. Bewegen Sie Ihren Hintern! Oder wollen Sie hier nicht raus?“ – „Und ob ich das will!“, schrie Rush zurück, nun hellwach. Er wollte gerade lossprinten und in den Kampf eingreifen, als sein malträtierter Körper Protest meldete. Sein Bein drohte ihm einfach wegzuknicken.
    Aber Rush wäre nicht Rush, wenn er das nicht ignorieren würde. Mittlerweile hatten sich drei Marines um ihn gestellt, um ihn zu schützen. Rush freute sich über die Unterstützung und humpelte los. Dann sah er, wie einer von der Kriegerrasse auf TJ zusteuerte, um sie zu packen und schoss. Und traf! Er wunderte sich ein wenig, wie ihm der Treffer aus einer mehr als unangenehmen Drehung heraus so gut gelungen war. Und genau dieser Moment des Innehaltens wurde ausgenutzt. Er hörte einen Schuss und im nächsten Moment traf ihn etwas hart in den Brustkorb. Vor Schreck verlor er das Gleichgewicht und knallte auf den Boden. Rush schnappte nach Luft. Neben ihm erschien erneut Greer. Er redete mit ihm, doch Rush hörte ihn nicht mehr, nahm den Sergeant nur noch verschwommen wahr. Die plötzliche Schmerzwelle überrannte ihn. Alles um ihn herum wurde schwarz. Dann wurde er von kräftigen Armen gepackt, hochgehoben und weggeschleppt.

    Kaum jemand nahm in dem Trubel wahr, dass der Zwerg auf seinem Podest freudig hin und her hüpfte. Er hatte den ersten seinen Gefangen tot gesehen. Welch ein Bild…


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    TJ, die sich von den drei Gefangen am schnellsten auf die völlig neue Situation einstellen konnte, war überglücklich. Endlich Rettung! Rettung, mit der sie im Leben nicht mehr gerechnet hatten! Die Destiny war wohl doch nicht gesprungen, noch immer im Orbit und man hatte sie sogar gefunden! Mir vor Erleichterung aufgerissenen Augen nahm sie die ihr zugeworfene Waffe entgegen und griff in das Geschehen ein. Endlich konnte sie was tun. Sie fackelte nicht lange und erschoss den erstbesten Fiesling der Kriegerrasse. TJ ließ ihre ganze Wut, ihrer ganzen Verzweiflung freien Lauf. Sie schoss, ging in Deckung, schoss wieder.

    Irgendwann erhaschte sie einen Blick auf Rush. Mit Schrecken musste sie mit ansehen, wie dieser angeschossen wurde, zu Boden ging und sich nicht mehr rührte. „Oh Gott, nein! Rush!!“, brüllte sie aus vollem Leib. Sie als Sanitäterin musste sofort zu ihm! Auf halber Strecke entdeckte sie den Wicht auf seinem Podest, dem sie die harten letzten Tage zu verdanken hatte und der nun vollen Glückes von einem Bein auf das andere hüpfte. Er hatte eine Waffe in der Hand, die noch immer in Richtung Rush zeigte. Klarer Fall, der wollte die Männer tot sehen! Und bei Rush schien das sogar schon geklappt zu haben! TJ musste sich hinschmeißen, um einem Schuss zu entgehen. Noch auf dem Boden liegend, sah sie wieder zu Rush. Greer war bei ihm und dazu noch zwei weitere Marines. Erleichtert beobachtete sie weiter, wie die Marines Rush hochhoben, Greer über die Schulter legten und dem Master Sergeant Rückendeckung gaben, während dieser Rush in Sicherheit brachte.


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    Young war dem Ersticken nahe als er wie durch ein Wunder wieder festen Boden unter sich spürte. Er strauchelte, versuchte Luft in seine brennenden Lungen zu bekommen, musste husten. Alles gleichzeitig. Es gelang ihm schließlich ein Stück weit die Augen zu öffnen. Vor sich liegend sah er den Hünen, der ihn eben noch zu Tode prügeln und erwürgen wollte. In dessen Körper war ein großes Loch und er rührte sich nicht mehr. Erschossen. Aber warum? Und von wem? Noch immer nicht ganz da, bemerkte Young erst jetzt das hektische Treiben, die wilde Schießerei um sich herum. War das da eben nicht Rush, der frei war? Aber warum war er auf einmal frei? Und wo war TJ? Youngs Kopf schien nur noch im Schneckentempo zur arbeiten und noch immer drehte sich die Umgebung. Ihm war hundeelend. Blut lief ihm in die Augen und es gab nicht eine Stelle an seinem Körper, die nicht wehtat. Er kniff die Augen zu, versuchte das Blut wegzuwischen.

    Dann unternahm er einen neuen Versuch, die Umgebung besser wahrzunehmen. Es ging. Zwar hatte er das Gefühl, wie durch dichte Nebelschwaden zu gucken, und das Drehen der Umgebung ließ auch nicht wirklich nach, aber es ging. Aber das ganze Durcheinander von Kriegern und Marines drang noch immer nicht bis zu seinem Gehirn vor. Alles lief wie in Zeitlupe. Er hatte nur Augen für Rush und TJ. Irgendwie gelang es ihm dann auch den Wissenschaftler in der Ferne zu erkennen, der wohl gerade von irgendwas getroffen und niedergestreckt wurde. „Nein!!“, schrie Young mit dem letzten bisschen Kraft, die noch in seiner Lunge war. Das konnte nicht sein! Hatte der Zwerg den Wissenschaftler etwa doch erdolcht?! Rush konnte jetzt nicht sterben, doch nicht jetzt!!
    Schließlich entdeckte er TJ, die auf ihn zugelaufen kam. Sie hielt eine Waffe in der Hand, gestikulierte wild und schien ihm unentwegt etwas zuzurufen. Aber was? Mit ihr im Blick schaffte Young es irgendwie, sich ein kleines Bisschen weiter aufzurichten. Er wollte aus dem Kreis, wollte zu ihr. Doch er kam nur einen kleinen Schritt weit. Irgendwas prallte mit voller Wucht an oder in seine linke Schulter, ließ ihn aufschreien, sich um die eigene Achse wirbeln und schlussendlich zu Boden fallen. Schlagartig wurde es wieder dunkel.

    Der Zwerg auf seinem Podest hatte sein zweites Opfer.


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    TJ rappelte sich wieder auf. Jetzt, wo sie für Rush nichts mehr tun konnte, kam ihr Young wieder in den Sinn. Aber wo war er? Ach ja, richtig, der hatte vorhin ja noch kämpfen müssen. Vielleicht war er noch im oder am Kampfkreis? Also machte TJ auf dem Absatz kehrt und bahnte sich einen Weg durch die Massen. Dabei verschoss sie fast das halbe Magazin. Und dann sah sie den Colonel. Schwankend und vornübergebeugt hatte er Mühe sich auf den Beinen zu halten, schien völlig benommen. Aber er lebte, war nicht zu Tode geprügelt worden. „Everett!! Die Rettung ist da!!“ Dabei zeigte sie auf die Marines, die professionell ihre Aufgaben erledigten. TJ musste immer wieder Haken schlagen, um nicht doch von den Kriegern erwischt zu werden. Dabei verlor sie Young kurz aus den Augen. Als sie ihn wieder sah, blieb sie wie vom Donner gerührt stehen. Genau in diesem Augenblick schien irgendwas den Colonel getroffen zu haben, denn durch den Aufprall wurde er links herum gewirbelt und fiel dann zu Boden. „Everett!!!“.

    Das gab TJ den Rest. Erst hatte sie tagelang mit ansehen müssen, wie Rush und Young verprügelt wurden, hatte hilflos dabeisitzen müssen wie die beiden in der Zelle gelitten hatten und nun hatte sie zu guter Letzt noch mit ansehen müssen, wie erst Rush und dann Young kaltblütig erschossen worden waren…
    Wie in Trance drehte TJ den Kopf in Richtung des Podestes. Der Zwerg hüpfte schon wieder vor Freude, die Waffe dieses mal in Youngs Richtung haltend. Genau wie zuvor, als er auf Rush geschossen hatte. TJs Hirn schaltete sich ab. Eiskalt hob sie ihren Arm mit der Waffe, zielte genau und schoss! Der Zwerg fing sich die Kugel im Bein ein, blieb dennoch stehen. TJ zielte etwas höher und schoss nochmal. Genau zwischen den Augen, ein Sonntagsschuss. Der Zwerg fiel hinten über runter vom Podest. Tot.
    Durch die ganze Aufregung, den Stress der letzten Tage und Nächte, aufgepuscht vom Adrenalin bis zum Hals und völlig leer im Kopf, war sie nun nicht mehr in der Lage, auch nur den kleinen Zeh zu bewegen. Wie zur Salzsäule erstarrt, blickte TJ stur auf das Podest. Die um sie herumzischenden Schüsse registrierte sie nicht mehr, sie stand einfach nur da. TJ war fertig mit der Welt. Sie konnte nicht glauben, was gerade geschehen war. Konnte einfach nicht glauben, dass Rush und Young tot sein könnten. Konnte nicht glauben, dass sie den Organisator des ganzen Übels eben kaltblütig aus den Schuhen geschossen hatte. Langsam bekam sie wieder die Kontrolle über ihren Körper. Sie wollte zu Young, nachschauen, ob noch ein Funken Leben in dem Colonel war. Doch Scott, der plötzlich wie aus dem Nichts heraus neben ihr auftauchte, hielt sie fest: „TJ?... TJ! Wir müssen gehen. Wir müssen hier verschwinden… TJ!“ Doch die Frau weigerte sich. Aber Scott war stärker. Er packte sie hart am Arm und zog sie einfach mit sich.


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    Colonel Telford war, wie jeder einzelne seiner Marines, mitten im Gewirr. Er schoss, drehte sich, schoss, sprang in Deckung, schoss wieder. Wie viele Feinde er und seine Leute ausgeschaltet hatten, konnte er nicht sagen. Es war ihm auch egal. Als erstes von den drei zu rettenden Personen hatte er Young entdeckt. Der war zwar auf den Beinen, aber auch nur gerade mit Ach und Krach und hatte ihm, Telford, den Rücken zugewandt. Dieser sprang aus seiner Deckung, streckte einen vorbeihastenden Feind mit einem satten Kolbenhieb nieder und rannte in Richtung Young.
    Aber Telford wurde wieder abgelenkt. Rush kam in sein Blickfeld und er erschrak erneut. Es krachte ein Schuss, der alle anderen übertönte und Rush fiel wie ein gefällter Baum um. „Scheiße!“, murmelte der Colonel, brüllte kurze, zackige Befehle, schoss und kämpfte selbst weiter.
    Er war aufgekratzt bis über beide Ohren und nahezu in einem wahren Kampfrausch. Sein Blick fiel wieder zu Young. Ein zweiter Schuss hob sich von allen anderen ab und erweckte Telfords Aufmerksamkeit. Doch bevor der Colonel eingreifen konnte, musste er mit ansehen wie Young zu Boden ging und reglos liegen blieb. Telfords Herz überschlug sich und er drehte jetzt richtig auf. Es gab kein Halten mehr. Wenn er nun schon nicht Rush erreichen konnte und TJ nicht fand, dann wollte er zumindest zu seinem Freund.

    Endlich gelang es Telford, sich bis zum Kampfkreis durchzuarbeiten. Die sieben Marines, die ihm zugeteilt waren, gaben ihm Deckung. Telford warf sich sein Gewehr über die Schulter, ging neben seinem Freund in die Knie. Young lag auf dem Bauch, regte sich nicht. Vorsichtig packte Telford ihn an den Schultern, drehte ihn um und erschrak bis ins Mark. Er starrte in das geschundene Gesicht eines Mannes, der bis über seine Grenzen hinaus gekämpft hatte und schlussendlich doch niedergestreckt worden war. Telford musste schlucken, tastete nach einem Puls. „Komm schon, Everett. Tu mir das jetzt nicht an…“, flüsterte er. Und tatsächlich, nach einigem Suchen fand Telford das so wichtige Lebenszeichen. Schwach, aber vorhanden. Er schüttelte den Kopf. Ohne weiter zu zögern, gab er einem Marine neben sich ein Zeichen, der gehetzt fragte: „Lebt der Colonel?“ – „Ja, noch. Los, packen Sie mal mit an!“ Gemeinsam hoben sie Young auf, nahmen ihn zwischen sich in die Mitte. „Rückzug, Männer!“, brüllte Telford über die Schüsse hinweg, „lasst uns hier verschwinden!“ Die restlichen Marines bildeten einen Schutzwall um Telford und Young und arbeiteten sich aus dem Dorf.

    Während ihres Rückzuges trudelten Funksprüche bei Telford ein. „Schlechter Zeitpunkt!“, raunte er und verstand lediglich Bruchstücke. „… TJ gefunden…“ – „… Rush…“ – „… ziehen…“ – „… Verletzt…“ – „…uns zurück….“ – „… treffen uns… ver… Punkt…“ Telford schaute fragend zu einem seiner Teammitglieder, der in der einen Hand sein Gewehr hielt und feuerte und mit der anderen Hand sein Funkgerät fest ans Ohr gedrückt hatte. „Sergeant! Was…?“ Telford wollte wissen, was los sei. „Team 2 und 3 haben Dr. Rush und TJ gefunden. Sie ziehen sich zum vereinbarten Treff zurück. Stehen weiterhin unter Beschuss“, gab der Marine an. Dann drehte er sich wieder in eine andere Richtung und schoss. „Geben Sie Lieutenant James an, dort auch hinzukommen!“, brüllte Telford ihn an, selbst nicht in der Lage, das Funkgerät zu bedienen. Der Marine nickte und befolgte die Anweisung.


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    Waldrand - Sammelpunkt

    Scott und sein Team, bestehend aus sechs kräftigen Marines, trafen als erstes am vereinbarten Sammelpunkt ein. TJ sackte in die Knie, war völlig aufgelöst. Tränen der Erleichterung, der Erlösung aber auch Tränen der Sorge kullerten ihr über die Wangen. Während Scott sich neben sie kniete, sicherte sein Team die Stellung. Vorsichtig legte Scott seinen Arm um die Sanitäterin, hob ihren Kopf so hoch, dass sie ihm ins Gesicht sehen musste. „TJ…. hey, TJ.“ – „Sie haben sie einfach erschossen, Matt... erschossen!“, schluchzte sie. „Das wissen wir nicht. Greer und Telford haben die beiden gefunden und bringen sie hierher. Dann sehen wir weiter.“ TJ sah ihn an, eine weitere Träne bahnte sich einen Weg aus ihrem Auge. Sie zitterte. „Sag mir, dass die beiden noch leben Matt, sag es mir!“ Scott legte die Stirn in Falten. „Ich weiß es nicht, TJ. Ich habe nicht alle Funksprüche verstehen können… Aber…“ – „Matt…“ – „Wir müssen warten. Hörst du? Solange wir es nicht genau wissen, können wir nichts anderes tun als warten, bis die anderen hier eintreffen.“ Da war es wieder. Das mistige Warten, das alle hassten.

    Plötzlich gab einer der Marines ein Zeichen. Er hatte das zweite Team durch den Wald hasten sehen. „Sir!“ Scott war sofort aus der Hocke im Stand. „Das ist Greer!“, rief er erfreut aus. „Greer!.. Hier her!“ Es dauerte nicht lange, da war auch das zweite Team am Treff. Völlig außer Atem ließ Greer den geschulterten Rush auf eine der Tragen gleiten, welche die Marines von der Destiny mitgebracht hatten. Zwei der Marines halfen ihm dabei, während die restlichen ebenfalls Sicherungsaufgaben übernahmen.

    Rush lag noch nicht ganz, da war TJ auch schon bei ihm. Sofort entdeckte sie seine Schussverletzung, die stark blutete. Ein Marine hatte bereits ein MediKit hervorgezaubert und drückte eine Kompresse auf die Wunde. „Rush… Nicholas… hörst du mich?“ TJ fühlte hastig nach dem Puls, war sofort wieder in ihrem Element. Sie fand ihn, bekam aber von Rush keine Antwort. TJ klatschte ihm erst an die eine Wange, dann an die andere. Nichts. „Nicholas! Verdammt nochmal, sag was!!“, brüllte sie ihn schließlich an. Aber Rush war komplett weggetreten. TJ untersuchte die Schusswunde. Die Kugel war in die Brust eingedrungen. Tief eingedrungen. Eine neue Kompresse musste her und dann noch eine. Dann checkte TJ weitere Reflexe des Wissenschaftlers, tupfte durch den überstürzten Huckepack-Transport wieder aufgeplatzte Wunden ab, griff nach einer weiteren Kompresse. „Ist… ist er okay?“, fragte ein Marine, der ihr bei der Erstversorgung half. „Nein, ist er nicht!“, fuhr TJ den Marine an, merkte aber im selben Atemzug, dass sie sich im Ton vergriffen hatte. Sie setzte nochmal an: „Ich weiß es nicht. Die letzten Tage waren hart. Er hat viel einstecken müssen und die Schussverletzung ist schlimm. Wir müssen zur Destiny. Und das schnell.“ Und wieder musste die Kompresse gewechselt werden.

    Plötzlich flackerten Rushs Augenlider. „Nick? Hey, Nick….“, Verwirrt und kraftlos versuchte Rush TJs Gesicht zu fixieren. Es gelang. „TJ…”, flüsterte er. TJ strich ihm eine Haarsträhne aus der Stirn „Ist schon gut. Wir sind gerettet. Es geht nach Hause, zurück zur Destiny.“ – „Destiny… die beste Nachricht des Tages…“ Rush schluckte, um besser reden zu können, dann fragte er: „Was ist mit Everett?“ – „Scott sagt, dass Telford ihn gefunden hat. Mehr wissen wir noch nicht.“ Dass sie den Colonel das letzte Mal hatte umfallen sehen, verschwieg sie lieber. Sie wollte den Wissenschaftler nicht noch mehr beunruhigen. Dann fiel Rush auf, dass ein Marine eine Kompresse auf seine Brust drückte. „Hey… was ist…?“ Er hob den Kopf, wollte mehr sehen. Doch TJ drückte ihn wieder runter. „Ist ne Schusswunde. Ein Andenken von unserem Liebling.“ Angewidert zischte Rush: „Der Giftzwerg.“ TJ lächelte. Dann zog sie eine Spritze auf, die sie aus dem MediKit gefingert hatte. „Ruh dich aus.“ Sie drückte ihm das Mittel in die Armbeuge. Rush lächelte schief und fiel sofort in einen tiefen Schlaf. So würde er von dem Transport nichts mitbekommen.

    Auf der Lichtung im Wald, wo sich die Marines versammelt hatten, wurde es wieder unruhig. Scott und Greer hatten sich bis eben noch ausgetauscht, rissen sofort wieder ihre Waffen hoch. Sie stellten sich schützend vor TJ und Rush. „Es sind die anderen, Sir! Colonel Telford und sein Team!“, meldete erfreut ein Marine.

    Es dauerte nicht lange, da stolperten die restlichen Soldaten des großen Rettungstrupps aus dem Wald. Mit dabei Young, der schlaff zwischen Telford und einem Marine hing und Lieutenant James, die im Wald zu Telfords Team aufgeschlossen hatte. Die zweite Trage wurde bereit gemacht und Young darauf abgelegt. TJ, die dem Marine bei Rush angewiesen hatte, sich weiter um den Wissenschaftler zu kümmern, sprang rüber zum Colonel, der nach dem letzten Fight nun richtig böse aussah. Wie zuvor bei Rush, suchte sie nun bei Young den Puls, seufzte erst nach einigen Sekunden erleichtert auf.

    TJs Hände zitterten noch immer. Sie versuchte mit Young zu reden, wie sie es bei Rush geschafft hatte. Doch dieses Mal blieb der Erfolg aus, der verletzte Colonel reagierte nicht. Dieser verhasste Anführer der Kriegerrasse, dieser mistige Zwerg, hatte auch bei seinem zweiten Schuss verdammt gut getroffen. Die Kugel steckte mitten in Youngs Schulter, ausgerechnet in der, die eh schon gebrochenen war. TJ griff wieder zu einer Kompresse, presste sie auf die Wunde. Dann legte sie die Hand auf seine Stirn. Young glühte förmlich vor Fieber. „Er wird doch wieder, oder?“, fragte Telford, der ihr assistierte. Er machte sich immer noch Vorwürfe, dass er es nicht hatte verhindern können. „Keine Ahnung. Wir müssen beide schnellstens zur Destiny bringen. Hier kann ich nichts für sie tun. Mit der Minimalausrüstung hier wird das nichts.“ TJ sah Telford ernst an. Auch wenn sie am ganzen Leib zitterte, war ihre Stimme klar und fest. Sie war voll in ihrer Arbeit und das beeindruckte Telford ungemein. Schließlich hatte die Frau viel durchmachen müssen in letzter Zeit.

    Telford reichte TJ rasch noch eine weitere Kompresse, dann erhob er sich wieder und gab Anweisungen: „Alles mal herhören. Wir brechen auf. Wir müssen so schnell wie möglich zum Stargate und dann auf die Destiny zurück. Sie, Sie und Sie beide…“, Telford zeigte auf einige Marines, „… und Sie vier werden sich um die Verwundeten kümmern. Ich will vier Mann pro Trage und keine Unfälle bitte! Wir haben schon genug Zeit verloren. Der Rest kümmert sich um die Sicherung des Trupps. Abmarsch!“ Der Trupp setzte sich in Bewegung. Telford ließ es sich dabei nicht nehmen, TJ unter die Arme zu greifen. Er ging auf Nummer Sicher, wollte nicht, dass sie unterwegs doch noch zusammenklappte.
    Gott sei Dank schaffte es der Rettungstrupp ohne weitere Verzögerungen zum Stargate. Scheinbar waren die Krieger im Dorf so dezimiert und verschreckt worden, dass nicht einer von ihnen sie verfolgte. Ohne eine Anweisung von Telford erhalten zu haben, war Scott vorausgeeilt und hatte die Gate-Koordinaten der Destiny eingeben. Kaum war der Ereignishorizont stabil, funkte er die Destiny an.


    Fortsetzung folgt...


  5. #24
    zigtausend Jahre alt ... ;-) Avatar von John's Chaya
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    Wow, das war wieder ein fantastisches Kapitel, einfach toll. Endlich wurden sie gerettet, hoffe ich zumindest.

    Denn dieser dämliche Zwerg hat ja leider doch noch Glück gehabt, Rush und Young niedergeschossen, oh man.

    Ich hoffe, TJ kann ihnen auf der Destiny helfen, da ist ihre volle Heilkunst gefragt, oh man, so ohne Young und Rush ist es keine Destiny mehr.

    Postet schnell weiter, will wissen ob sie überlebt haben. War echt eine tolle Leistung von Telford und seiner Truppe, wurde ja auch Zeit. Ich hoffe für Scott, dass sie es schaffen bzw. dass TJ es schafft ihnen zu helfen.

    Das müssen ja unsagbare Schmerzen sein, die Armen!
    Geändert von John's Chaya (15.06.2011 um 10:19 Uhr) Grund: s vergessen ;-)

    Ich bin zu alt, um nur zu spielen, zu jung, um ohne Wunsch zu sein.

  6. Danke sagten:


  7. #25
    Young-Fan Avatar von Mason
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    Kapitel 1-10 habt ihr ja schon. Hier ist Kapitel 11:
    Viel Spaß



    Destiny – Rückkehr

    Eli stand hinter der Konsole und war angespannt. Scott hatte eben durchgegeben, dass er und die anderen auf dem Rückweg waren. Scheinbar alle neunzehn Marines plus Telford, Greer, James, Scott natürlich und den drei Vermissten. Chloe stand neben ihm, ebenso angespannt und rechnete schnell nach. „Scheint, als wären sie vollzählig. Keine Tote.“ Erleichtert schaute sie Eli an, der, noch immer mit dem Funkgerät in der Hand, erwartungsvoll auf das Gate starrte. „Ja, scheint so.“

    Endlich. Der Ereignishorizont fing an einen nach dem anderen des Trupps auszuspucken. Erst Telford, der TJ stützte. Dann einige Marines mit den zwei Tragen. Kurz darauf tauchten auch die restlichen Marines, Greer, James und zum Schluss Scott auf, der rief: „Alle da! Ich war der Letzte!“ Sofort schaltete Eli das Gate ab. Chloe stürzte auf TJ zu, die kreidebleich war und umarmte sie vor Freude: „TJ! Gott sei Dank geht’s dir gut.“ Die Sanitäterin war allerdings zu aufgepuscht um die Begrüßung zu erwidern. Stattdessen schob sie Chloe einfach bei Seite und rief Eli zu: „Schnell, Eli. Schick sofort Park, Volker, Brody und Camille zu den Kommunikationssteinen. Wir brauchen richtige Ärzte!“
    Doch Eli reagierte nicht. Er war zu geschockt als er Rush und Young erblickte. So hatte er die beiden noch nie gesehen. Rush, den Eli gewissermaßen als „Chef“ sah, war anscheinend bewusstlos. Sein Shirt war blutgetränkt und in seinem Gesicht alles voller getrocknetem Blut. Beide Hände wiesen starke Spuren von Gewalt auf. Young sah nicht besser aus. Auch er blutete aus einigen Wunden, sah genauso geschunden aus wie Rush und schien ebenfalls bewusstlos. Ein erneutes Brüllen TJs riss ihn aus seinen Gedanken. „LOS, Eli, mach schon!!“ Eli taute wieder auf, riss sein Funkgerät hoch und befolgte TJs Anweisungen.

    Rush und Young wurden ohne Umwege auf die Krankenstation gebracht. Die Leute, die den Marines dabei begegneten, erschraken und schauten ungläubig auf das Bild, das sich ihnen bot.

    Telford war zwischendurch abgebogen und zum Raum mit den Kommunikationssteinen gelaufen. Er wollte Camille noch schnell Instruktionen geben, damit diese sie am anderen Ende weitergeben konnte. Nahezu gleichzeitig straf er mit Camille, Park, Volker und Brody ein. In kurzen Sätzen erklärte er den vieren die Lage und schloss mit den Worten: „Camille, Sie gehen zuerst. Berichten Sie General O’Neill von unserer Situation. Dann organisieren Sie ein Team vier guter Ärzte. Sind die Ärzte bereit, wechseln Sie, Camille, wieder auf die Destiny, um dann zusammen mit Park, Volker und Brody in die Körper der Ärzte zu wechseln. Sie, Dr. Park, Mr. Brody und Dr. Volker werden diesen Raum bis zum Körpertausch nicht mehr verlassen. Wir können es uns nicht leisten erst wieder drei Personen hierher zu beordern. Wir dürfen keine Zeit mehr verlieren.“ Camille und die anderen nickten. Dann griff die IOA-Mitarbeiterin, ausnahmsweise mal ohne jeglichen Kommentar, nach dem ersten Stein. Der Körpertausch erfolgte. Dass Brody mit Volker nun erstmal nicht mehr am defekten FTL-Antrieb weiter basteln konnten, war Telford völlig schnuppe. Er wies noch den anwesenden Corporal, der bisher die Kommunikationssteine „bewacht“ hatte, an, sobald die Ärzte an Bord waren, diese auf dem kürzesten Weg zur Krankenstation zu geleiten. Dann sprintete Telford zurück zur Krankenstation.


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    Destiny – Krankenstation, Operationen

    Telford bremste seinen Lauf erst in der Krankenstation. Dass er dabei zwischen sämtlichen Marines sauste, die an der Rettungsmission teilgenommen hatten und nun pflichtbewusst und voller Sorge vor der Krankenstation ausharrten, anstatt sich ihrer Kampfausrüstung zu entledigen, nahm er nur flüchtig wahr. Zu seinem Glück war die Tür zur Krankenstation offen gewesen, sonst wäre er wohl im vollen Lauf dagegen gerauscht.

    Hier war der Teufel los. TJ wechselte zwischen den Betten hin und her, auf die man Rush und Young gelegt hatte. Dazu waren Scott, Greer, James und einige andere anwesend, die der Sanitäterin halfen, wo sie nur konnten. Der eine tupfte blutende Wunden ab, die nächsten versuchten die Blutungen der Schusswunden im Rahmen zu halten. Wieder andere hingen kopfüber in den verschiedensten Kisten und Taschen mit medizinischer Ausrüstung und reichten TJ, wonach sie auch immer verlangte. „Verdammt noch mal, wann kommt endlich das Ärzteteam?!“, fluchte TJ immer wieder, während sie Infusionen klar machte. Telford, der jetzt erst seine Sprache wieder fand, ging zu der Sanitäterin und meinte, ihr dabei über die Schulter schauend: „Ist in Arbeit.“ – „In Arbeit… in Arbeit… Die sollen Dampf machen! Ich weiß nicht, wie lange die beiden noch durchhalten.“

    Telford merkte, dass er hier nur noch im Weg stand; nichts weiter mehr ausrichten konnte. Mit wirren Gedanken verließ er die Krankenstation, stellte sich zu den vor der Tür wartenden Marines. Niemand sagte ein Wort. Ihnen war klar, dass es mehr als eng wurde. Die Einsatzausrüstung hatten die Marines zum Teil noch im Arm, zum Teil neben sich gelegt. Niemand hatte die Ruhe sich jetzt um sich selbst zu kümmern. Als Telford anfing sich seine und Youngs Männer anzuschauen, wurde ihm leicht warm ums Herz und ihm fiel auf, dass er ebenfalls noch in voller Montur war. Er lehnte sich mit dem Rücken an die Wand und fing an zu beten.

    Es kam allen wie eine Ewigkeit vor bis endlich der Corporal mit den vier Ärzten, die in Camilles, Parks, Volkers und Brodys Körper stecken, um die Ecke geschossen kam. Ohne Telford und die Marines zu beachten, marschierten die vier im Eiltempo an ihnen vorbei in die Krankenstation. Der Corporal blieb draußen. „Na endlich!“, entfuhr es TJ. Dann schmiss sie alle raus, die überflüssig waren, und verschloss die Tür. Nur zwei Nicht-Ärzte durften drin bleiben. Sie wurden gebraucht, um zu assistieren.

    Auf dem Gang vor der nun verschlossenen Tür wurde es immer voller. Neben den neunzehn Marines des Rettungstrupps und Telford, befanden sich nun auch Scott, Greer und James. Der Corporal hatte sich unauffällig wieder zu den Kommunikationssteinen begeben. Schließlich musste stets ein Auge auf die Dinger geworfen werden, damit nicht irgendwelcher Unfug fabriziert werden konnte.
    Über zwei Stunden später hatte sich noch immer nichts getan. Noch immer waren alle, die an dem Einsatz beteiligt gewesen waren, vor der Krankenstation. Jeder andere, der vorbei kam, sah sofort was hier ablief. Aber niemand traute sich nachzufragen, ging schnell weiter, in dem Wissen, irgendwann auch informiert zu werden. Die Soldaten schwiegen sich an. Jeder ging hart mit sich ins Gericht, gab sich die Schuld doch zu langsam gewesen zu sein, nicht genug auf Dr. Rush und Colonel Young aufgepasst zu haben. Scott hatte sich neben Greer auf den Boden gesetzt. James kauerte mit angezogenen Knien neben einem Marine auf der anderen Seite. Telford stand noch immer mit dem Rücken an die Wand gelehnt direkt neben der Tür. Ab und zu riskierte er einen flüchtigen Blick durch das kleine Sichtfenster, sah aber nur die Rücken konzentriert arbeitender Ärzte, was ihm auch nicht weiterhalf.

    Irgendwann kam Eli mit Chloe um die Ecke. Beide hatten es nicht mehr in der Kantine ausgehalten; waren voller Ungeduld. Als sie die Gesichter der Wartenden sahen, bekamen sie es mit der Angst zu tun. Es war Chloe, die leise fragte: „Sie… sie sind nicht tot, oder?“ Scott schaute mit verzweifelten Augen hoch, unfähig ein Wort zu sagen. Greer starrte weiter auf den Boden, ebenfalls schweigend. „Ich weiß es nicht, Miss Armstrong“, war es schließlich Telford, der reagierte. Eli ließ den Kopf hängen. Zusätzlich zu den ständigen Sorgen über seine kranke Mutter, nun auch noch das. Zusammen mit Chloe beschloss er, nicht mehr wegzugehen und setzte sich neben James. Die Marines ließen sie gewähren. Schweigend.

    Nach weiteren Stunden kam endlich Bewegung ins Spiel. Die Tür der Krankenstation öffnete sich und eine völlig erschöpfte TJ kam heraus. Die vier Ärzte blieben in der Krankenstation, arbeiteten weiter. Sofort sprangen alle auf, waren kurz davor, TJ mit Fragen zu bombardieren. Es war Scott, der schlussendlich den Mut fasste, etwas zu sagen: „Und?“ TJ holte tief Luft, lehnte sich an den Türrahmen. „Es war knapp, aber beide sind am Leben.“ Man konnte förmlich hören, wie imaginäre Felsen von allen Anwesenden abfielen. Doch das war’s auch schon mit den guten Nachrichten.

    TJ berichtete weiter: „Wir haben die Kugeln entfernen können. Dr. Rush hat wahnsinniges Glück gehabt. Ein paar Minuten später und er hätte es nicht geschafft. Die Kugel saß im Brutkorb fest. Er hat viel Blut verloren. Seine linke Hand und die Nase sind gebrochen, genauso wie zwei Finger der rechten Hand. Dazu sechs gebrochen Rippen, diverse Schnitt- und Platzwunden, Blutergüsse und eine Gehirnerschütterung. Dazu noch unzählige Prellungen, die aber nicht weiter ins Gewicht fallen.“ – „Wird er wieder gesund?“, platzte es aus Eli raus. TJ verzog das Gesicht. „Nun, ich denke, er ist über dem Berg. Gerade so.“ Eli konnte mit TJs Antwort nicht viel anfangen „Also schafft er es?“ Erst als TJ ihn anschaute und sagte, „wenn es keine weiteren Komplikationen gibt, ja.“, beruhigte sich Eli wieder.

    „Und was ist mit dem Colonel?“, schaltete sich jetzt Scott ein. TJ fuhr sich mit der Hand durch die Haare, suchte nach den richtigen Worten. „Tja… auch bei ihm haben wir die Kugel entfernen können, die in der linken Schulter steckte…“ – „Aber?!“ Scott hielt es nicht mehr aus. Er bebte am ganzen Körper vor Spannung. „Die linke Schulter ist ein einziger Trümmerhaufen. Wir mussten die Operation abbrechen, er wäre uns sonst unter den Händen weggestorben.“ TJs Stimme brach, sie musste schlucken. „Das... das Fieber … es ist zu hoch. Es muss zuerst sinken, dann können wir uns erst richtig um die Schulter kümmern.“ Sie warf einen Blick nach hinten zu den Ärzten, die noch immer bei der Arbeit waren. „TJ…. Lieutenant Johansen?“ Telford ahnte, dass da noch mehr war und versuchte ihre Aufmerksamkeit wieder zu sich und den anderen zu lenken. Mit Tränen in den Augen sprach sie weiter: „Er hat mehr gebrochene Rippen als Rush. Das Jochbein unter dem rechten Auge, die Nase und linke Hand sind gebrochen, die rechte Hand verstaucht. Dazu wie bei Rush eine ordentliche Gehirnerschütterung, zig Platzwunden, Prellungen und Blutergüsse.“ TJ begannen die Tränen über die Wangen zu laufen. Mit brennenden Augen sackte sie in die Hocke und schluchzte. Es schien, als würde der Schock jetzt richtig durchbrechen.

    Die Reaktionen der Marines waren so unterschiedlich wie sie nur sein konnten. Einer schlug gefrustet die Faust gegen die Wand, ein anderer schluckte und rieb sich die Augen. James unterdrückte Tränen, wollte sie nicht zeigen. Zwei weitere Marines setzten sich einfach nur wieder hin, andere verharrten, so wie sie waren. Eli und Chloe starrten sich entsetzt an. Scott lehnte an der Wand, genau wie Telford. Beide machten sich schwere Vorwürfe. Lediglich Greer hatte sich soweit in Gewalt, dass er die entscheidende Frage kaum hörbar rausbrachte: „Hat er eine Chance?“ Schweigen. „TJ. Hat Colonel Young eine Chance?“, fragte Greer ein wenig lauter. „Das… das Fieber muss sinken. Es darf keine Infektion geben. Die Schulter ist schwer gebrochen…. Ich weiß es nicht… ich weiß es nicht….“

    Jetzt war es raus. Die nackte, harte Wahrheit. Der Rettungstrupp hatte Rush und Young aus den Fängen der Kämpfe befreit. Aber waren sie auch tatsächlich gerettet? Würden beide überleben? Bei Rush standen die Chancen wesentlich besser. Aber was, wenn der Colonel, ihr Colonel, der sie bis hierher nach seinen besten Möglichkeiten immer beschützt hatte, es nicht schaffte? Minutenlang herrschte bedrückende Stille auf dem Gang. Niemand war in der Lage sich zu rühren, zu tief saß der Schock. Eine ganze Weile standen sie so noch beieinander. Als irgendwann das Ärzteteam ihre Arbeit beendet hatte und der Rücktausch in die eigenen Körper abgeschlossen war, kehrte langsam so etwas wie Ruhe ein. Erst dann fanden alle Beteiligten die Möglichkeit, sich um sich selbst zu kümmern.


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    1. Abend, Nacht nach den 1. OPs

    Eli, Rush

    Auf der Destiny herrschte eine unangenehme Stille. Jeder machte sich Sorgen um Dr. Rush und Colonel Young. Natürlich, alle waren mehr als froh, dass sie lebend zurückgebracht worden waren, aber dennoch, die Sorge blieb. Eli saß gedankenverloren in seinem Quartier. Er hatte große Angst. Angst um Rush. Er wusste nicht einmal richtig warum. Wahrscheinlich lag es einfach an der Panik, dass Rush sterben könnte. TJ hatte zwar gesagt er wäre überm Berg, aber sie hatte auch gesagt „wenn es keine weiteren Komplikationen gibt“. Aber wenn es nun doch Komplikationen gäbe und Rush sogar sterben würde, wer sollte ihn denn dann anschreien? Wer sollte ihn herumschubsen und von einem Platz zum anderen jagen, ihn quer durch das ganze Schiff herumkommandieren? Nein, Rush durfte nicht sterben!

    Doch Eli wurde bitter enttäuscht. Denn in der Nacht bekam auch Rush hohes Fieber. TJ war die ganze Zeit bei ihm und versuchte ihm irgendwie zu helfen. Doch Rush war körperlich am absoluten Nullpunkt angelangt. Er hatte eine Menge Blut verloren, unzählige Schläge einstecken müssen. Sein Körper wollte nicht mehr. TJ hielt seine Hand und beruhigte ihn so gut sie konnte. Eli stürmte in die Krankenstation. „Was ist mit ihm?“ TJ sah ihn mit sorgenvoller Miene an. „Er hat Fieber bekommen, Eli“, erklärte sie ihm, „hohes Fieber.“ - „Aber… aber er wird doch nicht…? Ich meine, du hast doch gesagt er wäre überm Berg, oder nicht?“ - „Wenn keine weiteren Komplikationen auftreten, Eli. Aber das hier ist eine Komplikation. Das Fieber kam so unerwartet, wie es bei Colonel Young kam. Er ist schwer krank, Eli.“
    Der junge Mann wusste nicht was er sagen sollte. Er starrte nur auf Rush. Der verletzte und nun auch noch kranke Wissenschaftler lag in Bandagen gewickelt auf dem Krankenbett und atmete schwer. TJ hielt noch immer seine Hand. Eli wollte zu ihm, aber irgendwie traute er sich nicht. „Eli, wenn du zu ihm willst, dann komm“, sagte TJ schließlich leise. Der junge Mann zögerte noch kurz, ging dann aber vorsichtig zum Krankenlager des Wissenschaftlers. TJ stand auf: „Ich…ich geh mal kurz.“ – „Okay. Keine Sorge. Ich lass ihn sicher nicht alleine.“ Tröstend legte TJ ihre Hand auf die Schulter des MIT-Abbrechers. Er mochte Rush, das wusste sie. Er war fast wie ein Vater für ihn, auch wenn er ihn öfters mal anschrie. Er war der Einzige, der ununterbrochen an Eli geglaubt hatte und in seine Fähigkeiten Vertrauen gehabt hatte. Sie bezweifelte, dass er Rushs Tod verkraften würde. Sie lächelte noch einmal, dann drehte sie sich um, um nach Everett zu sehen.

    Eli nahm zitternd Rushs Hand. „Hey, Doktor Rush. Ich bin’s, Eli. Sie müssen wieder gesund werden, hören Sie? Es gibt so viel hier zu tun. Der FTL-Antrieb ist schon wieder hinüber und Brody und Volker schaffen das sicher nicht alleine. Wen wundert’s“, versuchte er Rush und auch sich selbst zu beruhigen. Eli schluckte. Er hatte schon lang etwas auf dem Herzen, das er nie losgeworden war. Aber nun schien ihm ein guter Zeitpunkt zu sein. Auch wenn Rush bewusstlos war, Eli war sich ganz sicher, dass er ihn trotzdem hören konnte. „Hören Sie Doc, ich…ich wollte mich schon lange bei Ihnen bedanken. Dafür, dass Sie mich nicht wie ein kleines Kind behandelt haben, wie das andere hier tun. Telford zum Beispiel. Verstehen Sie das nicht falsch, ich will hier nicht über Telford lästern, aber manchmal da…da behandelt er mich als wäre ich ein 15-jähriger Teenager. Nur weil ich keinen Job und keine richtige Ausbildung habe. Sie haben das nie gemacht. Sie haben mich ganz anders behandelt und wollten mit mir arbeiten und haben gesagt ich sei nicht dumm.“ Eli holte tief Luft.
    „Und…da ist noch was. Erinnern Sie sich noch an die eine Nacht, die wir auf diesem schwülen Dschungelplaneten verbringen mussten? Ich…ich weiß gar nicht ob Sie das mitbekommen haben, aber TJ hab ich erzählt, dass mein Vater abgehauen ist als ich vierzehn war, weil meine Mutter HIV bekam. Und…und die ganze Zeit war ich mit Mom alleine. Wir mussten alleine klar kommen. Und dann kamen Sie und General O’Neill und haben mich schließlich hierher gebracht. Sie haben mich immer normal behandelt, haben mir die Technik und die Antikersprache erklärt wenn ich Probleme damit hatte. Was ich eigentlich damit sagen will ist, dass…dass Sie für mich wie ein Vater sind, Rush, und ich will nicht, dass Sie sterben. Sie dürfen einfach nicht sterben. Mein richtiger Vater hat sich nie wieder bei uns gemeldet. Er ist mir mittlerweile auch egal, aber Sie sind mir nicht egal. Es tut mir Leid wenn ich Sie in manchen Situationen enttäuscht habe, oder dass ich Ihnen nicht vertraut habe. Und ich verspreche Ihnen, dass ich das nie wieder mache. Aber bitte Rush, ich flehe Sie an, wachen Sie auf. Werden Sie bitte wieder gesund. Bitte.“ Tränen der Angst und der Erleichterung, endlich alles losgeworden zu sein, liefen seine Wangen herunter. Er vergrub sein Gesicht neben Rushs Hand und betete, dass das Fieber sinken würde.


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    TJ, Young

    TJ hatte, wie sie es bereits während der nächtlichen Gespräche in der Gefangenschaft ungewollt getan hatte, das leise Flüstern Elis mitgehört. Und auch jetzt zog sie es vor nichts dazu zu sagen. Eli würde sich bestimmt schämen. TJ war schon länger klar gewesen, dass Eli den Wissenschaftler als eine Art Ersatzvater ansah, und ließ ihn nun alle Zeit der Welt, die der junge Mann am Krankenlager von Rush verbringen wollte. Und sei es die ganze Nacht.

    Die Sanitäterin war zu Everetts Bett gegangen, welches in einem hinteren Teil der Krankenstation stand. Der Colonel war noch immer bewusstlos, kreidebleich und hatte vom Fieber Schweißperlen auf der Stirn. Nach der Not-OP, die zeitgleich zur Not-OP von Rush durchgeführt worden war, hatten die Ärzte die linke Schulter sowie den Arm fest in Decken gestützt, damit keinerlei Bewegung erfolgen konnte. Die Kugel war zwar entfernt, aber durch das Fieber hatten sie die Operation vorzeitig beenden müssen. Die Schulter war zu schwer gebrochen und eine Korrektur würde zu lange dauern. In seinem derzeitigen Zustand viel zu gefährlich. Erst wenn das Fieber wieder auf ein akzeptables Maß gesunken sein würde, konnte der zweite Eingriff durchgeführt werden. So lange hieß es warten. Gott, wie TJ das hasste.

    Vorsichtig tupfte TJ die Schweißperlen ab. Dabei fiel ihr Blick auf die Wunden, die Everett von seinem letzten Kampf davongetragen hatte und Wut stieg ihn ihr auf. Wie hatte der Zwerg von Anführer ihn bloß in seiner Verfassung kämpfen lassen können?! TJ hatte sich schon an dem Morgen gefragt, wie Everett so geschwächt hatte aufstehen können. Aber was der Zwerg dann veranstaltet hatte…. Dazu fiel TJ nicht mehr viel ein. Mit Fieber in den Knochen und der kaputten Schulter hatte Everett nicht den Hauch einer Chance im Kampfkreis gehabt. Und dennoch alles gegeben. TJ bewunderte ihn dafür. Aber er hatte einen verdammt hohen Preis bezahlt, als er mit seiner Aufopferung TJ und Rush das Leben retten wollte. Sein Gegner, der Hüne von Krieger, hatte Everett, als der zu keinerlei Verteidigung mehr fähig war, nach Lust und Laune verdroschen. Und so sah Everett jetzt auch aus. Das Gesicht übersät mit Blutergüssen, Cuts und Schwellungen. Die Hände zerschunden von den Schlägen. Und dazu eben all die Brüche, welche die Ärzte erst bei der Untersuchung hatten feststellen können.

    TJ kämpfte mit ihren Gefühlen. Klar, sie sorgte sich um jeden ihrer Patienten, egal wer es sein mochte. Aber jetzt, im anderen Bereich der Krankenstation und somit außer Sichtweite von Rushs Bett, bekam sie immer mehr Schwierigkeiten sich nicht gehen zu lassen. Ein Teil von ihr liebte den Mann, der vor ihr lag, noch immer. Ja, sie hatten beide im Einverständnis ihre Affäre noch auf der Icarus-Basis beendet. Ja, er wollte wieder zurück zu seiner Frau Emily. Doch als TJ ihm von ihrer Schwangerschaft, resultierend aus der Affäre, erzählt hatte, war sie von seinem Entgegenkommen einfach nur hin und weg gewesen. Trotz allem würde er zu ihr und dem Kind stehen. Egal, was Emily davon halten würde. Und dass er TJ keinerlei Schuld am Verlust des Kindes gab und sich weiter um sie sorgte, ließ sie den Mann nur noch mehr bewundern. So gerne würde sie ihm jetzt helfen. Ihm die Schmerzen nehmen, ihm einfach alles zurückgeben was er ihr gab. Aber mehr als das, was bisher getan worden war, ging im Moment nicht. Mit unendlicher Vorsicht tupfte TJ weiter.

    Die Nacht ging nur mühsam vorbei. Die Beklommenheit an Bord nahm zu. Keiner schaffte es eine Ablenkung zu finden. Die Stille war unerträglich. Irgendwann waren TJ und Eli in der Krankenstation eingeschlafen. Als Telford mitten in der Nacht dort nach dem Rechten schauen wollte, hatte er sie entdeckt und still und heimlich Decken über die beiden Aufpasser ausgebreitet. Dass TJ bei Everett sein würde hatte er sich denken können, aber dass Eli nicht von Rushs Seite gewichen war, verwunderte ihn. Doch je mehr er darüber nachdachte, auch wieder nicht. „Wie Vater und Sohn“, dachte er sich leise. Telford warf noch ein schnelles Auge auf die Überwachungsgeräte für Rush und Young und schlich sich dann wieder aus der Krankenstation. Wachen aufzustellen war nicht nötig. Die gesamte Besatzung wusste was los war, und niemand würde es wagen laut polternd in die Krankenstation zu stürmen. Jetzt musste Telford nur noch dafür sorgen, dass er selbst auch etwas Ruhe und Schlaf bekommen würde. Das ganze Theater war noch lange nicht ausgestanden und er konnte es sich nicht leisten, wegen Schlafmangels auch noch umzukippen.


    Fortsetzung folgt...


  8. #26
    zigtausend Jahre alt ... ;-) Avatar von John's Chaya
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    *Schreck* Das war ja mehr als knapp und ist es noch, diese vielen Verletzungen kann doch eigentlich keiner überleben.
    Aber trotzdem hoffe ich, dass es Young und Rush tun, das sie es schaffen.

    Da merkt man erst wie beliebt Young wirklich ist, was für ein fantastischer Anführer er ist.
    Alle seine Marines stehen hinter ihm, drücken die Daumen und beten sogar für sein Überleben, toll.

    Scott hat es am schwersen getroffen, da er sich ja irgendwie die Schuld daran gibt, da es solange gedauert hat.
    Er hat immer am meisten zu Young aufgesehen. Ich hoffe sehr, dass Rush und Young es beide schaffen, dass sie durchkommen.

    Armer Eli, er sieht in Rush wirklich einen Vaterersatz. Ich hoffe er verliert nicht den Boden unter den Füßen, falls wieder erwarten....nee, daran will ich jetzt lieber nicht denken.

    Genau wie Tj, die jetzt wieder merkt, wie sehr sie noch an Young hängt.

    Ich will, dass sie überleben und ganz die Alten werden, außer dass vielleicht die Freundschaft zwischen Young und Rush bestehen bleibt. Obwohl, ohne ihre Kappeleien ist es auch irgendwie nicht das Wahre.

    Das war wieder ein unter die Haut gehendes Kapitel. Danke dafür!!!

    Ich bin zu alt, um nur zu spielen, zu jung, um ohne Wunsch zu sein.

  9. Danke sagten:


  10. #27
    Young-Fan Avatar von Mason
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    Zitat Zitat von John´s Chaya Beitrag anzeigen
    ...
    Ich will, dass sie überleben und ganz die Alten werden, außer dass vielleicht die Freundschaft zwischen Young und Rush bestehen bleibt. Obwohl, ohne ihre Kappeleien ist es auch irgendwie nicht das Wahre.
    ...
    Ja was denn nu? Sorry, aber die Frage musste jetzt sein.

    Danke für dein Feedback, John's Chaya. Ob die beiden überleben, tja, da gehts dir wohl wie der Destiny-Crew: abwarten...

    Grüße, Mason

  11. Danke sagten:


  12. #28
    zigtausend Jahre alt ... ;-) Avatar von John's Chaya
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    Zitat Zitat von Mason Beitrag anzeigen
    Ja was denn nu? Sorry, aber die Frage musste jetzt sein.
    Weiß ich selber nicht

    Ich bin zu alt, um nur zu spielen, zu jung, um ohne Wunsch zu sein.

  13. #29
    Young-Fan Avatar von Mason
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    Genug gewartet. Hier habt ihr Kapitel 12:



    Tag 1 nach der Rettung

    Auf der Destiny ging jeder seiner Wege. Ein Team fleißiger Hände mühte sich mit dem noch immer defekten FTL-Antrieb ab. Andere Forschungen liefen weiter und wer nichts zu tun hatte, suchte sich eine Beschäftigung. Hauptsache nicht grübeln müssen… Telford wälzte sich durch Youngs Papierkrieg, um den auf dem Laufenden zu halten. Von Camille ließ er sich berichten was vor seiner Ankunft alles geschehen war. Beide waren mehr als glücklich, dass sogar die Gefangenen der Luzianer-Allianz sich ruhig verhielten. Es gab nicht einen einzigen Zwischenfall.
    Den ganzen Tag über hatten einige Personen auf der Krankenstation kurze Besuche abgestattet. Telford nahm es niemandem übel, hatte dem sogar zugestimmt. Auch TJ brauchte dringend Pausen. Sie konnte die ganze Arbeit wohl kaum alleine schaffen. Es galt, zwei Schwerverletzte zu versorgen, und mit zwei Händen, ohne zusätzliche Hilfe war das ja wohl kaum möglich. Wenn TJ schlief, sprangen Dr. Park, Lieutenant James oder Camille Wray für sie ein.

    Mittlerweile war es schon wieder Abend geworden. Neben Dr. Park und TJ waren nun auch Scott, Telford, Brody und Volker in der Krankenstation. Die beiden Frauen kümmerten sich um die medizinische Ausrüstung. Brody und Volker hatten sich bei Rush ans Bett gesetzt; sprachen leise auf den noch immer bewusstlosen Wissenschaftler ein. In der Hoffnung irgendwie zu Rush vorzudringen und ihm zu helfen, erzählten die beiden alles Mögliche. Nebenbei tupften sie ihm den Schweiß von der Stirn. Es war schlimm, ihren „Chef“ so zugerichtet zu sehen.

    Telford und Scott hatten sich an Youngs Bett gesetzt. Auch der Colonel war noch immer bewusstlos, fieberte. Genau wie Brody und Volker redeten auch Telford und Scott auf den Kranken leise ein. Sie erzählten von früheren Missionen, neckten sich gegenseitig. Telford wollte gerade wieder einen feuchten Lappen auf Youngs Stirn legen, als Scott etwas auffiel. „Colonel Telford“, sagte er. „Was ist?“ – „Ich… ich glaub seine Hand hat sich gerade bewegt.“ Telford stutzte: „Damit macht man keine Witze, Lieutenant.“ – „Sehen Sie mal.“ Scott deutete auf Youngs Finger, die sich ganz leicht bewegten. Telford reagierte sofort und rief TJ, um ihr davon zu berichten. „Scheint, als würde er wach werden.“
    TJ kam sofort angerannt und stellte sich neben Telford. Auch sie starrte auf die Hand und die Finger. Instinktiv nahm sie sein in ihre Hand und flüsterte leise: „Everett? Kannst du mich hören?“ Sie betete, dass er endlich aufwachen würde. Ein paar Minuten geschah nichts, doch dann öffnete Young tatsächlich die Augen. Es dauerte etwas bis die Konturen vor Youngs Augen Schärfe gewannen und er verwirrt erst TJ, dann Telford und Scott erkannte. „Er ist wach“, sagte Scott glücklich. Auch Telford war erleichtert. Ihm fiel regelrecht ein Stein vom Herzen.
    „Wo…“, Young musste schlucken, seine Stimme war gerade mal ein Flüstern. „Wo bin ich?“, brachte er matt hervor. TJ strich ihm durch die Haare und erklärte: „Es ist alles gut, Everett. Wir sind wieder auf der Destiny. Du bist auf der Krankenstation.“ – „Aber…wie…?“ – „Der FTL-Antrieb ist ausgefallen. Wir sind nicht gesprungen. Und dann haben wir euch finden können“, fiel Telford Young ins Wort. Er hatte die Frage schon geahnt. Young wollte noch mehr sagen, doch er war zu schwach. Ihm fielen die Augen wieder zu.

    Eine Stunde später, Telford und Scott waren noch immer bei ihm, kam Young wieder zu sich. „Hey, wie geht’s?“, fragte Scott. Die Frage ignorierend, versuchte Young zu feixen: „Sie sollten sich mal richtig ausschlafen. Sie sehen richtig beschissen aus, Lieutenant.“ Es fiel ihm gar nicht so leicht, ganze Sätze rauszubekommen. Er fühlte sich völlig ausgesaugt. Scott, der tatsächlich fix und alle war, fand das gar nicht komisch: „Das sagen ausgerechnet Sie, Sir. Mann gut, dass Sie sich nicht sehen können.“ – „So schlimm also?“ Young versuchte, sich zu bewegen. „Nichts da, mein Freund. Du bleibst schön liegen und rührst dich nicht“, hielt Telford ihn zurück und winkte TJ herbei, die gerade nach einem kleinen Mahl aus der Messe zurückkam. „Schön still liegen bleiben, Everett.“ – „Aber…“ Young wurde unruhiger, ahnte, dass irgendwas in der Luft lag. Erst als TJ anfing, ihm das Dilemma mit seiner Schulter zu erklären, begann er langsam zu kapieren. Zumindest diesen Part. Aber alles andere bekam er nicht gebacken. Alles, woran er sich erinnern konnte, war der Hüne aus dem letzten Kampf. Danach… Filmriss. Telford, Scott und TJ berichteten ihm alles. Außer, dass es Rush ebenfalls nicht gut ging. Den Teil ließen sie bewusst aus. Kaum als Scott mit erzählen fertig war, schlief Young, immer noch erschöpft, ein.


    xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx


    Nacht von Tag 1 auf Tag 2

    Mitten in der Nacht stieg die Temperatur des Colonels erneut und er begann sich unruhig hin und her zu bewegen. Ausgerechnet jetzt war TJ alleine in der Krankenstation und musste sich um das zweite Sorgenkind, Rush, kümmern. Da sie den anderen, die ihr mehr als fleißig unter die Arme griffen deren Pausen gönnte, funkte sie kurzerhand Colonel Telford an. Und der raste in neuer Rekordzeit zu ihr. Nahm das alles denn gar kein Ende? Es hatte heute doch so nach Besserung ausgesehen. Doch nun hieß es wieder, den Colonel stillzuhalten, mit kühlem Lappen und gutem Zureden zu beruhigen.
    Irgendwann kam Young Gott sei Dank wieder zu sich. Ihm war heiß und kalt und er brauchte wieder eine ganze Weile, bis er die Umgebung sortiert hatte. „Everett.“ Telford war unendlich froh, seinen Freund wieder wach bekommen zu haben. „Wie geht’s dir?“ – „Prächtig“, war alles, was Young im ersten Moment einfiel. Erst dann entdeckte er TJ, die auf der anderen Seite des Bettes auftauchte. Sie lächelte schief und versuchte zu witzeln: „Hast du dir den Sarkasmus von Nick abgeschaut?“ – „Sieht fast so aus. Wie geht’s ihm eigentlich?“ TJ sah flüchtig zu Telford rüber, in der Hoffnung, er würde daran denken, dass sie Young noch immer nichts von Rushs Schusswunde und dem Fieber erzählen wollten. Und der schaltete sofort: „Oh, der ist okay und schläft gerade.“ – „Ja? Das ist gut.“ Young wollte mehr sagen, verschluckte sich aber und musste husten. Und dann kamen die Schmerzen zurück. Bis dato hatte er vor Schwäche kaum etwas gespürt, aber dafür wurde es jetzt umso heftiger. Die Schulter, die Rippen, sein Schädel, einfach alles meldete sich und sorgte für erneutes Aufblitzen größerer Sternenschauer vor seinen Augen. Schmerzhaft verzog Young das Gesicht, doch dadurch tat alles nur noch mehr weh. Sein ganzer Körper verkrampfte sich.

    „TJ!“, forderte Telford die Sanitäterin auf, während beide vergebens versuchten, dass Young sich endlich wieder entspannen und ruhig liegen würde. „Geben Sie ihm was. Schnell!“ TJ hastete zu einem Schrank und kramte eine Spritze raus. Zwischen zusammengebissenen Zähnen fing Young das Protestieren an: „Nein, David… keine Medikamente.“ – „Bitte?!“, frage Telford erschrocken, „Was meinst du damit, keine Medikamente?! Du brauchst welche.“ Young musste erneut husten, presste hervor: „Wir… kaum noch was da…. an ner Apotheke… kaum vorbei kommen…“ Telford konnte kaum glauben, was er da hörte. Seinen Freund weiter festhaltend, schimpfte er: „Sag mal, hast du jetzt völlig den Verstand verloren?! Wie lange glaubst du Macho denn, hälst du das noch aus? Du sollst still liegen und nicht Samba tanzen. Dein Fieber muss auch runter. Und zwar pronto!“ Everett wollte weiter protestieren. Doch Telford ließ das gar nicht erst zu. Mit einem kurzen Wink zu TJ wurde Young auch schon mit der Spritze ruhig gestellt.

    Als dieser augenblicklich eingeschlafen war, holten Telford und TJ erstmal tief Luft. „Ich glaub’s ja nicht. So ein verdammter Sturkopf!“, schimpfte Telford noch und ließ sich in einen Stuhl fallen. „Können wir ihn solange schlafend halten bis das Fieber gesunken ist, Lieutenant? Das hat ja alles keinen Sinn, wenn er sich so benimmt.“ TJ lehnte sich gegen ein anderes Bett und überschlug schnell in Gedanken ihre Vorräte. „Ich denke mal schon. Mit Ihrer Erlaubnis würde ich morgen gerne die Kommunikationssteine benutzen und Dr. Brightman um weitere Vorschläge bitten.“ Telford betrachtete den tief schlafenden Young und nickte zustimmend. „Natürlich. Tun Sie das. Ich denke mal es ist für ihn besser wenn er erstmal nicht wieder wach wird. Der tanzt uns hier sonst noch durch die Bude.“ – „Danke, Sir.“ TJ versuchte zu lächeln, wurde aber von Telford unterbrochen: „Dafür nicht. Tun Sie einfach alles Notwendige.“ - „Das meinte ich nicht. Danke, dass Sie so schnell hier waren.“ Nun war es Telford, der schmunzelte, während er weiter auf Young schaute. „Dafür sind Freunde da, TJ.“ Dann stand er auf, wandte sich direkt an sie: „Wenn nochmal was sein sollte, melden Sie sich wieder. Okay?“ TJ nickte. Kaum war Telford gegangen, schaute sie ein letztes Mal nach Young, dann ging sie wieder zu Rush hinüber. Hoffentlich würde der Wissenschaftler nicht auch noch für Aufregung sorgen.


    xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx


    Tag 2

    Am folgenden Tag war die Situation auf der Destiny noch immer heikel. Überall war die Anspannung noch immer zu spüren. Mit Arbeit jeglicher Art versuchte man sich abzulenken. In der Krankenstation herrschte den halben Tag lang Ruhe. TJ hatte sich mit Hilfe der Kommunikationssteine mit Dr. Brightman im Homeworld Command unterhalten und nützliche Tipps der Doktorin erhalten. Auch sie war der Meinung, Colonel Young solange schlafend zu halten, bis sein Fieber auf ein angemessenes Niveau gesunken war. Dann wollte man ihn wecken damit er für die noch ausstehende OP genug Kräfte sammeln könne. Bis dahin sollte TJ versuchen, ihm Tees oder Suppen einzuflößen. Ein Tropf mit Flüssignahrung war ja auf Grund der miesen Reserven auf der Destiny nicht möglich. Also scheuchte TJ Dr. Park in Volkers angelegten „Kräutergarten“, um Blätter zu sammeln, die Koch Becker dann bearbeiten sollte. TJ war für die Hilfe Dr. Brightmans mehr als dankbar. Die Ärztin hatte sogar zugesagt, jeden Tag einen Besuch auf der Destiny zu machen, um nach dem Rechten zu sehen. Und wenn sie selbst es nicht könnte, dann eine Vertretung. General O’Neill hatte angeordnet, dass immer jemand zur Verfügung stehen würde, falls es einen dringenden Fall geben sollte. TJ war ihm dafür ebenfalls sehr dankbar und hatte Telford gebeten, ihm einen herzlichen Dank von ihr auszurichten, wenn er das nächste Mal Bericht erstatten würde.

    Wie schon zuvor, war TJ kaum alleine mit ihren beiden Patienten. Es waren immer welche da, die sich zu Rush oder Young an die Betten setzten. Je nachdem, wer gerade ein wenig Zeit erübrigen konnte. So war es auch TJ möglich, mal für kurze Momente abzuschalten und sich um andere Dinge zu kümmern. Sie musste ihre eigenen Reserven dringend wieder auffüllen, das hatte Dr. Brightman ihr beim letzten Besuch eingetrichtert. Und TJ gehorchte. Was hatte sie denn auch für eine Wahl als einzige Sanitäterin an Bord? Eben, keine.


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    Mal wieder hatte sich Eli zu Dr. Rush ans Bett gesetzt. Der Wissenschaftler war noch immer bewusstlos und fieberte. Wie Young. Zwar nicht so hoch, aber es reichte dennoch, um Eli und die anderen zu beunruhigen. Wie so oft hielt er die Hand Rushs und redete auf ihn ein. Er erzählte von seinen Jugendsünden, seiner Mutter; einfach von allem, was ihm einfiel.

    Irgendwann, Eli war mittlerweile etwas ermüdet, stöhnte Rush leise auf und Eli war wieder hellwach. Sofort weckte er Chloe, die ihm Gesellschaft geleistet hatte und vor einer Stunde bereits eingeschlafen war. Und die alarmierte sofort TJ, die so schnell wie möglich zur Stelle war. Die Sanitäterin ging an die andere Seite des Bettes, fühlte die Stirn des Wissenschaftlers und fluchte leise auf: „Das Fieber ist wieder gestiegen.“ Eli seufzte traurig und sah zu Boden. Er hatte so gehofft, dass das Fieber sinken und Rush wieder aufwachen würde. TJ starrte Rush an und fragte sich, warum dieser auf einmal so krank geworden war. Sicher, auch er hatte Knochenbrüche erlitten, so manch andere Blessur davongetragen und war nicht gerade in guter körperlicher Verfassung. Aber das war doch kein Grund für Fieber. TJ ging immer und immer wieder die letzten Tage durch. Und dann erschrak sie, als ihr etwas einfiel, an das sie bis jetzt gar nicht gedacht hatte. Rush hatte zwischendurch kurz Blut gehustet! Das musste es sein. „Ich brauch sofort Dr. Brightman hier! Schnell, bitte!“ Eli sprang von seinem Stuhl. „Ich tu es!“, hielt Chloe ihn zurück und sauste augenblicklich Richtung Kommunikationssteine. TJ und Eli blieben zurück. Eli war sichtlich verwirrt für TJs plötzliche Beunruhigung und diese rügte sich dafür, dass sie nicht schon vorher darauf gekommen war. Rushs Hustentenanfall mit dem Blut, das plötzliche Fieber. Wie konnte sie nur so dumm gewesen sein!

    Nur wenige Augenblicke später begleitete ein Corporal Dr. Brightman in Chloes Körper zur Krankenstation. Dort warf sie sofort einen Blick auf Dr. Rush, dann sah sie TJ fragend an: „Lieutenant, was gibt’s?“ – „Rush hat nach der gestrigen Operation Fieber bekommen, welches extrem gestiegen ist. Und während der Gefangenschaft hatte er einmal kurz Blut gehustet“, klärte TJ die Ärztin auf. Eli hielt es vor Nervosität kaum mehr aus und fragte: „Und was bedeutet das nun alles?“ Dr. Brightman seufzte, rümpfte die Nase: „Das sieht nicht gut aus.“ – „Was sieht nicht gut aus?! Was hat er denn?! Kann mich vielleicht mal jemand aufklären? Ich hab leider keine Ahnung von Medizin!“ – „Eli, wir glauben, dass Dr. Rush sich eine Lungenentzündung eingefangen hat“, war es TJ, die ihm die Situation erklärte. Eli fiel auf seinen Stuhl zurück: „Eine… eine…?“ – „Alles deutet darauf hin“, pflichtete Dr. Brightman TJ bei. Mit Sorgenfalten auf der Stirn schaute Eli erst TJ, dann Dr. Brightman an: „Und… und was sollen wir jetzt dagegen tun? Wir haben doch kaum noch was da!“

    Nun schaute auch TJ die Ärztin an. Eli hatte verdammt noch Mal Recht. Dr. Brightman fing das Grübeln an und meinte nach kurzer Zeit: „Haben Sie Antibiotika da? Das könnte ihm Linderung verschaffen.“ – „Nicht mehr viel“, musste TJ gestehen. „Hm, ich dachte mir das schon. Dann machen wir Folgendes: Geben Sie ihm etwas von den Antibiotika, aber nicht alles. Sie müssen mit den wenigen Vorräten Haus halten für die Zukunft. Verabreichen Sie ihm zusätzlich auch Tee, damit wir das Fieber runterbekommen. So, wie Sie es bereits bei Colonel Young machen. Dazu kalte Umschläge. Okay?“ Dr. Brightman fixierte TJ, die nickte: „Okay. Mach ich.“ Dann schaute TJ Eli an: „Eli? Kümmerst du dich bitte gleich mal um frischen Tee?“ Der zögerte keine Sekunde, sprang wieder von seinem Stuhl und sauste in die Messe.

    Abschließend erkundigte sich Dr. Brightman noch nach Colonel Young. Bei ihm gab es keine Veränderungen. Die Ärztin orderte an, ihn weiter schlafend zu halten. Egal, was die Vorräte der Destiny sagten. Wenn sie wollten, dass er wieder vollständig und ohne bleibende Schäden genesen sollte, hatten sie keine andere Wahl. Und auch weiterhin galt es, immer jemanden bei dem Colonel sowie bei Rush zu haben. Für den Fall der Fälle und zur Beruhigung der beiden. Auch Dr. Brightman wusste aus Erfahrung, dass es für schwerkranke Patienten stets von Vorteil war, wenn man mit ihnen trotz Bewusstlosigkeit redete und Körperkontakt hielt. Für Colonel Telford schrieb die Ärztin noch eine Nachricht mit Anweisungen. Dann verabschiedete sie sich und ließ sich vom Corporal, der sich die ganze Zeit über zurückhaltend im anderen Bereich der Krankenstation aufgehalten hatte, wieder zu den Kommunikationssteinen, führen um den Körpertausch rückwirkend durchzuführen.


    xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx


    In anderen Bereichen der Destiny herrschte emsiges Treiben. Becker gab in der Messe sein Bestes um halbwegs vernünftige Tees zu brauen. Auch wurde wieder am FTL-Antrieb gearbeitet. Außerdem ließ Colonel Telford ein neues Außenteam zusammenstellen. Mehrere Marines mit schwerer Bewaffnung und Sammelbehälter. Sie sollten versuchen, aus dem Festsitzen über dem Planeten soviel Nutzen wie nur möglich zu ziehen. Die von Young, Rush und TJ gesammelten Proben hatten sich als ja positiv herausgestellt. Und nun, obwohl es ganz schön gefährlich werden würde, sollte eben dieses Außenteam los und mehr von den positiv getesteten Kräutern und weiteren Dingen sammeln, um die Nahrungsvorräte aufzufrischen und eventuell sogar für medikamentösen Ersatz zu sorgen.

    Telford hatte das Team ordentlich geimpft. Sie sollten höllisch vorsichtig bei ihrer Arbeit sein. Schließlich konnten noch immer welche von der heimischen Kriegerrasse auf sie lauern, um Rache für den Überfall auf ihr Dorf zu nehmen. Aber die Marines hatten Glück. Ohne Zwischenfälle konnten sie ihre Mission erfüllen und kehrten spät am Abend mit prall gefüllten Behältern auf die Destiny zurück. Immerhin ein Erfolg, den Telford für den heutigen Tag verbuchen konnte.


    xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx


    Tag 3

    Dr. Perry

    Die Tage und Nächte vergingen. Colonel Telford hatte irgendwann die Nase voll und ließ Dr. Amanda Perry, ihres Zeichen brillante Wissenschaftlerin und Hyperraum-Antriebs-spezialistin, via Kommunikationssteine an Bord holen, um endlich den noch immer defekten FTL-Antrieb wieder in Gang zu bekommen. Langsam ging ihm das Theater ziemlich auf die Nerven. Er hatte nicht vor, hier ewig gestrandet zu sein. Und mit der Meinung war er nicht alleine. General O’Neill wurde ebenfalls langsam unruhig und erwartete Resultate. Auch was das leidige Thema Luzianer-Allianz anging. Da Telford darin allerdings persönlich verwickelt gewesen war, beschränkte er sich hierbei um persönliche Gespräche zwischen ihm und dem General.

    Aus der Krankenstation gab es ebenfalls nur wenig gute Meldungen. Positiv war, dass TJ förmlich mit Hilfe überhäuft wurde. Jeder, der irgendwas von Großmutters-Rezepte-und-Heilmittel-Erinnerung aus dem Hut zauberte, suchte sie auf und gab die Einfälle weiter. Becker kam kaum noch hinterher. Er hatte mittlerweile zig Teesorten und Suppen-Rezepte und tüftelte wie wild mit den neuen Kräutern. Dr. Brightman erstattete regelmäßig Besuch und freute sich ebenfalls über den Einfallsreichtum der Besatzung. Und, wenn man es denn als positive Meldung werten wollte, die Fieberanfälle beider noch immer bewusstlosen Patienten waren nicht weiter gestiegen. Aber sie waren auch nicht wirklich gesunken, was nun wieder die schlechtere Nachricht war. Dr. Brightman musste all ihre Überzeugungskraft aufbringen, um TJ sowie den anderen deutlich zu machen, dass dies kein Wunder sei bei dem, was alles vorgefallen war. Es hieß also weiter abwarten, Rush und Young irgendwie flüssige Nahrung zu verabreichen und das Beste zu hoffen. Und auch dabei wurde TJ nie im Stich gelassen. Eli, Chloe, Brody und Volker teilten sich ihre freie Zeit für Dr. Rush ein, während Scott, Greer und Telford sich abwechselnd um Colonel Young kümmerten. TJ und James wechselten immer wieder zwischen den beiden Krankenlagern und achteten auf beide Patienten.


    xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx


    Dr. Amanda Perry zog es vor, sich nahezu nur um den FTL-Antrieb zu kümmern und das umfangreiche Reparaturteam zu unterstützen. Innerlich zerriss es sie fast vor Sorge um Nick. Es war noch gar nicht so lange her, als sie das letzte Mal auf der Destiny war, um den FTL-Antrieb gemeinsam mit Rush zu reparieren. Die Tatsache, dass er schwer verletzt war, brach ihr das Herz. Selbstverständlich hatte sie die Krankenstation der Destiny aufgesucht und sich genauestens über die Vorfälle informieren lassen. Aber als sie begriffen hatte, dass er in guten Händen war und liebevoll umsorgt wurde, hatte sie beschlossen, ihm insoweit zu helfen, indem sie den FTL-Antrieb wieder in Gang bekommen würde. Darüber würde er sich sicher freuen, wenn er wieder genesen sei. Doch so richtig konnte sie sich nicht auf ihre Arbeit konzentrieren. So sehr sie es auch versuchte, ihre Gedanken waren immer bei Nicholas. Dies bemerkten auch Brody und Park, die ihr halfen. Eli und Chloe waren bei Rush und würden das auch bleiben, solange Dr. Perry ihre Hilfe benötigte.

    „Ist alles in Ordnung?“, fragte Brody vorsichtig und riss Mandy aus ihren Gedanken. „Bitte? Ach ja, ja, mir geht es gut. Ich war nur eben woanders.“ - „Gehen Sie doch einfach zu ihm, wenn Sie sowieso nur an ihn denken können“, sagte Lisa Park. Sie wusste sofort, was die Wissenschaftlerin bedrückte. Als sie das erste Mal an Bord gewesen war, hatte jeder, der nicht blind war, gesehen, dass sich Amanda Perry und Nicholas Rush sehr nahe waren. Daher wunderte es sie auch nicht, dass Dr. Perry sich um den Wissenschaftler sorgte. „Wie meinen Sie das? Ich kann doch nicht einfach gehen und Sie hier mit der Arbeit alleine lassen“, argumentierte die junge Frau. „Sie sollten aber wirklich zu ihm gehen. Kommen Sie wieder, wenn Sie sicher sind, dass Sie weiterarbeiten können“, drängte Brody. „Wir kommen hier schon zurecht, keine Sorge. Wenn doch etwas sein sollte, funken wir Sie an.“ Perry nickte und verschwand so schnell es ging.

    Sie erreichte die Krankenstation in weniger als fünf Minuten und lief zielstrebig zu ihrem Freund und Kollegen. Dort saßen immer noch Eli und Chloe. Der junge MIT-Abbrecher machte sich nicht weniger Sorgen als sie selbst und auch Miss Armstrong sorgte sich. Sie drehten sich zu ihr um, als sie sie sahen. „Dr. Perry? Was machen Sie denn hier?“, fragte Eli gleich. Chloe wusste es: „Komm Eli, wir gehen. Ich glaube Dr. Perry würde gern für ein paar Minuten mit Rush alleine sein.“ Sie zog Eli mit sich, der gar nicht mehr zum Protestieren kam. Unterwegs warf sie Amanda noch ein aufmunterndes Lächeln zu.
    Als sie sich vergewissert hatte, dass sie alleine war, setzte sie sich neben Rush und ergriff sofort seine Hand. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, als sie ihn ansah. Vorsichtig berührte sie einige geschundene Stellen, als könnte sie ihn damit von ihnen erlösen. Sie hatte ihn zwar schon gesehen, als sie angekommen war und sich informiert hatte, doch war es immer wieder ein Schock, ihn so zu sehen. „Nick? Hi, ich bin’s Mandy“, sagte sie leise zu ihm. „Ich mach mir solche Sorgen um dich, Nick. Wie hast du das nur angestellt, dich so in Schwierigkeiten zu bringen?“ Sie redete lange mit ihm um sich zu beruhigen und um ihn zu beruhigen. Sie sah auf die Uhr und bemerkte erschrocken, wie spät es schon war. „Nick, ich muss gehen. Der FTL-Antrieb muss repariert werden. Versprich mir, dass du schnell wieder gesund wirst, ja?“ Sie küsste ihn noch ein letztes Mal, dann verließ sie die Krankenstation. Wie aufs Stichwort kamen Eli und Chloe zurück.

    Dr. Perry ging wieder zu Brody, Volker und Park, um ihnen weiter beim Antrieb zu helfen. Aber viel schafften sie heute nicht mehr. Es war wirklich spät geworden. Zwar gab es erste Erfolge bei der Reparatur, aber mehr auch nicht. Also würde Dr. Perry auch in den kommenden Tagen via Kommunikationssteine auf die Destiny kommen und bei den Reparaturarbeiten und Neu- bzw. Feineinstellungen des Antriebes helfen. Für heute aber war Schluss. Müde und erschöpft verabredeten sich die vier für den nächsten Tag.


    Fortsetzung folgt...

  14. #30
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    Man, dass ist ja mal wieder typisch Young, so einfach lässt sich ein Col. halt nicht unterkriegen.

    Aua, da will er wirklich auf die Medikamente verzichten, da tut sogar mir alles weh. Aber so ist eine gute Führungsperson eben, erst das Volk, zum Schluss oder gar nicht man selbst.

    Oh man, es scheint echt knapp zu werden mit der Medizinischen Versorgung auf der Destiny. Wie lange wohl noch was da ist, oh je!

    Ich hoffe, sie bekommen den Antrieb wieder hin, sonst sieht es wohl schlecht aus, aber gut, dass sie wenigstens von diesem doofen Kriegerplaneten noch was nützliches besorgen konnten.

    Wieder ein tolles Kapitel und so lang ...freue mich schon auf die Nächsten!!!

    Ich bin zu alt, um nur zu spielen, zu jung, um ohne Wunsch zu sein.

  15. Danke sagten:


  16. #31
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    Mit einiger Verspätung geht's endlich weiter. Sorry, dass ihr fleißigen Leser so lange warten musstet.
    Viel Spaß mit Kapitel 13:


    Tag 4

    Am vierten Tag kam endlich Bewegung ins Spiel. Der FTL-Antrieb gab erste schüchterne Geräusche von sich und auch auf der Krankenstation tat sich was. Colonel Youngs Zustand hatte sich etwas gebessert. Das Fieber war soweit gesunken, dass Dr. Brightman beschloss, ihn baldmöglichst zu operieren, um die Frakturen in der Schulter zu richten. Nun hieß es, die bisher verabreichten Schmerzmittel abzusetzen damit er wach werden konnte. Da Dr. Brightman allerdings auf der Erde auch noch Termine hatte, gab sie TJ alle notwenigen Tipps und verabschiedete sich dann. TJ machte sich an die Arbeit.

    Es war gegen Mittag, als Young langsam die Augen öffnete. Erst nahm er Sergeant Greer wahr, dann TJ. „Willkommen zurück, Sir“, begrüßte ein breit grinsender Sergeant seinen Colonel. „Morgen“, murmelte dieser müde. Nun lächelte auch TJ: „Morgen ist gut. Du hast fast drei Tage lang geschlafen, Everett. Zeit fürs Mittagessen.“ – „Drei Tage… aber…?“ Young war noch immer nicht ganz da. „Nun fang nicht gleich wieder an zu nörgeln, Everett. Beschweren kannst du ich später noch genug, wenn dir danach ist. Telford und Dr. Brightman haben veranlasst, dass du durchschläfst.“ Damit nahm TJ Young den Wind aus den Segeln. Als dieser irritiert Greer anschaute, erntete er auch von dem nur den sprichwörtlichen erhobenen Zeigefinger: „TJ hat Recht, Sir. Und, mit Verlaub, es war besser so.“ Young war geschlagen, ihm fehlten jegliche Argumente. TJ und Greer lächelten sich an.

    Dann ergriff TJ wieder das Wort: „So. Und nun heißt es erstmal Essen. Du musst wieder zu Kräften kommen. Sergeant, würden Sie bitte was Leckeres aus der Messe holen?“ Greer sprang sofort auf und marschierte los. Young schaute ihm mit kritischem Blick hinterher: „Und wenn ich aber keinen Hunger hab?“ – „Keine Wiederworte. Dr. Brightman will dich sobald wie möglich operieren. Deine Schulter muss doch noch gerichtet werden“, hielt TJ dagegen. Stimmt, da war ja was. Da Dr. Brightman angeordnet hatte, dass Young sich bis zur zweiten OP so gut wie gar nicht bewegen sollte, hieß es halb im Liegen zu futtern. Kurze Zeit später kam Greer mit einer Art Suppe zurück. Er grinste dabei von einem Ohr zum anderen: „Wenn das so schmeckt, wie es duftet….“ – „Halten Sie die Klappe, Sergeant“, maulte Young zurück. Greer übergab noch immer breit grinsend die kleine Schale an TJ und verabschiedete sich: „Ich muss wieder an die Arbeit. Guten Appetit, Sir.“ – „War ja klar. Er darf arbeiten und ich muss dieses Zeug hier runter würgen.“ Young verdrehte die Augen. Greer hatte gelogen. Es duftete nicht wirklich lecker. Aber es half nichts. Kaum war Greer weg, begann TJ ihren Colonel zu füttern. Aufrichten war ja nicht mit drin.


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    Tag 5

    Operation 2

    Einen Tag später - Young hatte gerade mutig etwas Tee runtergewürgt - bekamen er und TJ Besuch von Dr. Brightman, die mit Hilfe der Kommunikationssteine wieder mit Chloe den Körper getauscht hatte: „Hallo Colonel. Wie ich sehe, geht’s Ihnen wohl schon besser.“ Young war nicht zu Scherzen aufgelegt. Langsam ging ihm die Nahrungsaufnahme in flacher Liegeposition mächtig auf die Nerven. Und dass er dank dieser ärztlichen Anweisung kaum was allein zu sich nehmen konnte und TJ ihm somit ständig dabei helfen musste, nervte ihn noch mehr. Er zog es vor nicht näher auf die freundliche Begrüßung Brightmans einzugehen, grunzte nur mürrisch vor sich hin. Aber Dr. Brightman kannte diese Reaktion schon von anderen Patienten und konnte daher nur lächeln: „Sehr schön. Dann können wir ja noch heute operieren.“ Young verschluckte sich fast vor Schreck an seinem Tee: „Bitte was? Heute noch?“ – „Ja sicher. Je eher Sie es hinter sich haben, desto besser.“ Dr. Brightman ließ nicht locker, sodass Young Hilfe suchend zu TJ schaute. Doch die nickte nur und schlug vor der Ärztin wieder den militärischen Ton an: „Stimmt leider. Um die Operation kommen Sie nicht herum, Sir.“ – „Aber muss das heute sein?“ – „Ja, muss es. Da müssen Sie durch, egal ob es Ihnen passt oder nicht“, verbot sich TJ jeden weiteren Kommentar. Dafür war es Dr. Brightman, die noch hinzufügte: „Oder wollen Sie etwa lieber bleibende Schäden in Kauf nehmen, Colonel?“ Young sagte nichts mehr. Es hätte sowieso keinen Zweck gehabt.
    Drei Stunden später war es dann soweit. Die Operation konnte beginnen. Bis dahin hatte TJ Young nicht mehr allein gelassen, denn der war immer nervöser geworden. Dr. Brightman hatte veranlasst, dass zwei weitere Ärzte auf die Destiny tauschen konnten. Als das Ärzteteam bereit war, scheuchte TJ jeden hinaus, der im Moment nichts mehr in der Krankenstation zu suchen hatte. Sie selbst würde bei Rush bleiben und sich um ihn kümmern, aber teilweise bei der Operation assistieren, wenn es nötig wäre. Da für die Operation ca. vier Stunden angesetzt waren, ließ Colonel Telford eine Wache vor der Krankenstation Stellung beziehen. Nicht weil er Ärger befürchtete, sondern weil er einfach dafür sorgen wollte, dass das Ärzteteam völlig ungestört arbeiten könnte. Der Wachposten war also lediglich eine Art Schild, auf dem stand: „Du kommst hier nicht rein“.

    Auf der Destiny brachen die „Abendstunden“ ein, als die Operation endlich beendet wurde. Sie war gut verlaufen, es gab keinerlei Komplikationen und Youngs Schulter würde wieder vollständig heilen. TJ hatte umgehend Colonel Telford informieren lassen. Der ließ es sich nehmen und unterbrach eine angeregte Konversation mit Camille – die er nur zu gerne unterbrochen hatte – und begab sich zu TJ auf die Krankenstation. Zu seiner eigenen Überraschung war Eli bereits wieder da und hatte sich natürlich zu Rush ans Bett gesetzt. Nach einem kurzen Gespräch mit dem Ärzteteam, ließ Telford sie von einem Marine zu den Kommunikationssteinen bringen. Dann ging er zu TJ rüber, die neben Youngs Bett saß. Young schlief tief und fest, die Schulter dick bandagiert und mit einer Kühlung oben drauf, um eine erneute Schwellung zu verhindern. Auch wenn Telford bereits von Dr. Brightman alles erfahren hatte, er konnte nicht anderes, als TJ auch noch mal auszuquetschen. Sie versicherte ihm mehrfach, dass alles gut werden würde, es aber nun mal seine Zeit bräuchte und Young viel schlafen sollte.

    Es dauerte nicht lange und nahezu jeder auf der Destiny wusste von den Neuigkeiten des Tages. Endlich gab es etwas, worüber sich vorsichtig gefreut werden konnte. Endlich ein kleiner Lichtblick in der Dunkelheit.


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    Tag 6

    Young schlief die ganze Nacht durch. Die Narkose war ein echter Hammer gewesen. Erst im Laufe des nächsten Vormittags kam er zu sich. An seiner Seite, wie sollte es auch anders sein, TJ. „Hey, Schlafmütze“, begrüßte sie ihn lächelnd und strich ihm zart über die Wange. „Wie fühlst du dich?“ – „Frag mich in fünf Minuten noch mal“, krächzte er matt. Seine Kehle war staubtrocken. Erst als TJ ihm etwas Wasser gegeben hatte, ging es besser. „Wie ist es gelaufen?“ – „Gut. Hast nochmal Glück gehabt, Everett. Keine bleibenden Schäden.“ Young war froh und seufzte erleichtert auf, als er diese gute Nachricht hörte. Bei so was spielte es keine Rolle, ob Mann oder Frau, Colonel oder Postbote. Wenn es um eventuelle Beeinträchtigungen des Körpers ging, hatte jeder Angst. Auch er. TJ merkte das und meinte weiter: „Dr. Brightman ist stolz auf dich. Sie meint, du hättest dich die ganze Zeit über gut gehalten.“ – „Und wie geht’s nun weiter?“ – „Naja, mit unseren eingeschränkten Mitteln musste sie improvisieren und stabilisierte die Brüche so gut es ging. Es wird eine ganze Weile dauern, bis alles verheilt ist.“ Das war nicht das, was Young hören wollte. Also drängte er weiter: „Wann darf ich hier raus, TJ? Ich hab nen Job zu erledigen.“ Typisch, dachte die Sanitäterin, sagte aber: „Nun mal langsam. Die nächsten Tage bleibst du schön im Bett mit deinen ganzen weiteren Brüchen und erholst dich. Dann sehen wir weiter.“ Na klasse. Ganz offensichtlich ließ sich die Dame einfach nicht festnageln. Also gab Young auf. Irgendwie war er auch einfach zu müde, um noch weiter zu bohren. TJ blieb noch so lange bei ihm, bis er wieder eingeschlafen war.

    Irgendwann, als Young mal wieder wach war, gesellte sich Scott zu ihm. Dabei hatte er einen Gruß von Becker in Form einer Schale mit… Suppe. „Nicht schon wieder“, seufze Young. „Sorry, Sir. Anweisung von TJ. Sie sagt, ich soll nicht eher gehen, bis Sie brav alles verputzt hätten.“ - „Dann sollten Sie es sich besser bequem machen, Lieutenant.“ – „Sir?“ Scott stutzte. „Schon gut. Vergessen Sie’s.“ TJ stand nicht weit entfernt und schüttelte sich vor Lachen. Wenn Everett schon wieder scherzte, konnte das nur ein gutes Zeichen sein. Dann ging sie zu ihm, trat ans Kopfende von seinem Bett und stellte es etwas höher. „Ah, endlich mal Hochlage. Danke.“ Sich neu sortierend, griff Young nach dem Essen. Erst wusste er gar nicht, wie er die kleine Schüssel halten und dann noch essen sollte. Der linke Arm war wegen der Schulter komplett fixiert und somit nicht ein Stück zu bewegen. Etwas damit zu halten, ging erst recht nicht. Da er es aber satt hatte, von TJ gefüttert zu werden, stellte er das Ding einfach in den Schoß und löffelte mit rechts, wo ja lediglich die Verstauchung war. Und siehe da, es ging!

    Während er langsam vor sich hinlöffelte, versuchte Young sich erstmal auf den aktuellen Stand der Dinge zu bringen. Klar, er hatte neulich, als er einmal kurz wach gewesen war, schon mal danach gefragt, aber das erschien ihm eine Ewigkeit her zu sein und war nur noch schwach in seinen Erinnerungen. TJ und Scott berichteten von der Rettung. Als Young das verdaut hatte, fragte er: „Und was gibt’s sonst noch Neues?“ Scott fing an zu berichten. Vom defekten FTL-Antrieb und Dr. Perry, von den neu gewonnenen Lebensmitteln und anderem Nützlichen, von der Stimmung an Bord und was ihm sonst noch so einfiel. TJ erzählte von der großen Hilfsbereitschaft der Crew und Telfords Bemühungen. Dann ließ er sich erstmal auseinanderpulen, was er sich alles durch die Gefangenschaft und die Kämpfe zugezogen hatte, zusätzlich zu dem Thema Schulter. Je mehr TJ aufzählte, desto mehr begann Young nach und nach die ganzen geschundenen Stellen zu spüren. Schließlich musste er sich selbst eingestehen, dass es doch eine ganze Menge war. Als das Thema auf Rush kam, musste TJ wieder mit Notlügen herhalten. Um Young nicht unnötig aufzuregen, log sie ohne rot zu werden. Der Wissenschaftler hätte zwar auch so einige Verletzungen davongetragen, aber es würde ihm gut gehen und er sei schon wieder bis über beide Ohren mit seiner Arbeit beschäftigt, erzählte sie. Dass er jedoch schwerkrank im vorderen Teil der Krankenstation und somit außer Sichtweite Youngs lag - er selbst war ja im hinteren Teil der Station untergebracht worden - verschwieg sie komplett. Young blieb nichts anderes übrig, als TJ alles zu glauben.

    Schließlich hatte er es endlich geschafft alles aufzuessen. Mehr als satt, reichte er Scott die Schüssel zurück. Dieser konnte sich gerade noch rechtzeitig einen Kommentar verkneifen, um nicht doch noch Gefahr zur laufen, einen Rüffel zu kassieren. Doch TJ konnte sich nicht im Zaum halten und lobte, sich über Youngs Leistung freuend: „Braver Colonel.“ Scott biss sich auf die Lippen, um nicht laut loszulachen, während Young tief Luft holte, um TJ zu maßregeln. Aber da meldeten sich seine Rippen und er verzog das Gesicht, was ihn nur wieder daran erinnerte, dass auch dort Brüche und Schrammen waren. Es war zum Verrücktwerden. Scott wurde stutzig: „Sir?“ Young winkte ab: „Keine Panik, Lieutenant. Ich brauch nur mal fünf Minuten Pause.“ Das war TJs Stichwort. Langsam ließ sie das Kopfende des Bettes wieder nach unten: „Das ist eine gute Idee. Wir wollen es ja nicht gleich übertreiben.“ Es dauerte nicht lange, bis Young wieder eingeschlafen war. Scott erhob sich von seinem Stuhl, die leere Schüssel in der Hand. Leise flüsterte er zu TJ: „Das ging ja besser als erwartet.“ – „Ja. Wenn es so weiter geht, kann es nur besser werden“, hoffte TJ und fügte im Flüsterton hinzu: „Wir müssen nur höllisch aufpassen, dass er nicht doch was mitbekommt, wenn Rush Besuch hat und vorne geredet wird.“ Scott nickte. Er mochte sich nicht ausmalen, was passieren könnte, wenn Young es doch erfahren würde. Also mussten sie alle, die sich die Besuche bei Young teilten, genauestens informieren.


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    Auf der Destiny war Rushs Zustand und die Sorge darüber mittlerweile Gesprächsthema Nummer 1, was an Young jedoch völlig vorbeiging. Starke Lungenentzündung, hohes Fieber. Diese zwei Fetzen waren überall auf dem Schiff zu hören. Aus diesem Grund verbrachte Eli seine gesamte Zeit nur noch direkt bei Rush. Denn egal, wo er auch hinging, überall Tuscheleien. Es nervte nur noch. Auch Chloe hatte genug davon und pendelte zwischen Krankenstation und ihrem eigenen Quartier hin und her. Dreimal am Tag ging sie nur in die Messe, um mit einem Tablett Verpflegung zurückzukommen. TJ war froh, dass sie sich dank Eli und Chloe kaum um Rush kümmern brauchte; die beiden machten das super alleine. Sie versorgten Nicholas mit Tee und Suppe und redeten mit ihm, oder waren einfach nur bei ihm.


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    Diesen Tag konnte TJ getrost abhaken. Viel gab es für sie nicht zu tun. Young verschlief nahezu den ganzen Tag, war immer nur kurz wach, um einen Becher Tee zu schlürfen, und hatte dabei Ablenkung in Form von Besuchen durch Greer oder James. Ja sogar Camille schaute mal vorbei. Und Rush hatte ebenfalls seine eigenen „Krankenpfleger“, die, wenn doch etwas sein sollte, sofort TJ rufen würden. Das gab ihr endlich die Gelegenheit, wieder etwas mehr für sich selbst zu tun. Aber richtig abschalten konnte sie nur, wenn sie sich regelrecht verstecken würde. Egal wo sie hinkam, jeder fragte nach Neuigkeiten. Seufzend musste TJ dann zum x-ten Male erzählen, wie der aktuelle Stand der Dinge war. Je länger der Tag dauerte, desto besser konnte sie Eli und Chloe verstehen. Erst spät am Abend hatte sie eine Nische gefunden, in der sie sich verkriechen konnte. Warum wusste sie selber nicht, aber ihr Weg hatte sie eigenartigerweise in den „botanischen Raum“ Volkers geführt. Er war leer. Tief in Gedanken versunken, zupfte sie mal hier an einem Blatt, goss an anderer Stelle. Das viele Grün um sie herum tat ihr gut. Und dann hockte sie sich in die hinterste Ecke, zog die Knie an sich ran, vergrub den Kopf zwischen Arme und Knie und heulte wie ein Schlosshund. Die ganze Anspannungen, die ganze Sorgen und Ängste bahnten sich ihren Weg nach draußen, fielen von ihr ab. Erst eine ganze Weile später, als sie keine Tränen mehr hervorbrachte, schlief sie mit dem Kopf an der Wand gelehnt, völlig erschöpft ein. Dass Volker, der lediglich nach seinen Pflänzchen schauen wollte, sie entdeckte und sanft eine Decke über sie ausbreitete, bekam sie nicht mit. Dann knipste Volker das Licht aus und zog von dannen.


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    Dale Volker marschierte dorthin, wo sich in letzter Zeit nahezu regelmäßig der harte Kern traf. Bei Brodys provisorischer Bar. So wie den anderen ging auch Volker das Getuschel in der Messe langsam auf den Geist. Er zog es vor, mit Brody, James, Greer, Scott und Park zusammenzuhocken. Eigentlich fehlte nur noch Colonel Telford. Aber niemand traute sich, den Colonel auf einen Drink einzuladen. Er war anders als Young. Ihn würden sie sofort fragen, aber Telford… nein, irgendwas an dessen Art ließ sie es nicht tun.
    Natürlich war auch hier die Krankenstation Thema Nummer 1. Aber eben anders. Die Ereignisse der letzten Zeit hatte die kleine Gruppe - Eli und Chloe natürlich mitgerechnet - noch enger zusammengeschweißt. Da jeder von ihnen schon Stunden mit der Betreuung von Young und Rush zugebracht hatte, fühlten sie sich... ja, wie fühlten sie sich eigentlich? Fühlten sie überhaupt noch was? Irgendwie schien bei jedem die Gefühlswelt ähnlich durcheinander geraten zu sein wie bei TJ. Die letzten Tage hatten allen viel Kraft gekostet. Nicht nur durch die Betreuung, sondern auch durch die weiteren Aufgaben, die sie ja nicht vernachlässigen durften.
    Bis tief in die Nacht tauschten sie sich aus und sprachen sich gegenseitig Mut zu. Wenn es mit Young schon aufwärts ging, dann konnte Rush ja wohl auch langsam mal nen Zahn zu legen.


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    Colonel Telford hatte sich in ein ihm zugewiesenes Quartier verkrochen. Erst hatte er stundenlang mit Camille geredet. Über dies, über das, über was auch immer. Irgendwann war sie so müde geworden, dass sie sich in ihr eigenes Quartier zurückziehen wollte, um zu schlafen. Doch Telford war noch zu munter. Nachdem Camille gegangen war, ließ er sich wieder in einen kleinen Sessel fallen. Aber auch nur um kurz darauf wieder aufzustehen und zu dem kleinen Fenster zu schlendern, welches sein Quartier bot. Gedankenverloren starrte er ins All. Schweigend. Grübelnd. Bis auch ihn endlich die Müdigkeit überkam und er wie ein Stein ins Bett fiel.


    Fortsetzung folgt...


  17. #32
    zigtausend Jahre alt ... ;-) Avatar von John's Chaya
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    Das war wieder ein tolles Kapitel, echt super.

    Der arme Col Young, so untätig im Bett liegen ist bestimmt nicht seine Lieblingsbeschäftigung.

    Es wird Zeit das Rush wieder zu sich kommt und auch auf dem Weg der Besserung ist.

    Arme TJ, das war einfach zu viel für sie, das musste ja mal passieren. Kein Mensch kann diese seelische und körperliche Belastung aushalten.
    Aber das Weinen wird ihr gutgetan haben, bestimmt.

    Postet schnell weiter, bin neugierig wie es weitergeht!!!
    Geändert von John's Chaya (25.06.2011 um 23:22 Uhr)

    Ich bin zu alt, um nur zu spielen, zu jung, um ohne Wunsch zu sein.

  18. Danke sagten:


  19. #33
    Young-Fan Avatar von Mason
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    Und schon wieder gibt's ein Update: Kapitel 14



    Tag 7

    Entdeckung

    Drei Tage waren nun schon vergangen seit Young seine zweite Operation hatte. Immer länger und immer häufiger gelang es ihm, wach zu bleiben, etwas zu essen und sogar auch länger aufrecht im Bett zu sitzen. Die Schulter war so gut fixiert, dass die Verbände sogar noch den kaputten Rippen halt gaben. Klar, so ganz ohne Beschwerden ging es nicht, aber mit der Zeit war es auszuhalten. Und selbst wenn es mal so richtig wehtat, biss Young einmal mehr die Zähne zusammen und hielt es aus. Er wollte nicht mehr Schmerzmittel bekommen als unbedingt nötig. Es reichte ihm schon, dass man ihn zwischen der ersten und der zweiten OP bis oben hin vollgepumpt hatte. Und das ohne seine Zustimmung.

    Die meiste Zeit über hatte er Besuch. Dass Greer so lustig sein konnte, war Young bisher entgangen. Lachen tat gut. Aber auch wieder nur bedingt, denn manchmal meldeten sich die heilenden Schrammen und Brücke sowie anderen Dellen im Gesicht. War er mal allein – die ständige Betreuung wurde durch die Besserung seines Zustandes langsam weniger – grübelte er vor sich hin. Er ließ sich die vergangene Zeit immer und immer wieder durchs Hirn wandern. Zum Schluss hatte er nur noch wenige Fragen, die ihm einfach keine Ruhe ließen. Zum einen war es ihm unbegreiflich warum die Kriegerrasse, welche ihn, TJ und Rush gefangen genommen hatte, für die Kämpfe keine Waffen eingesetzt hatten. Dass die Rasse bewaffnet war und sich zudem noch gut tarnen konnte, die Erfahrung hatten Young und die anderen beiden ja bereits bei der Gefangennahme zu spüren bekommen. Aber warum zum Henker nutzten die keine Messer, Kämpfstäbe oder sowas, sondern nur ihre Fäuste?
    Das andere, was Young nicht begreifen wollte, war das Fehlen jegliches Zeichens von Rush. Nach alldem was während der Gefangenschaft zwischen ihnen passiert und ausgesprochen worden war, warum meldete sich der Wissenschaftler nicht, hinterließ nicht mal eine Nachricht? Hatte Rush es sich etwa wieder anders überlegt und war wieder in sein altes Verhalten gefallen, das „Young-nicht-mögen-und-ignorieren-Verhalten“? Hatte Rush es ihm etwa doch übel genommen, dass Young ihn und TJ nicht retten konnte wie versprochen, sondern erst ein Rettungstrupp eingreifen musste??

    Irgendwann wusste Young nicht mehr weiter. Sein Schädel fing von der Grübelei schon wieder an zu brummen. Nein. Nachdem was sie in der Gefangenschaft zusammen durchgemacht hatten, traute er Rush diesen Sinneswandel nicht zu. Rush hatte sich in der Gefangenschaft verändert, genau wie er selbst. Also musste was anderes passiert sein. Irgendwas stimmte hier ganz und gar nicht. Und Young hatte absolut keine Lust mehr, hier weiter tatenlos herumzuliegen und abzuwarten. Er musste der ganzen Sache auf den Grund gehen. Und dazu war jetzt die beste Gelegenheit. Niemand war da, auch TJ nicht. Young schlug die Bettdecke etwas zur Seite und kletterte langsam aus seinem Bett, bis seine Füße den Boden berührten. Eine kleine Schwindelattacke ließ ihn innehalten. Der Raum fing an sich zu drehen. Er lehnte sich ans Bett und musste erstmal abwarten. Als der Raum wieder stillstand, schaute Young sich um. Alle anderen Betten waren leer. Zumindest die, die er von seinem Bett aus sehen konnte. Vorsichtig testete er, ob seine Beine nach dem längeren Liegen sein Gewicht halten würden. Es ging. Leise, sich mal hier und mal da abstützend, schlich er um sein Bett herum um sich im Rest der Krankenstation umzusehen.


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    Eli saß schon wieder den halben Tag lang an Rushs Seite. Seine Aufgaben an Bord hatte er so schnell wie möglich erledigt und den Rest einfach Lisa Park aufs Auge gedrückt. Rush war ihm zurzeit wichtiger. Und da Chloe nun schon die Nacht über Rush nicht von der Seite gewichen war, war es nur selbstverständlich, dass er, Eli, nun wieder übernommen hatte. Rush hatte abgenommen. Das mühsame Einflößen von Suppe und Tee versorgten ihn neben den Medikamenten zwar mit den wichtigsten Nährstoffen, aber der Hit war es nicht. Wenn doch nur diese verdammte Lungenentzündung abklingen und Rush wieder aufwachen würde! Eli wusste zwar, dass es laut Dr. Brightman noch dauern könnte, aber dieses bange Warten zehrte am sowieso schon angeknacksten Nervenkostüm des Mathegenies. Die Sorgen um seine kranke Mutter auf der Erde zerrissen ihn schon fast und Rush machte es ihm nicht gerade leichter. Nachdem Eli einen neuen, kühlen Lappen auf die fiebrige Stirn gelegt hatte, nahm er wie so oft die Hand des Wissenschaftlers. Rush sollte wie schon sämtliche Tage zuvor spüren, dass jemand da war und auf ihn aufpasste. Während Eli aufmunternd auf den bewusstlosen Rush einredete, betrachtete er immer wieder dessen Wunden. Auf der großen Schramme an der Wange hatte sich eine ordentliche Kruste Schorf gebildet, so wie auf den anderen Schrammen auch. Die Prellungen und Blutergüsse teilten sich ihre Plätze und strahlten in den verschiedensten Farben. Nicht nur im Gesicht, auch auf den Fingerknöcheln. Über die Brüche mochte Eli gar nicht erst nachdenken. Und was die Schussverletzung betraf, die versuchte Eli komplett zu verdrängen. Könnte er Rush damit helfen, würde er sofort die Verletzungen auf sich selbst übertragen. Aber das ging ja leider nicht. So makaber es sich auch anhörte, aber das einzig „Positive“ an der tiefen Bewusstlosigkeit des Wissenschaftlers war der Umstand, dass er keine Schmerzattacken bekam, wie es Young ergangen war, als dieser kurzzeitig nach der ersten OP wach geworden war. Völlig mit sich und Rush beschäftigt, nahm Eli nicht wahr, was sich hinter ihm im anderen Teil der Krankenstation abspielte.


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    Young arbeitete sich Stück für Stück voran, stützte sich immer wieder irgendwo ab. Erst jetzt fiel ihm auf, wie viele Raumteiler in der Krankenstation vorhanden waren. Die ganzen Monate seit ihrer Strandung auf der Destiny hatte er sie zwar registriert und wichtig für notwenige Ruhe befunden, aber dass es so viele waren, wurde ihm erst in diesem Moment bewusst. Hätte er nicht andere Sorgen gehabt, er hätte beinahe angefangen, die Dinger zu zählen. Als er um einen weiteren Raumteiler herum war, blieb ihm fast der Atem weg. Er sah auf ein Bett, welches belegt war. Sein Blick fiel auf Dr. Nicholas Rush, mit einem feuchten Lappen auf der Stirn, verletzt und offenbar ohne Bewusstsein. Neben dem Bett saß Eli mit der Hand des Wissenschaftlers in den seinen und ihm, Young, den Rücken zugewandt.

    „Was zur Hölle ist denn hier los?!“, platzte es aus Young heraus. Wohl doch etwas zu laut, denn Eli wirbelte erschrocken vom Stuhl hoch und starrte Worte suchend den Colonel an: „Colonel Young? Wieso… ähm… was gibt’s?“ – „Was es gibt? Sie fragen mich ernsthaft, was es gibt?! Sagen Sie es mir. Was zum Teufel ist mit Rush los? TJ sagte doch, es geht ihm gut“, fragte Young aufgebracht. Eli stand einfach nur da und schluckte: „Colonel, hören Sie… ähem…“ – „ELI! Was ist hier verdammt nochmal los?!“ Elis Verlegenheit brachte Young auf hundertachtzig. Er hasste es angelogen zu werden. Aber noch mehr hasste er es, wenn er dem Ganzen auf die Schliche kam und man ihn dann nur anstotterte. Eli holte tief Luft und rückte schließlich mit der Sprache raus: „Rush hat eine starke Lungenentzündung.“ Mehr brachte er nicht mehr hervor, versuchte dem bohrendem Blick Youngs standzuhalten. Der musste sich erstmal an das nebenstehende Bett lehnen. „Aber wieso? Es… es ging ihm doch gut“, protestierte er, während TJs Lügen ihm durchs Ohr schallten. So richtig wollte sein Verstand nicht begreifen was los war.
    „Das dachten wir anfangs ja auch, Colonel. Aber auf einmal hat er Fieber bekommen. TJ hat dann gemerkt was passiert ist, und sofort Dr. Brightman an Bord holen lassen. Seitdem versuchen wir alles um ihm zu helfen. Ihr Fieber ist ja zum Glück wieder gesunken, aber Dr. Rush ist immer noch sehr krank“, erklärte Eli dem noch immer verwirrten Young, der immer blasser um die Nase wurde und leise fragte: „Aber sterben wird er nicht,… oder?“ Dass Rush plötzlich so krank war, wollte einfach nicht in seinen Schädel. Und dann auch noch eine Lungenentzündung!


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    Auf frischer Tat ertappt

    TJ lief gemächlich durch die Destiny. Sie hatte es genossen endlich mal wieder eine ausgedehnte Mittagspause gehabt zu haben. Zusammen mit Lieutenant James, mit der sie eine richtige Freundschaft verband, hatte sie lange zusammen gesessen und die neueste Kreation Beckers verspeist. Es war sogar richtig lecker gewesen. Doch nach einem flüchtigen Blick auf die Uhr, beschlossen beide Frauen wieder ihren Dienst aufzunehmen. James hatte noch was von einer erneut ruhigen Schicht erwähnt und war auch gar nicht mal so traurig darüber. Ihr Bedarf an Aktion war, wie bei vielen anderen auch, vorerst gedeckt. Genauso auch bei den Leuten der Luzianer-Allianz. Die verhielten sich ebenfalls sowas von ruhig, das war schon fast unnormal.

    Tief in Gedanken und endlich mal wieder gut gelaunt, steuerte TJ die Krankenstation an. Sie wollte nachsehen wie es Nicholas und Everett heute ging. Doch als sie, noch gute zwei Meter von der Krankenstation entfernt, laute Stimmen hörte, wurde sie stutzig. Schnell folgte sie den Stimmen und fand, kaum durch die Tür, einen völlig aufgebrachten Colonel Young sowie einen eingeschüchterten Eli Wallace. Ihre gute Laune war mit einem Schlag wie weggeblasen.

    „Was geht denn hier vor?!“, fragte sie perplex. Warum war Young auf den Beinen und Eli kaum fähig, sich auszudrücken? Doch als der Colonel sich zu ihr umdrehte und sie seinen Blick sah, wusste sie sofort die Antwort. Eli hatte ihm von Rush erzählt. Noch bevor sie den jungen Mann zur Rede stellen konnte, ergriff Young das Wort: „TJ, warum hast du mir verschwiegen, dass er krank ist? Warum habt ihr alle mir das verschwiegen? Was sollte diese Lügerei, hä?!“ Young fiel es immer schwerer, sich zu beherrschen. TJ bemerkte es und meinte: „Nun beruhige dich bitte, Everett. Wir wollten dich nicht damit belasten. Du hast schon genug eigene Probleme. Wir hätten es dir schon gesagt, wenn’s dir besser geht. Glaube mir.“ Aber so leicht ließ sich Young nicht überzeugen: „Wird er sterben?“ TJ seufzte. Wie gern würde sie ihm darauf eine Antwort geben. „TJ, antworte mir! Wird Nick sterben?“ – „Everett…“, schluchzte sie, „Ich weiß es nicht. Es geht ihm wirklich sehr schlecht. Das Fieber geht einfach nicht runter. Dr. Brightman…“ – „Ja ja… Dr. Brightman.“

    Young ließ den Kopf hängen. Er war fertig mit den Nerven. Er lehnte noch immer an dem Bett neben dem von Rush und schaute starr auf den Wissenschaftler. Eli war unfähig sich zu rühren, geschweige denn etwas dazu zu sagen. TJ gesellte sich an Youngs Seite, nahm ihn in den Arm. Es war ihr absolut egal ob Eli das sah oder nicht. Nach allen Geschehnissen wusste sowieso die ganze Crew, wie sich das Verhältnis zwischen Young, TJ und Rush verändert hatte. TJ versuchte ihn zu trösten: „Er wird wieder gesund, hörst du, Everett. Ganz bestimmt. Wenn wir dich durchbekommen haben, schaffen wir es mit Nick auch. Der Sturkopf braucht nur leider etwas länger; macht es spannender.“
    Als der Colonel sich wieder soweit hatte, dass er meinte näher an Rush heran zu können, stieß er sich von der Bettkante ab. Aber da hatte er mit Zitronen gehandelt. Der Schock dieser Nachricht war ihm so in die Glieder geschossen, dass seine Knie weich wie Wackelpudding wurden und nachzugeben drohten. Mit einem Schlag war Young kreidebleich geworden, der Raum fing wieder an Karussell zu fahren. Wie befürchtet war es zuviel für ihn gewesen. TJ reagierte sofort, fing ihn auf und warf Eli einen auffordernden Blick zu: „Hilf mir mal, Eli. Wir müssen ihn zurück ins Bett kriegen.“ Der junge Mann erwachte aus seiner Starre und eilte der Sanitäterin zur Hilfe. Gemeinsam halfen sie Young auf die Beine, der es allerdings kaum mehr schaffte aufrecht stehen zu bleiben. Ohne Widerstand ließ er sich zu seinem Bett bringen.

    Kaum lag er, wollte TJ auch schon los und ein Beruhigungsmittel holen. Doch Young griff ihre Hand und hielt sie fest. „TJ, bitte. Erzähl was passiert ist. Ich muss es wissen“, flehte er. TJ warf Eli einen Blick zu und wies ihn an, welches Medikament er von wo holen sollte. Sie wusste, dass sie erst dann wieder aus Young Griff raus und vom Fleck wegkommen würde, wenn sie ihm auch wirklich die ganze Wahrheit erzählt hätte. Sie hatte gar keine andere Wahl.
    „Ungefähr ein paar Stunden nach der Operation bekam Nick furchtbar hohes Fieber. Später haben wir dann herausgefunden, dass er eine Lungenentzündung hat. Erinnerst du dich, dass er in der Zelle einmal Blut gespuckt hatte? Hätte ich es bloß eher bemerkt…“ TJ stockte. Everett, der ihre Hand noch immer fest hielt, drückte sie und frage zaghaft: „Und jetzt?“ – „Mehr als warten und hoffen können wir nicht. Er bekommt schon regelmäßig warmen Tee und Suppe eingeflösst. Dazu noch Antibiotika und Umschläge. Mehr ist nicht drin“, erklärte TJ, während sie Young das Beruhigungsmittel injizierte, welches Eli endlich gefunden hatte.

    Anschließend wollte sich TJ Eli schnappen und ihn zur Rede stellen. Sie zog ihn von Youngs Bett weg in der Hoffnung, dass dieser schnell einschlafen und von der folgenden Diskussion nichts mitbekommen würde „Wie konntest du das zulassen, Eli?“ – „Was? Aber ich…“ Eli wusste im ersten Moment gar nicht, was TJ von ihm wollte. Er merkte nur, dass sie, warum auch immer, sauer auf ihn zu sein schien. „Oh Eli, bitte. Nun tu nicht so! Warum hast du dem Colonel gesagt was mit Rush los ist?“ Ja, TJ war eindeutig sauer. „Wir hatten doch alle abgemacht ihm erst dann etwas zu sagen, wenn er fit genug ist.“ – „Aber…“ Doch TJ ließ Eli gar nicht zu Wort kommen. „Das war echt schlechtes Timing von dir, Eli. Das hätte ich nicht von dir gedacht. Hast du etwa wirklich geglaubt, dass er nach dem ganzen Theater und drei Tage nach der OP schon fit genug ist für sowas?“ TJ konnte es nicht fassen, dass Eli so unvernünftig gewesen war.

    Sie holte gerade Luft um dem Mathegenie noch mehr um die Ohren zu hauen, als Young sich meldete: „Lass den Jungen in Ruhe, TJ.“ – „Du hälst dich da raus, da drüben!“ TJ kam richtig in Fahrt. Der Mann sollte gefälligst schlafen, nicht nerven! Doch Young dachte gar nicht daran, das Gespräch zu ignorieren. Zwar begann das Beruhigungsmittel ihn langsam wirklich müde werden zu lassen, aber das war ihm egal. „Eli hat nichts gesagt, TJ. Ich hab mich gewundert warum ich nichts von Rush hör oder seh. Darum bin ich hoch und wollte mal nachsehen. Eli war ganz bei Rush und hat nicht ein Wort verraten…. Der Junge hat nichts getan.“ Oje, das Mittel wirkte immer mehr. Aber TJs Standpauke war auch nicht von schlechten Eltern. Beide Hände in die Hüfte gestemmt, bekam sie fast schon einen roten Kopf: „Ja bist du denn wahnsinnig?! Was, wenn du umgekippt wärst? Scheinbar hast du immer noch nicht genug und willst noch mehr gebrochene Knochen!“ – „Ich bin aber nicht umgekippt, TJ. Also reg dich nicht so auf.“ – „Mich nicht aufregen? Und was war das dann eben bitte für ne Vorstellung?! Wenn wir dich nicht aufgefangen hätten, würdest du da jetzt noch auf dem Boden liegen, mein Bester! Von wegen nicht umgekippt!“ Wütend bis über die Ohren schaute TJ abwechselnd von Young zu Eli und wieder zurück.

    Eli schaute verlegen zu Boden. „Tut mit Leid, TJ. Wird nie wieder vorkommen“, stammelte er. Young, bereits im Halbschlaf, bekam es dennoch mit und brachte noch halblaut raus: „Warum die Entschuldigung, Eli? Ich hab doch angefangen. Ich hab dich ausgequetscht. Und jetzt ist Schluss mit der Moralpredigt, ich penn gleich ein hier.“ Kaum den Satz draußen, war Young auch schon eingeschlafen. TJ kam ins Grübeln und dann zu dem Schluss, dass sie Eli wohl doch zu Unrecht angeschnauzt hatte. Mit ihm zu Rush gehend, sagte sie: „Bitte entschuldige, Eli. Ich hab nicht gewusst, dass es so war. Vielleicht hätte ich erst fragen sollen, statt gleich rumzubrüllen. Aber ich war zu erschrocken als ich euch beide sah.“ – „Schon gut. Ich hab mich ja auch verjagt, als der Colonel plötzlich hinter mir auftauchte. Ich… ich konnte da einfach nicht mehr anders. Er hatte Rush schon entdeckt und ließ nicht mehr locker.“ Eli setzte sich wieder an die Seite des Wissenschaftlers. TJ schnaufte: „Ja, so ist er. Kann den Hals einfach nicht voll genug bekommen. Aber nun ist wieder Ruhe.“ Nachdem sie Rush untersucht hatte, blieb sie noch eine Weile mit Eli bei ihm sitzen. Aber dann hieß es zurück an die Arbeit.


    xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx


    Träume

    Gegen Abend betrat neuer Besuch die Krankenstation. Es war Telford, der zusammen mit Brody und Dr. Brightman - in Lisa Parks Körper - nach den Ereignissen des Tages fragte. TJ und Eli berichteten. Telford und Dr. Brightman bekamen sofort einen dicken Hals. Young durfte man aber auch keine fünf Minuten aus den Augen lassen, schimpfte Telford vor sich hin. Brody hingegen grinste in sich hinein. Irgendwie hatte er damit gerechnet, dass der Colonel allen anderen zuvor kommen würde. Im Gegenzug erzählte Telford den neuesten Schiffstratsch und Brody von den noch immer laufenden FLT-Reparaturen. Es war eine mühsame Arbeit, aber das kannten sie ja schon. Dr. Brightman untersuchte die beiden schlafenden Patienten. Rushs Fieber war nicht ein Stück gesunken und Young hatte durch die verfrühte Überanstrengung wieder leichte Temperatur. Danach gab sie TJ weitere Anweisungen für die Behandlungen.

    Eli war im Laufe des Tages mächtig müde geworden und immer wieder kurz eingenickt. Es war Zeit für eine Ablösung. Brody ging zu ihm, fasste ihm auf die Schulter: „Hey, Eli. Mach mal ne Pause. Ich bleib hier und pass auf Dr. Rush auf.“ – „Sie haben doch den ganzen Tag gearbeitet. Wollen Sie sich etwa die ganze Nacht um die Ohren hauen und morgen wieder am Antrieb basteln?“ Eli wollte nicht weg, ganz klar. Aber Brody beruhigte ihn und meinte: „Keine Bange. Volker kommt nachher und löst mich ab. Wir teilen uns die Nacht. Und morgen früh kommt Lisa und dann Chloe. Also hau ab und schlaf dich mal aus. Du hast es verdient.“ Doch Eli wollte noch immer nicht. Als er aber den ernsten Blick Telfords sah, der einfach nur stumm auf die Tür zeigte, gab er klein bei. „Okay. Aber wenn was ist, dann funkt ihr mich an, ja?“ – „Jaaa!“ Sich nicht sicher, wie er das gezogene Jaa der anderen deuten sollte, trottete Eli völlig erledigt zu seinem Schlafraum. Keine drei Sekunden in den Federn, war er auch schon im Traumland. Er träumte von Rush, träumte wie sie sich das erste Mal begegnet waren. Es war der Beginn Elis größtem Abenteuer, welches noch immer andauerte. Durch Rush war er zum Icarus-Projekt gekommen. Und von da an hatte sich sein ganzes Leben geändert. Eli träumte von der überstürzten Flucht von der Icarus-Basis auf die Destiny, seinem ersten Gang durch das Stargate, dicht hinter Rush. Dann träumte er wie Rush ihm die Konsolen der Destiny erklärte, welche Knöpfe Eli wann zu drücken hätte, und von welchen er bloß die Finger lassen sollte. Die Träume drehten sich nur um Rush und Erlebnisse mit ihm.

    Auf der Krankenstation machte es sich ein mürrischer Telford neben Youngs Bett bequem. Er würde die Nacht über seinen Freund nicht aus den Augen lassen, denn der hatte heute schon genug angestellt. Über Funk hatte er Greer verständigt und ihn darum gebeten, ihn am nächsten Morgen abzulösen. Der Master Sergeant hatte sofort zugestimmt und versprach ein feines Frühstück für die beiden Colonels mitzubringen. Dr. Brightman war froh darüber, dass jetzt wieder beide Patienten „bewacht“ wurden.

    Von TJ ließ sie sich wieder zu den Kommunikationssteinen begleiten. Auf dem Weg dorthin tauschten sich die beiden Frauen aus. TJ bekam von der Ärztin den Rücken gestärkt. Rushs Zustand machte ihr einfach zu große Sorgen. Doch Dr. Brightman meinte: „Sehen Sie es mal so, Lieutenant Johansen: das Fieber ist nicht mehr weiter gestiegen. Das ist schon mal was Positives. Ich gehe stark davon aus, dass es jetzt bald sinken wird. Sie dürfen nicht vergessen, mit was für eingeschränkten Mitteln Sie hier zurechtkommen müssen.“ Zwar fühlte sich TJ durch den Zuspruch Dr. Brightmans wieder etwas besser, aber so ganz ließen sich die Sorgen doch nicht vertreiben.



    Fortsetzung folgt...

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  21. #34
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    Oh man, wie unvernünftig von Col. Young, aber auch irgendwie verständlich. Das Erlebte hat die Drei doch sehr zusammengeschweißt und die Freundschaft vertieft. Wäre auch echt schade, wenn sich das ändern würde.

    Armer Eli, da wird er gleich zweimal zusammengestaucht, erst von Young und dann von TJ. Der Arme kann doch nun wirklich nichts dafür.

    Ich denke auch, solange Rush Fieber nicht steigt ist noch Hoffnung angesagt. Es wird echt Zeit das er aufwacht, es würde auch TJ gut tun, mal wieder weniger Stress zu haben. Denn sie hat ja alles miterleben müssen, das war bestimmt auch nicht einfach für sie und sie muss es auch erst einmal verarbeiten.

    Das war wieder ein tolles Kapitel, bin wieder sehr gespannt wie es weitergeht!!!

    Ich bin zu alt, um nur zu spielen, zu jung, um ohne Wunsch zu sein.

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  23. #35
    Young-Fan Avatar von Mason
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    Das letzte Kapitel im Juni ist... genau: Kapitel 15!


    Tag 8

    Abmachung

    Der nächste Morgen begann für Young mit einer weiteren Moralpredigt. Und das auch noch zum Frühstück. Greer hatte sein Versprechen wahr gemacht und ein Tablett mit zwei Portionen leckerem Frühstück mitgebracht. Aber bereits beim ersten Bissen ging’s zur Sache. Colonel Telford ließ es sich nicht nehmen, Young auch noch mal auf seinen gestrigen Ausflug anzusprechen und ihm den Kopf zu waschen. Greer saß dabei, zog vorsichtshalber denselbigen ein und sagte nicht ein Wort. Er wollte Telford nicht noch mehr Zündstoff bieten, indem er billige Kommentare abgab. Nach außen hin gab er den coolen Master Sergeant, der einfach nur dabei war. Innerlich amüsierte er sich prächtig. Nicht, weil Young Ärger bekam und sich kaum zu wehren wusste, sondern vielmehr, weil es ihm gelungen war, heimlich auszubüxen und auf Entdeckungstour zu gehen. Greer war fast schon stolz auf seinen Colonel.

    Kaum war das Frühstück und somit die „Nachtschicht“ Telfords beendet, beschloss dieser auch bald Feierabend zu machen. Er redete Young noch mal kurz ins Gewissen, sammelte alle Frühstückutensilien auf das Tablett und marschierte von dannen. Es galt das Morgenbriefing durchzuführen und sich dann um die Sorgen und Nöte der Crew zu kümmern. Sollte dann etwas freie Zeit sein, wollte Telford dringend Schlaf nachholen.

    Telford war gerade zur Tür raus, als Young und Greer sich einen Blick zuwarfen, der Bände sprach. Greer fing an laut loszulachen und Young einen erhobenen Daumen zu zeigen - das Zeichen für „Top Leistung!“. Nun gab es auch für Young kaum noch ein Halten. Nur mühsam gelang es ihm, sich zusammenzureißen und nicht auch lauthals loszulachen. Die beiden Männer waren sich einig. Trotz aller Feixerei vergaß Young aber nie, dass es noch jemanden gab dem es nicht so gut ging. Rush. Natürlich war auch das immer wieder ein Gesprächsthema.

    Gegen Mittag, Scott hatte inzwischen Greer abgelöst, wurde Young langsam unruhig. Dieses ewige im-Bett-sein-müssen war nicht sein Fall. Und diese unausgesprochene „Bewachung“ erst recht nicht. Es zog ihn wieder hoch. Scott war nicht wirklich davon begeistert und legte Widerspruch ein: „Sir, ich weiß nicht ob das eine so gute Idee ist. Wenn TJ oder Dr. Brightman das mitbekommen…“ – „Ist mir egal. Hören Sie, Lieutenant, wenn ich hier die ganze Zeit über liege, schlag ich noch Wurzeln. Also was ist? Helfen Sie mir oder muss ich das allein durchziehen?“ Scott fühlte sich irgendwie in die Ecke gedrängt. Auf der einen Seite wollte er TJ nicht hintergehen, sie nicht enttäuschen. Und wäre es nicht Colonel Young, der ihn fast schon flehend anschaute, hätte Scott auch keine Probleme gehabt Nein zu sagen. Aber so… „Okay, okay. Ich mach mit. Aber nur, wenn Sie mir versprechen keine Dummheiten zu machen.“ Auf Young Gesicht stahl sich ein kleines Lächeln. Scott holte tief Luft und fragte: „Wo soll’s denn hingehen?“ – „Na wohin wohl. Zu Dr. Rush natürlich. Und so weit ist das ja wohl auch nicht, um irgendwelche Dummheiten zu machen.“ Gesagt, getan. Scott half dem Colonel und gemeinsam steuerten sie den vorderen Teil der Krankenstation an.


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    Dale Volker hatte die halbe Nacht und den ganzen Vormittag bei Rush am Bett verbracht. Jetzt war er nur noch müde und völlig steif. Unbewusst hatte er die meiste Zeit über verkrampft auf seinem Stuhl gehockt. Nun spürte er das Resultat daraus und ärgerte sich über sich selbst. Aber er wollte nicht ausgerechnet derjenige sein, dem eine entscheidende Veränderung bei Rush entging. TJ war dieses natürlich nicht verborgen geblieben und so hatte sie sich zu ihm gesetzt um ihm ein wenig der Last zu nehmen, die offensichtlich auf seinen Schultern lag. Gemeinsam sorgten sie für Rush, der, wie sollte es auch anders sein, noch immer bewusstlos war. Sie waren gerade dabei Rush ein wenig Suppe einzuflößen, als TJ von ihrer Seite aus Scott und Young entdeckte. Jedoch war sie zu sehr mit Rush beschäftigt, um Protest zu erheben.

    Als Scott und Young bei den anderen dreien angekommen waren, zog Scott schnell zwei weitere Stühle herbei und schlug Young eine kleine Decke über, damit der nicht völlig auskühlte. Nun hockten sie zu viert bei Rush. Als TJ und Volker mit ihrer Arbeit fertig waren, wendeten sie sich an die zwei Neuankömmlinge. Noch bevor es wieder Ärger geben konnte, ergriff Young das Wort und kam TJ zuvor: „Ich will nichts hören, TJ. Ja, ich weiß was Dr. Brightman gesagt hat. Und ja, ich weiß auch, was du mir gestern noch um die Ohren gehauen hast. Aber ich kann einfach nicht anders. Als ich in der Zelle Fieber bekommen hab, hat sich Nick um mich gekümmert. Jetzt bin ich dran, ihm etwas zurückzugeben. Und da können du und Dr. Brightman noch so viel mosern. Ich zieh das durch und damit basta.“

    Unerwartenderweise gab es kein Donnerwetter. TJ schaute ihn einfach nur an. Man konnte förmlich sehen, wie es in ihr arbeitete. Young starrte zurück. Volker und Scott starrten sich gegenseitig an. Fragend, beeindruckt von dem, was hier vor ihren Augen ablief. Plötzlich war es still geworden. Niemand sagte etwas. Es fehlte nur noch, dass Rush genau in diesem Moment die Augen öffnen und unschuldig „ist was?“ fragen würde. In TJ arbeitete es ohne Ende. Sie wusste wirklich nicht wie sie reagieren sollte. Sollte sie Young nochmal anfauchen, so wie gestern? Riskierte sie damit nicht doch zu weit zu gehen, ihrer Freundschaft einen weiteren Knacks zu verpassen? Oder sollte sie ihn einfach gewähren lassen und riskieren, dass er einen schweren Rückfall erleiden würde?

    TJ kam zu einem anderen Schluss, schluckte und meinte: „Abgemacht, Everett. Aber nur unter einer Bedingung. Du übertreibst es nicht und machst nicht einen Schritt weiter als bis hierher. Es bleibt immer einer in deiner Nähe und du legst dich zwischendurch wieder in dein Bett und machst Pausen. Deine ganzen Brüche müssen erst heilen, von der Schulter mal ganz zu schweigen. Ich will dich mehr im Bett sehen als bei Nick. Ist das klar?“ Sie hatte während ihrer Anweisungen nicht einmal mit der Wimper gezuckt. Nun war es Young, der schluckte. Dann veränderte sich sein Gesichtsausdruck und mit einem schiefen Grinsen sagte er leise: „Das ist aber mehr als eine Bedingung, TJ.“ – „Everett!“ – „Schon gut. Die Abmachung gilt.“ Jetzt lächelte auch TJ. Der Zwist war beigelegt. Volker und Scott waren nun noch mehr beeindruckt und Scott versuchte so schnell wie möglich das Thema zu wechseln: „Äh, wie geht es Dr. Rush?“


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    Berichterstattung

    Ungeduldig saß Telford an seinem Schreibtisch und wartete auf Brody, Park und Dr. Perry in Camilles Körper. Er hatte vor die Kommunikationssteine zu benutzen, um General O’Neill Bericht zu erstatten. Dieser war schon überfällig. Es klopfte. „Herein.“ Zwei Wissenschaftler und ein Architekt betraten den Raum. „Also? Wie sieht’s aus? Gibt’s Fortschritte?“, fragte Telford. Perry schüttelte den Kopf: „Bedauerlicherweise nicht. Wir haben noch nicht herausgefunden was den Antrieb ausfallen ließ. Unsere Versuche ihn wieder in Gang zu kriegen waren leider erfolglos“, erklärte Perry. „Und wie lange wird es noch dauern? Wir können ja nicht ewig hier festsitzen“, wollte Telford wissen. „Wissen wir nicht“, antwortete Park. „Spekuliert.“ - „Das kann man nicht genau sagen“, sagte Brody, „wir tun unser Möglichstes um das Schiff wieder in den FTL springen zu lassen. Aber wenn der Antrieb nicht will…“ Telford seufzte. Er hatte eigentlich gehofft, dass es besser laufen würde. Aber wie es aussah, hatte er umsonst gehofft. „Gut, in Ordnung. Geht und versucht es weiter. Dr. Perry, ich bräuchte Camille hier, wenn das in Ordnung geht“, fügte er noch hinzu. „Natürlich geht das in Ordnung, Colonel“, antwortete sie und verschwand mit den anderen.

    Pünktlich wie eine Eieruhr kam Lieutenant Johansen als nächstes. „Bitte sagen Sie mir, dass Sie bessere Nachrichten haben“, bat Telford. „Sagen wir es mal so…es geht“, sagte TJ, „Rushs Zustand hat sich bis jetzt nicht gebessert, aber auch nicht verschlechtert. Colonel Young ist bei Bewusstsein und momentan am Bett von Rush. Wir haben vereinbart, dass er aber trotzdem in sein Bett zurückgeht und sich ausruht. Ich habe auch dafür sorgen lassen, dass immer jemand bei ihm ist und aufpasst, dass der Colonel sich an die Abmachung hält.“ Telford musste grinsen. Zu gut konnte er sich vorstellen, dass Everett andere Pläne hatte als im Bett zu liegen. Er machte sich bestimmt größere Sorgen um Dr. Rush als um sich selbst. So war es schon immer gewesen mit ihm. „Danke TJ. Sie sollten auch mal eine Pause machen. Sie sehen müde aus. Schlafen Sie, es wird Ihnen sicherlich gut tun“, sagte Telford. Dankbar lächelte TJ und ging.

    Er selbst stand seufzend auf und machte sich auf den Weg zu den Kommunikationssteinen. Dort wartete Camille bereits auf ihn. Sie nickte ihm zu und erzählte sofort: „Über die Luzianer an Bord gibt es nicht viel zu berichten. Sie verhalten sich ruhig, machen keinen Ärger. Es ist schon beinahe etwas verdächtig, aber wir sollten dankbar dafür sein. Immerhin haben wir im Moment andere Sorgen.“ Telford nickte zustimmend: „Ja, das ist wahr.“

    Er nahm sich einen der blauen Steine und befand sich im nächsten Moment zusammen mit Camille auf der Erde. Umgehend wurde er zu O’Neill gebracht, während Camille zu ihrem IOA-Boss ging. „Was haben Sie für mich, Colonel?“, fragte Jack sofort. Zu lange war der alte Bericht schon her. Seit er erfahren hatte, dass Young und Rush schwer verletzt worden waren, war er voller Sorge. Und die Wut kam, als er den Grund dafür erfuhr. „So ne Schweinerei“, hatte er damals gesagt. „Also, was den FTL-Antrieb betrifft, kommen die Wissenschaftler kaum voran. Sie haben versucht die Ursache zu finden, bis jetzt aber ohne positive Resultate. Die Luzianer machen keinen Ärger. Sind ganz ruhig, worüber wir uns ja freuen können“, berichtete Telford. „Nicht gut“, kommentierte Jack. „Und wie geht’s euren Kranken?“ - „Besser als letztes Mal. Colonel Young ist wach. Es geht ihm auf jeden Fall besser als vor der zweiten Operation, die er soweit gut verarbeitet hat.“ - „Und Dr. Rush?“ Telford sah kurz zu Boden. „Sein Zustand hat sich leider nicht gebessert. Die Lungenentzündung macht ihm sehr zu schaffen. Wir tun alles um ihm zu helfen, doch viel können wir nicht für ihn tun. Colonel Young ist bei ihm und weicht ihm nicht von der Seite. Lieutenant Johansen ist dankbar, dass sie so viele helfende Hände hat.“

    Jack nickte und dachte über den Bericht nach. Nach wenigen Minuten sagte er schließlich: „Wenn das so ist, sollten Sie zurück aufs Schiff gehen, Colonel. Kümmern Sie sich gut um die beiden. Wenn es Fortschritte geben sollte, auch was den FTL-Antrieb anbelangt, erwarte ich einen neuen Bericht. Verstanden?“ Telford salutierte: „Verstanden, General.“ Er verabschiedete sich. Camille schien auch fertig zu sein und zusammen wechselten sie wieder in ihre Körper auf der Destiny.


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    Tag 11

    Vereint

    Wieder waren Tage ohne besondere Vorkommnisse verstrichen. Am FTL-Antrieb wurde weiter geschraubt - der Reparatur-Roboter glühte schon fast durch die viele Arbeit - die Gefangenen der Luzianer-Allianz verhielten sich unauffällig und auf der Krankenstation war es auch wie immer in der letzten Zeit.

    Tage nach seiner zweiten Operation ging es Young tatsächlich ein wenig besser. Seine Schulter, die weiteren Brüche und anderen Blessuren heilten langsam vor sich hin. Die Blutergüsse wechselten munter ihre Farben, die Schwellungen waren bald nicht mehr zu sehen und die geschundenen Fingerknöchel sorgten auch nicht mehr für großes Aufsehen. Alles in allem war es auszuhalten. Das Fieber war auch endlich abgeklungen und der Brummschädel dröhnte weniger schlimm. Young hatte tatsächlich TJs Anweisungen brav befolgt und keinen Schritt aus der Krankenstation gemacht.

    Bei Dr. Rush sah es anders aus. Der arme Kerl war noch immer bewusstlos, war nicht mal für eine Minute wach gewesen und hatte hohes Fieber. Er kämpfte weiterhin gegen die Lungenentzündung, welche zwar nicht schlimmer wurde, aber auch nicht wesentlich zurückging. Die Schusswunde, Knochenbrüche und diversen Schrammen der Platzwunden heilten ohne Probleme, während seine Blutergüsse - ähnlich wie bei Young - fast täglich die Farbtöne änderten.

    Dr. Brightman kam regelmäßig um nach den beiden Patienten zu sehen. Young war es egal, dass er ihrer Meinung nach im Bett liegen sollte. Er hatte mit TJ eine Abmachung und die war ihm wichtiger. Außerdem war Rush krank und brauchte ihn jetzt. Young war recht erstaunt, wie sich die Kollegen die ganzen Tage über schon ihre Zeit so einteilten, dass sie sich um ihre eigentliche Arbeit, um Rush, aber auch noch genug um sich selbst kümmern konnten. Dieser Zusammenhalt beeindruckte ihn und tief im Inneren erfüllte es ihn mit Stolz. Er war froh, endlich auch seinen Beitrag dazugeben zu können und nicht mehr völlig weggetreten im Bett zu liegen.

    Volker und Brody hatten eine Art Tee aus den Kräutern des „Grünzeuggarten“ gemixt und in die Krankenstation gebracht. Es war eine völlig neue Mischung, die überraschenderweise recht gut roch. Nun hatte Eli einen warmen Becher des neuen Tees in der Hand und verabreichte ihn Rush. Lieutenant James half ihm dabei. Young konnte nicht viel helfen, saß mit Greer dabei und sorgte für Unterhaltung. Entweder erzählten sie Rush von Erlebnissen aus ihren Jugendtagen oder von früherer Militär- bzw. Air-Force-Laufbahn. Zu anderer Zeit quetschten sie Eli über dessen MIT-Zeiten aus und warum er damit gebrochen hatte oder berichteten mit James von Icarus-Einsätzen. Mal sprachen sie Rush direkt an, mal unterhielten sich die vier leise untereinander. Rush sollte zu jeder Zeit mitbekommen, dass er nicht allein war.
    Zwischendurch war Young mal für einige Minuten mit Rush alleine und schnappte die Hand des Wissenschaftlers und sagte, sich an das Gespräch in der Zelle erinnernd: „Hör mal Nick. Wenn wir wieder zu Hause auf der Erde sind, ich sag dir, dann schlepp ich dich zu deinen Eltern. Du musst endlich mal mit ihnen reden. Mit seinen Eltern hat man einfach keinen andauernden Streit, schon gar nicht über Jahre hinweg. Da kannst du protestieren soviel du willst, das ist mir dann total egal. Und wenn ich dich in einer Kiste einsperren muss und so rüber nach Schottland bringe, du kommst da nicht drum rum.“


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    Aufwachen

    Spät am Abend geschah etwas, worauf alle schon lange gehofft hatten: Rushs Fieber sank. Es ging ihm besser. „Sieht so aus, als ginge es bergauf mit ihm“, verkündete Dr. Brightman nach ihrer Untersuchung. Young, der es vorgezogen hatte rechtzeitig vor Dr. Brightmans Besuch besser in seinem Bett zu liegen um weiteren Streit zu vermeiden, spitzte die Ohren, sagte aber nichts. Genau wie Scott, der bei ihm war. Es war Eli, den sie mit großer Hoffnung in der Stimme sagen hörten: „Also wird er wieder gesund?“ Die Ärztin nickte. „Ja, das wird er. Aber Dr. Rush braucht trotzdem Ruhe. Auch wenn er sich von der Lungenentzündung erholt hat, die gebrochenen Knochen sind noch da. Sein Körper muss die ganzen Strapazen erstmal komplett verarbeiten und dann heißt es langsam wieder zu Kräften kommen.“ Allen Anwesenden fiel ein Stein vom Herzen.
    Als sich die Nachricht wie ein Lauffeuer verbreitet hatte, waren Brody, Volker, Park, Chloe, James und Telford schnurstracks in die Krankenstation gestürmt. Jeder von ihnen hatte sofort alles stehen und liegen gelassen. Und dort bestätigte ihnen Dr. Brightman die Richtigkeit des Gerüchts. Rush würde wieder gesund werden. Gott sei Dank.

    Einige Stunden später saßen Eli, Chloe und Everett an Rushs Bett. Sie unterhielten sich und versuchten die Zeit totzuschlagen. Als ein leises Stöhnen sie stocken und sofort den Wissenschaftler fixieren ließ. Und tatsächlich, Rush öffnete langsam die Augen. Young ergriff sofort dessen Hand und lächelte: „Willkommen zurück unter den Lebenden.“ Rush schaute ihn an, brauchte eine Weile, bis er realisierte wer ihn angesprochen hatte. „Everett?“ – „Ganz ruhig. Alles wird wieder gut. Wir sind zurück auf der Destiny.“ Eli gab Rush etwas Wasser, damit dieser erstmal seine Stimmbänder ölen konnte. Und das bewirkte Wunder. Rush war kaum mehr zu halten, wurde neugierig und fragte: „Wie geht’s dir und was ist mit TJ?“ – „Mir? Besser. Und TJ geht’s auch gut. Du warst der Einzige, der uns Sorgen bereitetet hat“, Young hatte zwar etwas gelogen als er von sich selbst abgelenkt hatte - und das bemerkten auch Eli und Chloe - aber ihnen war klar, dass es reine Absicht gewesen war. Es ging hier um Rush und niemanden anderen. Der kam nicht ganz mit und schaute Young nur irritiert an. Dieser erklärte: „Du hattest eine Lungenentzündung. Eine ziemlich unschöne.“ – „Oh, nicht so toll“, jetzt verstand Rush. „Dass Sie schon wieder sarkastisch werden können, kann ja nur bedeuten, dass Sie gesund werden“, stellte Eli fest. Er konnte gar nicht sagen wie glücklich er war, den Wissenschaftler endlich wach zu sehen. Er strahlte mit Chloe um die Wette. Rush, der noch bei Elis letzten Worten steckte, murmelte zum Thema wieder-Gesund-werden nur: „Na, ich will’s doch mal hoffen.“ - „Das hoffen wir alle, Nick. Das hoffen wir alle“, kam es von Everett, der ebenfalls breit grinste. Und dann fielen Rush die Augen wieder zu. Er war müde, unendlich müde.


    Fortsetzung folgt...


  24. #36
    zigtausend Jahre alt ... ;-) Avatar von John's Chaya
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    Ja, Col. Young kann mit recht sehr stolz auf seine Truppe sein, ist ein toller Zusammenhalt.

    Schön, dass es ihm jetzt besser geht und ich kann verstehen, dass er zu Rush will. Aber finde es toll, dass er sich auch an TJs Anweisungen hält, ist ja nur zu seinem Besten. Das hat er auch kapiert, gott sei Dank.

    Und na endlich...Rush ist zum ersten Mal wach, wurde ja auch Zeit. Ich hoffe, dass es jetzt mit ihm bergauf geht. Hat ja lange genug gedauert.

    Tolles Kapitel, bin gespannt wie es weitergeht!!!

    Ich bin zu alt, um nur zu spielen, zu jung, um ohne Wunsch zu sein.

  25. Danke sagten:


  26. #37
    Young-Fan Avatar von Mason
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    Der Juli fängt gut an, nämlich mit einem neuen Kapitel. Nr. 16 ist's bereits!



    Tag 12

    Tag 1 nach Erwachen

    Erst am nächsten Morgen begann Rush wieder klare Gedanken fassen zu können. Dabei war er nicht allein. An seiner Seite saßen Eli und Chloe – die beiden hatten offenbar nichts anderes zu tun – die auch schon die gesamte letzte Nacht bei ihm verbracht hatten. Auch Everett war schon wach und hatte sich mit TJ dazu gesellt. Zusammen warteten sie auf Greer, der sich mal wieder um ein leckeres Frühstück kümmern wollte. Rush nutzte die Zeit und ließ sich ausführlich berichten, was er und Young denn nun so alles abbekommen hatten und wie die beiden und TJ wieder auf die Destiny gelangt waren. Alles in allem, war es eine recht lange Story und langsam fing sein Magen an zu knurren.

    Endlich erschien Greer mit einem Tablett im Arm. Darauf zwei Portionen Frühstück. Eine Schale reichte er Young, der sie auf einem Tisch neben sich abstellte, denn sein linker Arm war ja weiterhin am Oberkörper fixiert. Er wollte gerade mit dem Essen beginnen, als Greer ihm noch etwas entgegen streckte: „Hier, Colonel. Ein kleiner Gruß aus der Küche.“ Youngs überraschter Blick fiel auf einen kleinen Salat. „Super! Becker bekommt gleich einen Stern für seine Kochmütze. Her damit.“ Young durfte schon seit einigen Mahlzeiten wieder Vernünftigeres als Suppe zu sich nehmen und grinste breit. Ohne weitere Umschweife fing er an zu essen. Auch er hatte einen Bärenhunger.

    Als Greer mit der zweiten Schüssel näher trat und Rush sehen konnte, dass es für ihn nur eine Art Brei gab, wurde das Gesicht des Wissenschaftlers immer länger. Der Inhalt der Schale sah einfach nur widerlich aus und Rush wurde auf Young neidisch. Greer lachte los, irgendwie kam ihm das bekannt vor. Verwirrt sah Rush ihn an: „Was ist so lustig?“ – „Sie schauen genauso wie der Colonel, als der das Zeug essen musste“, erklärte der Master Sergeant noch immer lachend. Erst jetzt fiel den anderen auf, dass Greer Recht hatte und dann mussten auch sie lachen. Rush konnte darüber nur den Kopf schütteln: „Und ihr seid wirklich sicher, dass ihr nicht irgendwas genommen habt?“ – „Glaub mir Nick, das hab ich mich auch schon gefragt. Aber ne Antwort darauf hab ich bis heute nicht bekommen“, witzelte Everett, der daraufhin einen strengen Blick TJs kassierte. „Na, dann sind wir ja schon zu zweit“, antwortete Rush, noch immer kopfschüttelnd.

    Schließlich nahm Eli Greer die Schüssel ab und hielt sie Rush direkt vor die Nase: „Runter damit, aber plötzlich.“ Noch bevor Rush widersprechen konnte, fing Eli auch schon an ihm den Löffel in den Hals zu schieben. Rush erging es ähnlich wie es Young anfangs ergangen war. Durch die diversen Verletzungen und Knochenbrüche aus der Gefangenschaft, der anschließenden schweren Lungenentzündung und dem damit verbundenen Liegen war Rush so geschwächt, dass er kaum in der Lage war allein zu essen. So wie Young vor einigen Tagen, konnte auch Rush die Schale nicht halten, da dessen linke Hand und zwei Finger der rechten Hand gebrochen waren. Zumindest aber war es möglich, einigermaßen aufgerichtet zu essen. Und das war das Beste von allem.

    Zum Erstaunen aller, kam Eli mit dem Löffelanreichen kaum hinterher. Rush wollte das Zeug so schnell wie irgend möglich runter bekommen, ohne lange über den Geschmack des Breis nachzudenken. Nach dem letzten Löffel hatte er allerdings das Gesicht so verzogen, als hätte er auf eine Zitrone oder fürchterlich Bitterem gebissen. Eli, der genauso amüsiert wie die anderen die leere Schüssel betrachtete, konnte es sich nicht verkneifen zu feixen. Doch Rush drohte: „Warte nur, Eli. Wenn du mal krank bist sorg ich dafür, dass du das auch schlucken musst.“ Der junge Mann schluckte: „Dann muss ich wohl aufpassen, dass ich eben nicht krank werde, oder?“ – „Wäre besser für ich, Eli“, mischte sich nun auch Chloe ein, die es wie TJ genoss endlich wieder eine gelöstere Stimmung auf der Krankenstation zu haben.


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    Da beide weiterhin auf der Krankenstation festsaßen und Rush noch gar nicht aufstehen durfte, mussten sich der Wissenschaftler und der Colonel irgendwie die Zeit vertreiben. Momentan lag auch Young in seinem Bett. Was heißt sein Bett? Er war einfach umgezogen, nämlich in das, welches direkt neben dem des Wissenschaftlers stand.
    So konnten die zwei wenigstens in Ruhe miteinander reden. Schnell waren sie sich einig, dass ihre „Krankenschwestern“ auch alle mal schlafen gehen sollten. TJ ging sogar auf den Vorschlag ein, stellte allerdings wieder Bedingungen auf. Da beide Herren ja nun nebeneinander lagen und niemand zum anderen „wandern“ musste, galt ab sofort wieder strenge Bettruhe. Auch für Colonel Young. Rush dazu durfte auch nicht zu viel reden. Er sollte sich ja erholen. Erst, als beide hoch und heilig geschworen hatten die Betten nicht zu verlassen und auf sich gegenseitig aufzupassen, lockerte TJ die „es-ist-ständig-jemand-anderes-dabei-und-passt-auf“-Regelung.

    Telford hatte sich den Bauch halten müssen, als TJ ihm davon berichtet hatte. Er hatte der Idee zugestimmt, war sich aber nicht sicher, ob sich Rush und Young auch tatsächlich daran halten würden. Schließlich waren beide für ihre unerwarteten Aktionen bekannt. Aber zum Erstaunen Telfords hatte sich Young ja bereits an die erste Abmachung mit TJ gehalten. Also standen die Chancen, dass beide Kindsköpfe es auch dieses Mal tun würden gar nicht mal so schlecht. Es blieb also spannend. Telford nahm sich vor, sich so lange aus der Abmachung auf der Krankenstation rauszuhalten, solange es gut ging.

    Auch die anderen mussten lachen als sie die Neuigkeiten von TJ erfuhren. Eli war sich nun hundertprozentig sicher, dass es mit Rush wieder bergauf ging und holte lange Stunden nötigen Schlafes nach. Greer, Scott und James schlossen heimlich Wetten ab was auf der Krankenstation als nächstes passieren und wer der Schuldige sein würde. Chloe war einfach nur froh und genoss es wieder mehr Zeit mit den anderen verbringen zu können und das Reparaturteam (Brody, Volker und Park) konnte sich mit Dr. Perry nun voll und ganz auf den FTL-Antrieb konzentrieren. Die allgemeine Stimmung auf der Destiny wurde endlich wieder etwas besser.


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    Jugendsünden

    So kam es, dass im Laufe des Tages Rush und Young sogar öfters ganz allein in der Krankenstation waren. Zwischen ihren Betten hatte TJ einen kleinen Tisch gestellt und dafür gesorgt, dass ständig Tee und Schüsseln mit nahrhaftem Brei sowie etwas Salat in Reichweite standen. Den Tee tranken Rush und Young. Aber den Brei rührten sie nicht an. „Ganz sicher nicht noch mal“, war Rushs Kommentar gewesen. Young hatte lachend zugestimmt.

    „Sag mal, hast du früher eigentlich was angestellt?“, fragte Everett irgendwann. „Was meinst du?“ - „Naja, Schulstreiche mit Freunden zum Beispiel. Oder gibt’s so was in Schottland nicht?“, witzelte der Colonel, bemüht mal ein ganz anderes Gesprächsthema anzusteuern. „Doch, stell dir vor das gibt’s sogar auch bei uns!“, antwortete Nick sarkastisch und Everett drängelte weiter: „Also? Ich höre. So wie ich dich einschätze, warst du nicht gerade der nette, brave Schüler.“ - „Halt die Klappe oder du hast ein Kissen im Gesicht“, drohte Rush, der schief zu Young schaute. Doch dessen Neugierde war geweckt und so blieb er am Ball. „Und wenn schon. Ich will’s trotzdem wissen.“
    Rush seufzte: „Wenn’s denn sein muss: Ich hab mal im Chemieunterricht ne Chemikalie ausgetauscht. Die ist dann explodiert.“ Young musste lachen. Warum hatte er sich so was bei Nick denken können? „Warum ausgerechnet in Chemie?“ - „Der Lehrer war ein elender Mistkerl. Er hat uns ohne Grund nachsitzen lassen, nebenbei schlechte Noten gegeben oder aus Langeweile Verweise verteilt. Dafür lag er aber dann zwei Monate unter Quarantäne im Krankenhaus. Bis seine Augenbrauen und die meisten Haare nachgewachsen waren, hatte es ziemlich lange gedauert. Glücklicherweise hat er dann sogar den Lehrerjob an den Nagel gehängt. Der neue Lehrer war um Klassen besser“, erklärte Rush.

    Young schmunzelte bis über beide Ohren: „Haben die dich nicht erwischt?“ Nick lachte. „Ich glaube, alle Lehrer wussten dass ich es war. Aber keiner hat was gesagt. Die konnten den alten Sack nämlich auch nicht ausstehen.“ - „Na das ist doch mal praktisch, oder?“ - „Fand ich auch. Wir hatten nämlich auch keinen Chemieunterricht, bis die einen Neuen gefunden hatten“, bestätigte Nick. „Glück für euch.“ – „Eigentlich nicht wirklich. Wir waren zwar froh ihn losgeworden zu sein, aber die Prüfungen kamen trotzdem.“ – „Und wer hat euch dann bitte unterrichtet?“, fragte Young. Rush sah ihn mit breitem Grinsen an und dann machte es in Everetts Hirn klick: „Ach, das ist wohl an dir hängen geblieben?“ – „Tja, der Direktor war der Meinung, dass, wenn ich schon den alten Lehrer ins Krankenhaus schicken könnte, ich auch ruhig dafür sorgen könnte, dass wir einen perfekten Schnitt bei der Prüfung vorlegen. Das hieß dann also sehr viel Stoff in sehr kurzer Zeit. War aber eigentlich ganz lustig. Wenn wir keine Lust hatten im Chemiesaal zu bleiben, sind wir einfach rausgegangen und haben draußen weitergemacht.“ – „Und? Wie habt ihr abgeschnitten?“ Wieder grinste Rush: „1,2. Du hättest das Gesicht des Direktors sehen sollen als der das erfahren hat.“ – „Ich kann’s mir lebhaft vorstellen“, witzelte Young.

    Eine kurze Zeit hingen beide wieder ihren Gedanken nach. Rush, der weiter an seinen Chemieunterricht dachte, versuchte sich an sämtliche Namen seiner Mitschüler zu erinnern, die mit in dem Kurs gewesen waren. Young hingegen versuchte sich die Explosion vorzustellen und wie das Lehrerkollegium mit dem Vorfall umgegangen sein könnte.

    Plötzlich war es Rush, der die Stille brach und mit einem schelmischen Grinsen Young fragte: „Und was ist mir dir?“ – „Was?... Ach so. Tja, da muss ich dich enttäuschen, Nick. Mit sowas Spannendem kann ich leider nicht dienen.“ – „Du willst mich auf den Arm nehmen.“ Rush war verwirrt. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass Young, Colonel Everett Young, der leicht mal hitzköpfig und ziemlich gefühlsbetont überreagierte, ein braver, unschuldiger Schüler gewesen sein sollte. „Du und harmlos. Das kauf ich dir nicht ab.“ – „Warum nicht? Die Rabaukenphase kam erst später.“ Rush verdrehte die Augen: „Ein Spätzünder… warum überrascht mich das jetzt nicht.“ Aber so leicht gab sich der Wissenschaftler nicht geschlagen. Irgendwann wurde die Bohrerei von Rush etwas nervig und Young meinte, sich seinem Schicksal ergebend: „Schon gut, schon gut. Aber ich warne dich. So fies wie du mit deinem Chemiekram, war ich wirklich nicht.“ – „Egal. Raus damit.“ Rush wechselte – so gut es mit den Blessuren ging – seine Liegeposition und war bereit für eine neue Story.

    Nach dem Tee greifend, fing Young an zu erzählen: „Na gut. Lass mich kurz überlegen… ah, ja, genau. Ich glaub das war in der 10. Klasse oder so. Da hatten wir bedauerlicherweise den Direktor persönlich in Mathe. Wir haben ihn gehasst. Ich denke mal, den könnte man gut mit deinem Chemielehrer vergleichen. Jedenfalls ist der uns mit seinen Sprüchen furchtbar auf den Keks gefallen. Egal was war, ob nun einer ne Prüfung verhauen hatte oder was auch immer. Stets kam der Spruch: Ihr gehört geteert und gefedert!“ Rush bekam große Augen: „Jetzt sag bloß nicht ihr habt….“ – „Quatsch. Natürlich nicht. Hab doch gesagt, wir waren brave Jungs.“ Enttäuscht senkte Rush den Blick: „Schade.“
    Young genehmigte sich einen großen Schluck Tee und meinte dann: „Naja, wie gesagt, die Sprüche waren echt nervtötend. Und der mit Teer und Federn war sein Lieblingsspruch, der kam jeden Tag hundert Mal. Also dachten wir uns irgendwann, dass wir ihm doch ne kleine Lektion erteilen sollten. Erst haben wir angefangen ihn nachzuäffen, was aber auch nicht lange für Spaß sorgte. Also hat mein Kumpel, dessen Vater eine Hühnerfarm hatte, nen riesen Beutel mit Federn gesammelt. Als wir genug Federn hatten, haben wir einen günstigen Tag abgewartet. Wir wussten, der Direktor verließ freitagmittags immer als letzter das Schulgebäude und das auch erst ne ganze Zeit später als alle anderen Lehrer. Das Beste war ja, dass die gesamte Schülerschaft draußen auf die Busse wartete. Wir haben uns im Klassenzimmer über dem Ausgang versteckt und gewartet bis er raus kam. Mit einem Eimer schwarzer Farbe und einem Eimer mit den Federn.“ Young machte eine Pause, um noch einen Schluck Tee zu nehmen.

    „Lass mich raten. Dein Direktor will raus und ihr habt euren Spaß gehabt“, grinste ein amüsierter Rush. „Genau. Er kam raus und wir haben den Farbeimer auf ihn runter geschmissen. Die Federn dann gleich hinterher. Und das wirklich vor allen, die draußen waren.“ Rush musste lachen: „Geteert und gefedert. Schon klar.“ – „Genau so“, grinste Young zurück. „Mein Kumpel und ich haben uns da oben kaputt gelacht. Die Krönung war dann noch, dass wir von einer CD Hühnergegacker abgespielt haben. Und bevor ich es vergesse, der Direktor musste so wie er war mit dem Auto nach Hause fahren. Wir hatten nämlich noch das Türschloss so präpariert, dass er nicht mehr ins Schulgebäude zurück konnte um sich von dem ganzen Zeug zu befreien. Also musste er wohl oder übel ins eigene Auto steigen und mit dem Huhnkostüm nach Hause fahren.“ Rush schüttelte leicht den Kopf, stelle sich das ganze genüsslich vor: „Und hat damit noch gleich sein Auto eingesaut. Schon klar. Und du behauptest harmlos gewesen zu sein.“ – „Na komm. Er ist wenigstens nicht im Krankenhaus gelandet so wie dein Lehrer.“ – „Warum ist das so richtig typisch du? Kam dann noch was, oder habt ihr es bei dem Kostüm belassen?“ Young verzog das Gesicht, als er sich an die Folgewoche nach der Tat erinnerte: „Hm, naja. Uns war klar, dass es uns niemand glauben würde was wir getan hatten, wenn wir es erzählten. Also habe ich von dem ganzen Szenario schöne Fotos gemacht und die den Montag darauf an der großen Pinnwand in der Eingangshalle aufgehängt. Natürlich mit dem Spruch geteert und gefedert darunter.“ Jetzt konnte Rush fast nicht mehr vor Lachen und das war nicht gut. Ihm fing an alles weh zu tun. „Fiese Bande! Seit ihr davon gekommen oder gab’s Ärger?“ – „Nicht ein Stück. Ich glaub, die haben Jahre später immer noch gerätselt wer das gewesen ist. Der Direktor hatte so einige Klassen, die er unterrichtete. Da kamen eine Menge Schüler in Frage für so ne Tat. Und genau das war unsere beste Deckung“, grinste Young breit zurück.


    Fortsetzung folgt...


  27. #38
    zigtausend Jahre alt ... ;-) Avatar von John's Chaya
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    Ach wie schön, die Zwei schwelgen in Jugenderinnerungen.

    Schön, dass es ihnen besser geht, wurde ja auch Zeit.

    Rush als Lehrerersatz, kann ich mir gut vorstellen, das könnte Eli bestimmt auch.

    Auch Col. Young sein Schülerstreich ist nicht von schlechten Eltern.

    Da haben sie ja noch mal Glück gehabt, nicht erwischt worden zu sein.

    Toll, dass die Zwei sich immer besser verstehen, bin gespannt wie lange das noch anhält oder ob es so bleibt.

    Wieder ein tolles Kapitel, danke dafür!!!

    Ich bin zu alt, um nur zu spielen, zu jung, um ohne Wunsch zu sein.

  28. Danke sagten:


  29. #39
    Young-Fan Avatar von Mason
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    Zitat Zitat von John´s Chaya Beitrag anzeigen
    ...
    Toll, dass die Zwei sich immer besser verstehen, bin gespannt wie lange das noch anhält oder ob es so bleibt.
    ...
    Verrat ich nicht, verrat ich nicht...

    Und danke für dein Feedback, John's Chaya. Freut mich, wenn du immer so nen Spaß beim Lesen hast.

  30. Danke sagten:


  31. #40
    Young-Fan Avatar von Mason
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    Söderle, weiter gehts mit Kapitel 17:


    2 Wochen später

    Erster Ausflug

    Bereits zwei Wochen lang hielten sich Rush und Young an ihre Bettruhe. Und jeder, aber auch wirklich jeder, war darüber mehr als überrascht. Sogar Dr. Brightman, die natürlich noch immer regelmäßig via Kommunikationssteine an Bord der Destiny wechselte und den Genesungsprozess der beiden beobachtete, und General O’Neill, der von Colonel Telford auf dem Laufenden gehalten wurde.

    Aber so langsam wurde es Young und Rush doch zu langweilig. Klar, es gab nach wie vor viele Besuche, aber mit der Zeit… Von einem Marine hatten sie sich die Simpsons-Folgen ausgeliehen und auch die Musikreihenfolge auf verschiedenen I-Pods kannten beide nahezu auswendig. Rush hatte es am meisten genossen Geigenmusik zu hören. Er liebte Geigenmusik. Kein Wunder, schließlich hatte seine Frau ja auch professionell Violine gespielt. Young hatte in dieser Zeit versucht zu schlafen oder zu lesen. Der Colonel bevorzugte eine ganz andere Musikrichtung und hatte für Klassik nicht allzu viel übrig. Aber über die Tatsache, dass es einigen Crewmitgliedern wie auch immer gelungen war, bei der überstützten Evakuierung der Icarus-Basis solch kleine technische Spielsachen und sogar auch Bücher zu retten, freuten sich beide. Und so wunderte es auch nicht, dass Dr. Park bereits vor vielen Monaten sogar einen Buchclub gegründet hatte.

    Irgendwann hielten es Rush und Young nicht mehr in den Betten aus und weigerten sich, noch länger auf der Krankenstation bleiben zu müssen. Rushs Lungenentzündung war so gut wie weg und die Knochenbrüche im Gesicht, den Händen und der Rippengegend heilten gut. Auch Youngs Brüche, ebenfalls Gesicht, Hand und Rippen, verheilten. Was seine Schulter anging… nun, sie heilte zwar, aber noch nicht so wie erhofft. Die weiteren Blessuren in Form von Schrammen, Prellungen und Blutergüssen heilten bei beiden dafür umso besser.
    Als TJ bei ihnen war, starteten Rush und Young einen Versuch und gaben ihr Bestes um die Sanitäterin davon zu überzeugen das es an der Zeit war, langsam wieder etwas mehr Bewegung zu bekommen. Und zwar auch außerhalb der Krankenstation.

    Nach langer Diskussion gab sich TJ schließlich geschlagen und suchte nach einer Lösung, die für beide Seiten akzeptabel war. „Okay, Jungs. Wenn ihr es so unbedingt wollt, dann machen wir Folgendes: Ich lasse euch zwei ungeladene Gewehre bringen, die ihr als Krücken nehmen könnt. Eli wird auf dich, Nick, aufpassen. Und Scott auf dich, Everett. Ich möchte nicht, dass ihr zwei alleine losgeht. Auch wenn ihr euch besser fühlt, es gilt weiterhin die Regel keine Anstrengung! Vergesst nicht, ihr habt harte Wochen hinter euch und müsst erstmal eure Fitness wieder aufbauen. Also kurze Spaziergänge und keine Gewaltmärsche. Und das ganze auch nur in Begleitung und mit Pausen.“ TJ hatte erst Rush, dann Young scharf angeschaut. Zum Schluss meinte sie: „Ach ja, noch was. Und das gilt vor allem für dich, Nick. Ich weiß, dass ich dich nicht davon abhalten kann zu arbeiten. Aber mach langsam, verstanden? Ich hab den anderen gesagt, sie sollen darauf achten das du auch das tust, was ich dir sage. Und du hältst dich bitte auch daran, Everett. Ihr seid immer noch krank und nicht voll auf dem Damm. Ich möchte nicht, dass ihr Rückfälle erleidet und das ganze Theater von vorne beginnt.“

    Auch wenn Rush und Young sie noch so mit Dackelblick in den Augen anschauten und versprachen es nicht zu übertreiben, TJ war nicht wohl bei der ganzen Sache. Um ehrlich zu sein, sie hatte sogar etwas Angst und befürchtete Ärger. Sie kannte die beiden und wusste nur zu gut, dass sie sich stärker fühlten als sie tatsächlich waren. Aber ihr war auch klar, dass sie die beiden nur noch schwer still auf der Krankenstation halten konnte.

    Eine gute Stunde später war es endlich soweit. Young, der es schon kannte ein Gewehr als Krücke nutzen zu müssen, kam schnell damit zurecht. Rush hingegen brauchte etwas länger. Okay, er konnte gut mit Waffen umgehen und schießen, aber als Wissenschaftler hatte er andere Prioritäten gesetzt und brauchte zwei Versuche mehr, mit dem umgedrehten Gewehr als Krücke klar zu kommen.


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    Messe

    Young war als erster losmarschiert. An seiner Seite Matthew Scott, welcher aber irgendwie nicht so gut drauf war. Der sonst so gesprächige Lieutenant war sonderbar schweigsam, als ob ihm was auf der Seele brannte. Young ging erst nicht darauf ein, denn er war anfangs zu sehr darauf bedacht vernünftig vorwärts zu kommen ohne ständig seine Jacke zu verlieren, in der er zwar mit dem rechten Arm richtig drin steckte, aber auf der linken Seite das Teil nur über die Schulter geworfen hatte. Die war noch immer so fixiert, dass er nichts über den Arm bekam.

    In der Messe angekommen, wurde es auch nicht leichter Scott in ein Gespräch zu verwickeln. Schließlich wurde es Young zu bunt, sodass er direkt wurde: „Sagen Sie mal Lieutenant, was ist Ihnen heute eigentlich für eine Laus über die Leber gelaufen?“ Scott, der gedankenverloren einen Becher in seinen Händen drehte, schaute erschrocken auf. „Sie sind ja mürrischer als Rush zu seinen besten Zeiten. Hat Telford Sie etwa angefaucht?“ Scott schaute Young an, murmelte mehr zu sich als zu dem Colonel: „Heute nicht.“ – „Wie, heute nicht? Nun mal raus mit der Sprache. Was ist los mit Ihnen?“ Einmal mehr ertappte sich Scott dabei, das Väterliche in Young zu bewundern.
    Und als dieser nicht locker ließ, konnte Scott nicht mehr anders als sich zu öffnen - höllisch froh, dass die Messe kaum weiter besucht war: „Ich… ich habe Mist gebaut, Sir.“ Young bekam große Augen, stellte seinen Becher Tee ab: „Sie? Das ist ja ganz was Neues. Was ist passiert? Wird ja wohl nicht so schlimm sein.“ – „Wenn Sie wüssten.“ Scott schaute betreten auf den Tisch. „Wenn ich was wüsste? Raus damit! Ich werde Ihnen schon nicht den Kopf abreißen.“ Und selbst wenn wüsst ich nicht wie, dachte Young noch, schluckte es aber runter. Er war gespannt wie ein Flitzebogen was Scott angestellt haben könnte. Sowas war völlig untypisch für den jungen Offizier.

    „Ich hab Sie im Stich gelassen.“ Young verstand nicht wirklich, worauf Scott hinaus wollte: „Wen?“ – „Na Sie, Sir. Sie und die anderen.“ Klasse, daraus wurde er auch nicht schlauer. „Das müssen Sie mir jetzt mal genauer erklären.“ Scott verzog den Mund und legte los: „Als wir, das heißt eigentlich Greer, das Dorf entdeckt hatten, wo man Sie, Dr. Rush und TJ gefangen hielt, bin ich nicht gleich losgestürmt um Rettung zu holen.“ Nicht ganz sicher, ob Young gleich ausflippen würde, machte Scott eine kleine Pause. Doch Young flippte nicht aus, blieb zu Scotts Erstaunen völlig ruhig und wartete bis dieser weiter sprach: „Stattdessen bin ich wie angewurzelt einfach mit Greer und James in der Deckung lieben geblieben. Wie kleine Kinder haben wir zugeschaut, während Sie und Rush um Ihr Leben kämpfen mussten.“ Young zuckte mit der rechten Schulter und überlegte: „Und was hätten Sie stattdessen tun sollen? Etwa zu dritt gleich losstürmen? Da hätten Sie aber wenig Erfolg gehabt, Lieutenant. Zu dritt gegen ein ganzes Dorf gut ausgebildeter Krieger, das wär nicht gut gegangen.“ Young suchte noch immer den Punkt mit dem *im-Stich-gelassen*. „Das ist es nicht, Sir.“ Scott wurde immer nervöser, spürte einen einzelnen Schweißtropfen, der ihm den Rücken runterlief. „Was ist es dann?“, bohrte Young weiter. „Sir. Ich bin erst später losgelaufen um Colonel Telford zu informieren… sehr viel später… zu spät um Sie an dem Tag noch befreien zu können.“ Aha! Das war es also, was dem jungen Mann so zu schaffen machte. Endlich verstand Young und überlegte: „Und dafür hat Telford Sie zusammengestaucht, richtig?“ Scott traute sich kaum noch ein Wort zu sagen und so nickte er nur, den Blick noch immer auf die Tischplatte gerichtet. Er schämte sich in Grund und Boden.

    Young wusste im ersten Moment gar nicht, was er sagen sollte, was er sagen könnte, um Scott zu helfen. Um Zeit zu gewinnen, nahm er erstmal einen langen Schluck aus seinem Becher. Dann sagte er: „Lieutenant, schauen Sie mich mal an.“ Doch Scott reagierte nicht. Erst als der Colonel ihn noch mal ansprach, traute sich Scott den Blick zu heben. „Ob Sie an dem Tag noch eine groß angelegte Rettungsmission hätten starten können, ist doch gar nicht sicher. Überstürzte Handlungen sind nie die besten. Glauben Sie mir, ich weiß wovon ich rede. Und, wenn es Sie tröstet und ich mich richtig erinnere, ist den Tag über nach dem Kampf eh nichts weiter passiert. Außerdem ist das jetzt auch egal. Rush, TJ und ich sind am Leben. Ob Sie es mir glauben oder auch nicht, aber das liegt auch daran, dass Sie eben nicht überstürzt gehandelt haben, sondern gemeinsam mit Colonel Telford einen gut durchdachten Plan ausgearbeitet haben. Im Gegensatz zu Ihnen hatten wir in der Zelle nämlich die Hoffnung auf Rettung schon nahezu aufgegeben. Keiner von uns konnte ja ahnen, dass die Destiny nicht gesprungen war. Wir dachten schon, wir würden dort nicht mehr lebend rauskommen. Aber wir sind es. Dank Ihnen und den anderen.“

    Scott schluckte, murmelte leise: „Aber ich habe Sie da sitzen lassen, Colonel. Während Sie bei Ihrer Crew bleiben wenn mit einem von uns was ist, bin ich die Nacht über nicht auf dem Planeten sondern auf der warmen Destiny geblieben. Sie aber blieben bei mir, als ich in der Spalte auf dem Eisplaneten festhing. Sie blieben bei Riley, als der im Shuttle eingeklemmt war und dort durch seine schweren Verletzungen gestorben ist.“ Young hätte sich am liebsten mit der Flachen Hand an die Stirn geklatscht. Das artete langsam echt in Schwerstarbeit aus. Nicht nur, dass Scott noch weiter bearbeitet werden musste, nein, auch dank ihm schwappte die Wahrheit über Rileys Tod wieder in ihm hoch, von der er bisher nicht einem einzigen etwas erzählt hatte. Young musste höllisch aufpassen, dass es ihn nicht überwältigte, was er ab jetzt zu Scott sagte.

    „Jetzt ist aber Schluss, Lieutenant! Hören Sie endlich auf sich selbst zu zerfleischen. Wo konnten Sie wohl mehr Energie für den Einsatz sammeln? Auf feuchtem Waldboden oder auf der Destiny? Und mal unter uns, meinen Sie nicht auch, dass Telford sich keine Gedanken gemacht hat? Halten Sie ihn für so einen gefühlskalten Klotz?“ Scott senkte den Kopf, deutete ein leichtes Nein an. Young predigte weiter: „Wir beide wissen was Telford in der Vergangenheit angestellt hat. Und dass er heute, nach der Gehirnwäsche, mächtig darunter leidet. Der Kerl wollte alles gut machen, sich keine Fehler erlauben. Mensch, Scott, der Mann hat sich selbst so unter Druck gesetzt, dass er nichts anderes mehr konnte, als Sie wegen Ihres Handelns oder Nichthandels anzubrüllen. Jede Wette, danach war er zwar streng, aber nicht mehr wütend.“ Scott schaute wieder hoch, schwieg aber weiter.
    „Ich sag Ihnen mal was für die Zukunft. Sie werden es selbst irgendwann erleben, wenn Sie kommandieren. Manchmal müssen Sie hart sein und ein Crewmitglied für etwas tadeln. Allein schon, damit die anderen sich daran erinnern und ebenfalls etwas daraus lernen. Egal ob Sie sich persönlich dabei gut fühlen oder nicht. Das gehört zum Job. Ein Beispiel: Als Greer auf der Icarus-Basis Colonel Telford angesprungen hat, hatte ich keine andere Wahl als ihn in den Arrestblock zu stecken. Ein Master Sergeant hat einfach keinen Colonel zu schlagen. Das wissen Sie genauso gut wie ich. Nun zum Zwiespalt: Innerlich hab ich mich köstlich amüsiert über Greers Tat, aber ich durfte es mir nicht anmerken lassen. Verstehen Sie, worauf ich hinaus will?“ Auf Scotts Stirn hatten sich Falten gebildet, es arbeitete sichtlich in ihm. Schließlich schaute er den Colonel an. „Ja, Sir. Ich denke schon. Es ist eine Sache der Autorität… Danke.“ – „Dafür nicht. Jeder stellt seine Entscheidungen einmal in Frage. Ist doch völlig normal, dass Sie sich Gedanken machen wegen Ihres Handelns. Behalten Sie sich das bloß bei, Scott. Das ist verdammt wichtig.“ Scott nickte. Ohne es zu merken, hatte der Colonel gerade genau das ausgesprochen, was Scott so sehr an ihm schätzte – sich Gedanken zu machen.

    Damit war das Thema abgehakt. Gemeinsam hockten sie noch eine ganze Weile beisammen und redeten über Gott und die Welt. Und mit der Zeit begann von Scott die Last abzufallen. Endlich war er das losgeworden, was ihm schon seit Wochen auf der Seele gebrannt hatte. Dass er dabei in aller Ruhe mit Young darüber hatte sprechen können, bedeutete ihm sehr viel.
    Irgendwann jedoch knackte Scotts Funkgerät. Es war Lieutenant James, die ihn bei irgendetwas brauchte. Young wurde fast neidisch. Ihm erschien es eine Ewigkeit her zu sein, dass er im Dienst und mit Funkgerät durch die Gegend gelaufen war. Nun spitzte er die Ohren um auch ja nichts zu verpassen. Doch viel erfuhr er nicht. Nur, dass Scott los musste um James bei was auch immer zu unterstützen. Schade, es war einen Versuch wert gewesen. Als Scott Greer anfunkte, stutze Young: „Hey, Sie können sich ruhig vom Acker machen. Ich schaff das schon alleine hier.“ – „Nichts da, Colonel. Ich habe keine Lust von TJ eins auf den Deckel zu bekommen. Ich warte noch bis Greer hier ist.“ Verdammt, noch eine Pleite. Und genauso kam es. Greer traf ein, Scott verabschiedete sich und Young hatte weiterhin einen Aufpasser am Hals.


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    Reparaturteam

    Nicholas Rush war auf dem Weg zum Reparatur-Team. Da der FTL-Antrieb noch immer kaputt war - Rush wäre fast ausgeflippt, als er es erfahren hatte - zog es ihn bei seinem ersten Ausflug zu Brody, Volker und Park. Natürlich mit Eli an seiner Seite, der mit Argusaugen auf den Wissenschaftler aufpasste. Erst hatte Rush sich nach nur wenigen Metern an der Wand anlehnen und Luft holen müssen, aber dann wurde es ein wenig besser. Langsam und vorsichtig arbeiteten sich die zwei durch die Gänge der Destiny. Eli war so pfiffig gewesen, eine mit Wasser gefüllte Feldflasche mitzunehmen, die Rush dankend annahm.

    Brody, Volker und Park waren gerade dabei neu gewonnene Daten des Reparatur-Roboters auszuwerten, als Rush und Eli um die Ecke bogen. Ruch stutzte. Camille Wray war ebenfalls im Raum, doch etwas war seltsam: Offensichtlich half sie den dreien beim Reparieren, was absolut untypisch für sie war. Rush und Eli wurden natürlich sofort entdeckt und ehrliche Freude seitens der beiden Männer und Dr. Park schwappte ihnen entgegen.

    Die Frau, welche nach Rushs Meinung unmöglich Camille sein konnte, bemerkte, dass ihre Kollegen auf etwas hinter ihr starrten; sie drehte sich auch um – und sah Nicholas mitten im Gang stehen. Sie lächelte und fiel ihm um den Hals. „Gott, Nick, ich bin so froh dich zu sehen.“ Jetzt erkannte der Wissenschaftler, dass es Dr. Amanda Perry, seine Mandy war, die da in Camilles Körper steckte! Aber so richtig konnte er es nicht fassen. „Mandy?“, fragte er leise. Sie nickte. „Ja, Nick. Ich bin’s. Ich helfe den FTL-Antrieb zu reparieren, der“, sie lachte, „wohl schon wieder mal defekt ist.“

    Rush warf einen etwas genervten Blick zu Brody. Niemand hatte ihm gesagt dass sie hier war. Warum? Entschuldigend hob der Architekt die Hände und Mandy erklärte: „Wir wollten dich nicht damit belasten. Darum hat dir niemand etwas gesagt.“ Sie war froh, ihren Freund endlich wieder auf den Beinen zu sehen. Der schien jedoch noch etwas schwer von Begriff zu sein und musste sich erstmal hinsetzen, bevor ihm die Knie noch völlig weich wurden. Mandy setzte sich neben ihn. „Ich weiß, das Ganze ist jetzt bestimmt nicht so leicht für dich zu verkraften, aber es war die einzige Möglichkeit. Sei bitte nicht böse, sie konnten nichts dafür.“ Doch Rush lächelte nur: „Warum sollte ich denn böse sein?“ Auch die anderen Anwesenden mussten lächeln. Kaum war Amanda Perry an Bord, war Rush gezähmt. Bei ihr könnte er gar nicht böse werden.


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    Zuviel des Guten I

    Mit der Zeit bekam Young wieder Hummeln im Hintern und überredete Greer dazu, mit ihm einen kleinen Streifzug durch die Destiny zu machen. Greer war ständig darauf bedacht, dass das Tempo für den Colonel nicht zu hoch wurde. Zuvor hatte er noch mit Trick 17 Youngs Jacke zugeknöpft. Zumindest so, dass sie ihm nicht mehr über die bandagierte Schulter wegrutschen konnte. Mitten in einem angeregten Gespräch steuerten die zwei eher unbewusst den Bereich an, wo die Mitglieder der Luzianer-Allianz gefangen gehalten wurden. Fast auf Türhöhe, bekamen die zwei eine kleine Meinungsverschiedenheit zwischen Gefangenen und Wachpersonal mit. Young wurde schneller.

    Noch bevor Greer ihn daran hintern konnte, war der Colonel auch schon mitten im Geschehen. Lauthals versuchte er sich Gehör zu verschaffen: „Was ist denn hier los, zum Donnerwetter?! Ist man mal ein paar Tage nicht hier, hüpfen die Mäuse auf dem Tisch oder was?!“ Es folgte eine hitzige Diskussion, bei der Greer es immer weniger gelang, seinen angeschlagenen Colonel zurückzuhalten. Der war auf hundertachtzig, knöpfte sich jeden vor, der ihm vor die Nase kam. Die eigentlichen Wachposten sowie Greer versuchten zu schlichten, wussten aber kaum sich richtig zu verhalten. Es war schließlich ihr Vorgesetzter, der mächtig aufgebracht und ohne Rücksicht auf seine Verletzungen mit Varro stritt.

    Gerade als Varro wieder etwas sagen wollte, mischte sich einer seiner Leute, Simeon, ein. „Sie können uns doch nicht bis in alle Ewigkeit hier festhalten, Colonel. Auch wir haben Rechte. Wir wollen raus hier!“, brüllte er dazwischen, während er Varro eiskalt zur Seite schubste. Greer stellten sich die Nackenhaare auf. Sein siebter Sinn sagte ihm, dass der Typ gleich zu einem Angriff übergehen würde. Simeon war einer von derjenigen, die sich am wenigsten unter Kontrolle hatten. Auch Varro ahnte die nahende Explosion Simeons und versuchte ihn zu besänftigen: „Stopp! Du bist ruhig, Simeon. Das können wir auch ohne Stress regeln. Geh wieder zu den anderen und lass mich das machen.“ Doch Simeon dachte nicht daran. Mit angeschwollener Halsader bedrängte er Young und brüllte weiter: „Nichts werde ich. Das Essen ist für den Arsch und überhaupt, Sie können nicht…!“ Greer wollte gerade dazwischenspringen und Young schützen, doch der war schneller. In Sekundenschnelle hatte er das Gewehr, welches er als Krücke in der rechten Hand gehalten hatte, hochgerissen und Simeon in den Lauf springen lassen. Der konnte gerade noch rechtzeitig abbremsen um nicht richtig aufgespießt zu werden. Dabei, ebenfalls mit dickem Hals und dazu nicht ein Stück seiner Schwäche zeigend, drohte Young: „Sie glauben gar nicht, was ich alles machen kann!“ – „Sir, bitte“, Greer hatte die Faxen dicke. Während Varro Simeon an den Schultern gepackt hielt, legte Greer seine Hand auf das Gewehr Youngs um es leicht runterzudrücken. Er wusste, würde Simeon jetzt auch nur einen falschen Mucks machen, würde Young zur Tat schreiten und handgreiflich werden um den Gefangenen endlich zur Besinnung zu bringen. Ob er sich dabei nur eingeschränkt bewegen konnte oder nicht. Wie weit Young bereit war zu gehen, hatte Greer mittlerweile oft genug gesehen. Und auch die anwesenden Wachen gingen jetzt in Stellung, jederzeit bereit eingreifen zu können.

    Und dann eskalierte die Situation. Simeon riss sich von Varro los, ging wieder auf den Colonel zu. Der Mann würde leichte Beute werden, dachte sich Simeon, so verletzt wie er aussah. Aber da hatte er sich gewaltig verrechnet. Der erste Schlag war zwar ein Volltreffer, aber Young hatte sein Gewehr bereits hoch gerissen und schlug es Simeon mitten ins Gesicht. Der hatte mit einer Gegenwehr von Young nun wirklich nicht gerechnet, konnte vor Schreck nicht reagieren. Mit gebrochener und stark blutender Nase taumelte er rückwärts Richtung Varro. Doch statt dass Varro ihn auffing, ließ der ihn einfach zu Boden fallen. Simeon hatte es nicht anders verdient, hatte den Bogen schlicht überspannt. Augenblicklich griffen die Wachposten ein und stellten sich dazuwischen, hielten so die Mitglieder der Luzianer-Allianz in Schach. Besonders Simeon. Varro hob beide Hände um zu signalisieren, dass er sich ergeben würde und machte zusätzlich noch einen Schritt nach hinten. Greer indessen griff sich Young und zerrte ihn wieder raus auf den Gang. Einer der Wachposten rief noch: „Sorgen Sie sich um den Colonel, Sergeant. Wir haben hier alles im Griff.“ Dann drückte der Wachposten auf den Türmechanismus und ließ die Tür zufallen.

    Draußen im Gang lehnte sich Young schwer atmend an die Wand und stützte sich zusätzlich auf das Gewehr. Greer war stocksauer: „Was zum Teufel sollte das denn eben werden, Colonel?“ Es war ihm egal, ob Young ihn für diese Anmache den Kopf abreißen würde. Er wollte noch weiter auf seinen Vorgesetzten Offizier einreden, doch als er merkte das sämtliche Gesichtsfarbe aus dem Colonel schwand, wurde ihm angst und bange. „Sir?“ Young wollte etwas sagen, doch eine ordentliche Schwindelattacke hinderte ihn daran. Er merkte, wie ihm der Schweiß auf die Stirn trat und der Gang anfing sich zu drehen. Scheinbar hatte er sich eben mächtig übernommen. Seine Beine fingen an zittrig zu werden. Greer, jetzt völlig alarmiert, schaffte es gerade noch Young so zu stützen, dass dieser langsam an der Wand runterrutschen konnte um sich zu setzen. „Scheiße, verdammte“, schoss es Greer durch den Kopf. Dann griff er zu seinem Funkgerät und rief nach TJ.


    Fortsetzung folgt...


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